Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
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Kanton Zürich Schulblatt Bildungsdirektion 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert Bildungsdirektorin Silvia Steiner zieht ihre erste Bilanz Mitsprache Wie bewährt sich das Delegiertensystem? World Skills Drei Zürcher Medaillen- Gewinner erzählen
6 28 Magazin Fokus: Volksschule Eintauchen in 4 die Fremdsprache 24 Meine Schulzeit Mitsprache Monika Rühl, Geschäfts 14 Nach dem Wechsel vom führerin von economiesuisse Volksschule Kapitel- zum Delegierten Für einen Sprachaustausch system 5 gibt es viele Möglichkeiten Im Lehrerzimmer 27 Kantonsschule Uster 18 Lehrmittelverlag Zürich Mittelschule Diese wichtigen Lehrmittel 6 Eine Gymnasiastin und sind geplant Persönlich ein IMS-Schüler über Andreas Fluri, Jugendsach ihre Sprachaufenthalte 28 bearbeiter der Kapo Zürich Stafette 21 Die alters- und niveau 8 Berufsbildung durchmischte Sekundarschule Bildungsdirektorin Arbeiten und gleichzeitig Neftenbach Silvia Steiner über ihre Englisch lernen bildungspolitischen Ziele 31 In Kürze 11 Bildungsrat So denken die sieben Bisherigen und die neue Bildungsrätin Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Inhalt Wichtige Adressen Impressum Nr. 6/2015, 6.11.2015 Bildungsdirektion: www.bi.zh.ch Generalsekretariat: 043 259 23 09 Herausgeberin: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Walcheplatz 2, 8090 Zürich Erscheinungs Bildungsplanung: 043 259 53 50 Bildungsstatistik: www.bista.zh.ch weise: 6-mal jährlich, 130. Jahrgang, Auflage: 19 000 Ex. Redaktion: Redaktionsleiterin Volksschulamt: www.vsa.zh.ch, 043 259 22 51 Mittelschul- und katrin.hafner@bi.zh.ch, 043 259 23 05; Redaktorin jacqueline.olivier@bi.zh.ch, 043 259 23 07; Berufsbildungsamt: www.mba.zh.ch, 043 259 78 51 Amt für Jugend Sekretariat schulblatt@bi.zh.ch, 043 259 23 14 Journalistische Mitarbeit an dieser und Berufsberatung: www.ajb.zh.ch, 043 259 96 01 Lehrmittel Ausgabe: Walter Aeschimann, Joel Bedetti, Andreas Minder Abonnement: Lehrpersonen verlag Zürich: www.lehrmittelverlag-zuerich.ch, 044 465 85 85 einer öffentlichen Schule im Kanton Zürich können das Schulblatt in ihrem Schulhaus gratis Fachstelle für Schulbeurteilung: www.fsb.zh.ch, 043 259 79 00 beziehen (Bestellwunsch an Schulleitung). Bestellung des Schulblatts an Privat adresse Bildungsratsbeschlüsse: www.bi.zh.ch > Bildungsrat > Beschluss sowie Abonnement weiterer Interessierter: abonnemente@staempfli.com, 031 300 62 52 archiv Regierungsratsbeschlüsse: www.rrb.zh.ch (Fr. 40.– pro Jahr) Online: www.schulblatt.zh.ch Gestaltung: www.bueroz.ch Druck: www. staempfli-publikationen.ch Inserate: inserate@staempfli.com, 031 767 83 30 Redaktions- und Inserateschluss nächste Ausgabe: 26.11.2015 Das n ächste Schulblatt erscheint Titelbild: Dieter Seeger am: 8.1.2016 2
34 40 Mittelschule Berufsbildung 45 Amtliches 34 38 Schulgeschichte(n) WorldSkills 51 Kantonsschule Wiedikon: Stolz auf ihre Medaillen Weiterbildung kunterbuntes Miteinander sind nicht nur die jungen Beratungsgeschichten Gewinner Kurse und Module 37 In Kürze 40 59 Berufslehre heute Stellen Koch EFZ 60 43 schule & kultur In Kürze 62 Agenda Editorial Ich erinnere mich genau: Französisch lernten wir im Sprachlabor. Im um Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Inhalt funktionierten Keller sprachen wir – mit Kopfhörer und Mikrofon – Sätze nach. Unbemerkt schaltete sich ab und zu die Lehrerin ein und korrigierte uns. Katrin Hafner, Redaktionsleiterin Schulblatt Heute weiss man: Fremdsprachen lernt man besonders gut, indem man sie anwendet. Dass die Kommunikation mit Gleichaltrigen speziell viel bringt, liegt auf der Hand: Über Lieblingsmusik oder Fussball zu reden motiviert mehr, als Verben zu büffeln. Dieses Heft zeigt, wie ideenreich Schulen den Sprachaustausch pflegen und wie dieser funktionieren kann. Apropos Tausch: Nach fünf Jahren Bildungsdirektion Kanton Zürich geht mein Weg demnächst bei einer Organisation für Entwicklungszusammen arbeit weiter. Mein Nachfolger heisst Reto Heinzel. Als langjähriger Redaktor der Nachrichtenagentur SDA ist er gut vertraut mit Bildungsthemen. Er wird das Schulblatt ab nächstem Jahr weiterhin mit Jacqueline Olivier realisieren. Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Interesse am Schulblatt! 3 Die Redaktion freut sich über Reaktionen auf das Schulblatt: katrin.hafner@bi.zh.ch, jacqueline.olivier@bi.zh.ch
Meine Schulzeit Freude an Sprachen und Literatur geweckt «Erzieherisch hat und mich so zu meinem Romanistik studium an der Uni Zürich ermunterte. Inwiefern hat Ihnen die Schule wäre ich nicht gut» geholfen, Direktorin des Dachverbands der Schweizer Wirtschaft zu werden? Natürlich habe ich in der Schule Allge meinwissen erworben, auf das ich mich Fünf Fragen an Monika Rühl, auch heute noch abstützen kann. Ich habe aber auch viel im zwischenmenschlichen Direktorin von economiesuisse. Bereich gelernt: Wie geht man mit den Lehrerinnen und Lehrern um, wie ist das Verhältnis zu den Mitschülern, wie ent steht eine positive – oder manchmal auch negative! – Gruppendynamik? Das Wis sen für die Arbeit bei economiesuisse Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was habe ich mir aber erst später, im Berufs kommt Ihnen als Erstes in den Sinn? leben, erworben. Zuallererst denke ich an die Menschen: Was ist das Wichtigste, was Kinder an die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch heute in der Schule lernen sollen, und an meine Mitschüler, von denen einige warum? auch heute noch zu meinen engsten Es ist wichtig, dass Kinder sich ein mög Freundinnen und Freunden zählen. Ich lichst breites Basiswissen aneignen kön denke aber auch an viele Erlebnisse und nen. So stehen ihnen später bei der Be Anekdoten: an Schulreisen und Klassen rufswahl alle Türen offen. Ausserdem lager, an Prüfungen und Prüfungsangst, wünsche ich mir, dass die Schulen mehr ans viele Lernen, an Streiche, die wir den Wissen über die Wirtschaft vermitteln Lehrern gespielt haben, an Schülerfeste und dass Schüler auch Firmen besuchen. und Tanzabende … Das hat in meiner Schulzeit völlig gefehlt. Welcher Lehrperson geben Sie Warum wären Sie eine gute rückblickend die Note 6 und warum? Lehrerin – oder eben nicht? Zwei Lehrpersonen fühle ich mich be Inhalte zu vermitteln würde mir Spass sonders verpflichtet: Erstens meinem Pri machen. Ich finde auch Diskussionen marlehrer in Uster, der mich ermutigt mit jungen Menschen spannend und be Monika Rühl (51) ist ehemalige Schweizer Spitzendiplomatin und Chefbeamtin beim hat, ins Gymnasium zu gehen, obwohl das reichernd. Solche Dialoge suchen wir bei Bund. Unter anderem war sie als Botschafts gar nicht auf meinem Radar war. Und der economiesuisse ganz gezielt. Nicht gut rätin bei der UNO und zuletzt als General sekretärin des Eidg. Departements für Wirt mich mit drei anderen Mitschülern gezielt wäre ich wohl auf der erzieherischen schaft, Bildung und Forschung tätig. Seit auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet hat. Seite, weil ich an dieser Aufgabe keine einem Jahr ist sie Direktorin des Schweizer Wirtschaftsdachverbands economiesuisse. Zweitens meiner Französischlehrerin an Freude hätte. Deshalb ist es sicher besser, Monika Rühl lebt in Zürich. der Kantonsschule in Wetzikon, die meine dass ich nicht Lehrerin geworden bin. Bildungs-Slang Ruedi Widmer, Cartoonist, interpretiert Begriffe aus Bildung und Schule – diesmal: selbstgesteuertes Lernen Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin 4
Im Lehrerzimmer Kantonsschule Uster In der Pavillon-Anlage hat die Schule erstmals überhaupt ein Lehrerzimmer. Fotos: Marion Nitsch Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin Happy: ist das Team, in seiner aktuellen Unterkunft endlich über ein Lehrerzimmer zu verfügen. Übergangslösung: Seit Februar 2013 ist die Schule in mobilen Pavillons in Uster untergebracht. Zuvor wurde in einem Primarschulhaus in Dübendorf und an weiteren Standorten unterrichtet. Hell und zweigeteilt: ist der Raum, in dem die meisten Lehrpersonen die Pausen verbringen. Parkschulcampus: nennt die Schule ihre Anlage; der Blick aus den Fenstern auf grüne Wiesen und hohe Bäume macht klar, warum. Brötchen und Süssgebäck: stellt die Mensa bereit – zu je 2 Franken. Gratiskaffee und Teambildung: stehen laut Rektor Patrick Ehrismann in direktem Zusammenhang, weil der kostenlose Kaffee die Lehrpersonen in den Pausen ins Lehrerzimmer lockt. Makro und Mikro: Den Blick aufs grosse Ganze und gleichzeitig aufs Detail symbolisiert für den Rektor die grosse dreiteilige Foto grafie, auf der ein einsamer Forscher vor einer verschneiten Bergkulisse an einem Campingtisch sitzt und ins Mikroskop blickt. Das Ziel vor Augen: hat wiederum die Schule – der Umzug in den lang ersehnten Neubau ist für 2019 geplant. Technologisches Expe rimentierfeld: Zurzeit werden Neuerungen getestet, die im Neubau eingeführt werden sollen, etwa digitale Wandtafeln. [jo] 5
Persönlich kontaktiert. Hat eine Lehrperson aber ei Der etwas nen Verdacht, kann sie sich gerne melden. Ich gehe dem in Zusammenarbeit mit ei nem Spezialisten mit aller Sorgfalt nach.» andere Polizist Weiterhin «ein Problem» sei der Kon sum von Haschisch. Die mediale Debatte über die Legalisierung verunsichere die Jugendlichen. «Viele meinen, ‹Kiffen› sei Jugendsachbearbeiter Andreas Fluri hilft, straffrei.» Weil dem nicht so ist, melden sich immer wieder Lehrerinnen und wenn die Schule nicht weiterweiss. Lehrer und fordern seine Hilfe. Auch in solchen Fällen referiert Andreas Fluri Text: Walter Aeschimann Foto: Sophie Stieger vor der betroffenen Klasse und informiert beispielsweise auch, dass der Grossteil der jugendlichen Straftaten unter dem Einfluss von Suchtmitteln begangen wer de, insbesondere Alkohol und Marihuana. Oftmals wissen die Beteiligten nicht, dass sie «strafmündig» sind. Das Gesetz mutet Jugendlichen ab dem 10. Lebensjahr zu, Einem Mädchen werden 100 Franken aus Jugendlichen gut ankomme. Die Tätigkeit die Folgen einer Handlung abzuschätzen dem Pult gestohlen. Die schulinterne Ab erschien ihm «facettenreicher als jene mit und auch die Verantwortung dafür zu klärung ergibt nichts. Die Mutter des Mäd Erwachsenen. Sie ergibt einen tieferen übernehmen. chens zeigt den Diebstahl an. Der Polizist Sinn.» Bei Jugendlichen sei der positive Andreas Fluri beginnt, den Fall zu unter Einfluss seiner Arbeit offensichtlicher. Töchter nicht verhaltensauffällig suchen, hält vor der Klasse ein Referat Mehrmals pro Monat hält er Vorträge Als Ausgleich zum Beruf geht Andreas über «Mein und Dein» und erörtert straf in Schulen, etwa über den «Umgang mit Fluri biken und bekocht an Wochenenden rechtliche Aspekte. In Absprache mit der Internet und Handy», Waffen, Drogen oder die Familie. Er ist verheiratet und Vater Mutter des geschädigten Mädchens setzt körperliche Gewalt. Die Referate sind ein zweier Mädchen. «Noch nicht verhaltens er eine Frist, in der das Geld straffrei zu wichtiger Teil seiner Präventionsarbeit. auffällig», schmunzelt er und fügt sofort rückgegeben werden kann. Nach den Fe Dabei ist ein Thema zentral: «Die oft an: zehn Monate und drei Jahre alt. Er hat rien liegen die 100 Franken im Pult des leichtsinnige Kommunikation via digitale ein gutes Gefühl, wenn er an sie denkt. Mädchens. Medien», die sich in Mobbing, bösartigen Aber auch, wenn er generell über die Ju Andreas Fluri, 36, ist, wie er selbst SMS oder Belästigungen ausdrücken kann. gend reflektiert. Er sieht keine Tendenz, sagt, «ein etwas anderer Polizist». Er In der scheinbaren Anonymität begehen dass die Jugend «schlimmer» sei als frü ist polizeilicher Jugendsachbearbeiter bei solche Grenzverletzungen Knaben und her. Es gibt Gründe, warum einzelne der Kantonspolizei Zürich, zuständig für Mädchen gleichermassen. straffällig werden – familiäres Umfeld, den Bezirk Pfäffikon und für Jugendliche Zu Andreas Fluris Berufsalltag gehört schwierige Peergroups, Mehrfachproble zwischen 10 und 18 Jahren. Die Dienst es, sich zu vernetzen. Er sitzt an «run matiken. «Häufig ist es aber Fahrlässig stelle Jugendintervention ist Teil der den Tischen» in den Schulen, Gemeinden, keit, adoleszent beeinflusst und hormo Präventionsabteilung. Andreas Fluri sieht bei anderen Fachstellen, hört zu, tauscht nell bedingt.» Die meisten sieht er deshalb sich als «Vermittler und Berater»; oft aus und erklärt sein Angebot. «Wichtig nur einmal im Büro. Sie reagieren auf den mals sind die Grenzen zwischen Polizist, ist, frühzeitig Phänomene oder Auffällig sanften Druck oder die Nacherziehung Sozialarbeiter und Pädagoge in seiner keiten zu erkennen.» Körperliche Gewalt positiv. Manchmal treffe er diese Jugend Arbeit fliessend. komme heute seltener vor als früher. Ten lichen auf der Strasse. Sie kämen auf ihn denzen zu radikalen Ideologien könne er zu und begrüssten ihn per Handschlag. Er kommt an bei Jugendlichen in seinem Bezirk bisher nicht erkennen. «Das freut mich. Es zeigt, dass meine Ar Sein Angebot ist «niederschwellig»: Lehr «Es hat mich deswegen noch keine Schule beit sinnvoll ist und etwas bewirkt.» personen, Schulleitung, Eltern oder Be hördenmitglieder können sich bei ihm mel den, auch wenn sich kein konkreter Fall Die Dienststelle Jugendintervention der Kantonspolizei ereignet hat, eine Expertenmeinung aber Die Dienststelle Jugendintervention ist Teil der Präventionsabteilung der hilfreich ist. Dies ist der Regelfall. Fällt Kantonspolizei Zürich. Sie wurde 2002 gegründet und kontinuierlich ausgebaut. Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin konkret etwas vor, gelangt die Schule an Heute ist in allen 11 Bezirken des Kantons ein vollamtlicher polizeilicher ihn, wenn Abklärungen von Schulleitung Jugendsachbearbeiter tätig. Die Stadt Zürich und die Stadt Winterthur führen und Schulsozialarbeit nicht gefruchtet jeweils eigene Fachstellen bei den Stadtpolizeien. haben. Dann helfe oft eine «Portion Nach Die Jugendintervention befasst sich mit der Aufklärung jugendspezifischer Straf erziehung, Aufklärung oder sanfter Druck» taten, Gefährdungseinschätzung bei Bedrohungslagen sowie mit Intervention wie im Beispiel mit den 100 Franken. und Prävention. Das Angebot richtet sich vor allem an Schulen und Behörden. Seit Januar 2013 ist Andreas Fluri als Grundsätzlich können sich Lehrpersonen telefonisch direkt beim polizeilichen polizeilicher Jugendsachbearbeiter tätig. Jugendsachbearbeiter des Bezirkes respektive bei der Fachstelle melden. Oder Erst hatte er Koch gelernt, dann die Poli der Kontakt erfolgt via Schulleitung – je nachdem, wie das die einzelne Schule zeischule der Kapo Zürich absolviert. Er geregelt hat. Ebenso gilt das Angebot für Eltern oder Behördenmitglieder. übte verschiedene Funktionen bei der Den zuständigen polizeilichen Jugendsachbearbeiter einer Schule findet man Staatsanwaltschaft und im Polizeidienst je nach Bezirk oder Stadt (Winterthur und Zürich) hier: www.stopp-gewalt.zh.ch aus. In Uster arbeitete er als Stationierter > Hinweise für Schulen > Unterstützung > Beratungs- und Fachstellen > Polizei oft mit dem dortigen Jugendsachbearbeiter liche Beratung. Weitere Informationen über die kantonspolizeiliche Dienststelle zusammen. Dabei habe er festgestellt, dass Jugendintervention: www.jugenddienst.zh.ch die Arbeit ihm entspreche und er bei den 6
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin Andreas Fluri (36) hat ursprünglich Koch gelernt, dann die Polizeischule der Kantonspolizei Zürich absolviert. Er übte ver- schiedene Funktionen aus bei der Staatsanwaltschaft und im Polizeidienst. Heute ist er Jugendsach- bearbeiter und arbeitet in und mit Schulen. 7
Bildungsdirektorin rung ist der Schulversuch Fokus Starke «Tagesschulen Lernbeziehungen, der pro Klasse weniger Lehrpersonen vorsieht. Die Schule Am Wasser, wo wir heute sind, ist seit diesem nach Kräften Schuljahr mit dabei. Die ersten Erfahrun gen in den insgesamt zwölf Schulen zei gen, dass der Schulalltag ruhiger wird. Ich fördern» bin vom Ansatz dieses Schulversuchs be geistert: Der Blick wird auf den Klassen unterricht, auf die eigentliche Kernaufgabe, gelenkt, ohne die besonderen Bedürfnisse Nach 130 Tagen im neuen Amt informierte der Kinder zu vernachlässigen. Bildungsdirektorin Silvia Steiner in der Den Dialog führen Primarschule Am Wasser in Zürich Höngg Drittens: Unsere wichtigste Ressource sind die Beteiligten in unserem Bildungs über ihre Ziele. Eine gekürzte Fassung wesen: Lehrende und Lernende, Schul leitende, Schulbehörden, Eltern und die ihres Referats. Wirtschaft. Ich muss wissen, welche Be dürfnisse sie haben und wo wir sie unter Foto: Benjamin Hofer stützen können. Mir ist es wichtig, den Lehrplan 21 zusammen mit den Vertrete rinnen und Vertretern der Schulen einzu führen. Wir machen dazu als einziger Kan ton eine Vernehmlassung, damit sich alle betroffenen Kreise äussern und einbrin gen können. Zum Dialog gehört auch Wert Wo stehen wir bildungspolitisch kürzlich über die schwierigen finanzpoli schätzung, besonders für unsere Lehrper im Kanton Zürich? 130 Tage tischen Perspektiven. Die Bildungsdirek sonen. Was sie Tag für Tag an den Schulen sind zu kurz, um zu einem ab tion und damit die Schulen und Bildungs leisten, ist immens. Häufig bekommen sie schliessenden Urteil zu kommen. 130 Tage einrichtungen im Kanton Zürich müssen viel zu wenig Wertschätzung für ihre Ar sind aber lange genug, um erste Ein sich an der Sanierung des Finanzhaushal beit. Das müssen wir ändern. Nur so kön drücke zu gewinnen und eine Standort tes beteiligen. Zur Leistungsüberprüfung nen wir die Lehrpersonen im Beruf halten bestimmung zu machen. Mein wichtigster 2016 müssen die Volksschulen jährlich und neue dafür gewinnen. Eindruck: Ich bin überall auf engagierte mit 20 Millionen, die Mittelschulen mit Lehrpersonen und Dozie rende, Schul 18 Millionen und die Berufsbildung mit Lehrplan 21 und Tagesschulen leitende, Behördenmitglieder und Berufs 11 Millionen beitragen. Das ist vor allem Ich komme zur Volksschule, die mit dem bildner gestossen. Bei allen spürt man deshalb eine äusserst schwierige Aufgabe, Lehrplan 21 eine Grundlage erhält, die eine grosse Motivation, sich für unsere weil wir mit stark wachsenden Schüler über die Kantonsgrenzen hinaus breit ab Kinder und Jugendlichen ein zusetzen. zahlen konfrontiert sind. Es gibt nur einen gestützt ist. Frühestens auf das Schul Auch in der Bildungsdirektion habe ich Weg: Wir müssen die Mittel bündeln und jahr 2017/18 hin führen wir die Zürcher nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ge die knappen Ressourcen optimal einset Version des neuen Lehrplans ein. Wichtig troffen, die sich engagiert für ihre Auf zen. Worauf verzichtet werden kann und für diese Einführung sind Lehrmittel, die gaben einsetzen. worauf nicht, müssen wir zusammen auf die Kompetenzorientierung ausgerich Wenn von Bildungspolitik die Rede ist, diskutieren – insbesondere auch mit den tet sind, also auf Wissen und Können. stehen häufig die Problemstellungen, das Partnerorganisationen der Lehrpersonen, Der Lehrplan 21 orientiert sich an den Schwierige und Negative im Vordergrund. Schulleitenden und Schulbehörden. Es schweizweit gültigen Bildungsstandards Zu Unrecht. Ein paar Fakten aus dem ist jetzt schon klar, dass entsprechende und ist somit ein Mittel zu Harmonisie schweizerischen und dem Zürcher Bil Massnahmen auch öffentliche Diskussio rung des Schulwesens unter den Kanto dungswesen: Rund 93 Prozent aller Jugend nen auslösen werden. Darauf werde ich nen. Daneben ist der Lehrplan 21 aber lichen beenden die Sekundarstufe II mit mich gerne einlassen. auch eine Nivellierung gegen oben. Um es einem Abschluss. Die Jugendarbeitslosig mit einem Bild zu sagen: Die Latte wird keit ist verglichen mit dem europäischen Zeit für Feinjustierungen bewusst hoch gelegt, wir unterstützen Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin Ausland tief. Nie in den letzten Jahren Zweitens: Die Reformen im Bildungswe aber auch jene Kinder, die nicht ganz so wurden im Kanton Zürich so viele neue sen haben den Lehrpersonen viel abver hoch springen können. Dieser Leistungs Lehrverträge abgeschlossen wie 2015. langt. Wir dürfen unsere Lehrpersonen gedanke ist mir wichtig: Wir tun an der Unsere Schülerinnen und Schüler erzie nicht überstrapazieren. Klar ist: Einen Volksschule – richtigerweise – viel für die len sehr gute Lernerfolge, besonders in Marschhalt kann es in der Bildungspolitik Integration der Leistungsschwächeren. Es Mathematik. Dies zeigen die letzten PISA- nie geben. Weil sich die Gesellschaft wei braucht aber auch gute Angebote für die Erhebungen für die Schweiz. Kurz: Die terentwickelt, muss sich auch das Bildungs Leistungsstärkeren. Dazu zähle ich auch Bildungseinrichtungen im Kanton Zürich wesen weiterentwickeln. Klar ist auch, dass die zwei Fremdsprachen bereits auf der sind sehr gut aufgestellt. In meiner Arbeit der Wandel der letzten Jahre notwendig Primarstufe. Wir dürfen die Ressourcen verfolge ich drei Zielsetzungen. war und die Schule stärkte. Ich denke etwa der Kinder nicht brachliegen lassen. an das neue Volksschulgesetz mit Tages Speziell fördern wollen wir in dieser Ressourcen optimieren strukturen, Schulleitungen und integra Legislatur Tagesschulen. Tagesschulen Erstens: Wir müssen finanzpolitisch mit tiver Förderung. Ich bin aber überzeugt: bringen Konstanz in den Schulalltag. Sie dem auskommen, was wir haben – und das Nach viel Wandel ist es nun Zeit für eine gewährleisten die Vereinbarkeit von Beruf wird weniger. Regierungspräsident und Beruhigung – für Konsolidierung und und Familie und halten Mütter und Väter Finanzdirektor Ernst Stocker informierte Feinjustierung. Eine solche Feinjustie im Beruf – Stichwort Fachkräftemangel. 8
Bildungsdirektorin Silvia Steiner auf Schulbesuch in der Primar- schule Birmensdorf am ersten terialien anbieten: einfache Muster Lehrbetriebe: Sie können den Lernenden Schultag im vergangenen August: «Wir tun an der Volksschule rich konzepte, Qualitätskriterien, Grund von Anfang an ihre Unternehmensphilo tigerweise viel für die Integration der Leistungsschwächeren. lagen für die Kostenberechnung und sophie vermitteln und die Identifizierung Es braucht auch gute Angebote für die Leistungsstärkeren.» Checklisten. Darüber hinaus berät das mit Lehrbetrieb und Branche fördern. Das Volksschulamt interessierte Gemein hat nicht zuletzt zur Folge, dass viele der den in organisatorischen und recht ausgebildeten Lernenden nach ihrer Aus lichen Fragen und fördert den Aus bildung im Lehrbetrieb bleiben oder zu Und man kann sie effizienter führen als tausch zwischen Gemeinden, die auf mindest der Branche treu bleiben – häufig das komplexe System aus Schule und Hort. Tagesschulen umsteigen wollen. ein Leben lang. Aus diesen Gründen macht die Stadt Zü Wir wollen Tagesschulen also nach Kräf rich vorwärts und startet mit ihrem Tages ten fördern, aber nicht erzwingen. In die Mittelschulen investieren schulprojekt zu Beginn des Schuljahres Zu den Mittelschulen: Auch sie sind ein 2016/17, eben auch mit der Schule Am Berufsbildung: Potenzial nutzen Erfolgsschlager unseres Bildungssystems. Wasser. Die Bildungsdirektion will Tages Zur Berufsbildung: Sie ist ein Erfolgs In den nächsten Jahren sind unsere Mit schulen auch in Agglomerationen, ländli modell unseres Bildungssystems, das auch telschulen quantitativ und qualitativ her chen Regionen und kleinen Gemeinden im Ausland auf grosses Interesse stösst. ausgefordert. Quantitativ: Nach heutigem fördern. Wir verfolgen zwei Ansätze: Ich bin überzeugt: Wir können das Poten Wissensstand rechnen wir mit über 3000 – Wir wollen die Gemeinden ermuntern, zial noch besser ausschöpfen und dabei zusätzlichen Schülerinnen und Schülern auf die Tagesschule umzusteigen. Wir viel erreichen gegen den Fachkräfteman innert zehn Jahren. Wir planen deshalb je wollen und dürfen aber keine Lebens- gel. Für die leistungsstarken Jugendlichen eine neue Mittelschule am rechten und Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin und Familienmodelle vorschreiben. wollen wir die Attraktivität der Berufs am linken Zürichseeufer. Zusätzlich soll Wenn eine Gemeinde die Tagesschule maturität weiter erhöhen, zum Beispiel mit die Kantonsschule Limmattal ausgebaut als einzigen Schultyp führt, müssen besser abgestimmten Unterrichtszeiten. werden. Einen Ersatzneubau für die Kan die Eltern die Kinder für die Mittags Leistungsschwächere Jugendliche wollen tonsschule Büelrain in Winterthur hat der zeit abmelden können. Mit einem wir während der beruflichen Grundbil Regierungsrat bereits beschlossen; er wird Blockmodell, wie es in der Stadt Zü dung gut begleiten und damit auch Lehr zurzeit im Kantonsrat beraten. Auch qua rich zur Anwendung kommt, sowie abbrüche vermeiden. Alle Jugendlichen, litativ wollen wir unsere Mittelschulen einer Bündelung aller individuellen die eine Lehre beginnen, sollen diese mit weiterentwickeln. Die Zusammenarbeit Betreuungsangebote dürfte dies um einem Abschluss beenden. zwischen den Gymnasien und ihren Part setzbar sein. Ob diese Umsetzung ge Wichtig ist mir ein intensiver Dialog nerorganisationen an Volks- und Hoch setzliche Anpassungen erfordert, wird mit der Wirtschaft. Die Bildungspolitik schule muss intensiviert werden. derzeit geprüft. muss auf die Wünsche und Bedürfnisse Im Dialog und mit Augenmass: Ich bin – Zweitens wollen wir die Gemeinden der Zürcher Unternehmen eingehen – überzeugt, dass wir auf diese Weise die ganz konkret beim Aufbau von Tages und die Wirtschaft steht in der Verantwor grossen bildungspolitischen He schulen unterstützen. Im Internet wol tung, Ausbildungsplätze anzubieten. Von rausforderungen der nächsten len wir vielfältige Unterstützungsma diesem System profitieren vor allem die Jahre bestehen. 9
Erfahrung zählt! Sie machen sich Gedanken um Ihre Zukunft. Stimmen Ansprüche, Wünsche und Alltag noch überein? Es lohnt sich, von Zeit zu Zeit innezuhalten. Gönnen Sie sich professionelle Unterstützung. PPC prospektives persönliches Coaching Esther Zumbrunn, lic. phil. I Coach, Mediatorin, Bildungsfachfrau al fresca, Gebhartstrasse 18a, 8404 Winterthur, www.alfresca.ch zumbrunn@alfresca.ch, 052 242 55 25 Zeigen Sie Ihre Kraft Leben Sie Ihre Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Kompetenzen Bildung Beratung Supervision Coaching 101 Einführungsseminare in Transaktionsanalyse Grundausbildung in Transaktionsanalyse Methodenkompetenz (1. Ausbildungsjahr) Aufbaumodul Praxiskompetenz (2. und 3. Jahr) Kompetenzvertiefung Training und Prüfungsvorbereitung für Fortgeschrittene Supervision und Selbsterfahrung Daten und weitere Infos siehe Homepage 10
Lucien Criblez, Professor Bildungsrat Die Mitglieder für Pädagogik, insbeson dere Historische Bildungs forschung und Bildungs politikanalysen an stellen sich vor der Universität Zürich. Bildungsrat seit 2011. «Es geht mir unter anderem darum, Pro bleme im Zürcher Bildungswesen früh zeitig erkennen und sie zusammen mit anderen Akteuren konstruktiv bearbeiten Der neu gewählte Bildungsrat hat seine zu können. Etwas antiquiert formuliert: Arbeit a ufgenommen. Was motiviert die Ich ‹diene› dem Zürcher Bildungswesen. Das Wissen und die Erfahrung, die ich mir Mitglieder, in dem Gremium mitzuwirken? in intensiver wissenschaftlicher Beschäfti gung mit der Entwicklung und Funktions weise von Bildungssystemen und Bil dungspolitik angeeignet habe, sollen nicht nur der Wissenschaft zugutekommen.» Priska Brülhart-Kissling, für eine zeitgemässe und qualitativ hoch Kitty Cassée, bis 2010 Lehrerin für Latein und stehende öffentliche Schule ein, insbeson Dozentin an der Zürcher Russisch an der Kantons Hochschule für Ange schule Rychenberg. dere für eine praxisnahe Ausbildung der wandte Wissenschaften Bildungsrätin seit 2007. Lehrpersonen, eine starke Berufsbildung (ZHAW), Leiterin des von ihr gegründeten Instituts und Berufsmaturität, die frühe Förderung für wirksame Jugendhilfe. zur Verbesserung der Chancengleichheit Bildungsrätin seit 2007. «In nächster Zeit werden die Schnitt und eine vermehrte Koordination zwi «Ich sehe mich als Bindeglied zwischen stellen zwischen der Volksschule und den schen Bildungsstufen und Kantonen, etwa Bildungs- und Sozialbereich. Mich be verschiedenen Arten von Mittelschulen bei der Umsetzung des Lehrplans 21.» schäftigt die immer noch bestehende Be besonders im Fokus stehen. Ein klug aus nachteiligung bestimmter Kinder und Ju tariertes Gleichgewicht der verschiede gendlicher. Es ist mir ein Anliegen, dass nen Schultypen auf der Sekundarstufe I Martin Lampert, Schülerinnen und Schüler unabhängig muss die Grundlage dafür bilden, dass die Sekundarlehrer an der von Herkunft, Begabung, Behinderung, Oberstufe Wädenswil, Durchlässigkeit unseres Bildungssystems Kapitelpräsident von Geschlecht oder Religion eine möglichst nicht nur in bestimmte Richtungen funk 2007 bis 2011. Bildungs umfassende Bildung erhalten. So verstan rat seit 2011. tioniert. Ich will mich dafür einsetzen, dene Bildung ermöglicht eine autonome dass dies nicht zentral gesteuert, sondern Lebensgestaltung und die gelingende Teil im Gespräch miteinander erreicht wird.» «Im Bildungsrat kann ich an der Ent habe am gesellschaftlichen Leben.» wicklung der Schule mitarbeiten. In Wä denswil arbeiten wir seit vier Jahren mit Theo Meier, Lernlandschaften, um das individuali Samuel Ramseyer, Bäcker-Konditor-Meister, sierte Lernen zu unterstützen. Solche Ent Eidg. Dipl. Betriebs Gemeinderat in Bäretswil, ausbilder, gewerbliche Prüfungsexperte, Vize wicklungen möchte ich auch kantonal för Grundbildung (Maurer), präsident des Verbandes dern. Dabei ist es mein Ziel,Veränderungen Erwachsenenbildner, Zürcher Schulpräsidien. Mediator, Friedensrichter. Bildungsrat seit 2011. sowohl lehrpersonenverträglich als auch Bildungsrat seit 2011. zum Wohle der Schülerinnen und Schüler «Ich bin mit der Lehrlingsausbildung und umzusetzen. Die grosse Herausforderung «Vier Jahre Zusammenarbeit in einer kons den Berufsfachschulen vertraut, kenne die der nächsten Jahre wird die Einführung truktiven Atmosphäre motivieren mich zur Schnittstelle Schule/Gemeinde und habe des Lehrplans 21 sein.» zweiten Amtsperiode. Die Bildungsrats Erfahrung mit verschiedenen Formen der kommission an der Schnittstelle der Se Schulorganisation. Dieses Wissen möchte kundarstufen I und II, die ich präsidiere, ich im Bildungsrat einbringen. Als Vertre Sabine Balmer Kunz, eröffnet Möglichkeiten, den Übergang von ter der Schulbehörden ist mir auch stets Leiterin Lehrlingswesen der Volksschule zur Berufsbildung mit und Hochschulprogramme Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin die Gesamtsicht wichtig. Hauruck-Übun bei der Credit Suisse zugestalten. Jugendliche sollen erkennen, gen möchte ich vermeiden und stattdes Schweiz. Bildungsrätin dass sich auf der Basis eines gewerblichen seit 2015. sen Kontinuität anstreben. Massvolle, für eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses vie die Gemeinden bezahlbare Schulentwick le attraktive Karrieremöglichkeiten eröff lung liegt mir am Herzen.» «In meiner Aufgabe erlebe ich die Durch nen – mit oder ohne Berufsmatur.» gängigkeit und die Anschlussfähigkeit der verschiedenen Bildungsstufen als ei Regula Trüeb Murbach, gentlichen Erfolgsfaktor des Schweizer Die Aufgaben des Bildungsrats Berufsmittelschullehrerin Bildungswesens. Dabei sehe ich den Be Der Bildungsrat beschäftigt sich pri Deutsch in Uster. Bildungsrätin seit 2011. rufsbildungs- und den Mittelschulweg als mär mit pädagogischen Fragen aus gleichberechtigt, aber andersartig. Beide allen Schulstufen. Er erlässt Lehr Wege weiter zu fördern, einheitliche Bil pläne und Reglemente und nimmt dungs- und Qualitätsstandards zu sichern, zu wesentlichen bildungspolitischen «Als Bildungsrätin möchte ich Bildung die einen uneingeschränkten Zugang zur Fragen Stellung. [red] dort mitgestalten, wo die pädagogischen tertiären Bildung ermöglichen, wird mir www.bi.zh.ch > Bildungsrat 11 Weichen gestellt werden. Ich setze mich ein besonderes Anliegen sein.»
Thomas Faerber, Englischlehrer und Immersionsbeauf tragter an der Kan tonsschule Zürcher Unterland (KZU). Der Sprachaufenthalt in Manchester ist ein grosser Anreiz Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus für die Schülerinnen und Schüler, sich für die Immersion zu entscheiden – heute umso mehr, als er neu vier Monate dauert. In dieser Zeit können die Jugend lichen ganz anders eintauchen in die Sprache und ins Leben als bei einem drei- oder vier wöchigen Aufenthalt. Und die Kontakte, welche sie in England knüpfen, werden nach vier Monaten intensiver und deshalb vermutlich oft langfristiger sein. 12
Fokus Eintauchen in die Fremd sprache Fremdsprachen lernt man besonders gut, wenn man sie anwendet. Alle Schulstufen messen dem heute grosse Bedeutung zu und setzen deshalb auf den Sprachaustausch. Wir zeigen Beispiele aus Primar- und Sekundarschulen, aus der Mittelschule und der Berufsbildung und lassen Schüler und Schülerinnen wie auch Lehr personen zu Wort kommen. Fotos: Dieter Seeger Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus 13
Volksschule Viele Wege, eine Fremdsprache konkret zu üben Ob auf einer Schulreise, im Klassenlager oder per Briefaustausch: Fünf Beispiele zeigen, wie Volksschülerinnen und -schüler vom Eintauchen ins Französisch oder Englisch profitieren können. Text: Katrin Hafner «Die Schweizer Wohnbevölkerung ver- Das Sprachengesetz, das Anfang 2010 Und wer bezahlt ein Austauschprojekt? fügt im Schnitt über Kompetenzen in in Kraft getreten ist, hält Bund und Kan Grundsätzlich übernimmt in der Regel zwei Fremdsprachen und zählt damit zu tone dazu an, den Sprachaustausch von die Gemeinde die Kosten für einen den europäischen Spitzenreitern: Das Schülerinnen und Schülern aller Schul- Sprachaustausch, der Kanton entrichtet Erlernen dieser Sprachen erfolgt über- stufen zu fördern. eine Pauschalentschädigung. wiegend in der Schule.» Dies steht in Die ch-Stiftung für eidgenössische einem Grundlagenpapier der Schweize Zusammenarbeit, die im Auftrag der Zahlen aus dem Kanton Zürich rischen Akademie der Geistes- und Schweizerischen Konferenz der kanto Da Gemeinden und Schulen im Bereich Sozialwissenschaften (SAGW) vom nalen Erziehungsdirektoren (EDK) sowie Kultur- und Sprachaustausch aktiv wer- Juni 2015; die Aussage bezieht sich auf des Bundes agiert, bietet auf ihrer Web- den können, ohne dass das Volksschul- eine Nationalfondsstudie der Universität seite eine Zusammenstellung aller Aus- amt des Kantons Zürich davon Kenntnis Bern über die nachhaltige Wirkung der tauschprogramme an und organisiert hat, sind nicht alle Austauschprojekte Fremdsprachenpolitik. regelmässig Austauschkongresse, an bekannt. Statistisch erfasst wurden denen sich Lehrerinnen und Lehrer über im Schuljahr 2013/14 neun Primar- und Ziel: Sprache anwenden laufende Projekte, Praxisbeispiele und 18 Sekundarschulklassen. Generell gelten in der Schweiz folgende Möglichkeiten informieren können. Bereits vor zehn Jahren hat der übergeordneten Ziele in Bezug auf Zürcher Bildungsrat den Lehrplan für Fremdsprachen: In der obligatorischen Wie Partnerschulen finden? die Volksschule ergänzt: «Die im Fremd- Schulzeit sollen grundlegende Kompe- Die kantonalen Austauschverantwortli- sprachenunterricht erworbenen Fertig- tenzen in einer zweiten Landessprache chen unterstützen Austauschprojekte keiten und Kenntnisse sollen nach und in mindestens einer weiteren Fremd- im Rahmen der kantonalen Regelungen. Möglichkeit auch ausserhalb der eigent sprache vermittelt werden. Unabhängig «Die grösste Hürde für austauschinteres- lichen Fremdsprachenlektionen ange- von der Diskussion, ob eine oder zwei sierte Lehrpersonen», so Marcel Steiner, wendet und weiterentwickelt werden.» Fremdsprachen in der Primarschule kantonaler Austauschverantwortlicher in Seit dieser Lehrplanergänzung haben Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus angemessen seien und welche früher Zürich, «besteht darin, eine geeignete insgesamt etwa 4500 Kinder und Jugend- eingeführt werden soll, ist man sich Partnerschule zu finden.» Diese Vermitt- liche der Volksschulen des Kantons einig: Das Lernen einer Fremdsprache lungsaufgabe übernimmt zunehmend die Zürich in anderen Sprachregionen einen lebt davon, dass die Sprache konkret Plattform ch Twinning der ch-Stiftung. Austausch erlebt. angewendet wird. Letztere bietet auch organisatorische und Der Lehrplan 21 unterstützt den Studien im In- und Ausland belegen didaktische Hilfsmittel, vermittelt Reise- Sprachaustausch ebenfalls und mit dem zudem, dass Kinder mit Migrations gutscheine und berät allgemein in Aus- Ziel, die gelernte Sprache real anwenden hintergrund im Fremdsprachenunterricht tauschfragen. «Es sollten alle Kontakte zu können und damit die Motivation für gleich gut abschneiden wie Deutsch über die Austauschplattform ch Twinning das Lernen nachhaltig zu stärken. sprachige. So heisst es im Grundlagen erfolgen», sagt Marcel Steiner. «Denn: Weitere Infos: papier der SAGW: «Migrationssprachen Je mehr Schulen sich da einschreiben, www.ch-go.ch stellen beim Frühsprachenerwerb eine desto besser finden sich geeignete Part- www.vsa.zh.ch > Schulstufen & Schulen > Interkantonal > Kultur- & Sprachaustausch wertvolle Ressource dar.» nerschulen.» chtwinning.ch-go.ch 14
Rückmeldungen der Dietiker Sekschülerinnen und -schüler auf die Französisch-Projektwoche. «Schulreise plus» Schülerinnen und Schüler einander ge- Schülerin, die gemerkt habe, wie wichtig Eine Primarklasse der troffen: einmal in Zürich, einmal im Jura. es sei, die Verben être und avoir zu unter- Quims-Schule Aemtler A Zuvor hatten die Gäste ihre Wünsche für scheiden und korrekt zu verwenden. «Im reiste in den Jura die Schulreise formuliert. Schliesslich Schulalltag kann ich solche Regeln zig mal Abida spricht zu Hause Bengalisch. Der- machten beide Klassen eine Art Posten- wiederholen, ohne dass sie bleiben – nach zeit lernt sie am Langzeitgymnasium La- lauf durch die Partnerstadt. der eigenen Erfahrung aber bleibt es für tein, seit der zweiten Primarklasse hat sie Francesca Micelli wird wieder eine immer», ist die Lehrerin überzeugt. Englisch in der Schule. Französisch fin- «Schulreise plus» durchführen. Sie ist det sie «eher schwierig» – auch wegen der überzeugt von einem Kurzaufenthalt be- Gestärktes Selbstwertgefühl Aussprache. Dass sie letztes Jahr in der reits auf Mittelstufe, weil selbst «schwä- Debora Bärtschi ist beeindruckt, wie sehr Mittelstufe mit ihrer Lehrerin, Francesca chere Kinder» begeistert waren vom Aus- der Austausch das Selbstwertgefühl der Micelli, auf einer Schulreise in ein klei- tausch. Denn: «Für einmal sind da keine Schülerinnen und Schüler gestärkt habe. nes Dorf im französischsprachigen Jura hohen pädagogisch-didaktischen Ansprü- Bei der Vorbereitung des Ausflugs hätten fahren durfte, sei «einfach super» gewe- che – sondern es geht einfach darum, mit die meisten Zweifel geäussert, ob die Ver- sen. «Es ist cool, wenn man andere ken- einer fremden Sprache zu jonglieren. Und ständigung auf Französisch wirklich klap- nenlernt und merkt, dass man sich trotz das machen fast alle gern, wenn sie ein pen würde. Zuerst habe es den Schülerin- der fremden Sprache versteht», sagt sie. gleichaltriges Gegenüber h aben.» nen und Schülern tatsächlich Mut abver- Wenn sie mit Französisch gar nicht mehr langt, auf Französisch zu kommunizieren. weiterkam, redete sie mit den Gspänli Sie mussten zum Beispiel in Lausanne Englisch. Ihr Klassenkollege Yannick ist eine kleine Strassenumfrage machen bei selbst bilingue: Seine Mutter ist Französin. Projektwoche Passanten und etwa herausfinden, wie der Dennoch habe ihm die Schulreise viel ge- Sekundarschülerinnen Stadtpräsident heisst und warum die zu- bracht: «Auch ich habe nicht immer alles und -schüler aus fällig Angesprochenen in Lausanne leben. verstanden, aber das hat mich angespornt. Dietikon übernachteten «Das direkte Zugehen auf die Leute Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus Seither bitte ich meine Mutter, öfter mit in der Romandie hat den Schülerinnen und Schülern die mir Französisch zu sprechen.» Im Rahmen der alle drei Jahre stattfin- Angst genommen: Sie erlebten, dass die Seine ehemalige Lehrerin Francesca denden Projektwochen an der Sekundar- meisten freundlich, hilfsbereit und in Micelli weiss aus Erfahrung: «Die meisten schule Dietikon hat die Französischlehre- verständlichem Französisch auf sie re- Schülerinnen und Schüler sind weniger rin Debora Bärtschi zusammen mit einer agierten», erzählt Debora Bärtschi. Über- motiviert für Französisch als für Englisch.» Kollegin einen Sprachaustausch angebo- nachtet haben ihre Kollegin und sie mit Umso zufriedener ist sie mit der «Schul- ten. «Mein Ziel war, dass die Schülerin- der Projektklasse in der Jugendherberge reise plus», die sie mit einer sechsten nen und Schüler nach der Projektwoche Montreux. Am Folgetag besuchten sie eine Klasse durchgeführt hat. Als Haupterfolg mehr Freude haben am Französisch, weil Partnerklasse in Ollon, die gerade einen nennt sie «ganz klar den Motivations sie merken, dass sie nicht nichts können Sporttag durchführte. anreiz. Die Jugendlichen haben gemerkt: und dass diese Sprache lebt – und zwar In einer nächsten Projektwoche möch Hinter der Sprache stecken Menschen!» hier in der Schweiz.» Die Bilanz: «Es ha- te Debora Bärtschi auf einen noch inten- Sechs Briefe haben ihre Schülerin- ben alle profitiert von diesem Kurzaus- siveren Austausch zwischen der franzö- nern und Schüler der Partnerklasse im tausch.» Als Schlüssel-Feedback bezeich- sischsprachigen und ihrer Klasse achten. 15 Jura geschickt – und zwei Mal haben die net die Lehrerin die Erkenntnis einer Ihre Projektklasse aber war zufrieden:
«Wir sind sehr begeistert von den beiden Und was ist mit dem oft befürchteten chen.» Und: «In der Sek profitiere ich vom Austauschtagen. Es waren zwei sehr lus Mehraufwand für den Lehrer? Stefan Ra- Sprach austausch: Mir fällt das Franzö- tige und aufregende Tage, die für uns un- pold winkt ab. Er sei deswegen auch skep- sisch recht leicht.» vergesslich sein werden», schreiben Anja tisch gewesen, habe am Schluss aber – Markus Bleiker, der bereits seit 18 Jah- und Matea, zwei Sek-A-Schülerinnen in dank der tadellosen Organisation durch ren mit seinen Schülerinnen und Schülern ihrer Rückmeldung, die den Abschluss die Veranstalterin – «praktisch nichts zu und einer französischsprachigen Klasse der Projektwoche darstellte. tun gehabt». einen Sprachaustausch in Form von ge- Das nächste Mal will Stefan Rapold meinsamen Lagern praktiziert, freuen sol zum Beispiel schon vor dem Lager mit che Rückmeldungen. Von der Oberstufe den Schülerinnen und Schülern eigene Eglisau hört er regelmässig, dass seine «Longbridge» Abendprogramme vorbereiten. Ob seine ehemaligen Schülerinnen und Schüler Eine Sekundarklasse Schülerinnen und Schüler im Englisch weniger gehemmt seien, sich auf Franzö- aus Brüttisellen erlebte Fortschritte verzeichnen dank Longbridge, sisch auszudrücken. «Die Erfahrung, dass eine Woche Englisch- lässt er offen. «Das müsste man empirisch sie sich mit der Peergroup austauschen Immersion untersuchen, was nicht ganz einfach ist.» können, finden die meisten wirklich läs- «Ich habe selten ein so tolles, kreatives Wichtig aber sei: «Die Klasse hat so po sig. Ich habe schon erlebt, dass Kinder, Lager erlebt. Erstaunt war ich, dass es sitive Erinnerungen an das Lager, dass die sonst nie freiwillig ein Wort Franzö- mit dem Englisch so gut geklappt hatte. der Zugang zur englischen Sprache mit sisch sprechen, plötzlich den Knoten öff- Meiner Meinung nach war das eine der positiven Gefühlen verbunden ist – und nen und locker drauflosreden.» besten Erfahrungen, die ich je machen das ist eine wichtige Voraussetzung für durfte.» Dies der schriftliche Kommentar Lernfortschritte.» von Servan, der in der Sekundarklasse www.longbridge.ch Bruggwiesen aus Brüttisellen mit seiner Austausch in Gastfamilien Klasse und seinem Lehrer Stefan Rapold Sekundarschülerinnen letztes Jahr am einwöchigen Englisch und -schüler aus lager «Long bridge» teilnahm. Die Idee Briefe und Lager Effretikon wohnten bei dieses Lagers, das von Klassen des 8. und Die Sechstklässler aus Waadtländer Familien 9. Schuljahres gebucht werden kann: Die Eglisau sprachen zwei Hans Bernet, Sekundarlehrer in Effreti- Schülerinnen und Schüler verbringen Wochen Französisch kon, bietet seit rund zehn Jahren in der eine Woche in Rickenbach in einem Lager, Tim, 13, besucht heute die zweite Sek und ersten Sek einen freiwilligen Austausch in dem ausschliesslich englischsprachige erinnert sich gerne an seine Französisch- an: Die Zürcher Schülerinnen und Schü- Lehrpersonen unterrichten. Erfahrungen, die er in der Primarschule ler wohnen je fünf Tage bei einer Gast Karin von Siebenthal, Englischlehre- Eglisau dank seines Lehrers Markus Blei- familie in Epalinges, Kanton Waadt, und rin und Dozentin für Fachdidaktik Eng- ker gemacht hat. Zu Beginn der sechsten wenige Wochen später kommen die wel- lisch, hat Longbridge 2007 gegründet. Klasse initiierte sein Lehrer Briefkontakte schen Jugendlichen in die Zürcher Fami Das Projekt wird vom Lotteriefonds des mit Schülerinnen und Schülern aus Sal- lien. Die Lehrpersonen wohnen während Kantons Zürich unterstützt; das Volks- van, einer im französischsprachigen Teil dieses Austauschs ebenfalls bei der je- schulamt Zürich unterstützt es noch bis des Wallis gelegenen Berggemeinde. weils anderssprachigen Lehrerfamilie des 2018 im Rahmen eines Pilotprojekts. Ende Mai der sechsten Klasse, im Austauschpartners. «Die Chemie muss Nebst der Konversation sind Theater Rucksack trugen die Eglisauer knapp stimmen, das ist das A und O», sagt Hans stücke, Vorträge und Spiele Bestandteil zwei Jahre Schulfranzösisch, trafen sich Bernet. Nach zehn Jahren, in denen er des Programms. «Die Jugendlichen ha- die beiden Klassen in Aarburg zu einem nun mit der gleichen Lehrerin den Aus- ben ein Lagererlebnis, das nicht nach gemeinsamen Klassenlager. Vier Wochen tausch organisiert, sei der Aufwand dafür Lernen schmeckt, und dennoch lernen später besuchten die Eglisauer ihre Freun jeweils relativ gering: Im Voraus tauschen sie unheimlich viel», fasst der Lehrer de aus dem Unterwallis während einer sich die Schülerinnen und Schüler per Stefan Rapold zusammen. Ein Kollege Woche in Salvan. «Am Anfang dachte ich, Brief oder E-Mail aus, und während des brachte ihn auf die Idee, das Lager zu dass es wohl schwierig wird mit den ande- Aufenthalts in der anderen Sprachregion buchen – und er ist so begeistert, dass er ren Schülerinnen und Schülern – wegen besuchen sie die Schule und verbringen nächstes Jahr mit einer nächsten Klasse der Sprache, aber auch, weil wir uns nicht Zeit in der Gastfamilie. wieder teilnehmen will. «Die Jugendli- wirklich kannten», erinnert sich Tim. chen tauchen voll in die englischspra Danach sind sie «voll motiviert» chige Kultur ein – einige haben freiwillig Viele gemeinsame Interessen Wenn es Probleme gebe, dann höchstens, untereinander Englisch geredet.» Schnell wurde im Lager aber klar: Da be- weil ein Schüler Heimweh habe, was je- stehen ganz viele gleiche Interessen, und: doch sehr selten vorkomme. «Meine Schü- Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus Es gibt «praktisch nichts zu tun» Die Kommunikation ist auch mit relativ ler sind nach diesem Austausch für min- Einziger Wermutstropfen: Es ist relativ bescheidenen Fremdsprachenkenntnis- destens zwei Monate voll motiviert. Und teuer. Abgesehen vom Anteil, welcher der sen möglich. Tim: «Wir sprachen Fran Motivation ist eine der wichtigsten Vor- Lotteriefonds des Kantons Zürich über- zösisch und sie Deutsch – das war recht aussetzungen für gute Leistungen», sagt nimmt, muss entweder über Elternbei lustig und hat gut funktioniert.» Noch Hans Bernet. Als Fachlehrer profitiere er träge oder andere Quellen für die Finan- heute hat er mit einigen Gspänli aus dem auch selber von den Aufenthalten: «Ich zierung gesorgt werden. Stefan Rapold Klassenlager Kontakt per Whatsapp – kann mein Französisch immer wieder hat es über kommunal ansässige Stiftun- auch wenn sie sich da manchmal auf Eng- auffrischen!» Sein Tipp für Lehrperso- gen versucht – mit Erfolg. Die Stiftung, die lisch unterhalten. Was hat ihm rückbli- nen, die Ähnliches planen: sich an die das Lager massgeblich mitfinanzierte, war ckend am meisten gebracht? «Ich habe ch-Stiftung zu wenden oder direkt Schu- über die schriftlichen und ausschliesslich Wörter gelernt, die wir in der Franzö- len anzuschreiben. Wenn er in wenigen positiven Rückmeldungen der Schülerin- sischstunde nicht mitbekommen hätten. Jahren pensioniert wird, läuft der Aus- nen und Schüler dermassen erfreut, dass Umgangssprachliche Ausdrücke halt, das tausch weiter: In seinem Schulhaus hat er sie sich bereit erklärte, auch den nächsten ist cool, weil man dann wirklich so redet Kollegen gefunden, die das Projekt fort- 16 Longbridge-Aufenthalt mitzufinanzieren. wie die französischsprachigen Jugendli- setzen werden.
Mein Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zu begeistern für das Französisch. Die Rück meldungen, die ich nach unserer Projektwoche mit einem Besuch einer welschen Klasse von den Jugendlichen erhielt, zeigen, dass es sich mehr als gelohnt hat. Am idealsten wäre es, wenn man eine fixe Partnerschule hätte, mit der man jedes Jahr einen Austausch organisieren könnte. Darum finde ich die Angebote der ch-Stiftung so wertvoll. Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus Debora Bärtschi, Sekundarlehrerin Dietikon, organisierte eine Französisch- Projektwoche mit Ausflug zu einer 17 Schulklasse in der Romandie.
Mittelschule Raphael Meier: Es sind nicht alle Gast «Die Sprache familien gleich. In England hatte ich Glück: Neben mir haben noch zwei andere aus- ländische Studenten bei der Familie ge- b ekommt man wohnt, und sie hat sich nach dem Abend- essen immer Zeit genommen, mit uns noch eine halbe Stunde oder eine Stunde gratis dazu» zu diskutieren. Dadurch konnte ich mich mündlich recht verbessern. Frau Wong, Sie sind Immersions schülerin, warum haben Sie diesen Die Gymischülerin Lilian Wong und der Lehrgang gewählt – auch wegen der Möglichkeit des Sprachaufenthalts? Informatikmittelschüler Raphael Meier Lilian Wong: Nein, als ich an die KZU haben beide zwei Sprachaufenthalte kam, gab es die Immersion dort noch gar nicht. Aber nachdem ich später ein indi ganz unterschiedlicher Art hinter sich. viduelles Austauschjahr in Amerika ge- macht hatte, musste ich einen Jahrgang Wo haben sie profitiert? Und wo nicht? tiefer wieder einsteigen. Und inzwischen gab es die Immersion. Deshalb habe ich Interview und Foto: Jacqueline Olivier mich entschieden, in eine Immersions- klasse zu wechseln, um das Englisch wei- terhin täglich anwenden zu können. Sind es nach Ihrer Erfahrung viele Schülerinnen und Schüler, die ein individuelles Austauschjahr absolvie ren möchten? Lilian Wong: Das könnte man meinen, aber die Nachfrage ist gar nicht so gross. In unserem Jahrgang waren wir 10 oder Frau Wong, Herr Meier, was war Gruppe blieben und nie richtig aus sich 11 Schüler und damit relativ viele, norma- für Sie die wichtigste Erfahrung aus herauskamen. Das ist total hinderlich, weil lerweise gehen pro Jahrgang einer oder Ihren Sprachaufenthalten? man sich immer in einer Sicherheitszone zwei. Wir waren alle gute Kollegen und Raphael Meier: Es war cool, ein anderes bewegt und nicht gefordert wird, auf haben uns gegenseitig motiviert. Wenn Land, eine andere Kultur, andere Leute Leute zugehen und sich auf Englisch ver- man zurückkommt, muss man halt in der kennenzulernen und mal das Umfeld zu ständigen zu müssen. Regel das verpasste Jahr nachholen. Das wechseln. In Frankreich hat sich die Gewohnt haben Sie jeweils in hält vermutlich viele von einem Aus- Klasse an einer Sprachschule eine Woche Gastfamilien – was bringt das für den tauschjahr ab. Auch die Vorstellung, ein lang auf das Sprachdiplom DELF vor Spracherwerb? ganzes Jahr von zu Hause weg zu sein, bereitet, in England mussten wir den Lilian Wong: Das kommt auf einen selber macht vielen wohl etwas Angst. Sprachaufenthalt selber organisieren und an: Wenn man nur in seinem Zimmer sitzt, Fern von zu Hause sich in einer waren zwei Wochen in unterschiedlichen profitiert man nicht von der Gastfamilie. fremden Sprache verständigen müssen – Städten an unterschiedlichen Sprach- Wenn man sich aber viel mit den Gastge- hatten Sie Anfangsschwierigkeiten? schulen. Um die Sprache wirklich zu ler- bern unterhält und mit ihnen auch einmal Raphael Meier: Ich hatte keine grossen nen, sind solche Aufenthalte allerdings zu etwas unternimmt, lernt man automatisch Probleme, weder in England noch in kurz, darum standen für mich die per viel von der Alltagssprache. Frankreich, obwohl mir das Französisch sönlichen Erfahrungen im Vordergrund. Lilian Wong: Ich finde auch: Das Wich- tigste ist, gute Leute kennenzulernen und Vielfältiges Angebot an den Mittelschulen für sich selber neue Erfahrungen zu sam- Angebote für Sprachaufenthalte kennen heute alle kantonalen Mittelschulen, meln – damit man selbstständiger und Dauer, Form und Zielgruppen sind jedoch unterschiedlich. Obligatorisch sind offener wird und lernt, mit anderen zu Sprachaufenthalte oft für Immersionsschülerinnen und -schüler. An einigen kommunizieren. Die Sprache bekommt Schulen reisen die Jugendlichen im Rahmen von Projektwochen in eine andere man bei einem solchen Aufenthalt quasi Sprachregion, etwa an der Kantonsschule Uster, an der ein selbst organisierter Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus gratis dazu. Sprachaufenthalt fester Bestandteil der sogenannten SOL-Spirale (Selbst orga- Eine Woche mit der Klasse in nisiertes Lernen) ist. Der klassische Tandem-Austausch wird zum Beispiel an Frankreich, zwei Wochen allein der Kantonsschule Stadelhofen gepflegt – mit Partnerschulen in der Romandie in England – Herr Meier, wo haben und im Tessin. Allerdings stellen die Verantwortlichen fest, dass immer weniger Sie mehr gelernt? Jugendliche daran Interesse zeigen, weil sie Sprachaufenthalte im Ausland und Raphael Meier: Mündlich sicher in Eng- von längerer Dauer bevorzugen. land, weil ich dort allein unterwegs war. An vielen Schulen besteht ausserdem die Möglichkeit, einen individuellen Dafür war in Frankreich der Unterricht Sprachaufenthalt von einem Semester oder einem Jahr gemäss kantonalem intensiver. Reglement zu absolvieren. Ein entsprechendes Gesuch einreichen darf, wer im Lilian Wong: Es ist auf jeden Fall besser, vorletzten Semesterzeugnis vor der Abreise definitiv promoviert ist, über das wenn man allein geht. Wir waren als Im- Gesuch entscheiden muss jedoch die Schulleitung. Nach einem Jahresaufenthalt mersionsklasse vier Wochen in Man muss der Schüler oder die Schülerin das verpasste Jahr nachholen, ausser chester und wurden zu viert oder zu fünft er oder sie hatte im letzten Semesterzeugnis einen Notendurchschnitt von 4,75. auf verschiedene Schulen verteilt, was In diesem Fall ist eine Rückkehr in die Stammklasse möglich. [jo] 18 zur Folge hatte, dass einige immer in der
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