Jetzt gibt's Beton. Übers Bauen mit Stoffen aus der Erde - SPEZIAL
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Brennen fürs Bauen Die Ziegelhäuser in Krems/Egelsee Seiten 4 bis 5 Pflanzen auf heißem Dach Alte Baustoffe fürs Raumklima Seite 6 Schätze mit Bodenhaftung Planer Leopold Weber im Gespräch Seite 7 Massive Töne inhalt Sechs Personen über Ziegel & Co Seiten 8 bis 9 Der Ton macht den Ziegel Reportage Wienerberger Seiten 10 bis 11 Am „Strand“ von Hennersdorf, südlich von Wien , Stärker, dichter, haltbarer geht’s los: Hier, in den Werkshallen des größ- Beton-Zukunft aus dem Labor ten Ziegelherstellers, treten unansehnli- editorial Seite 12 che Klumpen ihre Reise über meterlange Förderbänder, durch die Gluthitze der Streifzug in Beton Brennöfen an, um als rot gebackene Zie- Ein Foto-Essay gel zu tragenden Elementen der Archi- Seite 13 tektur zu werden. Auch wenn es mo- mentan nicht unbedingt cool sein mag Jeder Hüpfer zählt mit dem Traditionsmaterial zu bauen – Über das „Platteln“ interessante Beispiele lassen sich den- Seite 14 noch finden. Ansonsten beherrscht ein anderer Bau- stoff – der im Wesentlichen aus Zement, Sand und Wasser besteht – die Szene: Beton. Dessen Zukunft kommt aus dem Labor. Der universell einsetzbare Kunst- stein wird zu einem Hightech-Produkt. Immer mehr zieht die Technik auch in unsere Häuser ein. Dennoch: Im Bemü- hen um das ideale Raumklima besinnt man sich wieder auf alte Bausubstanzen wie Lehm. Glaubt man Rohstoffexperten, werden uns Kalk, Gneis und Dolomit auch in Zu- kunft nicht ausgehen: Auf jeden Fall wird sich immer ein Steinchen finden, um es locker aus dem Handgelenk über das Wasser hüpfen zu lassen. die red Q Diese Ausgabe entstand mit finanzieller Unterstützung des Forum Rohstoffe und Bau Massiv Die inhaltliche Verantwortung liegt beim Standard (Bettina Stimeder) Cover: Peter Marlow/Magnum Photos. The Earth Centre. Fotos auf dieser Seite: Archiv Linsberger, Bruno Klomfar, Aleksandra Pawloff, Martin Fuchs, Lisi Gradnitzer MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Jutta Berger, Markus Böhm (Koordination), Wojciech Czaja, Michael Hausenblas, Astrid Kuffner, Jens Lang, Oliver Zelt Sekretariat: Christa Fuchs, Tel. (01) 53170-285 Fax-Durchwahl: -205, E-Mail: rondo@derStandard.at Grafisches Konzept: fuhrer Layout, Produktion: Armin Karner, Claudia Machado-Handsur, Petra Strasser Bildbearbeitung: Otto Beigelbeck, Karl Lux, Michaela Pass Anzeigen: Christine Nöbauer rondospezial/08/2007 3
Brennen fürs Bauen Mit Ziegeln zu bauen ist nicht Der Ziegelstein zählt zwar zu den ältesten Bau- materialien überhaupt, doch in den vergange- gibt sich unbekümmert: „Mit Ziegeln zu bauen bedeutet, sich mit einem Stück jedermanns Sache. Wer oben nen Jahren hat sein Image einige Schram- Tradition auseinanderzusetzen, doch das men abbekommen. Mit Ziegel zu bauen heißt nicht zwangsweise, altmodisch zu drauf dann noch ein Steildach gilt hierzulande als völlig uncool. Zwar sein.“ muss man sich um die Existenz von Wie- Von außen gleichen die abweisenden aus Tonziegeln setzt, dem nerberger & Co keine ernsthaften Sorgen Ziegelmauern einem surrealen Gemälde machen, doch aufs architektonische Sie- von Giorgio de Chirico: weit und breit ist das Kopfschütteln der gerpodest schafft es der gebrannte Lehm- kein Mensch, knallharte Linien, quasi die quader nicht. Denn anders als in Nord- kalte Schulter zur Straße hin. Nichtsdes- Architektenkollegen sicher. deutschland, Skandinavien oder bei- toweniger haben die Hofhäuser eine ge- Mit den Hofhäusern in spielsweise Italien haben es die österrei- chischen Architekten verabsäumt, den wisse Ästhetik. „Häuser aus Ziegel und vor allem Häuser mit Steildach können Krems/Egelsee liefert banalen und altbackenen Ziegel in die manchmal etwas Schreckliches sein“, er- Sphären des zeitgenössischen Bauens hi- klärt Linsberger, „doch es liegt einzig und Ernst Linsberger allerdings naufzukatapultieren. Stattdessen wird allein an der gestalterischen Disziplin, ob betoniert, was nur geht, man schweißt es einem gelingt, aus den schwierigen gute Gründe zum Nicken, Stahl an Stahl und fügt Glas an Glas. Umständen etwas Schönes zu machen.“ meint Wojciech Czaja Von den modischen Auf und Abs, durch die die heimische Baubranche Besonders stolz ist er auf die großen und langen Ziegelmauern, die ohne Schnick- geht, hält Architekt Ernst Linsberger schnack an der Straße stehen. nicht viel. Seine Atriumhäuser in Krems/ Und über das Dach sagt er: „Wir haben Egelsee sind selbstbewusst geziegelt. hier die technisch niedrigste und finan- Mehr noch: Der Wiener Architekt scheu- ziell geschickteste Dachneigung geschaf- te nicht einmal davor zurück, ein Steil- fen. Ihre Schönheit entsteht aus der Tat- dach vorzusehen und dieses mit Tonzie- sache, dass wir gänzlich auf diese klei- gelsteinen zu decken – im neuarchitekto- nen, hässlichen Dachflächen-Fenster nischen Fachjargon verzichtet haben.“ Dass sich Linsberger gleicht das einem überhaupt getraut hat, ein Steildach mit doppelten Fauxpas. 30 Grad vorzusehen, liegt an den großen Doch Linsberger Parzellen. 400 Quadratmeter misst ein 4 rondospezial/08/2007
® Intelligent Bauen mit dem Isotropie-Effekt Klare Sache: Wie mit dem Lineal gezogene Sichtziegelmauern trennen das Außen vom Innen. Der Blick darüber offenbart die bürgerliche Idylle der Atriumhäuser in Krems/Egelsee. Fotos: Archiv Linsberger Grundstück – für ein Atriumhaus ist Linsberger – und diese das stattlich. „Natürlich nimmt das wohnen praktisch, prag- Steildach auch Licht weg, bei einem klei- matisch und gut. Das Haus schmiegt sich neren Grundstück und somit bei kleine- L-förmig an die Grundstücksgrenzen. In ren Innenhöfen wäre ein solches Dach dem einen Schenkel sind Küche, Wohn- undenkbar gewesen.“ und Esszimmer untergebracht, der ande- Wie sieht so ein Atriumhaus denn nun re dient ausschließlich dem Privaten und Entdecken Sie das Geheimnis der Isotropie aus? Rundherum sind die Grundstücke fasst das Schlafzimmer der Kinder und YTONG ist ein Baustoff den man kennt – oder von einer 1,80 Meter hohen Sichtziegel- das der Eltern. Im unbelichteten Gelenk besser: zu kennen glaubt. Oder warum sonst ist mauer umgeben. Hier sieht keiner mehr befinden sich WC, Abstellraum und Bad. dieser neu entdeckte Baustoff speziell für Niedrig- rein. Gelegentlich ist die Mauer von ei- Damit sich das Raumprogramm vom energie- und Passivhäuser jetzt so interessant? nem Carport unterbrochen. Die Pop- Wohnen in einer Wohnhausanlage un- Was steckt hinter dem Geheimnis der Isotropie? scherln der Autos ragen dann auf die Stra- terscheidet, gibt es schließlich den Gar- ße und markieren gleichzeitig den Ein- ten vorm Fenster – und eine riesige Ab- Überragender Wärmeschutz oder behagliches gang ins Grundstück. stellfläche für Sport- und Freizeitgerät- Wohnklima? Mit YTONG heißt die Antwort: sowohl Anstatt gleich im Haus zu landen, betritt man schaften und allerlei Krimskrams. Lins- als auch! Denn nur YTONG zeigt mit seiner durch- zuerst einmal den Innenhof. Kein Nachbar berger, der den zusätzlichen Stauraum gehenden Porenstruktur in allen Richtungen die blickt rein, keiner spechtelt über den Gar- schlichtweg als Schuppen bezeichnet, gleich günstigen Eigenschaften. Alle Informationen tenzaun. Die Umfriedungsmauern blei- meint dazu: „Das Gelände hat an dieser zum wohl intelligentesten aller Baustoffe finden ben unverputzt und schaffen einen inti- Stelle einen Knick, das war die beste Mög- Sie unter men Rahmen. Einzig die Häuser selbst lichkeit, diesen Raum zu nutzen.“ Einen www.ytong.at/isotropie. sind mit einem außen liegenden Voll- weiteren Vorteil habe dieser überdachte wärmeschutz versehen und geben sich Bereich außerdem noch, freut sich der klassisch weiß. Was von außen noch her- Architekt: „Es ist der einzige Innenraum, metisch und unbelebt schien, ist nun ein in dem man den Ziegel sieht.“ Q Kleinod voll von Kräutergärtchen, Gar- ® tenzwergen und kleinen Gartenlaternen Die Hofanlage in Krems/Egelsee ist nach den Info-Hotline 0800/10 11 13 – Privatsphäre auf Österreichisch eben. Richtlinien des geförderten Wohnbaus in „Irgendwann einmal ist die Arbeit des Ar- Niederösterreich errichtet. Die Baukosten liegen somit unter 1150 Euro pro Quadratmeter. chitekten abgeschlossen. Das Gebäude Das Projekt ist für den Austrian Brick and gehört fortan den Bewohnern“, sagt Ernst Roof Award 2008 nominiert. rondospezial/08/2007 5
Die Pflanze auf dem heißen Blechdach Sträucher auf dem Dach oder alte Baumaterialien wie Lehm sollen in Zukunft für das richtige Raumklima sorgen. Aber auch die Technik spielt Foto: Bruno Klomfar eine Rolle, berichtet Jutta Berger Form des so genannten „Solar Cooling“ fragen sein“, erklärt Hannes Bauer vom ist die Nutzung thermischer Sonnen- BMVIT. Mögliche Lösungen: passive energie. Voraussetzungen: ausreichende Kühlung durch intelligente Abschattung Dimensionierung der Kollektoren und In- oder die Berücksichtigung der Wärme- tegration von Speichern im System. Noch quelle Computer. wird allerdings an der Verbesserung der Bei drexel & weiss, energieeffiziente Wirtschaftlichkeit gearbeitet. Haustechniksysteme GmbH, dem Markt- In der Musterwohnung im Wohnpark führer bei Passivhaus-Haustechnik in Sandgrubenweg Bregenz hat die Wohn- Wolfurt/Vorarlberg, denkt man ebenfalls zukunft bereits begonnen. Martin Sum- über Möglichkeiten nachhaltiger Kühl- mer, Leiter Wohnbau der Rhombergbau systeme nach. Haustechnik-Spezialist GmbH, öffnet eine Kastentür im Flur. Reinhard Weiss hält, wie Karl Ponweiser, Putzgeräte und Lüftungsrohre sind zu se- die Rückbesinnung „auf ursprüngliche hen und: ein Kasten im Kasten, „so groß Erkenntnisse des Bauens“ für wichtiger wie ein Kühlschrank“ – das Herz der als den Einsatz von Klimaanlagen: „Wir Komfortlüftung. Mit dieser Minizentrale müssen klug bauen, natürliche Beschat- wird das Raumklima in der Wohnung ge- tung in der Städteplanung mitdenken steuert. Aus kaum sichtbaren Einblasdü- und sorgfältig bei der Wahl der Baumate- sen an der abgehängten Decke kommt ge- rialien sein.“ filterte Frischluft, die über einen Erd- So feiert etwa Lehm, der für ideales wärmetauscher angesaugt wird, in die Raumklima sorgt, weil er die Luftfeuch- Räume. tigkeit reguliert, seit wenigen Jahren eine Durch dezente Schlitze unter den Türen wird die Renaissance. Mehr als 7000 Jahre wurde Abluft – und damit auch alle unangenehmen in ganz Mitteleuropa mit Lehm gebaut – Bei „jenseits von 30 Grad Celsius“ sitzt Karl Pon- ter Wärme speichern, im Sommer aber Gerüche – abgesaugt. Elektronisch ge- bevor er altmodisch und zum Baustoff der weiser, Professor für Thermodynamik und kühl bleiben. Durch den Wärmekapazi- steuert, bleibt die Temperatur auf den Armen wurde. Pioniere wie der Nieder- Energiewandlung an der Technischen tätseffekt können die kühlen Wände programmierten Werten. Diese „Komfort- österreicher Roland Meingast oder der Universität Wien, in seinem Büro und Energie, die in Innenräumen durch lüftung“ ist State of the Art in Passivhäu- Vorarlberger Martin Rauch machen Lehm stöhnt: „Wenn das so weitergeht, wird Mensch und Maschinen produziert wird, sern. Sie ist zwar keine Klimaanlage, ver- zum Baumaterial der Zukunft. Der eine das Haus der Zukunft eine Klimaanlage aufnehmen. bessert aber auch im Hochsommer das (Rauch) baut in ganz Europa Wohn- und brauchen.“ Glücklich macht ihn diese Ein Effekt, der durch dichte Dämm- Raumklima spürbar. Die Eigentumsanla- Nutzbauten, der andere (Meingast) ent- Perspektive keineswegs: „Jeder wird eine materialien, wie sie bei Niedrigenergie- ge ist eines von 23 Demonstrationsobjek- wickelt und produziert mit seiner natur Klimaanlage haben wollen, auch für das oder Passivhäusern Voraussetzung sind, ten des Forschungsprogrammes „Haus & lehm Lehmbaustoffe GmbH Baustoffe Einfamilienhaus.“ Das wäre dann „so wie allein nicht zu schaffen sei, sagt Ponwei- der Zukunft“, gefördert vom Bundesmi- aus Lehm und nachwachsenden Roh- beim Auto: Durch eine Klimaanlage ist ser, „es wird zu schnell warm“. Eine der nisterium für Verkehr, Innovation und stoffen. Er will die Lehmbauweise wieder der energiesparende Effekt des Drei-Li- möglichen Zukunftslösungen ist für ihn Technologie (BMVIT). für die Masse interessant machen. ter-Motors gleich wieder weg.“ die Fotovoltaikfassade zur Energiepro- Auf das „Haus der Zukunft“ folgt das Im Rahmen von „Haus der Zukunft“ Wie kann man das Raumklima um- duktion für die hauseigene Klimaanlage. Projekt „Energie der Zukunft“ – Schwer- forscht Meingast an Materialien und weltverträglich regulieren? „Da sind die Wesentlich bei der Gebäudekühlung sei punkt: Energie in Gebäuden. Zwanzig Technologien für das „Lehm-Passiv- Architekten gefordert, weniger die Haus- „die optimale Steuerung der Luftfeuch- Millionen an Fördergeldern stehen dafür haus“. Für die Klimatisierung sorgt in die- techniker“, sagt Ponweiser. „Denn die tigkeit“. Die Durchschnittswerte für das 2007 zur Verfügung. „Wie bewerkstelligt sem Fall die Begrünung des Flachdaches: beste Kühlung ist so zu bauen, dass man Wohlfühlklima im Haus sind 22 Grad Cel- man den Kühlungsbedarf auf nachhalti- Die Pflanzen isolieren und schützen die nicht kühlen muss.“ Er erinnert an das sius Lufttemperatur, bei fünfzig Prozent ge Weise ohne großen Energieverbrauch? darunterliegenden Räume vor Hitze. Das Raumklima guter Altbauten, die im Win- relativer Luftfeuchtigkeit. Eine weitere Das soll eine der zentralen Forschungs- fördert das Wohnklima. Q 6 rondospezial/08/2007
Leopold Weber von der Montanbehörde im Wirtschafts- ministerium sprach mit Astrid Kuffner über den österrei- chischen Rohstoff- Schätze mit plan. Ein Fazit: Die Baurohstoffe werden uns Bodenhaftung auch in Zukunft nicht ausgehen der Standard: Welche Baurohstoffe werden der Standard: Sie sind für den österrei- Landessache. Bis Mitte 2008 wollen wir im Bergbau gewonnen? chischen Rohstoffplan zuständig. Was wird alle Bezirke im Hinblick auf den jeweili- Leopold Weber: Lockergestein – Sand und da festgelegt? gen Bedarf gemeinsam mit den Landes- Kies –, Ton sowie feste Brecherprodukte Weber: Wir haben 2003 angefangen, die behörden evaluieren und konfliktarme aus Kalk, Gneis und Dolomit. 100 Mio. Lagerstätten aller für die nächsten 50 bis Flächen identifizieren. In Rohstoffsiche- Tonnen Baurohstoffe werden pro Jahr in 100 Jahre benötigten mineralischen Bau- rungskarten sind alle verfügbaren Vor- Österreich gebraucht, davon 60 Prozent rohstoffe zu dokumentieren und zu be- kommen verzeichnet und absolute Lockergestein. werten. Bisherige Flächenwidmungen er- Schutzgebiete bereits abgezogen. Die folgten oft mangels Planungsgrundlage wichtigen Versorgungsgebiete für die Zu- der Standard: Kann dieser Bedarf aus hei- ohne Berücksichtigung der Bodenschät- kunft geben wir den Raumordnungsbe- mischen Quellen gedeckt werden? ze oder nach dem Florianiprinzip. Zu hörden bekannt. Da steckt sozusagen ein Weber: In Österreich kommen grundsätz- glauben, dass jeder Rohstoff billig impor- rotes Fähnchen drin. Naturschutz ist na- lich alle Baustoffe vor. Sie werden nicht tiert werden kann, ist aber ein Trug- türlich wichtig, aber auch bei Natura knapp, weil das geologische Angebot we- schluss. Auch der Transport verursacht 2000 gibt es Flächen, wo der Zaunkönig niger wird, sondern weil die Vorkommen Umweltbelastungen, also kann die Ver- thront, und solche, wo mit Verträglich- nicht mehr zugänglich sind. Täglich ge- sorgung auf geringe Distanzen oft effi- keitsprüfung und Ersatzmaßnahmen hen 20 Hektar Lagerstätten verloren, weil zienter sein. eine Rohstoffgewinnung erfolgen kann. sie verbaut werden. Außerdem gibt es Auch die vierte Dimension muss mitein- auch konkurrierende Nutzungen wie der Standard: Jeder kennt geologische Kar- bezogen werden: unterschiedliche Nut- etwa Wasser,- Natur- oder Landschafts- ten aus dem Schulatlas. Wo liegt der Unter- zung in unterschiedlichen Zeiträumen. schutz. Um für die Zukunft Baurohstoffe schied zu Ihrem Planungsinstrument? zu sichern, müssen Prioritäten abgewo- Weber: Karten mit erdgeschichtlich ange- der Standard: Wie entwickelt sich der in- gen oder Nutzungen besser vereinbart ordneten Gesteinsschichten sind hiefür ternationale Rohstoffmarkt? werden. nur bedingt nützlich. Seit den 1980ern Weber: Alles hängt von China ab, das wie wurde das Bundesgebiet systematisch ein Staubsauger Rohstoffe an sich zieht. der Standard: Wie beurteilen Sie das Image nach Bodenschätzen durchforstet. Wir Wir leben in einer Rohstoffkrise, weil die der Branche? haben in drei Jahren auf Basis dieser Er- Lager langsam leer werden. Wenn Auto- Weber: Ihr Ruf ist nicht der beste. Den gebnisse eine flächendeckende Eignungs- modelle jährlich fünf Prozent teurer wer- meisten Menschen ist nicht geläufig, dass karte erstellt, also Qualität und Quantität den, liegt das jedenfalls nicht aus- faktisch alles aus mineralischen Rohstof- einzelner Rohstoffe verortet und ob sie zu schließlich an den Lohnkosten. Die Su- fen besteht. Der Anteil des Bergbaus am verwerten sind. Ein großes Kies-Vorkom- che nach Vorkommen wird wieder ver- BIP beträgt nur 0,4 Prozent, die Wert- men im Marchfeld kann regional weniger stärkt. Ein persönlicher Traum von mir Foto: Forum minera lische Rohstoffe, Lisi Gradnitzer schöpfung durch die Sachgüterprodukti- bedeutend sein als ein kleines in einem ist das „Urban Mining“, also das sorten- on bringt aber einen Faktor 67. In der Ver- engen Tal, weil es dort weniger Vorkom- reine Abbauen und Wiederverwenden gangenheit wurden Fehler gemacht, aber men gibt, aber gleich viel Be- der Rohstoffe aus einer der Schutz von Umwelt, Natur und darf. Stadt. In Wien allein sind 20 Mensch hat sich immens verbessert. Das Millionen Tonnen Eisen ge- größte Konfliktpotenzial haben Sand und der Standard: Welche Schritte bunden und 800.000 Ton- Kies, weil im Lockergestein auch Grund- werden in Zukunft zu setzen nen Kupfer. Wenn wir das wasser gespeichert wird und Siedlungs- sein? sukzessive nutzen, brau- raum besonders betroffen ist. Moderne Weber: Bergbau ist in der Ge- chen wir theoretisch über- Steinbrüche werden heute nur noch im setzgebung Bundessache. haupt nur die Differenz auf Trichterbau geführt, die sieht und hört Der Schutz der Lagerstätten den Bedarf aus Lagerstätten man nicht. durch die Raumordnung aber ziehen. Q
Massive Töne Sechs Personen entlang der Wertschöpfungs- kette – vom Rohstoff- Margarethe Cufer produzenten bis hin zum Bauherrn – über ihren persönlichen Zugang zu Material, Baustoff und Co Aufgezeichnet von: Wojciech Czaja Fotos: Aleksandra Pawloff (4), Larry R.Williams, privat Gerhard Staudinger Silke und Werner Krammer Markus Stumvoll Gerhard Staudinger Leopold Fetter Vorstandsvorsitzender der Cemex Austria AG, Marketingleiter Wienerberger, Produktion Öbau Baustoff / Baumarkt Fetter, Baustoffhändler Steinbruch, Kies- und Sandabbau Der Ziegel ist der kleinste Fertigteil, den es gibt. Massiver Baustoff ist ein sehr individuelles Pro- Sand, Kies und Stein – das sind Materialien, aus Durch seine kompakte Größe kann er in der Archi- dukt. Wenn man mit Ziegeln baut, hat man immer denen das Festland unserer Erde besteht. Für mich tektur allerhand mitmachen. Ein weiterer Nutzen wieder die Chance, das Haus nach einigen Jahren ist Stein der Urbaustoff schlechthin. Es ist der liegt in der Nachhaltigkeit des Baustoffs. Bei Häu- aufzustocken oder umzubauen. Die einzige Bedin- Baustoff mit der längsten Tradition. Beim Betrach- sern aus der Jahrhundertwende etwa muss man gung ist, dass man mit der Tragfähigkeit niemals ten antiker Gebäude sind wir beeindruckt, wie vieles erneuern und austauschen – das Einzige, auf das absolute Minimum runtergeht. Aber in der großartig sie auch heute noch erhalten sind. 2000 das bleiben kann, ist das Ziegelmauerwerk. Ein Regel baut man im Ziegelbau ohnehin etwas stabi- Jahre und mehr zu überstehen – welcher andere Ziegel übersteht Jahrhunderte. Ich habe beobach- ler als nötig. Die Leute brauchen diese Flexibilität, Baustoff kann schon von sich behaupten, so nach- tet, dass dem Ziegelstein ein Nachteil anhaftet: sie lassen sich nicht auf ein fix fertiges Produkt haltig zu sein? Für mich strahlen diese Rohstoffe Ziegel bedeutet Tradition – und das klingt altmo- festnageln. Was außerdem für den Ziegelstein auch einen Hauch von Ewigkeit aus. Wenn wir uns disch und etwas angestaubt. Dass der Ziegel ein spricht, ist seine Wärmespeicherung. Im Sommer vorstellen, wie Sand und Kies den Weg vom Gebir- bauphysikalisch unglaublich intelligenter Baustoff ist es in jeder alten Kirche angenehm kühl. Und im ge bis ins Meer zurückgelegt haben und dann vor ist, dass er viel Behaglichkeit ausstrahlt, wissen Winter heizt sich ein Ziegelstein leicht auf und Ewigkeiten im Wiener Becken als Ablagerung zur die Leute zwar, aber diese Eigenschaften sind gibt seine Wärme nur allmählich wieder ab. Was Ruhe kamen, so liegt das weit außerhalb unseres schwer mit harten Fakten zu vermarkten. hat meine Großmutter gemacht? Sie hat einen Zie- zeitlichen Vorstellungsvermögens. Manchmal den- Ältere Menschen erinnern sich bestimmt noch gel auf den Ofen gelegt und hat mit dem aufgeheiz- ken wir daran – etwa wenn wir vor einem großen an den so genannten Speicherstein. Die Oma hat ten Stein ihre Füße gewärmt. Später hat man das Stein stehen. Kraftvoll und widerstandsfähig steht den im Backrohr erwärmten Ziegelstein mit ins Gleiche mit dem Thermofor gemacht, aber der hat er da, niemand kann ihm so leicht etwas anhaben. Bett genommen, um im Winter noch ein paar Stun- – bei Weitem nicht so lange warm gehalten. Nach Mit Stein zu bauen bedeutet für viele Generationen den Wärme zu genießen. Ist das nicht schön? kurzer Zeit ist die Flasche wieder kalt. In einem zu bauen. Das Material ist dauerhaft, langlebig und Der Ziegel von heute hat noch immer die gleichen Leichtbau aus Stahl oder Glas ist das nicht anders. wertbeständig. Bei architektonischen Änderungen Grundrohstoffe, hat sich aber weiterentwickelt. Aus der Beobachtung in unserem Betrieb kann ich und Erneuerungen können die mineralischen Bau- Manche Ziegel haben bereits eine integrierte sagen, dass im Hausbau Ziegel bis heute der stoffe recycelt und als Baustoff wiederverwendet Wärmedämmung. Damit ist der Stein sogar für beliebteste Baustoff ist. werden. Das ist ein großer Vorteil. den Passivhaus-Standard geeignet. 8 rondo/21/08/2007
Markus Stumvoll Isabella Leeb Leopold Fetter Isabella Leeb Margarethe Cufer Silke und Werner Krammer Baumeisterunternehmen Rudolf Denk, Baumeisterin Architektin Bauherren, wohnhaft in Waidhofen/Ypps Massives Bauen hat in Österreich Tradition und Mein Lieblingsmaterial ist unbehandeltes Holz. Wir wohnen in einem Haus aus dem 17. Jahrhun- Zukunft. Die historische Bausubstanz unseres Lebendiger und wandlungsfähiger als Holz kann dert, das saniert, umgebaut und mit moderner Landes verdankt ihre Beständigkeit und Erhaltung ein Baustoff nicht sein: Je nach Wetter und je nach Architektur aufgestockt wurde. Besonders in dem vorwiegenden Einsatz von massiven Himmelsrichtung verwittert das Material einmal den alten Gemäuern im Erdgeschoß zeigt sich: Baustoffen wie Ziegel, Beton oder Naturstein. langsamer, einmal schneller. Und diese Verwitte- Ein massiver Baustoff löst Wohlbefinden und Die Massivbauweise prägt in ihren verschiedenen rung benötigt Zeit – ein Faktor, der in der Architek- Behaglichkeit aus. Psychologisch fühlt man sich Stilrichtungen den Charakter der Städte und Dörfer tur oft übersehen wird. Da ich hauptsächlich im in den alten Ziegelwänden mit dicken Fensterlai- Österreichs. Derart gebaute Häuser bleiben viele sozialen Wohnbau tätig bin, verwende ich meis- bungen geschützt. Man kann schnell von äußeren Generationen lang bestehen und sind eine tens einen völlig konträren Baustoff, nämlich Einflüssen abschalten. Vor allem im Sommer kann beständige Immobilienwertanlage. Ob Neubau, Beton. Leider wird Beton im Regelfall „verpackt“, man sich darin perfekt entspannen, denn die Hitze Umbau, Zubau – mit massiven Baustoffen lassen also in Wärmedämmung und Kunstharzputz einge- dringt nicht ins Haus. sich alle Vorhaben rasch, unkompliziert und hüllt. Man sagt, das sei billiger. Doch eine derartige Zu unseren Lieblingsmaterialien gehört einwandfrei abwickeln. Ein Vorteil ist außerdem, Fassade bedarf ständiger Wartung. Daher bevorzu- allerdings Beton. Im neuen Teil unseres Hauses dass die grundlegenden Baustoffe massiver Häuser ge ich Fassaden, die mit edleren Materialien ver- wollten wir diesen archaischen Baustoff bewusst in der Natur ausreichend vorhanden sind. Diese kleidet sind – zum Beispiel mit Fassadentafeln aus einsetzen. Viele sagen, Beton sei technoid und natürlichen Baustoffe werden heute energetisch Eternit. Derartige Materialien ermöglichen einem kühl, doch das stimmt nicht. Beton hat eine ganz optimiert aufbereitet und sind später problemlos Gebäude ein Altern mit Stil. Und das ist wichtig. bestimmte Färbung, eine lebendige Oberfläche und zu entsorgen. Unlängst habe ich ein Bürohaus am Gürtel er- viele unterschiedliche Strukturen. Ja man könnte richtet. In diesem Fall ist die Fassade aus Natur- fast sagen: Beton ist nicht perfekt. Doch gerade stein. Ich hoffe, dass ihr eine würdevolle Alterung das macht den Charme des Werkstoffes aus und bevorsteht. Ich plane anlässlich der 20-Jahr-Feier erweckt das Material zum Leben. meines Büros eine ganz besondere Fotoserie: Meine mittlerweile „erwachsenen“ Häuser sollen dabei nach vielen Jahren durchfotografiert werden – eine Dokumentation der Zeit. Auf den Vergleich freue ich mich schon. rondo/21/08/2007 9
Der Ton macht den Ziegel Sandler gibt’s hier keine mehr. In einem der größ- schwemmten Lehms sichtbar. Die Halde die Strandatmosphäre, hier im Industrie- ten Wienerberger-Ziegelwerke Österreichs, in ist ein riesiger Dreckhaufen, könnte man Vom Lehmbatzen gebiet südlich von Wien. Hennersdorf bei Wien, haben längst Ma- schinen die Arbeitsmacht übernommen abschätzig sagen, wäre dieser Dreck nicht von jeher ein so brauchbares und für die bis zum säuberlich Betriebsleiter Gerhard Svatek grapscht nach einem Lehmklumpen auf dem För- und auch den Sandler überflüssig ge- Menschen wertvolles Material. In brö- geschliffenen derband, zerdrückt diesen auf „Seewolf“- macht. Dessen Job war es einst, Sand zwi- ckeligen Massen wandert es von der Hal- Art und zeigt eine kleine, weiße Muschel schen die noch feuchten Ziegel zu streu- de über ein 150 Meter langes, klappern- Mauerziegel ist’s aus jener Urzeit, in der diese Gegend noch en, um deren Zusammenpicken zu verei- des Förderband in einen Schlund in der mit der Karibik hätte verwechselt werden teln. In erster Linie waren es Tagelöhner, Fabriksmauer. Zuvor wird das Erdreich ein staubiger und können. „Muscheln sammeln in Henners- die damals sandelten. von babybadewannengroßen und äußerst dorf“, denkt sich der Besucher. „Nicht so Auch sonst sind Menschen, hier zwi- gefräßigen Stahlmäulern mit scharfen brandheißer Weg. gut“, sagt Svatek, „denn die Muscheln sind schen den unzähligen Ziegeltürmen, eine Zähnen aus dem Boden gebissen. Am dem Lehm in Sachen Ziegelwerdung nicht seltene Spezies. 40 Angestellte hat das Ende seiner Reise wird der Ton auf der Im Ziegelwerk unbedingt förderlich, verbrennen diese im Werk, und das in einem Zweischichtbe- trieb. 30 in der Produktion und Lagerhal- anderen Seite des Werks in seinem cha- rakteristischen Rot und ziegelförmig auf Hennersdorf lässt Gegensatz zu absichtlich beigefügten Ma- terialien wie Sägespäne oder Sonnenblu- tung, zehn im Labor, wo dem Lehm wis- einer der unzähligen Palettentürme lan- sich dieser verfolgen. menkernschalen nicht restlos.“ Diese er- senschaftlich auf den Zahn gefühlt wird. den. Hier, an seinem Beschaffungsort, ist wähnten, so genannten Zuschlagsstoffe Lehm für 600 Paletten Ziegel, das sind der Ton noch aschgrau, das Rot stammt Und Muscheln bauen bei der Ziegelwerdung innere Span- rund 30.000 Stück, die allein in Hen- vom Eisen im Material, das erst durch ei- nung ab und hinterlassen am Ende im Zie- nersdorf täglich erzeugt werden. Für ein nen Oxidationsvorgang in der Brennerei sammeln kann man gel winzig kleine Luftbläschen – „einge- Dörfchen von zwölf Einfamilienhäusern zum Vorschein kommen wird. baute Wärmedämmung“, meint Svatek. würde dieser Ziegelberg reichen. Es ist Apropos Rot: Gleich neben der Halde dabei auch noch Verlassen die brockenartigen Lehmmassen ihr kaum abzuschätzen, wie viele Häuser mit liegt ein haushoher Haufen zerdepschter Erdreich und erreichen sie erwähnten Schlund, den Ziegeln gebaut werden könnten, die Ziegel – Ausschuss. Aus diesem hier wird werden sie gleich einem Strudelteig or- der Wienerberger-Konzern an 259 Stand- Tennissand. Hennersdorf grüßt Roland dentlich geknetet und vermischt. Um den orten in 25 Ländern produziert. Garros und Co mit bis zu 1000 Kubikme- Lehm zusammenpressen zu können, Man erschrickt fast, wird man eines der tern Tennissand pro Saison. braucht’s Wasser. Das ist bei den riesigen hier Beschäftigten ansichtig. Das Werks- Das Szenario ist kein unromantisches, Wienerberger-Kesseln genauso wie beim gelände umfasst sagenhafte 100.000 Qua- die feschesten Ruderalpflanzen, die der kleinen Hobbytöpfer. „Bildsam“, muss er dratmeter. 40.000 davon entfallen auf La- pannonische Raum zu bieten hat, säu- werden, sagt Svatek, der Herr des Ziegels, gerflächen, 11.000 auf die Produktions- men die Lehmgruben, die hier noch Zie- der hier in Hennersdorf bis zu jenem hallen, der Rest ist Pampa, Pardon Halde. gelfutter für gut 100 Jahre auf Halde ha- Punkt für alles verantwortlich ist, an dem Gleich einem Riesen-Ildefonso wird hier ben. Was neben dem hin und wieder auf- der Ziegel auf der Palette landet und sei- der Querschnitt des vor Urzeiten ange- tauchenden Arbeiter noch überrascht, ist ne Reise Richtung trautes Heim antritt. 10 rondospezial/08/2007
Dazu gehört auch der nun anstehende gewichts durch Schwitzen abhanden Zum Endprodukt fehlt nun noch die Zu Besuch bei den Ziegel- Transport ins Walzwerk, wo das Material kommen. Reise zum Hotspot des ganzen Betriebes, machern: Im Wienerberger in drei Stufen zerkleinert und neuerlich Ziegelwerk-Boss Svatek öffnet kurz die dem Tunnelofen, der, und das wird gut Werk in Hennersdorf durchmischt wird. Über in großer Höhe Türe zum Trockenraum, dafür kassiert sein, keinen Blick in sein Inneres zulässt. südlich von Wien lässt sich tätige Förderbänder, die grindige Geräu- die neugierige Besuchernase eine windi- 140 Meter sind es, die anmuten wie eine Schritt für Schritt verfolgen, sche wie eine Mega-Geisterbahn verursa- ge 80-Grad-Celsius-Watschen. Endlosreihe von orangen Transportcon- wie aus unansehnlichen chen, kommt das Material ins so genann- Hat der Ziegel diesen industriellen tainern. Während der Zeit von 30 Stun- Lehmbrocken über zahl- te Sumpfhaus – bombastische, nach einer Saunabesuch absolviert, ist er schon ei- den wird dem Ziegel hier bei einer Tem- reiche Stationen rot ge- Seite offene Betonschächte, 16 Meter tief, nigermaßen hart, noch aber lassen sich peratur von 900 Grad Celsius eingeheizt. brannte Ziegel entstehen. 15 Meter breit. Die Tonplättchen sind per Fingernagel kleine Sternchen in sei- 700 Tonnen Ziegelmasse teilen dieses Fotos: Martin Fuchs hier, um zu „mauken“, wie die Ziegel- ne Oberfläche ritzen, was der hier tätige Schicksal gleichzeitig. Überwacht und macher diesen Schritt nennen. Haben sie Produktionsaufseher lässig übersieht. beschützt wird das alles vom Heiligen nach vierzehn Tagen ausgemaukt, sehen Als wäre sein mitten zwischen Maschi- Florian in Statuenform, der auch für die sie aus wie fahles Herbstlaub. Dieses nen stehender Schreibtisch ein gezu- Menschen rund um die Ziegelwerdung wird, wieder wie von Geisterhand, ab- ckerter Guglhupf, ist dieser mit einer di- schutzpatronmäßig zuständig ist. Natür- gegraben und neuerlich durchmischt. cken Staubschicht bedeckt. Der ebenso lich ist sein Abbild hier bei Wienerberger Nachdem der Masse ordentlich Dampf staubige Gettoblaster ist eingeschaltet. aus Ton. gemacht wurde – dadurch lässt sich das Wozu, ist eine andere Frage, denn hier re- Nach dem höllischen Ausflug ist der Ziegel im Material besser bearbeiten –, wird ihm giert höllischer Lärm, ein Chor aus Kräch- Prinzip fertig, unzählige, blitzsaubere, plan- Fakten in der Stangenpresse bei einem Druck zen, maschinellem Stöhnen, Hämmern gestapelte und nun endlich rote Ziegel Der Wienerberger- zwischen 17 und 20 Bar die je nach Zie- und Krachen. Hin und wieder huscht ein sind fertig für die Palette, die sich wie ein Konzern ist heute die gelart typische Form und das entspre- Arbeiter durch den gelb-grünen Maschi- weiterer Bauklotz in die gewaltige Sky- Nummer eins unter chende Lochmuster verpasst. Das heißt, nenwald. Ein roboterähnliches Kon- line aus Ziegeltürmen rund um die Pro- den Ziegelproduzenten. eigentlich entsteht hier ein sehr langes strukt, das die Ziegel auf den Ofenwagen duktionshallen einschmiegen wird. 2006 beschäftigte er in Ziegelstück, das sich ähnlich einer End- lupft, lässt im Sekundentakt ein lautes Übrig bleibt nach dem Ausflug nach derzeit insgesamt 259 los-Rostbratwurst aus der Maschine win- „pfffft“ hören. Die Maschine ist behut- Hennersdorf das Wissen, wie aus einem Werken in 25 Ländern det und erst hier in die richtigen Ziegel- sam. Wie eine Katzenmama ihre Jungen Dreckklumpen ein Objekt wird, das die durchschnittlich 13.639 häppchen geschnitten wird. legt sie die Ziegel ab. Ähnlich dem Ku- Menschheit seit Urzeiten beschützt und Mitarbeiter in Europa und Auf Wägen mit Schamottboden, ähn- gelkopf einer alten IBM-Schreibmaschi- behütet. Übrig bleiben Bilder von Ma- den USA. Das Betriebser- lich wie Eisenbahntransportwaggons, ne presst dann ein metallenes Ding den schinen, Staub, Tonwürsten und einer gebnis (Ebit) wuchs 2006 nur größer, kommen die dunkelgrauen Wienerberger-Schriftzug und eine lange Handvoll Arbeiter – und eine kleine Mu- bei einem Umsatz von Bausteine für acht bis sechzehn Stunden Zahlenreihe in die Fast-schon-Ziegel. schel im Hosensack, vom Strand von rund 2,2 Milliarden Euro in die Trockenkammer, wo dem Ziegel Gut 30 Ziegelarten werden übrigens hier Hennersdorf. Michael Hausenblas Q um elf Prozent auf 299,7 drei bis sechs Prozent seines Körper- in Hennersdorf produziert. www.wienerberger.at Millionen Euro. Q rondospezial/08/2007 11
Was die Welt zusammenhält Stärker, dichter, Beton, das ist der Stoff, aus dem die Träume der Architekten und Baustatiker Labor wurde die Stärke bereits auf 800 Megapascal gesteigert, was ungefähr der Markt wird härter. Aus dem einst heimi- schen Betonlieferanten MABA in Wiener haltbarer – der Beton sind. Bekannt ist der Baustoff schon seit Gewichtskraft eines durchschnittlichen Neustadt wurde ein internationaler Kon- Jahrtausenden. Bereits die Römer schätz- Menschen entspricht, der auf einem zern. Für den Hersteller bedeutet das aber der Zukunft ist ein ten die Eigenschaften des „opus caemen- Stück Beton von der Größe eines Steck- auch neue Herausforderungen, um sich tium“. Und doch haftet dem Beton bis nadelkopfes balanciert. am Markt zu behaupten: „Die Logistik Hightech-Produkt heute das Stigma an, er sei unnatürlich. Balanceakte hat die Betonbranche frei- wird sich verändern, man muss immer Eigentlich klar, denn wo in der freien Na- lich nicht im Sinn. Doch der neuartige schneller bauen. Und die Vorplanungs- aus dem Labor. tur gibt es schließlich millimetergenau Baustoff ermöglicht filigrane Konstruk- phase künftig viel ernster nehmen“, Jens M. Lang über gefertigte Quader oder Platten von der Ausdehnung einer frei schwebenden tionen, die bisher nicht denkbar waren. Denn dadurch können Gebäude oder Brü- meint der MABA-Geschäftsführer Bern- hard Rabenreither. die Entwicklung Hängebrücke? Dass der Beton unnatürlich sei, kann cken sehr viel dünner gebaut werden, da bei großen Konstruktionen das Eigenge- Die Betonproduktion wird sich da- durch auch immer stärker in die Nähe eines Materials, Lutz Sparowitz nicht mehr hören. „Ich wicht den Ingenieuren die größten Sor- der Baustellen verlagern – um Zeit zu verstehe das nicht, Beton ist nichts an- gen macht. Ultrafester Beton braucht we- sparen. Das zumindest spielt einer Ne- das schon die Römer deres als künstlich hergestellter Stein“, niger Baustoff und ist daher leichter. Die benbranche zu, die förmlich aufblüht: zürnt der Leiter des Betonbauinstitutes erste Brücke daraus soll demnächst in den Recyclingbetrieben. „Schon heute zu schätzen wussten an der TU Graz, „und das ganze Weltall Kärnten errichtet werden. „Das ist schon werden 80 Prozent der Abbruchmateria- besteht aus Steinen!“ Aber doch kann Be- sehr aufregend“, sagt Johannes Steigen- lien wiederverwertet“, sagt Martin Car, ton sehr viel mehr als natürlicher Stein. berger, der das Forschungsinstitut der der Geschäftsführer des Baustoffrecyc- Chemische Fließ- und Bindemittel sollen österreichischen Zementindustrie leitet. ling-Verbandes, stolz, „dadurch müssen heute den Beton haltbarer machen, wi- Im Auftrag der Wirtschaft erforscht das Institut, wir keine neuen Löcher in die Erde boh- Wenn Renate Pelz über eines der derzeit größten derstandsfähiger und leichter zu verar- wie man den Baustoff immer weiter verbes- ren, um an den Stoff zu kommen, son- Bauprojekte der Österreichischen Bundesbah- beiten. In den vergangenen Jahrzehnten sern kann. Fortschritte hat man in jüngs- dern arbeiten nachhaltig.“ Das kommt nen (ÖBB) redet, dann spricht sie in Su- hat sich an den Universitäten eine neue ter Zeit vor allem mit selbst verdichten- den Baukosten zugute und tut der Um- perlativen. Anders lässt sich der Wiener- Wissenschaft etabliert, die den Beton un- dem Beton gemacht. Dieser muss nicht welt gut. waldtunnel, ein Kernvorhaben beim Aus- tersucht. Forscher rücken heute dem mehr wie bisher gerührt oder geschüttelt Der Umweltgedanke hat auch die ÖBB bau der Westbahnstrecke von Wien nach Stoff mit Elektronenmikroskopen zu Lei- werden, sondern die zähflüssige Masse inspiriert. Beim Bau der neuen West- St. Pölten, wohl nicht beschreiben. „Zum be. Das Motto heißt: immer stärker, im- wird einfach in fertige Formen geschüttet bahnstrecke haben sich die Planer daher ersten Mal“, sagt sie, seien die betroffe- mer haltbarer und trotzdem so natürlich und härtet dann von selbst aus. „Dadurch etwas einfallen lassen: Ein Großteil des nen Anrainer in die Planungen einge- wie möglich. kann man den Beton in jede erdenkliche Steins, den man beim Bohren der Tun- bunden worden; und „erstmals“, ergänzt Wissenschafter arbeiten schon heute Form bringen“, sagt Steigenberger. Und so nels aus der Erde geholt hat, wird wie- sie, wurden spezielle Tunnelbaumaschi- auf der Nano-Ebene. Dadurch konnten wird aus dem alten Traditionsbaustoff die der verwertet. Es geht um immerhin nen bei einem Projekt dieser Art verwen- Mikrosilika entwickelt werden, kleinste Grundlage für moderne Modelldesigns. knappe zweieinhalb Millionen Kubik- det. „Meilensteine“ seien gesetzt worden Steinchen, die den Hightech-Beton bis zu Beton ist nicht mehr gleich Beton. Heuti- meter Aushub. Damit werden nicht nur mit dem Bau, so viele „Novitäten“ gebe fünfundzwanzigmal druckfester machen ger Beton kann brandfest verbaut werden, Lärmschutzwälle gebaut, sondern es es. Über einen weiteren Aspekt aber re- als herkömmlich. „Der ist dann so fest wie sich selbst reinigen und den Straßenver- wird auch nebenbei die Landschaft kom- det die ÖBB-Sprecherin nicht so viel: den Granit“, schwärmt Sparowitz. Dieser ul- kehrslärm schlucken. plett neu gestaltet – auch das ein Super- Foto: Lisi Gradnitzer Beton, der verbaut wird und auf dem ein trahochfeste Beton ist im Moment sozu- Mit den neuen Entwicklungen steigen lativ, über den man bei den ÖBB gerne Großteil der Konstruktion aufbaut. sagen der letzte Schrei in der Branche; im auch die Ansprüche der Kunden. Der redet. Q
Kunst und Gestein Beton – kaum ein anderes Material prägt das Antlitz moderner Ballungszentren mehr als die harte, graue Masse aus Zement, Sand und Wasser. Lisi Gradnitzer wanderte durch die Großstadt, um die eigentümliche Ästhetik dieses universellen Baustoffes mit ihrer Kamera einzufangen Es herrscht rege Bautätigkeit. Man kann den Häusern regelrecht beim Wachsen zusehen. Stockwerk für Stockwerk wird da ein neues Wohnhaus, da ein weiteres Bürogebäude hochgezogen. Auffällig ist dieses eigenartig gebogene Gestänge, das vielerorts so markant aus dem Rohbau ragt. „Bewehrungsstahl“ heißt es und gibt dem Beton die nötige Zugfestigkeit, die er von Haus aus nicht mitbringt. „Bewehren“ nennt man das in der Fachsprache: Die Stangen werden in die Schalung des Bauteils eingefügt und anschließend komplett mit dem künstlichen, noch flüssigen Gestein eingehüllt. Zusammen mit Stahl lässt sich Beton in beinahe jede erdenkliche Form bringen – stabil, beständig, der Witterung trotzend. Und so ist es auch möglich, jene überdimensionale Einfassung, die scheinbar ein Stück Himmel einrahmt, zu konstruieren – ein dyna- misches Gemälde, das immer in Bewegung ist. Eigenartige Bilder entstehen auch, wenn urbane Künstler den Kunststein als Leinwand zweckentfremden. Gemäß dem Motto „Sprühen bringt Beton zum Blühen“ verewigen sie ihre farbenfrohen Graffitis auch auf den kleinsten Flächen. Und sei es nur ein banaler Würfel, der als Halterung einer Hinweistafel dient. Es kommt eben immer drauf an, was man draus macht. Besucher des Stadionbades etwa nutzen die von der Sonne auf- geheizte Tribüne als willkommene Sitz- und Liegefläche. Auf ihrem Spaziergang fand Gradnitzer auch andere Lebensspuren: Eine Handvoll Pflanzen hat sich ihren Weg durch die harte Oberfläche des Kunstgesteins gebahnt. Die Natur nutzt eben auch den kleinsten Spielraum. Beton ist von Menschenhand geschaffene Realität – oft grau und dann wieder bunt, kalt und doch voll Leben. max Q rondospezial/08/2007 13
Foto: holdsy/flickr.com Abwurf entsteht. Und warum er nicht Unter gleich beim ersten Hüpfer untergeht, ist auch wissenschaftlich erforscht. Die ki- netische Energie, die aus der Schnellig- keit des Abwurfes stammt, lässt den Stein immer wieder abheben. So lange, bis das Wasser sich alle Energie geholt hat und Flachleuten der Stein sinkt. Also, so schlussfolgern nicht nur Profis, kürzeste Wasserberüh- rung sichert dem Stein einen langen Flug. Lyderic Bocquet, Physikprofessor aus Lyon, wollte es genau wissen. Er brütete Russ Byars hat es geschafft. Er ist der neue Lehrstunden des fremden Amerikaners tagelang in seinem Labor und bastelte aus Stone-Skipping-Champion. 30-mal segelte der Jeder Hüpfer zählt, interessanter als die morgendlichen auf Form, Geschwindigkeit, Wasserwider- Stein des Amerikaners über das Wasser, der Schulbank. Der Steinwurf-Guru grün- stand, Neigungswinkel und Drehmoment setzte kurz auf und flog weiter – bis er in wenn ein Stein übers dete 1989 die North American Stone Skip- eine wissenschaftliche Formel. den Fluten des Huron-Sees, Bundesstaat Michigan, unterging. Mehr als 800 Besu- Wasser fliegt. Was ping Association, kurz Nassa. Der Stein sollte, so rät der Meister, etwa Demnach, so glaubt Bocquet, muss ein Stein für den aktuellen Weltrekord zehn cher schauten Anfang Juli den Stein- für Laien ein Spaß so groß wie eine Handfläche sein und so Zentimeter lang sein, mit vierzig Kilome- segelsport-Verrückten bei verhangenem schwer wie ein Tennisball. Dann zwi- tern pro Stunde die Hand verlassen und Himmel und sommerlichen Temperatu- ist, wird mittlerweile schen Daumen und Mittelfinger nehmen, einen Spin von vierzehn Umdrehungen ren zu. Wie jedes Jahr folgen dem Sai- kurz entspannen und dann möglichst mit pro Sekunde haben. Dabei müsse aller- sonhöhepunkt auf der Insel Mackinac, mit dem Weltmeis- einer geschickten Drehung aus dem dings der Neigungswinkel zwischen 470 Kilometer nördlich von Detroit gele- Handgelenk werfen. Nicht die Kraft ist es, Stein und Wasser immer derselbe sein. gen, nun zahlreiche Wettbewerbe in ver- tertitel bedacht und weiß Coleman-McGhee, sondern „die Der Franzose will seine Forschungen nun schiedenen US-Bundesstaaten. Schnelligkeit, mit der er losfliegt“. Aus- perfektionieren, eine Steinschleuder Die Geschichte des Steinespringens, je interessiert auch nahmen bestätigen wie immer die Regel. bauen und die Ein- und Absprungphasen nach Gegend auch Ditschen, Klippen oder Platteln genannt, reicht bis ins späte Mit- die Wissenschaft. Gilt normalerweise ein triangelförmiger, flacher Stein als bestes Wettkampfgerät, genauer untersuchen. Der Marseiller Wissenschafter Chris- telalter zurück. Geschichtsschreiber be- Von Oliver Zelt war der Weltrekord-Stein viel zu dick für tophe Clanet legte schon einmal vor und richten, dass bereits im Jahre 1583 ver- die Idealmaße. Die Stone-Skipper-Ge- konstruierte eine Maschine, die drei Mil- spielte Menschen Austernschalen übers nischen „Blanco River“, ohne unterzuge- meinde hat selbstverständlich auch eine limeter dicke und fünf Zentimeter große Wasser tanzen ließen. Ein englischer Kö- hen. Dabei flog der Stein in weniger als eigene Sprache. Ein Stein, der beim ers- Aluminiumscheiben auf das Wasser nig, so geht die Sage, hatte so viel Lange- fünf Sekunden mehr als hundert Yards ten Mal sinkt, ist für Insider ein „Plonk“. schleudert. Nach zahlreichen Versuchen, weile, dass er aus Spaß Geldstücke über weit. Seit dem 14. September 2003 heißt Das Sechser-Stein-Set nennen die Sport- stets präzis mit Hochgeschwindigkeits- die Fluten schleuderte. Schon der grie- der neue Champion Kurt Steiner. Der ler „Chukker“, die letzten kurzen Hopser, kameras aufgenommen, stand für Clanet chische Dichter Homer kannte das Spiel Amerikaner ließ seinen Stein 40-mal über bevor der Stein versinkt, „Pitty-Pat“, und fest: Der ideale Winkel für möglichst vie- und berichtet über eine Partie zwischen einen Fluss im Bundesstaat Pennsylvania der Finalsinker ist ein „Gerplunking“. le Hopser sind zwanzig Grad. Jason und Herkules, die kraft ihrer Ober- hüpfen. Es waren sogar mehr, schwören Was sich wie Codenamen anhört, ist Jerdone Coleman-McGhee geht einen anderen arme Schilde übers Wasser krachen lie- Augenzeugen. Doch auf einem Video- Teil einer innovativen Sportart. Damit Weg. Für den Champion bleiben andere Fra- ßen. Shakespeare schrieb in der Urfassung band sind lediglich vierzig immer kleiner die Zuschauer sich nicht langweilen, in- gen: Ist das salzreiche Tote Meer das idea- von „Henry V.“ über das „stone-skipping“, werdende Wasserkreise zu sehen. Für stallierten die Veranstalter bei den letz- le Wasser für neue Rekorde? Oder etwa und auch US-Präsident George Washing- Weltrekord-Ehren muss jedes Auftreffen ten Weltmeisterschaften eine Uhr. Inner- der geringe Luftwiderstand am 3812 Me- ton soll es auf dem Potomac-River mit Sil- des Steines auf das Wasser zu sehen sein. halb einer Minute, ähnlich der vorge- ter hoch gelegenen Titicacasee in Boli- ber-Dollars versucht haben. Washington Doch es bleiben Gefahren: Äste im Was- schriebenen Anlaufzeit beim Skisprin- vien? Und fliegt durch die Erddrehung allerdings, glauben Historiker, sei für ser, Bäume im Kamerafeld, Unschärfe. gen, mussten die Teilnehmer ihre Steine und die unterschiedliche Anziehung nun Geldspielereien viel zu geizig gewesen. Aus Frust über seine miese Ehe, so er- auf die feuchte Reise schicken. der Stein auf der Südhalbkugel besser als Auch Eskimos und Beduinen lassen sich innert sich der 58-jährige Ex-Weltbeste Bedeuten sieben oder acht Hopser für nördlich des Äquators? die vermeintliche Kinderei nicht nehmen Coleman-McGhee, begann er eines Abends den Amateur schon Können, gepaart mit Für alle diejenigen, denen stundenlan- – wahlweise auf Eis oder Wüstensand. in einem kleinen spanischen Fischerdorf, Glück, überlassen Wissenschafter nichts ge Kieselsuche schon vorher die Laune Seit 1973 listet das „Guinness-Buch der Steine ins Hafenbecken zu werfen. Das dem Zufall. Sie reden von Rotationsener- verdirbt, kreierte die Delfter Firma Tree- Rekorde“ eine Bestleistung unter dem Na- war Ende der 1970er-Jahre. Es klappte gie und physikalischen Winkelschwün- plast im Juni 1999 ein Dreier-Set Kunst- men „Ducks and Drakes“. Zehn Jahre lang sehr gut. Einheimische und Touristen gen, die den Stein davor bewahren, nach steine: dreieckig, abgeflacht, so wie sie hielt die offizielle Bestmarke. 38-mal be- staunten über den Amerikaner, klatsch- rechts oder links abzukippen. Stattdes- sein müssen – aus holzähnlichem Mate- rührte der Stein aus den Händen von Jer- ten Beifall, denn mancher Stein schaffte sen zieht er parallel zum Wasser seine rial, das sich im Wasser, umweltpolitisch done Coleman-McGhee, einem amerika- das halbe Hafenbecken. Schnell waren für Bahnen, dank des Effets, der aus einer korrekt, sogar auflöst. Q nischen Ölarbeiter, das Wasser des texa- die Fischerkinder die nachmittäglichen leichten Drehung des Handgelenks beim www.stoneskipping.com 14 rondospezial/08/2007
RONDO PROMOTION Finanzausgleich 2008-2012: Nur ZusatzMilliarde für Wohnbauförderung kann Wohn-Engpass verhindern Othmar Kronthaler ist Der Standard: im Hinblick auf die Bevölkerungsprognosen bis 2050 Herr Kronthaler, laut eine Sicherstellung des nötigen Fördervolumens für Tiroler Bauunternehmer einer Prognose von den Neubau unabdingbar. Das aktuelle Regierungs- Statistik Austria wer- programm bekennt sich nicht nur zur Wohnbauförde- und Vorsitzender der den 2050 mehr als 9 Millionen Menschen rung, sondern auch zum Wohnen als Grundbedürfnis. Daher muss der Neubau neben der Sanierung ein zen- in Österreich leben. trales Element der Wohnbauförderung bleiben. Arge BAU!MASSIV!, einer Die zusätzliche Nach- frage durch die Zu- Der Standard: Interessengemeinschaft wanderung wird zu Wie ist verstärkter Neubau mit dem Umwelt- und einem Wohnungs- Klimaschutz vereinbar? der Baumeister und der Engpass führen, der die gestiegenen Preise Othmar Kronthaler: baustofferzeugenden noch weiter nach oben Um dem Wohnbedürfnis wie dem Umweltschutz treibt. Welche Ziele gleichermaßen gerecht zu werden ist es wichtig, die Industrie. Im Standard- sollten von der Wohnbauförderung in der neuen Finanzausgleichsperiode im Detail verfolgt werden? Vergabekriterien für den Neubau in Hinkunft auf dem Drei-Säulen-Modell der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit aufzubauen. Interview verweist er Othmar Kronthaler: Es gilt rechtzeitig zu reagieren und eine jährliche Die Bundesländer setzen bereits Anreize für ökologisch auf eine umfassende Studie Zusatz-Milliarde für die Wohnbauförderung für 55.000 und insbesondere thermisch hochwertigen Neubau neue Wohnungen pro Jahr sicher zu stellen. Die Gelder bzw. Sanierung. Die Bundesregierung plant ab 2015 die zur Massivbauweise im der Wohnbauförderung müssen ausschließlich für den Wohnbauförderung mit dem „Klima-Aktiv-Passivhaus- Wohnbau zweckgebunden bleiben. Zusatzeffekt: Wenn Standard“ zu verknüpfen. BAU!MASSIV! begrüßt diesen sozialen Wiener Wohnbau man die Wohnbauinvestitionen um eine Milliarde Euro pro Jahr erhöht, werden in der Gesamtwirtschaft bis zu Ansatz, da die Massivhäuser – ausgeführt durch den Baumeister – durch ihre Speichermasse zur Energieeffi- 12.000 Arbeitsplätze geschaffen. zienz beitragen und zwar sowohl vor sommerlicher Über- vom Mai 2007. Diese beweist hitzung schützen als auch Wärme speichern können. Der Standard: dass der geförderte Wohnbau Schon heute ist die Wohnbauförderung ein Regelungs- Der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit muss instrument um den Beitrag des Sektors Raumwärme die Wohnbauförderung aber in gleicher Weise das Schlüsselelement ist, zum österreichischen Kyoto-Ziel zu steuern. Wie sehen verpflichtet sein: „Leistbares Qualitäts-Wohnen bei Sie die zukünftigen Aufgaben der Wohnbauförderung? geringen laufenden Kosten“ sind hier die Schlagworte. wenn es darum geht, Othmar Kronthaler: Dabei geht es um soziale Gerechtigkeit, die Ghettos verhindert und den sozialen Frieden sichert. Diese drei In diesem Zusammenhang wird Wohnbauförderung Aspekte der Nachhaltigkeit müssen in Hinkunft bei Wohnen im Sinn sozialen oft einseitig mit Forcierung thermischer Sanierung den Vergabekriterien in der Wohnbauförderung gleich- gleichgesetzt. Selbstverständlich erfordern die höheren rangig berücksichtigt werden. Friedens und Gerechtigkeit Klimaschutzstandards, die erforderlich sind um die Kyoto-Ziele zu erreichen, höhere Investitionen bei der Der Standard: für jeden leistbar zu machen. Sanierung im Gebäudebestand. Gleichzeitig ist jedoch Danke für das Gespräch! BAU!MASSIV! BAU!MASSIV! ist eine Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Baumeister und der Herstel- ler mineralisch gebundener Baustoffe. Träger- organisation der ARGE sind die Bundesinnung Bau und der Fachverband der Stein- und kera- mischen Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich. Ziel der ARGE ist es, die zahlreichen Vorteile des Massivbaus aufzuzeigen und die nachhaltige Anwendung mineralisch gebun- dener Baustof fe zu fördern. BAU!MA SSIV! unterstützt Bauinteressierte und bündelt die Informationstätigkeit der Branche. www.baumassiv.at
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