IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Landesverband Baden ...

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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Landesverband Baden ...
IMMOBILIEN
    WIRTSCHAFT
    BADEN-
    WÜRTTEMBERG

    Das Magazin des
    BFW Baden-Württemberg

    Ausgabe 1_2020

»                EINLADUNG ZUR BAUTRÄGERFACHTAGUNG 2020					Seite 5

                 NEUJAHRSEMPFANG 2020								Seite 6

                 INTERVIEW MIT MINISTERIN DR. NICOLE HOFFMEISTER-KRAUT

ZKZ 89704 | Schutzgebühr € 2,50
                                                                         		   Seite 15
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Golfen.Kochen.Grillen.                                                                      24.04.2020    Nordrhein-Westfalen

 Unsere Veranstaltungen 2020                                                                 15.05.2020
                                                                                             05.06.2020
                                                                                                           Bayern
                                                                                                           Norddeutschland
 für die Wohnungswirtschaft                                                                  24.07.2020    Baden-Württemberg
                                                                                             14.08.2020    Berlin
                                                                                             28.08.2020    Rhein-Main
                                                                                      WOWI

      16.01.2020     Stuttgart          10.09.2020     Frankfurt
      30.01.2020     Frankfurt          15.10.2020     München
      13.02.2020     München            29.10.2020     Hamburg
      27.02.2020     Berlin             05.11.2020     Dortmund
      12.03.2020
      19.03.2020
                     Hannover
                     Mannheim
                                        19.11.2020     Stuttgart                                 Tafelrunde
                                                                                                              KOCHEN & GENIESSEN
      23.04.2020     Bremen                                                                         GEMEINSAM
      14.05.2020     Düsseldorf
      28.05.2020     Berlin
      06.08.2020     Hamburg
      13.08.2020     Köln

                                                             23.01.2020   Düsseldorf
                                                             06.02.2020   Hamburg
                                                             26.03.2020   Köln
                                                             02.04.2020   Stuttgart
                                                             29.04.2020   Frankfurt
                                                             18.06.2020   Wiesbaden
                                                             25.06.2020   München
                                                             12.11.2020   Berlin

                                                                    2
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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                      Editorial

                                Editorial
                                Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,

                                der Aktionismus, um die vielfach heiß gelaufenen Preise in deutschen Ballungsregionen zu
                                senken oder zumindest zu stabilisieren, ist groß: Es gibt nahezu keine politische Partei, die nicht
                                auch Maßnahmen für den Wohnungsbau in ihren Programmen hätte. Und fast alle fordern dabei
                                mehr Restriktionen, mehr sozialen Wohnungsbau oder eine Mietpreisbremse, um so vermeintlich
                                mehr Schutz für Mieter zu schaffen. Wir als BFW halten diesen Ansatz für grundsätzlich falsch.

                                Ja, es ist richtig, die Versorgungsprobleme auf den Wohnungsmärkten, gerade in den Ballungs-
                                gebieten, haben es in sich. Sie bergen eine große gesellschaftliche Sprengkraft. Schon seit Jahren
                                versuchen Bund, Land und Kommunen mit immer mehr Vorschriften dieses Problems Herr zu
Dirk Graf
                                werden. Leider nur mit mäßigem Erfolg. Die einzige Lösung in der Wohnraumversorgung kann
Vorstandsvorsitzender des BFW
                                nur sein, deutlich mehr Wohnraum zu schaffen, um das Angebot verfügbarer Wohnungen
Baden-Württemberg
                                spürbar zu erhöhen.

                                Diese Forderung soll nicht missverstanden werden. Wir sind realistisch genug, um auch Rahmen-
                                setzungen der Politik in gewissem Umfang zu akzeptieren. Aber statt Instrumente, wie beispiels-
                                weise die Mietpreisbremse, die das Problem nicht lösen, weiter zu verwenden, sie sogar noch zu
                                verschärfen, um sich dann zu wundern, dass das Problem immer noch nicht gelöst ist, muss ein
                                Umdenken bei den politischen Entscheidungsträgern einsetzen. Nicht fordern, sondern fördern
                                muss die Devise sein. Doch dabei müssen die unterschiedlichen Interessen und Geschäftsmodel-
                                le aller Akteure auf dem Immobilienmarkt berücksichtigt werden. Die Fixierung auf kommunale
                                Wohnraumschaffung macht den Wohnungsbau für uns private Investoren zunehmend unattrak-
                                tiv und wird darum nicht dazu führen, die Bautätigkeit – insbesondere in ausgewiesen ange-
Gerald Lipka                    spannten Immobilienmärkten – zu steigern.
Geschäftsführer des BFW
Baden-Württemberg               Der Anteil privater Bauträger am Wohnungsneubau beträgt rund 80 Prozent. Alleine wegen ihrer
                                Erfahrung und ihrer Kapazitäten sind sie ein unverzichtbarer Teil bei der Lösung der Probleme
                                auf dem Wohnungsmarkt. Diese grundlegende Säule der Wohnraumschaffung und ihre Inter-
                                essen bei der Förderung des Wohnungsbaus außen vor zu lassen, würde den Wohnungsbau in
                                Deutschland drastisch reduzieren. Darum setzen wir uns auch in diesem Jahr tatkräftig für die
                                Standpunkte unserer Mitglieder ein und bemühen uns, die politischen Entscheidungsträger für
                                die Bedürfnisse und Befürchtungen der privaten Bauträger zu sensibilisieren.

                                Viel Spaß beim Lesen unseres Magazins.

                                Dirk Graf                                       Gerald Lipka
                                Vorstandsvorsitzender des                       Geschäftsführer des
                                BFW Baden-Württemberg                           BFW Baden-Württemberg

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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Landesverband Baden ...
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg               Inhalt

 Inhaltsverzeichnis
  EDITORIAL                                                            S. 3

  INHALT                                                               S. 4

  BFW BADEN-WÜRTTEMBERG                                             S. 5-14
  Einladung zur Bauträgerfachtagung 2020                                 S. 5
  Neujahrsempfang des BFW Baden-Württemberg                              S. 6
  Kreislaufwirtschaft ist die Zukunft des Bauens                        S. 10
  Arbeitskreis „Junger BFW“                                             S. 12
  Seminar: LBO-Novelle 2019                                             S. 13
  Chancen und Risiken des „Urbanen Gebiets“                             S. 14

  AKTUELLES AUS DER IMMOBILIENBRANCHE                              S. 15-29
  Interview mit Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut,
  Staatsministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau               S. 15
  Mixed Use – Warum Lebensmittelhändler Quartiere aufwerten             S. 18
  Projekt Mieterstrom – Ein Modell für die Zukunft?                     S. 20
  Bauverträge mit Building Information Modeling                         S. 22
  Schallschutz gegen Außenlärm und Außenbereich                         S. 24
  Das City Quartier Ploucquet                                           S. 26
  Digitalisierungsstrategie nachhaltig umsetzen                         S. 28
  Kommunikations- statt Mobilfunkstandard                               S. 29

  VORSCHAU                                                            S. 30
  Termine | Impressum                                                   S. 30

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Einladung zur Bauträgerfachtagung 2020

            Klimawandel und die Rolle
            der Immobilienwirtschaft
       Bei der diesjährigen Bauträgerfachtagung des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen
    Baden-Württemberg, die am 21. April 2020 stattfindet, werden wieder etwa 200 Führungskräfte und Entscheider der Im-
    mobilienwirtschaft erwartet. Die zentrale Veranstaltung im Jahreskalender des BFW Baden-Württemberg steht dieses Mal
    unter dem Motto „Klimawandel und die Rolle der Immobilienwirtschaft“. Hochkarätige Referenten werden das Thema aus
                           wirtschaftlicher, politischer und wissenschaftlicher Perspektive beleuchten.

Die Bauträgerfachtagung findet – wie in den Vorjahren –              Die politische Perspektive wird von einem namhaften Reprä-
ab 9.30 Uhr im Hotel Le Méridien, Willy-Brandt-Straße 30 in          sentanten des Bundesministeriums des Innern, für Bau und
Stuttgart statt. Um 9.00 Uhr sind Mitglieder des BFW Ba-             Heimat vertreten. Voraussichtlich wird Staatssekretärin Anne
den-Württemberg bereits zur vorher stattfindenden Mitglie-           Katrin Bohle zugegen sein. Noch nicht fest steht, ob ein Ver-
derversammlung des Landesverbands eingeladen.                        treter aus dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg
                                                                     teilnehmen kann. Ein Praxisthema wird das Lademanagement
Zu den renommierten Referenten zählt unter anderem Dr.-              von Elektrofahrzeugen in Gebäuden sein, das von Jan Husch-
Ing. Lamia Messari-Becker, Professorin für Gebäude Techno-           mann, ABL Sursum, näher beleuchtet wird. Bernhard Kübler
logie und Bauphysik an der Uni Siegen. Sie beschäftigt sich          von der Landsiedlung Baden-Württemberg wird über ein
mit dem Thema Nachhaltigkeit im Wohnungsbau und der                  aktuelles, aber spezifisch baden-württembergisches Thema,
Städteplanung. Die Nachhaltigkeitsexpertin ist Mitglied im           den Kommunalfonds, informieren. Ein kabarettistischer Beitrag
Sachverständigenrat für Umweltfragen und berät die Bun-              von Klaus Birk wird die prominent besetzte Veranstaltung
desregierung in Fragen des Bauens und der Stadtentwick-              abrunden.
lung. Zudem wird sich der international gefragte Architekt
und Bauingenieur Werner Sobek mit einem Vortrag an der               Im Rahmen der Fachtagung wird auch der Startschuss für den
Veranstaltung beteiligen. Eine wichtige Kompetenz seiner             Wettbewerb zum Contractingpreis Baden-Württemberg ge-
Firmengruppe liegt im Bereich der Nachhaltigkeit und der             geben. Gemeinsam mit der KEA vergibt der BFW Baden-Würt-
Gebäudetechnik. Er ist für viele wegweisende Projekte in             temberg die begehrte Auszeichnung unter Schirmherrschaft
Deutschland und weltweit bekannt.                                    des Umweltministeriums im Jahr 2020 bereits zum vierten Mal.

                                                                 5
                                                                                                                                 Foto: Le Méridien Stuttgart
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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg               BFW Baden Württemberg

Neujahrsempfang des BFW Baden-Württemberg

Land soll Eigentumsbildung
junger Familien fördern

Die auch von kleineren Städten und ländlichen Regionen Baden-Württembergs immer häufiger geforderten Sozi-
alquoten beim Wohnungsbau gefährden zunehmend die Bildung von Wohneigentum des Mittelstands und junger
Familien. Darauf wies Dirk Graf, Vorstandsvorsitzender des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Woh-
nungsunternehmen Baden-Württemberg, beim Neujahrsempfang des Verbands im Haus der IHK Region Stuttgart
hin.

Neben dem dramatischen Anstieg der         ments müssten die Kommunen allerdings         niert. Dies verteuere diese Wohnungen
Grundstücks- und Baupreise beobachte       viel stärker auf die lokalen Besonderheiten   erheblich. „Sie werden damit für immer
der BFW, dass inzwischen immer mehr        Rücksicht nehmen.                             weniger Menschen erschwinglich, gleich,
Kommunen in Baden-Württemberg dazu                                                       ob als Mieter oder als Eigentümer. Höhere
übergingen, in Konzeptvergaben oder bei              Freifinanzierte Wohnungen           Quoten sozial geförderten Wohnungsbaus
der Schaffung von Baurecht feste Quoten    subventionieren Sozialwohnungen               sind damit Preistreiber für den freifinan-
sozial geförderter Wohnungen festzule-                                                   zierten Wohnungsbau“, kritisierte Graf. Auf
gen. Preisgünstige Wohnungen seien zwar    So werde jede Sozialwohnung durch             der Strecke blieben der Mittelstand und
nötig, bei der Anwendung dieses Instru-    freifinanzierte Wohnungen subventio-          junge Familien, die sich solche Wohnungen

                                                               6
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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg             BFW Baden Württemberg

                                  dann häufig nicht mehr leisten könnten.
                                  Für einen starken Wirtschaftsstandort wie
                                  Baden-Württemberg, der auf den Mit-
                                  telstand angewiesen sei, sei dies jedoch
                                  höchst problematisch.

                                  Graf wies auf die Möglichkeit hin, sozial
                                  Bedürftige durch Wohngeld zu unterstüt-
                                  zen. „Gerade für Menschen, die nur be-
                                  fristet in einer Notlage sind oder während
                                  ihrer Ausbildung oder Umschulung ein
                                  begrenztes Einkommen haben, ist diese
                                  flexible Form der Unterstützung bestens
                                  geeignet“, erklärte Graf. Ein weiteres Prob-
                                  lem sei, dass nicht selten Menschen auch
                                  dann noch in einer Sozialwohnung lebten,
                                  wenn sie längst über ein höheres Einkom-
                                  men verfügten. Leider fände diese sehr
                                  grundsätzliche Diskussion auf kommunaler
                                  Ebene nicht statt. Stattdessen werde in
                                  immer mehr Kommunen für Neubauge-
                                  biete reflexhaft eine möglichst hohe Quote
                                  sozial geförderten Wohnraums festgesetzt.
                                  Politiker übertrügen dabei Modelle aus
                                  Ballungsgebieten mit einem weit höheren
                                  Mietniveau auf ihre – kleinstädtische oder
                                  ländliche – Kommune. Über die Auswir-
                                  kung ihrer Entscheidung auf die Preise der
                                  anderen Neubauwohnungen seien sie sich
                                  nicht bewusst.

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IMMOBILIEN WIRTSCHAFT - BADEN-WÜRTTEMBERG - BFW Landesverband Baden ...
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                  BFW Baden Württemberg

                                                                                              ber im klassischen Bauträgergeschäft auft-
                                                                                              räten. „Wir brauchen jedoch keine weiteren
                                                                                              Wettbewerber um Grundstücke, die unsere
                                                                                              Kosten weiter in die Höhe treiben, denn
                                                                                              der marktgerechte Zugang zu bebaubaren
          Land soll Grunderwerbsteuer         bei der Bereitstellung von Wohnraum. Es         Grundstücken ist für unsere Unternehmen
für Ersterwerber stunden                      seien private Unternehmen, die 80 Prozent       von existenzieller Bedeutung“, betonte
                                              der neuen Wohnungen in Deutschland              Graf. „Wenn wir als Bauträger und Projekt-
Ein wichtiger Kostenfaktor sei die Grunder-   errichteten. Allein die im BFW organisierten    entwickler auch bezahlbare Wohnungen
werbsteuer. Wenn es schon nicht gelinge,      mittelständischen Unternehmen errichteten       schaffen sollen, brauchen wir bezahlbare
auf Bundesebene einen Verzicht auf die        jede zweite neue Wohnung in Deutschland.        Grundstücke.“ Auch der neu gegründete
Grunderwerbsteuer beim Ersterwerb             Diese Leistung werde in der politischen         kommunale Grundstücksfonds des Landes
von Immobilien durchzusetzen und auch         Diskussion kaum wahrgenommen. Vielmehr          sei für den BFW noch eine große Unbe-
auf Landesebene eine Absenkung des            würden die Privaten häufig als Preistrei-       kannte. Gerade zum Schutz der mittelstän-
Grunderwerbsteuersatzes politisch nicht       ber und Profiteure der steigenden Preise        dischen Privatwirtschaft habe das Land
durchsetzbar sei, so könne das Land doch      gebrandmarkt, obgleich sie sozial engagiert     Baden-Württemberg den Paragraphen 102
jungen Familien und Ersterwerbern von         und fest in der Gesellschaft verankert seien.   der Gemeindeordnung geschaffen. Nach
Immobilien die Grunderwerbsteuer stunden                                                      dem sogenannten Subsidiaritätsprinzip
oder über ein Darlehen finanzieren. Damit               Kommunale Gesellschaften              seien Kommunen Ausweitungen und Neu-
könne deren Eigenkapital im Zeitpunkt des     im Wettbewerb um Grundstücke                    gründungen privatwirtschaftlicher Aktivi-
Erwerbs geschont werden, schlug Graf vor.                                                     täten nur in ganz engen Grenzen erlaubt.
Der Vorsitzende unterstrich die bedeuten-     Problematisch sei es auch, wenn kommu-          „Von diesem Schutz spüren wir in der Praxis
de Rolle privater Wohnungsunternehmen         nale Gesellschaften massiv als Wettbewer-       oft leider wenig“, erklärte Graf.

                                                                   8
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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                   BFW Baden Württemberg

                                            um Baden-Württemberg geladen, die die                    Informative Fachvorträge
                                            Herausforderungen des vielerorts ange-        beleuchten Immobilienmarkt
                                            spannten Wohnungsmarkts aus politischer
                                            Perspektive beleuchtete. „Wenn wir uns        Dr. Ralph Henger vom Institut der Deut-
                                            mit dem BFW Baden-Württemberg auch            schen Wirtschaft in Köln setzte sich in einem
                                            nicht immer einig sind, so wissen wir         Impulsvortrag kritisch mit der staatlichen
                                            das Engagement des Verbands sehr zu           Grundstückspolitik auseinander. Der Förde-
                                            schätzen“, betonte die Staatsministerin.      rung des kommunalen Grundstückserwerbs
                                            Der Austausch zwischen politischen und        sowie restriktiven Eingriffen in Eigentums-
                                            immobilienwirtschaftlichen Akteuren sei       rechte der Grundstückseigentümer stand
                                            ein wesentliches Element, um die richtigen    der Wirtschaftswissenschaftler dabei sehr
                                            Schlüsse für gesetzgeberische Maßnah-         kritisch gegenüber. Markus Wotruba von
          Staatssekretärin lobt             men zu ziehen. Der fachliche Austausch        der BBE Handelsberatung GmbH München
Engagement des BFW                          mit Vertretern der Immobilienwirtschaft       zeigte mit der Betrachtung sogenannter
                                            in der Wohnraum-Allianz sei daher ein         „Mixed Use-Projekte“ hingegen eine Mög-
Als Hauptreferentin war Katrin Schütz,      wichtiger Bestandteil der politischen Mei-    lichkeit auf, um Wohnraum auch in dicht
Staatssekretärin im Wirtschaftsministeri-   nungsbildung.                                 besiedelten Gebieten schaffen zu können.

                                                                             Bauträgernachwuchspreis verliehen

                                                                             Bereits zum elften Mal ist auf dem Neujahrsempfang
                                                                             des BFW Baden-Württemberg in Kooperation mit dem
                                                                             Freundeskreis der Hochschule für Wirtschaft und Um-
                                                                             welt Nürtigen-Geislingen der mit 1.000 Euro dotierte
                                                                             Bauträgernachwuchspreis verliehen worden. Ausge-
                                                                             zeichnet wurde Ferdinand Bräutigam (Bildmitte) für seine
                                                                             Bachelorarbeit „Crowdfunding als alternatives/ergänzen-
                                                                             des Finanzierungsinstrument für den Projektentwickler“.
                                                                             Die Urkunde sowie den von der Merkur-Bank gestifteten
                                                                             Scheck überreichten (von links) Vorstandsvorsitzender
                                                                             Dirk Graf, Staatssekretärin Katrin Schütz, Geschäftsführer
                                                                             Gerald Lipka und Senator E.h. Herbert Klingohr.

                                                                 9
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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                      BFW Baden Württemberg

Echte Nachhaltigkeit heißt Wiederverwertung

Kreislaufwirtschaft
ist die Zukunft des Bauens

Im K3-Kompetenzzentrum (Kompetenz-                          Recycling beginnt                    große Sandbedarf der Bauindustrie könnte
zentrum Kreislaufwirtschaft Kirchheim/T.)        auf der Baustelle                               zu großen Teilen durch Recycling-Sand ge-
der Firma Heinrich Feess GmbH & Co. KG                                                           deckt werden. „Betonsand wäre zu 30 bis 40
im Recyclingpark Kirchheim Rabailen haben        Das Qualitätsrecycling beginnt nach der         Prozent durch dieses Recyclingprodukt sub-
Architekten, kommunale Entscheider und           Aussage von Feess mit der sortenreinen          stituierbar“, zeigt Feess auf. Recycling-Sand,
Verarbeiter die Möglichkeit, sich darüber zu     Trennung auf der Baustelle. Die zweite Stufe    für den es noch keine Zulassung gibt, enthält
informieren, welche nachhaltigen Produkte        erfolgt mit der entsprechenden Brecher-         auch nach der Trennung noch Zementantei-
durch modernste Aufbereitungstechnik aus         und Siebanlagen sowie Separatoren direkt        le und ist somit sogar selbstverdichtend.
mineralischen Abbruchmaterialien gewon-          auf dem Recyclinghof. „Ausschlaggebend
nen werden. Auch der BFW Baden-Würt-             ist dabei das Wollen“, so der Unternehmer.                 Bauschutt wird zu Baustoff
temberg hat im Februar eine Führung über         Hohe Maschineninvestments reichen seiner
das Werksgelände angeboten.                      Ansicht nach nicht aus, um die notwendige       Eine Photovoltaikanlage produziert die
                                                 Qualität zu erreichen. Derzeit stellt das Un-   notwendige Energie zusammen mit einer
Der Geschäftsführer Walter Feess setzt           ternehmen über 40 Qualitäts-Recycling-Bau-      Holzhackschnitzelheizung. Das Regenrück-
sich besonders für eine sortenreine Auf-         stoffe beziehungsweise Zuschlagsstoffe aus      haltebecken fasst 2,6 Millionen Liter Wasser
bereitung von Baumaterialien ein. „Noch          mineralischen Abfällen wie das Frostschutz-     und deckt den kompletten Bedarf der Bre-
immer greift die Baubranche in Deutsch-          material Beton RC 0/45 STS/FSS her, die         cheranlagen. Dass Recycling-Beton, der seit
land auf frische Rohstoffe zurück. Das           laufend werksüberwacht und mehrfach im          14 Jahren zugelassen ist, in Deutschland bis-
kann ich angesichts der möglichen Auf-           Jahr vom unabhängigen Institut Dr. Haag         lang kaum Verwendung findet, ist für Feess
bereitungstechnik und der hochwertigen           geprüft werden.                                 nicht nachvollziehbar. Laut Feess werden in
Recyclingprodukte einfach nicht verstehen,                                                       den nächsten 50 Jahren rund 20 Milliarden
ganz abgesehen von den teils langen                         Echte Alternative                    Tonnen alter Baumaterialien durch Ge-
Lieferwegen, die unser Klima zusätzlich          zu Primärbausoffen                              bäudeabrisse anfallen, zurzeit sind es rund
belasten“, erklärt Feess. Er berichtet weiter,                                                   60 Millionen Tonnen pro Jahr – wertvolles
dass Boden, Steine und Bauschutt über            Für Walter Feess sind die Recyclingprodukte     Material, das für Neubauten aufbereitet und
50 Prozent aller Abfälle ausmachen. Eine         die nachhaltige Alternative zu Primärbaus-      eingesetzt werden kann. Recycling-Beton
ortsnahe Aufbereitung spare neben weiten         toffen. Auch der                                              gibt es in zwei Klassen: Typ 1
Transportwegen auch den Abbau wertvol-
ler Ressourcen.

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Besondere
                                                                                                 Aufgaben
enthält 90 Prozent Beton-Recycling-Splitt         selbst, was Planier- und Verdichtungsar-
und 10 Prozent sonstigen Baustoffe-Recy-          beiten und somit Zeit und Geld sparen
cling-Splitt. Beim Typ 2 ist der Anteil des       kann. Dennoch ist dieser Verfüllbaustoff
Baustoff-Recycling-Splitts auf 30 Prozent
erhöht. Durch mehr Ziegel, Kalksand und
                                                  auch nach Jahren noch grab- und spa-
                                                  tenfähig. Durch das minimale Schrumpf-
                                                                                                 erfordern
Naturstein wirkt der Beton farbenfroher. Die
Investition in eine sogenannte „Nassklassie-
rung“ macht es Feess möglich, auch lehm-
                                                  verhalten von unter 2 Prozent sind kraft-
                                                  schlüssige Verfüllungen möglich. Zudem
                                                  wird der Wurzeleinwuchs reduziert, was
                                                                                               Spezialisten
und schluffhaltige Baustoffe zu trennen und       vor allem bei der Verfüllung von Leitungs-
der Wiederverwertung zuzuführen.                  gräben enorme Vorteile bietet.

Ein sehr wertvoller, auf diese Weise ge-                    Wertvoller Rohstoff
wonnener Rohstoff ist der NKA-Sand 0/2            statt Deponiemüll
oder 2/8, welchen er inzwischen an mehrere
Betonwerke liefert. Selbst Gleisschotter oder     Zusammen mit der Hauke Erde GmbH aus
Splitte können durch die Nassklassierung zu       Remseck recycelt die Firma Feess wertvol-
90 Prozent wiederverwertet werden. „Alle          le Dachgartensubstrate, die ansonsten auf
diese Materialien müssten wir ansonsten           die Deponie verbracht werden müssten.
teuer auf den immer weniger werdenden             Auf dem Recyclinghof werden die einzel-
Deponien entsorgen“, zeigt Feess auf. Sein        nen Komponenten in der Nassklassierung
Ziel sei es, bei zukünftigen Entscheidern         gewaschen, gereinigt und anschließend
die Ängste und Vorbehalte im Umgang mit           sauber getrennt, danach gehen sie zurück
Recycling-Produkten durch Beispiel-Projekte,      in den Wirtschaftskreislauf. Der mine-
Aufklärung und Weiterbildung im K3-Kom-           ralische Anteil dieser Substrate muss
petenzentrum abzubauen. Nur so könnten            jedoch bei mindestens 70 bis 80 Prozent
Recycling-Baustoffe die Naturbaustoffe            liegen, da sonst die Nassklassierung
zukünftig mit voller Akzeptanz ersetzen.          nicht funktioniert. Der organische Anteil
                                                  wird kompostiert, der mineralische Anteil
Ein weiteres Produkt, das in in Zusammenar-       dient erneut als Zuschlagsstoff bei der
beit mit der Naturafix Minerals GmbH & Co.        Substratherstellung. Das ist ein weiterer
KG enstand, ist sogenannter Flüssigboden          sehr wertvoller Beitrag zur Schonung von
oder Bodenmörtel. Die-         ser zeitweise      Rohstoffen und dient dem Umwelt- und
fließfähige Mörtel                    verdich-    dem Klimaschutz.
tet sich im An-                         schluss

                                                                                               Rechtssichere und fristgerechte Heiz- und
                                                                                               Wasserkostenabrechnung, sicherheits-
                                                                                               relevante Vorschriften rund um Brand-
                                                                                               schutz oder Trinkwasser, energetisches
                                                                                               Optimierungspotenzial und Chancen der
                                                                                               Digitalisierung in der Immobilienwirt-
                                                                                               schaft. Damit kennen wir uns aus.

                                                                        11
                                                                                                          www.metrona.de
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                BFW Baden Württemberg

Die Zukunft der baden-württembergischen Immobilienbranche

Arbeitskreis „Junger BFW“
Anfang Februar hat der BFW Landes-          warten lässt. „Die Studienergebnisse           auf, wie durch ein detailliert abgestimmtes
verband Freier Immobilien- und Woh-         belegen“, so Lipka, „dass erst 50 Prozent      Zusammenspiel von Wärme- beziehungs-
nungsunternehmen Baden-Württemberg          der befragten Unternehmen die Grundla-         weise Kälteerzeugern und- überträgern,
Interessierte und Mitglieder zum Arbeits-   gen der Digitalisierung umgesetzt haben.“      Lüftung und Beschattung ein effizientes
kreis „Junger BFW“ geladen. Mit knapp       Obwohl die befragten Unternehmen große         und komfortables Gesamtsystem errichtet
20 Interessierten war das Branchentref-     Erwartungen an die Digitalisierung hätten,     werden kann. Auch die Eigenverbrauchsop-
fen sehr gut besucht. Nach dem ersten       halte sich deren Bereitschaft in Grenzen,      timierung von Photovoltaikanlagen sowie
Veranstaltungsteil in der Geschäftsstelle   in die entsprechende Technologie und das       Akkuspeichersysteme kamen zur Sprache.
des Landesverbands ließen die Teilneh-      nötige Know-How zu investieren. Lipka          Anschließend wurden Fragen der Zuhörer
mer den Abend bei einem zwanglosen          motivierte die Arbeitskreisteilnehmer, für     beantwortet und Erfahrungen der Teilneh-
Abendessen mit guten Gesprächen             die technischen Machbarkeiten zu werben        mer ausgetauscht.
ausklingen.                                 und Innovationsprozesse in ihren Unter-
                                            nehmen aktiv anzustoßen. „Insbesondere         Nach dem fachlichen Teil der Veran-
Geschäftsführer Gerald Lipka nutzte die     die jüngere Generation der Projektentwick-     staltung richtete Lipka den Blick auf die
Arbeitskreissitzung, um unter anderem die   ler und Bauträger muss die Digitalisierung     Anliegen der Anwesenden. Es wurden
jüngst durchgeführte Digitalisierungsum-    unserer Branche vorantreiben – die älteren     mögliche Themen für kommende Arbeits-
frage des BFW Bundesverbands vorzustel-     Generationen setzen in Sachen Digitali-        kreise diskutiert, konkrete Fragen aus der
len. Aus der breit angelegten Befragung     sierung lediglich die Dinge in die Praxis      alltäglichen Praxis der Bauträger themati-
mittelständischer Immobilienunternehmen     um, die der Markt zwangsläufig von ihnen       siert und die grundsätzliche Struktur des
geht hervor, dass die Digitalisierung der   fordert. Innovationsfreude sieht anders        Veranstaltungsformats hinterfragt. Das
Branche noch in                      wei-   aus“, betonte er mit Bezug auf die Ergeb-      Fazit fiel dabei eindeutig aus: Die junge
ten Teilen der                              nisse der Studie.                              Generation der BFW-Mitglieder begrüßt
Geschäfts-                                                                                 die Möglichkeit ausdrücklich, in speziellen
prozesse                                    Thematisch knüpfte Markus Kolitsch, Key        Formaten „unter sich zu sein“ und auf
auf sich                                    Account für Wohnungswirtschaft der Kermi       Augenhöhe ungezwungen über tagtägli-
                                            GmbH, an und beleuchtete in seinem Vor-        che Problemstellungen oder auch aktuelle
                                                  trag insbesondere die technischen        Neuerungen und Trends der Branche zu
                                                      Möglichkeiten zur effizienten        diskutieren. Dieser fachliche Austausch
                                                           Bewirtschaftung der Gebäu-      in lockerer Atmosphäre setzte sich auch
                                                                  desubstanz. Anhand       beim gemeinschaftlichen Abschluss der
                                                                   konkreter Beispiele     Veranstaltung fort: Ein gemeinsamer
                                                                   vernetzter Gebäu-       Umtrunk sowie ein Abendessen im Res-
                                                                   detechnik zeigte er     taurant „La Commedia“ boten den idealen
                                                                                           Rahmen, um die vorangehenden Themen
                                                                                           gemeinsam Revue passieren zu lassen.

                                                                       HINWEIS

                                                                       Gerade Mitglieder des „Jungen BFW“ sollten sich zum Deutschen
                                                                       Immobilien Kongress anmelden, da eine Netzwerkveranstaltung
                                                                       der im BFW organisierten jungen Arbeitsgruppen geplant ist.

                                                                 12
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                          BFW Baden Württemberg

                                                          Fachkundige Information aus erster Hand

                                                          Seminar:
                                                          LBO-Novelle 2019

                                                          Referenten, der im Ministerium federfüh-                Im Seminar erhielten die Teilnehmer
                                                          rend für die LBO-Novelle zuständig war.                 einen tagesaktuellen Sachstandsbericht
                                                                                                                  zur LBO-Novelle 2019. Dabei wurden die
                                                          Wie schon mehrfach berichtet hat der                    wichtigsten Regeln der Landesbauord-
    Die Landesbauordnung stellt für Bauträ-               BFW Baden-Württemberg im Rahmen der                     nung auch im systematischen Zusam-
    ger eine der wesentlichen gesetzlichen                Wohnraum-Allianz des Landes Baden-Würt-                 menhang beleuchtet. Ein wichtiger Aspekt
    Grundlagen ihres unternehmerischen                    temberg gemeinsam mit weiteren Organi-                  des Seminars war auch der in der Praxis
    Handelns dar. Um interessierte Mitglieder             sationen wiederholt Reformen der Landes-                angewandte Umgang mit dem Natur-
    des Landesverbands über die nun erfolg-               bauordnung gefordert. Am 1. August 2019                 schutzrecht. Der Experte beantwortete
    ten Änderungen der Landesbauordnung                   sind die nicht unerheblichen Änderungen                 zahlreiche Fragen der Teilnehmer und
    zu informieren, war Dr. Alfred Reutzsch,              der Landesbauordnung in Kraft getreten.                 ging auch auf individuelle Probleme der
    Leiter des Referat Bauordnungsrecht im                Dabei waren unter anderem die Stichworte                Mitglieder ein. Der Austausch mit den Kol-
    Wirtschaftsministerium, zu Gast in der                Verfahrensbeschleunigung, Digitalisierung,              legen, nützliche Praxistipps und Hinweise
    Geschäftsstelle. Über 25 Teilnehmer folgten           Kinderspielplätze und Fahrradstellplätze im             zur Anwendung der Landesbauordnung
    den praxisorientierten Ausführungen des               Fokus der Neuerungen.                                   runden das Seminar ab.

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                                         optimale Lösungen für die speziellen Bedürfnisse der Branche – ganzheitlich, smarthomefähig und staatlich
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                                         spiel und somit für zufriedene Bewohner, egal ob bei Neubau, Renovierung oder Sanierung.
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Wärmepumpen   Wärmespeicher   Regelung      Flächenheizung/       Flachheizkörper        Bad- und      Wohnraumlüftung
                                                -kühlung
                                                                                    13Wohnheizkörper
Neue Gestaltungsmöglichkeit birgt Unsicherheiten

Chancen und Risiken
des „Urbanen Gebiets“
Bereits im Jahr 2017 wurde das urbane Gebiet in die Baunutzungsverordnung eingefügt.           Den Teilnehmern wurde ein umfassender
Auch mehrere Jahre nach der Einführung dieser neuen Gestaltungsmöglichkeit herrscht            Überblick über das urbane Gebiet ver-
in der Praxis noch immer große Verunsicherung. Rechtsanwalt Florian Hergesell nutzte ein       mittelt. Gleichzeitig bekamen die Zuhö-
Seminar des BFW Landesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Ba-                   rer einen Überblick über die Chancen,
den-Württemberg Anfang Februar dazu, mit Missverständnissen aufzuräumen und über               Grenzen und Problemfelder des neuen
die Möglichkeiten dieses Gestaltungstyps zu informieren.                                       Gebietstypus. Schwerpunkte des Seminars
                                                                                               waren unter anderem Grundlagen der
                                                                                               Bau-Gebietskategorien, der neue Typus
Urbane Gebiete dienen dem Wohnen sowie          genutzte Gebäude zum Wohnen, Arbeiten          „Urbanes Gebiet„, Abgrenzung, Inhalt und
der Unterbringung von Gewerbebetrie-            und Konsumieren, können nun rechtssicher       Unterschiede zu anderen Typen, Kon-
ben und sozialen, kulturellen und anderen       und kosteneffizient umgesetzt werden.          fliktpotenzial in Sachen Lärm und Ab-
Einrichtungen, die die Wohnnutzung nicht        Rechtsanwalt Hergesell erläuterte den Typus    standsflächen, Art und Maß der baulichen
wesentlich stören. Neu ist, dass die Nut-       des urbanen Gebiets und die Unterschie-        Nutzung, typische Fehler und Fallstricke
zungsmischung nicht gleichgewichtig sein        de zu anderen Baugebietstypen. Es zeigte       sowie die Chancen und möglichen Wett-
muss. So sieht es jedenfalls § 6a der Baunut-   weiterhin die Gestaltungsmöglichkeiten für     bewerbsvorteile im Zusammenhang mit
zungsverordnung (BauNVO) vor. Die vom           Projektentwickler, Bauträger und Architekten   urbanen Gebieten. Zahlreiche Rückfragen
Gesetzgeber gewollte Nachverdichtung            auf. Einhergehend mit der Verdichtung wur-     des Teilnehmerkreises zeigten dabei auf,
führt in der Praxis jedoch zu erheblichen       den die Auswirkungen auf Abstandsflächen,      wie aktuell das gewählte Thema im Ar-
Konflikten, was zu Anwendungsunsicherhei-       Lärmschutznormen und nachbarschützende         beitsalltag der Mitglieder ist. Andererseits
ten bei den Akteuren führt.                        Vorschriften genauso erörtert wie typi-     wiesen sie auf den konkreten Beratungs-
                                                               sche Fallstricke und Fehler.    und Informationsbedarf zum Thema hin.
Umgekehrt bietet das urbane                                                                    Denn: Nur wer die rechtlichen Rahmenbe-
Gebiet neue Möglichkeiten                                                                      dingungen kennt, kann die Vorzüge des
der Gestaltung einzel-                                                                         urbanen Gebiets für sein Unternehmen
ner Gebäude und                                                                                gewinnbringend nutzen.
damit neue Rendi-
techancen. Gemischt

                                                                     14
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg               Aktuelles aus der Immobilienbranche

Interview mit Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau

„Wir müssen über alle Ansätze
ohne Denkverbote sprechen“
Seit Mai 2016 ist Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut    dort entsteht Wohnraum und wird darüber      setzen Sie auf eine verstärkte Förderung
Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Woh-        entschieden, ob Flächenpotenziale genutzt    der Kommunen beim Wohnungsbau. Zu-
nungsbau des Landes Baden-Württemberg.            werden. Auch darüber hinaus gehen wir        sätzlich wurde ein kommunaler Grund-
Im Gespräch mit der „Immobilien Wirtschaft        das schwierige Flächenthema engagiert an     stücksfonds angekündigt. Bislang leisten
Baden-Württemberg“ erläutert sie, was das         und fördern unter anderem Innenentwick-      private Investoren rund 80 Prozent des
Land unternimmt, um den vielerorts weiter-        lungsmaßnahmen. Ehrlicherweise reicht        Wohnungsneubaus. Befürchten mittel-
hin ansteigenden Immobilienpreisen entge-         dies vielerorts aber einfach nicht aus und   ständische Immobilienunternehmen zu
genzuwirken, wie wichtig die eigene Im-           wir kommen angesichts der wachsenden         Recht Wettbewerbsnachteile?
mobilie für die zukünftige Altersversorgung       Bevölkerung im Land nicht umhin, neue
ist und welche konkreten Maßnahmen die            Baugebiete auszuweisen. Deshalb fordere      Mit unserem Grundstückfonds unterstützen
Landesregierung plant, um auch die private        ich auch vom Bund, den § 13b BauGB zu        wir finanzschwächere Kommunen gezielt
Bauwirtschaft in die Wohnbauoffensive des         entfristen.                                  dabei, eine vorausschauende Bodenpolitik
Landes miteinzubeziehen.                                                                       zu machen. Dabei geht es uns auch um
                                                  Ende des vergangenen Jahres haben sich       eine richtige Balance zwischen der Stär-
Bezahlbarer Wohnraum ist in vielen                Bund und Länder nach monatelangen            kung der kommunalen Möglichkeiten und
Teilen des Landes rar geworden. Die               Verhandlungen über die Verteilung der        der Offenhaltung der Bebauung für alle
Preissteigerungen in gefragten Ballungs-          Bundesgelder für die Wohnraum- und           Investoren. Der Fonds entzieht die erwor-
räumen setzen sich seit Jahren fort. An           Städtebauförderung geeinigt. Ba-             benen Grundstücke dem Markt ja nicht.
welchen Stellschrauben kann der Staat,            den-Württemberg erhält im Jahr 2020          Die Kommunen können die Grundstücke
also Bund, Land und Kommunen aus                  rund 130 Millionen Euro für die Wohn-        selbst oder mit Hilfe ihrer kommunalen
Ihrer Sicht drehen, um die angespannte            raumförderung und etwa 77 Millionen          Wohnungsbauunternehmen bebauen, sie
Lage auf dem Immobilienmarkt jetzt                Euro für die Förderung des Städtebaus.       aber selbstverständlich auch im Rahmen
schnell zu entspannen?                            Wie viel Geld wird das Land noch bei-        von Konzeptvergaben an private Investoren
                                                  steuern? Welche konkreten Maßnahmen          vergeben.
Sichtbare Erfolge sind nicht über Nacht           sind mit diesen Mitteln vorgesehen?
zu erreichen. Das muss jedem klar sein.                                                        In welcher Rolle sehen Sie private Bau-
Für nachhaltige Lösungen brauchen wir             Selbstverständlich investieren wir seitens   träger in diesem Modell? Schließlich
Geduld. Mit unseren vielfältigen Maß-             des Landes auch weiterhin massiv in beide    wird es für die Kommunen schwer
nahmen kommen wir unserem Ziel aber               Bereiche, sodass wir für unsere Wohnraum-    leistbar sein, gänzlich auf das Knowhow
Schritt für Schritt näher. Die neue Landes-       förderung jährlich eine viertel Milliarde    und die Kapazitäten der privaten Bau-
bauordnung macht das Bauen günstiger              und in der Städtebauförderung insgesamt      wirtschaft zu verzichten. Wie kann der
und die Genehmigungsverfahren einfacher.          265 Millionen Euro zur Verfügung haben.      gleichberechtigte Zugang zu preiswerten
Unser Förderprogramm für den sozialen             Die Förderschwerpunkte liegen auf der        Grundstücken für private Investoren
Wohnraum ist mit 250 Millionen Euro pro           Hand: Wir wollen Wohnraum schaffen und       sichergestellt werden? Plant das Land
Jahr und hoch attraktiven Konditionen so          erhalten, dringend notwendige zusätzliche    Maßnahmen, um die Einhaltung des
stark nachgefragt wie lange nicht mehr.           Bauflächen aktivieren und den Wohnungs-      Subsidiaritätsprinzips (§ 102 Gemein-
Weiteren Schub verspreche ich mir von             bestand bedarfsgerecht sanieren.             deordnung) auch im Wohnungsbau
unserer Wohnraumoffensive, mit der wir                                                         konsequent sicherzustellen?
insbesondere die Kommunen unterstützen.           Mit der Förderlinie „Wohnungsbau BW –
Was fehlt, sind baureife Flächen. Deshalb         kommunal“, die im Oktober 2019 durch         Wir brauchen alle Akteure auf dem Woh-
setzen wir bei den Kommunen an, denn              Ihr Ministerium in Kraft gesetzt wurde,      nungsmarkt. Denn nur mit vereinten

                                                                         15
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                       Aktuelles aus der Immobilienbranche

Kräften können wir den großen Bedarf an            von Quoten für sozial gebundenen oder         berg in den Fixkosten zum Beginn eines
bezahlbarem Wohnraum decken. Private               auch sonstigen preisgünstigen Wohnraum        Immobilien- beziehungsweise Grund-
Bauträger sind mit ihrer Erfahrung und ihren       bei Neubauprojekten.                          stückskaufs und dem fehlenden Eigenka-
Kapazitäten natürlich ein ganz wichtiger                                                         pital. Ein wesentlicher Faktor ist hier unter
Player. Wenn sie sich im sozialen Woh-             Gibt es regulatorische Eingriffe, die Sie     anderem die Grunderwerbsteuer. Was
nungsbau engagieren, können auch sie               für zielführender halten, um Gering- und      halten Sie von dem Gedanken, die hierfür
von unserem Grundstücksfonds profitieren,          Durchschnittsverdiener bei der Wohn-          anfallenden Abgaben auf einige Jahre zu
wenn sie den Vergabeweg über die Kom-              raumversorgung zu unterstützen, als           stunden? Dadurch könnte die finanzielle
mune beachten. Die Kommune wird hier               prozentuale Belegungsvorschriften?            Belastung auf dem Weg zum Eigentum
übrigens nicht unternehmerisch tätig, son-                                                       spürbar gemildert werden, ohne da-
dern erfüllt im öffentlichen Interesse einen       Der beste Hebel gegen hohe Mieten ist ein     bei auf Staatseinnahmen verzichten zu
Versorgungsauftrag. Die Frage nach dem             ausreichendes Angebot an Wohnraum. Dem        müssen.
Subsidiaritätsprinzip stellt sich deshalb nicht.   momentan vorherrschenden Wohnraum-
                                                   mangel wirken wir mit unseren zahlreichen     Die Grunderwerbsteuer ist ein nennenswer-
Ein Mittel der politisch regulierenden             Maßnahmen und Aktivitäten entgegen.           ter Kostenfaktor beim Kauf selbst genutzten
Eingriffe auf den Immobilienmarkt sind             Quotenvorgaben lassen sich perspektivisch     Wohneigentums. Die Frage der Ausge-
vielerorts hohe festgesetzte Quoten für            dann vermeiden, wenn wir in allen Preisseg-   staltung ist deshalb in der Tat berechtigt.
den sozial geförderten Wohnungsbau.                menten über ein ausreichendes Wohnungs-       Dabei darf nicht ganz außer Acht gelassen
Doch steigende Belegungsquoten und                 angebot verfügen.                             werden, dass die Einnahmen für das Land
Preisbindungen führen zwangsläufig                                                               und die Stadt- und Landkreise nicht ohne
zu einer Verteuerung der übrigen, frei             Mit Blick auf den Demographischen             Weiteres verzichtbar sind. Als Wohnungs-
finanzierten neugebauten Immobilien.               Wandel wird Immobilieneigentum in den         bauministerin hat die Schaffung von ausrei-
Wer sich hochpreisigen Wohnraum nicht              kommenden Jahren und Jahrzehnten zu           chendem und bezahlbaren Wohnraum für
leisten kann und auch nicht die Kriterien          einem immer wichtigeren Baustein der          mich jedoch ganz besondere Priorität. Eine
des sozial geförderten Wohnungsbaus                Altersvorsorge. Dennoch ist das Immobi-       Patentlösung gibt es nicht, vielmehr bedarf
erfüllt, ist nicht mehr im Fokus. Trägt die-       lieneigentum der Deutschen im europa-         es eines Zusammenspiels unterschiedlicher
ses Prinzip nicht eher dazu bei, die Kluft         weiten Vergleich unterdurchschnittlich.       Ansätze. Und ich bin der Meinung, dass
zwischen arm und reich zu vergrößern,              Welche Schritte plant Ihr Ministerium,        wir über alle Ansätze ohne Denkverbote
anstatt sie zu verringern? Was kann man            um insbesondere jungen Familien mit           sprechen müssen.
für den Mittelstand tun?                           durchschnittlichem Einkommensniveau
                                                   den Schritt in Richtung Eigenheim zu
Natürlich bedeutet die Vorgabe einer               erleichtern?
solchen Quote eine Beschränkung der
Ertragsmöglichkeiten. Bietet ein Standort          In unserem neuen Programm „Wohnungs-
eine von der ortsüblichen Vergleichsmiete          bau BW 2020/2021“ haben wir neben der
her hinreichende Ertragsperspektive, wird          Mietwohnraumförderung gerade auch die
daher die zu erwartende Rendite geschmä-           Schaffung von Wohneigentum als un-
lert. Ich sehe aber nicht, dass dadurch ein        verzichtbare Säule einer ausgewogenen
wirtschaftlich positives Gesamtergebnis in         Wohnungspolitik in den Fokus gerückt. Wir
Frage gestellt wird. Denn die Förderung soll       wollen gerade auch Familien mit niedri-
ja gerade die bindungsbedingten Minder-            gerem Einkommen noch besser den Weg
einnahmen ausgleichen. Wenn jedoch ein             in die eigenen vier Wände ebnen. Unsere
Investor die maximale Rendite zur ersten           neuen zinslosen Darlehen setzen angesichts
Voraussetzung seines unternehmerischen             des niedrigen Zinsniveaus auf dem Markt
Engagements macht, ist es natürlich denk-          einen wichtigen Anreiz.
bar, dass er versucht, die nicht gebundenen
Wohnungen teurer anzubieten. Das sehe ich          Eine wesentliche Hürde für den Immobili-
aber keinesfalls als eine notwendige Folge         enerwerb sieht der BFW Baden-Württem-

                                                                        16
Zur Person:

     Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut wurde
     1972 in Balingen geboren. Nach
     dem Abitur am Gymnasium Balingen
     studierte sie BWL an der Universität
     Tübingen, schloss als Diplom-Kauf-
     frau ab und promovierte 2001 an
     der Universität Würzburg. Ihre Zeit
     in London begann Dr. Hoffmeis-
     ter-Kraut bei der Investmentbank
     Morgan Stanley, danach arbeitete
     sie bis 2005 als Analystin bei Ernst
     & Young in London und Frankfurt.
     Sie ist seit 1999 Gesellschafterin der
     Bizerba SE & Co. KG in Balingen. Dort
     war sie von 2014 bis zu ihrem Amts-
     antritt als Ministerin im Mai 2016
     Mitglied des Aufsichtsrats. Seit Mai
     2016 ist sie Mitglied des Landtags
     von Baden-Württemberg. Bis Mai
     2016 war sie Mitglied des Gemeinde-
     rats der Stadt Balingen und Mitglied
     im Kreistag des Zollernalbkreises. Dr.
     Nicole Hoffmeister-Kraut ist verheira-
     tet und hat drei Töchter.

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Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                   Aktuelles aus der Immobilienbranche

Mixed Use – Warum Lebensmittelhändler Quartiere aufwerten

Ein Gebäude für viele Zwecke

Immer mehr Menschen in Deutschland zieht es von der Peripherie in die Städte – und die Nahversorger ziehen mit. Waren Supermärk-
te und Discounter dort früher nicht immer gern gesehen – Stichworte sind ein lauter Lieferverkehr und hoher Parkraumbedarf –, prägt
der Lebensmittelhandel neuerdings dank spezieller, an die Urbanität angepasster Verkaufsformate zunehmend die Lebensqualität in
den Wohnquartieren. Aus Sicht von Projektentwicklern und der Wohnungswirtschaft ergeben sich damit interessante Schnittmengen
für eine Zusammenarbeit mit den Handelskonzernen. Das zeigt die jüngst veröffentlichte Studie „Reurbanisierung des Lebensmittelein-
zelhandels“ des BFW gemeinsam mit Lidl und der BBE Handelsberatung.

Während Kunden fußläufig und bequem            großen Herausforderungen. Einerseits sind      Wahl eines attraktiven Standorts somit
Waren des täglichen Bedarfs einkaufen          innerstädtische Einzelhandelsflächen knapp     immer wichtiger, will er für seine Kunden
können, sichern sich die Handelsunterneh-      und erfordern neue Ideen bei der Flächen-      erreichbar bleiben. Gleichzeitig verändert
men dank der Nähe zum Kunden erfolg-           gestaltung, andererseits führen technische     sich das Mobilitätsverhalten der Menschen:
reich gegen die Konkurrenz der Online-Pu-      und kulturelle Transformationsprozesse wie     Das eigene Auto verliert – auch wegen
re-Player aus dem Internet ab. Und der         die Mobilitätswende oder ein wachsendes        zahlreicher Sharing-Angebote – immer
Plan scheint aufzugehen: Der Online-Anteil     Nachhaltigkeitsbewusstsein zu veränderten      mehr an Bedeutung, vor allem die tägli-
am Lebensmittelhandel bleibt schwindend        Erwartungen der Kunden an den Handel.          chen Einkaufswege werden mehr und mehr
gering und für die Kunden, die immer flexi-    Apropos Nähe: Vor allem Städter werden         zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigt.
bler einkaufen möchten, ist und bleibt der     immer distanzsensibler und legen immer
kurze Gang ins Geschäft bequemer als das       größeren Wert auf ein schnell erreichbares     Groß sind auch die demografischen Her-
Warten auf den Lieferboten. Mit Blick in die   und qualitatives Lebensmittelangebot, das      ausforderungen. Trotz wachsender Städte
Zukunft stehen die Lebensmittelhändler         am besten „auf dem Weg“ liegt. Für den         ist die deutsche Bevölkerung insgesamt
in den hochverdichten Zentren jedoch vor       Einzelhandel wird die (ohnehin schwierige)     rückläufig. Bis zum Jahr 2050 wird sie um
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                   Aktuelles aus der Immobilienbranche

                                                   gilt daher als ausgemacht. Innovative           vom Online-Handel abgrenzen. Dabei kön-
                                                   Store-Konzepte neuer Bauart legen den           nen auch sogenannte Upgradings und zu-
                                                   Fokus daher auf mehr Wohlfühlatmosphäre         sätzliche Services wie Salatbars, Backwaren
                                                   mithilfe höherwertigerer Store-Designs,         und Kaffeestationen helfen. Mit Zusatzan-
                                                   mehr Convenience-Angeboten, aber auch           geboten, beispielsweise Abholboxen oder
                                                   veränderte Mobilitätsangebote für den           andere „Click and Collect-Formate“, ver-
                                                   nicht-motorisierten Kunden. Davon profi-        suchen Nahversorger Kunden in weniger
                                                   tieren nicht nur sie selbst. Für die Entwick-   urbanen Gebieten an sich zu binden – so
                                                   ler von Wohnungen bietet die Integration        kann der Online-Handel auch zum Multi-
                                                   von Nahversorgern die Chance, attraktivere      plikator des stationären Geschäfts werden.
                                                   Quartiere zu schaffen, die nicht nur Woh-       Zusätzlich etablieren sich immer mehr
                                    Oben           nen, sondern auch andere Funktionen             erlebnisorientierte Einzelhandelskonzepte:
                                    woh-           umfassen.                                       Dabei setzt man vermehrt auf das Konzept
                               nen, unten                                                          der Markthallen, in denen regionale Händ-
                           einkaufen – die         Bei der Planung sollten daher Mixed-            ler ergänzende frische Produkte anbieten.
                       zunehmende Ver-             Use-Konzepte im Vordergrund stehen,             Die Markthallen-Konzepte verfügen meist
                      schmelzung unter-            die unterschiedliche Nutzungen inner-           über ein Vollsortiment an Lebensmitteln,
           schiedlicher Nutzungen birgt            halb eines Objekts ermöglichen. Mediales        inklusive gastronomischem Angebot und
         sowohl für den Einzelhandel als           Echo hat besonders die Überbauung der           Services zur Freizeitgestaltung.
    auch für Immobilienentwickler neue             Märkte mit Wohnungen hervorgerufen.
      Herausforderungen und Chancen.               Neben großflächigen Konzepten setzt der         Ganz gleich, ob sich der Kunde sein Gericht
                                                   innerstädtische Einzelhandel zudem auf          „to go“ von der Frischetheke mitnimmt
bis zu 6 Millionen Menschen schrumpfen             immer kleinteiligere Konzepte, die leichter     oder seinen Einkauf mit dem Leihlasten-
und im Mittel deutlich älter sein als heute,       in gemischt genutzte Objekte integriert         rad nach Hause transportiert: Einkaufen
sagen Prognosen voraus. Die Zielgruppe             werden können. Auf scheinbar immer              ist für viele nicht mehr das „notwendige
der über 60-Jährigen wird für die Handels-         verwickelteren Grundrissen gelingt es den       Übel“ wie einst. Gefragt sind stattdessen
unternehmen immer wichtiger. Gleich-               Nahversorgern ihre Märkte zu errichten –        Aufenthaltsqualität und andere Mehrwerte
zeitig steigt die Zahl der Zweipersonen-           auch wenn sie den Verkauf aus Platzgrün-        beim Einkauf. Daher braucht es neue und
und Single-Haushalte, welche statistisch           den enger als bisher auf Lebensmittel und       attraktive Konzepte, die die Wünsche der
vergleichsweise überdurchschnittlich viel          Drogerieprodukte zuschneiden müssen.            Kunden treffen und auf der Höhe der Zeit
Einkommen für Lebensmittel ausgeben.               Urbane Konzepte fokussieren sich vor-           sind, um sich erfolgreich in hochverdich-
Gestützt wird der Trend zu höheren Le-             wiegend auf Convenience-Angebote zum            teten Innenstadtlagen zu etablieren. Dabei
bensmittelausgaben durch ein wachsendes            Mitnehmen sowie frische Waren aus der           müssen Bestands- und Neubauimmobilien
ethisch-ökologisches Bewusstsein der Kun-          Region und bieten seltener Zusatzprodukte       sowie unterschiedlichste Interessen- und
den. Menschen sind zunehmend gewillt,              wie Unterhaltungstechnik oder Küchen-           Akteursgruppen zusammengedacht
mehr Geld für die tägliche Nahversorgung           und Haushaltsgeräte.                            werden. Zusätzlich gilt es, Verknüpfungen
auszugeben, wenn die Produkte im Gegen-                                                            zwischen Offline- und Online-Handel zu
zug höhere Qualitätsstandards wie „Bio“            Ganz und gar keine Abstriche werden hin-        finden, um mit neuen, kreativen Formaten
und „Fair-Trade“ bieten.                           gegen beim Flächendesign gemacht: Die           die Kunden auch dauerhaft überzeugen zu
                                                   Kunden erwarten heutzutage optisch an-          können.
Dass der Einzelhandel für die Zukunft neue         sprechende und moderne Stores, die den
Standort- und Flächenkonzepte entwerfen            Einkauf zu einem Erlebnis machen. Der sta-                                Markus Wotruba,
muss, um den Ansprüchen seiner neuen               tionäre Lebensmitteleinzelhandel kann sich                         Leiter Standortforschung,
Kundengeneration gerecht zu werden,                so durch attraktives Store-Design bewusst                            BBE Handelsimmobilien

                                                                          19
Energiekonsument und -Produzent in einem

Projekt Mieterstrom –
Ein Modell für die Zukunft?
Das in Eggenstein-Leopoldshafen bei Karlsruhe ansässige Wohnungsunternehmen Köhler & Meinzer hat im Rahmen des europäi-
schen Forschungsprojekts „CRAVEzero“ (www.cravezero.eu) die Heizenergieverbräuche seiner in den letzten zehn Jahren in unter-
schiedlichen energetischen Standards errichteten Mehrfamilienhäuser analysiert. Eine wesentliche Erkenntnis aus dieser Studie ist
die Tatsache, dass das Verhalten der Bewohner einen weit größeren Einfluss auf den Energieverbrauch einer Wohnung hat, als die
Qualität der thermischen Hülle oder die Effizienz der technischen Anlagen.

Das Wohnbauunternehmen hat sich deshalb         noch sämtliche Kohlekraftwerke. Gleichzeitig                Die Grenzen von
dazu entschlossen, bei zukünftigen Projekten    wird sich durch die Förderung von Wärme-         Contracting-Modellen
statt in die weitere Verbesserung der Dämm-     pumpen der Anteil des Stroms bei der
qualität der Gebäude in die Produktion von      Beheizung von Gebäuden weiter erhöhen,           Bei größeren Wohnanlagen wird das ein-
Energie aus regenerativen Quellen vor Ort       der Verkehr soll auf E-Mobilität umgestellt      gesetzte Blockheizkraftwerk (BHKW) häufig
zu investieren, um nicht nur in der Theo-       werden. Trotz Einsparbemühungen wird der         in einem Contracting-Modell von einem
rie Energie einzusparen. Ein wesentlicher       Strombedarf weiter steigen. Nach Plänen          externen Energiedienstleister betrieben. Je-
Bestandteil dieser Energiekonzepte ist die      der Bundesregierung soll dieser Bedarf           der Käufer wird in der Teilungserklärung zur
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Das hierbei         durch den weiteren Ausbau von erneu-             Abnahme der Wärme verpflichtet. Um einen
praktizierte Mieterstrommodell soll im Fol-     erbaren Energien gedeckt werden, wobei           hohen Eigenstromverbrauch zu gewährleis-
genden erläutert werden.                        Windkraft und Sonne eine entscheidende           ten, ist es das Ziel des Contractors, möglichst
                                                Rolle spielen sollen. Da diese beiden Ener-      alle Nutzer zur Stromabnahme zu bewegen.
          Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)            gieträger aber nicht beständig zur Verfü-
als wesentlicher Baustein der                   gung stehen, wird für die Gewährleistung         Durch die Preisstruktur des Contracting-Mo-
Energiewende                                    der Versorgungssicherheit der Einsatz von        dells mit einem hohen Fixkostenanteil und
                                                KWK eine wachsende Rolle spielen. Für die        einem vergleichsweise geringen verbrauchs-
Bis 2022 werden alle Atomkraftwerke             Betreiber von KWK-Anlagen bieten sich hier       abhängigen Anteil ergibt sich bei einem
abgeschaltet werden, bis 2038 zusätzlich        neue Chancen.                                    aktuellen Projekt von Köhler & Meinzer

                                                                      20
Immobilien Wirtschaft Baden-Württemberg                           Aktuelles aus der Immobilienbranche

      Bei einem aktuellen Projekt des Wohn-                  mit einer Photovoltaikanlage und einem                 Anreiz, sich mit dem Thema Energie zu
      bauunternehmens Köhler & Meinzer                       Batteriespeicher bleibt im Besitz der Woh-             beschäftigen. Sein Verbrauchsverhalten
      wird die Energieversorgung über ein                    nungseigentümergemeinschaft (WEG). Ziel                wird dadurch bewusster.
      Mieterstrommodell bestritten. Ziel ist es,             ist es, ein Maximum des vor Ort produ-
      ein Maximum des vor Ort produzierten                   zierten Stroms auch vor Ort zu verbrau-                           Forderungen an die Politik
      Stroms auch vor Ort zu verbrauchen. Die                chen. Die Erlöse des von der WEG an die                und zukünftige Chancen
      Erlöse des von der WEG an die Bewohner                 Bewohner verkauften Stroms werden dem
      verkauften Stroms werden dem Rückla-                   Rücklagenkonto der WEG gutgeschrieben.                 Durch komplizierte rechtliche Ausgestal-
      genkonto der WEG gutgeschrieben.                       Aus dieser Eigenstromvermarktung hat                   tungen sehen sich die meisten Hausver-
                                                             jeder Eigentümer einen echten Mehrwert.                waltungen außer Stande, das Mieterstrom-
                                                                                                                    modell zu managen. Mittlerweile gibt es
      durch den extrem günstigen Heizenergie-                            Bewusstseinswandel                         zwar Dienstleister auf dem Markt, die diese
      verbrauch der Wohnanlage ein sehr hoher                                                                       komplexe Administration übernehmen. Um
      Wärmepreis pro verbrauchter Kilowatt-                  Ein weiteres Ergebnis der eingangs be-                 der Wohnungswirtschaft aber die Scheu
      stunde. Das Wohnbauunternehmen sieht                   schriebenen Studie war die Erkenntnis,                 vor dem Mieterstrommodell zu nehmen, ist
      sich nun als Bauträger von Seiten der                  dass der Anteil der Heizkosten an den                  es von Seiten der Politik unabdingbar, die
      Käufer der Eigentumswohnungen dem                      jährlichen Nebenkosten der untersuchten                rechtlichen Rahmenbedingungen erheblich
      Vorwurf ausgesetzt, die Investitionskos-               Neubauwohnungen nur noch eine unter-                   zu vereinfachen. Die Einführung von intel-
      ten für die Heizungsanlage eingespart zu               geordnete Rolle spielt. Niedrige Heizkos-              ligenten Stromzählern wird es zukünftig
      haben und sich diese Kosten durch den                  ten bieten dem Mieter oder Eigentümer                  ermöglichen, den Strompreis zu flexibilisie-
      Nutzer über einen erhöhten Wärmepreis                  der Wohnung keinen Anreiz, sich kritisch               ren. Ein flexibler, bedarfsorientierter Betrieb
      finanzieren zu lassen.                                 mit seinem Energieverbrauch auseinander                der KWK-Anlagen kann deshalb in Zukunft
                                                             zu setzen. Bei dem oben beschriebenen                  die Wirtschaftlichkeit dieser Technologie
                  Das Mieterstrommodell                      Mieterstrommodell wird der Eigentümer                  weiter erhöhen und damit ihre Marktdurch-
                                                             nun aber auch zum Energieproduzenten,                  dringung, gerade auch im Zusammenhang
      Für den nächsten Bauabschnitt des Quar-                er ist nicht mehr nur noch Konsument.                  mit dem beschriebenen Mieterstrommodell,
      tiers hat sich das Unternehmen darum                   Intelligente Zähleinrichtungen ermöglichen             voranbringen.
      dazu entschlossen, statt des Contrac-                  ihm den sofortigen Zugriff auf die Menge
      ting-Modells zu einem Mieterstrommo-                   der größtenteils regenerativ produzierten                                              Gerold Köhler,
      dell zu wechseln: Das BHKW kombiniert                  Energie. Der Eigentümer hat nun einen                              Geschäftsführer Köhler & Meinzer

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