INDUSTRIEMETROPOLE HAMBURG BERICHT DES INDUSTRIEKOORDINATORS 2021 - Hamburg.de

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INDUSTRIEMETROPOLE HAMBURG BERICHT DES INDUSTRIEKOORDINATORS 2021 - Hamburg.de
INDUSTRIEMETROPOLE HAMBURG

       BERICHT DES

INDUSTRIEKOORDINATORS 2021
INDUSTRIEMETROPOLE HAMBURG BERICHT DES INDUSTRIEKOORDINATORS 2021 - Hamburg.de
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Inhalt

Abkürzungsverzeichnis.................................................................................................................. 4
Vorwort des Industriekoordinators ............................................................................................ 5

1. Rahmenbedingungen für den erfolgreichen Industriestandort Hamburg ...................... 7
a. Globale Wettbewerbsfähigkeit ............................................................................................... 7
b. Energie- und Klimapolitik in der EU, im Bund und in Hamburg ....................................... 7
c. Wirtschaftliche Bedeutung und Entwicklung der Industrie in Hamburg ...................... 11

2. Initiativen und Schwerpunkte der Hamburgischen Industriepolitik .............................. 13
a. Der Rahmen: Masterplan Industrie und Industriebündnis ............................................... 13
b. Standorte für Industrie und Gewerbe ................................................................................. 13
c. Wirtschaftsstabilisierung als Reaktion auf die Corona-Pandemie ................................ 14
d. Klimaschutz und Energiewende – Industrie als Teil der Lösung.................................... 15
e. Digitalisierung als Schlüssel für weitere technische Fortschritte ................................. 19
f. Innovationen für eine Transformation der Industrie ........................................................ 20

3. Arbeit des Bündnisses für die Industrie der Zukunft 2021 ............................................ 23
a. Funktion und Tätigkeit des Industriekoordinators ........................................................... 23
b. Akzeptanz der Rahmenbedingungen für die Industrie ..................................................... 24
c. Flächen für die Industrie ........................................................................................................ 24
d. Abbau von Investitionshemmnissen .................................................................................... 28
e. Stärkung der Zusammenarbeit von Industrie und Forschung ........................................ 31

4. Ausblick ..................................................................................................................................... 33
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Abkürzungsverzeichnis
4

    ARIC               Artificial Intelligence Center Hamburg e.V.

    BMU                Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucher-
                       schutz

    BMWK               Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz

    BUKEA              Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft

    BWI                Behörde für Wirtschaft und Innovation

    DESY               Deutsches Elektronen-Synchrotron

    EEG                Erneuerbare-Energien-Gesetz

    EEHH               Cluster Erneuerbare Energien Hamburg

    EU                 Europäische Union

    FHH                Freie und Hansestadt Hamburg

    HAW Hamburg        Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

    HGHH               Hamburg Green Hydrogen Hub

    HH-WIN             Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz

    HIE                Hamburg Invest Entwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG

    IFB                Hamburgische Investitions- und Förderbank

    IK                 Industriekoordinator

    IPCEI              Important Project of Common European Interest

    IVH                Industrieverband Hamburg e.V.

    KI                 Künstliche Intelligenz

    KWKG               Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz

    MRH                Metropolregion Hamburg

    NRL                Norddeutsches Reallabor

    OECD               Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

    RIS                Regionale Innovationsstrategie
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    Vorwort des Industriekoordinators

    Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

    wie bereits im vergangen Jahr möchte ich Ihnen wieder einen aktuellen Eindruck
    von der Lage der Industrie in Hamburg und den Aktivitäten der Stadt für das Jahr
    2021 geben. Die Industrie ist weiterhin einer der wichtigsten Grundpfeiler für die
    Hamburger Wirtschaft. Eine besondere Bedeutung hat dabei die Grundstoffindust-
    rie, die die Basis für viele weiterverarbeitende Industrien darstellt. Weitere Stärken
    Hamburgs liegen in der chemischen Industrie, der Lebensmittelindustrie, der Luft-
    fahrt und dem Maschinenbau.

    Zum einen geht es mir darum, die allgemeinen Rahmenbedingungen für den Stand-
    ort darzustellen. Einen aktuell prägenden Einfluss hatte wie bereits im letzten Jahr
    die Corona-Pandemie. Kaum zeichnete sich eine leichte Erholung der Wirtschaft in
    Folge von Lockerungsschritten ab, kam eine neue Krise hinzu, der Krieg in der Uk-
    raine. Dieser dürfte mindestens ebenso viele Folgen für die Wirtschaft haben, die
    zum jetzigen Zeitpunkt aber noch gar nicht in vollem Umfang absehbar sind. Sicher
    ist schon jetzt, dass sich neben außenwirtschaftlichen Beeinträchtigungen die
    Energiepreise drastisch verteuern und sich auch Fragen der Versorgungssicherheit
    neu stellen. Dies wiederum hat erhebliche Auswirkungen auf unsere Wettbewerbs-
    fähigkeit. Dennoch bleibt selbstverständlich weiterhin der Klimaschutz eine zent-
    rale Aufgabe. Auch hier haben sich die Rahmenbedingungen auf Ebene der Europä-
    ischen Union, im Bund und in Hamburg weiterentwickelt.

    Weiter möchte ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, über die aktuellen Sachstände
    bei den Hamburger Projekten informieren. Schwerpunkte setzt die Behörde für
    Wirtschaft und Innovation im Kontext der Industriepolitik bei der Dekarbonisierung
    durch den Einsatz von Wasserstoff, bei der Digitalisierung und bei der Umsetzung
    der Innovationsstrategie. Das vergangene Jahr war zudem davon geprägt, die Wirt-
    schaft branchenspezifisch bei der Bekämpfung der Folgen der Corona-Pandemie
    zu unterstützen. Aber auch der Erhalt und die Suche nach neuen Flächen bleiben
    nach wie vor aktuell.

    Besonders wichtig ist mir als Industriekoordinator weiterhin das „Bündnis für die
    Industrie der Zukunft“. In zahlreichen Gesprächen mit dem Industrieverband Ham-
    burg und bei Unternehmensbesuchen konnten viele Themen bewegt und neue Ideen
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entwickelt werden. Hier seien beispielhaft die Entwicklung konkreter Flächen, Ham-
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    burgs Einflussnahme bei der Gesetzgebung im Bund oder der Start der Akzeptanz-
    kampagne genannt.

    Andreas Rieckhof

    Staatsrat der Behörde für Wirtschaft und Innovation

    der Freien und Hansestadt Hamburg

    Hamburg, 18. Mai 2022
1. Rahmenbedingungen für den er-                   den Hafen spürbar. Es ist generell mit Belastun-
7

           folgreichen Industriestandort                   gen durch steigende Rohstoffpreise und höhere
                                                           (Transport-) Kosten sowie mit Lieferschwierigkei-
           Hamburg
                                                           ten zu rechnen. Für das produzierende Gewerbe
                                                           stellt sich insbesondere die Frage nach dem Preis
                                                           und der Verfügbarkeit von Rohstoffen. In der Che-
      a. Globale Wettbewerbsfähigkeit                      miebranche beziehen beispielsweise einzelne Un-
                                                           ternehmen bis zu 50 Prozent ihrer Rohstoffe aus
    Die Industrie hat in Hamburg einen sehr hohen          Russland. Über allem schwebt die Frage nach
    Stellenwert für den Wohlstand der Stadt. Ham-          Energieimporten.
    burg ist gemessen an der Bruttowertschöpfung           Für den Erhalt der hier ansässigen Industrie sind
    die größte Industriestadt Deutschlands und einer
                                                           insbesondere verlässliche und wettbewerbsfähige
    der wichtigsten Industriestandorte Europas. Die        Energiepreise Grundvoraussetzung, die jedoch
    hiesige Industrie ist eng verwoben mit den loka-       bereits seit dem 3. Quartal 2021 stark gestiegen
    len, nationalen und internationalen Wertschöp-         sind. Ein Hauptgrund für diese Preisentwicklung
    fungsketten. So werden im Hamburger Hafen
                                                           ist die Tatsache, dass die Russische Föderation
    zahlreiche Rohstoffe zur Weiterverarbeitung an-        bereits in 2021 damit begonnen hat, bestehende
    geliefert. Diese Zwischenprodukte vor allem aus        Lieferverträge nur noch im Mindestmaß zu erfül-
    der chemischen oder Grundstoffindustrie werden
                                                           len. Dies hatte bereits vor dem Angriff Russlands
    dann sowohl in Hamburg als auch an anderen In-
                                                           auf die Ukraine Folgen für den gesamten europä-
    dustriestandorten weiterverarbeitet.                   ischen Gasmarkt. Die Auswirkungen dieses an und
                                                           für sich gesamteuropäischen Problems sind für in
    Die aktuellen Entwicklungen im globalen politisch
                                                           Deutschland ansässige Unternehmen allerdings
    ökonomischen Wettbewerb stellen die Europäi-
                                                           noch gravierender als für Unternehmen in europä-
    sche Union (EU), Deutschland und Hamburg vor
                                                           ischen Nachbarländern. Auch die Auswirkungen
    wachsende Herausforderungen. Nach vielen Jah-
                                                           auf die begonnene Transformation der hiesigen
    ren steigenden grenzüberschreitenden Waren-
                                                           Industrie hin zur Klimaneutralität könnten erheb-
    handels wird insbesondere der weltweite Handel
                                                           lich sein.
    zunehmend von geoökonomischen und geopoliti-
    schen Konflikten begleitet und belastet. Außen-        Deutschlands Energiepolitik insgesamt steht vor
    wirtschaftspolitik wird immer häufiger zu einem        der Herausforderung, noch schneller als bisher
    Instrument in geoökonomischen oder geopoliti-          geplant bestehende energiepolitische Abhängig-
    schen Auseinandersetzungen zur Durchsetzung            keiten zu Russland zu überprüfen, die eigene
    politischer Ambitionen. Dieses immer schwieri-         Energieversorgung mehr zu diversifizieren und
    gere internationale politische und wirtschaftliche     den Ausbau der erneuerbaren Energien zu be-
    Umfeld wirkt sich zunehmend auf die international      schleunigen.
    stark verflochtene deutsche und Hamburger Wirt-
    schaft aus. Für die deutsche Industrie, in der jeder
    zweite Arbeitsplatz am Export hängt, gilt dies
    ganz besonders.
                                                             b. Energie- und Klimapolitik in der EU, im
                                                                Bund und in Hamburg
    Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts ist
    es zu früh, um insbesondere die Auswirkungen           Europäische Union
    des Krieges in der Ukraine seit Februar 2022 auf
    die Wirtschaft belastbar abschätzen zu können.         Die Europäische Kommission hat im Mai 2021
    Es dürften sich aber deutlich spürbare und vo-         eine aktualisierte Fassung ihrer Industriestrate-
    raussichtlich auch anhaltende Veränderungen er-        gie vorgestellt. Mit der Strategie plant die Kom-
    geben. Die zum Zeitpunkt der Berichterstellung         mission, die Resilienz des Binnenmarktes zu stär-
    verhängten Wirtschaftssanktionen gegen die             ken, die strategische Abhängigkeit von Rohstof-
    Russische Föderation sind umfassend und lassen         fen und technologischen Vorprodukten zu ver-
    auch in den nicht-sanktionierten Bereichen den         mindern und den grünen und digitalen Wandel zu
    Wirtschaftsaustausch größtenteils zum Erliegen         beschleunigen. Schlüsseltechnologien sollen in-
    kommen. In Hamburg sind die Auswirkungen auf
nerhalb des Binnenmarkts gefördert werden, un-        diesem Mechanismus soll zum Schutz hier ansäs-
8

    ter anderem durch neugegründete Industrieallian-      siger Unternehmen eine Abgabe für Importe aus
    zen wie die für die Halbleiterproduktion, aber auch   Ländern außerhalb der EU erhoben werden, in de-
    durch die Förderung wichtiger Vorhaben von ge-        nen es keinen bzw. einen niedrigeren CO2-Preis
    meinsamem europäischen Interesse (IPCEI), da-         und geringere Klimaanstrengungen gibt als in der
    runter das IPCEI Wasserstoff, von dem auch der        EU. Da als Ausgleich die Gratiszuteilungen von
    Industriestandort Hamburg vielfach profitiert.        Emissionszertifikaten verringert werden sollen,
                                                          setzt sich der Hamburger Senat für ein ergänzen-
    Im Juli 2021 hat die EU-Kommission das soge-
                                                          des Exportinstrument ein, damit auch Unterneh-
    nannte „Fit-for-55“-Paket vorgestellt, mit dem
                                                          men geschützt werden, die in der EU produzieren
    das durch den Green Deal im Vorjahr angekün-
                                                          und in Drittstaaten exportieren. Dabei setzen wir
    digte 55 Prozent-CO2-Einsparziel bis 2030 über
                                                          uns für eine WTO-konforme Ausgestaltung des
    legislative Einzelmaßnahmen umgesetzt werden
                                                          CO2-Grenzausgleichs ein, um Handelskonflikten
    soll.
                                                          vorzubeugen. Die Vorhaben befinden sich noch im
    Mit der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie, der         laufenden Gesetzgebungsverfahren.
    Energieeffizienz-Richtlinie sowie der Energiebe-
    steuerungsrichtlinie wurden drei große Richtli-       Weitere legislative Einzelmaßnahmen im Rahmen
    nienvorhaben im Rahmen des Fit-for-55-Pakets          des Green Deal zu Ressourceneffizienz, Recyc-
    auf den Weg gebracht. Alle Vorhaben befinden          lingvorgaben und einer Verzahnung mit Stoff-
    sich noch in laufenden Gesetzgebungsverfahren.        und Produktrecht stehen bevor. Die Kommission
    Insbesondere bezüglich einer einheitlichen Be-        hat Vorschläge zu nachhaltigen Kohlenstoffkreis-
    steuerung von Energieerzeugnissen auf europäi-        läufen, biobasierten, biologisch abbaubaren und
    scher Ebene ist fraglich, ob die notwendigen          kompostierbaren Kunststoffen und Einwegkunst-
    Mehrheiten erzielt werden. In jedem Fall zeigen die   stoffen gemacht. Konkrete legislative Vorschläge
    Richtlinien den Ansatz der Kommission, die for-       zu Industrieemissionen, Abfallverbringungen, Alt-
    mulierten Klimaschutzziele sektorübergreifend         fahrzeugen, Elektroaltgeräten, Bauprodukten,
    und ganzheitlich erreichen zu wollen.                 Textilien, Verpackungen, Mikroplastik und der
                                                          Fortschreibung der Abfallrahmenrichtlinie wurden
    Mithilfe der Klima-, Umwelt- und Energiebeihilfe-     vorgelegt oder angekündigt. Insbesondere eine
    leitlinien eröffnet die Kommission den Mitglieds-     verstärkte Vermeidung und Wiederverwendung
    staaten Wege, erneuerbare Energien zu fördern,        von Abfällen sowie Recyclingvorgaben (z.B.
    ohne gegen Beihilferecht zu verstoßen.                Schadstoffausschleusung,        Quotenvorgaben),
                                                          Produktanforderungen und Vorgaben zum Re
    Auch über den Energiesektor hinaus hat die EU-        zyklateinsatz stehen im Fokus, um den primären
    Kommission mit dem Fit-for-55-Paket ein breites       Rohstoffverbrauch zu verringern und geschlos-
    Set an ineinandergreifenden Gesetzinitiativen         sene Stoffkreisläufe zu fördern. Auch auf Bundes-
    zum Klimaschutz vorgeschlagen. Hierzu gehört          ebene werden diese Ziele unterstützt und sollen
    u.a. der Vorschlag zur Änderung der Richtlinie        in eine Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie
    über ein System für den Handel mit Treibhaus-         münden.
    gasemissionszertifikaten in der Union. Die Vor-
    lage zielt auf die Erreichung strikterer Emissions-   Mit ihren Vorschlägen vom Dezember 2021 zur
    reduktionsziele ab, u.a. durch eine stärkere Kür-     Revision des dritten Gaspakets – das Paket um-
    zung der Zertifikatmenge im EU-Emissionshan-          fasst die Revision der Erdgasbinnenmarkt-Richtli-
    delssystem, den Einbezug neuer Sektoren in den        nie und der Netzzugangs-Verordnung– will die
    Emissionshandel und strengere Richtwerte für die      Kommission den Gasmarkt fit für erneuerbare
    kostenlose Zuteilung von Zertifikaten. Auch die       Gase (v. a. Biogas, Wasserstoff, Biomethan, syn-
    nationalen Emissionsziele in Sektoren, die nicht      thetisches Methan) machen und Barrieren für de-
    unter das EU-Emissionshandelssystem fallen, sol-      ren Markteintritt abbauen. Zur Unterstützung des
    len über eine Änderung der Lastenteilungsverord-      Markthochlaufs von (nachhaltigem) Wasserstoff
    nung verschärft werden. Ein weiterer Aspekt ist       soll künftig eine H2-Beimischung zum fossilen
    die Einführung eines CO2-Grenzausgleichssys-          Erdgas von bis zu 5 Prozent im Gastransit gestat-
    tems für die Sektoren Zement, Eisen, Stahl, Alu-      tet werden. Langfristig soll ein reiner Wasser-
    minium, Düngemittel und den Stromsektor. Mit          stoffmarkt ab 2030 wirken. Unter anderem soll
auch ein Zertifizierungssystem eingeführt werden,    Um das Ziel, einen 80-Prozent-Anteil erneuerba-
9

    mit dem bestätigt werden kann, ob es sich um er-     rer Energien am Bruttostromverbrauch in 2030
    neuerbare oder kohlenstoffarme Energiequellen        zu erreichen, sind u.a. Änderungen im Erneuer-
    handelt. Bezüglich der Zertifizierung für erneuer-   bare-Energien-Gesetz (EEG) (u.a. Einführung ei-
    bare Gase wird aber lediglich auf den zum Zeit-      ner Photovoltaik-Pflicht), des Energiewirtschafts-
    punkt der Berichterstellung noch ausstehenden        gesetzes und Wind-an-Land-Gesetz notwendig.
    delegierten Rechtsakt unter der Erneuerbaren-        Auch die Ausweitung der Offshore-Energieerzeu-
    Energien-Richtlinie verwiesen.                       gung ist durch die Anpassung des Gesetzes zur
                                                         Entwicklung und Förderung der Windenergie auf
    Deutschland                                          See vorgesehen. Das Gebäudeenergiegesetz soll
                                                         ebenfalls novelliert werden, um die Energieeffizi-
    In Deutschland wurde im Juni 2021 das Bundes-        enz der Gebäude noch weiter zu verbessern. Da-
    klimaschutzgesetz angepasst. Der Novellierung        bei sind wettbewerbsfähige Strompreise immer
    war ein Beschluss des Bundesverfassungsge-           eine Handlungsmaxime. Vor diesem Hintergrund
    richts vorausgegangen, der die Regelungen des        wird zum 01.07.2022 die EEG-Umlage auf Null
    Gesetzes in Teilen für verfassungswidrig erklärt     abgesenkt und ihre Finanzierung in den Haushalt
    hatte. Demnach fehlten im deutschen Klima-           überführt werden. Dies sorgt nicht nur für Entlas-
    schutzgesetz ausreichende Vorgaben für die Min-      tungen bei den Verbraucherinnen und Verbrau-
    derung der CO2-Emissionen ab 2031. Weil              chern, sondern auch bei der Wirtschaft. Mit der
    dadurch die Lasten auf die Zeit nach 2030 ver-       Abschaffung der EEG-Umlage sollen die an die be-
    schoben und so Freiheitsrechte der jüngeren Ge-      sondere Ausgangsregelung gekoppelten Umlagen
    neration verletzt würden, war das Gesetz den         (KWKG- und Offshoreumlage) in ein eigenes Ge-
    Karlsruher Richtern zufolge teilweise verfas-        setz überführt werden. Dies soll der Rechtssicher-
    sungswidrig. Im neuen, verschärften Gesetz ist       heit und Planbarkeit für die Unternehmen dienen.
    nun das nationale Ziel verankert, bis 2045 statt
    erst 2050 treibhausgasneutral zu werden. Auch        Außerdem sollen die rechtlichen und finanziellen
    das Emissionsziel bis 2030 wird hochgeschraubt.      Voraussetzungen für die Bereitstellung von Kli-
    Deutschland soll nun bis dahin seine Treibhaus-      maschutzdifferenzverträgen (Carbon Contracts
    gasemissionen im Vergleich zu 1990 um mindes-        for Difference) geschaffen werden. Zunächst soll
    tens 65 Prozent senken. Das alte Klimagesetz sah     hierzu ein Pilotprogramm aufgelegt werden. Zu-
    ein Minus von mindestens 55 Prozent vor.             dem sollen durch sogenannte „Superabschreibun-
                                                         gen“ Anreize für Investitionen in klimafreundliche
    Die neue Bundesregierung hat im Koalitionsver-       Technologien geschaffen werden. Darüber hinaus
    trag und das Bundesministerium für Wirtschaft        kündigt die neue Bundesregierung eine Langfrist-
    und Klimaschutz (BMWK) in seiner Eröffnungsbi-       strategie zum Umgang mit unvermeidbaren Res-
    lanz Klimaschutz weitere Maßnahmen und För-          temissionen an und bekennt sich in diesem Zu-
    derinstrumente angekündigt, die zum treibhaus-       sammenhang auch zur Notwendigkeit technischer
    gasarmen Umbau der Industrie beitragen sollen.       Negativemissionen.
    Hierzu gehören neben dem Ausbau der erneuer-
    baren Energien, der Wasserstoff-Kapazitäten und      Für    den    klimaneutralen     Industriestandort
    der Stromnetze auch die Beschleunigung von Ge-       Deutschland ist eine grundlegende Transforma-
    nehmigungsprozessen für die erforderlichen An-       tion von industriellen Produktionsprozessen
    schlüsse an diese Netze. Anfang April 2022 hat       notwendig. Sie erfordert den Einsatz von Wasser-
    das Kabinett das sogenannte Osterpaket verab-        stoff vor allem dort, wo keine direkte Elektrifizie-
    schiedet. Mit dem Osterpaket sollen verschiedene     rung möglich ist. Laut Koalitionsvertrag und Er-
    Energiegesetze umfassend novelliert werden, um       öffnungsbilanz des BMWK sollen die Maßnahmen
    so den Ausbau erneuerbarer Energien zu be-           zum Markthochlauf der Wasserstofftechnologie
    schleunigen. Als Herzstück des Pakets soll der       angepasst werden, um die Produktion an grünem
    Grundsatz verankert werden, dass die Nutzung         Wasserstoff gegenüber den bisherigen Plänen zu
    erneuerbarer Energien im überragenden öffentli-      verdoppeln. Hierfür soll kurzfristig die Nationale
    chen Interesse liegt und der öffentlichen Sicher-    Wasserstoffstrategie noch in 2022 überarbeitet
    heit dient.                                          und zusätzliche Förderprogramme auf den Weg
                                                         gebracht werden.
10

     Abbildung 1. Hamburger CO2-Verursacherbilanz 2003-2019 im Vergleich zu 1990. Quelle: Statistikamt
     Nord, Stand Oktober 2020. © Bild BUKEA Stand Oktober 2021

     Hamburg                                            Hamburg 26,15 Prozent der gesamten CO2-
                                                        Emissionen (2019).
     Auch das Hamburger Klimaschutzgesetz soll an
     die höheren Emissionsreduktionsziele auf Bun-      Um die Hamburger Industrie in ihrer Transfor-
     desebene angepasst werden. Der Prozess zur         mation bestmöglich zu begleiten, hat die Be-
     Fortentwicklung des Gesetzes und zur parallelen    hörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) die
     Fortschreibung des Hamburger Klimaplans ist        Stabsstelle Wasserstoffwirtschaft eingesetzt,
     gestartet und wird behördenübergreifend vo-        mit der die Unternehmen eine wichtige Schnitt-
     rangetrieben.                                      stelle zum Senat erhalten haben. Daneben hat
                                                        Hamburg in konsequenter Weiterführung unse-
     Die CO2-Emissionen in Hamburg sind von             rer erfolgreichen clusterbasierten Wirtschafts-
     16.321 Tsd. Tonnen in 2018 auf 15.088 Tsd.         politik in 2021 das Segment Wasserstoffwirt-
     Tonnen in 2019 um ca. 7,6 Prozent zurückge-        schaft in dem bereits bestehenden Cluster Er-
     gangen. Die Pro-Kopf-Emissionen in 2019 lagen      neuerbare Energien Hamburg (EEHH) gegrün-
     damit bei 8,2 Tonnen. Die Reduzierung der CO2-     det. Neben der Schaffung eines gemeinsamen
     Emissionen gegenüber 1990 betrug 27,1 Pro-         Ortes des fachlichen Austausches und der Ver-
     zent.                                              netzung initiiert und unterstützt das EEHH Pro-
                                                        jekte im Bereich Wasserstoff, entwickelt und be-
     Im Sektor Industrie sind die Emissionen von        treut internationale Kooperationen und berät
     4408,5 Tsd. Tonnen in 2018 auf 3945 Tsd. Ton-      die Anwender bzw. Verbraucher in Industrie, Lo-
     nen in 2019 gesunken. Dies entspricht einer Re-    gistik, Luft-und Schifffahrt bei der Konzept- und
     duktion um 10,5 Prozent. Die Minderungen ge-       Strategieentwicklung sowie dem Fördermittel-
     hen zu einem entscheidenden Anteil auf die Ver-    management auf Ebene des Bundes sowie der
     änderung des deutschen Strommixes zurück.          EU. Nicht zuletzt organisiert das EEHH für den
     Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien         Bereich Wasserstoffwirtschaft Öffentlichkeits-
     und den Rückgang der Stromerzeugung aus            arbeit und Veranstaltungen.
     Kohle wird der Energiesektor zunehmend dekar-
     bonisiert. Gemäß der Sektorenbetrachtung des       Zuletzt hat die BWI Anfang März 2022 ihre Im-
     Statistikamtes Nord verursacht die Industrie in    portstrategie: „Green Hydrogen Hub Europe -
                                                        Hamburg als Drehkreuz für Wasserstoffimporte
nach Deutschland und Europa“ veröffentlicht.        Ausrüstungen“ (-26,5 Prozent ggü. 2019),
11
     Damit will Hamburg den zu erwartenden Markt-        „Sonstiger Fahrzeugbau“ (-35,8 Prozent) und
     hochlauf von grünem Wasserstoff als Chance          „Maschinenbau“ (-36,8 Prozent), während die
     für den Standort nutzen. Die Importstrategie        für Hamburgs Wirtschaft so wichtige „Kokerei u.
     soll Hamburgs Vorreiterstellung als Wasser-         Mineralölverarbeitung“ verhältnismäßig leichte
     stoffstandort weiter festigen. Sie umfasst einen    Rückgänge verkraften musste (-9,1 Prozent).
                                                         Deutliche Zuwächse gab es hingegen in den Be-
     Aktionsplan, um dem großskaligen Import von
                                                         reichen „Herstellung v. chemischen Erzeugnis-
     Wasserstoff landseitig per Pipeline und auf dem
                                                         sen“ (+5,3 Prozent) und „Metallerzeugung u. -
     Seeweg den Weg zu ebnen. Die Strategie sieht
                                                         bearbeitung“ (+61,1 Prozent).
     vor, durch Importe in erster Linie die regionalen
     Bedarfe, z. B. zur Dekarbonisierung der ortsan-     Abbildung 2. Steuerbare Umsätze der Industrie
     sässigen Industrie, aber auch Teile des nationa-    nach Wirtschaftszweigen in 2020 (TOP 10)
     len und europäischen Wasserstoffbedarfs zu be-
                                                                                      0%   20%   40%      60%
     dienen. Dafür soll Hamburg als internationales
     Drehkreuz in ein europäisches Wasserstoffnetz              Kokerei und
                                                           Mineralölverarbeitung
     eingebunden werden.
                                                             Herst. v. Nahrungs-
                                                             und Futtermitteln
                                                                  Herst. v. chem.
                                                                  Erzeugnissen
       c. Wirtschaftliche Bedeutung und Ent-
                                                                  Maschinenbau
          wicklung der Industrie in Hamburg
                                                                Herst. v. Papier-,
     Der industriellen Produktion und ihrer Zulieferer           Pappwaren
     kommt am Standort Hamburg eine besondere                     Herst. v. elektr.
     Bedeutung zu. Die 85.973 lokal ansässigen Un-                Ausrüstungen

     ternehmen erwirtschafteten im Jahr 2020 (aktu-              Herst. v. pharm.
                                                                 Erzeugnissen
     elle Veröffentlichungen) insgesamt einen steu-
     erbaren Umsatz von 425,8 Mrd. Euro. Die rund          Herst. v. sonst. Waren
     dreitausend Industriebetriebe (Wirtschaftsab-
                                                                 H.v.Glas,-
     schnitte B+C) leisteten dabei, mit einem Anteil
                                                           waren,Keramik,Verarb…
     von ca. 31 Prozent (131,9 Mrd. Euro), einen ent-
                                                            Dienstl. f.d.Bergbau
     scheidenden Beitrag, wobei davon 98 Prozent          u.Gewinnung v.Steinen
     im verarbeitenden Gewerbe (C) erzielt wurden.
                                                             Umsatzsteuerstatistik (Voranmeldungen), Anteil am
     Betrachtet man nur die Industrieunternehmen                Gesamtumsatz der Industrie (Abschnitte B+C);
     mit 20+ tätigen Personen, die in den Jahresbe-                       Destatis (2022); eigene Darstellung.
     richten des Statistikamtes Nord statistisch aus-
     gewiesen werden und bereits vorläufig für 2021
     verfügbar sind, so verbleiben noch 445 Betriebe     Auch im Hinblick auf die Wertschöpfung, die
     mit 87.564 tätigen Personen. Hier belief sich der   2021 konsistent nur für das verarbeitende Ge-
     Gesamtumsatz auf 98,1 Mrd. Euro, wovon ca.          werbe (C) vorliegt, sind die bisherigen pandemie-
     23,6 Prozent mit dem Ausland (Exportquote) er-      bedingten Herausforderungen nicht spurlos an
     zielt wurden.                                       der Hamburger Industrie vorüber gegangen.
     Die Corona-Pandemie und ihre wirtschaftlichen       Während der Rückgang des Wirtschaftszweigs
     Folgen sind jedoch auch an der Industrie nicht      im ersten Pandemiejahr noch deutliche -13,8
     spurlos vorüber gegangen. Im Vergleich zum          Prozent (preisbereinigt) betrug, konnte in 2021
     Vorkrisenjahr 2019 ging die Anzahl der Unter-       eine leichte Verbesserung festgestellt werden.
     nehmen in 2021 zwar nur um -0,2 Prozent zu-         Trotzdem ging die Wertschöpfung um weitere -
     rück (+0,5 Prozent in 2020), die tätigen Perso-     1,2 Prozent auf rund 11 Mrd. Euro zurück, was
     nen schrumpften jedoch um -3,7 Prozent (-1,2        in beiden Jahren hauptsächlich an der Luft- und
     Prozent in 2020). Beim Umsatz zeigt sich hinge-     Schifffahrt aber auch am Bau und der Reparatur
     gen ein Aufwärtstrend. Hier gingen die Werte in     sonstiger Maschinen, wie bspw. Windkraftanla-
     2021 zwar um -7,3 Prozent gegenüber dem Vor-        gen, lag. Der Charakter der Krise und die in 2021
     krisenjahr zurück, in 2020 waren es jedoch noch     hinzugekommenen Lieferkettenprobleme bzw.
     -21,1 Prozent. Besonders betroffen zeigten sich     Rohstoffpreisentwicklungen haben der hiesigen
     im vergangenen Jahr dabei die Wirtschafts-          Industrie stärker geschadet, als im Bundes-
     zweige „Reparatur u. Installation v. Maschinen u.   durchschnitt. Mit schätzungsweise 9,7 Prozent
Anteil an der gesamten Bruttowertschöpfung in
12
     Hamburg ist die Bedeutung der Branche zumin-
     dest bei dieser Betrachtungsweise aber auch ge-
     ringer als im Bund (ca. 21 Prozent).

        Tabelle 1. Bruttowertschöpfung und Bruttoinlandsprodukt in 2021

                                                                               Verände-                   Verände-
                                                                                             Anteil an
                                                                  2021         rung ggü.                  rung ggü.
                                                                                             der BWS
                                                                                Vorjahr                    Vorjahr

                                                                                                           Preis-
                                                                         In jeweiligen Preisen            bereinigt

                                                               in Mio. Euro

        A     Land- und Forstwirtschaft, Fischerei                     101          14,4%          0,1%       -2,7%

        B-F   Produzierendes Gewerbe                                16.958           2,1%         14,8%       -1,5%

              Bergbau und Gewinnung von
        B                                                                  -             x        0,1%*               x
              Steinen und Erden

        C     Verarbeitendes Gewerbe                                10.960           1,1%          9,6%       -1,2%

        F     Baugewerbe                                             3.951          12,5%          3,4%        3,0%

        G-T   Dienstleistungsbereiche                               97.525           8,2%         85,1%        2,7%

              Handel, Verkehr und Lagerei, Gastgewerbe, In-
        G-J                                                         39.025          13,8%         34,1%        2,7%
              formation und Kommunikation

              Finanz-, Versicherungs- und Unternehmens-
        K-N   dienstleister; Grundstücks- und Wohnungswe-           36.878           4,6%         32,2%        2,2%
              sen

              Öffentliche u. sonst. Dienstleister, Erziehung
        O-T   und Gesundheit, Private Haushalte mit Haus-           21.622           5,3%         18,9%        3,7%
              personal

        A-T   BWS zu Herstellungspreisen insgesamt                114.585            7,3%        100,0%        2,1%

              Gütersteuern abzgl. Subventionen                      12.125           9,2%                      1,7%

              BIP zu Marktpreisen                                 126.710            7,5%                      2,0%

                                                                             *Abschnitt B nur bis 2019 verfügbar;
                            1. Fortschreibung 2021; AK Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder (2022)
13

     2.        Initiativen und Schwerpunkte der               Industrie und deren Vertretern bewegen zu kön-
               Hamburgischen Industriepolitik                 nen hat der Senat vor, den neuen Masterplan en-
                                                              ger mit dem „Bündnis für die Industrie der Zu-
                                                              kunft“ zu verzahnen.

          a. Der Rahmen: Masterplan Industrie und
             Industriebündnis
                                                               b.   Standorte für Industrie und Gewerbe
     Der Masterplan Industrie ist eine zentrale Verein-
     barung zur Hamburger Industriepolitik. Erstmals          Die Stadt Hamburg stellt sich weiterhin der Her-
     verfasst wurde er im Jahr 2007, seitdem wird er          ausforderung, ein qualifiziertes Angebot an Ge-
     regelmäßig fortgeschrieben und somit an aktuelle         werbe- und Industrieflächen für Neuansiedlungen
     Entwicklungen angepasst. Er dient dazu, dass sich        und Erweiterungen von Industrieunternehmen zur
     die Behörde für Wirtschaft und Innovation, die           Verfügung zu stellen. Hier konnte der Industrie-
     Handelskammer Hamburg, der Industrieverband              koordinator (IK) in vielen konkreten Fällen vermit-
     Hamburg und der Deutsche Gewerkschaftsbund               teln und unterstützen. Im Einzelnen geht es darum,
     auf die industriepolitischen Schwerpunkte der            Flächen vor einer Umwidmung zu schützen oder
     nächsten Jahre einigen und ihre enge Zusammen-           Nachbarschaftskonflikte zu lösen. Um ein nach-
     arbeit bei diesen Themen verabreden. Der Mas-            haltiges Flächenangebot anbieten zu können, sol-
     terplan hat viele positive Entwicklungen befördert       len regionale Flächenkooperationen gefördert
     und begleitet, beispielsweise eine konstante Re-         werden. Zu den allgemeinen Standortbedingun-
     serve von 100 ha Gewerbe- und Industrieflächen,          gen wird im Übrigen auf den Bericht des IK 2020
     den erfolgreichen Abschluss der Fahrrinnenan-            verwiesen.
     passung der Außen- und Unterelbe, erhebliche
                                                              Die Maßzahl, außerhalb des Hafengebiets rund
     Treibhausgasminderungen durch die Industrie auf
                                                              100 Hektar an kurzfristig verfügbaren städti-
     Basis freiwilliger Selbstverpflichtung und die Ent-
                                                              schen Grundstücken für An- und Umsiedlungen
     wicklung zahlreicher Innovationsprojekte.
                                                              von Unternehmen vorzuhalten, ist für die Flächen-
     Auch im Jahr 2022 wird der Hamburger Senat ei-           bereitstellung weiterhin die zentrale Vorgabe aus
     nen neuen Masterplan Industrie verabschieden. In         dem Masterplan Industrie. Ziel ist, die Gewerbe-
     einem umfangreichen Prozess mit den beteiligten          flächenbereitstellung im Gleichgewicht mit den
     Partnern, Fachbehörden sowie Industrieunterneh-          Flächenbedarfen für andere Nutzungen in der
     men wurden die relevanten Zielsetzungen und              Stadt, insbesondere für den aktuell sehr ange-
     Maßnahmen erarbeitet. Dabei hat man sich auf             spannten Wohnraumbedarf, zu halten. Die Maß-
     folgende fünf Handlungsfelder geeinigt:                  zahl wird seit ihrer erstmaligen Erfassung im Jahr
               Flächen und Infrastruktur                     2014 – gelegentlich mit systembedingt zyklischen
                                                              Schwankungen – regelmäßig erfüllt.
               Innovation und Digitalisierung
               Klima, Energie und Umwelt
                                                              Im Jahr 2021 waren von den knapp 114,9 Hektar
               Arbeit, Bildung und Qualifizierung            an kurzfristig verfügbaren städtischen Gewerbe-
               Industrie und Gesellschaft                    flächen mit 42,52 Hektar knapp die Hälfte explizit
     Diese Themen sollen im Sinne einer Ermögli-              für Industrie geeignet.1 Zu einem großen Teil die-
     chungskultur für die Industrie bewegt werden, um         ser kurzfristig verfügbaren Flächen wird bereits
     verlässlichere Rahmenbedingungen und ein bes-            mit konkreten Kundeninnen und Kunden gespro-
     seres Investitionsklima zu schaffen. Gestärkt wer-       chen; sie sind reserviert, disponiert oder anhand
     den soll themenübergreifend die Zusammenarbeit           gegeben oder befanden sich 2021 wie die Fläche
     in der Metropolregion. Um die anstehenden wich-          Neuland 23 im Interessenbekundungsverfahren.
     tigen Fragen noch effektiver gemeinsam mit der

     1
      Gemäß der Potenzialflächenauskunft der Landesplanung
     der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (PAUL) mit
     Stand vom 01.01.2021
Perspektivisch zeichnet sich zunehmend ab, dass        Die Inanspruchnahme durch das verarbeitende
14

     das Angebot verfügbarer städtischer Gewerbeflä-        Gewerbe ist im Verhältnis zu anderen Branchen,
     chen grundsätzlich und insbesondere mit Blick auf      wie zum Beispiel dem Gastgewerbe, gering und
     Flächen von mehr als 1,5 Hektar zunehmend              variiert stark in Abhängigkeit von den jeweiligen
     knapper wird. Eine zentrale Aufgabe des IK wird        Unterbranchen. So sind in der Überbrückungshilfe
     es daher sein, weiterhin mit daraufhin zu wirken,      3 beispielweise rund 22 Prozent der an das verar-
     dass die städtische Gewerbeflächenpotenziale,          beitenden Gewerbe ausgezahlten Zuschüsse (ca.
     die aufgrund diverser Einschränkungen und Vor-         23,2 Mio. Euro) an Unternehmen zur „Herstellung
     behalte einen langfristigen Entwicklungshorizont       von Backwaren“ geflossen. Unternehmen im Be-
     aufweisen, sich tatsächlich für die Industrie reali-   reich „Reparatur und Instandhaltung von Luft-
     sieren lassen.                                         und Raumfahrzeigen“ erhielten rund 7,2 Prozent
                                                            der ausgezahlten Förderung. Insgesamt lässt sich
     Die Hamburg Invest als zentraler Akteur der Ham-       eine starke Betroffenheit in Teilbereichen der Le-
     burger Wirtschaftsförderung konnte 2021 insge-         bensmittelindustrie, der Druckindustrie sowie der
     samt 17,8 Hektar Gewerbefläche an Unterneh-            Schiff- und Luftfahrtindustrie erkennen.
     men vermitteln. Davon waren 6 Hektar private
     und 11,8 Hektar städtische Flächen. 5,8 Hektar         Life Science
     der städtischen Flächen waren Grundstücke der
     HIE, die größtenteils im Erbbaurecht vergeben          Im Rahmen der Reaktionen auf die Corona-Pande-
     wurden. Mit 9,6 Hektar wies ein Großteil der städ-     mie ist mit dem Krisenreaktionsfonds REACT-EU
     tischen Flächen eine Industriegebietsausweisung        ein Instrument im Zusammenhang mit den EU-
     auf.                                                   Strukturfonds Europäischer Fonds für regionale
                                                            Entwicklung (EFRE) und Europäischer Sozialfond
                                                            (ESF) implementiert worden. Mit den Mitteln aus
                                                            dem Krisenreaktionsfonds REACT-EU soll die Be-
      c.   Wirtschaftsstabilisierung als Reaktion           wältigung der Pandemie und ihrer sozialen Folgen
           auf die Corona-Pandemie                          sowie die Vorbereitung einer grünen, digitalen
                                                            und stabilen Erholung der Wirtschaft in der EU
     Wirtschaftshilfen                                      unterstützt werden.

     Zur Abmilderung der Folgen der Corona-Pande-           Der Fonds ist mit einem Budget von 47,5 Mrd.
     mie für die Wirtschaft hat der Senat ab März           EUR für die Jahre 21-22 ausgestattet, 2,4 Mrd.
     2020 umfangreiche Maßnahmen, u.a. Steuerhilfen,        EUR entfallen hierbei auf Deutschland. Hamburg
     Zuschuss- und Kreditangebote sowie Beteiligun-         erhält aufgrund bundesdeutscher Verteilungsent-
     gen und Bürgschaften auf den Weg gebracht. Die         scheidungen ca. 47 Mio. EUR REACT-EU-Mittel.
     Instrumente ergänzen insbesondere die beste-           13 Mio. EUR sind für Projekte aus dem Life Sci-
     henden Hilfsangebote auf Bundesebene, wie z.B.         ence Bereich vorgesehen. Zwei bedeutende Bio-
     das Kurzarbeitergeld. Um der breiten und vielfäl-      techunternehmen, Indivumed und Evotec, profi-
     tigen Corona-Betroffenheit in der Wirtschaft ge-       tieren neben Forschungseinrichtungen und Klini-
     recht zu werden, sind die Hilfsprogramme bran-         ken von der REACT-EU-Förderung. Die Förder-
     chenoffen gestaltet.                                   mittel werden in den Unternehmen für Projekte in
                                                            der personalisierten Medizin, Wirkstoffentwick-
     Bisher wurde das verarbeitende Gewerbe (* Bran-        lung und Digitalisierung eingesetzt und tragen
     chenschlüssel 10.00.0 bis 33.20.0) mit Stand vom       über das große innovative Potential zur Stärkung
     31.12.2021 über Programme der Investitions-            des Life Science Standortes Hamburg bei.
     und Förderbank Hamburg mit insgesamt rund
     30,6 Mio. Euro in Form von Zuschüssen, Krediten        Luftfahrt
     und Beteiligungen aus Landesmitteln unterstützt.
                                                            Die Luftfahrtindustrie gilt nach wie vor als eine
     Hinzu kommen rund 39,2 Mio. Euro aus den Über-         der am schwersten von der Pandemie betroffenen
     brückungshilfen des Bundes, die bei rund 1.340         Branchen. Erst langsam scheint der „Peak“ über-
     Anträgen an das verarbeitende Gewerbe ausge-           wunden, abzulesen an der beabsichtigten Steige-
     zahlt wurden.
rung der Flugzeugproduktion bei Airbus von der-         Hintergrund hierfür wiederum seien Überlastun-
15

     zeit 40 auf bis Sommer 2023 65 Flugzeuge pro            gen und Schließungen in den Häfen sowie be-
     Monat. Seit dem Jahreswechsel 2020/21 wurden            grenzte Schiffskapazitäten, aber auch Handels-
     mit dem bei der Innovations- und Förderbank             konflikte.
     Hamburg (IFB) während der Krise eingerichteten
     Luftfahrtfonds und dem vom Luftfahrtcluster
     „Hamburg Aviation“ moderierten Prozess einer
     „Task Force Luftfahrt“ gemeinsam mit den Akteu-          d.   Klimaschutz und Energiewende – In-
     ren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden                dustrie als Teil der Lösung
     geeignete Maßnahmen und Projekte identifiziert,
     um in der Krise Beschäftigung zu sichern, den           Die Industrie leistet einen wesentlichen Beitrag
     Luftfahrtstandort zukunftsfest aufzustellen und         zur Erreichung der Klimaschutzziele, indem sie
     auf den Transformationspfad hin zum grünen              etwa auf neue Energieträger setzt, Energieein-
     Fliegen und dem Wasserstoff neu auszurichten. In        sparmaßnahmen umsetzt oder Kooperationen im
     den fünf Arbeitsgruppen „Digitalisierung in der         Rahmen von Sektorkopplung eingeht. Im folgen-
                                                             den Abschnitt soll der Schwerpunkt dabei auf
     Supply Chain“, „Cabin of the future“, „Wasser-
                                                             Projekten liegen, in denen sich die BWI intensiv
     stofftechnologien/Green Aviation“, „Urban Air
                                                             einbringt. Darüber hinaus gibt es viele weitere
     Mobility“, „Qualifizierung und Weiterbildung“ der
                                                             Maßnahmen sowohl in privatwirtschaftlicher wie
     „Task Force Luftfahrt“ wurden in der Folge zahl-        in städtischer Verantwortung, die hier nicht alle
     reiche Projekte und Fördermaßnahmen entwickelt,         aufgeführt werden können. Beispielhaft seien die
     die im weiteren Verlauf durch die IFB beschieden        Programme der Behörde für Umwelt, Klima, Ener-
     und durch die Projektpartner gestartet wurden.          gie und Agrarwirtschaft (BUKEA) im Rahmen von
                                                             „Unternehmen für Ressourcenschutz“ genannt.
     Liefer- und Logistikketten
                                                             Wasserstofftechnologie
     Ein weiterer Aspekt für die Industrie, dessen Be-
     deutung durch die Corona-Pandemie noch stärker          Einen großen Schwerpunkt auf dem Weg, die
     zu Tage getreten ist, sind die Liefer- und Logistik-    Hamburger Industrie auf Klimaneutralität umzu-
     ketten. Die Ursache für deren Störung, die mas-         stellen, bildet die Wasserstofftechnologie. Hier ist
     sive Auswirkungen auf die Produktion hat, liegt         Hamburg – auch im Bundesvergleich – bereits
     nicht allein in der Pandemie, wurde aber durch          große Schritte vorangegangen. Wichtig ist dabei
     diese teilweise verstärkt. Vieles ist auch auf struk-   u.a. die Zusammenarbeit im Rahmen der nord-
     turelle Veränderungen, höhere globale Nachfrage,        deutschen Wasserstoffstrategie. Deren Umset-
     Einzelfälle oder Geo-, Außen- bzw. Außenwirt-           zung erfolgt länderübergreifend in Zusammenar-
     schaftspolitik zurückzuführen.                          beit zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Poli-
                                                             tik in fünf Handlungsfeldern: Wasserstoff HUB-s
     Auch wenn es sich um Entwicklungen handelt, die         & Infrastruktur, Wertschöpfung & Kooperationen,
     sich weitgehend staatlicher Steuerung entziehen,        Richtlinien & Programme, Akzeptanz & Bildung,
     sind die aktuellen Zeiten der Pandemie und außen-       Markthochlauf. Unterstützt wird sie dabei von ei-
     politischen Spannungen Anlass genug, sich regel-        ner von der BWI geleiteten Koordinierungsgruppe.
     mäßig ein Bild von den Wirtschaftsakteuren ein-         Bis zu der 2025 geplanten vollständigen Revision
     zuholen.                                                der norddeutschen Wasserstoffstrategie wird
                                                             jährlich eine Berichterstattung der Konferenz der
     Die erste Abfrage des Senats ergab, dass sich die       Wirtschafts- und Verkehrsminister der norddeut-
     Hauptprobleme durch höhere Einkaufs- und Con-           schen Küstenländer vorgelegt.
     tainerpreise, durch längere Wartezeiten und
     durch den höheren Planungsaufwand für Unter-            Ein wichtiges Instrument ist außerdem das euro-
     nehmen ergäben. Konkret sei die Verfügbarkeit           päische Förderinstrument der Important Projects
     von Rohstoffen und Vorprodukten, insbesondere           of Common European Interest für Wasserstoff-
     für die Automobil- und die Elektroindustrie sowie       technologien und -systeme („IPCEI Wasserstoff“).
     für den Maschinenbau, weiter stark eingeschränkt        Es bringt die künftige Schlüsselrolle zum Aus-
     und Preise verharrten auf einem hohen Niveau.
druck, die Wasserstoff im Rahmen der Dekarbo-        nicht Teil des IPCEI-Projekts ist, aber von Anfang
16

     nisierungsbemühungen übernehmen kann und             an mitgeplant wird.
     wird.
                                                          b) Gasnetz Hamburg: HH-WIN – Hamburger
     Im Rahmen der nationalen Vorauswahl zum IPCEI           Wasserstoff-Industrie-Netz
     Wasserstoff konnten sich gleich acht Hamburger
     Projekte (bundesweit: 62), die von den beteiligten   Für eine erfolgreiche Transformation hin zur Kli-
     Unternehmen in einem sogenannten „Verbundan-         maneutralität ist die Versorgung von Industrie
     trag“ zusammengeführt wurden, durchsetzen. Im        und Verkehrssektor mit grünem Wasserstoff not-
     über alle Projekte gespannten Konzept des Ver-       wendig. Ziel des Projektes HH-WIN von Gasnetz
     bundes greifen Wasserstofferzeugung, -vertei-        Hamburg ist es deshalb, bis zum Jahr 2027 eine
     lung und -abnahme eng verzahnt ineinander. Zu-       versorgungssichere Infrastruktur für erste Was-
     sätzlich wurden mehrere länderübergreifende          serstoffbedarfe der Industrie in Hamburg als Teil
     Projekte mit anteiliger Planung in Hamburg vo-       der europäischen Wasserstoffwirtschaft aufzu-
     rausgewählt, in denen es insbesondere um die         bauen. Hierfür soll südlich der Elbe ein Wasser-
     Umstellung des Schwerlasttransportes auf Was-        stoffnetz mit einer Länge von rund 40 km entste-
     serstoffantrieb und die Versorgung der entspre-      hen, welches in Zukunft einen Großteil der dort
     chenden Fahrzeuge mit grünem Wasserstoff geht.       ansässigen Industrieunternehmen sowie Mobili-
                                                          täts- und Logistikanwendungen mit grünem Was-
     Im Folgenden sind die Projekte des Hamburger         serstoff versorgen kann.
     Wasserstoffverbundes mit Industriebezug näher
     ausgeführt. Darüber hinaus gibt Projekte bei-        HH-WIN bildet in Anbetracht der gesamten Was-
     spielsweise mit HHLA und HPA, die eher dem Be-       serstoffwertschöpfungskette die Verbindung
     reich Mobilität zuzurechnen sind.                    zwischen Verbrauchscluster und regionaler (z.B.
                                                          durch das Projekt HGHH) sowie überregionaler
     a) Shell, Mitsubishi, HEnW: HGHH – Hamburg           Erzeugung. HH-WIN ist somit ein wesentliches
        Green Hydrogen Hub                                Infrastrukturelement für einen europäischen
                                                          Wasserstoffmarkt. Dieser Wasserstoffmarkt ist
     Das Projekt Hamburg Green Hydrogen Hub               sowohl Grundlage für die europäischen Ambitio-
     (HGHH) der Projektpartner Shell, Mitsubishi und      nen der Dekarbonisierung bei gleichzeitigem Er-
     HEnW zielt auf den Aufbau einer integrierten grü-    halt der Industrie als auch der Erschließung von
     nen Wasserstoffwertschöpfungskette rund um           Wettbewerbsvorteilen auf dem Weltmarkt sowie
     einen skalierbaren 100-MW-Elektrolyseur am           der Ermöglichung von klimaneutralem Verkehr
     Kraftwerksstandort Moorburg im Hamburger Ha-         und Logistik in Europa. HH-WIN soll dabei nicht
     fen ab. Durch den Großelektrolyseur soll die Ver-    nur den in Nord- und Westeuropa produzierten
     netzung von Industrie und Energiewirtschaft er-      grünen Wasserstoff zur Nutzung im Industrie-
     möglicht und die groß angelegte Dekarbonisie-        und Verkehrssektor verteilen, sondern perspekti-
     rung von Industrie und Verkehr im Hafen voran-       visch auch den Weitertransport von über den
     gebracht werden. Durch die Integration des 100-      Hamburger Seehafen importiertem grünen Was-
     MW-Elektrolyseurs in die bestehende Infrastruk-      serstoff zum europäischen Fernleitungsnetz ge-
     tur des stillgelegten Kohlekraftwerks ergeben        währleisten, um deutsche und europäische Be-
     sich Vorteile, insbesondere aus dem Anschluss an     darfe zu decken.
     die bestehende Strom- und Wasserversorgungs-
     infrastruktur.                                       c) ArcelorMittal:   H2H    (H2   für   Hamburg)/
                                                             H2Ready
     Die Verteilung des erzeugten Wasserstoffs soll
     zukünftig u.a. durch die Einspeisung in das ge-      ArcelorMittal Hamburg betreibt am Standort
     plante Wasserstoffnetz im Hamburger Hafen            Hamburg ein Stahlwerk auf Basis einer Direktre-
     (Projekt HH-WIN) erfolgen. Langfristig erwarten      duktionsanlage für Eisen zur Produktion von so-
     die Projektpartner eine steigende Nachfrage nach     genanntem „Direct Reduced Iron“ (DRI) zur Erzeu-
     erneuerbarem Wasserstoff, weshalb eine Erwei-        gung von Stahl-Langprodukten. Insgesamt um-
     terung der Kapazität des Elektrolyseurs zwar         fasst das Vorhaben H2 für Hamburg (H2H) zur
                                                          Umstellung ArcelorMittals auf grünen Stahl vier
Schritte. Für den ersten Schritt H2First konnte     1) Vorbereitung von Schlüsselelementen was-
17

     ArcelorMittal mit Unterstützung der FHH bereits        serstoffbetriebener Luftfahrzeuge bis zur in-
     eine Förder-Absichtserklärung über 55 Mio. Euro        dustriellen Reife als ein grundlegender Beitrag
     vom BMU akquirieren, das IPCEI-Projekt H2Ready         zur Reduzierung der Emissionen im Flugver-
     soll als dritter Schritt folgen.                       kehr, einhergehend mit der pilothaften Um-
                                                            stellung maßgeblicher Service-Funktionen
     Die DRI-Bestandsanlage von ArcelorMittal Ham-          und Systeme an Flughäfen auf Wasserstoff-
     burg arbeitet bislang nach einem Verfahren, für        technologie;
     das Erdgas eingesetzt wird. Im Rahmen von
     H2Ready soll schrittweise die Erdgasmenge redu-     2) Schaffung von Wasserstoffinfrastruktur mit
     ziert und durch Wasserstoff ersetzt werden. Ziel       dem Ziel einer schrittweisen Dekarbonisie-
     ist es, die CO2-Emissionen während der Erzeu-          rung industrieller Prozesse an den Standorten
     gung zu senken sowie je nach Verfügbarkeit flexi-      bezüglich Lagerung, Wandlung und Verteilung
     bel auf das Wasserstoffangebot reagieren zu            von grünem Wasserstoff und damit der Vo-
     können.                                                raussetzungen für den ersten Baustein.

     d) Airbus: WIPLiN – Wasserstoff für die Infra-      Der Fokus auf Mobilitätsanwendungen als Teil der
        struktur und Produktion der Luftfahrt in         europäischen Luftfahrtindustrie soll deren Wett-
        Norddeutschland                                  bewerbsfähigkeit weltweit stärken und den
                                                         Transfer der innovativen Wasserstofftechnologie
     Das Airbus-Projekt WIPLiN konzentriert sich da-     auf Anwendungen in anderen Gebieten der Perso-
     rauf, die technologischen und industriellen Vo-     nen- und Gütermobilität erlauben. WIPLiN soll als
     raussetzungen zur Anwendung von Wasserstoff         Leuchtturm im Bereich der Luftfahrt für die Was-
     mit der Brennstoffzellentechnologie für die Pro-    serstoffaktivitäten in den Metropolregionen Ham-
     duktion eines „NULL Emission“-Flugzeuges zu         burg, Bremen und Stade dienen – in Hamburg liegt
     schaffen. Das Projekt besteht aus zwei Baustei-     dabei ein Fokus auf Integration und Test aller
     nen, die einen Beitrag zur Umsetzung der Natio-     Subsysteme zu einem Brennstoffzellensystem.
     nalen Wasserstoff-Strategie leisten sollen:

     Abbildung 3. Schematische Darstellung Hamburger Wasserstoffverbund. Quelle: Hamburg Wärme
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     Norddeutsches Reallabor                              Konkrete Projekte mit der Industrie sind:

     Das Norddeutsche Reallabor (NRL), ein innovati-            Aurubis/HAW Hamburg: Wasserstoffein-
     ves Verbundprojekt, will neue Wege zur Kli-                 satz in der Kupferindustrie
     maneutralität u.a. der Industrie erproben. Hinter
     dem NRL stehen rund 50 Partner aus Wirtschaft,             H&R: Bau einer Power-to-Liquid-Pilotan-
     Wissenschaft und Politik. Als Energiewende-Alli-            lage am Standort Hamburg
     anz arbeiten sie eng zusammen, um relevante
     Verbrauchsbereiche mit hohem Energieverbrauch              Hansewerk: Bau einer 25 MW-Elektroly-
     zu erschließen und schrittweise zu dekarbonisie-            seanlage/Wasserstoff für Industrieunter-
     ren. Dazu wird in dem Vorhaben eine Vielzahl von            nehmen im Hamburger Hafen
     innovativen Sektorkopplungsanlagen realisiert,
     die verschiedene Verbrauchsbereiche sukzessive             Projekt der Stadtreinigung Hamburg
     mit Wasserstoff bzw. dessen Folgeprodukten                  (Müllverbrennung) sowie BM Bützberg
     speisen – insbesondere in der Industrie, aber auch
     in der Wärmeversorgung und dem Mobilitätssek-              Hamburger Energiewerke: Bau eines
     tor. So will das NRL den Transformationspfad für            Aquiferspeichers für die Fernwärme unter
     ein integriertes Energiesystem erproben, mit dem            Einbindung industrieller Abwärme
     es gelingt, die CO2-Emissionen im Norden bis
     2035 um 75 Prozent zu reduzieren. Das NRL star-            Erweiterungen in Beantragung: u.a. Phoe-
     tete im April 2020 als Nachfolgeprojekt zu NEW              nix/ContiTech Compounding Technology:
     4.0 mit einer Laufzeit von fünf Jahren (04/2021-            Grüner Sattdampf für die industrielle
     03/2026). Das Investitionsvolumen der beteilig-             Gummiverarbeitung.
     ten Partner beträgt 300 Mio. Euro und wird zu-
     dem mit Fördermitteln aus dem Bund unterstützt.      Die sich daraus ableitenden technischen, wirt-
                                                          schaftlichen und regulatorischen Erkenntnisse
     Die Modellregion des Norddeutschen Reallabors        fließen inhaltlich in die Arbeiten des NRL ein.
     umfasst die Bundesländer Hamburg und Schles-
     wig-Holstein, das westliche Mecklenburg-Vor-         Nutzung von Abwärme
     pommern sowie Bremerhaven. Das Projekt bün-
     delt unterschiedliche Vorhaben für die Sektor-       Ein weiteres wichtiges Thema im Kontext der
     kopplung in geografischen „Hubs“, die sich an der    Klima- und Energiewende bei der Industrie ist die
     Netztopologie des Strom- und des Gasnetzes ori-      verbesserte Nutzung von Abwärme. Über das BU-
     entieren. An leistungsfähigen Knotenpunkten          KEA-Programm „Unternehmen für Ressourcen-
     werden Wasserstoff-Produktionsschwerpunkte           schutz“ wurde mit Mitteln aus dem Transformati-
     geschaffen, um lokale Verbrauchschwerpunkte          onspfad „Wirtschaft“ des Hamburger Klimaplans,
     schrittweise zu dekarbonisieren. Mit den im Pro-     für den die BWI die Ressortverantwortung trägt,
     jektzeitraum geplanten Vorhaben können zwi-          die zweite und dritte Ausbaustufe eines Projekts
     schen 350.000–500.000 t CO2-Emissionen pro           für die Industrieabwärme erfolgreich mitfinan-
     Jahr eingespart werden. Insgesamt trägt das NRL      ziert. Dieses Projekt wurde in 2018 begonnen. In
     somit wesentlich zur Stärkung des Industriestan-     den nun anvisierten Ausbaustufen soll über ein
     dortes Norddeutschland bei. Das Vorhaben zeich-      Rückgewinnungssystem Warmwasser mit einer
     net sich durch seinen gesamtsystemischen An-         Gesamtleistung von ca. 40 MW in das Fernwärme-
     satz aus. Dabei legt es den Fokus auf zwei Tech-     netz eingeleitet werden. Das Investitionsvolumen
     nologiebereiche, die großflächig, technologieof-     beträgt dabei unternehmensseitig knapp 85 Mio.
     fen sowie markt- und realitätsnah erprobt werden     Euro. Nach erster Einschätzung könnten auf diese
     sollen: integrierte Sektorkopplung mit Schwer-       Weise bis zu 120.000 t/CO2 durch das Verdrän-
     punkt Wasserstoff sowie energieeffiziente Quar-      gen fossiler Wärme eingespart werden. Damit un-
     tierslösungen vorrangig im Wärmebereich.             terstützt dieses Projekt das Hamburger Vorhaben
                                                          der schrittweisen Dekarbonisierung der Fern-
                                                          wärme.
e.   Digitalisierung als Schlüssel für wei-         wohl hiesige Startups als auch in Hamburg ansäs-
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           tere technische Fortschritte                   sige, international erfolgreiche (Industrie-) Unter-
                                                          nehmen bei der Entwicklung der Technologie nach
     Künstliche Intelligenz                               vollen Kräften unterstützt werden. Mit der Wei-
                                                          terentwicklung des ARIC zur einheitlichen Koordi-
     Der Hamburger Senat versteht Künstliche Intelli-     nierungsstelle für das Thema Quantencomputing
     genz (KI) als strategische Querschnittstechnolo-     werden hiesige Unternehmen aktiv bei der Wis-
     gie, die bedeutsame Chancen für die branchen-        sensvermittlung, Vernetzung und Anwendung un-
     übergreifende Stärkung des Wissenschafts- und        terstützt.
     Wirtschaftsstandortes bietet. Die Entwicklung
     von KI-Anwendungen und deren verantwortungs-         Aufbau eines Cybersecurity Center of Excellence
     voller Einsatz gerade auch für die Industrie wer-
     den deshalb ambitioniert gefördert. Mit der Grün-    Die pandemiebedingt fortschreitende Digitalisie-
     dung des Artificial Intelligence Center (ARIC)       rung in öffentlichen Unternehmen und der Wirt-
     wurde 2019 eine branchenübergreifende Initiative     schaft (Heimarbeitsplatz, Verfahrensautomatisie-
     aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik etabliert   rung, digitale Innovationen, digitale Verwaltung,
     mit dem Ziel, ein interdisziplinäres, anwendungs-    etc.) birgt ein enormes Potential zur Optimierung
     nahes Knowhow- sowie Forschungs- und Ent-            und Effizienzsteigerung von Abläufen und Ar-
     wicklungs- (F&E) Center für Künstliche Intelligenz   beitsweisen. Die Einführung solcher neuen Ver-
     (KI) in der Metropolregion Hamburg zu schaffen.      fahren bedingt aber auch ein Umdenken und Neu-
     Industrieunternehmen sind direkt im ARIC einge-      ausrichten in der Sicherheitsstrategie der Unter-
     bunden als Mitglieder, Unterstützer oder Netz-       nehmen. Neue Informations- und Kommunikati-
     werkteilnehmer. Das Format- und Workshopport-        onstechnologien bergen neue Sicherheitsrisiken.
     folio des ARICs umfasst industriespezifische         Gesetzliche Anforderungen wie Datenschutz-
     Events, Webinare und Weiterbildungsangebote.         Grundverordnung und Kritische Infrastrukturen
     Auch veranstaltet ARIC spezielle Fachgruppen,        ändern sich stetig.
     um den interdisziplinären Austausch in der In-
     dustrie zu fördern und sogenannte Communities        Herkömmliche Sicherheitsverfahren und -abläufe
     of Practice in den spezifischen Bereichen aufzu-     waren bisher statisch organisiert und auf eine in
     bauen. Dies hilft den Industrieunternehmen, das      sich geschlossene Umgebung abgestimmt. Diese
     Thema KI zu verstehen, Use Cases und Prototy-        bisherigen etablierten Verfahren sind nicht in der
     pen zu entwickeln und einzusetzen. ARIC ist auf      Lage, den aktuellen Sicherheits-Bedrohungen und
     Industrie-Fachmessen und ähnlichen Fachforma-        gesetzlichen Anforderungen Stand zu halten. Die
     ten präsent und bietet dort Lectures und Round       Bedrohungslage durch Cyberangriffe ist so hoch
     Tables für die Industrie an sowie Keynotes für       wie nie zuvor. Cyberangriffe auf Unternehmen
     Fachkräfte und Manager. Zukünftig sollen in ei-      jeglicher Art haben sich bereits als lukrativer
     nem European Digital Innovation Hub spezielle In-    Markt etabliert, hinter denen strukturierte Orga-
     dustrie-Beratungs- und Experimentierangebote         nisationen stehen mit dem Ziel, Unternehmen und
     entwickelt werden, um das Thema KI und Digitali-     Services    geschäftsuntauglich    zu     machen.
     sierung schneller adaptieren und anwenden zu         Dadurch entstehen rasant wachsende und un-
     können.                                              überschaubare Cyber-Bedrohungen mit fatalen
                                                          Auswirkungen auf kritische Unternehmensberei-
     Quantencomputing                                     che, mit denen einzelne Unternehmen allein nicht
                                                          mehr Schritt halten können.
     Dem Thema Quantencomputing kommt in den
     nächsten Jahren eine herausragende Bedeutung         Das Digital Projektmanagement Office (PMO) hat
     zu, weshalb auch der Hamburger Senat das             daher im Quartal 3/2020 von der BWI und die Be-
     Thema in der Hansestadt intensiv vorantreibt. In     hörde für Verkehr und Mobilitätswende den Auf-
     Forschung und Lehre der Hamburger Hochschu-          trag erhalten, eine Bedrohungs-Analyse und
     len spielen die Quantentechnologien bereits eine     Handlungsempfehlung für die FHH zu erarbeiten.
     bedeutende Rolle. Aber natürlich interessieren       Ziel ist es, Konzepte für die FHH für ein realisier-
     auch die konkreten Anwendungsfälle, weshalb so-      bares, an die jeweilige Bedrohungslage adaptier-
                                                          tes und haushaltsoptimiertes, resistentes und
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