Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
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Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich Eine Zeitschrift des Nr. 115 / 1-2017 / März 2017 / 2,50 € Eine Zeitschrift des Fahrtgastverbandes PRO BAHN Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Inhalt Seite Seite Inhalt / Impressum 2 Starkenburg In eigener Sache 3 Der Nordast der Odenwaldbahn wird gestärkt 23 Blickpunkt Entlastung durch die Bachgaubahn? 24 ÖPNV in Wiesbaden: eine unendliche Geschichte 4 Rhein-Neckar Citybahn Wiesbaden: Was ist geplant? 5 Noch mehr Verzögerung bei der S-Bahn 26 Die Aartalbahn: Joker oder Bremse? 6 S-Bahn soll zur BASF fahren 27 Foto-Impressionen von der Aartalbahn 7 Strecke Zweibrücken - Homburg kommt wieder 27 Wann fährt die Nassauische Touristik-Bahn wieder? 8 Rheinland-Pfalz/Saarland Erste Erfahrungen mit der Mainzelbahn 9 Wieder Fernverkehran der Mosel? 28 Politik Langes Warten auf die Hunsrückbahn 28 Beteiligungsverfahren Hanau - Fulda - Würzburg 10 Meckerecke Hessen Keine Gleisziffern mehr auf Bahnsteiganzeigen? 29 ÖPNV auf dem Land 12 Wer zuviel zahlt fährt schwarz 29 Nordhessen Service Werden wieder Schienen zum Herkules gelegt? 13 Der neue VRN-eTarif 30 Osthessen Tarif-Erfolg für Konrad Nieft 31 Unüberwindbare ÖPNV-Grenzen nach Thüringen? 14 Ausfahrt Mittelhessen Mit Bahn und Rad an den Edersee 33 Chaos nach Stellwerkausfall in Friedberg 16 PRO BAHN intern Neuer Bahnsteig in Stadtallendorf 17 Bundesverbandstag in Wiesbaden 15 Kein Fahrkartenschalter mehr in Limburg Süd 18 Neuer Landesvorstand Rheinland-Pfalz/Saarland 34 Großraum Frankfurt Das Allerletzte 34 Bus-Chaos im Taunus 19 Termine / Adressen 35 Reflektionen zum Busfahrerstreik 21 Titelfotos: Mainz baut seine Straßenbahn aus, während die Nachbarstadt Wiesbaden im Auto-Chaos erstickt, in dem auch die zahl- reichen Busse im Stau stehen. Doch in der hessischen Landeshauptstadt wird jetzt umgedacht. Das Foto oben zeigt die neue „Main- zelbahn“ vor der „Opel-Arena“ in Mainz, das Bild unten einen Bus vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof. (Fotos: wb) Impressum „Der Umsteiger“ (bisher „Fahrgastzeitung für Hessen und Rhein-Neckar“) wird herausge- geben von den Regionalverbänden Nordhessen, Osthessen, Mittelhessen, Großraum Frankfurt, Starkenburg und Rhein-Neckar des Fahrgastverbandes PRO BAHN sowie von den PRO BAHN Landesverbänden Hessen und Rheinland-Pfalz/Saarland (Adressen siehe Seite 35). Die Zeitschrift erscheint alle drei Monate jeweils im März, Juni, September und Dezember. Redaktionanschrift: „Der Umsteiger“, Brückenkopfstraße 6, 69120 Heidelberg, Tel. 06221 - 470134, Fax 06221 - 411034, E-Mail: redaktion@der-umsteiger.de Redaktion: Wolfgang Brauer (wb), v.i.S.d.P, Reinhard Ahrens (ra), Holger Kalkhof (hka), Thomas Schwemmer (ts). Regionalredaktionen: Nordhessen, Osthessen, Mittelhessen: Reinhard Ahrens, Schützenstraße 19, 35096 Weimar (Lahn), Tel. 06421 - 794046 E-Mail: reinhardahrens@web.de Großraum Frankfurt: Thomas Schwemmer, Krifteler Straße 107, 60326 Frankfurt am Main, Tel. 069 - 36701750, Fax 069 - 710459442, E-Mail: frankfurt@pro-bahn-hessen.de Starkenburg (Südhessen): Holger Kalkhof, Am Bessunger Fort 30, 64367 Mühltal, E-Mail: holger.kalkhof@t-online.de Rhein-Neckar: Wolfgang Brauer, Brückenkopfstraße 6, 69120 Heidelberg, Tel. 06221 - 470134, Fax 06221 – 411034, E-Mail: wolfgangbrauer@t-online.de Rheinland-Pfalz/Saarland: N.N. Derzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 1, Kontakt für Anzeigenkunden: anzeigen@der-Umsteiger.de Der Nachdruck oder die Verbreitung in elektronischer Form von Texten und Bildern aus „Der Umsteiger“ ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion erlaubt. 2 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
In eigener Sache Aus wird Entwurf des Titels: Axel Dorlas Liebe Leserinnen und Leser, Ausdruck bringen, dass die neue Zeit- und um die hessische Landeshauptstadt schrift die Tradition der „FGZ“, der gewidmet. in Händen halten Sie die erste Aus- „Fahrgastzeitung für Hessen und Rhein- Daneben gibt es noch weitere Neu- gabe der neuen PRO BAHN Mitglieder- Neckar“ fortsetzt. Außerdem wird der erungen: Mit dieser Ausgabe erhalten zeitschrift „Der Umsteiger“. Der Name Begriff „Fahrgastzeitung“ auch im Unter- auch alle PRO-BAHN-Mitglieder in ist für uns Programm. Wir möchten als titel weitergeführt. Anlass für den „Re- Rheinland-Pfalz und im Saarland erst- Fahrgastverband für den Umstieg auf öf- launch“ der Zeitschrift, wie es neu- mals die Mitgliederzeitschrift „Der Um- fentliche Verkehrsmittel, auf Bus und deutsch heißt, ist auch ihr 20-jähriges Ju- steiger“. Außerdem wollen wir uns in Zu- Bahn, werben und Sie, liebe Mitglieder, biläum. Im Februar 1997 erschien unsere kunft auch weiteren Leserkreisen öffnen, über aktuelle Ereignisse aus dem ÖPNV erste Mitgliederzeitschrift, damals noch denn das Thema Öffentlicher Nah- und und dem Schienennah- und fernverkehr unter dem Titel „Südhessenschiene“ Fernverkehr geht alle an. Wir wollen, informieren, Tipps für die Fahrt mit Bus dass in Zukunft noch mehr Menschen auf und Bahn geben und schildern, welche alternative und umweltfreundliche Ver- Ausflugsziele bequem mit den „Öffent- kehrsmittel umsteigen – im Kopf und lichen“ erreicht werden können. Dabei auch real. halten wir auch mit unserer Meinung Verstärken wollen wir auch den „nicht hinter dem Berg“, sondern legen Kontakt und die Kommunikation mit die „Finger in die Wunden“, wenn wir es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser des für nötig halten, die Bahnen, Verkehrs- „Umsteigers“. Lassen Sie uns wissen, verbünde und Verkehrsträger, aber auch was Sie von unserem neuen Konzept die Politik, zu kritisieren. Und dies alles 1. Südhessenschiene Februar 1997 halten, was Sie gut und was Sie schlecht bezogen auf die Regionen in der Mitte Ein weiterer Anlass für den Neustart finden und was Sie noch vermissen. und im Südwesten Deutschlands, in der unter dem Namen „Der Umsteiger“ ist unsere Mitglieder leben. auch der Bundesverbandstag von PRO Darauf freut sich die Redaktion von Diese erste Ausgabe von „Der Um- BAHN, der vom 24. bis 26. März 2017 in steiger“ hat nicht die „Nummer 1“ be- Wiesbaden stattfindet. Aus diesem „Der Umsteiger“ kommen, sondern ist mit „Nr. 115“ ge- Anlass ist das erste Schwerpunktthema kennzeichnet. Damit wollen wir zum auch dem ÖPNV und Schienenverkehr in Diese PRO-BAHN-Untergliede- Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit für ein Medium, rungen sind die Herausgeber von das ausschließlich in ehrenamtlicher Arbeit erstellt „Der Umsteiger“. Die Mitglieder wird. Ende 1996/Anfang 1997 trafen sich einige in diesen Gebieten erhalten die Mitglieder der PRO-BAHN-Regionalverbände Zeitschrift kostenlos. > Frankfurt, Starkenburg und Rheingau, um gemein- sam ein Informationsblatt herauszugeben. Nachdem ödie Finanzierungsfragen geklärt waren, war auch schnell ein Name gefunden. Analog zur „Mittelhes- senschiene“ des damaligen dortigen Regionalver- bandes wurde die Zeitung „Südhessenschiene“ ge- nannt und sollte den gesamten südhessischen Be- reich abdecken. Vier Jahre später kam der baden-württember- gische Regionalverband Rhein-Neckar hinzu. Um auch die Belange der steigenden Mitgliederzahlen in Mittel- und Nordhessen zu berücksichtigen, wur- de die Mitgliederzeitschrift 2001 auf ganz Hessen ausgedehnt. Da der Name „Südhessenschiene“ das Verbreitungsgebiet nicht mehr treffend beschrieb, wurde beschlossen, den Namen „Fahrgastzeitung für Hessen und Rhein-Neckar“ zu verwenden. „Der Umsteiger“ soll diese Tradition fortsetzen. (wb) Nr. 115 / 1-2017 / März 2017 3
Blickpunkt ÖPNV in Wiesbaden: Eine unendliche Geschichte Die Landeshauptstadt will jetzt ein neues Straßenbahn-Kapitel aufschlagen Die ÖPNV-Verhältnisse sind kom- zischen Landeshauptstadt Mainz ange- Nassauischen Touristikbahn nicht mehr pliziert in Wiesbaden. Der einst mondäne schlossen werden. fahren. Eine Lösung wäre ein Drei-Schie- Badeort wurde 1946 Hauptstadt von Hes- In Richtung Taunus soll die Strecke nen-Gleis, damit sowohl reguläre (Diesel) sen und ist mit 280.000 Einwohnern die bis in die Kurstadt Bad Schwalbach im Triebwagen aus Rheinland-Pfalz bis zum zweitgrößte Kommune des Bundeslan- Rheingau-Taunus-Kreis weitergeführt Wiesbadener Hauptbahnhof rollen könn- des. Anders als Städte vergleichbarer werden. Hier liegen bereits Normalspur- ten, als auch die CityBahn von Bad Größe in Deutschland hat die Stadt schienen der ehemaligen Bundesbahn- Schwalbach über die Wiesbadener Innen- zwischen Rhein und Taunus aber schon strecke „Aartalbahn“ Diez – Landesgren- stadt bis nach Mainz auf der Aartalbahn lange keine Straßenbahn mehr. Bereits ze – Wiesbaden, die 1983 für den Per- aufnehmen könnte. Technisch anspruchs- 1929 rühmte sich Wiesbaden – als eine sonenverkehr stillgelegt wurde. Der Teil voll, aber nicht unmöglich. Die Kosten der ersten deutschen Städte – für die (Limburg -) Diez - Hahnstätten soll ab für diese Lösung wären natürlich höher. Abschaffung der städtischen Straßenbahn 2018 wieder mit Dieseltriebzügen im Optimistisch rechnen die Planer der und die Umstellung auf Busbetrieb. Rahmen des Rheinland-Pfalz-Taktes be- Citybahn Wiesbaden damit, dass in den fahren werden. Der Abschnitt Bad kommenden zwei Jahren geplant wird. Schwalbach – Wiesbaden (-Dotzheim) Der Bau soll 2020 beginnen und 2022 der unter Denkmalschutz steht, wird seit könnten auf dem ersten Abschnitt bereits Jahren als Museumszugstrecke von der Straßenbahnen rollen. Ein sehr ambitio- Nassauischen Touristikbahn (NTB) be- nierter Plan, zumal es schon seit Jahr- fahren. Zur Landesgartenschau im kom- zehnten erbitterte Gegner gegen neue menden Jahr in Bad Schwalbach sind re- Schienen in der Wiesbadener Innenstadt gelmäßige Sonderfahrten geplant. gibt, die sicher alles daran setzen werden, Die unterschiedlichen Spurbreiten um den Bau der Citybahn zu verhindern. und Systeme sind allerdings ein großes Außerdem erfordert eine gemein- Alles schon mal da gewesen: Wiesbade- Problem der möglichen neuen Schienen- same Strecke mit der Mainzer Verkehrs ner Straßenbahn um 1900. Stillgelegt verbindungen in und um Wiesbaden. Bei AG natürlich auch Neubauten in der wurden die meisten Linien schon 1929, früheren geplanten Projekten war die rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. weil die Stadt die Konzessionen von ei- Elektrifizierung der Aartalbahn bis Bad Dort wurde erst zum Fahrplanwechsel im nem privaten Betreiber nicht abkaufen Schwalbach vorgeschlagen worden, um Dezember nach jahrzehntelanger Planung wollte. (Foto: Archiv) Stadtbahnen nach dem „Karlsruher Mo- und über zweijähriger Bauzeit die knapp Da es Anfang des 20. Jahrhunderts dell“ sowohl auf DB-Gleisen, als auch in- acht Kilometer lange „Mainzelbahn“ aber mehrere Straßenbahnbetreiber gab, nerstädtisch mit geringerer (Straßenbahn) vom Hauptbahnhof über den Uni-Cam- unter anderem gemeinsame Linien mit Spannung zu fahren. der linksrheinischen Nachbarstadt Mainz, Doch dieser verschwanden die letzten Straßenbahnen Vorschlag, der 2013 erst 1955 aus der Kurstadt. Seitdem wird unter anderem am der innerstädtische ÖPNV weitgehend Veto der FDP im durch Busse abgewickelt – abgesehen Wiesbadener Stadt- vom S-Bahn-Verkehr. Doch das städti- parlament scheiterte, sche Busnetz ist schon längst an seine wäre nicht mit dem Grenzen gestoßen. In den Hauptver- Mainzer Netz kom- kehrszeiten stehen die Fahrzeuge im patibel gewesen – Auto-Stau – trotz zwölf Kilometer eige- wegen der Spurbreite ner Busspuren in Wiesbaden. von nur einem Meter Über die Wiedereinführung einer dort. Andererseits modernen Stadtbahn wird deshalb schon gibt es einen riesi- seit Jahrzehnten diskutiert. Zweimal je- gen, rheinüber- doch scheiterten die Versuche. Nun schreitenden ÖPNV- Nur ein kurzes Intermezzo: Obus Wiesbaden 1948 -1961. scheinen die Signale auf grün zu stehen ÖPNV-Verkehr zwi- (Foto: ESWE-Verkehr) für die „Citybahn Wiesbaden“. Mitte Fe- schen den beiden Landeshauptstädten in pus und die Fachhochschule und mehrere bruar entschieden sich sieben der acht der „6“, der am stärksten frequentierten Stadtteile zum Lerchenberg eröffnet, wo Fraktionen in der Stadtverordnetenver- Buslinie in beiden Kommunen. auch dass Zweite Deutsche Fernsehen sammlung dafür, eine Machbarkeitsstudie Die Verkehrsplaner in und um Wies- seinen Sitz hat. Nach dieser Mammut- für eine neue innerstädtische Schienen- baden müssen also harte Nüsse knacken. aufgabe hatte der Mainzer Oberbür- verbindung in Auftrag zu geben. Diese Wenn eine Meterspurstrecke auf der germeister Michael Ebeling (SPD) wei- könnte an das Meterspurnetz der Stra- Trasse bis Bad Schwalbach verlegt wird, tere neue Schienenstrecken in der Stadt ßenbahn der benachbarten rheinland-pfäl- bedeutet dies das Aus für durchgehende auf absehbare Zeit ausgeschlossen. Züge von Diez nach Wiesbaden. Außer- dem könnten dann die Dampfzüge der 4 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Blickpunkt Ein Anschluss der Wiesbadener Ci- Von dort könnte die neue Straßenbahn- hauptstadt Wiesbaden ist durch die Ent- tybahn an das Netz der Nachbarstadt, strecke direkt auf die rheinüberquerende scheidung der Stadtervordnetenversamm- unter anderem, um den Betriebshof für Konrad-Adenauer-Brücke geführt wer- lung am 12. Februar 2017 wieder große beide Städte nutzen zu können, erfordert den. Diese wurde bei einer Sanierung in Bewegung gekommen. Doch es gibt noch aber auch neue Strecken in der Mainzer den 1990er Jahren bereits für die Auf- viele Hürden zu überwinden, bis die City- Innenstadt. Entweder durch die Fußgän- nahme von Schienen vorbereitet. bahn in Wiesbaden bis nach Bad Schwal- gerzone, oder die von vielen Autos be- In die Diskussion über die Zukunft bach oder gar rheinüberschreitend bis fahrenen Magistrale „Große Bleiche“. des ÖPNV in der hessischen Landes- nach Mainz fährt. (wb) Citybahn Wiesbaden: Was ist geplant? Die Wiesbadener Verkehrsgesell- schaft ESWE hat die Planung einer meterspurigen Straßenbahnverbindung zwischen Bad Schwalbach und dem Mainzer Hauptbahnhof über Wiesbaden ausgeschrieben. Dies soll der erste Aus- bauschritt für ein vollwertiges Straßen- bahnnetz in und um Wiesbaden sein. Dabei geht es konkret um eine rund 34 Kilometer lange Strecke. Davon entfallen ca. 17 Kilometer auf das Stadtgebiet von Wiesbaden und etwa 2,4 Kilometer auf das Stadtgebiet von Mainz. Die restlichen 15 Kilometer liegen auf der regelspurigen Aartalbahn nach Bad Schwalbach, die umgespurt und elektrifiziert werden soll. Auf der eingleisigen Strecke sollen Be- gegnungsabschnitte gebaut werden. Im Stadtgebiet von Wiesbaden soll es außerdem einen eingleisigen Abschnitt in den Stadtteil Klarenthal geben, der eine maximale Steigung von acht Prozent ausweisen soll. Die Strecke von Mainz bis zur Hochschule Rhein-Main in Wies- baden soll mit einigen Ausnahmen zwei- gleisig und überwiegend auf eigenem Gleiskörper verlaufen. Von Bad Schwalbach ist über den Bahnhof hinaus, der am Stadtrand liegt, keine Erweiterung in Richtung Innenstadt So könnte ein Straßenbahnnetz in Wiesbaden in vielen Jahren einmal aussehen. Un- vorgesehen. Die Straßenbahnen sollen tersucht werden soll zunächst jedoch nur eine Strecke von Mainz über Haupt- teilweise in Doppeltraktion fahren, sodass bahnhof bis Hochschule Rhein-Main mit Verlängerungsmöglichkeit bis Klarenthal die Haltestellen überwiegend 60 Meter und Bad Schwalbach. (Karte: © Wolfgang Brauer) lang sein müssen. Die Kosten werden auf ca. 448 Mio. Die Nachfrage wird so eingeschätzt, Linie 11: Bad Schwalbach – Hoch- Euro beziffert, wovon ca. 305 Mio. Euro dass es sehr starke Verkehrsströme zwi- schule Mainz mit Halt überall, sodass für auf den Bau der Infrastruktur und 59 schen den beiden Landeshauptstädten ge- die gleiche Strecke 64 Minuten benötigt Mio. Euro auf Baunebenkosten entfallen ben wird, aber auch zwischen den werden. sowie weitere 78 Mio Euro für die Be- Wiesbadener und den Mainzer Hoch- Linie 12 Klarenthal – Hasengarten- schaffung von 26 Triebwagen schulen. Dritte starke Säule des Fahrgast- straße als Verdichtungsangebot für die aufkommens wird der Wiesbadener Bin- Linie 11 über sieben Kilometer im Wies- nenverkehr sein. Nur ein vergleichsweise badener Stadtgebiet mit einer Fahrzeit geringer Teil der Nachfrage wird auf der von 18 Minuten. Aartalbahn generiert. Bad Schwalbach soll alle 30 Minuten Dementsprechend ist ein Betriebskonzept bedient werden, in Wiesbaden ist in den aus drei Linien angedacht: Außenbereichen ein Zehn-Minuten-Takt Linie 10: Bad Schwalbach – Hoch- und in der City durch die Überschnei- schule Mainz, wobei nicht alle Halte- dung der Linien 11 und 12 ein Fünf-Mi- stellen bedient werden und deshalb die 35 nuten-Takt vorgesehen. Mainz soll alle Kilometer lange Strecke in ca. 56 Minu- zehn Minuten angefahren werden. (wb) Hauptbahnhof Wiesbaden (Foto: wb) ten zurückgelegt werden soll. Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Blickpunkt Was geplant ist Fotos im Uhrzeigersinn von oben rechts Tunnel unter Burg Hohenstein Hahnstädten, Bahnübergang am Kalkwerk Fehlende Brücke südlich von Michelbach (das fehlende Brückenteil liegt in Kettenbach im Bahnhofsgelände herum und rostet vor sich hin) Wagen der Nassauer Touristikbahn Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim Hinweisschild zum Bahnhof Bahnhof „Eiserne Hand“ zwischen Wiesbaden und Taunusstein Kombinierte Bahn-, Rad-, Fußgän- gerbrücke bei Bleidenstadt Rangierlok in Oberneisen So könnte die Wiesbadener Citybahn in der Nachbarstadt Mainz über eine Neubau- Bahnhof von Oberneisen strecke durch die Innenstadt verlaufen. Doch dies ist bislang nur eine Idee. Kon- Bahnhof Flacht krete Absichtserklärungen oder gar Planugnen dazu gibt es in der rheinland- pfälzischen Landeshauptstadt derzeit nicht. Nordausfahrt Bad Schwalbach (Karte: ©t Wolfgang Brauer) (alle Fotos: Thomas Kraft) > Die Aartalbahn: Joker oder Bremse? Ein wichtiger Baustein für die City- Oberneisen und Hahnstätten neue barrie- sondern bringt auch eine Zeitersparnis von bahn Wiesbaden könnte die Aartalbahn refreie Bahnsteige gebaut werden. In Frei- zwei Minuten, die einen besseren An- werden, deren hessischer Teil 1983 und endiez, Holzheim und Niederneisen entste- schluss an die Lahntalbahn in Diez der rheinland-pfälzische Teil 1986 für den hen erstmals Haltepunkte an der Strecke. ermöglichen. Die Reisezeit von Hahn- Personenverkehr stillgelegt wurden. Wäh- Nach aktuellen Kostenschätzungen belau- stätten nach Limburg wird sich von heute rend in Hessen seitdem auf der Strecke nur fen sich die Kosten dafür und für die In- 45 Minuten mit dem Bus auf 25 Minuten Museumsbahnbetrieb durchgeführt und standsetzung der Gleise und der Bahn- mit dem Zug reduzieren. Für die Be- über neue Nutzungskonzepte nachgedacht übergänge auf 19 Millionen Euro. Die wohner, die abseits der Bahnlinie wohnen, wurde, ist Rheinland-Pfalz schon viel Infrastruktur zwischen Diez und Rückerts- soll ein neues Buskonzept gute Anbin- weiter. Dort soll der nördliche Teil der hausen gehört übrigens nicht der DB. Die dungen schaffen. Aartalbahn Ende 2018 im Rahmen des Trasse wurde 2012 von den Verbands- Als Betreiber der Aartalbahn steht „Rheinland-Pfalz-Taktes 2015“ reaktiviert gemeinden Hahnstätten und Diez gekauft. schon jetzt DB Regio Südwest fest, mit der werden. Geplant ist, dass die Züge von Ursprünglich war geplant, die Züge ein Vertrag bis 2030 für die Strecke abge- Limburg nach Diez fahren, dort „kopf- bis Zollhaus kurz vor der hessisch/rhein- schlossen wurde. Die DB-Triebwagen sol- machen“ und dann über die 8,4 Kilometer land-pfälzischen Landesgrenze zu verlän- len an sieben Tagen in der Woche im lange reaktivierte Strecke bis Hahnstätten gern. Die letzten zwei Streckenkilometer Stundentakt fahren Mit insgesamt rund fahren. Dazu müssen zunächst in Freien- „abzuschneiden“ verringert jedoch nicht 1.000 Fahrgästen pro Tag wird im Durch- diez, Holzheim, Flacht, Niederneisen, nur die Kosten um zwei Millionen Euro, schnitt gerechnet. (wb) Diez an der Lahn(talbahn) ist der nördlichste Punkt der Aartalstrecke. Das Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1862 ist – wie so viele an der Strecke – heruntergekommen. Die Bahnsteige sind nicht barrierefrei. Das soll sich 2018 ändern. > Bereits seit vielen Jahren gibt es Befürworter und Gegner der Aartalbahn: „Stadtbahn ja“ und „PRO Aartalbahn“ sind dafür, dagegen die Bürgerinitiativen „Aartalbahn nicht durch Wiesbaden!“ und „Busse statt Aartalbahn“. (www.stadtbahn-ja.de; de-de-facebook.com/ proartalbahn/;www.busse-statt-artalbahn.de) 6 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Blickpunkt Wann fährt die NTB wieder? Der bekannteste Verein, der sich für den Erhalt der Aartalbahn einsetzt, ist die Nassau- icheTouristikbahn (NTB). Die historisch-technische Vereinigung wurde im Sommer 1986 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, mit Dampf- und Diesellokomotiven bepannte Züge über den unter Denkmalschutz stehenden Teil der Strecke zu fahren. Die Fahrzeuge sind im Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim untergebracht. In dem denkmalschützten Empfangsge- bäude eröffnete die NTB 2011 die Dauerausstellung „Die Aartalbahn als Fürsten- und Bä- derbahn“. Die historischen Fahrten auf der Strecke, die zwischen Ostern und Anfang Okto- ber an jedem Sonn- und Feiertag angeboten wurden, mussten in den vergangenen Jahren immer wieder eingeschränkt werden oder ganz ausfallen, weil immer wieder Lkw eine Ei- senbahnbrücke beschädigten. Seit Ende 2009 ruht der Verkehr wegen der defekten Brücke ganz, der Verein musste seine Dampfzugsonderfahrten auf andere Strecken verlegen. Im vergangenen Jahr erlaubte das Regierungspräsidium in Darmstadt der NTB, die Strecke bis Bad Schwalbach mit Bauzügen zu befahren. So könntedie Strecke als besondere Attrakti- on bis zur Landesgartenschau in der Kurstadt bis 2018 wieder flott und befahrbar gemacht werden, der Rheinau-Taunus-Kreis wollte dasfür Geld geben. Doch daraus wird wohl nichts. Geht es nach dem Landrat Kreises, Burhard Albers, will sich der Kreis die Kosten für die Reaktivierung der als Museumsstrecke und den jährlichen Betriebskostenzuschuss sparen. Der Grund ist die Absicht der Stadt Wiesbaden, auch auf den Gleisen der Aartalbahn eine Aartalbahn eine Citybahn zu bauen. Dieses Projekt haben auch der Kreistag in Bad Schwalbach und die Anliegergemeinden gutgeheißen. Verkehrsplaner beauftragt, dieses Konzept mit der Vereinbarkeit einer Reaktivierung der Aartalbahn für touristische Zwecke zu prüfen. Das Ergebnis liegt nun vor. Danach müssten für die Ertüchtigung der Strecke zunächst zwei Millionen Euro invetiert werden und danach jährlich 275.000 Euro in den Betrieb. Aus Sicht des Landrates macht es keinen Sinn, für die Übergangszeit bis zur Citybahn mehrere Millionen Euro in einem Museumsbahnbetrieb zu stecken. Außerdem sei der Zeitpunkt bereits verpasst, um die Aartalbahn rechtzeitig für die Landesgartenschau wieder befahrbar zu machen. Das will der Verein Nasssauische Touristikbahn aber nicht gelten lassen. Der Verein stehe Gewehr bei Fuß um die Reparaturen und den Austauch der beschädigten Brücke in Auftrag zu geben und rechnet damit, 2018 zumindest auf Wiesbadener Gemarkung wieder mit Dampfzügen fahren zu können. Langfristig würde der Verein sogar gerne durchgehende Züge von Bad Schwalbach bis Mainz anbieten. Die einzige Chance, alt und neu auf der Aartalbahn zu vereinigen, wäre der Einbau eines Drei-Schienen-Gleises, auf dem sowohl alte Eisenbahnen mit der Spurweite 1.435 Millimeter, als auch neue Wiesbadener-/Mainzer Stadtbahnen mit auf der Stra- ßenbahnbreite von 1.000 Millimeter fahren können. Vielleicht wird auch die Denkmalschutzbehörde noch ein Wörtchen mitreden wollen, denn die Aartalbahn steht ja unter Denkmalschutz. Ein Vorbild könnte die Trossinger Eisenbahn im Schwarzwald sein, die als Inselbetrieb zwischen Trossingen Bahnhof und Trossingen Stadt seit 1898 mit einem besonderen Stromsystem verkehrte. Seit 2003 ist die Strecke in ein dieselbetriebenes Ringzugsysstem im Südschwarzwald integriert. Der Fahrdraht blieb trotzdem hängen und wird nur einmal im Monat für Sonderfahrten mit historischen Fahrzeugen gebraucht. (wb) (Foto: A. Krabru) Streckenreaktivierungen in Hessen – Wie geht es weiter? Hohes Potenzial für eine Reaktivie- Wiesbaden - Bad Schwalbach - Lan- Jossa - Altengronau (- Wildflecken) rung hätte die Aartalbahn. So steht es zu- desgrenze (- Limburg) Wega - Hemfurt-Edersee mindest in einem internen Papier des Wölfersheim-Södel - Hungen Öffentlich gemacht wurden die Er- Landesbetriebes „Hessenmobil“, das im Lollar - Mainzlar - Londorf gebnisse der Untersuchung bislang nicht. Auftrag der Landeregierung erstellt wur- Stadtbahn Wiesbaden PRO BAHN Hessen möchte nun, dass de. Der Hintergrund: die Untersuchung Ein mittleres Potenzial: das Papier nicht in der Schublade ver- von möglichen Streckenreaktivierungen Hanau - Erlensee schwindet, sondern die Diskussion über ist auch im Koalitionsvertrag der Brandoberndorf - Albshausen die Wiederinbetriebnahme von Bahnstre- schwarz-grünen Regierungskoalition in Dillenburg - Ewersbach cken auch in Hessen in Gang bleibt. Der Wiesbaden festgeschrieben. Gefunden Neu Isenburg Bahnhof bis Zentrum Fahrgastverbänd schlägt deshalb vor, haben die Schienen-Fachleute von „Hes- Baunatal - Schauenburg dass auch für die Reaktivierung von still- senmobil“ 96 ehemalige Bahnstrecken im gelegten Bahnstrecken Beteiligungs- und ganzen Bundeland. Für 21 davon wurde Geringes Potenzial: Dialogforen eingerichtet werden, so wie eine nähere Bestandsaufnahme gemacht, Griesheim - Wolfskehlen für geplante Neubaustrecken. So könnte davon haben 15 Strecken ein Potenzial Grävenwiesbach - Weilburg das Potenzial und Wissen der Verkehrs- für die Wiederaufnahme des regulären Mörlenbach - Waldmichelbach verbände, wie PRO BAHN und VCD, Personenverkehrs. Für weitere drei Gleis- Großzimmern - Dieburg aber auch vieler Bürgerinitiativen entlang trassen würde sich zumindest Freizeitver- Wächtersbach - Bad Orb der stillgelegten Schienestränge, genutzt kehr lohnen. Ein hohes Potenzial haben: Potenzial für Freizeitverkehr beteht für: und sinnvoll in die Diskussion einge- Darmstadt - Roßdorf - Groß-Zimmern Kassel - Herkules bracht werden. (red) 8 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Blickpunkt Den Mainzelmännchen eine Bahn Erste Erfahrungen mit der neuen Straßenbahnverbindung in Mainz Seit dem 11. Dezember fährt die Laut Fahrplan benötigt die Mainzel- Dennoch gibt es weiterhin eine Langsam- „Mainzelbahn“ in Mainz. Mainzelbahn bahn 20 Minuten vom Hauptbahnhof bis fahrstelle in Bretzenheim: Anwohner be- heißt sie deshalb, weil sie von der Main- zur Haltestelle Lerchenberg/ZDF, bzw. schweren sich dort über starke Erschüt- zer Innenstadt zum Lerchenberg fährt, wo 19 Minuten bis Verlagsgruppe Rhein- terungen und Lärm. Während das geprüft bekanntlich die Mainzelmännchen woh- Main (wenn man zum Haupteingang des wird, fährt die Straßenbahn auf einem nen, also das ZDF beheimatet ist. Ich ZDF will). Der Bus hat das fahrplan- Abschnitt nur mit maximal 30 km/h, was selber pendele aus beruflichen Gründen mäßig in 13 bis 15 Minuten geschafft. zu Verspätungen führen kann. Auf Kla- an mehreren Tagen in der Woche von Dafür fährt die Mainzelbahn viel häu- gen über Lärmbelastung reagiert die Frankfurt zum ZDF. Bisher fuhren ab figer: In den Stoßzeiten mindestens im MVG auch anderswo. Eine automatische dem Mainzer Hauptbahnhof Busse in 7,5-Minuten-Takt, tagsüber und abends Schmieranlage in der Wendeschleife am Richtung ZDF. im 10-Minuten-Takt. Das erhöht die Lerchenberg ist in Arbeit, bis dahin wird Flexibilität deutlich. Früher musste ich, von Hand geschmiert. Eine andere Be- wenn ich den auf meine S-Bahn pas- lastungsprobe musste die Mainzelbahn senden Bus verpasste, schon mal 15 bestehen, als durch den starken Schnee- Minuten auf den nächsten Bus warten. fall am 10. Januar eine Straßenbahn vom Jetzt kann ich auch umgekehrt mit einem (Schienen-)Weg abkam und die Strecke nur geringen Zeitverlust eine Straßen- über mehrere Stunden blockiert war. bahn früher nehmen, wenn ich auf Die Mainzelbahn wird nach meinem Nummer sicher gehen will, dass ich eine Eindruck gut angenommen. Zwischen bestimmte Bahn ab Mainz Hauptbahnhof Hauptbahnhof und Universität, bzw. erreiche. Der dichte Takt ist auch deshalb Hochschule ist sie von Studenten sehr sehr angenehm, weil gefühlt so häufig stark frequentiert. Auch auf dem Bretzen- eine Straßenbahn fährt, dass ich mir nicht heimer Teilstück ist sie immer gut gefüllt. mehr so viele Fahrplandetails merken Zum Lerchenberg hin leert sie sich aller- muss. Denn obwohl im Besitz eines dings. Bei den ZDF-Mitarbeitern (den Smartphones, mit dem ich mir immer und wenigen die öffentlich fahren – die Mas- überall die nächste Verbindung suchen se kommt mit dem Auto) ist der Bus an- kann, ist es immer noch am bequemsten scheinend weiter beliebt. Mit der Er- und schnellsten, die Eckdaten der tägli- öffnung der Mainzelbahn fährt der Bus chen „Rennstrecken“ im Kopf abgespei- 68 das ZDF nicht mehr an, es bleibt der chert zu haben. Überlandbus ca. zweimal in der Stunde, Die Mainzelbahn hatte in den ersten der voller als früher ist. Für mich persön- Mainzelbahn (Foto: Kristine Schaal) Wochen mit ein paar Anlaufschwierig- lich ist das Fazit also gemischt. Meine Diese fuhren in den Stoßzeiten im keiten zu kämpfen (was bei einem so Fahrtzeiten sind durch die Mainzelbahn 20-Minuten-Takt, ergänzt durch wenige großen Projekt nicht verwunderlich ist). nicht kürzer geworden, dafür aber flexib- Überlandbusse, zu Randzeiten noch So waren in den ersten Tagen noch nicht ler und zuverlässiger (weil die Straßen- seltener und leider oft nicht pünktlich. In alle Ampel- (und insbesondere Vorrang-) bahn weniger vom Autoverkehr und – Kombination mit der chronisch unzuver- Schaltungen eingerichtet, so dass die Stau behindert wird) und letztlich auch lässigen Verbindung Frankfurt – Mainz Straßenbahn an einigen Stellen sehr lang- angenehmer. Denn ich fahre einfach lie- verlängerte das die Fahrtzeiten (oder eher sam fahren musste und zusätzliche War- ber Straßenbahn als Bus. Wartezeiten) immer wieder deutlich. tezeiten an Ampeln hatte. Die Fahrtzeit (Kristine Schaal) Daher hatte ich ungeduldig auf die Er- verlängerte sich damit schon mal auf 30 öffnung der Mainzelbahn gewartet. Nach Minuten, auch fuhren die Bahnen sehr Noch im Frühjahr 2017 soll die Main- den ersten Wochen kann ich nun über unregelmäßig. Das Problem scheint mitt- zer Staßenbahn um einen weiteren meine Erfahrungen berichten. lerweile weitgehend behoben zu sein. Streckenabschnitt verlängert werden, und zwar um rund 600 Meter zum Mainzelbahn am Cam- „Zollhafen“, der Endhaltestelle der pus der Johannes-Guten- neuen Linie 59. Für den neuen Ast können teilweise die Betriebsgleise berg-Universität. Wo es früher mehrere unüber- zum Straßenbahnbetriebshof genutzt sichtliche Busbuchten werden. Die neue Linie 59 wird vom gab, ist jetzt eine zentrale „Zollhafen“ über den Hauptbahnhof Tram- und Bushaltestelle über die ebenfalls neue Strecke der „Mainzelbahn“ bis zur Haltestelle (Foto: wb) Fachhochschule fahren. (wb) Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Politik Die Bürger frühzeitig beteiligen Seit zweieinhalb Jahren tagt das Dialogforum zur Bahnstrecke Hanau/Würzburg - Fulda (Hanau - Aschaffenburg - eine gute Entwicklung des Forums fest- Würzburg) mit den Projekt- stellen, die Diskussionen verliefen auch details. bei kontroversen Ansichten stets konstru- Die Arbeitsgruppen ktiv und sachlich. Die Bahn nimmt im wurden frühzeitig einge- Rahmen der Möglichkeiten Anregungen richtet, um Teilaspekte des aus dem Forum auf, prüft diese und Projektes vertieft behan- spiegelt die Ergebnisse wieder an die deln zu können. Dabei tagt Akteure zurück. das Forum mit den Arbeits- Die Teilnehmer haben auf Basis des gruppen an wechselnden im Verfahren entstandenen gegenseitigen Orten entlang der Strecken, Vertrauens auf Taktiererei weitestgehend z.B. in Aschaffenburg, verzichtet. Hilfreich war dabei sicher Neuhof, Gelnhausen oder auch die Festlegung eines gemeinsamen Niedermittelau. Bei der Selbstverständnisses für das Forum und Anreise mit der Bahn kann die Definition eines Kriterienkataloges so jeder Teilnehmer unmit- zur Bewertung der Ergebnisse. Mittler- telbar Eindrücke zum Sta- weile konkretisieren sich die Planungen, tus Quo gewinnen. liegt das Konzept für den Ausbau des Ab- Veranstalter des Fo- schnitts Hanau - Gelnhausen weitgehend rums ist die Deutsche fest. Die Anzahl an Linienvarianten im Bahn, meist vertreten durch Suchraum nördlich von Gelnhausen für den Projektleiter Uwe den Neubau der Schnellfahrgleise nach Domke und weiteren Mit- Fulda wurde auf sieben wesentliche (aber arbeitern und Gutachtern noch teilbare und abweichend kombi- zu einzelnen Sachthemen. nierbare) Linienführungen konkretisiert. Der Suchraum, in dem das Dialogforum eine Trasse Teilnehmer sind Verkehrs-, Für den Südkorridor läuft die Diskussion finden soll. (Grafik: DB) Fahrgast-, Naturschutz- & auf Hochtouren. Je konkreter die Pläne Umweltverbände und Ver- werden, umso größer wird aber auch die Eines der wichtigsten Bahn-Baupro- eine, Vertreter von Verbänden der Betroffenheit für einzelne Kommunen jekte in Deutschland, das derzeit geplant Land- und Forstwirtschaft oder der Fi- und Bürger. In der letzten Sitzung des wird, ist der Aus- bzw. Neubau der Stre- scherei sowie Mandatsträger aus lokaler, Forums wurde die Debatte daher auch cken Hanau-Fulda und Hanau-Würzburg. regionaler, Landes- und Bundespolitik. emotionaler als bisher geführt. Nach den Erfahrungen mit anderen Groß- Bürgerinitiativen, Behörden, Wirtschafts- Bis zur Jahresmitte 2017 werden für projekten und Verzögerungen durch Ein- verbände und Kammern bringen sich die verbliebenen Varianten, zusätzlich wendungen und Gerichtsverfahren ent- ebenfalls ein. So sitzen teilweise 80 und zur bereits erfolgten Raumwiderstands- schied man sich für einen neuen Ansatz mehr Interessenvertreter aus Hessen und analyse, detailliertere Untersuchungen und eine möglichst frühe und umfassende Bayern zusammen. Zusätzlich zu den re- zum Thema Lärmbelastung und Lärm- Beteiligung der betroffenen Bürger und gelmäßigen Sitzungen des Forums wur- schutz erwartet, sodass erst zum Jahres- Interessenvertreter. Auf diese Weise soll den mehrere Informationsveranstaltungen ende eine Vorzugstrasse ausgewählt wer- der Planungsprozess möglichst transpa- für kommunale Mandatsträger und Bür- den kann. Im Laufe des vergangenen Jah- rent und das Ergebnis möglichst konsens- ger durchgeführt. res wurden, neben anderen Themen, ge- fähig werden. Kritikpunkte und Diskre- Transparenz zu den Diskussionen, meinsame Fragen und Anmerkungen zum panzen sollen bereits im Vorfeld aufge- Planungsständen etc. wird durch die Do-- Bundesverkehrswegeplan (BVWP) erar- nommen und berücksichtigt und nicht kumentation der Gremienarbeit auf einer beitet, Details wie eine variantenneutrale erst vor Gericht ausgetragen werden. eigenen Website Insofern investiert die Deutsche Bahn (www. hanau- hier im Vorfeld Zeit und Mittel, um nach wuerzburgburg- Abschluss der Planung das Projekt fulda. de) herge- zügiger umsetzen zu können. stellt. Protokolle Seit Juli 2014 beschäftigten sich die der Sitzungen, Teilnehmer des Dialogforums Hanau - Präsentationen Würzburg/Fulda in mittlerweile sieben und Karten sind Sitzungen des großen Forums mit allen hier für jeder- Teilnehmern bzw. je acht Treffen der Ar- mann einsehbar. beitsgruppen Hanau - Gelnhausen, Raum- Rückblinkend auf ordnung (Gelnhausen - Fulda) und drei die letzten beiden Bild vom ersten Beteiligungsforum, das für den Dialog über Runden der Arbeitsgruppe Südkorridor Jahre kann ich die Y-Trasse in Norddeutschland eingerichtet wurde. (Foto:Amadeus Waldner) 10 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Politik Gestaltung des Ostkopfes des Bahnhofs Gelnhausen, Möglichkeiten für die barriere- Die Kinzigtalbahn Hanau - Fulda ist eine der bedeutenden Bahnstrecken in freien Umbauten der betroffenen Bahnhöfe Deutschland. Seit 1868 von Fulda durchgehend bis Frankfurt befahrbar war und Lärmschutzmaßnahmen erörtert. sie bis zum 2. Weltkrieg Teilstück der Magistrale Frankfurt Leipzig - Berlin. Als mit der Teilung Deutschlands alte Verkehrsbeziehungen unterbrochen wurden, übernahm die Kinzigtalbahn große Teile des Verkehrs von Frank- furt Richtung Hannover und weiter nach Hamburg. Schon 1961 war die Strecke durchgehend elektrifiziert und bereits 1973 wurde mit dem ersten Bundesverkehrswegeplan (BVWP) festgestellt, dass der Ausbau nötig ist. Verschiedene Ausbauvarianten wurden geplant. Die Wiedervereinigung machte dann aber eine erneute Überarbeitung der Planungen notwendig – nun sollten durchgehend vier Gleise zur Verfügung stehen. Es folgten eine Reihe von Ausbauten auf abschnittsweise drei Gleise und Linienverbesse- Neue Schienen zwischen Hanau und Fulda. rungen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Seit dem Jahre 2002 wird der (Foto: Dialogforum) abschließende Ausbau der Gesamtstrecke gemäß den beiden heute noch gültigen Grobvarianten angestrebt: Ein viergleisiger Ausbau von Hanau nach Die Verbände PRO BAHN, Pro Bahn & Gelnhausen und dann Neubau der sogenannten „Mottgersspange“ zur An- Bus, VCD und BUND aus Bayern und bindung an die Schnellfahrstrecke Würzburg - Hannover oder vier Gleise Hessen arbeiten in Forum abgestimmt und von Hanau nach Fulda (davon ab Gelnhausen zwei Schnellfahrgleise) und eng zusammen. Die Forumsveranstaltungen eine Ertüchtigung der Main-Spessart-Bahn Hanau - Würzburg über werden gemeinsam vor- und nachbereitet, Aschaffenburg. Im Prinzip wurde dieses Ziel auch mit dem jüngsten BVWP Positionen und Ideen zusammen entwickelt erneut festgeschrieben. und im Forum und bei weiteren Gelegen- heiten präsentiert und vertreten. Die Zahlen und Daten der Bahn oder der zuliefernden Gutachter werden geprüft und hinterfragt. So zum Beispiel bei den Zugzahlen, die den Gutachten zugrunde liegend, bei gewün- schten Angebotsverbesserungen oder wie der Ausbau die geplante Nordmainische S-Bahn im Bahnhof Hanau beeinflussen könnte. Basis dafür ist die seit 17 Jahren lau- fende ehrenamtliche, überverbandliche und landesübergreifende Arbeit der „Arbeitsge- meinschaft Spessart“ dieser Verbände. Dabei ist viel Arbeit im Detail, bis hin zu konkreten Vorschläge zur Änderung einer Weichenstra- ße etc. nötig. Schließlich sollen alle unsere Vorschläge fundiert und umsetzbar sein. Wir konnten uns unter anderem erfolgreich ein- Bahnhof Langenselbold. Immer wieder müssen hier Nahverkehrszüge bringen bei Vorschlägen für eine höhere warten, damit schnelle ICE-Triebwagen überholen können. Der Nahverkehr Geschwindigkeit von 230 km/h auf der würde hier schneller und flüssiger werden, wenn es hier vier Gleise gibt: Strecke Hanau – Gelnhausen und bei der An- zwei für den Nah- und Fernverkehr. (Foto: wb) ordnung von Nahverkehrsgleisen . Ein weiterer Erfolg unserer Arbeit im Dialog- forum ist der Erhalt des Lokschuppens der Museumseisenbahn Hanau. Der Aufwand lohnt sich bisher also, für Auch in Südhessen jetzt Bürgerbeteiligung die Bahn ebenso wie die Interessenvertreter und Bürger. Dieses Dialogforum der Deut- Fahrt aufgenommen hat auch das Beteiligungsforum Rhein-Main/Rhein- schen Bahn zeigt meiner Meinung nach ei- Neckar, das die Trassenfindung für die bereits seit mehr als 20 Jahren geplante nen guten und sinnvollen Weg auf, wie Bür- Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim begleiten soll. Nach der ger bei Schienengroßprojekten beteiligt wer- konstituirenden Sitzung am 30.September 2016 in der Aula der Technischen den können. Eine Linienführung von neuen Universität in Darmstadt traf sich das Gemium nochmals im Dezember. Dabei Bahnstrecken ohne Konflikte wird es als wurden auch fünf Arbeitsgruppen gegründet.Es sind: AG 1 Dreieck Lorsch/ Ergebnis kaum geben, aber mit hoher Wahr- Viernheim/Mannheim, AG 2 Verkehrskonzeption, AG 3 Lärmentwicklung scheinlichkeit eine Variante mit maximalem Bestandsstrecken, AG 4 Streckenführung Raum Darmstadt und Umgebung Nutzen bei minimalen Beeinträchtigungen und AG 5 Pfungstadt - Lorsch. Einige dieser Arbeitsgruppen haben sich bereits für Mensch und Natur. zusammengefunden, bei anderen Stand die erste Sitzung bei Redaktionsschluss Hoffentlich entwickelt sich das Betei- noch aus. Bei der nächsten, 3. Sitzung des gesamten Beteiligungsforums ligungsforum Rhein/Main - Rhein/Neckar für Rhein-Main/Rhein-Neckar am 21. November 2017 sollen Ergebnisse aus den die Neubaustrecke Frankfurt - Mannheim Arbeitsgruppen präsentiert und diskutiert werden. (wb) ähnlich gut. (Thomas Schwemmer) Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Hessen ÖPNV auf dem Land Der Rückgang der Bevölkerung im ländlichen Raum stellt den Öffentlichen Personennahverkehr vor besondere He- Beispiel Bürgerbus der Gemeinde Weimar rausforderungen. Der Rhein-Main-Ver- kehrsverbund (RMV) und der Nord- Seit nunmehr sechseinhalb Jahren Stadtteile sollen an das Bürgerbussystem hessische Verkehrsverbund (NVV) ha- gibt es in der Gemeinde Weimar (Lahn) angeschlossen werden. Die Marburger ben deshalb ein gemeinsames Fachzen- vor den Toren der Universitätsstadt Mar- Stadtwerke wollen das Projekt unter- trum „ÖPNV im ländlichen Raum“ ein- burg einen Bürgerbus. Das Projekt wird stützen. gerichtet, um dieser Herausforderung von der Gemeinde mit Haushaltsmitteln mit neuen Angeboten zu begegnen. in Höhe von jährlich 7.000 Das neue Zentrum ist im Frank- Euro unterstützt. Die Mit- furter „House of Logistics and Mobility“ fahrt ist kostenlos. Es wird (einem Forschungs- und Bildungszen- aber gern gesehen, wenn die trum für Verkehrsforschung) angesiedelt Fahrgäste sich durch eine und wird seine Arbeit im Juni 2017 auf- kleine Spende erkenntlich nehmen. Es soll unter anderem techno- zeigen. Gefahren wird mon- logische Entwicklungen wie Digitalisie- tags, dienstags und donners- rung und Autonomes Fahren sowie Er- tags auf einer festen Route. fahrungen mit alternativen Mobilitäts- Angebunden sind zehn der formen auswerten und im ländlichen zwölf Weimarer Ortsteile. Raum nutzbar machen. Zur Arbeit des Es werden insgesamt Zentrums gehört auch die konkrete Be- vier Fahrten pro Tag ange- ratung der Kommunen und lokalen Nah- boten. Die erste Tour be- verkehrsorganisationen bei der kon- ginnt um 8:25 Uhr am Rat- In Weimar unterwegs: Der „Bürgerbus“. kreten Umsetzung vor Ort. Das Zentrum haus in Niederweimar, die Foto: Reinhard Ahrens soll seinen Betrieb im Juni 2017 aufneh- letzte um 11.15 Uhr. Bei je- men, das Land fördert seine Arbeit mit der Tour werden andere Orts- jährlich 200.000 Euro. teile angefahren. Vierzehn ehrenamtlich Der Regionale Nahverkehrsverband Die beiden hessischen Verkehrsver- tätige Fahrerinnen und Fahrer haben Marburg-Biedenkopf (RNV) wird das bünde haben bereits umfangreiche Er- einen Arbeitskreis gebildet. Sie wechseln Projekt ebenfalls unterstützen. Im Laufe fahrungen mit neuen Mobilitätsangebo- sich ab, sodass jeder in etwa zwei Fahrten des Jahres wird außerdem ein neuer Bus ten für den ländlichen Raum. „Der im Monat übernimmt. Seit Beginn des vom Typ Ford-Transit mit neun Sitzen Nordhessische Verkehrsverbund hat in Angebotes sind die Fahrgastzahlen stetig angeschafft. . Im Kreis Marburg-Bieden- den letzten Jahren bereits umfangreiche gestiegen. Im Jahr 2016 wurden 3.600 kopf gibt es bislang vier Bürgerbusan- Erfahrungen im ländlichen Raum ge- Fahrgäste gezählt. Seit Beginn des Jahres gebote: In Amöneburg, in Biedenkopf, in sammelt“, sagte NVV-Geschäftsführer gibt es neue „Signale“ für den Bürgerbus Lahntal und das älteste in Weimar. Wolfgang Rausch. „Mit dem Fach- in der 7.000-Einwohner-Gemeinde. Zwei (Reinhard Ahrens) zentrum wollen wir die Entwicklung von an Weimar angrenzende Marburger alternativen Konzepten im ländlichen Raum voranbringen. Neben den be- währten Elementen wie Anruf-Sammel- Taxis oder Rufbussen sollen dabei auch Kommentar von Reinhard Ahrens neue Ideen ausprobiert werden. Dabei soll beispielsweise auch die Kombina- In den letzten Jahren hat sich im Bemühen um verbesserte Buslinienangebote tion mit E-Bikes mitgedacht werden.“ im Kreis Marburg-Biedenkopf vieles getan. Das ist anerkennenswert. Es gibt aber Knut Ringat, der Geschäftsführer des noch Einiges zu tun, denn zahlreiche kleinere Ortsteile werden nur unzulänglich Rhein-Main-Verkehrsverbundes ergänz- oder gar nicht bedient. Auch hier wohnen Menschen, die mobil sein wollen. Es gibt te: „Gemeinsam mit den lokalen Nah- im ländlichen Raum mehr Menschen als man denkt, die nicht über ein eigenes Auto verkehrsorganisationen hat der RMV in verfügen. Auch diese Menschen haben das Bedürfnis, ihren Arzt, eine Apotheke den vergangenen Jahren erfolgreich das oder einen Lebensmittelmarkt aufzusuchen. Mobilitätsangebot im ländlichen Raum Nach und nach erkennen die Politiker, dass es hier eine Lücke im Angebot des gestaltet. Durch spezielle Tarifangebote Öffentlichen Personennahverkehrs gibt. Bürgerbussysteme sind ein geeignetes für Schüler und Senioren, Anruf-Sam- Instrument, diese Lücke zu schließen. Das Problem dabei ist, dass für die zusätz- meltaxis und Park+ Ride wurden so auch lichen Kosten der eigentlich als Aufgabenträger zuständige Rhein-Main-Verkehrs- im ländlichen Raum jedes Jahr Fahrgast- verbund nicht aufkommt. Aus dieser „Not“-Situation heraus ist die Idee entstanden, zuwächse erzielt. “ Wir freuen uns, dass mit Hilfe von über Werbung gesponserten Kleinbussen und ehrenamtlich tätigen wir unsere Erfahrungen und Forschungs- Fahrerinnen und Fahrern die Kosten so gering wie möglich zu halten. Diese Idee ergebnisse in ein hessenweites Kompe- hat sich langsam herumgesprochen. Im Kreis Marburg-Biedenkopf gibt es bislang tenzzentrum einbringen und gemeinsam vier Bürgerbusangebote: In Amöneburg, in Biedenkopf, in Lahntal und das älteste neue, attraktive Angebote entwickeln in Weimar. können. (wb) 12 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Nordhessen Die Herkulesbahn gestern – und morgen? Links die alte Herkulesbahn (Foto Archiv), rechts eine Zeichnung des „Fördervereins Neue Herkulesbahn“, wie eine Straßenbahnanbindung des Kasseler Wahrzeichens aussehen könnte. Werden Schienen zum Wahrzeichen gelegt? Nur für den Ausflugsverkehr gedacht – Papier von „Hessenmobil“ sorgt für Umdenken Die Stadt Kassel prüft eine Wieder- Schluss, dass eine Wiederbelebung der mit 175.000 Fahrgästen gerechnet, die einführung der „Herkulesbahn“. Die me- Herkulesbahn ein hohes Potenzial für den das Angebot nutzen würden. terspurige Kleinbahn verband von 1902 Freizeitverkehr und den Tourismus bieten Eine neue Herkulesbahn habe aber bis 1966 den Stadtteil Wehlheiden über könnte. Hessenweit, so die Untersuchung, nur als Ausflugsbahn eine Berechtigung, Wilhelmshöhe mit dem Kasseler Wahr- hätte eine Reaktivierung der Strecke die so Hessenmobil in seinem Papier. Für zeichen Herkules. Die Stadt, die die Stre- größten Chancen für Freizeitverkehr. So den täglichen Pendlerverkehr spiele sie cke in ihren Verkehrsentwicklungsplan könnten durch den Schienenanschluss des keine Rolle. Deshalb sei eine Förderung aufgenommen hat, stehe bereits dazu in Unesco-Weltkulturerbes „Bergpark Wil- nach dem Gemeindeverkehrsfinanzie- Gesprächen mit dem Land Hessen. helmshöhe“ die eklatanten Auto-Park- rungsgesetz (GVFG) bzw. dessen Nach- Bereits 2002 hatte sich der „Förder- Probleme gelöst. Nach einer Studie der folger ab 2019 unwahrscheinlich, da die verein Neue Herkulesbahn“ gegründet, Uni Kassel reisen 60 Prozent der Besu- Strecke die üblichen Kosten-Nutzen-Kri- der sich seitdem aktiv für die Wiederbe- cher mit dem eigenen Fahrzeug an und terien wohl nicht erfülle, so Peter Klemt, lebung der alten Trasse einsetzt – doch sorgen regelmäßig für ein Verkehrschaos. der Vorsitzende des „Fördervereins Neue bislang ohne Erfolg. Grund dafür war Die Investitionskosten würden zwar Herkulesbahn“. Eventuell sei eine Aus- eine Untersuchung der Kasseler Ver- immer noch rund 13 Millionen Euro für flugsbahn aber mit Mitteln der EU zu kehrsgesellschaft (KVG) aus dem Jahr die 3,2 Kilometer lange Strecke betragen, finanzieren. Mitfinanziert werden könnte 2009t. Darin steht, dass eine neue Herku- wie 2009 errechnet. Die Berechnungs- die Reaktivierung auch durch die „Mu- lesbahn, z.B. als Verlängerung einer Stra- grundlagen haben sich aber seitdem ver- seumslandschaft Hessen-Kassel“, die ßenbahnstrecke von der Endstation Dru- ändert: „Unsere Studie stammt aus der ebenfalls von einer besseren Anbindung seltal, einen zu hohen Zuschussbedarf er- Zeit vor der Verleihung des Weltkultur- des Weltkulturerbes profitiere. (wb) fordere. erbes. Heute könnte das Ergebnis anders Doch nun kommt ein internes Papier ausfallen“, sagte KVG-Sprecherin Heidi Ein mittleres Potenzial bei einer Reak- des Landesbetriebes Hessenmobil zu dem Hamdad. Damals hatte die KVG jährlich tivierung bescheinigt „Hessenmobil“ in seinem Papier auch dem 3,4 Kilo- meter langen Teilstück der einstigen Nicht genug Unterschriften Kassel-Naumburger Eisenbahn zwi- schen Baunatal-Großenridde und dem Wenig Gegenliebe findet die Aktion „Tramfreie Königsstraße“ in Kassel. Anfang des Schauenburger Ortsteil Hoof. Wegen Jahres fehlten immer noch 900 von 4.500 nötigen Unterschriften, um ein Bürgerbe- der Nähe zur Großstadt Kassel, wegen gehren ins Rollen zu bringen. Im September 2015 hatte die Rathausfraktion „Demo- des VW-Werkes und der Stadt Bau- kratie erneuern/Freie Wähler“ die Unterschriftenaktion unter dem Motto „Zukunft Kö- natal selbst sei „eine hohe Nachfrage nigsstraße“ gestartet. Dabei geht es um die Frage, ob die Regiotrams und Straßen- zu erwarten“. Die Strecke könnte elek- bahnen – täglich sind es um die 1000 – aus der Königsstraße, der Haupteinkaufsstraße trifiziert und mit einer Regiotram be- in Kassel, weichen sollen. Offenbar wollen die meisten Kasseler die Straßenbahn in der fahren werden (red) Fußgängerzone behalten, um schnell und bequem zum Einkaufen zu fahren. (red) Nr. 115 / 1-2017 / März 2017 13
Osthessen Unüberwindbare ÖPNV-Grenzen? PRO BAHN schlägt Schnellbusse zwischen Osthessen und Thüringen vor Auch im 27. Jahr nach der deutschen Einwohner), bzw. Bad Salzungen (16.000 km unterwegs sein und so eine Durch- Wiedervereinigung existiert die „Zonen- Einwohner), und Fulda keine direkte schnittsgeschwindigkeit von 50 km/h grenze“ immer noch – zumindest im Öf- Zugverbindung gibt. Es gibt zwischen erreichen. PRO BAHN schlägt hierfür fentlichen Personennahverkehr. Anders Meiningen und Fulda noch nicht mal eine drei Schnellbuslinien zwischen Südthü- als bei den Straßen für Autos, die relativ Bundesstraße. Die einmal angedachte B ringen und Osthessen vor. Diese sind: rasch nach dem 3. Oktober 1990 wieder 87n ist aus Umweltschutzgründen ver- SO 1: Meiningen - Oberkatz - Kalten- zwischen Hessen und Thüringen geöffnet worfen worden. Die A 7 in Hessen und nordheim - Reichenhausen - Hilders - (B und inzwischen längst modernst ausge- die A 71 in Thüringen laufen in andere 458) - Poppenhausen - Dipperz - Fulda baut wurden, wurde nur eine Bahnstrecke Himmelsrichtungen. Kolonnen von Autos SO 2: Meiningen - Wasungen - Werns- wieder in Betrieb genommen und eine mit den Kennzeichen SM und WAK, hausen - Dermbach - Tann - Hofbieber - ehemalige „Interzonen-Verbindung“ aus- auch SLZ und MGN (für Landkreis Fulda gebaut. Für ehemals über 15 Bahnstre- Schmalkalden-Meiningen, Wartburg- SO 3: Bad Salzungen - Stadtlengsfeld - cken, die bis Kriegsende zwischen den kreis, Bad Salzungen und Mühlhausen), Geisa - Rasdorf - Hünfeld - Fulda beiden Bundesländern existierten, gab es quälen sich täglich über die hohe Rhön Die Bezeichnung „SO“ ist gewählt als keine Wiedervereinigung. Sowohl auf der bzw. die Kuppenrhön und ihren schlech- Arbeitstitel und die Abkürzung steht für West- als auch auf der Ost-Seite der ten Straßen. Gleichzeitig macht es auch Südthüringen-Osthessen. In den Bussen Grenze sind die Schienen längst abge- Sinn, die Straßen in diesem wunderschö- sollen auch DB-Fernverkehrsfahrkarten baut. Als Ersatz gibt es bis heute aber nen Teil Deutschlands weiter auszubau- kaum Busverbindungen zwischen hessi- en. schen und thüringischen Gemeinden. Besonders eklatant zeigen sich die Auswirkungen in der Osthessen-Metro- pole Fulda. Ehemals Zonenrandgebiet mit den höchsten Arbeitlosenquoten in Hes- sen, expandierten in den vergangenen 25 Jahren die Industrie, das mittelständische Gewerbe, die Dienstleistungsbranche und der Einzelhandel in und um Fulda – parallel zum Niedergang der Wirtschaft in den Grenzgebieten der ehemaligen DDR. Von heute auf morgen standen Ar- beitskräfte aus Südthüringen, insbeson- dere dem heutigen Landkreis Schmalkal- den-Meiningen und dem Wartburgkreis zur Verfügung. Von diesem Aufstieg profitiert die Region Osthessen, speziell Eine Lösung der der Verkehrspro- gelten, damit Fahrgäste aus Südthüringen die Stadt und der Landkreis Fulda bis bleme könnte ein Schnellbus-System bequem im Fernverkehrsbahnhof Fulda heute. Die Arbeitslosigkeit liegt aktuell sein, denn der klassische Linienbus mit in IC- und ICE-Züge umsteigen können. nur etwa bei fünf Prozent, das ist unter ein bis drei Haltestellen pro Ortschaft Außerdem müssen zur Ausgestaltung der Landesdurchschnitt. wäre in der dünn besiedelten Region bei rund zehn Haltestellen entlang jeder Bus- langen Strecken nicht konkurrenzfähig linie Fahrkartenautomaten, eine dynami- und würde weit hinter den Auslastungs- sche Fahrgastinformation und – ganz zahlen anderer Buslinien in Deutschland wichtig – Parkplätze gehören. Ziel ist es zurückliegen. Die Fahrtzeit eines norma- ja, dass insbesondere die Pendler nach len Busses zwischen Meiningen und Ful- Fulda den Schnellbus nutzen. Das bedeu- da dürfte bei zweieinhalb bis drei Stun- tet, dass aus dem Umland rund um die den liegen. Dies ist für Arbeitnehmer neuen Schnellbushaltestellen, den vielen unvertretbar, denn eine dermaßen lange kleinen Ortschaften mit oftmals weniger Fahrzeit zum Arbeitsplatz ist inakzepta- als 150 Einwohnern, die ersten Kilometer bel. mit dem PKW zurückgelegt werden müs- Der Bahnhof im thüringischen Meinigen Mit dem Schnellbus soll ein Zwi- sen und erst dann in den Schnellbus um- könnte Ausgangspunkt für zwei Regional- schenprodukt zwischen Fernbus und Lo- gestiegen wird. buslinienzwischen Thüringen und Ost- kalbus entwickelt werden, welches nahe Die Busse müssen natürlich über den hessen sein. (Fotos: Thomas Kraft) an die Durchschnittsgeschwindigkeit des Standard eines Stadtbusses hinausrei- PKW auf Landstraßen heranreicht. So chen, insbesondere im Winter mittelge- Doch die Verkehrsverbindungen sind sollte ein Schnellbus mit maximal zehn birgsfähig sein. Ausreichende Gepäckab- auf die Pendler- und Einkaufsströme von Stationen zwischen dem Anfangs- und lagen müssen vorhanden sein, WLAN Ost nach West nicht eingestellt. Nicht Endpunkt auf einer Strecke von 60 bis 70 nur, dass es zwischen Meiningen (22.000 14 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
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