Intelligenz TRENDGUIDE Künstliche - WKO
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IMPRESSUM Herausgeber Wirtschaftskammer Österreich Zielgruppenmanagement / Innovation und Digitalisierung Wiedner Hauptstraße 63 1045 Wien Für den Inhalt verantwortlich Mag. Elisabeth Zehetner Mag. Roman Riedl epu@wko.at, epu.wko.at Themenentwicklung und Konzeption Zukunftsinstitut GmbH Kaiserstr. 53 60329 Frankfurt am Main Geschäftsführung Harry Gatterer Projektleitung Christian Schuld Autor Christian Schuldt (Mitarbeit: Emma Giesinger, Ines Matzelle, Jan Langlitz) Lektorat Melanie Schlachter-Peschke Projektmanagement ambuzzador GmbH Layout EN GARDE Zukunftsinstitut Österreich GmbH Rudolfsplatz 12/6 1010 Wien Telefon: +43 1 9434030 info@zukunftsinstitut.at www.zukunftsinstitut.at © Zukunftsinstitut GmbH, 2022 Alle Rechte vorbehalten. 4
Inhaltsverzeichnis VORWORTE 6 EIN-PERSONEN-UNTERNEHMEN IN ÖSTERREICH 8 INTRO Die Ära der intelligenten Maschinen 10 GRUNDLAGEN Was kann KI? 16 Machine Learning 18 Strategien des maschinellen Lernens 21 … und was kann KI nicht? 26 Grenzen des maschinellen Lernens 28 Exkurs: China versus USA: Kampf der KI-Giganten 30 Exkurs: Europa – verantwortungsvolle KI 33 Facts & Figures 38 HAUPTTEIL Keine Angst vor den Maschinen: KI-Business-Modelle 48 1. Effizient: KI ist ein Beschleuniger 50 2. Analyse: KI erkennt verborgene Muster 55 3. Interfaces: KI schafft neue Schnittstellen zu Kundinnen und Kunden 58 Experten-Interview Martina Mara 62 4. Hyperpersonalisierung: KI macht Zielgruppen zu Individuen 67 5. Unternehmenskultur: Bildet Mensch-Maschine-Teams! 70 AUSBLICK Die Ära der Algorithmen 78 Checkliste: How to start 82 Best Practices 88 ANHANG Glossar 90 Literaturverzeichnis 94
Die große KI-Chance nutzen Im globalen Innovationswettbewerb müssen österreichische Unternehmen Künstliche Intelli- unsere Unternehmen ihre Chancen noch besser genz erfolgreich nutzen können und diese damit nutzen können, um mit innovativen Produkten, zum Wachstumsmotor für den Standort Öster- Dienstleistungen und Geschäftsmodellen zu reich werden kann. punkten. Die Digitalisierung und insbesondere Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) Gerade das Beispiel Künstliche Intelligenz zeigt, spielen dabei eine Schlüsselrolle. dass innovationsfreundliche Rahmenbedingun- gen für den künftigen Standorterfolg unverzicht- Wir haben allen Grund, die KI-Chance offensiv bar sind. Nur wer bei technologischen Entwick- anzupacken – und uns vor der Zukunft nicht zu lungen und ihren Anwendungen vorne dabei ist, fürchten. Denn KI und selbstlernende Systeme kann im internationalen Innovationswettbewerb werden hohe Produktivitäts- und Wachstums- punkten. Unsere Unternehmen in Österreich sind schübe auslösen. So hat Accenture in einem bereit für die Zukunft – deshalb verdienen sie Szenario bis 2035 errechnet, dass die Wachstums- auch die besten Rahmenbedingungen, um rate der österreichischen Wirtschaft allein durch Wachstum, Wohlstand und nachhaltige Beschäfti- den Einsatz von KI auf 3 % ansteigen kann. gung in ganz Österreich möglich zu machen. Damit wir vom Wachstumsturbo KI profitieren In diesem Sinn: Machen wir gemeinsam mehr aus können, müssen wir rasch die richtigen Weichen der Zukunft! dafür stellen. Je besser es uns gelingt, das große Know-how unserer Unternehmen mit neuen Dr. Harald Mahrer digitalen Kompetenzen und neuen Technologien Präsident zu kombinieren, desto größer und nachhaltiger Wirtschaftskammer Österreich sind die Innovations-, Business- und Wohlstands- potenziale durch KI. Schon in unserer Innova- tionsstrategie haben wir einen klaren Schwer- punkt auf Künstliche Intelligenz gesetzt, damit © WKO Sebastian Reich Vorworte 6
Künstliche Intelligenz braucht Bildung Der Fachkräftebedarf der österreichischen Vielmehr wollen wir den richtigen Weg in eine Wirtschaft wächst: Drei von vier Unternehmen erfolgreiche Zukunft unseres Standortes skizzieren. leiden heute unter einem Mangel an benötigten Fachkräften. Gleichzeitig verändert die Digitali- Als größter privater Bildungsanbieter gehen wir sierung die am Arbeitsmarkt nachgefragten neue Wege in der digitalen Bildung: in Form Fähigkeiten: Auch wenn sich Fertigkeiten ändern virtueller Lernplattformen (z.B. wîse up, die und bis 2030 rund 30 % an bisher geleisteter größte digitale Aus- und Weiterbildungsplattform Arbeit wegfallen, entstehen aber zu einem Drittel in Österreich), mit einer Neuausrichtung der neue Jobprofile und damit Jobs, für die es neue Lehre oder mit dem Campus der Wirtschaft, der und andere Qualifikationen braucht. als integrierte Wissensinfrastruktur Bildung und Forschung verknüpft und Bildung rund um die Sowohl hinter dem Fachkräftemangel als auch Uhr bieten wird. Gleichzeitig wollen wir Innova- hinter der digitalen Jobtransformation steht ein tion dort ermöglichen, wo sie passiert und den großes Thema: die Zukunft unseres Bildungs beteiligten Firmen in Innovationszonen den systems. Seine „Fitness“ ist zukunftsentscheidend größtmöglichen Freiraum einräumen. über den Erfolg als Standort. Unsere Unterneh- men benötigen Fachkräfte, die mit ihren Quali- Fakt ist: Wollen wir die Wachstumspotenziale der fikationsprofilen jenen neuen Anforderungen Künstlichen Intelligenz bestmöglich nutzen, entsprechen – und das bedeutet vor allem müssen wir unser Bildungswesen intelligent und Fachkräfte mit digitalen Qualifikationen und mit zukunftsorientiert weiterentwickeln und mit Innovations-Know-how. Nur so werden wir einem modernen, zukunftsgerichteten Innova- unsere Chancen realisieren können, die in tionsverständnis den Turbo für eine rot-weiß- Anwendungen der Künstlichen Intelligenz liegen. rote Erfolgsgeschichte zünden. Als Wirtschaftskammer haben wir den Zukunfts- Mag. Mariana Kühnel, feldern unseres Standortes daher größtmögliche M.A. Generalsekretär-Stell Priorität eingeräumt. In der Bildungsoffensive vertreterin, Wirtschafts- und der Innovationsstrategie fokussieren wir auf kammer Österreich richtungsweisende und nachhaltige Maßnahmen und politische Entscheidungen, die nicht nur dazu führen sollen, Österreichs Position im © Nadine Studeny internationalen Umfeld deutlich zu verbessern. 7
Ein- Personen- Unternehmen in Österreich Der Anteil der Ein-Personen-Unternehmen steigt stetig an. Derzeit sind bereits über 60 % der heimischen Selbstständigen ohne Beschäftigte tätig. EPU sind in fast allen Branchen vertreten. Mehr Infos: Alle AnsprechpartnerInnen zum Thema EPU in Ihrer Landeskammer finden Sie unter epu.wko.at/kontakt 8
EIN-PERSONEN-UNTERNEHMEN IN ÖSTERREICH Profitieren Sie von den Services, die die Wirtschaftskammern speziell für Ein-Personen-Unternehmen (EPU) anbieten: EPU-Portal Trendguide Digitalisierung & Trendguide Künstliche Intelligenz Das Internet-Informationsportal für Ein-Perso- nen-Unternehmen bietet unter epu.wko.at aus- Die digitale Welt bringt völlig neue Möglichkei- gewählte Informationen zu den Themen Steuern, ten für alle, die sie als Chance begreifen. Diese Recht, Betriebswirtschaft, Finanzierung/Förde- Booklets soll Sie unterstützen, diese erfolgreich rungen, soziale Absicherung sowie Forderungen zu nutzen. epu.wko.at/digitalisierung und für bessere Rahmenbedingungen für EPU. www.epu.wko.at/ki Webinare Trendguide für EPU Die WKÖ bietet kostenlose Onlineseminare für Wir machen die Megatrends aus Wirtschaft, Ge- EPU an. Expertenvorträge und -präsentationen sellschaft und Privatleben kostenlos zugänglich. werden live im Internet übertragen. Anschließend Der Guide gibt Anregungen für neue Ideen und werden Mitschnitte zur Nachschau online in der Geschäftschancen und zeigt, wie man mit seinem Mediathek veröffentlicht. Ihr Vorteil: keine Teil- Unternehmen zum Unternehmen der „next Gene- nahmegebühren, Wegzeiten oder Anfahrtskosten! ration“ wird. epu.wko.at/webinare epu.wko.at/trendguide Arbeitshandbuch für SV- und Steuer-Rechner Marketing & Verkauf Online-Rechner zur Kalkulation der zu erwarten- Kompaktes Vertriebswissen ausgerichtet auf den Kosten für Sozialversicherung und Einkom- Ihren konkreten, praktischen Nutzen. mensteuer, inklusive Information über eventuell epu.wko.at/marketingverkauf fällige Nachzahlungen. epu.wko.at/svundsteuerrechner Personalsuche-Leitfaden Innovation Map Eine Übersicht über den gesamten Prozess von der Bedarfserhebung bis zur Anstellung des/der Interaktive Map mit 105 Zukunftstechnologie, ersteN MitarbeiterIn. die bis 2035 wichtige Branchen prägen werden. epu.wko.at/meinerstermitarbeiter Nutzen Sie unser interaktives Visualisierungstool und entdecken die technologische Welt von morgen und Ihre Geschäftschancen. site.wko.at/innovationmap/home.html 9
Künstliche Intelligenz (KI) ist einer der stärksten Treiber des digitalen Wandels. Kognitive Maschinen schaffen eine neue Realität, in der wir zunehmend mit Technologie interagieren. Erstmals in der Geschichte der Menschheit ändert sich die Beziehung zwischen Mensch und Maschine: Selbstlernende Systeme sind immer weniger bloßes Werkzeug, sondern entwickeln eigenständige Entscheidungen, unabhängig von der Interaktion mit Menschen. 11
D ie Ausmaße dieser Transformation führen zu übersteigerten Erwartungen, Hoffnun- gen und Ängsten – und verschleiern den Blick auf die Themen, die heute eigentlich auf der KI-Agenda stehen müssten. Mehr denn je sind Unternehmen jetzt dazu aufge- rufen zu verstehen, was KI wirklich bedeutet, was sie konkret leisten kann – und was nicht. Der vorliegende Trendguide beantwortet drei zentrale Fragen: Der Siegeszug der Künstlichen • Welche Chancen und Risiken eröffnen Intelligenz lernende Maschinen, ökonomisch wie gesellschaftlich? Noch bis vor wenigen Jahren war KI eine Spezial disziplin, die vor allem als Stoff für Science- • Wie lassen sich Unternehmenskulturen auf Fiction-Szenarien diente. Heute sind „intelli- das neue Teamplay von Mensch und Maschine gente“ Algorithmen längst fester Bestandteil ausrichten? des Alltags geworden: Selbstlernende Systeme steuern die Spracherkennung in Smartphones, • Wie gelingt der praktische Umgang mit KI? übersetzen selbstständig Texte, steuern beinahe autonom A utos, identifizieren zielsicher Men- Eine Welt ohne KI wird es nicht mehr geben. schen auf Fotos oder helfen bei Kreditvergaben. Stellen wir die Weichen aber heute richtig, kann Big Data, höhere Rechenleistung und bessere uns KI in eine Zukunft führen, die ökonomisch er- Algorithmen lassen KI immer weiter zum Teil folgreicher, nachhaltiger – und menschlicher ist. einer neuen Normalität werden. Zugleich ist KI eine – wenn nicht die – Schlüssel- technologie der kommenden Jahrzehnte. Ihr Einsatz redefiniert Wirtschaft, Märkte und Indus- trien fundamental und übt schon heute enormen Impact auf digitale Geschäftsmodelle aus. Inzwi- schen setzt mehr als jedes zehnte Unternehmen in Deutschland KI ein – 2019 waren es nur knapp 6 % (vgl. Gillmann & Jahn 2022). Bis 2023 soll der weltweite KI-Markt auf über 500 Milliarden US Dollar steigen – das sind rund 70 Milliarden US Dollar mehr als im Vorjahr (vgl. IDC 2022). 12
DIE ÄRA DER INTELLIGENTEN MASCHINEN KI ist zum Hype-Phänomen des digitalen Disruptionsdiskurses avanciert. Don’t believe the hype! In einer globalen Studie gaben 56 % der Befrag- Die kollektive Verunsicherung, die den Prozess ten an, dass KI in mindestens einer Funktion in der digitalen Transformation ganz grundsätzlich Unternehmenskontexten eingesetzt wird (vgl. begleitet, wird durch diese neue technologische McKinsey 2021). In Österreich befinden sich KI- Qualität und Komplexität auf eine weitere Stufe Anwendungen bei knapp jedem zehnten Unter- gehoben. Das Resultat sind überzogene Zukunfts- nehmen im operativen Einsatz (vgl. Fraunhofer visionen, die den aktuellen KI-Diskurs dominieren: Austria Research GmbH 2022). Dabei haben auf der einen Seite euphorische KI-Utopien und insbesondere größere Unternehmen den Einsatz eine quasireligiöse Hoffnung auf maschinelle von KI bereits vollzogen und testen neue Imple- „Superintelligenz“ – auf der anderen Seite die mentierungsmöglichkeiten der Technologien. Fast Horrorszenarien von einer Unterwerfung der jedes zweite produzierende und Dienstleistungs- Menschheit durch immer intelligentere Maschinen. unternehmen in Österreich sieht insbesondere in den Bereichen IT und Logistik ein hohes oder sehr KI ist damit zu einem prominenten Hype-Phäno- hohes Potenzial von KI-Anwendungen – vor allem men des digitalen Disruptionsdiskurses avanciert, in den Bereichen der Qualitäts- und Produktivi- zu einem Buzzword, mit dem sich jedes Unter- tätsverbesserung. Als Hürden für den Einsatz nehmen gern schmückt. Einer Studie zufolge werden insbesondere fehlende Kompetenzen, schreiben sich rund vier von zehn Unternehmen hohe Kosten bei Anschaffung, Einführung und oder Start-ups KI auf die Fahne, ohne dass das Betrieb sowie der fehlende wahrgenommene Thema für sie von wesentlicher Bedeutung ist Mehrwert von KI genannt (vgl. ebd.). (vgl. MMC 2019). Doch zugleich mehren sich auch 13
Als Technologie wird KI immer ein Tool sein, ein Mittel zum Zweck, eine mögliche Lösung für ein konkretes Problem. 14
DIE ÄRA DER INTELLIGENTEN MASCHINEN die Anzeichen einer ersten KI-Ernüchterung. So Keine Angst vor den Maschinen! stellen Unternehmen fest, dass KI mitnichten alle möglichen Probleme löst, die die Digitalisierung Diese kritisch-konstruktive Perspektive auf KI uns eingebrockt hat – und dass KI eine Organisa- verlangt zunächst Abstand von den etablierten tion nicht von heute auf morgen „smart“ macht, KI-Narrativen: von überzogenen Erwartungen, sondern vielmehr einen komplizierten und kom- Ängsten und Trivialisierungen, die im Zeichen des plexen Prozess der Implementierung bedeutet. aktuellen KI-Hypes florieren. Auf Unternehmens- ebene bedeutet ein konstruktiver Einsatz von KI Kritische Stimmen machen zudem zunehmend dann vor allem: Abschied vom Buzzword Talk und auf die konkreten Probleme und Komplikatio- Hinwendung zu der Frage, was KI in organisatio- nen aufmerksam, die KI mit sich bringt. Dazu nalen Kontexten konkret leisten kann – von auto- zählen zum Beispiel Biases (kognitive Verzer- matisierten Prozessen und erhöhter Effizienz bis rungen), die in Algorithmen eingebaut sind und zu verbesserten Prognosen und hyperpersonal ein bestimmtes Geschlecht bevorzugen oder isierten Produkten und Services. Menschen mit dunkler Hautfarbe, Kopftuch oder sogar Brillentragende in Bewerbungsprozessen In Bezug auf die datenbasierten Geschäftsmo- benachteiligen. Der Einsatz von KI treibt auch die delle, die sich daraus ergeben, herrscht weiter- Phänomene des Filter Bubbling und der zuneh- hin großer Nachholbedarf – dabei wäre jetzt der menden Spaltung politischer Lager durch das Zeitpunkt zum Einsteigen, gerade weil KI zuletzt Verstärken und Radikalisieren von Meinungen und große Entwicklungssprünge gemacht hat. Die politischen Haltungen in sozialen Medien voran. Leitfragen lauten: Welche Einsatzmöglichkeiten Auch in Sachen Datenhoheit, Transparenz sowie für KI gibt es? Und: Was macht wo Sinn? Denn dem Einsatz von KI in kritischen Infrastrukturen auch wenn KI kein Werkzeug im herkömmlichen werden die Fragezeichen größer. Sinne mehr ist: Als Technologie wird sie immer nur ein Tool sein, ein Mittel zum Zweck, eine mög- KI ist an sich weder gut noch schlecht – wird sie liche Lösung für ein konkretes Problem. jedoch gezielt manipulativ oder schlichtweg un- reflektiert eingesetzt, kann sie unbewusste Biases reproduzieren und gesellschaftlichen Schaden anrichten. Daher ist es höchste Zeit für eine neue, aufgeklärte und pragmatische Perspektive auf KI. Unternehmen brauchen dafür nicht nur ein klares Verständnis davon, was KI tatsächlich ist und leisten kann, sondern vor allem ein neues Mindset: einen konstruktiven und zukunftsoffenen Blick auf algorithmische Chancen und Risiken – und den Mut, aktiv mit lernenden Maschinen zu (ko)operieren. 15
Was kann KI? Wie funktionieren Systeme Künstlicher Intelligenz? Und warum werden sie dem Menschen auf absehbare Zeit nicht den Rang ablaufen? Ein Überblick. 16
WAS KANN KI? K ünstliche Intelligenz ist ein Teilgebiet der Zeile für Zeile, Befehl für Befehl wird dabei der Informatik, das sich mit der Entwicklung Lösungsweg vom Entwickler festgelegt. Noch im- und Anwendung intelligenter Systeme be- mer basiert der Großteil von Software auf diesem fasst. „Intelligent“ heißt in diesem Fall, dass sie Prinzip. Es hat das Rückgrat der Digitalisierung selbstständig Probleme lösen können. Darunter und Automatisierung gebildet, und sein Potenzial lassen sich sehr unterschiedliche Ansätze fassen, zur Produktivitätssteigerung ist auch heute noch von herkömmlicher Programmierung bis hin zum nicht ausgeschöpft. Deep Learning, das auf sogenannten neuronalen Netzwerken basiert – Systemen, die der Funk- Allerdings sind die Möglichkeiten solcher „manu- tionsweise des Gehirns nachempfunden sind. ell“ erstellter Programme begrenzt: Sie können Probleme nur in festgelegter Reihenfolge lösen – und immer mit der gleichen Effektivität. Geht Paradigmenwechsel im es zum Beispiel um die Erkennung von Objekten Programmieren auf Fotos, stoßen sie schnell an ihre Grenzen. Katze oder Hund? Menschen haben mit dieser Der fortwährende Hype um KI ist eine direkte Frage keine Probleme. Doch die dabei im Gehirn Folge eines Paradigmenwechsels. Die Erstellung ablaufenden Vorgänge sind äußerst komplex und von Software wurde seit ihren Anfängen primär auch uns selbst kaum bewusst zugänglich: Sie vom Paradigma des Programmierens dominiert: sind nicht in klare Regeln überführbar. Heutige KI-Systeme können daher mehr als nur Regeln auszuführen. Sie erkennen Zusammen- hänge und Muster und entwickeln selbstständig Lösungsansätze. Dafür benötigen sie eine zentrale Fähigkeit: Sie müssen lernen können. 17
Machine Learning Die Theorien des maschinellen Lernens oder Machine Learning reichen bis in die 1940er-Jahre zurück. Doch erst seit wenigen Jahren sind lernende Systeme in der Breitenanwendung an- gekommen. Ermöglicht wurde dies im Wesentlichen durch drei Faktoren: die sich stetig steigernde Leistungsfähigkeit von Computerhardware, bessere Algorithmen – und die riesigen Mengen kollektiv verfügbarer Daten (Big Data), die im Zuge der fortschreitenden Vernetzung der Welt generiert werden. Zudem ermöglicht die Open-Source-Bewegung, dass immer mehr Men- schen auf immer mehr Tools und Datensätze zugreifen können. 18
WAS KANN KI? Milliarden Fotos auf Social-Media-Plattformen, Machine Learning ist ein Teilbereich von KI, Tausende Stunden an Videomaterial, die täg- der das neue Paradigma bei der Entwicklung lich auf Plattformen wie YouTube hochgeladen von KI-Software bildet und daher häufig mit KI werden, die sensorischen Daten von unzähligen gleichgesetzt wird. „Lernende Maschinen“ er- öffnen völlig neue Möglichkeiten: Sie können Wetterstationen, Satelliten oder Kameras zur in großen Datenmengen Muster und Gesetz- Verkehrsüberwachung, aber auch Informationen mäßigkeiten erkennen, Problemlösungen op- in Textform, von Wikipedia und Online-Newsport- timieren – und steigern in letzter Konsequenz die Effizienz der gesamten Wirtschaft. alen bis hin zu Nutzerbeiträgen in Kommentar- spalten und Facebook-Likes: Das digitale Abbild der analogen Welt wird von Tag zu Tag reicher Big Data ist der Überbegriff für die Sammlung und Verarbeitung der historisch beispiel und detaillierter. Und je mehr Details die digitale losen Datenmengen unserer Zeit – von hoch- Sphäre anreichern, umso mehr wird das in ihnen geladenen Inhalten und Bewertungen auf enthaltene implizite Wissen für lernende Maschi- Social-Media- und Video-Plattformen bis zu nen verfügbar. sensorischen Daten von Wetterstationen und Satelliten. Erst diese Fülle an digitalen Daten ermöglicht (gemeinsam mit dem heutigen Als besonders effizient bei dessen Erschließung Maß an Rechenleistung) das Training von KI haben sich neuronale Netzwerke erwiesen. Ihre auf Basis neuronaler Netzwerke. Funktionsweise hat man sich beim menschlichen Gehirn abgeschaut: Dort bildet ein wandel- Neuronale Netzwerke sind Algorithmen, die bares Geflecht von sich selbstorganisierenden die Interaktion von Neuronen in biologischen Gehirnen imitieren – wenn auch mit deutlich Hirnzellen, den Neuronen, die Grundlage der geringerer Komplexität als ihre realen Vorbil- menschlichen Intelligenz. Solche neuronalen der. Solche Netzwerke bestehen in der Regel Verschaltungen lassen sich in vereinfachter Form aus mehreren Schichten simulierter Neuro- auf Computern simulieren und können dann mit nen, die mit Trainingsdaten zur Lösung ver- schiedenster Aufgaben ausgebildet werden Daten trainiert werden. Während der Trainings- können. Das Geheimnis ihrer Effektivität liegt prozess dabei sehr lange dauert und riesige Men- dabei in der Selbstorganisation der Verbin- gen an Daten benötigt, kann ein einmal trainiertes dungen zwischen den Neuronen. Dieser Um- Netz auch sehr rechenaufwendige Aufgaben in stand macht neuronale Netzwerke allerdings auch schwer durchschaubar. kürzester Zeit lösen. Mehr Infos zu Machine Learning (Webinar): wko.at/service/innovation- technologie-digitalisierung/ kuenstliche-intelligenz-algorithmen- daten-machine-learning.html 19
Schematische Darstellung eines neutronalen Netzes Deep Learning Beim Deep Learning werden die Neuronen, ähn- Die mittleren Schichten des Netzes werden auch lich wie im Gehirn, hierarchisch angeordnet: Eine als „Hidden Layers“ bezeichnet: Sie formen unter- Input-Schicht erfasst die Rohdaten, zum Beispiel einander selbstständig Verbindungen, sind aber die Pixel eines Bildes, anschließend filtern nach- nicht ohne Weiteres beobachtbar. Das macht folgende Schichten nach und nach abstraktere neuronale Netzwerke zu einem ebenso mäch- Informationen aus den Daten. So werden bei einer tigen wie schwer durchschaubaren Werkzeug. Gesichtserkennung auf den unteren Schichten Hinzu kommt, dass in der Regel für jedes neue zunächst einfache geometrische Muster erkannt, Problem eine neue Architektur entwickelt werden während die tieferen Schichten darauf aufbauend muss: Wie viele Schichten hat das Netz? Wie viele immer komplexere Objekte erfassen, von Augen, Neuronen müssen die Schichten jeweils beinhal- Nase und Mund bis hin zum ganzen Gesicht. Die ten? Dafür wurden bislang noch keine allgemein- letzte Schicht, der Output-Layer, gibt dann zum gültigen Gesetzmäßigkeiten entdeckt. Außer- Beispiel den Namen der Personen aus, die das dem reichen für komplexe Aufgabenstellungen System durch Lernerfahrung bereits erkennen einzelne neuronale Netze nicht aus, oft müssen kann. mehrere unterschiedliche Systeme miteinander kombiniert werden. Die Entwicklung von KI bleibt eine Tüftelarbeit. 20
WAS KANN KI? Strategien des maschinellen Lernens Im Kern lassen sich sechs Strategien des maschinellen Lernens unterscheiden: 01. Supervised Learning Beim überwachten Lernen werden dem System bereits kategorisierte Daten vorgelegt. Das kön- nen zum Beispiel Bilder sein, die Hunde zeigen und bereits als solche beschriftet wurden. Anhand von zahlreichen Beispielen beginnt das System, sich spezifische Merkmale zu erschließen, es ent- wickelt sein eigenes Modell vom zu erkennenden Objekt und kann danach im Idealfall zielsicher Hundebilder identifizieren. Unsupervised Learning Beim unüberwachten Lernen wird der KI kein Ziel vorgegeben. Stattdessen wird sie mit Rohdaten 02. gefüttert und soll in ihnen selbstständig Struk- turen entdecken. So kann eine KI etwa selbst herausfinden, dass es eine Kategorie „Hund“ gibt, nachdem sie eine große Zahl von Tierbildern ana- lysiert hat. Sie kann aber auch zu ganz anderen Ergebnissen kommen, etwa zu den Kategorien „helle Tiere“ und „dunkle Tiere“. 21
03. Self-Supervised Learning Eng verwandt mit dem unüberwachten Lernen ist das selbstüberwachte Lernen: das autonome Lernen mit Hilfe künstlicher neuronaler Netz- werke, ohne Rückgriff auf Beispieldaten, die zuvor menschlich klassifiziert wurden. Damit eignet sich die Methode besonders dann, wenn nur wenige Beispieldaten vorliegen. Häufig wird ein Teil der Trainingsdaten zurückgehalten, den die KI dann vorhersagen muss, etwa das nächste Wort in einem Satz. Die Methode wird unter anderem zur automatisierten Spracherkennung genutzt. 04. Semi-Supervised Learning Beim teilüberwachten Lernen, einer Kombination aus überwachtem und unüberwachtem Lernen, ist nur ein kleiner Teil der Daten bereits gelabelt. Durch das Training mit diesen Daten erstellt die KI ein Modell, mit dem sie Zusammenhänge er- kennen und die noch nicht deklarierten Daten in eine passende Kategorie einordnen kann. 22
WAS KANN KI? Reinforcement Learning 05. Das bestärkende Lernen hat sich für bestimm- te Anwendungen als besonders wirkungsvoll herausgestellt. Hier wird die KI durch ein Be- lohnungssystem zur fortwährenden Optimierung ermutigt. So sind etwa Spiele erlernbar, indem man der KI das Ziel vorgibt, eine möglichst hohe Punktzahl zu erreichen. Die meisten Spielauto- matenklassiker der 1970er- und 1980er-Jahre, aber auch hochkomplexe Brettspiele wie das ostasiatische „Go“ sind für solche Systeme längst kein Problem mehr. Der Lernprozess startet in der Regel mit zufälligen Steuerbefehlen oder Zügen. Wird ein Punkt erzielt, merkt sich die KI, welche Handlungen dazu geführt haben. In sehr Generative Adversarial Networks vielen Durchläufen wird sie schließlich zu einem (GAN) versierten Spieler – der dem Menschen oft über- legen ist. GAN bestehen aus zwei neuronalen Netzwerken, die ein Nullsummenspiel durchführen. Das eine Was auf den ersten Blick wie der heilige Gral der Netz, der Generator, erzeugt Kandidaten, zum KI-Forschung wirkt, hat jedoch auch Schwächen: Beispiel Bilder, und präsentiert dem anderen Ein reines Ausprobieren auf Zufallsbasis ist zwar Netz, dem Diskriminator, entweder das generierte zum Erlernen simpler Mechanismen effektiv, oder ein wirkliches Bild aus einem festgelegten doch je komplexer das virtuelle Umfeld ist und je Datenpool. Der Diskriminator versucht zu klassi- mehr Möglichkeiten und Lösungswege es gibt, fizieren, ob es sich bei dem Bild um ein generiertes desto länger braucht das System – und findet oder ein wirkliches Bild handelt. So werden beide vielleicht auch gar keine Lösung. Netze verbessert, da der Generator lernt, ein 06. möglichst perfektes Bild zu erzeugen, und der Diskriminator, das generierte Bild immer besser zu erkennen. Berühmtheit erlangten die generative Netzwerke 2018, als ein von einem GAN erstelltes Kunstwerk bei dem Auktionshaus Christie’s für 380.000 Euro versteigert wurde. Das gleiche Prin- zip funktioniert auch für Text oder Ton. 23
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BEST PRACTICE BEST PRACTICE „Mit KI können Probleme gelöst werden, die mit herkömmlicher Technologie kaum lösbar sind.“ Christian Weiler Mit Softwareentwicklung konnten bisher komplizierte Problemstellungen ge- löst werden – KI und Machine Learning ermöglichen es nun erstmals, effizient Lösungen im komplexen Problembereich anzugehen. Mit KI können Probleme gelöst werden, die mit herkömmlicher Technologie kaum oder nur sehr auf- wendig lösbar sind. KI lernt Muster und kann daher auf neue Situationen un- mittelbar reagieren und mit einer wesentlich höheren Vielfalt umgehen – wie etwa bei der Interpretation von Millionen von unterschiedlichen Rechnungs- layouts. Zwei wesentliche Hürden bei der Entwicklung von Machine-Learning-Produk- ten und -Services sind: zum einen die Schnittstelle zwischen Softwareent- wicklung und Data Science, zum anderen die konsequente Aufbereitung von Trainings- und Testdaten mit hoher Qualität. Wir verwenden Machine Learning für die Analyse von Rechnungen und anderen semi-strukturierten Dokumenten, für die Identifizierung und Klassifizierung von Dokumentenarten, für die Auftrennung von mehreren Dokumenten in einer Datei sowie für die Rechtschreibkorrektur. All diese Anwendungsgebiete haben wir mit unseren „Blu Delta“- Machine-Learning-Modellen selbst entwickelt. Christian Weiler Business Development bei Blumatix Consulting GmbH blumatix-consulting.at © Annelies Senfter 25
… und was kann KI nicht? 26
EIN-PERSONEN-UNTERNEHMEN IN ÖSTERREICH 27
Grenzen des maschinellen Lernens In der KI-Theorie werden drei Typen von KI unterschieden: • Artificial Narrow Intelligence (ANI): eine KI, die nur eng umrissene Aufgaben erfüllen kann • Artificial General Intelligence (AGI): eine KI, die über eine ähnlich umfassende Problem lösungsfähigkeit verfügt wie ein Mensch • Artificial Super Intelligence (ASI): eine KI, die die Fähigkeiten eines Menschen in allen oder den meisten Bereichen übersteigen würde Es verwundert kaum, dass der Gedanke an vom Gehirn inspirierte, lernende Maschinen viele dazu verleitet, eine allgemeine, menschenähnliche Künstliche Intelligenz für realistisch zu halten. KI-Mahner wie Nick Bostrom (vgl. Bostrom 2014) oder Stephen Hawking haben darauf verwiesen, dass eine solche menschenähnliche KI sich in kürzester Zeit selbst verbessern und über das Verständnis von Menschen hinauswachsen könnte – die oft zitierte technologische Singularität. Doch so beeindruckend die technischen Möglichkeiten inzwischen auch sind: Von einer auch nur ansatzweise menschlichen In- telligenz sind Maschinen noch sehr weit entfernt. 28
… UND WAS NICHT? Die Überlegenheit der menschlichen Intelligenz Komplexe Deep-Learning-Netzwerke besitzen werken, dessen Komplexität sich nochmals um heute in der Regel weniger als zehn Schichten mehrere Zehnerpotenzen erhöhen und die Ent- und einige Tausend simulierte Neuronen. Mo- wicklung eines gleichwertigen KI-Systems noch derne Supercomputer können bereits neuronale unwahrscheinlicher machen würde (vgl. Hameroff/ Netzwerke mit mehreren Milliarden Neuronen Penrose 2014). Eine Artificial General Intelligence, simulieren, allerdings stehen solche Experimen- also eine KI, die über eine ähnlich umfassende te bei den heute üblichen Anwendungsgebieten Intelligenz verfügt wie ein Mensch, wird es aller der KI-Technologien in keinem Verhältnis zu den Voraussicht nach nicht geben – von einer Artificial riesigen Mengen an Rechenleistung und Strom, Super Intelligence ganz zu schweigen. die dafür benötigt werden. Das menschliche Gehirn dagegen verfügt über rund 86 Milliarden Und selbst bei spezifischen Aufgabengebieten Neuronen, die jeweils mit bis zu 10.000 anderen zeigen sich große Unterschiede in der Effektivität über sogenannte Synapsen verschaltet sind (vgl. des Lernens zwischen menschlicher und ma- Azevedo et al. 2010). Ständig entstehen dabei schineller Intelligenz: Während ein Mensch nur neue Verbindungen, während andere ungenutzt eine Handvoll Beispiele benötigt, um daraus die verkümmern. Hinzu kommt: Es gibt unterschied- Merkmale eines Objekts abzuleiten oder intuitiv liche Arten von Neuronen, und jede übernimmt das Prinzip eines Computerspiels zu begreifen, spezifische, Großteils noch unbekannte Aufgaben. müssen KI-Systeme mit enormen, sorgfältig Allein diese immense Komplexität des mensch- ausgewählten Datenmengen angelernt werden. lichen Gehirns macht seine Simulation sehr un- Im Gegensatz zu heutigen KIs besitzen Menschen wahrscheinlich. einen reichen Fundus an Vorwissen und Konzep- ten, den sie von Geburt an auf- und ausbauen (vgl. Außerdem ist das Gehirn untrennbar verknüpft Dubey et al. 2018). Dieses grundsätzliche und um- mit dem gesamten biologischen System: Es ist mit fassende Verständnis für die Welt kann einer KI dem ganzen Körper verflochten, ständig laufen nach heutiger Bauart nicht beigebracht werden. neben der Kommunikation über elektrische Sig- nale und chemische Botenstoffe, über Hormone Maschinen, die über die Intelligenz und generelle und Neurotransmitter Interaktionen ab. Einige Problemlösungsfähigkeit von Menschen verfügen, ForscherInnen vermuten sogar, dass die einzelnen verbleiben daher weiterhin im Reich der Fiktion. Nervenzellen auch intern Informationen verarbei- ten: Das Gehirn wäre dann ein Netzwerk aus Netz- 29
EXKURS China versus USA: Kampf der KI-Giganten USA ist unbestreitbar führend in Sachen KI, doch China holt rasend schnell auf – mit einer gänzlich anderen Strategie. Digitalisierung im Dienst staatlicher Interessen: In China dienen KI und Big Data nicht nur der Generierung von Wachstum und Wertschöpfung für die Volkswirtschaft, sondern auch der Aufrechterhaltung des autoritären Ein- parteiensystems ohne Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im europäischen Sinne. Dies verdeutlicht insbesondere das bereits 2014 beschlossene chine- sische Social-Credit-System, in das unterschiedliche Datenbanken integriert werden, um die wirtschaftliche und politische Reputation und Kreditwürdig- keit von Menschen, Organisationen und Unternehmen zu beurteilen. Die ursprünglich für 2020 geplante verpflichtende Implementierung des Social- Credit-Systems wurde auf unbestimmte Zeit verschoben – aktuell werden immer noch unterschiedliche Konzepte in rund 70 Test- und Pilotprojekten getestet. 30
CHINA VERSUS USA: KAMPF DER KI-GIGANTEN China investiert massiv in KI, um die USA als Hauptkonkurrenten zu überholen. W ie digitale Sicherheitstechnologien wie Die staatliche Ausbildung von Experten erfolgt in etwa Gesichtserkennungssystemen an sogenannten „KI+“-Berufen. Die Tatsache, dass öffentlichen Plätzen gezielt eingesetzt das Bewusstsein für Datenschutz in China gering werden, um einen möglichst perfekten Über- ausgeprägt ist, stellt einen wichtigen Vorteil im wachungsstaat zu realisieren, wurde im Zuge Wettlauf um die globale KI-Vormachtstellung dar. der Corona-Pandemie deutlich: Bestehende KI-Technologien wurden aufgerüstet und erwei- Chinas Tech-Firmen sind in einem „National tert, Bewegungstracking-Apps und Wärmebild- Team“ gebündelt: Der Handelsgigant Alibaba soll systeme überprüften, ob sich die BürgerInnen an Städte mit KI smarter und effizienter machen, der die Quarantänebestimmungen halten. Dies alles Suchmaschinenbetreiber Baidu automatisiertes geschieht zunehmend im Kontext einer gelenk- Fahren vorantreiben, der Kommunikationskonzern ten Marktwirtschaft: Die großen Digitalkonzerne Tencent den Gesundheitssektor weiterentwickeln, Chinas agieren auf dem freien Markt als klassisch iFlytek das Thema Spracherkennung fördern. Die- kapitalistische Player – allerdings stets dem se Firmen haben deutlich großzügigeren Zugriff letzten Wort der Kommunistischen Partei ver- auf Daten als westliche Unternehmen, etwa auf In- pflichtet. formationen über Fahrverhalten, Krankheiten oder Einkaufsgewohnheiten. Mit 1,4 Milliarden Einwoh- Bis 2030, so das erklärte Ziel des chinesischen nern ist China das bevölkerungsreichste Land der Staatsrats, soll China die weltweit führende KI- Welt (vgl. Statista 2022). Somit haben chinesische Macht sein. Dafür investiert der Staat massiv in KI, Unternehmen Zugriff auf einen riesigen Daten- um die USA als Hauptkonkurrenten zu überholen schatz, mit dem sie ihre Technologien trainieren – und ist bereits weltweit führend bei Veröffent- und weiterentwickeln können. lichungen und Anträgen von Patenten im Bereich der KI (vgl. Zhang et al. 2022). Die Förderung und Der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt schlägt der Einsatz von KI sind dabei stark zentralisiert. angesichts der drohenden Übermacht Chinas 31
Alarm. Die USA reagiere zu langsam und komme Die KI-Strategie der USA zielt auf die Verteidi- nicht ins Handeln, während China einen klaren gung ihrer globalen KI-Führungsposition, die aus Plan für seine KI-Entwicklung habe (vgl. Fried etablierten Kooperationsstrukturen zwischen et al. 2022). Das US-amerikanische Konzept der Regierung, Privatsektor und Hochschulen erwach- Digitalisierung ist wie kein anderes geprägt durch sen ist. Laut des Rankings von CB Insights sind die Macht der großen Digitalkonzerne wie Amazon, unter den weltweit wichtigsten 100 KI-Start-ups Google, Apple oder Microsoft. Ökonomische und nur drei chinesische Firmen, dagegen 73 aus den technologische Machbarkeit gehen dabei Hand in USA. Von den 746 KI-Start-ups, die 2021 neu ge- Hand. Dies hat auch für das Verständnis und die gründet wurden, stammen 40 % aus den USA und Bewertung von KI Konsequenzen – die letztlich bis nur knapp 16 % aus China (vgl. Zhang et al. 2022). zur utopischen Idee der Singularität reichen. Der Staat fördert vor allem die Grundlagen- und Anwendungsforschung sowie die Privatwirtschaft. So sind Futuristen wie Ray Kurzweil schon lange Öffentliche Förderprogramme fokussieren auf die überzeugt: Entwickeln sich Computerleistungen kontextuelle Anpassungsfähigkeit von KI. Ethische weiter so rasant, werde eine maschinelle „Intel- Debatten spielen dabei kaum eine Rolle. ligenz“ von selbst entstehen, die Evolution werde sich zwangsläufig von biologischen Systemen auf Maschinen verlagern (vgl. Boeing 2008). Das Mehr Infos zu neuen Entwicklungen Versprechen dieser KI-Konzeption ist simpel. Es im Bereich KI in China: lautet: Bald ist alles technologisch machbar – und wko.at/service/aussenwirtschaft/ was technologisch machbar ist, wird auch gesell- neue-entwicklungen-kuenstliche- schaftlich gemacht. Wir „computerisieren“ uns intelligenz.html evolutionär selbst. 32
E U R O PA – V E R A N T W O RT U N G S V O L L E K I EXKURS Europa – verantwortungsvolle KI Der europäische Weg als Chance zu einer ethisch vertretbaren und transparenten KI Geht es rein nach den bisher getätigten Investitionen, hat Europa den Wett- lauf um die wirtschaftlichen und machtpolitischen Effekte von KI längst verloren. Weltweit hat sich das private Investment in KI-Unternehmen von 2020 auf 2021 verdoppelt – auf 93,5 Milliarden Dollar (vgl. Zhang et al. 2022). Davon stammen mehr als die Hälfte (rund 53 Milliarden Dollar) aus den USA, China belegt Platz zwei (17,21 Milliarden Dollar). In der gesamten EU wurden dagegen nur 6,42 Milliarden Dollar investiert. So betrachtet, sitzt Europa auf der globalen Zuschauertribüne und schaut den KI-Giganten USA und China beim erbitterten Kampf um Markt- und Machtanteile zu. 33
I n mehreren europäischen Staaten sind Ent- Dokumentations- und Transparenzpflichten, ein scheidungstragende und Verbände darum be- Risikomanagementsystem, Daten-Governance müht, Europas Aufholjagd bei der Entwicklung sowie das Testen entsprechender KI-Systeme und Anwendung von KI zu forcieren. Die Voraus- gefordert. Die Veränderungen der Digitalisierung setzung dafür ist ein entsprechend hohes Ver- für die Arbeitswelt machen neue Gesetzgebungen trauen in diese KI-Anwendungen. Genau dieses dringend erforderlich, gerade bei neuen techno- Vertrauen würde Europa aufs Spiel setzen, würde logischen Möglichkeiten wie KI. Der Entwurf der man sich am amerikanischen oder chinesischen europäischen Kommission ist daher ein wichtiger Modell der KI-Nutzung orientieren. Beide Kon- Schritt für einen nachhaltig guten Umgang mit KI zepte stehen für eine ethisch unreflektierte, rein und ein wichtiges Zeichen für einen europäischen instrumentell auf wirtschaftliche, politische und Weg. technologische (Selbst-)Zwecke ausgerichtete Anwendung von KI. Dies widerspricht dem in den Der Regelungsbedarf ist so vielfältig wie die meisten europäischen Staaten gelebten Ge- Einsatzgebiete von KI: Unternehmen brauchen sellschaftsmodell und den damit verbundenen Schutz von Eigentumsrechten und Unterneh- ethischen Werten. mensdaten sowie Rechtssicherheit in Haftungs- fragen. Für Arbeitnehmende ist die Bewahrung Im April 2021 veröffentlichte die EU-Kommis- ihrer fundamentalen Rechte unter neuen techno- sion den weltweit ersten Rechtsrahmen speziell logischen Vorzeichen das wichtigste Thema. für Künstliche Intelligenz. Der Regulierungs- Dabei geht es sowohl um die physische als auch vorschlag, auch AI Act genannt, beinhaltet eine um und psychische Gesundheit sowie die wirt- Risikoklassifizierung von KI-Anwendungen schaftliche Absicherung von Arbeitnehmenden – und formuliert, abhängig von der jeweiligen um Mitbestimmung und demokratische Teilhabe, Risikoklasse, unterschiedliche Anforderungen den Schutz von Beschäftigtendaten und Persön- an Unternehmen. Für sogenannte Hochrisiko- lichkeitsrechte, inklusive dem Antidiskriminie- Anwendungen werden beispielsweise allgemeine rungsrecht (vgl. GI 2021). Mensch im Mittelpunkt technologischer Möglichkeiten 34
Ethische Zielfunktionen nach Shane Legg Konkrete Beispiele sind selbstfahrende Fahr- zeuge im Automobil- und Industriebereich, die die Shane Legg, Gründer von Deep Mind, beschäftigt physische Unversehrtheit gefährden, der Einsatz sich mit ethischen Implikationen von KI (vgl. Augus- tyn 2017). Seine Empfehlungen richten sich vor al- von Gesichtserkennungssoftware oder Systemen, lem an Regierungen und sollten seiner Ansicht nach die die Entscheidungsfindung in Bewerbungspro- sogar in die Verfassungen aufgenommen werden. zessen oder in der Kreditvergabe beeinflussen. Auch die Verwendung von KI-Systemen durch Die zentralen ethischen Zielfunktionen nach Legg sind: Behörden zum Zwecke des Social Scoring, also der Bewertung der Vertrauenswürdigkeit von • Die Menschenwürde muss auf persönliche Personen, soll unterbunden werden. KI-Anwen- Daten erweitert werden. dungen mit geringem Risiko wie etwa Chatbots, • Der Verkauf persönlicher Daten an Dritte ist zu Übersetzungs-Software oder Spam-Filter sollen verbieten, es sei denn, entsprechende Gegen- dagegen nicht oder nur mild reguliert werden. leistungen werden geboten. • Die Privatsphäre muss unantastbar bleiben, Auch die bereits 2018 veröffentlichen und 2021 es sei denn, einem Datenabgriff zum Beispiel überarbeiteten „Ethik-Leitlinien für eine ver- durch Sensoren wird explizit zugestimmt. trauenswürdige KI“ der EU bilden eine wichtige Grundlage, die Vertrauen schafft und den Weg • Es müssen internationale Algorithmen-Abkom- men geschlossen werden, die ausländischen ebnet für einen konstruktiven Umgang mit KI. Organisationen den Zugriff auf persönliche Sie stellt den Menschen in den Mittelpunkt der Daten nur aufgrund von expliziten Gesetzen, technologischen Möglichkeiten und setzt typisch Beschlüssen, Verträgen gestatten. europäische Werte als Rahmen – zum Beispiel: • Der Export von Spähsoftware muss verboten werden. • Vorrang menschlichen Handelns und menschlicher Aufsicht • KI-ForscherInnen müssen sich ihrer Verant- wortung bewusst sein, die eigene Geschichte • Technische Robustheit und Sicherheit verstehen und Aufklärungsarbeit leisten. • Schutz der Privatsphäre • Transparenz und Erklärbarkeit • Aufklärung über Daten muss bereits im Schul- • Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness unterricht beginnen. • Gesellschaftliches und ökologisches • Die Sensibilität der gesamten Bevölkerung Wohlergehen zum Thema KI und Datenschutz muss erhöht • Rechenschaftspflicht werden. • Zivile Organisationen dürfen die technologische Auf dieser Basis ist es auch möglich, einen Revolution nicht jenen überlassen, die kein oder europäischen Weg in der Nutzung von KI einzu- wenig Interesse an demokratischen Werten schlagen, der wichtige wirtschaftliche und ge- haben. sellschaftliche Werte und Ziele integriert verfolgt. • Nichtstaatliche Organisationen müssen sich des Dies kann und wird gerade auch für Unternehmen Themas annehmen. einen erheblichen Mehrwert stiften. Damit bietet eine verantwortungsbewusste Entwicklung von KI 35
eine große Chance für europäische Unternehmen: • Schaffung eines Konsenses über europäische Sie erhalten die Möglichkeit, dem Prozess der Missionen für KI-Anwendungen (zum Beispiel Digitalisierung eine andere „Note“ zu geben – und für mehr Nachhaltigkeit) seine Instrumentalisierung zu verhindern. • Weiterentwicklung des traditionellen, ent- In diesem Sinne muss auch der Kontinent Europa wicklungshemmenden Datenschutzpara- die Frage nach der Verantwortung für die Zukunft digmas zu einem Paradigma der Datensou- ins Zentrum der Debatte stellen. Eine KI-Ethik veränität („Bürger als Datensouverän“), das mit europäischer Handschrift, die Vertrauen, rechtlich verankert wird Sicherheit und Verlässlichkeit in den Mittelpunkt rückt, kann mittelfristig klare Vorteile im globalen • Etablierung einer ethischen Verantwortung KI-Wettbewerb schaffen. In Abgrenzung zu den von Unternehmen als freiwilliges Marken Strategien der KI-Giganten USA und China wäre zeichen: Corporate Ethics Responsibility sie ein „dritter Weg“, geprägt von den Grundsät- (CER), in Analogie zur Corporate Social zen der Datensouveränität und humanistischen, Responsibility (CSR) europäischen Grundwerten. Auch Österreich bereitet sich auf einen zukunfts- Für Europa stehen damit große Herausforderun- fähigen Umgang mit KI vor. Im September 2021 gen auf der Agenda, die nun schnell angegangen veröffentlichte die österreichische Bundesregie- werden müssen. Dies gilt vor allem für folgende rung die agile KI-Strategie „Artificial Intelligence prioritären Projekte: Mission Austria 2030“ (AIM AT 2030) (vgl. BMDW 2021). Darin werden Leitlinien festgelegt, inner- • Verankerung der KI- und Digitalisierungsethik halb derer sich KI in Österreich entwickeln kann im Bildungswesen und soll. Drei Ziele für den Umgang mit KI sind dabei wegweisend: • Stärkung von Entrepreneurship und Start-up- Kultur, Forcierung universitärer Spin-offs im 1. Breiter Einsatz von KI im Einklang mit Grund- Digitalisierungs- und KI-Bereich und Menschenrechten, europäischen Grund- werten und dem europäischen Rechtsrahmen • Überwindung überholter Grenzen zwischen Grundlagenforschung, angewandter For- 2. Positionierung als Forschungs- und Innova- schung und Entwicklung in Unternehmen tionsstandort für KI • Erweiterung eines rein technologischen In- 3. Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit des novationsverständnisses auf soziale Innova- österreichischen Technologie- und Wirt- tionen, inklusive Anpassung von Förder- und schaftsstandorts Anreizsystemen 36
Als Grundpfeiler der österreichischen KI-Stra- HANDS-ON-TIPPS tegie werden die erforderlichen Grundprinzi- pien für eine vertrauenswürdige KI definiert sowie konkrete Maßnahmen für ein funktio- nierendes KI-Ökosystem erarbeitet – zusam- Was nun? men mit ExpertInnen aus unterschiedlichen Fachrichtungen sowie verschiedenen Stake- • Treiben Sie aktiv eine verantwortungs holdern. Bei der Umsetzung der Maßnahmen volle KI „Made in Europe“ voran – sollen sich auch zivilgesellschaftliche Orga- überlassen Sie KI-Entwicklungen nicht nisationen, Intermediäre sowie BürgerInnen den Wettbewerbern aus den USA und China. einbringen können. Darüber hinaus wird eine enge Zusammenarbeit auf europäischer und • Stellen Sie die Nutzererwartungen ins internationaler Ebene angestrebt. Zentrum: Respektieren und adressieren Sie die KundInnen als datensouverän. • Übernehmen Sie Verantwortung: Machen Sie eine Corporate Ethics Responsibility (CER) bei KI- Anwendungen zum Thema. • Befähigen Sie Ihre Beschäftigten: Investieren Sie in das Thema (KI-) Bildung – denn von diesem Know- how wird Ihr gesamtes Unternehmen profitieren. • Formulieren Sie eine klare KI-Mission: Tragen Sie mit Ihrem Unternehmen aktiv zur Lösung spezifischer gesell schaftlicher Herausforderungen bei. • Denken Sie größer: Verstehen Sie Innovation nicht rein technologisch, sondern inklusive sozialer und kultureller Innovationen. • Setzen Sie auf Diversität: Eine KI „Made in Europe“ zeichnet sich nicht nur durch den Ethik-Faktor aus, sondern auch durch ihre Vielfalt. 37
Facts & Figures 38
EIN-PERSONEN-UNTERNEHMEN IN ÖSTERREICH Die Treiber für die gegenwärtige und künftige Entwicklung von KI sind vor allem technischer Natur: Die rapide steigende Rechenleistung, die Echtzeitverfügbarkeit immenser Datenmengen sowie verbesserte Algorithmen führen zu immer besseren Ergebnissen auf allen Gebieten der KI. Wie sich diese Bausteine für den Erfolg von KI und Machine Learning entwickelt haben und wie relevant KI für den Unternehmenserfolg ist, veranschaulichen die Statistiken auf den folgenden Seiten. 39
Das Rennen um Rechenleistung S chon ein Blick auf die Entwicklung der Jahren hätte man für diese Rechenleistung rund Leistungsfähigkeit der weltweit 500 leis- 360 Millionen Dollar bezahlen müssen – heute tungsstärksten Rechner macht deutlich, reichen 360 Dollar. wie stark die Rechenleistung in den vergangenen zehn Jahren angestiegen ist. Der aktuell leis- Die örtliche Verteilung der Rechenleistung der tungsstärkste Rechner heißt „Frontier“ und steht Top-500-Rechner hat sich in den vergangenen im Oak Ridge National Laboratory im amerika- Jahren stark gewandelt. Nachdem China eine nischen Tennessee. Mit 1,1 ExaFLOPS (1.102.000 rasante Aufholjagd gestartet hatte und seinen TeraFLOP pro Sekunde) öffnet er den Übergang in Anteil an der weltweiten Rechenleistung inner- eine neue Größenordnung der Rechenleistung – halb von zehn Jahren von knapp 1 % auf 30 % im und übertrumpft dabei die gesamte gemeinsame Jahr 2018 steigern konnte, kehrte sich dieser Rechenleistung der 500 schnellsten Rechner des Trend 2019 wieder um. Heute stammt nur noch Jahres 2017. Das Akronym FLOPS steht für Floa- 12 % der globalen Rechenleistung aus China, der ting Point Operations Per Second („Gleitkomma- Westen scheint sich währenddessen von seiner zahl-Operationen pro Sekunde“) – mathematische stetig sinkenden Dominanz erholt zu haben und Operationen wie das Addieren und Multiplizieren stellt aktuell zwei Drittel der weltweiten Rechen- von Zahlen. Wie sich diese Leistungsexplosion leistung (USA 47 %, Europa 20 %). So stehen heute bis in den Konsumentenmarkt durchschlägt, drei der leistungsfähigsten Rechner in den USA zeigt zum Beispiel die neueste Spielkonsole von – auf Platz 1, 4 und 5. Platz zwei und drei belegen Microsoft, die Xbox Series X: Mit ihrer Rechenleis- Japan und Finnland, erst auf Platz sechs kommt tung von 12 TeraFLOPS hätte sie 2008 noch einen der erste chinesische Rechner. Platz unter den Top-500-Rechnern belegt. Vor 25 Immer schneller, immer günstiger Preis für einen TeraFLOP Rechenleistung in Dollar 1984 1997 2007 2012 2017 2020 18,75 Mrd. 30 Mio. 48.000 750 30 30 Quelle: Al Impacts, Wikipedia 40
FA C T S & F I G U R E S Explosion der Rechenleistung Gesamtrechenleistung aller Top-500-Rechner und des leistungsstärksten Rechners in TeraFLOPS 4.400.000 Gesamtrechenleistung der Top 500 Schnellster Rechner der Top 500 4.200.000 4.000.000 3.800.000 3.600.000 3.400.000 3.200.000 3.000.000 2.800.000 2.400.000 2.200.000 2.000.000 1.800.000 1.600.000 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 Quelle: Top 500, 2022 41
Dominanz der USA wird immer stärker Rechenleistung der Top-500-Rechner nach Weltregionen in % 60 USA 50 40 30 Europa China 20 Rest der Welt 10 0 2008 2012 2018 2022 Quelle: Top 500, 2022 42
FA C T S & F I G U R E S Die Intelligenz des Alltagsmanagements Gewünschte Anwendungen digitaler Sprachassistenten, in Prozent Geräte im Haushalt steuern Musik abspielen oder Radio hören Verkehrsnachrichten abrufen Suchanfragen/Internetrecherche Sportergebnisse erfahren Wettervorhersage abrufen Kochrezepte abrufen Abfahrtszeiten von Bussen/Bahnen erfahren Nach dem Weg fragen Produkte bestellen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Quelle: Bikom 2021b Datenflut in Echtzeit Schon lange vor dem Hype um Künstliche Intelli- zeitig erzeugen Smartphone-Sensoren laufend genz waren die Schlagworte „Open Data“ und „Big Daten, mit denen sie das Verhalten der Nutzer- Data“ im gesellschaftlichen Diskurs verbreitet. Innen besser verstehen lernen. Auch das trägt Sie beschreiben die Tatsache, dass immer mehr dazu bei, dass sich die Menge der globalen Daten Daten in digitaler Form vorliegen und öffentliche in den nächsten drei Jahren fast verdoppeln wird, Daten zu einem guten Teil auch offen zugänglich auf 181 Zettabyte im Jahr 2025 (vgl. IDC 2021). sind. So werden bei jedem Foto, das mit einem Smartphone geschossen wird, neben den eigent- Künftig werden diese Daten immer mehr in Echt- lichen Bilddaten auch die sogenannten EXIF- zeit ausgelesen und verarbeitet werden – und sie Daten mit aufgezeichnet: Sie enthalten neben der werden zunehmend aus dem Internet of Things Uhrzeit und dem Datum der Aufnahme auch den (IoT) stammen: aus vernetzten Geräten, die bisher Standort zum Zeitpunkt der Aufnahme. Gleich- nicht mit dem Internet verbunden waren, nun 43
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