Tätigkeitsbericht 2019 - Amerlinghaus
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Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Impressum: Verein Kulturzentrum Spittelberg ZVR: 530064333 1070 Wien Stiftgasse 8 Gefördert von : MA13 Info & Koordination: Mo bis Fr 14 bis 20 h 01 523 64 75 amerlinghaus@inode.at facebook: Kultur- & Kommunikationszentrum Amerlinghaus Verantwortlich: Claudia Totschnig, Lisa Grösel, Renate Nahar Aktives Zentrum Amerlinghaus aktives.zentrum@gmail.com Verantwortlich: Christa Witz -2-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung ................................................................ 4 Raumnutzungen, Frequenzen, Gruppen .......................... 5 Offen und öffentlich: Raum für Solidarität .................... 13 -Freiraum-Politik: solidarische Stadt – solidarische Infrastruktur -Bottom-up! Kulturraumvernetzung von unten -ARGE RÄUME – Preis der freien Szene 2019 Protestkultur und ziviler Ungehorsam - in welchem Klima wollen wir leben? ........................... 18 -Kritische Bildung und politische Teilhabe -Klimapolitik und soziale Frage -Gegen ein Klima der Angst Communities - Kulturzentrum postmigrantisch ..............25 Feministisch und intersektional – künstlerische Strategien gegen „Othering“ ................ 28 -Kultur? -Frauen* und „Integration“ -Time to care! - Gesprächskultur und Geschlechtergerechtigkeit -Bodypositivity, Kunst und Körper gegen Blaming und Shaming Prekär und erlesen ........................................................ 36 Arbeitsorganisation sozial ............................................. 39 Selbstbestimmt, mehrsprachig und interkulturell - Kinderkultur im Amerlinghaus..................................... 44 -Bildungsgerechtigkeit und Sprachen mögen lernen -Selbstbestimmt und spielerisch lernen -Elternverwaltet und selbstbestimmt - Kinder. Gruppe. Amerling. Haus. -Kinder- und Jugendkultur – Kooperationen, Angebote und Aktivitäten (in Auswahl) Aktives Zentrum ............................................................ 52 Anhang: Programme ...................................................... 64 -3-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Vorbemerkung Das Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus existiert seit 1975, das heißt seit mittlerweile fast 45 Jahren. In dieser Zeit haben sich sowohl die gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen als auch die Strukturen innerhalb des Hauses stark verändert. Im Zuge der sukzessiven Kommodifizierung und Inwertsetzung von immer mehr Bereichen des Lebens positionieren wir jedoch „das Amerlinghaus“ mehr denn je als offenen und niederschwelligen Frei- und Möglichkeitsraum für Gruppen und Initiativen, die wenig oder keine Ressourcen haben und die vielfach andernorts auch ausgeschlossen oder verdrängt werden. Das Jahr 2019 war für das Kulturzentrum Spittelberg im Amerlinghaus geprägt von den großen bren- nenden gesellschaftlichen Fragen, vom Aufbrechen einer breiteren Diskussion über die Klimakrise sowie der Verweigerung der Seenotrettung im Mittelmeer durch die Regierungen der EU über die Arbeitskämpfe im Sozialbereich, die endlich eine mögliche Arbeitszeitverkürzung in die öffentliche Debatte brachten, bis hin zu Gewalt gegen Frauen* und anderen feministischen Anliegen wie auch den Protesten gegen die schwarzblaue Regierung. Dringlicher denn je stellen sich die Fragen: Welche Stadt wollen wir? Welche Gesellschaft wollen wir? Wir meinen, dass offene, niederschwellige, kritische und nicht-kommerzielle Zentren wie das Kulturzentrum unumgänglich nötig sind, als Ort, an dem solidarische gesellschaftliche Gegenentwürfe kollektiv angedacht und gemeinsam probiert werden können. Gegen die rassistische Rede – egal ob sie nun von Ausgrenzung oder von Integration spricht – stellen wir das gemeinsame Fragen, Diskutieren und Aushandeln. Es geht uns darum, von einander und miteinander zu lernen, zu sehen, wo wir miteinander stehen und wo wir zusammen hin möchten. Bezüglich der chronischen Unterfinanzierung des Kulturzentrums Spittelberg im Amerlinghaus sind zwei Punkte ausdrücklich festzuhalten. Zum einen ist die nach sehr langen internen Diskussionen beschlossene Stundenreduktion der Mitarbeiter*innen des Hauses im Jahr 2017 um insgesamt rund 20 Wochenarbeitsstunden nicht stillschweigend vergessen, denn sie hat nach wie vor ernsthafte Auswirkungen auf den Betrieb des Kulturzentrums. Zum anderen soll zum wiederholten Male auf die Weigerung des Hauseigentümers Gesiba, Verantwortung für das Haus zu übernehmen, aufmerksam gemacht werden, was unter anderem die dringend notwendige Erneuerung der Sanitäranlagen betrifft. Trotz des Bestehens grundlegender Mängel in Ausstattung und Einrichtung, die ebenfalls Folge der chronischen Unterfinanzierung sind, sind 2019 dank der Arbeit unserer Haustechnikerin einige Verbesserungen erfolgt, die z.B. die Beleuchtung oder neue Bodenbelege in den Kursräumen betreffen. Last but not least freuen wir uns, dass die ARGE Räume, eine permanente Kulturraumvernetzung, an deren In-die-Welt-kommen wir mitwirken durften, den Preis der freien Szene 2019 erhalten hat, und gratulieren herzlich. In der Diskussionsrunde vor der Verleihung des Preises der freien Szene Wien am 16. Oktober 2019 im Fluc wurde über die soziale Lage von Kulturarbeiter*innen in Wien und deren prekäre finanzielle Bedingungen diskutiert. In diesem Zusammenhang steht es zu hoffen, dass die Erhöhung des Budgets der Stadt Wien für die freie Szene im Jahr 2019 keine Eintagsfliege bleibt. Wien, im Februar 2020 -4-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Raumnutzungen, Frequenzen, Gruppen Das Kulturzentrum im Amerlinghaus wurde 2019 weiterhin intensiv von einer großen Bandbreite an unterschiedlichen Gruppen genutzt: rund 70 Initiativen und Projekte frequentieren das Kulturzentrum regelmäßig. An den Rahmenbedingungen hat sich nicht viel geändert: Für Basiskulturarbeit, soziokulturellen Aktivismus, Selbstorganisation, autonome Gruppen oder kritische Bildung von unten werden Ressourcen immer knapper, und damit auch die Möglichkeiten, Räume kostengünstig und unter wert- schätzenden Bedingungen zu nutzen. Der Bedarf steigt weiterhin, und damit werden auch die Anfragen von Initiativen, die sich auf der Suche nach Räumen an uns wenden, zahlreicher. Die Rückmeldungen der Nutzer_innen sind durchwegs positiv. Was zumeist geschätzt wird, ist zum einen der unbürokratische, niederschwellige Zugang zum Zentrum. Zum anderen möchten wir beto- nen, dass vor allem geschätzt wird, wie unterstützend und wertschätzend kritischen, unkonventionel- len, linken Diskursen zuzuordnende Aktivitäten, experimentelle, auto- nome, geellschaftsemanzipatorische und selbstbestimmte Initiativen und Projekte von unserer Seite aufgenommen werden, ein Zugang, der offensichtlich und erschreckenderweise rar geworden ist. Umso wichtiger ist uns die Unterstützung von kritischen, auch radika- len, utopistischen Ansätzen in einer Zeit, in der solidarisches, kollekti- ves und inklusives Denken und Handeln abgewertet oder auch massiv angegriffen werden, und das nicht nur von rechter Politik und Boulevardmedien. Von neoliberalem Denken geprägter Mainstream, Markt und Verwaltung favorisieren leistungs- und ergebnisorientierte Strukturen, verlangen eine Form von Wirtschaftlichkeit und Effizienz, die Prozesse der partizipativen Mitgestaltung, eine gemeinsame, nie- mand ausschließende Gruppenbildung und konstruktive Konfliktlösung ver- und behindert und nicht fördert. Ein Beispiel für die Ignoranz gegenüber und Zerstörung einer nachhal- tigen Perspektive für bestehende kritische, gemeinschaftlich von unten gewachsenen Strukturen waren im Jahr 2019 die Ereignisse rund um die Nordbahnhalle: aus einem anfänglich auf Zeit als Zwischennutzung angelegten Projekt entwickelte sich ein lebendiger, nichtkommerzieller Ort mit sozia- len-kulturellen Aktivitäten und in der Folge eine Initiative, die für den Erhalt dieser selbstorganisiert entstandenen, die Nachbarschaft miteinbeziehenden kollektiven Strukturen eintrat. Die Gemeinde jedoch entscheidet dagegen: Städteplanung von oben stellt sich gegen autonom gewachsene Strukturen. Im November brannte die Halle ab, Brandursache unge- klärt, Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen. (Mehr dazu: https://ig-nordbahnhalle.org/) „Der neoliberale Diskurs (Stichwort: Verwertbarkeit und Projektlogik) (…) wird von Kultur- und Stadtpolitik aber auch von Teilen der Szene zu wenig hinterfragt. Unter dem Regelwerk des (neolibe- ralen) Kapitalismus werden Sektoren wie Bildung, Kunst, Kultur, Soziales und Gesundheit weiter kaputtgespart. (...) Freiraum ist Raum, der nicht (!) nach der Logik der kapitalistischen Verwertungsgedanken als Ware funktioniert. Raum und Raumnutzung lassen sich nicht (!) endlos optimieren und rationalisieren. Und unabhängig davon, dass das nicht möglich ist – wollen wir das auch nicht!“ (https://www.igkultur.at/artikel/stadt-raum-fuer-alle) Dem schließen wir uns an. Unserem Selbstverständnis nach kann und darf der Zugang zu Räumen und Infrastruktur im Kulturzentrum im Amerlinghaus nicht nach finanziellen Kriterien begrenzt werden. Wir sehen es als unsere Kernaufgabe, Raum quasi von den Rändern her aufzumachen, und das mitten im Stadtzentrum! - das bedeutet, insbesondere und gerade dort, wo vielfache Ausschlüsse stattfinden. -5-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Als soziales Zentrum wollen wir Frei- und Möglichkeitsräume und Beteiligungsmöglichkeiten eröffnen, wo rassistische, sexistische, heteronor- mative, nationalistische, hierarchische Diskriminierungen andernorts Exklusionen produ- zieren. Das ist freilich immer ein prozesshafter Vorgang und eine stetig neue Annäherung. Das kann gut gelingen oder in Ansätzen oder teilweise, ist aber auf jeden Fall als Anspruch aufrecht zu erhalten, an dem die Praxis immer wieder aufs Neue geprüft und kritisch reflektiert werden soll. Niederschwelliger, kostengünstiger oder konsumati- onsfreier Zugang zu Raum ist in Wien rar gewor- den. Für kollektives Handeln bedeutet dies oft, in den privaten Raum und damit gewissermaßen in eine individualisierte Sphäre, damit einhergehend oftmals auch in die Unsichtbarkeit zurückgedrängt zu werden, es bedeutet, dass notgedrungen kon- sumorientierte Strukturen genutzt werden müssen (Stichwort Hinterzimmer im Gasthaus). Kosten für Räume, ob Wohn- oder Arbeitsräume, steigen, während im sozialen und Kulturbereich Fördermittel weniger werden, die Konkurrenz stärker wird, Prekarisierung zunimmt, Löhne sinken und weniger wert sind, Projekte gegeneinander ausgespielt und in Konkurrenz gesetzt werden. Für Gruppen, die sozial, kulturell oder politisch sowieso schon an den Rand gedrängt sind, bedeutet dies einmal mehr Ausgrenzung, Verdrängung und Ausschluss von Partizipation. Wie wir bereits 2018 ange- merkt haben: Wir verste- hen Freiraum in Widerspruch zu neoliberalen Konzepten nicht als individuelle scheinba- re Freiheit sich am Markt zu bewegen, sondern als etwas gemein- schaftlich Geteiltes mit der Möglichkeit der Solidarität und Teilhabe, als Rahmen, innerhalb dessen frei von Zwängen soziale Sicherheit für alle und jede_n einzelne_n - ohne Ausnahme! - realisiert werden kann. „Ideale Raumpolitik inkludiert aber die Unerwünschten. (…) Beteiligung an Gesellschaft und Mitbestimmung für möglichst alle sollte ein vorrangiges Ziel von Politik sein. Die Raumfrage kann dabei nicht ausgelassen werden. Ein erster Schritt dahin muss sein, die Langfristigkeit in Förder- und Raum/Infrastrukturen zu gewährleisten, um damit jene gemeinnützigen, nicht- kommerziellen Kulturräume und deren geleistete (sozio-) kulturelle Arbeit zu stärken und deren Verschwinden zu verhindern. „Wien hat Kultur: Für alle, mit allen“ im Regierungsübereinkommen (Stand: 2015) sollte als Auftrag gesehen werden, auf der gesamten stadtpoliti- schen Ebene auch Taten folgen zu lassen. Ressortübergreifende Strategien unter Einbindung der Szene(n) und ihrer Vertretungen sind dabei der nächste not- wendige Schritt. Denn jene freien Szenen sind letztlich mit ein Garant dafür, dass ein Austausch von allen mit allen in Wien stattfinden kann. “ https://www.igkultur.at/artikel/stadt- raum-fuer-alle -6-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Gruppen Die im Zentrum tätigen Gruppen und Initiativen sind in ihrer Zusammensetzung und in ihren Zielsetzungen und Arbeitsweisen heterogen und unterschiedlich. Alte und junge Menschen treffen sich hier, politische Aktivist_innen und Selbsthilfegruppen, Gruppen, die sich mit linker Theorie auseinan- dersetzen und solche, die miteinan- der Musik machen, Arbeitskämpfe werden organisiert und Schreibwerkstätten abgehalten, es finden Community-Treffen statt und queere, feministische Kunstworkshops... Gerade in den generationen-, kulturen-, soziale Gruppen übergreifenden Zusammentreffen und Kooperationen auf alltäglicher Ebene liegt eine der Stärken des Kulturzentrums. So findet inklusives und soziales Lernen und Handeln statt, formell und informell im alltäglichen Miteinander und Austausch - unserem Verständnis nach eine grundlegende Qualität demokratischer Vergesellschaftungsprozesse. Regelmäßige wöchentliche Nutzungen Eine Reihe von Gruppen und Initiativen nutzt das Kulturzentrum auf regelmäßiger wöchentlicher Basis. Diese Gruppen haben fixe Zeitpunkte und fixe Räume - auch wenn für sie das gleiche gilt wie für alle, nämlich dass sie bei Bedarf flexibel und kooperativ Raum tauschen und mal etwas enger zusammenrücken, damit eine andere Veranstaltung oder ein zusätzliches Treffen statt- finden kann. Bei den Nutzungen handelt es sich zumeist um Sprach- und Kreativkurse, Lesekreise, Plena, Politgruppen- und Diskussionstreffen, Vernetzungstreffen, Theater- und Tanzproben. Sprachkursinitiativen und einige Kreativkurse wie der Sazverein nutzen das Kulturzentrum teilweise täglich oder mehrmals die Woche. -7-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Regelmäßige monatliche Nutzung Viele Gruppen und Initiativen treffen sich regelmäßig im Kulturzentrum, vielfach auch 14tägig oder an einem monatlichen Fixtermin. Unregelmäßige aber kontinuierliche Nutzung Zusätzlich zu den fixen Terminen gibt es eine Vielzahl an Gruppen und Initiativen, die das Zentrum kontinuierlich aber in unregelmäßigen Abständen nutzen. Das können z.B. sein intensivere Probephasen für einige Wochen im Jahr, oder für Veranstaltungen, die zu Semesterende stattfinden, aber das schon seit Jahren und in alter gewachsener Verbindung mit dem Kulturzentrum. -8-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Nicht Erwähnung finden hier zusätzliche Projekte und Veranstaltungen, die einmalig stattfinden, oder die sich für einzelne Termine wie z.B. Teamklausuren Räume im Zentrum reservieren. Auch hier gibt es Kontinuitäten und Vernetzungen, Gruppen, die etwa einmal im Semester oder einmal im Jahr zu uns kommen, hier aber nicht erwähnt werden. Räume Für den Betrieb stehen im Kulturzentrum mehrere Räume zur Verfügung, zwei größere zu je rund 50², die für bewegungsintensive und körperliche Aktivitäten wie auch Veranstaltungen geeignet sind, sowie fünf Gruppenräume in Zimmergröße. Diese Räume werden alle als Multifunktionsräume genutzt, und zwar mehrfach am Tag von verschiedenen Gruppen, je nach den Erfordernissen der jeweiligen Aktivitäten und den Bedürfnissen. In der Praxis bedeutet das, dass vor allem die größeren Räume laufend umgestaltet werden müssen. Tische und Bestuhlung wird aufgestellt bzw. weggeräumt, je nachdem, ob Kurse, Diskussionsrunden, Tanz- oder Theaterproben stattfinden. Für Veranstaltungen wird Technik aufgebaut - Beamer, Lautsprecheranlage, Mikrofone, ... Büchertische, Infomaterialien, Flipcharts, Büffets oder Verpflegung werden hergerichtet und weggeräumt. Erschwert wird der dichte Gruppen- und Veranstaltungsbetrieb dadurch, dass das Kulturzentrum unzureichende Mittel für eine adäquate, qualitativ hochwertige und robuste Einrichtung sowie eine gute Grundausstattung zur Verfügung hat. Tische, Stühle, Kästen für die Gruppen müssen billigst erstanden wer- den, oft auch gebraucht und vieles geschenkt, und sind dementsprechend oft schnell wieder kaputt oder nicht optimal für unsere Zwecke geeignet. Fix installierte Beamer oder Tonanlagen in jedem der Veranstaltungsräume sind nicht leistbar. Bestimmte Renovierungsarbeiten wie die Erneuerung der Sanitäranlagen ist dringend nötig und über- fällig sind - das Haus ist das letzte Mal 1975 generalsaniert worden. Es gibt zwar einen beträchtlichen Rücklagenfonds aus den Mietzahlungen des Kulturzentrums an die Hausverwaltung Gesiba in der Höhe rund einer Jahressubvention, der aber von dieser nicht für dringende Reparaturen freigegeben wird. Die Arbeit unserer Haustechnikerin hat sich das vergangene Jahr mehr als bezahlt gemacht und ist mittlerweile unverzichtbar für den Betrieb. Es gilt zwar weiterhin, dass grundlegende Mängel in Ausstattung und Einrichtung bestehen bleiben und mit Mehraufwand, Kreativität und Improvisation kompensiert werden müssen. Allerdings ist für alle Nutzer_innen bemerk- und sichtbar, dass eine Person dafür angestellt ist, sich um kleine und größere Schäden zu kümmern. Kleine Reparaturen haben in Summe eine große Wirkung. So bemühen wir uns, wackelnde Sessel zu erhalten, kaputte Überzüge neu zu polstern – all dies trägt dazu bei, einerseits ressourcen- schonend mit dem Haus umzugehen, andererseits werden dadurch Mittel frei, mit denen wir allerdringendste Anschaffungen tätigen können wie z.B. neue Bodenbeläge in den Kursräumen. Nach wie vor gilt: Solidarische Strukturen entstehen aus der gemeinsamen Praxis und benötigen Aufmerksamkeit -9-
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 und Pflege. Das Kulturzentrum ist mehr als ein blo- ßer Raum: hier entfalten sich Räume der Selbstorganisation und des achtsamen Miteinanders über Interessens- oder andere Unterschiedlichkeiten hinweg. Es gilt diese weiter und immer wieder aufs Neue zu öffnen, zu erhalten und zu bestärken. Es muss immer wieder aufs Neue gesagt werden: Der Betrieb im Kulturzentrum im Amerlinghaus funk- tioniert auch bei intensivster und zeitlich eng getak- teter Belegung der Räume weitgehend reibungslos in gegenseitiger Achtung und Wertschätzung. Nutzer_innen und Gruppen wissen die Arbeit und die Möglichkeiten des Kulturzentrums zu schätzen und begreifen sich als Teil einer Struktur, in der acht- sam und respektvoll miteinander wie auch mit der Infrastruktur umgegangen wird. Auf die eine oder andere Art leisten alle ihren Beitrag. Und eben nicht nur, weil es notwendig ist, sondern weil es zum Selbstverständnis einer solidarischen selbstverwalteten Struktur gehört, als deren Teil sich die Gruppen und Initiativen begreifen. Raumauslastung durch Gruppenaktivitäten Die Räume im Kulturzentrum (ausgenommen von der Erfassung sind Kindergruppe und Aktives Zentrum) wurden 2019 insgesamt 2653 mal genutzt. Die Raumauslastungsfrequenz gibt lediglich wieder, wie häufig Räume genutzt werden, egal ob großer Veranstaltungsraum oder kleiner Gruppenraum, und unabhängig davon, wie viele Personen teilnehmen. Es gibt Lesekreise mit vier Personen und Veranstaltungen mit 70 Personen. Grundsätzlich ist anzumerken, dass wir keine Zählungen oder Kontrollen durchführen. Abgesehen davon, dass es organisatorisch weit über unsere Möglichkeiten hinausginge, lehen wir grundsätzlich eine Quantifizierung von Gruppentätigkeiten bzw. Veranstaltungen ab, weil eine numerische Erfassung der Besucher_innen bzw. Nutzer_innenzahlen nicht ausreichende Aussagen treffen kann über die Arbeit der Gruppen und nur zu einseitigen und letztendlich falschen Kategorisierungen verleiten würde. Koordination und Überblick erarbeiten wir uns durch ständige Kommunikation. Wenn Gruppen pausie- ren, einzelne Termine ausfallen oder die Räume nicht mehr genutzt werden, so wird uns das mitge- teilt. Umgekehrt stehen wir in ständigen Kontakt mit den Gruppen, um Fragen wie Raumtausch, Aktuelles zum Kulturzentrum u.ä. weiterzugeben. Manchmal benötigt es eine kleine Eingewöhnungsphase, die Achtsamkeit und Kommunikation funktioniert aber nach einiger Zeit durch- wegs gut. Die Zahlen sind hochgerechnete Näherungswerte. Die Raumauslastungsfrequenz setzt sich zusammen aus: 1. Gruppenaktivitäten, die intern bzw. mit und für eine gezielt eingela- dene Zielgruppe stattfinden. Das umfasst regelmäßige und kontinuierli- che wöchentliche / monatliche Nutzungen laut unseres Wochenplänen, hochgerechnet auf neun Monate. Von Juli bis August sowie in der Zeit um Neujahr und Ostern pausiert erfah- rungsgemäß der Gruppenbetrieb. Dazu kommen noch eine große Zahl an Treffen, Workshops, Gruppenzusammenkünften, Vorbereitungstreffen, Schulungen, - 10 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Konferenzen, Intensivproben vor Aufführungen, die einzeln und / oder zusätzlich zu den regelmäßigen treffen vereinbart werden. Die kontinuierlichen zusammen mit unregelmäßigen Gruppentreffen ergeben eine Frequenz von 2441 im Jahr. Gruppenaktivitäten Vernetzung, Austausch-, Organisations- und Gruppentreffen, Klausuren 331 Sprachkurse 380 Kurse der VFI – Vereinigung für Frauenintegration plus Kinderbetreuung, Beratung 600 Politische Bildung, Gesellschaftskritisches, Soziales, Inhaltliches, Lesekreise, Beratung 394 Musik- und Malkurse, künstlerische und kreative Gruppenaktivitäten, Schreibwerkstätten 400 Theaterproben, Tanzkurse, Performatives, Rollenspiel 308 verein exil Schüler_innenworkshops 28 Gesamt 2441 - 11 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Wir haben die Gruppenaktivitäten grob in folgende Kategorien aufgeteilt: Veranstaltungen Diskussions- und Infoveranstaltungen, Schulungen, Konferenzen 66 Lesungen, Buchpräsentationen, Literarisches 51 Ausstellungen / Vernissagen, Finissagen 39 Theater, Performance, Kabarett 18 Film- und Videovorführung 16 Musik, Tanz 22 Gesamt 212 2. Veranstaltungen, die öffentlich zugänglich stattfinden. Zum Teil erfolgen sie regelmäßig zu fixen monatlichen Terminen wie z.B. die Veranstaltungen des Vereins Freiräume oder der Bettellobby, zum Teil handelt es sich um Einzelveranstaltungen, die gesondert vereinbart werden. Insgesamt ergibt sich eine Zahl von 212 Veranstaltungen im Jahr. - 12 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Offen und öffentlich: Raum für Solidarität Öffentlichkeit entsteht durch Kommunikation, dadurch dass Menschen sichtbar „vorkommen“, aktiv am Geschehen teilnehmen und sich mit anderen über aktuelle Diskurse austauschen. Ein Raum wird dadurch öffentlich, dass er für möglichst alle gleichermaßen offen ist. Öffentlichkeit hat somit das Potential, Hierarchien und Ausschlussmechanismen aufzubrechen. Wir halten das für eine wesentliche Grundlage der Zivilgesellschaft und sehen darin auch eine unserer wesentlichen Aufgaben: Eine Öffentlichkeit herzustellen für diejenigen, denen sonst keine Plattform oder “Bühne” zur Verfügung steht, die in hegemonialen Darstellungen unsichtbar gemacht werden, als das “andere” instrumentali- siert, marginalisiert oder kriminalisiert. Freiraum-Politik: solidarische Stadt – solidarische Infrastruktur In einer Zeit, in der Öffentlichkeit aufgrund neolibera- ler Nutzungsdominanzen zunehmend durchkapitali- siert wird und durchaus nicht für alle gleichermaßen vorhanden ist, ist das Kulturzentrum im Amerlinghaus eine der wenigen Infrastrukturen, in welcher Initiativen und Menschen, denen im kulturpolitischen Mainstream oftmals keine oder nur eine höchst zwei- felhafte Öffentlichkeit zugestanden wird, unbürokra- tisch Zugang, Unterstützung und einen Raum für viel- fältige Aktivitäten finden, wo - Vielfalt und Antirassismus gelebt wird - Heterogenität und Offenheit erwünscht ist - generationen- und kulturenübergreifende Arbeit geleistet wird - Kultur politisch ist und politische Kultur gepflegt wird - Kritik und Auseinandersetzung nicht verhindert sondern gefördert werden - kritisches Bewusstsein kommuniziert und in die Praxis umgesetzt wird - politische Bildung stattfindet - solidarische gesellschaftliche Konzepte entwickelt und solidarisches Handeln bestärkt werden Bottom-up! Kulturraumvernetzung von unten Was aber tun, wenn das Kulturzentrum selbst Öffentlichkeit braucht, um auf seine prekäre finanzielle Situation aufmerksam zu machen? Zur Erinnerung, seit 2004 wurde unsere Förderung nicht mehr an die Inflation angepasst und in dieser prekären Situation sogar noch einmal auch nominell gekürzt, während alle Kosten wie Miete, Betriebskosten, Energie,… in diesem Zeitraum enorm gestiegen sind. Seit vielen Jahren wird an allen Ecken und Enden gespart, um mit immer weniger finanziellen Mitteln den regen, stetig wachsenden Betrieb aufrecht hal- ten zu können. Unsere Forderung nach der mehr als dringenden Valorisierung der Subvention fand lei- der auch 2019 kein Gehör. Neben intensiver Öffentlichkeitsarbeit, Informationskampagnen zur Situation des Kulturzentrums und einer Reihe gemeinsamer solidarischer Aktionen und kreativer Präsentationen der Nutzer_innen und Freund_innen des Kulturzentrums in den vergangenen 10 Jahren wurde innerhalb der Auseinandersetzungen um den Erhalt der Struktur des Zentrums die politische Notwendigkeit deutlich, sich auch stärker mit anderen Räumen und Initiativen aus dem sozialen, Bildungs- und kulturpoliti- schen Bereich zu vernetzen. Vernetzung ist aufwändig und oft auch anstrengend, erfordert viel Zeit und Kommunikation, und ist im Arbeitsalltag oft ein „das auch noch“, zumal wenn man in einer Krisen- und Kampfsituation steckt und sehr mit sich selber beschäftigt ist. Genau aus diesem Grund finden wir Vernetzungen umso wich- tiger, da es uns in den vergangenen Jahren immer sehr stark auch darum ging, mit der eigenen gefährdeten Situation nicht als “Einzelfall” umzugehen, sondern uns mit anderen zusammenzutun und gemeinsam und solidarisch gegen die zunehmende Verengung der kulturpolitischen Stadt(landschaft) gegen Repression und soziale Verdrängung zu kämpfen und für den Erhalt von Freiräumen und selbst- organisierten, emanzipatorischen Initiativen und Projekten zu kämpfen. Denn der Bedarf an - 13 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Freiräumen steigt, die, entgegen der fortschreiten- den Privatisierung und Kommerzialisierung von Raum, einen sorgsamen und inkludierenden Umgang miteinander in den Mittelpunkt stellen. Dem anhaltenden Druck der autonomen und freien Szene durch neue Vernetzungen wie aktuell die ARGE Räume ist zu verdanken, dass die Raumfrage in den letzten Jahren so stark in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion von frei- er Kunst- und Kulturarbeit gerückt ist. ARGE RÄUME – Preis der freien Szene 2019 Im Rahmen eines Vernetzungstreffens rund um die prekäre Situation des Kulturzentrum Amerlinghaus wurde 2017 die Idee einer permanenten Kulturraumvernetzung geboren. In mehreren offenen Treffen ab April 2018 wurden Problemfelder und entsprechende Forderungen sowie Handlungsfelder und Arbeitsweisen besprochen, woraus sich schließlich mit Jänner 2019 die ARGE Räume als Solidar- und Aktionsplattform für freie und autonome Kulturräume in Wien gebildet hat. (Aus dem Katalog https://www.igkulturwien.net/blaetterkataloge/preis19-einreichungen) Bei der Gründung und dem Betrieb von Kulturräumen sollte man am besten einen ganzen Werkzeugkoffer an Fähigkeiten mitbringen. (…) Mit der ARGE Räume wurde eine Plattform geschaffen, wo sich Räume über ihre aktu- ellen Situationen austauschen und gegenseitig unterstüt- zen können. Im April 2018 hat sich ARGE RÄUME in offenen Treffen als Aktions- und Solidarplattform für selbstorganisierte, soziokulturelle Räume in Wien formiert. Nach mehreren offenen Treffen haben sich drei Formate, bzw. Bausteine für die nächste Zeit herauskristallisiert: Koordinationstreffen – Arbeitsgruppen – Stammtisch Der monatliche Stammtisch findet an wechselnden Orten statt und bietet die Möglichkeit, die Teilnehmer_innen kennenzulernen, aktuelle Themen zu diskutieren und sich in einem informellen Rahmen über die ARGE und die ver- schiedenen Möglichkeiten der Teilnahme und Unterstützung in einem der drei genannten Formate zu informieren und auszutauschen. Die ARGE RÄUME ist Preisträger_in des Preis der freien Szene 2019! Als Teil der ARGE Räume freuen wir uns sehr darüber, dass diese Vernetzung in der_den Szene(n) positiven Widerhall findet und werden uns auch zukünftig als Teil dieser solidarischen (Kultur-) Raumvernetzung “von unten” dafür ein setzen, dass: – bestehende Räume bestehen bleiben – neue Räume erschlossen werden arge-raeume.org - 14 -
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Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Interview: MALMOE Nr. 90, S. 26 Recht auf Stadt - für ALLE! Die ARGE Räume ist Teil des Recht-auf-Stadt-Netzwerks in Wien und dieses wiederum Teil von Gruppierungen weltweit, die sich für das Recht auf eine aktive und gleichberechtigte Teilhabe und Gestaltung der urbanen Gesellschaft einsetzen. Ein solches Recht auf Stadt für Alle – vor allem für diejenigen, die am meisten von Ausschlüssen und sozialer Verdrängung betroffen sind, wie es seit längerem von stadtpolitischen Gruppen und Bündnissen gefordert wird, muss intersektional mit Diskursen und Praxen des Antirassismus, der Geschlechter- und auch Klimagerechtigkeit zusammengedacht und -gebracht werden. - 16 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 „Es ist das Recht auf eine Stadt, die sich nicht auf einem verwüsteten Planeten befindet, sondern auf eine Stadt in ökologisch nachhaltigen Stadt-Land-Beziehungen, in der nachhaltige Wohn- und Lebensformen machbar sind und Umweltgerechtigkeit für alle gilt. Und das Recht auf Stadt ist ein Recht auf eine feministische Stadt, in der Care-Arbeit wertgeschätzt und gerecht verteilt ist, in der soziale Beziehungen nicht von Verwertungslogiken bestimmt werden.“ https://raumstation.org In der Diskussion um zukunftsweisende Perspektiven für eine solidarische Stadt, werden wir uns auch weiterhin bemühen, den Erfahrungsaustausch und Wissenstransfer mit anderen Räumen, Projekten und Initiativen zu pflegen und weiter vorantreiben, aktuelle Kämpfe zu vernetzen, gemeinsame Strategien weiterzuentwickeln, und Forderungen und Ziele solidarisch und gemeinsam mit anderen umzusetzen. Proteste sind dabei eine wichtige Form politischer Teilhabe, in der sich Menschen selbstorganisiert und sehr unmittelbar artikulieren und damit Anliegen und Konflikte sichtbar machen. - 17 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Protestkultur und ziviler Ungehorsam - in welchem Klima wollen wir leben? Das Kulturzentrum im Amerlinghaus will Möglichkeitsräume und Experimentierfelder eröffnen, und besonders auch für kritische Basis- und Gegenkulturarbeit materielle, soziale, kulturelle und kommuni- kative Ressource sein. Dies im Sinne einer umfassenden Inklusion und Parteilichkeit für Personengruppen, die kaum oder nur sehr beschränkten Zugang zu politischen, kulturellen, sozialen Partizipationsmöglichkeiten haben. Im Sinne einer "Politik der Gerechtigkeit", werden hier Zugänge zu Kunst und Kultur, Politik und sozialem Leben jenseits von Marktdiktat und Verwertbarkeit eröffnet. In den Kämpfen um den Erhalt des Kulturzentrums gelang es uns einerseits, die Themen Freiraum, öffentlicher Raum, Leerstand, soziale Normierung und Verdrängung verstärkt in den Fokus der Wiener Stadtbevölkerung zu bringen. Andererseits ist im Kontext dieser kultur- und statpolitischen Auseinandersetzungen um das Amerlinghaus der öffentliche Raum in den vergangenen 10 Jahren mehr als einmal auch zur Bühne geworden für die Anliegen des Kulturzentrums - für unterschiedlichste kritische Zugänge zur brisanten Raumfrage, für widerständige und oft auch lustvolle Formen einer vielfältigen Protestkultur, die sich künstlerischer Mittel bedient und dabei die unterschiedlichsten Nutzer_innen und Freund_innen des Kulturzentrums, eine Vielzahl an Initiativen, Generationen und (Sub-)Kulturen solidarisch im gemeinsamen Tun und in der „gemeinsamen Sache“ vereint. Die Bilder auf dieser Seite zeigen kleine Ausschnitte der Amerlinghaus-Protestkultur der vergangenen 10 Jahre. Zahlreiche Aktionen im und ums Haus, Interventionen im öffentlichen Raum, gemeinsame Besuche im Stadtratbüro, Gesangseinlagen, Aktionsstage, Kundgebungen und Spektakel, z. B. beim Rathaus, mit Raum-Installationen, Theater, Konzerten, Lesungen, öffentlich abgehaltenen Deutschkursen im Park - mit Megaphon: „Ich muss Deutsch lernen, du musst Deutsch lernen, er/ sie/ es muss Deutsch lernen...“ Selbst der Vereinsvorstand machte sich auf, um den politisch Verwantwortlichen ein Ständchen zu singen. Im Rahmen eines von der roten Flora in Hamburg ausgehenden Aktionstages vernetzten wir uns 2010 erstmals mit zahlreichen anderen Initiativen zu lokalen stadtpolitischen Konflikten und Unverträglichkeiten und waren Teil des Wiener Bündnisses „Platz.da!?“ (http://platzda.blogsport.eu/category/aktionen) - kritische Stadtspaziergänge wie „access all areal“ mit Beiträgen z. B. gegen die Vertreibung von Bettler_innen und das Verbot von Sexarbeit im öffenltichen Raum setzten für uns wichtige Impulse für die weitere Auseinandersetzung mit Zusammenhängen von Kultur- und Stadtpolitik. Vermehrt ging es uns auch in der Folge darum, mit kreativen Mitteln und Praxen zivilen Ungehorsams ein Recht auf Stadt einzufordern, Raum zu nehmen sowie damit verbundene Inhalte aufgreifen. In Wien fanden dazu mehrere dezentrale Aktionen statt. Im Rahmen der Kritischen Stadt Access all Areals wurden mit dem Fahrrad unter- schiedliche Stationen im Stadtraum erkundet und bespielt, wo Privatisierung, Kommerzialisierung von öffentlichem Raum und Gentrifizierung/ soziale Verdrängung zum damaligen Zeitpunkt verstärkt stattfand. Die Teilnahme von Nutzer_innen und Freund_innen des Kulturzentrum im Amerlinghaus bei den diversen Kundgebung und Spektakeln der darauffolgenden Jahre brachte auch die Gruppen und Initiativen - wenn auch oft nur punktuell - miteinander näher in Kontakt, und es war bei allem Stress, den die Unsicherheit der Zukunft des - 18 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Zentrums mit sich brachte, und trotz der vielen zusätzlichen Organisationsarbeit, immer wieder auch eine große Freude zu sehen, wenn Personen aller Alterstufen und Herkünfte sich an den unterschiedlichen Aktionen beteiligten, eigene Themen einbrachten und mit uns teilten und Initiativen aus den unter- schiedlichsten Bereichen unsere Anliegen unterstützten und aktiv mit- und weiter-trugen, wenn Kinder, von den künstleri- schen Beiträgen magisch angezogen, die Bühne erklommen, Passant_innen mitzusingen begannen, alte Nachbar_innen nachfragten, wie es uns geht, und sich Menschen spontan mit unserem Protest solidarisierten. Raum greifen - Verdrängungsmechanismen sichtbar machen - sich gegenseitig unterstützen - Wünschen, Bedürfnissen und Utopien Raum geben - die Herausforderungen für nicht-kommerzielle Räume und Freiraumpolitik sind nicht kleiner geworden, der Widerstand gegen die exklusiven Konzepte einer neoliberalen Stadtentwicklung aber auch nicht - Vernetzung, Solidarität und Koordination sind Voraussetzungen für politische Bewegung. Kritische Bildung und politische Teilhabe In der Planung unserer Aktivitäten im Kulturzentrum verfolgen wir weiterhin konsequent unseren gesellschaftsemanzipatorischen Bildungsansatz weiter. Bildung geht in unserem Selbstverständnis immer über die reine Vermittlung von Wissen hinaus. In diesem Sinn stellt Bildung die gesellschaftlichen Verhältnisse im Sinne einer Emanzipation grundsätzlich in Frage und eröffnet Diskussionsräume und Experimentierfelder für alternative Gesellschafts- und Lebensentwürfe. Damit ist sie immer auch politische Bildung. So sind aktuell umkämpfte Themen bei- spielsweise soziale Verdrängung, die Aneignung und Nutzung öffentlicher Räume, der Zugang zu Wohn- und Arbeitsraum, die Mitbestimmung bei Restrukturierungsprozessen, die Ausstattung mit und die Gestaltung von städtischer Infrastruktur sowie die Ausverhandlung von Möglichkeiten urbaner Teilhabe ("citizenship"). Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie, von wem und für wen Stadt "gemacht" wird innerhalb von Gesellschaften, die durch solche extremen Disparitäten, Fragmentierungen und Interessenskonflikte geprägt sind. Unser Anliegen ist es dabei, kritische gesellschaftsemanzipatorische Ansätze zu unterstützen, die höch- stens an den Rändern des dominanten Mainstream-Diskurses sichtbar werden und nicht nach kapitali- stischen Verwertungslogiken und Konsumzwängen zugerichtet werden können und wollen. Als Erweiterung zu herkömmlichen Angeboten der Freizeitgestaltung bietet auch die Kunst- und Kulturschiene im Kulturzentrum eine konstruktive Alternative. Durch die Teilnahme an Projekten kann kreatives Potential geweckt und eine Steigerung des Selbstbewusstseins gefördert werden. Es ist uns wichtig, Formate anzubieten, die jenseits eines klassischen Gewinner-/Verliererdenkens über einen kollektiven kreativen Arbeitsprozess einerseits alternative Entfaltungsmöglichkeiten und Identitätskonzepte für Jugendliche und junge Erwachsene eröffnen und andererseits die zwischen- menschliche Kommunikation und Achtsamkeit nicht zuletzt auch im interkulturellen und intergeneratio- nellen Miteinander zu stärken. 2019 hieß es nicht nur 10 Jahre #Unibrennt, sondern auch: „Uns reichts" - #Unibrenntwieder. Ein uni- übergreifendes Bündnis engagierter Studierender, das sich für eine gerechtere Hochschulpolitik ein- setzt, protestierte gegen die Situation an Österreichs Universitäten, u. a. gegen die Raumnot und die geplante Erhöhung der Studiengebühren, die vor allem Drittstaatsangehörige und Arbeitende massiv - 19 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 belasten würde. Im Dezember wurde der Festsaal der TU Wien von Aktivist_innen besetzt. Auch 2009 wurden im Zuge von #Unibrennt meh- rere Hochschulen besetzt, und das Amerlinghaushaus war voller junger Menschen, die sich zum Beispiel als Bündnis „UNS REICHTS“ hier trafen, um ihren Protest zu orga- nisieren, Wissen auszutauschen, Mobi-Material zu produzieren oder zum Weiterverteilen zu bringen und Aktionen vorzubereiten, nachzubesprechen und zu reflektieren. Mit dem Thema „Quality Education“ begann 2019 auch eine neue Veranstaltungsreihe, die UWA Talks, in der verschiedene aktuelle und span- nende Themen in einem Format zusammenbracht wurden. Was genau ist, kann und soll Bildung? Wie könnte Bildung in Zukunft aussehen und welche Möglichkeiten haben wir, Bildung besser zu vermitteln? Diese Fragen eröffneten als Ausgangspunkte für die Panels und Workshops unterchiedliche Zugänge zum Thema nachhaltige Bildung. „In der angenehmen und freundlichen Atmosphäre des Amerlinghaus haben wir uns einen Tag lang mit etwas beschäftigt, das uns alle betrifft und das gerade heute aktiver denn je diskutiert wird.“ (www.weareuwa.org) Davorin Barudzija, Recruiting-Manager bei „Teach for Austria“ und Coach für Persönlichkeitsentwicklung, eröffnete die Veranstaltung mit seinem Talk über Dinge, die Lehrer_Innen von ihren Schüler_Innen lernen können. Danach sprach Mohammad Malayeri, Nationalkoordinator des Vereins „Students for Liberty“, über die geschichtlichen Hintergründe des österreichischen Bildungssystems, zog Parallelen zu Amerika und ging auf Probleme ein, mit denen sich Bildung heute auseinander- setzen muss. Melanie Payer, Englisch- und Deutschlehrerin an einer AHS in Wien, knüpfte daran an mit ihrem Talk über gelebte Digitalisierung im Unterricht. Den Abschluss des Vormittags lieferte Samuel Koch, Gründer des Startups „Galacta“, mit seiner Vision für eine Universität der Zukunft. Nach einer sehr lebhaften Podiumsdiskussion und unserem Mittagsbuffet konnten wir drei Workshops anbieten und somit für eine interak- tive Einbindung der Zuhörer_Innen sorgen. Anca Romocea studiert Rechtswissenschaften an der Universität Wien und sprach in ihrem Workshop über problematische Arbeitsbedingungen in Non-Profit- Organizations. Wir konnten die Bewegung Fridays For Future gewinnen, um auf unserer Veranstaltung einen Workshop zum Thema Klimawandel und seine Folgen zu halten – ein Thema, das auch in der Bildung immer wichti- ger wird. Zuletzt war es uns ein Anliegen, auch als Verein selbst aktiv zu werden – UWA bot einen Workshop an, der sich mit dem Begriff der „Entwicklungshilfe“ kritisch auseinander- setzte. - 20 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Am Nachmittag ging es ebenso spannend weiter. Der Bildungswissenschaftler Amos Postner sprach über die Biographisierung der eigenen Lebensführung, also wie wir unser Leben nach biographischen Eckdaten konstruieren und inwiefern die Bildung hier eine Rolle spielt. Agnes Pauer, Studentin der Politikwissenschaften, erzählte von ihrem Projekt „Removement“, in dem Frauen über ihr Selbst- und Körperbild reflektieren. Anne Stöckelmaier, Studentin der Bildungswissenschaft, berichtete von ihrem Verein „Achtung Liebe“, mit dem sie für sexpositiven und gendergerechten Aufklärungsunterricht in Schulen sorgt. Jörg Reitmaier, Mitarbeiter des Bürgerforum Europas, verknüpfte die Themen Europa und Bildung. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung von Karlo Krznaric, Gründer von „Speech Fennel“, einer Plattform für Rhetorik- und Kommunikationstraining, und seinem Vortrag über „Leadership im Klassenzimmer“. Nach einer intensiven Podiumsdiskussion und einem gemütlichen, gemeinsamen Ausklang fand der Tag ein schönes Ende. Es wurde intensiv diskutiert, viele neue Ideen wurden ausgetauscht und es ist uns gelungen, verschiedene Perspektiven und Meinungen zusammen auf eine Bühne zu bringen. Selbsterklärtes Ziel der ersten Ausgabe der UWA-Talks war es, dass alle Teilnehmer_innen am Ende des Tages ein wenig besser verstehen, was Bildung für sie bedeutet. Mit vielen spannenden Denkanstößen ist das gelungen. (Bericht auf: http://www.weareuwa.org) UWA hat das Ziel, mit nachhaltigen Projekten die Muster der konventionellen Entwicklungszusammenarbeit aufzubrechen und aktiv einen Dialog auf Austausch und Augenhöhe zu fördern. Mit den UWA-Talks soll jungen engagierten Menschen die Möglichkeit gegeben werden, aus ihrer Arbeit oder Lebenswelt zu berichten. Besonders wichtig ist der Initiative, verschiedene Perspektiven miteinander in Dialog treten zu lassen – interdisziplinär und interkulturell, und dabei auf Probleme hinzuweisen, innovative Lösungsansätze zu erarbeiten und bestehende Konzepte kreativ in Frage zu stellen. Die Konferenz war für alle TeilnehmerInnen kostenlos, und das gesamte Buffet wurde von Foodsharing St. Pölten und Wien gesponsert. Bereits am 8. Juni fand der nächste UWA-Talk im Amerlinghaus statt. Wie 2009 hat es uns auch im vergangenen Jahr große Freude gemacht, das gemeinschaftliche Tun, das gemeinsame Lernen und Ausprobieren, die gegenseitige Wertschätzung, die Offenheit, das Interesse und auch die Lust an Theorie und Praxis bei den zahlreichen Workshops, Infoveranstaltungen, Planungs- , Bastel- und Vernetzungstreffen miterleben zu dürfen. Auch wir selber konnten von den politisch enga- gierten jungen Menschen viel lernen. Und mehr als einmal waren wir an diese Zeit vor 10 Jahren erin- nert und an unser buntes Treibhaus voller jugendlicher und junger Erwachsener, die sich für offene, frei zugängliche und gerechte Hochschulen engagierten. So manche Besucherin des Amerlinghauses hatte im vergangene Jahr den Eindruck, wir seien so etwas wie ein Klimastreik-Büro. Stapelweise wurden Plakate und Flyer im Infobüro angeliefert und innerhalb kürzester Zeit von Menschen aller Altersstufen, aus den unterschiedlichsten zivilgesellschaftlichen Bereichen abgeholt und weiterverteilt. Ihnen allen gemeinsam ist ihr Engagement für Klimaschutz und gesellschaftsemanzipatorische Zukunftsperspektiven. Klimapolitik und soziale Frage Die Klimakrise ist nicht nur eine Umweltkrise, sondern eine Krise der globalen Gerechtigkeit. Sozial gerechte Klimapolitik muss Fragen der Verteilungsgerechtigkeit und eine antirassistische, antisexisti- sche Perspektive beeinhalten. Das Potential, dass in der neuen Bewegung der Klimaaktivist_innen liegt, ist enorm und macht Hoffnung. Als Ort, an dem sich viele Aktivist_innen bewegen, wollen wir auch weiterhin ein offener Raum und Treffpunkt sein, wo politisch Aktive sich treffen und darüber austauschen, wie Bewegung stattfindet, was soziale Bewegung zu einem bestimmten Zeitpunkt braucht, was gerade fehlt oder als irreführend eingeschätzt wird. Es geht darum, Handlungsperspektiven auszuloten, wobei es ist uns wichtig ist, auch radikaleren Positionen als Motor emanzipatorischer Prozesse Raum zu geben. - 21 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 „Wir stellen uns gegen Antworten auf die Klimakrise, welche deren Ursachen unangetastet lassen und die Probleme nur weiter verschärfen. Bei den Wurzeln der Klimakrise anzusetzen heißt, die derzeit vorherrschende kapitalistische Produktions- und Lebensweise, die auf der Ausbeutung von Menschen und Natur, auf unendlichem Profit- und Wachstumsstreben sowie auf Konkurrenz beruht, zu überwin- den." https://systemchange-not-climatechange.at Am 9. September 2019 orga- nisierte die Plattform Gaia Education in Kooperation mit der Plattform Footprint, und der UNESCO im Amerlinghaus ein eintägi- ges SDG Training für Multiplikator_innen zu den 17 UN Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals). Bei einem UNO-Gipfel im September 2015 in New York haben sich Regierungen welt- weit dazu verpflichtet, die Armut zu beenden, sowie den Klimawandel und die Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Das Training fokusierte auf Möglichkeiten der loka- len und regionalen Umsetzung und auf die sorgsa- me Adaptierung der SDGs an die Gegebenheiten, Ressourcen und Bedürfnisse der jeweiligen Community. Ziel des Trainings war damit einerseits Gespräche anzuregen, und damit Ausgangspunkte und Ideen für mögliche Herangehensweisen lokaler Umsetzungen in den Communities der Teilnehmer_innen auszuloten und gemeinsam weiter zu entwickeln, und andererseits Menschen aus den unterchiedlichen Communities als Multiplikator_innen zu schulen. Das Training war methodisch stark auf Interaktion und Partizipation ausgelegt, und die über den Tagesverlauf sich weiterentwickelnden Gespräche wurden anhand eines Sets von SDGs-Lernkarten für Jugendliche in Kleingruppen strukturiert. Best Practise Beispiele dienten als Inputs, um mit- einander Ideen und Strategien zur Umsetzung zu entwickeln und diese an die eigenen Uni, in der Schule, am Arbeitsplatz und in Gruppen und Communities weiterzutragen. Ein zentrales Anliegen war das gemeinsame Erforschen der verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit - sozial, ökologisch, ökonomisch, global, aber auch lokal und in den Communities. An dieser Stelle möchten wir nicht unterwähnt las- sen, dass 2019 auch neue Initiativen in unserer Nachbar*inneschaft aktiv geworden sind: der Nachbarschaftsgarten in der Schrankgasse und die FoodCoop Neubau, die bereits erste Plena und Infoabende im Amerlinghaus abgehal- ten hat. Wir freuen uns über die Zusammenarbeit! - 22 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 Einmal im Monat gab es 2019 einen offenen „System Change, not Climate Change“ Di 5. März 19:30 Abend im Amerlinghaus mit Snacks und Getränke für eine freie Spende, The Ba le of the Newbury Bypass: einer kurzen Erklärung zur Arbeit Tales of Resistance von „System Change, not Climate documentary by Jamie Lowe Change!“, einem Programmpunkt (z. B. ein spannender Film, siehe Kasten) und eine Diskussion - und das alles in einer netten, sozialen Atmosphäre. Klimacamps sind das Herzstück der Klimagerechtigkeitsbewegung und Raum für Aktion, Bildung, Vernetzung und das Leben von Utopien. Für das Klimacamp 2020 ist der Organisationsprozess schon voll im Gange. In den Klimacamp-Workshops „Let's Climate Camp Together / Gemeinsam ein Klimacamp gestalten“, die Ende 2019 begannen und aktuell im Amerlinghaus fort- gesetzt werden, wurde der Unterschied zwi- schen Klimaschutz und Klimagerechtigkeit Do 28. März, 19 h thematisiert und die Organisationsstruktur Offener "System Change" Filmabend: des nächsten Klimacamps vorgestellt. Widerstand am Strom – Hainburg, der österreichische Weg (1987) Teil 2 der #autofrei Filmreihe von System Change, not Climate Change! Woher kommen unsere Lebensmittel? Was Do 9. Mai 19 h werden wir in der Zukunft essen? Offener System Change Filmabend Unsere Nahrung ist essentiell und daher wich- tig. Viele beschäftigen sich mit guter Bikes vs. Cars Dokumentation Ernährung und probieren verschiedene Stile von Fredrik Gertten aus. Die Basis sind aber immer gute biologi- sche Zutaten. Diese zu bekommen und wel- che wir im Sinne einer nachhaltigen Land- wirtschaft kaufen sollten sind dann Fragen, die auftauchen. Genauso wie: „Was ich kann ich tun – für mich und meine Umgebung? – und: „Was für ein gesundes Ökosystem über- haupt?“Es gibt einige interessante und gute Lösungsansätze zum Thema. Die Veranstaltungsreihe „Food for the City“ - 23 -
Verein Kulturzentrum Spittelberg | Amerlinghaus 2019 wurde von der Permakultur Austria organisiert, um diese Lösungsansätze vorzu- stellen und gemeinsam zu diskutieren. Solidarische Landwirtschaft und Food Coops waren die Themen von Food for the City I am 31. Jänner 2019 im Amerlinghaus. Für diesen Abend waren Menschen aus zwei tollen Projekten eingeladen: BIOsain >> eine solidarische Landwirtschaft im Kamptal D‘ Speis >> eine Food Coop im 15. Bezirk in Wien PROGRAMM 17:00 Infogespräch zum PK-Zertifikatlehrgang Ab 18 Uhr Ankommen 18:15 Intro zum Thema 18:30 Impuls zu FOOD COOPS von Samuel Wintereder – Projekt D’Speis 18:45 Impls zu SOLIDARISCHER LANDWIRTSCHAFT vom Trisan Toe – Projekt BIOsain 19:00 Podiumsgespräch Geselliger Ausklang (mit u.a. feinem Gemüse aus dem Kamptal) „Wir lassen euch nicht damit davon kommen!“, richtete die Klimaaktivistin Greta Thunberg den Machthabern der Welt beim UN-Klimagipfel 2019 aus. „Die Welt wacht auf! Und die Veränderung kommt, ob euch das passt oder nicht!“ Wie kann diese Veränderung aussehen? Was ist jetzt schon technologisch möglich? Warum ist es so dringend, jetzt sofort zu handeln? Und wie können wir die Bewegung noch mächtiger machen? Die Klimawerkstatt! Workshop-Reihe 2019/2020 fand ab 12. Oktober jeden zweiten Samstag im Amerlinghaus statt. Es wurden wissenschaftliche Zugänge diskutiert, Argumente trainiert und mit Aktivismus verbunden – auch Banner malen, Buttons machen, plakatieren, mobilisieren,... stand am Programm. Zu jedem Tehme wurden Texte bereitgestellt. http://linkswende.org/die-klimawerkstatt-workshop-reihe-2019-2020/ Themen der Klimawerkstatt 2019 waren: 12. Oktober: Warum drängt die Wissenschaft zum Handeln? 26. Oktober: Bin ich persönlich am Klimawandel schuld? 9. November: Kann eine CO2-Steuer unser Klima retten? 23. November: Utopien 1: Wie sehen die Städte der Zukunft aus? 7. Dezember: Utopien 2: Die Energiesysteme von morgen 21. Dezember: Utopien 3: Revolutionäre Transportsysteme Gegen ein Klima der Angst Wir wollen im Kontext aktueller Diskurse und Auseinandersetzungen Klima auch als Raum des gesell- schaftlichen Umgangs miteinander ausloten: Es ist uns wichtig, einer „Normalität", die zunehmend von Angstmacherei, Spaltung und Menschenverachtung bestimmt wird, andere Erzählungen entgegenzuhal- ten. Die Arbeit im Kulturzentrum verstehen wir darin als gegenhegemoniales Labor, in dem sich vielfäl- tige Formen und Ansätze von Kritik und Widerständigkeit entfalten. Perspektivisch interessiert uns im Kulturzentrum die Frage, wie gesellschaftliches Leben aussieht, in dem etwa verschiedene Generationen oder Menschen unterschiedlicher Herkunft ihre gemeinsamen aber auch ihre verschiedenen Bedürfnisse in gegenseitiger Rücksichtnahme ausleben können. Dabei ist als erster Schritt wichtig herauszuarbeiten, welche Ausschließungs- und Verdrängungsmechanismen Mitgestaltung und Teilhabe verhindern – wie z.B. Staatsbürgerschaft oder (Alters-, Frauen* oder Kinder-)Armut. Ausgehend davon wollen wir weiterhin eine möglichst große Breite an kritischen gesellschaftsemanzi- patorischen Ansätzen unterstützen. - 24 -
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