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Zeitschrift der Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung 71. Jahr Heft 7/8 Juli /August 2018 zum Inhaltsverzeichnis SCHWERPUNKTTHEMA: Multiprofessionelle Teams li 500 Mil s für Kita Gegen ung Schulen Wir backe n Überlast mangel rer Hochsch mit Ihnen und Leh rinnen neue Lehre und Lehrer
HLZ 7–8/2018 2 Zeitschrift der GEW Hessen für Erziehung, Bildung, Forschung ISSN 0935-0489 I M P R E S S U M Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Hessen Zimmerweg 12 60325 Frankfurt/Main Telefon (0 69) 971 2930 Fax (0 69) 97 12 93 93 E-Mail: info@gew-hessen.de Homepage: www.gew-hessen.de Verantwortlicher Redakteur: Harald Freiling Klingenberger Str. 13 60599 Frankfurt am Main Telefon (0 69) 636269 Fax (069) 6313775 E-Mail: freiling.hlz@t-online.de Mitarbeit: Christoph Baumann (Bildung), Tobias Cepok (Hoch- schule), Dr. Franziska Conrad (Aus- und Fortbildung), Holger Giebel, Angela Scheffels (Mitbestimmung), Michael Köditz (Sozialpädagogik), Annette Loycke (Recht), Andrea Gergen (Aus- und Fortbildung), Ka- rola Stötzel (Weiterbildung), Gerd Turk (Tarifpolitik und Gewerkschaften) Gestaltung: Harald Knöfel, Michael Heckert † Titelthema: Andrea Gergen, Christina Nickel, Refe- rat Aus- und Fortbildung im GEW-Landesvorstand Illustrationen: Thomas Plaßmann (S. 33), Ruth Ul- lenboom (S. 4) Fotos, soweit nicht angegeben: Bernhard Trillig (Titel), GEW (S. 6, 7, 31) Verlag: Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbH Niederstedter Weg 5 61348 Bad Homburg Anzeigenverwaltung: Mensch und Leben Verlagsgesellschaft mbH Peter Vollrath-Kühne 70 JAHRE Postfach 19 44 61289 Bad Homburg Telefon (06172) 95 83-0, Fax: (06172) 9583-21 : WIR GRATULIEREN E-Mail: mlverlag@wsth.de Erfüllungsort und Gerichtsstand: Bad Homburg Vor 70 Jahren erschien die erste Ausgabe der HLZ mit einem Vorwort der amerika- Bezugspreis: nischen Militärregierung, zunächst als Zeitschrift für „alle Lehrerverbände“. Ab 1949 Jahresabonnement 12,90 Euro (9 Ausgaben, ein- wurde die HLZ als Zeitschrift der GEW Hessen fortgeführt, in der sich Beschäftig- schließlich Porto); Einzelheft 1,50 Euro. Die Kosten te aller Bildungseinrichtungen und Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen unter sind für die Mitglieder der GEW Hessen im Beitrag enthalten. dem Dach des DGB zusammengeschlossen hatten. Zuschriften: Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder Aus dem Inhalt Rubriken Einzelbeiträge: wird keine Haftung übernommen. Im Falle einer Ver- öffentlichung behält sich die Redaktion Kürzungen 4 Spot(t)light 6 Bessere Bedingungen für Bildung! vor. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen 5 Meldungen 20 Überlastungsanzeigen im Landtag nicht mit der Meinung der GEW oder der Redaktion übereinstimmen. 32 Recht: Eingruppierung 22 Lehrkräfte am Limit 24 Kontrovers: Kopftuch in der Schule Schwerpunkt: Multiprofessionelle Teams Redaktionsschluss: 26 Sprachsensibler Fachunterricht 8 Wie kann Teamarbeit gelingen? 28 Werbung in der Schule Jeweils am 5. des Vormonats 10 Fortbildungskonzepte 30 Aus der Personalratsarbeit 11 Berichte aus der Praxis 31 Die Fach- und Personengruppen: Nachdruck: 13 Akzeptanz und Wertschätzung Sozialpädagogische Fachkräfte Fotomechanische Wiedergabe, sonstige Vervielfälti- gungen sowie Übersetzungen des Text- und Anzei- 14 Teamteaching im Referendariat 34 1818: Wie aktuell ist Karl Marx? genteils, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher 16 Die Grundschule Berg Fidel 35 1918: Der Aufstand der Matrosen Genehmigung der Redaktion und des Verlages. 18 Im Gespräch: Barbara Wenders 36 Repression in der Türkei Druck: Druckerei und Verlag Gutenberg Riemann GmbH 40 Aus dem lea-Fortbildungsprogramm 37 Nachruf: Hellfried Graf ist gestorben Werner-Heisenberg-Str. 7, 34123 Kassel
3 HLZ 7–8/2018 zum Inhaltsverzeichnis KOMMENTAR Menschen zurückgewinnen „Die AfD ist eine rassistische Partei.“ – „Die AfD Aber stimmt es überhaupt, dass nicht alle Wäh- steht für Sozialabbau.“ So heißen die beiden Schlüs- lerinnen und Wähler der AfD ihre Entscheidung aus selsätze des Aufrufs „Keine AfD im Landtag“, über ideologischen Gründen treffen? Sind da überhaupt den die HLZ berichtet hat (Heft 6/2018). Kein Zwei- welche, die zurückzugewinnen wären? Ja, dafür gibt fel: Das ist eine sehr verdienstvolle Initiative, und es Hinweise. Um nur einen zu nennen: Auf die Fra- es ist zum Glück nicht die einzige, die den rassisti- ge, warum sie sich für eine bestimmte Partei ent- schen und neoliberalen Charakter der AfD offenlegt. schieden haben, antworteten nach der Bundestags- Allerdings: So wichtig diese Aufklärungsarbeit wahl die meisten Befragten: „aus Überzeugung“. Das ist, so wirkungslos würde sie wohl bleiben, wenn geht von 54 Prozent bei der Linken bis zu 78 Prozent sich die Gegnerinnen und Gegner der neuen Rech- bei der Union. Nur bei der AfD nannte eine Mehr- ten darauf beschränken würden. Wer der AfD das heit (61 Prozent) „Enttäuschung über andere Partei- Wasser abgraben will, muss nach den Quellen su- en“ als Hauptgrund für ihre Entscheidung. chen, aus denen ihr Zulauf kommt. Wer ihr den Bo- Noch einmal: Wer rassistische Ideologie verbrei- den entziehen will, muss zu verstehen versuchen, tet, ist mit allen demokratischen Mitteln zu bekämp- warum so viele Menschen sie wählen – auch in den fen, im Zweifel müssen Freundschaften gekündigt Gewerkschaften. und Begegnungen boykottiert werden. Aber, wenn der Wohlgemerkt: „Verstehen“ heißt nicht „Verständ- Verweis auf ein persönliches Erlebnis gestattet ist: nis haben“. Erst recht bedeutet es nicht, rassistischen Was mache ich mit einem Schüler, der mir erzählt, Ideologien plötzlich mit Milde zu begegnen. Wer sie dass straffällige Ausländer von der Justiz besser be- pflegt, muss bekämpft werden, sonst nichts. Das gilt handelt würden als Deutsche? Ich habe das beim Be- vor allem für die Funktionärinnen und Funktionäre such im Powi-Leistungskurs eines hessischen Gym- dieser Partei, und zwar unabhängig davon, welchem nasiums erlebt. Hätte ich den jungen Mann, sicher „Flügel“ sie angehören: Auch die angeblich „Gemä- bald wahlberechtigt, mit den Worten „Kleiner Ras- ßigten“ sind Rassisten, denn rassistisch ist die ge- sist“ rechts liegen lassen sollen, weil aus ihm das samte völkische Programmatik der Partei in der Tat. Echo der AfD-Propaganda sprach? Dennoch hat der Kampf gegen die AfD auch eine Es zeugt nicht von Verständnis für rechte Posi- zweite Ebene: den Umgang mit dem Teil ihrer Wäh- tionen, wenn man zu verstehen versucht, wie sozi- lerschaft, der wahrscheinlich über kein geschlosse- ale Brüche, Abstiegsangst und Unsicherheit im Le- nes rechtes Weltbild verfügt. Anders gesagt: Wer die bensumfeld manche Wählerinnen und Wähler in die Wählerinnen und Wähler pauschal gleichsetzt mit Arme der Rechten treiben. Gerade Gewerkschafte- der Partei, die es zu bekämpfen gilt, begibt sich der rinnen und Gewerkschafter sollten noch mehr Wert Chance, wenigstens einen Teil von ihnen für die De- darauf legen, diese Menschen für den Kampf um die mokratie zurückzugewinnen. einzige Alternative zur Schein-Geborgenheit in der Ja, diese Form der Differenzierung ist höchst um- völkischen Gemeinschaft zu gewinnen: soziale Si- stritten. Das Problem des Rassismus werde durch den cherheit und echte Daseinsvorsorge in einem Klima verständnisvollen Hinweis auf die „besorgten Bür- gesellschaftlicher Liberalität. ger“ kleingeredet, heißt es oft. Aber wird nicht um- gekehrt ein Schuh draus? Besteht nicht die Gefahr, Protestwählerinnen und Protestwähler in ihrer Ent- scheidung für die AfD noch zu bestärken, wenn man sie mit den Ideologen des modernen Rassismus pau- schal gleichsetzt? Gehört zur Demokratie nicht auch Stephan Hebel der Versuch, wenigstens die aus Protest Schwanken- den zu überzeugen? Spricht es etwa für demokrati- Stephan Hebel ist Journalist und schreibt regelmäßige Kommentare sches Selbstbewusstsein, zu glauben, dass die eige- und Kolumnen in der Frankfurter nen Argumente dafür nicht genügen? Rundschau.
SPOT(T)LIGHT zum Inhaltsverzeichnis HLZ 7–8/2018 4 Aus den Niederungen Wer es gleichberechtigter möch- te, muss RTL II einschalten. Da wer- den auch Männer zum Objekt gemacht. einer „Kulturnation“ Sechs Exemplare stehen in Telefonzel- len. Man sieht nur ihre weißen Beine, alles andere ist verhüllt. Eine Kandida- tin sucht hier nach dem Traumpartner. Heute oute ich mich. Meine Leser haben mein Mann sehr wütend werden. Fuß- Auf ein geheimes Zeichen hin bewegen Ehrlichkeit verdient! Ich sehe Privat- ball ist nämlich ein hohes Kulturgut! sich Jalousien, und die Männer in den fernsehen. Und zwar nicht nur Spiel- Und die Sendungen, die ich bisweilen Kabinen werden bis zum Bauchnabel filme mit 30 Werbeblöcken, sondern (!) verfolge, sind nichts als Müll. Sagt enthüllt. Von unten nach oben. Fach- richtig geistig-seelischen Müll. Natür- mein Mann. kundig diskutieren die Kandidatin und lich tue ich das aus rein wissenschaft- Auf eine gewisse Empörung stoße eine hoch qualifizierte Moderatorin die lichem Interesse. Schließlich bin ich ich auch bei Freunden und Kollegen, gepiercten und enthaarten Hängeparti- als Lehrerin für die Medienkompetenz wenn ich bestimmte „Fernsehforma- en. Nach der ersten Enthüllungsrunde und die ethische Haltung meiner Schü- te“ erwähne. So etwas sehen sie nicht! wird ein Bewerber aussortiert. Er tritt ler verantwortlich. Und wenn man den Nie und nimmer! Allerdings stellen sie nackisch aus seiner Zelle und verab- Teufel austreiben will, muss man genau sich im Verlauf solcher Gespräche als schiedet sich großmütig. In jeder Run- studieren, in welcher Gestalt er sein Un- bestens informiert heraus. Kennen Sen- de werden die Jalousien ein Stück höher wesen treibt. dungen, von denen ich noch nie gehört gezogen und geben mehr und mehr Tat- Leider kann ich meine Studien nur habe, können die aktuellen Teilnehmer toos, Piercings und Muskelfleisch preis. dann in Ruhe durchführen, wenn mein beim Namen nennen und wissen genau, Ganz zum Schluss sieht man die Köp- Mann außer Haus ist. Sonst stellt er was in der letzten Folge passiert ist. pe, und die Männer dürfen einen Satz sich nämlich sofort spottend neben Aber das wissen sie natürlich alles nur sprechen, schließlich zählt ja auch die mir auf und kommentiert alles, so dass aus der Programmvorschau. Der kann Stimme zum ersten Eindruck. Wenn nur man den Originalton gar nicht mehr man sich nämlich schlecht entziehen. noch zwei Adams übrig sind, zieht sich hört. Mein Mann behauptet, ich sei mit Oder sie sehen solchen Müll nur, wenn auch die Kandidatin aus und erwählt schuld an der Verbreitung solcher Sen- sie krank im Bett liegen oder nachts ihren Traumpartner. Mit dem fährt sie dungen. Und ich würde durch mein nicht schlafen können. Lügner! Ich bin zum ersten Rendezvous. Dort sehen sie Verhalten den Niedergang unserer de- so ehrlich und gestehe, dass ich don- sich das erste Mal bekleidet, was für bei- kadenten Gesellschaft beschleunigen. nerstags gegen 22 Uhr auf den Dach- de ausgesprochen vorteilhaft ist. Nicht „Erkenntnisgewinn“ motiviere boden gehe, zu unserem Hometrainer Dann gibt es noch diese Sport- und mich, sondern ordinäre Schadenfreude und zu einem uralten Fernsehgerät. Den Schinderei-Sendung, in der „anders pro- und unverhüllter Voyeurismus. Wenn Großbildfernseher im Parterre blockiert portionierte Menschen“ 50 bis 100 Kilo ich rachsüchtig wäre, würde ich bei je- mal wieder mein Mann, weil er „Tages- abnehmen möchten. Die werden leicht dem Fußballspiel, das der Gatte gou- themen“ schauen will. Genau zu die- bekleidet auf Autowaagen kalibriert und tiert, dasselbe tun. Mich danebenstel- ser Zeit sortiert aber Heidi Klum „ihre haben nicht nur Doppelkinne, sondern len, spotten und querschießen. Aber ich Mädels“ aus. Arme Kinder, die wirklich jede Menge verdoppelter Körperteile. bin nicht rachsüchtig, außerdem kann meinen, über schauspielerisches Talent „Was läuft denn da wieder für ein Mist?“, zu verfügen, wenn sie beleidigt oder fragt mein Mann, der viel zu früh nach arrogant in die Kamera schauen. Beim Hause kommt. „Ich wollte nur die Super- Aussortieren der „Topmodels“ wird viel Nanny sehen, da gibt es wirklich richtig geweint und geküsst. gute Erziehungstipps. Aber die Sendung Viel geweint wird auch in der Sen- haben sie eingestellt“, erkläre ich voller dung „Zwischen Tüll und Tränen“. Bedauern. Es gibt auch nicht mehr die- Täglich begleitet VOX Frauen unter- ses befriedigende Format, in dem missra- schiedlichster Statur in diverse Braut- tene Gören in die Einöde geschickt wer- modenstudios. Da quetschen sich üp- den, wo sie fern von Smartphones und pige Mädels in schulterfreie Kleider. Da ihrer Clique durch Armut und Arbeit um- quillt tätowiertes Fleisch aus knallen- erzogen werden sollen. gen Miedern und niemand sagt: „Kind, Eigentlich müssten Sie mir dankbar eine lose fallende Bluse wäre günsti- sein! Ich sehe mir quasi stellvertretend ger!“ Da heiraten Frauen in weißen für Sie Fernseh-Müll an, damit Sie in Kleidern, Symbol der Unschuld, die der Zeit etwas Besseres tun können: mit ihrem Bräutigam und den ge- die neuen Romane von Kehlmann oder meinsamen Kindern seit Jahren Zeh lesen, in ARTE einen französischen zusammenleben. Tränenumflort Spielfilm schauen oder eine Fortbil- berichten sie, wie der Kindsva- dung zum Thema „Mobbing“ besuchen. ter den Verlobungsring in ein Dort könnten Sie doch mal nachfragen, Mohnbrötchen eingebacken ob es eventuell einen klitzekleinen Zu- hat und damit vor ihnen auf sammenhang zwischen Mobbing in der die Knie gesunken ist. Gleich- Schule und Müll im Fernsehen gibt… berechtigung? Nie gehört. Gabriele Frydrych
5 HLZ 7–8/2018 zum Inhaltsverzeichnis MELDUNGEN Landeselternbeirat Hessen GEW fordert: Disziplinar- Sommerferien in der wählt neuen Vorstand verfahren einstellen! Landesgeschäftsstelle Der Taunussteiner Korhan Ekinci, Vater Alle Informationen und Bewertungen Die Landesgeschäftsstelle der GEW Hes- von zwei schulpflichtigen Kindern, wur- zum Urteil des Bundesverfassungsge- sen (Zimmerweg 12, 60325 Frankfurt) de zum neuen Vorsitzenden des Landes- richts zum Streikrecht für verbeamtete ist in der Mitte der hessischen Sommer- elternbeirats (LEB) gewählt. Seit einigen Lehrkräfte findet man in der Juli-Aus- ferien vom 9. Juli bis 20. Juli 2018 ge- Jahren ist er bereits in seiner Heimat- gabe der e&w, der diese HLZ beigelegt schlossen. In dieser Zeit können auch stadt und im Rheingau-Taunus-Kreis für ist. Die Staatlichen Schulämter teilten keine E-Mails bearbeitet werden. die Durchsetzung von Elterninteressen inzwischen mit, dass die Disziplinar- Auch die Landesrechtsstelle ist in aktiv. Stellvertretende Vorsitzende sind verfahren gegen mehrere tausend Lehr- dieser Zeit nicht besetzt. In fristgebun- Zerrin Kiris aus Niedernhausen (eben- kräfte, die dem Streikaufruf der GEW denen oder dringenden Fällen wenden falls Rheingau Taunus-Kreis) und Ste- am 16. Juni 2015 gefolgt waren, erneut Sie sich in dieser Zeit als Mitglied bit- phan Wassmuth aus Lohfelden (Kas- „zunächst bis zum 31.12.2018“ ausge- te direkt an die Büros der DGB Rechts- sel). Stephan Wassmuth ist seit einigen setzt bleiben. Dann läuft die Frist für schutz GmbH. Die Adressen der ein- Jahren bereits im Bundeselternrat aktiv eine Beschwerde gegen das Urteil beim zelnen Büros finden sich unter www. und war zuletzt dessen Vorsitzender. Die Europäischen Gerichtshof für Men- gew-hessen.de > Recht > DGB Rechts- GEW Hessen gratulierte den neuen Vor- schenrechte ab. Die GEW forderte, „die schutz GmbH. Ab Montag, dem 23. Juli sitzenden und dankte dem bisherigen Verfahren einzustellen und die Unter- 2018, ist die Landesgeschäftsstelle wie- Vorstand, insbesondere dem Vorsitzen- lagen aus den Personalakten zu ent- der erreichbar. den Rainer Pilz, für die hervorragende fernen“. Eine Wiederaufnahme sei für Zusammenarbeit im Interesse der hessi- alle Beteiligten unzumutbar. Außerdem Praktika – nur zur Steige- schen Eltern, Schülerinnen und Schüler sehe das Disziplinargesetz eine Verjäh- und Lehrkräfte. rung vor, wenn „seit der Vollendung ei- rung der Employability? nes Dienstvergehens mehr als zwei Jah- In der HLZ 6/2018 begründeten Wieb- Fachtagung „InteA – ein re vergangen sind“ (§ 18 Abs.1 HDG). ke Dierkes und Iris Männle, die Prak- Erfolgsmodell?“ am 27.9. tikumsbeauftragten am Institut für Frankfurter Gesamtschulen: Erziehungswissenschaften der Philipps- Anschlüsse – Abschlüsse – Ausschlüsse: Universität Marburg, ihre Sorge, dass Mittwoch, 29. 8. um 19 Uhr Donnerstag, 27. 9.2018, 9.30-16 Uhr, studienbegleitende Praktika vor allem Evangelische Akademie Frankfurt Die Frankfurter Gesamtschulen la- der „Beschäftigungsbefähigung“ die- Römerberg 9 den am 29. August um 19 Uhr zu ei- nen sollen. Durch redaktionelle Kür- Mit „Anschlüssen, Abschlüssen und ner Diskussionsveranstaltung mit den zungen des Artikels sind einzelne As- Ausschlüssen“ befasst sich eine Fach- bildungspolitischen Sprecherinnen und pekte weggefallen, die den Autorinnen tagung zu den InteA-Kurse an be- Sprechern der Landtagsfraktionen in sehr wichtig sind. ruflichen Schulen (Integration durch die Paul-Hindemith-Schule ein. Es geht Den vollständigen Beitrag „Prakti- Anschluss und Abschluss) am Don- um die Frage, was Schulen angesichts ka nur zur Steigerung der Employabi- nerstag, dem 27. September in Frank- einer zunehmenden gesellschaftlichen lity nutzen?!?“ und alle weiterführen- furt. Veranstalter sind die GEW, der Polarisierung leisten sollen und wie sie den Dokumente findet man jetzt auf der Landesausländerbeirat, die Liga der dabei unterstützt werden können. Homepage der GEW unter dem Kurz- Freien Wohlfahrtspflege und die LAG • Infos: www.lea-bildung.de link https://bit.ly/2JU0pDe. Jugendsozialarbeit. Sie wollen eine Zwischenbilanz der 2016 eingeführten InteA-Kurse zum Erwerb der deutschen Gesamtschultag der GEW: Dienstag, 4. September, 10-17.30 Uhr Sprache ziehen. Am Vormittag sind Vorträge von Die Landesfachgruppe Gesamtschulen 3.) Wie gelingt Inklusion? Erfahrun- Dr. Sven Sauter von der Pädagogi- lädt am Dienstag, dem 4. September gen und Perspektiven nach neun Jah- schen Hochschule Ludwigsburg (Bil- 2018, zum Gesamtschultag der GEW ren Inklusion dungswege junger Geflüchteter als Hin- Hessen ein. In Vorträgen und Arbeits- 4.) Der Raum als dritter Pädagoge: dernisläufe) und Prof. Dr. Anke Wegner gruppen geht es um die „Perspektiven Bauten für die Schule von morgen von der Universität Trier (Perspektiven für die hessischen Gesamtschulen zwi- 5.) Schule ohne Not(en): Fördern und der beruflichen Bildung und Integra- schen Inklusion und Zweigliedrigkeit“. motivieren statt strafen und diszi tion) vorgesehen. Nach der Mittags- Kurz vor der Landtagswahl geht es auch plinieren pause gibt es Inputs aus der Praxis aus darum, mit den Vertreterinnen und Ver- Sicht der Lehrkräfte, der Jugendmig- tretern der Landtagsfraktionen ins Ge- Die Veranstaltung findet im DGB-Haus rationsdienste und der Jugendberufs- spräch zu kommen und die Forderun- Frankfurt, Wilhelm-Leuschner-Straße hilfe. Den Abschluss bildet eine Podi- gen der GEW zu artikulieren. Außerdem 67-77 (Nähe Hauptbahnhof), statt. Die umsdiskussion mit den Vertreterinnen sind folgende Arbeitsgruppen geplant: Akkreditierung als Fortbildungsveran- und Vertretern der Fraktionen im Hes- staltung ist beantragt. Der Teilnahme- 1.) Ganztagsschule: Viel mehr als „den beitrag beträgt 15 Euro bzw. 10 Euro sischen Landtag. ganzen Tag Schule“ • Infos: www.gew-hessen.de; Anmel- für GEW-Mitglieder. dung: geschaeftsfuehrung@gew-hessen. 2.) Option Zweigliedrigkeit: Die Chan- • Weitere Infos: www.gew-hessen.de; de, Fax: 069-971293-93 cen des „Bremer Modells“ Anmeldung: info@gew-hessen.de
VORSCHULISCHE BILDUNG zum Inhaltsverzeichnis HLZ 7–8/2018 6 Bildung braucht bessere Bedingungen – auch in den Kitas Unter dem Motto „Bildung braucht Vorsitzendenteam sorgten dafür, dass Forderungen an Land und Stadt bessere Bedingungen!“ protestierten anlässlich des Aktionstags auch For- am 24. Mai rund 150 Kolleginnen und derungen zu den Arbeitsbedingungen Deshalb schließt sich die GEW Offen- Kollegen vor dem Offenbacher Rat- an Offenbacher Kitas aufgestellt und bach den Forderungen der GEW Hessen haus. An der Kundgebung beteiligten an den zuständigen Bürgermeister Pe- an eine zukünftige Landesregierung an, sich auch Fachkräfte aus Kita und So- ter Schneider gerichtet wurden. Um die der GEW-Kreisvorstand in einer Er- zialarbeit. der Forderung der UN-Kinderrechts- klärung für den Kita-Bereich wie folgt Es gelang, eine Menschenkette zwi- konvention gerecht werden zu können, konkretisiert. Er fordert schen Schulamt und Rathaus zu bil- „die Persönlichkeit, die Begabung und • eine deutliche Verbesserung des Per- den, um deutlich zu machen, dass die die geistigen und körperlichen Fähig- sonalschlüssels im Kitas mit einer Ziel- Forderungen an beide Behörden gehen. keiten des Kindes voll zur Entfaltung zu marke von 1 zu 8 im Bereich der 3- bis Was Schulen betrifft, hat die Stadt Of- bringen“, benötigen die Kinder 6-Jährigen und 1 zu 3 im U3-Bereich. fenbach einen jahrzehntelangen Sanie- • anspruchsvolle Räume, um ihre For- • eine maximale Gruppengröße von rungsstau zu verantworten, der zu vie- schungen auf ihrem individuellen Lern- 20 Kindern im Ü3-Bereich bzw. 10 Kin- len Mängeln geführt hat. Der wird nach stand und Interesse anstellen zu kön- dern im U3-Bereich und nach – möglichst kostengünstig – nen, • eine Verbesserung der Arbeits- und abgearbeitet. Schulen, die noch warten • ausreichend Zeit, um diese For- Ausbildungsbedingungen, um das not- müssen, sind arm dran, auch im Hin- schungen in dem ihnen angemessenen wendige Personal dafür zu gewinnen blick auf die in den 1970er Jahren rück- Tempo anstellen zu können, • Vergütung der gesamten Ausbil- sichtslos verbauten Schadstoffe bis hin • stabile Bindungen zu Erwachsenen, dungszeit und deutlich bessere Bezah- zum tödlichen Asbest. die ihnen die nötige Sicherheit in ihren lung der Fachkräfte Im Kitabereich, für den die Stadt Explorationen bieten und • gesetzlich verankerte Regelung zu direkt verantwortlich ist, gibt es viel • gute Beziehungen auf Augenhöhe „mittelbarer pädagogischer Arbeit“ zu verbessern. Das gilt nicht nur für mit Erwachsenen, die sich gemeinsam • deutlich stärkere Berücksichtigung die geradezu schändliche Bezahlung mit ihnen auf Entdeckungstour bege- von sozialen oder sprachlichen Prob- der Fachkräfte, sondern auch für die ben und ihnen Kommunikationen an- lemlagen Arbeitsbedingungen der Erzieherin- bieten, an denen sie wachsen können. • Freistellung für Leitungsaufgaben, nen und Erzieher, die in Vollzeittä- Dafür müssen aus Sicht der GEW auch für die Stellvertretungen tigkeit kaum noch zu ertragen sind. Offenbach die folgenden Bedingungen Von den Verantwortlichen der Stadt Schließlich weist pädagogisches Ar- erfüllt werden: Offenbach fordert die GEW beiten in der Stadt Offenbach zahlrei- • sehr gut ausgebildetes und weiterge- • frühkindliche Bildung als Recht der che anspruchsvolle Komponenten auf bildetes und hoch motiviertes Personal Kinder an die Erwachsenen zu begrei- und ist oftmals sehr anstrengend. So- – auch für die anspruchsvollen Aufga- fen und nicht als zu bewältigende Ver- zialpädagogische Fachkräfte im GEW- ben von Kita-Leitungen waltungsaufgabe, den pädagogischen Kreisvorstand Offenbach-Stadt und im • ein Personalschlüssel, der die Erle- Gedanken konsequent bei der Planung digung der genannten Aufgaben kon- von Kitaneubauten zu berücksichtigen tinuierlich ermöglicht und Ausfall- und • sich beim Personalbedarf deutlich Vorbereitungszeiten angemessen be- oberhalb des gesetzlichen Minimums rücksichtigt zu bewegen • Räumlichkeiten, die Kindern gerecht • tatsächlich qualifizierte Fachkräfte werden: großzügige Außengelände, an- anzustellen und teilqualifizierte Mitar- regende Gruppenräume, Räumlichkei- beiterinnen nachzuqualifizieren ten zur Differenzierung wie Bewegung, • unbefristete Beschäftigungsverhält- Gestaltung, Ruhe etc. nisse zu schaffen und Diese Bedingungen sind nach Auf- • die freien Träger dazu zu befähigen, fassung der sozialpädagogischen Fach- dem dann leuchtenden Beispiel des öf- kräfte in der GEW in Offenbach „kei- fentlichen Trägers zu folgen neswegs flächendeckend erfüllt“: „Wir sehen viele Teams, die sehr kreativ Der Offenbacher Bürgermeister hat je- mit dem Mangel an allen Ecken umge- denfalls schon mal reagiert: Er wolle, so Rund 150 Kolleginnen und Kollegen bil- hen und ihr Bestes geben, um ihrem pä- sagte er bei der Übergabe der Forderun- deten eine Menschenkette vom Staatlichen dagogischen Anspruch einigermaßen ge- gen, „gerne unseren Dialog fortsetzen“ Schulamt als der Vertretung des Landes recht zu werden. Mangelverwaltung ist Wir werden sehen, wohin der führt. Hessen zum Sitz der Stadtverwaltung, die aber kein akzeptabler Rahmen für das, für die Schulen als Schulträger und für die was wir unser wertvollstes Gut nennen – Till Günther, Robert Horak und Micha- Kindertagesstätten zuständig ist. unsere Kinder.“ el Köditz, GEW Offenbach
7 HLZ 7–8/2018 zum Inhaltsverzeichnis VOR DER LANDTAGSWAHL Die Arbeitsbedingungen in den hes- Im Schulbereich fordert die GEW sischen Bildungseinrichtungen haben • 80 Millionen Euro für Arbeitszeit- sich in den letzten Jahren stetig ver- verkürzung und Schuldeputate schlechtert. Die Aufgaben und An- • 70 Millionen Euro für die Gleichstel- forderungen nehmen zu, die Arbeits- lung der Grundschullehrkräfte belastung steigt. Die Arbeitszeit der • und jeweils 50 Millionen Euro für Lehrkräfte ist weiterhin zu hoch, der echte Ganztagsschulen und für die Ver- Nachwuchs fehlt in allen Bildungsbe- wirklichung des Menschenrechts auf reichen und in den Gebäuden regnet es inklusive Bildung oft durch die Decke. Außerdem fordert die GEW Hessen Deshalb fordert die GEW Hessen von von der nächsten Landesregierung, der nächsten Landesregierung ein „So- den Investitionsbedarf für die Sanie- fortprogramm für gute Bildung“ für Ki- rung von Bildungseinrchtungen umfas- tas, Schulen und Hochschulen in Höhe send zu erheben, gesetzliche Mindest- von 500 Millionen Euro pro Jahr. standards bezüglich der Einrichtung und Ausstattung von Schulgebäu- den festzulegen, die sich an zeitgemä- GEW fordert Sofortprogramm ßen pädagogischen und ökologischen Zur Finanzierung des Programms ste- Anforderungen orientieren, und die hen die zusätzlichen Mittel aus der kommunalen Schulträger bei der Er- Neuordnung der Bund-Länder-Finanz- füllung ihrer Aufgaben zu unterstützen. beziehung mit 585 Millionen Euro zur In der Woche vom 22. bis 26. Mai Verfügung. In der mittelfristigen Haus- 2018 fanden an verschiedenen Orten haltsplanung des Landes Hessen ist ge- in Hessen Aktionstage der GEW statt, nügend Geld da, um dieses Programm unter anderem in Rüsselsheim, Fulda, zu finanzieren. Unser Programm war Wiesbaden, Offenbach, Michelstadt, auch schon Gegenstand der Debatten Bensheim, Limburg, Bad Nauheim, Hof- im Landtag (HLZ S.20). heim und Frankfurt. Mit kreativen Ak- Dieses Sofortprogramm umfasst die tionen machten die GEW-Kreisverbän- Bereiche Schule und Hochschulen so- de in der Öffentlichkeit deutlich, warum wie den qualitativen Ausbau der Kin- man für Bildung bessere Bedingungen dertagesstätten. braucht. Konferenzen der Personalräte und Demonstrationen in Frankfurt GEW-Vertrauensleute vormerken und Kassel am 22. September Nach den Sommerferien finden zu- Für Samstag, den 22. September 2018, nächst vier regionale Tagungen für ruft die GEW Hessen gemeinsam mit Personalräte und GEW-Vertrauens- Bündnispartnerinnen und Bündnispart- leute statt: nern, Schülerinnen, Schülern, Eltern • für den Bezirksverband Mittelhessen und Studierenden zu einem landeswei- am 21. August 2018 in Wetzlar ten Protesttag mit Demonstrationen in • für den Bezirksverband Südhessen Frankfurt und Kassel auf. Fünf Wochen am 22. August 2018 in Darmstadt vor der Landtagswahl wollen wir noch • für den Bezirksverband Nordhes- einmal unsere gemeinsamen Forderun- sen am 23. August 2018 in Kassel und gen für gute Bildung in Kitas, Schulen • für den Bezirksverband Frankfurt und Hochschulen öffentlichkeitswirk- am 29. August 2018 in Frankfurt sam vortragen. Die GEW ruft alle Kol- Fotos von oben nach unten: „Sie lassen uns Dienstbefreiung für die „Ausübung einer leginnen und Kollegen zur Teilnahme im Regen stehen“ (Schulfest der Fried-Lüb- (...) ehrenamtlichen (...) gewerkschaftli- auf, um zu zeigen, wie viele wir sind. becke-Schule Frankfurt), „Runter mit den chen Betätigung“ kann auf der Grundla- • Weitere Informationen zum Sofort- Pflichtstunden“ (Hauptwache Frankfurt), ge von § 69 Hessisches Beamtengesetz programm und alle aktuellen Termine „Bildung braucht bessere Bedingungen“ erteilt werden, das auch auf Tarifbe- findet man auf der Homepage der GEW (Offenbach), „Wir backen Lehrerinnen und schäftigte anzuwenden ist. Hessen www.gew-hessen.de. Lehrer“ (Rüsselsheim)
SCHWERPUNKTTHEMA: ARBEIT IN MULTIPROFESSIONELLEN TEAMS HLZ 7–8/2018 8 zum Inhaltsverzeichnis Besser, zusammen, stärker? Gelingensbedingungen multiprofessioneller Zusammenarbeit Die Zusammenarbeit unterschiedlicher Professionen im gische Zugänge zu klären und gemeinsam zu bearbeiten, Schulbereich verläuft nicht immer spannungs- und reibungs- damit die Kooperation reibungslos und produktiv verlaufen frei. Wo liegen Stolpersteine der Zusammenarbeit? Worin kann. Häufig werden nämlich die eigene Rolle und die ei- bestehen Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede? Wie genen Aufgaben in Abgrenzung zu den anderen Professio- können die verschiedenen Professionen einen gemeinsa- nen formuliert, gemeinsame Aufgaben oder gar gleiche Zie- men Kompass entwickeln? Und welche Rahmenbedingun- le hingegen nicht definiert oder nicht erkannt. Dabei ist ein gen brauchen sie dazu? gemeinsames professionelles Verständnis der schulischen Ar- Die GEW organisiert Personal von der Kindertagesstätte beit genauso wichtig wie die wertschätzende Anerkennung bis zur Erwachsenenbildung. Im Rahmen unserer Fortbildun- der Unterschiede. gen oder Fachtagungen treffen also verschiedene Professi- onen aufeinander, die ein durchaus unterschiedliches Ver- „Meine Kinder – deine Kinder“ ständnis von Bildungsprozessen haben. Sie haben vielleicht sogar ganz offiziell einen unterschiedlichen Erziehungs- oder Inklusive Lernprozesse gelingen dann am besten, wenn alle Bildungsauftrag. Sie arbeiten für unterschiedliche Arbeitge- Beteiligten eine gemeinsame Verantwortung für die Klasse ber und für unterschiedlich viel Geld. Und manchmal spre- oder Lerngruppe entwickeln, an einem Strang ziehen und da- chen sie nicht mal dieselbe Sprache. bei ihre jeweilige Fach- und berufliche Handlungskompetenz Wenn wir auf unseren Veranstaltungen die Rollen und das einbringen. Dies ist jedoch vielerorts nicht der Fall, denn die professionelle Selbstverständnis der Kolleginnen und Kolle- Probleme liegen auf dem Tisch: gen spielerisch erarbeiten und reflektieren, treten oft unaus- • Allgemeinpädagogische und sonderpädagogische Profes- gesprochene und mitunter auch falsche Erwartungen der an- sionen sollen in einem hochselektiven, an getrennten Bil- deren Profession gegenüber zutage: dungsgängen ausgerichteten System alle Lernenden im mul- • Regelschullehrkräfte erwarten von den Sonderpädago- tiprofessionellen Team individuell fördern. ginnen und Sonderpädagogen konkrete Unterstützung in ih- • In den meisten Bundesländern gibt es keine überzeugen- rem Fach oder im Umgang mit Heterogenität, obwohl jene den Konzepte für eine solche Kooperation, weil die Imple- in ganz anderer Hinsicht ausgebildet und spezialisiert sind. mentierung der Zusammenarbeit im Rahmen einer entspre- • Gelegentlich kommen explizit Statusfragen zur Sprache: chenden „Personalplanung“, Fort- oder sogar Ausbildung „Warum bekommt die Sonderpädagogin A13, obwohl sie sich nicht sorgfältig vorbereitet wurde oder die gemeinsame Klas- nur um zwei oder drei Kinder kümmert?“ senverantwortung gar nicht intendiert ist. • Auch zwischen schulischem und sozialpädagogischem • Beide Professionen reproduzieren die Muster, die die Kol- oder nicht-unterrichtendem Personal können „falsche“ und leginnen und Kollegen im gegliederten Schulsystem und in oft sehr tradierte Vorstellungen von der jeweils anderen Pro- einer entsprechenden Ausbildung „gelernt“ haben und die fession die gemeinsame Arbeit auf Augenhöhe behindern: sich in der Haltung „Meine Kinder – deine Kinder“ nieder- Lehrkräften wird unterstellt, sie hätten „die Kinder nicht im schlagen können (1). Blick“, Erzieherinnen und Erziehern, sie würden „nicht fach- • Vielfach hat die allgemeinbildende Lehrkraft die „Norma- lich und strukturiert arbeiten“. lität“ im Blick und der Sonderpädagoge oder die Sonderpä- Die multiprofessionelle Zusammenarbeit steht also zu- dagogin die „Behinderung“ (2), so dass das Prinzip der Son- allererst vor der Herausforderung, interprofessionelle Hal- derung schlichtweg in die Klasse verlegt wird. tungen, Vorurteile, spezifische Gewohnheiten und pädago- Derlei Abgrenzungen untereinander können die multi- professionelle Zusammenarbeit belasten und gemeinsame Ziele verstellen. Häufig genannte Probleme In der Praxis multiprofessioneller Zusammenarbeit werden Der Rahmen muss stimmen folgende Probleme besonders oft genannt: • unklare Zuständigkeiten Zur gelingenden Zusammen- und Teamarbeit in Schulen ge- • keine festen Zeiten und Räume hört zuallererst, das erforderliche zusätzliche Personal zu fi- • unterschiedliche Arbeitszeiten; Schwierigkeiten bei der nanzieren und personelle Kontinuität herzustellen, damit sich Terminierung von Teamsitzungen Schulen auf eingespielte Teams stützen können. Die Bedin- • Erleben der Teamarbeit als (zusätzliche) Belastung gungen an den Schulen sind so zu gestalten, dass die ver- • zu wenig personelle Ressourcen; überbeanspruchte oder schiedenen Professionen auf Augenhöhe zusammenarbei- nicht verfügbare Fachkräfte ten und gemeinsam die Schulentwicklung gestalten können. • mangelnde Verankerung oder Akzeptanz des nicht Strukturell bedeutet dies in erster Linie die Absenkung der unterrichtenden Personals bei Kollegium oder Schulleitung Unterrichtsverpflichtung sowie die Bereitstellung fester Ar- • unterschiedliche Bezahlung beitszeitfenster und Räume. • fehlende Augenhöhe, fehlende gegenseitige Anerken- Weitere Probleme ergeben sich mitunter aus unterschied- nung und Wertschätzung lichen Dienstherren und dem unterschiedlichen Status der
9 HLZ 7–8/2018 zum Inhaltsverzeichnis SCHWERPUNKTTHEMA Kolleginnen und Kollegen. Zusätzlich zu den Lehrkräften mit unterschiedlichen Lehrämtern kommen vermehrt DaZ-Lehr- kräfte oder Integrationshelferinnen und -helfer in die Schu- len. Die Zahl der Kolleginnen und Kollegen mit befristeten Verträgen, Honorarverträgen oder Mini-Jobs ist enorm ge- stiegen, insbesondere im Kontext von Ganztagsschulen und Inklusion. Außerunterrichtliche Aufgaben der Schulsozi- alarbeit, in der Nachmittagsbetreuung, bei Einzelfallhilfen oder im Rahmen der Berufsorientierung werden ganz oder teilweise von freien Trägern übernommen. Das kann weite- re Schwierigkeiten mit sich bringen, weil diese Kolleginnen und Kollegen nicht als Teil des Kollegiums wahrgenommen werden oder Personalräte keine Vertretungsmöglichkeiten ha- ben. Aus gewerkschaftlicher Sicht sind insbesondere prekäre Beschäftigungsverhältnisse ohne Tarifbindung abzulehnen. Multiprofessionelles Handeln will gelernt sein on der beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen über Werte In den „Leitlinien der GEW für eine innovative Lehrer_innen- und Haltungen in der täglichen Zusammenarbeit, über den bildung“, die der Gewerkschaftstag im Mai 2017 beschlossen „inneren Kompass“ des eigenen und gemeinsamen Handelns: hat, heißt es unter anderem: • weg von Systemen, die sich passende Kinder „suchen“, „Multiprofessionelle Zusammenarbeit muss in allen Phasen der hin zu Systemen, die sich an Kinder anpassen Lehrer_innenbildung strukturell und konzeptionell verankert wer- • weg von der „Fürsorge“ hin zu echter Teilhabe und einer den. Angehende Lehrer_innen sollen in ihrer Ausbildung ein Ver- kinderrechtsbasierten inklusiven Haltung, wie sie der Berufs- ständnis der gemeinsamen Verantwortung im multiprofessionel- ethos der Bildungsinternationalen formuliert (3) len Team sowohl für die einzelnen Lernenden und Lerngruppen Sowohl die Bildungsverantwortlichen als auch die Kol- als auch für die Entwicklung ihrer Schule gewinnen und diese leginnen und Kollegen sollten die multiprofessionelle Zu- möglichst oft praktizieren können.“ sammenarbeit und deren berufsethische Dimensionen nicht In der Ausbildung soll also nicht nur über Formen der Zu- als Extraaufgabe, sondern als Kernaufgabe von Pädago- sammenarbeit gesprochen werden, sondern sie sollte ange- ginnen und Pädagogen begreifen, für die es in der Ausbil- bahnt, ausprobiert und reflektiert werden. Über professi- dung und in der alltäglichen Arbeit Ressourcen, Raum und onsübergreifende Fort- und Weiterbildungsangebote hinaus Zeit geben muss. Als multiprofessionell zusammengesetzte tritt die GEW daher perspektivisch für ein gemeinsames bil- Bildungsgewerkschaft setzen wir uns für Verständnis, Res- dungswissenschaftliches Kerncurriculum für alle Pädagogin- pekt und ein anerkennendes Bewusstsein für die Unterschie- nen und Pädagogen ein. Einstweilen sollten vermehrt Mo- de und die Gemeinsamkeiten der Kolleginnen und Kollegen delle wie das Bremer Projekt „Von Anfang an gemeinsam“ ein. Der gemeinsame Bildungsauftrag ist es, alle Kinder und erprobt werden, in dem die verschiedenen Ausbildungsins- jungen Menschen zur Entfaltung ihrer Potenziale in einem titutionen für Lehrkräfte und Sozialpädagoginnen und So- inklusiven und demokratischen Bildungswesen zu bringen, zialpädagogen gemeinsame Lehrveranstaltungen anbieten. das sich an Kinder- und Menschenrechten und an Nachhal- Aufgrund des engen Zusammenhangs von Kooperation und tigkeit orientiert. Schulentwicklung sollte das Thema Schulentwicklung mit be- Martina Schmerr sonderem Fokus auf die Organisations-, Personal- und Unter- Martina Schmerr ist Referentin im Vorstandsbereich Schule des richtsentwicklung auch in der Ausbildung verankert werden. Hauptvorstands der GEW; Kontakt: martina.schmerr@gew.de Bei dem Artikel handelt es sich um eine bearbeitete und gekürzte Professionspolitik und Berufsethik Fassung eines Beitrags in der Zeitschrift PÄDAGOGIK, Heft 11-2017 Schwerpunkt „Multiprofesionelle Teams“. Damit sich gemeinsame pädagogische Konzepte und eine ge- meinsame Berufsethik entwickeln können, werden Methoden (1) Thomas Franzkowiak: Meine Schüler, deine Schüler, unsere Schü- und Instrumente immer bedeutsamer, die eigentlich schon ler – Welche Kompetenzen erwarten GrundschullehrerInnen von den lange in der Schulentwicklung und in der Aus- und Fortbil- sonderpädagogischen Lehrkräften im Gemeinsamen Unterricht? In: dung ihren festen Ort haben sollten: professionelles Feed- Gemeinsam leben. Zeitschrift für Inklusion, 20. Jg., 1/2012, S. 12-19 back, kollegiale Fallberatung, kooperative Planung, Hospi- (2) Hans Wocken: Die Bildung von Sonderpädagogen neu denken! in: Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen (Hrsg.): tation oder Supervision. Sehgeschädigte Kinder in allgemeinen Schulen – heute ein Regelfall? Darüber hinaus tritt die GEW in ihrem Beschluss dafür Hannover 1998, S. 20-37; www.hans-wocken.de/Werk/werk35.pdf ein, dass auch berufsethische Fragen bereits in der Ausbil- (3) GEW und Bildungsinternationale (2013/2005): Erklärung der dung einen Platz haben: Bildungsinternationalen zum Berufsethos der im Bildungs- und „Die GEW fordert eine partizipative berufsethische Diskussion Erziehungsbereich Beschäftigten und Reflexion in der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Leh- rer_innen (…). Hierfür stellt das ‚Berufsethos der im Bildungs- und Erziehungsbereich Beschäftigten‘ der Bildungsinternationa- GEW-Fachtagung am 6. September in Frankfurt len eine gute Grundlage dar.“ Martina Schmerr ist eine der Referentinnen bei der GEW- Besonders die bildungspolitische und pädagogische Heraus- Fachtagung zur Arbeit in multiprofessionellen Teams am forderung der Inklusion erfordert eine gemeinsame Reflexi- 6. September in Frankfurt (HLZ S. 14).
SCHWERPUNKTTHEMA zum Inhaltsverzeichnis HLZ 7–8/2018 10 Voll von der Rolle? Lehrer(fort-)bildung für die professionelle Rollenfindung „Ihr müsst einfach klar eure Rolle definieren!“ So lautet der tem. Das bedeutet hier: So lange die Schülerinnen und Schü- simpel klingende Lösungsvorschlag für die multiprofessionel- ler das Labeling praktizieren und neben der Kategorisierung le Zusammenarbeit im „inklusiven Team“. Das klingt einfach „sonderpädagogischer Förderbedarf“ die positiv diskriminie- und ist doch sehr kompliziert, da alle vor Ort wissen: Es reicht rende Kategorie „Gymnasialempfehlungskinder“ aufmachen, nicht, dass ich auf einem Schulentwicklungstag meine Rol- d.h. ihre „eigene Diagnose“ als Leistungsträger dem System lendefinition in drei Schlagworten auf ein Moderationskärt- zurückspiegeln, werden automatisch damit auch die Lehr- chen schreibe und zu den anderen an die Kartonwand hefte. kräfte des Teams in ihren Zuständigkeiten eingeteilt: „ech- Damit ist das Problem der Rollenfindung nicht gelöst, auch te Lehrkräfte“ für die Guten und „Fördertanten“ für diejeni- wenn es alle an diesem Schulentwicklungstag gut und ernst gen, „die es nicht rallen“. meinten, denn es artikuliert sich vielmehr in einer großen In mehreren Forschungsprojekten versuchen wir, die- wechselseitigen Abhängigkeit aller Akteure in der Praxis (1). ser Problematik der Rollenfindung zu begegnen, indem wir aus Fallbeschreibungen wie der vorangegangenen Diskussi- onsanlässe für die Lehreraus- und ‑ fortbildung entwickeln, „Echte Lehrkräfte“ und „Fördertanten“ die es dann erlauben, Handlungsalternativen zu entwickeln. Deutlich wird das an den Aussagen einer Sonderpädagogin einer Integrierten Gesamtschule, die dort gemeinsam mit Re- Konzepte für die Lehrerausbildung gelschullehrkräften in Integrationsklassen mit Kindern mit diagnostiziertem sonderpädagogischem Förderbedarf unter- In dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt Biprofessional (FKZ richtet (2). Diese lobt vollkommen unerwartet den ansonsten 01JA1608) im Rahmen der gemeinsamen Qualitätsoffensi- ja eher unbeliebten Vertretungsunterricht, da sie dann „öfter ve Lehrerbildung von Bund und Ländern haben Bachelor- mal auch die ganze Klasse hat“. Das ist ihr wichtig für „ein studierende unterschiedlicher Lehramtsstudiengänge der besseres Standing in der Klasse“. Ihre Rollenfindungsschwie- Universität Bielefeld die Möglichkeit, in Praktika konkre- rigkeiten im Team-Teaching resultieren nämlich nicht nur te Erfahrungen in der Arbeit mit bildungsbenachteiligten aus wenig gleichwertigen Kooperationsformen mit den Re- Schülerinnen und Schülern und mit Kindern und Jugendli- gelschullehrkräften (3), sondern auch aus der daraus unmit- chen mit Fluchterfahrung zu sammeln. Hier zeigt sich, dass telbar resultierenden mangelnden Akzeptanz bei den Schü- die Lehramtsstudierenden durchaus hinsichtlich der avan- lerinnen und Schülern: cierten pädagogischen Techniken auf ein nicht unerhebli- Denn wenn man sich „immer nur um die Schwächeren küm- ches Methodenrepertoire zurückgreifen können, während mert oder immer nur, ja, mit den Förderkindern arbeitet, dann Fragen der Umsetzung politischer Teilhabe (4) oder der bio- kann das sein, dass die Stärkeren irgendwie, dass die das nicht graphisch belasteten Persönlichkeitsentwicklung (5) sie viel- ganz ernst nehmen, dass du da, Frau Gerber ist ja die Förder- fach überfordern. Um auch solche Fragen später im multi- tante hier bei uns (…), die hat uns gar nichts zu sagen, weil wir professionellen Team ko-konstruktiv bearbeiten zu können, machen Abitur.“ werden Formate entwickelt, innerhalb derer Lehramtsstudie- Ganz gleich also wie diese Förderpädagogin ihre eigene Rolle rende zusammen mit Studierenden der Sozialen Arbeit in definiert, so wird diese immer auch vom System der Klasse Tandems Schulen erkunden, um ihre jeweils unterschiedli- bzw. der Schule mit definiert. In diesem Falle sind dies die chen professionellen Sichtweisen miteinander abzugleichen. leistungsfähigen Schülerinnen und Schüler, deren Einstel- Die Hoffnung ist, dass Studierende, die bereits in der Aus- lung die Förderpädagogin lachend so beschreibt: bildung sich intensiv auf die „andere Perspektive“ der ko- „Frau Gerber ist ja eigentlich nur für die da, die es nicht rallen. operierenden Profession eingelassen haben, bereits im Stu- Und, äh, gut das ist nicht ausgesprochen, aber das ist so mein dium Kommunikationsformen erproben und vermittelt über Empfinden, vielleicht stimmt es auch gar nicht.“ eine „gemeinsame Sprache“ dann auch Kooperationsfähig- Unklar bleibt allerdings, ob ihr unsicheres Lachen eher auf keiten erwerben können, die das spätere Zusammenarbei- ihre eigene Verunsicherung oder auf die Haltung der Schüle- ten erleichtern (6). rinnen und Schüler zurückzuführen ist. Auf jeden Fall fährt sie erneut mit lachendem Unterton fort: Konzepte für die Lehrerfortbildung „Wenn ich denen mal was sage, dass die überhaupt nicht reagie- ren, während wenn ich im gleichen Ton einem Förderschüler, In Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Lehrerforsche- beziehungsweise es sind ja oft auch Kinder mit Migrationshin- rinnen und -forschern der Bielefelder Versuchsschule Ober- tergrund, (…) dass die schon sehr auf mich reagieren und auch, stufen-Kolleg sollen mehrere Konzepte erarbeitet werden, ach also auch nicht alle, ne, es gibt auch mal Disziplinprobleme, sowohl für Einzelfortbildungsmaßnahmen als auch für schul- aber wenn ich zum Ahmet sag, Mensch, hör mal zu, das darfste interne Lehrerfortbildungen für die gesamte Schule (SchiLF). aber nicht, dann reagiert der mehr auf mich als einer von die- So untersuchen wir im Projekt ProFiS (FKZ 01NV1702A-D) sen [leiser] Gymnasialempfehlungskindern.“ die „Professionalisierung durch Fallarbeit für die inklusi- Deutlich wird hier, dass die eigene Rollendefinition immer ve Schule“. Das Forscherteam des Verbundprojekts der Uni- abhängig ist von den Rollendefinitionen der anderen im Sys- versitäten Bielefeld (Allgemeine Erziehungswissenschaft),
11 HLZ 7–8/2018 zum Inhaltsverzeichnis SCHWERPUNKTTHEMA Flensburg (Schulpädagogik), Frankfurt am Main (Sonderpä- matisch unbewusst in die Dominanz einer nicht-inklusiven dagogik) und Siegen (Soziale Arbeit) ist selbst multiprofessi- Leistungsorientierung zurückfallen wird. onell zusammengesetzt und entwickelt Fortbildungsmaterial Denn wie die „Fördertanten“ und „Gymnasialempfeh- anhand von Fallstudien zu Schulbegleitungen, die im der- lungskinder“ zeigen: Seine Rolle definiert man nie allein! zeitigen System für viel Irritation sorgen. Dieses soll dann Martin Heinrich in einem Fortbildungssetting mit Professionellen in unter- schiedlichen Positionen (Schulleitungen, Regelschullehrkräf- Prof. Dr. Martin Heinrich ist Professor für Schulentwicklung und te, Sozialpädagogik, Sonderpädagogik, Schulpsychologie) Schulforschung und Leiter der Wissenschaftlichen Einrichtung der diskutiert werden, um durch die Fallstudien zu Schulbeglei- Versuchsschule Oberstufen-Kolleg der Universität Bielefeld. tungen dazu angeregt zu werden, die eigenen Aufgabenbe- (1) S. Bender und M. Heinrich (2016): Alte schulische Ordnung in neuer reiche innerhalb des Organisationsganzen und der pädago- Akteurkonstellation? 62. Beiheft ZfPaed, S. 90-104. gischen Gesamtkoordination zu definieren (7). (2) Dazu ausführlich: M. Heinrich, A.-K. Arndt und R. Werning (2014): Im Projekt Re-L_ink (FKZ: 01NV171 OC) zum Thema „Re- Von „Fördertanten“ und „Gymnasialempfehlungskindern“. Professionelle flexion, Leistung/Inklusion – Qualifizierungserfordernisse für Identitätsbehauptung von Sonderpädagog/inn/en in der inklusiven einen reflexiven Umgang mit Leistung in der inklusiven Se- Schule. In: ZISU (3), 1, S. 48-71. (3) M. Heinrich und R. Werning (2013): „It‘s Team-Time“? Unterrichts- kundarstufe“ gehen wir der Frage nach, wie Lehrkräfte die kooperation von Sonderpädagog/inn/en und Fachlehrkräften angesichts beiden „Bildungsaufträge“ von Leistungsorientierung einer- zeitlich knapper Ressourcen und asymmetrischer Beziehungen. Journal seits und individuell angemessener inklusiver Bildung für alle für Schulentwicklung, 17(4), S. 26-32. andererseits in der Praxis konkret bearbeiten. Diese Analysen (4) M. Heinrich und J.C. Störtländer (2017): PISA als epochaltypisches zu den spezifischen Bewältigungsmodi dieses Spannungsfel- Schlüsselproblem der Erziehungswissenschaft? In K.-H. Braun, F. Stü- big und H. Stübig (Hrsg.): Erziehungswissenschaftliche Reflexion und des von gleichzeitiger Inklusions- und Leistungsorientierung pädagogisch-politisches Engagement. Wiesbaden: VS, S. 93-108. sollen dann wiederum in Fallbeschreibungen übersetzt wer- (5) M. Heinrich und K. te Poel (2018): Integration durch Leistung als den, die in Lehrerfortbildungsmaßnahmen und einer darauf „Inklusionsfalle“. In: M. Walm, T. Häcker, F. Radisch und A. Krüger (Hrsg.): aufbauenden SchiLF-Konzeption eingesetzt werden. Hierbei Empirisch-pädagogische Forschung in inklusiven Zeiten. Bad Heilbrunn: möchten wir sowohl auf die individuellen Bewältigungsmo- Klinkhardt, S. 253-268. di in Einzelfortbildungen eingehen, da ein Vorgängerprojekt (6) B. Hopmann, C. Demmer und O. Böhm-Kasper (2017): Multiprofessio- nelle Kooperationen in inklusiven Ganztagsschulen als Erfahrungs- und gezeigt hat, wie unterschiedlich die Perspektiven auf Leis- Reflexionsfeld angehender Lehrkräfte und sozialpädagogischer Fach- tung und Inklusion zwischen Lehrkräften und Professionel- kräfte. In: N. Thieme und M. Silkenbeumer (Hrsg.): Die herausgeforderte len der Sozialen Arbeit sein können (8), und zugleich eine Profession – Soziale Arbeit in multiprofessionellen Handlungskontexten. schulinterne Lehrerfortbildung für die ganze Schule konzi- Lahnstein: neue praxis, S. 95-106. pieren. Denn wir gehen fest davon aus, dass eine Schule, die (7) C. Demmer, M. Heinrich und A. Lübeck (2017): Rollenklärung als zentrale Professionalisierungsherausforderung im Berufsfeld Schule an- angesichts des durch Leistungstests und zentrale Prüfungen gesichts von Inklusion. In: DDS – Die Deutsche Schule. (109), 1, S. 28-42. entstehenden Leistungsdrucks nicht für sich eine reflektierte (8) M. Heinrich, C. Faller und N. Thieme (2014): Neue alte Bildungsun- Schulkultur entwickelt hat, wie in dieser Situation die An- gleichheit durch professionskulturellen Dissonanzausgleich in differen- sprüche auf inklusiven Unterricht durchzusetzen sind, auto- ziellen Lernmilieus? In: DDS – Die Deutsche Schule, (106), 1, S. 30-49 Aus der Praxis: Teamarbeit an einer Förderschule Zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechts- konvention gibt es weiterhin die Förderschulen, insbesonde- re im Bereich der Förderschwerpunkte Geistige Entwicklung (GE) und Körperlich-Motorische Entwicklung (KME). Als Pä- dagoginnen und Pädagogen an einer KME-Schule sehen wir uns auf dem Weg zur „Restschule“. Umso wichtiger ist den Kolleginnen und Kollegen an den Förderschulen, die Arbeit im multiprofessionellen Team zu pflegen und zu erhalten. An diesen Schulen arbeiten nicht nur Lehrkräfte, sondern auch sozialpädagogische Fachkräfte im Schuldienst des Lan- Ulrike Watzke, Silke Mayer-Schwab und Heide Krodel-Johne des Hessen als Erzieherinnen und Erzieher, Heilpädagoginnen und Heilpädagogen und als Therapeutinnen und Therapeuten. Die Erfahrungen der einzelnen Personen können somit auf Die Pflege wird von einem anderen Träger übernommen, ar- kurzem Wege an alle weitergegeben werden, was einen offe- beitet aber gleichberechtigt mit im Team. Dasselbe gilt für die nen Umgang miteinander und das Vertrauen in die Profession Therapeutinnen und Therapeuten von „außerhalb“. der anderen voraussetzt. Teamfähigkeit bedeutet hier, dass jede Die Professionen gestalten den Schulalltag gemeinsam. und jeder spontan und flexibel auf Situationen reagieren kann, Jede Profession übernimmt gemäß ihrer Ausbildung einen was wiederum bedeutet, dass man andere wertschätzt und sich Teil des Tagesgeschehens. So ist jede in der Lage, sich von bemüht, trotz aller Regeln und Strukturen, die ein Schulall- den anderen etwas abzuschauen, Besonderheiten und Tech- tag vorgibt, mit völlig neuen Situationen zurechtzukommen. niken zu lernen: Wie lagere ich ein Kind physiologisch rich- Der große Vorteil im Team zu arbeiten ist, dass man tig? Wie verhalte ich mich bei einem epileptischen Anfall? schnell in der Lage ist, mit einem kleinen Schülerkreis zu Wie funktioniert die Technik der Nahrungssonde? Wie gehe differenzieren, kleinere Fördereinheiten anzubieten. Da die ich mit dem Gerät für die unterstützte Kommunikation um? Kolleginnen und Kollegen von der sonderpädagogischen Zu-
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