Investiert ganz groß Kleines Land - Das Magazin
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Schutzgebühr: 3,20 Euro Was uns bewegt. Wen wir bewegen. Ausgabe 01 | 2020 Kleines Land investiert ganz groß Luxemburg baut ÖPNV aus und führt Nulltarif ein Seite 6 E-Bus-Konferenz: Experten Mobility inside: Tester nehmen Verkehrswende: Osnabrück setzt erörtern Ausbau von Kapazitäten App in der Praxis unter die Lupe Schritt für Schritt eine Vision um Seite 12 Seite 16 Seite 26
INHALT EDITORIAL 2020: Wendejahr 26 Osnabrück: Neues Liniennetz geht im Februar an den Start. für den Verkehr Vor uns liegt das Jahrzehnt, in dem die Ver- Ein Kraftakt wird auch die Umstellung der kehrswende gelingen muss und der Verkehrs- Busflotten und der Infrastruktur auf Batte- 12 E-Bus-Konferenz: Branche trifft sektor seine Klimaschutzziele erreicht. riefahrzeuge. Aber die Technik entwickelt sich zwei Tage lang in Berlin. Dass dies keine Utopie ist, belegt die Studie sich dynamisch, und das stimmt uns zu- „Deutschland mobil 2030“. Demnach sind versichtlich. Der immer noch zu hohe Preis 30 Prozent mehr ÖPNV und ein Viertel mehr für die Fahrzeuge lässt uns aber trotz allem Schienengüterverkehr machbar. Die notwen- nachdenklich werden. Hohe Erwartungen digen Gesetze und Finanzierungen hat der knüpfen wir an die Digitalisierung. Sie wird Bund auf den Weg gebracht. Beispielsweise die Schieneninfrastruktur leistungsfähiger werden die GVFG-Mittel schrittweise auf und effizienter machen. Zudem werden zwei Milliarden Euro im Jahr 2025 aufgestockt vernetzte digitale Angebote unseren Fahr- und auch für den Ausbau und die Grund- gästen den Zugang zu Bussen und Bahnen erneuerung der städtischen Schienen aus- weiter erleichtern. 6 Luxemburg: Kleines Land investiert geweitet. im großen Stil in den ÖPNV. Schon sehr bald wird sich entscheiden, ob 16 „Mobility inside“: Die Vielfalt der Schon in diesem Jahr müssen die entspre- wir auf dem anstrengenden Weg zu weniger Verkehrsangebote in einer App chenden Investitionsprogramme in die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich mit Infrastruktur von Bussen und Bahnen anlau- mehr ÖPNV und mehr Schienengüterverkehr fen. Nun kommt es darauf an, schnellstmöglich ein gutes Stück vorankommen – und ob das zu planen und zu bauen. Am Geld wird es im Jahr 2020 später im Rückblick als wichtiger Grunde nicht mehr scheitern. Allerdings sehen Wendepunkt gelten wird. wir mit Sorge auf die immer noch nicht einge- leitete Beschleunigung der Planungsverfahren und praxisorientierte Anpassung der Standar- disierten Bewertung sowie auf den Mangel an Fachkräften bei Unternehmen und Genehmi- gungsbehörden. Dies könnte mehr und mehr Beste Grüße 24 Großraum Nürnberg: Auf dem zum Flaschenhals der Verkehrswende werden. Ihr Ingo Wortmann Weg zur Mobilität der Zukunft 3 E ditorial Seite 9: 16 Aktuell 22 Aus dem Verband 30 Zu guter Letzt 2020: Wendejahr für den Verkehr Interview mit Marc Hoffmann, „Mobility inside“: App im E-Learning: Netzwerk sammelt Schwebebahn bringt Wuppertal Direktor Personenverkehr der CFL Praxis-Check Erfahrungen. in die Reise-Top-20 von CNN. 4 V DV im Bild Seite 19: Megahub Lehrte: Umschlaganlage 12 Hintergrund Interview mit Prof. Knut Ringat 24 Aus dem Verband hat den Testbetrieb aufgenommen. EU macht Druck für E-Busse über die gemeinsame App Großraum Nürnberg: Weichen stellen für die Wende 6 T itelstory 14 Aus dem Verband 20 Aus dem Verband Luxemburg: Dem Angebotsausbau VDV-Steuerexpertin Petra Maring: Ausschuss Wettbewerbsbahnen will 26 Unterwegs im Netz VDV Das Magazin auch online unter: folgt ein kostenloser Nahverkehr. „Vom Jobticket profitieren alle.“ nach Außen sichtbarer werden. Mobilitätswende wird Wirklichkeit. www.vdv-dasmagazin.de 2 01 | 2020 01 | 2020 3
VDV IM BILD Anlage für den schnellen Güterumschlag hat den Testbetrieb aufgenommen In Lehrte östlich von Hannover geht bald eine neuartige Schnellumschlag-Anlage in Betrieb. Sie soll mehr Güter von der Straße auf die Schiene holen und damit zu Zuwächsen im Kombinierten Verkehr führen - dem Gütertransport auf verschiedenen Verkehrsträgern. Die Drehscheibe für den Güterverkehr, der sogenannte Megahub Lehrte, ist so gut wie fertig. Im Dezember nahm das Terminal den Test- und Probebetrieb auf. Drei schnelle Portalkräne (Foto) können zukünftig Container zwischen Bahn und Lkw sowie von Güterzug zu Güterzug umschlagen. In der neu- artigen Anlage werden keine Waggons zu neuen Zügen zusammengestellt, sondern lediglich die Ladeeinheiten verteilt. Das beschleunigt den Güterverkehr auf der Schiene und senkt die Lärmbelastung. Für April ist der Start des Probebetriebs mit öffentlichen Verkehren geplant, die Gesamtinbetriebnahme ist ebenfalls für 2020 vorgesehen. Vom Megahub Lehrte soll der Güterverkehr im gesamten nordwestdeutschen Raum profitieren. In die Planung und den Bau des Terminals flossen gut 170 Millionen Euro. Bis zu 75 Arbeitsplätze werden dort entstehen. 4 01 | 2020 01 | 2020 5
TITELSTORY 9 Nahverkehr zum Nulltarif wird in Luxemburg ab 1. März dieses Jahres Realität. Angesichts einer in Europa unübertroffenen Auto-Dichte sucht das Großherzogtum die Verkehrswende. Kostenlos Bus- und Bahnfahren ist dabei ein vom Land PROZENT leicht finanzierbarer Teil-Aspekt in So gering ist in einem milliardenschweren Programm Luxemburg der Anteil der Fahrgeld- für nachhaltige Mobilität. Einnahmen an den Kosten des ÖPNV. D as Verkehrschaos empfängt den Be- sucher gleich vor dem Luxemburger Hauptbahnhof. Ganze Wälle von grün-grauen Absperrgittern, dahinter Baufahrzeuge, Bü- rocontainer, offene Baugruben, jede Menge Arbeiter in knallorangefarbenen Westen. Die Haltestellen des Busbahnhofs vor dem ehrwürdig-klassizistischen Empfangsge- bäude mit dem markanten Uhrenturm sind nur noch im Slalom zu erreichen: Elektrische Kleinbusse, Gelenkbusse, Doppelgelenkbusse, straßenbahnähnliche Busbahnen kommen an und fahren ab ohne Ende. Dazwischen im Dauerstau Autos, Autos, Autos. Das ist der vor- läufige Endpunkt der kilometerlangen Baustelle für Luxemburgs künftige Stadtbahn, die den Hauptbahnhof Ende 2020 erreichen soll. Sie zieht sich quer durch die Stadt, vom Place de L’Etoile, auf luxemburgisch „Stäreplaz“, entlang des Altstadthügels, der vor etwas mehr als hundert Jahren noch eine Festung war, hinüber in den Stadtteil Gare (Bahnhof). Luxemburg: Die Stadtbahnlinie T 1 soll so etwas wie die Lebensader des Projektes „MoDu 2.0” wer- Gratis-ÖPNV nach den. Hinter der Abkürzung verbirgt sich „mobilité durable”, französisch für nachhal- tige Mobilität. Eine Linie, die bis 2021 auf zunächst 16 Kilometern die Stadt Luxemburg vom Nordosten bis in den Südwesten queren soll. Seit 2017 ist ein erster Abschnitt vom millionenschwerem Ausbau Stäreplaz zum Kirchberg-Plateau auf der Avenue John F. Kennedy bereits in Betrieb, vom Stadttheater entlang einer spektaku- lären Reihe avantgardistischer Architektur von der Universität und der Philharmonie 6 01 | 2020 01 | 2020 7
TITELSTORY 1 2 3 DREI FRAGEN AN Marc Hoffmann, Direktor Personen verkehr der luxemburgischen Staatsbahn CFL Herr Hoffmann, der Nulltarif im Nahverkehr soll zum Umsteigen in den Öffentlichen Verkehr ani- mieren. Wird die Politik parallel dazu das Autofah- ren etwa durch eine verteuerte Parkraumbewirt- schaftung erschweren, wie das zum Beispiel in Wien Mit hoher Qualität überzeugen 4 für das 365-Euro-Ticket geschehen ist? – das ist die Strategie für Bus 7.000 Passagieren pro Stunde und Richtung ist » Marc Hoffmann: Das ist nicht explizit geplant. und Bahn in Luxemburg. Blick die knapp 100 Millionen Euro teure, großzü- Ziel ist nicht die einfache Verdrängung des Autos, in den Fahrgastraum einer der gig dimensionierte Anlage in edel anmutender sondern ein so attraktives ÖPNV-Angebot, dass die siebenteiligen 45-Meter- Niederflur-Straßenbahnen des Glas- und Edelstahl-Architektur dafür gerüstet. Leute freiwillig umsteigen. Das wird ein langfristi- spanischen Herstellers CAF (1). „Es macht keinen Sinn, irgendwo kostenlosen ger Mentalitätswechsel. Dabei wird das Autofahren „Bergstation“ der Standseil- ÖPNV anzubieten, wo das Angebot schlecht ist. in der City jetzt schon während der Bauzeit und bahn als oberer Bahnhof Die Leute steigen nur dann um, wenn das Ange- auch zukünftig ohnehin mühsamer, weil der Gleis- Pfaffenthal-Kirchberg bot eine gute Qualität hat”, predigt Luxemburgs körper der Tram viel Straßenraum beansprucht. Es unmittelbar an der Straßen- Verkehrsminister François Bausch immer wie- wäre schon viel erreicht, wenn wir den Zuwachs an bahnhaltestelle (2). der in Vorträgen und Interviews. motorisiertem Individualverkehr stoppen. Luxem- Elektronische Fahrplanaus- kunft in Echtzeit (3). Die Tram und die Umsteigeknoten sind Bau- burg ist heute, auch ohne eigene Autoindustrie, ein Die Standseilbahn der CFL steine in einem multimodalen Gesamtkonzept, Autoland. überbrückt 40 Höhenmeter mit dem Luxemburg Autofahrer generell aus zwischen Tram und Schienen- dem motorisierten Individualverkehr holen Für den besseren ÖPNV nimmt Ihr Land viel Geld in nahverkehr und schafft will. Die beschaulich-charmante Hauptstadt die Hand, weit mehr als jedes andere Land in Euro- schnelle Verbindungen für des Großherzogtums mit seinen 600.000 Ein- pa. Was sind die Gründe dafür? Pendler zum Finanzplatz Luxemburg (4). wohnern ist – nicht zuletzt dank des Sitzes » Heute wird so viel gebaut, weil 20 Jahre so gut zahlreicher Großkonzerne und EU-Instituti- wie nichts getan wurde und der zunehmende Auto- onen – ein Brennpunkt von extremen Pend- verkehr die Mobilität immer mehr einschränkt. Die lerströmen. Von 450.000 Arbeitnehmern im Entscheidungsfreude der Politik hat erfreulicher- über Bankenpaläste bis zum Europa-Parlament. Plätzen. „Erst waren viele skeptisch gegenüber Lande sind rund 200.000 „Grenzgänger” aus weise zugenommen, wobei die laufenden Projekte Der Erfolg der Stadtbahn, die von der in öf- dem Tramprojekt, heute will jedes Stadtviertel den Nachbarländern Deutschland, Belgien und gar nicht alle neu sind, sondern nun endlich nach fentlicher Hand befindlichen Aktiengesell- die Straßenbahn haben”, beobachtet auch Marc Frankreich, die jeden Werktagmorgen in die Jahrzehnten der Diskussionen realisiert werden. schaft Luxtram betrieben wird, stellte sich auf Hoffmann, Personenverkehrsvorstand der lux- eher übersichtliche Kapitale und ihr Umland dem ersten Abschnitt schnell ein. Die Zahl der emburgischen Staatsbahn CFL. strömen. Bausch wird nicht müde darauf hinzu- In Deutschland können immer wieder Milliarden- Fahrgäste war schon kurz nach dem Start vier- Umsteigen schnell und bequem – das ist das Ziel. weisen, dass auf diese Weise jeden Tag 250.000 summen für Infrastrukturprojekte nicht abgerufen mal so hoch wie eigentlich erwartet. Statt im Dafür scheut der Bahn-Konzern auch außerge- leere Autositze durch Luxemburg bewegt wer- werden, weil das Planungsrecht kompliziert ist oder ursprünglich geplanten Sechs-Minuten-Takt wöhnliche Lösungen nicht. Ein Ausnahmepro- den. Stau-Chaos und Treibhausgas-Ausstoß – Bürgerproteste alles verzögern. Haben Sie auch verkehren die Bahnen zu den Verkehrsspitzen jekt: Im Stadtteil Kirchberg kreuzen Tram und das sind die Folgen, die MoDu 2.0 beseitigen soll. damit zu kämpfen? alle vier Minuten. Doch die Zugkapazität mit Vollbahn nahezu rechtwinklig, die eine über Mit einer Fülle von Maßnahmen, die zwar auch » Eher weniger. Die Bürgerbeteiligung spielt 430 Passagieren stößt an ihre Grenzen. Anvi- eine hohe Brücke auf dem Hügel, die andere den Individualverkehr besser lenken, vor allem natürlich auch bei uns eine Rolle, doch dieser siert sind bereits ein Drei-Minuten-Takt und im Pfaffenthal. Der Höhenunterschied liegt bei aber den Umweltverbund von Öffentlichem Prozess endet dann, wenn ein Vorhaben im Straßenbahnen mit 600 40 Metern. Eine hypermodern gestaltete – Verkehr und dem Fahrrad fördern sollen. Dazu Parlament beschlossen und damit zum Projekt Plätzen. Neun Umsteige- kostenlose – Standseilbahn mit Kabinen groß zählen der Ausbau elektrischer Ladestationen des öffentlichen Nutzens deklariert wird. Das ist Es macht keinen Sinn, irgendwo punkte sind entlang der T 1 wie Flughafenbusse erspart lästiges Treppen- für Pkw, die Einrichtung von Fahrrad-Miet- politischer Wille: Deshalb gibt es bei uns auch keine kostenlosen ÖPNV anzubieten, geplant, mit auf die Tram steigen und verkürzt die Wege zwischen den stationen, eine optimierte Mitfahrerzentrale, komplexen, zeitaufwendigen betriebswirtschaft- wo das Angebot schlecht ist. abgestimmten Bus-Linien, Höhen und Bahnsteigen zu einem Ein-Mi- die Neugestaltung des Bus-Liniennetzes und lichen Nutzwert-Berechnungen im Projektvorfeld zum Nah- und Regional- nuten-Trip. Zweigleisig, mit vier Fahrzeugen. die Umstellung auf Elektrobusse. Basis wird wie in Deutschland. Bei uns zählt der volkswirt- François Bausch, verkehr auf der Schiene „Wir brauchen zwei parallele Bahnen, damit eine App sein, die für jede Strecke das kom- schaftliche Gewinn. Verkehrsminister von Luxemburg sowie zur wachsenden es im Berufsverkehr keine Wartezeiten gibt”, plette Angebot der Verkehrsmittel sinnvoll zu- Zahl an Park-and-ride- erläutert Hoffmann. Mit einer Kapazität von sammentragen kann, natürlich in Echtzeit, 8 01 | 2020 01 | 2020 9
TITELSTORY AKTUELL Eine Stadt im Umbruch: Auf mehreren Kilometern windet sich die F.A.Z.-Mobilitätsgipfel geht in die zweite Runde Baustelle für die Verlängerung der Tram zum Hauptbahnhof mit dem markanten Uhrenturm (rechtes Bild). Die Hauptstadt des Großherzog- Welche Lösungen eignen sich für eine umweltgerechte und effiziente tums ist malerisch gelegen (Foto unten) und zieht Pendlerströme an. Mobilität bei weniger Verkehr in den Städten? Politik, Kommunen, Mit einer Fülle von Maßnahmen werden der Umweltverbund aus- Verkehrsunternehmen und neue Mobilitätsanbieter arbeiten an gebaut, Buslinien umgestaltet und auf E-Busse umgestellt (Foto u. r.). Konzepten, um den urbanen Verkehr effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Um aktuelle Herausforderungen und mögliche Ansätze dreht sich die F.A.Z.-Konferenz „Mobilität in Deutschland“ am 18. Februar 2020 in Berlin. Wie muss die Mobilität in Städten und Ballungsräumen gestaltet werden, damit die Klimaschutzziele er- reicht werden und die Lebensqualität verbessert wird? Und welchen Beitrag kann der Öffentliche Verkehr leisten? Wie müssen die Städte umgebaut werden, damit auch der Individualverkehr effizienter und umweltfreundlicher werden kann? Antworten geben Vertreter und Vertreterinnen aus Politik, den kommunalen Spitzenverbänden, der Bauindustrie sowie der Mobilitätsbranche. Die politische Seite wird vertreten durch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, dem Verkehrsausschuss-Vorsitzenden Cem Özdemir und Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung in Mecklenburg-Vorpommern. Gastgeber sind die Frankfurter Allge- meine Zeitung, der ADAC, der Hauptverband der Deutschen Bauindu- strie und der VDV im Rahmen der Initiative „Deutschland mobil 2030“. www.faz.net/asv/deutschland-mobil-2030 ANZEIGE mit dem ökologischen Fußabdruck und den Kosten, und für Fußgänger auf einer Hängebrücke unter den EINSTEIGEN ZUM die es dann aber nur noch außerhalb des ÖPNV gibt. Massiv investiert Luxemburg in den Schienenver- kehr. Der aktuelle Mehrjahresplan sieht bis 2027 Fahrbahnen und Schienen, mit atemberaubenden Ausblicken durch die Sandsteinbögen hinab in die Tiefe des Tales. LOSSURFEN! knapp vier Milliarden Euro an Investitionen für die In dem Gesamtvorhaben der nachhaltigen Mobilität Bahn vor, für Infrastruktur und neue Züge. CFL- ist der kostenlose Nahverkehr für Minister Bausch Begeistern Sie Ihre Fahrgäste mit WLAN zum Arbeiten, Chatten Eisenbahner Hoffmann rechnet gerne vor, dass nicht mehr als „ein Sahnehäubchen auf dem Ku- und Posten – mit den mobilen HotSpots der Telekom. Gleichzeitig derzeit für jeden Einwohner Luxemburgs pro Jahr chen einer umfassenden Verkehrsstrategie”. Ein profitiert Ihre Flotte von neuen Möglichkeiten, wie z. B. Positions- 600 Euro in den Bahn-Ausbau gesteckt werden, hoher Kostendeckungsgrad durch Ticketverkauf ist bestimmung in Echtzeit. Digitalisierung. Einfach. Machen. nicht ganz das Doppelte des Eisenbahn-Musterlandes bei den Verkehrsunternehmen in Luxemburg nicht Schweiz und fast zehn mal so viel wie in Deutschland. das Thema: Die Fahrgeldeinnahmen machen laut Zu den anspruchsvollen Aufgaben zählt genauso der Ausbau eines 600 Kilometer langen Radwegenetzes. Bausch mit 41 Millionen Euro lediglich neun Prozent der Ausgaben von gut 490 Millionen Euro für den S M L Auch hier leistet sich Luxemburg zuweilen unge- ohnehin schon preiswerten öffentlichen Nahver- wöhnlich pragmatische Lösungen. Zum Beispiel am kehr mit großzügigen Sozialtarifen aus. Die künftigen SMALL MEDIUM LARGE Pont Adolphe: Die gut 150 Meter lange Sandstein- Mehrausgaben ab März seien ein eher bescheidener M2M-SIM-Karten für M2M-SIM-Karten für M2M-SIM-Karten für brücke über das Tal des Flüsschens Petruss verbindet Betrag angesichts der hohen Gesamtinvestitionen für Internet-Zugang Internet-Zugang plus Internet-Zugang plus HotSpot Suite HotSpot Suite Altstadt und Bahnhofsviertel. Bei der letzten Sanie- den Verkehr, sagt Marc Hoffmann von der CFL. (inkl. Management) (inkl. Management), rung wurden bereits die Straßenbahn-Gleise für den Vom „Gratistransport”, wie der Nulltarif in Luxem- Router, Einrichtung Streckenabschnitt zum Hauptbahnhof verlegt. Das burg heißt, werden auch alle ausländischen Pendler und Betrieb historische Bauwerk, das zu den Sehenswürdigkeiten profitieren. Ihre Abo- oder Jahreskarten gibt es für der Stadt zählt, wurde für die Mobilität der Zukunft den CFL-Abschnitt künftig umsonst. Ganz normal Mehr Informationen gibt Ihnen gerne: um einen außergewöhnlichen Radweg ergänzt – ein weiter zahlen muss dagegen die Kundschaft der Boris Zachariae – Telekom Account Manager R dreispuriger Tunnel für Räder in beiden Richtungen ersten Klasse. Tel. 0170 911 80 51 WLAN FÜ D E-Mail: boris.zachariae@telekom.de BUSSE UN BAHNEN 10 01 | 2020
Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) | Christoph Seelbach Fotografie HINTERGRUND In Deutschland kommen immer mehr und für einen Umbau der Betriebshöfe und Werk- CO2 pro Kilometer ausstoßen. Das können bislang nur E-Busse auf die Straßen. Welche Anfor- stätten. „Um die Flotten bei den Verkehrsunterneh- Busse mit Batterie-Elektrik oder Brennstoffzellen- men vor Ort auf emissionsfreie Busse umzurüsten, antrieb – und Oberleitungsbusse, die in Deutschland derungen damit verbunden sind, ist unter brauchen wir für einen bestimmten Zeitraum eine nur in Solingen, Eberswalde und Esslingen fahren. anderem Thema der VDV-Elektrobus- entschlossene und sich ergänzende Förderkulisse“, Für das Jahr 2026 zieht die Richtlinie die Schraube Konferenz am 4. und 5. Februar in Berlin. verdeutlicht Martin Schmitz. Unterdessen liefern die noch einmal an. Dann steigt Auf der angeschlossenen Fachmesse Hersteller erste serienreife E-Busse aus beziehungs- die Quote auf 65 Prozent: weise wollen damit in naher Zukunft beginnen. „Wir Zwei von drei neu bestellten Um die Flotten auf emissions- ElekBu werden Fahrzeug-Premieren sehen positivere Signale als noch vor einem Jahr und Fahrzeugen müssen sauber freie Busse umzurüsten, namhafter Hersteller erwartet. Unter- schauen gespannt auf die E-Bus-Messe im Februar“, und die Hälfte davon emis- brauchen wir für einen dessen macht die Klimaschutzpolitik sagt Martin Schmitz. Zehn Prozent mehr Aussteller sionsfrei sein. bestimmten Zeitraum eine der EU dem ÖPNV Druck. Ab 2021 sollen als im vergangenen Jahr werden erwartet. In der ÖPNV-Landschaft entschlossene und sich hofft man, dass das deut- ergänzende Förderkulisse. verstärkt elektrisch betriebene Busse EU-Richtlinie schreibt Quoten vor sche Gesetz Spielraum für beschafft werden. Aus Sicht der Branche Dass der Bedarf steigen wird und die Produktions- eine „nationale Quote” lässt. Martin Schmitz, sind bei der Umsetzung der EU-Richtlinie kapazität aufgestockt werden muss, liegt nicht nur Soll heißen: Da es bereits VDV-Geschäftsführer Technik etliche Fragen offen. am politischen Druck aus Brüssel. Die EU schreibt große Unternehmen gibt, die in ihrer Clean Vehicles Directive (CVD) verbind- vollständig auf Elektromobilität umsteigen, müsste liche Beschaffungsquoten für saubere Busse bei nicht jeder andere Betrieb anteilig so rasch saubere D ie Kapazitäten von Bussen und Bahnen müssen ausgebaut werden. Nicht zuletzt geht es um die Einhaltung internationaler Verpflichtungen, öffentlichen Aufträgen vor. Ab August 2021 dürfen Verkehrsbetriebe und Kommunen nur noch in be- schränktem Umfang Dieselbusse bestellen, auch nicht und emissionsfreie Busse kaufen, um die CVD-Quote bundesweit zu erreichen, fasst VDV-Vizepräsi- dent Werner Overkamp die Branchenforderungen CO2-Emissionen zu reduzieren. Busangebote lassen die umweltfreundlichen Fahrzeuge mit Antrieben der zusammen: „Die Großen treten bei ausreichender sich vergleichsweise schnell erweitern. Dabei bieten Euro-6-Norm. 45 Prozent der Beschaffungen sollen Förderung in Vorleistung und werden die Forde- E-Busse die Chance, den ÖPNV sichtbarer als um- zwingend „saubere Fahrzeuge” mit emissionsarmen rungen erfüllen, so dass die Kleinen die technologi- weltfreundlich und emissionsfrei zu positionieren. Antrieben sein – keinesfalls mit Motoren, die fossile sche Weiterentwicklung und den Fortschritt bei der Ende November 2019 waren bundesweit 315 Fahr- Brennstoffe benötigen. „Sauber” sind nach EU-Ein- Standardisierung abwarten können.“ Während die zeuge im Einsatz, 750 weitere bereits bestellt. Die schätzung Elektro-, Wasserstoff- und Erdgasbusse, Beschaffungsquoten präzise formuliert sind, sind Batterietechnik entwickelt sich dynamisch: In Städ- aber auch Fahrzeuge, die mit Biokraftstoffen, syn- die Ideen zur Finanzierung des Mehraufwandes für ten können E-Busse mit Reichweiten von 150 bis thetischen Kraftstoffen oder Flüssiggas fahren, so- den elektrischen Busbetrieb auf EU- und nationaler 250 Kilometern bereits auf rund einem Drittel der fern diese nicht mit fossilen Energieträgern gemischt Ebene eher vage beschrieben. „Da ist“, so VDV-Vize Umläufe eingesetzt werden. Die nächste Genera- werden. Für die Verkehrsunternehmen problema- präsident Overkamp, „noch viel Diskussionsbedarf“. tion von Batterien dürfte aufgrund ihrer höheren tisch sind die Kosten für die Umstellung und für den Energiedichte Reichweiten von 300 Kilometern Betrieb, die die Umsetzung der Richtlinie mit sich ermöglichen – was den Aktionsradius auf mehr als bringt. Laut CVD soll die Hälfte der ohnehin schon Weitere Informationen: www.ebuskonferenz.de zwei Drittel der innerstädtischen Umläufe erweitert. sauberen Busse noch sauberer – nämlich vollkommen emissionsfrei – sein, das heißt weniger als ein Gramm Umfangreiche Förderung ist vonnöten „Die gute Finanzlage der Bundesländer und die weitere Aufstockung der Regionalisierungsmittel ANZEIGE sollten auch den Bussystemen zugutekommen“, erläutert Martin Schmitz, Technikgeschäftsfüh- rer beim VDV. In den Förderungen der Länder zu EU berücksichtigen wären die Beschaffung von neuen Fahrzeugen, die Erweiterung von Angeboten sowie Konzepte von Schnellbussen und Bus Rapid Transit macht Druck (BRT, siehe auch „VDV Das Magazin“ 6/2019). Da ein E-Bus im Extremfall mehr als doppelt so teuer sein kann wie ein vergleichbarer Diesel, werden vor allem die vielen zusätzlichen Bestellungen in für E-Busse naher Zukunft nur möglich sein, wenn umfang- reiche Förderprogramme des Bundes und ver- stärkt auch der Länder zur Verfügung stehen. Sie können die deutlich höheren Anschaffungs- und Betriebskosten der E-Busse wenigstens teilweise kompensieren: Zusätzlich entstehen Kosten zum Aufbau der Ladeinfrastruktur, zum Netzanschluss 12 01 | 2020 01 | 2020 13
AUS DEM VERBAND Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben nun deutlich geringere Kosten für ihr Jobticket und gewinnen an Flexibilität. zu finden ist. Wichtig ist, dass das Jobticket zusätzlich zum Arbeitslohn angeboten werden muss. Hier eröffnen sich Ge- staltungsspielräume bei Gehaltsverhandlungen, Betriebsverein- barungen oder Mitarbeiter-Bindungsprogrammen. Was hat sich darüber hinaus geändert? » Seit dem 1. Januar 2020 gibt es die zusätzliche Möglichkeit der Gehaltsumwandlung zum Erwerb des Jobtickets, ohne Kürzung der Entfernungskostenpauschale. Dadurch kann die Finanzie- rung des Jobtickets aus dem Bruttogehalt erfolgen. Sie ist sozial- versicherungsfrei und damit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer viel günstiger. Wird die Gehaltsumwandlung gewählt, bestehen für den Arbeitgeber zwei Möglichkeiten: Erstens die Pauschal- versteuerung mit 25 Prozent. Hier kann der Arbeitnehmer die Entfernungspauschale in seiner Steuererklärung zusätzlich geltend machen. Zweitens die Pauschalversteuerung mit 15 Pro- zent, die bisher bereits möglich war: Hier wird die Entfernungs- pauschale entsprechend gemindert. Die neue Alternative bietet sich als einfache Gesamtlösung für alle oder größere Gruppen von Arbeitnehmern an, da hier auch Fernpendlern keine finanziel- len Nachteile durch ein zusätzliches Jobticket entstehen. Diese steuerlichen Rahmenbedingungen eröffnen unseren Mitgliedern attraktive, neue Vertriebsmöglichkeiten für das Jobticket. Wer profitiert? Können Sie uns Zahlen nennen? » Alle profitieren. Der Arbeitnehmer hat deutlich geringere Kosten für sein Jobticket und gewinnt Flexibilität, denn er kann dieses ausschließlich oder hin und wieder zusätzlich zum Pkw sowie für private Fahrten nutzen. Dadurch können auch Kundengruppen gewonnen werden, die Bus und Bahn bisher weniger zugewandt sind. Der Arbeitgeber profitiert, da er attrak- tive Zusatzleistungen zum Gehalt anbieten kann – mit hohem Frau Maring, Jobtickets gibt es seit Jahrzehnten, was hat sich Mehrwert und steuerfreier Gewährung. Ist diese Variante zu „Vom Jobticket verändert? teuer, ist die Gehaltsumwandlung eine kostengünstige Alter- » Petra Maring: Wir mussten 2003 die komplette Abschaf- native. Die Verkehrsunternehmen profitieren ebenfalls, weil sie fung der steuerlichen Förderung des Jobtickets hinneh- einen neuen Kundenkreis erschließen können. Und nicht zuletzt men. Als Folge gab es außer guten Vertriebskonditionen gewinnt die Umwelt, wenn Pendlerinnen und Pendler vom Auto profitieren alle“ keine zusätzlichen Kaufanreize für das Jobticket. Steuerver- auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen. günstigungen waren lediglich im Rahmen der allgemeinen In Zahlen heißt das, dass die Ersparnis bei einem alleinstehenden, 44-Euro-Freigrenze möglich. Das war viel zu wenig. kinderlosen Arbeitnehmer mit einem Durchschnittsgehalt von 3.600 Euro und Jobticket-Kosten von monatlich 50 Euro bei fast Das hat sich seit dem 1. Januar 2019 grundlegend verändert … 50 Prozent liegt – einfach durch den Wegfall von Lohnsteuer und » Ja, seitdem kann der Arbeitgeber steuerfreie Zuschüsse zum Sozialversicherung. Erwerb des Jobtickets gewähren oder es direkt als Sachbezug zur Verfügung stellen. Hinzu kommt, dass auch ÖPNV-Privatfahr- Wie läuft die Umsetzung aktuell – hat der Markt schon reagiert? ten bezuschusst werden dürfen und der steuerfreie Erwerb von » Die Umsetzung läuft gut, viele Mitgliedsunternehmen arbeiten Im Steuerrecht war und ist derzeit viel in Bewegung. Auf VDV-Initiative wurden Bahncards leichter möglich ist. Zu den Einzelheiten hat das Bun- derzeit an neuen Vertriebskonzepten – und die Nachfrage steigt. zahlreiche Verbesserungen für die Verkehrsbranche sowie für viele Pendlerinnen und desfinanzministerium Pendler erreicht – zum Beispiel beim Jobticket. Petra Maring (kl. Foto), Bereichsleiterin ein Anwendungsschrei- Viele Mitgliedsunterneh- ben herausgegeben, das Steuern beim VDV, beantwortete dazu Fragen von „VDV Das Magazin“. In loser Folge men arbeiten an neuen Weitere Informationen finden Sie im Mitgliederbereich werden wir an dieser Stelle weitere Themen rund ums Geld und die Finanzen aufgreifen. Vertriebskonzepten – von www.vdv.de unter im Mitgliederbereich unter: und die Nachfrage steigt. „Steuern-Fahrausweise“ www.vdv.de >> Steuern-Fahrausweise Petra Maring, Bereichsleiterin Steuern beim VDV zu Jobtickets 14 01 | 2020 01 | 2020 15
AKTUELL „Mobility inside“: App im Praxis-Check Informieren, buchen, bezahlen – und das über nur eine App für ganz Deutschland. „Mobility inside“ heißt diese digitale Plattform, die es künftig einfacher macht, mit dem ÖPNV, im Fernverkehr oder mit Sharing-Fahrzeugen unterwegs zu sein. Seit dem Herbst läuft in verschiedenen Regionen ein Feldversuch mit 1.900 Nutzern. „VDV Das Magazin“ schaute einem von ihnen über die Schulter. W enn Gergely Pogonyi vor die Tür tritt, breitet sich die Vielfalt des Öffentlichen Verkehrs förmlich vor ihm aus. Tram- und Buslinien sind fast Mobilitätsplattform der Verkehrsbranche an. Au- genblicklich erscheinen auf seinem Display ver- schiedene Optionen und Verkehrsmittel, die ihm unmittelbar erreichbar, nur wenige Gehminuten für seine Reisekette zur Verfügung stehen. Unter entfernt fahren U- und S-Bahnen sowie die Züge jeder Verbindung steht ein Button mit dem Preis des Nah- und Fernverkehrs ab. Gergely Pogonyi für die passende Fahrkarte. „Ich brauche jetzt nur ist Mitarbeiter der Rhein-Main-Verkehrsverbund noch eine App“, sagt Gergely Pogonyi, der vor- Servicegesellschaft (rms), die ihren Sitz direkt ge- her etwa bei Fahrten mit der Bahn oder über genüber dem Frankfurter Hauptbahnhof hat. In dem die Grenze von Verkehrsverbünden hinweg sechsstöckigen Gebäude arbeiten Verkehrs- und mit zwei Apps hantieren musste. „Die App ist Stadtplaner, Ingenieure, IT-Spezialisten und Experten sehr übersichtlich, alles funktioniert schnell weiterer Fachrichtungen an der Zukunft der Mobilität. und unproblematisch“, schildert er seine Und das nicht nur für den Rhein-Main-Verkehrs- bisherigen Erfah- verbund (RMV) als Mutterunternehmen, sondern rungen. Besonders Je mehr Testfälle wir auch für Auftraggeber aus ganz Deutschland. praktisch findet er, generieren, desto besser dass die angebote- können wir die App GESELLSCHAFT Gergely Pogonyi wirkt ebenfalls an dieser Zukunft nen Verbindungen weiterentwickeln. GEHT AN DEN START mit – beruflich und privat. Der 43-Jährige ist einer in einer Karten- von bundesweit 1.900 Kunden, die derzeit für zehn ansicht dargestellt Matthias Rabe, rms-Teamleiter „Mobility inside“ soll die Plattform für Verkehrsverbünde und -unternehmen „Mobility werden. „Das ist Marktforschung, Qualitätsmanage- den gesamten Öffentlichen Verkehr in inside“ eingehend testen. Die App bündelt die Viel- eine große Hilfe – ment und Mobilitätsforschung Deutschland werden. Das Hintergrund- falt des Öffentlichen Verkehrs und bringt sie auf das vor allem, wenn ich system liefert alle Daten für den Ticket- Smartphone. Der rms-Mitarbeiter ist ein „Friendly in einer fremden Stadt unterwegs bin oder inner- kauf an bestehende regionale Apps. Um die User“. Mit kritischem Blick, aber gleichzeitig sehr halb Frankfurts mal zu Fuß gehen möchte.“ Branchenlösung nach dem Test marktreif aufgeschlossen wirkt er an der Weiterentwicklung Eine App bündelt die Vielfalt des Öffentlichen zu machen, haben die zehn Gründungs- der App mit. Wenn er auf seinem Weg zur Arbeit Community-Portal leistet wertvolle Hilfe Verkehrs: Als einer von 1.900 Nutzern testet initiatoren (kl. Foto) im Dezember 2019 oder in seiner Freizeit öffentliche Verkehrsmittel Um die App zu nutzen, mussten sich die Testkunden Gergely Pogonyi „Mobility inside“. eine rechtlich eigenständige Gesellschaft nutzt, tippt er auf seinem Smartphone die digitale lediglich einmal registrieren. Nicht nur die Suche gegründet. 16 01 | 2020 01 | 2020 17
AKTUELL DREI FRAGEN AN Prof. Knut Ringat (Foto) macht sich als RMV-Geschäftsführer und VDV-Vizepräsident für die gemeinsame App der Verkehrsbranche stark. Herr Prof. Ringat, welche Chancen bietet Branche nicht ohne Weiteres finanziert werden können. Die Förderung „Mobility inside“ der Verkehrsbranche, von „Mobility inside“ durch das Bundesministerium für Verkehr und Auf seinem Weg zur Arbeit oder in auch den kleineren Unternehmen? digitale Infrastruktur mit über zehn Millionen Euro ist daher essenziell der Freizeit nutzt Gergely Pogonyi » Prof. Knut Ringat: Als Brancheniniti- für die weitere Entwicklung und beschleunigt die Realisierung der Vision. die App von „Mobility inside“. ative hat „Mobility inside“ im Blick, dass Das ist wichtig, damit wir den Service so schnell wie möglich unseren die Mobilitätsbranche sehr heterogen Fahrgästen anbieten können. ist. Bei „Mobility inside“ begegnen sich nicht nur alle beteiligten Partner nach Fahrplaninformationen und die Buchung eines Tickets auf Augenhöhe, sondern wir haben auch kleinere Unternehmen im Blick, Wie geht es nach der Gründung der Mobility inside GmbH und nach Ende sind als Funktionen in „Mobility inside“ integriert, sondern die über keine eigenen IT-Abteilungen verfügen. Wir unterstützen diese des Testlaufs weiter? ebenfalls die Abrechnung. „Auch das testen wir unter realen Unternehmen, ihre vorhandenen Daten im VDV-Standard aufzuberei- » Auch wenn eine umfassende Auswertung der „Mobility inside“- Bedingungen. Bezahlt wird mit echtem Geld“, verdeutlicht ten, und ermöglichen ihnen so den Zugang zur gemeinsamen Plattform Pilot-App erst nach Ende des laufenden Live-Tests erfolgen wird, können Matthias Rabe. Er ist Teamleiter Marktforschung, Quali- „Mobility inside“. wir festhalten, dass die App stabil läuft, das Handling schon sehr weit- tätsmanagement und Mobilitätsforschung bei rms. Matthias gehend selbsterklärend und positiv bewertet wird und wir somit auf Kurs Rabe behält im Auge, welche Verbesserungsvorschläge die meinungsstarke Community. „Wir wollen möglichst detail- Welche Rolle spielt die Förderung durch den Bund beim Aufbau von sind. Hier und da wird es sicher noch Anpassungen und Verbesserungen etwa 1.900 Testerinnen und Tester machen. Bei der ein- liert erfassen, ob die Nutzer verständlichere oder andere „Mobility inside“? geben. Parallel werden wir weiter neue Partner in das Projekt aufneh- heitlichen Erfassung und Auswertung leistet ein Commu- Lösungen als unsere Entwickler finden“, erläutert » Sowohl die Datenbereitstellung und -vernetzung als auch die Program- men. Mein Ziel ist, dass Fahrgäste ab 2021 schrittweise „Mobility inside“ nity-Portal wertvolle Hilfe. Dort können Nutzer Fehler, die Matthias Rabe. Abgefragt wird unter anderem, wie wich- mierung der Plattform und der App bedeuten Aufwände, die in unserer nutzen können. ihnen auffallen, sowie Bewertungen einzelner Funktionen tig ihnen bestimmte Funktionen sind oder welche anderen oder grafischer Darstellungen eingeben. 250 Kommentare, Mobilitäts-Apps genutzt werden. Auch Gergely Pogonyi Vorschläge und Wünsche wurden allein schon von Tes- hat Verbesserungsvorschläge: Er wünscht sich beispiels- tern aus dem RMV-Gebiet gepostet – eine engagierte und weise mehr Flexibilität beim Ticketkauf. Denn unmittelbar Blick ins Community-Portal: Hier nach der Buchung per Tipp auf den Bezahlbutton werden die Verbesserungsvorschläge „tickt die Uhr“ für die auf 240 Minuten befristete der 1.900 Testerinnen und Tester einheitlich erfasst und ausgewertet. Gültigkeitsdauer eines Einzelfahrscheins. Außerdem gilt das Ticket dann erst ab dem Zeit- punkt der gewählten Verbindung. „Das ist in der Stadt ein Hindernis, wenn man beispielsweise spontan doch schon eine frühere Bahn nehmen will.“ Das sind nur zwei von zahlreichen Bei- spielen, bei denen sich die Entwickler mit der Komplexität unterschiedlicher Tarifsysteme und der Heterogenität der Verkehrsbranche ausein- andersetzen müssen. Um solche Aufgaben zu lösen, bleibt jetzt mehr Zeit. Der ursprünglich auf das Jahresende 2019 befristete Testlauf wurde bis Ende März 2020 verlängert. Matthias ANZEIGE Rabe und seinem Team kommt das sehr gelegen. „Viele Ideen können im Piloten in der Kürze der Zeit noch nicht umgesetzt werden. Aber je mehr Testfälle wir generieren, desto besser können wir die App weiterentwickeln.“ Weitere Informationen dazu: www.mobilityinside.de „Mobility inside“ stellt die angebotenen Verbindungen in einer Kartenansicht dar und bietet eine eigene Schaltfläche für das Ticketing. 18 01 | 2020 01 | 2020 19
AUS DEM VERBAND „Ausbildungskosten regelt, wie die Ausbildungskosten bei einem Wechsel von berechtigte Forderung nach ebenerdigem Einstieg dazu- Mitarbeitern vergütet werden. Das ist schon ein guter erster kommen, zeigt sich, wie weit unsere Branche noch von einer Schritt. Baden-Württemberg wird folgen, und ich kämpfe Standardisierung entfernt ist. Wir brauchen mehr Standar- dafür, dass uns dies bundesweit gelingt. disierung bei Fahrzeugen und Bahnsteighöhen. gegenseitig erstatten“ Welche Maßnahmen haben die Unternehmer ergriffen, um attraktiver zu werden? » Zunächst muss sich jeder selbst als attraktiver Arbeitgeber in Szene setzen. Gleiches muss die Branche insgesamt zeigen, dass sich Eisenbahnen und ÖPNV-Unternehmen keines- Wie ist das Verhältnis zu den anderen Verbänden, die sich den Wettbewerb im Bahnverkehr auf die Fahnen geschrie- ben haben? » Wer die gleichen Ziele verfolgt, ist sich in der Sache wohl- gesonnen. So arbeiten wir in vielen Themen gemeinsam. Als Untereinander stehen sie in Konkurrenz, unter dem Dach des VDV setzen sie sich jedoch für gemeinsame wegs hinter der Industrie verstecken müssen, wenn es um Fach- und Branchenverband wären allerdings weitere Ver- Ziele ein. Die Wettbewerbsbahnen wollen nach außen sichtbarer werden. Jost Knebel (Foto), Vorsitzender interessante, vielfältige und entwicklungsfähige Berufsbil- gleiche unfair, da der VDV seinen Mitgliedern ein sehr viel des Ausschusses der Wettbewerbsbahnen, beantwortete die Fragen von „VDV Das Magazin“. der geht. Ein wichtiger Schritt ist mit der VDV-Arbeitgeber- weiteres Spektrum bieten kann, als kleinere Verbände das initiative in-dir-steckt-zukunft.de getan. Hier dürfen wir können. nicht nachlassen. Wie bewerten Sie die Arbeit der Aufgabenträger und der Herr Knebel, ist der Ausschuss der Wettbewerbsbahnen ein vergeben wurde. Ab dann sind wir idealerweise Kooperati- Was wünschen Sie sich von der Politik? Verkehrsverbünde für den Wettbewerb? neuer Ausschuss im VDV? onspartner, die gemeinsam ihren Beitrag zum Gelingen der » Verlässliche Rahmenbedingungen und Gespür für Mach- » Das ist grundsätzlich eine Erfolgsgeschichte. Wenn wir » Jost Knebel: Wir haben uns im vormaligen „Ausschuss für Verkehrswende leisten. Dafür kämpft der gesamte VDV. bares. Ein aktuelles Beispiel: Es ist gut und richtig, die sehen, wo wir einmal herkamen, mit einem dominanten Un- Wettbewerbsfragen des Eisenbahnpersonenverkehrs“ neu DB Netz finanziell in die Lage zu versetzen, endlich ihre not- ternehmen, und wo wir jetzt stehen, mit vielen Wettbewer- orientiert und positioniert. Bei dieser Gelegenheit haben wir Was sind aktuelle Themen, wofür streiten Sie? Was wird wendigen Baumaßnahmen umzusetzen. Allerdings sind die bern auf dem Markt, das kann sich sehen lassen. Allerdings den Namen angepasst und uns ein neues 2020 wichtig? guten Ansätze eines „kundenfreundlichen Bauens“ bislang begrüßen wir bei Weitem nicht alles uneingeschränkt, so Logo gegeben. Wir wollen damit auch » Der Personalmangel im Fahrdienst ist aktuell ein großes weder in einer adäquaten Mittelausstattung durch den Bund zum Beispiel die unterschiedlichen Trennlinien zwischen sichtbarer werden. Thema. Wir suchen Lokführer, Zugbegleiter und Personal konsequent umgesetzt, wie auch einige Aufgabenträger noch unternehmerischer und staatlicher Verantwortung. Auch für unsere Werkstätten. Wir sind uns einig: Es bringt nichts, immer Pönalen aussprechen, obwohl Verspätungen durch die bedingungslose Überwälzung von Risiken in Form von Was hat sich im Markt verändert? beim Mitbewerber Ausschau zu halten, wir brauchen insge- Baumaßnahmen verursacht werden. Dass DB Netz nicht Pönalen sehen wir sehr kritisch. » Für uns ist wesentlich: Das geschäftli- samt viel mehr Männer und Frauen an und auf den Zügen. weiter aus haushalterischem Zwang zu Lasten der fahren- che Umfeld hat sich teilweise zum Nach- Unsere Branche braucht neue Mitarbeiter. Und wir brauchen den Gesellschaften bauen muss, war ein mühsamer Prozess. Es geht nur um Personenverkehr – was ist mit dem Güter- teil der Unternehmen verändert. Wir Verlässlichkeit in der Ausbildung. Wie beispielsweise im Allerdings werden wir die Folgen in Form von steigenden Eng- verkehr? müssen unser Kerngeschäft unter immer Handwerk erfüllen wir mit der Ausbildung der nächsten Ge- pässen noch die nächsten zehn Jahre spüren. Ob die LuFV III » Das Marktumfeld im Güterverkehr ist ein anderes, da schlechteren Rahmenbedingungen be- neration Eisenbahner eine gesellschaftliche Aufgabe. Auch in der Praxis reicht, wird sich noch beweisen müssen. die Kolleginnen und Kollegen dort unmittelbar im Wett- treiben. Das Schienennetz ist zum Teil daher täte es der Branche gut, wenn wir uns bundesweit auf bewerb stehen, also ohne öffentliche Hand in Form eines Auf- komplett überlastet, und viele Signal- die gegenseitige Erstattung von Ausbildungskosten verstän- Von der Automobilindustrie und in der Luftfahrt kennen wir gabenträgers. Darum kümmern sich im VDV die Gremien des anlagen fallen zu oft aus. Das frustriert digten. Hierfür gibt es erfreulicherweise erste Ansätze. Plattformlösungen, die Einheitlichkeit an der Fahrzeugbasis Güterverkehrs. Was uns eint, unsere Fahrgäste, die überfüllte und un- bieten, aber Spielraum an anderen Stellen. Ein Vorbild? ist die Abhängigkeit von der pünktliche Züge eher als kleineres Übel statt als überzeu- Welche? » Auf jeden Fall. In jedem Bundesland fahren andere Züge, Infrastruktur, daher arbeiten 86,2 MILLIARDEN gende, im Wortsinne geldwerte Leistung wahrnehmen. Es » Wir haben in Nordrhein-Westfalen und in Niedersach- jeder Aufgabenträger gibt ganz spezielle Vorgaben. Das ver- wir in Fragen der Infrastruk- FÜR DIE SCHIENE frustriert uns selbst, da wir unseren eigenen Anforderungen sen schon mit allen Nahverkehrsunternehmen und einigen hindert Synergien, macht Skaleneffekte unmöglich. Wenn tur auch branchenübergrei- nicht gerecht werden können. Und das gerade in einer Zeit, Unternehmen des Güterverkehrs eine Vereinbarung, die dann noch die unterschiedlichen Bahnsteighöhen und die fend zusammen. Mit der dritten Leistungs- und in der der Öffentliche Verkehr – endlich – als Problemlöser Finanzierungsvereinbarung wahrgenommen wird. Zudem werden wir Eisenbahnunter- (LuFV III) zwischen dem Bund und nehmen dann noch mit Pönalen in Millionenhöhe seitens der der Deutschen Bahn AG sollen von Aufgabenträger belegt, obwohl über 90 Prozent aller Verspä- 2020 bis 2029 insgesamt 86,2 Mil- tungen nicht von uns verursacht werden. liarden Euro für die Instandhaltung Ein zusätzlicher Engpass, den vor einigen Jahren noch nie- der Eisenbahninfrastruktur zur mand auf dem Zettel hatte, ist der Personalmangel. Um Lö- Die Wettbewerbs- Verfügung stehen. Davon entfallen sungen zu finden und konsequent umzusetzen, müssen alle Beteiligten die Bereitschaft mitbringen, miteinander zu bahnen 62 Milliarden auf den Bund – eine Steigerung gegenüber der 2019 aus- reden und vor allem selbst Personal auszubilden. gelaufenen LuFV II um 59 Prozent. Die DB soll Eigenmittel von Es klingt eigenartig: Bahnen, die im Wettbewerb stehen, in 24,2 Milliarden Euro beisteuern, einem Ausschuss. 41 Prozent mehr als bislang. » Man muss das Gemeinsame sehen. Uns eint, dass wir einen fairen Wettbewerb anstreben, dass die Ausschreibungs- bedingungen weniger bürokratisch und unternehmerische Innovationen möglich sind, dass die „Produktionskette“ nicht immer weiter ausdifferenziert wird. Also ein gemein- sames Verständnis dafür, wie attraktiver, leistungsfähiger Nahverkehr aussehen muss. Im Wettbewerb stehen die SPNV-Unternehmen ohnehin nur so lange, bis der Auftrag 20 01 | 2020 01 | 2020 21
AUS DEM VERBAND DREI FRAGEN AN „VDV Das Magazin“ sprach mit Stefan Hilger (Foto) von der E-Learning: Netzwerk sammelt Erfahrungen VDV-Akademie. Er koordiniert und leitet das Projekt „eLearningÖV“ und berichtete, Wie kann die Verkehrsbranche digitale Medien stärker in der beruflichen Bildung einsetzen? Dazu worauf es bei sammelt derzeit ein Netzwerk aus fünf Unternehmen Erfahrungen mit E-Learning. Die sollen später Einführung des digitalen Ler- vor allem kleinen und mittleren Verkehrsunternehmen zugutekommen. Koordiniert und moderiert nens ankommt. wird das Förderprojekt von der VDV-Akademie, die damit ihre Kompetenz als Zentrum für digitales Lernen weiter ausbaut. T Herr Hilger, wo liegen die Chancen von E-Learning? ürstörung: Der Fahrschüler mit der Virtual-Reality-Brille der Präsenzzeiten mit digitalen Lerneinheiten und Tests » Stefan Hilger: Wir verstehen E-Learning als muss von seinem Sitz aufstehen. Im virtuellen Raum geht konnten wir den Lerneffekt bei den Teilnehmenden steigern.“ Ergänzung bestehender Bildungsangebote. Es er durch seine Straßenbahn – auf der Suche nach der fehler- Bei den Blended-Learning-Arrangements werden Präsenz- hat viel Potenzial. Beispielswiese können Teile haften Tür. Ein Beispiel für E-Learning, wie es die Üstra in phasen und E-Learning didaktisch sinnvoll kombiniert, des individuellen Lernens ins Digitale verlagert Hannover einsetzt. „Wir haben mit einer 360-Grad-Kamera um die jeweiligen Vorzüge der verschiedenen Lernformen werden und online bestimmte Wissensgrundlagen den Innenraum einer Bahn abfotografiert“, erläutert Ausbil- zu nutzen. Da E-Learning orts- und zeitunabhängig zur vermittelt werden. Zudem steht den Lehrenden dungsleiter Rainer Behrens. Eine zweite Anwendung befindet Verfügung steht, bietet es den Lernenden unter anderem die eine Vielzahl an praktischen Tools und Methoden sich im Aufbau - ein interaktiver Film zur Streckenkunde. Flexibilität, dann zu lernen, wenn sie die Zeit dazu haben. zur Verfügung, die den Unterricht interessan- Die Üstra gehört zu einem Netzwerk von vier Verkehrs- Die digitalen Lerneinheiten können zudem verschiedene ter und abwechslungsreicher machen. Für das unternehmen und der VDV-Akademie, die im Rahmen eines Lernpräferenzen bedienen: visuelle, auditive, haptische und Unternehmen kann E-Learning ein zusätzlicher Förderprogramms Erfahrungen sammeln, wie sich die Mög- abstrakt-verbale Lerntypen. Imagefaktor sein. Eine zeitgemäße Lernkultur lichkeiten des digi- trägt dazu bei, für junge Fachkräfte als Arbeit- talen Lernens in die Verschiedene Bereiche arbeiten zusammen geber attraktiv zu sein. E-LEARNING IN DER Verkehrsbranche in- Die Entscheidung für E-Learning betrifft das ganze Un- VERKEHRSBRANCHE tegrieren lassen. Zu ternehmen. Denn damit ändert sich die Sichtweise auf Vor welchen Herausforderungen steht ein Unter- den Projektpartnern Weiterbildung, Personalentwicklung sowie die Mitarbei- nehmen, das E-Learning einführen möchte? Das Projekt „eLearningÖV – Netzwerk zählen außerdem die terinnen und Mitarbeiter – und schließlich auch die Un- » Der Aufwand, E-Learning einzuführen, ist digitales Lernen in der Verkehrsbranche“ Bogestra, die VAG ternehmenskultur. Deshalb empfiehlt die Projektgruppe, nicht zu unterschätzen. Letztlich ist es ein Ver- ist Teil des Programms „Digitale Medien Nürnberg und die frühzeitig zur Einführung von E-Learning die passenden änderungsprozess, der das ganze Unternehmen in der beruflichen Bildung“ und läuft bis Stadtwerke Osna- Rahmenbedingungen zu schaffen. Wenn das digitale Ler- betrifft. Immerhin geht es darum, eine neue Kultur März 2022. Gefördert wird das Vorhaben brück. Die digitalen nen eingeführt und langfristig zu einem Erfolg werden soll, des Lernens einzuführen. Zum einen benötigen vom Bundesministerium für Bildung und und organisatori- müssen sich zuvor verschiedene Bereiche eines Unterneh- die Akteure dafür die Rückendeckung aus dem Forschung sowie vom Europäischen Sozi- schen Erfahrungen mens dafür abstimmen. IT, Personalabteilung, Betriebsrat Unternehmen, zum anderen werden die entspre- alfonds der Europäischen Union. der Projektgruppe und Geschäftsführung sollten dabei idealerweise an einem chenden Ressourcen benötigt – Zeit, Geld und sollen in Zukunft Strang ziehen. verantwortliches, kompetentes Personal. vor allem kleineren und mittleren Unternehmen zugutekommen, wenn sie E- Ihre Erfahrungen tauschen die Projekt-Teilnehmer und Soll E-Learning Lehrpersonal ersetzen? Learning als Teil ihrer beruflichen Bildung und Personalent- weitere Vertreter von Verkehrsunternehmen im gleichna- » Keineswegs. E-Learning kann Freiräume wicklung nutzen wollen. Die Methoden und Möglichkeiten, migen Netzwerk „eLearningÖV“ regelmäßig aus – entweder schaffen, die Präsenzzeiten von Trainerinnen und E-Learning einzusetzen, sind vielfältig. Die Bandbreite bei den digitalen und analogen Treffen oder bald auf einer Trainern intensiver zu nutzen. Dadurch ändert reicht vom selbstorganisierten Lernen am Arbeitsplatz bis Online-Plattform mit einem digitalen Marktplatz für Lern- sich deren Rolle. Bei den Schulungen vor Ort bleibt hin zu digital aufbereiteten Pflichtschulungen. Es kann aber materialien. Dabei geht es um gemachte Erfahrungen, neue mehr Zeit für Anleitungen. Somit können sich auch klassische Weiterbildungen und Seminare unter- Tools oder die Verabredung von gemeinsamen Projekten. die Trainerinnen und Trainer gründlicher um stützen, bei der Trainer und Lernende vor Ort präsent sind. Michael Weber-Wernz: „Das Netzwerk ist offen. Weitere Einzelne kümmern und thematisch weiter in die „Bei den Lehrgängen der VDV-Akademie setzen wir auf Teilnehmende sind willkommen und können sich an die Tiefe gehen. Blended Learning und nutzen so die Vorteile von E-Lear- Servicestelle des Projekts bei der VDV-Akademie wenden.“ ning“, berichtet Michael Weber-Wernz, Geschäftsführer der VDV-Akademie: „Durch die Vor- und Nachbereitung Für Fragen rund um das Thema E-Learning und in Bezug auf das Netzwerk : kontakt@elearningnetzwerk.de | www.elearningnetzwerk.de 22 01 | 2020 01 | 2020 23
AUS DEM VERBAND Das entscheidende Thema stellbar sei, flächendeckend für jeden Autobesitzer entscheidende Thema wird wird sein, die Planungen am Abend Ladestellen zur Verfügung zu stellen. Die aber sein, die Planungen schnell voranzutreiben. Zahl der Autos im Zeitalter der E-Mobilität müsse um schnell voranzutreiben.” 40 bis 60 Prozent heruntergehen. Ein Auto zu besitzen, Das sei eine „Mammutauf- Joachim Herrmann, müsse unattraktiv werden, ein Auto zu benutzen sei gabe”. Herrmann erinnerte Bayerischer Staatsminister des Inneren, für Sport und Integration etwas anderes. Aber eben nicht immer. an die erste Eisenbahn. Damals im 19. Jahrhundert Maly setzt nicht nur bei der StUB auf die Schiene: seien von der Planung bis zur Inbetriebnahme nur Regionalbahn-Takte verdichten, S-Bahn-Systeme zweieinhalb Jahre vergangen: „Wenn wir das auch weiterentwickeln, Straßenbahn mit elektronischem annähernd hinbekommen, schaffen wir die Mobili- Vorrang bis in die Innenstädte fahren. Was sich nach tätswende.” heute üblicher standardisierter Projekt-Bewertung häufig nicht rechne, müsse mit neuen Indikatoren In vielen Beiträgen wurde im Rathaussaal deutlich, auf den Prüfstand: öffentliche nachhaltige Mobilität dass neben fehlenden Planungskapazitäten und lang- als volkswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wert, wierigen Rechtsverfahren auch das fehlende öffent- zudem als Chance für Stadtentwicklung und Städte- liche Bewusstsein über den tief greifenden Wandel bau. Und: „Auch den Fahrgast vom Einödshof für die einer klimafreundlichen Verkehrswende die Zukunfts- S-Bahn gewinnen”, weil er mit Smart Mobility und gestaltungen bremse. So betonte beispielsweise Josef dem „Anruftaxi 4.0” bis zum Bahnhof kommt. Hasler, Chef der VAG Nürnberg: „Jeder ist für Klima- Weichen stellen schutz und den zügigen Ausbau der Netze, aber wehe 250 Besucher im historischen Rathaussaal es betrifft mich.” Auf dem Weg zur Schaffung lebens- Unter dem Motto „Für eine zukunftsfähige Mobilität in gerechter – und nicht autogerechter – Städte mit einem der Metropolregion Nürnberg” ging es im altehrwür- hohen Marktanteil von Mobilität mit Bussen und für die Wende digen historischen Rathaussaal aus dem 14. Jahrhun- Bahnen werde es ein „langer, langer Weg”. dert mitten in der Nürnberger Altstadt einen Tag lang um Wege und Weichenstellungen zur Verkehrswende. Ulrich Schaller von der IHK Nürnberg forderte, beim Eingeladen hatten die Initiative „Deutschland mobil Schienenausbau auch die ländlichen Räume einzube- 2030”, der VDV und das kommunale Verkehrsunter- ziehen und dazu „die Wirtschaft mitnehmen”. Günter Das Thema Verkehrswende kommt vor Ort an. Nachdem bislang die Finanzierung klima- nehmen VAG Nürnberg. Rund 250 Besucher fanden Steinbauer, Chef des Verkehrsunternehmens Wiener neutraler Mobilität die beherrschende Frage war, geht es in den Regionen und Kommunen mehr den Weg zu Vorträgen und Diskussionsrunden mit Linien, machte deutlich, dass eine Verkehrswende und mehr um konkrete Projekte. Zum Beispiel im Großraum Nürnberg, einer Metropolregion hochkarätigen Experten. Joachim Herrmann, Baye- Jahrzehnte und Milliardeninvestitionen benötigte, mit 3,6 Millionen Einwohnern. rischer Staatsminister des Inneren, für Sport und In- bis sie in nennenswertem Umfang die Menschen zum tegration, bekräftigte das Engagement des Freistaates Umsteigen vom Auto auf Bus, Bahn, Fahrrad und an- I n 15 Jahren ist 200. Geburtstag: Am 9. Dezember 1835 startete die „Ludwigsbahn” mit der Lokomotive namens Adler als erste deutsche Eisenbahn zwischen der Pendler darstellen”, beschreibt der Zweckverband Stadt-Umland-Bahn seinen Beitrag für nachhaltige, klimafreundliche Mobilität. Bis zu 8.000 Tonnen CO2 für den Klimaschutz speziell im Verkehrsbereich. Bay- ern wolle bis 2050 klimaneutral sein und habe bereits hundert Maßnahmen mit erheblichen Investitionen dere Mobilitätsformen bewege. Eine Zahl aus seinem Vortrag stimmte nachdenklich: In Wien haben 96 Pro- zent der Bevölkerung bis zur nächsten Haltestelle nur Nürnberg und Fürth. Auf ihrer Strecke fährt heute und 31 Millionen Pkw-Kilometer könnten nach Be- identifiziert. Für den ÖPNV und den Schienenperso- einen Fußweg von 300 Metern. längst die U-Bahn. Nun steht bei den Franken wieder rechnungen eingespart werden, wenn die neue Bahn nennahverkehr stünden Fördermittel von 1,5 Milliar- eine bahntechnische Innovation im Fahrplan: die Stadt- die Bewohner der Region zum Umsteigen auf die neuen den Euro zur Verfügung. Zugleich würden zusätzliche Die nächste Metropolenkonferenz Umland-Bahn, kurz StUB genannt. Dahinter verbirgt Schienen bringt. Mittel über das ausgeweitete Gemeindeverkehrs- findet am 3.3.2020 in Karlsruhe statt. sich eines der derzeit größten Straßenbahn-Neu- finanzierungsgesetz (GVFG) bereitgestellt. „Damit ist www.deutschland-mobil-2030.de bauvorhaben in der Bundesrepublik mit einer rund E-Autos bringen keine Mobilitätswende ausreichend Fördergeld da”, betonte der Minister. „Das 25 Kilometer langen Linie zwischen Nürnberg, Erlangen Das Projekt ist ein klassisches Leuchtturm-Projekt, und Herzogenaurach. Ein – nach heutigem Stand – aber längst nicht das einzige. Denn Nürnberg und seine 300-Millionen-Projekt, das die drei Städte gemeinsam Nachbarn müssen umdenken, weiß Oberbürgermeister mit Bundesmitteln und Geldern aus dem Freistaat Bayern Dr. Ulrich Maly, der Mitte des vergangenen Jahrzehnts Hochkarätige Expertenrunde (v. l. n. r.): schultern wollen. Der Plan: Im Zehn-Minuten-Takt als Präsident des Deutschen Städtetags bundesweit Josef Hasler (VAG Nürnberg), Oberbür- die Verkehrswende in Fahrt bringen, nach Baubeginn bekannt wurde. „Die Verkehrswende schafft sehr viel germeister Dr. Ulrich Maly, Innenminister Joachim Herrmann, Sabrina Soussan in zwei, drei Jahren möglichst schon 2030, also noch Emotionalität und Irrationalität” – und Handlungsbe- (Siemens Mobility), Dr. Jan Schilling deutlich vor der 200-Jahr-Feier für die Ludwigsbahn. darf: Rund 150.000 Pendler sind morgens in die Stadt (VDV), Klaus-Dieter Josel (Deutsche Bahn), und abends auf dem Rückweg unterwegs. Das allein Diana Windmeißer (Datev), „Ziel ist es, mit der StUB eine leistungsfähige, um- macht rund 270.000 Pkw-Fahrten pro Tag aus, schätzt Tim Dahlmann-Resing (VAG Nürnberg) weltverträgliche, barrierearme und attraktive Alter- der OB und hat eine klare Vorstellung. Wenn sich das und Dr. German Hacker (Erster native insbesondere mit Blick auf den Pkw-Verkehr E-Auto tatsächlich flächendeckend durchsetzt, also Bürgermeister von Herzogenaurach) zu schaffen. Die Stadt-Umland-Bahn soll zukünftig jeder Autofahrer seinen Benziner oder Diesel gegen wichtige Einwohner-, Universitäts-, Schul- und Un- einen Stromer tauscht, hat das – so Maly – „nichts mit ternehmensstandorte erschließen und eine nachhal- Mobilitätswende zu tun, Eins-zu-eins kann keine tige Mobilitätsmöglichkeit vor allem für die große Zahl Lösung sein”. Schon deshalb nicht, weil es kaum vor- 24 01 | 2020 01 | 2020 25
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