Zwei Jahre Corona - AWO Bayern

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Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
1•2022
                                   DAS MAGAZIN
                                   DER AWO BAYERN
                                   76. Jahrgang des „Helfer“

Zwei Jahre Corona.
„Eine Spezies ist verantwortlich
für Covid-19: der Mensch.“         DIE AWO IN NIEDER-
Stimmen aus der Praxis.            BAYERN / OBERPFALZ
                                   Eingeweiht
                                   Neue Kinderkrippe
                                   in Regendorf.

                                   Besuch
                                   Alpakas im
                                   Seniorenzentrum.
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
WIR IN BAYERN                                       WIR IN NIEDERBAYERN UND DER OBERPFALZ
Aus der AWO                                     3   Editorial                                   11
AWO übernimmt Vorsitz der FW Bayern + Bayerische    Gedanken zur Impfpflicht                    12
Ampel-Gespräche + Compliance + Entwicklungs-        Kinderkrippe Regenwald feierlich eingeweiht 13
partnerschaften + Neue Doppelspitze des LJW +       Treue Mitarbeiter*innen geehrt              17
Aktuelles aus dem Demokratieprojekt
                                                    50 Jahre AWO Seniorenheim Hemau             23
Unser Thema: Zwei Jahre Corona                 6    Franz Zebisch wählt neuen Heimbeirat        25
Stimmen aus der Praxis + Interview: „Eine Spezies   AWO gratuliert zum 102. Geburtstag         28
ist verantwortlich für Covid-19: der Mensch.“ +     Kreuzworträtsel/Impressum                  30
Frauen und Corona

Liebe Leser*innen, liebe Freund*innen der AWO,

zwei Jahre Corona – ein Jubiläum, das sicher kein Grund zum Feiern ist. Wie bestimmt vie-
le von Euch haben wir die Nase gestrichen voll von dieser Pandemie, die unser aller Leben
schon viel zu lange bestimmt und einschränkt.

Eigentlich können wir das Wort Corona nicht mehr hören. Dennoch haben wir uns dazu
entschieden, diese Ausgabe noch einmal dem Virus zu widmen. Denn wir finden, dass einige
Aspekte bisher unterbelichtet sind, obwohl es seit zwei Jahren kaum ein anderes Thema gibt.
Da wären erstens die Menschen in den „systemrelevanten“ Bereichen, neuerdings „kriti-
sche Infrastruktur“ genannt. Gedankt wurde ihnen. Applaudiert auch. Und sogar Boni ha-
ben einige erhalten. Aber sie selbst kommen nur selten zu Wort. Wir freuen uns, dass vier
Kolleg*innen aus der Pflege, dem Kitabereich, der Sozialpsychiatrie und einem Frauenhaus
von ihrem Alltag mit Corona berichten. Ein weiterer Punkt, der in der Diskussion um Corona
häufig zu kurz kommt, ist der Zusammenhang zwischen unserer Art des Wirtschaftens und
der Entstehung von Pandemien. Darüber haben wir mit dem Agrarökologen Professor Settele
gesprochen. Und schließlich wollen wir im Frauenmonat März den Blick auf die Gruppe
richten, die von den Corona-Belastungen besonders betroffen ist: Frauen arbeiten
überproportional häufig in sozialen Berufen und übernehmen in der Regel die zusätzlichen
Aufgaben in der Pandemie wie das Homeschooling.

Wir wünschen Euch eine interessante Lektüre und hoffen mit Euch gemeinsam, dass dieses
Jahr endlich die Wende in der Pandemie bringt.

Eure

Nicole Schley                                                                   Stefan Wolfshörndl
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
Bayerische Ampel-
                                                                                    Gespräche
AWO übernimmt Vorsitz

                                                 Foto: BayernSPD-Landtagsfraktion
In der Freien Wohlfahrtspflege Bayern arbeiten
die sechs Spitzenverbände zusammen: AWO, BRK,

                                                                                                                                                      AUS DER AWO
Caritas, Diakonie, Israelitische Kultusgemein­
den und Paritätischer. Einer von ihnen über­
nimmt rotierend für ein Jahr den Vorsitz. 2022
ist die Arbeiterwohlfahrt Bayern an der Reihe.
Welche Schwerpunkte wird die AWO setzen?

„An Corona kommen wir auch dieses Jahr nicht
vorbei. Wir werden die Staatsregierung mit
dem geballten Fachwissen der Wohlfahrtsver­
bände darin unterstützen, die Pandemie zu
bewältigen“, meint AWO-Co-Landesvorsitzen­
der Stefan Wolfshörndl. „Wir richten den Blick
                                                 Foto: AWO Bayern

vor allem auf die sozialen Folgen der Pande­
mie. Zwei Jahre Einschränkungen, gerade was
Kontakt mit anderen angeht, macht was mit
Menschen. Das ist klar. Und auch die Situation
in den sozialen Einrichtungen und Diensten ist
angespannt. Das Personal leistet Unglaubliches
und ist zunehmend überlastet. Wir brauchen
Lösungen, damit Menschen weiter und gerne
in ihrem Beruf arbeiten können“, ergänzt AWO-
Co-Landesvorsitzende Nicole Schley.

  Infos unter freie-wohlfahrtspflege-bayern.de
                                                 Foto: Andreas Gregor

Innovationspreis Ehrenamt 2022
Alle zwei Jahre würdigt das bayerische
Sozialministerium innovative Projekte und
Ideen, die ehrenamtliches Engagement vor­
anbringen. Eine Jury wählte am 24. Januar
2022 elf Preisträger*innen aus. An der
Entscheidung war auch AWO-Co-Landes­
vorsitzende Nicole Schley beteiligt: „Super,
was die Leute sich einfallen lassen! Ich
hätte mir nur gewünscht, dass sich mehr                                             Die AWO-Landesvorsitzenden Nicole Schley und
AWO-Projekte beteiligt hätten. Aber                                                 Stefan Wolfshörndl setzen ihre politischen Gespräche
vielleicht ja in zwei Jahren."                                                      fort. Jüngst mit bayerischen Vertreter*innen der
                                                                                    Ampel-Parteien: Mit Fraktions- und Parteichef
  Infos unter: ehrenamt.bayern.de/                                                  Florian von Brunn, MdL, und der Vorsitzenden des
engagement-anerkennen/innovation/                                                   Sozialausschusses Doris Rauscher, MdL, von der SPD,
                                                                                    mit FDP-Fraktions- und Parteichef Martin Hagen, MdL,
                                                                                    sowie mit Grünen-Parteichefin Eva Lettenbauer, MdL
                                                                                    (von oben nach unten).

                                                                                                               WIR • Das Magazin der AWO Bayern   3
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
DIE „WIR-REDAKTION“

                                                                                                                                 Foto: AWO Bayern
                                Sie haben Anregungen, Lob oder
                                Kritik? Ihre Anmerkungen zum
                                aktuellen Heft nehmen wir gerne auf.
                                Sie erreichen uns hier:
AUS DER AWO

                                Arbeiterwohlfahrt                                 „Die Entwicklungspartnerschaften
                                Landesverband Bayern e.V.                         schaffen Vertrauen und Ehrlich-
                                Edelsbergstraße 10, 80686 München
                                                                                  keit innerhalb des Verbandes und
????????

                                Telefon 089 546754–0
                                redaktion@awo-bayern.de                           damit die besten Voraussetzun-
                                                                                  gen für eine bayerische AWO,
                                                                                  die mit dem Blick auf ihre Inte-
                                                                                  grität stärker und selbstbewusster
                                                                                  nach außen auftreten kann."
                    Verantwortungsvoll führen                                     Andreas Czerny, Landesgeschäftsführer
                                                                                  AWO Bayern
                    Die Arbeiterwohlfahrt setzt sich selbst­los für das Gemein­
                    wohl ein und unterstützt hilfsbedürftige Menschen.
                    Doch was ist selbstlos? Selbstlos bedeutet nicht, für seine
                    Arbeitsleistung kein Entgelt zu erhalten. Mitarbeiter*innen   Sich gemeinsam
                    dürfen aber keine unangemessenen persönlichen Vor­            weiterentwickeln
                    teile aus ihrer Tätigkeit ziehen. Um klarzustellen, was als
                    unangemessen anzusehen ist, sowie Transparenz und             Offenheit, Transparenz, Vertrauen: Das ist
                    Kontrolle zu sichern, hat der AWO-Bundesverband im            die beste Art, um voneinander zu lernen
                    Jahr 2020 einen neuen Governance-Kodex eingeführt,            und Probleme zu lösen oder gar nicht erst
                    der für alle Gliederungen verbindlich gilt. Es geht nicht     entstehen zu lassen. Diese Erfahrung machten
                    um einen generellen Misstrauensantrag, sondern um             die Führungen der fünf bayerischen Bezirks­
                    Aufklärung und Rechtssicherheit für alle ehrenamtlich         verbände ebenso wie der Landesgeschäfts­
                    und hauptamtlich Engagierten. Bei Fragen stehen die           führer der bayerischen AWO, Andreas Czerny.
                    Landesvorsitzenden und der Landesgeschäftsführer              Im Rahmen der vom Bundesverband initi­
                    ebenso zur Verfügung wie die Verantwortlichen in den          ierten Entwicklungspartnerschaften tausch­
                    Bezirksverbänden.                                             ten sie sich in intensiven Gesprächen aus.
                                                                                  Dabei drehte es sich um alles, was die AWO
                      Weitere Infos unter awo.org/                                so umtreibt: Sozialpolitik, Mitglieder und
                    awo-governance-kodex-20                                       Verbandsleben, Personal- und Unternehmens-
                                                                                  entwicklung und wirtschaftliche Lage. Der
                                                                                  Gesprächsleitfaden, der für Gespräche von
                                                                                  Bundesverband mit Landes- und Bezirks­
                                 „Wir als AWO Bayern nehmen                       verbänden konzipiert ist, wurde gemeinsam
                                 das Thema Compliance sehr                        auf die bayerische Situation angepasst. In
                                                                                  einem nächsten Schritt sollen nach und nach
                                 ernst und kehren nichts
                                                                                  Gespräche zwischen Bezirks- und Kreisver­
                                 unter den Tisch."                                bänden stattfinden. Der enge Austausch zwi­
                                                                                  schen Landesverband und Bezirksverbän­
                                 Stefan Wolfshörndl,                              den wird ebenfalls bestehen bleiben.
                                 Co-Landesvorsitzender
                                 AWO Bayern
 Foto: AWO Bayern

                    4   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
Landesjugendwerk:                                                                    Aktuelles aus unserem
                                                                                                                             Demokratieprojekt

                                        Doppelte Frauenpower                                                                 Gemeinsam mit unserem Projekt
                                                                                                                             AWO l(i)ebt Demokratie können
                                                                                                                             Sie weiterhin in der bayerischen
                                        Fragen: Christa Landsberger                                                          Arbeiterwohlfahrt Demokratie stär­
                                                                                                                             ken. Jeden Monat finden die be­

                                                                                                                                                                          AUS DER AWO
                                                                                  Warum engagieren Sie sich ausgerech-       liebten Demokratiewerkstätten statt:
                                                                                  net im Jugendwerk der AWO?                 Singen Sie im Demokratiechor, dis­
                                                                                  Roxana Pilz: Das Jugendwerk der AWO        kutieren Sie im digitalen Buchclub

                                                                                                                                                                          ????????
                                                                                  hat mich damals vor allem deswegen         mit und nehmen Sie an (Online-)
                                                                                  überzeugt, weil hier Angebote für alle     Veranstaltungen aus den Themen­
                                                                                  geschaffen werden. Ich konnte mich         bereichen Antidiskriminierung,
                                                                                  von Anfang an mit den Werten iden­         Umwelt/Nachhaltigkeit oder Erinne­
                                                                                  tifizieren und war begeistert von der      rungskultur teil. Sie können jeder­
                                                                                  Freiheit, die man in diesem Verband        zeit neu einsteigen oder auch nur
                                                                                  hat. Das Jugendwerk hat mir viel Halt,     einmalig dabei sein – ganz wie
                                                                                  Freundschaften und das Gefühl von          Sie möchten!
                                                                                  Angekommensein geschenkt. Dies
                                                                                  möchte ich gerne an andere Menschen        Auch in diesem Jahr sind gemein­
                                                                                  weitergeben.                               same Ausflüge, Aktionen und
                                                                                                                             Spaziergänge (beispielsweise zu
                                        Die neuen Vorsitzenden des Landes-        Anna Biebl: Während meines Studi­          „50 Jahre Olympia-Attentat Mün­
Foto: Landesjugendwerk der AWO Bayern

                                        jugendwerks der AWO Bayern: Roxana        ums in Würzburg wurde ich von einem        chen 72“) geplant, für die Sie sich
                                        Pilz, 26 Jahre, Kinderpflegerin, und      Kommilitonen gefragt, ob ich nicht         kostenlos anmelden können.
                                        Anna Biebl, 24 Jahre, Sozialpäda-         eine Ferienfreizeit beim Bezirksju­
                                        gogin, beide aus Regensburg (v.l.).       gendwerk der AWO Unterfranken                  Sie möchten gerne mit dem AWO
                                                                                  betreuen möchte. Ab da war es quasi        l(i)ebt Demokratie-Projektteam
                                                                                  um mich geschehen. Die Offenheit,          eine Veranstaltung in Ihrer Gliede-
                                        Sie wurden am 13.11.2021 zur neuen        der Zusammenhalt und die starke            rung oder Einrichtung umsetzen?
                                        Doppelspitze des Landesjugendwerks        Verbundenheit mit den Werten im            Melden Sie sich gerne bei unserem
                                        gewählt. Herzlichen Glückwunsch           Jugendwerk haben mich immer mehr           Aktionsbüro Demokratie per Mail
                                        dazu! Doppelspitzen bestehen ja übli-     gepackt und mittlerweile ist das Ju­       an demokratie@awo-bayern.de
                                        cherweise aus einem Mann und einer        gendwerk nicht mehr aus meinem             oder telefonisch:
                                        Frau. Warum ist das bei Ihnen anders?     Leben wegzudenken. Ich habe tolle          089 / 54 67 54 140.
                                        Anna Biebl: Erstmal vielen Dank für die   Menschen aus ganz Deutschland
                                        Glückwünsche! Ich freue mich wahn­        kennengelernt, neue Impulse und
                                        sinnig auf die Aufgaben und darauf,       Sichtweisen erfahren und vor allem
                                        diese als Doppelspitze anzugehen.         mich selbst weiterentwickelt.
                                        Als wir uns dafür im letzten Vorstand
                                        entschieden haben, stand für uns vor      Sie wurden erstmal für zwei Jahre als
                                        allem die Aufgabenverteilung und          Vorsitzende gewählt. Was haben Sie
                                        die Arbeitserleichterung im Vorder­       in dieser Zeit vor?
                                        grund. Auch war das Mitgehen mit          Roxana Pilz: Natürlich haben wir
                                        der Zeit ein wichtiger Aspekt für uns!    uns im Vorfeld Gedanken gemacht.         Zusammenarbeit mit der AWO sehr
                                        Selbstverständlich haben auch wir mit     Bayern ist ein großes Bundesland         wichtig. Die beiden Verbände können
                                        einer paritätischen Besetzung geplant.    mit vielen Gliederungen. Einige davon    in einem hohen Maß voneinander
                                        Bei der Wahl konnten wir dieses Ziel      sind sehr aktiv, in anderen schlum­      profitieren, wenn der Austausch und
                                        aufgrund eines Kandidat*innen-            mert noch unheimlich viel Potential.     das beidseitige Interesse vorhanden
                                        Mangels jedoch nicht erfüllen. Wir        In den nächsten zwei Jahre wollen        sind. Auch uns hat die Pandemie
                                        sind davon überzeugt, dass wir den        wir es schaffen, dass die Gliederun­     stark getroffen. In den nächsten zwei
                                        Aufgaben und Pflichten gerecht wer­       gen stärker zusammenarbeiten und         Jahren möchten wir tolle Angebote
                                        den und freuen uns auf die nächsten       das Landesjugendwerk als Vernet­         schaffen, in denen wir neue enga­
                                        zwei Jahre voller spannender Auf­         zungsmittelpunkt agiert und ange­        gierte Ehrenamtliche finden und an
                                        gaben und neuer Bekanntschaften.          sehen wird. Außerdem ist uns die         uns binden können.

                                                                                                                                   WIR • Das Magazin der AWO Bayern   5
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
Foto: privat
                                        Zwei Jahre
                                        Corona
ZWEI JAHRE CORONA

                                        Stimmen                                                          Markus Gaßner, Leiter Beschäftigungs- und
                                                                                                         Trainingszentrum (Besondere Wohnform mit

                                        aus der
????????

                                                                                                         Tagesstrukturierung), AWO Augsburg

                                        Praxis
                                                                                            „Ich hoffe auf zeitnahe
                                                                                            Impfpflicht für alle.“
                                                                                            Als Leiter der Tagesstruktur im Rahmen von besonderen
                                                                                            Wohnformen der AWO Augsburg stelle ich fest: Mit der
                                        Was waren und sind die Herausforderungen während    Pandemie hat sich vieles verändert! In meinem Bereich
                                        der Pandemie? Gibt es auch positive Erkenntnisse?   erhalten psychisch kranke Menschen Tagesstrukturierung
                                        Vier AWO-Mitarbeiter*innen berichten aus ihren      in Form von Beschäftigung.
                                        Fachbereichen.
                                                                                            Meine Mitarbeitenden und ich verbringen einen guten
                                        Protokolle: Markus Gaßner, Ulrike Hahn,             Teil unserer Arbeitszeit damit, die Einhaltung der diversen
                                        Manuela Billing, Nicola Kaufmann                    Regeln hinsichtlich Corona umzusetzen. Wir mussten
                                                                                            unter anderem die Anwesenheitszeiten der einzelnen
                                                                                            Personen reduzieren, da weniger Betreute als zuvor gleich­
                                                                                            zeitig in einem Raum sein dürfen. Daraus resultiert für
                                                                                            die Klient*innen zeitlicher Leerlauf, der in der Regel für
                                                                                            die psychische Stabilität kontraproduktiv ist. Daraus ent­
                                                                                            steht mangelnde Motivation der Klientel zu einer regel­
                                                                                            mäßigen Teilnahme. Ein Teufelskreis für Klient*innen
                                                                                            und Mitarbeitende!

                                                                                            Hinzu kommen sich nahezu täglich verändernde ministe­
                                                                                            rielle Vorschriften in Sachen Corona, die sofort umge­
                                                                                            setzt werden sollen. Das bindet wertvolle Energien und
                                                                                            kostet Zeit, die eigentlich für die direkte Betreuung
                                                                                            vorgesehen ist. Eine Zeitlang ist eine solche besondere
                                                                                            Situation handhabbar. Auf Dauer aber werden sowohl
                                                                                            die psychisch kranken Menschen als auch die Mitar­
                                                                                            beitenden unzufrieden. Mindestens.

                                                                                            Wir müssen die Pandemie schnell in den Griff bekommen,
                                                                                            um größeren gesellschaftlichen Schaden abzuwenden.
                                                                                            Daher hoffe ich auf eine baldige Veränderung der Lage,
                                                                                            zum Beispiel durch die zeitnahe Einführung der Impf­
                                                                                            pflicht für alle und die Vernunft von uns allen bezüglich
                                                                                            der Anzahl der persönlichen Kontakte.
                    Foto: Adobe Stock

                                        6   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
„Wir können uns auf eigene

                                                                                Foto: Adobe Stock
               Mitarbeiter*innen verlassen."
               Zu Beginn der Pandemie im Februar 2020 war ich zunächst

                                                                                                                                              ZWEI JAHRE CORONA
               sehr verwundert über die Ignoranz, mit der manche
               politische Entscheider*innen sowie Behörden und Kliniken
               unseren Argumenten und Vorschlägen aus der Praxis, wie
               unsere Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen vor dem
               Virus am besten geschützt werden könnten, begegneten.
               Unzählige Telefonate mit Gesundheitsämtern, Kranken­
               häusern und Rettungsdiensten sowie Absprachen mit
               Kolleg*innen anderer Verbände waren in diesen ersten
               Monaten, auch an den Wochenenden, mein Tagesgeschäft.
               Eindringliche Appelle an die Krisenstäbe der Landkreise,
               nicht nur an die Patient*innen in den Kliniken zu denken,
               sondern auch die besonders vulnerablen Bewohner*innen
               unserer Pflegeeinrichtungen zu schützen, blieben zu
               Beginn ungehört.

               Die unterschiedlichen Regelungen und Vorgehensweisen
               eines jeden Landkreises und einer jeden Stadt machten
               es äußerst schwierig, den Überblick über die vielen Vor­
               gaben und Maßnahmen zu behalten. Manche waren aus
               unserer Perspektive wenig sinnvoll und nicht praktikabel.   der Eingliederungshilfe oder Kinder-, Jugend- und Fami­
               Letzteres, weil uns einerseits die dazu notwendigen per­    lienhilfe sind bei Vakanz eingesprungen, wenn es irgend­
               sonellen Ressourcen fehlten und andererseits zu Beginn      wo besonders „brannte“. Kolleg*innen aus anderen
               das Schutzmaterial nicht zur Verfügung stand. Zugesagte     Häusern oder Familienangehörige von Mitarbeiter*innen
               Lieferungen von Masken und Desinfektionsmitteln blieben     sprangen ebenfalls mit ein, halfen in der Hauswirtschaft,
               aus. Zusätzliches, unterstützendes Personal der FüGK        brachten Kuchen und Plätzchen für Bewohner*innen
               (Führungsgruppe Katastrophenschutz) oder der Bundes­        und Mitarbeitende. Andere Kolleg*innen organisierten
               wehr war nicht zu bekommen. In der Regel wurden frei­       zu Beginn der Pandemie bei Friseur*innen, Physiothera­
               tagnachmittags die neuen Verordnungen bekannt, so dass      peut*innen und über „Ebay Kleinanzeigen“ Handschuhe
               die Kolleg*innen aus der Verwaltung sowie die Führungs­     und Masken für die Einrichtungen.
               kräfte in den Pflegeheimen auch an den Wochenenden
               arbeiteten, um Mitarbeiter*innen, Bewohner*innen und        In der Pandemie hat sich gerächt, dass die Langzeit­
               Angehörige über die Auswirkungen zu informieren.            pflege seit Jahrzehnten „auf Kante genäht ist“. Die
                                                                           Kolleg*innen in den Einrichtungen, ob als Führungs­-
               Aus den Erfahrungen habe ich gelernt, dass wir uns als      kraft oder in der direkten Pflege tätig, vermissen
               Verband vor allem auf unsere eigenen Mitarbeiter*innen      schmerzlich die Wertschätzung der Gesellschaft. Es ist
               verlassen können. Diese haben die Einrichtungen perso­      dringend von Nöten, dass neben einer angemessenen
               nell unterstützt, Mitarbeiter*innen aus der Hauptverwal­    Bezahlung vor allem die vorhandene fachliche Kompe­-
               tung haben für die Kolleg*innen draußen die Weihnachts­     tenz der Kolleg*innen in den Einrichtungen anerkannt
               dekoration übernommen, Kolleg*innen aus den Bereichen       wird. Dass diese Kompetenz vorhanden ist, wurde jetzt
                                                                           in der Pandemie besonders deutlich. Eine Erkenntnis
                                                                           aus den Erfahrungen der letzten beiden Jahre in der
                                                                           Corona-Pandemie ist, dass die Expertise über den rich­
                                                                           tigen Umgang mit dem Virus vor allem in unseren
Foto: privat

                                               Ulrike Hahn, Bereichs-      Häusern vor Ort vorhanden ist.
                                               leitung Senioren und
                                               Rehabilitation,             Ich hoffe, dass das Fachwissen, die Kompetenz und die
                                               AWO-Bezirksverband          hohe Flexibilität in Krisenzeiten unseren Führungskräften
                                               Unterfranken                und unseren Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen
                                                                           das Selbstbewusstsein gibt, sich für ihre Überzeugungen
                                                                           auch nach der Pandemie einzusetzen.

                                                                                                       WIR • Das Magazin der AWO Bayern   7
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
„Wichtig, auch digital optimal
                                                                                                  ausgestattet zu sein.”
                                                                                                  Auch für unsere Arbeit im Frauenhaus Dachau bedeutet
ZWEI JAHRE CORONA

                                    Foto: privat                                                  die Corona-Pandemie gravierende Herausforderungen,
                                                                                                  die es zu bewältigen gilt. Vor allem stellen die Schul- und
                                                                                                  Kitaschließungen für die Kinder im Haus eine schwierige
                                                                                                  Situation dar. Hier sind besonders die Schulkinder her­
                                                   Nicola Kaufmann, Leiterin                      vorzuheben, die immer wieder während eines Lockdowns
                                                   Frauenhaus, AWO Dachau                         oder in Quarantäne online ihre Schulaufgaben bewältigen
                                                                                                  müssen. Das Frauenhaus ist aufgrund der beengten Platz­
????????

                                                                                                  verhältnisse nicht für dauerhaftes Homeschooling aus­
                                                                                                  gelegt. Denn der Distanzunterricht kann nur in Zimmern
                                                                                                  stattfinden, die auch von anderen Personen mitbenutzt
                                                                                                  werden, und die Kinder können während des Unterrichts
                    „Belastet von sehr kurzfristig                                                nie durchgehend ungestört und in Ruhe lernen.
                    angekündigten Anweisungen.”
                                                                                                  Erfreulicherweise wurden die Kinder von der Schule mit
                    Während kreative Pädagog*innen auch in der Pandemie                           geliehenen Tablets ausgestattet, so dass das Homeschooling
                    den Fokus auf gelungene Momente für die Kinder im                             keine zusätzliche finanzielle Belastung für die Frauen
                    Alltag legen, holt sie der Wahnsinn von Corona ein.                           darstellt. Trotzdem haben auch die Mütter im Frauenhaus,
                    Neben der bereits seit Jahren gehegten Hoffnung und                           wie viele alleinerziehende Eltern, mit der Mehrfachbelas­
                    dringenden Notwendigkeit auf grundsätzliche Entlastung                        tung durch Kinderbetreuung, Unterstützung beim Distanz­
                    für ihren Beruf, tragen die Pädagog*innen in diesen                           lernen, Lohnarbeit und Haushaltsführung zu kämpfen.
                    Zeiten noch mehr Last.
                                                                                                  Jedoch können wir dem vergangenen Jahr auch einiges
                    Dringend anstehende Veränderungen wie die Verkleine­                          Positives abgewinnen. Gerade in der Zeit des Lockdowns
                    rungen der Gruppen werden nun erst recht zerschlagen                          war es ein großes Glück, dass im Frauenhaus viele Kinder
                    und zwingen die Pädagog*innen durch Pandemiemaßnah­                           zusammenleben, so dass immer Spielkamerad*innen
                    men zur völligen Umstrukturierung ihrer pädagogischen                         gefunden werden konnten und wenig Langeweile aufkam.
                    Ansätze. Belastet von teils sehr kurzfristig angekündigten                    Durch das enge Zusammenleben waren unsere Frauen
                    Anweisungen und dem Unmut mancher Eltern, die selbst                          und Kinder nie vollständig isoliert und einsam. Auch sind
                    an der Belastungsgrenze angekommen sind, geben Kita-                          wir sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung durch
                    leitungen und ihre Teams jeden Tag ihr Bestes. Der nicht                      verschiedene Corona-Förderungen, mit denen wir unsere
                    aufzuhaltende Fachkräftemangel wirft generell größte Pro­                     digitale Ausrüstung erweitern konnten. Da die weitere Ent­
                    bleme auf und führt nicht selten zu reduzierten Öffnungs­                     wicklung und die langfristigen Auswirkungen der Corona-
                    zeiten. Dass sich die Lage in der Pandemie noch mehr                          Pandemie derzeit nicht absehbar sind, ist es wichtig für
                    zuspitzt, ist nicht verwunderlich. Gründe dafür sind zusätz­                  unsere Arbeit im Frauenhaus auch digital optimal aus­
                    lich fehlendes Personal durch Quarantäneverordnungen,                         gestattet zu sein, damit den Frauen und ihren Kindern
                    nicht zu vergessen die üblichen Erkrankungen, die zum                         auch in Zukunft adäquater Schutz, Zuflucht und Beratung
                    Beispiel auch die Jahreszeit mit sich bringt, und die Belas­                  geboten werden können.
                    tung durch das Maskentragen. Zudem ist der tägliche
                    Umgang mit geimpftem und ungeimpftem Personal eine
                    Herausforderung, die auch Dienstplangestaltung und
                    den Personaleinsatz für Träger, Leitungen und die Teams                                                         Manuela Billing,
                    schwierig macht.                                                                                                Fachberatung Kinder-
                                                                                                                                    und Jugendhilfe,
                    Trotz Hürden und Stolpersteinen erfreuen wir uns am                                                             AWO-Bezirksverband
                    schnellen Voranschreiten der Digitalisierung in den Ein­                                                        Schwaben
                    richtungen. Die Möglichkeit, sich unkompliziert in Zoom-
                    Sitzungen zu treffen oder die Eltern mit einem Klick
                    per Kita-App zu informieren, sind Highlights inmitten
                    der Pandemie. Die vielen kreativen Ideen im Umgang
                    mit den Medien und diese sinnvoll zu nutzen, wird
                    uns sicherlich auch weiter begleiten.
                                                                                   Foto: privat

                    8   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
Prof. Dr. Josef Settele leitet das

                                                                                     Foto: André Künzelmann, UFZ
                                                                                                                       Department Naturschutzforschung
INTERVIEW                                                                                                              am Helmholtz-Zentrum für Umwelt­

„Eine Spezies ist
                                                                                                                       forschung in Halle. Der Agrarökologe
                                                                                                                       ist Mitglied des Sachverständigen­
                                                                                                                       rats für Umweltfragen der Bundes­

verantwortlich für                                                                                                     regierung und war Co-Vorsitzen­

                                                                                                                                                                  ZWEI JAHRE CORONA
                                                                                                                       der des Globalen Berichtes des
                                                                                                                       Weltbiodiversitätsrats.

Covid-19: der Mensch.”
Interview: Christa Landsberger

                                                                                                                                                                  ????????
Teile der Wissenschaft warnen schon         Nimmt die Gefahr von Pandemien zu?
längere Zeit vor Pandemien, auch Sie,       Wenn ja, warum?
Herr Professor Settele. Hat Sie Corona      Ja, sie nimmt zu. Das liegt am gestie­
also nicht überrascht?                      genen Tempo, in dem wir Lebensraum
Corona als Pandemie hat mich nicht          zerstören und um die Welt Handel
überrascht. Es ist natürlich ein speziel­   treiben und reisen. Wir haben Natur
ler Fall, den man nie so genau vor­         immer ausgebeutet, aber in früheren                                    zu kalkulieren. Ökoprodukte könnten
hersagen kann. Aber prinzipiell ist         Zeiten konnte sie sich noch anpassen.                                  dann billiger sein als Produkte aus
eine Pandemie zu erwarten gewesen.          Jetzt zerstören wir große Flächen auf                                  der konventionellen Landwirtschaft,
Es war nur eine Frage der Zeit,             einmal. Bestimmte Tierarten vermeh­                                    da sie viele Kosten, die für die Gesell­
wann es passiert.                           ren sich rasant und werden domi­                                       schaft entstehen, wie Luft- und Was­
                                            nant, und so die Krankheitserreger,                                    serreinigung gar nicht verursachen.
Woran liegt das? Wodurch entstehen          die sie in sich tragen.
Pandemien?                                                                                                         Was kann jede*r einzelne von uns tun?
Es läuft folgendermaßen ab: Krank­          Sie sprechen in Ihrem aktuellen Buch                                   Wir müssen unser Bewusstsein für
heitserreger können sich besonders          von einer Triple-Krise aus Klimawan-                                   Natur schärfen. Ganz wichtig ist un­
gut vermehren, wenn viele Tiere             del, Artensterben und Pandemien.                                       ser Konsumverhalten. Zum Beispiel
derselben Art eng aufeinander leben.        Wie hängen diese Krisen miteinander                                    Fleischessen. Ich esse auch gerne
Das wiederum passiert, wenn der             zusammen?                                                              mal ein Steak. Aber es ist eine Frage
Mensch Lebensraum zerstört, zum             Alle drei sind Symptome unserer Wirt­                                  von Klasse statt Masse. Lebensmittel­
Beispiel durch Waldroden. Einige            schaftsweise. Unseres Umgangs mit                                      konzerne und Landwirte produzieren
wenige Tierarten bleiben übrig und          der Natur. Die Wechselwirkungen                                        das, wofür eine Nachfrage besteht.
breiten sich immer mehr aus. Unter          erkläre ich am besten an einem Bei­                                    Wenn ich ein System habe, das weni­
diesen Umständen haben Bakterien            spiel: Folgen des Klimawandels, wie                                    ger Fleischproduktion verlangt, habe
und Viren viele Möglichkeiten, sich         mehr Waldbrände, zerstören Lebens­                                     ich schon viel erreicht. Denn ich brau­
auf der Masse an verfügbaren Wir­           raum. Der Verlust an Vielfalt von                                      che weniger Fläche. Dadurch habe
ten zu entwickeln und zu verändern.         Lebensräumen kann die bereits be­                                      ich mehr Spielraum für Artenvielfalt.
Das Eindringen des Menschen in              schriebene Kette in Gang setzen:                                       Weniger Fleischkonsum bedeutet we­
die Lebensräume der Tiere erhöht            Artensterben, dominante Tierarten                                      niger Massentierhaltung. Das senkt
das Risiko sogenannter Zoonosen.            auf engem Raum, leichteres Verbreiten                                  das Risiko, dass Krankheiten sich aus­
Das sind Krankheiten, die von Tieren        von Krankheitserregern. Der Weg zur                                    breiten. Die Landwirtschaft produziert
auf Menschen oder andersrum                 Pandemie ist dann nicht mehr weit.                                     hierzulande 60 Prozent Tierfutter. Sie
übertragen werden können. Mehr                                                                                     könnte eigentlich auch direkt mehr
als 70 Prozent aller neu auftreten­         Was sollten wir an unserer Wirt-                                       „Menschenfutter“ produzieren.
den Krankheiten bei Menschen                schaftsweise ändern?
haben ihren Ursprung in wilden              Wir sollten mehr auf lokale und                                        Ich kann mich natürlich auch fragen,
oder domestizierten Tieren. Wenn            regionale Produkte setzen, ohne uns                                    ob ich das superschicke Handy brauche,
sich die lokale Epidemie bedingt            abzuschotten. Wichtig ist es auch,                                     das viel mehr kann, als ich eigentlich
durch den Waren- und Reisever­-             den Energieverbrauch zu senken und                                     benötige. Oder den SUV. Bei all dem
kehr ausbreitet, entsteht eine              möglichst lokale, vor allem erneuer-                                   geht es nicht um absoluten Verzicht.
Pandemie. Im Grund ist also eine            bare Energiequellen zu nutzen.                                         Aber es geht um die Balance. Sich ab
Spezies verantwortlich für Covid-19:        Ideal wäre es, Produktpreise unter                                     und zu eine Ausnahme zu gönnen,
der Mensch.                                 Berücksichtigung von damit ver­                                        ist absolut in Ordnung. Wichtig ist, was
                                            bundenen Kosten für die Gesellschaft                                   die Ausnahme und was die Regel ist.

                                                                                                                           WIR • Das Magazin der AWO Bayern   9
Zwei Jahre Corona - AWO Bayern
Situation von Frauen                                                                   Corona: Frauen sind
                                                                                                           besonders belastet

                    in Bayern verbessern                                                                   Sorgearbeit ist nach wie vor Frauen-
                                                                                                           sache – egal, ob bezahlt oder unbe-
ZWEI JAHRE CORONA

                                                                                                           zahlt. Die Pandemie hat das noch ver-
                    Der Bayerische Landesfrauenrat wählte am 27. Oktober 2021 die                          stärkt, aber auch gezeigt, dass wir in
                    Co-Landesvorsitzende der AWO Bayern Nicole Schley in seinen Haupt­                     puncto Gleichstellung noch nicht so
                    ausschuss. Damit setzt Schley gemeinsam mit sieben Vertreterinnen                      weit sind, wie wir vielleicht dachten.
                    weiterer Verbände in den nächsten vier Jahren in die Tat um, was die
                    Vollversammlung des Landesfrauenrats als Arbeitsprogramm beschließt.
                                                                                                           Frauenanteile in „system-
                                                                                                           rele­vanten“ Berufen
????????

                    Im Bayerischen Landesfrauenrat setzen sich 54 Verbände für gleiche
                                                                                                             Pflegeberufe
                    Chancen und Rechte für Frauen ein. Der Zusammenschluss berät die
                                                                                                             Erziehungs- und Sozialberufe
                    Politik in allen Fragen, die gleichstellungspolitisch relevant sind, und
                                                                                                             Verkaufsberufe
                    macht in der Öffentlichkeit auf die Belange von Frauen aufmerksam.
                                                                                                             Reinigungsberufe
                    AWO-Co-Landesvorsitzende Nicole Schley und die stellver­tretende AWO-
                    Landesvorsitzende Brigitte Protschka vertreten die AWO Bayern im
                    Landesfrauenrat. Ersatzdelegierte sind Mona Frommelt, Vorstands­                       84     83    82     82
                    vorsitzende der Hans-Weinberger-Akademie, und Gertrud Mehrl,                           %      %     %      %

                    Beisitzerin im Landesvorstand der AWO Bayern.

                         Weitere Infos unter lfr.bayern.de
                                                                                                           Quelle: DGB Index Gute Arbeit Kompakt 1/2020

                                                                                                           Wer kümmert sich um die Kinder
                                               „In Sachen Gleichstellung haben wir
                                                                                                           bei geschlossenen Schulen und Kitas?
                                               noch viel Luft nach oben. Gerade in                           Frau
                                               Bayern, wo die Lohnlücke zwischen                             Mann
                                               den Geschlechtern besonders groß                              beide gleich

                                               und Altersarmut vor allem für Frauen                        Aus Sicht                Aus Sicht
                                               ein Problem ist. Deswegen mache                             der Frauen:              der Männer:
                                               ich mich gerne auch im Landes­
                                               frauenrat für Frauenrechte stark.”                             27%                       34%
                                                                                                                        66 %                     59 %
                                               Nicole Schley, Co-Landesvorsitzende                         7%
                                               AWO Bayern                                                                              7%

   Foto: AWO Bayern
                                                                                                           Quelle: Böckler Impuls 01/2021

                                                                       „Ich möchte die Frauen in der AWO
                                                                       noch stärker vernetzen, damit wir uns
                                                                       gemeinsam mit aller Kraft weiter enga-
                                                                       gieren können. Und der Blick auf unsere
                                                                       Role Models bei der Arbeiterwohlfahrt
                                                                       macht anderen Frauen Mut, sich auch in
                                                                       Führungspositionen zu engagieren.”
                                                                       Brigitte Protschka, stellvertretende Landesvorsitzende
                                                                       und Gleich­stellungsbeauftragte AWO Bayern
                                   Foto: AWO Schwaben

                    10    WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR DIE AWO IN                               Menschen in der Gesellschaft bestmöglich

                                                                                                                 AUS DEM BEZIRKSVERBAND
                                             da zu sein und sie zu unterstützen.
                                             Abschließend wünsche ich uns allen, dass
NIEDERBAYERN/                                im Jahr 2022 wieder Normalität und Unbe-
                                             schwertheit einkehrt - in unseren Vereinen

OBERPFALZ                                    und Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt.

                                             Ihr Alexander Trapp
Liebe Leser*innen,
liebe AWO-Freund*innen,

wir hoffen, Sie hatten einen gesunden
und guten Start in das Jahr 2022!
Der erste Corona-Fall war in Deutschland
am 27. Januar 2020 offiziell in Bayern
bestätigt worden. Seitdem hat die Pan-
demie unser Leben in vielen Bereichen
einschneidend verändert. Auch wenn
unklar ist, wie lange unsere Gesellschaft
noch den herausfordernden Bedingungen        Neubesetzung Verbandsreferat –
der Pandemie ausgesetzt ist, haben sich      Abschied und Anfang
klare Erkenntnisse herausgebildet:
                                             Liebe AWO-Freundinnen und -Freunde,
Pflege, Medizin und noch mehr die Men-
schen, die in diesen Bereichen tätig sind,   im letzten Jahr habe ich voller Freude und mit vielen
                                             Plänen die Stelle als Verbandsreferentin angetreten. Ich
sind von unschätzbarem Wert für die Ge-
                                             habe mich gut eingearbeitet und in der Geschäftsstelle
sellschaft – in und außerhalb von Pan-       sehr wohl gefühlt.
demiezeiten. Die Politik hat die Notwen-
                                             Mit der Bundestagswahl im September sind dann viele
digkeit erkannt, die Rahmenbedingungen       neue Abgeordnete in den Bundestag eingezogen, einer
zu verändern und eine neue Wertlegung        von ihnen ist Johannes Schätzl aus Passau. Nach lan-
auf diese Bereiche wird ersichtlich.         gem Überlegen habe ich mich schließlich dazu ent-
Das Schulsystem ist nicht für eine der-      schieden, die von ihm angebotene Chance wahrzuneh-
artige Situation ausgerichtet und Inves-     men, im Bundestag tätig zu werden. Dort betreue ich
                                             nun seine Ausschussarbeit und bin für die Zusammen-
titionen in Technik und Personal sind
                                             arbeit vom Berliner- und dem Passauer Büro zuständig.
überfällig. Kinderbetreuung, Ganztags-
                                             Die getroffene Entscheidung war eine solche für Berlin
angebote und Horte sind für das Wohl-
                                             und nicht gegen die AWO. Da einer der Schwerpunkte
ergehen und die Entwicklung unserer          von Johannes Schätzl auf der Pflegepolitik liegt, nehme
Kinder unfassbar wichtig! Bildungsstand      ich neben den vielen Eindrücken und Erfahrungen, die
und finanzielle Möglichkeiten der Eltern     ich sammeln durfte, vor allem auch das Wissen um den
dürfen für Lernerfolge und Kindesent-        weiteren Kontakt und die wunderbaren Ansprechperso-
wicklung nicht ausschlaggebend sein.         nen mit.

Unternehmen und Verbände haben den           Ich bin unendlich dankbar für die vergangene Zeit mit
tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt mit    all ihren neuen Erfahrungen, für die Menschen, die ich
                                             kennenlernen durfte und das Vertrauen, das in mich
zu gestalten, um attraktiv als Arbeitgeber
                                             gesetzt wurde. Ich werde zwar die Geschäftsstelle ver-
und wettbewerbsfähig zu bleiben.             lassen, aber bleibe der AWO an anderer Stelle treu.
Wir werden als wertegebundener Sozial-
                                             Ich sende Ihnen herzliche Grüße aus Berlin,
verband während und auch nach der Kri-
se unsere Verantwortung wahrnehmen,          Ihre

Bedingungen zu verbessern und für alle       Ronja Niedenführ

                                                                         WIR • Das Magazin der AWO Bayern   11
Gedanken zur Impfpflicht                                      Was ich als im Gesundheitswesen tätige Person sehe ist,
                                                                               dass die konkreten Folgen einer solchen Impfpflicht für
                 Entgegen zahlreicher und durchaus gut gemeinter Rat-          die betroffenen Mitarbeiter*innen teilweise nicht zu
                 schläge ist aufgrund der Aktualität und Bedeutung für         Ende gedacht wurden.
                 die Sozialbranche die einrichtungsbezogene Impfpflicht
                 in dieser Ausgabe der „WIR – in Bayern“ zu themati-           Wie sollen Träger ab dem 16.03.2022 reagieren, wenn
                 sieren.                                                       die vorgegebenen Personalschlüssel nicht mehr einzu-
BEZIRKSVERBAND

                                                                               halten sind und die Bewohner*innen nicht mehr
                 Unter uns, das ist die AWO in Niederbayern/Oberpfalz,         adäquat versorgt werden können?
                 das sind knapp 8.000 Mitglieder und mehrere Tausend
                 AWO-Beschäftigte in allen Gliederungen, befinden sich         Selbstverständlich werden wir eine Unterversorgung
                 viele, die in Pflegeeinrichtungen, ambulanten Pflege-         nicht zulassen, aber für diese Frage hat man bislang
                                                                               den Einrichtungen keine Hilfe an die Hand gegeben.
                 diensten, heilpädagogischen Tagesstätten oder Wohn-
????????

                                                                               Ebenso ist es für alle Beteiligten sehr strapazierend,
                 heimen für Jugendliche oder Erwachsene beschäftigt
                                                                               dass die umzusetzenden Vorgaben dieses Gesetzes wö-
                 sind. All jene haben zum 15.03.2022 einen vollständi-
                                                                               chentlich seit Weihnachten überarbeitet und konkreti-
                 gen Impfschutz vorzuweisen oder ein Attest vorzulegen,
                                                                               siert werden.
                 welches eine medizinische Kontraindikation beschei-
                 nigt. Das sieht ein am 10. Dezember 2021 beschlosse-          Auch die Gefahr, dass sich eine weitere Spaltung in der
                 nes Gesetz vor, das voraussichtlich bis 31. Dezember          Gesellschaft vollzieht, muss gesehen werden. Eine soli-
                 2022 befristet ist. Diese Vorschrift sorgt aktuell für rege   darische Handlung wäre gewesen, dass sich die gesamte
                 Diskussionen, geteilte Meinungen und für Verunsiche-          Gesellschaft verpflichtet hätte, und nicht nur die Pfle-
                 rung.                                                         genden bzw. die Menschen in Sozial- und Medizinbe-
                                                                               rufen mit dieser Impfpflicht belegt werden.
                 Zur Impflicht ist generell zu sagen, dass aufgrund wis-
                 senschaftlicher Expertise mit einer Impfung eine höhere       Dass es sich bei der Impfpflicht um eine wichtige ethi-
                 Sicherheit in der sehr körpernahen Arbeit der Pflege          sche Grundsatzdebatte handelt, zeigt auch das Vorge-
                 und auch generell in Gemeinschaftsunterkünften gege-          hen des Parlaments bei der allgemeinen Impfpflicht:
                 ben ist – vor allem bei vulnerablen Gruppen. Es handelt       Aufhebung des Fraktionszwangs, kein eigener Gesetzes-
                 sich um Personen, die eine besondere Schutzwürdigkeit         vorschlag der Regierung zur Impfpflicht und offene
                 besitzen und darüber hinaus bestmöglich zu schützen           Orientierungsdebatten.
                 sind.                                                         Ich habe versucht, das komplexe Thema in der Kürze
                 Es kann nun festgestellt werden, dass Pflegekräfte, die       darzustellen und es blieb bei der Beleuchtung weniger
                 die Hauptlast unserer Pandemie seit zwei Jahren tra-          relevanter Aspekte.
                 gen, nachvollziehbar nötiges Fingerspitzengefühl an-          Es bleibt am Ende dieser Zeilen deutlich zu betonen,
                 mahnen. Für Skepsis sorgt auch, dass die Regierung            dass die AWO in Niederbayern und Oberpfalz eine hohe
                 und auch viele Bundesländer – unter anderem Bayern –          Impfquote befürwortet. Dazu verfolgt der AWO Bezirks-
                 eine derartige Impfpflicht bis in den vergangenen             verband und seine Tochtergesellschaften seit mehr als
                 Herbst ablehnten. Was aus den Pflegeheimen vernom-            einem Jahr eine motivierende Impfkampagne, die wir
                 men wird, ist dass teilweise Unverständnis darüber            intensiv vor allem in den Einrichtungen führen. Wir sind
                 herrscht, dass langjährige Pflegende, die sich täglich        davon überzeugt, dass die Covid-19-Schutzimpfung
                 testen lassen und unter professionellen Hygiene- und          einen entscheidenden Beitrag sowohl zur Risikomini-
                 Protektivmaßnahmen sowie unter korrekter Anwendung            mierung für unsere Bewohner*innen und Mitarbei-
                 von persönlicher Schutzausrüstung arbeiten, zukünftig         ter*innen, als auch gegen die Ausbreitung des SARS-
                 nicht mehr pflegen dürfen, weil sie nicht geimpft sind.       CoV-2- Virus leistet. Neben unseren Mitgliedern, die in
                 Eine weitere Problematik stellt der sich stark ausgepräg-     der Pandemie an vielen Orten wertvolle Hilfe leisten,
                 te Pflegekraftmangel dar – und sollten Pflegekräfte we-       sind die Mitarbeiter*innen in unseren Einrichtungen die
                                                                               wichtigste Stütze unseres AWO-Verbandes, um unsere
                 gen der Impfpflicht aus dem Beruf abwandern – wird
                                                                               sozialen Dienstleistungen zu erbringen.
                 sich die Situation noch verschärfen. Hier haben Be-
                 schäftigte nachvollziehbare Befürchtungen, die gleiche        Lassen Sie uns gemeinsam die Pandemie bekämpfen
                 Arbeit unter höherer Belastung und auf weniger Schul-         und darauf hinarbeiten, dass – zum Wohle unserer Be-
                 tern verteilt erbringen zu müssen.                            wohner*innen, Anvertrauten als auch für unser großes
                                                                               AWO-Team an Mitarbeitenden in allen Gliederungen –
                 In jedem Fall muss Diskussion in diesem durchaus heik-
                                                                               die gesetzliche Forderung erfüllt wird.
                 len Thema zugelassen werden, und auch Ängste und
                 andere Meinungen ernst genommen werden. Hier gilt             Alexander Trapp im Januar 2022
                 für das Miteinander besonders unser AWO-Wertekanon,
                 der sich vor allem durch Toleranz auszeichnet.

                 12   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Kinderkrippe in Regendorf
feierlich eingeweiht

Im Oktober vergangenen Jahres war es endlich soweit.       Papageien und Schmetterlinge. Durch den Standort
                                                                                                                              BEZIRKSVERBAND
Die AWO Kinderkrippe in Regendorf wurde nach einer         der Einrichtung, in der Nähe des Waldes und am Fluss
mehrmonatigen Bauzeit feierlich eingeweiht und erhielt     Regen gelegen, ergab sich dieser Name. Das Personal
sogleich auch von Herrn Pfarrer Josef Schießl und Herrn    passte mit viel Liebe zum Detail die Dekoration der
Pfarrer Stefan Drechsler den kirchlichen Segen. Die        Räume dem neuen Namen an. Wer genau aufgepasst
Bürgermeisterin der Gemeinde Zeitlarn, Frau Dobsch,        hat, fand viele Hinweise im gesamten Haus.
Frau Wesselsky, stellvertretende Bezirksvorsitzende und
                                                           Die großzügigen, hellen Räumlichkeiten fanden großen
Kreisvorsitzende und auch der Geschäftsführer des Be-
                                                           Anklang bei den Besucher*innen und geladenen Gäs-
zirksverbandes, Herr Trapp, überbrachten in ihren An-
                                                           ten.
sprachen Glückwünsche für die neue Einrichtung. Im
Anschluss an die offiziellen Feierlichkeiten standen die   Die Kinderkrippe bietet 24 Plätze für Kinder zwischen
Türen zur Besichtigung für die Bevölkerung offen.          0 und 3 Jahren. Schon seit September 2021 sind die
                                                           neuen Räumlichkeiten mit Leben gefüllt.
Dieser besondere Rahmen wurde auch zugleich genutzt,
um dem Namen der Kinderkrippe preiszugeben. Ab             Das Personal der AWO Kinderkrippe Regenwald freut sich
sofort heißt die neue AWO Kinderkrippe in Regendorf        über weitere Kinder in der Einrichtung.
REGENWALD und die beiden Gruppen tragen die Namen          (Bild und Text: AWO Kinderkrippe Regenwald)

                                                                                      WIR • Das Magazin der AWO Bayern   13
80 Jahre Dietmar Franzke, Ehrenvorsitzender des AWO-Kreisverbandes Landshut

           Dietmar Franzke, MdL und                                  gespflege“ und das mit Hilfe der Stadt als „Soziales
           Stadtrat a. D., wird in                                   Zentrum“ entwickelte „Mehrgenerationenhaus“ fanden
           Landshut gerne als Urge-                                  damit ihre Entwicklung.
           stein eines Sozialdemo-
                                                                     Die AWO kennzeichnet einen zentralen Bestandteil im
           kraten bezeichnet. Das
                                                                     Lebenswerk von Dietmar Franzke. Die konkrete und
           trifft zu und dennoch be-
                                                                     praktische Umsetzung von sozialpolitischen Zielen, das
           darf es einer kleinen Er-
                                                                     setzt die Kenntnisse über die realen Lebenslagen der
LANDSHUT

           gänzung. Ergänzt werden
                                                                     Bürgerinnen und Bürger ebenso voraus wie die Mög-
           darf der Teil, der sein un-
                                                                     lichkeiten moderner Sozialarbeit und unternehmerische
           ternehmerisches Denken
                                                                     Umsetzung durch den Betrieb eines wirtschaftlich zu
           und Handeln beschreibt,
                                                                     führenden Sozialverbandes.
           das soziale Defizite er-
           kennt, aufgreift und in                                   Durch und mit der AWO war es Franzke möglich, die
           praktikable Lösungen                                      typischen AWO-Werte wie Solidarität, Toleranz, Freiheit,
           umsetzt. Die politische                                   Gleichheit und Gerechtigkeit in der Etablierung von Ein-
           Diskussion war ihm zu wenig. Die politische Analyse war   richtungen wie des Frauenhauses, der Seniorenbetreu-
           zwar unverzichtbar, aber erst die reale Umsetzung in      ung, den Sozialstationen und Kindertageseinrichtungen
           nutzbare Maßnahmen und Einrichtungen konnte ihn           mit Leben zu füllen. Werte, die einem Sozialdemokraten
           befriedigen. Das zugehörige Feld fand er in der AWO.      durch die gemeinsame Wurzel von AWO und SPD quasi
                                                                     in die Wiege gelegt sind. Dietmar war politisch geprägt
           Seit den frühen 80er-Jahren etablierte er in der AWO
                                                                     durch die Ära von Egon Bahr, Herbert Wehner und ins-
           Landshut Sozialdienste aller Art. Mit den Worten: „Wenn
           du willst, kannst du viel verändern“, titulierte die      besondere Willy Brandt. Auf der Flucht nach Niederbay-
           Landshuter Zeitung zu seinem 80. Geburtstag die Tat-      ern kam er als Vierjähriger nach Rottal. Aufgewachsen
           kraft des Ehrenvorsitzenden des AWO-Kreisverbandes        in Arnstorf, Schule in Eggenfelden, dann beruflicher
           Landshut. Nach Jahrzehnten vorbildlicher Aktivität gab    Werdegang in der Landesversicherungsanstalt Nieder-
           er vor zwei Jahren den Vorsitz im AWO-Kreisverband        bayern-Oberpfalz.
           Landshut gesundheitsbedingt ab.                           Sein politisches Engagement etablierte sich in der Ju-
           Dietmar Franzke kann auf ebenso bewegte wie erfolg-       gendarbeit des DGB. Das Studium an der Sozialakade-
           reiche Jahre einer stetigen Entwicklung der AWO in und    mie in Dortmund konnte er mit Auszeichnung abschlie-
           um Landshut zurückblicken. Zu den großen Meilen-          ßen. Bei der LVA absolvierte er die Ausbildung zum
           steinen zählen die Etablierung von Sozialstationen in     gehobenen Dienst, kandidierte 1969 zum Bundestag
           Landshut und Neufahrn, das Frauenhaus, eine Tages-        mit einem herausragenden Ergebnis für Landshut von
           pflege, das Mehrgenerationenhaus sowie die Übernah-       40 Prozent. Ab 1974 vertrat er die Interessen der
           me der Trägerschaften von Kindertageseinrichtungen in     Bürgerinnen und Bürger im Landshuter Stadtrat über
           Landshut, Altdorf, Geisenhausen, Vilsbiburg und die       40 Jahre lang. Von 1978 bis 2003 dazu Mitglied im
           offene Ganztags-Schulbetreuung in Gemeinden im            Bayerischen Landtag.
           Landkreis, in der Stadt sowie der Aufbau diverser Bera-   Politische Überzeugungsarbeit in Stadt und Land be-
           tungsdienste.                                             gleiteten jeden Entwicklungsschritt der AWO in Lands-
           Mitte der 80er-Jahre startete die AWO Sozialstation in    hut. Franzke gelang es gleichwohl, die Qualitäten der
           der Herzog-Albrecht-Straße in einem Büroraum, später      AWO in und um Landshut sichtbar zu machen, die Öf-
           Hausmeisterwohnung zunächst mit einer Halbtags-           fentlichkeit und die politischen Entscheidungsträger
           Verwaltungskraft. Durch die AWO-Sozialstation, Essen      über Jahre zu überzeugen und nicht selten durch ge-
           auf Räder und mobilen Hilfsdiensten erschloss Dietmar     schickte Kooperationen politische Täler zu überbrücken,
           Franzke mit einem rasch anwachsenden Team das             so insbesondere beim Frauenhaus durch die Arbeitsge-
           Kompetenzfeld der „Mobilen Pflege und Versorgung“.        meinschaft und Kooperation zwischen AWO und der
                                                                     Caritas.
           Die Ankäufe des schon am freien Markt angebotenen
           DGB-Hauses und wenige Jahre später des ehemaligen         In über fünfunddreißig Jahren kontinuierlichen Aufstieg
           Elektro-Fröschl-Gebäudes in der Ludmillastraße mar-       ist die AWO Landshut ein unverzichtbarer Träger sozialer
           kieren einen weiteren großen Entwicklungspunkt. Ge-       Einrichtungen im Großraum Landshut geworden. Über
           meinsam mit dem AWO-Bezirk Niederbayern-Oberpfalz         230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedienen, bera-
           konnten diese auch finanziell großen Vorhaben ge-         ten und versorgen über 2.000 Kunden und Patienten
           stemmt werden. Weitere Kernkompetenzen wie „Ta-           von jung bis alt.

           14   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Aktuell stehen die Tagespflege, die Aufstockung des       Kreisverband wählte ihn zum Ehrenvorsitzenden und
Neubaus, die Erweiterung des Frauenhauses, eine neue      pflegt weiterhin freundschaftlichen Kontakt.
Kindertagesstätte in Geisenhausen, die Sozialstationen
                                                          Wir wünschen in Dankbarkeit und Anerkennung für die
in Ergolding und Neufahrn sowie die Tagespflege in
                                                          herausragende Arbeit alles Gute zum besonderen Wie-
Ergolding auf der Agenda.
                                                          genfest. Mag sein Tun und Wirken ein Vorbild auch für
Im Juli 2020 verlieh ihm Prof. Dr. Thomas Beyer, dama-    nachrückende Generationen sein. Jede Zeit hat ihre Be-
liger Vorsitzender des Vorstands des AWO-Landesver-       sonderheiten und jede Zeit braucht Veränderungen mit
bandes die Hans-Weinberger-Ehrenurkunde des Lan-          und durch Menschen wie Dietmar Franzke.
desverbandes Bayern e.V. der Arbeiterwohlfahrt. Der

                                                                                                                              LANDSHUT
Farbenfroh im neuen Krippenjahr
Der Außenbereich der AWO-Kinderkrippe Michael Jäger wird bunt

AWO-Ortsvorsitzender Hanns Martin (li.) im Gespräch       Die gespendete Outdoorküche wurde von den Kindern
mit Krippenleiterin Claudia Klein (re.) am bunten Zaun.   freudig übernommen.

Den Weg zur Kinderkrippe säumt nun ein bunter Zaun.       Sie sollte auch ein Dankeschön des Ortsvereins für die
Mit Einverständnis des Hausherrn, die Stadt Vilsbiburg,   Verschönerung des Gartens und die ausgezeichnete
begann das Krippenteam der „Michael-Jäger-Krippe“         Arbeit des Krippenteams sein. Im Informationsaustauch
mit den Kindern die Idee von Krippenleiterin Claudia      zwischen Krippenleitung und dem AWO-Ortsvorsitzen-
Klein in die Tat umzusetzen. Der im Sommer schön          den berichtete Frau Klein, dass in der „Michael-Jäger-
schattige Garten soll durch Farbtupfer aufgehellt wer-    Krippe“ die Kinder die Möglichkeit haben, in einem
den.                                                      kleinen familiären Rahmen zu spielen und ihre Umwelt
                                                          zu erforschen. Bei zwei Gruppen von maximal 10 Kin-
Mit Feuereifer waren die Kinder dabei, unter Anleitung
                                                          dern kann auf jedes Kind individuell und bedürfnisori-
der Betreuerinnen, den Zaun des Gartens mit bunten
                                                          entiert eingegangen werden. Da Martin bei seinem Vor-
Farben zu streichen. Bei einem Besuch konnte sich
                                                          mittagsbesuch die Kinder mit ihren Betreuerinnen im
AWO-Ortsvorsitzender Hanns Martin vom Fortschritt der
                                                          Garten antraf, sagte Frau Klein: „Die Gartenzeit ist ein
Malerarbeiten überzeugen. Er war begeistert mit wie
                                                          wichtiger Bestandteil des Krippenalltages, da ein selbst-
viel Eifer die Kinder gerade das Gerätehaus bunt bemalt
                                                          bestimmendes, kreatives Spiel angeregt wird und die
haben. Martin sorgte gleich für viel Freude bei den
                                                          Kinder ihren Bewegungsdrang nachgehen können.“
Kindern, als er die vom AWO-Ortsverein gespendete
                                                          Dazu passte auch der spielerische Umgang mit Pinsel
„Krippen-Outdoor-Küche“ auspackte.
                                                          und Farben, meinte Martin.
                                                          (Bilder und Text: OV Vilsbiburg)

                                                                                      WIR • Das Magazin der AWO Bayern   15
Krippenkinder haben Spaß
               Die Freude in der Kinderkrippe des AWO Haus für Kinder
               ist groß, denn die Nestschaukel ist nun aufgebaut. Der
               Garten hat zwar bereits einige Spielgeräte, aber etwas
               fehlte noch. In Zusammenarbeit mit dem Elterneirat ist
KURZ NOTIERT

               die Einrichtung an die Angrüner Stiftung herangetreten,
               welche ohne Zögern ihre finanzielle Unterstützung zu-
               sagte und 2.120 Euro für die Anschaffung einer Nest-
               schaukel zur Verfügung stellte. Frau Henning ist sehr
????????

               dankbar: „Das Besondere an diesem Gerät ist, dass
               mehrere Kinder gleichzeitig schaukeln können. Dazu
               vermittelt die Form der Schaukel, die einem Vogelnest
               gleicht, Geborgenheit und Sicherheit.“
               (Text: Sabine Nickel)                                      V. l. n. r.: Elke Niedermeier (AWO KV Kelheim),
                                                                          Florian Spies (Angrüner Stiftung), Sandra von Hösslin
                                                                          (AWO KV Kelheim), Astrid Henning (Einrichtungsleitung)

               Ein Überraschungsbesuch

               Einen morgendlichen Überraschungsbesuch zu Hause           ein spendete für Neuanschaffungen von Hilfsmitteln
               bekam Ortsvorsitzender Siegi Depold von einer Gruppe       und Spielzeug. Siegi Depold war sehr erfreut über den
               Krippenkinder der Rappelkiste, die sich herzlich für die   Besuch und versprach auch weiterhin finanzielle Hilfen.
               Spende des Ortsvereins Pocking bedankten. Der Ortsver-     (Bild und Text: Depold)

               16   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Ehrung für langjährige
Zugehörigkeit

                                                                                                                                   SCHWANDORF
                                                                                                                                   ????????
V. l.: Christine Spindler-Kick, Kreiskassier Manfred Schüller, Einrichtungsleiterin Katrin Nietsch, Carola Stadler, Sylvia
Pürzel, Bettina Bringer, Anna Schriml, stellvertretender Kreisvorsitzender Manfred Zenger, Geschäftsführerin
Daniela Friedrich, pädagogische Gesamtleiterin Andrea Müller und Kreisvorsitzende Ulrike Roidl. (Bild: Regina Ittner)

Der Kreisverband Schwandorf beschäftigt in seinen Ein-         bandes haben sich gewandelt“, erklärt Vorsitzende Ulri-
richtungen zur Kinder- und Schülerbetreuung 75 Mitar-          ke Roidl. Stand früher die Betreuung vorwiegend älterer
beiterinnen. Vorsitzende Ulrike Roidl ehrte einige von         Mitglieder im Vordergrund, so liege der Schwerpunkt
ihnen für langjährige Zugehörigkeit.                           heute in der Kinderförderung. „Die AWO hat sich zu ei-
Der AWO-Kreisverband Schwandorf übernahm die Trä-              nem anerkannten Träger von Betreuungseinrichtungen
gerschaft für das Kinderhaus „Storchenwiese“ in Fron-          entwickelt“, macht Ulrike Roidl deutlich. Der Verband
berg, welches im September mit jeweils zwei Krippen-           sei zusammen mit der Eltern-Kind-Initiative Träger von
und Kindergartengruppen den Betrieb aufnahm. Bei               drei Kitas, betreibe einen Schülerhort, engagiere sich in
einem Treffen der Mitarbeiter*innen in den Räumen der          der Mittagsverpflegung und Nachmittagsbetreuung an
neuen Einrichtung betonte Kreisvorsitzende Ulrike Roidl        den Schulen und biete eine kostenlose Schuldnerbera-
die Werte des Sozialverbandes: Solidarität, Toleranz,          tung an.
Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Sie dankte den         Pädagogische Gesamtleiterin Andrea Müller erarbeitet
Beschäftigten für die Treue und ehrte folgende Mitar-          unterschiedliche Schwerpunkte. Das pädagogische Kon-
beiterinnen: Carola Stadler (Ganztagesschule Dachelho-         zept des inklusiven Kinderhauses „Storchenwiese“ zum
fen), Christine Spindler-Kick (Kinderkrippe an der Naab),      Beispiel setzt zusätzlich auch auf musikalische Frühför-
Sylvia Pürzel (Kinderkrippe Stadtzwerge), Anna Schriml         derung und macht die Kleinsten bereits mit einfachen
(Mittagsbetreuung an der Grundschule Klardorf) und             Instrumenten vertraut. Die Einrichtung holt sich dazu
Bettina Bringer (Mittagsbetreuung an der Grundschule           auch Hilfe von außen und arbeitet mit der städtischen
Ettmannsdorf).
                                                               Musikschule zusammen. Die organisatorischen Fäden
Unter dem Dach des AWO-Kreisverbandes vereinigen               laufen in der Geschäftsstelle in der Ettmansdorfer Straße
sich die Ortsverbände Schwandorf, Fronberg, Wackers-           zusammen. Das Büro leitet Geschäftsführerin Daniela
dorf, Dachelhofen, Klardorf, Pfreimd und Oberviechtach         Friedrich.
mit rund 600 Mitgliedern. „Die Aufgaben unseres Ver-           (Text: KV Schwandorf)

                                                                                           WIR • Das Magazin der AWO Bayern   17
Seniorenzentrum Donautal:
                Ausflug in den Vogelpark Irgenöd
                Nach langer Zeit konnte wieder ein Ausflug zum Vogel-
                park Irgenöd veranstaltet werden. Sozialdienstleitung
                Monika Seidl organisierte den Ausflug vom Bus bis zur
                Betreuung. Unterstützt wurde dies auch von Einrich-
EINRICHTUNGEN

                tungsleitung Eva Weithmann, Pflegedienstleitung Dorit
                Mertens und ehrenamtlichen Helfern.
                Schon die Ankunft des Busses der Firma Niedermayer
                war eine Sensation. Die Bewohner*innen warteten
                schon ungeduldig und wollten auch gleich alle einstei-
                gen, damit ja keiner vergessen wird.
                Während der Fahrt hörte man schon von verschiedenen
                Seiten ein „Ah“ und „Oh“… Auch von einer Sightsee-
                ing-Tour rund um Vilshofen wurde gesprochen.
                Bei der Ankunft im Vogelpark ging es in zwei Gruppen
                los. Während die erste Gruppe erst Kaffee und Kuchen
                im Biergarten genoss, ging die zweite Gruppe los, um
                die verschiedenen Tiere anzusehen. An einzelnen Ge-
                hegen erzählten die Bewohner*innen, welche Tiere sie
                schon gesehen hatten und welche man „nur“ aus dem
                Fernseher kannte. Frau L. meinte, wie schön es doch
                ist, diese Tiere noch einmal in „echt“ zu sehen. Nach-     Hause. Unsere Bewohner*innen waren alle ziemlich
                dem die zweite Gruppe durch war und sich dann mit          müde von dem Ausflug aber glücklich. Noch tagelang
                Kaffee und Kuchen stärkte ging die erste Gruppe los.       wurde davon erzählt, was sie alles gesehen und erlebt
                Auch diese bestaunten die Tiere und waren glücklich,       hatten, so dass die Frage aufkam, wohin der nächste
                dabei zu sein. Nachdem alle zurück von der Erkun-          Ausflug gehen würde.
                dungstour im Vogelpark waren, ging es wieder nach          (Bild und Text: AWO Seniorenzentrum Donautal)

                                                                           Neue Azubis im Seniorenzentrum
                                                                           Herr Abdullah Hakimzada war bereits als Pflegehelfer in
                                                                           der Einrichtung in Windorf tätig und hat sich zunächst
                                                                           für die Ausbildung als Pflegehelfer*in entschlossen.
                                                                           Ebenfalls startet Frau Olga Ludwichowska in diese Aus-
                                                                           bildung. Frau Caroline Batenga beginnt ihre 3-jährige
                                                                           Ausbildung zur Pflegefachfrau der generalistischen Pfle-
                                                                           geausbildung. Die ersten Tage in der Einrichtung lernten
                                                                           die neuen Auszubildenden das ganze Seniorenzentrum
                                                                           und alle wichtigen Stationen kennen. Begleitet werden
                                                                           die Auszubildenden durch die Pflegedienstleitung sowie
                                                                           Praxisanleitung Frau Dorit Mertens, und die zwei weite-
                                                                           ren ausgebildeten Praxisanleitungen. Leider musste er-
                                                                           neut aufgrund der Corona Pandemie der gemeinsame
                                                                           „Azubitag“ in unserer Geschäftsstelle in Regensburg
                                                                           ausfallen. Ein Rucksack mit Informationen sowie eine
                                                                           Schultüte wurde mit den besten Wünschen zum Start
                                                                           über die Einrichtungsleitung Eva Weithmann überreicht.
                                                                           Wir freuen uns über weiteren Nachwuchs für unseren
                V. l.: PDL Dorit Mertens, Batenga Caroline, Ludwichowska   Pflegebereich.
                Olga und Hakimzada Abdullah                                (Bild und Text: AWO Seniorenzentrum Donautal)

                18   WIR • Das Magazin der AWO Bayern
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