Imtakt RÜG Mitbestimmung EVG-Jugend
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imtakt Magazin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG AUSGABE 10/DEZEMBER 2022 Mitbestimmung Erfolgreiche Konferenz EVG-Jugend Näher heran an die Mitglieder RÜG EVG fordert weiter Gerechtigkeitsfonds Wir leben Gemeinschaft
Foto: DB AG/Bartlomiej Banaszak und Neu für Sie nnen Ihre Kollegi n! und Kollege DB Berufsunfähigkeitsabsicherung Weichen stellen – Einkommen sichern Wussten Sie, dass fast jeder vierte Arbeitnehmer berufsunfähig wird? 'LH'%%HUXIVXQIlKLJNHLWVDEVLFKHUXQJKLOIW,KQHQÀQDQ]LHOOZHLWHU wenn Sie Ihren Beruf wegen Krankheit oder Unfall voraussichtlich länger DOVVHFKV0RQDWHQLFKWDXVEHQN|QQHQ'HWDLOVÀQGHQ6LHXQWHU www.bahn.devk.de/bahn-bu oder fordern Sie weitergehende Informa- tionen an unter dbplus@devk.de oder per Telefon 0221 757-7557 Die DB Berufsunfähigkeitsabsicherung wird Ihnen angeboten von der Deutschen Bahn in Kooperation mit der
INHALT BLICKPUNKT Liebe Kolleginnen und Kollegen, EINSTEIGEN die Delegierten des letzten Gewerk- schaftstages haben mich zum Mitglied 4 des Geschäftsführenden Vorstandes Bundeshaushalt 2023 der EVG gewählt. Für diesen Vertrau- Mehr Geld für die Schiene ensbeweis bin ich sehr dankbar und will gemeinsam mit allen Kolleg:innen 5 daran arbeiten, die Arbeits- und Lebens- SVP-Wahlen bedingungen unserer Mitglieder zu Großer Erfolg für EVG-Kandidat:innen 10–13 verbessern. Tarifrunde Beschwerdeausschuss 2023 Seit Gründung der Gewerkschaften gilt, Gremium hat sich konstituiert dass sich die Arbeitnehmer:innen orga- nisieren müssen, um ihre berechtigten 6 Interessen gegenüber Arbeitgebern und Tarifkonflikte 26 Gesetzgebern durchzusetzen. Deshalb GBM und Vitalkliniken EVA-Seminar sind mitgliederstarke Gewerkschaften Senior:innenarbeit an der Basis so wichtig. 7 Entlastungspaket 27 Die EVG ist mitgliederstark und dank Energiepreispauschale für Senior:innen Beamte:innen der vielen Kolleg:innen, die in ihren BesHPR im Austausch mit der Politik Betrieben für eine Mitgliedschaft in 8 der EVG werben, werden wir in diesem Ehrenamtliches Engagement 28–29 Jahr wieder ein starkes Ergebnis bei den Bundesverdienstkreuze für EVG-Mitglieder Reisen mit der Bahn Neumitgliedern erreichen. Bahn und Fahrrad = beste Freunde? Das gibt Rückhalt für die vor uns liegen- IN FAHRT 30 de Tarifrunde in 2023. Die Vorbereitun- Jugend gen dafür haben wir auf allen Ebenen 10–13 Interview mit der neuen BuJL-Spitze getroffen. Nur gemeinsam können wir Tarifrunde 2023 am Ende ein starkes Ergebnis erzielen. Mitgliederbefragung startet Ich freue mich, mit euch gemeinsam DURCHSAGE für ein starkes Ergebnis zu kämpfen! 14–17 Mitbestimmung 31 Bevor wir in die Tarifauseinanderset- Erfolgreiche Konferenz in Köln Gewerkschaftsarbeit zung starten, wünsche ich euch ein Organizer:innen stellen sich vor geruhsames Weihnachtsfest und einen 18 guten Start in das neue Jahr 2023. Lasst ILO Konvention 32 uns alle Kraft sammeln, sodass wir mit Gewalt gegen Frauen bekämpfen Auswertung viel Selbstvertrauen in die anstehenden Akademie Ehrenamt Auseinandersetzungen gehen können. 19 Zentrale Fachgruppen Fahrvergünstigungen Glück auf, Tarifrunde rückt in den Fokus Sperrliste 2022/23 euer Frank 20–21 Reportage DB Cargo Logistics 22–23 LANDESVERBÄNDE Sicherheit Jeder Übergriff ist einer zu viel Frank Hauenstein Spannende Regionalthemen Vorstandsmitglied 24–25 und die wichtigsten Termine der Eisenbahn- und Rentenüberleitung des nächsten Monats: Verkehrsgewerkschaft EVG fordert weiter Härtefallfonds die Beilage der imtakt (EVG) Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 3
EINSTEIGEN BUNDESHAUSHALT 2023 DAS IST UNSER ERFOLG: ES GIBT MEHR GELD FÜR DIE SCHIENE Der massive Protest der EVG hat Wirkung gezeigt. In der sogenannten Bereinigungssitzung im Bundestag wurde der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das kommende Jahr festgezurrt – und in letzter Minute deutliche Verbesserungen für die Schiene erreicht. D ie Mittel für die Schiene sind deutlich um insgesamt gut 500 Millionen im Jahr 2023 und etwa 1 Milliarde Euro in den halts-Pläne umgesetzt worden, hätte das fatale Folgen für die gesamte Schiene so- wie weitere Branchen gehabt: Zehntau- lem für die Instandhaltung sowie den Aus- und Neubau des Schienennetzes.“ Folgejahren 2024/2025 aufgestockt wor- sende Arbeitsplätze in ganz Deutschland Strompreisbremse auch für den (siehe Tabelle). Vom Tisch ist damit wären gefährdet gewesen. Vorgesehen war Schienenbahnen auch die Kürzung der Fördermittel für den unter anderem eine Reduzierung bei der Inzwischen hat die Ampelkoalition auch Schienengüterverkehr, gegen die wir noch Förderung des ökologischen Schienen- beschlossen, dass die Strompreisbremse Mitte Oktober vor dem Bundesverkehrsmi- güterverkehrs. Auf unserer Kundgebung für die Eisenbahnunternehmen gilt. Auch nisterium demonstriert haben. im Oktober hatten auch Vertreter der In- hier haben wir den Druck hochgehalten dustrie herausgestellt, welche immense und haben uns durchgesetzt. Für 90 Pro- Ferner soll es weitere Mittel unter anderem Bedeutung der Schienengüterverkehr für zent des Stromverbrauchs wird der Preis für die Verbesserung des Zugfunks und die Aufrechterhaltung der Lieferketten in bei 13 Cent pro Kwh gedeckelt. Die rest- für Investitionen in die Schienenwege der Deutschland hat. lichen 10 Prozent müssen zu Marktprei- nicht bundeseigenen Eisenbahnen geben. sen bezahlt werden. Die sozialökologische Gute Schritte in die richtige Richtung, so Allerdings: Diese Schritte müssen jetzt ver- Verkehrswende ist nur möglich mit mehr der EVG-Vorsitzende Martin Burkert: „Da- stetigt werden. Für die Verkehrswende, so Verkehr auf der Schiene. Das bedeutet au- für haben wir uns gemeinsam stark ge- Martin Burkert, „braucht es dauerhaft und tomatisch mehr Stromverbrauch. Dies macht.“ Wären die ursprünglichen Haus- planbar noch deutlich mehr Geld - vor al- darf nicht durch zusätzliche Belastungen durch den Strompreis ausgebremst wer- den. Genau deswegen werden wir uns aber Verbesserungen für die Schiene 2023 2024/2025 weiter dafür einsetzen, dass diese gute Förderung Schienengüterverkehr + 150 = 542 Mio. € + 200 Mio. € Regelung noch weiter verbessert wird: Es müssen mehr als 90 % gedeckelt werden Modernisierung von Bahnhöfen + 88 = 262 Mio. € + 60 Mio. € und der Preis muss geringer als 13 Cent an- Digitalisierung der Schiene + 104 = 638 Mio. € + 325 Mio. € gesetzt werden. Zumindest sind aber wei- Neu- und Ausbau Infrastruktur 2,1 Milliarden € + 380 Mio. € tere Unterstützungsmaßnahmen für die Schienenbahnen notwendig. So muss die Trassenpreise Personen-FV + 90 = 130 Mio. € + 20 Mio. € Stromsteuer für EVU gestrichen werden. 4 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
EINSTEIGEN Anzeige SVP-WAHLEN GROSSER ERFOLG FÜR »WIR sind lieber Teil von etwas – EVG-KANDIDAT:INNEN als teilnahmslos.« B ei den Wahlen der Schwerbehinderten-Vertrauensperso- nen haben die Kandidat:innen der EVG insgesamt 81 Prozent aller Mandate gewonnen. Auf Bewerber:innen ohne gewerk- schaftlichen Hintergrund entfielen 15 Prozent aller abgegebenen Stimmen, die übrigen Gewerkschaften, die zur Wahl angetreten waren (Verdi, IGBCE, GDL), kamen zusammen auf vier Prozent. Mit jeweils 88 Prozent erzielten die EVG-Bewerber:innen in den Branchen Dienstleistung und Infrastruktur ihr bestes Ergebnis. Im Personenverkehr lag die Quote bei 69 Prozent, im Güterver- kehr bei 79 Prozent. Die Wahlbeteiligung fiel, je nach Unterneh- men, unterschiedlich aus. Während bei DB Energie kaum mehr als 20 Prozent aller Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebraucht gemacht haben, waren es bei DB Gastronomie fast 80 Prozent. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung unter der zurück- liegender Wahlen. Die EVG gratuliert allen Schwerbehinderten-Vertrauenspersonen zur gewonnenen Wahl und wünscht viel Erfolg bei der Bewälti- gung der oft herausfordernden Aufgaben, die vor Euch liegen. BESCHWERDEAUSSCHUSS KONSTITUIERT Gemeinsam mehr als eine Bank HEINRICH KLUMPE ERNEUT VORSITZENDER Sparda-Bank: Die Bank, die ihren A uf dem Gewerkschaftstag war er gewählt worden, Mit- te November hat sich nun der Mitgliedern gehört. Beschwerdeausschuss (BA) der Die Sparda-Bank ist anders als andere Banken: Sie gehört nicht ano- EVG konstituiert. Das Gremium nymen Aktionären, sondern ihren Mitgliedern. Statt des Gewinns für wählte den Kollegen Heinrich die Bank stehen die Vorteile für die Mitglieder im Mittelpunkt. Deshalb Klumpe zu seinem Vorsitzenden richten wir unsere fairen Angebote und einfachen Produkte nach einem und die Kollegin Ingrid Janek zu aus: Ihren Bedürfnissen. seiner Stellvertreterin. Jetzt informieren: www.sparda.de Gemäß unserer Satzung (§ 22) über den Umgang mit der Be- können Mitglieder, die unmit- schwerde und kann dazu auch telbar von einer Entscheidung die Betroffenen anhören. des Bundesvorstandes betroffen sind, den Beschwerdeausschuss Beschwerden sind schriftlich an anrufen, wenn ihrer Meinung den Vorsitzenden des Beschwer- nach gegen die Satzung oder deausschusses zu richten: einen Beschluss des Gewerk- schaftstages verstoßen wur- Heinrich Klumpe de. Der Beschwerdeausschuss Berliner Straße 10 entscheidet dann abschließend 49134 Wallenhorst ... nutzen Sie die Vorteile der bewährten Partnerschaft Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 5 AZ_Sparda_IMAGE_2022_92x258_imtakt_4c.indd 1 06.12.21 1
EINSTEIGEN TARIFKONFLIKTE WARNSTREIK BEI GLEISBAUMECHANIK BRANDENBURG Rund 80 wildentschlossene Kolleg:innen sich sämtliche Abteilungen beteiligt. Der gestellt. Im Moment sieht es nach einer traten an einem kalten Herbstmorgen in Arbeitgeber hat in seinem Angebot nicht längeren Auseinandersetzung aus. Wir Brandenburg-Kirchmöser in den Warn- alle Kolleg:innen berücksichtigt. hoffen, dass der Arbeitsgeber diese Zeichen streik. Ziel war es, mit der Arbeitsniederle- erkennt und uns ein verhandlungsfähiges gung dem Arbeitgeber ein klares Signal zu Pünktlich um 07:30 Uhr trafen sich alle Angebot vorlegt. senden: Das bis dahin vorliegende Angebot Streikenden vor dem Verwaltungsgebäude war in keinem Punkt verhandlungsfähig. der Gleisbaumechanik. Neben einer Stär- Ein großer Dank gehen an den Betriebs- kung in Form von Bockwürsten und Kaffee gruppenvorstand für die Verpflegung der 8% für alle – das war die Forderung. standen interessante Gespräche an. Der Streikenden und die Seniorengruppe Bran- Der Streikaufruf der EVG wurde im gesam- Zusammenhalt war zu spüren und wird denburg (Havel) für die Bereitstellung ten Unternehmen gehört, somit haben die nächsten Wochen auf eine harte Probe ihrer Räumlichkeiten. VITAL-KLINIKEN: TARIFVERHANDLUNGEN ABGEBROCHEN Die EVG hatte sich für die 4. Runde der Ta- rifverhandlungen mit der Vital-Kliniken GmbH vorgenommen, die Reset-Taste zu drücken. Die Beschäftigten hatten auf den jüngsten Betriebsversammlungen ihr ein- deutiges Votum dafür gegeben. Dazu kam es allerdings nicht mehr. Die Arbeitgeber- seite hat die Tarifverhandlungen mit so- lia Großholz-Michniok. „Nur die oberen EVG-Wahlmodell, außerdem die Erhöhung fortiger Wirkung abgebrochen. Lohngruppen würden profitieren, die un- der arbeitgeberfinanzierten betrieblichen teren sogar draufzahlen.“ Eine neue Ent- Altersversorgung und die Einführung des Die EVG fordert eine moderne Entgelt- geltstruktur ist dringend von Nöten, von Wo-Mo-Fonds. Die Beschäftigten der Vital- struktur, in der auch die Berufserfahrung dieser müssen aber alle Beschäftigten der Klinik in Bad Driburg unterstützten die anerkannt und honoriert wird. Sie hat Vital-Kliniken GmbH profitieren und nicht Forderungen durch eine Protestaktion, an dafür einen Vorschlag vorgelegt, den die nur einzelne Beschäftigungsgruppen. der sich spontan auch Patient:innen be- Arbeitgeberseite Mitte des Jahres zurück- teiligten. Auf Plakaten forderten die Kol- gewiesen hat. „Der Gegenvorschlag des Die EVG bleibt bei ihren ursprüngli- leg:innen unter anderem „Faire Löhne für Arbeitgebers ist für uns nicht akzeptabel“, chen Forderungen: u.a. eine Entgelter- gute Arbeit“ und „Nicht lange verhandeln, erklärt die EVG-Verhandlungsführerin Ju- höhung um 6,5 % inklusive dem zweiten sondern handeln“. 6 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
EINSTEIGEN ENTLASTUNGSPAKET ENERGIEPREISPAUSCHALE FÜR SENIOR:INNEN: AUSZAHLUNG BIS 15. DEZEMBER Gute Nachrichten zum Jahresende: Dank des hartnäckigen Einsatzes der EVG erhalten Rent- ner:innen in den kommenden zwei Wochen eine einmalige Energiepreispauschale von 300 Euro. Diese Einmalzahlung wird gesondert von der laufenden Rente ausgezahlt und soll automatisch – ohne Antragsstellung – bis zum 15. Dezember auf den Konten der Senior:innen eingehen. Auch Versorgungsempfänger:innen erhal- wurden Rentner:innen, Versorgungsemp- spauschale für Rentner:innen wurde mit ten die Pauschale. Die Leistung ist sozial- fänger:innen und Studierende, also rund dem 3. Entlastungspaket der Bundesregie- abgabenfrei, unpfändbar und wird nicht ein Viertel der Bevölkerung, nicht berück- rung auf den Weg gebracht und kommt auf Sozialleistungen angerechnet, unter- sichtigt. nun den Senior:innen zugute. liegt allerdings der Steuerpflicht. Das wollten die Senior:innen und die Ju- Weiterer Erfolg: Auch für Studierende „Die Rentner:innen und Versorgungs- gend der EVG nicht hinnehmen und hatten ist jetzt eine einmalige Pauschale in empfänger:innen wurden bei der Ener- beim DGB-Bundeskongress im Mai einen Höhe von 200 Euro vorgesehen, die am giepreispauschale von der Politik glatt entsprechenden Initiativantrag einge- 1. Dezember vom Bundestag beschlossen vergessen“, sagt Annegret Pawlitz, die bracht, der einstimmig verabschiedet wur- wurde und nach Antragsstellung ab An- Vorsitzende der Bundesseniorenleitung de. Der geballte Druck auf die Politik hatte fang 2023, also noch in diesem Winter, der EVG. „Nur durch den Druck der EVG, Erfolg: Die steuerfinanzierte Energieprei- ausgezahlt werden soll. den die Bundesseniorenleitung entfacht hat, bekommen auch sie diese staatli- che Unterstützung. Unser Erfolg zeigt, dass es richtig und wichtig ist, auch als Senior:in Mitglied in der Gewerkschaft zu sein.“ Bereits im Frühjahr 2022 hatte die Bundes- regierung mit dem 2. Entlastungspaket eine Energiepreispauschale von 300 Euro für alle Beschäftigten beschlossen, um die hohen Energiekosten abzufedern. Dabei INFORMATIONEN ZUR BEITRAGSBESCHEINIGUNG FÜR 2022 Der Gesetzgeber hat das Verfahren zur Ab- Finanzamt verlangt die Vorlage deiner Bei- Diese Download-Funktion steht jedem gabe einer Steuererklärung bedeutend ver- tragsbescheinigung, so ist diese für dich Mitglied ab Mitte Januar des neuen Jahres einfacht. Es ist nicht mehr erforderlich, ganz leicht erhältlich. Am einfachsten geht für das vergangene Jahr zur Verfügung. bestimmte Belege mit der Steuererklärung das über unsere Homepage: Fehlende Login-Daten kannst Du unter beim Finanzamt einzureichen. Wer seine registrierung@evg-online.org anfordern. Steuererklärung abgibt, muss nur noch in > www.evg-online.org aufrufen Weiterhin besteht die Möglichkeit der Zu- Ausnahmefällen Nachweise beilegen. > im passwortgeschützten Bereich unter sendung einer Beitragsbescheinigung per Login/Registrieren anmelden E-Mail. Die Beitragsbescheinigung wird Das Bundesfinanzministerium schreibt > unter Deinem Namen Dein Profil auf- dann Mitte Januar an die uns bekannte dazu: „Belege sind mit der Einkommens- rufen E-Mail-Adresse versendet. steuererklärung nur dann einzureichen, > unter Deine Dokumente Deine Bei- wenn in den Vordrucken / Anleitungen tragsbescheinigung herunterladen und Für Fragen stehen Dir auch die Kolleg:in- ausdrücklich darauf hingewiesen wird.“ ausdrucken nen in den Geschäftsstellen gern zur Ver- Sollte dies bei dir der Fall sein und das fügung. Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 7
EINSTEIGEN AUSZEICHNUNG BUNDESVERDIENSTKREUZE FÜR RUDI HEPF UND GEORG WEISS Es ist eine der höchsten Auszeichnungen, die die Bundesrepublik Deutschland vergibt: das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens. Gewürdigt wird damit besonderes ehrenamtli- ches Engagement für das Gemeinwohl. In jüngster Zeit haben gleich zwei EVG-Mitglieder diese hohe Auszeichnung bekommen. bahner“, so Sandro Kirchner. Nach vielen schaft und im BSW. Georg begann seine Jahren als Betriebsrat war Rudi Hepf auch Eisenbahner-Laufbahn als Jungwerker am lange Zeit hauptamtlicher Gewerkschaf- Bahnhof Plattling und arbeitete später als ter bei der GdED/TRANSNET. Auch nach Fahrdienstleiter. Von Anfang an gehörte er dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst der Gewerkschaft an, wirkte als OV-Vorsit- „gestalten Sie noch das gewerkschaftliche zender der GdED in Plattling, im Örtlichen Leben mit, sind Berater, Unterstützer und Personalrat und als DGB-Ortsvorsitzender Helfer“, so der Staatssekretär. Er würdigte in Plattling. Von 1990 bis 1995 war als Orts- in diesem Zusammenhang vor allem Ru- vorsitzender des damaligen Eisenbahn-So- dis langjähriges Engagement für Seminare zialwerks und setzte sich so für die sozi- für Senior:innen der EVG, aber auch für die alen Belange der Eisenbahner:innen von Vorbereitung und Durchführung zahlrei- Plattling bis in den Bayerischen Wald ein. cher Senior:innen-Veranstaltungen in Mit- Im kommenden Jahr wird er sein 60. Ju- tel- und Unterfranken. biläum als Mitglied unserer Gewerkschaft feiern können. Hinzu kommen Engage- Außerdem hat sich Rudi in der SPD, insbe- ments im Stadtrat der Stadt Plattling, im sondere in deren Arbeitsgruppe „60plus“, Kreistag des Landkreises Deggendorf und engagiert, im Gemeinderat seiner Heimat- als ehrenamtlicher Richter. stadt Veitshöchheim, als Schöffe bzw. eh- renamtlicher Richter, als Versichertenäl- Ehrenamtliches Engagement ist eine der tester bei der Knappschaft Bahn-See sowie zentralen Säulen unserer Gesellschaft. Kol- „Wenn wir uns die aktuelle Situa- im Karnevalsverein in seinem Wohnort legen wie Rudi und Georg Weiß sorgen für tion anschauen, fragen wir uns in Veitshöchheim. Zusammenhalt, für den fairen Ausgleich diesem Moment: Setzen wir uns zwischen verschiedenen Interessen, für noch für unsere Mitmenschen ein, Bereits im Spätsommer wurde die außeror- Solidarität. Dafür gilt es auch an dieser schauen wir noch hin, sind wir dentliche Ehrung unserem Kollegen Georg Stelle noch einmal ausdrücklich DANKE noch für sie da?“, Weiß zuteil, der sie aufgrund seines Ge- zu sagen. sundheitszustandes allerdings nicht selbst so Sandro Kirchner, Staatssekretär im bay- entgegennehmen konnte. Zu den vielen Das Foto zeigt Georg Weiß bei einer Veranstal- tung des DGB in Plattling 2007 erischen Innenministerium, Mitte Novem- ehrenamtlichen Tätigkeiten von Georg ber in Würzburg bei seiner Laudatio für Weiß gehört auch die in unserer Gewerk- insgesamt drei geehrte Bürger:innen. „Sie sind auch ein Stück weit Botschafter:innen und animieren durch Ihr Beispiel andere Menschen, sich ehrenamtlich zu engagie- ren.“ Unter den Geehrten war auch Rudi Hepf, seit über 60 Jahren engagierter Gewerk- schafter. Angefangen hatte bei ihm alles im Bahnbetriebswerk der Bundesbahn in Würzburg. „Im Vordergrund stand für Sie immer der Kampf für die berechtigen Inte- ressen der Eisenbahnerinnen und Eisen- 8 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
Frohe Feiertage! Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen wundervolle Weihnachten. Vor allem denen, die auch während der Feiertage Dienst haben und alles am Laufen halten. Bleibt gesund! www.dein-fonds.de @dein.fonds Telefon 069 400 50 23-0 Die Angebote des Fonds soziale Sicherung stehen nur im Berufsleben stehenden EVG-Mitgliedern zur Verfügung, die unter einen SozialSicherungs-TV fallen.
IN FAHRT Bei der Zukunftswerkstatt in Fulda wurden die ersten Weichen für die Tarifrunde 2023 gestellt. Jetzt sind die Mitglieder gefragt. 10 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
IN FAHRT TARIFRUNDE 2023 JETZT SEID MITMACHEN BEI DER MITGLIEDERBEFRAGUNG IHR ZUR TARIFRUNDE 2023 DRAN! Deine Jetzt sind unsere Mitglie- der gefragt. Noch bis zum 15. Januar 2023 läuft die Stimme aktuelle Mitgliederbefra- gung zur bevorstehenden Tarifrunde. Im Mittel- zählt! punkt steht die Frage, ob #gemeinsammehr wir diesmal wieder eine prozentuale Erhöhung fordern sollen oder eine prozentuale Erhöhung mit Mindestbetrag. Die dritte Variante wäre ein reiner Festbetrag; das würde ein Novum in unserer Tarif- Wir leben Gemeinschaft politik darstellen. Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 11
IN FAHRT I n gleich zwei Zukunftswerkstätten ha- ben die Mitglieder der unterschied- lichsten Tarifkommissionen diese Frage ausgiebig diskutiert. Erklärtes Ziel sollte es sein, eine Möglichkeit zu finden, mög- lichst viel für die unteren Lohngruppen he- rausholen zu können. Denn diese sind von den augenblicklichen enormen Preisstei- gerungen ganz besonders betroffen. Für die teilnehmenden Tarifkommissions- mitglieder in den Zukunftswerkstätten war schnell klar, dass ein Festbetrag oder eine prozentuale Erhöhung mit Mindestbetrag gefordert werden muss, um diesem An- spruch gerecht zu werden. Eine reine pro- Wichtig: Alle genannten Zahlen stellen beiden Fonds im Fokus der Mitgliederbe- zentuale Erhöhung fand keinen Anklang. nicht unsere Forderungen in der Tarifrun- fragung. Wir wollen wissen, ob wir von de 2023 dar. Sie sind nur fiktive Beispie- unseren Mitgliedern den Auftrag bekom- Welche Forderungsvariante für die Tarif- le, die wir zur Erläuterung gewählt haben. men, einen Teil des Volumens, das wir runde 2023 letztlich beschlossen wird, da- Unsere Forderungen beschließen unsere verhandeln, beispielsweise für die Verbes- rüber entscheiden die Mitglieder der EVG. Tarifkommissionen Anfang Februar 2023. serung der betrieblichen Altersversorgung Zu Abstimmung stehen: zu verwenden - oder ob in der vor uns Entscheidungsgrundlage für die zentrale liegenden Tarifrunde vornehmlich über Forderung ist die Variante, die am Ende mehr Geld verhandelt werden soll. Prozentuale Erhöhung der Mitgliederbefragung die meisten Setzen wir beispielsweise eine Lohner- Stimmen bekommen hat. Also die Forde- Gleiches gilt für den „Fonds soziale Si- höhung von 10 Prozent durch – das wäre rung, die wir für alle gut 50 Unternehmen cherung“ und den „Fonds Wohnen und schon deutlich mehr als in zurückliegen- ab Februar 2023 gemeinsam verhandeln Mobilität“. Deren Leistungen werden aus- den Tarifverhandlungen – bekämen alle, werden. Das sind Eisenbahnverkehrsun- schließlich an Mitglieder der EVG ausge- die 2.000 Euro verdienen, 200 Euro im Mo- ternehmen aus dem Bereich des Schienen- schüttet. Auch hier stellt sich die Frage, ob nat mehr, diejenigen, die 6.000 Euro ver- personennah- und -fernverkehrs, des ein Teil des zu verhandelnden Volumens dienen, bekämen 600 Euro im Monat mehr. Güterverkehrs, zudem Werke, Busbetriebe verwendet werden soll, um diese Leistun- und zahlreiche weitere Unternehmen aus gen auszuweiten oder ob in erster Linie Festbetrag verschiedenen Konzernen wie der Trans- eine deutliche Lohnerhöhung verhandelt Für viele wird die prozentuale Erhöhung dev, der DB AG und vielen mehr. Ein spür- werden soll. nicht ausreichen, um einen Ausgleich für bares Lohnplus bei einer möglichst kur- die gestiegenen Lebenshaltungskosten zu zen Laufzeit ist das Ziel. Ihre Meinung zu diesen drei Fragen kön- erzielen. In der Zukunftswerkstatt wurde nen alle EVG-Mitglieder mittels der in die- deshalb über einen Festbetrag diskutiert. Darüber hinaus stehen die betriebliche ser imtakt beigefügten Postkarte deutlich Da für alle das Brot gleich teurer wird, Altersversorgung und die Leistungen der machen. Noch schneller und einfacher ist sollen alle den gleichen festen Betrag als Lohnerhöhung bekommen. Es gibt keine prozentuale Erhöhung, sondern für alle beispielsweise 500 Euro im Monat mehr. Prozentuale Erhöhung mit Mindestbetrag Bleibt noch die Variante einer prozentu- alen Erhöhung mit Mindestbetrag. In un- serem Beispiel würden die Löhne immer noch um mindestens 10 Prozent steigen, alle hätten aber mindestens 500 Euro im Monat mehr im Geldbeutel. 12 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
IN FAHRT die Stimmabgabe online möglich. Einfach Festbetrag oder eine prozentuale Forde- wirksam sein. Das Mehr an Geld, das die den QR-Code auf der Postkarte mit dem rung mit Mindestbetrag fordern wird. In EVG verhandelt, muss eine Lohnerhöhung Handy scannen und elektronisch die ent- dieser Zukunftswerkstatt wird von den sein, die monatlich mehr gezahlt wird, sprechenden Kreuzchen setzen. Zudem Tarifkommissionen auch die Höhe der weil nur so ein dauerhafter Inflationsaus- gibt es auf der Homepage der EVG (https:// Entgeltforderung beschlossen, die in allen gleich gewährleistet werden kann. www.evg-online.org/gemeinsammehr) Unternehmen durchgesetzt werden soll, oder dem EVG-Express als online-Ma- in denen wir im Anschluss verhandeln „Wir stellen uns auf schwierige gazin zur Tarifrunde (https://express. und die Laufzeit, die für den neuen Tarif- Verhandlungen ein, in denen die evg-online.org) die Möglichkeit der elekt- vertrag gefordert werden soll. Beschäftigten ihre Entschlossen- ronischen Stimmabgabe. heit zeigen müssen, für ihre be- Neben diesen zentralen Forderungen be- rechtigten Forderungen auch zu Aus allen Stimmen, die bis zum 15. Janu- schließen die Tarifkommissionen für sich kämpfen“, ar 2023 abgegeben sind, ergibt sich ein weitere Forderungen, die spezifisch im je- umfassendes Meinungsbild innerhalb weiligen Unternehmen ebenfalls durchge- machten die beiden Tarifvorstände, Cosi- der EVG. Die Stimme eines jeden Mit- setzt werden sollen. Eine wahre Mammut- ma Ingenschay und Kristian Loroch, deut- glieds ist wichtig, jede Stimme zählt. aufgabe, die da vor unseren Kolleg:innen lich. Die nächsten Monate werden inso- liegt. fern spannend werden. Das Mehrheitsvotum der EVG-Mitglieder gibt dann die Richtung vor. Auf Basis der Sind die Forderungen für die Tarifrunde Auswertung der Mitgliederbefragung 2023 beschlossen, gehen an alle Unter- beschließen die Mitglieder der Tarif- nehmen entsprechende Forderungs- kommissionen, die an der nächsten Zu- schreiben raus; gut drei Wochen später kunftswerkstatt im Rahmen der Auf- beginnen die ersten Tarifverhandlungen. taktveranstaltung teilnehmen, Anfang Die sollen möglichst schnell zu greifbaren Februar 2023, ob die EVG in der Tarifrunde Ergebnissen führen. Dabei ist klar: Die zu 2023 eine prozentuale Forderung, einen erzielende Lohnerhöhung soll tabellen- Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 13
IN FAHRT MITBESTIMMUNGSKONFERENZ MITBESTIMMEN. MITGESTALTEN. MIT DIR. Kurz nach dem Gewerkschaftstag gleich das nächste Highlight: 750 Interessenvertreter:in- nen kamen Mitte November zur Mitbestim- mungskonferenz nach Köln: Betriebs- und Personalrät:innen, JAVis, Schwerbehinderten- Vertreter:innen. Ob neu im Amt oder alt- gedient, allen war klar: Die Transformation gelingt nur mit den Beschäftigten und ihren Interessenvertreter:innen. Und wir sind bereit, unseren Beitrag dazu zu leisten. Drei Tage Konferenz – drei Erkenntnisse nehmen wir mit: 14 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
IN FAHRT 1 Der Personalmangel ist aktuell die „Wir verlieren mehr größte Herausforderung – und wir Leute, als wir einstellen müssen an allen Stellschrauben drehen, können. Es tut sich im- um ihn zu bekämpfen. mer ein Loch auf, das ist Chaos. Man versucht die Wohin man blickt, ob auf die Infrastruk- Florian Witte, Betriebsrat bei DB Cargo AG, tur, zu den EVU, die auf der Infrastruktur sprach sich für die Wiederbelebung des Lücken zu stopfen. Das fahren, oder zu den Busgesellschaften: Themas Ausbildungsplatzumlage aus. funktioniert nicht. Man „Wir finden keine Leute“ ist das derzeitige „Entweder ausbilden oder zahlen – zu- Hauptproblem in der Branche. Und die, mindest in Engpassberufen.“ Lukas Mayer, sieht die Kollegen, wie die man findet, bleiben nicht lange. Weil Regionaler Jugendkoordinator, erinnerte sie ganz langsam kaputt sie schon als Auszubildende verheizt wer- daran, dass sich in diesem Jahr 115.000 den, weil sie zu wenig verdienen oder sich junge Menschen bei der Deutschen Bahn gehen.“ nicht wertgeschätzt fühlen. Kolleg:innen beworben haben, „für 5.000 Ausbildungs- Thomas Müller, FWD aus verschiedenen Unternehmen gaben plätze. Das Potenzial ist da und was hät- entsprechende Einblicke in die betriebli- ten wir mit einer Vermittlungsoffensive chen Realitäten. für die ganze Branche erreichen können?“ „Personalplanung Die demografische Entwicklung ist einer Aber: Auch die Bezahlung spielt eine ent- muss zu einem echten der Gründe für den Fachkräftemangel – scheidende Rolle. „Die Eingruppierung ist aber zum großen Teil ist er auch hausge- nicht attraktiv genug, um die besten Leu- Mitbestimmungstatbestand macht: „Seit dem Jahr 2000 sind in der te zu bekommen“, so eine Meinung aus werden.“ deutschen Wirtschaft 500.000 Ausbil- dem Publikum. „Irgendwann muss die DB dungsplätze im dualen System einfach wach werden und den großen Konzernen Kristian Loroch verschwunden“, so EVG-Vorstand Frank in anderen Branchen auch mal den Kampf Hauenstein. Die Arbeitgeber hätten sich ansagen.“ damit aus ihrer Verantwortung geschli- chen. „Die Ausbildungsumlage ist nicht Ergo: Es gibt Stellschrauben, an denen ge- gekommen, obwohl sie in vielen Koaliti- dreht werden kann, um mehr Menschen onsverträgen stand. Man hat sich immer in die Verkehrsbranche zu holen und sie auf die Freiwilligkeit der Arbeitgeber ver- dort auch zu binden. Man muss es end- lassen. Und jetzt wird nach dem Staat lich tun. Oder wie ein Kollege aus dem gerufen, der Geld aus Steuermitteln auf- Publikum es auf den Punkt brachte: „Die wenden müsste, um die Versäumnisse Rederei muss langsam mal aufhören, wir von Jahrzehnten auszugleichen.“ Seine müssen etwas machen.“ klare Forderung: Öffentliche Aufträge nur noch an Unternehmen, die ausbilden. Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 15
IN FAHRT „Es gibt Leute, die haben jetzt schon ihr Arbeits- zeitsoll erreicht. Und es gibt Leute, die sind krank, kom- men aber trotzdem, weil sie sagen, sie lassen die Kolleg:innen nicht im Stich. Ich finde, da muss jetzt endlich was passieren.“ Björn Hänsch, KT „Warum werden die Zeitarbeiter:innen nicht mehr integriert? Zeitar- 2 Wir brauchen ein modernisiertes Betriebsverfassungsgesetz. beit ist entstanden, weil Fast zeitgleich zu unserer Mitbestim- andere Kolleg:innen im Saal: die Perso- wir Personal abgebaut mungskonferenz feierte das Betriebsver- nalplanung. „Denn der demografische fassungsgesetz Jubiläum. Im November Wandel wird uns mit ganzer Wucht erfas- haben, und warum kom- 1952, vor genau 70 Jahren, ist es in Kraft sen.“ Das Problem sei vielleicht nicht die men diese Kolleg:innen getreten. Und es ist immer noch gut, aber: Konzernspitze, aber „die Heerscharen an in manchen Punkten nicht mehr auf der nachgeordneten Führungskräften“, kom- nicht zurück, jetzt wo wir Höhe der Zeit. Die letzte große Novellie- mentierte Hans Mielke, Betriebsrat bei DB Personalmangel haben?“ rung liegt auch bereits 50 Jahre zurück, Kommunikationstechnik. „Wir brauchen seitdem hat sich in der Arbeitswelt viel ein neues Gesetz, mit dem wir vor Ort ar- Christel Sack , FZI Neumünster verändert und derzeit erreicht dieser beiten können. Aber solange wir das alte Wandel ein neues Geschwindigkeitslevel. noch haben, müssen wir es so gut wie möglich anwenden. Und weil man nur das „Im Verkehrsbereich dürfen „Das Betriebsrätemodernisierungsgesetz anwenden kann, was man kennt, sage ich: Bildung, Bildung, Bildung.“ Aufträge nur an Unterneh- ist ein richtiger Schritt, aber noch nicht ausreichend“, so Johanna Wenckebach, men vergeben werden, die Wissenschaftliche Direktorin am Hugo- EVG-Vize Kristian Loroch sieht in der eigene Nachwuchskräfte Sinzheimer-Institut. Sie hat gemeinsam mit weiteren Experten aus Politik und Modernisierung des BetrVG eine „Impfung für die Mitbestimmung.“ Wenn „da zum ausbilden. Wir brauchen Wissenschaft einen Vorschlag zur Moder- Beispiel jemand kommt und eventuell fundierte Ausbildung, um die nisierung des BetrVG entwickelt. „Wir ha- ben uns Paragraf für Paragraf angesehen doch Schenker kauft, dann ist es gut, wenn wir diese Impfung haben.“ Qualität und die Attraktivi- und sie so umgeschrieben, wie wir es heu- tät der Arbeitsplätze in der te für angemessen halten.“ Der Entwurf enthält unter anderem mehr Mitbestim- „Wir Busfahrer:innen wollen Branche zu heben.“ mung bei Weiterbildung und Qualifizie- gar nicht mehr, wir wollen rung, das Erfassen neuer Arbeitsformen, Frank Hauenstein das digitale Zugangsrecht der Gewerk- nicht aufsteigen, aber wir schaften in die Betriebe, die leichtere wollen anständig bezahlt Gründung von Betriebsräten und ihren Schutz. werden. Ich fahre seit 25 Jahren und werde wie „Mich fasziniert, was in diesem Entwurf alles drinsteht“, so die Einordnung von eine Hilfsarbeiterin bezahlt, Iris Janßen, Betriebsrätin bei der Osthan- noverschen Eisenbahn OHE. „Viele die- das muss aufhören.“ ser Vorschläge würden unsere Arbeit vor Marina Backen, Ostbayern Ort stärken.“ Top-Thema für sie und viele 16 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
IN FAHRT „Schon die Vorgänger- Organisationen haben gegen den Verkauf der Eisenbahnerwohnungen gekämpft. Heute entde- cken auch die Arbeitgeber das Thema bezahlbarer Wohnraum wieder. Mit dem Wo-Mo-Fonds und dem Mietkostenzuschuss aus dem NawuTV ist die EVG aber hier auf dem 3 Die sozial-ökologische Verkehrswende ist das Gebot der Stunde. richtigen Weg.“ Cosima Ingenschay Wie werden wir in Zukunft in Deutsch- Transdev, kritisierte die anhaltende Be- land mobil sein? Klar wurde auch erneut nachteiligung der Schiene im intramoda- während der MBK: An einem entschie- len Wettbewerb. „Wie absurd ist das denn, denen Umsteuern und einem radikalen dass wir ausgerechnet von dem Verkehr- Bruch mit der Verkehrspolitik der Vergan- sträger, der am meisten zum Kampf gegen genheit führt kein Weg vorbei, um eine den Klimawandel beiträgt, verlangt, dass lebenswerte Umwelt und eine humane er Geld verdienen soll?“ Mobilität auch in Zukunft zu garantieren. Welchen Beitrag können hier Betriebsräte „Die Verkehrswende ist nicht nur eine und Beschäftigte leisten? Einen großen, Antriebswende“, so die klare These des so Ralf Damde, der kritisierte, dass die EVG-Vorsitzenden Martin Burkert in der Politik das Thema Sicherheit in Zügen, hochkarätig besetzten Podiumsdiskus- Bussen und Verkehrsstationen vernach- „Wertschätzung drückt sion zum Thema. „Wir brauchen keine lässigt habe. „Wir sind Teil der Lösung, Oberleitungs-Autobahnen.“ Die Bundes- nicht des Problems. Und wir möchten sich nicht nur in Geld aus. republik wird ihre Klimaziele verfehlen; auch, dass man so mit uns umgeht.“ Sondern da geht es auch dafür werden Strafzahlungen an die EU fällig. „Niemand versteht, warum dieses um attraktive Arbeits- „Unser Anspruch ist der Geld nicht von vornherein in die Schiene zeitmodelle, um Kinder- investiert wird.“ gerechte Anteil am Profit. betreuung während der Wir wollen unsere Kollegin- Ralf Damde, Vorsitzender des Gesamtbe- Arbeitszeit, um bezahl- triebsrats DB Regio, untermauerte diese nen und Kollegen über den Position. „Wir haben 40 Jahre lang abge- Winter bringen und nicht baren Wohnraum.“ baut und zurückgebaut. Um auf den Stand Martin Burkert zu kommen, den wir vor 40 Jahre hatten, nur die Unternehmen.“ brauchen wir 86 Milliarden Euro.“ Yasmin Fahimi, DGB-Vorsitzende Die Schiene muss Vorrang vor der Straße haben, zumindest in diesem Punkt herrschte auch Übereinstimmung mit den eingeladenen Politikern und Unter- nehmensvertretern. So sprach sich der nordrhein-westfälische Verkehrsminis- ter Oliver Krischer für die Abschaffung des Dienstwagenprivilegs aus. Und Tobias Heinemann, Geschäftsführer Bahn von Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 17
IN FAHRT INTERNATIONALER TAG ZUR BESEITIGUNG VON GEWALT GEGEN FRAUEN ILO-KONVENTION 190 ENDLICH RATIFIZIEREN! Alljährlich am 25. November findet der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen statt. Er dient dazu, Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen und Mädchen in jeglicher Form anzuprangern und zu bekämpfen. „Gewalt gegen Frauen ist ein gewaltiges Belästigung der Internationalen Arbeitsor- Problem“, sagt die Stellvertretende EVG- ganisation (ILO) legt eine (weltweit gülti- Vorsitzende Cosima Ingenschay. „Das gilt ge) Definition von sexualisierter Belästi- auch für die gesamte Verkehrsbranche, gung und Gewalt, nicht nur in Bezug zum wie auch in ganz Deutschland, Europa Arbeitsplatz, fest. Im Koalitionsvertrag ist und weltweit.“ Laut Statistiken ist weltweit eine Ratifizierung vorgesehen. Passiert ist jede dritte Frau von Gewalt betroffen. In jedoch noch nichts. Deutschland wurden 2021 115.342 Frauen Opfer von vollendeter oder versuchter Ge- „Wir werden außerdem als EVG weiterhin walt allein in der Partnerschaft. solidarisch an der Seite derer kämpfen, die sich auf der ganzen Welt gegen Gewalt an Die EVG fordert daher weiterhin, dass die Frauen einsetzen“, sagt Nadja Houy, Vorsit- Bundesregierung endlich für Hilfsangebo- zende der Bundesfrauenleitung der EVG. te wie Frauenhäuser eine gesicherte Finan- „Das gilt aktuell ganz besonders für die zierung und bessere Ausstattung sicher- Protestierenden im Iran und die Frauen stellt. Afghanistans.“ Zu den vielen Aktionen der EVG-Frauen an diesem Tag gehörte daher „Uns ist aber auch wichtig, dass die Bun- auch eine Videokonferenz mit Expertin- desrepublik die ILO-Konvention 190 end- nen und Betroffenen zur Lage der Frauen lich ratifiziert“, ergänzt Ingenschay. Diese in diesen beiden Ländern. Konvention gegen Gewalt und sexuelle 18 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
IN FAHRT ZENTRALE FACHGRUPPEN DIE TARIFRUNDE RÜCKT NÄHER Auch wenn Corona viele Bereiche zum Stillstand gebracht hat, so gilt dies nicht für das Ehrenamt. So haben sich auch die Mitglieder der Zentralen Fachgruppe „Lokrangierführer/Rangierdienst“ erneut zu einem Treffen in Ful- da zusammengefunden. Themen gab es mehr als genug. ziell enorm, ergänzte Ingmar Pfaff: „Und von einer Wertschätzung, die ohnehin kaum stattfindet, wird man nicht satt! Da muss in der Tarifrunde nächstes Jahr spür- bar was im Säckel hängen bleiben, sonst laufen uns reihenweise die Leute weg!“ Als letztes Thema befasste sich die zentra- le Fachgruppe in ihrem Treffen mit dem Aufruf um neue Mitglieder. „Wir suchen immer begeisterte Kolleg:innen. Ganz be- sonders wichtig ist uns, den Frauenanteil zu erhöhen, der derzeit gegen Null geht“, sagt Schriftführer Waldemar Dlugosz. „Wer also Interesse hat mitzumachen, sei- ne Erfahrung einzubringen und Teil der zentralen Fachgruppe zu werden, kann D ie zentrale Fachgruppe begrüßt die Lebensmittel und Energie – gerade für die sich gerne bei seiner zuständigen EVG- Entscheidung von DB Cargo zur Kolleg:innen der unteren Entgeltgruppen – Betriebsgruppe oder seiner EVG-Geschäfts- Einführung einer neuen Persönli- kaum noch zu stemmen sind. Damit in stelle melden.“ chen Schutzausrüstung (PSA), da sich die Verbindung steht auch der Fachkräfte- klimatischen Verhältnisse in den letzten mangel bei der DB. „Wir finden kaum noch Den ausführlichen Bericht kannst Jahren stark verändert haben. Hier steht Personale für den Rangierdienst“, sagt der du auf unserer Homepage lesen: die Arbeitgeberin in der Fürsorgepflicht Sprecher der Fachgruppe, Stephan Koße. www.evg-online.org für all jene, die 24/7 bei Wind und Wetter „Ein Hemmschuhleger, der in bzw. rund im und am Gleis arbeiten und keine Mög- um München wohnt, geht mittlerweile lichkeit auf Homeoffice haben. Derzeit nur noch für seine Miete und Nebenkosten werden PSA von zwei Herstellern erprobt, die nach einer Ausschreibung in die enge- re Wahl gekommen waren. Die Anforde- arbeiten. Rücklagen bilden oder eine pri- vate Altersvorsorge sind kaum machbar! Diese unhaltbare Situation haben wir mitt- M itte Oktober tagte auch die Zentra- le Fachgruppe NE-Bahnen. Thema war natürlich die Tarifrunde. Es wird eine kräf- rungen waren hoch: Neben einem hohen lerweile auch in anderen Berufsgruppen tige Erhöhung des Entgelts benötigt, so die UV-Schutz, sowie leichtem Stoff für das deutschlandweit in allen großen Ballungs- einhellige Meinung. Favorisiert wurde ein Arbeiten bei großer Hitze im Gleisbereich zentren.“ Der Weg zur Arbeit für alle, die monatlicher Festbetrag, der die aktuellen waren Ergonomie, Robustheit, Herstellung das Auto nutzen müssen, schmerze finan- Mehrkosten für Energie, Nahrungsmittel und Nachhaltigkeit, sowie flexible sowie ein Lohnplus abbildet. Die Laufzeit Einsatzmöglichkeiten maßgeblich. Die wird auf 12 Monate empfohlen. Trageversuche starteten Anfang diesen Sommers an mehreren Einsatzstellen und Darüber hinaus wurden politische und dauern noch bis Anfang 2023. Die Einfüh- strukturelle Themen behandelt. Kolleg:in- rung der neuen PSA ist für den Sommer nen aus NE Bahnen und DB sollten an einem 2023 geplant. Strang ziehen, das war ein prägendes Thema in der Sitzung. Dann können Mehrheiten in Ein weiteres Schwerpunktthema stellte Betrieben organisiert und Minderheitsbe- die Tarifrunde 2023 dar. Die Mitglieder triebe umgedreht werden und wir können der zentralen Fachgruppe waren sich ei- insgesamt für die Eisenbahner:innen mehr nig, dass die stetig steigenden Kosten für erreichen. Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 19
IN FAHRT MITBESTIMMUNG „PROBLEME VOR ORT MÜSSEN AUCH VOR ORT GELÖST WERDEN“ Sie ist die derzeit jüngste Betriebsgruppe in der EVG: die BG von DB Cargo Logistics in Bremen. In diesem Jahr erst gegründet, gewann sie aus dem Stand heraus die Betriebsratswahl – bei einer heraus- ragenden Wahlbeteiligung. Ihre Antriebsfeder: der Wunsch, sich selbst zu organisieren. E in paar Millionen Euro dürften raufkrabbelt, alles vorbereitet für die Bela- Zwar gab es in Kelsterbach eine Verbin- auf dem Terminal Bremen von DB dung, selbst mal einen Mercedes auf den dungsperson nach Bremen, „aber die war Cargo Logistics wohl stehen. Und Zug fährt. Aber ich mag das viel lieber als nur selten hier und konnte viele unserer zwar in Form fabrikneuer Mercedes- nur den Bus zu fahren, mit dem wir unse- Fragen nicht beantworten“, sagt Malte Karossen aus dem nebenan gelegenen re Leute vom Zug wieder zum Hof bringen, Brinkhoff, auch er stellvertretender Daimler-Werk. DB Cargo Logistics ver- wo sie die nächsten Autos abholen.“ Schichtleiter. „Einzelne von uns haben sorgt das Werk über die Schiene mit Kom- dann direkt in Kelsterbach angerufen und ponenten und verlädt die fertigen Autos 33.000 Züge, vermeldet DB Cargo Logi- versucht, etwas in Erfahrung zu bringen. auf die Schiene zum Abtransport. Mehr- stics auf seiner Homepage, fährt das Aber das bringt ja nichts, wir wollen In- fach pro Woche werden die Autos hier auf Unternehmen pro Jahr allein für die formationen und Lösungen für alle.“ Und Züge verladen und von hier auf der Schie- Autoindustrie. Ein Beispiel für die hohe Fragen, die die Kolleg:innen beantwortet ne nach Südfrankreich, Spanien, Belgien Bedeutung, die der Schienengüterver- haben, gab es einige, die der Besonderheit und Großbritannien an Autohändler und kehr für die deutsche Wirtschaft hat. der Arbeit auf dem Terminal geschuldet Endnutzer geliefert. Gut 300 Beschäftigte arbeiten dafür sind: „Zum Beispiel Arbeitsschutz. Au- an fünf Standorten in Deutschland, 74 tos auf Zügen: Das ist Metall auf Metall. Imke Renken mag ihren Job als stellver- davon in Bremen. Nur: Sie fühlten sich Was ist zu tun bei Gewitter“, zählt Malte tretende Schichtleiterin. „Man wird halt lange Zeit betrieblich schlecht vertreten. Brinkhoff auf. „Oder wie sind die Zeiten schon mal schmutzig, auch als Frau“, Denn der Betriebsrat saß im hessischen zu werten, die wir zum Umziehen brau- lacht sie. „Z.B., wenn man auf den Zug Kelsterbach. chen? Generell das Thema Dienstpläne 20 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
IN FAHRT und Schichtzulagen. Das neue Zeiterfas- haben sie sicher auch gerechnet.“ Die schäftigten hier bedeuten. Wir haben die- sungssystem. Zu all dem gab es keine Ant- EVG-Liste gewann alle fünf Sitze – bei selbe Arbeitskleidung wie die Kolleg:in- worten.“ einer Wahlbeteiligung von 79 Prozent. nen von Cargo, warum haben wir nicht So sieht ein klares Votum aus. „Der Zu- ihren Tarifvertrag?“ Hierzu haben die Kol- F ür Imken und Malte gab es daher sammenhalt, die Gemeinschaft vor Ort leg:innen inzwischen Kontakt zu den an- nur einen gangbaren Weg: Es muss ist ganz stark, sonst hätten wir dieses deren Standorten aufgenommen, um auch ein eigener Betriebsrat am Stand- Ergebnis nicht erzielt.“ dort die EVG-Positionen zu festigen. ort gewählt werden: „Probleme vor Ort M müssen vor Ort gelöst werden und da- alte Brinkhoff ist nun BR-Vor- Ende September luden die Betriebsgruppe für muss es Ansprechpartner:innen sitzender, Imke Renken und und die Bremer EVG-Geschäftsstelle geben, die immer erreichbar sind. Das Jürgen Hofmann seine Stellver- zu einem Grill-Nachmittag. Mit dabei: wollen wir sein.“ treter in dem 5er Gremium. „Wir sind EVG-Vorstand Cosima Ingenschay, Lan- ein neues Team geworden“, sagen sie des-Chef Andreas Weitz und der Bremer Sie nahmen Kontakt zur Geschäftsstelle unisono. „Es ist eine Herausforderung, DGB-Vorsitzende Ernesto Harder. „Sich Bremen der EVG auf und gründeten eine aber wir wollen auch gemeinsam etwas selbst vor Ort zu organisieren: Das ist der Betriebsgruppe. Mit Erfolg: Aus dem Stand erreichen.“ Als Neulinge im Bereich der richtige Weg“, ist Andreas Weitz über- heraus warben sie 60 neue EVG-Mitglieder betrieblichen Interessenvertretung lo- zeugt. Von der vorangegangenen Be- und erreichten so einen Organisationsgrad ben sie die vielfältige Unterstützung der triebsbesichtigung zeigte Cosima In- von 71 Prozent. „Es war holprig, es war in- EVG-Geschäftsstelle in Bremen. „Wenn genschay sich beeindruckt. „Man sieht teressant, aber auch sehr kämpferisch“, bli- wir Fragen haben, genügt ein Anruf und immer nur die fertigen Autozüge, aber cken Imke und Malte auf diese Zeit zurück. die Geschäftsstelle hilft uns weiter.“ Ihr man sieht nicht die Arbeit, die dahin- Mit welchen Argumenten haben sie und Ziel: „Wir wollen für allen Kolleginnen tersteht“. Aber: „Noch beeindruckender ihr Mitstreiter Jürgen Hofmann die Kol- und Kollegen am Standort da sein.“ Und: ist der Empfang hier in der neuen Be- legen überzeugt? „Wir haben schon unser in den Cargo-Tarifvertrag aufgenommen triebsgruppe. Es ist wichtig, dass wir erstes Ziel aufgezeigt, die Interessenvertre- zu werden. „Denn“, sagt Imke, „nur so als EVG wachsen und uns unterhaken tung unmittelbar vor Ort gegenüber dem sind wir auf der sicheren Seite. Und das können, denn so können wir für alle örtlichen Arbeitgeber, aber auch das Fern- würde auch Wertschätzung für die Be- mehr erreichen.“ ziel: einen Tarifvertrag zu haben.“ Von links: Malte Brinkhoff, Imke Renken, Jürgen Hofmann „Es war nicht schwer, das den Leuten zu vermitteln“, resümiert Jürgen Hofmann, inzwischen Betriebsrats-Vize. „Wir ha- ben schon gesagt, es wird schwierig und es wird dauern. Manche haben gesagt, ok, ich mach mal ein Jahr mit und schaue dann. Denen haben wir gesagt: So wird man nicht weit kommen, wir müssen schon einen längeren Atem haben.“ Der örtliche Arbeitgeber war nicht be- geistert, „hat uns aber auch keine Stei- ne in den Weg gelegt“, sagt Malte. „Mit dem Ergebnis der Betriebsratswahl Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 21
IN FAHRT INTERVIEW Jeder Übergriff ist einer zu viel Nach vielen Jahren im Rettungsdienst plante René Grimm eine einjährige Aus- zeit. Ein Jobangebot bei Abellio Baden-Württemberg (inzwischen SWEG) durch- brach die Pläne des heute 38-jährigen Zugbegleiters. Der neue Beruf war gleich- zeitig auch der Einstieg für sein gewerkschaftliches Engagement. 22 imtakt EVG-Mitgliedermagazin Dezember 2022
IN FAHRT B ereits kurz nach deinem Einstieg Welche Erfahrungen hast du persönlich bei Abellio bist du EVG-Mitglied gemacht? Du wurdest im geworden. Was hat dich letztend- Im Frühjahr 2021 hatte ein Fahrgast keine lich überzeugt? Fahrkarte. Für die Feststellung der Perso- Dienst angegriffen, Während der ersten Wochen bei Abellio nalien musste ich dann die Polizei rufen. wurde ich von beiden Gewerkschaften Die Situation ist auf dem Bahnsteig dann beleidigt, bespuckt angesprochen. Ich habe verglichen und leider eskaliert. Der Fahrgast hat mich aus schnell festgestellt, dass die EVG für heiterem Himmel tätlich angegriffen. Ei- oder bedroht? mich die bessere Gewerkschaft ist. Bei nen zweiten körperlichen Übergriff hatte der EVG stimmte zum Schluss einfach ich Anfang August. Ich bat einen Fahrgast, Dann ruf Robin! das Gesamtpaket, wobei drei Punkte zum seine Füße vom Sitz zu nehmen und wur- Schluss entscheidend gewesen sind. de ohne Vorwarnung von ihm geschlagen. Unser EVG-Hilfetelefon „Ruf Ro- bin“ ist an 365 Tagen im Jahr und Und welche? Wie ging es nach den Übergriffen 24 Stunden am Tag für dich er- Bei der EVG gibt es keine Eisenbahner ers- weiter? reichbar: 0800 264 44 44. Hier ter und zweiter Klasse. Das zeigt sich bei- Ich wurde von zwei Seiten nach den An- werden deine Angaben rund um spielsweise beim Fonds soziale Sicherung griffen unterstützt. Auf der einen Seite den Vorfall zunächst notiert und – hier unterscheiden wir nicht zwischen durch meinen Arbeitgeber und durch die innerhalb von 24 Stunden wirst DB und NE-Bahnen. Mit der Geschäftsstel- EVG. Seitens der SWEG wurde mir psycho- du zurückgerufen, um dir deine le hier in Stuttgart habe ich auch immer logische Unterstützung angeboten und es Beratungs- und Unterstützungs- einen zuverlässigen Ansprechpartner, gab mehrere Nachfragen, wie es mir geht angebote mitzuteilen. In Abspra- wenn es Probleme geben sollte. Der dritte und Gespräche nach meiner Rückkehr. che mit dir kannst du an eine:n Punkt ist für mich das Thema Sicherheit. Das Team in der EVG-Geschäftsstelle in betreuende:n Gewerkschaftsse- Ich hätte im Vorfeld nicht gedacht, dass Stuttgart war ebenfalls von der ersten Mi- kretär:in weitervermittelt werden, das Thema mich einmal so beschäftigten nute an für mich da. Gemeinsam haben der:die dich im weiteren Verlauf wird. wir direkt alles für die Durchsetzung zi- mit deinen Möglichkeiten unter- vilrechtlicher Ansprüche vorbereitet. stützt. Inwieweit beschäftigt dich das Thema Sicherheit bzw. sicher unterwegs? Der Kontakt zum Bezirksanwalt der EVG Seit einigen Jahren verzeichnen In der der kurzen Zeit, wo ich bei der war schnell hergestellt und alle notwen- wir eine sehr starke Zunahme der SWEG bin, hat sich die Stimmung in den digen Schritte eingeleitet. Alle Unterstüt- Gewaltbereitschaft und der ge- Zügen zum negativen verändert. Viele zungsangebote von der DEVK und der walttätigen Zwischenfälle in Zü- Fahrgäste stehen scheinbar unter extre- GUV/FAKULTA haben wir gemeinsam di- gen, Bussen und Verkehrsstatio- men Stress und sind schnell reizbar – rekt beantragt. Es ist gut zu wissen, dass nen. Opfer sind leider auch viele einige Kolleginnen und Kollegen beschrei- es jemanden gibt, der uns in diesen Situa- Kolleg:innen. Die Übergriffe rei- ben die Situationen auf den Zügen als tionen unterstützt. chen von Beleidigungen, körperli- „Pulverfass“. Die Beschreibung ist leider cher Gewalt bis hin zur Bedrohung zutreffend. Die Züge sind zum Teil massiv Was kannst du deinen Kolleg:innen mit mit Waffen. überfüllt, im Sommer kamen die Hitze- auf den Weg geben? welle und das Neun-Euro-Ticket dazu, das Ganz klar ist jeder Übergriff einer zu viel. Wir sind an deiner Seite und un- für jede Menge Chaos sorgte. Es ist wichtig, dass wirklich alle Übergrif- terstützen Dich mit Rat und Tat. fe an den Arbeitgeber gemeldet werden. In den Zügen müssen wir die Masken- Erstattet Anzeige bei der Polizei und lasst Wir arbeiten mit dem Fonds sozi- pflicht durchsetzen. Sollte sich ein Fahr- Verletzungen von einem Arzt dokumen- ale Sicherung, der Stiftungsfami- gast weigern, bekommen wir leider von tieren. Informiert sofort den Arbeitgeber lie BSW, der DEVK und der GUV/ der Landes- und Bundespolizei in der Re- und auch den Betriebsrat. FAKULTA zusammen. Über dieses gel keinerlei Unterstützung. Deren Dienst- Netzwerk verfügt nur die EVG. Ein stellen sind eben auch mit viel zu wenig Scheut euch nicht, Anzeige bei der Poli- starker Verbund, von dem du pro- Einsatzkräften besetzt. Die Politik muss zei zu erstatten, dies ist in vielen Bun- fitieren kannst. hier auf allen Ebenen endlich aktiv wer- desländern auch online möglich. Wichtig den. Wir auf den Zügen, die Kolleginnen ist, dass die Verletzungen von einem Arzt und Kollegen von Station&Service, die Rei- dokumentiert werden. Besprecht weitere nigungs- und Sicherheitskräfte auf den Schritte bitte schnellstmöglich mit dem Bahnhöfen werden sonst auch in Zukunft Team in der EVG-Geschäftsstelle. immer wieder Opfer von Über- und Angrif- fen. 100%ige Sicherheit kann es nicht ge- ben, das ist klar. Aber so wie die Situation heute ist, kann es nicht weitergehen. Dezember 2022 imtakt EVG-Mitgliedermagazin 23
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