Klima-Rollenspiel Klima-Versicherungsspiel Materialsammlung - V e
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Klimaschutz aktionsheft itete a r b e Über ersion 2 V 201 Kli ma -R oll e n sp i e l Kli ma -V e rsi c he r u ng s s p i e l M a t e ri a lsa m m lu ng
Diese Broschüre wurde u. a. zur Begleitung der Klimaexpedition von Germanwatch erarbeitet. Weitere Informationen zur Klimaexpedition unter www.germanwatch.org/klimaexpedition.htm Germanwatch - Büro Bonn Kaiserstraße 201 53113 Bonn, Deutschland Tel.: +49 (0) 228 - 60492-0 Fax: +49 (0) 228 - 60492-19 Germanwatch - Büro Berlin Schiffbauerdamm 15 10117 Berlin, Deutschland Tel.: +49 (0) 30 - 28 88 356-0 Fax: +49 (0) 30 - 28 88 356-1 E-Mail: info@germanwatch.org www.germanwatch.org Die Germanwatch-Klimaexpedition zeigt Live-Satelliten bilder in Schulen. Klimazusammenhänge werden so leicht verständlich und technisch faszinierend dargestellt. Gedruckt auf 100% Recycling-Papier 3. überarbeitete Auflage, Dezember 2011 Redaktion der 3. Auflage: Katrin Fillies, Charlotte Haberstroh, Sven Harmeling, Sönke Kreft, Kristian Näschen, Tobias Rothenbücher Autorin der Originalauflage: Katja Geißler Layout: Dietmar Putscher, Köln Bestellnummer: 11-2-25 ISBN 978-3-939846-94-9 Gefördert durch: Bildnachweis: Bundesamt für Wasser und Geologie, Gesellschaft für ökol. Foschung, Mortimer Mueller (S. 26 oben) Schweiz, www.bwg.admin.ch www.gletscherarchiv.de Heidi Garcia-Pulsmeyer (S. 26 Collage oben), Jean-Pierre Jordan (S.41 oben) Oswald Baumeister (S.4 oben) Uwe Bauch (S. 29) Bundesregierung,y International Fund for Agricultural Photodisc, BS 14, Earth on Focus Fotograf Achim Melde/Lichtblick Development (IFAD), (S. 5, 41 Erde) www.bundesregierung.de (S.18) www.ifad.org (S.11 oben,12 oben) , F. Mattioli (S.21), A.Hossain (S. 19) Putscher, Dietmar: digitalstock – Bildagentur: (S. 10 oben, 12 unten, 13 oben, 14, 17, 18, (S.10 unten; S.11 links) iStockphoto – Bildagentur: 41 Mitte (Bild-CD), 42 unten) (S. 26 unten) ELCA Domestic Disaster Response, Scywarn: www.elca.org/disaster Matuschek, Daniel http://community-2.webtv.net/jimstormspo- (S. 4 / 2. von oben) www.matuschek.net (S.41 unten) ter/TORNADOSAFTY/ (S. 42, Tornado) Geoscopia Umweltbildung, McQuarrie, Peter (S.20) 123RF – Bildagentur: www.geoscopia.de (S. 2) Stephan Scherhag (S.16) panthermedia – Bildagentur: Mikhail Shiyanov (S. 22) Germanwatch, Gerold Kier (S.23) C. Walenzyk (S. 4 Collage oben) Foto Collage unten (S. 26) www.germanwatch.org Fouquin Christophe (S. 4 Collage unten) 2
Inhalt ≈ Klimaschutz – alles nur ein Spiel? Klima-Rollenspiel 4-25 ≈ Sind Sie versichert? Wetterversicherung zur Anpassung an die Klimafolgen Klima-Versicherungsspiel 26-40 ≈ Materialsammlung Klimaschutz Liste von Aktionsideen und Unterrichtsmaterialien zu Klimaschutz, erneuerbaren Energien und Regenwald 41-83 V orw ort Schülern das Thema Klima anschaulich nahezubringen nenzulernen. Sie handeln als Ministerpräsidenten und sie gleichzeitig für das Problem des Klimawandels einzelner Entwicklungsländer in Regionen, die – je sowie für Lösungsansätze zu sensibilisieren – dies nach Würfelergebnis – mehr oder weniger stark sind die wichtigsten Ziele der beiden Aktionsideen, von Wetterextremen betroffen sind. Solche Ereig die wir im Folgenden vorstellen. Für alle, die auf nisse können die Länder in ihrer wirtschaftlichen der Suche nach weiteren Unterrichtsmaterialien und Entwicklung stark zurückwerfen und bis zu Zah Ideen für Projekte rund um die Themen Klimawandel, lungsunfähigkeit und politischen Krisen führen. Erneuerbare Energien und Regenwald sind, bietet Durch regional gemeinsam abgestimmte Strategien die umfangreiche Materialiensammlung am Ende können es die Spieler schaffen, besser mit den dieses Hefts eine ausgedehnte Fundgrube. Wir ha- Wetterextremen umzugehen. ben diese Sammlung im Vergleich zu den vorherigen Beide Aktionsideen sprechen verschiedene Ziel Ausgaben des Klimaschutz-Aktionshefts ausgiebig gruppen an, insbesondere jedoch Schüler und überarbeitet und aktualisiert. Schülerinnen im Wirtschafts-, Sozialkunde/Politik-, Nicht zuletzt können alle, die an der Germanwatch- Erdkunde- und Biologieunterricht. Ebenso gut ist der Klimaexpedition teilgenommen haben, die vorlie- Einsatz in der außerschulischen Bildung mit interes- genden Aktionsideen und Informationen zur an- sierten Gruppen von Jugendlichen oder Erwachsenen schließenden Vertiefung der behandelten Themen möglich. nutzen. ≈Die Germanwatch-Klimaexpedition und die erar- ≈„Klimaschutz – alles nur ein Spiel?“ beiteten weiterführenden didaktischen Materialien haben den menschgemachten Klimawandel in seiner ... ist ein Rollenspiel. Es macht den Spielern die umwelt- und entwicklungspolitischen Dimension zum Sichtweisen der unterschiedlichen Länder deutlich zentralen Thema. Die Einführung und Analyse dieses und legt so ihre besonderen Interessen in Bezug auf global höchst bedeutsamen Problemfeldes basiert Klimawandel und Klimaschutz offen. Alle Akteure auf aktuellen Erkenntnissen der Klimawissenschaft. tragen einerseits in sehr unterschiedlichem Maße zum Sie lassen die tiefgreifenden Auswirkungen des Klimawandel bei, andererseits sind sie unterschied- Klimawandels immer deutlicher und – leider – auch lich stark vom Klimawandel betroffen. Das Spiel zunehmend dramatischer erscheinen. Wenn junge erlaubt es, Argumente pro und contra Klimaschutz Menschen ein Verständnis für die zugrundeliegen- aufzuarbeiten und gibt vor dem Hintergrund der den Prozesse bekommen und dabei für Fragen nach Ursachen und Folgen des Klimawandels Impulse für Verursachern, Betroffenen und Auswirkungen sen- eine Debatte über das Verursacherprinzip und über sibilisiert werden, können sie, die es in Zukunft am globale Verantwortung. Es wurde auf der Basis vieler meisten angehen wird, zu handelnden Akteuren Erfahrungen angepasst und aktualisiert. werden, die an der Verminderung der negativen Auswirkungen des Klimawandels mitarbeiten. ≈ „Sind Sie versichert? Wetterversicherungen als Didaktische und fachliche Anregungen, Kritik und Anpassungslösung” Verbesserungsvorschläge nimmt das Klimae xpedi tionsteam von Germanwatch und Geoscopia dankbar ... lädt die TeilnehmerInnen dazu ein, die Möglich entgegen. keiten und Grenzen von Versicherungsansätzen zum Umgang mit Wetterextremen verstehen- und ken- 3
Klimaschutz – alles nur ein Spiel? Bedrohung: Schlammlawinen und Erdrutsche durch plötzlich auftre- tende Flutwellen zerstören ganze Ortschaften. Bedrohung: Verwüstungen durch extreme Stürme nehmen zu. Bedrohung: Flutkatastrophen zerstören die Existenzgrund lagen der Menschen. 4
Das K lim a- R o l l e n sp iel k l im a- r o l l ens piel Zielgruppe 10. - 13. Klasse Schwerpunkte Internationale Klimapolitik und globale Gerechtigkeit Zielsetzung Das Klima-Planspiel lässt die Jugendlichen erkennen, dass es neben den be- triebs- und volkswirtschaftlichen, kulturell-gesellschaftlichen, politischen sowie ökologischen Aspekten auch eine globale und moralische Dimension des Klimawandels gibt. Das Spiel erlaubt es, Argumente pro und contra Klimaschutz aufzuarbeiten, und gibt vor dem Hintergrund der Ursachen und Folgen des Klimawandels Impulse für eine Debatte über das Verursacherprinzip und über globale Verantwortung. Zeitaufwand 2 - 3 Stunden Kurzbeschreibung Das Klima-Planspiel lässt Klimapolitik aus verschiedenen Perspektiven erlebbar werden. Die Jugendlichen schlüpfen beispielsweise in die Rollen der deutschen oder der chinesischen Regierung, vertreten Entwicklungsländer oder überneh- men den Part von Umweltverbänden und ringen bei einer UN-Klimakonferenz um den richtigen Weg. Die Jugendlichen werden nach und nach mit sich verändernden Rahmenbedingungen konfrontiert, woraus eine dynamische Klimaverhandlung entsteht. Vorbereitung Materialien und allgemeine Hinweise ≈ Spiel: Rollenbeschreibungen, Moderationskar ≈ Die Anleitung geht beispielhaft von ca. 30 ten, Stifte, Weltkarte, Emissionssteine/ -ballons, Jugendlichen und einer Gruppenleitung aus. Glocke, Ereigniskarten In diesem Fall ist jede der 10 Spielgruppen mit ≈ Konferenz: Flipchart, Moderationskarten, Stifte 3 Personen besetzt. Das Spiel kann jedoch grundsätzlich mit 11 bis ca. 50 Jugendlichen ≈ Feedback: Moderationskarten, Stifte und entsprechend unterschiedlichen Gruppen größen gespielt werden. ≈ 10 Tische mit jeweils 3 Stühlen werden an den Rand gestellt. ≈ Die Aufsteller mit Rollennamen, die dazu passen- den Rollenbeschreibungen (umgedreht) sowie Moderationskarten und Stifte werden auf die Tische gelegt. ≈ Eine Weltkarte wird zusammen mit den Emis sionssymbolen in die Mitte des Raumes auf den Boden gelegt. Zur Veranschaulichung der jewei- ligen Emissionen können sowohl Bausteine ver- wendet werden, die gestapelt werden können, als auch Luftballons, die von den Jugendlichen aufgeblasen werden oder Kreise aus Pappe bzw. Wattebälle. ≈ Ein Flipchart wird bereitgestellt. ≈ Steht insgesamt mehr Zeit zur Verfügung, kön- nen intensivere Verhandlungsrunden und eine längere Konferenz das Spiel beleben. 5
dur c h f ü h ru n g k l im a- r o l l ens piel Ziel und Regeln (10 Minuten) Ziel ist es, mehr über die Pläne der anderen herauszufinden und Allianzen zu bilden. Dazu P H A S E • I wird miteinander diskutiert. Emissionen entstehen alle 5 Minuten (in Einstieg (10 Minuten) der Realität 1 Jahr). Die Spielleitung gibt mit der Glocke das Signal dazu. Nach je- Der Spielleiter führt ins Thema ein. Mit der Erklä dem Signal erzeugt jedes Land sofort nach rung des Treibhauseffekts wird der Wissensstand den Vorgaben der Rollenkarte den entspre- der Schüler zum Thema erhoben und die naturwis- chenden Ausstoß. Danach werden die jewei- senschaftliche Basis erarbeitet. Außerdem werden ligen Ereignisse von der UNO vorgelesen, im Spiel auftauchende Begriffe wie IPCC, UNO, und es geht in die nächste Diskussions- und Kyoto-Protokoll etc. besprochen. Verhandlungsrunde. Die Spielleitung stellt die UNO dar. Verein barungen / Maßnahmen / CO2-Senkungen Spieleinführung (15 Minuten) etc., die in den Vorgesprächen getrof- Die Jugendlichen werden in zehn Gruppen einge- fen wurden, müssen schriftlich vorgelegt teilt. werden und werden auf Flipchartpapier/ Tafel festgehalten. Dabei sollten die Grup Hinweis: Die „Klima-Watch“-Gruppe ist entscheidend penmitglieder möglichst realistisch bleiben. für die Entwicklung des Spiels – die Mitglieder der Gruppe sollten vertrauenswürdige Personen sein, die Die Klima-Konferenz wird später einberufen. sich gut ausdrücken können. Dabei sollen die globalen CO 2-Emissionen um mindestens 50% bis 2050 gegenüber Jede Person schreibt den Gruppennamen, z. B. dem Ausgangsniveau gesenkt werden. „Klima-Watch“, „Regierung China“, auf das Klebe- Außerdem sollen die Entwicklungsländer bei Schild und befestigt dieses gut sichtbar auf der der Anpassung an Klimawandelfolgen unter- Kleidung, damit sie während des Spiels identifiziert stützt werden. werden kann. Die Gruppenleitung lässt jede Gruppe die Rollen karten genau studieren und diskutieren, geht von Gruppe zu Gruppe und vergewissert sich, dass alle Spielbeginn die Informationen verstanden haben. Diskussion, Emissionen und Ereignisse (30 Minuten) Spielrollen Zunächst stellt die Spielleitung, die UNO, kurz alle ∂ UNO zehn Gruppen vor, oder die Gruppenmitglieder (wird von der Spielleitung gespielt und präsentieren ihre Rolle und ihre Interessen selbst erhält das Klimainformationsblatt) (insgesamt ca. 5 Minuten). ∂ NGO Klima-Watch Anschließend schlägt die Spielleitung nun vor, (bekommt zusätzlich das dass die Gruppen mehr über die Pläne der anderen Klimainformationsblatt) Gruppen herausfinden, um z. B. Allianzen zu bilden oder Vereinbarungen zu treffen. Die Spielleitung ∂ USA gibt ein Signal, und das Spiel fängt an. ∂ China Die Spielleitung lässt zu, dass sich das Spiel für ∂ Indien die nächsten 15 Minuten allein entwickelt. Die Gruppen sollen sich treffen und miteinander disku- ∂ EU tieren. Wenn dies nicht spontan passiert, schlägt ∂ Deutschland die Spielleitung vor, dass sie miteinander sprechen sollten und muss selbst in den nächsten Minuten ∂ Bangladesch der Versuchung widerstehen, selbst einzugreifen. ∂ Tuvalu Die Spielleitung muss aber darauf achten, alle ∂ Äthiopien fünf Minuten das Signal zu geben und damit die ∂ Bolivien Verhandlungsrunde zu beenden. Bei diesem Signal emittieren die Gruppen ihre in den Rollenkarten beschriebene Menge an Treibhausgasen. Sie le- gen also die Emissionssteine auf ihr Land auf der Weltkarte oder blasen die Luftballons auf (bzw. 6
halten die Wattebällchen, Papierkreise, Pappkisten Menschen müssen umsiedeln. Das Land bittet k l im a- r o l l ens piel o. ä. hoch) und verteilen diese gleichmäßig auf der für die Menschen in der EU, in Deutschland und Weltkarte. in den USA um Asyl. In Äthiopien fällt der Regen aus, das Land bit- Hinweis zur Anzahl der Luftballons tet um Nahrungsmittelhilfen aus den USA und Eine wesentliche Grundaussage, die im Spiel Deutschland. vermittelt werden soll, besteht darin, dass Ein Hurrikan zerstört weite Teile Floridas, Schu- die Emissionen in Industrieländern pro Kopf len bleiben geschlossen, die Stromversorgung (und absolut) ungleich höher sind als die der liegt am Boden. meisten Entwicklungsländer. Doch diese sind hauptsächlich von den Folgen des Klimawandels Deutschland fördert in großem Maße Solaranla- betroffen. Schwellenländer mit hohen absolu gen und Wärmedämmung, um den Energiever- ten und niedrigen Pro-Kopf-Emissionen haben brauch im Hauswärmebereich zu verringern, es eine differenziertere Position. Außerdem wird wird ein Ballon weniger ausgestoßen. anschaulich gezeigt, wie vielfältig die Quellen und Motive sind, die grundsätzlich zu Treib hausgasemissionen führen. Die Luftballons 444 Ereignisse nach der 3. Runde In Indien und Bangladesch bringt der Monsun sollen in etwa die Verhältnisse in Bezug auf keinen Regen, es herrschen Trockenheit und die Treibhausgasemission der jeweiligen Rollen Hungersnot. widerspiegeln. Dabei werden Aspekte wie die nationalen Gesamtemissionen, die Pro-Kopf- Klima-Watch reicht gemeinsam mit Tuvalu eine Emissionen und die historische Verantwortung Klage gegen die Regierung der USA ein, da sie den Jugendlichen anschaulich und greifbar sich nach wie vor dem Klimaschutz verweigert. verdeutlicht. Die angegebene Anzahl der Luft Die Klage sorgt für weltweites Aufsehen und er- ballons erhebt jedoch keinen Anspruch auf die höht den Druck auf die Regierung. Wiedergabe genauer Werte. Winterstürme in Deutschland richten große Bitte weisen Sie bei der Einführung und der ab- Schäden an Häusern und Industriebetrieben an – schließenden Reflexion bzw. bei der Diskussion volkswirtschaftlicher Schaden über eine Milli über die Grundaussage des Spiels auf diese arde Euro. Verzerrung der Relationen hin. China hat nach wie vor ein hohes Wirtschafts- wachstum. Aufgrund der Einführung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen emittiert China jedoch wieder einen Luftballon weniger. Klima-Watch appelliert an die US-amerikanische Regierung in Sachen Klimaschutz eine Vorreiter- rolle einzunehmen. Nachdem auf der UN-Klima- konferenz in Kopenhagen keine Nachfolgerege- Folgende Ereignisse werden von der Spielleitung lung für das Kyoto-Protokoll gefunden wurde, nach der entsprechenden Runde den Gruppen im sei es wichtiger denn je, die großen Industriena- Nachrichtenstil bekannt gegeben. Es können auch tionen in die Verantwortung zu nehmen. andere Ereignisse gewählt bzw. die Reihenfolge Der Meeresspiegelanstieg verursacht eine Trink- variiert werden. Dies hängt zum Teil auch davon ab, wasserversalzung auf Tuvalu. Der Inselstaat for- wieviele und welche Gruppen mitspielen. dert drastischere Emissionsminderungen und Anpassungsmittel. 4 Ereignisse nach der 1. Runde Über Bangladesch bricht eine schwere Flut her- 4444 Ereignisse nach der 4. Runde (bei mehr als 90 Minuten Gesamtspielzeit) ein, die unzählige Menschenleben fordert. Bangladesch bittet in einem Eilantrag bei der Bangladesch trifft eine Flutwelle riesigen Aus- UNO um finanzielle Hilfe. maßes, weiteres Land ist für immer verloren. In Bolivien herrscht Dürre. Das Land fordert Kli- Starkregen hat in Äthiopien an entwaldeten Hän- magerechtigkeit. gen zu riesigen Erdrutschen geführt, viele Men- schen sind umgekommen, große Teile fruchtba- China emittiert aufgrund seines Wirtschafts- ren Landes sind für immer verloren, Menschen wachstums einen Luftballon mehr pro Signal. müssen in andere Regionen umsiedeln. 44 Ereignisse nach der 2. Runde In Bolivien tagt ein alternativer Klimagipfel, dessen Teilnehmer die Weltgemeinschaft zum Bangladesch trifft wieder eine Flut, küstennahe Schutz der ‚Mutter Erde’ auffordern. Landstriche stehen für immer unter Wasser, die 7
Übersicht über die Emissionen der einzelnen Spielgruppen k l im a- r o l l ens piel Spielgruppe Anfangsemissionen Veränderungen durch Ereignisse USA 5 – China 4 + 1 nach Runde 1 - 1 nach Runde 3 Indien 1 – EU 3 – Deutschland 2 - 1 nach Runde 2 klimaschutz - alles nur ein spiel? Bangladesch 0 – Tuvalu 0 – Äthiopien 0 – Bolivien 0 – NGO Klima-Watch 0 – Als Hintergrundinformation sind nachfolgend die wichtigsten realen Emissionsdaten der Spielgruppen angegeben.1 Spielgruppe Gesamtemissionen (in Tonnen CO2) Pro-Kopf-Emissionen 2008 1990 2008 1990 USA 5,8 Mrd. 5,0 Mrd. 19,0 20,2 China 7,2 Mrd. 2,3 Mrd. 5,5 2,0 Indien 1,5 Mrd. 631 Mio. 1,3 0,7 EU 4,3 Mrd. 4,4 Mrd. 8,6 9,2 Deutschland 853 Mio. 989 Mio. 10,4 12,5 Bangladesch 49,7 Mio. 14,1 Mio. 0,3 0,1 Tuvalu - - Äthiopien 8,4 Mio. 2,9 Mio. 0,1 0,1 Bolivien 14 Mio. 5,9 Mio. 1,5 0,9 NGO Klima-Watch – – – – P H A S E • I I können die Gruppen weiterhin zu Vereinbarungen Spielende Klimakonferenz kommen. Im Anschluss an das letzte Signal, also (35 Minuten) nach der 4. Runde, haben die Gruppen noch ein- mal fünf Minuten Zeit, ihre zweiminütige „Rede” Konferenzvorbereitung (5 Minuten) vorzubereiten. Für die Konferenz bestimmt jede Nach den ersten 15 Minuten des Spiels (am Ende Gruppe ein Gruppenmitglied, das die erarbeite- der 3. Runde) erklärt die Spielleitung, dass die ten Positionen vorträgt. Dies kann entweder Internationale Klimakonferenz in 10 Minuten ganz zu Beginn des Spiels passieren oder aber vor stattfinden wird, und dass dort jede Gruppe der Konferenz. Vielleicht hat sich im Laufe der die Situation ihres Landes darstellen sowie ihre Vorverhandlungen ja ein Gruppenmitglied durch Forderungen vortragen soll. In der Zwischenzeit besonderes „Verhandlungsgeschick” hervorgetan. 1 Quelle: cait.wri.org; aus Gründen der Aktualität wurden hier nur die CO 2-Emissionen herangezogen 8
Die Konferenz (25 Minuten) Welche Einstellungen hatten die Gruppen zu k l im a- r o l l ens piel Klimaschutzmaßnahmen? Ein Stuhlhalbkreis mit 10 Stühlen wird vor der Weltkarte aufgebaut. Darauf nehmen die Vertreter Zeigten diejenigen, die im Norden leben, eine der Gruppen Platz. Die restlichen Gruppenmit ähnliche Einstellung wie diejenigen, die im Süden glieder stellen das Publikum auf der anderen leben? Seite der Weltkarte. Während der Konferenz wird Hat eine Gruppe ihren Emissionsbedarf während das Emittieren der Treibhausgase ausgesetzt. des Spiels erhöht oder wurden andere gedrängt, Die Spielleitung repräsentiert die UNO und lei- den eigenen Bedarf zu reduzieren? tet und moderiert die Klimakonferenz. Sie gibt Denkanstöße und hält die Diskussion zielorientiert Was könnte passieren, wenn man das Spiel fort- am Laufen. setzen würde? Haben mächtige Gruppen (z. B. reiche Länder) klimaschutz - alles nur ein spiel? Jeder Gruppe werden 2 Minuten eingeräumt, um ihre vorbereiteten Statements zu verlesen. Die ein Recht, Treibhausgase zu emittieren? Welchen Spielleitung muss aus Zeitgründen darauf achten, Interessen gehen sie nach? dass diese Redezeit nicht überschritten wird. Was ist die langfristige Konsequenz des Klima Danach lädt sie zu einer Debatte über die unter- wandels a) für die Menschen, die in den soge- schiedlichen Positionen ein, die sie nach eigenem nannten Entwicklungsländern leben und Ermessen (oder spätestens nach 15 Minuten) be- b) für den Rest der Welt? endet. Diese Debatte sollte sich nicht zu einer all- Welche Schritte sollen unternommen werden, gemeinen Auswertung und Diskussion entwickeln. um den Klimawandel aufzuhalten? Es ist vielmehr wichtig, dass die Gruppen gedank- lich in ihren Rollen und Positionen verbleiben. Auf Gibt es konkrete politische und wirtschaftliche der Konferenz sollen Vereinbarungen getroffen Möglichkeiten, die die Regierungen verfolgen werden, wie die Treibhausgasemissionen um min- können, um das Klima zu schützen? destens 50 % (d. h. die Hälfte der Luftballons pro Runde) gesenkt werden können und wie die vom Klimawandel Betroffenen einen Ausgleich für den Nachbereitung erlittenen Schaden erhalten können. Verbindliche Das Klimainformationsblatt kann als Handout Vereinbarungen werden auf einem Flipchart von verteilt werden. Einzelne Themen können die Ju- einem „Gehilfen“ dokumentiert. Das Publikum ent- gendlichen in Gruppenarbeit ausführlicher aus- scheidet, wieviele Emissionssymbole für die jewei- arbeiten und präsentieren. lige Vereinbarung von der Weltkarte genommen werden dürfen. Eine günstige Position bei den Je nach Ergebnis der Auswertungsrunde lassen UNO-Verhandlungen haben die Parteien, die be- sich Aktionen entwickeln, die in Arbeitsgruppen reits im Vorfeld gemeinsame Übereinkünfte über durchgeführt werden. Das können beispielswei- Treibhausgasreduzierungen vereinbart haben. se eigene Klimaschutzmaßnahmen zu Hause oder Diese werden in die Diskussion einbezogen und in der Schule sein oder ein gemeinsamer Brief an dann gutgeschrieben. Am Ende wird geprüft, ob die Bundesregierung etc. das 50 %-Ziel erreicht wurde. Hintergrundinformationen P H A S E • I I I zum Modul Germanwatch (2010): Globaler Klimawandel – Ur- Auswertung sachen, Auswirkungen, Handlungsmöglichkeiten. (30 Minuten) 3. überarbeitete Auflage. http://www.germanwatch.org/klima/gkw11.htm Die Spielleitung fordert die TeilnehmerInnen auf, [23.10.2011]. nun aus ihrer Rolle zu schlüpfen und sich auf einen anderen Platz und nicht neben Mitglieder der eige- IPCC (2007): Klimaänderung 2007: Zusammen- nen Gruppe zu setzen. Die Jugendlichen sollen nun fassungen für politische Entscheidungsträger das Spiel und ihre Erfahrungen reflektieren. Die (deutsch). Reflexion kann durch Visualisierung und Stellbilder www.proclim.ch/4dcgi/proclim/all/Media?555 (vgl. Kapitel 3 „Methodenkoffer“ im Raum unter- [6.2.2012]. stützt werden. Weitere didaktische Materialien und Hintergrund- Wie fühltest du dich in der Rolle, die du gespielt informationen von Germanwatch finden Sie unter: hast? www.germanwatch.org/klima/bildung.htm Was fühlten die Menschen der Länder im Süden verglichen mit den Menschen aus den nördlichen Ländern? 9
klima i n f o r m a t i ons b l a t t 1 (Kopie für Spielleiter und Klima-Watch Gruppe) Hauptursache für den Dieses Informationsblatt soll einen kurzen Überblick Klimawandel: der Mensch über die wichtigsten Fakten zum Klimawandel k l im a- inf o Als wesentliche Triebkraft für die Veränderung geben. Es basiert im Wesentlichen auf dem 4. des Klimas ist der starke und schnelle Konzen Sachstandsbericht des UN-Klimarates IPCC von trationsanstieg wichtiger Treibhausgase identifi- 2007. Seitdem wurde eine Vielzahl weiterer ziert worden (v.a. nach IPCC 2007): Studien zu zahlreichen Aspekten der Klimadebatte veröffentlicht, die nur sehr begrenzt hier einbe- ▶ Seit 1750 erfolgte eine Zunahme der CO2-Kon zogen werden können. Die Broschüre „Globaler zentration in der Atmosphäre um ca. 35 %. Die Klimawandel“ von Germanwatch (s. o.) bietet hier Höhe der Konzentration war bereits im Jahr zusätzliche Informationen. Der 5. Sachstandsbe 2005 mit 379 ppm (parts per million, Teilchen richt des IPCC wird in den Jahren 2013 und 2014 pro Million) so hoch wie in den vergangenen veröffentlicht werden. Weitere Details finden sich 650.000 Jahren nicht. Im Jahr 2010 betrug die in den Gruppenbeschreibungen. Konzentration bereits ca. 389 ppm. Dieses Informationsblatt soll einen kurzen Über ko p i er v o r l a ge ▶ Die Konzentration von Methan (CH4), einem wei- blick über die wichtigsten Fakten zum Klimawandel teren wichtigen Treibhausgas in der Atmosphäre, geben. Es basiert im Wesentlichen auf dem 4. stieg seit 1750 um ca. 140 % auf 1,73 ppm und Sachstandsbericht des UN-Klimarates IPCC von liegt damit deutlich höher als jemals in den letz- 2007. Seitdem wurde eine Vielzahl weiterer ten 650.000 Jahren. Studien zu zahlreichen Aspekten der Klimadebatte veröffentlicht, die nur sehr begrenzt hier einbe- ▶ Seit 1970 sind die menschgemachten Treib zogen werden können. Die Broschüre „Globaler hausgasemissionen um 70 % gestiegen. Haupt Klimawandel“ von Germanwatch (s.o.) bietet hier zu- ursache ist die Verbrennung fossiler Energie sätzliche Informationen. Der 5. Sachstandsbericht träger (Braun- und Steinkohle, Öl und Gas), des IPCC wird in den Jahren 2013 und 2014 veröf- die für ca. 75 % der anthropogenen CO2-Emis fentlicht werden. Weitere Details finden sich in den sionen und 40 % der CH4-Emissionen verant Gruppenbeschreibungen. wortlich ist. Weitere anthropogene Faktoren sind außerdem die Landwirtschaft (z. B. Me thanproduktion beim Reisanbau und in der Viehhaltung) und Veränderungen in der Indikatoren für den Klimawandel Landnutzung (z. B. die Abholzung von Wäldern), (nach IPCC 2007), einige Beispiele bestimmte Industrieprozesse wie die Zement herstellung oder die Entsorgung von Abfällen ▶ Die globale Oberflächentemperatur hat sich seit auf Deponien. 1900 um etwa 0,74 °C erhöht. ▶ Der globale Meeresspiegelanstieg im letzten Jahrhundert betrug ca. 17 cm. ▶ Weltweit ist mit wenigen Ausnahmen ein Rück gang der Berggletscher zu beobachten. ▶ In der Alpenregion haben die Gletscher seit Beginn der industriellen Revolution mehr als die Hälfte an Masse verloren, die Verlustrate hat Problem „westlicher Lebensstil”: Große Mengen an sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts gegenüber Verpackungen, weite Transportwege, energieaufwendi- dem Zeitraum 1975-2000 verdreifacht. ge Herstellungsprozesse Problem weltweites Bevölkerungswachstum 10
Wie verändert sich das Klima Was bedeutet der Klimawandel in Zukunft? für Mensch und Natur? 2 ▶ Bis zum Jahr 2100 rechnen Wissenschaftler je Hier einige Beispiele, wie sich der Klimawandel nach Szenario mit einer Erwärmung der globa- in verschiedenen Weltregionen auswirken wird. len Durchschnittstemperatur von 1,1 bis 6,4 °C Dabei sind zunächst nur die am besten gesicherten im Vergleich zu dem langjährigen Mittel der wissenschaftlichen Erkenntnisse einbezogen. Je k l im a- inf o Jahre 1980 bis 1999, mit deutlichen regionalen nach Entwicklung des Temperaturanstiegs können Unterschieden. Verglichen mit dem vorindustri- die Folgen noch drastischer ausfallen. ellen Niveau beträgt der Unterschied sogar noch etwa ein weiteres halbes Grad mehr. ▶ Bis 2100 geht das UN-Klimawissenschaftler gremium IPCC von einem Anstieg des Meeres spiegels um 18 bis 59 cm aus, wobei dieser Wert bestimmte Risiken wie die beschleunigten Schmelzprozesse in Grönland und der West antarktis noch nicht berücksichtigt. Der Anstieg könnte daher auch deutlich höher ausfallen, nach neueren Studien bis zu 1,4 m in diesem ko p i er v o r l a ge Jahrhundert. Steigt die globale Durchschnitts temperatur um mehr als 1,5 - 2,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau, wird erwartet, dass das Grönlandeis langfristig in einem unumkehrbaren Prozess über mehrere Jahr hunderte abschmilzt. Dies würde einen Meeres spiegelanstieg von ca. 7 Metern mit sich bringen. Ungesicherte Trinkwasserversorgung in vielen Regionen Afrikas ▶ Durch die Erderwärmung verändert sich auch der globale Wasserkreislauf. Der IPCC rech- net mit häufigeren Hitzewellen und Stark AFRIKA niederschlagsereignissen in vielen Regionen. Für Afrika erwartet der IPCC, dass wegen des Wahrscheinlich nehmen auch die von Dürre be- Klimawandels bis 2020 zwischen 75 und 250 troffenen Regionen sowie die Aktivität starker Millionen Menschen an erhöhtem Wassermangel tropischer Wirbelstürme zu. leiden werden, der auch die Versorgung mit Lebensmitteln beeinträchtigt. In einigen Regionen könnten sich die auf Regen basierenden landwirt- schaftlichen Erträge bis 2020 um bis zu 50 % ver- ringern. Der Klimawandel reduziert zudem wahr- scheinlich die landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Durch den Anstieg des Meeresspiegels wird die Entwicklung zahlreicher Küstenstädte bedroht. Zudem erwarten die Forscher einen Rückgang des Fischfangs in wärmer werdenden großen Seen. Die Ausbreitungsrate von Malaria wird sich in manchen Regionen Afrikas erhöhen, in anderen verringern. ASIEN Spielt das Wetter verrückt? Werden Überschwemmun gen zum Normalfall? Insbesondere die Menschen in den großen Fluss deltas Süd-, Ost- und Südostasiens werden Pro bleme mit der Wasserversorgung bekommen. Bis 2050 könnten mehr als eine Milliarde Menschen betroffen sein. Wichtigste Einflussfaktoren sind hier der Meeresspiegelanstieg und die Gletscher schmelze im Himalaya. Projektionen zufolge könn- ten die landwirtschaftlichen Erträge in Ost- und Südostasien bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts um 20 % ansteigen, während sie in Zentral- und Südasien um 30 % zurückgehen könnten. Die Zu- 11
nahme an Überschwemmungen durch intensi- Folge eines drastischen Meeresspiegelanstiegs, vere Extremwetterereignisse und den Meeres der Kollaps des Amazonas-Regenwaldes oder die spiegelanstieg drohen zudem die Zahl der massive Gletscherschmelze im Himalaya. 3 Krankheits- und Todesfälle ansteigen zu lassen. Insbesondere in Südasien werden voraussichtlich Da das Eintreten einiger dieser Risiken zu einem zu- die Cholera-Fälle zunehmen. sätzlichen Temperaturanstieg führen würde, könn- ten sich die Kipp-Elemente gegenseitig „aufschau- keln”, mit noch dramatischeren Konsequenzen für k l im a- inf o große Teile der Menschheit. Jenseits einer glo balen Temperaturerhöhung von 1,5 - 2,5 °C gegen über vorindustriellem Niveau erhöht sich die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass diese Risiken ein- treten. Klimaschutz Um die globale Temperaturerhöhung auf unter 2 °C zu begrenzen, wie es von der Staatengemeinschaft beim Klimagipfel in Cancún 2010 beschlossen wur- ko p i er v o r l a ge de, muss der weltweite CO2-Ausstoß laut dem IPCC bis 2050 um 50 bis 85 % gesenkt werden. Gesteht man den Entwicklungsländern ein wirtschaftliches Wachstum zu, und berücksichtigt man die histori- LATEINAMERIKA sche Verantwortung der Industrieländer, so sollten Eine der dramatischsten Konsequenzen in Latein Letztere bis dahin ihren Ausstoß um mindestens 80- amerika könnte der schrittweise Ersatz des tropi- 95 % gegenüber 1990 reduzieren. Eine Reduktion schen Regenwaldes durch Savannenbewuchs sein. von 25 bis 40 % bis 2020 wird als angemessenes Ziel Weiterhin muss auf diesem Kontinent mit einer zu- auf dem Weg dorthin angesehen. Spätestens ab nehmenden Versalzung und Wüstenbildung in tro- 2015 sollten die globalen Emissionen zurückgehen. ckeneren Gebieten gerechnet werden. In den ge- Nach dem Budget-Ansatz, der maßgeblich vom mäßigten Zonen ist hingegen mit einem Anstieg der Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Erträge von Soja zu rechnen. Auch in Lateinamerika Globale Umweltveränderungen (WBGU) entwickelt droht durch den Meeresspiegelanstieg ein erhöhtes Überflutungsrisiko für tief liegende Landflächen. Veränderungen in den Niederschlagsmustern und das Verschwinden der Gletscher werden die Verfügbarkeit von Wasser in einigen Regionen vermutlich drastisch beeinflussen. Das wird nicht nur für die Trinkwasserversorgung der Menschen und die Landwirtschaft Konsequenzen haben. Auch das Potenzial der Wasserkraftwerke zur Stromversorgung wird dadurch tendenziell verrin- gert. Der Klimawandel beeinflusst bereits heute das Leben vieler Menschen, unterschiedliche Wirt schaftssektoren sowie natürliche Organismen worden ist, muss dringend berücksichtigt werden, und Ökosysteme. Ziel sollte es sein, das Ausmaß dass nur noch eine bestimmte Gesamtmenge an des Temperaturanstiegs auf ein Maß zu begren- Emissionen ausgestoßen werden darf. Je später zen, das übergroße Gefahren und Risiken für die also die Emissionen global gesenkt werden, des- Lebenschancen einer Vielzahl von Menschen ver- to näher ist man dieser gefährlichen Obergrenze meidet. Im Zusammenhang mit der Erforschung bereits gekommen und desto stärker müssten die einer solchen Temperaturgrenze widmet sich Emissionsreduktionen danach ausfallen. die Wissenschaft in zunehmendem Maße den Großrisiken im Klimasystem, die auch als Kipp- Die Europäische Union hat sich im Kyoto-Proto Elemente oder „tipping elements”, diskutiert koll, der zentralen internationalen Klimaschutz werden. Dazu gehören der Verlust des arktischen vereinbarung, zunächst dazu verpflichtet, den Meereseises, das Abschmelzen des Grönlandeises Ausstoß der Treibhausgase bis 2012 um 8 % (im und des Westantarktischen Eisschildes mit der Vergleich zu 1990) zu reduzieren. Im Kontext der 12
Verhandlungen zu einem neuen zukünftigen Klima- wandels stehen in der Verantwortung, die beson- Abkommen hat die EU beschlossen, ihre Emissionen ders Betroffenen bei ihrer Anpassung zu unterstüt- bis 2020 um bis zu 30 % gegenüber 1990 zu reduzie- zen. 4 ren. Deutschland will die Emissionen bis 2020 um 40 % senken (ebenfalls verglichen mit 1990). Schlüsselfaktor für die Reduktion von Treibhaus Auf dem Weg zu einem umfassen- gasen ist eine Veränderung der Energienutzung auf den Klima-Abkommen? k l im a- inf o globaler Ebene durch die effizientere Nutzung von Energie (Energieeffizienz) und den Ersatz fossiler Beim Klimagipfel von Durban Ende 2011 wurde ver- Energieträger durch Erneuerbare Energien. Des einbart, dass die Staaten der Erde Verhandlungen Weiteren kommt aber auch dem Schutz der Wälder zu einem internationalen Abkommen aufnehmen eine wichtige Rolle zu. werden, bei dem alle Länder rechtlich verbind- liche Verpflichtungen eingehen sollen. Diese Klimaschutz ist eine globale Aufgabe. Die Indus Verhandlungen sollen bis 2015 abgeschlossen sein trieländer sind dabei jedoch für den Großteil der und in ein Abkommen münden, dass ab 2020 gilt. Emissionen verantwortlich – und zwar für den his- Parallel wird es eine zweite Verpflichtungsperiode torischen wie auch den gegenwärtigen Ausstoß. des Kyoto-Protokolls geben, in der insbesondere Wenngleich auch Länder wie China und Indien im die EU eine zentrale Rolle spielen soll. Viele Länder globalen Interesse einen möglichst emissionsarmen haben freiwillige Klimaschutzversprechen für die Entwicklungspfad einschlagen sollten, so sind die Zeit bis 2020 gemacht. Die Wirkung dieser ver- ko p i er v o r l a ge Industrieländer doch in der Vorleistungspflicht. In sprochenen Klimaschutzmaßnahmen bleibt aber internationalen Verhandlungen spricht man des- weit hinter dem eigentlich Notwendigen zurück halb von der „gemeinsamen, aber differenzierten und würde selbst bei vollständiger Umsetzung der Verantwortung“. Versprechen einen globalen Temperaturanstieg von deutlich mehr als 2 °C (möglicherweise 3,5 bis 4 °C) nicht verhindern können. Das heißt, dass par- allel zu den neuen Verhandlungen die konsequente Umsetzung der Versprechen vorangebracht wer- den muss, und gleichzeitig – so bald wie möglich und deutlich vor 2020 – zusätzliche engagierte Maßnahmen ergriffen werden müssen, um einen gefährlichen Klimawandel noch abwenden zu kön- nen. Zudem haben die Industrieländer verspro- chen, bis 2020 100 Milliarden USD an finanziel- ler Unterstützung für Klimaschutz und Anpassung in Entwicklungsländern zu mobilisieren. Neben dem Klimaschutz soll das zukünftige Abkommen auch Aspekte der Finanzierung, Anpassung, Technologiekooperation etc. beinhalten. Problem: Zunehmender Flugverkehr verursacht erheb liche Emissionen Anpassung an die Folgen des Klimawandels Ein Teil der Folgen des Klimawandels wird sich nicht mehr vermeiden lassen, weil eine große Menge an Treibhausgasen bereits in der Atmosphäre ist und dort lange Zeit – je nach Gas mehr als 100 Jahre – verweilt. Deshalb muss der Mensch sich an die Folgen des Klimawandels anpassen, um die nega- tiven Konsequenzen der nicht mehr vermeidbaren Veränderungen möglichst gering zu halten. Von den Auswirkungen des Klimawandels sind vor allem arme Menschen und Entwicklungsländer betrof- fen. 80% der Todesfälle durch Wetterkatastrophen Problem: Die Stromerzeugung aus Kohle führt zu hohen CO2-Emissionen weltweit gibt es unter den Menschen, die in der- art ärmlichen Verhältnissen leben, dass sie sogar versicherungstechnisch als nicht versicherbar gel- ten – sie können das Geld für die Prämien schlicht nicht aufbringen. Die Hauptverursacher des Klima 13
r egie r un g us a gr uppe „Der amerikanische Lebensstil ist nicht verhandelbar, auch nicht in der Klimapolitik.“ Als Regierung der USA lenkt Ihr die größte Volks dass sich allmählich die öffentliche Meinung und wirtschaft und das mächtigste Land der Welt. Auch die Stimmung innerhalb der Bevölkerung verän- wenn China die USA als weltgrößten Emittenten dern. Klimaschutz wird nach und nach zu einem von Treibhausgasen (nach absoluten Mengen) über- wichtigen Punkt auf der Tagesordnung politischer holt hat, führt der konsum- und energieintensi- Debatten. ve Lebensstil Eurer Bürger dazu, dass der durch- schnittliche Ausstoß pro Kopf in etwa das Vierfache Immer mehr Bundesstaaten verabschieden Ge ko p i er v o r l age des Wertes beträgt, der auf einen durchschnitt setze zum Klimaschutz, zur Förderung der Erneuer- lichen Chinesen entfällt. Eure Entscheidungen be- baren Energien oder zur Einrichtung von Emissi- treffen damit auch viele andere Länder der Welt. onshandelssystemen. Hunderte von Kommunen In Eurem Land kontrastieren riesige industrielle machen ihr eigenes Kyoto-Protokoll. Der Bundes Ballungsgebiete mit ausgedehnten Nationalparks. staat Kalifornien hat weitreichende Reduktions Hauptverkehrswege sind die Straßen. Öffentliche ziele verabschiedet. Bis 2050 sollen die Emissionen Verkehrsmittel und Fernbusse werden fast nur von um 80 % sinken. der ärmeren Bevölkerung genutzt, die Fernbahnen spielen eine sehr untergeordnete Rolle. Viele Eure Betroffenheit vom Klimawandel Strecken werden mit dem Flugzeug zurückgelegt. Ihr nehmt zunehmend den politischen und öffent- lichen Gegenwind wahr, der mehr Klimaschutz ein- fordert. Ihr seid aber nach wie vor der Ansicht, dass nur mit hohem Energieverbrauch der amerikani- sche Lebensstil möglich ist, und auch die Macht der großen Energie- und Autokonzerne nicht be- schnitten werden sollte. Eure Regierung sieht in der großen Energieimportabhängigkeit des Landes ein viel größeres Problem als im Klimawandel. Die konstruktive Beteiligung an internationalen Klimaverhandlungen lehnt ihr zwar nicht mehr ka- tegorisch ab, doch die starken Lobbyverbände der Wirtschaft sehen mögliche Klimaschutzauflagen als Gefahr für den amerikanischen Wohlstand und versuchen mit allen Mitteln solche Auflagen zu Auch wenn mit Barack Obama ein Präsident ge- verhindern. Dem Kyoto-Protokoll wollt ihr heu- wählt wurde, der im Vergleich zu seinen Vorgängern te, einige Jahre nach seinem Inkrafttreten, aus offen gegenüber Klimaschutzabkommen einge- politischen und praktischen Gründen nicht mehr stellt ist und sich der Verantwortung der USA beitreten. Zukünftige Verpflichtungen wollt Ihr im Klimaschutz bewusst ist, stehen einflussreiche nur auf gleicher rechtlicher Augenhöhe mit den Interessengruppen der Industrie jeglichen verbind- Schwellenländern eingehen. lichen Abkommen im Wege. Mit ihrem Einfluss versuchen sie die verbreitete Annahme aufrecht zu erhalten, dass Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen der Wirtschaft schaden und Eure Emissionen: außerdem Eure Volkswirtschaft reich genug er- Ihr emittiert fünf Emissionssymbole pro scheint, um mit den Folgen umgehen zu können. Signal – für Euren hohen Energieverbrauch Ihr betrachtet die Öl-, Kohle- und Autoindustrie und den unverhandelbaren emissionsrei- immer noch als Rückgrat der amerikanischen chen Lebensstil. Weniger Emissionen könn- Wirtschaft und pflegt enge Beziehungen zu wich- ten durch ein nationales emissionsärmeres tigen Wirtschaftsbossen. Energiekonzept erreicht werden, doch dies kann kaum gegen die Industrielobby durch- Gleichzeitig spürt Ihr, dass sich immer mehr gesetzt werden. Druck „von unten“ aufbaut, endlich ernsthaften Klimaschutz zu betreiben. Immer häufiger erlebt ihr Naturkatastrophen im eigenen Land. Dürre perioden treten häufiger und in gravierenderem Ausmaß auf, Wirbelstürme wie Tornados oder Hurrikans richten immer größere Schäden an. Diese Naturkatastrophen und Unwetter tragen dazu bei, 14
r egie r un g c h i na gr uppe „Ohne Wirtschaftswachstum können wir unsere Armut nicht beseitigen, doch Klimaschutz bietet auch wirtschaftliche Chancen.” Ihr seid heute eine der mächtigsten und einfluss- Armut ist vor allem auf dem Land immer noch weit reichsten Regierungen der Welt. Immerhin reprä- verbreitet. Die Kluft zwischen arm und reich, Stadt sentiert Ihr etwa 20 % der Weltbevölkerung, und und Land, wächst immer weiter. die chinesische Wirtschaft wächst und wächst in ei- nem atemberaubenden Tempo. Euer Land ist in kür- ko p i er v o r l age zester Zeit zum weltweit größten Exporteur und Eure Betroffenheit vom Klimawandel drittgrößten Importeur geworden. „Made in China” steht heute z. B. auf 70 % aller Spielwaren und auf Ihr besteht darauf, Euch wirtschaftlich wei- 80 % aller DVD-Player. Alle großen Konzerne der ter entwickeln zu können, und dies hat Priorität Welt produzieren in China und ringen auf Euren vor Klimaschutz. Schließlich durften die west- Märkten um Kundschaft und Marktanteile. lichen Staaten über Jahrzehnte hinweg ihre Wirtschaft auch auf Kosten der Umwelt entwi- So groß Euer Einfluss und Eure Macht sind, ckeln. Zudem wisst Ihr, dass Euch die Bevölkerung auch Eure Sorgen mehren sich. Das gewaltige das Machtmonopol nur weiterhin zubilligen wird, Wirtschaftswachstum beschert Eurem Land wenn es Euch gelingt, die Lasten und Früchte einen unstillbaren Hunger nach Energie und der rasanten Entwicklung gerechter zu verteilen. Rohstoffen. China konsumiert heute rund ein Dafür braucht Ihr weiteres Wirtschaftswachstum. Drittel der weltweiten Kohle- und Stahlproduktion. Solange dies nicht gefährdet ist, habt Ihr nichts Der Weltmarktpreis für Erdöl ist mit dem Durst gegen Klimaschutz. Immerhin spart ein geringerer Eurer Wirtschaft dramatisch gestiegen. Die Energieverbrauch ja auch Geld. Aber Ihr müsst auch Umweltverschmutzung ist enorm, und Eure die Umweltprobleme sehr ernst nehmen, denn das Industrie und Millionen neue Fahrzeuge verschmut- Voranschreiten der Wüsten, Flutkatastrophen und zen kostbares Wasser und verpesten die Luft mit chronischer Wassermangel im Norden gefährden Smog- und Treibhausgasen. China ist mittlerweile die Entwicklung des Landes. Ihr seht zunehmend nach absoluten Mengen der weltweit größte die technologischen und wirtschaftlichen Chancen Emittent von Treibhausgasen geworden. Der Aus einer Strategie, die China zum Weltmarktführer bei stoß, der auf jeden einzelnen Bürger entfällt, Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ma- liegt jedoch nur bei ca. 5 Tonnen jährlich, einem chen könnte. Die Technologiekooperation mit den Viertel des Ausstoßes eines durchschnittlichen US- USA und der EU soll diese Entwicklung unterstüt- Bürgers. zen. Es ist Euch wichtig, an Eurer Machtposition festzuhalten. Mit den anderen Schwellenländern wie Südafrika, Indien oder Brasilien wollt ihr Eure Positionen abstimmen. Ihr seid nicht bereit, davon abzuweichen. Eure Emissionen: Aufgrund Eurer hohen absoluten, aber deut- lich geringeren Pro-Kopf-Emissionen gebt ihr Ihr vier Emissionssymbole pro Signal ab. Wollt Ihr diese Menge verringern, müsst Moderne Technologien und marktwirtschaft- Ihr begründen, wie Ihr das wirtschaftliche liche Zwänge haben in allen gesellschaftlichen Wachstum so gestaltet, dass alle Bürger Bereichen zu einer steigenden Produktivität ge- Eures Landes daran teilhaben können. führt. In manchen Bereichen werden dadurch Solltet Ihr unter Druck geraten, dann ver- weniger Arbeitskräfte benötigt. Da das soziale sucht, pragmatische Lösungen auszuhandeln Sicherungssystem in Eurem Land gerade erst – Lösungen, die Eurer Bevölkerung und da- aufgebaut wurde, stehen viele Arbeitslose und mit auch Eurem Machterhalt dienlich sind. Rentner nahezu völlig mittellos da. Über 100 Mio. Bauern haben ihre Dörfer verlassen, denn das knap- pe Ackerland allein kann viele Bauernfamilien nicht mehr ernähren. Sie verdingen sich als Lohnarbeiter auf Baustellen und in der Industrie fern ihrer Heimat. Der soziale Unmut nimmt zu, denn die 15
r egie r un g i n di e n gr uppe Ihr wollt, dass die EU der Führungsrolle, die sie bisher übernommen hat, gerecht wird. In Indien lebt mit 1,3 Milliarden Menschen die Armut in Eurem Land zu besiegen. Ihr glaubt nicht, zweitgrößte Bevölkerung weltweit. Außerdem ge- dass dieses Wirtschaftswachstum unbedingt einer hört Indien zu den flächenmäßig zehn größten ökologisch nachhaltigen Entwicklung widerspre- Ländern der Welt. Diese enorme Größe ist mit chen muss. Ihr seid durchaus bereit dazu, Wissen verschiedensten Landschaften und Naturräumen, und Gelder zu investieren, um eine nachhaltige ko p i er v o r l age sowie Kulturen und Religionen verbunden, die es Entwicklung anzustreben, die Gewinnung von zu erhalten gilt. Zwar gilt Indien als aufstrebende Solarenergie auszubauen und die eigene Wirtschaft Wirtschaftsmacht, 25 % der Bevölkerung müssen mit Erneuerbaren Energien anzutreiben, fordert aber immer noch mit weniger als einem Dollar pro hierzu aber auch die finanzielle und technologische Tag auskommen. Unterstützung der reichen Verursacherländer. Ihr seid aber nicht bereit dazu, der Forderung der Der Klimawandel wird in Indien besonders gra- Industriestaaten nachzukommen, und Euch zur vierende Folgen haben, da über die Hälfte der Reduktion von Treibhausgasemissionen verbindlich Bevölkerung direkt von der Landwirtschaft zu bekennen. Die Diskussion um den Klimawandel – oft vom Regenfeldbau – lebt. Ein Drittel des darf das Wirtschaftswachstum in keinem Fall behin- Bruttoinlandsprodukts wird von ihr erwirtschaftet. dern. Schließlich liegt der Pro-Kopf-Ausstoß in den Die Anbauweisen der Landwirtschaft sind ange- Industriestaaten weit über dem in Indien, der mit ca. 1,3 t CO2 pro Jahr auf dem Niveau vieler anderer Entwicklungsländer liegt. Indien fordert (auch wenn es absolut gesehen der viertgrößte Emittent von Treibhausgasen weltweit ist) die Industrieländer zur Übernahme ihrer historischen Verantwortung durch drastische Emissionsreduktion und einen nachhaltigen Lebensstil auf. Gerechtigkeit ist oberstes Prinzip, und die Grundlage dafür bildet u. a. der Vergleich der Pro-Kopf-Emissionen. Eure Betroffenheit vom Klimawandel passt an die Regen- und Trockenzeiten, die durch Wie die anderen Schwellenländer seid ihr den Monsun bestimmt werden. Doch heute wer- nicht bereit, Klimaschutz auf Kosten Eures den Ernten immer häufiger durch überaus starke Wirtschaftswachstums zu betreiben. Schließlich Regenfälle zerstört oder sie verdorren durch un- ist euer Beitrag zum Klimawandel im Vergleich gewöhnliche Trockenheit. Extreme Niederschläge zu den Industrienationen verschwindend gering. führen außerdem zu Erdrutschen an Berghängen, Aber auch die Auswirkungen des Klimawandels die besonders häufig von den Ärmsten der Armen in Form von Extremwetterereignissen, Gletscher bewohnt werden. Diese Klimafolgen betreffen ge- schmelze, Monsunschwankungen und dem Meeres nerell besonders jene, die schon jetzt am Rande der spiegelanstieg sind extrem. Gesellschaft stehen. Die Veränderungen des Monsuns werden sich auch Eure Emissionen: direkt auf die Nahrungssicherheit auswirken. Es wird erwartet, dass die Produktion von Getreide Trotz geringer Pro-Kopf-Emissionen betra- bedingt durch veränderte Temperatur, Nie gen Eure Emissionen aufgrund ihrer absolu- derschläge und zunehmenden Schädlingsbefall um ten Höhe hier ein Emissionssymbol pro Signal. 125 Millionen Tonnen abnehmen wird. Außerdem Ihr müsst international Verhandlungspartner bedrohen der steigende Meeresspiegel und die mit Entwicklungsplänen davon überzeu- Gletscherschmelze im Himalaya viele Menschen in gen, dass Eure Emissionen auch trotz Wirt Indien. schaftswachstum nicht gravierend anstei- gen werden. Ihr seid bereit dazu, der Weltgemeinschaft zu versichern, dass Euer Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen den der Industrienationen nicht übersteigen wird. Viel wichtiger ist aber, dass Ihr schnelles Wirtschaftswachstum braucht, um die 16
eu r o päi s c h e u ni on gr uppe Die EU spielt in Sachen Klimaschutz eine wich- gen das Vorhaben, Euer Klimaschutzziel auf 30 % tige Rolle. Auf internationaler Ebene werdet Ihr zu erhöhen. als Motor für das Vorantreiben des 2 °C-Limits ge- sehen. Im März 2007 einigte sich der Europä Auch wenn Ihr manchen Mitgliedsstaaten daher ische Rat (Staats- und Regierungschefs der EU- nun Zugeständnisse machen müsst, haltet Ihr Mitgliedsstaaten) auf gemeinsame Klimaschutz grundsätzlich am Klimaschutz fest. Er ist eine der ziele. Der Ausstoß klimaschädlicher Gase soll bis wichtigsten Aufgaben der EU. Ihr habt großes 2020 um 20 % unter das Niveau von 1990 gesenkt Interesse daran, dass ein Nachfolgeprotokoll für ko p i er v o r l age werden. Sollten andere Staaten sich an einem in- „Kyoto“ entsteht, in dem verbindliche Ziele für ternationalen Klimaschutzabkommen nach dem Emissionsreduktionen festgehalten werden. Dies Kyoto-Protokoll beteiligen, und den CO2-Ausstoß gäbe Planungssicherheit für die Industrie. Ihr ver- reduzieren, würdet Ihr euren Ausstoß um 30 % sen- sucht Eure Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz zu ken. Zugleich sollen die Erneuerbaren Energien und halten, auch wenn Ihr gerade mit anderen Zwängen die Energieeffizienz verstärkt gefördert werden. zu kämpfen habt. Zudem bekommt Ihr zunehmend die technologische Konkurrenz Chinas im Bereich Klimaschutz zu spüren Eure Betroffenheit vom Klimawandel Viele Länder innerhalb der EU hatten in den letzten Jahren große Probleme mit Überschwemmungen und Trockenheit. Für die Folgen mussten viele Milliarden Euro ausgegeben werden. Gemeinsam müsst Ihr Lösungen für den Klimaschutz finden. Klimaschutz ist eine internationale Aufgabe, die von möglichst vielen Regierungen getragen Die EU bekennt sich zu einer zweiten Verpflich werden muss! Europa hat darin eine besondere tungsperiode des Kyoto-Protokolls ab 2013, nach- Verantwortung. dem sich auch die Schwellenländer bereit erklärt haben, über rechtlich verbindliche Klimaschutz- Maßnahmen zu verhandeln. Dass ein solches Abkommen erst ab 2020 in Kraft treten soll, hal- tet Ihr für unbefriedigend, und Ihr drängt daher auf mehr Ambition im Klimaschutz so bald wie möglich. Die Entwicklungsländer wollen Geld und Eure Emissionen: Technologie, um sich gegen den Klimawandel zu Aufgrund Eures hohen, relativ emissions- wappnen. Ihr schreckt davor zurück, Euch auf kon- reichen Lebensstandards setzt Ihr drei krete Zahlen bezüglich Eurer Unterstützung für die Emissionssymbole pro Signal frei. Außerdem ärmeren Länder festnageln zu lassen. Schließlich basiert der Energiehaushalt vieler Länder gibt es auch innerhalb der EU ärmere Länder, vor innerhalb der EU immer noch auf Kohle. allem die neuen osteuropäischen Mitgliedsstaaten, Wenn Ihr weniger emittieren wollt, müsst deren Klimaschutzpolitik innerhalb der EU noch Ihr erklären, wie Ihr den Wohlstand eurer erhebliche Probleme bereitet. Bürgerinnen und Bürger erhalten wollt. Infolge der weltweiten Wirtschaftskrise sind alle EU-Mitgliedsländer mit ihren eigenen Problemen und Wirtschaften beschäftigt und zeigen nicht viel Bereitschaft, Zugeständnisse in Richtung Klimaschutz zu machen. Seit der Finanzkrise stehen Eure Mitgliedsstaaten unter enormem Druck, deshalb versuchen sie, für ihre Wirtschaften Ausnahmeregelungen zu er- reichen. Manche Länder halten Klimaschutz und Energiewende für die richtige wirtschaftspolitische Antwort auf die Krise, andere fürchten hohe Kosten. Es gibt daher von einigen Ländern Widerstand ge- 17
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