Info - Exzellenzclusters RESIST

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Heft 3/2020

                                          Das Magazin der Medizinischen Hochschule Hannover

                                                                                        Die neue
                                                                                         Normalität
                                                                                              Die MHH und das Virus

              NAMEN & NACHRICHTEN                    LEHREN & LERNEN                           GÄSTE & FESTE
              Ungewöhnlicher Antrittsbesuch:         Neue Gesichter: Die Studierenden          Süßes Dankeschön: Heimathonig
              Hannovers OB Onay in der MHH    _19   wählen neuen AStA                 _32    für die Pflegekräfte           _33
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2                                   EDITORIAL                                                                                                                                         info     3/2020                                                                                                                                              INHALT   3

                                               Maske + Abstand + Händewaschen =
                                               die Formel des Erfolgs
                                              S
                                                     onntagmorgen. Noch nicht ganz              All die Nörgler und Zeterer, die jetzt un-   – unter strengen Auflagen. Die Zahl der
                                                     wach aufs Rad gestiegen, zum Bä-       ken: „Seht ihr, ist doch alles gar nicht so      transplantierten Patientinnen und Patienten
                                                     cker gefahren und dann – Maske         schlimm gekommen, wär‘ doch alles gar            ist während des Lockdowns nicht gesunken,
                                               vergessen. Ist es Ihnen auch schon so er-    nicht nötig gewesen mit dem Lockdown“,           auch wir forschen, um das Virus und seine
                                               gangen? Und nicht nur einmal … Diese         sind ein Fall von klassischer Besserwisserei,    Auswirkungen besser zu verstehen. Wir alle
                                               kleinen Stücke Stoff oder Zelltuch kom-      frei nach dem Motto: Hinterher ist man im-       sind in der Phase, in der wir täglich Neues
                                               men derzeit ganz groß raus. Von vielen       mer schlauer! Wir sind natürlich alle froh,      lernen. Wissen schaffen – das vornehmliche
                                               fast schon gehasst, sind sie doch der ein-   unsere Freiheiten Stück für Stück wieder-        Ziel der Wissenschaft. All das lesen Sie in un-
                                               fachste Schutz vor dem Virus. Und wahr-      zuerlangen. Doch Vorsicht ist geboten.           serer Titelgeschichte auf den Seiten 6 bis 16.
                                               scheinlich einer der Gründe, warum wir       Wer darauf gesetzt hat, dass SARS-CoV-2              Doch damit nicht genug. Wir sagen ade
                                               im internationalen Vergleich so gut abge-    einfach so wieder verschwindet, dass es so       zu Iris Meyenburg-Altwarg, die mehr als                           Alle sehnen sich nach dem Tag, an dem wir den Mund-Nasen-Schutz nicht mehr brauchen. Doch bis dahin stellt die Maske einen effektiven und einfachen
                                               schnitten haben. Klar, regelmäßiges Hän-     schlimm schon nicht werden wird, ist eines       20 Jahre lang die Geschäftsführung des                            Schutz dar.
                                               dewaschen ist der zweite wichtige Punkt,     Besseren belehrt worden.                         Bereichs Pflege innehatte (Seite 19). Und
                                               Abstandhalten der dritte. Gepaart mit un-        Der Weg zurück in die Normalität sollte      dann stellen wir Ihnen noch zwei Frauen                           Just erläutert die Veränderungen im Mo-              Bleiben Sie auch weiterhin lieber etwas        Meine Kolleginnen und ich wünschen
                                               serer legendären deutschen Gründlichkeit     ein Weg der kleinen Schritte sein. Wir als       vor, die in der von Männern dominierten                           dellstudiengang HannibaL (Seite 30/31),           vorsichtiger. Und wenn Sie zum Einkaufen          Ihnen einen erholsamen Sommer.
                                               hat uns das alles bisher so gut durch die    MHH lassen seit Anfang Juni wieder Be-           Welt der Chirurgie ihre Berufung gefunden                         während Professor Thum uns in die Welt            fahren, schauen Sie vorher nach, ob Sie                                       Ihr Stefan Zorn
                                               Krise getragen.                              sucherinnen und Besucher in unsere Klinik        haben (Seite 22). Studiendekan Professor                          der Mikro-RNAs mitnimmt (Seite 26/27).            einen Mund-Nasen-Schutz dabei haben.                  Leiter der Stabsstelle Kommunikation

                                                  Aktuelle Neubauprojekte
                                                                                          der Genossenschaft
                                                                                                                                                      Am Seelberg                                      C-Brace® Gehen trotz Lähmung
                                             Albrechtstraße
                                                                                                                                                                                                                                                                           Sicher gehen. Mit dem C-Brace® hat Ottobock die Orthetik
                                                                                            Vitalquartier                                                                                                                                                                  grundlegend verändert. Das weltweit erste mechatroni-
                                                                                                                                                                                                                                                                           sche SSCO®-System*, das sowohl die Stand- als auch die
                                                                                                                                                                                                                                                                           Schwungphase durch Sensortechnologie regelt.
                                                                                                                                                       Fünf dreigeschossige Wohnhäuser                                                                                      Vorteile des C-Brace®
                                                                                                                                                       mit 25 Wohnungen in Misburg
                                                                                                                                                                                                                                                                            • Kontrolliertes Gehen auch auf unebenem Boden
                                              Zwei Wohnhäuser mit 26 Wohnungen                                                                                                                                                                                              • Leichteres Laufen auf Schrägen
                                              in Misburg
                                                                                                                                               Kleefelder Hofgärten                                                                                                         • Treppabgehen im Wechselschritt
                                                                                             Drei Häuser mit 44 Wohnungen
                                                                                                                                                                                                                                                                            • Weniger Ausgleichsbewegungen notwendig, dadurch bessere
                                                                                             in der Nähe der Seelhorst
                                                                                                                                                                                                                                                                              Körperhaltung und weniger Folgeschäden
                                                 Schweriner Straße                                                                                                                                                                                                          • Bewegliches Knöchelgelenk ermöglicht natürlicheres Auftreten und Abrollen
                                                                                                                                                                                                                                                                            • Unauffällig zu tragen, auch unter der Kleidung
Visualisierung und Ausstattung ohne Gewähr

                                                                                                                                                                                                                                                                            • Leistungsstarker Akku hält in geladenem Zustand den ganzen Tag
                                                                                                                                                                                                                                                                            • Modi per Smartphone App einstellbar

                                                                                                                                                                                                                                                                            Mehr zum Thema auf unserer Webseite.
                                                                                                                                                Häusergruppe mit 83 Wohnungen
                                                                                                                                                in Kleefeld
                                                                                                                                                                                                                                                                           Vereinbaren Sie mit uns einen Termin, um das C-Brace® Beinorthesensystem von
                                                                                                                                                                                                                                                                           Ottobock kostenlos zu testen.
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                                                  in Kleefeld
                                                                                                                 Mehr unter kleefeldbuchholz.de
                                                                                                                                                                                                      Orthopädietechnik im Annastift        Telefon: 0511-53584-0
                                                                                                                                                                                                      Anna-von-Borries-Str. 2               E-Mail: info@john-bamberg.de
                                                                                                                                                                                                      30625 Hannover                        Web:     www.john-bamberg.de
Info - Exzellenzclusters RESIST
4   INHALT                                                                                                                                         info     3/2020                                                                                                                                         INHALT   5

                                                                                                                                                                                                                                                           IMPRESSUM
                                                                                                                                                                                                                                                           Herausgeber
                                                                                                                                                                                                                                                           Das Präsidium der Medizinischen Hochschule
                                                                                                                                                                                                                                                           Hannover (MHH).
                                                                                                                                                                                                                                                           Der Inhalt namentlich gekennzeichneter
                                                                                                                                                                                                                                                           Beiträge unterliegt nicht der Verantwortung
                                                                                                                                                                                                                                                           der Herausgeber und der Redaktion. Abdruck
                                                                                                                                                                                                                                                           honorarfrei. Redaktionsschluss für die nächste
                                                                                                                                                                                                                                                           Ausgabe ist am 31. Juli 2020.

                                                                                                                                                                                                                                                           Chefredaktion
                                                                                                                                                                                                                                                           Stefan Zorn (stz)

                                                                                                                                                                                                                                                           Redaktion
                                                                                                                                                                                                                                                           Bettina Bandel (bb)
                                                                                                                                                                                                                                                           Claudia Barth (cb)
                                                                                                                                                                                                                                                           Alexandra Busch (ab)
                                                                                                                                                                                                                                                           Simone Corpus (sc)
                                                                                                                                                                                                                                                           Bettina Dunker (dr)
                                                                                                                                                                                                                                                           Tina Gerstenkorn (tg)
        Das Titelbild hat Karin Kaiser                                                                                                                                                                                                                     Camilla Mosel (cm)
        fotografiert.                                                                                                                                                                                                                                      Kirsten Pötzke (kp)

                                                                                                                                                                                                                                                           Fotoredaktion
                                                                                                                                                                                                                                                           Karin Kaiser

                                                                                                                                                                                                                                                           Layout und Realisierung
                                                                                                                                                                                                                                                           Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG
                                                                                                                                                                                                                                                           August-Madsack-Straße 1
                                                                                                                                                                                                                                                           30559 Hannover
        DIE NEUE NORMALITÄT                                                                                                                                                                                                                                Telefon (0511) 518-3001
          _6       Gespräch mit MHH-Präsident                                                                                                                                                                                                              www.madsack-agentur.de
                   Professor Manns und
                                                                                                                                                                                                                                                           Anzeigen
                   Vizepräsident Professor Welte:
                                                                                                                                                                                                                                                           Günter Evert
                   „Die Pandemie ist
                                                       Zwei von wenigen: Privatdozentin Dr. Inga Peters und Dr. Nina Harke sind Chirurginnen in der Klinik für Urologie und Urologische Onkologie                                                   _22   Verlagsgesellschaft Madsack
                   noch nicht vorbei“                                                                                                                                                                                                                      GmbH & Co. KG
                                                                                                                                                                                                                                                           30148 Hannover
                                                                                                                                                                                                                                                           Kontakt Anzeigenverkauf:
                                                                                                                                                                                                                                                           Telefon (0511) 518-2153 oder -2114
                                                                                                                                                                                                                                                           Auflage: 14.000 Exemplare

                                                                                                                                                                                                                                                           Druck
                                                                                                                                                                                                                                                           Möller Druck und Verlag GmbH
                                                                                                                                                                                                                                                           16356 Ahrensfelde bei Berlin
                                                                                                                                                                                                                                                           Telefon (030) 41 909-0
                                                                                                                                                                                                                                                           info@moellerdruck.de
                                                                                                                                                                                                                                                           Gedruckt auf 100-prozentigem Recycling-Papier

                                                                                                                                                                                                                                                           Online-Ausgabe
                                                                                                                                                                                                                                                           Das MHHinfo ist auch im Internet zu finden unter
                                                                                                                                                                                                                                                           www.mhh.de/presse/publikationen
Auftragskiller: Renaissance der Bakteriophagen  _24         Weniger Tierversuche: DFG verlängert Förderung     _28             Letzte Runde: Was wird    nach HannibaL kommen? _30                Kreative Idee: Patient dankt mit Schokolade    _34
                                                                                                                                                                                                                                                           Fotos
                                                                                                                                                                                                                                                           Alle Fotos von Karin Kaiser außer:
                                                                                                                                                                                                                                                           Katharina Homann (5), Stefan Zorn (6, 7),
          _8       Die erfolgreiche Regel für          _14      „Wir haben trotz der                  _20       Zum Tod von Marianne Bauer                          FORSCHEN UND WISSEN                              LERNEN UND LEHREN                     Webredaktion (14), privat oder aus
                   Besuche in der MHH: 3 mal 1                  Pandemie weiter                       _21       Dienstjubiläen                                      _25       Geförderte Forschung                   _30      Auf in die letzte Runde:     Abteilungen (21, 34), Lisa Weigelt (23)
          _8       Das müssen Gäste jetzt                       transplantiert“                       _21       Ehrungen und                                                  an der MHH                                      Modellstudiengang HannibaL
                   beachten                            _14      Maximaler Infektionsschutz                      Auszeichnungen                                      _25       MHH gewinnt Wettbewerb                 _32      Neuer AStA: Die Krise        Anschrift der Redaktion
                                                                                                                                                                                                                                                           Medizinische Hochschule Hannover
        _10        Weltweit geforscht,                                                                _22       Zwei von wenigen:                                             mit Herz aus dem Labor                          als Chance nutzen
                                                                                                                                                                                                                                                           Stabsstelle Kommunikation
                   an der MHH gefunden                 NAMEN UND NACHRICHTEN                                    PD Dr. Inga Peters und                              _26       mikroRNAs – Erfolgsgeschichte
                                                                                                                                                                                                                                                           Stefan Zorn
        _10        Verbesserte Diagnose                _18      Iris Meyenburg-Altwarg,                         Dr. Nina Harke                                                der mächtigen Winzlinge                GÄSTE UND FESTE                       Carl-Neuberg-Straße 1
                   bei einer seltenen Form                      Geschäftsführung Pflege,                                                                            _28       Tierversuche: Vermeiden,               _33      Ein süßes Dankeschön         30625 Hannover
                   von Lungenhochdruck                          verabschiedet sich                    BEHANDELN UND PFLEGEN                                                   verringern, vermindern                 _34      Ein Dank von Herzen          Telefon (0511) 532-6772
        _12        „Es waren die lehrreichsten         _19      Onay spendet Blut für                 _23       Keine schnellen                                     _29       Neu an der MHH:                                                              Fax (0511) 532-3852
                                                                                                                                                                              Professor Lauber                                                             zorn.stefan@mh-hannover.de
                   Wochen meines Studiums“                      Therapie von COVID-19                           Entscheidungen
                                                       _20      Trauer um Matthias Fiebag             _24       Auftragskiller statt Antibiotika:                   _29       Professorin Ravens ist nun
                                                                                                                                                                                                                                                           ISSN 1619-201X
                                                                                                                Renaissance der Bakteriophagen
Info - Exzellenzclusters RESIST
6   DIE NEUE NORMALITÄT                                                                                                                             info   3/2020                                                                                                               DIE MHH UND DAS VIRUS        7

      „Die Pandemie ist                                                                                                                                                                                                                                      sind gar nicht die Hauptrisikogruppe. Blut­
                                                                                                                                                                                                                                                             hochdruckpatienten, Diabetiker und vor
                                                                                                                                                                                                                                                             allem Übergewichtige haben ein hohes Ri-
                                                                                                                                                                                                                                                             siko, wirklich schwer zu erkranken.

      noch nicht vorbei“                                                                                                                                                                                                                                         Erste Auswertungen zeigen, dass eine
                                                                                                                                                                                                                                                             nennenswerte Anzahl von Patienten noch
                                                                                                                                                                                                                                                             lange Symptome zurückbehält. Eines der
                                                                                                                                                                                                                                                             Hauptsymptome, bei denen, die eigentlich
                                                                                                                                                                                                                                                             wieder gesund sind, ist Mattigkeit. Die Pa-
      Das SARS-CoV-2-Virus bestimmt auch weiterhin unser Leben.                                                                                                                                                                                              tienten sind erschöpft, wenn sie eine halbe
      Welche Auswirkungen es an der MHH gibt, beschreiben                                                                                                                                                                                                    Treppe steigen, obwohl Lunge und Herz
                                                                                                                                                                                                                                                             normal funktionieren. „Diese Erschöpfung
      Präsident Professor Manns und Vizepräsident Professor Welte                                                                                                                                                                                            wird zwar mit jedem Tag weniger, aber ist
                                                                                                                                                                                                                                                             mehr und ausgeprägter, als ich es je bei

      A
               m 2. Juni war es endlich soweit: delten Menschen sind schwer erkrankt – oft                                                                                                                                                                   irgendeiner anderen Erkrankung gesehen
               Nach 84 Tagen im Notfallmodus auch in Notfallsituationen. „Daher konnten                                                                                                                                                                      habe“, sagt Pneumologe Professor Welte.
               ging die MHH wieder in den Nor- wir in den ersten sechs Monaten 75 Pro-                                                                                                                                                                       „Es scheint auch zu einer Veränderung im
      malbetrieb über. In dieser Zeit hatte das Prä- zent unseres stationären Leistungsniveaus                                                                                                                                                               Nervensystem zu kommen. Die akut Er-
      sidium gemeinsam mit der Krankenhausein- halten, bei ambulanten Patienten sind wir                                                                                                                                                                     krankten sind viel verwirrter als sonst. Und
      satzleitung (KEL) die gesamten Geschicke teils auf 50 Prozent zurückgefallen, da ja                                                                                                                                                                    genesende Patienten klagen über Gedächt-
      der Hochschule zentral gelenkt. Eine Phase, die elektive Versorgung nicht mehr erlaubt                                                                                                                                                                 nisstörungen und Alpträume.“
      in der die Hochschule wegen eines Erlass‘ war“, betont der Vizepräsident. „Jetzt nä-
      des Landes Niedersachsen gezwungen hern wir uns wieder einer normalen Aus-                                                                                                                                                                             Impfstoff-Entwicklung dauert
      war, Elektivbehandlungen einzustellen, um lastung in allen Bereichen, immer abhängig
      Platz für mögliche COVID-19-Patientinnen davon, wie es mit SARS-CoV-2 weitergeht.“                                                                                                                                                                          Die Forschung nach einem Impfstoff
                                                                                                                                                                                                                          Zurück zur Normalität:
      und -Patienten vorhalten zu können. „Wir          Die Politik hat den Kliniken Kompensa-                                                                                                                                                                 und Medikamenten läuft weltweit auf
                                                                                                                                                                                                                          In der Ladenpassage
      haben die Ambulanzen geschlossen und tionszahlungen für leerstehende Bereiche                                                                                                                                       im Zentralen Bettenhaus              Hochtouren. An der MHH werden mehrere
      geplante Operationen verschoben“, erläu- zugesagt. Doch Professor Manns ist skep-                                                                                                                                   nimmt der Publikumsverkehr zu.       SARS-CoV-2-Impfstoffe getestet. Doch Pro-
      tert MHH-Präsident Professor Dr. Michael tisch: „550 Euro Ausgleichszahlung pro                                                                                                                                                                          fessor Manns dämpft zu hohe Erwartun-
      Manns. Ausgenommen waren Krebspati- nicht belegtem Bett wird nicht reichen. Jetzt                                                                                                                                                                        gen: „Gegen das jetzt existierende Virus
      entinnen und -patienten, für die eine on- sind 760 Euro in der Diskussion. Die Vorhal-        nicht unterbunden. Der französische Teil                    Krankenhausbetten und zu viele Kliniken.      „Erst löste es schwere Atemnot aus, später wird es wahrscheinlich einen Impfschutz
      kologische Behandlung weitergeführt und tekosten für ein Bett in der Universitätskli-         der Schweiz hat eine viermal so hohe In-                    Jetzt waren wir froh, dass wir diese Kapa-    nur noch Schnupfen. Anpassung an den geben. Aber vielleicht hat es sich verändert,
      nicht unterbrochen wurde. „Ein niedriger nik liegen aber bei 980 Euro.“ Ein Ausgleich         fektionsrate wie der deutsche.“                             zitäten hatten. Wir Deutsche haben in der     Wirt ist ein Prinzip der Evolution. Die Mikro­ wenn der Impfstoff zur Verfügung stehen
      Prozentsatz ist aber aus Angst vor einer An- im ambulanten Bereich sei zudem schwer               Die MHH hat bis zum 30. Juni 60 Men-                    Medizinforschung immer nach England und       organismen wollen auch nicht, dass ihr wird.“ Alternativ zu einem Impfstoff ent-
      steckung im Krankenhaus selbst nicht zur zu berechnen. „Und es bleibt die Frage, ab           schen behandelt, die an COVID-19 erkrankt                   Amerika geschaut. Beide Länder sind mit       Wirt, der Mensch, stirbt – und sie mit ihm.“ schlüsseln Forscher den Lebenszyklus des
      Tumornachsorge gekommen und hat Ope- wann diese Ausgleichszahlungen gewährt                   waren, davon 30 auf Intensivstation. Ende                   ihren Top-Universitäten in der Forschung                                                       SARS-CoV-2-Virus und entwickeln Mole-
      rationen abgesagt“, ergänzt der Präsident.     werden und für wie lange.“                     Juni wurden noch drei Menschen auf der                      grandios. Trotzdem hat das Gesundheits-       „Es kann jeden erwischen“                        küle, die als Medikament eine Vermehrung
          Professor Dr. Tobias Welte, als kom-                                                      Intensivstation 14 beatmet und sieben Pati-                 system in beiden Ländern jetzt versagt, die                                                    des Virus blockieren und so zur Heilung
      missarischer Vizepräsident zuständig für „Niemand wurde benachteiligt“                        enten auf Normalstation. Niedersachsen ist                  Sterblichkeitsraten sind extrem hoch.“            „Wir haben jetzt einen leichten Anstieg führen. Professor Welte ergänzt: „Selbst
      die Krankenversorgung, betont, dass die                                                       bisher verhältnismäßig gut durch die Pan-                       Ein Grund, warum Deutschland und          der Infektionen, aber die Sterblichkeitsra- wenn alles optimal läuft, werden wir keinen
      MHH während der ganzen Zeit den Not-              Während des Lockdowns stellten sich         demie gekommen. War alle Vorsorge also                      auch die MHH so gut durch die Krise ge-       ten gehen weiter zurück“, betont Professor Impfstoff vor Mitte nächsten Jahres haben.
      fallbetrieb komplett weiterlaufen lassen Viele die Frage, ob Patientengruppen weni-           übertrieben? Nein, meinen die beiden Pro-                   kommen sind, sind die Beschäftigten im        Manns. Gerade ältere Menschen sind au- Und Corona wird nicht verschwinden. Das
      konnte. „Gleichzeitig haben wir die Mög- ger oder schlechter behandelt werden wür-            fessoren. „Im Nachhinein wissen es immer                    Gesundheitswesen. „Die Disziplin, das En-     ßerordentlich vorsichtig ge-                                    heißt, wir werden weiterhin
      lichkeit geschaffen, im Notfall 80 Intensiv- den. Die beiden Mediziner sehen dafür kei-       alle besser“, sagt der Präsident. Und sein                  gagement und die Solidarität aller Mitar-     worden. Das Durchschnittsal-                                    Kapazitäten für die Betreu-
      betten für COVID-19-Patienten bereit zu ne Anzeichen. „Interessant wird sein, was             Vize fügt hinzu: „Wir haben ein paar glück-                 beiterinnen und Mitarbeiter der MHH war       ter der Neuinfizierten ist im                                   ung von COVID19-Patienten
      stellen, außerdem hätten wir bis zu 300 spätere Auswertungen zu Schlaganfall-                 liche Umstände gehabt: Wir haben gese-                      ungeheuerlich – von Studierenden über         Durchschnitt um zehn Jahre                                      bereithalten müssen.“
      COVID-19-Betten auf Normalstation nut- und Herzinfarktpatienten ergeben wer-                  hen, was in anderen Ländern passiert und                    Technik und Verwaltung bis hin zu Pflege      gesunken. „Auch junge Men-                                          Die Professoren Manns
      zen können“, sagt Professor Welte. „Heu- den“, sagt der Präsident, „ob wirklich viele         konnten uns vorbereiten. In Italien dagegen                 und Ärzteschaft“, betont der Präsident.       schen können schwer erkran-                                     und Welte raten weiterhin
      te wissen wir: Das haben wir alles nicht Menschen ihre Symptome zu lange igno-                grassierte das Virus bereits seit Wochen, be-               „Wir hatten in der akuten Corona-Zeit den     ken“, meint Professor Welte,                                    zur Vorsicht: „Kontaktver-
      gebraucht. Aber in der Anfangsphase der riert haben. Ich glaube aber nicht, dass eine         vor es das erste Mal diagnostiziert wurde.“                 niedrigsten Krankenstand seit 30 Jahren       „man muss sich bewusst                                          meidung ist einfach das
      Pandemie mussten wir mit Schlimmerem Patientengruppe systematisch benachtei-                  Hinzu komme, dass in Deutschland zuerst                     gehabt. Wir als Präsidium möchten uns da-     sein, dass es jeden erwischen                                   wirksamste Mittel.“ Risiko-
      rechnen.“ Professor Welte hat enge persön- ligt war.“ Deutschland habe keine erhöhte          die heimkehrenden Skifahrer aus Ischgl be-                  für herzlich bedanken.“                       kann.“                              MHH-Vizepräsident Profes- faktoren seien enge, schlecht
      liche Kontakte nach Italien, er                              Sterblichkeit zu verzeichnen     troffen waren – das waren überwiegend                           Mittlerweile haben sich in Deutschland        SARS-CoV2 ist ein neues sor Welte                           durchlüftete Räume. „Singen
      ist dort aufgewachsen. „Ich                                  gehabt, ergänzt Professor        junge gesunde Menschen. In Italien und                      die Bedingungen geändert – die erste Welle    Virus. „Es befällt zwar primär                                  ist besonders problematisch,
      habe jeden Tag in Telefona-                                  Welte. „In der Schweiz da-       Spanien hingegen habe das Virus früh Al-                    ist abgeebbt, jetzt bestimmen Ausbruch­       die Atemwege“, erklärt Professor Welte, weil dabei mehr Aerosole entstehen und
      ten mit Freunden dort gehört,                                gegen richtete sich das nach     tenheime und Familien mit vielen älteren                    szenarien wie in Rheda-Wiedenbrück das        „aber dann macht es etwas sehr Seltsames: diese durch die Vibration bis zu sechs Meter
      was dort geschieht und wir                                   den Sprachgrenzen. Es gab        Bewohnern erreicht. Ein weiterer wichtiger                  Geschehen. Manns und Welte sind sich          Es schädigt nicht die Atemwegszellen selbst, weit getragen werden“, sagt Welte. „Was
      mussten befürchten, dass wir                                 keine Übersterblichkeit in der   Punkt: In Deutschland gibt es 40 Prozent                    einig, dass niemand vorhersagen kann,         wie beispielsweise Influenza, der Grippeer- wir jetzt an Ausbrüchen in Deutschland se-
      das hier auch bekommen.“                                     deutschsprachigen Schweiz,       mehr Intensivbetten als in Italien.                         ob es im Herbst zu einer zweiten Welle        reger. Corona gelangt in die Blutbahn und hen, kommt nicht aus heiterem Himmel“,
          Die MHH ist eine hoch-                                   aber eine deutliche in den           „Wir brauchen im Gesundheitssys-                        kommen wird. „Manche Pandemien sind           schädigt die Zellen, die die Blutgefäße aus- sagt der MHH-Präsident. „Diese Hotspots
      schulmedizinische      Einrich-                              französisch- und italienisch-    tem eine gewisse Reserve, das hat Coro-                     einfach nach einem Jahr nicht wieder auf-     kleiden, die Endothelzellen.“ Es bilden sich entstehen in der Regel dort, wo Menschen
      tung der Maximalversorgung, MHH-Präsident Professor sprachigen Gebieten. Der                  na gezeigt“, erläutert der MHH-Präsident.                   geflammt“, erinnert Professor Welte. In an-   Gerinnsel in den ganz kleinen Gefäßen. Für eng zusammenkommen. Die Pandemie ist
      extrem viele der hier behan- Manns                           Grenzverkehr war zu Anfang       „Deutschland wird oft kritisiert für zu viele               deren Fällen habe sich das Virus verändert.   die Patienten heißt das: Atemwegskranke noch lange nicht vorbei.“stz
Info - Exzellenzclusters RESIST
8   DIE NEUE NORMALITÄT                                                                                                                                 info   3/2020                                                                                                                    DIE MHH UND DAS VIRUS      9

                                                                                                                                                                        Saskia Landau: „Ich komme jeden                  Cornelia Zeller: „Insgesamt läuft es           Klaus-Günther Nofz: „Es ist optimal
                                                                                                                                                                        Tag, um meine Mutter auf der Inten-              gut. Man muss etwas Geduld mitbrin-            geregelt. Man füllt den Zettel aus,
                                                                                                                                                                        sivstation zu besuchen. Bis jetzt bin ich        gen, aber eigentlich ist auch der erste        bekommt eine neue Maske, desinfiziert
                                                                                                                                                                        immer gut durch den Anmeldebereich               Ansturm um 14 Uhr schnell vorbei. Am           sich die Hände und kann auf die Stati-
                                                                                                                                                                        gekommen, lange warten musste ich                Wochenende ist es voller als unter der         on. Wenn man zurückkommt, gibt man
                                                                                                                                                                        nie. Die Besuchszeit von einer Stunde            Woche. Ich komme immer um dieselbe             den Zettel wieder ab. Lange warten
                                                                                                                                                                        schöpfe ich immer voll aus.“                     Zeit, um meine Mutter zu besuchen.“            musste ich bisher nicht.“

                                                                                                                                                                    dem betreffenden Tag schon einen ande-          gang meist schon eine Menschenschlan-           offiziellen“ Eingänge der Hochschule im
                                                                                                                                                                    ren Gast hatte.                                 ge. Doch diese löst sich üblicherweise          Auge.
                                                                                                                                                                        Die Anzahl der Besucherinnen und            nach wenigen Minuten auf. An den Ser-               „Insgesamt klappt es mit den Besu-
      Am Service-Stützpunkt am Haupteingang: Normalerweise sind die Formalitäten schnell erledigt.
                                                                                                                                                                    Besucher im Bettenhaus ist auf 500 pro          vicepoints kümmern sich vier studentische       chen unter den Bedingungen sehr gut“,
                                                                                                                                                                    Tag beschränkt. Diese Grenze wurde aller-       Hilfskräfte um die Besucherinnen und Be-        bilanziert Dr. Ringe. „Wir schauen jetzt

      Die erfolgreiche Regel für Besuche
                                                                                                                                                                    dings bisher noch nicht erreicht. Zunächst      sucher. Sie überprüfen die Formulare, ge-       von Tag zu Tag und von Woche zu Woche
                                                                                                                                                                    waren die Angehörigen und Freunde eher          ben neue Mund-Nasen-Masken aus und              wie sich die Dinge entwickeln. Wenn nö-
                                                                                                                                                                    zurückhaltend, erst nach einigen Tagen          fordern zur Handdesinfektion auf. „Die          tig, passen wir die Regeln an.“ Wie lan-
                                                                                                                                                                    steigerte sich die Zahl der Besucherinnen       Studis machen ihren Job toll“, lobt Hen-        ge die besonderen Besuchsregeln noch

      in der MHH: 3 mal 1                                                                                                                                           und Besucher und erreicht nun an Wo-
                                                                                                                                                                    chenenden auch mal mehrere Hundert
                                                                                                                                                                    Gäste. Wer eine Patientin oder einen Pa-
                                                                                                                                                                                                                    ryk-Tomasz Fabiszak, Sachgebietsleiter
                                                                                                                                                                                                                    Service und Information.
                                                                                                                                                                                                                       Aber auch die Besucher verhalten sich
                                                                                                                                                                                                                                                                    gelten, kann er nicht sagen. „Das hängt
                                                                                                                                                                                                                                                                    hauptsächlich davon ab, wie lange die
                                                                                                                                                                                                                                                                    Verordnung des Landes noch bindend
                                                                                                                                                                    tienten besuchen möchte, muss, entwe-           sehr kooperativ. „Sie haben großes Ver-         ist.“ Die Erfahrungen mit den aktuellen
      Trotz COVID-19 sind Patientenbesuche unter Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen wieder erlaubt                                                                 der online oder am Terminal, ein Formular       ständnis für die Maßnahmen und halten           Besuchsregeln, ist sich Dr. Ringe sicher,
                                                                                                                                                                    mit persönlichen Daten ausfüllen. „Das          sich an die Regeln“, stellt Fabiszak fest.      sind auf jeden Fall wertvoll für die Zu-

      V
              iele Wochen lang herrschte in der        line-Registrierung hat den Vorteil, dass          sich die Gäste aber auch am Eingang zur                    ist unbedingt notwendig, weil wir im Fall       Bisher habe es keine ernsthaften Be-            kunft. „Vielleicht können wir davon et-
              MHH ein Besuchsverbot – von we-          der Besuch zum gewünschten Zeitpunkt              Klinik anmelden, dort stehen entsprechen-                  einer Neuinfektion nur so die Nachverfol-       schwerden von Gästen gegeben. Bei der           was im MHH-Neubau umsetzen“, sagt er.
              nigen Ausnahmen abgesehen. Für           gewährleistet ist“, erklärt Dr. Bastian Rin-      de Servicepoints bereit. Allerdings ist auf                gung der Kontaktpersonen sicherstellen          Umsetzung der Besuchsregeln wird die            Und noch einen positiven Aspekt hat das
      die Patientinnen und Patienten, aber auch        ge, einer der beiden Leiter der COVID-19          diesem Weg nicht sichergestellt, dass der                  können“, erklärt Dr. Ringe.                     MHH auch vom Technischen Gebäude-               Prinzip aus mehr Sicherheit und Kontrol-
      für deren Angehörige und Freunde war             Task Force und Organisator des aktuellen          gewünschte Besuch sofort möglich ist –                         Die Besuchszeit im Bettenhaus beginnt       management und vom Sicherheitsdienst            le: Die Zahl der Diebstähle in der MHH ist
      das eine schwierige Zeit. Mittlerweile hat       Besuchermanagements. Alternativ können            beispielweise weil der Patient vielleicht an               um 14 Uhr. Kurz vorher steht am Ein-            unterstützt. Dieser hat vor allem die „in-      drastisch zurückgegangen. tg
      sich die Corona-Lage deutlich entspannt,
      und seit dem 2. Juni sind Besuche in der
      Klinik wieder erlaubt. Um das Infektions-
      risiko mit dem Coronavirus weiterhin so
      gering wie möglich zu halten, gelten be-
      stimmte Sicherheitsmaßnahmen. Sie be-
                                                          Das müssen die Gäste jetzt in der Klinik beachten
      ruhen auf einer Verordnung des Landes
      Niedersachsen.
          Im Bettenhaus der MHH, dort wo sich
                                                         E   ndlich: Seit dem 2. Juni dürfen die Pati-
                                                             entinnen und Patienten der MHH wie-
                                                          der Besuch empfangen. Zu ihrem Schutz
                                                                                                          des Krankenhausaufenthaltes einer Pati-
                                                                                                          entin oder eines Patienten möglich.
                                                                                                          2. Die Hygienevorgaben müssen drin-
                                                                                                                                                                    Servicepoints in den Eingangsbereichen.
                                                                                                                                                                    Dann ist allerdings nicht gewährleistet,
                                                                                                                                                                    dass ein sofortiger Besuch möglich ist.
                                                                                                                                                                                                                    6. Wer darf nicht besucht werden? COVID-
                                                                                                                                                                                                                    19-Patientinnen und -Patienten, COVID-19-
                                                                                                                                                                                                                    Verdachtsfälle, Patientinnen und Patien-
                                                                                                                                                                                                                                                                   9. Ein Besuch in der Medizinischen Hoch-
                                                                                                                                                                                                                                                                   schule ist nicht möglich, wenn jemand
                                                                                                                                                                                                                                                                   selber akute Erkältungssymptome zeigt
      die meisten Stationen befinden, gilt die 3          und zum Schutz der Besucherinnen und            gend eingehalten werden: Alle Besucher                    4. Die Besucherinnen und Besucher müs-          ten in den Notaufnahmen und auf den            oder in den vergangenen 14 Tagen Kon-
      mal 1-Regel: Pro Tag eine Besuchsperson             Besucher sowie der Beschäftigten müssen         erhalten am Eingang einen Mund-Nasen-                     sen ein Formular mit den eigenen Kontakt-       Intensivstationen 14 und 78, Transplanta-      takt zu einer COVID-19 positiven Person
      für einen Patienten für eine Stunde. So             jedoch Sicherheitsmaßnahmen beachtet            Schutz, der während des Aufenthaltes ge-                  daten online ausfüllen, ausdrucken und          tionspatientinnen und -patienten. Weitere      hatte.tg
      oder so ähnlich sehen die Besuchsregeln             werden. Diese beruhen auf Regelungen,           tragen werden muss. Abstandsregel und                     beim Betreten des Hauses vorzeigen. Beim        Ausnahmeregelungen sind möglich. Auf
      auch in anderen niedersächsischen Klini-            die das Land Niedersachsen erlassen hat.        Händehygiene sind einzuhalten.                            Verlassen des Hauses muss das Formular          der KMT-Station gilt eine Sonderregelung.          Bei Fragen können sich Besucherinnen
      ken und Pflegeeinrichtungen aus.                                                                    3. Die Anzahl der Besucher ist auf 500                    abgegeben werden.                               7. In der MHH-Kinderklinik und im                  und Besucher an die Besucher-Hotline
          Eine Besonderheit der MHH ist die               1. Zu Besuch kommen dürfen pro Tag nur          pro Tag beschränkt. Grundsätzlich gilt,                   5. Der Zugang zur MHH ist nur an folgen-        MHH-Palliativbereich ist weiterhin ein Be-         wenden: Telefon (0511) 532-5100,
      Möglichkeit, sich bis zu 24 Stunden vor             ein Besucher pro Patient für eine Stunde.       dass 24 Stunden vor dem Besuch eine On-                   den Eingängen möglich: Hauptgebäude             sucher pro Patient pro Tag erlaubt.                montags bis donnerstags von 7.30 Uhr
      dem geplanten Besuch online anzumel-                Die Besuchszeiten liegen zwischen 14 und        line-Anmeldung erforderlich ist. Sie muss                 (Gebäude K06), Kinderklinik (Gebäude            8. Für den Kreißsaal und die Mut-                  bis 16 Uhr und freitags von 7.30 Uhr bis
      den. Dafür hatte das ZIMt, allen voran              18 Uhr (letzter Einlass), der Besuch darf       erfolgen unter www.mhh.de/besuch. Wer                     K10), Klinik für Frauenheilkunde und Ge-        ter-Kind-Station 82 gelten gesonderte              14.30 Uhr. Die Regelungen können auch
      dessen Leiterin Stefanie Öhl und ihr Mit-           nicht länger als 60 Minuten dauern. Besu-       keine Möglichkeit zur Online-Anmeldung                    burtshilfe (K11), Zentrum für Zahn-, Mund-      Regelungen. Weitere Informationen unter            kurzfristig angepasst werden, sie entspre-
      arbeiter Matthias Höflich, in nur wenigen           che sind generell erst ab dem dritten Tag       hat, wendet sich an das Personal an den                   und Kieferheilkunde (Gebäude K20).              https://corona.mhh.de/besuch                       chen dem Stand vom 10. Juli 2020.
      Tagen ein System entwickelt. „Die On-
Info - Exzellenzclusters RESIST
10 DIE NEUE NORMALITÄT                                                                                                                        info   3/2020                                                                                                               DIE MHH UND DAS VIRUS 11

     Weltweit geforscht,
     an der MHH gefunden
     Der MHH-Pathologe Professor Jonigk hat mit seinem Team
     herausgefunden, wie das Coronavirus die Lunge schädigt

    G
              ratulationen aus der ganzen Welt an COVID-19 Verstorbenen untersucht und
              bekommen Wissenschaftlerinnen mit Lungen von Patienten verglichen, die
              und Wissenschaftler normaler- an der vom H1N1-Virus ausgelösten, be-
     weise dann, wenn sie mit bedeutenden sonders aggressiven Schweinegrippe ver-
     Preisen ausgezeichnet werden. Im Fall storben waren“, erklärt Professor Jonigk.
     von Professor Dr. Danny Jonigk hat eine
     wissenschaftliche Veröffentlichung dafür Mikrothromben verstopfen
     gesorgt, dass sein Telefon tagelang nicht die feinsten Gefäße
     stillstand und sein elektronisches Postfach                                                                                                                                                                                                                      Teamwork: Die Arbeitsgruppe
     überlief.                                       Die Wissenschaftler haben die Gewe-                                                                                                                                                                              von Professor Jonigk.
         Aber diese Publikation im renommierten beproben erstmals synergistisch mit einem
     New England Journal of Medicine mit dem sehr breiten Methodenspektrum von Mikro-
     Titel „Pulmonary Vascular En-                            Computertomografie, 3D-Elek-       wiederum die körpereigene Immunabwehr                    fektionen, aber die Anzahl dieser kleinen       den verminderten Blutfluss auszugleichen.    sagen. Denn über das Blut kann sich das
     dothelialitis, Thrombosis and                            tronenmikroskopen und ver-         auf den Plan, die Immunzellen zur Virus-                 Verstopfungen sei bei Grippetoten wesent-       „Diese sogenannte intussuszeptive Neoan-     Virus im ganzen Körper verteilen und so
     Angiogenesis in COVID-19“                                schiedenen molekularbiologi-       bekämpfung losschickt. Beides erschwert                  lich geringer. „Bei Covid-19 findet sich eine   giogenese ist bisher im Rahmen des diffu-    überall massive Entzündungen auslösen.
     hat es in sich. Gemeinsam mit                            schen Methoden untersucht,         massiv den Transport des eingeatmeten                    Entzündungsreaktion, welche vergleichbar        sen Alveolarschadens noch nicht beschrie-    Die überschießende Entzündungsreaktion
     Wissenschaftlern des Brig-                               um die Wege von SARS-CoV-2         Sauerstoffs von den Lungenbläschen in das                mit einer starken Abstoßungsreaktion bei        ben worden und unterscheidet COVID-19        in den Griff zu bekommen, sei daher ein
     ham and Women’s Hospital in                              aufzuspüren. Dabei konnten         Blut.                                                    Organtransplantationen ist“, erklärt er.        grundlegend von vergleichbar schweren        wichtiger Ansatz zur Behandlung, meint
     Boston, der Harvard Medical                              sie zunächst das bereits be-           „Wir haben außerdem eine ungewöhn-                       Besonders auffällig ist auch ein Befund,    Lungeninfektionen durch Influenzaviren“,     der Mediziner.
     School, des Helios Universi-                             kannte akute Schadensmuster        lich hohe Zahl von Blutgerinnseln in allen               den Mediziner ansonsten vorrangig nur von       betont Professor Jonigk.                        Die Ergebnisse der Studie bewertet der
     tätsklinikums Wuppertal und                              in der Lunge von COVID-19-Pa-      Abschnitten der Blutgefäße in der Lunge                  Tumorerkrankungen, Autoimmunkrankhei-              Die massive Blutgefäßschädigung, die      Pathologe als weiteres Puzzleteil zu einer
     der Universitäten Leuven und Professor Dr.               tienten nachweisen, den soge-      gefunden, vor allem aber in den feinsten                 ten oder Vernarbungsprozessen kennen:           überschießende Blutgerinnung mit Ver-        Entschlüsselung von COVID-19. Gelöst sei
     Basel hat der MHH-Pathologe Danny Jonigk                 nannten diffusen Alveolarscha-     Gefäßen, den Kapillaren“, sagt der Patho-                SARS-CoV-2 löst offenbar eine besondere         stopfung der feinsten Lungengefäße und       das Rätsel um das Coronavirus aber noch
     herausgefunden, was SARS-                                den. Dieser liegt vor, wenn sich   loge. „Diese Mikrothromben verstopfen die                Form von Gefäßneubildungen in der Lun-          die für COVID-19 charakteristische Ge-       lange nicht. Weitere Studien seien erfor-
     CoV-2 tatsächlich bei einem schweren die Wände der Lungenbläschen entzünden,                feinen Lungengefäße und vergrößern so                    ge aus. Dabei bilden sich Einstülpungen in      fäßneubildung erklären das komplexe          derlich, um die Mechanismen der Gefäß-
     Krankheitsverlauf anrichtet. Das Fazit des also genau der Ort, wo der Gasaustausch          zusätzlich die Atemnot des Patienten.“ Das               das Gefäßinnere, weil der Körper offenbar       Krankheitsbild und die Komplikationen        veränderungen zu verstehen und letztlich
     Lungenexperten lautet: Covid-19 ist in ers- stattfindet. Zudem werden sie flächenhaft       Phänomen gebe es zwar auch in schwer                     als finale Rettungsmaßnahme versucht,           bei schwer erkrankten Patienten – von der    in konkrete therapeutische Ansätze umzu-
     ter Linie eine Gefäßerkrankung, die zwar in von Eiweißablagerungen bedeckt. Das ruft        geschädigten Lungen nach Influenza-In-                   vorhandene Blutgefäße zu verdoppeln, um         Lungenembolie bis zum Multi-Organ-Ver-       münzen. kp
     den oberen Atemwegen beginnt, aber eine
     Vielzahl von Organen betreffen kann.
         „Zu Beginn der Pandemie wurde noch
     behauptet, Covid-19 sei eine Art Grip-
     peerkrankung“, erinnert sich der Patho-
     loge. „Jetzt wissen wir, dass SARS-CoV-2
                                                    Verbesserte Diagnose bei einer seltenen Form von Lungenhochdruck
     – anders als Influenzaviren – bevorzugt die
     Zellen des Blutgefäßsystems schädigt und
     dadurch den Blutfluss in den Organen stark
                                                    E   ine Vielzahl von Lungenkrankheiten
                                                        geht mit einer sogenannten pulmo-
                                                    nalen Hypertonie einher. Dabei herrscht
                                                                                                  pulmonalen venösen Verschlusskrankheit
                                                                                                  (PVOD) zu unterscheiden. Jetzt hat ein
                                                                                                  Forschungsteam am Institut für Patholo-
                                                                                                                                                          sehr ähneln, was eine exakte
                                                                                                                                                          Diagnose erschwert. Die aber
                                                                                                                                                          ist wichtig, denn die Behand-
                                                                                                                                                                                                                genödem führen“, betont
                                                                                                                                                                                                                die Pathologin. Ohnehin sei
                                                                                                                                                                                                                der Lungenhochdruck nicht
                                                                                                                                                                                                                                                      scher sechs Zielgene, die als molekulare
                                                                                                                                                                                                                                                      Marker zur Unterscheidung der PAH von
                                                                                                                                                                                                                                                      der POVD in Frage kommen. „Eine genaue
     einschränkt.“ Es gebe zwar oberflächlich       erhöhter Druck im Lungenkreislauf, der        gie der Medizinischen Hochschule einen                  lung und Prognose hängt stark                         heilbar, sondern nur mit Me-          Diagnose der PVOD ist bislang nur anhand
     betrachtet gewisse Ähnlichkeiten. So kann      sauerstoffarmes Blut zur Lunge und sau-       neuen Ansatz gefunden, um die Diag-                     davon ab, ob der Gefäßumbau                           dikamenten unter Kontrolle            von Gewebeuntersuchungen möglich,
     eine Infektion mit dem Coronavirus eben-       erstoffreiches zurück zum Herzen bringt.      nose anhand von molekularen Markern                     in der arteriellen oder venösen                       zu halten. Als letzter Ausweg         allerdings bedeutet eine Biopsie für Pati-
     so wie eine schwere Grippe die Atemwege        Betroffene leiden unter Atemnot, Brust-       besser abzugrenzen. Die Studie wird im                  Lungenstrombahn stattfindet,                          bleibt bislang nur eine Lun-          enten mit Lungenhochdruck wegen der
     massiv schädigen und zu einem tödlichen        schmerzen und Schwäche. Langfristig           American Journal of Pathology veröffent-                infolgedessen die Blutgefäße                          gentransplantation.                   Blutungsgefahr immer ein großes Risiko“,
     Lungenversagen führen.                         kann Lungenhochdruck zur völligen             licht und ist online verfügbar.                         in den Lungen sich verengen,                             In der Studie wurden Lun-          erklärt Professor Dr. Danny Jonigk, Leiter
         Welche molekularen Veränderungen           Überlastung der rechten Herzkammer                 „Entstehung und Verlauf der PVOD                   verstopfen oder vollkommen Dr. Lavinia Neubert        genproben von Patientin-              der AG Lungenforschung.
     SARS-CoV-2 im Lungengewebe von Pati-           und sogar zum Tod führen. Für die Be-         sind bislang nur unzureichend verstan-                  zerstört werden. „Eine konven-                        nen und Patienten mit PAH,                In einem nächsten Schritt muss nun
     entinnen und Patienten genau auslöst und       handlung und Prognose der Erkrankung          den“, sagt Studienleiterin Dr. Lavinia                  tionelle Therapie bei der PAH zur Senkung PVOD, idiopathischer Lungenfibrose (IPF)          untersucht werden, ob sich die moleku-
     wie sich diese von den Schäden durch In-       ist es wichtig zu wissen, ob das Problem      Neubert, Mitarbeiterin der Arbeitsgemein-               des Lungenhochdrucks mit gefäßerwei- und chronisch obstruktiver Lungener-                   laren Marker auch im Blut und Urin der
     fluenzaviren unterscheiden, war bis zu der     in den Arterien oder den Venen der Lun-       schaft Lungenforschung und Mitglied des                 ternden Medikamenten, sogenannten Va- krankung (chronic obstructive pulmonary               Patienten nachweisen lassen. Ist das der
     internationalen Studie unter der Leitung       gengefäße liegt.                              Deutschen Zentrums für Lungenforschung                  sodilatatoren, kann bei der PVOD zu einer disease, COPD) analysiert und mit gesun-          Fall, könnten sie die frühzeitige Diagnose
     des MHH-Pathologen bislang jedoch kaum             Doch die pulmonal-arterielle Hyperto-     (DZL) am Standort BREATH Hannover. Hin-                 Verschlechterung des Krankheitsbildes und dem Lungengewebe verglichen. Dabei                der PVOD und die Abgrenzung zur PAH
     bekannt. „Um die Krankheitsprozesse bes-       nie (PAH) ist schwer von der sehr seltenen    zu kommt, dass sich PAH und PVOD klinisch               sogar zu einem lebensbedrohlichen Lun- entdeckten die Forscherinnen und For-                erheblich erleichtern. kp
     ser zu verstehen, haben wir die Lungen von
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12 DIE NEUE NORMALITÄT                                                                                                                             info   3/2020                                                                                                                 DIE MHH UND DAS VIRUS 13

     „Es waren die lehrreichsten Wochen meines Studiums“
     Mehr als 50 Medizinstudierende meldeten sich zu Beginn der Corona-Pandemie freiwillig als Pflegehilfskräfte auf den MHH-Stationen. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen. Onno Becker (25) und
     Maren Tinne (26) arbeiteten auf der COVID-19-Intensivstation, der AStA-Vorsitzende Lennart Simon (25) auf   der normalen Intensivstation 81

     Warum haben Sie sich entschieden, als frei-   analysen gemacht und die Ergebnisse di-          Lennart Simon: Das stimmt. Außerdem
     willige Pflegehilfskräfte während der Coro-   rekt zurückgegeben, damit die Pflegekräf-        war der Vorbehalt in der Pflege gegenüber
     na-Pandemie zu helfen?                        te im Zimmer die Beatmungsgeräte richtig         Studierenden vorher sehr groß. Es gab seit
     Maren Tinne: Die Universität hat im März      einstellen konnten.                              Jahren keine studentischen Aushilfskräfte
     den Lehrbetrieb vorübergehend einge-          Onno Becker: Zusätzlich konnten wir beim         mehr auf den Intensivstationen, weil die
     stellt, daher habe ich mich für diesen Ein-   Lagern, Waschen und bei der Körperpflege         Pflege die Erfahrung gemacht hat, dass die
     satz gemeldet. Ich wollte meine Zeit sinn-    der Patienten helfen. Besonders bei über-        Studierenden nur kurz da sind und dann
     voll nutzen und helfen.                       gewichtigen Patienten war ein zweites            eher Arbeit machen als Nutzen bringen.
     Lennart Simon: Für mich ist es eine Selbst-   Paar helfender Hände immer willkommen.           Doch durch Corona und unseren Einsatz auf
     verständlichkeit, zu helfen, wenn ich         Mit der Zeit konnten wir Aufgaben immer          den Stationen hat sich die Sicht der Pflege-
     darum gebeten werde. Da ich als AStA-         selbstständiger erledigen. Insgesamt kann        kräfte auf die Studierenden verändert. Die
     Vorsitzender dieses Angebot mit organi-       man unsere Aufgaben unter dem Begriff            Pflegenden haben gemerkt, dass wir sehr
     siert habe, wollte ich natürlich auch mit     Zuarbeitung gut zusammenfassen.                  wohl helfen können, wenn wir eingearbei-
                                                                                                                                                                   Onno Becker: „Die Kommunikation                Lennart Simon: „Es waren acht                  Maren Tinne: „Ich habe in diesen
     gutem Beispiel vorangehen.                    Lennart Simon: Wir wurden als Studieren-         tet werden und länger auf den Stationen                        auf der Station 14 war herausragend            Wochen, in denen ich von der Pflege            paar Wochen auf der Station 14 so
     Onno Becker: Ich habe mich ebenfalls ver-     de nicht nur auf den COVID-19-Stationen          bleiben. Sie haben sich auch immer mehr                        gut, besonders zwischen Ärzten und             auf nette Weise erzogen wurde, weil sie        viel so komprimiert gelernt wie noch
     pflichtet gefühlt, zu helfen und mein me-     eingesetzt, sondern auch auf anderen,            getraut, Aufgaben abzugeben. Wir waren                         Pflegenden. Es war eine Kommunikati-           mir noch einmal kurz vor Ende meines           nie vorher in meinem Studium, das
     dizinisches Wissen einzubringen. Da ich       normalen Stationen. Ich war auf der Inten-       so zusagen in einer Art Brückenposition, da                    on auf Augenhöhe, ein Arbeiten Hand            Studiums mitgeben konnten, worauf es           wünsche ich auch meinen anderen
     nicht zu den Risikopatienten gehöre, hatte    sivstation 81, auf der die Intensivpatienten     wir einerseits die Pflege unterstützt haben,                   in Hand“.                                      in der Praxis ankommt“                         Kommilitonen.“
     ich auch keine Bedenken, mich für diesen      aufgefangen wurden, die auf der COVID-           andererseits durch die Ärztinnen und Ärzte
     Einsatz zu melden.                            19-Station nicht mehr betreut werden             immer wieder als baldige Kolleginnen und
                                                   konnten. Daher hatte ich keinen direkten         Kollegen wahrgenommen wurden.                              Lennart Simon: Es waren aber auch acht         fragen und zeigen, dass man es kann. Es        Aufwandsentschädigung gezahlt wurde,
     Hatten Sie Angst, sich bei diesem Einsatz     Kontakt zu diesen Patienten, aber auch           Onno Becker: Das Gefühl hatte ich auch.                    Wochen, in denen ich von der Pflege auf        war schön zu sehen, dass man sich dadurch      das hat natürlich auch unsere Motivation
     anzustecken?                                  ich konnte sehr intensiv am Patienten ar-        Am Anfang waren die Pflegekräfte eher                      nette Weise erzogen wurde, weil sie mir        Anerkennung verdienen kann. Ich hatte          erhöht.
     Maren Tinne: In den ersten Tagen hatte ich    beiten. Ich habe in den acht Wochen mehr         skeptisch, nach dem Motto: „Was soll ich                   noch einmal kurz vor Ende meines Studi-        zwischendurch ein Schild „Mädchen für Al-      Maren Tinne: Das stimmt. Leider ist das ein
     schon Bedenken, aber die waren schnell        praktisch gelernt als im gesamten Studium        jetzt mit dir?“ Aber nach ein paar Wochen                  ums mitgeben konnten, worauf es in der         les“ an mir kleben, damit ich möglichst viel   großes Problem im Medizinstudium, dass
     weg, nachdem ich mich mit den Sicher-         (lacht). Ich habe Patienten von morgens bis      haben sie gemerkt, wie wertvoll unsere Hil-                Praxis ankommt. Vor allem haben sie mir        Einblick bekomme.                              wir für unseren Einsatz nicht entlohnt wer-
     heitsmaßnahmen und der Schutzausrüs-          abends mit einer Pflegeaufsicht zusammen         fe ist und sich schon fast darum gestritten,               mitgegeben, dass es wichtig ist, sich immer    Maren Tinne: Bis zum vierten Studienjahr       den. Das ist auch beim Pflegepraktikum
     tung vertraut gemacht hatte. So gut ge-       betreut und dabei Medikamentengabe und           wem wir als erstes helfen können. Am Ende                  wieder mit Namen vorzustellen, wenn man        hatte ich keinen Einblick in die Intensiv-     und dem Praktischen Jahr so. Wenn man
     schützt wie da bin ich nirgendwo. Einen       Dosierungen kennengelernt, Applikationen         waren einige traurig, als unser Einsatz be-                einen Raum betritt und mit bisher unbe-        medizin, daher hatte ich zu Beginn einige      unsere Arbeit mehr wertschätzen und ent-
     gesunden Respekt vor dem Corona-Virus         vorbereitet und mich mit Beatmungsgerä-          endet war.                                                 kannten Personen zusammentrifft. Sobald        Bedenken, als ich dort zugeteilt wurde. Ich    lohnen würde, wäre uns sehr geholfen.
     habe ich aber nach wie vor, den sollte man    ten vertraut gemacht. Zusätzlich durfte          Maren Tinne: Ich habe im Mai beim Pflege-                  man das verinnerlicht und Vertrauen auf-       wurde aber zum Glück auf der Station 14        Lennart Simon: Leider haben wir entgegen
     auch unbedingt haben.                         ich unter ärztlicher Aufsicht auch Aufga-        stärkungsteam nachgefragt, ob ich nicht                    gebaut hatte, durfte man praktisch mehr        sehr herzlich empfangen und hatte einen        der vorherigen Zusage durch die Politik
     Onno Becker: Ich habe mich am Anfang et-      ben meiner späteren Tätigkeit üben. Zum          auch neben dem Studium stundenweise                        üben als in jeder Famulatur. Und sie haben     super Pflegeanleiter, der mir geholfen hat,    Probleme mit der Anerkennung der Pflege-
     was unwohl gefühlt und habe meine Hän-        Beispiel habe ich das Legen einer Arterie        weiterarbeiten könnte. Erst wurde es ver-                  mir die Hausregel beigebracht, dass man        meine anfängliche Skepsis zu überwinden.       praktika und Famulaturen von Studieren-
     de etwas zu lange in Desinfektionsmittel      übernommen oder bei einer Kurznarkose            neint, aber dann hat man sich entschieden,                 immer etwas Süßes mitbringen muss, wenn        Dadurch habe ich mich von Mal zu Mal           den, die in der Pandemie ausgeholfen ha-
     gebadet (lacht). Mit der Zeit bin ich dann    mit Intubation geholfen. Das lernt man           es zu probieren. Daher arbeite ich jetzt als               man etwas Neues gelernt hat. (lacht)           wohler gefühlt. Im Mai hat es mir dann so-     ben. Als das Online-Semester am 20. April
     lockerer, aber nicht unvorsichtig gewor-      auch im Studium, aber wenn man dann vor          studentische Hilfskraft weiter auf der In-                 Onno Becker: Für mich war die Kommu-           gar gefehlt, da ich mich da um meine Prü-      gestartet ist, konnten diese über den Se-
     den.                                          dem Patienten steht und es selber macht,         tensivstation, auf 450-Euro Basis. Das soll                nikation auf der Station 14 herausragend       fungen kümmern musste. Daher freue ich         mesterstart hinaus nicht mehr angerechnet
     Lennart Simon: Ich kenne ähnliche Situati-    wendet man die Handgriffe nach ein paar          erst einmal ein Pilotprojekt für den Sommer                gut, besonders zwischen Ärzten und Pfle-       mich, dass ich jetzt weiterarbeiten kann.      werden. Vielen fehlten nur wenige Tage
     onen aus meiner Zeit als Rettungssanitäter.   Wochen viel routinierter an. Ich hatte na-       sein, worüber ich mich sehr freue. Ich hof-                genden. Es war eine Kommunikation auf          Onno Becker: Für mich war noch ein wich-       für eine vollständige Anerkennung von 30
     Dabei wusste ich auch nie, was die Pati-      türlich Glück, dass ich auf einer Intensivsta-   fe natürlich, dass das dann fortgesetzt und                Augenhöhe, ein Arbeiten Hand in Hand.          tiger Punkt, mich emotional auf so schwer      Tagen. Mittlerweile haben wir immerhin
     enten haben und ob sie ansteckend sind.       tion eingesetzt wurde, wo viele medizinisch      ausgeweitet werden kann.                                   Beide Seiten haben sich gegenseitig Arbeit     kranke Patienten einzulassen. Viele Pflege-    die Zusage erhalten, dass die betroffenen
     Daher war ich auf diese Situation gut vor-    spannende Fälle sind.                            Lennart Simon: Der Chef der Anästhesie                     abgenommen, das funktionierte besonders        kräfte hatten keine Zeit für ein Gespräch      Studierenden die angefangenen Praktika
     bereitet.                                     Onno Becker: Ja, das war unser Glück. In         plant auch, jetzt wieder regelmäßig studen-                in Stresssituationen sehr gut. Dadurch hat     mit den Patienten. Ich habe mir die Zeit ge-   im Sommer fortsetzen können, egal auf
                                                   den intensivmedizinischen Bereich bekom-         tische Hilfskräfte beim Reha-Notfallteam                   die Arbeit allen mehr Spaß gemacht. Das        nommen, mich viel mit ihnen zu unterhal-       welcher Station. Hier hätten wir uns mehr
     Was durften Sie auf den Stationen machen,     men wir während des Studiums sonst kaum          einzusetzen.                                               möchte ich auf jeden Fall für mein Berufsle-   ten und dabei gelernt, mit meinen eigenen      Entgegenkommen und Sicherheit von der
     wo konnten Sie helfen?                        Einblick. Wir absolvieren zwar ein Pflege-                                                                  ben als Arzt mitnehmen.                        Gefühlen umzugehen.                            Politik gewünscht. Daher haben wir einen
     Maren Tinne: Es ging nicht darum, Pflege-     praktikum, aber das findet im Regelfall auf      Was hat Ihnen das Pflegehilfspraktikum für                                                                Lennart Simon: Ja, es war wichtig, den Pati-   offenen Brief an die Ministerien geschickt,
     kräfte zu ersetzen, sondern etwas anzu-       einer Normalstation statt. Auch im Pflege-       Ihr Studium gebracht?                                      Welche Erfahrungen nehmen Sie persönlich       enten zuzuhören und ihnen Zeit zu schen-       indem wir auf das Problem aufmerksam
     reichen und damit die Pflegerinnen und        praktikum habe ich viel gelernt und gute         Maren Tinne: Es hat mir sehr viel gebracht.                aus dieser Zeit mit?                           ken. Vor allem, da sie in dieser Zeit auch     machen. Die Studierenden, die trotz asyn-
     Pfleger zu entlasten. Sonst hätten sie sich   Einblicke in die pflegerische Versorgung         Ich fühle mich in meinem Berufswunsch                      Lennart Simon: Dass ich mich erst einmal       ihre Angehörigen nicht sehen konnten. Ich      chronem Semesterstart weiter auf den Sta-
     die Schutzkleidung immer wieder an- und       der Patienten und Patientinnen bekom-            bestätigt. Ich habe in diesen paar Wochen                  zwei Wochen auf einer Station beweisen         habe einmal für einen Patienten ein Karten-    tionen ausgeholfen haben, sollten für diese
     ausziehen müssen, wenn sie das Patienten-     men. Die Versorgung der Intensivpatienten        so viel so komprimiert gelernt wie noch nie                muss. Ich wollte nicht einfach nur zuhören,    spiel mitgebracht, das hat uns beiden viel     Doppelbelastung nicht bestraft werden.
     zimmer verlassen und erneut betreten. Wir     empfand ich jedoch als deutlich komplexer        vorher in meinem Studium, das wünsche                      sondern auch mit anpacken und helfen.          Spaß gemacht. Man muss aber auch noch                                Das Gespräch führten
     haben Medikamente reingereicht, Blutgas­      und interessanter.                               ich auch meinen anderen Kommilitonen.                      Dazu muss man dann selbstständig nach-         einmal sagen, dass uns dieses Mal eine                  Bettina Dunker und Vanessa Meyer.
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14 DIE NEUE NORMALITÄT                                                                                                                                  info   3/2020                                                                                                                 DIE MHH UND DAS VIRUS 15

     „Wir haben trotz
     der Pandemie
     weiter transplantiert“
     An der MHH liegt die Zahl der Organtransplantationen
     trotz COVID-19 auf dem Niveau des Vorjahrs

    F
          ür mich war eigentlich nur wichtig: le-   für Allgemein-, Viszeral- und Transplantati-
          ben oder sterben. Corona stand dabei      onschirurgie. „An der MHH gehen wir noch
          völlig im Hintergrund.“ Das berichtet     einen Schritt weiter und testen alle unsere
     Marion L., die wegen einer schweren Le-        Empfänger.“ Das Institut für Virologie führt
     berzirrhose unbekannter Ursache im Janu-       dazu rund um die Uhr entsprechende Tests
     ar 2020 für eine Transplantation gelistet      durch. „Unsere Erfahrung zeigt – und Mari-
     wurde und Anfang Mai an der Medizini-          on L. ist dafür ein gutes Beispiel–, dass man
     schen Hochschule Hannover transplantiert       sich in Corona-Zeiten bei uns sicher trans-
     worden ist. „Mein Mann hatte eher Beden-       plantieren lassen kann.“
     ken, dass ich mich im Krankenhaus infizie-        Auf Station und in den Operationssälen
     ren könnte. Für mich war das nicht wichtig.    haben sich die Hygienemaßnahmen indes
     Wichtig war für mich die Transplantation.“     kaum geändert. „Das liegt nicht daran, dass
     Marion L. ging es zum Zeitpunkt der Trans-     wir das Corona-Virus auf die leichte Schul-
     plantation sehr schlecht. Sie hatte Wasser     ter nehmen würden, sondern daran, dass
     im Bauch, Schlafstörungen und konnte sich      wir uns seit Jahrzehnten Gedanken dazu                                              Auf Station:
     kaum bewegen. Heute, nur vier Wochen           gemacht haben, wie wir Patientinnen und               Professor Wedemeyer, Patientin Marion L.                  enten keine Angst vor Corona zu haben.          spannende Entwicklungen Medikamente            besten Händen“, ergänzt Professor Mi-
     später, geht es ihr hervorragend. „Von der     Patienten im Allgemeinen – und immunge-                      und Dr. Nicolas Richter (von links).               Sie müssen natürlich vorsichtig sein, aber      betreffend, die das Restrisiko zeitnah min-    chael Manns, Präsident der MHH. „Das
     Operation zwickt es noch ein wenig hier        schwächte Patienten im Besonderen – vor                                                                         das müssen sie aufgrund der Medikamen-          dern könnten.“                                 liegt daran, dass ein Team aus erfahrenen
     und da, ansonsten fühle ich mich super. Ich    Infektionen mit Viren, Bakterien und Pilzen     der Corona-Pandemie haben wir gewisse                           te, die die körpereigene Immunantwort              „Transplantationspatientinnen       und     Chirurgen und Internisten mit der Pflege
     hätte nie gedacht, dass das so gut läuft!“     schützen können“, erklärt Dr. Richter. „Wir     Abläufe optimiert. So wird vermehrt dar-                        unterdrücken sowieso.“ Zudem gäbe es            -patienten sind hier in der MHH in den         Hand in Hand arbeitet, unterstützt von
        „Wir haben hier an der MHH und in           haben aber einige Maßnahmen noch ein-           auf geachtet, dass Abstandsregeln einge-                                                                                                                       Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der
     Deutschland trotz der Corona-Pandemie          mal verschärft. So achten wir besonders auf     halten werden und dass nicht zu viele Pa-                                                                                                                      Patientenaufnahme, dem Sozialdienst, der
     weiter transplantiert. Nur die Lebendspen-     den Abstand. Und ich ganz persönlich habe       tienten in einem Wartebereich sitzen, um
                                                                                                                                                                    n    Transplantationen in der MHH und Deutschland                                              Verwaltung, den Reinigungskräfte bis hin
     de, als verschiebbaren Eingriff, haben wir     früher gerne Patientinnen und Patienten die     das Infektionsrisiko zu minimieren“, sagt                                                                                                                      zum Transportdienst, die die Patientinnen
     bis Anfang Mai für alle Organe ausge-          Hände geschüttelt. Das habe ich mir – auch      Professor Wedemeyer.
                                                                                                                                                                                              MHH 2020        MHH 2019        Deutschl. 2020   Deutschl. 2019      und Patienten zu Untersuchungen fah-
     setzt“, sagt Professor Dr. Hans Heinrich       wenn es schwerfällt – abgewöhnt.“                  Nach mehr als drei Monaten Erfah-
                                                                                                                                                                                             (Januar–Mai)    (Januar–Mai)      (Januar–Mai)     (Januar–Mai)       ren.“ Das sei in der MHH ein Gesamtwerk,
     Wedemeyer, Direktor der MHH-Klinik für                                                         rung mit dem Corona-Virus hat Profes-                               Herz                    10                 10             145              129             das zuverlässig und gut läuft. cm
     Gastroenterologie, Hepatologie und En-         Optimierte Abläufe minimieren                   sor Wedemeyer eine gute Nachricht für                               Leber                   36                 26             336              289
     dokrinologie. An der MHH wurden in             Infektionsrisiko                                Transplantierte: „Zwar wird uns das Co-                             Niere                   63                 67             639              660                 Ein Video mit Professor Wedemeyer sehen
     den ersten fünf Monaten genauso viele                                                          rona-Virus die kommenden zwölf bis 18                                                                                                                              Sie auf der Internetseite corona.mhh.de
                                                                                                                                                                        Lunge                   37                 43             141              140
     Patienten transplantiert wie im gleichen          Lebertransplantierte werden ein Leben        Monate noch begleiten, aber aus meiner                                                                                                                             oder direkt im MHH-Youtube-Kanal unter
     Zeitraum 2019. Das Infektionsrisiko war        lang in der Ambulanz betreut. „Aufgrund         Sicht brauchen die Transplantationspati-                            Bauchspeicheldrüse       2                  2              41               47                 https://youtu.be/XECcOaQpNPY.
     unter Kontrolle. „Während der gesamten
     Corona-Pandemie gab es in der MHH kei-
     nen Fall, bei dem ein Patient durch einen
     Mitarbeiter oder umgekehrt ein Mitarbeiter
     durch einen Patienten infiziert worden ist,
     weder im ambulanten noch im stationären
                                                      Maximaler Infektionsschutz
     Bereich.“

     Tests für Spender
                                                      A   m 16. März hat die MHH dem Auf-
                                                          ruf der Bundesregierung folgend
                                                      verschiebbare (elektive) Behandlungen
                                                                                                     und -Mitarbeiter ausgesprochen. Doch
                                                                                                     die Befürchtungen bestätigten sich
                                                                                                     nicht: Im April mussten in Deutschland
                                                                                                                                                                        Transplantationen sind keine elektiven,
                                                                                                                                                                    sondern überwiegend dringliche Eingrif-
                                                                                                                                                                    fe. Die Patientinnen und Patienten gehö-
                                                                                                                                                                                                                   onsschutz an die COVID-19-Situation an-
                                                                                                                                                                                                                   zupassen seien.
                                                                                                                                                                                                                      Die Transplantationsaktivitäten sollten
                                                                                                                                                                                                                                                                  fallentscheidungen der Transplantations-
                                                                                                                                                                                                                                                                  konferenzen. Die Programme bei Kindern
                                                                                                                                                                                                                                                                  wurden fortgeführt. In der dritten Stufe
     und Empfänger                                    im stationären und ambulanten Bereich          sowie an der MHH weitaus weniger                               ren nach der Transplantation wegen der         entsprechend den Intensivkapazitäten in        wären alle Transplantationsprogramme
                                                      abgesagt, um verstärkt COVID-19-               COVID-19-Patientinnen und –Patienten                           Unterdrückung ihres Immunsystems und           der MHH in drei Stufen reduziert werden.       vollständig eingestellt worden, aber nur
        Seit Beginn der Corona-Pandemie testet        Erkrankte behandeln zu können. Nur             intensivmedizinisch behandelt werden.                          ihren Vorerkrankungen zur Risikogruppe.        In der ersten Stufe wurde die Lebendspen-      die Stufe 1 und 2 mussten aktiviert wer-
     die Deutsche Stiftung Organtransplantati-        Notfälle wurden uneingeschränkt ver-           Organspende und Transplantation blie-                          Mitte März hatte das Transplantationszent-     de zum Schutz von Spendern und Emp-            den. Ab dem 17. April konnten die Trans-
     on (DSO) alle Organspender auf Corona.           sorgt. Auch ein Besuchsverbot wurde            ben fast konstant, wie die Statistiken                         rum vorausschauend einen Stufenplan und        fängern eingestellt. In der zweiten Stufe      plantationsaktivitäten wieder ausgeweitet
     „Wir transplantieren nur Organe, für die         zum Schutz der Patientinnen und Pati-          der Deutsche Stiftung Organspende e. V.                        Empfehlungen beschlossen, wie Transplan-       wurden besonders hoch dringlich gelistete      werden. Seit dem 5. Mai finden auch Le-
     ein negativer Test vorliegt“, berichtet Dr.      enten sowie der MHH-Mitarbeiterinnen           (DSO) und von Eurotransplant belegen.                          tationsprogramme bei maximalem Infekti-        Patienten transplantiert oder nach Einzel-     bendspenden wieder statt. cm
     Nicolas Richter, Oberarzt in der MHH-Klinik
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