Wie geht Quartier? Praxisbeispiele aus der Wohnungswirtschaft - Vdw-online.de
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Inhaltsverzeichnis Grußwort 3 Grußwort 4 Vorwort – Bedeutung der Quartiersentwicklung 6 Vorwort – Wohnungsunternehmen in der Quartiersentwicklung 8 „Entwicklung einer Handlungshilfe für das Quartiersmanagement“ – Das Projekt 10 Definitionspapier – Was meint der Begriff „Quartier“? Grußwort 12 Auswertung – Wie funktioniert „Quartier“? 16 Quartiersentwicklung und Quartierszentrenbildung 20 Quartiersentwicklung – Ein wichtiger Baustein zur Fortentwicklung der Kommunen 22 Quartiersmanagement aus Sicht der Mietervereine 23 Quartiersentwicklung und Freie Wohlfahrtspflege 24 Quartiersentwicklung als Chance für innovative Versorgungsstrukturen 26 Untersuchung von Spannungsfeldern in der aktiven Quartiersentwicklung S ehr geehrte Leserinnen und Leser, 28 Quartiersarbeit finanzieren – Fördermöglichkeiten nutzen im Bereich des Bau- und Wohnungswesens müssen wir Spektrum an Themen und Anregungen repräsentiert ist. Sorge dafür tragen, dass die aktuellen sozialen und Zugleich bin ich sehr optimistisch, dass das vorliegende 30 Möglichkeiten und Grenzen in der Quartiersentwicklung demografischen Entwicklungen nicht zu „Verwerfun- Buch viele Anstöße für eine erfolgreiche Quartiersarbeit gen“ vor Ort führen. Es darf nicht sein, dass einzelne vor Ort liefert. 34 Quartiere in Niedersachsen und Bremen Stadtteile oder Quartiere abgehängt werden, wenn sich eine Vielzahl von Problemen ballt. Deshalb wirkt Ihre Stade Braunschweig • Hahle ________________________________________ 36 • Weststadt (Elbeviertel, Rheinviertel, erfolgreiches Quartiersmanagement vor allem präventiv: Emsviertel, Donauviertel, Isarviertel) ______________ 70 Die Maßnahmen und Handlungsansätze greifen, bevor Bremerhaven • Wulsdorf – Ringstraße __________________________ 38 • Heidberg _____________________________________ 74 Konflikte entstehen. Dabei muss man das Rad nicht Sarstedt, Gronau, Bad Salzdetfurth immer neu erfinden, es gibt bereits viele gute Modelle Brake • Am Ried, Bethelner Landstraße, Oberstraße _______ 76 und Beispiele, die sich bewährt haben. Einige von ihnen • Ringquartier __________________________________ 42 Hildesheim werden in dem vorliegenden Buch vorgestellt. Nachma- Bremen • Drispenstedt __________________________________ 78 chen ist dabei ausdrücklich erwünscht. Es liegt auf der • Stadtteil Vahr (Gartenstadt Vahr, Neue Vahr Nord, • Fahrenheitgebiet ______________________________ 80 Neue Vahr Südwest, Neue Vahr Südost) ___________ 44 Hand, dass die Ansätze sehr unterschiedlich ausfallen, • S tadtfeld _____________________________________ 82 • Bremen-Kattenturm-Mitte ______________________ 46 um den individuellen Bedingungen vor Ort Rechnung Gifhorn-Gamsen Salzgitter zu tragen. Und das ist auch gut so. Denn es geht nicht • Südstadt, Salzgitter Bad ________________________ 84 darum, etwas „von oben überzustülpen“, sondern • Lindenhof ____________________________________ 50 Goslar passgenaue lokale Lösungen zu entwickeln. Die Vielfalt Burgdorf • Jürgenohl, Kramerswinkel _______________________ 86 • Südstadt _____________________________________ 52 der Quartiere trägt ja gerade dazu bei, unsere Städte Seesen und Kommunen liebens- und lebenswert zu machen. Wolfsburg • Quartier rund um die Hochstraße ________________ 88 • Neue Burg ____________________________________ 54 Osterode am Harz Das ist ein Grund dafür, dass Quartiersarbeit einen Langenhagen • Wiesenau ____________________________________ 58 • Westlich Röddenberg __________________________ 90 wesentlichen Schwerpunkt in der Stadtentwicklungs Göttingen politik der Niedersächsischen Landesregierung darstellt. Hannover • Holtenser Berg ________________________________ 92 Das Quartier ist Heimat im Kleinen, viele Probleme • Stöcken, Vahrenheide, Hainholz, Roderbruch, • Leineberg ____________________________________ 94 Nordstadt, Mitte, Linden-Nord, Badenstedt ________ 60 lassen sich hier schon durch ein aufeinander abge- • Vahrenwald ___________________________________ 62 stimmtes Maßnahmenkonzept lösen, bevor sie auf • Groß-Buchholz, Vahrenheide, Linden-Süd _________ 64 größere Bereiche übergreifen. Cornelia Rundt • Stadtbezirk 11, Davenstedt, Davenstedter Markt ____ 66 Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit • Döhren _______________________________________ 68 Daher danke ich dem Verband der Wohnungs- und und Gleichstellung Immobilienwirtschaft Niedersachsen und Bremen e. V. 96 Impressum für die Erstellung dieses Buches. Die Zusammenarbeit mit den Kommunalen Spitzenverbänden, der AOK Niedersachsen, der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Holzminden/Göttingen stellt sicher, dass ein breites 2 3
Vorwort Bedeutung der Quartiersentwicklung L iebe Leserin, ieber Leser, die Mitgliedsunternehmen des Verbands der Woh- wenn alle relevanten Akteure in den Wohnquartieren Handlungsebene darstellt, haben wir durch das Projekt rinnen Sarah Leuninger und Natascha Wasnick für die nungs- und Immobilienwirtschaft in Niedersachsen kontinuierlich, ressortübergreifend und mit einer Gesamt- eine wichtige Hürde bereits genommen. Wir haben ein Ausgestaltung und Organisation. und Bremen e. V. (vdw) werden zunehmend mit den strategie die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. gemeinsames Verständnis des Begriffs entwickelt, das Herausforderungen des demografischen Wandels Dies kann nur gelingen, wenn vor Ort eine Struktur wir nun als Arbeitsgrundlage verwenden und auch Ich wünsche Ihnen viel Inspiration und viel Spaß bei der konfrontiert. Die Gestaltung eines altersgerechten geschaffen wird, die die notwendige Koordinierung, weiter schärfen können. Durch die Auswertung des Lektüre. Wohnangebotes und Wohnumfeldes spielt hierbei d. h. das Zusammenwirken aller Akteure, dauerhaft Fragebogens, der an alle Mitgliedsunternehmen eine immer wichtigere Rolle. Der größte Wunsch aller sicherstellt. versandt wurde, zeigt sich, welchen Stellenwert das Hannover, im Juli 2017 älter werdenden Menschen besteht darin, auch bei Thema Quartier in den Unternehmen einnimmt. sich verändernder gesundheitlicher Verfassung in ihrer Die Ausgangsbedingungen sind landesweit je nach bisherigen häuslichen Umgebung verbleiben zu können. Standort – städtisch/ländlich, Wachstums-/Schrumpfungs- Im Folgenden kommen auch die verschiedenen Akteure regionen – sehr unterschiedlich. Sie erfordern eine aus unserem Fachausschuss zu Wort. Hier wird deutlich, Die Wohnungswirtschaft bemüht sich deshalb darum, passgenaue, individuelle Ausgestaltung in den jeweiligen welche herausgehobene Rolle das Thema Quartier in neue wohnungspolitische Handlungsansätze zu ent Quartieren. Erfahrungen mit einer ganzheitlichen und allen Bereichen spielt. Aus dem Beitrag zu Förder- und wickeln, die helfen, diesem Wunsch der älteren Men- umfassenden Quartiersentwicklung gibt es in Nieder- Finanzierungsmöglichkeiten können Anregungen für schen zu entsprechen, denn die Sicherung des Verbleibs sachsen bisher nur wenig. neue Projekte und Entwicklungen gezogen werden. in der häuslichen Umgebung kann auch kostengüns Schließlich zeigt das Interview mit zwei Vertretern aus tiger sein als die Unterbringung in einer vollstationären Gemeinsam mit anderen Akteuren (Mieterbund, Kommune und Wohlfahrt, dass Quartiersentwicklung Pflegeeinrichtung. Kranken- und Pflegekassen, Kommunale Spitzenver ein wunderbares Instrument für die Schaffung von bände, Freie Wohlfahrt und Wissenschaft) möchte Strukturen im sozialen Nahraum darstellt, dass es aber Um dieses Ziel eines selbstbestimmten, altersgerechten der vdw in Niedersachsen diese landesweit wichtige auch an Grenzen stößt, die man sich bewusst machen Wohnens zu erreichen, müssen nicht nur neue Wohn- Pionieraufgabe in Angriff nehmen und über seinen muss. formen (z. B. integrierte Wohngruppen) angeboten eigentlichen Aufgabenbereich hinaus eine Hilfestellung werden, sondern der Wohnraum muss auch entspre- für alle relevanten Akteure erarbeiten. Mein besonderer Dank gilt den Autorinnen und chend umgestaltet werden (Barrierefreiheit). Autoren, die mit ihren Beiträgen die vielen Facetten Mit dem vorliegenden Quartiersbuch können wir einen der Quartiersentwicklung beleuchtet haben, und den Darüber hinaus ist es erforderlich, dass die wohnort Einblick in das Engagement unserer Mitgliedsunterneh- Wohnungsunternehmen, die durch ihre vielfältigen nahe Versorgungsinfrastruktur altersgerecht entwickelt men erlangen. Sichtbar wird, dass es an vielen Orten Beispiele dieses Buch so abwechslungsreich und bunt wird. Hierbei geht es um das Wohnumfeld wie auch um bereits gut funktionierende Kooperationen gibt, die für gestaltet haben. Heiner Pott die gesamte Versorgungsstruktur mit Lebensmittelver- eine nachhaltige und ganzheitliche Quartiersentwick- Verbandsdirektor, Staatssekretär a. D. sorgung, haushaltsnahen Dienstleistungen, Mobilität, lung zu breiten Netzwerken ausgebaut und genutzt Ebenso danke ich den Mitgliedern des Fachausschusses gesellschaftlicher Teilhabe und natürlich auch gesund- werden können. Die Beispiele sollen eine Anregung dazu für die Vorbereitung des Fragebogens, der diesem Buch heitlicher Versorgung. bieten nachzufragen und auch nachzuahmen. zu Grunde liegt, insbesondere der Fachausschussvorsit- zenden Karin Stemmer, Braunschweiger Baugenossen- Die Wohnungswirtschaft hat auf diese Bereiche jedoch Mit der gemeinsamen Definition des Begriffs „Quartier“ schaft eG. Mein Dank gilt außerdem der Johanniter- kaum Einfluss und ist nur einer der maßgeblichen und der damit verbundenen Verständigung des vdw- Unfall-Hilfe e. V., Landesverband Niedersachsen/Bremen, Akteure. Deshalb kann die notwendige Versorgungs- Fachausschusses Quartiersentwicklung darauf, dass das für die Gestaltung des Layouts, dem Land Niedersachsen struktur nur dann gesichert bzw. erreicht werden, Quartier künftig die entscheidende sozialräumliche für die finanzielle Förderung, sowie meinen Mitarbeite- 4 5
Vorwort Wohnungsunternehmen in der Quartiers entwicklung L iebe Leserinnen und liebe Leser, lebenswerte Nachbarschaften für alle Generationen, Positive Quartiersentwicklung braucht professionelles Ziel ist es, gemeinsam einen strukturellen Rahmen zu das ist ein Leitmotiv, für das sich die Wohnungsunter- Management und die Beteiligung aller gesellschaft entwickeln, der ein breites Bewusstsein schafft und die Die BBG ist ein traditionsreiches Wohnungs nehmen im vdw Niedersachsen Bremen seit Jahrzehnten lichen Akteure. Soziale Vielfalt, bürgerschaftliches Quartiersentwicklung weiter voranbringt. unternehmen mit fast 130-jähriger Geschichte in unterschiedlicher Weise Land auf Land ab enga Engagement und eine funktionierende Infrastruktur und bewirtschaftet rund 6.500 eigene Wohnun- gieren. Die exemplarischen Beispiele dieses Buches bilden wesentliche Grundlagen für Stabilität in den gen. Sie ist die älteste Baugenossenschaft in ermöglichen dazu vielfältige Einblicke. Stadtteilen. Soziale Dienste öffentlicher Institutionen Braunschweig, mit rund 21.500 Mitgliedern werden sich in Zukunft weiter verringern und verteuern. eine der mitgliederstärksten Baugenossen Unsere Gesellschaft differenziert sich immer stärker aus. Das soziale Netz der Nachbarschaften in der unmittel- schaften Deutschlands und betreibt eine eigene Das betrifft alle Lebensbereiche und macht keinen Halt baren Umgebung wird diese zukünftig zum Teil ersetzen Spareinrichtung. Ihre zwei Seniorenheime vor den Lebensräumen der Menschen, den Wohnquar- müssen, um Isolation, Segregation und Diskriminierung bieten 193 pflegebedürftigen Menschen ein tieren. Die Wohnungswirtschaft stellt sich deshalb seit zu reduzieren. Zuhause. längerem verstärkt nicht nur den baulichen Herausfor- derungen. Ihr Handeln fokussiert sich auf das Span- Bereits jetzt nehmen Wohnungsunternehmen viel Geld Die Wohnungswirtschaft bietet tiefe Einblicke in nungsfeld einer sich rasant verändernden Gesellschaft in die Hand und zeigen eine hohe Bereitschaft, sich mit die sozialen Verhältnisse unserer Gesellschaft mit erkennbaren Trends zur Singularisierung, veränder- Projekten für die Quartiersentwicklung stark zu ma- und fordert die Unternehmen auf, sich gesell- ten Familienkonstellationen und einer abnehmenden chen. Diese Bereitschaft der Wohnungsunternehmen, schaftlichen Herausforderungen zu stellen. Dazu Wohnkaufkraft künftiger Rentnergenerationen. aber auch der Partner, wie Kommune oder Land als gehört nach dem Selbstverständnis der BBG, Fördermittelgeber, bilden die Grundlage für positive wichtige Impulse für eine positive Quartiers Die demografische Entwicklung und die Migration haben Entwicklungen in unseren Städten und Gemeinden. entwicklung zu geben und Lebensräume positiv in den letzten Jahren zu gravierenden Veränderungen in zu gestalten. der Stadtentwicklung geführt, die das Leben der Men- Last but not least: Erfolgreich kann die Quartiers schen stark beeinflussen. Die Städte stehen vor der entwicklung nur sein, wenn sie die Menschen in den wachsenden Herausforderung, Stadträume positiv zu Quartieren zu den Hauptakteuren erklärt. Ihre Perspek- gestalten. Stärker als bisher sind daher generations tive und ihr Engagement sind die Eckpfeiler für die übergreifende Strukturen und Stadtteilprojekte gefragt, positive Gestaltung eines gelungenen sozialen Lebens die sowohl das Aufwachsen von Kindern und Jugend im besten nachbarschaftlichen Sinne. Karin Stemmer lichen unterstützen, als auch die Bedürfnisse der älteren Vorstand BBG Menschen berücksichtigen. Dies gilt auch für den Im Fachausschuss Quartiersentwicklung des vdw haben Vorsitzende des Fachausschusses Quartiersentwicklung ländlichen Raum. sich bereits Netzwerker/-innen zusammengetan, die Mitstreitende auf allen Akteursebenen suchen. 6 7
Projektvorstellung M it dem Projekt zur „Entwicklung einer Handlungs- hilfe für das Quartiersmanagement“, das vom Land Niedersachsen gefördert wird, will der vdw Kommunen und anderer Akteure im Bereich der Quartiersentwicklung, einbezogen werden. werden, aus dem sich dann die Verantwortlichen vor Ort ihr ganz individuelles Quartierskonzept zusammen- stellen können. Erklärtes Ziel ist es, die Selbsthilfe Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Quartiersentwicklung braucht für einen ganzheitlichen potentiale der Quartiere zu aktivieren. Dies soll mög- Niedersachsen und Bremen e. V. den aktuellen Heraus- Erfolg eine Struktur, in der die Akteure ihre Zusammen- lichst einfach und mit geringem finanziellen Aufwand „Entwicklung einer Hand- forderungen gemeinsam mit seinen Mitgliedsunter arbeit gestalten können. Ohne ein Konzept für die geschehen. So kann gemeinsam eine nachhaltige und lungshilfe für das Quartiers- nehmen begegnen. kontinuierliche Kommunikation der Akteure kann Quartiersentwicklung nicht nachhaltig erfolgreich sein. ganzheitliche Lösung für die Entwicklung Niedersach- sens geschaffen werden. management“ – Das Projekt Die veränderten gesellschaftspolitischen Bedingungen, der demografische Wandel, die steigende Zahl älterer Zu diesem Zweck sollten die maßgeblichen Akteure eines Quartiers in sogenannten Quartierskonferenzen Die Mitgliedsunternehmen konnten für die Sammlung und pflegebedürftiger Menschen und die zunehmende regelmäßig zusammenkommen. Eine wichtige Rolle guter Beispiele der Quartiersentwicklung in diesem Buch Vereinzelung der Haushalte haben starken Einfluss auf spielt dabei die Kommune mit ihren Zuständigkeiten jeweils nur eine Auswahl aus ihrem Unternehmens die Wohnungswirtschaft. und Ressourcen. Durch ein Netzwerk kann ermöglicht bereich einreichen. Es spiegelt daher nur einen kleinen werden, dass ohne finanziellen Aufwand Probleme Teil des umfangreichen Engagements der Wohnungs- Das Thema der Wohnungswirtschaft lautet nicht nur erkannt und Lösungsansätze ermittelt werden. wirtschaft in Niedersachsen und Bremen im Bereich der „Wohnen“, sondern vielmehr „Wohnen und Leben“. Quartiersentwicklung wider. Die Größe der Wohnungs- Aus diesem Grund befassen sich die sozial engagierten Zur Unterstützung des Projektes „Entwicklung einer unternehmen, die sich hier mit Beispielen an dem Buch Mitgliedsunternehmen des vdw schon lange nicht mehr Handlungshilfe für das Quartiersmanagement“ wurde beteiligt haben, reicht von 785 Wohneinheiten bis zu Sarah Leuninger nur mit Steinen und Beton. Eine entscheidende Rolle beim vdw Niedersachsen Bremen deshalb ein Fachaus- rund 42.000 Wohneinheiten. Entsprechend ihrer Größe Stabsstelle und Referentin für Quartiersarbeit spielt für sie eine gute Versorgung und ein gutes schuss gegründet, der seine Arbeit bereits intensiv können die Unternehmen unterschiedliche Kapazitäten beim vdw Niedersachsen Bremen Miteinander der Menschen im Quartier. aufgenommen hat. und Möglichkeiten für das Thema Quartiersentwicklung zur Verfügung stellen. Die großen Unternehmen muss Ein Fokus des hiesigen Projekts liegt auf einer genera Der Fachausschuss setzt sich nicht nur aus Vertretern der ten sich aus dem umfangreichen Engagement für die tionen- bzw. altengerechten Quartiersentwicklung. vdw-Mitgliedsunternehmen zusammen. Als beratende Darstellung eines kleinen Bruchteils entscheiden. Gerade Gerade auf der Ebene von Quartieren in den Städten, Mitglieder nehmen auch der Niedersächsische Städtetag, die kleineren Unternehmen sind dennoch mit großen aber auch in ländlichen Regionen, müssen bedarfs- und der Niedersächsische Städte- und Gemeindebund, der und ansehnlichen Projekten vertreten. bedürfnisgerechte Versorgungsangebote für die Men Niedersächsische Landkreistag, die AOK Niedersachsen, schen vor Ort ausgebaut oder geschaffen werden und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrts- als integrierte und kostengünstige Angebote zur Ver- pflege in Niedersachsen, der Mieterbund und die HAWK fügung stehen. Ebenso braucht es Anlaufstellen im Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Quartier zur Begegnung und zum Austausch. In solchen Hildesheim/Holzminden/Göttingen teil. Quartierszentren, die unabhängig vom Alter für alle Quartiersbewohner/-innen eine Anlaufstelle bilden Das Expertengremium hat sich zunächst mit den Grund- sollen, können Netzwerke geknüpft und Nachbarschaf- lagen der Quartiersentwicklung auseinandergesetzt. ten gepflegt werden. Sie bilden die Grundlage der Hilfe Dazu zählt vor allem ein gemeinsames Verständnis der zur Selbsthilfe für die Quartiere. Um ein selbstbestimm- Akteure vom Begriff „Quartier“ und den Handlungs tes und generationengerechtes Wohnen zu ermögli- ebenen. Dies bildet die Grundvoraussetzung für das Der vdw Verband der Woh- chen, müssen neue Wohnformen angeboten und in ein Gelingen des Projekts. Der Fachausschuss bringt bereits nungs- und Immobilienwirt- gemeinsames Quartierskonzept eingebettet werden. In mit seiner Zusammensetzung viele wesentliche Akteure schaft in Niedersachsen und den Beispielen der Wohnungsunternehmen, die für an einen Tisch. Bremen e. V. ist die Dachorga- dieses Buch gesammelt wurden, finden sich verschie- nisation der unternehmeri- denste Umsetzungen dazu. Über das Projekt beim vdw Niedersachsen Bremen und schen Wohnungswirtschaft das hier vorliegende Buch können bestehende Praxiser- in den beiden Bundesländern. Ziel des Projektes ist es, ganzheitliche Ansätze zu fördern fahrungen der Wohnungsunternehmen aus dem Bereich Er ist einer von 14 Regional und zu entwickeln, die zu einer nachhaltig gedachten der Quartiersarbeit gebündelt und dadurch Anregun- verbänden, die im GdW Bundesverband deutscher Quartiersarbeit führen. Die Wohnungswirtschaft hat gen für weiteres Engagement im Quartier gemeinsam Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. es sich zur Aufgabe gemacht, eben nicht nur punktuell erarbeitet werden. zusammengeschlossen sind. in den Quartieren für Verbesserungen zu sorgen. Sie möchte vielmehr eine strukturelle und nachhaltige Ziel ist es dabei, allgemeingültige Ansätze für Quartiers Gegründet wurde der vdw 1909 als Verband der Entwicklung anstoßen. entwicklung bzw. ein theoretisches und übertragbares Baugenossenschaften in Niedersachsen. Im vdw Gesamtkonstrukt herauszuarbeiten. So soll es ermög- sind 168 Wohnungsunternehmen zusammenge- Dazu erarbeitet der vdw Niedersachsen Bremen licht werden, einfach handhabbare Methoden und schlossen. Sie haben rund 300.000 Wohnungen gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen und Instrumente für die Quartiersarbeit zu entwickeln und in ihrem Bestand. In Niedersachsen sind dieses ca. weiteren Akteuren einen internetbasierten Methoden- allen Interessierten in Niedersachsen über eine Internet- 10 % aller Miet- und Eigentumswohnungen sowie und Instrumentenkoffer, der – bei unterschiedlichen plattform zur Verfügung zu stellen. Eigenheime und in Bremen fast ein Drittel. individuellen Voraussetzungen – von allen Akteuren genutzt werden kann. Hierzu sollen die Fachkenntnisse Durch die Zusammenstellung von Beispielen bewährter der vdw-Mitgliedsunternehmen, aber auch einzelner Methoden und Instrumente soll ein Rahmen geschaffen 8 9
Definitionspapier D er vdw-Fachausschuss Quartiersentwicklung hat sich auf eine Definition des Begriffs „Quartier“ verständigt und für sich das Quartier als die entschei- Praktische Handhabung Letztlich sieht bei Berücksichtigung sozialräum licher Komponenten das Quartier jedes einzelnen tragfähig – auf Ebene eines einzelnen Gebäudes oder einer Wohnung“ bearbeitet werden. „Es bleibt also das Quartier als tragfähige Handlungsebene für den Was meint der Begriff dende sozialräumliche Handlungsebene festgelegt. Menschen anders aus. Um handlungsfähig zu sein, Umgang mit solchen Herausforderungen.“8 bedarf es einer praktischen Umsetzung der oben „Quartier“ und warum genannten Definition. Ein Raumbezug ist wichtig oder In den Quartieren spiegeln sich die unterschiedlichen ist das Quartier die ent- 1. Der Begriff „Quartier“ Urbane und ländliche Räume zumindest eine räumliche Näherung, um eine geeignete Handlungsgrundlage zu haben. Es muss ein Raum gesellschaftlichen Entwicklungen besonders gut wider. Die Kommune ist die Summe ihrer Quartiere. Gerade scheidende sozialräumliche Grundsätzlich ist der Begriff „Quartier“ in dem oben genannten Sinn ein rein urbaner Begriff. Die Idee hinter festgelegt werden, der analysiert werden kann, damit durch die Analyse Bedarfe und Ressourcen festgestellt durch die Kleinteiligkeit können Ursachen für bestimmte Entwicklungen besser gesehen und auch zielgerichteter Handlungsebene? einer kleinräumigen Aufteilung eines Gebiets in Quar- und anschließend Ziele formuliert werden können. Dazu verändert werden. Für eine nachhaltige Entwicklung tiere kann jedoch genauso auch auf ländliche Bereiche braucht es eine Analyse aller Gegebenheiten vor Ort ist es maßgeblich, dass Bewohner aktiviert und ihre angewendet werden. Der Begriff „Quartier“ – wie er aus Sicht der Bewohner, aus der wiederum Rückschlüsse Potentiale genutzt werden können. Dies kann nur in im Folgenden verwendet wird – unterscheidet daher auf die Quartiere gezogen werden können. Das Quartier dem Umfeld geschehen, in dem sich diese bewegen nicht zwischen städtischem und ländlichem Gebiet. entsteht dann sowohl durch einen räumlichen und agieren. Ein ganzer Stadtteil ist dafür zu groß, die Bezug als auch durch die Festlegung und Be Anforderungen an ein Engagement wären zu hoch. Für Sozialraumbezug als entscheidendes Kriterium schreibung eines Quartiersziels. die Aktivierung von Akteuren muss sich deren Engage- Der Begriff Quartier entzieht sich im Vergleich zu ment auf einen kleinteiligen Bereich beschränken, in vdw-Fachausschuss Quartiersentwicklung administrativen Bezeichnungen wie „Ortsteil“, „Stadt- Zur Einteilung von Quartieren können Geodaten dem sie auch positive Effekte ihres Engagements Der vdw-Fachausschuss Quartiersentwicklung setzt teil“ oder „Bezirk“ einer genauen Abgrenzung ebenso verwendet werden, die Aufschluss über geografische unmittelbar erfahren können. Das Quartier mit seinem sich aus Vertretern der vdw-Mitgliedsunternehmen wie einer genauen Definition. Das Quartier ist aber Grenzen (Flüsse, Grünflächen, Verkehrsadern), Bebau- sozialräumlichen Bezug ist für ein entsprechendes zusammen. Als beratende Mitglieder nehmen auch mehr als eine Wohneinheit oder ein Gebäude- ung und Siedlungscharakter (EFH, MFH, Baualter) freiwilliges Engagement nahezu ideal hinsichtlich seines daneben der Niedersächsische Städtetag, der komplex. Was unter einem Quartier verstanden wird, geben.7 Diese Daten dienen neben Erkenntnissen über Umfangs und der Spürbarkeit von Entwicklungen, seien Niedersächsische Städte- und Gemeindebund, ist immer abhängig vom jeweiligen Betrachter. Quartiere Altersstruktur und Versorgungsinfrastruktur ebenso es negative, denen man entgegenwirken muss oder der Niedersächsische Landkreistag, die AOK stellen keine Insellösungen dar. „Sie sind immer in einen bereits der Quartiersanalyse. positive, die sich aus einem Engagement ergeben und Niedersachsen, die Landesarbeitsgemeinschaft gesamtstädtischen oder sogar noch weiter gefassten ein Ansporn für weitere Aktivitäten sind. der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, der (globalen) Kontext eingebunden.“1 Hierzu muss ein gemeinsames Grundverständnis aller Mieterbund und die HAWK Hochschule für ange- Akteure erzielt werden. wandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/ Ein Quartier ist „groß genug, um als eigenständiger Holzminden/Göttingen teil. Den Vorsitz des Fach- Handlungs- und Planungsraum zu fungieren und ausschusses übernimmt Karin Stemmer, Vorstands- gleichzeitig kleinteilig und übersichtlich genug, um 2. Quartier als entscheidende Handlungsebene mitglied der Braunschweiger Baugenossenschaft eG. die feinteiligen lokalen Strukturen zu berücksichtigen“.2 Das Quartier ist sowohl strategisch als auch operativ 1 Olaf Schnur, Renaissance des Lokalen – Quartiere im Fokus von Wissenschaft und die entscheidende Ebene, auf der Handlungsansätze Politik, S. 4, 5 (http://www.vhw.de/fileadmin/user_upload/06_forschung/PDF/Positions- Eine Annäherung nimmt Luise Willen vor: „Quartier „bottom-up“ und „top-down“ entwickelt und Maß- bestimmung_Quartier.pdf). 2 EBZ Business School, FWW 04/16, S. 26. beschreibt über die Wohnung hinaus den öffentlichen nahmen daraus abgeleitet werden. Die Bedürfnisse 3 Luise Willen, Annäherungen ans Quartier, Vortrag im Rahmen einer Projektwerkstatt des BBSR 2005, S. 1. Raum, der vor der Wohnungstür beginnt und in dem der Quartiersbewohner/-innen, aber auch deren 4 Luise Willen, Annäherungen ans Quartier, Vortrag im Rahmen einer Projektwerkstatt regelmäßige Aktivitäten stattfinden. Der Aktionsradius Potentiale müssen in den Handlungsansätzen des BBSR 2005, S. 1. 5 Luise Willen, Annäherungen ans Quartier, Vortrag im Rahmen einer Projektwerkstatt eines jeden Menschen ist aber unterschiedlich groß, berücksichtigt werden. des BBSR 2005, S. 1. 6 Erschließen von Genossenschaftspotentialen im Forschungsfeld „Modelle Genossen- daher bleibt die räumliche Ausdehnung des Quartiers schaftlichen Wohnens“, ExWoSt: Forschungen Heft 126, 2007, S. 38. zunächst offen. Und darin liegt der Unterschied zum Den Herausforderungen des demografischen Wandels 7 Bölting, Thorsten, Neitzel, Michael: „Perspektivwechsel: Das Quartier als Handlungs- ebene der Wohnungswirtschaft“ in Fortsetzung folgt: Kontinuität und Wandel von Stadtteil, der eine klar abgegrenzte Verwaltungseinheit kann nicht ohne Weiteres „aus gesamtstädtischer oder Wirtschaft Gesellschaft, Hoose, Fabian, Beckmann, Fabian, Schönauer, Anna-Lena (Hrsg.), S. 377 - 408, 382. bezeichnet.“3 „Das Quartier kann als Ort des Wohnens, sogar (über-)regionaler Ebene durch ‚Patentrezepte‘ 8 Bölting, Thorsten, Neitzel, Michael: „Perspektivwechsel: Das Quartier als Handlungs- der Versorgung, als Ort der Fortbewegung und des Ver- begegnet werden“. Ebenso kann er nicht „nachhaltig – ebene der Wohnungswirtschaft“ in Fortsetzung folgt: Kontinuität und Wandel von Wirtschaft Gesellschaft, Hoose, Fabian, Beckmann, Fabian, Schönauer, Anna-Lena kehrs sowie als Ort des Aufenthalts und der Begegnung also langfristig sozial, ökologisch und wirtschaftlich (Hrsg.), S. 377 - 408, 379. betrachtet werden.“4 Sie folgt ebenfalls einem sozial- räumlichen Ansatz, indem sie sagt: „Das Quartier beinhaltet nicht nur räumliche Komponenten, sondern schließt generell die sozialen Aspekte in die Betrachtung mit ein.“5 In die Bestimmung der Grenzen eines Quartiers müssen also auch soziale Komponenten einfließen. „In diesem Sinne müssen zur Bestimmung und Gestaltung des Quartiers bauliche und räumliche Kriterien ebenso wie soziale, kulturelle und milieubedingte Faktoren heran gezogen werden.“6 10 11
Auswertung 1. Stellenwert in den Unternehmen Braunschweig – sind ein wichtiger Motor zur Selbsthilfe sind hier Maßnahmen zur Verbesserung und Anpas- Für die Wohnungswirtschaft hat das Thema Quartiers in den Quartieren. Vielfach werden diese durch Woh- sung von Wohnungen und deren Ausstattungen an die entwicklung einen hohen Stellenwert. Die Quartiers nungsunternehmen gegründet. Federführend wirken Bedürfnisse der Mieter/-innen und die Aufwertung des entwicklung bietet viele Möglichkeiten, um Quartiere darin zum Teil Vorstandsmitglieder und Mitglieder der Wohnumfeldes zur Optimierung der Wohnzufriedenheit Wie funktioniert „Quartier“? zu verbessern und Nachbarschaften zu stärken. Geschäftsführung direkt auch in Vorständen der Vereine und damit einhergehend der Lebensqualität. Quartiersentwicklung in den Der Quartiersgedanke ist ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Unternehmensausrichtung und mit und prägen dadurch die Arbeit erheblich. Eine starke Präsenz im Quartier ist für die Unterneh- Die Unternehmen haben aber auch innerhalb der Hand- lungsfelder Schwerpunkte gebildet. Im Kultur- und Wohnungsunternehmen des eine unabdingbare Voraussetzung für eine nachhaltige Bestandsbewirtschaftung. men unerlässlich. Die Ziele von Quartiersentwicklung können nur erreicht werden, wenn die operative Arbeit Bildungsbereich bieten Unternehmen Mietern sowie deren Kindern Möglichkeiten, die formale Schulbildung vdw Niedersachsen Bremen Dabei werden soziale Verantwortung und wirtschaft der Quartiersentwicklung effektiv in die Unternehmens- durch unterschiedliche informelle Bildungsmöglichkei- liches Handeln eng miteinander verbunden. Das Wohn- struktur eingebunden wird. Die Zusammenarbeit der ten zu ergänzen und so mit ihrer Lebenswelt zu verbin- quartier ist zukünftig die zentrale Handlungsebene zur unterschiedlichen Akteure innerhalb der Unternehmen den. Kinder und Jugendliche finden in der sozialen effektiven Bündelung von Ressourcen. Die Arbeit in den mit den Fachkräften in den Quartieren stellt die Basis Arbeit der Unternehmen im Quartier außerschulische Quartieren soll daher ausgebaut werden. dar. Gemeinsames Ziel ist es, die Mieterzufriedenheit zu Ansprechpartner, die nicht an öffentliche Einrichtun- Das Wohlbefinden der Mieter/-innen und Mitglieder, erhöhen. Sozialarbeiter vor Ort kennen die Bedürfnisse gen (Stadtverwaltung, Jugendamt etc.) gebunden sind. aber auch der Quartiersbewohner/-innen, rückt sehr der Mieter/-innen am besten, da sie in deren Lebens- Für Erwachsene werden Freizeit- und Bildungsangebote deutlich in den Fokus. In Quartieren, in denen der welt unterwegs sind. etabliert, teilweise professionell angeleitet, aber auch Wohnbestand sich fast ausschließlich im Besitz eines Bei den Wohnungsunternehmen laufen zahlreiche Infor- von Ehrenamtlichen organisiert. Angebote und Einrich- In einer Umfrage hatten die Mitgliedsunternehmen Mitgliedsunternehmens befindet, hat die Quartiers mationen über die Quartiere zusammen. Sie verfügen tungen werden zielgruppenorientiert und z. T. generati- des vdw Niedersachsen Bremen die Gelegenheit, entwicklung bereits besondere Bedeutung. In Städten, über umfangreiches Wissen und Kompetenzen, onsübergreifend sowie interkulturell ausgerichtet. sich zu allgemeinen Fragen zum Thema Quartiers in denen Mitgliedsunternehmen in vielen Stadtteilen indem sie das „große Ganze“ betrachten und neben Im Themenbereich „Umwelt und Verkehr“ beschäf arbeit/Quartiersentwicklung zu äußern. Die Frage- durch Liegenschaften vertreten sind, erkennen sie ihren speziellen Fachkenntnissen „über den Tellerrand“ tigen sich die Unternehmen u. a. mit der Reduzierung stellungen befassten sich mit dem Stellenwert und außerdem auch ihre flächendeckende Mitverantwor- hinausschauen. von Verkehrs- und Umweltbelastungen. Außerdem ist der Verortung des Themas Quartiersarbeit/Quartiers tung an, für ein positives Lebensgefühl in der Stadt Neben den personellen Ressourcen im Bereich Sozial- hier die Mobilitätsoptimierung für alle Altersgruppen entwicklung im jeweiligen Mitgliedsunternehmen, einzutreten. management/Quartiersentwicklung, die häufig eine, mit ihren unterschiedlichen Bedürfnissen ein großes den Handlungsfeldern, die allgemein im Unterneh- Die Unternehmen wollen den Menschen ein Zuhause teilweise sogar mehrere Vollzeitstellen umfassen, bieten Thema. Beispielsweise haben Mitgliedsunternehmen die men bearbeitet werden, den Ressourcen, die für die bieten, in dem sie sich wohlfühlen. die Unternehmen kostenlos Räumlichkeiten für Projekte Verlegung einer Bushaltestelle erwirkt und zusätzlich ein Quartiersentwicklung zur Verfügung stehen, den und investieren selbst zum Teil sechsstellige Summen Wartehäuschen geschaffen. Ebenso gehören barriere Zielen im Unternehmen, die mit der Quartiersarbeit pro Jahr zur Förderung von Projekten. Eigenes Personal arme Zuwege im Quartier, die Anpassungen von verfolgt werden, und der Zusammenarbeit mit 2. Verankerung im Unternehmen wird für die Arbeit in der Quartiersentwicklung geschult Parkplatz- bzw. Stellplatzsituationen sowie Verkehrs anderen Akteuren, insbesondere den Kommunen. und Ressourcen und weitergebildet. beruhigung von Straßen dazu. Doch wo ist der Quartiersgedanke im Unternehmen Mit Maßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung wird ein verankert? Schwerpunkt in der Präventionsarbeit gesetzt. Anregungen, Ideen und Maßnahmen kommen in den 3. Handlungsfelder Viele Unternehmen initiieren Projekte jedoch auch Unternehmen aus vielen Bereichen und werden z. B. unabhängig von Geschlecht, Herkunft, religiösem oder durch eine Referentenstelle „Sozialmanagement“ kulturellem Hintergrund. Menschen mit Behinderung gesammelt, koordiniert und umgesetzt. Dabei oder Menschen mit Migrationshintergrund finden werden verschiedene Bereiche von Mieterhilfe über oftmals ganz selbstverständlich ihren Platz in der Wohnberatung und Quartiersmanagement bis zu „Quartiersgemeinschaft“, ohne dass diese Gruppen Seniorenarbeit verknüpft. noch besonders benannt werden. Eigene Abteilungen für „Quartiersentwicklung“, „Unternehmensentwicklung“ und „Soziales Manage- ment“ entwickeln nachhaltige Strukturen in Nach- 4. Ziele der Quartiersentwicklung barschaften. Die konkrete Quartiersarbeit wird als eine Soziale Verantwortung wird in den Mitgliedsunter- fachübergreifende Aufgabe verstanden, in die in der nehmen des vdw Niedersachsen Bremen besonders Regel verschiedene Abteilungen involviert sind. groß geschrieben. In den Gesellschaftsverträgen und Oftmals ist die Quartiersentwicklung direkt auf Geschäfts- Satzungen der Unternehmen findet sich stets der führer- bzw. Vorstandsebene verankert und wird durch gemeinwohlorientierte Ansatz. Mitarbeiter im Bereich Sozialmanagement, Immobilien- Durch die Konfrontation der Wohnungswirtschaft mit management oder Bestandsmanagement ergänzt. Auf großen gesellschaftlichen Veränderungen, wie der den verschiedenen politischen und gesellschaftlichen demografischen Entwicklung oder der Migration, Ebenen kann auf diese Weise die unerlässliche Netz Die Wohnungswirtschaft ist bei ihren Aktivitäten im entstehen neue Konflikt- und Problemlagen. Rechtliche, werkarbeit gewährleistet werden. Quartier in vielen Handlungsfeldern unterwegs. Dies aber vor allem auch personelle Möglichkeiten und Nachbarschafts- bzw. Stadtteilvereine – wie z. B. der zeigen auch die abwechslungsreichen Beispiele, die notwendige Ressourcen innerhalb der Kommune sind win e. V. – Wohnen in Nachbarschaften bei der KSG zum Thema Quartiersentwicklung für dieses Buch häufig gebunden und stehen nicht zur Verfügung. Was Hannover GmbH in Wiesenau, der Verein Gemeinwesen eingegangen sind. bleibt, ist die Rückbesinnung auf Nachbarschaften entwicklung Stadtfeld e. V. des BWV in Hildesheim oder Das Handlungsfeld „Wohnen und Wohnumfeld“ ist und das ehrenamtliche Engagement. Gerade für der Verein Stadtteilentwicklung Weststadt e. V. in bei den Unternehmen natürlich stark vertreten. Themen ältere Menschen kann dadurch ein Leben in den eigenen 12 13
vier Wänden über einen möglichst langen Zeitraum c) Integration passt werden. Personen und Gruppen, die als „wider- sichergestellt werden. Dies geschieht nicht nur dadurch, Die Quartiersentwicklung dient der Integration. willige Akteure“ gelten, aber eine wichtige Rolle im dass Hilfen über verschiedenste Dienstleister etc. ange- Unterschiedliche Kulturen können besser beraten und Prozess darstellen, gilt es zu überzeugen. boten werden, sondern auch Hilfe zur Selbsthilfe integriert werden. Nachhaltig ausgewogene Nachbar- Im erweiterten Netzwerk sind Träger, Einrichtungen ermöglicht wird. schaften mit einer angemessenen sozialen Durch- und Akteure auch außerhalb des Quartiers verbunden, Quartiersbewohner/-innen und damit auch die Mieter/ mischung können die Entstehung insbesondere stigma- die sich zu übergreifenden Themen austauschen. Sie -innen der Wohnungsunternehmen sollen zur aktiven tisierter Quartiere verhindern. Räumliche Trennungen sind eher strategische Netzwerke und weniger Mitgestaltung des Quartiers angehalten werden. So soll der meist heterogenen soziokulturellen Strukturen in operativ. eine starke Bindung und Identifikation mit dem Quartier Bezug auf Herkunft, Ethnie, soziale Lage, Lebensstil erzeugt werden. Ziel ist daher die Förderung sozialer und Alter können durch sozial integrative Maßnahmen b) Kommune Teilhabe und stabiler, funktionierender Nachbarschaften, begrenzt werden. Auf diese Weise lässt sich eine Einheit Die Zusammenarbeit mit der Kommune spielt im Quar- d. h. „ländliche“ Strukturen in den Städten. des Quartiers herstellen und weiterentwickeln. Dadurch tier eine große Rolle. Seitens der Kommune können kann eine Annäherung der Kulturen und Verständnis Impulse gesetzt werden, um gemeinsam mit allen a) Vernetzung, Synergien und Beziehungsgestaltung der Nachbarn für die jeweils andere Kultur erzeugt Akteuren alters- und generationenübergreifende Im Bereich der Quartiersentwicklung können Maßnah- werden. Quartiersentwicklung wirkt damit ebenso Konzepte für die Stadtquartiere der Zukunft zu ent men der verschiedenen Akteure effektiv und zielgerich- präventiv wie problembezogen. wickeln. Erforderlich ist ein interdisziplinäres Denken tet gebündelt werden. Die Aktiven im Stadtteil können in allen Bereichen. Wohnungswirtschaftliche, städte vernetzt werden und sich gegenseitig unterstützen. d) Messbarer Mehrwert bauliche und soziale Aufgaben müssen zusammenge- Auf diese Weise können Synergien genutzt und ggf. Durch intakte Quartiere verlängern sich die Wohnver- dacht werden und eine frühzeitige Einbindung aller bestehende Missstände (auf menschlicher, räumlicher hältnisse, die Leerstandsquote und die Mietrückstände Beteiligten in Prozesse und ämterübergreifende Planung und sozialräumlicher Ebene) schneller erkannt werden. sinken und die Wohnqualität wird verbessert. Ebenso stattfinden. Dies ist nicht allein mit immobilienwirt- Durch die Arbeit vor Ort können Beziehungen zu den ist der Instandhaltungsaufwand geringer, denn mit schaftlichen Instrumentarien zu bewältigen. Ebenso ist Quartiersbewohnern aufgebaut und eine Vertrauens Objekten und Außenanlagen, die durch die Bewohner/ eine gute Zusammenarbeit zwischen Kommune und ebene hergestellt werden. Die pädagogischen Fachkräfte -innen mitgestaltet wurden, wird erfahrungsgemäß Land erforderlich. vor Ort kennen die Mieter/-innen persönlich, können auch besser umgegangen. Die Quartiersentwicklung ihre Lebenslagen einschätzen, Konflikte aufnehmen und beinhaltet daher letztlich auch einen monetären c) Wertschätzung klären, soziale Probleme aufdecken und in Netzwerken Mehrwert. Dieser steht für die Unternehmen des vdw Der Wert sozialer Arbeit und damit auch der Arbeit in bearbeiten. Niedersachsen Bremen jedoch nicht im Vordergrund. den Quartieren sollte gesamtgesellschaftlich mehr geschätzt Durch die Quartiersarbeit gelingt es, ehrenamtliche werden. Schon kleine Projekte zur Hausaufgabenhilfe Ressourcen zu aktivieren, wie z. B. für die Nachbar- verhindern schulische und berufliche Misserfolge. Die schaftshilfe. Quartiersentwicklung trägt dazu bei, dass 5. Netzwerke, Kommune und Wertschätzung meisten Projekte dieser Art sind jedoch ausschließlich die Menschen im Quartier in einen Dialog treten, zu- Entscheidend für eine gelungene Quartiersentwicklung auf Spenden bzw. Ehrenamtlichkeit angewiesen. Dieses sammen Probleme angehen und Lösungen erarbeiten, sind tragfähige Netzwerke mit Partnern vor Ort. Ehrenamt braucht eine hauptamtliche Begleitung in den die von einer möglichst großen Zahl an Bewohnern Dazu zählen z. B. ambulante Dienstleister, Stadtjugend- Kommunen. Wichtig ist eine Verantwortungsüber mitgetragen werden. So wird ein Zusammengehörig- pflege, Vereine für Integrationsarbeit, Träger für den nahme für die Prozesse vor Ort. keitsgefühl erzeugt. Bereich des ambulant unterstützten Wohnens (Behin- Ehrenamtliches Engagement lebt von Wertschätzung. Ein unmittelbarer Nutzen hieraus ist ein Rückgang von dertenwerkstätten), Kirchengemeinden, Schulen, So können weitere Freiwillige gewonnen werden, die Nachbarschaftsstreitigkeiten, die teilweise etwa Jugendzentren, Freie Träger, die Bewohner/-innen des erarbeitete Konzepte, Projekte und immer neue Ziel 40 % des gesamten Beschwerdeaufkommens im Quartiers sowie die Kommune. Auch Unternehmer/ vorstellungen in die Tat umsetzen. Sollen Inklusion, Wohnungsunternehmen darstellen können. -innen und Geschäftsleute werden einbezogen. Diese Integration und eine umfassende Bildung für alle Bevöl- Die gute Vernetzung zwischen Mietern, Vermietern, Netzwerke sind die Entstehungsorte für konkrete kerungsschichten ermöglicht werden, erfordert dies ein Institutionen und ehrenamtlichem Engagement sowie Projekte im Quartier. Sie bilden die Vielfalt der Tätigkeit gestärktes Ehrenamt und einen hohen personellen die Kooperationen und Alltagsunterstützung vermeiden der Protagonisten vor Ort ab. Die Herausforderung liegt Aufwand in den öffentlichen Institutionen zur Unter- eine Singularisierung alleinstehender Personen und darin, diese Netzwerke aufzubauen und zu steuern. stützung der Prozesse in den Quartieren. ermöglichen ein „Lebenslauf-Wohnen“ im Quartier. Wichtig ist dabei, möglichst ergebnisorientiert und zielgerichtet zu agieren, um Parallelstrukturen zu b) Imageverbesserung vermeiden. Soziale Arbeit leistet einen Beitrag zu einem positiven Image für das Quartier und das Unternehmen. Mittel- a) Verschiedene Netzwerke bis langfristig sichert ein positives Image die Vermiet- Familie, Bekannte, Freunde und Nachbarn bilden die barkeit des Bestandes für die Wohnungsunternehmen, persönlichen Netzwerke. Institutionen, Gruppen und mithin auch die Rentabilität des Unternehmens. Durch Einrichtungen direkt im Quartier stellen unmittelbare soziale Arbeit können Quartiere sozial aufgewertet institutionelle Netzwerke im Quartier dar. Diese werden. Abwärtsspiralen, die manche Quartiere erleben, Kooperationspartner sind Experten im Quartier. Durch können auf diese Weise beeinflusst oder sogar gestoppt die Vernetzung kann ein regelmäßiger Austausch über werden. Entwicklungen im Quartier etabliert, aber auch um Angebote an die Bedarfe der Bewohner/-innen ange- 14 15
Quartiersentwicklung und Quartierszentrenbildung 1. Hintergrund Eine quartiersnahe Versorgung erfordert einen neu In der Stadt Hannover stehen zudem Aktivitäten und In einer älter werdenden Gesellschaft gewinnt der arrangierten Hilfe-Mix von sozialer Unterstützung Projekte im Vordergrund, die Hannover auf dem Weg Wunsch nach selbstständigem Leben und Wohnen bei (Familien, Nachbarschaften, bürgerschaftlichem Enga zu einer inklusiven Stadt unterstützen, die soziale guter Lebensqualität bis ins hohe Alter zunehmend an gement), professionell erbrachten Leistungen (Wohl- Integration fördern und über die Identifikation mit dem Quartiersentwicklung und Bedeutung. Alle Bevölkerungsprognosen gehen davon fahrtspflege, privatgewerbliche Anbieter, Wohnungs- Wohnumfeld zu einer höheren Zufriedenheit und zu Quartierszentrenbildung – aus, dass in den kommenden Jahren die Zahl älterer und hochaltriger Menschen ansteigen wird. Vor allem wirtschaft, Kommune) und kommunaler Gestaltung/ Steuerung von Sozialraum-/Quartiersentwicklung.1 lebendigen Nachbarschaften führen. Mit alter(n)sgerechter Quartiersentwicklung wird auch Eine zukunftsorientierte sorgen weiter ansteigende Lebenserwartung und der Eintritt der sogenannten „Babyboomer“ in die nach Ganz wesentlich für den Erfolg einer Quartiers entwicklung ist es im Übrigen, die gesellschaftlichen der vor allem im Alter gefürchteten und viel zu häufig eintretenden Isolation und Vereinsamung entgegenge- Aufgabe für Kommunen berufliche Phase für eine deutliche Verschiebung der Veränderungen in den Bereichen Wohnen, Pflege, treten. Es werden Rahmenbedingungen geschaffen, die zahlenmäßigen Anteile älterer und jüngerer Menschen. Gesundheitsversorgung und lebensräumlicher Infra- eine selbstständige Lebensführung, unabhängig von Diese Entwicklung hat immense Auswirkungen auf das strukturentwicklung in einem interdisziplinären und Lebensalter, Geschlecht, sozialer Lage, gesundheitli- gesellschaftliche Zusammenleben. kooperativen Dialog mit allen relevanten Akteuren zu chem Befinden und ethnischem Hintergrund ermög Der medizinisch-technische Fortschritt der letzten entwickeln und umzusetzen. lichen. Jahrzehnte hat die Entwicklung zu einer Gesellschaft des (Alter(n)sgerechte) Quartiersentwicklung ist ein zentra- Leitbild der Entwicklung eines Wohnquartiers ist in langen Lebens unterstützt und fördert sie weiterhin. les Thema – stationäre Einrichtungen öffnen sich bun- Hannover „Eine Stadt für Alle“. Neben der positiven Perspektive eines längeren Lebens desweit für umliegende Wohnquartiere. Ambulante Weiteres Ziel von Quartiersentwicklung muss es sein, und des aktiven Alter(n)s müssen auch diejenigen Strukturen werden ausgebaut – weg von einer reinen eine Steuerungsfunktion im Sozialraum zu übernehmen. Dagmar Vogt-Janssen Älteren unterstützt werden, die wegen Pflegebedürftig- Versorgungs- und stärker hin zu einer Mitwirkungs Dazu braucht es eine Organisationsstruktur, die neben Landeshauptstadt Hannover, keit, geistiger, körperlicher und/oder seelischer Ein- gesellschaft. der Kontinuität von Ansprechpartnern und fachlicher Fachbereich Senioren, stellv. Fachbereichsleitung schränkungen sowie chronischer oder demenzieller Quartiersentwicklung ist langfristig geeignet, passge- Kompetenz in sozialräumlicher Arbeit, bürgerschaft und Bereichsleiterin Kommunaler Senioren Erkrankungen nicht oder nur sehr eingeschränkt in der naue und nachhaltige Strukturen für die bevorstehen- lichem Engagement/Ehrenamt und Netzwerkarbeit service Hannover Lage sind, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. In den gesellschaftlichen Veränderungen zu schaffen. auch die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowie welchem Maße die Zahl älterer Menschen mit einer Gleichermaßen liegt darin die Chance, zukunftsorien- der übrigen Akteure im Quartier ermöglicht, um eine weniger positiven Perspektive in einzelnen Kommunen tierte Infrastrukturen für Kommunen gemeinsam mit integrierte auf den Sozialraum bezogene Versorgungs- ansteigen wird, ist bisher nicht genau prognostizierbar. den Bürgerinnen und Bürgern und Akteuren vor Ort struktur auf- und auszubauen.2 Es wird davon ausgegangen, dass die Zahl der Pflege- zu entwickeln. Aufgabe der Kommunen ist es, im Quartier mit Part- bedürftigen von 2013 bis 2030 um etwa 1,2 Mio. nern die erforderlichen Abstimmungs- und Beteiligungs- Personen auf 3,83 Mio. Pflegebedürftige zunehmen prozesse zu organisieren und deren Umsetzung zu wird. 2. Flexibilität in der Versorgung fördern. Sie haben die quartiersnahen Entwicklungs Für Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf In den kommenden Jahren wird es auf kommunaler prozesse zu moderieren, auf das Erreichen der ange- sowie für deren Angehörige muss es darum gehen, Ebene auch verstärkt darum gehen, zusätzliche Kapazi- steuerten Ziele hinzuwirken, den Erfolg zu überwachen tragfähige Unterstützungs- und Teilhabeangebote täten in der pflegerischen Versorgung aufzubauen. und ggf. Fehlentwicklungen gegenzusteuern. vorzuhalten, die die Angehörigen entlasten und Leistungsangebote mit rehabilitativen stationären Pflegebedürftigkeit hinauszögern. Pflegemöglichkeiten, Aus- und Aufbau von Tages- und Die demografischen Veränderungen erfordern von den Nachtpflege sowie die Möglichkeit, z. B. im Falle einer 4. Konzeption alter(n)sgerechte Quartiers Kommunen eine zukunftsfähige Gestaltung integrierter vorübergehenden stationären Versorgung wegen entwicklung Hannover Versorgungs- und Unterstützungsstrukturen. Die bis- Pflegebedürftigkeit oder bei längerem Krankenhaus I. Die alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung in herigen Versorgungsstrukturen reichen für die bevor- aufenthalt, die eigene Wohnung beizubehalten, so dass Hannover umfasst vier große Handlungsfelder, Der Kommunale Seniorenservice Hannover bietet stehenden Aufgaben nicht aus, so dass Kommunen im eine Rückkehr in die eigene Häuslichkeit möglich bleibt, die jeweils weitere Arbeitsfelder einschließen. 3 Informationen und Beratung rund um das Alter, Rahmen der Daseinsvorsorge zukünftig noch stärker sind Beispiele für eine neue bedarfs- und bedürfnis 1. Zukunftsorientierte Wohnformen ausbauen über Freizeitangebote der Offenen Seniorenarbeit darauf hinwirken müssen, dass bedarfs- und bedürfnis- bezogene Infrastruktur. 2. Bürgerbeteiligung und aktive Teilhabe fördern in Hannover, Treffpunkte und Beratung in allen gerechte sowie zugleich kostengünstige Angebote für 3. Versorgungssicherheit fördern Stadtteilen, ehrenamtliche Mitarbeit, Pflege- alle vorgehalten werden. Damit geht einher, dass Kom- 4. Generationendialog ermöglichen und Wohnberatung, Hilfsangebote und Mobile munen sowohl bestehende als auch neu entstehende 3. Ziele Einzelfallhilfe, Vermittlung zu Beratungsstellen und Versorgungslücken identifizieren und diese in Koopera- Ziel von Quartiersentwicklung und sozialer Infrastruk- II. Vorgehensweise Selbsthilfegruppen, Heimaufsicht. tion mit Partnern vor Ort schließen. turentwicklung muss es deshalb sein, unabhängig vom Methode Ideenwerkstatt Quartiersentwicklung übernimmt in diesem Zusammen- jeweiligen Lebensalter, Teilhabe und Selbstbestimmung Die alter(n)sgerechte Quartiersentwicklung in Hannover www.seniorenberatung-hannover.de hang sowohl im städtischen Raum als auch in vergleich- sicher zu stellen. Ein solidarischeres Einstehen füreinan- hat mit Ideenwerkstätten (70 - 90 Teilnehmer) begonnen. bar zu fassenden lokalen Räumen der ländlichen der auch außerhalb der rein familialen Bindungen wird In diesen Großgruppenkonferenzen erhielten die Regionen (im weiteren Text wird insges. vom Quartier über die Arbeit in den Quartieren und den Auf- und Teilnehmenden (Bürger aus dem Quartier, Betriebe, gesprochen) eine zentrale Rolle. Ausbau sozialer Netzwerke verbessert, so dass gleich- Wohlfahrtsverbände, Wohnungsunternehmen u. a.) die Im Quartier haben die Kommunen die Aufgabe, zeitig auch die Grundlage für eine neue Kultur der Möglichkeit, einen ganzen Tag lang eigene Themen für gemeinsam mit den Partnern vor Ort Abstimmungs- Unterstützung, des Miteinanders und der Sorge für- ihr Quartier zu benennen, sich an bis zu 12 Workshops und Beteiligungsprozesse zu organisieren. Vorausset- einander („community that cares“) geschaffen wird. zu beteiligen und über das weitere Vorgehen durch zung dafür ist ein offener zielorientierter, vom Mitein- Aktivitäten und Projekte, die den Generationendialog Priorisierung der Ergebnisse mitzubestimmen. ander und gemeinsamen „Gestaltenwollen“ getragener fördern, gehören ebenso dazu. Umgang unter den beteiligten Akteuren. 16 17
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