Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich

Die Seite wird erstellt Bettina Weiß
 
WEITER LESEN
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Im Blickpunkt:
  Wiesbaden / Mainz
  Bus-Chaos im Taunus
  eTarife im Vergleich                                                                  Eine Zeitschrift des

                                                                   Nr. 115 / 1-2017 / März 2017 / 2,50 €
Eine Zeitschrift des Fahrtgastverbandes PRO BAHN Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Inhalt

                                                 Seite                                                             Seite
Inhalt / Impressum                                 2             Starkenburg
In eigener Sache                                   3             Der Nordast der Odenwaldbahn wird gestärkt         23
Blickpunkt                                                       Entlastung durch die Bachgaubahn?                  24
ÖPNV in Wiesbaden: eine unendliche Geschichte     4              Rhein-Neckar
Citybahn Wiesbaden: Was ist geplant?              5              Noch mehr Verzögerung bei der S-Bahn               26
Die Aartalbahn: Joker oder Bremse?                6              S-Bahn soll zur BASF fahren                        27
Foto-Impressionen von der Aartalbahn              7              Strecke Zweibrücken - Homburg kommt wieder         27
Wann fährt die Nassauische Touristik-Bahn wieder? 8              Rheinland-Pfalz/Saarland
Erste Erfahrungen mit der Mainzelbahn             9              Wieder Fernverkehran der Mosel?                    28
Politik                                                          Langes Warten auf die Hunsrückbahn                 28
Beteiligungsverfahren Hanau - Fulda - Würzburg    10             Meckerecke
Hessen                                                           Keine Gleisziffern mehr auf Bahnsteiganzeigen?     29
ÖPNV auf dem Land                                 12             Wer zuviel zahlt fährt schwarz                     29
Nordhessen                                                       Service
Werden wieder Schienen zum Herkules gelegt?       13             Der neue VRN-eTarif                                30
Osthessen                                                        Tarif-Erfolg für Konrad Nieft                      31
Unüberwindbare ÖPNV-Grenzen nach Thüringen? 14                   Ausfahrt
Mittelhessen                                                     Mit Bahn und Rad an den Edersee                    33
Chaos nach Stellwerkausfall in Friedberg          16             PRO BAHN intern
Neuer Bahnsteig in Stadtallendorf                 17             Bundesverbandstag in Wiesbaden                     15
Kein Fahrkartenschalter mehr in Limburg Süd       18             Neuer Landesvorstand Rheinland-Pfalz/Saarland      34
Großraum Frankfurt                                               Das Allerletzte                                    34
Bus-Chaos im Taunus                               19             Termine / Adressen                                 35
Reflektionen zum Busfahrerstreik                  21

Titelfotos: Mainz baut seine Straßenbahn aus, während die Nachbarstadt Wiesbaden im Auto-Chaos erstickt, in dem auch die zahl-
reichen Busse im Stau stehen. Doch in der hessischen Landeshauptstadt wird jetzt umgedacht. Das Foto oben zeigt die neue „Main-
zelbahn“ vor der „Opel-Arena“ in Mainz, das Bild unten einen Bus vor dem Wiesbadener Hauptbahnhof. (Fotos: wb)

Impressum
„Der Umsteiger“ (bisher „Fahrgastzeitung für Hessen und Rhein-Neckar“) wird herausge-
geben von den Regionalverbänden Nordhessen, Osthessen, Mittelhessen, Großraum Frankfurt,
Starkenburg und Rhein-Neckar des Fahrgastverbandes PRO BAHN sowie von den PRO BAHN
Landesverbänden Hessen und Rheinland-Pfalz/Saarland (Adressen siehe Seite 35).
Die Zeitschrift erscheint alle drei Monate jeweils im März, Juni, September und Dezember.
Redaktionanschrift: „Der Umsteiger“, Brückenkopfstraße 6, 69120 Heidelberg, Tel. 06221 - 470134, Fax 06221 - 411034,
E-Mail: redaktion@der-umsteiger.de
Redaktion: Wolfgang Brauer (wb), v.i.S.d.P, Reinhard Ahrens (ra), Holger Kalkhof (hka), Thomas Schwemmer (ts).
Regionalredaktionen:
Nordhessen, Osthessen, Mittelhessen: Reinhard Ahrens, Schützenstraße 19, 35096 Weimar (Lahn), Tel. 06421 - 794046
E-Mail: reinhardahrens@web.de
Großraum Frankfurt: Thomas Schwemmer, Krifteler Straße 107, 60326 Frankfurt am Main, Tel. 069 - 36701750,
Fax 069 - 710459442, E-Mail: frankfurt@pro-bahn-hessen.de
Starkenburg (Südhessen): Holger Kalkhof, Am Bessunger Fort 30, 64367 Mühltal, E-Mail: holger.kalkhof@t-online.de
Rhein-Neckar: Wolfgang Brauer, Brückenkopfstraße 6, 69120 Heidelberg, Tel. 06221 - 470134, Fax 06221 – 411034,
E-Mail: wolfgangbrauer@t-online.de
Rheinland-Pfalz/Saarland: N.N.
Derzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 1, Kontakt für Anzeigenkunden: anzeigen@der-Umsteiger.de
Der Nachdruck oder die Verbreitung in elektronischer Form von Texten und Bildern aus „Der Umsteiger“ ist nur mit ausdrücklicher
Genehmigung der Redaktion erlaubt.

2                                                Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
In eigener Sache

Aus                                                           wird

                                                                                Entwurf des Titels: Axel Dorlas

Liebe Leserinnen und Leser,                   Ausdruck bringen, dass die neue Zeit-         und um die hessische Landeshauptstadt
                                              schrift die Tradition der „FGZ“, der          gewidmet.
     in Händen halten Sie die erste Aus-      „Fahrgastzeitung für Hessen und Rhein-             Daneben gibt es noch weitere Neu-
gabe der neuen PRO BAHN Mitglieder-           Neckar“ fortsetzt. Außerdem wird der          erungen: Mit dieser Ausgabe erhalten
zeitschrift „Der Umsteiger“. Der Name         Begriff „Fahrgastzeitung“ auch im Unter-      auch alle PRO-BAHN-Mitglieder in
ist für uns Programm. Wir möchten als         titel weitergeführt. Anlass für den „Re-      Rheinland-Pfalz und im Saarland erst-
Fahrgastverband für den Umstieg auf öf-       launch“ der Zeitschrift, wie es neu-          mals die Mitgliederzeitschrift „Der Um-
fentliche Verkehrsmittel, auf Bus und         deutsch heißt, ist auch ihr 20-jähriges Ju-   steiger“. Außerdem wollen wir uns in Zu-
Bahn, werben und Sie, liebe Mitglieder,       biläum. Im Februar 1997 erschien unsere       kunft auch weiteren Leserkreisen öffnen,
über aktuelle Ereignisse aus dem ÖPNV         erste Mitgliederzeitschrift, damals noch      denn das Thema Öffentlicher Nah- und
und dem Schienennah- und fernverkehr          unter dem Titel „Südhessenschiene“            Fernverkehr geht alle an. Wir wollen,
informieren, Tipps für die Fahrt mit Bus                                                    dass in Zukunft noch mehr Menschen auf
und Bahn geben und schildern, welche                                                        alternative und umweltfreundliche Ver-
Ausflugsziele bequem mit den „Öffent-                                                       kehrsmittel umsteigen – im Kopf und
lichen“ erreicht werden können. Dabei                                                       auch real.
halten wir auch mit unserer Meinung                                                              Verstärken wollen wir auch den
„nicht hinter dem Berg“, sondern legen                                                      Kontakt und die Kommunikation mit
die „Finger in die Wunden“, wenn wir es                                                     Ihnen, liebe Leserinnen und Leser des
für nötig halten, die Bahnen, Verkehrs-                                                     „Umsteigers“. Lassen Sie uns wissen,
verbünde und Verkehrsträger, aber auch                                                      was Sie von unserem neuen Konzept
die Politik, zu kritisieren. Und dies alles    1. Südhessenschiene Februar 1997
                                                                                            halten, was Sie gut und was Sie schlecht
bezogen auf die Regionen in der Mitte             Ein weiterer Anlass für den Neustart      finden und was Sie noch vermissen.
und im Südwesten Deutschlands, in der         unter dem Namen „Der Umsteiger“ ist
unsere Mitglieder leben.                      auch der Bundesverbandstag von PRO            Darauf freut sich die Redaktion von
     Diese erste Ausgabe von „Der Um-         BAHN, der vom 24. bis 26. März 2017 in
steiger“ hat nicht die „Nummer 1“ be-         Wiesbaden stattfindet. Aus diesem                                     „Der Umsteiger“
kommen, sondern ist mit „Nr. 115“ ge-         Anlass ist das erste Schwerpunktthema
kennzeichnet. Damit wollen wir zum            auch dem ÖPNV und Schienenverkehr in

                                                               Diese PRO-BAHN-Untergliede-
 Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit für ein Medium,            rungen sind die Herausgeber von
 das ausschließlich in ehrenamtlicher Arbeit erstellt          „Der Umsteiger“. Die Mitglieder
 wird. Ende 1996/Anfang 1997 trafen sich einige                in diesen Gebieten erhalten die
 Mitglieder der PRO-BAHN-Regionalverbände                      Zeitschrift kostenlos. >
 Frankfurt, Starkenburg und Rheingau, um gemein-
 sam ein Informationsblatt herauszugeben. Nachdem
ödie Finanzierungsfragen geklärt waren, war auch
 schnell ein Name gefunden. Analog zur „Mittelhes-
 senschiene“ des damaligen dortigen Regionalver-
 bandes wurde die Zeitung „Südhessenschiene“ ge-
 nannt und sollte den gesamten südhessischen Be-
 reich abdecken.
      Vier Jahre später kam der baden-württember-
 gische Regionalverband Rhein-Neckar hinzu. Um
 auch die Belange der steigenden Mitgliederzahlen
 in Mittel- und Nordhessen zu berücksichtigen, wur-
 de die Mitgliederzeitschrift 2001 auf ganz Hessen
 ausgedehnt. Da der Name „Südhessenschiene“ das
 Verbreitungsgebiet nicht mehr treffend beschrieb,
 wurde beschlossen, den Namen „Fahrgastzeitung
 für Hessen und Rhein-Neckar“ zu verwenden. „Der
 Umsteiger“ soll diese Tradition fortsetzen. (wb)

                                                    Nr. 115 / 1-2017 / März 2017                                                  3
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Blickpunkt

    ÖPNV in Wiesbaden: Eine unendliche Geschichte
             Die Landeshauptstadt will jetzt ein neues Straßenbahn-Kapitel aufschlagen

     Die ÖPNV-Verhältnisse sind kom-       zischen Landeshauptstadt Mainz ange- Nassauischen Touristikbahn nicht mehr
pliziert in Wiesbaden. Der einst mondäne   schlossen werden.                          fahren. Eine Lösung wäre ein Drei-Schie-
Badeort wurde 1946 Hauptstadt von Hes-          In Richtung Taunus soll die Strecke nen-Gleis, damit sowohl reguläre (Diesel)
sen und ist mit 280.000 Einwohnern die     bis in die Kurstadt Bad Schwalbach im Triebwagen aus Rheinland-Pfalz bis zum
zweitgrößte Kommune des Bundeslan-         Rheingau-Taunus-Kreis        weitergeführt Wiesbadener Hauptbahnhof rollen könn-
des. Anders als Städte vergleichbarer      werden. Hier liegen bereits Normalspur- ten, als auch die CityBahn von Bad
Größe in Deutschland hat die Stadt         schienen der ehemaligen Bundesbahn- Schwalbach über die Wiesbadener Innen-
zwischen Rhein und Taunus aber schon       strecke „Aartalbahn“ Diez – Landesgren- stadt bis nach Mainz auf der Aartalbahn
lange keine Straßenbahn mehr. Bereits      ze – Wiesbaden, die 1983 für den Per- aufnehmen könnte. Technisch anspruchs-
1929 rühmte sich Wiesbaden – als eine      sonenverkehr stillgelegt wurde. Der Teil voll, aber nicht unmöglich. Die Kosten
der ersten deutschen Städte – für die      (Limburg -) Diez - Hahnstätten soll ab für diese Lösung wären natürlich höher.
Abschaffung der städtischen Straßenbahn    2018 wieder mit Dieseltriebzügen im             Optimistisch rechnen die Planer der
und die Umstellung auf Busbetrieb.         Rahmen des Rheinland-Pfalz-Taktes be- Citybahn Wiesbaden damit, dass in den
                                           fahren werden. Der Abschnitt Bad kommenden zwei Jahren geplant wird.
                                           Schwalbach – Wiesbaden (-Dotzheim) Der Bau soll 2020 beginnen und 2022
                                           der unter Denkmalschutz steht, wird seit könnten auf dem ersten Abschnitt bereits
                                           Jahren als Museumszugstrecke von der Straßenbahnen rollen. Ein sehr ambitio-
                                           Nassauischen Touristikbahn (NTB) be- nierter Plan, zumal es schon seit Jahr-
                                           fahren. Zur Landesgartenschau im kom- zehnten erbitterte Gegner gegen neue
                                           menden Jahr in Bad Schwalbach sind re- Schienen in der Wiesbadener Innenstadt
                                           gelmäßige Sonderfahrten geplant.           gibt, die sicher alles daran setzen werden,
                                                Die unterschiedlichen Spurbreiten um den Bau der Citybahn zu verhindern.
                                           und Systeme sind allerdings ein großes          Außerdem erfordert eine gemein-
Alles schon mal da gewesen: Wiesbade-      Problem der möglichen neuen Schienen- same Strecke mit der Mainzer Verkehrs
ner Straßenbahn um 1900. Stillgelegt       verbindungen in und um Wiesbaden. Bei AG natürlich auch Neubauten in der
wurden die meisten Linien schon 1929,      früheren geplanten Projekten war die rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt.
weil die Stadt die Konzessionen von ei-    Elektrifizierung der Aartalbahn bis Bad Dort wurde erst zum Fahrplanwechsel im
nem privaten Betreiber nicht abkaufen      Schwalbach vorgeschlagen worden, um Dezember nach jahrzehntelanger Planung
wollte. (Foto: Archiv)                     Stadtbahnen nach dem „Karlsruher Mo- und über zweijähriger Bauzeit die knapp
     Da es Anfang des 20. Jahrhunderts     dell“ sowohl auf DB-Gleisen, als auch in- acht Kilometer lange „Mainzelbahn“
aber mehrere Straßenbahnbetreiber gab,     nerstädtisch mit geringerer (Straßenbahn) vom Hauptbahnhof über den Uni-Cam-
unter anderem gemeinsame Linien mit        Spannung zu fahren.
der linksrheinischen Nachbarstadt Mainz,        Doch       dieser
verschwanden die letzten Straßenbahnen     Vorschlag, der 2013
erst 1955 aus der Kurstadt. Seitdem wird   unter anderem am
der innerstädtische ÖPNV weitgehend        Veto der FDP im
durch Busse abgewickelt – abgesehen        Wiesbadener Stadt-
vom S-Bahn-Verkehr. Doch das städti-       parlament scheiterte,
sche Busnetz ist schon längst an seine     wäre nicht mit dem
Grenzen gestoßen. In den Hauptver-         Mainzer Netz kom-
kehrszeiten stehen die Fahrzeuge im        patibel gewesen –
Auto-Stau – trotz zwölf Kilometer eige-    wegen der Spurbreite
ner Busspuren in Wiesbaden.                von nur einem Meter
     Über die Wiedereinführung einer       dort.     Andererseits
modernen Stadtbahn wird deshalb schon      gibt es einen riesi-
seit Jahrzehnten diskutiert. Zweimal je-   gen,       rheinüber-
doch scheiterten die Versuche. Nun         schreitenden ÖPNV- Nur ein kurzes Intermezzo: Obus Wiesbaden 1948 -1961.
scheinen die Signale auf grün zu stehen    ÖPNV-Verkehr zwi- (Foto: ESWE-Verkehr)
für die „Citybahn Wiesbaden“. Mitte Fe-    schen den beiden Landeshauptstädten in pus und die Fachhochschule und mehrere
bruar entschieden sich sieben der acht     der „6“, der am stärksten frequentierten Stadtteile zum Lerchenberg eröffnet, wo
Fraktionen in der Stadtverordnetenver-     Buslinie in beiden Kommunen.               auch dass Zweite Deutsche Fernsehen
sammlung dafür, eine Machbarkeitsstudie         Die Verkehrsplaner in und um Wies- seinen Sitz hat. Nach dieser Mammut-
für eine neue innerstädtische Schienen-    baden müssen also harte Nüsse knacken. aufgabe hatte der Mainzer Oberbür-
verbindung in Auftrag zu geben. Diese      Wenn eine Meterspurstrecke auf der germeister Michael Ebeling (SPD) wei-
könnte an das Meterspurnetz der Stra-      Trasse bis Bad Schwalbach verlegt wird, tere neue Schienenstrecken in der Stadt
ßenbahn der benachbarten rheinland-pfäl-   bedeutet dies das Aus für durchgehende auf absehbare Zeit ausgeschlossen.
                                           Züge von Diez nach Wiesbaden. Außer-
                                           dem könnten dann die Dampfzüge der

4                                                Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Blickpunkt
    Ein Anschluss der Wiesbadener Ci-        Von dort könnte die neue Straßenbahn-        hauptstadt Wiesbaden ist durch die Ent-
tybahn an das Netz der Nachbarstadt,         strecke direkt auf die rheinüberquerende     scheidung der Stadtervordnetenversamm-
unter anderem, um den Betriebshof für        Konrad-Adenauer-Brücke geführt wer-          lung am 12. Februar 2017 wieder große
beide Städte nutzen zu können, erfordert     den. Diese wurde bei einer Sanierung in      Bewegung gekommen. Doch es gibt noch
aber auch neue Strecken in der Mainzer       den 1990er Jahren bereits für die Auf-       viele Hürden zu überwinden, bis die City-
Innenstadt. Entweder durch die Fußgän-       nahme von Schienen vorbereitet.              bahn in Wiesbaden bis nach Bad Schwal-
gerzone, oder die von vielen Autos be-            In die Diskussion über die Zukunft      bach oder gar rheinüberschreitend bis
fahrenen Magistrale „Große Bleiche“.         des ÖPNV in der hessischen Landes-           nach Mainz fährt. (wb)

Citybahn Wiesbaden: Was ist geplant?
     Die Wiesbadener Verkehrsgesell-
schaft ESWE hat die Planung einer
meterspurigen     Straßenbahnverbindung
zwischen Bad Schwalbach und dem
Mainzer Hauptbahnhof über Wiesbaden
ausgeschrieben. Dies soll der erste Aus-
bauschritt für ein vollwertiges Straßen-
bahnnetz in und um Wiesbaden sein.
Dabei geht es konkret um eine rund 34
Kilometer lange Strecke. Davon entfallen
ca. 17 Kilometer auf das Stadtgebiet von
Wiesbaden und etwa 2,4 Kilometer auf
das Stadtgebiet von Mainz. Die restlichen
15 Kilometer liegen auf der regelspurigen
Aartalbahn nach Bad Schwalbach, die
umgespurt und elektrifiziert werden soll.
Auf der eingleisigen Strecke sollen Be-
gegnungsabschnitte gebaut werden.
     Im Stadtgebiet von Wiesbaden soll
es außerdem einen eingleisigen Abschnitt
in den Stadtteil Klarenthal geben, der
eine maximale Steigung von acht Prozent
ausweisen soll. Die Strecke von Mainz
bis zur Hochschule Rhein-Main in Wies-
baden soll mit einigen Ausnahmen zwei-
gleisig und überwiegend auf eigenem
Gleiskörper verlaufen.
     Von Bad Schwalbach ist über den
Bahnhof hinaus, der am Stadtrand liegt,
keine Erweiterung in Richtung Innenstadt     So könnte ein Straßenbahnnetz in Wiesbaden in vielen Jahren einmal aussehen. Un-
vorgesehen. Die Straßenbahnen sollen         tersucht werden soll zunächst jedoch nur eine Strecke von Mainz über Haupt-
teilweise in Doppeltraktion fahren, sodass   bahnhof bis Hochschule Rhein-Main mit Verlängerungsmöglichkeit bis Klarenthal
die Haltestellen überwiegend 60 Meter        und Bad Schwalbach. (Karte: © Wolfgang Brauer)
lang sein müssen.
     Die Kosten werden auf ca. 448 Mio.           Die Nachfrage wird so eingeschätzt,      Linie 11: Bad Schwalbach – Hoch-
Euro beziffert, wovon ca. 305 Mio. Euro      dass es sehr starke Verkehrsströme zwi-      schule Mainz mit Halt überall, sodass für
auf den Bau der Infrastruktur und 59         schen den beiden Landeshauptstädten ge-      die gleiche Strecke 64 Minuten benötigt
Mio. Euro auf Baunebenkosten entfallen       ben wird, aber auch zwischen den             werden.
sowie weitere 78 Mio Euro für die Be-        Wiesbadener und den Mainzer Hoch-             Linie 12 Klarenthal – Hasengarten-
schaffung von 26 Triebwagen                  schulen. Dritte starke Säule des Fahrgast-   straße als Verdichtungsangebot für die
                                             aufkommens wird der Wiesbadener Bin-         Linie 11 über sieben Kilometer im Wies-
                                             nenverkehr sein. Nur ein vergleichsweise     badener Stadtgebiet mit einer Fahrzeit
                                             geringer Teil der Nachfrage wird auf der     von 18 Minuten.
                                             Aartalbahn generiert.                             Bad Schwalbach soll alle 30 Minuten
                                             Dementsprechend ist ein Betriebskonzept      bedient werden, in Wiesbaden ist in den
                                             aus drei Linien angedacht:                   Außenbereichen ein Zehn-Minuten-Takt
                                              Linie 10: Bad Schwalbach – Hoch-           und in der City durch die Überschnei-
                                             schule Mainz, wobei nicht alle Halte-        dung der Linien 11 und 12 ein Fünf-Mi-
                                             stellen bedient werden und deshalb die 35    nuten-Takt vorgesehen. Mainz soll alle
                                             Kilometer lange Strecke in ca. 56 Minu-      zehn Minuten angefahren werden. (wb)
  Hauptbahnhof Wiesbaden (Foto: wb)          ten zurückgelegt werden soll.

                                                   Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Blickpunkt
Was geplant ist

                                                                                            Fotos im Uhrzeigersinn von oben rechts
                                                                                             Tunnel unter Burg Hohenstein
                                                                                             Hahnstädten, Bahnübergang am
                                                                                            Kalkwerk
                                                                                             Fehlende Brücke südlich von
                                                                                            Michelbach (das fehlende Brückenteil
                                                                                            liegt in Kettenbach im Bahnhofsgelände
                                                                                            herum und rostet vor sich hin)
                                                                                             Wagen der Nassauer Touristikbahn
                                                                                             Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim
                                                                                             Hinweisschild zum Bahnhof
                                                                                             Bahnhof „Eiserne Hand“ zwischen
                                                                                            Wiesbaden und Taunusstein
                                                                                             Kombinierte Bahn-, Rad-, Fußgän-
                                                                                            gerbrücke bei Bleidenstadt
                                                                                             Rangierlok in Oberneisen
So könnte die Wiesbadener Citybahn in der Nachbarstadt Mainz über eine Neubau-               Bahnhof von Oberneisen
strecke durch die Innenstadt verlaufen. Doch dies ist bislang nur eine Idee. Kon-            Bahnhof Flacht
krete Absichtserklärungen oder gar Planugnen dazu gibt es in der rheinland-
pfälzischen Landeshauptstadt derzeit nicht.                                                  Nordausfahrt Bad Schwalbach
(Karte: ©t Wolfgang Brauer)                                                                           (alle Fotos: Thomas Kraft) >

Die Aartalbahn: Joker oder Bremse?
     Ein wichtiger Baustein für die City-      Oberneisen und Hahnstätten neue barrie-      sondern bringt auch eine Zeitersparnis von
bahn Wiesbaden könnte die Aartalbahn           refreie Bahnsteige gebaut werden. In Frei-   zwei Minuten, die einen besseren An-
werden, deren hessischer Teil 1983 und         endiez, Holzheim und Niederneisen entste-    schluss an die Lahntalbahn in Diez
der rheinland-pfälzische Teil 1986 für den     hen erstmals Haltepunkte an der Strecke.     ermöglichen. Die Reisezeit von Hahn-
Personenverkehr stillgelegt wurden. Wäh-       Nach aktuellen Kostenschätzungen belau-      stätten nach Limburg wird sich von heute
rend in Hessen seitdem auf der Strecke nur     fen sich die Kosten dafür und für die In-    45 Minuten mit dem Bus auf 25 Minuten
Museumsbahnbetrieb durchgeführt und            standsetzung der Gleise und der Bahn-        mit dem Zug reduzieren. Für die Be-
über neue Nutzungskonzepte nachgedacht         übergänge auf 19 Millionen Euro. Die         wohner, die abseits der Bahnlinie wohnen,
wurde, ist Rheinland-Pfalz schon viel          Infrastruktur zwischen Diez und Rückerts-    soll ein neues Buskonzept gute Anbin-
weiter. Dort soll der nördliche Teil der       hausen gehört übrigens nicht der DB. Die     dungen schaffen.
Aartalbahn Ende 2018 im Rahmen des             Trasse wurde 2012 von den Verbands-               Als Betreiber der Aartalbahn steht
„Rheinland-Pfalz-Taktes 2015“ reaktiviert      gemeinden Hahnstätten und Diez gekauft.      schon jetzt DB Regio Südwest fest, mit der
werden. Geplant ist, dass die Züge von              Ursprünglich war geplant, die Züge      ein Vertrag bis 2030 für die Strecke abge-
Limburg nach Diez fahren, dort „kopf-          bis Zollhaus kurz vor der hessisch/rhein-    schlossen wurde. Die DB-Triebwagen sol-
machen“ und dann über die 8,4 Kilometer        land-pfälzischen Landesgrenze zu verlän-     len an sieben Tagen in der Woche im
lange reaktivierte Strecke bis Hahnstätten     gern. Die letzten zwei Streckenkilometer     Stundentakt fahren Mit insgesamt rund
fahren. Dazu müssen zunächst in Freien-        „abzuschneiden“ verringert jedoch nicht      1.000 Fahrgästen pro Tag wird im Durch-
diez, Holzheim, Flacht, Niederneisen,          nur die Kosten um zwei Millionen Euro,       schnitt gerechnet. (wb)
    Diez an der Lahn(talbahn) ist der nördlichste
    Punkt der Aartalstrecke. Das Bahnhofsgebäude
    aus dem Jahr 1862 ist – wie so viele an der
    Strecke – heruntergekommen. Die Bahnsteige
    sind nicht barrierefrei. Das soll sich 2018 ändern.
      >
      Bereits seit vielen Jahren gibt es Befürworter
      und Gegner der Aartalbahn: „Stadtbahn ja“
      und „PRO Aartalbahn“ sind dafür, dagegen
      die Bürgerinitiativen „Aartalbahn nicht durch
      Wiesbaden!“ und „Busse statt Aartalbahn“.
      (www.stadtbahn-ja.de; de-de-facebook.com/
      proartalbahn/;www.busse-statt-artalbahn.de)

6                                                      Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Blickpunkt
Impressionen von der Aartalbahn im Februar 2017

^^

                        Nr. 115 / 1-2017 / März 2017            7
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Blickpunkt

Wann fährt die NTB wieder?
     Der bekannteste Verein, der sich für den Erhalt der Aartalbahn einsetzt, ist die Nassau-
icheTouristikbahn (NTB). Die historisch-technische Vereinigung wurde im Sommer 1986
gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, mit Dampf- und Diesellokomotiven bepannte Züge
über den unter Denkmalschutz stehenden Teil der Strecke zu fahren. Die Fahrzeuge sind
im Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim untergebracht. In dem denkmalschützten Empfangsge-
bäude eröffnete die NTB 2011 die Dauerausstellung „Die Aartalbahn als Fürsten- und Bä-
derbahn“. Die historischen Fahrten auf der Strecke, die zwischen Ostern und Anfang Okto-
ber an jedem Sonn- und Feiertag angeboten wurden, mussten in den vergangenen Jahren
immer wieder eingeschränkt werden oder ganz ausfallen, weil immer wieder Lkw eine Ei-
senbahnbrücke beschädigten. Seit Ende 2009 ruht der Verkehr wegen der defekten Brücke
ganz, der Verein musste seine Dampfzugsonderfahrten auf andere Strecken verlegen. Im
vergangenen Jahr erlaubte das Regierungspräsidium in Darmstadt der NTB, die Strecke bis
Bad Schwalbach mit Bauzügen zu befahren. So könntedie Strecke als besondere Attrakti-
on bis zur Landesgartenschau in der Kurstadt bis 2018 wieder flott und befahrbar gemacht
werden, der Rheinau-Taunus-Kreis wollte dasfür Geld geben. Doch daraus wird wohl nichts.
Geht es nach dem Landrat Kreises, Burhard Albers, will sich der Kreis die Kosten für die
Reaktivierung der als Museumsstrecke und den jährlichen Betriebskostenzuschuss sparen.
     Der Grund ist die Absicht der Stadt Wiesbaden, auch auf den Gleisen der Aartalbahn
eine Aartalbahn eine Citybahn zu bauen. Dieses Projekt haben auch der Kreistag in Bad Schwalbach und die Anliegergemeinden
gutgeheißen. Verkehrsplaner beauftragt, dieses Konzept mit der Vereinbarkeit einer Reaktivierung der Aartalbahn für touristische
Zwecke zu prüfen. Das Ergebnis liegt nun vor. Danach müssten für die Ertüchtigung der Strecke zunächst zwei Millionen Euro
invetiert werden und danach jährlich 275.000 Euro in den Betrieb. Aus Sicht des Landrates macht es keinen Sinn, für die
Übergangszeit bis zur Citybahn mehrere Millionen Euro in einem Museumsbahnbetrieb zu stecken. Außerdem sei der Zeitpunkt
bereits verpasst, um die Aartalbahn rechtzeitig für die Landesgartenschau wieder befahrbar zu machen. Das will der Verein
Nasssauische Touristikbahn aber nicht gelten lassen. Der Verein stehe Gewehr bei Fuß um die Reparaturen und den Austauch der
beschädigten Brücke in Auftrag zu geben und rechnet damit, 2018 zumindest auf Wiesbadener Gemarkung wieder mit Dampfzügen
fahren zu können. Langfristig würde der Verein sogar gerne durchgehende Züge von Bad Schwalbach bis Mainz anbieten.
     Die einzige Chance, alt und neu auf der Aartalbahn zu vereinigen, wäre der Einbau eines Drei-Schienen-Gleises, auf dem
sowohl alte Eisenbahnen mit der Spurweite 1.435 Millimeter, als auch neue Wiesbadener-/Mainzer Stadtbahnen mit auf der Stra-
ßenbahnbreite von 1.000 Millimeter fahren können. Vielleicht wird auch die Denkmalschutzbehörde noch ein Wörtchen mitreden
wollen, denn die Aartalbahn steht ja unter Denkmalschutz. Ein Vorbild könnte die Trossinger Eisenbahn im Schwarzwald sein, die
als Inselbetrieb zwischen Trossingen Bahnhof und Trossingen Stadt seit 1898 mit einem besonderen Stromsystem verkehrte. Seit
2003 ist die Strecke in ein dieselbetriebenes Ringzugsysstem im Südschwarzwald integriert. Der Fahrdraht blieb trotzdem hängen
und wird nur einmal im Monat für Sonderfahrten mit historischen Fahrzeugen gebraucht. (wb) (Foto: A. Krabru)

              Streckenreaktivierungen in Hessen – Wie geht es weiter?
     Hohes Potenzial für eine Reaktivie-      Wiesbaden - Bad Schwalbach - Lan-          Jossa - Altengronau (- Wildflecken)
rung hätte die Aartalbahn. So steht es zu-   desgrenze (- Limburg)                        Wega - Hemfurt-Edersee
mindest in einem internen Papier des          Wölfersheim-Södel - Hungen
                                                                                             Öffentlich gemacht wurden die Er-
Landesbetriebes „Hessenmobil“, das im         Lollar - Mainzlar - Londorf
                                                                                         gebnisse der Untersuchung bislang nicht.
Auftrag der Landeregierung erstellt wur-      Stadtbahn Wiesbaden
                                                                                         PRO BAHN Hessen möchte nun, dass
de. Der Hintergrund: die Untersuchung
                                             Ein mittleres Potenzial:                    das Papier nicht in der Schublade ver-
von möglichen Streckenreaktivierungen
                                              Hanau - Erlensee                          schwindet, sondern die Diskussion über
ist auch im Koalitionsvertrag der
                                              Brandoberndorf - Albshausen               die Wiederinbetriebnahme von Bahnstre-
schwarz-grünen Regierungskoalition in
                                              Dillenburg - Ewersbach                    cken auch in Hessen in Gang bleibt. Der
Wiesbaden festgeschrieben. Gefunden
                                              Neu Isenburg Bahnhof bis Zentrum          Fahrgastverbänd schlägt deshalb vor,
haben die Schienen-Fachleute von „Hes-
                                              Baunatal - Schauenburg                    dass auch für die Reaktivierung von still-
senmobil“ 96 ehemalige Bahnstrecken im
                                                                                         gelegten Bahnstrecken Beteiligungs- und
ganzen Bundeland. Für 21 davon wurde         Geringes Potenzial:
                                                                                         Dialogforen eingerichtet werden, so wie
eine nähere Bestandsaufnahme gemacht,         Griesheim - Wolfskehlen
                                                                                         für geplante Neubaustrecken. So könnte
davon haben 15 Strecken ein Potenzial         Grävenwiesbach - Weilburg
                                                                                         das Potenzial und Wissen der Verkehrs-
für die Wiederaufnahme des regulären          Mörlenbach - Waldmichelbach
                                                                                         verbände, wie PRO BAHN und VCD,
Personenverkehrs. Für weitere drei Gleis-     Großzimmern - Dieburg
                                                                                         aber auch vieler Bürgerinitiativen entlang
trassen würde sich zumindest Freizeitver-     Wächtersbach - Bad Orb
                                                                                         der stillgelegten Schienestränge, genutzt
kehr lohnen. Ein hohes Potenzial haben:
                                            Potenzial für Freizeitverkehr beteht für:   und sinnvoll in die Diskussion einge-
 Darmstadt - Roßdorf - Groß-Zimmern          Kassel - Herkules                         bracht werden. (red)

8                                                  Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Blickpunkt

                         Den Mainzelmännchen eine Bahn
                     Erste Erfahrungen mit der neuen Straßenbahnverbindung in Mainz
     Seit dem 11. Dezember fährt die               Laut Fahrplan benötigt die Mainzel-     Dennoch gibt es weiterhin eine Langsam-
„Mainzelbahn“ in Mainz. Mainzelbahn           bahn 20 Minuten vom Hauptbahnhof bis         fahrstelle in Bretzenheim: Anwohner be-
heißt sie deshalb, weil sie von der Main-     zur Haltestelle Lerchenberg/ZDF, bzw.        schweren sich dort über starke Erschüt-
zer Innenstadt zum Lerchenberg fährt, wo      19 Minuten bis Verlagsgruppe Rhein-          terungen und Lärm. Während das geprüft
bekanntlich die Mainzelmännchen woh-          Main (wenn man zum Haupteingang des          wird, fährt die Straßenbahn auf einem
nen, also das ZDF beheimatet ist. Ich         ZDF will). Der Bus hat das fahrplan-         Abschnitt nur mit maximal 30 km/h, was
selber pendele aus beruflichen Gründen        mäßig in 13 bis 15 Minuten geschafft.        zu Verspätungen führen kann. Auf Kla-
an mehreren Tagen in der Woche von            Dafür fährt die Mainzelbahn viel häu-        gen über Lärmbelastung reagiert die
Frankfurt zum ZDF. Bisher fuhren ab           figer: In den Stoßzeiten mindestens im       MVG auch anderswo. Eine automatische
dem Mainzer Hauptbahnhof Busse in             7,5-Minuten-Takt, tagsüber und abends        Schmieranlage in der Wendeschleife am
Richtung ZDF.                                 im 10-Minuten-Takt. Das erhöht die           Lerchenberg ist in Arbeit, bis dahin wird
                                              Flexibilität deutlich. Früher musste ich,    von Hand geschmiert. Eine andere Be-
                                              wenn ich den auf meine S-Bahn pas-           lastungsprobe musste die Mainzelbahn
                                              senden Bus verpasste, schon mal 15           bestehen, als durch den starken Schnee-
                                              Minuten auf den nächsten Bus warten.         fall am 10. Januar eine Straßenbahn vom
                                              Jetzt kann ich auch umgekehrt mit einem      (Schienen-)Weg abkam und die Strecke
                                              nur geringen Zeitverlust eine Straßen-       über mehrere Stunden blockiert war.
                                              bahn früher nehmen, wenn ich auf                  Die Mainzelbahn wird nach meinem
                                              Nummer sicher gehen will, dass ich eine      Eindruck gut angenommen. Zwischen
                                              bestimmte Bahn ab Mainz Hauptbahnhof         Hauptbahnhof und Universität, bzw.
                                              erreiche. Der dichte Takt ist auch deshalb   Hochschule ist sie von Studenten sehr
                                              sehr angenehm, weil gefühlt so häufig        stark frequentiert. Auch auf dem Bretzen-
                                              eine Straßenbahn fährt, dass ich mir nicht   heimer Teilstück ist sie immer gut gefüllt.
                                              mehr so viele Fahrplandetails merken         Zum Lerchenberg hin leert sie sich aller-
                                              muss. Denn obwohl im Besitz eines            dings. Bei den ZDF-Mitarbeitern (den
                                              Smartphones, mit dem ich mir immer und       wenigen die öffentlich fahren – die Mas-
                                              überall die nächste Verbindung suchen        se kommt mit dem Auto) ist der Bus an-
                                              kann, ist es immer noch am bequemsten        scheinend weiter beliebt. Mit der Er-
                                              und schnellsten, die Eckdaten der tägli-     öffnung der Mainzelbahn fährt der Bus
                                              chen „Rennstrecken“ im Kopf abgespei-        68 das ZDF nicht mehr an, es bleibt der
                                              chert zu haben.                              Überlandbus ca. zweimal in der Stunde,
                                                   Die Mainzelbahn hatte in den ersten     der voller als früher ist. Für mich persön-
  Mainzelbahn (Foto: Kristine Schaal)         Wochen mit ein paar Anlaufschwierig-         lich ist das Fazit also gemischt. Meine
     Diese fuhren in den Stoßzeiten im        keiten zu kämpfen (was bei einem so          Fahrtzeiten sind durch die Mainzelbahn
20-Minuten-Takt, ergänzt durch wenige         großen Projekt nicht verwunderlich ist).     nicht kürzer geworden, dafür aber flexib-
Überlandbusse, zu Randzeiten noch             So waren in den ersten Tagen noch nicht      ler und zuverlässiger (weil die Straßen-
seltener und leider oft nicht pünktlich. In   alle Ampel- (und insbesondere Vorrang-)      bahn weniger vom Autoverkehr und –
Kombination mit der chronisch unzuver-        Schaltungen eingerichtet, so dass die        Stau behindert wird) und letztlich auch
lässigen Verbindung Frankfurt – Mainz         Straßenbahn an einigen Stellen sehr lang-    angenehmer. Denn ich fahre einfach lie-
verlängerte das die Fahrtzeiten (oder eher    sam fahren musste und zusätzliche War-       ber Straßenbahn als Bus.
Wartezeiten) immer wieder deutlich.           tezeiten an Ampeln hatte. Die Fahrtzeit      (Kristine Schaal)
Daher hatte ich ungeduldig auf die Er-        verlängerte sich damit schon mal auf 30
öffnung der Mainzelbahn gewartet. Nach        Minuten, auch fuhren die Bahnen sehr            Noch im Frühjahr 2017 soll die Main-
den ersten Wochen kann ich nun über           unregelmäßig. Das Problem scheint mitt-         zer Staßenbahn um einen weiteren
meine Erfahrungen berichten.                  lerweile weitgehend behoben zu sein.            Streckenabschnitt verlängert werden,
                                                                                              und zwar um rund 600 Meter zum
 Mainzelbahn am Cam-                                                                          „Zollhafen“, der Endhaltestelle der
 pus der Johannes-Guten-                                                                      neuen Linie 59. Für den neuen Ast
                                                                                              können teilweise die Betriebsgleise
 berg-Universität. Wo es
 früher mehrere unüber-                                                                       zum Straßenbahnbetriebshof genutzt
 sichtliche      Busbuchten                                                                   werden. Die neue Linie 59 wird vom
 gab, ist jetzt eine zentrale                                                                 „Zollhafen“ über den Hauptbahnhof
 Tram- und Bushaltestelle                                                                     über die ebenfalls neue Strecke der
                                                                                              „Mainzelbahn“ bis zur Haltestelle
 (Foto: wb)
                                                                                              Fachhochschule fahren. (wb)

                                                    Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Im Blickpunkt: Wiesbaden / Mainz Bus-Chaos im Taunus eTarife im Vergleich
Politik

                         Die Bürger frühzeitig beteiligen
     Seit zweieinhalb Jahren tagt das Dialogforum zur Bahnstrecke Hanau/Würzburg - Fulda
                                                          (Hanau - Aschaffenburg - eine gute Entwicklung des Forums fest-
                                                          Würzburg) mit den Projekt- stellen, die Diskussionen verliefen auch
                                                          details.                        bei kontroversen Ansichten stets konstru-
                                                               Die      Arbeitsgruppen ktiv und sachlich. Die Bahn nimmt im
                                                          wurden frühzeitig einge- Rahmen der Möglichkeiten Anregungen
                                                          richtet, um Teilaspekte des aus dem Forum auf, prüft diese und
                                                          Projektes vertieft behan- spiegelt die Ergebnisse wieder an die
                                                          deln zu können. Dabei tagt Akteure zurück.
                                                          das Forum mit den Arbeits-           Die Teilnehmer haben auf Basis des
                                                          gruppen an wechselnden im Verfahren entstandenen gegenseitigen
                                                          Orten entlang der Strecken, Vertrauens auf Taktiererei weitestgehend
                                                          z.B. in Aschaffenburg, verzichtet. Hilfreich war dabei sicher
                                                          Neuhof, Gelnhausen oder auch die Festlegung eines gemeinsamen
                                                          Niedermittelau. Bei der Selbstverständnisses für das Forum und
                                                          Anreise mit der Bahn kann die Definition eines Kriterienkataloges
                                                          so jeder Teilnehmer unmit- zur Bewertung der Ergebnisse. Mittler-
                                                          telbar Eindrücke zum Sta- weile konkretisieren sich die Planungen,
                                                          tus Quo gewinnen.               liegt das Konzept für den Ausbau des Ab-
                                                               Veranstalter des Fo- schnitts Hanau - Gelnhausen weitgehend
                                                          rums ist die Deutsche fest. Die Anzahl an Linienvarianten im
                                                          Bahn, meist vertreten durch Suchraum nördlich von Gelnhausen für
                                                          den Projektleiter Uwe den Neubau der Schnellfahrgleise nach
                                                          Domke und weiteren Mit- Fulda wurde auf sieben wesentliche (aber
                                                          arbeitern und Gutachtern noch teilbare und abweichend kombi-
                                                          zu einzelnen Sachthemen. nierbare) Linienführungen konkretisiert.
  Der Suchraum, in dem das Dialogforum eine Trasse        Teilnehmer sind Verkehrs-, Für den Südkorridor läuft die Diskussion
  finden soll. (Grafik: DB)                               Fahrgast-, Naturschutz- & auf Hochtouren. Je konkreter die Pläne
                                                          Umweltverbände und Ver-         werden, umso größer wird aber auch die
     Eines der wichtigsten Bahn-Baupro- eine, Vertreter von Verbänden               der Betroffenheit für einzelne Kommunen
jekte in Deutschland, das derzeit geplant Land- und Forstwirtschaft oder der Fi- und Bürger. In der letzten Sitzung des
wird, ist der Aus- bzw. Neubau der Stre- scherei sowie Mandatsträger aus lokaler, Forums wurde die Debatte daher auch
cken Hanau-Fulda und Hanau-Würzburg. regionaler, Landes- und Bundespolitik. emotionaler als bisher geführt.
Nach den Erfahrungen mit anderen Groß- Bürgerinitiativen, Behörden, Wirtschafts-               Bis zur Jahresmitte 2017 werden für
projekten und Verzögerungen durch Ein- verbände und Kammern bringen sich die verbliebenen Varianten, zusätzlich
wendungen und Gerichtsverfahren ent- ebenfalls ein. So sitzen teilweise 80 und zur bereits erfolgten Raumwiderstands-
schied man sich für einen neuen Ansatz mehr Interessenvertreter aus Hessen und analyse, detailliertere Untersuchungen
und eine möglichst frühe und umfassende Bayern zusammen. Zusätzlich zu den re- zum Thema Lärmbelastung und Lärm-
Beteiligung der betroffenen Bürger und gelmäßigen Sitzungen des Forums wur- schutz erwartet, sodass erst zum Jahres-
Interessenvertreter. Auf diese Weise soll den mehrere Informationsveranstaltungen ende eine Vorzugstrasse ausgewählt wer-
der Planungsprozess möglichst transpa- für kommunale Mandatsträger und Bür- den kann. Im Laufe des vergangenen Jah-
rent und das Ergebnis möglichst konsens- ger durchgeführt.                                res wurden, neben anderen Themen, ge-
fähig werden. Kritikpunkte und Diskre-          Transparenz zu den Diskussionen, meinsame Fragen und Anmerkungen zum
panzen sollen bereits im Vorfeld aufge- Planungsständen etc. wird durch die Do-- Bundesverkehrswegeplan (BVWP) erar-
nommen und berücksichtigt und nicht kumentation der Gremienarbeit auf einer               beitet, Details wie eine variantenneutrale
erst vor Gericht ausgetragen werden. eigenen Website
Insofern investiert die Deutsche Bahn (www.            hanau-
hier im Vorfeld Zeit und Mittel, um nach wuerzburgburg-
Abschluss der Planung das Projekt fulda. de) herge-
zügiger umsetzen zu können.                stellt. Protokolle
     Seit Juli 2014 beschäftigten sich die der     Sitzungen,
Teilnehmer des Dialogforums Hanau - Präsentationen
Würzburg/Fulda in mittlerweile sieben und Karten sind
Sitzungen des großen Forums mit allen hier für jeder-
Teilnehmern bzw. je acht Treffen der Ar- mann einsehbar.
beitsgruppen Hanau - Gelnhausen, Raum- Rückblinkend auf
ordnung (Gelnhausen - Fulda) und drei die letzten beiden Bild vom ersten Beteiligungsforum, das für den Dialog über
Runden der Arbeitsgruppe Südkorridor       Jahre kann ich          die Y-Trasse in Norddeutschland eingerichtet wurde.
                                                                   (Foto:Amadeus Waldner)

10                                                 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Politik
Gestaltung des Ostkopfes des Bahnhofs
Gelnhausen, Möglichkeiten für die barriere-       Die Kinzigtalbahn Hanau - Fulda ist eine der bedeutenden Bahnstrecken in
freien Umbauten der betroffenen Bahnhöfe          Deutschland. Seit 1868 von Fulda durchgehend bis Frankfurt befahrbar war
und Lärmschutzmaßnahmen erörtert.                 sie bis zum 2. Weltkrieg Teilstück der Magistrale Frankfurt Leipzig - Berlin.
                                                  Als mit der Teilung Deutschlands alte Verkehrsbeziehungen unterbrochen
                                                  wurden, übernahm die Kinzigtalbahn große Teile des Verkehrs von Frank-
                                                  furt Richtung Hannover und weiter nach Hamburg. Schon 1961 war die
                                                  Strecke durchgehend elektrifiziert und bereits 1973 wurde mit dem ersten
                                                  Bundesverkehrswegeplan (BVWP) festgestellt, dass der Ausbau nötig ist.
                                                  Verschiedene Ausbauvarianten wurden geplant. Die Wiedervereinigung
                                                  machte dann aber eine erneute Überarbeitung der Planungen notwendig –
                                                  nun sollten durchgehend vier Gleise zur Verfügung stehen. Es folgten eine
                                                  Reihe von Ausbauten auf abschnittsweise drei Gleise und Linienverbesse-
Neue Schienen zwischen Hanau und Fulda.           rungen, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Seit dem Jahre 2002 wird der
(Foto: Dialogforum)                               abschließende Ausbau der Gesamtstrecke gemäß den beiden heute noch
                                                  gültigen Grobvarianten angestrebt: Ein viergleisiger Ausbau von Hanau nach
     Die Verbände PRO BAHN, Pro Bahn &            Gelnhausen und dann Neubau der sogenannten „Mottgersspange“ zur An-
Bus, VCD und BUND aus Bayern und                  bindung an die Schnellfahrstrecke Würzburg - Hannover oder vier Gleise
Hessen arbeiten in Forum abgestimmt und           von Hanau nach Fulda (davon ab Gelnhausen zwei Schnellfahrgleise) und
eng zusammen. Die Forumsveranstaltungen           eine Ertüchtigung der Main-Spessart-Bahn Hanau - Würzburg über
werden gemeinsam vor- und nachbereitet,           Aschaffenburg. Im Prinzip wurde dieses Ziel auch mit dem jüngsten BVWP
Positionen und Ideen zusammen entwickelt          erneut festgeschrieben.
und im Forum und bei weiteren Gelegen-
heiten präsentiert und vertreten. Die Zahlen
und Daten der Bahn oder der zuliefernden
Gutachter werden geprüft und hinterfragt. So
zum Beispiel bei den Zugzahlen, die den
Gutachten zugrunde liegend, bei gewün-
schten Angebotsverbesserungen oder wie der
Ausbau die geplante Nordmainische S-Bahn
im Bahnhof Hanau beeinflussen könnte.
     Basis dafür ist die seit 17 Jahren lau-
fende ehrenamtliche, überverbandliche und
landesübergreifende Arbeit der „Arbeitsge-
meinschaft Spessart“ dieser Verbände. Dabei
ist viel Arbeit im Detail, bis hin zu konkreten
Vorschläge zur Änderung einer Weichenstra-
ße etc. nötig. Schließlich sollen alle unsere
Vorschläge fundiert und umsetzbar sein. Wir
konnten uns unter anderem erfolgreich ein-        Bahnhof Langenselbold. Immer wieder müssen hier Nahverkehrszüge
bringen bei Vorschlägen für eine höhere           warten, damit schnelle ICE-Triebwagen überholen können. Der Nahverkehr
Geschwindigkeit von 230 km/h auf der              würde hier schneller und flüssiger werden, wenn es hier vier Gleise gibt:
Strecke Hanau – Gelnhausen und bei der An-        zwei für den Nah- und Fernverkehr. (Foto: wb)
ordnung von Nahverkehrsgleisen . Ein
weiterer Erfolg unserer Arbeit im Dialog-
forum ist der Erhalt des Lokschuppens der
Museumseisenbahn Hanau.
     Der Aufwand lohnt sich bisher also, für             Auch in Südhessen jetzt Bürgerbeteiligung
die Bahn ebenso wie die Interessenvertreter
und Bürger. Dieses Dialogforum der Deut-          Fahrt aufgenommen hat auch das Beteiligungsforum Rhein-Main/Rhein-
schen Bahn zeigt meiner Meinung nach ei-          Neckar, das die Trassenfindung für die bereits seit mehr als 20 Jahren geplante
nen guten und sinnvollen Weg auf, wie Bür-        Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim begleiten soll. Nach der
ger bei Schienengroßprojekten beteiligt wer-      konstituirenden Sitzung am 30.September 2016 in der Aula der Technischen
den können. Eine Linienführung von neuen          Universität in Darmstadt traf sich das Gemium nochmals im Dezember. Dabei
Bahnstrecken ohne Konflikte wird es als           wurden auch fünf Arbeitsgruppen gegründet.Es sind: AG 1 Dreieck Lorsch/
Ergebnis kaum geben, aber mit hoher Wahr-         Viernheim/Mannheim, AG 2 Verkehrskonzeption, AG 3 Lärmentwicklung
scheinlichkeit eine Variante mit maximalem        Bestandsstrecken, AG 4 Streckenführung Raum Darmstadt und Umgebung
Nutzen bei minimalen Beeinträchtigungen           und AG 5 Pfungstadt - Lorsch. Einige dieser Arbeitsgruppen haben sich bereits
für Mensch und Natur.                             zusammengefunden, bei anderen Stand die erste Sitzung bei Redaktionsschluss
     Hoffentlich entwickelt sich das Betei-       noch aus. Bei der nächsten, 3. Sitzung des gesamten Beteiligungsforums
ligungsforum Rhein/Main - Rhein/Neckar für        Rhein-Main/Rhein-Neckar am 21. November 2017 sollen Ergebnisse aus den
die Neubaustrecke Frankfurt - Mannheim            Arbeitsgruppen präsentiert und diskutiert werden. (wb)
ähnlich gut. (Thomas Schwemmer)

                                                  Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Hessen

          ÖPNV auf dem Land                                                                    Der Rückgang der Bevölkerung im
                                                                                          ländlichen Raum stellt den Öffentlichen
                                                                                          Personennahverkehr vor besondere He-
            Beispiel Bürgerbus der Gemeinde Weimar                                        rausforderungen. Der Rhein-Main-Ver-
                                                                                          kehrsverbund (RMV) und der Nord-
     Seit nunmehr sechseinhalb Jahren          Stadtteile sollen an das Bürgerbussystem
                                                                                          hessische Verkehrsverbund (NVV) ha-
gibt es in der Gemeinde Weimar (Lahn) angeschlossen werden. Die Marburger
                                                                                          ben deshalb ein gemeinsames Fachzen-
vor den Toren der Universitätsstadt Mar- Stadtwerke wollen das Projekt unter-
                                                                                          trum „ÖPNV im ländlichen Raum“ ein-
burg einen Bürgerbus. Das Projekt wird stützen.
                                                                                          gerichtet, um dieser Herausforderung
von der Gemeinde mit Haushaltsmitteln
                                                                                          mit neuen Angeboten zu begegnen.
in Höhe von jährlich 7.000
                                                                                               Das neue Zentrum ist im Frank-
Euro unterstützt. Die Mit-
                                                                                          furter „House of Logistics and Mobility“
fahrt ist kostenlos. Es wird
                                                                                          (einem Forschungs- und Bildungszen-
aber gern gesehen, wenn die
                                                                                          trum für Verkehrsforschung) angesiedelt
Fahrgäste sich durch eine
                                                                                          und wird seine Arbeit im Juni 2017 auf-
kleine Spende erkenntlich
                                                                                          nehmen. Es soll unter anderem techno-
zeigen. Gefahren wird mon-
                                                                                          logische Entwicklungen wie Digitalisie-
tags, dienstags und donners-
                                                                                          rung und Autonomes Fahren sowie Er-
tags auf einer festen Route.
                                                                                          fahrungen mit alternativen Mobilitäts-
Angebunden sind zehn der
                                                                                          formen auswerten und im ländlichen
zwölf Weimarer Ortsteile.
                                                                                          Raum nutzbar machen. Zur Arbeit des
     Es werden insgesamt
                                                                                          Zentrums gehört auch die konkrete Be-
vier Fahrten pro Tag ange-
                                                                                          ratung der Kommunen und lokalen Nah-
boten. Die erste Tour be-
                                                                                          verkehrsorganisationen bei der kon-
ginnt um 8:25 Uhr am Rat-                In Weimar unterwegs: Der „Bürgerbus“.            kreten Umsetzung vor Ort. Das Zentrum
haus in Niederweimar, die
                                         Foto: Reinhard Ahrens                            soll seinen Betrieb im Juni 2017 aufneh-
letzte um 11.15 Uhr. Bei je-
                                                                                          men, das Land fördert seine Arbeit mit
der Tour werden andere Orts-
                                                                                          jährlich 200.000 Euro.
teile angefahren. Vierzehn ehrenamtlich            Der Regionale Nahverkehrsverband
                                                                                               Die beiden hessischen Verkehrsver-
tätige Fahrerinnen und Fahrer haben Marburg-Biedenkopf (RNV) wird das
                                                                                          bünde haben bereits umfangreiche Er-
einen Arbeitskreis gebildet. Sie wechseln Projekt ebenfalls unterstützen. Im Laufe
                                                                                          fahrungen mit neuen Mobilitätsangebo-
sich ab, sodass jeder in etwa zwei Fahrten des Jahres wird außerdem ein neuer Bus
                                                                                          ten für den ländlichen Raum. „Der
im Monat übernimmt. Seit Beginn des vom Typ Ford-Transit mit neun Sitzen
                                                                                          Nordhessische Verkehrsverbund hat in
Angebotes sind die Fahrgastzahlen stetig angeschafft. . Im Kreis Marburg-Bieden-
                                                                                          den letzten Jahren bereits umfangreiche
gestiegen. Im Jahr 2016 wurden 3.600 kopf gibt es bislang vier Bürgerbusan-
                                                                                          Erfahrungen im ländlichen Raum ge-
Fahrgäste gezählt. Seit Beginn des Jahres     gebote: In Amöneburg, in Biedenkopf, in
                                                                                          sammelt“, sagte NVV-Geschäftsführer
gibt es neue „Signale“ für den Bürgerbus Lahntal und das älteste in Weimar.
                                                                                          Wolfgang Rausch. „Mit dem Fach-
in der 7.000-Einwohner-Gemeinde. Zwei          (Reinhard Ahrens)
                                                                                          zentrum wollen wir die Entwicklung von
an Weimar angrenzende Marburger
                                                                                          alternativen Konzepten im ländlichen
                                                                                          Raum voranbringen. Neben den be-
                                                                                          währten Elementen wie Anruf-Sammel-
                                                                                          Taxis oder Rufbussen sollen dabei auch
      Kommentar          von Reinhard Ahrens
                                                                                          neue Ideen ausprobiert werden. Dabei
                                                                                          soll beispielsweise auch die Kombina-
      In den letzten Jahren hat sich im Bemühen um verbesserte Buslinienangebote
                                                                                          tion mit E-Bikes mitgedacht werden.“
 im Kreis Marburg-Biedenkopf vieles getan. Das ist anerkennenswert. Es gibt aber
                                                                                          Knut Ringat, der Geschäftsführer des
 noch Einiges zu tun, denn zahlreiche kleinere Ortsteile werden nur unzulänglich
                                                                                          Rhein-Main-Verkehrsverbundes ergänz-
 oder gar nicht bedient. Auch hier wohnen Menschen, die mobil sein wollen. Es gibt
                                                                                          te: „Gemeinsam mit den lokalen Nah-
 im ländlichen Raum mehr Menschen als man denkt, die nicht über ein eigenes Auto
                                                                                          verkehrsorganisationen hat der RMV in
 verfügen. Auch diese Menschen haben das Bedürfnis, ihren Arzt, eine Apotheke
                                                                                          den vergangenen Jahren erfolgreich das
 oder einen Lebensmittelmarkt aufzusuchen.
                                                                                          Mobilitätsangebot im ländlichen Raum
      Nach und nach erkennen die Politiker, dass es hier eine Lücke im Angebot des
                                                                                          gestaltet. Durch spezielle Tarifangebote
 Öffentlichen Personennahverkehrs gibt. Bürgerbussysteme sind ein geeignetes
                                                                                          für Schüler und Senioren, Anruf-Sam-
 Instrument, diese Lücke zu schließen. Das Problem dabei ist, dass für die zusätz-
                                                                                          meltaxis und Park+ Ride wurden so auch
 lichen Kosten der eigentlich als Aufgabenträger zuständige Rhein-Main-Verkehrs-
                                                                                          im ländlichen Raum jedes Jahr Fahrgast-
 verbund nicht aufkommt. Aus dieser „Not“-Situation heraus ist die Idee entstanden,
                                                                                          zuwächse erzielt. “ Wir freuen uns, dass
 mit Hilfe von über Werbung gesponserten Kleinbussen und ehrenamtlich tätigen
                                                                                          wir unsere Erfahrungen und Forschungs-
 Fahrerinnen und Fahrern die Kosten so gering wie möglich zu halten. Diese Idee
                                                                                          ergebnisse in ein hessenweites Kompe-
 hat sich langsam herumgesprochen. Im Kreis Marburg-Biedenkopf gibt es bislang
                                                                                          tenzzentrum einbringen und gemeinsam
 vier Bürgerbusangebote: In Amöneburg, in Biedenkopf, in Lahntal und das älteste
                                                                                          neue, attraktive Angebote entwickeln
 in Weimar.
                                                                                          können. (wb)

12                                                 Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Nordhessen

Die Herkulesbahn gestern – und morgen? Links die alte Herkulesbahn (Foto Archiv), rechts eine Zeichnung des „Fördervereins
Neue Herkulesbahn“, wie eine Straßenbahnanbindung des Kasseler Wahrzeichens aussehen könnte.

          Werden Schienen zum Wahrzeichen gelegt?
     Nur für den Ausflugsverkehr gedacht – Papier von „Hessenmobil“ sorgt für Umdenken
     Die Stadt Kassel prüft eine Wieder-     Schluss, dass eine Wiederbelebung der       mit 175.000 Fahrgästen gerechnet, die
einführung der „Herkulesbahn“. Die me-       Herkulesbahn ein hohes Potenzial für den    das Angebot nutzen würden.
terspurige Kleinbahn verband von 1902        Freizeitverkehr und den Tourismus bieten         Eine neue Herkulesbahn habe aber
bis 1966 den Stadtteil Wehlheiden über       könnte. Hessenweit, so die Untersuchung,    nur als Ausflugsbahn eine Berechtigung,
Wilhelmshöhe mit dem Kasseler Wahr-          hätte eine Reaktivierung der Strecke die    so Hessenmobil in seinem Papier. Für
zeichen Herkules. Die Stadt, die die Stre-   größten Chancen für Freizeitverkehr. So     den täglichen Pendlerverkehr spiele sie
cke in ihren Verkehrsentwicklungsplan        könnten durch den Schienenanschluss des     keine Rolle. Deshalb sei eine Förderung
aufgenommen hat, stehe bereits dazu in       Unesco-Weltkulturerbes „Bergpark Wil-       nach dem Gemeindeverkehrsfinanzie-
Gesprächen mit dem Land Hessen.              helmshöhe“ die eklatanten Auto-Park-        rungsgesetz (GVFG) bzw. dessen Nach-
     Bereits 2002 hatte sich der „Förder-    Probleme gelöst. Nach einer Studie der      folger ab 2019 unwahrscheinlich, da die
verein Neue Herkulesbahn“ gegründet,         Uni Kassel reisen 60 Prozent der Besu-      Strecke die üblichen Kosten-Nutzen-Kri-
der sich seitdem aktiv für die Wiederbe-     cher mit dem eigenen Fahrzeug an und        terien wohl nicht erfülle, so Peter Klemt,
lebung der alten Trasse einsetzt – doch      sorgen regelmäßig für ein Verkehrschaos.    der Vorsitzende des „Fördervereins Neue
bislang ohne Erfolg. Grund dafür war              Die Investitionskosten würden zwar     Herkulesbahn“. Eventuell sei eine Aus-
eine Untersuchung der Kasseler Ver-          immer noch rund 13 Millionen Euro für       flugsbahn aber mit Mitteln der EU zu
kehrsgesellschaft (KVG) aus dem Jahr         die 3,2 Kilometer lange Strecke betragen,   finanzieren. Mitfinanziert werden könnte
2009t. Darin steht, dass eine neue Herku-    wie 2009 errechnet. Die Berechnungs-        die Reaktivierung auch durch die „Mu-
lesbahn, z.B. als Verlängerung einer Stra-   grundlagen haben sich aber seitdem ver-     seumslandschaft Hessen-Kassel“, die
ßenbahnstrecke von der Endstation Dru-       ändert: „Unsere Studie stammt aus der       ebenfalls von einer besseren Anbindung
seltal, einen zu hohen Zuschussbedarf er-    Zeit vor der Verleihung des Weltkultur-     des Weltkulturerbes profitiere. (wb)
fordere.                                     erbes. Heute könnte das Ergebnis anders
     Doch nun kommt ein internes Papier      ausfallen“, sagte KVG-Sprecherin Heidi        Ein mittleres Potenzial bei einer Reak-
des Landesbetriebes Hessenmobil zu dem       Hamdad. Damals hatte die KVG jährlich         tivierung bescheinigt „Hessenmobil“
                                                                                           in seinem Papier auch dem 3,4 Kilo-
                                                                                           meter langen Teilstück der einstigen
                       Nicht genug Unterschriften                                          Kassel-Naumburger Eisenbahn zwi-
                                                                                           schen Baunatal-Großenridde und dem
Wenig Gegenliebe findet die Aktion „Tramfreie Königsstraße“ in Kassel. Anfang des          Schauenburger Ortsteil Hoof. Wegen
Jahres fehlten immer noch 900 von 4.500 nötigen Unterschriften, um ein Bürgerbe-           der Nähe zur Großstadt Kassel, wegen
gehren ins Rollen zu bringen. Im September 2015 hatte die Rathausfraktion „Demo-           des VW-Werkes und der Stadt Bau-
kratie erneuern/Freie Wähler“ die Unterschriftenaktion unter dem Motto „Zukunft Kö-        natal selbst sei „eine hohe Nachfrage
nigsstraße“ gestartet. Dabei geht es um die Frage, ob die Regiotrams und Straßen-          zu erwarten“. Die Strecke könnte elek-
bahnen – täglich sind es um die 1000 – aus der Königsstraße, der Haupteinkaufsstraße       trifiziert und mit einer Regiotram be-
in Kassel, weichen sollen. Offenbar wollen die meisten Kasseler die Straßenbahn in der     fahren werden (red)
Fußgängerzone behalten, um schnell und bequem zum Einkaufen zu fahren. (red)

                                                   Nr. 115 / 1-2017 / März 2017                                                 13
Osthessen

                     Unüberwindbare ÖPNV-Grenzen?
              PRO BAHN schlägt Schnellbusse zwischen Osthessen und Thüringen vor
     Auch im 27. Jahr nach der deutschen     Einwohner), bzw. Bad Salzungen (16.000     km unterwegs sein und so eine Durch-
Wiedervereinigung existiert die „Zonen-      Einwohner), und Fulda keine direkte        schnittsgeschwindigkeit von 50 km/h
grenze“ immer noch – zumindest im Öf-        Zugverbindung gibt. Es gibt zwischen       erreichen. PRO BAHN schlägt hierfür
fentlichen Personennahverkehr. Anders        Meiningen und Fulda noch nicht mal eine    drei Schnellbuslinien zwischen Südthü-
als bei den Straßen für Autos, die relativ   Bundesstraße. Die einmal angedachte B      ringen und Osthessen vor. Diese sind:
rasch nach dem 3. Oktober 1990 wieder        87n ist aus Umweltschutzgründen ver-       SO 1: Meiningen - Oberkatz - Kalten-
zwischen Hessen und Thüringen geöffnet       worfen worden. Die A 7 in Hessen und       nordheim - Reichenhausen - Hilders - (B
und inzwischen längst modernst ausge-        die A 71 in Thüringen laufen in andere     458) - Poppenhausen - Dipperz - Fulda
baut wurden, wurde nur eine Bahnstrecke      Himmelsrichtungen. Kolonnen von Autos      SO 2: Meiningen - Wasungen - Werns-
wieder in Betrieb genommen und eine          mit den Kennzeichen SM und WAK,            hausen - Dermbach - Tann - Hofbieber -
ehemalige „Interzonen-Verbindung“ aus-       auch SLZ und MGN (für Landkreis            Fulda
gebaut. Für ehemals über 15 Bahnstre-        Schmalkalden-Meiningen,       Wartburg-    SO 3: Bad Salzungen - Stadtlengsfeld -
cken, die bis Kriegsende zwischen den        kreis, Bad Salzungen und Mühlhausen),      Geisa - Rasdorf - Hünfeld - Fulda
beiden Bundesländern existierten, gab es     quälen sich täglich über die hohe Rhön     Die Bezeichnung „SO“ ist gewählt als
keine Wiedervereinigung. Sowohl auf der      bzw. die Kuppenrhön und ihren schlech-     Arbeitstitel und die Abkürzung steht für
West- als auch auf der Ost-Seite der         ten Straßen. Gleichzeitig macht es auch    Südthüringen-Osthessen. In den Bussen
Grenze sind die Schienen längst abge-        Sinn, die Straßen in diesem wunderschö-    sollen auch DB-Fernverkehrsfahrkarten
baut. Als Ersatz gibt es bis heute aber      nen Teil Deutschlands weiter auszubau-
kaum Busverbindungen zwischen hessi-         en.
schen und thüringischen Gemeinden.
     Besonders eklatant zeigen sich die
Auswirkungen in der Osthessen-Metro-
pole Fulda. Ehemals Zonenrandgebiet mit
den höchsten Arbeitlosenquoten in Hes-
sen, expandierten in den vergangenen 25
Jahren die Industrie, das mittelständische
Gewerbe, die Dienstleistungsbranche und
der Einzelhandel in und um Fulda –
parallel zum Niedergang der Wirtschaft
in den Grenzgebieten der ehemaligen
DDR. Von heute auf morgen standen Ar-
beitskräfte aus Südthüringen, insbeson-
dere dem heutigen Landkreis Schmalkal-
den-Meiningen und dem Wartburgkreis
zur Verfügung. Von diesem Aufstieg
profitiert die Region Osthessen, speziell         Eine Lösung der der Verkehrspro-      gelten, damit Fahrgäste aus Südthüringen
die Stadt und der Landkreis Fulda bis        bleme könnte ein Schnellbus-System         bequem im Fernverkehrsbahnhof Fulda
heute. Die Arbeitslosigkeit liegt aktuell    sein, denn der klassische Linienbus mit    in IC- und ICE-Züge umsteigen können.
nur etwa bei fünf Prozent, das ist unter     ein bis drei Haltestellen pro Ortschaft    Außerdem müssen zur Ausgestaltung der
Landesdurchschnitt.                          wäre in der dünn besiedelten Region bei    rund zehn Haltestellen entlang jeder Bus-
                                             langen Strecken nicht konkurrenzfähig      linie Fahrkartenautomaten, eine dynami-
                                             und würde weit hinter den Auslastungs-     sche Fahrgastinformation und – ganz
                                             zahlen anderer Buslinien in Deutschland    wichtig – Parkplätze gehören. Ziel ist es
                                             zurückliegen. Die Fahrtzeit eines norma-   ja, dass insbesondere die Pendler nach
                                             len Busses zwischen Meiningen und Ful-     Fulda den Schnellbus nutzen. Das bedeu-
                                             da dürfte bei zweieinhalb bis drei Stun-   tet, dass aus dem Umland rund um die
                                             den liegen. Dies ist für Arbeitnehmer      neuen Schnellbushaltestellen, den vielen
                                             unvertretbar, denn eine dermaßen lange     kleinen Ortschaften mit oftmals weniger
                                             Fahrzeit zum Arbeitsplatz ist inakzepta-   als 150 Einwohnern, die ersten Kilometer
                                             bel.                                       mit dem PKW zurückgelegt werden müs-
Der Bahnhof im thüringischen Meinigen             Mit dem Schnellbus soll ein Zwi-      sen und erst dann in den Schnellbus um-
könnte Ausgangspunkt für zwei Regional-      schenprodukt zwischen Fernbus und Lo-      gestiegen wird.
buslinienzwischen Thüringen und Ost-         kalbus entwickelt werden, welches nahe          Die Busse müssen natürlich über den
hessen sein. (Fotos: Thomas Kraft)           an die Durchschnittsgeschwindigkeit des    Standard eines Stadtbusses hinausrei-
                                             PKW auf Landstraßen heranreicht. So        chen, insbesondere im Winter mittelge-
     Doch die Verkehrsverbindungen sind      sollte ein Schnellbus mit maximal zehn     birgsfähig sein. Ausreichende Gepäckab-
auf die Pendler- und Einkaufsströme von      Stationen zwischen dem Anfangs- und        lagen müssen vorhanden sein, WLAN
Ost nach West nicht eingestellt. Nicht       Endpunkt auf einer Strecke von 60 bis 70
nur, dass es zwischen Meiningen (22.000

14                                                Nr. 115 / 1-2017 / März 2017
Sie können auch lesen