Jahre ÖG Jahre gute Schule
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Impressum Herausgeber: 40 Ökumenisches Gymnasium zu Bremen e.V. Jahre ÖG Oberneulander Landstr. 143A 28355 Bremen Telefon: 0421 – 22 31 29 0 Jahre gute Schule Fax: 0421 – 22 31 29 10 E-Mail: office@oegym.de www.oegym.de Das Ökumenische Gymnasium ist eine staatlich anerkannte Ersatzschule in freier Trägerschaft; Gymnasium der Jahrgänge 5 – 12. Vorstand des Trägervereins: Johann G. Smidt, Vorsitzender des Vorstands des Trägervereins (Anschrift wie oben) Registergericht: Eingetragen im Vereinsregister des Amtsgerichts Bremen, Register-Nr.: VR 3544 HB Aufsichtsbehörde: Senator für Bildung und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen, Rembertiring 8 – 12, 28195 Bremen Verantwortlich für den Inhalt: Anke Junge-Ehmke, Schulleiterin (Anschrift wie oben) Fotos: © Ökumenisches Gymnasium zu Bremen e.V., wenn nicht anders benannt. Redaktion: Ökumenisches Gymnasium zu Bremen e.V. Layout: neusta communications GmbH
4 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 5 Seite 06 Vorwort von Johann G. Smidt Seite 46 Seite 08 Soziales Engagement am ÖG Vorwort der Schulleitung Seite 50 Seite 10 Schülerinnen und Schüler verzeichnis „Big Shot“ im Ehrenamt Seite 12 Seite 54 Das Unmögliche wagen oder „Das habe ich aus dem Was nicht passt, wird passend gemacht ÖG mitgenommen …“ Inhalts- Seite 14 Seite 58 Der Name der Schule ist Programm Aufbruch ins 5. Jahrzehnt Seite 15 Seite 60 Schülerinnen und Schüler Sprachen am ÖG mit Handicap am ÖG Seite 62 Seite 18 Mail aus Washington „Ich gehe gerne aufs ÖG, weil ...“ Seite 64 Seite 22 „Das möchte ich noch ergänzen ...“ Sechs Fragen an sieben internationale ÖG-Lehrkräfte Seite 68 Ein Interview mit Frau Schaller Seite 27 Auf das Huhn gekommen Seite 70 Kunst am ÖG: Mit Zeichenstift Seite 28 und Druckerpresse „Meine schönste Erinnerung …“ Seite 72 Seite 32 40 Jahre Chor- und Theater und Darstellendes Spiel am Orchesterarbeit am ÖG Ökumenischen Gymnasium zu Bremen Seite 76 Seite 34 Schülerinnen und Schüler Theater, Technik, Turnhalle über ihre Erfahrungen im Schulchor Seite 36 Seite 78 „Besonders beeindruckt hat mich..“ Der „Halbzeitjahrgang“ Seite 40 Seite 80 Ein Interview mit Herrn Grewe MINT und Naturwissenschaften Seite 43 Seite 82 Mensa und Frümo: Die Mottowoche von A bis Z Gute Küche macht Schule Seite 84 Seite 44 „Zum 40. Geburtstag wünsche ich …“ „Am ÖG hat mir besonders gefallen ...“
6 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 7 Vorwort von Johann G. Smidt Erster Vorsitzender des Trägervereins Liebe Schulgemeinde, das Ökumenische Gymnasium blickt in die- Die Entwicklung der Schule hatte in den fol- Die vergangenen eineinhalb Jahre waren für sem Jahr auf sein 40-jähriges Bestehen zu- genden Jahren einen beeindruckenden Lauf unser Land und für die gesamte Menschheit rück und die Schule hat in den vergangenen genommen und bekanntermaßen erlangte eine Zäsur. Und diese Erfahrung wird unser vier Jahrzehnten eine bewegte und beein- das ÖG ab 1988 auch die staatliche Anerken- gesamtes Handeln nachhaltig ändern. Es druckende Entwicklung durchlebt. nung und konnte fortan das Abitur ohne ex- wird noch eine lange Zeit vergehen, bis unser terne Prüfer selbst abnehmen. Leben zu einer Normalität zurückkehrt, wie Das ÖG wurde in einer Phase bildungspoli- wir sie vor der Pandemie gekannt haben. In tischer Umwälzungen in unserem Bundes- Von der Gründungsphase in den 1980er den vergangenen zwei Jahren hat sich auch land gegründet, in einer Zeit, in welcher der Jahren bis heute hat das ÖG seinen ganz das tradierte Schulbild auf bis dahin unge- Religionsunterricht an öffentlichen Schulen besonderen Charakter bewahrt und viele kannte Art und Weise verändert und die digi- keine Rolle mehr spielte und die politisch ge- unserer Schülerinnen und Schüler, unserer talisierte Schule ist kein Interim, sondern final, führte Debatte über verschiedene Schulfor- Lehrkräfte und am ÖG Beteiligten teilen eine und wird uns erhalten bleiben. men zunehmend polarisierte. Die Pädagogin gemeinsame Werteorientierung. So stehen Erika Opelt-Stoevesandt betrachtete diese seit vierzig Jahren die Zuwendung zu den Doch einen Leitgedanken von Erika Opelt- Entwicklung mit großer Sorge. Bereits 1974 Menschen und insbesondere zu unseren Stoevesandt verlieren wir bei all diesen Ver- hatte sie eine Fassung ihrer „Überlegungen Schülerinnen und Schülern wie auch die änderungen nicht aus den Augen: dass die zur Einrichtung eines ökumenischen Gymna- Ökumene im Mittelpunkt dieser Schule. Die „Ökumene einen Bildungshorizont von integ- siums in freier Trägerschaft und zur Integrati- besonders hohe Identifikation mit der Schule rierender Tiefe schafft, denn Bildung ist mehr on körperbehinderter Schüler“ veröffentlicht. und der Einsatzwille von Lehrkräften und na- als Wissen und Fertigkeiten“. In diesem Sinne Diese Leitgedanken und ihr unermüdlicher türlich der Schülerschaft bilden die Basis für gratuliere ich im Namen des Vorstands und Einsatz führten 1981 endgültig zur Gründung den Leistungserfolg, der diese Schule prägt. des Trägervereins dem Ökumenischen Gym- des Ökumenischen Gymnasiums und so Die Auszeichnungen, welche sowohl unsere nasium zu seinem vierzigjährigen Bestehen. konnte am 17. August 1981 der Schulbetrieb Schülerinnen und Schüler als auch das ÖG in mit zunächst vier Schulkassen in drei Jahr- jüngster Vergangenheit erlangt haben, be- Herzlichst, Ihr gängen aufgenommen werden. stätigen uns auf diesem Weg. Johann G. Smidt Erster Vorsitzender des Trägervereins
8 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 9 Vorwort der Schulleitung Anke Junge-Ehmke & Norbert Grewe Vielleicht wundern Sie sich, hier zwei Personen – zwei Schulleiter – zu Wenn diese Festschrift anhand der Vielfalt der Perspektiven und der sehen. Der Grund ist ein bevorstehender Wechsel, von dem Sie sicher Auswahl der Charaktere zu Diskussionen anregt, so wird sie einmal schon gehört haben. Frau Junge-Ehmke wird nach etwas mehr als mehr dem pädagogischen Anspruch des ÖG gerecht: In der Ausein- zwei Jahren als Schulleiterin das ÖG am 31.10.2021 Richtung Berlin andersetzung mit der Welt und anderen Menschen das selbstständige verlassen und Herr Grewe wird ihr Amt zum 1.11. kommissarisch über- Denken fördern, die eigene unverwechselbare Persönlichkeit entfal- nehmen. So begrüßen wir Sie mit diesem Vorwort gemeinsam am An- ten und im Alltag Verantwortung für sich selbst und für unsere Gesell- fang dieser Festschrift zum 40. Geburtstag des ÖG. schaft übernehmen. Ob die Schulgründerin Frau Opelt-Stoevesandt wohl erahnte, wie vie- Herzlicher Dank gebührt neben den zahlreichen Autorinnen und Au- le Bildungsbiografien sie positiv beeinflussen würde als sie 1981 das toren, vor allem unserem ehemaligen Kollegen Herrn Roth, der für die Ökumenische Gymnasium zu Bremen gründete? Die Pädagogin war Grundidee dieses Buches zeichnet, dessen jahrzehntelange Tätigkeit Visionärin indem sie auf der Grundlage christlicher Werte ein Gymna- an der Schule die Kontakte zu den vielen Ehemaligen erleichterte und sium gründete, das jede Schülerin und jeden Schüler entsprechend der bei der Erarbeitung stets alle Fäden zusammenhielt. Ferner hat ihrer und seiner Begabungen fördern wollte, eine breite akademische Herr Kuzaj, Schülervater, nicht nur etliche Artikel geschrieben, son- Ausbildung auf hohem Niveau garantieren wollte und gleichzeitig den dern auch insgesamt großen Anteil am Gelingen dieser Festschrift, Erwerb sozialer Kompetenzen und die Übernahme von Verantwor- denn ohne seine professionelle redaktionelle Arbeit wäre der Lesege- tung in den Fokus nahm. Sie schuf eine erfolgreiche und einzigarti- nuss nur halb so gut. Ebenso danken wir unserer ehemaligen Kollegin ge Schule, die sowohl im Bundesland Bremen als auch bundesweit Dr. Anke Koehler für das Lektorieren der zahlreichen Texte. ihresgleichen sucht. Allen Lesern wünschen wir viel Vergnügen bei der Lektüre von vier Diese Festschrift hat nicht den Anspruch, die Geschichte des ÖG in Jahrzehnten ÖG! Anke Junge-Ehmke Gänze abzubilden oder die bereits in der Vergangenheit erschienenen Jubiläumsschriften fortzuschreiben. Sie lässt vielmehr durch diver- se persönliche Beiträge unterschiedliche Charaktere aus vier Jahr- zehnten zu Wort kommen, setzt durch verbindende Artikel markante Schlaglichter auf die herausragenden Charakteristika der Schule und bildet positive Resonanzen ebenso selbstverständlich wie Kritik oder alternative Bildungsvorstellungen ab. Norbert Grewe
12 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 13 Das Unmögliche wagen oder Was nicht passt, Man müsse sich erstmal um die Kriegswaisen kümmern, beschloss sie und bewies damit wird passend schon früh die praktische Seite ihrer christ- lichen Überzeugung. Die theoretische Aus- einandersetzung erfolgte im Theologiestu- dium, welches ihre naturwissenschaftlichen Fächer ergänzte. Die Fächerkombination sagt gemacht viel aus über den gedanklich weiten Horizont dieser engagierten Lehrerin, deren eigene Kinderschar durch ihre zweite Ehe mit einem Schlag auf sechs anwuchs. Ihr schulisches Engagement bremste das mitnichten: Sie übernahm die Leitung eines Bremer Gym- Maria Schaller nasiums und aus Unmut über die staatliche Erika Opelt-Stoevesandt, Gründerin des ÖG Bildungspolitik reifte die Idee einer Schule in freier Trägerschaft heran, mit einem päd- agogischen Konzept, das von ihrem christ- lich-humanistischen Menschenbild geprägt war. Was sie besonders interessierte, war das Miteinander der Konfessionen und Religionen – die Ökumene eben, zu deren Verwirklichung Die meisten haben es schon einmal gesehen, zahlreiche Mitwirkende mit ihren Ideen und die Neugründung beitragen sollte. dieses Foto, das in einem zentralen, viel ge- ihrem Tatendrang anzustecken und auch nutzten Raum im Schulgebäude hängt: Eine noch selbst mit anzupacken, Schubkarren Als Schulleiterin war Frau Opelt-Stoevesandt ältere Dame, die ganz zufrieden inmitten des über den Schulhof zu schieben und in aufge- laut Aussagen derer, die sie erlebten, durch- Publikums einer Schulveranstaltung sitzt. lösten Schulen Mobiliar einzusammeln, das aus eigenwillig und wohl auch streng. Ihren Unter dem Foto in kleinen Lettern ihr Name: mittels Holzklötzchen auf die richtige Sitzhö- Überzeugungen blieb sie treu, das merkte je- Erika Opelt-Stoevesandt. Wer war diese Frau, he gebracht wurde? der, der ihr begegnete. In dem Jahr, in dem und warum hängt ihr Bild dort? sie mich einstellte, übergab sie ihr Amt an Früh war ihr in ihrem Leben Härte abverlangt ihre Nachfolgerin Helene Keunecke – da war Ich lernte Frau Opelt-Stoevesandt Ende der worden. Jung verheiratet, hatte sie mit 20 sie schon fast 70! Am schulischen Geschehen 80er Jahre kennen: Um mich einzustellen, Jahren ihren ersten Mann im Krieg verloren, nahm sie weiterhin rege Anteil. Auf dem Foto kam sie kurzerhand zu einer Hospitation noch bevor ihr zweites Kind auf der Welt war. ist sie 93 Jahre alt und kann auf ein großes nach Wilhelmshaven gefahren, wo ich zu der Sein Grab im Osten hat sie erst ein halbes Lebenswerk sowie etliche Ehrungen zurück- Zeit unterrichtete. Eine erstaunliche, aber für Jahrhundert später besuchen können, mit blicken. Sie mag in diesem Moment vielleicht diese Dame durchaus nicht ungewöhnliche der geballten Faust in der Tasche, wie sie ein- daran denken, dass bald ihre Urenkel „ihr“ ÖG Aktion, wie sich noch zeigen wird. Sie hatte, mal sagte. besuchen werden. nachdem sie eigentlich schon im Ruhestand war, das Ökumenische Gymnasium gegrün- Sie studierte in Marburg, was in den Kriegs- Erika Opelt-Stoevesandt war mutig, unbe- det und damit für Wirbel in der Bremer Bil- jahren schwer genug gewesen sein dürf- quem, pragmatisch und willensstark. Und ich dungsbehörde gesorgt. Nur: So einfach, wie te und auf jeden Fall ungewöhnlich für eine glaube, sie fasste ihr Handeln als Dienst am sich das jetzt anhört, war es sicher nicht. alleinerziehende Mutter, auch wenn sie sich Menschen auf... und mit Gottvertrauen. eine Kinderfrau leisten konnte. Von Marburg Woher nahm sie die Kraft, die politischen und aus, so wird es erzählt, fuhr sie einmal mit behördlichen Hindernisse zu überwinden, die dem Fahrrad nach Bremen, um ihrer Familie sich ihr in den Weg stellten, darüber hinaus nach einem Bombenangriff beizustehen.
14 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 15 Der Name der Schule ist Programm – „Ich habe mich gut warum der Religions- aufgehoben gefühlt“ unterricht am ÖG Schülerinnen und Schüler besonders ist mit Handicap am ÖG Susanne Hillmer Stefan Roth „Wie lautet der Name deiner Schule?“ – Diese Lehrkräfte unterschiedlicher Konfession. So Als das Ökumenische Gymnasium gegründet wurde, war es der Grün- Jona: Das ÖG schafft mir eine ideale Lernatmosphäre, die es mir er- Nachfrage wurde im Laufe der vierzig Jah- ist auch das Curriculum von Beginn an öku- derin Erika Opelt-Stoevesandt ein wichtiges Anliegen, die Integration möglicht, meine intellektuellen Stärken und Interessen optimal zu re schon oft gestellt und die Antwort nicht menisch ausgerichtet und mit dem im Lande von Schülerinnen und Schüler mit Handicap neben der Orientierung fördern. immer gleich verstanden. „Aha, du gehst Bremen seit 2014 bestehenden Bildungs- an der Ökumene zum wesentlichen Bestandteil des Schulprofils zu auf das Ökonomische Gymnasium.“ Nein, plan abgestimmt. Nach unserem Verständnis machen. Für sie folgte das eine aus dem anderen, ihre christlich-öku- Roth: Hat deine besondere Situation – dein Handicap – bei der der Name lautet Ökumenisches Gymnasium sollte der Religionsunterricht Wegweisungen menische Grundhaltung beinhaltete die Förderung gerade der Schü- Entscheidung, das ÖG als Schule zu wählen, eine Rolle gespielt? – und diesen Namen hat unsere Schulgrün- anbieten, die jungen Menschen die Möglich- lerinnen und Schüler, deren Ausgangsbedingungen schlechter waren Falls ja, welche? derin bewusst gewählt. Für das Fach Religion keit aufzeigen, ein sinnerfülltes, von Mensch- als die der meisten anderen. hatte dies folgende Konsequenzen: Zum ei- lichkeit geprägtes Leben zu gestalten. Unter Aline: Ich glaube, in erster Linie war der gute Ruf des ÖG und die nen gehörte für sie das Fach selbstverständ- Menschlichkeit verstehen wir dabei die Ent- In all den Jahren seit seiner Gründung war es selbstverständlich, dass Möglichkeit einer guten Schulausbildung ein wichtiger Grund für die lich in den Fächerkanon und zum anderen wicklung von Verstand und Vernunft, ebenso das ÖG Schülerinnen und Schüler mit Handicap aufgenommen hat – Schulwahl. Meine Eltern haben aber auch um die persönliche Atmo- wünschte sie eine Trennung zwischen den aber auch die Entwicklung von Herz und See- oft sogar bevorzugt, wenn es möglich erschien, ihnen den Schulall- sphäre und die soziale Ausrichtung am ÖG gewusst, durch die sich Religionsgemeinschaften damit aufzuheben. le. Wir sind der Ansicht, dass die Erziehung tag so zu gestalten, dass sie erfolgreich lernen konnten. Dabei war die Schule besser auf Kinder mit einem Handicap einstellen konnte. So wurde sehr schnell der Religionsunterricht zur Ökumene im Sinne von religiöser Offen- es nebensächlich, ob der Schulabschluss „Abitur“ realistisch schien, Daher war dies sicher auch ein wichtiger Grund, das ÖG als Schule zu von konfessionsgebunden auf konfessions- heit nur möglich ist auf dem sicheren Boden meist erreichten ihn die Schülerinnen und Schüler, selbst wenn dies wählen. übergreifend umgestellt und der Unterricht einer eigenen Standortbestimmung. anfangs unwahrscheinlich schien. Das ist nicht zuletzt den Anstren- fand im Klassenverband statt. Es war und ist gungen zu verdanken, die die Schule und insbesondere das Kollegium Jona: Ein wichtiger Grund war die Tatsache, dass mir das Arbeiten sehr bereichernd, Schülerinnen und Schüler Das alles setzt voraus, dass der Religions- unternahmen, das Lernen der Betroffenen zu erleichtern. Dies bedarf an digitalen Geräten durch meine motorische Beeinträchtigung sehr aller Konfessionen gemeinsam zu unterrich- unterricht einen lebendigen Prozess darstellt. täglicher und immer wieder neuer Anstrengungen – die Art des Han- wichtig war. Das ÖG war bezüglich digitaler Medien sehr offen dies ten, weil diese authentisch über ihre Religion Dieser Prozess ist nie beendet, sein Verlauf dicaps ist schließlich immer anders. Das wird im Interview von Stefan umzusetzen, im Gegensatz zu anderen Schulen. Auch das hervorra- berichten können. Ebenso werden die Unter- muss stets im Dialog revidiert und aktualisiert Roth mit Aline Asendorf (Abitur 1997) und Jona Bäumer (Jg. 11) deut- gende Oberstufen-Konzept war für mich ein Grund, das ÖG zu wählen. richtenden in ihrer konfessionellen Herkunft werden, denn für die stets neuen Herausfor- lich. durchaus wahrgenommen und teilweise derungen, die diese Welt nicht nur für die jun- Roth: Wie haben sich eure Lehrerinnen und Lehrer auf eure be- auch herausgefordert. Da verbindlich von gen Menschen hervorbringt, taugen keine vor- Roth: Warum gehst bzw. gingst du gerne ins ÖG? sonderen Bedürfnisse eingestellt? Klasse 5 bis 11.2 am Religionsunterricht teil- gefertigten Antworten. Sie müssen stets neu genommen werden muss, erleben die Schü- und für jeden individuell gefunden werden. Aline: Ich habe mich immer gut aufgehoben und wohlgefühlt. Eigent- Aline: Hier kann ich mich sehr gut an eine besondere Stunde mit Frau lerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit lich habe ich mich immer darauf gefreut, meine Freunde zu sehen und Koehler in der 5. Klasse erinnern. Sie hat uns anhand von verschiede- fand, dass wir einen guten Zusammenhalt unter den Schülern hatten. nen Situationen gezeigt, wie es sich eigentlich anfühlt, Hörgeräte zu Mir hat aber auch der Unterricht Spaß gemacht und ich fand die ver- tragen. So hat sie uns z.B. einen Text vorgelesen und zwar einmal ganz schiedenen Fächer und Themen gut gestaltet. Sogar die Lehrer waren normal, einmal mit verdecktem Mund und einmal mit lauter Musik im aus unserer Sicht „ganz in Ordnung“. Aus all diesen Gründen bin ich Hintergrund. Dann haben wir verglichen, wer wieviel gehört hat. So immer gerne in die Schule gegangen und blicke sehr positiv auf diese ist uns klar geworden, dass schwerhörig sein zwar ein unsichtbares Zeit zurück. Handicap, aber doch eine Beeinträchtigung ist und wir aufeinander
16 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 17 Rücksicht nehmen müssen. Auch heute den- bei Profilen* so, dass Fächer gewählt werden ke ich noch oft an diese Stunde zurück, wenn müssen, die aufgrund der Beeinträchtigung ich jemandem erkläre, warum es manchmal schwierig zu meistern sind. etwas Geduld braucht mit mir. *Gemeint sind die Oberstufenprofile, die an Weiterhin haben die Lehrer versucht, für Bremer Schulen obligatorisch sind. Ruhe zu sorgen, was natürlich nicht immer funktioniert hat. Wenn ich etwas nicht ver- Roth: Wovon sollte es am ÖG mehr geben „Das ÖG schafft standen hatte, haben sie das Gesagte oft für für Schülerinnen und Schüler mit Handi- mich wiederholt. Und meistens hatte ich ei- nen „guten“ Platz in der Sitzordnung – ziem- caps? mir eine ideale Lernatmosphäre, lich weit vorne. Aline: Ich habe mich eigentlich gut aufge- hoben gefühlt und nicht wirklich etwas ver- Jona: Es wurden gemeinsam Strategien ent- misst. Vielleicht könnte man die Idee eines die es mir er- wickelt, um meine Schwächen optimal aus- „Rollentausches“ noch weiterverfolgen: wie zugleichen, z. B. durch technische Hilfsmittel. fühlt es sich eigentlich an, ein bestimmtes Handicap zu haben? Die Schüler verbringen möglicht, meine Roth: Wie haben sich eure Mitschüler z.B. mal einen Tag im Rollstuhl, mit schall- auf eure besonderen Bedürfnisse einge- dämpfenden Kopfhörern oder einem ande- stellt? ren Handicap und berichten dann von ihren intellektuellen Erfahrungen. Eine andere Idee könnte sein, Aline: Hier kann ich mich gar nicht so genau betroffene Personen zum Austausch einzu- erinnern. Ich glaube, für uns Kinder war es laden, bei dem alle Fragen gestellt werden einfach normal, dass ich nicht immer so gut oder schnell hören konnte wie die anderen. Alle haben davon gewusst und dann einfach dürfen. Jona: Wenn mehr Inklusionsschüler das ÖG Stärken und Inte- lauter gesprochen oder wiederholt. Aber na- türlich mussten meine Sitznachbarn etwas mithelfen und mir oft noch einmal sagen, was besuchten, wäre es bestimmt hilfreich für alle, ebenso sollte es Sonder- oder Inklu- sionspädagogen geben (neuer Studiengang ressen optimal zu gerade gesagt wurde oder sie haben mich auch mal abschreiben lassen. Uni Bremen), sie sind hilfreich, um die Stärken und Schwächen auszuloten, die aufgrund des Handicaps vorhanden sein könnten und sie fördern.“ Jona: Grundsätzlich versuche ich, dass jede helfen während der gesamten Schulzeit, an Hilfe eines Mitschülers immer eine freiwillige diesen zu arbeiten, etwa in Form einer spezi- ist. Ich denke, jeder Mensch hat Stärken und ellen Förderung, individuell oder in Gruppen. Roth: Was hat euch am ÖG besonders gefallen? Ergänzen möchte ich noch dies: Inklusion kann sehr schön für alle Schwächen, und es sollte unser aller Ziel sein, Außerdem könnten „normale“ Pädagogen mit sein, es schafft bei allen Beteiligten ein langfristiges Verständnis. Es jedem unserer Mitmenschen bei Schwächen Sonder- bzw. Inklusionspädagogen den Un- Aline: Vor allem gefiel mir der starke Zusammenhalt unter den Schü- führt zu einem vorurteilsfreien und positiven Umgang mit Menschen zu helfen und sie nicht zu unüberwindbaren terricht zusammen gestalten, um für alle eine lern. Das ist bestimmt das, woran ich am meisten zurückdenke. Darü- mit Handicap. Es führt dazu, dass ich mich, ohne darüber nachzuden- Hindernissen werden zu lassen. bessere Binnendifferenzierung zu erreichen. ber hinaus die familiäre Atmosphäre an der Schule insgesamt. ken, integrieren kann wie jeder andere! In meinem Fall ist es hauptsächlich die Be- Jona: Mir hat die tolle Kommunikation zwischen allen Beteiligten der Roth: Was sind eure Wünsche für das ÖG zum 40. Geburtstag? reitstellung von Unterrichtsmitschriften, die Schule gefallen, ganz besonders die mit den Lehrkräften, außerdem mir das Nacharbeiten deutlich vereinfachen die Erarbeitung von gemeinsamen Inklusionskonzepten. Aline: Natürlich alles Gute und den Fortbestand und die Kontinuität und es auf Grund meiner Erkrankung schwie- für mindestens die nächsten 40 Jahre. Da wir in unruhigen Zeiten le- rig ist, sie selbst zu erstellen. Roth: Was hast du aus dem ÖG mitgenommen? ben, auch weiterhin die Offenheit, Neues auszuprobieren und den Mut zu Veränderung. Und zum Schluss das Wichtigste: nette Schüler, El- Roth: Gab es etwas am ÖG, dass euren be- Aline: Ganz sicher eine gute Ausbildung und ein gutes „Rüstzeug“ tern und Lehrern, denn sie alle machen das ÖG zu dem, was es heute sonderen Bedürfnissen entgegenkam? in vielen Belangen für das Leben. Lebenslange Freundschaften und ist – eine wirklich besondere Schule, für das Leben! viele, viele Erinnerungen an eine schöne Zeit. Aline: Sicherlich die gute Atmosphäre an der Jona: Von Herzen alles Gute und dass es weiterhin ein toller und freier Schule und deren soziale Ausrichtung, die Jona: Dass ein Hinterfragen von Konzepten und eine kritische Diskus- Ort der Wissensvermittlung bleibt! auch „andere“ Schüler unterstützt. Dann si- sion immer wichtig ist und einen persönlich weiterbringt. Und dass die cherlich auch die kleineren Klassen und die Schule bzw. die Schulgemeinschaft einen sehr schönen Teil im Leben Wir bedanken uns bei Aline und Jona für die schriftliche Beantwor- gute Ausbildung der Lehrer. Dazu kam der einnimmt. tung der Interviewfragen! persönliche Kontakt und die kurzen Kommu- nikationswege zu den Lehrern, die es ermög- Roth: Würdest du anderen Schülerinnen und Schülern in deiner – licht haben, viele Dinge anzusprechen. oder einer ähnlichen – Situation das ÖG empfehlen? Warum (nicht)? Jona: Das Oberstufen-Konzept des ÖG halte Aline: Aber natürlich, ja. Daher freut es mich so sehr, dass dieses Jahr ich für Menschen mit Handicap für einen sehr mein Patenkind als Schülerin in die 5. Klasse eingeschult wird. deutlichen Pluspunkt. Es ermöglicht jedem Schüler, die Kurse möglichst so zu wählen, Jona: Ja, denn es sind sehr, sehr engagierte Lehrkräfte an dieser dass sein Handicap die Leistungsfähigkeit Schule, die alles geben, um jeden Schüler bestmöglich zu integrieren! möglichst wenig beeinflusst. Es ist häufig
18 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 19 Ich ging gerne zum ÖG, weil damit – nicht nur für mich – das „Ich ging Gefühl verbunden war, mit dem ÖG, seinen Schülern, Lehrern und Ich ging gerne zum anderen Mitarbeitern, auf eine gerne besondere Weise verbunden, Teil einer lebendigen Gemeinschaft zu ÖG, weil meine vier Ge- schwister und ich dort das Privileg hatten, von sein, die über die Grenzen einzelner zum ÖG“ ambitionierten, coura- Klassen, Jahrgänge und selbst der gierten, politisch neutral Schülerschaft hinausging. unterrichtenden Lehrern Wir wollten von unseren aktuellen und ehemaligen Schülerinnen und – Oskar Mahler, Abitur 2020 fachlich und menschlich Schüler wissen, warum sie gerne zum ÖG gehen (bzw. gingen), warum hervorragend auf unser aktuelle und ehemalige Lehrerinnen und Lehrer gerne am ÖG arbeiten (bzw. arbeiteten), warum Eltern ihre Kinder gerne zum ÖG schick(t)en (Berufs-) Leben vorberei- oder sich Menschen gerne für das ÖG engagier(t)en. Das ist eine Aus- tet wurden. wahl ihrer Antworten. – Friedrich Tromm, Abitur 1999 Ich engagiere mich gerne für das ÖG, Ich ging gerne zum ÖG, weil ich dort enorm weil es eine großartige Schule mit ein- gefördert und gefordert wurde. Ich wurde in Ich arbeitete zigartigem Engagement des Lehrer- meinem Wissensdrang und Willen, richtig zu kollegiums und der Elternschaft mit lernen und meinen Berufswunsch näher zu gerne am ÖG, weil dem Ziel der Förderung und Bildung der kommen, sehr ernst genommen. Ich hatte es ein „richtiges Schüler ist. äußerst kompetente, zugewandte Lehrerinnen und Lehrer, die an mich geglaubt und mich Gymnasium“ war. – Johann G. Smidt ist aktuell 1. Vorsitzender des Trägervereins aufgebaut haben, wenn ich an mir gezweifelt —K laus Meyer, Lehrer und stellv. Schulleiter habe. Das war das Gute an diesem heteroge- am ÖG 1987 – 2001 nen, starken Kollegium: Es gab die Lehrerin, die „Ich ging gerne zum ÖG, ein Ohr für meine persönlichen Sorgen hatte, weil ich als Persönlichkeit es gab die Lehrenden, die mich fachlich sehr gesehen wurde, der Dinge weit brachten. Es gab Lehrpersonen, die mir zugetraut wurden.“ einen Schutzraum boten und solche, die mich Ich arbeitete gerne am ÖG, weil es sehr — Inid Schiller, Abitur 1989 in ihrer Art des Unterrichtens inspirierten. viele Mitarbeiter, Eltern und Schüler gibt, — Clara Tontsch, Abitur 2014 die respektvoll, kooperativ und im Alltag freundlich miteinander umgehen. – Rainer Steuer, Lehrer am ÖG 1983 – 2012 Ich arbeite gerne am ÖG, weil ich mich hier sehr wohl und gut aufgehoben fühle. Das zeigt sich u. a. darin, dass ich die Schule nach 6 Wochen Sommerferien Ich arbeitete gerne am ÖG, weil es genau meine wirklich vermisse. Schule war und bleiben wird. – Kerstin Gütschow, Lehrerin am ÖG seit 2012 — Wilfried Kurth, Lehrer am ÖG 1988 – 2013 und Schulleiter 2004 – 2009
20 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 21 Ich engagiere mich gerne für das ÖG, weil hier die einzelne Schülerin Ich arbeitete gerne am ÖG, weil mir oder der einzelne Schüler in ihrer das Schulkonzept zusagte und ich oder seiner Leistungsfähigkeit von Ich arbeite gerne am viele n ette Kollegen hatte, die mir zu einer engagierten Lehrerschaft ÖG, weil die Gemeinschaft Freunden wurden. gefördert wird. und die Werte, für die — Anke Koehler, Lehrerin am ÖG 1981 – 2007 — Joachim Döpp, Mitglied des Trägervereins und es steht, sich auch im dessen 1. Vorsitzender 2013 – 2019 Umgang miteinander Ich engagierte mich gerne für das ÖG, wiederfinden. weil es eine ganz besondere Schule ist. — Verena Wolf, Lehrerin am ÖG seit 2007 Mit engagierten Lehrerinnen und Leh- Ich engagiere mich gerne für das ÖG, rern, mit tatkräftigen Schülerinnen und weil ich mich mit der Schulgründerin Schülern und einem außergewöhnlichen Ich arbeitete gerne am persönlich eng verbunden fühlte und Gemeinschaftsgefühl. ÖG, weil grundsätz- vom Schulkonzept überzeugt war. —F ranziska v. Cossel, Abitur 2006 und — Cordula Fitsch-Saucke, Mitglied des lich ein höflicher und aktuell Vorsitzende des Vereins der ExÖGs Trägervereins und dessen 2. Vorsitzende 2003 – 2015 respektvoller Umgang Ich schickte meine Kinder gepflegt wurde. gerne zum ÖG, weil wir uns — Jan-Andrees Dönch, Ich arbeite gerne am ÖG, weil ich hier wünschten, dass unsere Schulleiter am ÖG 2012 – 2019 Kinder eine gute Schulbildung Ich arbeite gerne am ÖG, eine freundliche, zugewandte Lern- und erhalten, bei der sie gefordert weil hier bei genügend Arbeitsatmosphäre vorfinde, in der sich und gefördert werden und Hartnäckigkeit, Koopera- die Menschen mit Respekt begegnen die Entwicklung ihrer Talente tion und Geduld aus pä- Ich arbeitete gerne am ÖG, weil es sehr viele und weil ich fast immer mit einem inne- und Fähigkeiten unterstützt dagogischen Nischen tra- Mitarbeiter, Eltern und Schüler gibt, die res- ren Lächeln über den Schulhof gehe. wird. Darüber hinaus war uns gende Säulen der Schule pektvoll, kooperativ und im Alltag freundlich eine christliche Werteorientie- miteinander umgehen. — Jutta Behling, Lehrerin am ÖG seit 1998 rung im ökumenischen Sinn werden können. wichtig. Dies und die anderen – Herbert Schmitz, Lehrer am ÖG seit 1990 — Rainer Steuer, Lehrer am ÖG 1983 – 2012 Ich arbeite gerne am ÖG, weil Punkte, die in den Bildungs- es eine besonders lebendige zielen des ÖG beschrieben wurden, deckten sich in ho- Ich ging gerne zum ÖG, weil ich dort ins- und vielfältige Schule mit ho- gesamt acht Jahre meines Lebens von hem Leistungsanspruch ist. hem Maße mit unseren Vor- stellungen. mehrheitlich netten, offenen und wert- – Anke Junge-Ehmke, schätzenden Menschen umgeben war. Schulleiterin am ÖG 2019 – 2021 —J ürgen Scholz, Elternbeiratsvorsitzender, 1995 – 1999 und 2001 – 2005 — Julie Direnga, Abitur 2006 Ich schickte mein Kind gerne zum ÖG, weil wir hofften, dass Ich engagiere mich gerne für das ÖG, weil ich einen Beitrag die Lehrer, die Entwicklung der Schüler „im Auge“ haben leisten möchte, dass diese und begleiten wollen und es Angebote wie Werkunterricht, einzigartige Schule in der Bre- Chor, Theater, Mathe- und LRS-Förderunterricht gab. mer Bildungslandschaft weiter Außerdem weil es (damals) das 13-jährige Abitur und Fran- erfolgreich sein kann. zösisch als 1. Fremdsprache anbot. — Eva Schadeck, Schulelternsprecherin seit 2012 — Petra Bamberg, Elternbeiratssprecherin 2005 – 2010
22 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 23 Gelebte Vielfalt: Sechs Fragen an sieben internationale ÖG-Lehrkräfte Eine Kultur der Vielfalt – sie drückt sich unter Paloma de la Vega, Fachlehrerin für Spanisch: einen deutschen Jungen kennengelernt. Ei- anderem in gelebter Internationalität aus. In Madrid in Spanien. nige Jahre später bin ich von einem jungen Bestes Beispiel: die internationalen Lehr- Mann angerufen worden. Dieser unbekannte kräfte im ÖG-Kollegium. Wir haben ihnen ein Kokouvi Sessi Stanislas Amegnran, Fachleh- Mann wollte mich kennenlernen und mit mir paar Fragen zu ihren Biografien und ihren rer für Biologie: Ich bin in Lomé, der Haupt- Kaffee trinken gehen, bevor er nach einem Fächern gestellt. Die Antworten – Sie ahnen stadt von Togo, geboren. Aufenthalt in Sevilla nach Bremen zurück- es – fallen ausgesprochen vielfältig aus. Die kehren musste. Der Unbekannte war mit dem Fragen stellte Thomas Kuzaj. Nicolas Sánchez Guerrero, Fachlehrer für Ma- jungen Mann von Sommercamp befreundet thematik und Physik: Ich wurde in Bogotá, und hatte ihm versprochen, nicht nach Bre- Wo wurden Sie geboren? Kolumbien, geboren. men zurückzukehren, ohne mich vorher ken- nengelernt zu haben... Es ist eine lange Ge- Stephanie Dallas, Fachlehrerin für Englisch: Was hat Sie nach Bremen geführt? schichte. Nach diesem Treffen, nur drei Tage In einem Dörfchen im Süden Englands. später, habe ich in Bremen schon den ersten Stephanie Dallas: Nach neun Jahren in Cam- Deutschkurs meines Lebens besucht. Der Clarissa Ewald, Fachlehrerin für Englisch bridge (England) kam ich nach Norddeutsch- Unbekannte hatte mir vorgeschlagen, an ei- („Good afternoon“): Ich bin in Rio de Janeiro land mit meinem deutschen Mann, der eine nem Hochschulprogramm teilzunehmen. Ich (Brasilien) geboren. Trotz all der Probleme ist Stelle in der Wesermarsch bekam, und unse- hatte damals Geld gespart und war mit dem Rio de Janeiro immer noch bekannt als „Cida- rem Sohn. ersten Studium fertig. Also, ich hatte die Ge- de Maravilhosa“ (Wundervolle Stadt). legenheit ergriffen, etwas Neues zu machen, Clarissa Ewald: Die Möglichkeit, am ÖG zu ohne lange darüber nachzudenken... Ich bin Paula Guerrero, Fachlehrerin für Kunst: Ich unterrichten, hat mich nach Bremen geführt. hiergeblieben, wer hätte das gedacht? Ich Paula Guerrero und Paloma de la Vega bin in Sevilla (Andalusien, Spanien) geboren. Allerdings wäre ich nicht gekommen, wenn auf gar keinen Fall, aber mittlerweile bin ich ich nicht gewusst hätte, dass Bremen auch seit zwei Jahrzehnten hier. Laurence Morin, Fachlehrerin für Englisch eine wunderbare Stadt ist. und Französisch: Ich bin in Québec (Kanada) Laurence Morin: Mein Mann ist Deutscher. geboren und wohne seit 2017 in Bremen. Mei- Paula Guerrero: Ein Zufall. Als ich 17 Jahre ne Muttersprache ist Französisch. alt war, habe ich auf einem Sommercamp Paloma de la Vega: El amor (die Liebe).
24 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 25 Letztes Jahr, kurz bevor die Schulen wegen bec zu sprechen oder Minikonferenzen zum der Pandemie schließen mussten, kam eine Thema „Kanada“ für das Abitur vorzutragen. Austauschgruppe aus Rotenburg nach Mexi- ko, betreut von zwei Lehrerinnen, mit denen Paloma de la Vega: Ich wusste bereits nach im Laufe der Jahre und der Zusammenarbeit meiner Schulzeit, dass ich Lehrerin werden eine Freundschaft entstanden war. Meine möchte. Jedoch habe ich auf Rat meines Va- Frau und ich erzählten ihnen, dass wir nach ters in Spanien Jura studiert. In Deutschland Deutschland kommen wollten und ich dabei musste ich mich neu orientieren. Ich konnte war, mich an Schulen zu bewerben. Eine der meinen ursprünglichen Wunsch wahr werden Kolleginnen empfahl mir das ÖG als ein sehr lassen und habe Spanisch auf Lehramt in gutes Gymnasium und eins, dass die Interna- Bremen studiert. tionalität wertschätzt. Kokouvi Amegnran: Als Schüler war ich (bin Wie hat sich Ihre Leidenschaft für Ihre Fä- ich immer noch) von Naturwissenschaften cher entwickelt? Gab es einen bestimm- und vom Experimentieren fasziniert. In meiner ten Moment, in dem klar wurde: Das ist es? Familie mussten die älteren Geschwister den jüngeren Nachhilfe in den naturwissenschaft- Stephanie Dallas: Ich habe immer gerne un- lichen Fächern – was ich auch gern gemacht terrichtet, ob Schwimmen als Teenager, Busi- hatte – geben, weil die Eltern sich die Nach- ness English in Firmen, Deutsch in England hilfekurse nicht für alle leisten konnten. We- oder Englisch in Deutschland. gen meines Interesses für Naturwissenschaft und der Freude bei der Nachhilfearbeit in der Nicolas Sánchez Guerrero, Stephanie Dallas, Kokouvi Amegnran, Laurence Morin und Clarissa Ewald Clarissa Ewald: Sprachen haben mich schon Familie (auch später in meiner Lerngruppe im immer fasziniert. Ich war eine Austauschstu- Gymnasium) war mir nach dem Abitur klar, in dentin in den USA, ging danach nach England welche Richtung ich gehen möchte. und blieb dort acht Jahre, bis ich einen Ab- Kokouvi Amegnran: Ich bin 2014 wegen eines Clarissa Ewald: Ich habe mit Frau Junge- Paloma de la Vega: Die Empfehlung einer schluss in Englisch und Portugiesisch mach- Nicolas Sánchez: Ich unterrichte meine Fä- zweiten Studiums (Umweltwissenschaft an Ehmke an der Deutschen Schule in Rio de Freundin, sich am ÖG zu bewerben. te. Ich hatte meinen Master im Unterrichten cher sehr gerne und halte die Physik für ein der Uni Oldenburg) und der Erweiterung mei- Janeiro zusammengearbeitet. Dort habe in Englisch als Fremdsprache in Chicago, Il- spannendes Studienfach, das in vielen Ge- nes Horizonts nach Deutschland gekommen. ich seit 2015 Englisch unterrichtet – ich war Kokouvi Amegnran: In Togo habe ich Biologie linois, und promovierte in Lehrerentwicklung bieten Einsatz findet. Ich mochte schon im- fasziniert vom deutschen Schulsystem, zum bis zum Magister studiert, mein Referenda- in Brasilien. Bei diesen Erfahrungen ist mein mer Mathe und Physik in der Schule, aber Nicolas Sánchez: In Kolumbien war ich Schü- Beispiel: projektbasierter Unterricht und die riat gemacht und vier Jahre als Biologie- und Lieblingsort immer das Klassenzimmer, wo auch andere Fächer. Ich nahm mir daher Zeit ler an der Deutschen Schule und lernte im Autonomie und das Engagement der Schü- Physik-Chemie-Lehrer gearbeitet. Parallel zu meine Schüler und ich voneinander lernen. und probierte einige Studienfächer aus, be- überwiegend deutschsprachigen Unterricht ler, ich wollte all dies in Deutschland erleben. meinem zweiten Studium habe ich die An- vor ich mich für die Physik entschied. die Sprache und vieles aus Deutschland zu Mitten in der Pandemie begann ich mich über erkennung meiner Qualifikation in die Wege Paula Guerrero: Ich habe Bildende Kunst und schätzen. Nach dem Studium der Physik in einen Aufenthalt in Deutschland zu erkundi- geleitet und neben der Bachelorarbeit am ÖG Geschichte in Spanien studiert. Ich bin selber Welche Erfahrungen aus anderen Ländern Bogotá unterrichtete ich Mathematik und gen... Und dann nahm alles seinen Lauf, und als Chemieassistent angefangen zu arbeiten. Malerin, aber die Arbeit mit pubertierenden helfen Ihnen in der (Unterrichts-)Praxis? Physik an der Deutschen Schule. Nach eini- ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich Seit 2020 arbeite ich als Biologielehrer am Menschen bereichert mein Leben. Ich finde gen Jahren ging ich als Masterstudent nach habe den letzten Flug bekommen, bevor die ÖG. es faszinierend, obwohl es auch sehr kraft- Stephanie Dallas: Ich weiß, wie ich nicht eine Regensburg. Grenzen geschlossen wurden, um am ÖG zu raubend sein kann. Das erste Mal, als ich vor Sprache unterrichten möchte, also wie in Ja- landen. Nicolas Sánchez: Nach Abschluss des Mas- einer Klasse stand, habe ich gemerkt, dass pan, wo über 50 Schüler in meinen Englisch- ...und was führte Sie ans ÖG? ters in Regensburg ging ich für weitere Stu- ich es nochmal haben wollte... klassen waren und die Schüler stumpf Gram- Paula Guerrero: Ich hatte mich beworben und dien nach Toronto, Kanada. Dort lernte ich matikregeln aufschrieben und lernten, ohne Stephanie Dallas: Unter den Schulen, die ich wurde angenommen! meine Frau kennen. Sie ist Mexikanerin und Laurence Morin: Solche Momente passieren sie kommunikativ anzuwenden. Ich versuche, mir angeguckt habe, ragte das ÖG angenehm wir zogen zusammen nach Mexiko-Stadt. jedes Jahr. Jedes Mal, wenn SchülerInnen meinen Unterricht so praxisnah wie möglich heraus. Ich kannte außerdem den ehema- Laurence Morin: Ich fand die Austauschmög- Dort nahm ich wieder die Tätigkeit als Phy- sich besonders an einem Projekt beteiligen, zu gestalten. ligen Schulleiter „Andy“ Dönch aus seiner lichkeiten (Alaska, Frankreich und so weiter) sik- und Mathematiklehrer an der Deutschen weil es ihr Interesse geweckt hat, weiß ich, Zeit in England und ich konnte mit dem Fach und Sprachprogramme (DELF, DELE, Cam- Schule auf. Die Deutsche Schule in Mexiko- dass ich hier richtig bin. Für mich ist es auch Clarissa Ewald: Auf meinem Weg als Lehrerin Business English anfangen. Seit 2013 bin ich bridge und so weiter) sehr interessant. Stadt hat Austauschprogramme mit Gym- in den letzten Jahren immer sehr bereichernd habe ich verschiedene Klassenraumkulturen sehr gerne hier. nasien in Rotenburg (Wümme) und Zeven. gewesen, im Französischunterricht über Qué- erlebt. In den USA unterrichtete ich Englisch
26 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 27 für mehr als zehn Schüler verschiedener Nationalitäten in einer ein- zigen Klasse. Gelinde gesagt, wurde unter uns viel Englisch gespro- Paloma de la Vega: Natürlich, es ist mir eine Freude, meinen Schüle- rinnen und meinen Schülern ein Gefühl für die spanische Kultur zu Auf das Huhn gekommen chen, weil es die „lingua franca“ im Klassenzimmer war. Dies hat dazu vermitteln. beigetragen, zu verstehen, wie wichtig es ist, auf die „Lebensqualität“ im Sinne von Beschaffenheit und nicht von Leistungsgrad im Klassen- Kokouvi Amegnran: Ich sehe mich natürlich als Botschafter meines zimmer zu achten. Lernende sind einzigartige soziale Individuen, die Landes Togo, denn es gibt viele Klischees über Afrika. Außerdem sehe besser lernen, wenn sie ernst genommen und für das, was sie beizu- ich mich auch als Botschafter von Deutschland in Togo, weil ich der tragen haben, respektiert werden. Meinung bin, dass das Klischee über Europa nur durch Bildung ver- Paula Guerrero: Meine Art, das Leben zu betrachten, hat viel mit mei- nen Wurzeln und mit meiner Kultur zu tun, das beeinflusst den Um- ändert werden kann. Nicolas Sánchez: Es ist alles, was ich kann und was mich interessiert, Tierisch Lernen am ÖG gang mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht. In Spanien von Erfahrungen geprägt, die ich in verschiedenen Ländern gesam- Thomas Kuzaj hatte ich ein Praktikum in einer Schule gemacht. Diese Erfahrung hat melt habe, und in denen ich von freundlichen und großzügigen Men- mir hier etwas geholfen. schen immer etwas Neues gelernt habe. Laurence Morin: In Kanada ist der Unterricht sehr „hands-on“. Ich glaube, ich bringe etwas von dieser Kreativität und praktische Erfah- rung in meinen Unterricht ein. Paloma de la Vega: Meine Muttersprache. Sulmtaler sind eine österreichische Haus- huhnrasse, sie kommen allerdings auch ohne Kokouvi Amegnran: Die Unterrichtspraxis in Sokodé (Togo), einer mus- Berge klar, im flachen Land. Am ÖG zum Bei- limischen Stadt im Zentrum von Togo, hilft mir, die kulturellen und spiel. Dort nämlich sind auch Sulmtaler un- strukturellen Unterschiede auch hier zu verstehen und zu berück- ter den Hühnern, die ihr Zuhause hinter der sichtigen. Sporthalle haben. Was aber machen Hühner an der Schule? Nun, an und mit ihnen lässt Nicolas Sánchez: Ich denke, dass sich mein Unterrichtsstil und meine sich so vieles lernen! Respektvoller Umgang Kenntnisse über Methoden im Austausch mit erfahrenen Kolleginnen mit Tieren, Verantwortungsgefühl, Bewusst- und Kollegen und durch die Betreuung und Förderung der Schulen, in sein für die Herkunft von Lebensmitteln. denen ich gearbeitet habe, nach und nach entwickeln. „Die Hühner sind immer ein Gesprächs Sehen Sie sich als „native speaker“ auch als Botschafter(innen) thema“, sagt Nicole Borchers, Fachlehrerin für Ihres Geburtslandes? Deutsch und Sport und die Hühner-Expertin der Schule. „Ich mache das seit zwölf Jahren, Stephanie Dallas: Zum Teil sehe ich mich/werde ich als Botschafterin Tiere sind meine große Leidenschaft.“ In der gesehen. Wenn meine Familie aus England mich besucht, staunen sie wöchentlichen Klassenlehrerstunde hatte unter anderem über den gesunden Lebensstil hier, zum Beispiel die sie ihrer Klasse – der damaligen 5c – davon Fahrradwege, die Brotauswahl und die vielen Freibäder. Von daher bin erzählt. Mit der Folge, dass die Mädchen und ich auch Botschafterin für Deutschland Buchempfehlung: “Why the Jungen die Hühner, von denen ihre Lehrerin Germans do it better” von John Kampfer. Für die Deutschen bin ich die so begeistert berichtete, gern einmal ken- Hühner verschiedener Rassen haben am ÖG ihr Zuhause hinter der Sporthalle exzentrische Engländerin und wenn ich meine Familie in England be- nenlernen wollten. suche, bin ich die organisierte Deutsche. Ich habe inzwischen Pässe für beide Länder – und Narrenfreiheit in beiden! Aber einmal ist keinmal. Und Nicole Borchers Zuwendung gewiss. Das ist durchaus auf- Futter mitgebracht werden muss.“ Apropos kam eine Idee: Hühner in die Schule! Und so wendig. Vieles muss bedacht und organisiert Futter – wie läuft das am Wochenende? „Ein Clarissa Ewald: Ich unterrichte sehr gerne Englisch, denn es ist eine leben seit 2020 stets einige von Borchers‘ werden, auch das Gießen von Kräutern zählt Automat gibt Futter und Trinken dosiert ab.“ Sprache, die überall auf der Welt Türen öffnet. Aber leider ist Portugie- Hühnern am ÖG: „Sie wechseln immer, zur dazu. Die Kräuter sind wichtig, weil sie als sisch, meine Muttersprache, kein Unterrichtsfach am ÖG. Sprachen Zeit sind es fünf Hennen.“ Auch Hähne waren natürliche Wurmprophylaxe für die Hühner Nicole Borchers hält Hühner verschiede- spielen eine wichtige Rolle für die Identität einer Person. Die Art und schon darunter, aber das ist natürlich nicht fungieren. ner Rassen. „Darunter sind viele, die auf Weise, wie jemand eine fremde (oder muttersprachliche) Sprache immer opportun – zum Beispiel, wenn gerade der Roten Liste stehen.“ Da immer mal wie- spricht, zum Beispiel der Akzent, den er hat, zeigt seinen kulturellen Abi-Prüfungen laufen. Beziehungen zu den Tieren werden aufge- der gewechselt wird im „Hühner-Team“ an Hintergrund oder seine Herkunft an. Aus diesem Grund sehe ich mich baut und wachsen. Freude kommt auf, wenn der Schule, erleben die Schüler Vielfalt – da als Diplomatin der Welt. Borchers‘ Klasse kümmert sich um die Hüh- Hühner beginnen, aus der Hand zu fressen. gleicht buchstäblich kein Ei dem anderen, ner, die an der Schule leben. „Jeden Tag Den Schülern ist es wichtig, dass die Hüh- denn jede Rasse legt andere Eier. Das Minor- Paula Guerrero: Nicht bewusst. nach dem Unterricht wird nachgeschaut: Ist ner sich am ÖG wohlfühlen. „Sie gucken sehr ka-Huhn etwa unterscheidet sich nicht nur genug Futter da, gibt es genügend Wasser, genau hin und sagen es mir gleich, wenn bei äußerlich vom Sulmtaler. Und noch etwas Laurence Morin: Ja und nein. Kanada ist zu groß, um von einer ein- muss der Stall gemistet werden?“ Die Schüler einem mal eine Feder schief hängt“, sagt Ni- kommt hinzu, so etwas wie Persönlichkeit. zigen Person vertreten zu werden, aber ich denke, viele kommen zu sind in Zweier- und Dreier-Teams eingeteilt, cole Borchers. „Ich bekomme auch Hinweise, Nicole Borchers weiß es aus Erfahrung: „Alle mir als „Experte“. wenn es um Kanada / Amerika / Französisch geht. so ist den ÖG-Hühnern eine kontinuierliche wenn das Stroh zur Neige geht oder neues Hühner haben einen eigenen Charakter.“
28 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 29 Meine schönsten Erinnerungen an das ÖG sind die Klassenfahrten und Schulfeste und dass bei einem „Meine Arbeitswochenende in Worpswede die Schüler selbst- verständlich auch am Sonntag eine Morgenandacht einforderten – wohl weniger einem inneren Bedürfnis folgend, sondern eher als Geschenk an mich. schönste — Anke Koehler Es fällt mir nicht leicht, da eine Erinnerung Wahl zu treffen, denn es gibt viele schöne Erinnerungen. Interessanterweise sind viele davon im französischen Kon- an das ÖG“ text gelagert. Zum Beispiel das französische Abendessen im Rahmen eines Kurstreffens Wir fragten nach den schönsten Erinnerungen, die Schülerinnen und bei Frau Schaller. Ich glau- Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern und Engagierte mit dem ÖG ver- be, die berüchtigten Frosch- binden. Heraus kam eine bunte Mischung an Ereignissen und Anekdoten. schenkel gab es nicht, aber immerhin Weinbergschnecken. Kürzlich bin ich zudem über mein Tagebuch vom Schüler- austausch mit Pontoise ge- Meine schönste Erinnerung an das stolpert. Scheinbar hatte ich Spaß („Hier soir il y avait une ÖG ist die m. E. gute Entwicklung der fête. J’ai beaucoup dansé.“), Kommunikation und des Verhältnisses allerdings erinnere ich auch, während der Schulzeit unserer Kinder Meine schönste Erinnerung an das ÖG dass ich in den anschließen- (1994 – 2008) zwischen Elternschaft und ist nicht nur eine. Bei Herrn Leverenz den Osterferien in Spanien Meine schönste Erinnerung an Kollegium wie auch zum Schulträger, das ÖG ist unheimlich schwie- durften wir im Auto vom Bahnhof zur exakt zwei Wochen brauchte, außerdem die Erinnerungen an die Weih- rig auszuwählen, weil es viele Schule Volkslieder singen. Bei anderen um nicht mehr auf Franzö- nachtsbasare und Weihnachtskonzerte. tolle davon gibt! So manche sisch zu antworten, wenn man Eltern mussten wir uns z.T. im Fußraum mich auf Spanisch ansprach. Fahrt, aber z.B. auch das Lied, verstecken, weil das Auto zu klein und — Jürgen Scholz das meine erste Klasse hier Leider waren die Ferien dann wir zu viele waren. Meistens stand der auch vorbei. zum Abschied extra für mich umgeschrieben hat… Oberneulander Dorfpolizist, der mir nur — Julie Direnga unter dem Namen „Spitzbart“ im Ge- — Verena Wolf dächtnis geblieben ist, an der Grund- schule Wache. Es sind so viele: der Bau und die Finanzierung der Mensa, jedes — Inid Schiller Jahr wieder – bis heute – das Meine schönste Erinnerung an Weihnachtskonzert, die Samstage das ÖG ist das Ergebnis der ersten am FrühMo und die Abiturfeier PISA-Studie. unserer Tochter. — Wilfried Kurth — Petra Bamberg
30 Festschrift Ökumenisches Gymnasium Festschrift Ökumenisches Gymnasium 31 Meine schönste Erinnerung Meine schönste Erinnerung an an das ÖG sind meine ersten das ÖG ist an meinem letzten 13 Punkte in Geschichte bei richtigen Schultag, dem 13. Herr Henning. Nicht wegen der März 2020, entstanden: Kurz Note, sondern weil ich so lan- nach der überraschenden ge als Schülerin im Mittelfeld Lautsprecheransage, dass ab schwamm und dieses Fach sofort jeglicher Präsenzunter- bei diesem Lehrer ein Rätsel richt inklusive der von uns war – eine riesige Herausfor- Zwölftklässlern vorfreudig er- derung. Mit dieser Note ging warteten Mottowoche ausfällt, eine Tür auf, ein Ehrgeiz, der versammelten wir Abiturienten mich packte und in meiner uns auf dem Schulhof und ganzen restlichen Schulzeit sangen zum Abschluss unse- Meine schönste Erinnerung an das nicht mehr losgelassen hat. rer gemeinsamen Schulzeit ÖG ist Deutschlands wahrschein- Außerdem die Demonstration alle zusammen die ÖG-Schul- gegen die Kürzung staatlicher hymne. Da wurde mit noch- lich einziger Französisch-LK mit Zuschüsse (2014?). Ich hatte mal bewusst, wie schön die mehr Jungen als Mädchen. das Gefühl, dem ÖG ein Stück Schulzeit doch war, da „mein Dankbarkeit zeigen zu können, Herz weiß, dass andere mit mir Meine schönsten Erinnerungen an das ÖG sind — Jan-Andrees Dönch indem ich tausenden Men- gehen“. Menschen, die am ÖG zusammenarbeiten. Sie schen sagen konnte „Ich bin sind wie der berühmte bunte Teller zur Weih- gerne zur Schule gegangen — Malina Reblin, Abitur 2020 nachtszeit und jeder Einzelne bereichert die Meine schönsten Erinne- und da gab es Menschen, die Schule auf seine Weise. Die Emotion der Ein- an mich glaubten.“ schulungsfeier, das warme Willkommen und rungen an das ÖG sind die – Jahre danach – die Abiturfeiern, bei denen zahlreichen ereignisrei- — Clara Tontsch sich der Kreis so berührend schließt. chen Fahrten und erfolg- Meine schönste Erinnerung an reichen Projekte mit un- — Katja Schlichter hat zwei Kinder am ÖG und ist Schulelternsprecherin das ÖG eine besondere Klas- seit 2016 terschiedlichen Kollegen Meine schönste Erinnerung an das senfahrt auf dem Ijsselmeer. und Schülern jeden Alters, ÖG ist das Treffen mit Schülern aus egal ob mit über 100 Teil- — Herbert Schmitz der DDR zur Wiedervereinigung. Meine schönste Erinnerung an nehmern oder auch nur 5. das ÖG ist meine Verabschie- — Klaus Meyer — Kerstin Gütschow Meine schönste Erinnerung dung vom aktiven Schuldienst an das ÖG ist der Brief einer 2012, die so einzigartig und Abiturientin des Abiturjahr- emotional von der Schulge- gangs 2020, die beschrieb, meinschaft gestaltet wurde. Es gibt so viele… die sehr schönen und vor allem auch an wieviel Positives das ÖG in — Rainer Steuer ihrem Leben bewirkt hat. den Kindern orientierten Einschulungsfeiern und die sehr emotionalen Abiturfeiern. Selbst bei den Abiturfeiern der — Anke Junge-Ehmke Jahrgänge, in denen noch nicht mal ein eigenes Kind da- Meine schönste Erinnerung an bei ist, muss ich mir immer die Tränen verkneifen. Auch die das ÖG ist der Erhalt des Jugend- Weihnachtskonzerte und das Singen der ÖG-Hymne sorgen Forscht-Preises 2021. bei mir stets für Gänsehaut, weil man in ihnen besonders Meine schönsten Erinnerungen an das die Schulgemeinschaft erlebt. ÖG sind die alljährlichen Weihnachts- — Johann G. Smidt — Eva Schadeck konzerte mit Chor und Orchester. — Cordula Fitsch-Saucke
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