Internationale Bodensee Hochschule - Internationale Bodensee ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
GRUSSWORT | 01 Grusswort Liebe Leserinnen und Leser, liebe Freunde der IBH, erstmals schreiben der Vorsitzende der Kommission Bildung, nur Wirkung in den Kantonen und Ländern, sondern schaffen Wissenschaft und Forschung der Internationalen Bodensee gemeinsame Entwicklungsperspektiven und Handlungsfelder Konferenz (IBK) sowie der Vorsitzende des Kooperationsrats für den Bodenseeraum insgesamt. ein gemeinsames Grusswort in einem Jahresbericht der IBH. Das ist Ausdruck unserer vereinten Anstrengungen zur För- In diesem Sinne bedanken wir uns bei allen Forschenden in derung des Bildungs-, Wissens- und Forschungsraums Boden- der IBH-Region und allen 30 Mitgliedshochschulen für ihre see. Die IBH als Leuchtturmprojekt der Internationalen Boden- Leistungen. Auch in den kommenden Jahren wollen wir daran see Konferenz verdankt ihren Erfolg der langjährigen und arbeiten, die Bodenseeregion als eine Bildungs-, Forschungs- bewährten Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsländern und Wissensregion mit internationaler Reputation weiterzu- und -kantonen der IBK auf der einen und den Hochschulen entwickeln. Die Weichenstellungen dafür haben IBK und IBH auf der anderen Seite. Die Hochschulen sind durch ihre Rek- mit der Unterzeichnung der nunmehr 5. Leistungsvereinbarung torinnen und Rektoren im IBH-Kooperationsrat vertreten, die für den Zeitraum 2018 bis 2021 geschaffen. Wir sind überzeugt, Mitgliedsländer und –kantone in der IBK-Kommission Bildung, dass die IBH ein Erfolgsmodell und beispielhaft für die lang- Wissenschaft und Forschung. fristige grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Dialog mit der Praxis ist. Dieses gemeinsame Grusswort bringt gleichzeitig unsere Freu- de und unseren Stolz über die Leistungen der Wissenschaft- lerInnen zum Ausdruck, die mit ihren Projekten massgeblich dazu beitragen, nicht nur Lösungen für die zentralen Heraus- forderungen des Bodenseeraums zu entwickeln, sondern auch internationale Strahlkraft zu erreichen. Ein Beispiel für diese internationale Anerkennung war im vergangenen Jahr die Aus- zeichnung unserer IBH-Labs mit dem Sail-of-Papenburg-Award der Arbeitsgemeinschaft der Europäischen Grenzregionen. Dieses Miteinander zeigt sich insbesondere in der Kooperati- onsfähigkeit und -willigkeit der Forschenden und der Hoch- schulen über die Grenzen hinweg. Alle Projekte, die die IBH fördert und unterstützt, sind grenzüberschreitend. Diese Zu- sammenarbeit verbindet die zehn Kantone und Länder in der Bodenseeregion. Die Projekte der IBH erzeugen damit nicht Urs Schwager Prof. Dr. Sebastian Wörwag Vorsitzender der Kommission Bildung, Rektor der FHS St. Gallen und Vorsitzender Wissenschaft und Forschung der des Kooperationsrats der Internationalen Internationalen Bodensee Konferenz (IBK) Bodensee-Hochschule IBH
02 | EDITORIAL / INHALT INHALT | 03 Editorial Inhalt Liebe Leserin, lieber Leser, 18 BILDUNG UND KARRIERE Jahresberichte zählen ja nicht unbedingt zu den beliebtesten Lektüren. Dennoch wollen wir Ihnen als Team der IBH auch für «Der Umgang mit Informationen hat sich das Jahr 2017 gerne Rechenschaft über unsere Arbeit geben grundsätzlich verändert» – allerdings in optisch und konzeptionell neuer Form. Im Gespräch: BildungsexpertInnen über digitale Heraus- forderungen und die Vision des nahtlosen Lernens Um noch deutlicher herauszustellen, welche Wirkung die Pro- jekte und Aktivitäten der IBH auf den Bodenseeraum haben, 32 haben wir die bisherige Ordnungsstruktur anhand verschie- dener Projekttypen zugunsten thematischer Schwerpunkte aufgelöst. Dabei kommen nicht nur die beteiligten Forschenden zu Wort, sondern auch die Partner aus der Praxis. Schliess- lich ist es, neben der internationalen Kooperation, ja nicht zu- INDUSTRIE UND INNOVATION letzt die Verknüpfung von Theorie und Praxis, die die IBH zu 08 einem europaweit viel beachteten Modell gemacht hat. Über Unterwegs im Neuland die Hälfte der 16 Projekte, die wir 2017 gefördert haben, wei- Wieviel Digitalisierung muss und wieviel sen einen unmittelbaren Praxisbezug auf. passt in den Mittelstand? Das IBH-Lab KMUdigital sucht nach Antworten Insgesamt haben im vergangenen Jahr 135 Forschende zen- GESUNDHEIT UND PFLEGE trale Themen der Bodenseeregion untersucht: die Informations- kompetenz von SchülerInnen etwa oder die Digitalisierung Selbstbestimmt durch Technik kleiner und mittelständischer Unternehmen, die Mobilität von Das IBH-Living Lab „Active & Assisted Living“ morgen oder neue Technologien für Gesundheit und Pflege. entwickelt und erprobt Produkte, die den Alltag FAKTEN ZUR IBH 2017 04 Die in diesem Jahresbericht versammelten Reportagen, Inter- im Alter erleichtern GESUNDHEIT UND PFLEGE 08 views und Essays vermitteln Ihnen einen Eindruck dieser be- eindruckenden Vielfalt. TOURISMUS UND MOBILITÄT 14 Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame und anregende Lektüre. 26 BILDUNG UND KARRIERE KULTUR UND WIRTSCHAFT INDUSTRIE UND INNOVATION 18 26 32 Ihr KULTUR UND WIRTSCHAFT Team der Geschäftsstelle der IBH VERANSTALTUNGEN 42 Was kreative Arbeit wert ist ARBEITSGRUPPEN 46 Ein IBH-Projekt untersucht die creative economies der Region – und präsentiert beeindruckende Zahlen IBH 2018 48 ÜBER DIE IBH 54 IMPRESSUM 60 Eine Übersicht über die finanziellen Kennzahlen 2017 finden Sie auf www.bodenseehochschule.org
04 | WIRKUNGSMONITORING WIRKUNGSMONITORING | 05 Fakten zur IBH 2017 16 1.263.876,52 € 135 53 % INTERNATIONALE BERICHT- PROJEKTE FÖRDERSUMME FORSCHENDE PRAXISBETEILIGUNG ERSTATTUNG 16 Projekte wurden von der IBH in den Projekte wurden 2017 von der IBH mit 135 Forschende aus unseren Mitglieds- Mehr als die Hälfte aller von der IBH Zahlreiche Medien aus der Bodensee- Bereichen Forschung, Lehre und Dialog der Gesamtsumme von 1.263.876,52 € hochschulen arbeiteten 2017 in Projekten geförderten Projekte arbeiteten gemein- region, aber auch überregionale Medien mit der Gesellschaft 2017 gefördert. gefördert. der IBH und den IBH-Labs. schaftlich mit Partnern aus der Praxis wie die Süddeutsche Zeitung, der Stan- an Lösungen für die Bodenseeregion. dard aus Wien oder der österreichische Alle drei IBH-Labs arbeiten mit Praxis- Rundfunk ORF berichteten 2017 über die partnern zusammen. IBH und ihre Projekte. 134 2.114 118 19 43 % MITARBEITENDE IN TEILNEHMENDE AN PUBLIKATIONEN GEFÖRDERTE HOCHSCHULARTEN- ARBEITSGRUPPEN VERANSTALTUNGEN UND VORTRÄGE HOCHSCHULEN ÜBERGREIFEND 134 Mitarbeitende aus den IBH-Mit- Unter dem Dach der IBH wurden 51 Forschende in den IBH-Projekten und 19 unterschiedliche Hochschulen aus 43 % aller IBH-Projekte fanden 2017 gliedshochschulen haben 2017 in den eigene Veranstaltungen mit mehr als den IBH-Labs machten ihre Erkenntnisse Deutschland, dem Fürstentum Liech- unter der Beteiligung von Hochschulen 5 Arbeitsgruppen Gender & Diversity, 2.114 Teilnehmenden aus Wissenschaft in insgesamt 118 wissenschaftlichen tenstein, Österreich und der Schweiz unterschiedlicher Typen (Universitäten, International, Karriere, Kommunikation (553), Studierenden (806) sowie Politik, Publikationen und Vorträgen sichtbar. engagierten sich 2017 in Projekten der Fachhochschulen, Pädagogische Hoch- und Wissens- & Technologietransfer Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und IBH und den IBH-Labs. schulen, Duale Hochschulen, Musik- und miteinander gearbeitet. Zivilgesellschaft (755) organisiert. Kunsthochschulen) statt. Alle IBH-Labs sind hochschulartenübergreifend.
06 | WIRKUNGSMONITORING WIRKUNGSMONITORING, IBH-PROJEKTE INDIKATOR 2014 2015 2016 2017 MITTELWERT Anzahl grenzüberschreitend tätige Forschende und Mitarbeitende 119 234 195 233 195,25 Anteil hochschulartenübergreifend durchgeführter IBH-Vorhaben 57 % 50 % 41 % 43 % 47,75 % Vernetzungsreichweite* 282 337 203 224 261,5 Anzahl Studierende in grenzüberschreitenden Lehr- und Weiter- bildungsangeboten** Anzahl Veranstaltungen · für Studierende 14 8 16 35 18,25 · für Mitarbeitende, Forschende, Unternehmen, Institutionen, etc. 3 14 6 43 16,5 Anzahl Teilnehmende an Veranstaltungen · Studierende 588 483 780 816 666,75 · Mitarbeitende, Forschende, Unternehmen, Institutionen, etc. 203 615 313 1353 621 Anzahl Vorträge und Präsentationen 1 36 32 52 30,25 Anzahl Artikel und Publikationen in Fachzeitschriften, Journals etc. 23 22 57 25,5 Anzahl TN-Tage bei WTT-Veranstaltungen 670 598 53 332,75 Anteil geförderter Vorhaben mit Beteiligung regionaler Umsetzungs- partner 40 % 42 % 43 % 53 % 44,5 % Anteil positiv beurteilter Projektanträge zu Schwerpunkt- und Regio- 100 % 89 % 100 % 36,4 % 81,35 % nalprojekten*** * Indikator für die Anzahl der aktiven Mitglieder und Aktivitäten der 5 IBH-Arbeitsgruppen. ** Es wurden bisher keine grenzüberschreitenden Lehr- und Weiterbildungsangebote durchgeführt. *** Anteil jener Projekte, die als förderungswürdig evaluiert wurden. Insgesamt wurden 2017 11 Projekte beantragt, 4 davon gefördert. WIRKUNGSMONITORING, IBH-LABS INDIKATOR 2017 Anzahl grenzüberschreitend tätige Forschende und Mitarbeitende 46 Anteil hochschulartenübergreifender Projekte 100 % Anzahl beteiligter Hochschulen 13 Anzahl eigener Veranstaltungen 3 Anzahl Teilnehmende an Veranstaltungen 233 · Studierende 5 · Mitarbeitende, Forschende, Unternehmen, Institutionen, etc. 228 Anzahl Vorträge und Präsentationen 42 Anzahl Artikel und Publikationen in Fachzeitschriften, Journals etc. 4 Anteil geförderter Vorhaben mit Beteiligung regionaler Umsetzungs- partner 100 % Medienpräsenz in Artikeln und Beiträgen (exkl. Social Media) 12 Bibliothek der Universität Liechtenstein
08 | GESUNDHEIT UND PFLEGE GESUNDHEIT UND PFLEGE | 09 GESUNDHEIT UND PFLEGE Selbstbestimmt durch Technik Auch automatische Türöffner erleichtern der 65-Jährigen, die an Multipler Sklerose leidet, den Alltag. Europas alternde Gesellschaften stellen die Gesundheitssysteme vor grosse Herausforderungen. Technologien können dabei helfen, Menschen trotz Alter, Behinderung oder Krankheit ein würde- volles, autonomes Leben zu ermöglichen. Das IBH-Living Lab Active & Assisted Living entwickelt und testet eine Fülle von Lösungen dafür: von der komplexen Raumautomatisierung bis zum genial 100 Testwohnungen bis Ende 2020 dings bezweifelt er, dass die grossen ein entscheidendes Erfolgskriterium. einfachen Knopf im Mantel. Entstanden ist das Erprobungsfeld im US-amerikanischen Konzerne für ihn die Er will „Partner vor Ort für neue Techno- Rahmen des IBH-Living Labs AAL, und es geeigneten Partner sind. Steinhauser logien begeistern“, sei es den Dorfelektri- ist nicht das einzige: Auch in der Vorarl- legt zum Beispiel grossen Wert auf den ker, die Beratungsstelle oder Hausärzte, berger Gemeinde Koblach verfügt eine Datenschutz. Im System, das in Götzis „und gemeinsame Strukturen aufbauen“. Seniorenwohngruppe über eine alters- verwendet wird, sind typische Bewe- Und noch etwas spricht für regionale gerechte Raumautomatisierung. Die Bru- gungsmuster und Tagesabläufe der Pa- Verankerung: der Wissenstransfer. Das derhausDiakonie in Friedrichshafen in tientInnen gespeichert. Aber nur in Aus- IBH-Lab selbst ist beispielhaft dafür. In Baden-Württemberg hat in 23 Apparte- nahmefällen, zum Beispiel, wenn ein zehn Arbeitsgruppen haben sich die ments einen intelligenten integrierten Mensch, der normalerweise nie länger PartnerInnen organisiert, etwa einmal Notruf installieren lassen, und die FHS als zwei Stunden ausser Haus ist, die pro Monat findet eine Skype-Konferenz St. Gallen betreibt in der Schweiz zwi- Lichtschranke der Wohnung auch nach statt, und auch persönliche Besuche schen Winterthur und St. Gallen Systeme zwei Stunden noch nicht passiert hat, bringen Aha-Effekte mit sich. „Die HS für die Vitaldatenerfassung und andere erhalten Betreuende oder Angehörige Furtwangen ist sehr weit vorne, was Be- Technologien. Gut 50 Wohnungen waren automatisch eine Nachricht. „Wir wollen ratungsdienstleistungen angeht, die Uni- Ende 2017 an das Living Lab angeschlos- keinen gläsernen Menschen, sondern versität St. Gallen hat viel Erfahrung mit sen, mindestens 100 sollen es bis Ende nur Gefahren erkennen. Die guten Stun- der Implementierung von AAL in Privat- 2020 sein. den gehören unseren BewohnerInnen haushalten. Wir können viel voneinan- allein“, betont Steinhauser. der lernen“, erklärt Lab-Koordinatorin Unter Fachleuten ist der Begriff Active & Isabella Hämmerle vom Forschungs- Assisted Living (AAL) längst bekannt, Kurze Wege und Wissenstransfer zentrum für Nutzerzentrierte Technolo- und die mittel- bis langfristigen Poten- Daneben hält Steinhauser nach Erfah- gien der FH Vorarlberg. ziale sind unbestritten: So rechnet die rungen in Vorprojekten kurze Wege für EU-Kommission bis zum Jahr 2019 mit Die Uhr als Portal Lichtsteuerung per Tablet: Renate Frey in ihrer Wohnung im einem europaweiten Marktvolumen von In Vorarlberg hat der Praxistest schon Haus der Generationen in Götzis. sche Jalousie. Um 0.30 Uhr fährt sie he- tens am Stock laufen zu können. Doch 24 Milliarden Euro; im Jahr 2060 wird in eindeutige Erkenntnisse geliefert. So „ runter, um 6 Uhr morgens hoch. „Einfach vor sechs Jahren stürzte sie schwer. Europa jeder dritte Mensch älter als 65 liegt der entscheidende Schlüssel für die toll“ findet sie die automatische Unter- Seitdem funktioniert die linksseitige Mo- Jahre sein. Einen deutlichen Anstieg der «Wir wollen Akzeptanz von AAL in automatisierten Moment, bitte!“ Es dauert ein paar stützung. Früher musste sie umständlich torik nur noch reflexartig, sitzt sie im Nachfrage stellt die Praxis aber erst Techniken. „Jede Lösung, die man aktiv Sekunden, ehe Renate Frey ihrem mit dem Stock den Schalter suchen und Rollstuhl und lebt in einer Wohnanlage fest, seitdem die Hightech-Giganten aus Partner vor Ort bedienen muss, ist problembehaftet: Besuch geöffnet hat. Dann fährt sie zu- drücken. Für Renate Frey sind solch für betreutes Wohnen im Haus der Ge- dem Silicon Valley das Thema „Home Verbindungen brechen ab, Lizenzen lau- rück an den Küchentisch, der ihr als klei- technische Raffinessen aber nicht eine nerationen in Götzis in Vorarlberg. Neun Automation“ mit aller Macht angehen für neue fen aus, die Bedienung ist doch zu kom- nes Multimedia-Center dient: rechts von Frage des Komforts. Sie sind existenziell der Wohnungen hier sind seit gut einem und Assistenten namens „Alexa“ oder pliziert“, berichtet Achim Steinhauser, ihr liegt das Smartphone, in das sie ge- notwendig. „Wenn ich in meiner Woh- Jahr mit modernsten Technologien aus- „Siri“ nicht mehr nur in Wohnzimmern Technologien und Isabella Hämmerle ergänzt: „So rade eine Nachricht an eine Freundin ge- nung nicht mehr alleine leben könnte, gestattet: mit Bewegungsmeldern und von Techniknerds Mitbewohner sind. trivial es klingt, aber entscheidend ist, tippt hat, als es an der Tür klingelte, wäre ich ein Pflegefall. Und dazu bin ich Lichtschranken zum Beispiel, mit Apps begeistern» PatientInnen tatsächlich nur die Produk- links von ihr liegt ihr Tablet. Auch sonst noch nicht bereit“, sagt sie. für die Lichtsteuerung, mit Sensoren für „Jetzt wäre die Chance da“, sagt auch te anzubieten, die ihnen auch wirklich steckt die Ein-Zimmer-Wohnung der 65- den CO2-Gehalt, die automatisch Nach- Achim Steinhauser, Geschäftsleiter der Achim Steinhauser, nützen.“ Schliesslich sei längst nicht je- Jährigen voll mit Technik. Renate Freys Renate Frey leidet an Multipler Sklerose. richten aufs Smartphone schicken, wenn Sozialdienste Götzis gGmbH, die die Geschäftsleiter der Sozialdienste der ältere Mensch so technikaffin wie absoluter Favorit ist die vollautomati- Sie hat lange darum gekämpft, wenigs- es mal wieder Zeit zum Lüften wäre. Häuser der Generationen betreibt. Aller- Götzis gGmbH Renate Frey.
10 | GESUNDHEIT UND PFLEGE GESUNDHEIT UND PFLEGE | 11 Klein, günstig, funktional: Das Projekt „iCare“ hat Lösungen für Demenzkranke entwickelt [Bild: Raspberry Pi /Knopf ] überzeugt. „Die Uhr als Portal – die Idee tung seit einigen Jahren für Aufsehen 2018 STARTEN DREI NEUE PROJEKTE IM IBH-LVING LAB AAL NEUE PROJEKTE ist auch für 20-Jährige interessant.“ sorgt. Der Computer, den Judt in seinem Büro präsentiert, passt in jede Hand- Kaum älter sind die Studierenden, die tasche und ist so einfach aufgebaut, dass BARRIEREFREIER TOURISMUS auf dem Technikcampus der DHBW Ra- ihn Angehörige oder Betreuende von Wie kann man die Kundenerfahrung von Feriengästen mit Assistenzbedarf ver- vensburg in Friedrichshafen eine Anwen- Demenzkranken selbst zusammenbauen bessern? Diese Frage steht im Zentrum des Projekts „Barrierefreier Tourismus“. dung für demenzkranke PatientInnen tes- können. Dennoch verfügt er über alle Nach einer Bedarfsanalyse werden Hotelzimmer mit Assistenztechnologien zu ten. Immer wenn die Zielperson das Zim- nötigen Funktionen: Angehörige können Hotel-Living Labs (HLL) umgebaut und von Testpersonen in zwei Phasen evaluiert. mer mit der Nummer 211 verlässt und Bild- oder Videoaufnahmen anfordern Ebenso werden Serviceangebote kundenzentriert und iterativ verbessert, bevor Eine Smart Watch mit Sturzalarm wird sich auf dem Campus am Fallenbrunnen bzw. erhalten diese automatisch, falls die HLL in den Regelbetrieb übergehen. ebenfalls getestet. bewegt, werden sie benachrichtigt. Der eine auffällige Bewegung festgestellt Beteiligte Hochschulen: HTWG Konstanz, ZHAW; Name der Zielperson: Andreas Judt – und wird. Eine Chatfunktion besitzt der Com- Eberhard Karls-Universität Tübingen, Kalaidos FH Zürich der Test ist in diesem Fall eine Simula- puter auch, und das Verfahren, mit dem Praxispartner: Claire und George Stiftung, Nestor International Corporation AG tion, weil der Studiengangsleiter Informa- die Software am Boden liegende Per- tik keineswegs an Demenz leidet, aber sonen aufspürt, haben Judts Studieren- «Das Living Lab Wert darauf legt, Studierende in die Ent- de konzipiert. HOME HEALTH LIVING wicklung solcher Tools einzubeziehen. Erstmals für die Bodenseeregion erforscht das Projekt „Home Health Living“ die ist ideal, um Die Überwachung läuft über einen Die Software, auf der sich alle diese AAL-Herausforderungen im Themenbereich Gesundheit auf Basis von Praxistests Kleinstrechner mit Bluetooth, den man Funktionen befinden, können Interessier- in unterschiedlichen Ländern. Anhand der Korrelation der Faktoren Stressbelas- unsere Produkte wie einen Knopf in die Kleidung einnä- te von der IBH-Webseite herunterladen. tungen, Schlafstörungen und Rehabilitation sollen nicht nur die Bedürfnisse von hen kann. Er meldet an einen frei wähl- Dort finden sich auch Videos zur Mon- PatientInnen, sondern auch grenzüberschreitend regionale Fragen in den Blick ge- zu evaluieren» baren Empfängerkreis, wer gerade mit tage und Bedienung. Auf 40 bis 70 Euro nommen werden. Auf dieser Basis soll ein neuer Markt entstehen, auf dem Dienst- welchem Kleidungsstück unterwegs ist. beziffert Judt die Materialkosten, „im leister, Gesundheitsverbände und Kommunen weitere nachhaltige Services ent- Martin Gründer, CEO der Nestor AG Im Dauerbetrieb. Maschinenwaschbar freien Verkauf würde solch ein Compu- wickeln. IBH-LIVING LAB AAL sind die Knöpfe auch. „Und die neueste ter weit über 1.000 Euro kosten“. Klingt Beteiligte Hochschulen: FHS St. Gallen, HS Kempten, HTWG Konstanz; Generation ist noch viermal kleiner“, nach einem verlockenden Geschäftsmo- HS Reutlingen, Kalaidos FH Zürich Beteiligte Hochschulen: schwärmt Judt. dell, schliesslich leben in Deutschland, Praxispartner: AWO Kreisverband Schwarzwald-Baar e. V., Nestor International DHBW Ravensburg, FHS St. Gallen, FH Vorarlberg, HS Furtwangen, HS Kempten, So sieht es auch Martin Rosenberg. „Die Österreich und der Schweiz derzeit über Corporation AG, Tielsa GmbH HS Ravensburg-Weingarten, HTWG Konstanz, technologische Entwicklung ist viel zu Ein Computer zum Selber-Bauen 1,5 Millionen demenzkranke Menschen. ZHAW, ZU Friedrichshafen; Kalaidos FH lange am Markt vorbei gelaufen – wir Für den Einsatz in den eigenen vier Wän- Doch Judt, der selbst ein Kind mit Be- Zürich, HS Reutlingen, Universität Tübingen müssen näher an die KundInnen heran“, den hat man deshalb im Rahmen des hinderung hat und Vorstandsmitglied der TECHNIK IM QUARTIER Praxispartner: fordert der Gründer von Nestor. Das in IBH-Projekts „iCare“ in Friedrichshafen Lebenshilfe Baden-Württemberg ist, ist Auch wenn sich mit zunehmendem Alter häufig der Bewegungsradius verkleinert: Benevit Pflegemanagement & Consulting Appenzell beheimatete Unternehmen eine nicht minder eindrucksvolle Do-it- anderer Ansicht. „Es gibt Systeme, die Das Bedürfnis nach sozialen Kontakten bleibt, und die meisten Menschen wollen GmbH, BruderhausDiakonie – Stiftung Gustav entwickelt seit 2011 Lösungsmodelle für yourself-Lösung entwickelt. Sie basiert so einfach sind, dass sie kein Produkt den letzten Lebensabschnitt in ihrem sozialen Nahraum verbringen. Quartierskon- Werner und Haus am Berg, KUNDO xT GmbH, Landesverband Baden-Württemberg das „Independent Living“, wie es bei Nes- auf dem Prinzip Raspberry Pi, einem werden sollten.“ zepte haben sich daher in den vergangenen Jahren als ein zentraler Ansatz zur Be- der Lebenshilfe für Menschen mit Behinde- tor heisst. Dazu zählt beispielweise eine Computer, mit dem eine britische Stif- wältigung demografischer Herausforderungen etabliert. Was bislang fehlt, ist der rung e. V., Nestor Intl. Corp. AG, Sozialdienste Smart Watch, die automatische Puls- Zusammenhang zwischen sozialraumorientierten Versorgungskonzepten und tech- Götzis GmbH und Blutdruckmessung erlaubt, über ei- AUSGEWÄHLTE PUBLIKATIONEN DES PROJEKTS «iCare»: nischen Assistenzsystemen. Die hier schlummernden Potenziale will das Projekt Laufzeit: nen Sturzalarm verfügt oder an die Ein- „Technik im Quartier“ beheben – und betritt auch mit dem länderübergreifenden 01.11.2016 - 31.10.2020 Baechle, M., Daurer, S., Judt, A. & Mettler, T. (2017). Assistive Technology for Independent Living nahme von Medikamenten erinnert. Erfahrungstransfer zwischen allen relevanten Akteuren Neuland. with Dementia: Stylized Facts and Research Gaps. In Health Policy & Technology, published „Das IBH-Living Lab bietet genau das Beteiligte Hochschulen: FHS St. Gallen, FH Vorarlberg, HS Furtwangen, ZHAW; Das IBH-Living Lab AAL wird gefördert vom online, https://doi.org/10.1016/j.hlpt.2017.12.002. richtige Umfeld, um unsere Produkte zu Kalaidos FH Zürich Interreg V-Programm «Alpenrhein – Boden- Mettler, T., Baechle, M., Daurer, S. & Judt, A. (2017). Parental control reversed: Using ADR for see – Hochrhein». evaluieren“, freut sich Rosenberg. Übri- designing a low-cost monitoring system for elderly. In Proceedings of the 38th International Praxispartner: Belvita AG, Sozialdienste Götzis, Stadt Frauenfeld gens sei die Anwendung keinesfalls auf SeniorInnen begrenzt, ist Rosenberg Conference on Information Systems, http://aisel.aisnet.org/icis2017/IT-and-Healthcare/ Presentations/1/. www.living-lab-aal.info
12 | GESUNDHEIT UND PFLEGE RUBRIK | SEITE 00 Guter Tag, bessere Nacht Schlafstörungen sind weit verbreitet. Mit einem radikal neuen Ansatz zur Früherkennung im eigenen Heim hat das IBH-Projekt „Smart Sleep“ nicht nur in der Wissenschaft für Aufsehen gesorgt. E in Viertel der ÖsterreicherInnen und SchweizerInnen schläft schlecht, und folgt man dem DAK-Gesundheits- report 2017, sind in Deutschland gar 80 Prozent aller Arbeit- nehmerInnen von Schlafstörungen betroffen. Kein Wunder daher, dass sich auf immer mehr Smartphones Apps zur Über- prüfung des Schlafs finden und die Wartezeiten in Schlafla- boren immer länger werden. Die Lücke dazwischen füllt das IBH-Projekt „Smart Sleep“, an dem ForscherInnen und PraktikerInnen aus drei Ländern beteiligt waren. „Wir wollen und können zwar das Schlaflabor nicht ersetzen, unsere Lösung hat aber den Anspruch, Proble- me rechtzeitig zu entdecken“, erklärt Prof. Dr. Ralf Seepold von der HTWG Konstanz. Radikal neu war der Ansatz des Pro- jekts in doppelter Hinsicht: Erstens beschränken sich die Mes- sungen des Systems anders als bei herkömmlichen Apps nicht nur auf nächtliche Bewegungen, sondern setzen die in der Nacht gesammelten Daten in Verbindung zu den Tagesaktivi- täten. Die ambitionierte Fragestellung dahinter: „Was muss jeder Mensch individuell tun, um nachts gut zu schlafen?“ Zweitens verlässt man sich bei der Messung der Schlafquali- tät nicht nur auf Bewegungssensoren, sondern geht in die Tiefe – unter das Bett nämlich. Auf dem Lattenrost von 36 Test- personen befestigte man Sensoren und konnte auf diesem Weg Liegeprofile und Atmungsaktivität messen. Bereits in der Rohfassung waren die Ergebnisse des Systems AUSGEWÄHLTE PUBLIKATIONEN DES PROJEKTS «SMART SLEEP»: so überzeugend, dass die Forschung aufmerksam auf die Reimer, U., Emmenegger, S., Maier, E., Ulmer, T. & Vollbrecht, H.-J. (2018). Laying the Foundation for Correlating Daytime Behaviour with Innovation vom Bodensee wurde. So ist eine Kooperation mit Sleep Architecture Using Wearable Sensors. In Röcker, C., O‘Donoghue, J., Ziefle, M., Maciaszek, L. & Molloy, W. (eds): ICT4AWE 2017 dem interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrum an der SMART SLEEP - Revised Selected Best Papers. Springer. Charité Berlin um Prof. Dr. Thomas Penzel entstanden und Reimer, U., Emmenegger, S., Maier, E., Zhang, Z. & Khatami, R. (2018). Recognizing Sleep Stages with Wearable Sensors in Everyday Beteiligte Hochschulen: wurde Ralf Seepold in die AG Telemedizin der Deutschen Ge- Settings. In Proceedings of the 3rd Int. Conference on Information and Communication Technologies for Ageing Well and e-Health FHS St. Gallen, FH Vorarlberg, sellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin berufen. HTWG Konstanz (ICT4AWE) 2017. Was Seepold besonders freut: Die Grundlagenforschung wird Gaiduk, M., Kuhn, I., Seepold, R., Ortega, J. A. & Martinez Madrid, N. (2017). A sensor grid for pressure and movement detection supporting Praxispartner: nun in Kooperation mit der Universität Sevilla von einem Dok- sleep phase analysis. In Lecture Notes in Bioinformatics and Biomedical Engineering (LNBI), Vol. 10209, Subseries of Lecture Notes in Barmelweid, Biovotion AG, myVitali ag toranden fortgeführt. „Ohne das IBH-Projekt wäre dies nicht Computer Science, Springer International Publishing, ISSN 0302-9743. Laufzeit: möglich gewesen“ sagt Seepold. In einigen Jahren könnte das Klein, A., Martinez Madrid, N., Seepold, R. & Gaiduk, M. (2017). Sleep phase identification based on non-invasive recordings. In International 1.9.2014 – 31.12.2017 System dann in der Praxis eingesetzt werden und sowohl in Workshop Analysis of Biometric Parameters to detect relationship between stress and sleep quality (AnBiPa), p. 11 – 13. Kliniken als auch bei PatientInnen mit chronischen Beschwer- den in deren eigenem Bett. www.smart-sleep.net Seepold, R., Klein A., Penzel, T. (2017). Klassifikation von Schlafphasen durch multinomiale logistische Regression aus Nicht-EEG Parametern. In 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) e. V.
14 | TOURISMUS UND MOBILITÄT TOURISMUS UND MOBILITÄT | 15 TOURISMUS UND MOBILITÄT Im Strom der Gäste Ein Prognosetool, das zeigt, Die Bodenseeregion und das Allgäu sind bei Urlaubsgästen beliebter denn je. Dadurch verschärfen der Erstattung der Umsatzsteuer sei sich die ohnehin schon grossen Verkehrsprobleme. Wie kann man diese intelligent und umwelt- Dank. Das LAGO – und die Restaurants wie voll es in der Stadt sein wird: und Kinos in der Umgebung – sind aber schonend steuern? Und wie verändern sich Kommunen durch Phänomene wie Gesundheitstou- rismus und Altersmigration? Drei grenzüberschreitende IBH-Projekte haben sich auf die Suche nach nur einer der Anziehungspunkte in Kon- Das wäre für den Tourismus stanz. Auch bei den Urlaubsgästen ist Antworten gemacht. Konstanz die beliebteste deutsche See- buchstäblich wegweisend. gemeinde: 2016 lag die Zahl der Über- nachtungen bei über 860.000, die Zahl der Tagesgäste im Landkreis erreicht zwölf Millionen pro Jahr. vorbei lenken. Bis zum Herbst 2018 soll eine App programmiert werden, welche Die Konflikte liegen auf der Hand die Ist-Situation in Konstanz darstellt. Die positiven wirtschaftlichen Effekte Eine Prognosefunktion, mit deren Hilfe liegen auf der Hand. Gleiches gilt jedoch man schon vor dem Besuch abschätzen auch für die Interessenskonflikte zwi- kann, wie voll es werden wird, soll bald- schen TouristInnen und Einheimischen. möglichst folgen. Konstanz ist dabei ein besonders drasti- sches Beispiel für die ganze Region: hier Das Projekt ist buchstäblich wegweisend: der Wunsch nach Ruhe und Entspan- Im Tourismus gibt es kein vergleichbares nung, dort der Wunsch nach effizientem Projekt. „Doch dafür sind wir auf die Einkaufen, hier die Sehnsucht nach land- Hilfe Dritter angewiesen“, sagt Seepold. schaftlicher Idylle, dort der Ruf nach Die Signale potenzieller PartnerInnen einem Ausbau der überlasteten Ver- machen Hoffnung: So wären die Stadt- kehrsinfrastruktur, hier die Ansprüche an werke Konstanz womöglich bereit, den bezahlbares Wohnen, dort der Wunsch ForscherInnen Zugang zu Wireless-Punk- nach einem Zweitwohnsitz. ten im Stadtgebiet zu geben. Die hier gespeicherten Daten wären wichtig, um Ralf Seepold, Professor für Informatik an Bewegungsprofile visuell darzustellen. der HTWG Konstanz, kennt die Proble- Auch die Schweizer Bahn hat ihre Ko- matik aus seinen eigenen Erfahrungen. operationsbereitschaft im Hinblick auf Als er auf der Fahrt zur Arbeit an einem die Auswertung von Tickets angedeutet. Zehn Millionen BesucherInnen zieht Plakat mit der Aufschrift „Hier gibt es S das Einkaufszentrum LAGO im Zentrum keine Parkplätze – hier ist ein Wohnge- Fahrräder gegen den Verkehrskollaps? von Konstanz pro Jahr an. eit 2011 befragt das Marktfor- Mit der Lage am Ende der Konstanzer biet“ vorbeifuhr, war dies die Initialzün- Apropos Bahn: Der Verkehr stellt fraglos PREDICTING TOURISM MOVEMENT schungsunternehmen Ecostra die Altstadt unmittelbar am Bodensee haben dung für ein von der IBH gefördertes eine der grössten Nebenerscheinungen MieterInnen deutscher Einkaufszentren die Top-Bewertungen weniger zu tun, Projekt: Predicting Tourism Movements, des Tourismus dar, insbesondere am Beteiligte Hochschulen: HTWG Konstanz, ZHAW nach ihrer Zufriedenheit, und regelmässig wohl aber mit einem anderen Lagevor- abgekürzt PredTour. Der Titel deutet nördlichen Bodenseeufer und in Ober- liegt ein Shopping Center am südlichsten teil: nämlich der Nähe zur Schweiz. an, worum es Seepold und seinen deut- schwaben. Die Schienen-Infrastruktur Praxispartner: Google Schweiz, Holidaycheck (D + CH), Zipfel der Republik dabei auf dem ersten Gut ein Drittel der jährlich etwa zehn schen und schweizerischen Forscher- auf deutscher Seite ist veraltet, die Stras- SAS Schweiz Platz: das LAGO in Konstanz. 2017 war Millionen BesucherInnen des Konstanzer kollegInnen geht. Das Projekt will Besu- sen zu Stosszeiten notorisch verstopft. bereits das vierte Jahr, in dem der Shop- Einkaufszentrums kommen aus dem cherströme erfassen, die dazugehörigen Insbesondere die Bundesstrasse 31 ist Laufzeit: 1.6.2016 – 30.9.2018 ping-Center-Performance-Report das Nachbarland. Für sie ist die badische Daten analysieren, lokale Verhaltensten- zum Synonym für die Verkehrsmisere LAGO als das bei seinen MieterInnen be- liebteste Shopping Center auszeichnete. Universitätsstadt fast ein Schnäppchen- paradies – dem starken Franken und denzen voraussagen – und die verschie- denen Gruppen idealerweise aneinander geworden: Zwischen Meersburg und Lin- dau, reihen sich im Sommer Autos Stoss- www.predtour.net
16 | TOURISMUS UND MOBILITÄT TOURISMUS UND MOBILITÄT | 17 40 Prozent der E-Bike-Stationen rund Sehnsuchtsorte für SeniorInnen um den Bodensee liegen in Fussdistanz zu einer Bahnhaltestelle. Doch noch Und was ist mit den Gästen, die bleiben? «Wir müssen wird dieses Potenzial nur unzureichend Schon traditionell und seit einigen Jah- genutzt. ren noch verstärkt, sind die Landstriche in Zukunft zwischen Schwarzwald und Vorarlberg ein Sehnsuchtsort für SeniorInnen. Und erhebliche immer mehr von denen, die die idylli- schen Orte als Ferien- oder Kurgäste Anstrengungen stange an Stossstange. Findet dann in Ernüchternd waren indes die Resultate kennengelernt haben, kehren im Alter Friedrichshafen, das fast 740.000 Über- der Umfragen, die Sabo für ihre Promo- dauerhaft zurück. Dass die Alpenregion unternehmen, nachtungen verzeichnet, eine wichtige tion initiiert hat: Gut zwei Drittel der das Florida Mitteleuropas werden könn- Messe statt, geht oft gar nichts mehr. 900 befragten Gäste kannten das E-An- te, ist keine Utopie. Wie sich Kommunen um ein Könnte der Megatrend zur Elektromobi- gebot der jeweiligen Kommune nicht. durch Altersmigration und Gesundheits- lität einen Ausweg aufzeigen? Und wie tourismus verändern, haben Prof. Mar- Gleichgewicht der genau könnte ein nachhaltiger Tourismus kus Jüster, seine KollegInnen von der HS zu einer intelligenteren Lenkung von Ver- Kempten sowie ForscherInnen der FH Generationen kehrsströmen beitragen? ForscherInnen Vorarlberg untersucht. Jüsters Fokus lag der Zürcher Hochschule für Angewandte Zwei Drittel dabei auf einem der traditionellen Hot zu gewährleisten» Die Kneipp-Stadt Bad Wörishofen ist als Alters- ruhesitz enorm beliebt. Die Attraktivität bringt Wissenschaften (ZHAW) und der HTWG Spots des Allgäus: der Kneipp-Stadt Bad für die Kommune aber nicht nur Vorteile mit sich. Konstanz haben dazu im Projekt „E-Des- der Feriengäste Wörishofen. Paul Gruschka, tination Bodensee“ Grundlagenforschung Erster Bürgermeister betrieben. So erstellte das schweizeri- kennen Die Kommune steht zwar angesichts von Bad Wörishofen sche Team die erste detaillierte, länder- Einsparungen im Kurwesen unter Kon- übergreifende Karte der E-Mobilität. die Angebote versionsdruck, erlebt zugleich aber einen Eines der Ergebnisse: Vor allem in der massiven Zuzug. Wer sich im eine Auto- Schweiz und im Nordwesten der Boden- für E-Mobilität stunde entfernten München vor Jahrzehn- Einzelhandel –, die Berufsperspektiven seeregion ist die Abdeckung mit E-Autos ten eine kleine Zwei-Zimmer-Wohnung für PhysiotherapeutInnen, FriseurInnen und entsprechenden Ladestationen noch in der Region in Innenstadtlage leisten konnte und und andere Dienstleistungen sind glän- recht dünn. diese heute verkauft, kann sich dank der zend, und vom Verlust von Immobilien- nicht. Immobilienpreise in der bayerischen werten kann keine Rede sein. Im Gegen- „Das heisst aber nicht, dass eine Auf- Landeshauptstadt im Allgäu noch ein teil: „Gerade in Top-Lagen treten wohl- stockung mit Elektroautos zwingend vergleichsweise luxuriöses Domizil leis- habende SeniorInnen von auswärts in nötig wäre“, betont Antonia Sabo, die als ten. Die Bevölkerungsstatistik zeigt, was Konkurrenz zu einheimischen Familien“, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Dies deckt sich mit den Ergebnissen mit der Rede vom „Altenheim Münchens“ erläutert der Forscher. Umso zentraler HTWG Konstanz im Projekt gearbeitet einer Online-Umfrage und Interviews mit gemeint ist: Auf 100 ArbeitnehmerInnen sei die Schaffung von heterogenem, be- hat. Denn bei den Elektrofahrrädern ist den relevanten touristischen Stakehol- kommen in Bad Wörishofen 70 Rentne- zahlbaren Wohnraum. „Wichtig wäre die Abdeckung besser. Insbesondere die dern. Im Grundtenor sind sich die Exper- rInnen, und fast jede / r Dritte der 16.570 auch, die Älteren stärker aktiv einzube- E-DESTINATION BODENSEE Verknüpfung mit dem ÖPNV hat hier Po- tInnen laut Sabo einig: „Die Angebote EinwohnerInnen, die Bad Wörishofen ziehen, in die Verantwortung zu nehmen. tenzial: 40 % der E-Bike-Stationen in der sind mehr oder weniger gut, die Vermark- Ende 2017 verzeichnete, ist älter als 66 Eine Kommune lebt von Interaktion, Beteiligte Hochschulen: Bodenseeregion liegen der Studie zufol- tung mehr oder weniger schlecht.“ Wie Jahre. nicht Separation.“ Bürgermeister Paul ALTERSMIGRATION UND GESUNDHEITS- HTWG Konstanz, ZHAW ge in einer akzeptablen Distanz zu einem ein zeitgemässes Marketing aussehen Gruschka scheint gewillt, die Ergebnisse TOURISMUS ALS TREIBER DES REGIO- Praxispartner: Bahnhaltepunkt. Unter ökologischen, ge- könnte, untersucht sie derzeit in ihrer Der Zuzug der gut betuchten SeniorIn- des IBH-Projekts in der städtischen NALEN STRUKTURWANDELS (AlGeTrei) ubitricity – Gesellschaft für verteilte sundheitlichen und verkehrstechnischen Promotion. Der Ausbau bereits vorhan- nen bringt der Kommune viele Annehm- Agenda zu verankern. „Wir müssen in Energiesysteme mbH Beteiligte Hochschulen: Gesichtspunkten wären E-Bikes aus dener Mobilitätsverbünde sei sicher eine lichkeiten. Die Lebensqualität und Zufrie- Zukunft erhebliche Anstrengungen un- FH Vorarlberg, HS Kempten Laufzeit: Sabos Sicht ohnehin die bessere Wahl. Option, auch auf die in einigen Teilre- denheit sind „exorbitant hoch“, berichtet ternehmen, um ein Gleichgewicht der 1.1.2016 – 31.12.2017 Laufzeit: Dank zumeist überschaubarer Entfernun- gionen eingeführten Gästekarten, mit Jüster, und die typischen Probleme länd- Generationen zu gewährleisten. Unsere 1.1.2016 – 31.12.2017 gen und sanften Hügeln könnten auch denen der öffentliche Nahverkehr kos- licher Gemeinden kennt man hier nur Kurstadt soll auch für junge Familien, www.bodenseehochschule.org die Kommunen im Hinterland noch stär- ker vom Fremdenverkehr profitieren. tenlos genutzt werden kann, liesse sich aufbauen. vom Hörensagen: Die Infrastruktur ist bestens ausgebaut – von Ärzten bis zum Kinder und Jugendliche attraktiv sein.“ www.bodenseehochschule.org
18 | BILDUNG UND KARRIERE BILDUNG UND KARRIERE | 19 BILDUNG UND KARRIERE «Die Haltbarkeit «Der Umgang mit Information von Informationen hat sich grundsätzlich verändert» Was ist eigentlich das Besondere an ist heute und man bekommt auch das Gefühl, Die Transformation in Richtung digitaler Gesellschaft ist in vollem Gange. Gleichzeitig wachsen die der digitalen Informationskompetenz? geringer.» man müsse schneller mit Informationen Ansprüche an lebenslanges Lernen. Das verändert auch Schulen und Hochschulen. Drei IBH- Katarina Stanoevska-Slabeva: Der umgehen. Umgang mit Information hat sich grund- Martina Ott ForscherInnen über überforderte Digital Natives, die politische Dimension sozialer Netzwerke und sätzlich geändert. Früher gab es wenige, Wie kann man die Informationskom- die Vision des nahtlosen Lernens. qualitativ hochwertige und ausgewählte petenz denn konkret verbessern? Quellen. Das ist online nicht mehr so: Stanoevska-Slabeva: Uns schwebt Es gibt sehr viele Quellen, die eine sehr eine Art schulübergreifender Massive unterschiedliche Qualität haben und mit Open Online Course (MOOC) vor, in dem Algorithmen verknüpft sind, die entschei- den SchülerInnen in kurzen Videoclips den, was wir jeweils gemäss unserem gezeigt wird, wie man ohne weitere Hilfs- Profils zu sehen bekommen. Die Frage, mittel Quellen evaluiert, etwa authen- ob etwas korrekt oder falsch ist, stellt tische von nicht-authentischen Inhalten sich jedes Mal anders. trennt – für Wikipedia, Twitter, Facebook, auch für Blogs. Auch das markiert ja Herr Müller Werder, überrascht Sie einen Unterschied zu früheren Zeiten: als Hochschullehrer der Befund der Ein Buch suggerierte zumindest das Ge- mangelnden digitalen Informations- fühl der Abgeschlossenheit, heute weiss kompetenz? man immer schon, dass das, was man Claude Müller Werder: Wir haben sagt, nicht abschliessend ist. Und allein im Rahmen des Studiengangs „Flex“, in schon den jeweils letzten Wissensstand dem Studierende intensiv mit Online- nachzuvollziehen, ist alles andere als Tools arbeiten und nur alle drei Wochen einfach. in die Universität kommen, eine ähnliche Untersuchung gemacht. Die Informati- DIE GESPRÄCHSPARTNER / INNEN Wie bringt man solche Angebote in ons- und Medienkompetenz sollte auch die Schulen? bei Studierenden gefördert werden. Ott: Die Frage lautet vor allem: wo, Mag. Martina Ott, MA Demgegenüber sind die Kompetenzen und auf welcher Ebene. Ideal aus meiner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der zur Verwendung von Instrumenten zur Pädagogischen Hochschule Vorarlberg in Sicht wäre eine Verankerung im Lehr- Kollaboration oder auch zur Kreation Feldkirch. plan, ganz gleich in welchem Fach. Der- aber ausgeprägt. Das kennen die Stu- zeit wird der Umgang mit Informationen Beim Gespräch in der Senatorenlounge der Prof. Dr. Katarina Stanoevska-Slabeva Universität St. Gallen: Moderator Jens Poggenpohl, dierenden aus dem Alltag. Hier sehen ist Geschäftsführende Direktorin des zumindest in Österreich im Unterrichts- Martina Ott, Claude Müller Werder und Katarina Frau Ott, Frau Stanoevska-Slabeva, Sie auch aus verschiedenen Schultypen. wir eher Defizite bei manchen Gruppen MCM-HSG Instituts für Medien- und Kommu- prinzip „Medienerziehung“ behandelt. Stanoevska-Slabeva (von links). haben im Rahmen eines IBH-Projekts Entsprechend unterschiedlich waren die von Dozierenden. nikationsmanagement an der Universität Dadurch fühlt sich häufig niemand wirk- die digitale Informationskompetenz bei Ergebnisse. Eine Gemeinsamkeit gibt Ott: Es liegt nicht an der technischen St. Gallen. lich zuständig. 430 SchülerInnen in den vier Ländern es jedoch: Die SchülerInnen schätzen Kompetenz – nur: Was macht man mit Prof. Dr. Claude Müller Werder Müller Werder: Im „Lehrplan 21“ in der Bodenseeregion untersucht. Was sich besser ein, als sie es tatsächlich seinen Rechercheergebnissen? Neben ist Leiter des Zentrums für Innovative Didak- der Schweiz ist die Medienkompetenz tik (ZID) an der Zürcher Hochschule für Ange- haben Sie dabei herausgefunden? sind, und bei den Jungen ist die Kluft zwi- der Verfügbarkeit und der Menge ist enthalten, und das wird auch stark the- wandte Wissenschaften (ZHAW). Das ZID Martina Ott: Die 15- bis 19-Jährigen, schen eigener Wahrnehmung und realer auch der Faktor „Zeit“ wichtig. Die Halt- leitet zusammen mit dem Institute of Com- matisiert, nicht zuletzt auf Initiative der die wir befragt haben, stammen nicht Kompetenz noch etwas grösser. barkeit von Informationen ist heute we- putational Physics (ICP) der ZHAW das Lab- Eltern. nur aus verschiedenen Ländern, sondern sentlich geringer, alles ist dynamischer, Management Seamless-Learning.
20 | BILDUNG UND KARRIERE BILDUNG UND KARRIERE | 21 «Junge Menschen, die «Im IBH-Lab Seamless Learning zum Teil sollen Lernumgebungen entstehen, Stanoevska-Slabeva: Die Frage ist schon gewählt Stanoevska-Slabeva: Natürlich gibt die sowohl in der Hochschule auch sehr wichtig, gerade weil diese me- es auf Facebook eine starke „Filter Bub- diale Welt sich so schnell wandelt und haben, nutzen ble“, und deshalb muss man ein solches als auch in Unternehmen genutzt es so schwer ist, die jeweils relevanten Medium als LehrerIn auch differenziert Plattformen und Quellen zu reflektieren. kein Medium darstellen. Aber wenn man zum Beispiel werden» Deshalb plädieren wir ja für ein schul- Pro- und Contra-Stimmen zu einem The- übergreifendes Konzept. Lehrende und mehr, in ma sucht, kann man sie hier finden. Die Claude Müller Werder selbst eine Schule könnten das nie allei- ganze Diskussion, die früher am Stamm- ne leisten, das hätte auch keinen Sinn. dem es um tisch stattgefunden hat, läuft heute über Tatsächlich aber entscheidet es sich Facebook und Twitter. Ich möchte diese auch bei uns in der Schweiz noch immer Inhalte geht» Kanäle nicht verherrlichen, aber es ist so. in der jeweiligen Schule, wie konsequent Welche Rolle spielt eigentlich das Plus Herr Müller Werder, das Stichwort das Thema bearbeitet wird. Katarina Stanoevska-Slabeva Zurück zu den Schulen und Hoch- an Motivation durch digitale Medien? „lebenslanges Lernen“ berührt die Ar- schulen: Gibt es Kriterien, durch die Dies wird häufig als Argument zum beit im IBH-Lab Seamless Learning. Die Schulen und Hochschulen können sich eine gute digitalisierte Lernum- Beispiel für Gamification-Ansätze ge- Wenn das nahtlose Lernen das Ziel einem aber auch Leid tun. Wie sollen gebung auszeichnet? nannt, bei denen spielerische Elemen- ist, wo sind denn heute die Nähte und sie mit der Entwicklung der digitalen Ott: Grundsätzlich ist zu klären, ob te in Bildungskontexten integriert Bruchstellen in Bildungswegen? Medien auch nur einigermassen es darum geht, etwas über Medien zu werden. Müller Werder: Eine Bruchstelle ist Schritt halten? lernen oder Medien als didaktisches Ins- Müller Werder: Wir haben das für der Übergang zwischen den Schulfor- Müller Werder: Wollen wir in Bildungs- trument zu nutzen. Für den schulischen Lernvideos untersucht, die derzeit das men, aber auch die Übergänge zwischen institutionen denn überhaupt die glei- Bereich ist häufiger Letzteres der Fall. mit Abstand beliebteste digitale Format formellem und informellem Lernen müs- chen Tools wie im Privatleben nutzen? Wenn ein Lehrer oder eine Lehrerin eher sind. Über die Zeit von drei Semestern sen in den Blick genommen werden. Da Studierende schätzen eher die Trennung auf den klassischen Frontalunterricht hat deren Akzeptanz sogar noch zuge- müssen beide aufeinander zugehen. Ob von privatem Raum und Bildungsraum. setzt, braucht es nicht mehr als die Po- nommen. Der Reiz des Neuen spielt und wie Hochschulen informelle Kompe- Unser Ansatz ist es daher, eigene Lehr- werpoint-Präsentation oder den Film. hier also nicht die Hauptrolle. Wichtiger tenzen anerkennen, ist dabei eine der räume zu nutzen. Anders sieht es aus, wenn ich den Weg scheint, dass solche Formate gerade offenen Fragen. Stanoevska-Slabeva: Es geht aber des individualisierten, personalisierten komplexe Inhalte oft besser aufbereiten um Informationsräume, nicht Lehrräume! Lernens gehe. Aus meiner Sicht ist aber als der Präsenzunterricht. Sicher, wir alle lernen hauptsächlich Heute beziehen mehr als die Hälfte der ganz klar: Medien unterstützen, sie soll- Stanoevska-Slabeva: Es geht hier informell. Aber besteht hier nicht die US-Amerikaner ihre Informationen nur ten aber nicht eingesetzt werden, weil auch nicht nur um schulische Aspekte, Gefahr, zu stark auf eine Art Pseudo- über Facebook und Europa holt auf. An- Formate im TV, aber alle haben ein Net- sie en vogue sind – oder gar als Ersatz sondern um das immer wichtigere le- Wissen zu setzen: nur anwendungs- derseits zeigt unsere Umfrage: Bei den flix- oder Spotify-Abo. Wie kommen die für den Lehrer oder die Lehrerin. benslange Lernen. Wenn ich mir etwas orientiert, flach, fragmentarisch? Jugendlichen ist die Entwicklung stark an Informationen? Müller Werder: Das hängt sehr stark wünschen dürfte, wäre es eine zentrale, Wie sollte das Mischungsverhältnis MESSEN UND FÖRDERN DER gegenläufig, und für Schweizer Schü- Müller Werder: Ist Facebook denn von der Schulstufe an. Bei uns in der hochwertige Quelle für Informations- aussehen? INFORMATIONSKOMPETENZ VON DIGITAL lerInnen spielt Facebook schon gar kei- ein Informationsmedium? Und sind die Hochschule werden digitale Onlineum- kompetenz: ein Bürger-Wikipedia. Den- Müller Werder: Das genau wollen NATIVES IN DER BODENSEEREGION ne Rolle mehr. Sie nutzen Snap Chat, Informationen hochstehender als das, gebungen tatsächlich auch als Ersatz ken Sie an den Gesundheitssektor: Jeder wir im Projekt erforschen. Ziel ist es, in WhatsApp und Instagram, also Bild- und was man in „20 Minuten“ lesen kann ... genutzt, im erwähnen „Flex“-Projekt so- informiert sich heute vor dem Arztbe- den Teilprojekten des Labs anhand kon- Beteiligte Hochschulen: PH Vorarlberg, PH Weingarten, Universität Koordinationsmedien. In politischer Hin- gar zur Hälfte. Zu den Erfolgskriterien suche im Netz, und 50- oder 60-Jährige, kreter Themen mit den Praxispartnern Liechtenstein, Universität St. Gallen sicht ist das für mich erschreckend, ... der Schweizer „Pendlerzeitung“, dabei gehört für mich, dass diese Tools die hier neu und unbedarft sind, fallen konkrete Kooperationsformen zu schaf- denn das bedeutet: Junge Menschen, die die Nachrichten in kürzester Form nicht einfach nur Informationen bereit- leicht auf Schleichwerbung, Gerüchte fen. Die Solarenergie zum Beispiel ist Laufzeit: 1.6.2016 – 31.5.2018 zum Teil schon gewählt haben, nutzen präsentiert ... stellen, sondern aktivierende, kreative oder fake news herein. ein sehr dynamisches Feld. Da ist es kein Medium mehr, in dem es um Inhalte geht. Sie gucken auch keine politischen Müller Werder: ... und die auch von jungen Leuten gelesen wird. Lernprozesse in Gang setzen. wichtig, dass die Ingenieursausbildung auf dem aktuellen Stand bleibt, umge- www.bodenseehochschule.org
22 BILDUNG UND KARRIERE | 23 2018 STARTENDE PROJEKTE IM IBH-LAB SEAMLESS LEARNING NEUE PROJEKTE WISSENS- UND AUSBILDUNGSPLATTFORM FÜR GEOMETRISCHE PRODUKT- SPEZIFIKATION UND –VERIFIKATION (WIGEPS) Industriebetriebe im Bodenseeraum sind weltweit mit Partnerunternehmen stark vernetzt. Deshalb sehen sie sich bei der Spezifikation und Verifikation von Bauteilen zunehmend mit internationalen Normen und Richtlinien konfrontiert – eine Heraus- forderung für Betriebe und Bildungsanbieter. Wie kann modernes, motivierendes lebenslanges Lernen für «geometrische Produktspezifikation und -verifikation» er- möglicht werden – von der Berufslehre über die Hochschulen bis zur Weiterbildung der Mitarbeitenden? Das Projekt erstellt dafür ein Ausbildungskonzept. Beteiligte Hochschulen: HTWG Konstanz, NTB Buchs kehrt brauchen die Industriepartner den darum als «Inseln» im Arbeitsalltag ge- Praxispartner: CMTrain e. V., Julius Blum GmbH, VAT Vakuumventile AG theoretischen Background. Es sollen schätzt, um sich der eigenen Weiter- Lehrumgebungen entstehen, die sowohl bildung widmen zu können und in einen in der Hochschule als auch im Unter- Austausch mit FachkollegenInnen zu AGILES PROJEKTMANAGEMENT nehmen genutzt werden. kommen. Wir sehen daher die Weiterbil- Projektmanagement entwickelt sich zur Schlüsselqualifikation – gerade im dienst- dung künftig noch mehr als Kombination leistungsstarken Bodenseeraum. Sozial- und Kommunikationskompetenzen sind Ist die digitale Weiterbildung der Un- von analogen und digitalen Lernformen dabei die entscheidenden Erfolgsfaktoren. Alleine in der Theorie können sie nicht ternehmen eigentlich genauso hete- wie das im Rahmen von Blended Learning erlernt werden. Die Lücke zwischen Theorie und Praxis könnte deshalb kaum grös- rogen wie die Bildungslandschaft in umgesetzt wird. ser sein als hier. Im Forschungsprojekt werden die Kommunikationskulturen länder- den Institutionen? Stanoevska-Slabeva: Die persönli- spezifisch analysiert und in einem globalen Leitfaden für Projektmanagement zu- Müller Werder: Ja, das ist nicht nur che Vernetzung ist etwas ganz anderes sammengefasst. Das didaktische Konzept wird in einem Wahlpflichtmodul im Mas- unternehmens-, sondern auch sehr kon- als die virtuelle Vernetzung. Gerade des- terstudiengang Informatik der HTWG Konstanz erprobt und optimiert. textspezifisch. Auf der einen Seite gibt halb sollte der unmittelbare soziale Kon- Beteiligte Hochschulen: HTWG Konstanz, ZHAW es den Anspruch, viele Angebote zu digi- takt ein wichtiger Teil der digitalen Um- Praxispartner: EUrelations, Fachgruppe «Projektmanagement in der Forschung», talisieren. Im Compliance-Bereich wird gebung sein. Siobra better Software Solutions, Sybit GmbH dies zum Beispiel bereits intensiv um- gesetzt. Andererseits haben wir festge- Vielen Dank für das Gespräch. stellt, dass es für Mitarbeitende im hek- STUFENÜBERGREIFENDES LERNOBJEKT WELLEN tischen Arbeitsalltag häufig schwierig Das eher geringe Interesse an MINT-Fächern steht einem grossen Fachkräftemangel ist, sich im Unternehmen Zeit zu nehmen gegenüber. Tatsache ist: Mathematisch-physikalische Formulierungen tragen kaum für die individuelle Weiterbildung. Phy- zur Attraktivität dieser Fächer bei. Für Lernende haben sie keinen Bezug zum Alltag. sische externe Präsenztreffen werden Das Projekt verbindet die mathematischen Formulierungen deshalb mit alltäglich IBH-LAB SEAMLESS LEARNING beobachtbaren Phänomenen der Wellenausbreitung und ihren technischen Anwen- Beteiligte Hochschulen: dungen. Ziel ist es, ein Paket mit digitalen Tools, Lernmaterialien und Dokumenten FHS St. Gallen, HS Albstadt-Sigmaringen, «GAMIFICATION» ALS DIGITALE LERN- zu erarbeiten. Es soll auf einer Seamless-Learning-Plattform angeboten werden. HTWG Konstanz, NTB Buchs, Universität BEGLEITUNG IN DER HOCHSCHULLEHRE Beteiligte Hochschulen: PH Vorarlberg, ZHAW St. Gallen, ZHAW Praxispartner: Rainbow Photonics, Swissphotonics Laufzeit: Beteiligte Hochschulen: 1.11.2016 – 31.12.2020 PH Weingarten, Universität St. Gallen AUSGEWÄHLTE PUBLIKATIONEN DES PROJEKTS «GAMIFICATION»: Laufzeit: CROWDMANAGEMENT MIT COMPUTERSIMULATIONEN (CMAN) Das IBH-Lab Seamless Learning wird geför- Seufert, S., Meier, C., Soellner, M. & Rietsche, R. (2018). A pedagogical perspective on Big 1.1.2017 – 31.12.2017 dert vom Interreg V-Programm «Alpenrhein Data: A conceptual model for digital learning support. In Technology, Knowledge and Learning Keine Panik! Wie können Menschenmassen – etwa an Grossveranstaltungen – sicher – Bodensee – Hochrhein». (In Print). bewegt werden? Eine bereits bestehende Software kann das simulieren. Ihre mathe- www.bodenseehochschule.org Seufert, S. & Meier, C. (2018). Big Data in Education: Supporting Learners in Their Role as Re- flective Practitioners. In Kinshuk, E. (ed.): Big Data in Education – Handbook, Springer (In Print). matischen Modelle dienen Eventmanagement-Studierenden genauso wie angehenden IngenieurInnen oder SoftwareentwicklerInnen im Grundlagenunterricht. Doch Mathe- www.seamless-learning.eu
Sie können auch lesen