Geschäftsbericht und CSR-Report 2020 - GWG-München
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Begrüßung Liebe Leserinnen und Leser, das Geschäftsjahr 2020 war auf- grund der Corona-Pandemie eines der herausforderndsten und unge- wöhnlichsten in der Unternehmens- geschichte. Doch wir haben uns dieser Situation erfolgreich gestellt und konnten als Fazit 2020 positiv abschließen. Geschäftsprozesse wurden an- gepasst, Projekte weiterentwickelt und mit dem Bau neuer Wohnun- gen wurde begonnen. Die wohl prägendste Veränderung war aber die konsequente Verlagerung der Zusammenarbeit in die digitale Arbeitswelt. Jetzt nehmen wir Sie mit in unsere Projektarbeit 2020, wünschen Ihnen gute Unterhaltung beim Lesen und hoffen, dass wir uns in 2021 – auch ohne Abstand – wieder persönlich treffen können. Ihr Christian Amlong und Ihre Gerda Peter Konzern Geschäftsführung GWG München
Wir in Zahlen 7Hausverwaltungen 445 30.839 verwaltete Wohnungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 100 Seit über Jahren bauen wir für München. 0,7 % Leerstandsquote 7,5 €/m2 Durchschnittsmiete 16 Auszubildende 229 Mio. € Umsatz 19,8 Mio. € Jahresüberschuss C
Inhalt Neues anpacken – flexibel, offen und nachhaltig 2 Vorwort der Geschäftführung Zukunft gemeinsam gestalten 4 Grußwort Bürgermeisterin Verena Dietl CSR-Report 2020 6 Allgemeine Kennzahlen 8 EURHONET – European Housing Network und CSR 10 Förderung der lokalen sozialen Ausgewogenheit 11 Umweltschutz 16 Förderung langfristiger ökonomischer Nachhaltigkeit 22 Verantwortungsvolle Unternehmensführung 28 Personalführung 32 Bau- und Modernisierungstätigkeit der GWG München 38 Jahresabschluss 2020 46 Lagebericht der GWG München für das Geschäftsjahr 2020 48 Bilanz der GWG München zum 31.12.2020 62 Gewinn- und Verlustrechnung der GWG München 64 Anhang zum Jahresabschluss für 2020 65 Bestätigungsvermerk 78 Bericht des Aufsichtsrats 79 Beschluss zur Ergebnisverwendung 79 Interview Mitarbeiter*innen 80 Schneckentempo war gestern Impressum 84 Zeitstrahl 2020 85 Wir vor Ort 86 1
Vorwort der Geschäftsführung Neues anpacken – flexibel, offen und nachhaltig Das Jahr 2020 war beruflich wie privat ein Jahr der Heraus- forderungen. Es hat uns allen viel abverlangt und gleichzeitig gezeigt, wozu wir fähig sind. Flexibilität, gegen- seitiges Verständnis und Unterstützung, Vertrauen – alles Begriffe, die im letzten Jahr mit Leben gefüllt wurden. 2020 waren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unser stärkstes Argument – ohne sie wäre es nicht gegangen! Um den Geschäftsbetrieb unter den neuen Anforderungen der Corona-Pandemie aufrechtzuerhalten, stellten wir kurzfristig unsere Arbeitsweisen um. Über 60 % unserer Tätigkeiten konnten wir erfolgreich ins Homeoffice verla- gern. Auch unter den neuen Umständen haben wir unsere Kernaufgaben, den Bau von bezahlbarem Wohnraum und die umfassende Betreuung unserer Mieterinnen und Mie- ter, souverän gemeistert. Wir sind gestärkt aus dieser Situation herausgegangen und haben die Herausforderung als Chance genutzt, unsere Arbeitswelt umzugestalten. Hierfür wurden Arbeitsprozesse digitalisiert, neue Kom- munikationstools eingesetzt und digitale Kompetenzen ausgebaut. »2020 waren unsere Christian Amlong, Geschäftsführer der GWG München Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unser (Sprecher der Geschäftsführung) stärkstes Argument – ohne sie wäre es nicht gegangen!« 2 Jahresbericht 2020
Mit Blick auf unsere Mieterinnen und Mieter hat sich unsere Strategie der sozialorientierten Hausverwaltung und der Vor-Ort-Arbeit bezahlt gemacht. Die Unterstützung unserer Mieterschaft durch ein eigenes sozialpädagogisches Team ist für uns schon lange selbstverständlich. Doch im letzten Jahr hat sich einmal mehr gezeigt, welche Bedeu- tung es hat. Nicht zuletzt die enge Zusammenarbeit mit den sozialen Einrichtungen in den Stadtvierteln hat geholfen, dass Menschen, die besonders auf die Hilfe an- derer angewiesen sind, nicht allein gelassen wurden. So konnte eine Vielzahl von Unterstützungsangeboten, wie Einkaufshilfe oder Kinderbetreuung, nachbarschaftlich organisiert werden. Nachdem viele unserer Veranstaltungen ausgefallen sind, haben wir uns etwas Neues einfallen lassen, um den Kontakt zu unseren Mieterinnen und Mietern nicht zu verlieren. Statt des jährlichen Mieterfestes haben wir auf eine Reihe von kleineren Freiluftveranstaltungen gesetzt, die unsere Mieterinnen und Mieter von ihren Balkonen aus bestaunen konnten. Feuershows, Clownauftritte und Live-Musik – hier war für jeden etwas dabei, und das alles unter Einhaltung der vorgegebenen Abstands- und Hygieneregeln. Rückblickend hat uns 2020 einen ungeheuren Schub ge- geben. Wir haben nicht nur wichtige Veränderungen Gerda Peter, Geschäftsführerin der GWG München vorangetrieben, sondern auch tolle Leistungen erbracht. Unser Dank gilt daher in erster Linie unseren Mitarbeite- rinnen und Mitarbeitern! Ihr Christian Amlong und Ihre Gerda Peter 3
Grußwort Bürgermeisterin Verena Dietl Zukunft gemeinsam gestalten Im Juni 2020 war der Startschuss für meine neue Aufgabe Gleichzeitig haben auch gut funktionierende Nachbarschaf- als Aufsichtsratsvorsitzende bei der GWG München. ten an Bedeutung gewonnen, das haben uns die letzten Das Amt ist verbunden mit einer großen Verantwortung: Monate eindringlich vor Augen geführt. Das gute Zusam- Verantwortung gegenüber allen, die dringend eine Wohnung menspiel zwischen Hausverwaltung, Sozialpädagog*innen suchen und auf dem freien Markt keine finden. Verant- und den nachbarschaftlichen, sozialen Einrichtungen wortung aber auch denen gegenüber, die bei der GWG hat einmal mehr gezeigt, was die GWG München für ihre München bereits ein Zuhause gefunden haben, immerhin Mieterinnen und Mieter alles leistet. rund 70.000 Münchnerinnen und Münchner. Und schließ- lich Verantwortung gegenüber den Mitarbeiterinnen und So steht die GWG München für die gelungene Umsetzung Mitarbeitern, die sich mit großem Engagement für die von sozialem Wohnungsbau, für Zuverlässigkeit, für Schaffung von qualitativ hochwertigem Wohnraum und Wirtschaftlichkeit, aber auch für ein Unternehmen, bei dem gleichzeitig für ein gutes Miteinander in den Quartieren die Menschen stets im Mittelpunkt stehen. Unter dem einsetzen. Motto »Zukunft gemeinsam gestalten« freue ich mich daher auf die anstehende Zusammenarbeit und die Umsetzung Der Neubau von Wohnungen, der Erhalt unserer Bestands- der für unsere Stadt so wichtigen Bauprojekte. gebäude und die soziale Bewirtschaftung in den Quar- tieren haben für mich absolute Priorität. Doch auch neue Herausforderungen müssen mitgedacht werden: Das Ihre Bürgermeisterin Verena Dietl Thema Mobilität gewinnt eine immer größere Bedeutung im Wohnungsbau, denn Mobilitätskonzepte mit Sharing- Angeboten machen das eigene Auto zusehends verzichtbar und helfen gleichzeitig, Kosten im Wohnungsbau zu sparen. Die GWG München geht hier mit gutem Beispiel voran. Im Juli 2020 war ich bei der Eröffnung der ersten GWG-Mobilitätsstation in Ramersdorf dabei. Es freut mich sehr, dass autofreie Mobilitätsalternativen heute bei den meisten Neubauvorhaben der GWG München bereits mit- gedacht werden, denn sie spielen eine wichtige Rolle im städtischen Instrumentarium, um München in eine klimafreundliche Zukunft zu führen. 4 Jahresbericht 2020
Verena Dietl, Bürgermeisterin »Mobilitätskonzepte mit Sharing-Angeboten machen das eigene Auto zusehends verzichtbar und helfen gleichzeitig, Kosten im Wohnungsbau zu sparen.« 5
CSR-Report 2020 – Allgemeine Kennzahlen Allgemeine Kennzahlen Bestandes mit insgesamt 1.369 Wohnungen beträgt der gesamte, vom GWG-Konzern bewirtschaftete Wohnungs- Wohnungsbestand bestand ca. 3,82 % (2019: ca. 3,83 %) aller Wohnungen in Der GWG-eigene Mietwohnungsbestand erhöhte sich, der Landeshauptstadt München. Diesen Bestand gilt es saldiert um die Abbrüche, durch Neubau und Erwerbe im zu erhalten, qualitativ zu verbessern und kontinuierlich Jahr 2020 um 527 Einheiten (2019: 1.545). auszubauen, um so dem akuten Mangel an bezahlbarem Bei Einbeziehung der Tochtergesellschaft sowie des wei- Wohnraum in München aktiv entgegenzuwirken. terhin für die Landeshauptstadt München verwalteten 2020 2019 Veränderungen Gesamtbestand Anzahl Ø in m² Anzahl Ø in m² Anzahl Ø in m² 1-Zimmer-Wohnung 5.058 34,19 5.086 34,17 -0,55 % 0,05 % 2-Zimmer-Wohnung 12.420 48,31 12.232 48,19 1,54 % 0,26 % 3-Zimmer-Wohnung 8.535 69,02 8.387 68,99 1,76 % 0,05 % 4-Zimmer-Wohnung 3.570 86,66 3.358 87,20 6,31 % -0,62 % 5-Zimmer-Wohnung 253 111,33 246 110,99 2,85 % 0,31 % über 5 Zimmer 33 154,03 33 154,03 0,00 % 0,00 % Summe 29.869 57,07 29.342 56,81 1,80 % 0,46 % Davon frei finanziert 1-Zimmer-Wohnung 3.630 31,48 3.723 31,60 -2,50 % -0,37 % 2-Zimmer-Wohnung 7.500 47,95 7.398 47,83 1,38 % 0,25 % 3-Zimmer-Wohnung 4.756 66,72 4.723 66,63 0,70 % 0,13 % 4-Zimmer-Wohnung 1.499 83,14 1.365 84,12 9,82 % -1,17 % 5-Zimmer-Wohnung 169 110,44 167 109,90 1,20 % 0,49 % über 5 Zimmer 26 152,34 26 152,34 0,00 % 0,00 % Summe 17.580 53,38 17.402 53,06 1,02 % 0,61 % Davon gefördert 1-Zimmer-Wohnung 1.428 41,07 1.363 41,21 4,77 % -0,33 % 2-Zimmer-Wohnung 4.920 48,87 4.834 48,74 1,78 % 0,26 % 3-Zimmer-Wohnung 3.779 71,93 3.664 72,02 3,14 % -0,13 % 4-Zimmer-Wohnung 2.071 89,20 1.993 89,30 3,91 % -0,11 % 5-Zimmer-Wohnung 84 113,13 79 113,28 6,33 % -0,14 % über 5 Zimmer 7 160,32 7 160,32 0,00 % 0,00 % Summe 12.289 62,35 11.940 62,29 2,92 % 0,10 % 8 Jahresbericht 2020
Miethöhen Durch den seit August 2019 geltenden Mieterhöhungsstopp Die durchschnittliche Wohnungsmiete im gesamten Eigen- sind Steigerungen der Durchschnittsmiete nur noch im bestand in 2020 beträgt 7,50 €/m² und hat sich somit um Rahmen der laufenden Neu- und Wiedervermietung mög- 1,21 % gegenüber dem Vorjahreswert von 7,41 €/m² erhöht. lich. Dabei liegen die Wohnungsmieten bereits grundsätzlich Diese Zunahme geht aufgrund des Mieterhöhungsstopps deutlich unter den in München geforderten Mietpreisen auf Erst- und Wiedervermietungen sowie den Abriss von und bilden daher ein bedeutendes Regulativ auf dem Wohnungen mit unterdurchschnittlichen Mieten zurück. Münchner Wohnungsmarkt. 2020 2019 Frei finanziert Anzahl m² Anteil m² Anzahl m² Miete bis zu 4,00 € / m² 165 9.583 1% 172 10.031 Miete zwischen 4,01 € / m² und 6,00 € / m² 2.050 121.883 13 % 2.169 128.105 Miete zwischen 6,01 € / m² und 8,00 € / m² 7.608 393.906 42 % 7.919 404.734 Miete zwischen 8,01 €/m² und 10,00 €/m² 4.739 252.663 27 % 4.569 242.976 Miete ab 10,00 € / m² 2.986 158.520 17 % 2.555 136.331 Summe 17.548 936.555 17.384 922.177 Gefördert Miete bis zu 4,00 € / m² 3 160 0% 3 160 Miete zwischen 4,01 € / m² und 6,00 € / m² 5.577 351.282 46 % 5.530 348.182 Miete zwischen 6,01 € / m² und 8,00 € / m² 3.242 193.278 25 % 3.207 191.153 Miete zwischen 8,01 €/m² und 10,00 €/m² 3.216 205.789 27 % 3.032 193.969 Miete ab 10,00 € / m² 232 15.099 2% 159 10.136 Summe 12.270 765.608 11.931 743.601 Jahresumsatz 2020 2019 Veränderung Es werden hier die Umsatzerlöse nach der Gewinn- und Verlustrechnung gezeigt, jeweils ohne Bestandsverände- Umsatz in TEUR 228.876 T€ 215.756 T€ 6,1 % rungen, aktivierte Eigenleistungen, sonstige betriebliche davon Umsatz Erträge und Zinserträge. Auch wenn sich die Umsatzerlöse aus der Hausbe- kontinuierlich erhöhen, ist die Umsatzsteigerung kein wirtschaftung 220.140 T€ 204.544 T€ 7,6 % primäres Ziel der GWG München, da diese Größe auch abgerechnete Betriebs- und Heizkosten bzw. Nebenkos- tenpauschalen von 57.154 T€ (2019: 52.273 T€) enthalten, welche großteils fremdgesteuert sind. Anzahl der Mitarbeiter*innen 2020 2019 Veränderung Die in der Tabelle genannte Beschäftigtenanzahl berücksichtigt nicht die Geschäftsführung. Anzahl der Beschäftigten in VZÄ im In 2020 wurden zudem durchschnittlich 16 Personen Jahresdurchschnitt 411,60 394,40 4,4 % zum*zur Immobilienkaufmann*kauffrau bzw. Bürokaufmann*kauffrau ausgebildet. Anzahl der Beschäftigten in Köpfen im Jahresdurchschnitt 441,10 429,00 2,8 % 9
CSR-Report 2020 The EURopean HOusing NETwork in Zahlen: EURHONET – 38 Mitglieder 7 Länder 2,2 Millionen Miter*innen European Housing Network 900.000 Wohnungen 14.500 Angestellte und CSR 4 thematische Arbeitsgruppen Das European Housing Network, Eurhonet, ist ein aus Österreich derzeit 38 Wohnungsunternehmen bestehendes Netzwerk Wiener Wohnen – Wien mit Firmensitzen in England, Frankreich, Deutschland, Dänemark Österreich, Italien, Dänemark und Schweden. Diesen Unter- Boligforeningen AAB – Kopenhagen nehmen ist gemeinsam, dass sie im Eigentum der »öffent- Frankreich lichen Hand« stehen, ihre Eigentümer bei der Umsetzung Delphis – Paris städtebaulicher Maßnahmen unterstützen und sie be- FSM – Melun nachteiligten Haushalten durch Bereitstellung von qualitativ Habitat 62/59 Picardie – Calais hochwertigem und bezahlbarem Wohnraum helfen. Opal – Laon Valloire Habitat – Centre-Val de Loire Zwar haben die teilnehmenden Länder in Bezug auf ihre Vosgelis – Vosges Tätigkeiten am Wohnungsmarkt die unterschiedlichsten Deutschland Gesetzesvorschriften zu beachten, aber sie alle verbindet die Bauverein AG – Darmstadt Notwendigkeit, eine nachhaltige Gesellschaft zu schaffen, DOGEWO 21 – Dortmund in der negative Auswirkungen auf die Umwelt durch be- GBG Mannheim – Mannheim wusste und gezielte Aktionen minimiert werden. Gewoba – Bremen GWG München – München Im Eurhonet beschäftigen sich derzeit vier thematische HWB – Hofheim/Taunus Arbeitsgruppen mit den Schwerpunktthemen: VOLKSWOHNUNG – Karlsruhe Italien • Sustainable Construction ALER BCM – Brescia • Social Integration Federcasa Piemonte – Torino • Ageing of the Population CISPEL – Emilia-Romagna • Digital Communications and IT in Housing IPES Bolzano – Bolzano Schweden Im Rahmen der ehemaligen Arbeitsgruppe CSR Corporate Bostadsbolaget – Göteborg Social Responsibility wurde ein Modell entwickelt, bei Botkyrkabyggen – Botkyrka dem Unternehmen über ihre Tätigkeiten auf Grundlage von Bostads AB Mimer – Västerås Corporate-Social-Responsibility-Kriterien berichten Familjebostäder – Stockholm können. Das Modell bildet die Basis dieses Berichtes. CSR Gavlegårdarna – Gävle wird dabei als ein System verstanden, das der Unterneh- Halmstads Fastighets AB – Halmstad mensführung hilft, auf freiwilliger Basis soziale und ökologi- Helsingborgshem – Helsingborg sche Aspekte in die eigenen Unternehmensaktivitäten Hyresbostäder – Norrköping zu integrieren – und dies über die gesetzlichen Bestimmun- ÖrebroBostäder – Örebro gen hinaus. CSR beinhaltet soziale, ökologische und Lunds Kommuns Fastighets AB – Lund wirtschaftliche Aspekte der gesellschaftlichen Verantwor- Skövdebostäder – Skövde tung eines Unternehmens, zielt auf Nachhaltigkeit Stångåstaden – Linköping und beinhaltet gleichzeitig eine ethisch korrekte Haltung Uppsalahem – Uppsala gegenüber allen Angestellten. VätterHem – Jönköping Växjöbostäder AB – Växjö Varbergs Bostad – Varberg England Bolton at Home – Bolton MATRIX Group – Midlands Poplar HARCA – London 10 Jahresbericht 2020
Förderung der lokalen sozialen Ausgewogenheit Gemeinschaft erleben, Spaß haben, zusammen lachen. All das wollten wir in unseren Siedlungen möglich machen – trotz Corona. Am Beispiel der Hofbespielungen in unserer neuen Siedlung in Pasing haben wir gesehen, dass es funktionieren kann. Nachbarschaft ist ein Stück Heimat Welche Aufgabe übernimmt Ihr Nachbarschaftstreff im Viertel? D. Sosnowska: Nachbarschaft ist ein Stück Heimat, in der man sich wohlfühlen will. Hier finden Menschen Freunde und Bekannte, erfahren Unterstützung oder können sich ehrenamtlich engagieren. Der Treff übernimmt dabei eine koordinierende Funktion und bündelt die Aktivitäten an einem Ort. Er ist für alle offen: egal, ob Mann oder Frau, Alt oder Jung, Menschen aus anderen Ländern, Men- schen mit und ohne Behinderung. Hier werden Ideen ausgetauscht und soziale oder kulturelle Projekte zusammen umgesetzt. Das bürgerschaftliche Engagement steht dabei im Mittelpunkt. Wie konnten Sie Ihre Arbeit während der Corona- Pandemie fortführen? D. Sosnowska: Wir haben uns zwar angepasst und Projekte entwickelt, die auch unter diesen Umständen funktionieren. Zum Beispiel hat eine Gruppe die Terrasse unseres Treffs bepflanzt. Sie ist jetzt ein toller Blickfang im Quartier. Doch es war in jeder Hinsicht eine große Herausforderung. Denn der Kern unserer Arbeit besteht darin, Menschen zu- sammenzubringen. Doch wie soll das mit Abstandsregeln und strengen Hygienevorschriften funktionieren? Noch dazu ist unser Treff ganz neu im Viertel. Wir müssen die Menschen, ihre Bedürfnisse und Wünsche erst ken- nenlernen. Per Telefon, E-Mail oder Brief haben wir daher Kontakt zu den Anwohnern aufgenommen. Frau Dagmara Sosnowska leitet seit 2019 den neuen Nachbarschaftstreff in Trägerschaft von QuarterM gGmbH in unserer Wohnanlage in Pasing. Eigentlich befindet sich die Nachbarschaftsarbeit noch im Aufbau, doch dann kam Corona. Zusammen mit ihrem Team und mithilfe eines stadtweiten Netzwerks hat sie kreative Lösungen gefunden, die Gemein- schaft im Viertel zu stärken. 11
CSR-Report 2020 – Förderung der lokalen sozialen Ausgewogenheit Woher bekommen Sie Unterstützung und Anregung für neue Projekte? D. Sosnowska: Zum Glück können wir auf ein tolles, stadtweites Netzwerk zurückgreifen. Wir stehen in engem Austausch mit anderen Einrichtungen, Vereinen und Organisationen. Da kamen viele gute Ideen zusammen. So haben wir auch von foolpool und den Hofbespielungen erfahren. Eine Kollegin von REGSAM kannte die neue GWG-Wohnanlage und die vielen kleinen Höfe, die sich darin befinden. Ein optimaler Platz für die künstlerischen Aktionen. Mit der GWG München als Partnerin haben wir so ein tolles Erlebnis für die Anwohner gestalten können. Dafür sind wir sehr dankbar. »Es war eine rundum gelungene Veranstaltung – für kleine genauso wie PROJEKTSTECKBRIEF für große Zuschauende.« Ein bisschen Abwechslung im an- sonsten doch recht drögen Corona- Alltag: Kunst, Musik und Kultur Wie haben die Menschen reagiert? im Freien anbieten, natürlich unter D. Sosnowska: Sie waren unglaublich dankbar. Zum einen Einhaltung der Abstands- und Hygi- für die Abwechslung und dafür, für einen Abend nicht eneregeln. Mit den Hofbespielungen an Corona zu denken. Zum anderen haben sie sich über wollten wir nicht nur einen guten die hohe Qualität der Musiker und Künstler gefreut. Von Ersatz für unsere Mieterfeste finden. ihren Balkonen aus die Aufführung verfolgen zu können, Wir wollten auch aktiv werden war fast wie im Theater aus der eigenen Loge auf die gegen die Verunsicherung, Verein- Bühne zu blicken. Es war eine rundum gelungene Veran- samung und vielleicht auch Angst staltung – für kleine genauso wie für große Zuschauer. während der Corona-Pandemie. Wir freuen uns schon auf weitere Aktionen! Zusammen mit foolpool haben wir eine Reihe von Veranstaltungen in unseren Siedlungen organisiert, bei denen die Mieterinnen und Mieter bequem vom Balkon aus die Show genießen konnten. Das Programm war für die ganz Kleinen genauso spannend wie für die Großen. In Pasing wurden wir dabei vom Nach- barschaftstreff Pasing unterstützt. Gemeinsam ist uns hier kurz vor Weihnachten eine tolle Aktion gelungen. Feuershow in unserer Wohnanlage in Pasing 12 Jahresbericht 2020
Piko Patrik Leins und Maximilian Auerbach von foolpool haben mit ihren Shows und Performance-Aktionen viel Freude in unsere Siedlungen gebracht. Mal wieder richtig laut lachen oder ganz große Augen vor Staunen kriegen – das ist es, was die beiden mit ihrer Kunst bei den Zuschauenden erreichen. Mit Kreativität gegen die Bei den Hofbespielungen kommt das Publikum nicht ins Theater, sondern die Künstler in die Wohnanlagen. Einsamkeit Was macht den Erfolg dieser Veranstaltungen aus? M. Auerbach: Es gibt mehrere Faktoren zu beachten. Zum Erzählen Sie uns von foolpool. Was steht bei Ihnen einen muss man sich die Spielflächen gut einteilen. Es auf dem Programm? darf nicht zu viel auf einmal passieren, sonst wissen die M. Auerbach: Foolpool gibt es seit 30 Jahren. Wir sind eine Menschen nicht, wo sie zuerst hinsehen sollen. Gleichzeitig vierköpfige Künstlergruppe und reisen für unsere Auf- muss man auf gute Sichtbarkeit achten, alle sollen die führungen auch quer durch Europa. In unserem Repertoire Möglichkeit haben, uns zu sehen. Bei unserer Feuershow haben wir zwei Shows und verschiedene Walking Acts. Bei müssen wir natürlich auch auf genügend Abstand achten. den Shows sitzt das Publikum ganz klassisch vor uns, wie Der Erfolg der Veranstaltung hängt zu einem Großteil im Theater. Die Walking Acts dagegen sind eine Art mobiles auch davon ab, dass genug Werbung gemacht wird. Da Theater und damit standortunabhängig. Unser Schwer- hat Frau Sosnowska in Pasing ganze Arbeit geleistet! punkt liegt auf Physical Theatre, ein Genre der Theaterauf- führung, bei dem die Geschichte, das sogenannte »Story- Welchen Beitrag kann Kultur gerade in diesen telling«, hauptsächlich durch physische Bewegung erzählt Zeiten leisten? wird. Sprache, wie im klassischen Theater, ist dabei nicht P. Leins: Sie hilft gegen Vereinsamung, fördert soziale notwendig, wird aber manchmal auch verwendet. Zusätz- Kompetenz und bietet die Möglichkeit, für einen Moment lich setzen wir auf tolle Kostüme und Requisiten. den Alltag zu vergessen. Gleichzeitig schafft sie Nähe. Bei unseren Veranstaltungen quer durch das Münchner Hat Ihre Erfahrung mit mobilem Theater geholfen, sich Stadtgebiet haben wir auch viele Menschen erreicht, die an die eingeschränkten Möglichkeiten während Corona sonst wenig mit Kultur in Berührung kommen. Dabei ha- anzupassen? ben wir eines festgestellt: Gemeinsames Lachen verbindet! P. Leins: Ja und nein. Der Kontakt zum Publikum und die Einbindung von Freiwilligen in unsere Aktionen sind ein wichtiger Bestandteil unserer Kunst. Wir treten bei Ge- Vielen Dank für das Interview und die schönen Stunden, burtstagen oder auf Messen genauso auf wie bei Firmen- die Sie unseren Mieterinnen und Mietern bereitet haben. feiern oder anderen Events, können uns also flexibel auf wechselnde Umstände einstellen. Schon nach dem ersten Lockdown haben wir daher nach kreativen Lösungen ge- sucht. Mit den Hofbespielungen können wir den Zuschauern auf den Balkonen zwar nicht so nah sein wie sonst, aber dennoch einen guten Kontakt zu ihnen herstellen. 13
CSR-Report 2020 – Förderung der lokalen sozialen Ausgewogenheit Entwicklung des Mietangebots Wohnungen 2020 2019 Veränderung Die GWG München betreibt kontinuierlich Wohnungsneu- bau, wobei sich das Wohnungsangebot an den geänderten Gesamt 29.869 29.342 1,80 % Bedürfnissen orientiert. Fläche in m² 1.704.732 1.667.056 2,26 % Mit insgesamt 347 (Vorjahr: 676) fertiggestellten Wohnun- gen, davon 287 im Neubau (Vorjahr: 676) und 60 aus umfassender Modernisierung (Vorjahr: 0), konnte die GWG München ihren Beitrag zur Wohnraumschaffung in München nochmals steigern. Anteil an senioren- und behindertengerechten 2020 2019 2018 Wohnungen am Gesamtbestand Seit dem Jahr 2008 werden alle Neubaumaßnahmen Anteil in % 15,96 % 15,27 % 13,67 % und – sofern möglich – auch alle umfassenden Moderni- sierungsmaßnahmen bei der GWG München barrierefrei Anzahl 4.768 4.481 3.805 nach Din 18040-2 errichtet. Der Anteil dieser Wohnungen am Gesamtbestand wird daher grundsätzlich kontinuier- lich ansteigen. So wird der demografischen Entwicklung Rechnung getragen. Mietentwicklung Mietsteigerung 2020 2019 2020 fanden keine Bestandsmietanpassungen statt. Für Gesamtbestand alle Wohnungen der GWG München gilt der am frei finanziert 0,00 % 4,68 % 24. Juli 2019 vom Stadtrat der Landeshauptstadt Mün- chen beschlossene fünfjährige Mieterhöhungsstopp zum 1. August 2019, wodurch Mieterhöhungen bei den kommu- nalen Wohnungsgesellschaften erst wieder mit Wirkung ab 1. August 2024 möglich werden. In den Vorjahren wurden im frei fianzierten Bestand noch Mieterhöhungen auf Grundlage des Mietspiegels 2017 vollzogen (2019: 1.641; 2018: 6.330). Dabei konnten Mieter*innen mit einem Einkommensnachweis das Mieterhöhungsverlangen kappen, da auch die frei finanzierten Wohnungen größten- teils einer Mietpreisbeschränkung durch die Landeshaupt- stadt München unterliegen (2019: 518; 2018: 459). Mieter*innenwechsel Mieter*innenwechsel 2020 2019 2018 Die GWG München hat sich zum Ziel gesetzt, die Fluktua- tionsquote dauerhaft unter der Marke von 7 % zu halten. Anzahl interner 43 57 61 Umzüge gesamt Die Fluktuation hat sich in 2020 im Vergleich zum Vorjahr nochmals verringert. Die geringen Fluktuationsquoten, Anzahl Mieter*innen- 1.131 1.140 1.130 sowohl bei den frei finanzierten Wohnungen mit 4,61 % wechsel gesamt (2019: 4,69 %) als auch im geförderten Bestand mit Fluktuation gesamt 2,78 % (2019: 2,96 %), sind ein Indikator für die hohe Zu- 3,84 % 3,97 % 4,19 % in % friedenheit der Mieter*innen angesichts einer angespannten Wohnungsmarktsituation. Davon intern in % 0,15 % 0,20 % 0,23 % 14 Jahresbericht 2020
Immobilienverkäufe Aufgrund der aktuell sehr hohen Nachfrage seitens wirt- schaftlich benachteiligter Haushalte sowie von städtischen Mitarbeiter*innen nach bezahlbarem Wohnraum wurde im Aufsichtsrat der GWG München beschlossen, bis auf Weiteres keine Wohnungen zu veräußern. Investitionen in Stadterneuerung 2020 2019 (inkl. Wohnungsneubau) oder soziale Brennpunkte Durch Investitionen in Stadterneuerungen soll das Wohn- Umsatz 228.876 T€ 215.756 T€ umfeld der Mieterinnen und Mieter verbessert werden. Investitionen 114.606 T€ 131.181 T€ In % 50,07 % 60,80 % Ausgaben für soziale Unterstützung 2020 2019 2018 Externe Dritte 0,00 € 0,00 € 0,00 € Interne Kosten 552.525,41 € 503.070,16 € 757.499,07 € Spenden 4.550,00 € 1.310,00 € 6.260,00 € Summe 557.075,41 € 504.380,16 € 763.759,07 € Anzahl Wohnungen 30.820 30.711 29.405 €/Wohnung 18,07 € 16,42 € 25,97 € Externe Dritte €/Wohnung 0,00 € 0,00 € 0,00 € Spenden €/Wohnung 0,15 € 0,04 € 0,21 € Interne Kosten €/Wohnung 17,93 € 16,38 € 25,76 € 15
CSR-Report 2020 – Umweltschutz Umweltschutz Im Juli 2020 wurde die erste GWG Mobilitätsstation in Ramersdorf eröffnet. Die Mieterinnen und Mieter können sich dort kostenlos ein Elektro-Lastenfahrrad, Einkaufs-Trolleys, Fahrradanhänger und mehr ausleihen. Um die Instandhaltung der Geräte kümmert sich die GWG München zusammen mit Patinnen und Paten aus der Siedlung und einem Vertragspartner. Herr Knopp arbeitet in der Abteilung Projektentwicklung im Team Städtebau und ist Ansprechpartner für Mobilitätskonzepte bei der GWG München. 16 Jahresbericht 2020
GWG München macht mobil Was bedeutet Mobilitätskonzept und welches Ziel verfolgen wir damit? S. Knopp: Im Sinne einer zukunftsfähigen Mobilität besteht in München die Möglichkeit, den Kfz-Stellplatzschlüssel im Wohnungsbau zu reduzieren. Voraussetzung dazu ist die Vorlage eines fundierten Mobilitätskonzeptes, das die Kompensation der fehlenden Stellplätze durch alternative Angebote sicherstellt. Einerseits leisten wir damit einen Beitrag zu den städtischen Klimaschutzzielen. Andererseits Multimodale Mobilitätsstationen können wir darüber hinaus überschüssige, teure Tiefgara- können von der Mieterschaft 24/7 genplätze oder sogar ganze Tiefgaragen-Ebenen einsparen. genutzt werden. Damit können wir die Baukosten senken und steigern zusätzlich die Attraktivität unserer Wohnungen durch das Mobilitätsangebot. Wohnen ohne eigenes Auto – schon Realität oder Welche Projekte stehen als Nächstes an? noch Zukunftsmodell? S. Knopp: Die meisten unserer Neubauvorhaben werden S. Knopp: Die im vergangenen Jahr im Stadtrat beschlos- künftig mit multimodalen Mobilitätsstationen ausge- sene Zielvorgabe ist die Klimaneutralität mit deutlich stattet. So sind weitere Stationen in großen städtischen verringertem Treibhausgasausstoß – das gilt auch für die Entwicklungsgebieten wie Freiham, Bayernkaserne oder GWG München als kommunales Wohnungsbauunterneh- Haldenseesiedlung in Planung. Aber auch kleinere GWG- men. Dabei spielen autofreie Mobilitätsalternativen für Bauvorhaben finden bei diesem Thema Berücksichtigung. unsere Mieter*innen eine wichtige Rolle im geplanten städ- Dabei werden die Mobilitätskonzepte ständig weiterent- tischen Instrumentarium. Durch Mobilitätskonzepte mit wickelt. So kommen neue Komponenten hinzu, während Sharing-Angeboten wird das Auto zusehends verzichtbar. Bausteine, die sich eventuell nicht bewähren, wieder Heute wird das Thema bei den meisten Neubauvorhaben aus dem Angebot genommen werden können. Geplant ist der GWG bereits mitgedacht. Denn multimodale Mobili- beispielsweise, das Thema Mobilität und Inklusion bei tätsstationen, die von der Mieterschaft 24/7 genutzt wer- ausgesuchten Bauvorhaben stärker zu berücksichtigen. den können, und Car-Sharing-Fahrzeuge machen einen Auch sollen Gemeinschaftslösungen für Lieferungen, eigenen Pkw überflüssig. d. h. Paketzustellung in einer zentralen Paketstation, künftig getestet werden. Die Mobilitätsstation ist jetzt ein halbes Jahr im Einsatz, welche Zwischenbilanz können Sie ziehen? S. Knopp: Auch wenn noch eine gewisse »Scheu« zur Verwendung besteht, ist das Interesse sehr groß. Schon ca. 40 % der eingeladenen Mieterschaft haben sich für die Nutzung registriert. Insbesondere das E-Lastenfahrrad, aber auch die Fahrradanhänger mit Korbaufsatz werden häufig genutzt. Unsere Pat*innen spielen hier eine wichtige »Die meisten unserer Rolle bei der Kommunikation und helfen uns, den Mie- ter*innen das Angebot näherzubringen. Neubauvorhaben werden künftig mit multimodalen Mobilitätsstationen ausgestattet.« 17
CSR-Report 2020 – Umweltschutz Stephanie und Michael Drewing sind Paten für die Mobilitätsstation in Ramersdorf. Im Interview erklären sie ihr Engagement. Mobil sein geht auch ohne Privatauto Was dachten Sie, als Sie von unserer Mobilitätsstation zu häufig, aber daran wird ja mittlerweile gearbeitet. Das erfahren haben? Fahrrad ist für viele Bürger*innen in München eine Alter- S. Drewing: Die Mobilitätsstation hat es über eine Twitter- native zum Auto, und das nicht nur im Sommer. Lasten- News von einem Fahrrad-Portal in meine Wahrnehmung räder boomen in der Radl-Szene schon länger, aber ein geschafft und ich war direkt begeistert, dass mein Ver- eigenes Lastenrad ist sehr teuer und oft fehlt es an geeig- mieter so ein Projekt nach München bringt. Als Großstadt neten Stellplätzen an den Wohnungen. braucht München Verkehrskonzepte und Ideen, die zu- kunftsträchtig sind – und der Schlüssel dazu ist ein Mobili- tätsmix für verschiedene Bedürfnisse. Ich bin froh, dass die GWG diese Mobilitätsstation für die eigenen Mieter*in- nen umsetzt. Ich hoffe, dass es nicht bei dieser einen Sta- tion bleibt, sondern dass noch an anderen Standorten weitere entstehen. »Als Großstadt braucht Warum engagieren Sie sich als Paten? München Verkehrskon- S. Drewing: Ich bin begeisterte Radfahrerin und möchte meine Freude am Radfahren mit anderen teilen. Doch zepte und Ideen, die Radfahren ist nicht nur »Spaß« oder etwas für den Sonn- tagsausflug. In München hat das Bürgerbegehren zum zukunftsträchtig sind.« Radentscheid gezeigt, dass eine bessere Infrastruktur für den Radverkehr gewünscht wird. Schmale und schlechte Radwege gibt es im Stadtgebiet leider immer noch viel 18 Jahresbericht 2020
An dieser Stelle wird das Lastenrad in der Mobilitätsstation wichtig: Man kann sich das Fahrrad dort kostenfrei aus- PROJEKTSTECKBRIEF leihen und einfach mal ausprobieren. Sei es, um mal den Wocheneinkauf mit dem E-Lastenrad zu erledigen oder In der Bad-Schachener-Straße in das Kind in den Kindergarten zu bringen – die Möglichkeiten München-Ramersdorf startete die zur eigenen Mobilität werden damit im Viertel erweitert. GWG München ihr Pilotprojekt GWG Mobilitätsstation, das den An- Welche Aufgaben übernehmen Sie als Paten? wohnerinnen und Anwohnern S. Drewing: Ich schaue regelmäßig in der Mobilitätsstation ein Leben ohne eigenes Auto einfach vorbei und prüfe, ob alles, was sich hier ausgeliehen machen soll. In der Mobilitätsstation werden kann, auch ordnungsgemäß genutzt und zurück- können kostenlos ein E-Lastenfahr- gegeben wird. Ich checke den Reifendruck des Lasten- rad, Einkaufstrolleys, Fahrradanhänger rads sowie der Anhänger und pumpe, wenn nötig, mit der und mehr ausgeliehen werden. zur Verfügung stehenden Werkstation wieder Luft auf. Benötigt wird hierfür lediglich ein Und falls doch etwas Größeres defekt ist, gebe ich der RFID-Chip. Um die Instandhaltung GWG Bescheid. der Verleihstation kümmert sich die GWG München zusammen mit Wie kommt die Mobilitätsstation bei den Mieter*innen an? Patinnen und Paten aus der Siedlung. S. Drewing: Sehr gut! Ich sehe regelmäßig Mieter*innen, Kombiniert wird die Mobilitätssta- die mit den Wagen ihren Einkauf erledigen oder junge tion mit dem Car-Sharing-Angebot Eltern, die mit ihren Kleinkindern im Lastenrad unterwegs von STATTAUTO München. sind. Manchmal spielen auch Kinder mit dem Lastenrad. Ich freu mich sehr, wenn ich im Viertel das Fahrrad in Be- nutzung sehe – das zeigt mir, dass es angenommen wird und die Einrichtung der Mobilitätsstation mehr als eine gute Idee war. Nach der Registrierung stehen den Mieter*innen E-Bikes, Lastenräder und Einkaufstrolleys zur Verfügung. 19
CSR-Report 2020 – Umweltschutz Energieverbrauch und CO2-Emission Die gegenüber dem Vorjahr höheren Werte resultieren Den Berechnungen wurde bei der GWG München jeweils aus der Übernahme von älteren Wohnungsbeständen. der Verbrauch von Endenergie zugrunde gelegt, wobei eine getrennte Darstellung für Neubaumaßnahmen nicht möglich ist. Aus ablesetechnischen Gründen beziehen sich die angegebenen Werte jeweils auf das vorangegan- gene Kalenderjahr. Energieverbrauchsklassen 2019 2018 2017 End-Energiebedarf Gesamtbestand Gesamtbestand Gesamtbestand A+: 0–29 kWh / m² / Jahr 0,27 % 0,00 % 0,00 % A: 30–49 kWh / m² / Jahr 0,82 % 0,90 % 0,63 % B: 50–74 kWh / m² / Jahr 2,47 % 3,00 % 1,56 % C: 75–99 kWh / m² / Jahr 9,07 % 13,51 % 7,50 % D: 100–129 kWh / m² / Jahr 24,18 % 27,33 % 18,44 % E: 130–159 kWh / m² / Jahr 17,31 % 23,42 % 20,94 % F: 160–199 kWh / m² / Jahr 22,25 % 18,92 % 27,81 % G: 200–249 kWh / m² / Jahr 17,03 % 9,01 % 16,88 % H: 250 kWh / m² / Jahr und mehr 6,59 % 3,90 % 6,25 % Durchschnittsverbrauch 159,1 kWh/m² Jahr 161,0 kWh/m² Jahr 176,3 kWh/m² Jahr Gesamtverbrauch 259.060 MWh / Jahr 245.679 MWh / Jahr 261.821 MWh / Jahr 2019 2018 2017 CO2-Emission Gesamtbestand Gesamtbestand Gesamtbestand 0–5 kg CO2 / m² / Jahr 0,27 % 0,00 % 0,00 % 6–10 kg CO2 / m² / Jahr 1,65 % 2,10 % 0,31 % 11–20 kg CO2 / m² / Jahr 25,55 % 29,73 % 3,44 % 21–35 kg CO2 / m² / Jahr 38,19 % 43,84 % 35,94 % 36–55 kg CO2 / m² / Jahr 31,04 % 21,62 % 47,81 % 56–80 kg CO2 / m² / Jahr 3,02 % 2,40 % 10,94 % 81 kg CO2 / m² / Jahr und mehr 0,27 % 0,30 % 1,56 % Durchschnittsemission 34,85 kg CO2/m² Jahr 44,94 kg CO2/m² Jahr 48,42 kg CO2/m² Jahr Gesamtemission 56.754 t CO2 / Jahr 68.594 t CO2 / Jahr 71.892 t CO2 / Jahr 20 Jahresbericht 2020
Förderung erneuerbarer Energien Seit 2012 wird der Allgemeinstrom für alle Wohnanlagen der GWG München über den M-Ökostrom-Rahmenvertrag bezogen. 100 % Anteil regenerativer Energien CO2 -Emission der Firmenfahrzeuge 2020 2019 2018 CO2-Emission 7,52 t 9,05 t 8,32 t km Fahrleistung 95.478 131.669 109.079 CO2-Emission 0,79 0,69 0,76 in t/10.000 km Standard der GWG München Die GWG München errichtet alle Neubaumaßnahmen im KfW-Effizienzhaus 70 Standard und erzielt damit gegen- über den gesetzlichen Vorgaben einen um 30 % besseren Wert. Bei den umfassenden Modernisierungen wird dieser Standard ebenfalls angestrebt, kann aber aufgrund wirtschaftlicher und technischer Grenzen nicht immer erreicht werden. Bei energetischen Verbesserungen von Bestandsbauten im Rahmen der Instandhaltung wird der gesetzliche Standard angestrebt. 2020 2019 Fertigstellungen Neubau 287 676 Umfassende Modernisierungen 60 0 Fertigstellungen energetische Modernisierungen 0 0 Fertigstellungen insgesamt 287 676 - davon über gesetzlichen Standard 287 676 - in % 100 100 21
CSR-Report 2020 – Förderung langfristiger ökonomischer Nachhaltigkeit Förderung langfristiger ökonomischer Nachhaltigkeit Für die GWG München bedeutet Nachhaltigkeit, sowohl für die gegenwärtige Gemeinschaft als auch für zukünftige Generationen Verantwortung zu übernehmen. Dabei versuchen wir im Wohnungsbau ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte in Einklang zu bringen. Gerda Peter, Geschäftsführerin GWG München 22 Jahresbericht 2020
Synergien für eine nachhaltige Stadtentwicklung nutzen Was bedeutet für Sie nachhaltige Stadtentwicklung? G. Peter: Nachhaltige Stadtentwicklung bedeutet für mich, die Stadt für unterschiedliche Bedürfnisse, für eine immer stärker differnezierte Stadtgesellschaft zunächst im großen Maßstab so zu entwickeln, dass anstelle konkurrierender Bedarfe Synergien zwischen den Bedarfen und den Bedürf- nissen der Bevölkerung entstehen können. Natürlich immer unter dem Gesichtspunkt der Maßtäblichkeit. Themen wie Mehrfachnutzungen, eine Ausgewogenheit zwischen or- ganisierten und unorganisierten Räumen und das Ausloten von Wachstumsmöglichkeiten mit Vernetzung ins Umland spielen dabei eine große Rolle. Welchen Beitrag kann die GWG München hier leisten? G. Peter: Die GWG München kann durch nachhaltiges und ressourcenschonendes Bauen des Einzelprojektes bis hin zur Entwicklung der eigenen Siedlungen zu zukunfts- fähigen Quartieren mit der entsprechenden Infrastruktur und dem Angebot für die dort lebenden Menschen, also sowohl im Kleinen wie auch im Großen, einen Beitrag »Nachhaltige leisten. Die Stärkung der Identität und Aufenthaltsqualität auch im Freiraum für unsere Mieterinnen und Mieter ist Stadtentwicklung dabei besonders wichtig für mich. bedeutet für mich, Welche Ziele haben Sie sich mit Blick auf die Stadtent- die Stadt für wicklung gesetzt? G. Peter: Ich möchte die Themen Mobilität, Klimaschutz unterschiedliche und Digitalisierung weiter vorantreiben. Für die Stadtent- wicklung können wir z.B. durch die Beteiligung an Quar- Bedürfnisse zu tiersgaragen im Einzelfall die Verkehrsbelastung unmittelbar am Wohngebäude reduzieren. Gleichzeitig kann es entwickeln.« uns dadurch gelingen, Herstellungskosten zu reduzieren. Diese Beträge können wir dann in die Errichtung neuer Wohnungen investieren. Im Neubau möchte ich weiter am flächensparenden Bau- en oder an der Neukonzeptionierung von Wohn- und Arbeitsraum arbeiten. Auch die Werteoptimierung und -erhaltung unserer Bestände im Kontext der Klimaschutz- ziele müssen fortentwickelt werden. Der weitere Ausbau der Digitalisierung ist sowohl für uns im Unternehmen als auch für kundenfreundliche Angebote für unsere Miete- rinnen und Mieter für ein möglichst langes, eigenständiges Wohnen und zur stärkeren Vernetzung im Sinne der zu- kunftsfähigen Stadtentwicklung notwendig. 23
CSR-Report 2020 – Förderung langfristiger ökonomischer Nachhaltigkeit Durch ganzheitliche Quartiersentwicklung attraktive Stadtviertel schaffen Im Juni 2020 wurde der Realisierungswettbewerb Was zeichnet die Beiträge des Wettbewerbs aus? Wiesentfelser Straße ausgelobt. Welche Aufgabe stand S. Kraus: Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich, hier im Mittelpunkt? kreativ und durchdacht die Arbeitsgemeinschaften aus S. Kraus: Mit der Neuplanung des Ladenzentrums, der Architektinnen und Landschaftsarchitekten an die Aufgaben Aufwertung des Außenbereichs und des öffentlichen herangegangen sind. Die acht eingereichten Beiträge lösen Raums in der Wiesentfelser Straße soll die Aufenthalts- die gestellte Aufgabe auf sehr unterschiedliche Weise. qualität gesteigert werden, um die Nachhaltigkeit und Für das Preisgericht war es daher keine leichte Aufgabe, aus Attraktivität des Stadtteils auch im Sinne der städtischen dem breiten Ideenspektrum den im Sinne einer ganzheit- Zielsetzungen des laufenden Sanierungsverfahrens zu lichen Quartiersentwicklung besten Ansatz auszuwählen. sichern. Errichtet werden sollen dabei zusätzlicher neuer Wohnraum mit privaten Grün- und Freiflächen und ein neuer Quartiersplatz mit barrierefreier Wegeführung. So soll der Standort langfristig für die Quartiersbewohner*in- »Die Bereitstellung nen gesichert werden. von bezahlbarem Wohnraum ist eine der Kernaufgaben der GWG München.« Susanne Kraus, Abteilungsleitung Projektentwicklung 24 Jahresbericht 2020
1. Preis: Büro MLA+ Rotterdam, MLA+ Berlin mit N-V-O Architekten München und Treibhaus Landschaftsarchitektur Hamburg Welche Rolle haben ökonomische Aspekte gespielt? PROJEKTSTECKBRIEF S. Kraus: Die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum ist gemäß Beschluss des Stadtrates der Landeshauptstadt Das Wettbewerbsgelände befindet sich in Neuau- München eine der Kernaufgaben der GWG München, für bing im Westen der Landeshauptstadt München deren Erreichung eine intelligente und sparsame Projekt- an der Grenze zum Stadtteil Freiham. Die Wettbe- umsetzung Voraussetzung ist. Bereits von Anfang an werbsaufgabe bestand aus einem städtebaulichen müssen deshalb ein schonender Umgang mit Ressourcen Ideen- und einem Realisierungsteil. Der Ideenwett- und eine kompakte und energieeffiziente Bauweise bewerb hat eine Fläche von ca. 1,9 ha, dazu gehört berücksichtigt werden – auch im Sinne der Nachhaltig- ein Teil des Straßenraums der Wiesentfelser Straße, keit. Diese Vorgaben waren Teil der Aufgabenstellung bei eine Freifläche der Landeshauptstadt München so- der Wettbewerbsbearbeitung und wurden auch seitens wie das Grundstück der Pfarrgemeinde St. Markus. des Preisgerichts positiv bei den Arbeiten der Preisträger Der Realisierungsteil umfasst den Abbruch und bewertet. Neubau des Nahversorgungszentrums der GWG München in der Wiesentfelser Straße 68 samt di- rekt angrenzender Freiflächen. Auf der etwa 8.790 m² großen Grundstücksfläche sollen unter ande- rem ein Ladenzentrum für Handel, soziale Dienst- leistungen, ein Familien- und Kindertageszentrum und ein Mix aus gefördertem Wohnungsbau (EOF) sowie frei finanziertem Wohnungsbau realisiert werden. Den ersten Preis des Realisierungswettbe- werbs hat das Büro MLA+ Rotterdam, MLA+ Berlin mit N-V-O Architekten München und Treibhaus Landschaftsarchitektur Hamburg erhalten. 25
CSR-Report 2020 – Förderung langfristiger ökonomischer Nachhaltigkeit Jährliche Durchschnittsausgaben Instandhaltung 2020 2019 Veränderung Den gezeigten Durchschnittskosten liegen die Gesamtkos- Durchschnitt ten für Instandhaltung zugrunde. Unter Berücksichtigung pro Jahr und 1.260,97 € 1.345,50 € -6,28 % der Fremdkosten für beauftragte Leistungen sowie der Wohnung in € eigenen Personal- und Sachkosten ergeben sich durch- schnittliche Kosten pro Jahr und Wohnung von 1.260,97 €. Der Rückgang gegenüber den Vorjahren begründet sich in der zeitlichen Verschiebung geplanter baulicher Maßnahmen zur Instandsetzung und Modernisierung so- wie den Erfolgen bei der Effizienzsteigerung und Budget- kontrolle in der laufenden Instandhaltung. Jährliche Investitionen Die GWG München investiert einen erheblichen Anteil ihrer Finanzmittel in Neubaumaßnahmen bzw. Bestands- zukäufe zur Erreichung der hohen Bauziele für die Landeshauptstadt München. Dabei ist stets die Zielvorgabe, dass die Neubauinvestitionen über den Abschreibungen auf Sachanlagen liegen. 2020 2019 Investitionen und Investitionen und % des Umsatzes % des Umsatzes Großmodernisierung Großmodernisierung Neubau* 114.606 T€ 50,07 % 131.181 T€ 60,80 % Zukäufe 142.778 T€ 62,38 % 254.922 T€ 118,15 % Modernisierung im Bestand 0€ 0,00 % 0€ 0,00 % Gesamt 257.384 T€ 112,46 % 386.103 T€ 178,95 % * Unter »Neubau« sind auch die aktivierten Investitionen für »Modernisierung im Bestand« enthalten, da aus technischen Gründen keine Differenzierung erfolgte. Leerstandsquote Leerstand 2020 2019 Marktaktive Leerstände über 3 Monate Leerstandsdauer kommen nur in wenigen begründeten Einzelfällen vor, Nicht marktaktiv (technisch) 0,43 % 1,30 % deren Wiedervermietung aktiv betrieben wird. Die nicht marktaktiven Leerstände sind aktiv freigemachte Woh- Marktaktiv/weniger nungen mit dem Ziel, durch Abbruch und Neubau den als 3 Monate 0,40 % 0,20 % Wohnungsbestand zu erneuern. Marktaktiv/mehr als 3 Monate 0,29 % 0,40 % Summe 1,12 % 1,90 % 26 Jahresbericht 2020
Aufteilung des Unternehmensaufwands auf Stakeholder-Gruppen Die Gehälter werden einschließlich Sozialabgaben und Aufwendungen für die Altersversorgung angegeben. Bei den »Lieferanten und Dienstleistern« handelt es sich um Aufwendungen für Instandhaltung und Betriebskosten, Aufwendungen für Baukosten und sonstige betriebliche Aufwendungen sowie Wohnungszukäufe. Unternehmensaufwand 2020 2019 TEUR % des Umsatzes TEUR % des Umsatzes Personalaufwand 32.565 T€ 14,23 % 31.365 T€ 14,54 % Lieferanten und Dienstleister 127.020 T€ 55,50 % 111.874 T€ 51,85 % Steuern 3.230 T€ 1,41 % 2.936 T€ 1,36 % Zinsen und Kosten des Geldverkehrs 23.103 T€ 10,09 % 23.608 T€ 10,94 % Ausschüttungen 0 T€ 0,00 % 0 T€ 0,00 % Summe 185.918 T€ 81,23 % 169.783 T€ 78,69 % 27
CSR-Report 2020 – Verantwortungsvolle Unternehmensführung Verantwortungsvolle Unternehmensführung Wenn es das Thema Barrierefreiheit in die Medien schafft, dann wird meistens über Rampen und Aufzüge an Bahnhöfen, behindertenge- rechte WCs und ähnliche bauliche Maßnahmen berichtet. Doch wie steht es um die digitale Barrierefreiheit? Digitalisierung für alle? Digitale Barrierefreiheit – viele können sich unter diesem Begriff nichts vorstellen. Worum geht es? A. Farnetani: Digitale Barrierefreiheit bezieht sich auf digitale Produkte wie z.B. Softwarelösungen, Websites, Apps oder auch PDF-Dokumente. Analog zur baulichen Barrierefreiheit gibt es auch für die digitale Barrierefreiheit Verordnungen und Gesetze, die einen Mindeststandard festlegen. Das betrifft z.B. Faktoren wie Tastatursteuerung, Kontraste, technische Voraussetzungen für Screenreader etc.. Das Ziel ist, dass alle Onlineangebote selbstständig, also ohne Fremdhilfe, genutzt werden können. 2020 haben wir zusammen mit der mindscreen GmbH die Websites der GWG München und der MGS München neu entwickelt. Als Spezialisten für die Konzeption, Gestaltung und Umsetzung von barrierefreien Web- Projekten geben Annett und Stefan Farnetani, Geschäftsführung der mindscreen GmbH, im Interview einen tieferen Einblick in das Thema. 28 Jahresbericht 2020
Im privaten wie im beruflichen Bereich schreitet die Digitalisierung unaufhaltsam voran und bietet uns schier unendliche Möglichkeiten. Kann das Angebot Stand heute von jedem genutzt werden? A. Farnetani: Leider nein. Es gibt umfangreiche Studien und Tests, die regelmäßig zu diesem Thema durchgeführt werden. Dabei hat sich gezeigt, dass weltweit nur circa 2 % aller Onlineangebote den Mindestanforderungen an die digitale Barrierefreiheit entsprechen. Ein Großteil der Profitieren auch Menschen davon, die nicht auf digitalen Produkte ist also nicht für alle nutzbar. Und das, Barrierefreiheit angewiesen sind? obwohl die Digitalisierung eine tolle Möglichkeit bietet, A. Farnetani: Natürlich! Das ist wie beim Aufzug im U-Bahn- Barrieren abzubauen und schnelle, effiziente Kommunika- hof. Er ist zwar in erster Linie für Menschen gedacht, die tionswege einzuführen. Ein aktuelles Beispiel hierzu: Die z.B. mit einem Rollstuhl oder einer Gehhilfe nicht die Roll- Onlineanmeldeportale für die Corona-Impfung sind eine treppen nutzen können, aber Eltern mit Kinderwagen oder tolle Idee, aber leider wurden sie nicht barrierefrei ent- Menschen mit vielen Einkäufen nutzen ihn auch. Genauso wickelt. Dadurch können sich viele Menschen nicht ohne verhält es sich mit der digitalen Barrierefreiheit. Jeder, der fremde Hilfe für eine Impfung registrieren. Gerade bei so mal eben schnell mit einer Hand eine Nachricht ins Handy einem Thema darf das nicht sein. tippt oder sich ein Zugticket bucht, ist froh, wenn die Buttons groß genug sind und sich die Inhalte auch trotz Grundsätzlich sehen wir aber eine positive Entwicklungs- Sonneneinstrahlung gut lesen lassen. Digitale Barrierefreiheit tendenz: Die digitale Barrierefreiheit ist auf dem Vormarsch, ist für alle von Vorteil! auch wenn es ein langsamer Prozess ist. Wie unterscheiden sich Web-Projekte, die barrierefrei entwickelt werden, von herkömmlichen Web-Projekten? S. Farnetani: Eine gut gemachte, barrierefreie Website unterscheidet sich nicht von einer herkömmlichen Website. Barrierefreiheit ist ein Qualitätsmerkmal, wie z.B. kurze Ladezeiten oder eine übersichtliche Navigation. Für den Nutzer zeigt sich dieses Qualitätsmerkmal in der leichten Bedienbarkeit der Seite. Dazu gehört unter anderem die Steuerung per Tastatur, die Möglichkeit, die Schrift zu vergrößern oder Kontrasteinstellungen vornehmen zu können, oder dass die Seite für fortschrittliche Technologien wie Screenreader optimiert ist. Um Kosten zu sparen, sollte Barrierefreiheit unbedingt von Anfang an mitgedacht und nicht erst im Nachhinein berücksichtigt werden. Das war das tolle am GWG-Projekt: Hier wurde bereits beim Design und dann später bei der technischen Umsetzung die digitale Barrierefreiheit von Anfang an als gesetztes Ziel betrachtet. Das hat uns sehr gefreut. »Barrierefreiheit ist ein Qualitätsmerkmal, wie z.B. kurze Ladezeiten oder eine übersichtliche Navigation.« 29
CSR-Report 2020 – Verantwortungsvolle Unternehmensführung Inklusion auch im digitalen Bereich mitdenken Was war Ihr erster Gedanke, als die Unternehmenskom- Sie haben das Projekt von Anfang an unterstützt – munikation Ihnen das Projekt »Barrierefreie Websites« was war Ihre Motivation dabei? vorgestellt hat? C. Amlong: Moderne Führung bedeutet für mich, Eigen- C. Amlong: Im ersten Moment war ich etwas überrascht. initiative zu stärken, Selbstständigkeit zu fördern und den Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich selbst noch keine Erfah- nötigen Freiraum zu geben, in alle Richtungen zu denken. rung mit diesem Thema gemacht. Gleichzeitig haben Man muss neue Wege gehen, um ein Unternehmen die Kolleg*innen aber auch meine Neugier geweckt, worum weiterzuentwickeln. Deshalb habe ich die Projektver- es sich bei digitaler Barrierefreiheit genau handelt. antwortlichen von Anfang an unterstützt und sie in ihrem Vorhaben bestärkt. Christian Amlong, Geschäftsführer der GWG München (Sprecher der Geschäftsführung) 30 Jahresbericht 2020
»Mit der barrierefreien Umsetzung unserer Websites haben wir unser Angebot nun für alle zugänglich gemacht.« Mit den neuen Features helfen wir Menschen mit motorischen Einschränkungen oder einer Sehbehinderung, unser Angebot zu nutzen. Wie gut konnten Sie die Einschränkungen, die manche Menschen im Onlinebereich erfahren, nachvollziehen? PROJEKTSTECKBRIEF C. Amlong: Wir alle nutzen das Internet oder Apps Tag für Tag ganz selbstverständlich. Zu erkennen, dass das eben Welche Bedeutung das Internet nicht für alle einfach so möglich ist, war ernüchternd. Es für uns hat, zeigte sich nicht zuletzt wurde mir schnell klar, welche Hürden – technisch oder während der Corona-Pandemie. auch im Design – es geben kann. Ich muss sagen, das hat Der Onlinehandel florierte und digi- mich auch betroffen gemacht. tale Unterhaltungsmöglichkeiten boomten. Auch die vielen verschie- Welche Rolle spielt Inklusion für die GWG München? denen Möglichkeiten, mit anderen C. Amlong: Wir bewirtschaften über 30.000 Wohnungen, Menschen trotz Ausgangsbeschrän- in denen mehr als 70.000 Menschen leben. Wir geben kungen zu interagieren, sei es aus also einer Vielzahl an Menschen mit unterschiedlichen beruflichen oder aus privaten Grün- Bedürfnissen ein Zuhause. Sie alle sollen sich in unseren den, zeigten, wie wichtig es ist, dass Wohnanlagen und Stadtvierteln willkommen und gut auf- der Zugang zu Onlineangeboten gehoben fühlen. Daran arbeiten unsere Mitarbeiterinnen allen gleichermaßen ermöglicht und Mitarbeiter Tag für Tag. Es freut mich daher, dass wird. Die GWG München hat daher wir bereits 2017 für unsere Bemühungen für Barrierefreiheit 2020 die Gelegenheit genutzt und mit dem Signet »Bayern barrierefrei« bedacht wurden. sich beim Website-Relaunch nicht Nun möchten wir dieses Engagement auch im Onlinebe- nur auf ein modernes Design fokus- reich fortsetzen. Mit der barrierefreien Umsetzung unserer siert, sondern das Thema digitale Websites haben wir einen wichtigen Schritt in die richtige Barrierefreiheit ins Zentrum ihrer Richtung getan und unser Angebot für alle zugänglich ge- Überlegungen gerückt. Abschlie- macht. Das ist für mich einfach konsequent! ßend wurde die GWG Website dem BIK BITV-Test unterzogen und hat das Siegel erhalten. Der Test ist ein Instrument für die Prüfung der Barrierefreiheit von informations- orientierten Web-Angeboten. 31
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