Wie geht Quartier? Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft - Vdw-online.de

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Wie geht Quartier?
Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft
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Wie geht Quartier?
Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft
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Inhaltsverzeichnis                                                                                                                                                                                                                             Grußwort

     3    Grußwort
     4    Vorwort – Bedeutung der Quartiersentwicklung
     6    Vorwort – Wohnungsunternehmen in der Quartiers­entwicklung
     8    „Entwicklung einer Handlungshilfe für das Quartiersmanagement“ – Das Projekt
    10    Definitionspapier – Was meint der Begriff „Quartier“?                                                                         Grußwort
    12    Auswertung – Wie funktioniert „Quartier“?
    16    Quartiersentwicklung und Quartierszentrenbildung
    20    Quartiersentwicklung – Ein wichtiger Baustein zur Fortentwicklung der Kommunen
    22    Quartiersmanagement aus Sicht der Mietervereine
    23    Quartiersentwicklung und Freie Wohlfahrtspflege
    24    Quartiersentwicklung als Chance für innovative Versorgungsstrukturen
    26    Untersuchung von Spannungsfeldern in der aktiven Quartiersentwicklung
                                                                                                                                        S ehr geehrte
                                                                                                                                          Leserinnen und Leser,

    28    Quartiersarbeit finanzieren – Fördermöglich­keiten nutzen                                                                     im Bereich des Bau- und Wohnungswesens müssen wir          Spektrum an Themen und Anregungen repräsentiert ist.
                                                                                                                                        Sorge dafür tragen, dass die aktuellen sozialen und        Zugleich bin ich sehr optimistisch, dass das vorliegende
    30    Möglichkeiten und Grenzen in der Quartiers­entwicklung                                                                        demografischen Entwicklungen nicht zu „Verwerfun-          Buch viele Anstöße für eine erfolgreiche Quartiersarbeit
                                                                                                                                        gen“ vor Ort führen. Es darf nicht sein, dass einzelne     vor Ort liefert.
    34    Quartiere in Niedersachsen und Bremen                                                                                         Stadtteile oder Quartiere abgehängt werden, wenn
                                                                                                                                        sich eine Vielzahl von Problemen ballt. Deshalb wirkt      Ihre
          Stade                                                          Braunschweig
          • Hahle ________________________________________ 36           • Weststadt (Elbeviertel, Rheinviertel,                      erfolgreiches Quartiersmanagement vor allem präventiv:
                                                                             Emsviertel, Donauviertel, Isarviertel) ______________ 70   Die Maßnahmen und Handlungsansätze greifen, bevor
          Bremerhaven
          • Wulsdorf – Ringstraße __________________________ 38
                                                                          • Heidberg _____________________________________ 74          Konflikte entstehen. Dabei muss man das Rad nicht
                                                                         Sarstedt, Gronau, Bad Salzdetfurth                             immer neu erfinden, es gibt bereits viele gute Modelle
          Brake                                                          • Am Ried, Bethelner Landstraße, Oberstraße _______ 76        und Beispiele, die sich bewährt haben. Einige von ihnen
          • Ringquartier __________________________________ 42
                                                                         Hildesheim                                                     werden in dem vorliegenden Buch vorgestellt. Nachma-
          Bremen                                                         • Drispenstedt __________________________________ 78         chen ist dabei ausdrücklich erwünscht. Es liegt auf der
          • Stadtteil Vahr (Gartenstadt Vahr, Neue Vahr Nord,          • Fahrenheitgebiet ______________________________ 80
              Neue Vahr Südwest, Neue Vahr Südost) ___________ 44                                                                       Hand, dass die Ansätze sehr unterschiedlich ausfallen,
                                                                         • S tadtfeld _____________________________________ 82
           • Bremen-Kattenturm-Mitte ______________________ 46                                                                         um den individuellen Bedingungen vor Ort Rechnung
          Gifhorn-Gamsen
                                                                         Salzgitter                                                     zu tragen. Und das ist auch gut so. Denn es geht nicht
                                                                         • Südstadt, Salzgitter Bad ________________________ 84        darum, etwas „von oben überzustülpen“, sondern
          • Lindenhof ____________________________________ 50
                                                                         Goslar                                                         passgenaue lokale Lösungen zu entwickeln. Die Vielfalt
          Burgdorf                                                       • Jürgenohl, Kramerswinkel _______________________ 86
          • Südstadt _____________________________________ 52                                                                          der Quartiere trägt ja gerade dazu bei, unsere Städte
                                                                         Seesen                                                         und Kommunen liebens- und lebenswert zu machen.
          Wolfsburg                                                      • Quartier rund um die Hochstraße ________________ 88
          • Neue Burg ____________________________________ 54
                                                                         Osterode am Harz                                               Das ist ein Grund dafür, dass Quartiersarbeit einen
          Langenhagen
          • Wiesenau ____________________________________ 58
                                                                         • Westlich Röddenberg __________________________ 90           wesentlichen Schwerpunkt in der Stadtentwicklungs­
                                                                         Göttingen                                                      politik der Niedersächsischen Landesregierung darstellt.
          Hannover                                                       • Holtenser Berg ________________________________ 92         Das Quartier ist Heimat im Kleinen, viele Probleme
          • Stöcken, Vahrenheide, Hainholz, Roderbruch,                 • Leineberg ____________________________________ 94
             Nordstadt, Mitte, Linden-Nord, Badenstedt ________     60                                                                  lassen sich hier schon durch ein aufeinander abge-
           • Vahrenwald ___________________________________         62                                                                  stimmtes Maßnahmenkonzept lösen, bevor sie auf
          • Groß-Buchholz, Vahrenheide, Linden-Süd _________      64                                                                  größere Bereiche übergreifen.                              Cornelia Rundt
           • Stadtbezirk 11, Davenstedt, Davenstedter Markt ____   66                                                                                                                             Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit
           • Döhren _______________________________________         68
                                                                                                                                        Daher danke ich dem Verband der Wohnungs- und              und Gleichstellung
                                                                                                                                        Immobilienwirtschaft Niedersachsen und Bremen e. V.
    96    Impressum                                                                                                                     für die Erstellung dieses Buches. Die Zusammenarbeit
                                                                                                                                        mit den Kommunalen Spitzenverbänden, der AOK
                                                                                                                                        Niedersachsen, der Landesarbeitsgemeinschaft der
                                                                                                                                        Freien Wohlfahrtspflege und der HAWK Hochschule
                                                                                                                                        für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/
                                                                                                                                        Holzminden/Göttingen stellt sicher, dass ein breites

2                                                                                                                                                                                                                                                         3
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Vorwort

Bedeutung der
Quartiersentwicklung

L   iebe Leserin,
    ieber Leser,

die Mitgliedsunternehmen des Verbands der Woh-              wenn alle relevanten Akteure in den Wohnquartieren          Handlungsebene darstellt, haben wir durch das Projekt     r­innen Sarah Leuninger und Natascha Wasnick für die
nungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen            kontinuierlich, ressortübergreifend und mit einer Gesamt-   eine wichtige Hürde bereits genommen. Wir haben ein       Ausgestaltung und Organisation.
und Bremen e. V. (vdw) werden zunehmend mit den             strategie die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen.       gemeinsames Verständnis des Begriffs entwickelt, das
Herausforderungen des demografischen Wandels                Dies kann nur gelingen, wenn vor Ort eine Struktur          wir nun als Arbeitsgrundlage verwenden und auch           Ich wünsche Ihnen viel Inspiration und viel Spaß bei der
konfrontiert. Die Gestaltung eines altersgerechten          geschaffen wird, die die notwendige Koordi­nierung,         weiter schärfen können. Durch die Auswertung des          Lektüre.
Wohnangebotes und Wohnumfeldes spielt hierbei               d. h. das Zusammenwirken aller Ak­teure, dauerhaft          Fragebogens, der an alle Mitgliedsunternehmen
eine immer wichtigere Rolle. Der größte Wunsch aller        sicherstellt.                                               versandt wurde, zeigt sich, welchen Stellenwert das       Hannover, im Juli 2017
älter werdenden Menschen besteht darin, auch bei                                                                        Thema Quartier in den Unternehmen einnimmt.
sich verändernder gesundheitlicher Verfassung in ihrer      Die Ausgangsbedingungen sind landesweit je nach
bisherigen häuslichen Umgebung verbleiben zu können.        Standort – städtisch/ländlich, Wachstums-/Schrumpfungs-     Im Folgenden kommen auch die verschiedenen Akteure
                                                            regionen – sehr unterschiedlich. Sie erfordern eine         aus unserem Fachausschuss zu Wort. Hier wird deutlich,
Die Wohnungswirtschaft bemüht sich deshalb darum,           pass­genaue, individuelle Ausgestaltung in den jeweiligen   welche herausgehobene Rolle das Thema Quartier in
neue wohnungspolitische Handlungsansätze zu ent­            Quartieren. Erfahrungen mit einer ganzheitlichen und        allen Bereichen spielt. Aus dem Beitrag zu Förder- und
wickeln, die helfen, diesem Wunsch der älteren Men-         umfassenden Quartiersentwicklung gibt es in Nieder-         Finanzierungsmöglichkeiten können Anregungen für
schen zu entsprechen, denn die Sicherung des Verbleibs      sachsen bisher nur wenig.                                   neue Projekte und Entwicklungen gezogen werden.
in der häuslichen Umgebung kann auch kostengüns­                                                                        Schließlich zeigt das Interview mit zwei Vertretern aus
tiger sein als die Unterbringung in einer vollstationären   Gemeinsam mit anderen Akteuren (Mieterbund,                 Kommune und Wohlfahrt, dass Quartiersentwicklung
Pflegeeinrichtung.                                          Kranken- und Pflegekassen, Kommunale Spitzenver­            ein wunderbares Instrument für die Schaffung von
                                                            bände, Freie Wohlfahrt und Wissenschaft) möchte             Strukturen im sozialen Nahraum darstellt, dass es aber
Um dieses Ziel eines selbstbestimmten, altersgerechten      der vdw in Niedersachsen diese landesweit wichtige          auch an Grenzen stößt, die man sich bewusst machen
Wohnens zu erreichen, müssen nicht nur neue Wohn-           Pionieraufgabe in Angriff nehmen und über seinen            muss.
formen (z. B. integrierte Wohngruppen) ange­boten           eigentlichen Aufgabenbereich hinaus eine Hilfestellung
werden, sondern der Wohnraum muss auch entspre-             für alle relevanten Akteure erarbeiten.                     Mein besonderer Dank gilt den Autorinnen und
chend umgestaltet werden (Barrierefreiheit).                                                                            Autoren, die mit ihren Beiträgen die vielen Facetten
                                                            Mit dem vorliegenden Quartiersbuch können wir einen         der Quartiersentwicklung beleuchtet haben, und den
Darüber hinaus ist es erforderlich, dass die wohnort­       Einblick in das Engagement unserer Mitgliedsunterneh-       Wohnungsunternehmen, die durch ihre vielfältigen
nahe Versorgungsinfrastruktur altersgerecht entwickelt      men erlangen. Sichtbar wird, dass es an vielen Orten        Beispiele dieses Buch so abwechslungsreich und bunt
wird. Hierbei geht es um das Wohnumfeld wie auch um         bereits gut funktionierende Kooperationen gibt, die für     gestaltet haben.                                          Heiner Pott
die gesamte Versorgungsstruktur mit Lebensmittelver-        eine nachhaltige und ganzheitliche Quartiersentwick-                                                                  Verbandsdirektor, Staatssekretär a. D.
sorgung, haushaltsnahen Dienstleistungen, Mobilität,        lung zu breiten Netzwerken ausgebaut und genutzt            Ebenso danke ich den Mitgliedern des Fachaus­schusses
gesellschaftlicher Teilhabe und natürlich auch gesund-      werden können. Die Beispiele sollen eine Anregung dazu      für die Vorbereitung des Fragebogens, der diesem Buch
heitlicher Versorgung.                                      bieten nachzufragen und auch nachzuahmen.                   zu Grunde liegt, insbesondere der Fachausschussvorsit-
                                                                                                                        zenden Karin Stemmer, Braunschweiger Baugenossen-
Die Wohnungswirtschaft hat auf diese Bereiche jedoch        Mit der gemeinsamen Definition des Begriffs „Quartier“      schaft eG. Mein Dank gilt außerdem der Johanniter-­
kaum Einfluss und ist nur einer der maßgeblichen            und der damit verbundenen Verständigung des vdw-­           Unfall-Hilfe e. V., Landesverband Niedersachsen/Bremen,
Akteure. Deshalb kann die notwendige Versorgungs-           Fachausschusses Quartiersentwicklung darauf, dass das       für die Gestaltung des Layouts, dem Land Niedersachsen
struktur nur dann gesichert bzw. erreicht werden,           Quartier künftig die entscheidende sozialräumliche          für die finanzielle Förderung, sowie meinen Mitarbeite-

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Wie geht Quartier? Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft - Vdw-online.de
Vorwort

Wohnungsunternehmen
in der Quartiers­
entwicklung

L   iebe Leserinnen
    und liebe Leser,

lebenswerte Nachbarschaften für alle Generationen,          Positive Quartiersentwicklung braucht professionelles     Ziel ist es, gemeinsam einen strukturellen Rahmen zu
das ist ein Leitmotiv, für das sich die Wohnungsunter-      Management und die Beteiligung aller gesellschaft­        entwickeln, der ein breites Bewusstsein schafft und die   Die BBG ist ein traditionsreiches Wohnungs­
nehmen im vdw Niedersachsen Bremen seit Jahrzehnten         lichen Akteure. Soziale Vielfalt, bürgerschaftliches      Quartiersentwicklung weiter voranbringt.                  unternehmen mit fast 130-jähriger Geschichte
in unterschiedlicher Weise Land auf Land ab enga­           Engagement und eine funktionierende Infrastruktur                                                                   und bewirtschaftet rund 6.500 eigene Wohnun-
gieren. Die exemplarischen Beispiele dieses Buches          bilden wesentliche Grundlagen für Stabilität in den                                                                 gen. Sie ist die älteste Baugenossenschaft in
ermöglichen dazu vielfältige Einblicke.                     Stadtteilen. Soziale Dienste öffentlicher Institutionen                                                             Braunschweig, mit rund 21.500 Mitgliedern
                                                            werden sich in Zukunft weiter verringern und verteuern.                                                             eine der mitgliederstärksten Baugenossen­
Unsere Gesellschaft differenziert sich immer stärker aus.   Das soziale Netz der Nachbarschaften in der unmittel-                                                               schaften Deutschlands und betreibt eine eigene
Das betrifft alle Lebensbereiche und macht keinen Halt      baren Umgebung wird diese zukünftig zum Teil ersetzen                                                               Spareinrichtung. Ihre zwei Seniorenheime
vor den Lebensräumen der Menschen, den Wohnquar-            müssen, um Isolation, Segregation und Diskriminierung                                                               bieten 193 pflegebedürftigen Menschen ein
tieren. Die Wohnungswirtschaft stellt sich deshalb seit     zu reduzieren.                                                                                                      Zuhause.
längerem verstärkt nicht nur den baulichen Herausfor-
derungen. Ihr Handeln fokussiert sich auf das Span-         Bereits jetzt nehmen Wohnungsunternehmen viel Geld                                                                  Die Wohnungswirtschaft bietet tiefe Einblicke in
nungsfeld einer sich rasant verändernden Gesellschaft       in die Hand und zeigen eine hohe Bereitschaft, sich mit                                                             die sozialen Verhältnisse unserer Gesellschaft
mit erkennbaren Trends zur Singularisierung, veränder-      Projekten für die Quartiersentwicklung stark zu ma-                                                                 und fordert die Unternehmen auf, sich gesell-
ten Familienkonstellationen und einer abnehmenden           chen. Diese Bereitschaft der Wohnungsunternehmen,                                                                   schaftlichen Herausforderungen zu stellen. Dazu
Wohnkaufkraft künftiger Rentner­generationen.               aber auch der Partner, wie Kommune oder Land als                                                                    gehört nach dem Selbstverständnis der BBG,
                                                            Fördermittelgeber, bilden die Grundlage für positive                                                                wichtige Impulse für eine positive Quartiers­
Die demografische Entwicklung und die Migration haben       Entwicklungen in unseren Städten und Gemeinden.                                                                     entwicklung zu geben und Lebensräume positiv
in den letzten Jahren zu gravierenden Veränderungen in                                                                                                                          zu gestalten.
der Stadtentwicklung geführt, die das Leben der Men-        Last but not least: Erfolgreich kann die Quartiers­
schen stark beeinflussen. Die Städte stehen vor der         entwicklung nur sein, wenn sie die Menschen in den
wachsenden Herausforderung, Stadträume positiv zu           Quartieren zu den Hauptakteuren erklärt. Ihre Perspek-
gestalten. Stärker als bisher sind daher generations­       tive und ihr Engagement sind die Eckpfeiler für die
übergreifende Strukturen und Stadtteilprojekte gefragt,     positive Gestaltung eines gelungenen sozialen Lebens
die sowohl das Aufwachsen von Kindern und Jugend­           im besten nachbarschaftlichen Sinne.                      Karin Stemmer
lichen unterstützen, als auch die Bedürfnisse der älteren                                                             Vorstand BBG
Menschen berücksichtigen. Dies gilt auch für den            Im Fachausschuss Quartiersentwicklung des vdw haben       Vorsitzende des Fachausschusses Quartiersentwicklung
länd­lichen Raum.                                           sich bereits Netzwerker/-innen zusammengetan, die
                                                            Mitstreitende auf allen Akteurs­ebenen suchen.

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Wie geht Quartier? Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft - Vdw-online.de
Projektvorstellung

                                                     M    it dem Projekt zur „Entwicklung einer Handlungs-
                                                          hilfe für das Quartiersmanagement“, das vom
                                                     Land Niedersachsen gefördert wird, will der vdw
                                                                                                                   Kommunen und anderer Akteure im Bereich der
                                                                                                                   Quartiersentwicklung, einbezogen werden.
                                                                                                                                                                                werden, aus dem sich dann die Verantwort­lichen vor
                                                                                                                                                                                Ort ihr ganz individuelles Quartierskonzept zusammen-
                                                                                                                                                                                stellen können. Erklärtes Ziel ist es, die Selbsthilfe­
                                                     Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in             Quartiersentwicklung braucht für einen ganzheit­lichen       potentiale der Quartiere zu aktivieren. Dies soll mög-
                                                     Niedersachsen und Bremen e. V. den aktuellen Heraus-          Erfolg eine Struktur, in der die Akteure ihre Zusammen-      lichst einfach und mit geringem finanziellen Aufwand
„Entwicklung einer Hand-                             forderungen gemeinsam mit seinen Mitgliedsunter­              arbeit gestalten können. Ohne ein Konzept für die            geschehen. So kann gemeinsam eine nachhaltige und
lungshilfe für das Quartiers-                        nehmen begegnen.                                              kontinuierliche Kommunikation der Akteure kann
                                                                                                                   Quartiersentwicklung nicht nachhaltig erfolgreich sein.
                                                                                                                                                                                ganzheitliche Lösung für die Entwicklung Niedersach-
                                                                                                                                                                                sens geschaffen werden.
management“ – Das Projekt                            Die veränderten gesellschaftspolitischen Bedingungen,
                                                     der demografische Wandel, die steigende Zahl älterer
                                                                                                                   Zu diesem Zweck sollten die maßgeblichen Akteure
                                                                                                                   eines Quartiers in sogenannten Quartierskonferenzen          Die Mitgliedsunternehmen konnten für die Sammlung
                                                     und pflegebedürftiger Menschen und die zunehmende             regelmäßig zusammenkommen. Eine wichtige Rolle               guter Beispiele der Quartiersentwicklung in diesem Buch
                                                     Vereinzelung der Haushalte haben starken Einfluss auf         spielt dabei die Kommune mit ihren Zuständigkeiten           jeweils nur eine Auswahl aus ihrem Unternehmens­
                                                     die Wohnungswirtschaft.                                       und Ressourcen. Durch ein Netzwerk kann ermöglicht           bereich einreichen. Es spiegelt daher nur einen kleinen
                                                                                                                   werden, dass ohne finanziellen Aufwand Probleme              Teil des umfangreichen Engagements der Wohnungs-
                                                     Das Thema der Wohnungswirtschaft lautet nicht nur             erkannt und Lösungsansätze ermittelt werden.                 wirtschaft in Niedersachsen und Bremen im Bereich der
                                                     „Wohnen“, sondern vielmehr „Wohnen und Leben“.                                                                             Quartiersentwicklung wider. Die Größe der Wohnungs-
                                                     Aus diesem Grund befassen sich die sozial engagierten         Zur Unterstützung des Projektes „Entwicklung einer           unternehmen, die sich hier mit Beispielen an dem Buch
                                                     Mitgliedsunternehmen des vdw schon lange nicht mehr           Handlungshilfe für das Quartiersmanagement“ wurde            beteiligt haben, reicht von 785 Wohneinheiten bis zu
Sarah Leuninger                                      nur mit Steinen und Beton. Eine entscheidende Rolle           beim vdw Niedersachsen Bremen deshalb ein Fachaus-           rund 42.000 Wohneinheiten. Entsprechend ihrer Größe
Stabsstelle und Referentin für Quartiersarbeit       spielt für sie eine gute Versorgung und ein gutes             schuss gegründet, der seine Arbeit bereits intensiv          können die Unternehmen unterschiedliche Kapazitäten
beim vdw Niedersachsen Bremen                        Miteinander der Menschen im Quartier.                         aufgenommen hat.                                             und Möglichkeiten für das Thema Quartiers­entwicklung
                                                                                                                                                                                zur Verfügung stellen. Die großen Unternehmen muss­
                                                     Ein Fokus des hiesigen Projekts liegt auf einer genera­       Der Fachausschuss setzt sich nicht nur aus Vertretern der    ten sich aus dem umfangreichen Engagement für die
                                                     tionen- bzw. altengerechten Quartiersentwicklung.             vdw-Mitgliedsunternehmen zusammen. Als beratende             Darstellung eines kleinen Bruchteils entscheiden. Gerade
                                                     Gerade auf der Ebene von Quartieren in den Städten,           Mitglieder nehmen auch der Niedersächsische Städtetag,       die kleineren Unternehmen sind dennoch mit großen
                                                     aber auch in ländlichen Regionen, müssen bedarfs- und         der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund, der           und ansehnlichen Projekten vertreten.
                                                     bedürfnisgerechte Versorgungsangebote für die Men­            Niedersächsische Landkreistag, die AOK Niedersachsen,
                                                     schen vor Ort ausgebaut oder geschaffen werden und            die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrts-
                                                     als integrierte und kostengünstige Angebote zur Ver-          pflege in Niedersachsen, der Mieterbund und die HAWK
                                                     fügung stehen. Ebenso braucht es Anlaufstellen im             Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
                                                     Quartier zur Begegnung und zum Austausch. In solchen          Hildesheim/Holzminden/Göttingen teil.
                                                     Quartierszentren, die unabhängig vom Alter für alle
                                                     Quartiersbewohner/-innen eine Anlaufstelle bilden             Das Expertengremium hat sich zunächst mit den Grund-
                                                     sollen, können Netzwerke geknüpft und Nachbarschaf-           lagen der Quartiersentwicklung auseinander­gesetzt.
                                                     ten gepflegt werden. Sie bilden die Grundlage der Hilfe       Dazu zählt vor allem ein gemeinsames Verständnis der
                                                     zur Selbsthilfe für die Quartiere. Um ein selbstbestimm-      Akteure vom Begriff „Quartier“ und den Handlungs­
                                                     tes und generationengerechtes Wohnen zu ermögli-              ebenen. Dies bildet die Grundvoraussetzung für das
                   Der vdw Verband der Woh-          chen, müssen neue Wohnformen angeboten und in ein             Gelingen des Projekts. Der Fachausschuss bringt bereits
                   nungs- und Immobilienwirt-        gemeinsames Quartierskonzept eingebettet werden. In           mit seiner Zusammensetzung viele wesentliche Akteure
                   schaft in Niedersachsen und       den Beispielen der Wohnungsunternehmen, die für               an einen Tisch.
                   Bremen e. V. ist die Dachorga-    dieses Buch gesammelt wurden, finden sich verschie-
                   nisation der unternehmeri-        denste Umsetzungen dazu.                                      Über das Projekt beim vdw Niedersachsen Bremen und
                   schen Wohnungswirtschaft                                                                        das hier vorliegende Buch können bestehende Praxiser-
                   in den beiden Bundesländern.      Ziel des Projektes ist es, ganzheitliche Ansätze zu fördern   fahrungen der Wohnungsunternehmen aus dem Bereich
                   Er ist einer von 14 Regional­     und zu entwickeln, die zu einer nachhaltig gedachten          der Quartiersarbeit gebündelt und dadurch Anregun-
verbänden, die im GdW Bundesverband deutscher        Quartiersarbeit führen. Die Wohnungswirtschaft hat            gen für weiteres Engagement im Quartier gemeinsam
Wohnungs- und Immo­bilienunternehmen e. V.           es sich zur Aufgabe gemacht, eben nicht nur punktuell         erarbeitet werden.
zusammengeschlossen sind.                            in den Quartieren für Verbesserungen zu sorgen. Sie
                                                     möchte vielmehr eine strukturelle und nachhaltige             Ziel ist es dabei, allgemeingültige Ansätze für Quartiers­
Gegründet wurde der vdw 1909 als Verband der         Entwicklung anstoßen.                                         entwicklung bzw. ein theoretisches und übertragbares
Baugenossenschaften in Niedersachsen. Im vdw                                                                       Gesamtkonstrukt herauszuarbeiten. So soll es ermög-
sind 168 Wohnungsunternehmen zusammenge-             Dazu erarbeitet der vdw Niedersachsen Bremen                  licht werden, einfach handhabbare Methoden und
schlossen. Sie haben rund 300.000 Wohnungen          gemein­sam mit seinen Mitgliedsunternehmen und                Instrumente für die Quartiersarbeit zu entwickeln und
in ihrem Bestand. In Niedersachsen sind dieses ca.   weiteren Akteuren einen internetbasierten Methoden-           allen Interessierten in Niedersachsen über eine Internet-
10 % aller Miet- und Eigentumswohnungen sowie        und Instrumentenkoffer, der – bei unterschiedlichen           plattform zur Verfügung zu stellen.
Eigenheime und in Bremen fast ein Drittel.           individuellen Voraussetzungen – von allen Akteuren
                                                     genutzt werden kann. Hierzu sollen die Fachkenntnisse         Durch die Zusammenstellung von Beispielen bewährter
                                                     der vdw-Mitgliedsunternehmen, aber auch einzelner             Methoden und Instrumente soll ein Rahmen geschaffen

8                                                                                                                                                                                                                                    9
Wie geht Quartier? Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft - Vdw-online.de
Definitionspapier

                                                    D   er vdw-Fachausschuss Quartiersentwicklung hat
                                                        sich auf eine Definition des Begriffs „Quartier“
                                                    verständigt und für sich das Quartier als die entschei-
                                                                                                                Praktische Handhabung
                                                                                                                Letztlich sieht bei Berücksichtigung sozialräum­
                                                                                                                licher Komponenten das Quartier jedes einzelnen
                                                                                                                                                                         tragfähig – auf Ebene eines einzelnen Gebäudes oder
                                                                                                                                                                         einer Wohnung“ bearbeitet werden. „Es bleibt also
                                                                                                                                                                         das Quartier als tragfähige Handlungsebene für den
Was meint der Begriff                               dende sozialräumliche Handlungsebene festgelegt.            Menschen anders aus. Um handlungsfähig zu sein,          Umgang mit solchen Herausforderungen.“8
                                                                                                                bedarf es einer praktischen Umsetzung der oben
„Quartier“ und warum                                                                                            genannten Definition. Ein Raumbezug ist wichtig oder     In den Quartieren spiegeln sich die unterschiedlichen
ist das Quartier die ent-                           1. Der Begriff „Quartier“
                                                    Urbane und ländliche Räume
                                                                                                                zumindest eine räumliche Näherung, um eine geeignete
                                                                                                                Handlungsgrundlage zu haben. Es muss ein Raum
                                                                                                                                                                         gesellschaftlichen Entwicklungen besonders gut wider.
                                                                                                                                                                         Die Kommune ist die Summe ihrer Quartiere. Gerade
scheidende sozialräumliche                          Grundsätzlich ist der Begriff „Quartier“ in dem oben
                                                    genannten Sinn ein rein urbaner Begriff. Die Idee hinter
                                                                                                                festgelegt werden, der analysiert werden kann, damit
                                                                                                                durch die Analyse Bedarfe und Ressourcen festgestellt
                                                                                                                                                                         durch die Kleinteiligkeit können Ursachen für bestimmte
                                                                                                                                                                         Entwicklungen besser gesehen und auch zielgerichteter
Handlungsebene?                                     einer kleinräumigen Aufteilung eines Gebiets in Quar-       und anschließend Ziele formuliert werden können. Dazu    verändert werden. Für eine nachhaltige Entwicklung
                                                    tiere kann jedoch genauso auch auf ländliche Bereiche       braucht es eine Analyse aller Gegebenheiten vor Ort      ist es maßgeblich, dass Bewohner aktiviert und ihre
                                                    angewendet werden. Der Begriff „Quartier“ – wie er          aus Sicht der Bewohner, aus der wiederum Rückschlüsse    Potentiale genutzt werden können. Dies kann nur in
                                                    im Folgenden verwendet wird – unterscheidet daher           auf die Quartiere gezogen werden können. Das Quartier    dem Umfeld geschehen, in dem sich diese bewegen
                                                    nicht zwischen städtischem und ländlichem Gebiet.           entsteht dann sowohl durch einen räumlichen              und agieren. Ein ganzer Stadtteil ist dafür zu groß, die
                                                                                                                Bezug als auch durch die Festlegung und Be­              Anforderungen an ein Engagement wären zu hoch. Für
                                                    Sozialraumbezug als entscheidendes Kriterium                schreibung eines Quartiersziels.                         die Aktivierung von Akteuren muss sich deren Engage-
                                                    Der Begriff Quartier entzieht sich im Vergleich zu                                                                   ment auf einen kleinteiligen Bereich beschränken, in
vdw-Fachausschuss Quartiersentwicklung              administrativen Bezeichnungen wie „Ortsteil“, „Stadt-       Zur Einteilung von Quartieren können Geodaten            dem sie auch positive Effekte ihres Engagements
Der vdw-Fachausschuss Quartiersentwicklung setzt    teil“ oder „Bezirk“ einer genauen Abgrenzung ebenso         verwendet werden, die Aufschluss über geografische       unmittelbar erfahren können. Das Quartier mit seinem
sich aus Vertretern der vdw-Mitgliedsunternehmen    wie einer genauen Definition. Das Quartier ist aber         Grenzen (Flüsse, Grünflächen, Verkehrsadern), Bebau-     sozialräumlichen Bezug ist für ein entsprechendes
zusammen. Als beratende Mitglieder nehmen           auch mehr als eine Wohneinheit oder ein Gebäude-            ung und Siedlungscharakter (EFH, MFH, Baualter)          freiwilliges Engagement nahezu ideal hinsichtlich seines
daneben der Niedersächsische Städtetag, der         komplex. Was unter einem Quartier verstanden wird,          geben.7 Diese Daten dienen neben Erkenntnissen über      Umfangs und der Spürbarkeit von Entwicklungen, seien
Niedersächsische Städte- und Gemeindebund,          ist immer abhängig vom jeweiligen Betrachter. Quartiere     Altersstruktur und Versorgungsinfrastruktur ebenso       es negative, denen man entgegenwirken muss oder
der Niedersächsische Landkreistag, die AOK          stellen keine Insellösungen dar. „Sie sind immer in einen   bereits der Quartiersanalyse.                            positive, die sich aus einem Engagement ergeben und
Niedersachsen, die Landesarbeitsgemeinschaft        gesamtstädtischen oder sogar noch weiter gefassten                                                                   ein Ansporn für weitere Aktivitäten sind.
der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, der   (globalen) Kontext eingebunden.“1                           Hierzu muss ein gemeinsames Grundverständnis aller
Mieterbund und die HAWK Hochschule für ange-                                                                    Akteure erzielt werden.
wandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/           Ein Quartier ist „groß genug, um als eigenständiger
Holzminden/Göttingen teil. Den Vorsitz des Fach-    Handlungs- und Planungsraum zu fungieren und
ausschusses übernimmt Karin Stemmer, Vorstands-     gleichzeitig kleinteilig und übersichtlich genug, um        2. Quartier als entscheidende Handlungsebene
mitglied der Braunschweiger Baugenossenschaft eG.   die feinteiligen lokalen Strukturen zu berücksichtigen“.2   Das Quartier ist sowohl strategisch als auch operativ
                                                                                                                                                                         1	Olaf Schnur, Renaissance des Lokalen – Quartiere im Fokus von Wissenschaft und
                                                                                                                die entscheidende Ebene, auf der Handlungsansätze           Politik, S. 4, 5 (http://www.vhw.de/fileadmin/user_upload/06_forschung/PDF/Positions-
                                                    Eine Annäherung nimmt Luise Willen vor: „Quartier           „bottom-up“ und „top-down“ entwickelt und Maß-              bestimmung_Quartier.pdf).
                                                                                                                                                                         2	EBZ Business School, FWW 04/16, S. 26.
                                                    beschreibt über die Wohnung hinaus den öffentlichen         nahmen daraus abgeleitet werden. Die Bedürfnisse         3	Luise Willen, Annäherungen ans Quartier, Vortrag im Rahmen einer Projektwerkstatt
                                                                                                                                                                            des BBSR 2005, S. 1.
                                                    Raum, der vor der Wohnungstür beginnt und in dem            der Quartiersbewohner/-innen, aber auch deren            4	Luise Willen, Annäherungen ans Quartier, Vortrag im Rahmen einer Projektwerkstatt
                                                    regelmäßige Aktivitäten stattfinden. Der Aktionsradius      Potentiale müssen in den Handlungsansätzen                  des BBSR 2005, S. 1.
                                                                                                                                                                         5	Luise Willen, Annäherungen ans Quartier, Vortrag im Rahmen einer Projektwerkstatt
                                                    eines jeden Menschen ist aber unterschiedlich groß,         berücksichtigt werden.                                      des BBSR 2005, S. 1.
                                                                                                                                                                         6	Erschließen von Genossenschaftspotentialen im Forschungsfeld „Modelle Genossen-
                                                    daher bleibt die räumliche Ausdehnung des Quartiers                                                                     schaftlichen Wohnens“, ExWoSt: Forschungen Heft 126, 2007, S. 38.
                                                    zunächst offen. Und darin liegt der Unterschied zum         Den Herausforderungen des demografischen Wandels         7	Bölting, Thorsten, Neitzel, Michael: „Perspektivwechsel: Das Quartier als Handlungs-
                                                                                                                                                                            ebene der Wohnungswirtschaft“ in Fortsetzung folgt: Kontinuität und Wandel von
                                                    Stadtteil, der eine klar abgegrenzte Verwaltungseinheit     kann nicht ohne Weiteres „aus gesamtstädtischer oder        Wirtschaft Gesellschaft, Hoose, Fabian, Beckmann, Fabian, Schönauer, Anna-Lena
                                                                                                                                                                            (Hrsg.), S. 377 - 408, 382.
                                                    bezeichnet.“3 „Das Quartier kann als Ort des Wohnens,       sogar (über-)regionaler Ebene durch ‚Patentrezepte‘      8	Bölting, Thorsten, Neitzel, Michael: „Perspektivwechsel: Das Quartier als Handlungs-
                                                    der Versorgung, als Ort der Fortbewegung und des Ver-       begegnet werden“. Ebenso kann er nicht „nachhaltig –        ebene der Wohnungswirtschaft“ in Fortsetzung folgt: Kontinuität und Wandel von
                                                                                                                                                                            Wirtschaft Gesellschaft, Hoose, Fabian, Beckmann, Fabian, Schönauer, Anna-Lena
                                                    kehrs sowie als Ort des Aufenthalts und der Begegnung       also langfristig sozial, ökologisch und wirtschaftlich      (Hrsg.), S. 377 - 408, 379.

                                                    betrachtet werden.“4 Sie folgt ebenfalls einem sozial-
                                                    räumlichen Ansatz, indem sie sagt: „Das Quartier
                                                    beinhaltet nicht nur räumliche Komponenten, sondern
                                                    schließt generell die sozialen Aspekte in die Betrachtung
                                                    mit ein.“5

                                                    In die Bestimmung der Grenzen eines Quartiers müssen
                                                    also auch soziale Komponenten einfließen. „In diesem
                                                    Sinne müssen zur Bestimmung und Gestaltung des
                                                    Quartiers bauliche und räumliche Kriterien ebenso wie
                                                    soziale, kulturelle und milieubedingte Faktoren heran­
                                                    gezogen werden.“6

10                                                                                                                                                                                                                                                        11
Wie geht Quartier? Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft - Vdw-online.de
Auswertung

                                                      1. Stellenwert in den Unternehmen                            Braunschweig – sind ein wichtiger Motor zur Selbsthilfe    sind hier Maßnahmen zur Verbesserung und Anpas-
                                                      Für die Wohnungswirtschaft hat das Thema Quartiers­          in den Quartieren. Vielfach werden diese durch Woh-        sung von Wohnungen und deren Ausstattungen an die
                                                      entwicklung einen hohen Stellenwert. Die Quartiers­          nungsunternehmen gegründet. Federführend wirken            Bedürfnisse der Mieter/-innen und die Aufwertung des
                                                      entwicklung bietet viele Möglichkeiten, um Quartiere         darin zum Teil Vorstandsmitglieder und Mitglieder der      Wohnumfeldes zur Optimierung der Wohnzufriedenheit
Wie funktioniert „Quartier“?                          zu verbessern und Nachbarschaften zu stärken.                Geschäftsführung direkt auch in Vorständen der Vereine     und damit einhergehend der Lebensqualität.
Quartiersentwicklung in den                           Der Quartiersgedanke ist ein wesentlicher Bestandteil
                                                      der strategischen Unternehmensausrichtung und
                                                                                                                   mit und prägen dadurch die Arbeit erheblich.
                                                                                                                   Eine starke Präsenz im Quartier ist für die Unterneh-
                                                                                                                                                                              Die Unternehmen haben aber auch innerhalb der Hand-
                                                                                                                                                                              lungsfelder Schwerpunkte gebildet. Im Kultur- und
Wohnungsunternehmen des                               eine unabdingbare Voraussetzung für eine nachhaltige
                                                      Bestandsbewirtschaftung.
                                                                                                                   men unerlässlich. Die Ziele von Quartiersentwicklung
                                                                                                                   können nur erreicht werden, wenn die operative Arbeit
                                                                                                                                                                              Bildungsbereich bieten Unternehmen Mietern sowie
                                                                                                                                                                              deren Kindern Möglichkeiten, die formale Schulbildung
vdw Niedersachsen Bremen                              Dabei werden soziale Verantwortung und wirtschaft­           der Quartiersentwicklung effektiv in die Unternehmens-     durch unterschiedliche informelle Bildungsmöglichkei-
                                                      liches Handeln eng miteinander verbunden. Das Wohn-          struktur eingebunden wird. Die Zusammen­arbeit der         ten zu ergänzen und so mit ihrer Lebenswelt zu verbin-
                                                      quartier ist zukünftig die zentrale Handlungsebene zur       unterschiedlichen Akteure innerhalb der Unternehmen        den. Kinder und Jugendliche finden in der sozialen
                                                      effektiven Bündelung von Ressourcen. Die Arbeit in den       mit den Fachkräften in den Quartieren stellt die Basis     Arbeit der Unternehmen im Quartier außerschulische
                                                      Quartieren soll daher ausgebaut werden.                      dar. Gemeinsames Ziel ist es, die Mieterzufriedenheit zu   Ansprechpartner, die nicht an öffentliche Einrichtun-
                                                      Das Wohlbefinden der Mieter/-innen und Mitglieder,           erhöhen. Sozialarbeiter vor Ort kennen die Bedürfnisse     gen (Stadtverwaltung, Jugend­amt etc.) gebunden sind.
                                                      aber auch der Quartiersbewohner/-innen, rückt sehr           der Mieter/-innen am besten, da sie in deren Lebens-       Für Erwachsene werden Freizeit- und Bildungsangebote
                                                      deutlich in den Fokus. In Quartieren, in denen der           welt unterwegs sind.                                       etabliert, teilweise professionell angeleitet, aber auch
                                                      Wohnbestand sich fast ausschließlich im Besitz eines         Bei den Wohnungsunternehmen laufen zahlreiche Infor-       von Ehrenamtlichen organisiert. Angebote und Einrich-
In einer Umfrage hatten die Mitgliedsunternehmen      Mitgliedsunternehmens befindet, hat die Quartiers­           mationen über die Quartiere zusammen. Sie verfügen         tungen werden zielgruppenorientiert und z. T. generati-
des vdw Niedersachsen Bremen die Gelegenheit,         entwicklung bereits besondere Bedeutung. In Städten,         über umfangreiches Wissen und Kompetenzen,                 onsübergreifend sowie interkulturell ausgerichtet.
sich zu allgemeinen Fragen zum Thema Quartiers­       in denen Mitgliedsunternehmen in vielen Stadtteilen          indem sie das „große Ganze“ betrachten und neben           Im Themenbereich „Umwelt und Verkehr“ beschäf­
arbeit/Quartiersentwicklung zu äußern. Die Frage-     durch Liegenschaften vertreten sind, erkennen sie            ihren speziellen Fachkenntnissen „über den Tellerrand“     tigen sich die Unternehmen u. a. mit der Reduzierung
stellungen befassten sich mit dem Stellenwert und     außerdem auch ihre flächendeckende Mitverantwor-             hinausschauen.                                             von Verkehrs- und Umweltbelastungen. Außerdem ist
der Verortung des Themas Quartiersarbeit/Quartiers­   tung an, für ein positives Lebensgefühl in der Stadt         Neben den personellen Ressourcen im Bereich Sozial-        hier die Mobilitätsoptimierung für alle Altersgruppen
entwicklung im jeweiligen Mitgliedsunternehmen,       einzutreten.                                                 management/Quartiersentwicklung, die häufig eine,          mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen ein großes
den Handlungsfeldern, die allgemein im Unterneh-      Die Unternehmen wollen den Menschen ein Zuhause              teilweise sogar mehrere Vollzeitstellen umfassen, bieten   Thema. Beispielsweise haben Mitgliedsunternehmen die
men bearbeitet werden, den Ressourcen, die für die    bieten, in dem sie sich wohlfühlen.                          die Unternehmen kostenlos Räumlichkeiten für Projekte      Verlegung einer Bushaltestelle erwirkt und zusätzlich ein
Quartiersentwicklung zur Verfügung stehen, den                                                                     und investieren selbst zum Teil sechsstellige Summen       Wartehäuschen geschaffen. Ebenso gehören barriere­
Zielen im Unternehmen, die mit der Quartiersarbeit                                                                 pro Jahr zur Förderung von Projekten. Eigenes Personal     arme Zuwege im Quartier, die Anpassungen von
verfolgt werden, und der Zusammenarbeit mit           2. Verankerung im Unternehmen                               wird für die Arbeit in der Quartiersentwicklung geschult   Parkplatz- bzw. Stellplatzsituationen sowie Verkehrs­
anderen Akteuren, insbesondere den Kommunen.              und Ressourcen                                           und weitergebildet.                                        beruhigung von Straßen dazu.
                                                      Doch wo ist der Quartiersgedanke im Unternehmen                                                                         Mit Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung wird ein
                                                      verankert?                                                                                                              Schwerpunkt in der Präventionsarbeit gesetzt.
                                                      Anregungen, Ideen und Maßnahmen kommen in den                3. Handlungsfelder                                         Viele Unternehmen initiieren Projekte jedoch auch
                                                      Unternehmen aus vielen Bereichen und werden z. B.                                                                       unabhängig von Geschlecht, Herkunft, religiösem oder
                                                      durch eine Referentenstelle „Sozialmanagement“                                                                          kulturellem Hintergrund. Menschen mit Behinderung
                                                      gesammelt, koordiniert und umgesetzt. Dabei                                                                             oder Menschen mit Migrationshintergrund finden
                                                      werden verschiedene Bereiche von Mieterhilfe über                                                                       oftmals ganz selbstverständlich ihren Platz in der
                                                      Wohnberatung und Quartiersmanagement bis zu                                                                             „Quartiersgemeinschaft“, ohne dass diese Gruppen
                                                      Seniorenarbeit verknüpft.                                                                                               noch besonders benannt werden.
                                                      Eigene Abteilungen für „Quartiersentwicklung“,
                                                      „Unternehmensentwicklung“ und „Soziales Manage-
                                                      ment“ entwickeln nachhaltige Strukturen in Nach-                                                                        4. Ziele der Quartiersentwicklung
                                                      barschaften. Die konkrete Quartiersarbeit wird als eine                                                                 Soziale Verantwortung wird in den Mitgliedsunter-
                                                      fachübergreifende Aufgabe verstanden, in die in der                                                                     nehmen des vdw Niedersachsen Bremen besonders
                                                      Regel verschiedene Abteilungen involviert sind.                                                                         groß geschrieben. In den Gesellschaftsverträgen und
                                                      Oftmals ist die Quartiersentwicklung direkt auf Geschäfts-                                                              Satzungen der Unternehmen findet sich stets der
                                                      führer- bzw. Vorstandsebene verankert und wird durch                                                                    gemeinwohlorientierte Ansatz.
                                                      Mitarbeiter im Bereich Sozialmanagement, Immobilien-                                                                    Durch die Konfrontation der Wohnungswirtschaft mit
                                                      management oder Bestandsmanagement ergänzt. Auf                                                                         großen gesellschaftlichen Veränderungen, wie der
                                                      den verschiedenen politischen und gesellschaftlichen                                                                    demografischen Entwicklung oder der Migration,
                                                      Ebenen kann auf diese Weise die unerlässliche Netz­          Die Wohnungswirtschaft ist bei ihren Aktivitäten im        entstehen neue Konflikt- und Problemlagen. Rechtliche,
                                                      werkarbeit gewährleistet werden.                             Quartier in vielen Handlungsfeldern unterwegs. Dies        aber vor allem auch personelle Möglichkeiten und
                                                      Nachbarschafts- bzw. Stadtteilvereine – wie z. B. der        zeigen auch die abwechslungsreichen Beispiele, die         notwendige Ressourcen innerhalb der Kommune sind
                                                      win e. V. – Wohnen in Nachbarschaften bei der KSG            zum Thema Quartiersentwicklung für dieses Buch             häufig gebunden und stehen nicht zur Verfügung. Was
                                                      Hannover GmbH in Wiesenau, der Verein Gemeinwesen­           eingegangen sind.                                          bleibt, ist die Rückbesinnung auf Nachbarschaften
                                                      entwicklung Stadtfeld e. V. des BWV in Hildesheim oder       Das Handlungsfeld „Wohnen und Wohnumfeld“ ist              und das ehrenamtliche Engagement. Gerade für
                                                      der Verein Stadtteilentwicklung Weststadt e. V. in           bei den Unternehmen natürlich stark vertreten. Themen      ältere Menschen kann dadurch ein Leben in den eigenen

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Wie geht Quartier? Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft - Vdw-online.de
vier Wänden über einen möglichst langen Zeitraum           c) Integration                                                passt werden. Personen und Gruppen, die als „wider-
sichergestellt werden. Dies geschieht nicht nur dadurch,   Die Quartiersentwicklung dient der Integration.               willige Akteure“ gelten, aber eine wichtige Rolle im
dass Hilfen über verschiedenste Dienstleister etc. ange-   Unterschiedliche Kulturen können besser beraten und           Prozess darstellen, gilt es zu überzeugen.
boten werden, sondern auch Hilfe zur Selbst­hilfe          integriert werden. Nachhaltig ausgewogene Nachbar-            Im erweiterten Netzwerk sind Träger, Einrichtungen
ermöglicht wird.                                           schaften mit einer angemessenen sozialen Durch-               und Akteure auch außerhalb des Quartiers verbunden,
Quartiersbewohner/-innen und damit auch die Mieter/        mischung können die Entstehung insbesondere stigma-           die sich zu übergreifenden Themen austauschen. Sie
-innen der Wohnungsunternehmen sollen zur aktiven          tisierter Quartiere verhindern. Räumliche Trennungen          sind eher strategische Netzwerke und weniger
Mitgestaltung des Quartiers angehalten werden. So soll     der meist heterogenen soziokulturellen Strukturen in          operativ.
eine starke Bindung und Identifikation mit dem Quartier    Bezug auf Herkunft, Ethnie, soziale Lage, Lebensstil
erzeugt werden. Ziel ist daher die Förderung sozialer      und Alter können durch sozial integrative Maßnahmen           b) Kommune
Teilhabe und stabiler, funktionierender Nachbarschaften,   begrenzt werden. Auf diese Weise lässt sich eine Einheit      Die Zusammenarbeit mit der Kommune spielt im Quar-
d. h. „ländliche“ Strukturen in den Städten.               des Quartiers herstellen und weiterentwickeln. Dadurch        tier eine große Rolle. Seitens der Kommune können
                                                           kann eine Annäherung der Kulturen und Verständnis             Impulse gesetzt werden, um gemeinsam mit allen
a) Vernetzung, Synergien und Beziehungsgestaltung          der Nachbarn für die jeweils andere Kultur erzeugt            Akteuren alters- und generationenübergreifende
Im Bereich der Quartiersentwicklung können Maßnah-         werden. Quartiersentwicklung wirkt damit ebenso               Konzepte für die Stadtquartiere der Zukunft zu ent­
men der verschiedenen Akteure effektiv und zielgerich-     präventiv wie problembezogen.                                 wickeln. Erforderlich ist ein interdisziplinäres Denken
tet gebündelt werden. Die Aktiven im Stadtteil können                                                                    in allen Bereichen. Wohnungswirtschaftliche, städte­
vernetzt werden und sich gegenseitig unterstützen.         d) Messbarer Mehrwert                                         bau­liche und soziale Aufgaben müssen zusammenge-
Auf diese Weise können Synergien genutzt und ggf.          Durch intakte Quartiere verlängern sich die Wohnver-          dacht werden und eine frühzeitige Einbindung aller
bestehende Missstände (auf menschlicher, räumlicher        hältnisse, die Leerstandsquote und die Mietrückstände         Beteiligten in Prozesse und ämterübergreifende Planung
und sozialräumlicher Ebene) schneller erkannt werden.      sinken und die Wohnqualität wird verbessert. Ebenso           stattfinden. Dies ist nicht allein mit immobilienwirt-
Durch die Arbeit vor Ort können Beziehungen zu den         ist der Instandhaltungsaufwand geringer, denn mit             schaftlichen Instrumentarien zu bewältigen. Ebenso ist
Quartiersbewohnern aufgebaut und eine Vertrauens­          Objekten und Außenanlagen, die durch die Bewohner/            eine gute Zusammenarbeit zwischen Kommune und
ebene hergestellt werden. Die pädagogischen Fachkräfte     -innen mitgestaltet wurden, wird erfahrungsgemäß              Land erforderlich.
vor Ort kennen die Mieter/-innen persönlich, können        auch besser umgegangen. Die Quartiersentwicklung
ihre Lebenslagen einschätzen, Konflikte auf­nehmen und     beinhaltet daher letztlich auch einen monetären               c) Wertschätzung
klären, soziale Probleme aufdecken und in Netzwerken       Mehrwert. Dieser steht für die Unternehmen des vdw            Der Wert sozialer Arbeit und damit auch der Arbeit in
bearbeiten.                                                Niedersachsen Bremen jedoch nicht im Vordergrund.             den Quartieren sollte gesamtgesellschaftlich mehr geschätzt
Durch die Quartiersarbeit gelingt es, ehrenamtliche                                                                      werden. Schon kleine Projekte zur Hausaufgabenhilfe
Ressourcen zu aktivieren, wie z. B. für die Nachbar-                                                                     verhindern schulische und berufliche Misserfolge. Die
schaftshilfe. Quartiersentwicklung trägt dazu bei, dass    5. Netzwerke, Kommune und Wertschätzung                       meisten Projekte dieser Art sind jedoch ausschließlich
die Menschen im Quartier in einen Dialog treten, zu-       Entscheidend für eine gelungene Quartiersentwicklung          auf Spenden bzw. Ehrenamtlichkeit angewiesen. Dieses
sammen Probleme angehen und Lösungen erarbeiten,           sind tragfähige Netzwerke mit Partnern vor Ort.               Ehrenamt braucht eine hauptamt­liche Begleitung in den
die von einer möglichst großen Zahl an Bewohnern           Dazu zählen z. B. ambulante Dienstleister, Stadtjugend-       Kommunen. Wichtig ist eine Verantwortungsüber­
mitgetragen werden. So wird ein Zusammengehörig-           pflege, Vereine für Integrationsarbeit, Träger für den        nahme für die Prozesse vor Ort.
keitsgefühl erzeugt.                                       Bereich des ambulant unterstützten Wohnens (Behin-            Ehrenamtliches Engagement lebt von Wertschätzung.
Ein unmittelbarer Nutzen hieraus ist ein Rückgang von      dertenwerkstätten), Kirchengemeinden, Schulen,                So können weitere Freiwillige gewonnen werden, die
Nachbarschaftsstreitigkeiten, die teilweise etwa           Jugendzentren, Freie Träger, die Bewohner/-innen des          erarbeitete Konzepte, Projekte und immer neue Ziel­
40 % des gesamten Beschwerdeaufkommens im                  Quartiers sowie die Kommune. Auch Unternehmer/                vorstellungen in die Tat umsetzen. Sollen Inklusion,
Wohnungsunternehmen darstellen können.                     -innen und Geschäftsleute werden einbezogen. Diese            Integration und eine umfassende Bildung für alle Bevöl-
Die gute Vernetzung zwischen Mietern, Vermietern,          Netzwerke sind die Entstehungsorte für konkrete               kerungsschichten ermöglicht werden, erfordert dies ein
Institutionen und ehrenamtlichem Engagement sowie          Projekte im Quartier. Sie bilden die Vielfalt der Tätigkeit   gestärktes Ehrenamt und einen hohen personellen
die Kooperationen und Alltagsunterstützung vermeiden       der Protagonisten vor Ort ab. Die Herausforderung liegt       Aufwand in den öffentlichen Institutionen zur Unter-
eine Singularisierung alleinstehender Personen und         darin, diese Netzwerke aufzubauen und zu steuern.             stützung der Prozesse in den Quartieren.
ermöglichen ein „Lebenslauf-Wohnen“ im Quartier.           Wichtig ist dabei, möglichst ergebnisorientiert und
                                                           zielgerichtet zu agieren, um Parallelstrukturen zu
b) Imageverbesserung                                       vermeiden.
Soziale Arbeit leistet einen Beitrag zu einem positiven
Image für das Quartier und das Unternehmen. Mittel-        a) Verschiedene Netzwerke
bis langfristig sichert ein positives Image die Vermiet-   Familie, Bekannte, Freunde und Nachbarn bilden die
barkeit des Bestandes für die Wohnungsunternehmen,         persönlichen Netzwerke. Institutionen, Gruppen und
mithin auch die Rentabilität des Unternehmens. Durch       Einrichtungen direkt im Quartier stellen unmittelbare
soziale Arbeit können Quartiere sozial aufgewertet         institutionelle Netzwerke im Quartier dar. Diese
werden. Abwärtsspiralen, die manche Quartiere erleben,     Kooperationspartner sind Experten im Quartier. Durch
können auf diese Weise beeinflusst oder sogar gestoppt     die Vernetzung kann ein regelmäßiger Austausch über
werden.                                                    Entwicklungen im Quartier etabliert, aber auch um
                                                           Angebote an die Bedarfe der Bewohner/-innen ange-

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Quartiersentwicklung und Quartierszentrenbildung

                                                       1. Hintergrund                                             Eine quartiersnahe Versorgung erfordert einen neu            In der Stadt Hannover stehen zudem Aktivitäten und
                                                       In einer älter werdenden Gesellschaft gewinnt der          arrangierten Hilfe-Mix von sozialer Unterstützung            Projekte im Vordergrund, die Hannover auf dem Weg
                                                       Wunsch nach selbstständigem Leben und Wohnen bei           (Familien, Nachbarschaften, bürgerschaftlichem Enga­         zu einer inklusiven Stadt unterstützen, die soziale
                                                       guter Lebensqualität bis ins hohe Alter zunehmend an       gement), professionell erbrachten Leistungen (Wohl-          Integration fördern und über die Identifikation mit dem
Quartiersentwicklung und                               Bedeutung. Alle Bevölkerungsprognosen gehen davon          fahrtspflege, privatgewerbliche Anbieter, Wohnungs-          Wohnumfeld zu einer höheren Zufriedenheit und zu
Quartierszentrenbildung –                              aus, dass in den kommenden Jahren die Zahl älterer
                                                       und hochaltriger Menschen ansteigen wird. Vor allem
                                                                                                                  wirtschaft, Kommune) und kommunaler Gestaltung/
                                                                                                                  Steuerung von Sozialraum-/Quartiersentwicklung.1
                                                                                                                                                                               lebendigen Nachbarschaften führen.
                                                                                                                                                                               Mit alter(n)sgerechter Quartiersentwicklung wird auch
Eine zukunftsorientierte                               sorgen weiter ansteigende Lebenserwartung und der
                                                       Eintritt der sogenannten „Babyboomer“ in die nach­
                                                                                                                  Ganz wesentlich für den Erfolg einer Quartiers­
                                                                                                                  entwicklung ist es im Übrigen, die gesellschaftlichen
                                                                                                                                                                               der vor allem im Alter gefürchteten und viel zu häufig
                                                                                                                                                                               eintretenden Isolation und Vereinsamung entgegenge-
Aufgabe für Kommunen                                   berufliche Phase für eine deutliche Verschiebung der       Veränderungen in den Bereichen Wohnen, Pflege,               treten. Es werden Rahmenbedingungen geschaffen, die
                                                       zahlenmäßigen Anteile älterer und jüngerer Menschen.       Gesundheitsversorgung und lebensräumlicher Infra-            eine selbstständige Lebensführung, unabhängig von
                                                       Diese Entwicklung hat immense Auswirkungen auf das         strukturentwicklung in einem interdisziplinären und          Lebensalter, Geschlecht, sozialer Lage, gesundheitli-
                                                       gesellschaftliche Zusammenleben.                           kooperativen Dialog mit allen relevanten Akteuren zu         chem Befinden und ethnischem Hintergrund ermög­
                                                       Der medizinisch-technische Fortschritt der letzten         entwickeln und umzusetzen.                                   lichen.
                                                       Jahrzehnte hat die Entwicklung zu einer Gesellschaft des   (Alter(n)sgerechte) Quartiersentwicklung ist ein zentra-     Leitbild der Entwicklung eines Wohnquartiers ist in
                                                       langen Lebens unterstützt und fördert sie weiterhin.       les Thema – stationäre Einrichtungen öffnen sich bun-        Hannover „Eine Stadt für Alle“.
                                                       Neben der positiven Perspektive eines längeren Lebens      desweit für umliegende Wohnquartiere. Ambulante              Weiteres Ziel von Quartiersentwicklung muss es sein,
                                                       und des aktiven Alter(n)s müssen auch diejenigen           Strukturen werden ausgebaut – weg von einer reinen           eine Steuerungsfunktion im Sozialraum zu übernehmen.
Dagmar Vogt-Janssen                                    Älteren unterstützt werden, die wegen Pflegebedürftig-     Versorgungs- und stärker hin zu einer Mitwirkungs­           Dazu braucht es eine Organisationsstruktur, die neben
Landeshauptstadt Hannover,                             keit, geistiger, körperlicher und/oder seelischer Ein-     gesellschaft.                                                der Kontinuität von Ansprechpartnern und fachlicher
Fachbereich Senioren, stellv. Fachbereichsleitung      schränkungen sowie chronischer oder demenzieller           Quartiersentwicklung ist langfristig geeignet, passge-       Kompetenz in sozialräumlicher Arbeit, bürgerschaft­
und Bereichsleiterin Kommunaler Senioren­              Erkrankungen nicht oder nur sehr eingeschränkt in der      naue und nachhaltige Strukturen für die bevorstehen-         lichem Engagement/Ehrenamt und Netzwerkarbeit
service Hannover                                       Lage sind, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In        den gesellschaftlichen Veränderungen zu schaffen.            auch die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie
                                                       welchem Maße die Zahl älterer Menschen mit einer           Gleichermaßen liegt darin die Chance, zukunftsorien-         der übrigen Akteure im Quartier ermöglicht, um eine
                                                       weniger positiven Perspektive in einzelnen Kommunen        tierte Infrastrukturen für Kommunen gemeinsam mit            integrierte auf den Sozialraum bezogene Versorgungs-
                                                       ansteigen wird, ist bisher nicht genau prognostizierbar.   den Bürgerinnen und Bürgern und Akteuren vor Ort             struktur auf- und auszubauen.2
                                                       Es wird davon ausgegangen, dass die Zahl der Pflege-       zu entwickeln.                                               Aufgabe der Kommunen ist es, im Quartier mit Part-
                                                       bedürftigen von 2013 bis 2030 um etwa 1,2 Mio.                                                                          nern die erforderlichen Abstimmungs- und Beteiligungs-
                                                       Personen auf 3,83 Mio. Pflegebedürftige zunehmen                                                                        prozesse zu organisieren und deren Umsetzung zu
                                                       wird.                                                      2. Flexibilität in der Versorgung                            fördern. Sie haben die quartiersnahen Entwicklungs­
                                                       Für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf          In den kommenden Jahren wird es auf kommunaler               prozesse zu moderieren, auf das Erreichen der ange-
                                                       sowie für deren Angehörige muss es darum gehen,            Ebene auch verstärkt darum gehen, zusätzliche Kapazi-        steuerten Ziele hinzuwirken, den Erfolg zu überwachen
                                                       tragfähige Unterstützungs- und Teilhabeangebote            täten in der pflegerischen Versorgung aufzubauen.            und ggf. Fehlentwicklungen gegenzusteuern.
                                                       vorzuhalten, die die Angehörigen entlasten und             Leistungsangebote mit rehabilitativen stationären
                                                       Pflege­bedürftigkeit hinauszögern.                         Pflegemöglichkeiten, Aus- und Aufbau von Tages- und
                                                       Die demografischen Veränderungen erfordern von den         Nachtpflege sowie die Möglichkeit, z. B. im Falle einer      4. Konzeption alter(n)sgerechte Quartiers­
                                                       Kommunen eine zukunftsfähige Gestaltung integrierter       vorübergehenden stationären Versorgung wegen                     entwicklung Hannover
                                                       Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen. Die bis-        Pflegebedürftigkeit oder bei längerem Krankenhaus­           I.	Die alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung in
                                                       herigen Versorgungsstrukturen reichen für die bevor-       aufenthalt, die eigene Wohnung beizubehalten, so dass            Hannover umfasst vier große Handlungsfelder,
Der Kommunale Seniorenservice Hannover bietet          stehenden Aufgaben nicht aus, so dass Kommunen im          eine Rückkehr in die eigene Häuslichkeit möglich bleibt,         die jeweils weitere Arbeitsfelder einschließen. 3
Informationen und Beratung rund um das Alter,          Rahmen der Daseinsvorsorge zukünftig noch stärker          sind Beispiele für eine neue bedarfs- und bedürfnis­             1. Zukunftsorientierte Wohnformen ausbauen
über Freizeitangebote der Offenen Seniorenarbeit       darauf hinwirken müssen, dass bedarfs- und bedürfnis-      bezogene Infrastruktur.                                          2. Bürgerbeteiligung und aktive Teilhabe fördern
in Hannover, Treffpunkte und Beratung in allen         gerechte sowie zugleich kostengünstige Angebote für                                                                         3. Versorgungssicherheit fördern
Stadtteilen, ehrenamtliche Mitarbeit, Pflege-          alle vorgehalten werden. Damit geht einher, dass Kom-                                                                       4. Generationendialog ermöglichen
und Wohnberatung, Hilfsangebote und Mobile             munen sowohl bestehende als auch neu entstehende           3. Ziele
Einzelfallhilfe, Vermittlung zu Beratungsstellen und   Versorgungslücken identifizieren und diese in Koopera-     Ziel von Quartiersentwicklung und sozialer Infrastruk-       II. Vorgehensweise
Selbsthilfegruppen, Heimaufsicht.                      tion mit Partnern vor Ort schließen.                       turentwicklung muss es deshalb sein, unabhängig vom          Methode Ideenwerkstatt
                                                       Quartiersentwicklung übernimmt in diesem Zusammen-         jeweiligen Lebensalter, Teilhabe und Selbstbestimmung        Die alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung in Hannover
www.seniorenberatung-hannover.de                       hang sowohl im städtischen Raum als auch in vergleich-     sicher zu stellen. Ein solidarischeres Einstehen füreinan-   hat mit Ideenwerkstätten (70 - 90 Teilnehmer) begonnen.
                                                       bar zu fassenden lokalen Räumen der länd­lichen            der auch außerhalb der rein familialen Bindungen wird        In diesen Großgruppenkonferenzen erhielten die
                                                       Regionen (im weiteren Text wird insges. vom Quartier       über die Arbeit in den Quartieren und den Auf- und           Teilnehmenden (Bürger aus dem Quartier, Betriebe,
                                                       gesprochen) eine zentrale Rolle.                           Ausbau sozialer Netzwerke verbessert, so dass gleich-        Wohlfahrtsverbände, Wohnungsunternehmen u. a.) die
                                                       Im Quartier haben die Kommunen die Aufgabe,                zeitig auch die Grundlage für eine neue Kultur der           Möglichkeit, einen ganzen Tag lang eigene Themen für
                                                       gemeinsam mit den Partnern vor Ort Abstimmungs-            Unterstützung, des Miteinanders und der Sorge für-           ihr Quartier zu benennen, sich an bis zu 12 Workshops
                                                       und Beteiligungsprozesse zu organisieren. Vorausset-       einander („community that cares“) geschaffen wird.           zu beteiligen und über das weitere Vorgehen durch
                                                       zung dafür ist ein offener zielorientierter, vom Mitein-   Aktivitäten und Projekte, die den Generationendialog         Priorisierung der Ergebnisse mitzubestimmen.
                                                       ander und gemeinsamen „Gestaltenwollen“ getragener         fördern, gehören ebenso dazu.
                                                       Umgang unter den beteiligten Akteuren.

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