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info Heft 3/2020 Das Magazin der Medizinischen Hochschule Hannover Die neue Normalität Die MHH und das Virus NAMEN & NACHRICHTEN LEHREN & LERNEN GÄSTE & FESTE Ungewöhnlicher Antrittsbesuch: Neue Gesichter: Die Studierenden Süßes Dankeschön: Heimathonig Hannovers OB Onay in der MHH _19 wählen neuen AStA _32 für die Pflegekräfte _33
2 EDITORIAL info 3/2020 INHALT 3 Maske + Abstand + Händewaschen = die Formel des Erfolgs S onntagmorgen. Noch nicht ganz All die Nörgler und Zeterer, die jetzt un- – unter strengen Auflagen. Die Zahl der wach aufs Rad gestiegen, zum Bä- ken: „Seht ihr, ist doch alles gar nicht so transplantierten Patientinnen und Patienten cker gefahren und dann – Maske schlimm gekommen, wär‘ doch alles gar ist während des Lockdowns nicht gesunken, vergessen. Ist es Ihnen auch schon so er- nicht nötig gewesen mit dem Lockdown“, auch wir forschen, um das Virus und seine gangen? Und nicht nur einmal … Diese sind ein Fall von klassischer Besserwisserei, Auswirkungen besser zu verstehen. Wir alle kleinen Stücke Stoff oder Zelltuch kom- frei nach dem Motto: Hinterher ist man im- sind in der Phase, in der wir täglich Neues men derzeit ganz groß raus. Von vielen mer schlauer! Wir sind natürlich alle froh, lernen. Wissen schaffen – das vornehmliche fast schon gehasst, sind sie doch der ein- unsere Freiheiten Stück für Stück wieder- Ziel der Wissenschaft. All das lesen Sie in un- fachste Schutz vor dem Virus. Und wahr- zuerlangen. Doch Vorsicht ist geboten. serer Titelgeschichte auf den Seiten 6 bis 16. scheinlich einer der Gründe, warum wir Wer darauf gesetzt hat, dass SARS-CoV-2 Doch damit nicht genug. Wir sagen ade im internationalen Vergleich so gut abge- einfach so wieder verschwindet, dass es so zu Iris Meyenburg-Altwarg, die mehr als Alle sehnen sich nach dem Tag, an dem wir den Mund-Nasen-Schutz nicht mehr brauchen. Doch bis dahin stellt die Maske einen effektiven und einfachen schnitten haben. Klar, regelmäßiges Hän- schlimm schon nicht werden wird, ist eines 20 Jahre lang die Geschäftsführung des Schutz dar. dewaschen ist der zweite wichtige Punkt, Besseren belehrt worden. Bereichs Pflege innehatte (Seite 19). Und Abstandhalten der dritte. Gepaart mit un- Der Weg zurück in die Normalität sollte dann stellen wir Ihnen noch zwei Frauen Just erläutert die Veränderungen im Mo- Bleiben Sie auch weiterhin lieber etwas Meine Kolleginnen und ich wünschen serer legendären deutschen Gründlichkeit ein Weg der kleinen Schritte sein. Wir als vor, die in der von Männern dominierten dellstudiengang HannibaL (Seite 30/31), vorsichtiger. Und wenn Sie zum Einkaufen Ihnen einen erholsamen Sommer. hat uns das alles bisher so gut durch die MHH lassen seit Anfang Juni wieder Be- Welt der Chirurgie ihre Berufung gefunden während Professor Thum uns in die Welt fahren, schauen Sie vorher nach, ob Sie Ihr Stefan Zorn Krise getragen. sucherinnen und Besucher in unsere Klinik haben (Seite 22). Studiendekan Professor der Mikro-RNAs mitnimmt (Seite 26/27). einen Mund-Nasen-Schutz dabei haben. Leiter der Stabsstelle Kommunikation Aktuelle Neubauprojekte der Genossenschaft Am Seelberg C-Brace® Gehen trotz Lähmung Albrechtstraße Sicher gehen. Mit dem C-Brace® hat Ottobock die Orthetik Vitalquartier grundlegend verändert. Das weltweit erste mechatroni- sche SSCO®-System*, das sowohl die Stand- als auch die Schwungphase durch Sensortechnologie regelt. Fünf dreigeschossige Wohnhäuser Vorteile des C-Brace® mit 25 Wohnungen in Misburg • Kontrolliertes Gehen auch auf unebenem Boden Zwei Wohnhäuser mit 26 Wohnungen • Leichteres Laufen auf Schrägen in Misburg Kleefelder Hofgärten • Treppabgehen im Wechselschritt Drei Häuser mit 44 Wohnungen • Weniger Ausgleichsbewegungen notwendig, dadurch bessere in der Nähe der Seelhorst Körperhaltung und weniger Folgeschäden Schweriner Straße • Bewegliches Knöchelgelenk ermöglicht natürlicheres Auftreten und Abrollen • Unauffällig zu tragen, auch unter der Kleidung Visualisierung und Ausstattung ohne Gewähr • Leistungsstarker Akku hält in geladenem Zustand den ganzen Tag • Modi per Smartphone App einstellbar Mehr zum Thema auf unserer Webseite. Häusergruppe mit 83 Wohnungen in Kleefeld Vereinbaren Sie mit uns einen Termin, um das C-Brace® Beinorthesensystem von Ottobock kostenlos zu testen. Ein Mehrfamilienhaus mit 10 Wohnungen in Kleefeld Mehr unter kleefeldbuchholz.de Orthopädietechnik im Annastift Telefon: 0511-53584-0 Anna-von-Borries-Str. 2 E-Mail: info@john-bamberg.de 30625 Hannover Web: www.john-bamberg.de
4 INHALT info 3/2020 INHALT 5 IMPRESSUM Herausgeber Das Präsidium der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge unterliegt nicht der Verantwortung der Herausgeber und der Redaktion. Abdruck honorarfrei. Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist am 31. Juli 2020. Chefredaktion Stefan Zorn (stz) Redaktion Bettina Bandel (bb) Claudia Barth (cb) Alexandra Busch (ab) Simone Corpus (sc) Bettina Dunker (dr) Tina Gerstenkorn (tg) Das Titelbild hat Karin Kaiser Camilla Mosel (cm) fotografiert. Kirsten Pötzke (kp) Fotoredaktion Karin Kaiser Layout und Realisierung Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG August-Madsack-Straße 1 30559 Hannover DIE NEUE NORMALITÄT Telefon (0511) 518-3001 _6 Gespräch mit MHH-Präsident www.madsack-agentur.de Professor Manns und Anzeigen Vizepräsident Professor Welte: Günter Evert „Die Pandemie ist Zwei von wenigen: Privatdozentin Dr. Inga Peters und Dr. Nina Harke sind Chirurginnen in der Klinik für Urologie und Urologische Onkologie _22 Verlagsgesellschaft Madsack noch nicht vorbei“ GmbH & Co. KG 30148 Hannover Kontakt Anzeigenverkauf: Telefon (0511) 518-2153 oder -2114 Auflage: 14.000 Exemplare Druck Möller Druck und Verlag GmbH 16356 Ahrensfelde bei Berlin Telefon (030) 41 909-0 info@moellerdruck.de Gedruckt auf 100-prozentigem Recycling-Papier Online-Ausgabe Das MHHinfo ist auch im Internet zu finden unter www.mhh.de/presse/publikationen Auftragskiller: Renaissance der Bakteriophagen _24 Weniger Tierversuche: DFG verlängert Förderung _28 Letzte Runde: Was wird nach HannibaL kommen? _30 Kreative Idee: Patient dankt mit Schokolade _34 Fotos Alle Fotos von Karin Kaiser außer: Katharina Homann (5), Stefan Zorn (6, 7), _8 Die erfolgreiche Regel für _14 „Wir haben trotz der _20 Zum Tod von Marianne Bauer FORSCHEN UND WISSEN LERNEN UND LEHREN Webredaktion (14), privat oder aus Besuche in der MHH: 3 mal 1 Pandemie weiter _21 Dienstjubiläen _25 Geförderte Forschung _30 Auf in die letzte Runde: Abteilungen (21, 34), Lisa Weigelt (23) _8 Das müssen Gäste jetzt transplantiert“ _21 Ehrungen und an der MHH Modellstudiengang HannibaL beachten _14 Maximaler Infektionsschutz Auszeichnungen _25 MHH gewinnt Wettbewerb _32 Neuer AStA: Die Krise Anschrift der Redaktion Medizinische Hochschule Hannover _10 Weltweit geforscht, _22 Zwei von wenigen: mit Herz aus dem Labor als Chance nutzen Stabsstelle Kommunikation an der MHH gefunden NAMEN UND NACHRICHTEN PD Dr. Inga Peters und _26 mikroRNAs – Erfolgsgeschichte Stefan Zorn _10 Verbesserte Diagnose _18 Iris Meyenburg-Altwarg, Dr. Nina Harke der mächtigen Winzlinge GÄSTE UND FESTE Carl-Neuberg-Straße 1 bei einer seltenen Form Geschäftsführung Pflege, _28 Tierversuche: Vermeiden, _33 Ein süßes Dankeschön 30625 Hannover von Lungenhochdruck verabschiedet sich BEHANDELN UND PFLEGEN verringern, vermindern _34 Ein Dank von Herzen Telefon (0511) 532-6772 _12 „Es waren die lehrreichsten _19 Onay spendet Blut für _23 Keine schnellen _29 Neu an der MHH: Fax (0511) 532-3852 Professor Lauber zorn.stefan@mh-hannover.de Wochen meines Studiums“ Therapie von COVID-19 Entscheidungen _20 Trauer um Matthias Fiebag _24 Auftragskiller statt Antibiotika: _29 Professorin Ravens ist nun ISSN 1619-201X Renaissance der Bakteriophagen
6 DIE NEUE NORMALITÄT info 3/2020 DIE MHH UND DAS VIRUS 7 „Die Pandemie ist sind gar nicht die Hauptrisikogruppe. Blut hochdruckpatienten, Diabetiker und vor allem Übergewichtige haben ein hohes Ri- siko, wirklich schwer zu erkranken. noch nicht vorbei“ Erste Auswertungen zeigen, dass eine nennenswerte Anzahl von Patienten noch lange Symptome zurückbehält. Eines der Hauptsymptome, bei denen, die eigentlich wieder gesund sind, ist Mattigkeit. Die Pa- Das SARS-CoV-2-Virus bestimmt auch weiterhin unser Leben. tienten sind erschöpft, wenn sie eine halbe Welche Auswirkungen es an der MHH gibt, beschreiben Treppe steigen, obwohl Lunge und Herz normal funktionieren. „Diese Erschöpfung Präsident Professor Manns und Vizepräsident Professor Welte wird zwar mit jedem Tag weniger, aber ist mehr und ausgeprägter, als ich es je bei A m 2. Juni war es endlich soweit: delten Menschen sind schwer erkrankt – oft irgendeiner anderen Erkrankung gesehen Nach 84 Tagen im Notfallmodus auch in Notfallsituationen. „Daher konnten habe“, sagt Pneumologe Professor Welte. ging die MHH wieder in den Nor- wir in den ersten sechs Monaten 75 Pro- „Es scheint auch zu einer Veränderung im malbetrieb über. In dieser Zeit hatte das Prä- zent unseres stationären Leistungsniveaus Nervensystem zu kommen. Die akut Er- sidium gemeinsam mit der Krankenhausein- halten, bei ambulanten Patienten sind wir krankten sind viel verwirrter als sonst. Und satzleitung (KEL) die gesamten Geschicke teils auf 50 Prozent zurückgefallen, da ja genesende Patienten klagen über Gedächt- der Hochschule zentral gelenkt. Eine Phase, die elektive Versorgung nicht mehr erlaubt nisstörungen und Alpträume.“ in der die Hochschule wegen eines Erlass‘ war“, betont der Vizepräsident. „Jetzt nä- des Landes Niedersachsen gezwungen hern wir uns wieder einer normalen Aus- Impfstoff-Entwicklung dauert war, Elektivbehandlungen einzustellen, um lastung in allen Bereichen, immer abhängig Platz für mögliche COVID-19-Patientinnen davon, wie es mit SARS-CoV-2 weitergeht.“ Die Forschung nach einem Impfstoff Zurück zur Normalität: und -Patienten vorhalten zu können. „Wir Die Politik hat den Kliniken Kompensa- und Medikamenten läuft weltweit auf In der Ladenpassage haben die Ambulanzen geschlossen und tionszahlungen für leerstehende Bereiche im Zentralen Bettenhaus Hochtouren. An der MHH werden mehrere geplante Operationen verschoben“, erläu- zugesagt. Doch Professor Manns ist skep- nimmt der Publikumsverkehr zu. SARS-CoV-2-Impfstoffe getestet. Doch Pro- tert MHH-Präsident Professor Dr. Michael tisch: „550 Euro Ausgleichszahlung pro fessor Manns dämpft zu hohe Erwartun- Manns. Ausgenommen waren Krebspati- nicht belegtem Bett wird nicht reichen. Jetzt gen: „Gegen das jetzt existierende Virus entinnen und -patienten, für die eine on- sind 760 Euro in der Diskussion. Die Vorhal- nicht unterbunden. Der französische Teil Krankenhausbetten und zu viele Kliniken. „Erst löste es schwere Atemnot aus, später wird es wahrscheinlich einen Impfschutz kologische Behandlung weitergeführt und tekosten für ein Bett in der Universitätskli- der Schweiz hat eine viermal so hohe In- Jetzt waren wir froh, dass wir diese Kapa- nur noch Schnupfen. Anpassung an den geben. Aber vielleicht hat es sich verändert, nicht unterbrochen wurde. „Ein niedriger nik liegen aber bei 980 Euro.“ Ein Ausgleich fektionsrate wie der deutsche.“ zitäten hatten. Wir Deutsche haben in der Wirt ist ein Prinzip der Evolution. Die Mikro wenn der Impfstoff zur Verfügung stehen Prozentsatz ist aber aus Angst vor einer An- im ambulanten Bereich sei zudem schwer Die MHH hat bis zum 30. Juni 60 Men- Medizinforschung immer nach England und organismen wollen auch nicht, dass ihr wird.“ Alternativ zu einem Impfstoff ent- steckung im Krankenhaus selbst nicht zur zu berechnen. „Und es bleibt die Frage, ab schen behandelt, die an COVID-19 erkrankt Amerika geschaut. Beide Länder sind mit Wirt, der Mensch, stirbt – und sie mit ihm.“ schlüsseln Forscher den Lebenszyklus des Tumornachsorge gekommen und hat Ope- wann diese Ausgleichszahlungen gewährt waren, davon 30 auf Intensivstation. Ende ihren Top-Universitäten in der Forschung SARS-CoV-2-Virus und entwickeln Mole- rationen abgesagt“, ergänzt der Präsident. werden und für wie lange.“ Juni wurden noch drei Menschen auf der grandios. Trotzdem hat das Gesundheits- „Es kann jeden erwischen“ küle, die als Medikament eine Vermehrung Professor Dr. Tobias Welte, als kom- Intensivstation 14 beatmet und sieben Pati- system in beiden Ländern jetzt versagt, die des Virus blockieren und so zur Heilung missarischer Vizepräsident zuständig für „Niemand wurde benachteiligt“ enten auf Normalstation. Niedersachsen ist Sterblichkeitsraten sind extrem hoch.“ „Wir haben jetzt einen leichten Anstieg führen. Professor Welte ergänzt: „Selbst die Krankenversorgung, betont, dass die bisher verhältnismäßig gut durch die Pan- Ein Grund, warum Deutschland und der Infektionen, aber die Sterblichkeitsra- wenn alles optimal läuft, werden wir keinen MHH während der ganzen Zeit den Not- Während des Lockdowns stellten sich demie gekommen. War alle Vorsorge also auch die MHH so gut durch die Krise ge- ten gehen weiter zurück“, betont Professor Impfstoff vor Mitte nächsten Jahres haben. fallbetrieb komplett weiterlaufen lassen Viele die Frage, ob Patientengruppen weni- übertrieben? Nein, meinen die beiden Pro- kommen sind, sind die Beschäftigten im Manns. Gerade ältere Menschen sind au- Und Corona wird nicht verschwinden. Das konnte. „Gleichzeitig haben wir die Mög- ger oder schlechter behandelt werden wür- fessoren. „Im Nachhinein wissen es immer Gesundheitswesen. „Die Disziplin, das En- ßerordentlich vorsichtig ge- heißt, wir werden weiterhin lichkeit geschaffen, im Notfall 80 Intensiv- den. Die beiden Mediziner sehen dafür kei- alle besser“, sagt der Präsident. Und sein gagement und die Solidarität aller Mitar- worden. Das Durchschnittsal- Kapazitäten für die Betreu- betten für COVID-19-Patienten bereit zu ne Anzeichen. „Interessant wird sein, was Vize fügt hinzu: „Wir haben ein paar glück- beiterinnen und Mitarbeiter der MHH war ter der Neuinfizierten ist im ung von COVID19-Patienten stellen, außerdem hätten wir bis zu 300 spätere Auswertungen zu Schlaganfall- liche Umstände gehabt: Wir haben gese- ungeheuerlich – von Studierenden über Durchschnitt um zehn Jahre bereithalten müssen.“ COVID-19-Betten auf Normalstation nut- und Herzinfarktpatienten ergeben wer- hen, was in anderen Ländern passiert und Technik und Verwaltung bis hin zu Pflege gesunken. „Auch junge Men- Die Professoren Manns zen können“, sagt Professor Welte. „Heu- den“, sagt der Präsident, „ob wirklich viele konnten uns vorbereiten. In Italien dagegen und Ärzteschaft“, betont der Präsident. schen können schwer erkran- und Welte raten weiterhin te wissen wir: Das haben wir alles nicht Menschen ihre Symptome zu lange igno- grassierte das Virus bereits seit Wochen, be- „Wir hatten in der akuten Corona-Zeit den ken“, meint Professor Welte, zur Vorsicht: „Kontaktver- gebraucht. Aber in der Anfangsphase der riert haben. Ich glaube aber nicht, dass eine vor es das erste Mal diagnostiziert wurde.“ niedrigsten Krankenstand seit 30 Jahren „man muss sich bewusst meidung ist einfach das Pandemie mussten wir mit Schlimmerem Patientengruppe systematisch benachtei- Hinzu komme, dass in Deutschland zuerst gehabt. Wir als Präsidium möchten uns da- sein, dass es jeden erwischen wirksamste Mittel.“ Risiko- rechnen.“ Professor Welte hat enge persön- ligt war.“ Deutschland habe keine erhöhte die heimkehrenden Skifahrer aus Ischgl be- für herzlich bedanken.“ kann.“ MHH-Vizepräsident Profes- faktoren seien enge, schlecht liche Kontakte nach Italien, er Sterblichkeit zu verzeichnen troffen waren – das waren überwiegend Mittlerweile haben sich in Deutschland SARS-CoV2 ist ein neues sor Welte durchlüftete Räume. „Singen ist dort aufgewachsen. „Ich gehabt, ergänzt Professor junge gesunde Menschen. In Italien und die Bedingungen geändert – die erste Welle Virus. „Es befällt zwar primär ist besonders problematisch, habe jeden Tag in Telefona- Welte. „In der Schweiz da- Spanien hingegen habe das Virus früh Al- ist abgeebbt, jetzt bestimmen Ausbruch die Atemwege“, erklärt Professor Welte, weil dabei mehr Aerosole entstehen und ten mit Freunden dort gehört, gegen richtete sich das nach tenheime und Familien mit vielen älteren szenarien wie in Rheda-Wiedenbrück das „aber dann macht es etwas sehr Seltsames: diese durch die Vibration bis zu sechs Meter was dort geschieht und wir den Sprachgrenzen. Es gab Bewohnern erreicht. Ein weiterer wichtiger Geschehen. Manns und Welte sind sich Es schädigt nicht die Atemwegszellen selbst, weit getragen werden“, sagt Welte. „Was mussten befürchten, dass wir keine Übersterblichkeit in der Punkt: In Deutschland gibt es 40 Prozent einig, dass niemand vorhersagen kann, wie beispielsweise Influenza, der Grippeer- wir jetzt an Ausbrüchen in Deutschland se- das hier auch bekommen.“ deutschsprachigen Schweiz, mehr Intensivbetten als in Italien. ob es im Herbst zu einer zweiten Welle reger. Corona gelangt in die Blutbahn und hen, kommt nicht aus heiterem Himmel“, Die MHH ist eine hoch- aber eine deutliche in den „Wir brauchen im Gesundheitssys- kommen wird. „Manche Pandemien sind schädigt die Zellen, die die Blutgefäße aus- sagt der MHH-Präsident. „Diese Hotspots schulmedizinische Einrich- französisch- und italienisch- tem eine gewisse Reserve, das hat Coro- einfach nach einem Jahr nicht wieder auf- kleiden, die Endothelzellen.“ Es bilden sich entstehen in der Regel dort, wo Menschen tung der Maximalversorgung, MHH-Präsident Professor sprachigen Gebieten. Der na gezeigt“, erläutert der MHH-Präsident. geflammt“, erinnert Professor Welte. In an- Gerinnsel in den ganz kleinen Gefäßen. Für eng zusammenkommen. Die Pandemie ist extrem viele der hier behan- Manns Grenzverkehr war zu Anfang „Deutschland wird oft kritisiert für zu viele deren Fällen habe sich das Virus verändert. die Patienten heißt das: Atemwegskranke noch lange nicht vorbei.“stz
8 DIE NEUE NORMALITÄT info 3/2020 DIE MHH UND DAS VIRUS 9 Saskia Landau: „Ich komme jeden Cornelia Zeller: „Insgesamt läuft es Klaus-Günther Nofz: „Es ist optimal Tag, um meine Mutter auf der Inten- gut. Man muss etwas Geduld mitbrin- geregelt. Man füllt den Zettel aus, sivstation zu besuchen. Bis jetzt bin ich gen, aber eigentlich ist auch der erste bekommt eine neue Maske, desinfiziert immer gut durch den Anmeldebereich Ansturm um 14 Uhr schnell vorbei. Am sich die Hände und kann auf die Stati- gekommen, lange warten musste ich Wochenende ist es voller als unter der on. Wenn man zurückkommt, gibt man nie. Die Besuchszeit von einer Stunde Woche. Ich komme immer um dieselbe den Zettel wieder ab. Lange warten schöpfe ich immer voll aus.“ Zeit, um meine Mutter zu besuchen.“ musste ich bisher nicht.“ dem betreffenden Tag schon einen ande- gang meist schon eine Menschenschlan- offiziellen“ Eingänge der Hochschule im ren Gast hatte. ge. Doch diese löst sich üblicherweise Auge. Die Anzahl der Besucherinnen und nach wenigen Minuten auf. An den Ser- „Insgesamt klappt es mit den Besu- Am Service-Stützpunkt am Haupteingang: Normalerweise sind die Formalitäten schnell erledigt. Besucher im Bettenhaus ist auf 500 pro vicepoints kümmern sich vier studentische chen unter den Bedingungen sehr gut“, Tag beschränkt. Diese Grenze wurde aller- Hilfskräfte um die Besucherinnen und Be- bilanziert Dr. Ringe. „Wir schauen jetzt Die erfolgreiche Regel für Besuche dings bisher noch nicht erreicht. Zunächst sucher. Sie überprüfen die Formulare, ge- von Tag zu Tag und von Woche zu Woche waren die Angehörigen und Freunde eher ben neue Mund-Nasen-Masken aus und wie sich die Dinge entwickeln. Wenn nö- zurückhaltend, erst nach einigen Tagen fordern zur Handdesinfektion auf. „Die tig, passen wir die Regeln an.“ Wie lan- steigerte sich die Zahl der Besucherinnen Studis machen ihren Job toll“, lobt Hen- ge die besonderen Besuchsregeln noch in der MHH: 3 mal 1 und Besucher und erreicht nun an Wo- chenenden auch mal mehrere Hundert Gäste. Wer eine Patientin oder einen Pa- ryk-Tomasz Fabiszak, Sachgebietsleiter Service und Information. Aber auch die Besucher verhalten sich gelten, kann er nicht sagen. „Das hängt hauptsächlich davon ab, wie lange die Verordnung des Landes noch bindend tienten besuchen möchte, muss, entwe- sehr kooperativ. „Sie haben großes Ver- ist.“ Die Erfahrungen mit den aktuellen Trotz COVID-19 sind Patientenbesuche unter Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen wieder erlaubt der online oder am Terminal, ein Formular ständnis für die Maßnahmen und halten Besuchsregeln, ist sich Dr. Ringe sicher, mit persönlichen Daten ausfüllen. „Das sich an die Regeln“, stellt Fabiszak fest. sind auf jeden Fall wertvoll für die Zu- V iele Wochen lang herrschte in der line-Registrierung hat den Vorteil, dass sich die Gäste aber auch am Eingang zur ist unbedingt notwendig, weil wir im Fall Bisher habe es keine ernsthaften Be- kunft. „Vielleicht können wir davon et- MHH ein Besuchsverbot – von we- der Besuch zum gewünschten Zeitpunkt Klinik anmelden, dort stehen entsprechen- einer Neuinfektion nur so die Nachverfol- schwerden von Gästen gegeben. Bei der was im MHH-Neubau umsetzen“, sagt er. nigen Ausnahmen abgesehen. Für gewährleistet ist“, erklärt Dr. Bastian Rin- de Servicepoints bereit. Allerdings ist auf gung der Kontaktpersonen sicherstellen Umsetzung der Besuchsregeln wird die Und noch einen positiven Aspekt hat das die Patientinnen und Patienten, aber auch ge, einer der beiden Leiter der COVID-19 diesem Weg nicht sichergestellt, dass der können“, erklärt Dr. Ringe. MHH auch vom Technischen Gebäude- Prinzip aus mehr Sicherheit und Kontrol- für deren Angehörige und Freunde war Task Force und Organisator des aktuellen gewünschte Besuch sofort möglich ist – Die Besuchszeit im Bettenhaus beginnt management und vom Sicherheitsdienst le: Die Zahl der Diebstähle in der MHH ist das eine schwierige Zeit. Mittlerweile hat Besuchermanagements. Alternativ können beispielweise weil der Patient vielleicht an um 14 Uhr. Kurz vorher steht am Ein- unterstützt. Dieser hat vor allem die „in- drastisch zurückgegangen. tg sich die Corona-Lage deutlich entspannt, und seit dem 2. Juni sind Besuche in der Klinik wieder erlaubt. Um das Infektions- risiko mit dem Coronavirus weiterhin so gering wie möglich zu halten, gelten be- stimmte Sicherheitsmaßnahmen. Sie be- Das müssen die Gäste jetzt in der Klinik beachten ruhen auf einer Verordnung des Landes Niedersachsen. Im Bettenhaus der MHH, dort wo sich E ndlich: Seit dem 2. Juni dürfen die Pati- entinnen und Patienten der MHH wie- der Besuch empfangen. Zu ihrem Schutz des Krankenhausaufenthaltes einer Pati- entin oder eines Patienten möglich. 2. Die Hygienevorgaben müssen drin- Servicepoints in den Eingangsbereichen. Dann ist allerdings nicht gewährleistet, dass ein sofortiger Besuch möglich ist. 6. Wer darf nicht besucht werden? COVID- 19-Patientinnen und -Patienten, COVID-19- Verdachtsfälle, Patientinnen und Patien- 9. Ein Besuch in der Medizinischen Hoch- schule ist nicht möglich, wenn jemand selber akute Erkältungssymptome zeigt die meisten Stationen befinden, gilt die 3 und zum Schutz der Besucherinnen und gend eingehalten werden: Alle Besucher 4. Die Besucherinnen und Besucher müs- ten in den Notaufnahmen und auf den oder in den vergangenen 14 Tagen Kon- mal 1-Regel: Pro Tag eine Besuchsperson Besucher sowie der Beschäftigten müssen erhalten am Eingang einen Mund-Nasen- sen ein Formular mit den eigenen Kontakt- Intensivstationen 14 und 78, Transplanta- takt zu einer COVID-19 positiven Person für einen Patienten für eine Stunde. So jedoch Sicherheitsmaßnahmen beachtet Schutz, der während des Aufenthaltes ge- daten online ausfüllen, ausdrucken und tionspatientinnen und -patienten. Weitere hatte.tg oder so ähnlich sehen die Besuchsregeln werden. Diese beruhen auf Regelungen, tragen werden muss. Abstandsregel und beim Betreten des Hauses vorzeigen. Beim Ausnahmeregelungen sind möglich. Auf auch in anderen niedersächsischen Klini- die das Land Niedersachsen erlassen hat. Händehygiene sind einzuhalten. Verlassen des Hauses muss das Formular der KMT-Station gilt eine Sonderregelung. Bei Fragen können sich Besucherinnen ken und Pflegeeinrichtungen aus. 3. Die Anzahl der Besucher ist auf 500 abgegeben werden. 7. In der MHH-Kinderklinik und im und Besucher an die Besucher-Hotline Eine Besonderheit der MHH ist die 1. Zu Besuch kommen dürfen pro Tag nur pro Tag beschränkt. Grundsätzlich gilt, 5. Der Zugang zur MHH ist nur an folgen- MHH-Palliativbereich ist weiterhin ein Be- wenden: Telefon (0511) 532-5100, Möglichkeit, sich bis zu 24 Stunden vor ein Besucher pro Patient für eine Stunde. dass 24 Stunden vor dem Besuch eine On- den Eingängen möglich: Hauptgebäude sucher pro Patient pro Tag erlaubt. montags bis donnerstags von 7.30 Uhr dem geplanten Besuch online anzumel- Die Besuchszeiten liegen zwischen 14 und line-Anmeldung erforderlich ist. Sie muss (Gebäude K06), Kinderklinik (Gebäude 8. Für den Kreißsaal und die Mut- bis 16 Uhr und freitags von 7.30 Uhr bis den. Dafür hatte das ZIMt, allen voran 18 Uhr (letzter Einlass), der Besuch darf erfolgen unter www.mhh.de/besuch. Wer K10), Klinik für Frauenheilkunde und Ge- ter-Kind-Station 82 gelten gesonderte 14.30 Uhr. Die Regelungen können auch dessen Leiterin Stefanie Öhl und ihr Mit- nicht länger als 60 Minuten dauern. Besu- keine Möglichkeit zur Online-Anmeldung burtshilfe (K11), Zentrum für Zahn-, Mund- Regelungen. Weitere Informationen unter kurzfristig angepasst werden, sie entspre- arbeiter Matthias Höflich, in nur wenigen che sind generell erst ab dem dritten Tag hat, wendet sich an das Personal an den und Kieferheilkunde (Gebäude K20). https://corona.mhh.de/besuch chen dem Stand vom 10. Juli 2020. Tagen ein System entwickelt. „Die On-
10 DIE NEUE NORMALITÄT info 3/2020 DIE MHH UND DAS VIRUS 11 Weltweit geforscht, an der MHH gefunden Der MHH-Pathologe Professor Jonigk hat mit seinem Team herausgefunden, wie das Coronavirus die Lunge schädigt G ratulationen aus der ganzen Welt an COVID-19 Verstorbenen untersucht und bekommen Wissenschaftlerinnen mit Lungen von Patienten verglichen, die und Wissenschaftler normaler- an der vom H1N1-Virus ausgelösten, be- weise dann, wenn sie mit bedeutenden sonders aggressiven Schweinegrippe ver- Preisen ausgezeichnet werden. Im Fall storben waren“, erklärt Professor Jonigk. von Professor Dr. Danny Jonigk hat eine wissenschaftliche Veröffentlichung dafür Mikrothromben verstopfen gesorgt, dass sein Telefon tagelang nicht die feinsten Gefäße stillstand und sein elektronisches Postfach Teamwork: Die Arbeitsgruppe überlief. Die Wissenschaftler haben die Gewe- von Professor Jonigk. Aber diese Publikation im renommierten beproben erstmals synergistisch mit einem New England Journal of Medicine mit dem sehr breiten Methodenspektrum von Mikro- Titel „Pulmonary Vascular En- Computertomografie, 3D-Elek- wiederum die körpereigene Immunabwehr fektionen, aber die Anzahl dieser kleinen den verminderten Blutfluss auszugleichen. sagen. Denn über das Blut kann sich das dothelialitis, Thrombosis and tronenmikroskopen und ver- auf den Plan, die Immunzellen zur Virus- Verstopfungen sei bei Grippetoten wesent- „Diese sogenannte intussuszeptive Neoan- Virus im ganzen Körper verteilen und so Angiogenesis in COVID-19“ schiedenen molekularbiologi- bekämpfung losschickt. Beides erschwert lich geringer. „Bei Covid-19 findet sich eine giogenese ist bisher im Rahmen des diffu- überall massive Entzündungen auslösen. hat es in sich. Gemeinsam mit schen Methoden untersucht, massiv den Transport des eingeatmeten Entzündungsreaktion, welche vergleichbar sen Alveolarschadens noch nicht beschrie- Die überschießende Entzündungsreaktion Wissenschaftlern des Brig- um die Wege von SARS-CoV-2 Sauerstoffs von den Lungenbläschen in das mit einer starken Abstoßungsreaktion bei ben worden und unterscheidet COVID-19 in den Griff zu bekommen, sei daher ein ham and Women’s Hospital in aufzuspüren. Dabei konnten Blut. Organtransplantationen ist“, erklärt er. grundlegend von vergleichbar schweren wichtiger Ansatz zur Behandlung, meint Boston, der Harvard Medical sie zunächst das bereits be- „Wir haben außerdem eine ungewöhn- Besonders auffällig ist auch ein Befund, Lungeninfektionen durch Influenzaviren“, der Mediziner. School, des Helios Universi- kannte akute Schadensmuster lich hohe Zahl von Blutgerinnseln in allen den Mediziner ansonsten vorrangig nur von betont Professor Jonigk. Die Ergebnisse der Studie bewertet der tätsklinikums Wuppertal und in der Lunge von COVID-19-Pa- Abschnitten der Blutgefäße in der Lunge Tumorerkrankungen, Autoimmunkrankhei- Die massive Blutgefäßschädigung, die Pathologe als weiteres Puzzleteil zu einer der Universitäten Leuven und Professor Dr. tienten nachweisen, den soge- gefunden, vor allem aber in den feinsten ten oder Vernarbungsprozessen kennen: überschießende Blutgerinnung mit Ver- Entschlüsselung von COVID-19. Gelöst sei Basel hat der MHH-Pathologe Danny Jonigk nannten diffusen Alveolarscha- Gefäßen, den Kapillaren“, sagt der Patho- SARS-CoV-2 löst offenbar eine besondere stopfung der feinsten Lungengefäße und das Rätsel um das Coronavirus aber noch herausgefunden, was SARS- den. Dieser liegt vor, wenn sich loge. „Diese Mikrothromben verstopfen die Form von Gefäßneubildungen in der Lun- die für COVID-19 charakteristische Ge- lange nicht. Weitere Studien seien erfor- CoV-2 tatsächlich bei einem schweren die Wände der Lungenbläschen entzünden, feinen Lungengefäße und vergrößern so ge aus. Dabei bilden sich Einstülpungen in fäßneubildung erklären das komplexe derlich, um die Mechanismen der Gefäß- Krankheitsverlauf anrichtet. Das Fazit des also genau der Ort, wo der Gasaustausch zusätzlich die Atemnot des Patienten.“ Das das Gefäßinnere, weil der Körper offenbar Krankheitsbild und die Komplikationen veränderungen zu verstehen und letztlich Lungenexperten lautet: Covid-19 ist in ers- stattfindet. Zudem werden sie flächenhaft Phänomen gebe es zwar auch in schwer als finale Rettungsmaßnahme versucht, bei schwer erkrankten Patienten – von der in konkrete therapeutische Ansätze umzu- ter Linie eine Gefäßerkrankung, die zwar in von Eiweißablagerungen bedeckt. Das ruft geschädigten Lungen nach Influenza-In- vorhandene Blutgefäße zu verdoppeln, um Lungenembolie bis zum Multi-Organ-Ver- münzen. kp den oberen Atemwegen beginnt, aber eine Vielzahl von Organen betreffen kann. „Zu Beginn der Pandemie wurde noch behauptet, Covid-19 sei eine Art Grip- peerkrankung“, erinnert sich der Patho- loge. „Jetzt wissen wir, dass SARS-CoV-2 Verbesserte Diagnose bei einer seltenen Form von Lungenhochdruck – anders als Influenzaviren – bevorzugt die Zellen des Blutgefäßsystems schädigt und dadurch den Blutfluss in den Organen stark E ine Vielzahl von Lungenkrankheiten geht mit einer sogenannten pulmo- nalen Hypertonie einher. Dabei herrscht pulmonalen venösen Verschlusskrankheit (PVOD) zu unterscheiden. Jetzt hat ein Forschungsteam am Institut für Patholo- sehr ähneln, was eine exakte Diagnose erschwert. Die aber ist wichtig, denn die Behand- genödem führen“, betont die Pathologin. Ohnehin sei der Lungenhochdruck nicht scher sechs Zielgene, die als molekulare Marker zur Unterscheidung der PAH von der POVD in Frage kommen. „Eine genaue einschränkt.“ Es gebe zwar oberflächlich erhöhter Druck im Lungenkreislauf, der gie der Medizinischen Hochschule einen lung und Prognose hängt stark heilbar, sondern nur mit Me- Diagnose der PVOD ist bislang nur anhand betrachtet gewisse Ähnlichkeiten. So kann sauerstoffarmes Blut zur Lunge und sau- neuen Ansatz gefunden, um die Diag- davon ab, ob der Gefäßumbau dikamenten unter Kontrolle von Gewebeuntersuchungen möglich, eine Infektion mit dem Coronavirus eben- erstoffreiches zurück zum Herzen bringt. nose anhand von molekularen Markern in der arteriellen oder venösen zu halten. Als letzter Ausweg allerdings bedeutet eine Biopsie für Pati- so wie eine schwere Grippe die Atemwege Betroffene leiden unter Atemnot, Brust- besser abzugrenzen. Die Studie wird im Lungenstrombahn stattfindet, bleibt bislang nur eine Lun- enten mit Lungenhochdruck wegen der massiv schädigen und zu einem tödlichen schmerzen und Schwäche. Langfristig American Journal of Pathology veröffent- infolgedessen die Blutgefäße gentransplantation. Blutungsgefahr immer ein großes Risiko“, Lungenversagen führen. kann Lungenhochdruck zur völligen licht und ist online verfügbar. in den Lungen sich verengen, In der Studie wurden Lun- erklärt Professor Dr. Danny Jonigk, Leiter Welche molekularen Veränderungen Überlastung der rechten Herzkammer „Entstehung und Verlauf der PVOD verstopfen oder vollkommen Dr. Lavinia Neubert genproben von Patientin- der AG Lungenforschung. SARS-CoV-2 im Lungengewebe von Pati- und sogar zum Tod führen. Für die Be- sind bislang nur unzureichend verstan- zerstört werden. „Eine konven- nen und Patienten mit PAH, In einem nächsten Schritt muss nun entinnen und Patienten genau auslöst und handlung und Prognose der Erkrankung den“, sagt Studienleiterin Dr. Lavinia tionelle Therapie bei der PAH zur Senkung PVOD, idiopathischer Lungenfibrose (IPF) untersucht werden, ob sich die moleku- wie sich diese von den Schäden durch In- ist es wichtig zu wissen, ob das Problem Neubert, Mitarbeiterin der Arbeitsgemein- des Lungenhochdrucks mit gefäßerwei- und chronisch obstruktiver Lungener- laren Marker auch im Blut und Urin der fluenzaviren unterscheiden, war bis zu der in den Arterien oder den Venen der Lun- schaft Lungenforschung und Mitglied des ternden Medikamenten, sogenannten Va- krankung (chronic obstructive pulmonary Patienten nachweisen lassen. Ist das der internationalen Studie unter der Leitung gengefäße liegt. Deutschen Zentrums für Lungenforschung sodilatatoren, kann bei der PVOD zu einer disease, COPD) analysiert und mit gesun- Fall, könnten sie die frühzeitige Diagnose des MHH-Pathologen bislang jedoch kaum Doch die pulmonal-arterielle Hyperto- (DZL) am Standort BREATH Hannover. Hin- Verschlechterung des Krankheitsbildes und dem Lungengewebe verglichen. Dabei der PVOD und die Abgrenzung zur PAH bekannt. „Um die Krankheitsprozesse bes- nie (PAH) ist schwer von der sehr seltenen zu kommt, dass sich PAH und PVOD klinisch sogar zu einem lebensbedrohlichen Lun- entdeckten die Forscherinnen und For- erheblich erleichtern. kp ser zu verstehen, haben wir die Lungen von
12 DIE NEUE NORMALITÄT info 3/2020 DIE MHH UND DAS VIRUS 13 „Es waren die lehrreichsten Wochen meines Studiums“ Mehr als 50 Medizinstudierende meldeten sich zu Beginn der Corona-Pandemie freiwillig als Pflegehilfskräfte auf den MHH-Stationen. Wir haben mit drei von ihnen gesprochen. Onno Becker (25) und Maren Tinne (26) arbeiteten auf der COVID-19-Intensivstation, der AStA-Vorsitzende Lennart Simon (25) auf der normalen Intensivstation 81 Warum haben Sie sich entschieden, als frei- analysen gemacht und die Ergebnisse di- Lennart Simon: Das stimmt. Außerdem willige Pflegehilfskräfte während der Coro- rekt zurückgegeben, damit die Pflegekräf- war der Vorbehalt in der Pflege gegenüber na-Pandemie zu helfen? te im Zimmer die Beatmungsgeräte richtig Studierenden vorher sehr groß. Es gab seit Maren Tinne: Die Universität hat im März einstellen konnten. Jahren keine studentischen Aushilfskräfte den Lehrbetrieb vorübergehend einge- Onno Becker: Zusätzlich konnten wir beim mehr auf den Intensivstationen, weil die stellt, daher habe ich mich für diesen Ein- Lagern, Waschen und bei der Körperpflege Pflege die Erfahrung gemacht hat, dass die satz gemeldet. Ich wollte meine Zeit sinn- der Patienten helfen. Besonders bei über- Studierenden nur kurz da sind und dann voll nutzen und helfen. gewichtigen Patienten war ein zweites eher Arbeit machen als Nutzen bringen. Lennart Simon: Für mich ist es eine Selbst- Paar helfender Hände immer willkommen. Doch durch Corona und unseren Einsatz auf verständlichkeit, zu helfen, wenn ich Mit der Zeit konnten wir Aufgaben immer den Stationen hat sich die Sicht der Pflege- darum gebeten werde. Da ich als AStA- selbstständiger erledigen. Insgesamt kann kräfte auf die Studierenden verändert. Die Vorsitzender dieses Angebot mit organi- man unsere Aufgaben unter dem Begriff Pflegenden haben gemerkt, dass wir sehr siert habe, wollte ich natürlich auch mit Zuarbeitung gut zusammenfassen. wohl helfen können, wenn wir eingearbei- Onno Becker: „Die Kommunikation Lennart Simon: „Es waren acht Maren Tinne: „Ich habe in diesen gutem Beispiel vorangehen. Lennart Simon: Wir wurden als Studieren- tet werden und länger auf den Stationen auf der Station 14 war herausragend Wochen, in denen ich von der Pflege paar Wochen auf der Station 14 so Onno Becker: Ich habe mich ebenfalls ver- de nicht nur auf den COVID-19-Stationen bleiben. Sie haben sich auch immer mehr gut, besonders zwischen Ärzten und auf nette Weise erzogen wurde, weil sie viel so komprimiert gelernt wie noch pflichtet gefühlt, zu helfen und mein me- eingesetzt, sondern auch auf anderen, getraut, Aufgaben abzugeben. Wir waren Pflegenden. Es war eine Kommunikati- mir noch einmal kurz vor Ende meines nie vorher in meinem Studium, das dizinisches Wissen einzubringen. Da ich normalen Stationen. Ich war auf der Inten- so zusagen in einer Art Brückenposition, da on auf Augenhöhe, ein Arbeiten Hand Studiums mitgeben konnten, worauf es wünsche ich auch meinen anderen nicht zu den Risikopatienten gehöre, hatte sivstation 81, auf der die Intensivpatienten wir einerseits die Pflege unterstützt haben, in Hand“. in der Praxis ankommt“ Kommilitonen.“ ich auch keine Bedenken, mich für diesen aufgefangen wurden, die auf der COVID- andererseits durch die Ärztinnen und Ärzte Einsatz zu melden. 19-Station nicht mehr betreut werden immer wieder als baldige Kolleginnen und konnten. Daher hatte ich keinen direkten Kollegen wahrgenommen wurden. Lennart Simon: Es waren aber auch acht fragen und zeigen, dass man es kann. Es Aufwandsentschädigung gezahlt wurde, Hatten Sie Angst, sich bei diesem Einsatz Kontakt zu diesen Patienten, aber auch Onno Becker: Das Gefühl hatte ich auch. Wochen, in denen ich von der Pflege auf war schön zu sehen, dass man sich dadurch das hat natürlich auch unsere Motivation anzustecken? ich konnte sehr intensiv am Patienten ar- Am Anfang waren die Pflegekräfte eher nette Weise erzogen wurde, weil sie mir Anerkennung verdienen kann. Ich hatte erhöht. Maren Tinne: In den ersten Tagen hatte ich beiten. Ich habe in den acht Wochen mehr skeptisch, nach dem Motto: „Was soll ich noch einmal kurz vor Ende meines Studi- zwischendurch ein Schild „Mädchen für Al- Maren Tinne: Das stimmt. Leider ist das ein schon Bedenken, aber die waren schnell praktisch gelernt als im gesamten Studium jetzt mit dir?“ Aber nach ein paar Wochen ums mitgeben konnten, worauf es in der les“ an mir kleben, damit ich möglichst viel großes Problem im Medizinstudium, dass weg, nachdem ich mich mit den Sicher- (lacht). Ich habe Patienten von morgens bis haben sie gemerkt, wie wertvoll unsere Hil- Praxis ankommt. Vor allem haben sie mir Einblick bekomme. wir für unseren Einsatz nicht entlohnt wer- heitsmaßnahmen und der Schutzausrüs- abends mit einer Pflegeaufsicht zusammen fe ist und sich schon fast darum gestritten, mitgegeben, dass es wichtig ist, sich immer Maren Tinne: Bis zum vierten Studienjahr den. Das ist auch beim Pflegepraktikum tung vertraut gemacht hatte. So gut ge- betreut und dabei Medikamentengabe und wem wir als erstes helfen können. Am Ende wieder mit Namen vorzustellen, wenn man hatte ich keinen Einblick in die Intensiv- und dem Praktischen Jahr so. Wenn man schützt wie da bin ich nirgendwo. Einen Dosierungen kennengelernt, Applikationen waren einige traurig, als unser Einsatz be- einen Raum betritt und mit bisher unbe- medizin, daher hatte ich zu Beginn einige unsere Arbeit mehr wertschätzen und ent- gesunden Respekt vor dem Corona-Virus vorbereitet und mich mit Beatmungsgerä- endet war. kannten Personen zusammentrifft. Sobald Bedenken, als ich dort zugeteilt wurde. Ich lohnen würde, wäre uns sehr geholfen. habe ich aber nach wie vor, den sollte man ten vertraut gemacht. Zusätzlich durfte Maren Tinne: Ich habe im Mai beim Pflege- man das verinnerlicht und Vertrauen auf- wurde aber zum Glück auf der Station 14 Lennart Simon: Leider haben wir entgegen auch unbedingt haben. ich unter ärztlicher Aufsicht auch Aufga- stärkungsteam nachgefragt, ob ich nicht gebaut hatte, durfte man praktisch mehr sehr herzlich empfangen und hatte einen der vorherigen Zusage durch die Politik Onno Becker: Ich habe mich am Anfang et- ben meiner späteren Tätigkeit üben. Zum auch neben dem Studium stundenweise üben als in jeder Famulatur. Und sie haben super Pflegeanleiter, der mir geholfen hat, Probleme mit der Anerkennung der Pflege- was unwohl gefühlt und habe meine Hän- Beispiel habe ich das Legen einer Arterie weiterarbeiten könnte. Erst wurde es ver- mir die Hausregel beigebracht, dass man meine anfängliche Skepsis zu überwinden. praktika und Famulaturen von Studieren- de etwas zu lange in Desinfektionsmittel übernommen oder bei einer Kurznarkose neint, aber dann hat man sich entschieden, immer etwas Süßes mitbringen muss, wenn Dadurch habe ich mich von Mal zu Mal den, die in der Pandemie ausgeholfen ha- gebadet (lacht). Mit der Zeit bin ich dann mit Intubation geholfen. Das lernt man es zu probieren. Daher arbeite ich jetzt als man etwas Neues gelernt hat. (lacht) wohler gefühlt. Im Mai hat es mir dann so- ben. Als das Online-Semester am 20. April lockerer, aber nicht unvorsichtig gewor- auch im Studium, aber wenn man dann vor studentische Hilfskraft weiter auf der In- Onno Becker: Für mich war die Kommu- gar gefehlt, da ich mich da um meine Prü- gestartet ist, konnten diese über den Se- den. dem Patienten steht und es selber macht, tensivstation, auf 450-Euro Basis. Das soll nikation auf der Station 14 herausragend fungen kümmern musste. Daher freue ich mesterstart hinaus nicht mehr angerechnet Lennart Simon: Ich kenne ähnliche Situati- wendet man die Handgriffe nach ein paar erst einmal ein Pilotprojekt für den Sommer gut, besonders zwischen Ärzten und Pfle- mich, dass ich jetzt weiterarbeiten kann. werden. Vielen fehlten nur wenige Tage onen aus meiner Zeit als Rettungssanitäter. Wochen viel routinierter an. Ich hatte na- sein, worüber ich mich sehr freue. Ich hof- genden. Es war eine Kommunikation auf Onno Becker: Für mich war noch ein wich- für eine vollständige Anerkennung von 30 Dabei wusste ich auch nie, was die Pati- türlich Glück, dass ich auf einer Intensivsta- fe natürlich, dass das dann fortgesetzt und Augenhöhe, ein Arbeiten Hand in Hand. tiger Punkt, mich emotional auf so schwer Tagen. Mittlerweile haben wir immerhin enten haben und ob sie ansteckend sind. tion eingesetzt wurde, wo viele medizinisch ausgeweitet werden kann. Beide Seiten haben sich gegenseitig Arbeit kranke Patienten einzulassen. Viele Pflege- die Zusage erhalten, dass die betroffenen Daher war ich auf diese Situation gut vor- spannende Fälle sind. Lennart Simon: Der Chef der Anästhesie abgenommen, das funktionierte besonders kräfte hatten keine Zeit für ein Gespräch Studierenden die angefangenen Praktika bereitet. Onno Becker: Ja, das war unser Glück. In plant auch, jetzt wieder regelmäßig studen- in Stresssituationen sehr gut. Dadurch hat mit den Patienten. Ich habe mir die Zeit ge- im Sommer fortsetzen können, egal auf den intensivmedizinischen Bereich bekom- tische Hilfskräfte beim Reha-Notfallteam die Arbeit allen mehr Spaß gemacht. Das nommen, mich viel mit ihnen zu unterhal- welcher Station. Hier hätten wir uns mehr Was durften Sie auf den Stationen machen, men wir während des Studiums sonst kaum einzusetzen. möchte ich auf jeden Fall für mein Berufsle- ten und dabei gelernt, mit meinen eigenen Entgegenkommen und Sicherheit von der wo konnten Sie helfen? Einblick. Wir absolvieren zwar ein Pflege- ben als Arzt mitnehmen. Gefühlen umzugehen. Politik gewünscht. Daher haben wir einen Maren Tinne: Es ging nicht darum, Pflege- praktikum, aber das findet im Regelfall auf Was hat Ihnen das Pflegehilfspraktikum für Lennart Simon: Ja, es war wichtig, den Pati- offenen Brief an die Ministerien geschickt, kräfte zu ersetzen, sondern etwas anzu- einer Normalstation statt. Auch im Pflege- Ihr Studium gebracht? Welche Erfahrungen nehmen Sie persönlich enten zuzuhören und ihnen Zeit zu schen- indem wir auf das Problem aufmerksam reichen und damit die Pflegerinnen und praktikum habe ich viel gelernt und gute Maren Tinne: Es hat mir sehr viel gebracht. aus dieser Zeit mit? ken. Vor allem, da sie in dieser Zeit auch machen. Die Studierenden, die trotz asyn- Pfleger zu entlasten. Sonst hätten sie sich Einblicke in die pflegerische Versorgung Ich fühle mich in meinem Berufswunsch Lennart Simon: Dass ich mich erst einmal ihre Angehörigen nicht sehen konnten. Ich chronem Semesterstart weiter auf den Sta- die Schutzkleidung immer wieder an- und der Patienten und Patientinnen bekom- bestätigt. Ich habe in diesen paar Wochen zwei Wochen auf einer Station beweisen habe einmal für einen Patienten ein Karten- tionen ausgeholfen haben, sollten für diese ausziehen müssen, wenn sie das Patienten- men. Die Versorgung der Intensivpatienten so viel so komprimiert gelernt wie noch nie muss. Ich wollte nicht einfach nur zuhören, spiel mitgebracht, das hat uns beiden viel Doppelbelastung nicht bestraft werden. zimmer verlassen und erneut betreten. Wir empfand ich jedoch als deutlich komplexer vorher in meinem Studium, das wünsche sondern auch mit anpacken und helfen. Spaß gemacht. Man muss aber auch noch Das Gespräch führten haben Medikamente reingereicht, Blutgas und interessanter. ich auch meinen anderen Kommilitonen. Dazu muss man dann selbstständig nach- einmal sagen, dass uns dieses Mal eine Bettina Dunker und Vanessa Meyer.
14 DIE NEUE NORMALITÄT info 3/2020 DIE MHH UND DAS VIRUS 15 „Wir haben trotz der Pandemie weiter transplantiert“ An der MHH liegt die Zahl der Organtransplantationen trotz COVID-19 auf dem Niveau des Vorjahrs F ür mich war eigentlich nur wichtig: le- für Allgemein-, Viszeral- und Transplantati- ben oder sterben. Corona stand dabei onschirurgie. „An der MHH gehen wir noch völlig im Hintergrund.“ Das berichtet einen Schritt weiter und testen alle unsere Marion L., die wegen einer schweren Le- Empfänger.“ Das Institut für Virologie führt berzirrhose unbekannter Ursache im Janu- dazu rund um die Uhr entsprechende Tests ar 2020 für eine Transplantation gelistet durch. „Unsere Erfahrung zeigt – und Mari- wurde und Anfang Mai an der Medizini- on L. ist dafür ein gutes Beispiel–, dass man schen Hochschule Hannover transplantiert sich in Corona-Zeiten bei uns sicher trans- worden ist. „Mein Mann hatte eher Beden- plantieren lassen kann.“ ken, dass ich mich im Krankenhaus infizie- Auf Station und in den Operationssälen ren könnte. Für mich war das nicht wichtig. haben sich die Hygienemaßnahmen indes Wichtig war für mich die Transplantation.“ kaum geändert. „Das liegt nicht daran, dass Marion L. ging es zum Zeitpunkt der Trans- wir das Corona-Virus auf die leichte Schul- plantation sehr schlecht. Sie hatte Wasser ter nehmen würden, sondern daran, dass im Bauch, Schlafstörungen und konnte sich wir uns seit Jahrzehnten Gedanken dazu Auf Station: kaum bewegen. Heute, nur vier Wochen gemacht haben, wie wir Patientinnen und Professor Wedemeyer, Patientin Marion L. enten keine Angst vor Corona zu haben. spannende Entwicklungen Medikamente besten Händen“, ergänzt Professor Mi- später, geht es ihr hervorragend. „Von der Patienten im Allgemeinen – und immunge- und Dr. Nicolas Richter (von links). Sie müssen natürlich vorsichtig sein, aber betreffend, die das Restrisiko zeitnah min- chael Manns, Präsident der MHH. „Das Operation zwickt es noch ein wenig hier schwächte Patienten im Besonderen – vor das müssen sie aufgrund der Medikamen- dern könnten.“ liegt daran, dass ein Team aus erfahrenen und da, ansonsten fühle ich mich super. Ich Infektionen mit Viren, Bakterien und Pilzen der Corona-Pandemie haben wir gewisse te, die die körpereigene Immunantwort „Transplantationspatientinnen und Chirurgen und Internisten mit der Pflege hätte nie gedacht, dass das so gut läuft!“ schützen können“, erklärt Dr. Richter. „Wir Abläufe optimiert. So wird vermehrt dar- unterdrücken sowieso.“ Zudem gäbe es -patienten sind hier in der MHH in den Hand in Hand arbeitet, unterstützt von „Wir haben hier an der MHH und in haben aber einige Maßnahmen noch ein- auf geachtet, dass Abstandsregeln einge- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Deutschland trotz der Corona-Pandemie mal verschärft. So achten wir besonders auf halten werden und dass nicht zu viele Pa- Patientenaufnahme, dem Sozialdienst, der weiter transplantiert. Nur die Lebendspen- den Abstand. Und ich ganz persönlich habe tienten in einem Wartebereich sitzen, um n Transplantationen in der MHH und Deutschland Verwaltung, den Reinigungskräfte bis hin de, als verschiebbaren Eingriff, haben wir früher gerne Patientinnen und Patienten die das Infektionsrisiko zu minimieren“, sagt zum Transportdienst, die die Patientinnen bis Anfang Mai für alle Organe ausge- Hände geschüttelt. Das habe ich mir – auch Professor Wedemeyer. MHH 2020 MHH 2019 Deutschl. 2020 Deutschl. 2019 und Patienten zu Untersuchungen fah- setzt“, sagt Professor Dr. Hans Heinrich wenn es schwerfällt – abgewöhnt.“ Nach mehr als drei Monaten Erfah- (Januar–Mai) (Januar–Mai) (Januar–Mai) (Januar–Mai) ren.“ Das sei in der MHH ein Gesamtwerk, Wedemeyer, Direktor der MHH-Klinik für rung mit dem Corona-Virus hat Profes- Herz 10 10 145 129 das zuverlässig und gut läuft. cm Gastroenterologie, Hepatologie und En- Optimierte Abläufe minimieren sor Wedemeyer eine gute Nachricht für Leber 36 26 336 289 dokrinologie. An der MHH wurden in Infektionsrisiko Transplantierte: „Zwar wird uns das Co- Niere 63 67 639 660 Ein Video mit Professor Wedemeyer sehen den ersten fünf Monaten genauso viele rona-Virus die kommenden zwölf bis 18 Sie auf der Internetseite corona.mhh.de Lunge 37 43 141 140 Patienten transplantiert wie im gleichen Lebertransplantierte werden ein Leben Monate noch begleiten, aber aus meiner oder direkt im MHH-Youtube-Kanal unter Zeitraum 2019. Das Infektionsrisiko war lang in der Ambulanz betreut. „Aufgrund Sicht brauchen die Transplantationspati- Bauchspeicheldrüse 2 2 41 47 https://youtu.be/XECcOaQpNPY. unter Kontrolle. „Während der gesamten Corona-Pandemie gab es in der MHH kei- nen Fall, bei dem ein Patient durch einen Mitarbeiter oder umgekehrt ein Mitarbeiter durch einen Patienten infiziert worden ist, weder im ambulanten noch im stationären Maximaler Infektionsschutz Bereich.“ Tests für Spender A m 16. März hat die MHH dem Auf- ruf der Bundesregierung folgend verschiebbare (elektive) Behandlungen und -Mitarbeiter ausgesprochen. Doch die Befürchtungen bestätigten sich nicht: Im April mussten in Deutschland Transplantationen sind keine elektiven, sondern überwiegend dringliche Eingrif- fe. Die Patientinnen und Patienten gehö- onsschutz an die COVID-19-Situation an- zupassen seien. Die Transplantationsaktivitäten sollten fallentscheidungen der Transplantations- konferenzen. Die Programme bei Kindern wurden fortgeführt. In der dritten Stufe und Empfänger im stationären und ambulanten Bereich sowie an der MHH weitaus weniger ren nach der Transplantation wegen der entsprechend den Intensivkapazitäten in wären alle Transplantationsprogramme abgesagt, um verstärkt COVID-19- COVID-19-Patientinnen und –Patienten Unterdrückung ihres Immunsystems und der MHH in drei Stufen reduziert werden. vollständig eingestellt worden, aber nur Seit Beginn der Corona-Pandemie testet Erkrankte behandeln zu können. Nur intensivmedizinisch behandelt werden. ihren Vorerkrankungen zur Risikogruppe. In der ersten Stufe wurde die Lebendspen- die Stufe 1 und 2 mussten aktiviert wer- die Deutsche Stiftung Organtransplantati- Notfälle wurden uneingeschränkt ver- Organspende und Transplantation blie- Mitte März hatte das Transplantationszent- de zum Schutz von Spendern und Emp- den. Ab dem 17. April konnten die Trans- on (DSO) alle Organspender auf Corona. sorgt. Auch ein Besuchsverbot wurde ben fast konstant, wie die Statistiken rum vorausschauend einen Stufenplan und fängern eingestellt. In der zweiten Stufe plantationsaktivitäten wieder ausgeweitet „Wir transplantieren nur Organe, für die zum Schutz der Patientinnen und Pati- der Deutsche Stiftung Organspende e. V. Empfehlungen beschlossen, wie Transplan- wurden besonders hoch dringlich gelistete werden. Seit dem 5. Mai finden auch Le- ein negativer Test vorliegt“, berichtet Dr. enten sowie der MHH-Mitarbeiterinnen (DSO) und von Eurotransplant belegen. tationsprogramme bei maximalem Infekti- Patienten transplantiert oder nach Einzel- bendspenden wieder statt. cm Nicolas Richter, Oberarzt in der MHH-Klinik
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