Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...

Die Seite wird erstellt Sören König
 
WEITER LESEN
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Kanton Zürich

                Schulblatt
                Bildungsdirektion

                                                        6/2015

                                    Eintauchen in die
                                       Fremdsprache
                                    Wie Sprachaustausch auf allen
                                              Stufen funktioniert

Bildungsdirektorin
Silvia Steiner zieht
ihre erste Bilanz

Mitsprache
Wie bewährt sich das
Delegiertensystem?

World Skills
Drei Zürcher Medaillen-
Gewinner erzählen
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
6                                                                                                      28
                                         Magazin                                            Fokus:                                                   Volksschule
                                                                                            Eintauchen in
                                         4                                                  die Fremdsprache                                         24
                                         Meine Schulzeit                                                                                             Mitsprache
                                         Monika Rühl, Geschäfts­                            14                                                       Nach dem Wechsel vom
                                         führerin von economiesuisse                         Volksschule                                             Kapitel- zum Delegierten­
                                                                                             Für einen Sprachaustausch                               system
                                         5                                                   gibt es viele Möglichkeiten
                                         Im Lehrerzimmer                                                                                             27
                                         Kantonsschule Uster                                18                                                       Lehrmittelverlag Zürich
                                                                                             Mittelschule                                            Diese wichtigen Lehrmittel
                                         6                                                   Eine Gymnasiastin und                                   sind geplant
                                         Persönlich                                          ein IMS-Schüler über
                                         Andreas Fluri, Jugendsach­                          ihre Sprachaufenthalte                                  28
                                         bearbeiter der Kapo Zürich                                                                                  Stafette
                                                                                             21                                                      Die alters- und niveau­
                                         8                                                   Berufsbildung                                           durchmischte Sekundarschule
                                         Bildungsdirektorin                                  Arbeiten und gleichzeitig                               Neftenbach
                                         Silvia Steiner über ihre                            Englisch lernen
                                         ­bildungspolitischen Ziele                                                                                  31
                                                                                                                                                     In Kürze
                                         11
                                         Bildungsrat
                                         So denken die sieben
                                         ­Bisherigen und die neue
                                          ­Bildungsrätin
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Inhalt

                                         Wichtige Adressen                                                   Impressum Nr. 6/2015, 6.11.2015
                                         Bildungsdirektion: www.bi.zh.ch Generalsekretariat: 043 259 23 09      Herausgeberin: Bildungsdirektion Kanton Zürich, Walcheplatz 2, 8090 Zürich Erscheinungs­
                                         Bildungsplanung: 043 259 53 50 Bildungsstatistik: www.bista.zh.ch     weise: 6-mal jährlich, 130. Jahrgang, Auflage: 19 000 Ex. Redaktion: Redaktionsleiterin
                                         Volksschulamt: www.vsa.zh.ch, 043 259 22 51 Mittelschul- und        ­katrin.hafner@bi.zh.ch, 043 259 23 05; Redaktorin jacqueline.olivier@bi.zh.ch, 043 259 23 07;
                                         ­Berufsbildungsamt: www.mba.zh.ch, 043 259 78 51 Amt für Jugend      Sekretariat schulblatt@bi.zh.ch, 043 259 23 14 Journalistische Mitarbeit an dieser
                                         und Berufsberatung: www.ajb.zh.ch, 043 259 96 01 Lehrmittel­         ­Ausgabe: Walter Aeschimann, Joel Bedetti, Andreas Minder Abonnement: Lehr­personen
                                          verlag Zürich: www.lehrmittelverlag-zuerich.ch, 044 465 85 85        einer öffentlichen Schule im Kanton Zürich können das ­Schulblatt in ihrem ­Schulhaus gratis
                                         Fachstelle für Schulbeurteilung: www.fsb.zh.ch, 043 259 79 00         beziehen (Bestellwunsch an Schulleitung). Bestellung des Schulblatts an Privat­     adresse
                                         Bildungsratsbeschlüsse: www.bi.zh.ch > Bildungsrat > Beschluss­       ­sowie Abonne­ment weiterer Interessierter: abonnemente@staempfli.com, 031 300 62 52
                                          archiv Regierungsratsbeschlüsse: www.rrb.zh.ch                        (Fr. 40.– pro Jahr) Online: www.schulblatt.zh.ch Gestaltung: www.bueroz.ch Druck: www.
                                                                                                                staempfli-publi­kationen.ch Inserate: inserate@staempfli.com, 031 767 83 30 Re­daktions-
                                                                                                               und Inserateschluss nächste Aus­gabe: 26.11.2015 Das n      ­ ächste Schulblatt erscheint
                                         Titelbild: Dieter Seeger                                               am: 8.1.2016
2
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
34                                                                                                                 40
Mittelschule                                           Berufs­bildung                                          45
                                                                                                               Amtliches
34                                                     38
Schulgeschichte(n)                                     WorldSkills                                             51
Kantonsschule Wiedikon:                                Stolz auf ihre Medaillen                                Weiterbildung
kunterbuntes Miteinander                               sind nicht nur die jungen                               Beratungsgeschichten
                                                       ­Gewinner                                               Kurse und Module
37
In Kürze                                               40                                                      59
                                                       Berufslehre heute                                       Stellen
                                                       Koch EFZ
                                                                                                               60
                                                       43                                                      schule & kultur
                                                       In Kürze
                                                                                                               62
                                                                                                               Agenda

    Editorial
                                                               Ich erinnere mich genau: Französisch lernten wir im Sprachlabor. Im um­
                                                                                                                                               Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Inhalt

                                                               funktionierten Keller sprachen wir – mit Kopfhörer und Mikrofon – Sätze nach.
                                                               Unbemerkt schaltete sich ab und zu die Lehrerin ein und korrigierte uns.
     Katrin Hafner, Redaktionsleiterin Schulblatt              Heute weiss man: Fremdsprachen lernt man besonders gut, indem man sie
                                                               anwendet. Dass die Kommunikation mit Gleichaltrigen speziell viel bringt,
                                                               liegt auf der Hand: Über Lieblingsmusik oder Fussball zu reden motiviert
                                                               mehr, als Verben zu büffeln. Dieses Heft zeigt, wie ideenreich Schulen den
                                                               Sprachaustausch pflegen und wie dieser funktionieren kann.
                                                               Apropos Tausch: Nach fünf Jahren Bildungsdirektion Kanton Zürich geht
                                                               mein Weg demnächst bei einer Organisation für Entwicklungszusammen­
                                                               arbeit weiter. Mein Nachfolger heisst Reto Heinzel. Als langjähriger Redaktor
                                                               der Nachrichtenagentur SDA ist er gut vertraut mit Bildungsthemen. Er wird
                                                               das Schulblatt ab nächstem Jahr weiterhin mit Jacqueline Olivier realisieren.
                                                               Ich danke Ihnen herzlich für Ihr Interesse am Schulblatt! 
                                                                                                                                               3

Die Redaktion freut sich über Reaktionen auf das Schulblatt: katrin.hafner@bi.zh.ch, jacqueline.olivier@bi.zh.ch
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Meine Schulzeit                                                                                                                      Freude an Sprachen und Literatur geweckt

       «Erzieherisch
                                                                                                                                            hat und mich so zu meinem Romanistik­
                                                                                                                                            studium an der Uni Zürich ermunterte.
                                                                                                                                                  Inwiefern hat Ihnen die Schule

       wäre ich nicht gut»
                                                                                                                                            ­geholfen, Direktorin des Dachverbands
                                                                                                                                             der Schweizer Wirtschaft zu werden?
                                                                                                                                             Natürlich habe ich in der Schule Allge­
                                                                                                                                             meinwissen erworben, auf das ich mich

       Fünf Fragen an Monika Rühl,                                                                                                           auch heute noch abstützen kann. Ich habe
                                                                                                                                             aber auch viel im zwischenmenschlichen
       Direktorin von economiesuisse.                                                                                                        Bereich gelernt: Wie geht man mit den
                                                                                                                                             Lehrerinnen und Lehrern um, wie ist das
                                                                                                                                             Verhältnis zu den Mitschülern, wie ent­
                                                                                                                                             steht eine positive – oder manchmal auch
                                                                                                                                             negative! – Gruppendynamik? Das Wis­
                                                                                                                                             sen für die Arbeit bei economiesuisse
                                                                                           Wenn Sie an Ihre Schulzeit denken, was            habe ich mir aber erst später, im Berufs­
                                                                                           kommt Ihnen als Erstes in den Sinn?               leben, erworben.
                                                                                           Zuallererst denke ich an die Menschen:                 Was ist das Wichtigste, was Kinder
                                                                                           an die Lehrerinnen und Lehrer, aber auch          heute in der Schule lernen sollen, und
                                                                                           an meine Mitschüler, von denen einige             warum?
                                                                                           auch heute noch zu meinen engsten                 Es ist wichtig, dass Kinder sich ein mög­
                                                                                           Freundinnen und Freunden zählen. Ich              lichst breites Basiswissen aneignen kön­
                                                                                           denke aber auch an viele Erlebnisse und           nen. So stehen ihnen später bei der Be­
                                                                                           Anekdoten: an Schulreisen und Klassen­            rufswahl alle Türen offen. Ausserdem
                                                                                           lager, an Prüfungen und Prüfungsangst,            wünsche ich mir, dass die Schulen mehr
                                                                                           ans viele Lernen, an Streiche, die wir den        Wissen über die Wirtschaft vermitteln
                                                                                           Lehrern gespielt haben, an Schülerfeste           und dass Schüler auch Firmen besuchen.
                                                                                           und Tanzabende …                                  Das hat in meiner Schulzeit völlig gefehlt.
                                                                                               Welcher Lehrperson geben Sie                       Warum wären Sie eine gute
                                                                                           rückblickend die Note 6 und warum?                ­Lehrerin – oder eben nicht?
                                                                                           Zwei Lehrpersonen fühle ich mich be­               Inhalte zu vermitteln würde mir Spass
                                                                                           sonders verpflichtet: Erstens meinem Pri­          machen. Ich finde auch Diskussionen
                                                                                           marlehrer in Uster, der mich ermutigt              mit jungen Menschen spannend und be­
                                          Monika Rühl (51) ist ehemalige Schweizer
                                          Spitzendiplomatin und Chefbeamtin beim           hat, ins Gymnasium zu gehen, obwohl das            reichernd. Solche Dialoge suchen wir bei
                                          Bund. Unter anderem war sie als Botschafts­      gar nicht auf meinem Radar war. Und der            economiesuisse ganz gezielt. Nicht gut
                                          rätin bei der UNO und zuletzt als General­
                                          sekretärin des Eidg. Departements für Wirt­      mich mit drei anderen Mitschülern gezielt          wäre ich wohl auf der erzieherischen
                                          schaft, Bildung und Forschung tätig. Seit        auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet hat.           Seite, weil ich an dieser Aufgabe keine
                                                                                                                                              ­
                                          einem Jahr ist sie Direktorin des Schweizer
                                          Wirtschaftsdachverbands economiesuisse.
                                                                                           Zweitens meiner Französischlehrerin an             Freude hätte. Deshalb ist es sicher besser,
                                          Monika Rühl lebt in Zürich.                      der Kantonsschule in Wetzikon, die meine           dass ich nicht Lehrerin geworden bin.

                                          Bildungs-Slang
                                          Ruedi Widmer, Cartoonist, interpretiert Begriffe aus Bildung und Schule – diesmal: selbstgesteuertes Lernen
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin
4
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Im Lehrerzimmer

                                 Kantonsschule Uster
                                     In der Pavillon-Anlage hat die Schule erstmals
                                                      überhaupt ein Lehrerzimmer.
                                                                                                                      Fotos: Marion Nitsch

                                                                                                                                        Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin

Happy: ist das Team, in seiner aktuellen Unterkunft endlich über ein Lehrerzimmer zu verfügen. Übergangslösung: Seit Februar
2013 ist die Schule in mobilen Pavillons in Uster untergebracht. Zuvor wurde in einem Primarschulhaus in Dübendorf und an
­weiteren Standorten unterrichtet. Hell und zweigeteilt: ist der Raum, in dem die meisten Lehrper­sonen die Pausen verbringen.
 Parkschulcampus: nennt die Schule ihre Anlage; der Blick aus den Fenstern auf grüne Wiesen und hohe Bäume macht klar, warum.
 Brötchen und Süssgebäck: stellt die Mensa bereit – zu je 2 Franken. Gratiskaffee und Teambildung: stehen laut Rektor Patrick
 Ehrismann in direktem Zusammenhang, weil der kostenlose Kaffee die Lehrpersonen in den Pausen ins Lehrerzimmer lockt.­
 Makro und Mikro: Den Blick aufs grosse Ganze und gleichzeitig aufs Detail symbolisiert für den Rektor die grosse dreiteilige Foto­
 grafie, auf der ein einsamer Forscher vor einer verschneiten Bergkulisse an einem Campingtisch sitzt und ins Mikroskop blickt. Das
 Ziel vor Augen: hat wiederum die Schule – der Umzug in den lang ersehnten Neubau ist für 2019 geplant. Technologisches Expe­
 rimentierfeld: Zurzeit werden Neuerungen getestet, die im Neubau eingeführt werden sollen, etwa digitale Wandtafeln. [jo]
                                                                                                                                       5
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Persönlich                                                                                                                      kontaktiert. Hat eine Lehrperson aber ei­

       Der etwas
                                                                                                                                       nen Verdacht, kann sie sich gerne melden.
                                                                                                                                       Ich gehe dem in Zusammenarbeit mit ei­
                                                                                                                                       nem Spezialisten mit aller Sorgfalt nach.»

       andere Polizist
                                                                                                                                            Weiterhin «ein Problem» sei der Kon­
                                                                                                                                       sum von Haschisch. Die mediale Debatte
                                                                                                                                       über die Legalisierung verunsichere die
                                                                                                                                       Jugendlichen. «Viele meinen, ‹Kiffen› sei

       Jugendsachbearbeiter Andreas Fluri hilft,                                                                                       straffrei.» Weil dem nicht so ist, melden
                                                                                                                                       sich immer wieder Lehrerinnen und
       wenn die Schule nicht weiterweiss.                                                                                              ­Lehrer und fordern seine Hilfe. Auch in
                                                                                                                                        solchen Fällen referiert Andreas Fluri
       Text: Walter Aeschimann Foto: Sophie Stieger                                                                                     vor der betroffenen Klasse und informiert
                                                                                                                                        beispielsweise auch, dass der Grossteil
                                                                                                                                        der jugendlichen Straftaten unter dem
                                                                                                                                        Einfluss von Suchtmitteln begangen wer­
                                                                                                                                        de, insbesondere Alkohol und Marihuana.
                                                                                                                                        Oftmals wissen die Beteiligten nicht, dass
                                                                                                                                        sie «strafmündig» sind. Das Gesetz mutet
                                                                                                                                        Jugendlichen ab dem 10. Lebensjahr zu,
                                          Einem Mädchen werden 100 Franken aus            Jugendlichen gut ankomme. Die Tätigkeit       die Folgen einer Handlung abzuschätzen
                                          dem Pult gestohlen. Die schulinterne Ab­        erschien ihm «facettenreicher als jene mit    und auch die Verantwortung dafür zu
                                          klärung ergibt nichts. Die Mutter des Mäd­      Erwachsenen. Sie ergibt einen tieferen        übernehmen.
                                          chens zeigt den Diebstahl an. Der Polizist      Sinn.» Bei Jugendlichen sei der positive
                                          Andreas Fluri beginnt, den Fall zu unter­       Einfluss seiner Arbeit offensichtlicher.     Töchter nicht verhaltensauffällig
                                          suchen, hält vor der Klasse ein Referat              Mehrmals pro Monat hält er Vorträge     Als Ausgleich zum Beruf geht Andreas
                                          über «Mein und Dein» und erörtert straf­        in Schulen, etwa über den «Umgang mit        Fluri biken und bekocht an Wochenenden
                                          rechtliche Aspekte. In Absprache mit der        Internet und Handy», Waffen, Drogen oder     die Familie. Er ist verheiratet und Vater
                                          Mutter des geschädigten Mädchens setzt          körperliche Gewalt. Die Referate sind ein    zweier Mädchen. «Noch nicht verhaltens­
                                          er eine Frist, in der das Geld straffrei zu­    wichtiger Teil seiner Präventionsarbeit.     auffällig», schmunzelt er und fügt sofort
                                          rückgegeben werden kann. Nach den Fe­           Dabei ist ein Thema zentral: «Die oft        an: zehn Monate und drei Jahre alt. Er hat
                                          rien liegen die 100 Franken im Pult des         leichtsinnige Kommunikation via digitale     ein gutes Gefühl, wenn er an sie denkt.
                                          Mädchens.                                       Medien», die sich in Mobbing, bösartigen     Aber auch, wenn er generell über die Ju­
                                               Andreas Fluri, 36, ist, wie er selbst      SMS oder Belästigungen ausdrücken kann.      gend reflektiert. Er sieht keine Tendenz,
                                          sagt, «ein etwas anderer Polizist». Er          In der scheinbaren Anonymität begehen        dass die Jugend «schlimmer» sei als frü­
                                          ist polizeilicher Jugendsachbearbeiter bei      solche Grenzverletzungen Knaben und          her. Es gibt Gründe, warum einzelne
                                          der Kantonspolizei Zürich, zuständig für        Mädchen gleichermassen.                      straffällig werden – familiäres Umfeld,
                                          den Bezirk Pfäffikon und für Jugendliche             Zu Andreas Fluris Berufsalltag gehört   schwierige Peergroups, Mehrfachproble­
                                          zwischen 10 und 18 Jahren. Die Dienst­          es, sich zu vernetzen. Er sitzt an «run­     matiken. «Häufig ist es aber Fahrlässig­
                                          stelle Jugendintervention ist Teil der          den Tischen» in den Schulen, Gemeinden,      keit, adoleszent beeinflusst und hormo­
                                          ­Präventionsabteilung. Andreas Fluri sieht      bei anderen Fachstellen, hört zu, tauscht    nell bedingt.» Die meisten sieht er deshalb
                                           sich als «Vermittler und Berater»; oft­        aus und erklärt sein Angebot. «Wichtig       nur einmal im Büro. Sie reagieren auf den
                                           mals sind die Grenzen zwischen Polizist,       ist, frühzeitig Phänomene oder Auffällig­    sanften Druck oder die Nacherziehung
                                           Sozialarbeiter und Pädagoge in seiner          keiten zu erkennen.» Körperliche Gewalt      positiv. Manchmal treffe er diese Jugend­
                                           ­Arbeit fliessend.                             komme heute seltener vor als früher. Ten­    lichen auf der Strasse. Sie kämen auf ihn
                                                                                          denzen zu radikalen Ideologien könne er      zu und begrüssten ihn per Handschlag.
                                          Er kommt an bei Jugendlichen                    in seinem Bezirk bisher nicht erkennen.      «Das freut mich. Es zeigt, dass meine Ar­
                                          Sein Angebot ist «niederschwellig»: Lehr­       «Es hat mich deswegen noch keine Schule      beit sinnvoll ist und etwas bewirkt.» 
                                          personen, Schulleitung, Eltern oder Be­
                                          hördenmitglieder können sich bei ihm mel­
                                          den, auch wenn sich kein konkreter Fall           Die Dienststelle Jugendintervention der Kantonspolizei
                                          ereignet hat, eine Expertenmeinung aber           Die Dienststelle Jugendintervention ist Teil der Präventionsabteilung der
                                          hilfreich ist. Dies ist der Regelfall. Fällt      ­Kantonspolizei Zürich. Sie wurde 2002 gegründet und kontinuierlich ausgebaut.
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin

                                          konkret etwas vor, gelangt die Schule an           Heute ist in allen 11 Bezirken des Kantons ein vollamtlicher polizeilicher
                                          ihn, wenn Abklärungen von Schulleitung             ­Jugendsachbearbeiter tätig. Die Stadt Zürich und die Stadt Winterthur führen
                                          und Schulsozialarbeit nicht gefruchtet              ­jeweils eigene Fachstellen bei den Stadtpolizeien.
                                          ­haben. Dann helfe oft eine «Portion Nach­           Die Jugendintervention befasst sich mit der Aufklärung jugendspezifischer Straf­
                                           erziehung, Aufklärung oder sanfter Druck»           taten, Gefährdungseinschätzung bei Bedrohungslagen sowie mit Intervention
                                           wie im Beispiel mit den 100 Franken.                und Prävention. Das Angebot richtet sich vor allem an Schulen und Behörden.
                                               Seit Januar 2013 ist Andreas Fluri als          Grundsätzlich können sich Lehrpersonen telefonisch direkt beim polizeilichen
                                           polizeilicher Jugendsachbearbeiter tätig.           Jugendsachbearbeiter des Bezirkes respektive bei der Fachstelle melden. Oder
                                           Erst hatte er Koch gelernt, dann die Poli­          der Kontakt erfolgt via Schulleitung – je nachdem, wie das die einzelne Schule
                                           zeischule der Kapo Zürich absolviert. Er            ge­regelt hat. Ebenso gilt das Angebot für Eltern oder Behördenmitglieder.
                                           übte verschiedene Funktionen bei der                Den zuständigen polizeilichen Jugendsachbearbeiter einer Schule findet man
                                           Staatsanwaltschaft und im Polizeidienst             je nach Bezirk oder Stadt (Winterthur und Zürich) hier: www.stopp-gewalt.zh.ch
                                           aus. In Uster arbeitete er als Stationierter        > Hinweise für Schulen > Unterstützung > Beratungs- und Fachstellen > Polizei­
                                           oft mit dem dortigen Jugendsachbearbeiter           liche Beratung. Weitere Informationen über die kantonspolizeiliche Dienststelle
                                           zusammen. Dabei habe er festgestellt, dass          Jugendintervention: www.jugenddienst.zh.ch
                                           die Arbeit ihm entspreche und er bei den
6
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin

Andreas Fluri (36) hat
­ursprünglich Koch gelernt,
 dann die Polizeischule
 der Kantonspolizei Zürich
 absolviert. Er übte ver-
 schiedene Funktionen aus
 bei der Staatsanwaltschaft
 und im Polizeidienst.
 ­Heute ist er Jugendsach-
  bearbeiter und arbeitet in
  und mit Schulen.
                               7
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Bildungsdirektorin                                                                                                             rung ist der Schulversuch Fokus Starke

       «Tagesschulen
                                                                                                                                      Lernbeziehungen, der pro Klasse weniger
                                                                                                                                      Lehrpersonen vorsieht. Die Schule Am
                                                                                                                                      Wasser, wo wir heute sind, ist seit diesem

       nach Kräften
                                                                                                                                      Schuljahr mit dabei. Die ersten Erfahrun­
                                                                                                                                      gen in den insgesamt zwölf Schulen zei­
                                                                                                                                      gen, dass der Schulalltag ruhiger wird. Ich

       fördern»
                                                                                                                                      bin vom Ansatz dieses Schulversuchs be­
                                                                                                                                      geistert: Der Blick wird auf den Klassen­
                                                                                                                                      unterricht, auf die eigentliche Kernaufgabe,
                                                                                                                                      gelenkt, ohne die besonderen Bedürfnisse
       Nach 130 Tagen im neuen Amt informierte                                                                                        der Kinder zu vernachlässigen.

       Bildungsdirektorin Silvia Steiner in der                                                                                       Den Dialog führen
       Primarschule Am Wasser in Zürich Höngg                                                                                         Drittens: Unsere wichtigste Ressource
                                                                                                                                      sind die Beteiligten in unserem Bildungs­
       über ihre Ziele. Eine gekürzte Fassung                                                                                         wesen: Lehrende und Lernende, Schul­
                                                                                                                                      leitende, Schulbehörden, Eltern und die
       ­ihres Referats.                                                                                                               Wirtschaft. Ich muss wissen, welche Be­
                                                                                                                                      dürfnisse sie haben und wo wir sie unter­
       Foto: Benjamin Hofer
                                                                                                                                      stützen können. Mir ist es wichtig, den
                                                                                                                                      Lehrplan 21 zusammen mit den Vertrete­
                                                                                                                                      rinnen und Vertretern der Schulen einzu­
                                                                                                                                      führen. Wir machen dazu als einziger Kan­
                                                                                                                                      ton eine Vernehmlassung, damit sich alle
                                                                                                                                      betroffenen Kreise äussern und einbrin­
                                                                                                                                      gen können. Zum Dialog gehört auch Wert­
                                                     Wo stehen wir bildungs­politisch    kürzlich über die schwierigen finanzpoli­    schätzung, besonders für unsere Lehrper­
                                                     im Kanton Zürich? 130 Tage          tischen Perspektiven. Die Bildungsdirek­     sonen. Was sie Tag für Tag an den Schulen
                                                     sind zu kurz, um zu einem ab­       tion und damit die Schulen und Bildungs­     leisten, ist immens. Häufig bekommen sie
                                          schliessenden Urteil zu kommen. 130 Tage       einrichtungen im Kanton Zürich müssen        viel zu wenig Wertschätzung für ihre Ar­
                                          sind aber lange genug, um erste Ein­           sich an der Sanierung des Finanzhaushal­     beit. Das müssen wir ändern. Nur so kön­
                                          drücke zu gewinnen und eine Standort­          tes beteiligen. Zur Leistungsüberprüfung     nen wir die Lehrpersonen im Beruf halten
                                          bestimmung zu machen. Mein wichtigster         2016 müssen die Volksschulen jährlich        und neue dafür gewinnen.
                                          Eindruck: Ich bin überall auf engagierte       mit 20 Millionen, die Mittelschulen mit
                                          Lehrpersonen und Dozie­      rende, Schul­    18 Millionen und die Berufsbildung mit        Lehrplan 21 und Tagesschulen
                                          leitende, Behördenmitglieder und Berufs­      11 Millionen beitragen. Das ist vor allem     Ich komme zur Volksschule, die mit dem
                                          bildner gestossen. Bei allen spürt man        deshalb eine äusserst schwierige Aufgabe,     Lehrplan 21 eine Grundlage erhält, die
                                          eine grosse Motivation, sich für unsere       weil wir mit stark wachsenden Schüler­        über die Kantonsgrenzen hinaus breit ab­
                                          Kinder und Jugendlichen ein­      zusetzen.   zahlen konfrontiert sind. Es gibt nur einen   gestützt ist. Frühestens auf das Schul­
                                          Auch in der Bildungsdirektion habe ich        Weg: Wir müssen die Mittel bündeln und        jahr 2017/18 hin führen wir die Zürcher
                                          nur Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter ge­     die knappen Ressourcen optimal einset­        Version des neuen Lehrplans ein. Wichtig
                                          troffen, die sich engagiert für ihre Auf­     zen. Worauf verzichtet werden kann und        für diese Einführung sind Lehrmittel, die
                                          gaben einsetzen.                              worauf nicht, müssen wir zusammen             auf die Kompetenzorientierung ausgerich­
                                              Wenn von Bildungspolitik die Rede ist,    ­diskutieren – insbesondere auch mit den      tet sind, also auf Wissen und Können.
                                          stehen häufig die Problemstellungen, das       Partnerorganisationen der Lehrpersonen,          Der Lehrplan 21 orientiert sich an den
                                          Schwierige und Negative im Vordergrund.        Schulleitenden und Schulbehörden. Es         schweizweit gültigen Bildungsstandards
                                          Zu Unrecht. Ein paar Fakten aus dem            ist jetzt schon klar, dass entsprechende     und ist somit ein Mittel zu Harmonisie­
                                          schweizerischen und dem Zürcher Bil­           Massnahmen auch öffentliche Diskussio­       rung des Schulwesens unter den Kanto­
                                          dungswesen: Rund 93 Prozent aller Jugend­      nen auslösen werden. Darauf werde ich        nen. Daneben ist der Lehrplan 21 aber
                                          lichen beenden die Sekundarstufe II mit        mich gerne einlassen.                        auch eine Nivellierung gegen oben. Um es
                                          einem Abschluss. Die Jugendarbeitslosig­                                                    mit einem Bild zu sagen: Die Latte wird
                                          keit ist verglichen mit dem europäischen      Zeit für Feinjustierungen                     bewusst hoch gelegt, wir unterstützen
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin

                                          Ausland tief. Nie in den letzten Jahren       Zweitens: Die Reformen im Bildungswe­         aber auch jene Kinder, die nicht ganz so
                                          wurden im Kanton Zürich so viele neue         sen haben den Lehrpersonen viel abver­        hoch springen können. Dieser Leistungs­
                                          Lehrverträge abgeschlossen wie 2015.          langt. Wir dürfen unsere Lehrpersonen         gedanke ist mir wichtig: Wir tun an der
                                          Unsere Schülerinnen und Schüler erzie­        nicht überstrapazieren. Klar ist: Einen       Volksschule – richtigerweise – viel für die
                                          len sehr gute Lernerfolge, besonders in       Marschhalt kann es in der Bildungspolitik     Integration der Leistungsschwächeren. Es
                                          Mathematik. Dies zeigen die letzten PISA-     nie geben. Weil sich die Gesellschaft wei­    braucht aber auch gute Angebote für die
                                          Erhebungen für die Schweiz. Kurz: Die         terentwickelt, muss sich auch das Bildungs­   Leistungsstärkeren. Dazu zähle ich auch
                                          Bildungseinrichtungen im Kanton Zürich        wesen weiterentwickeln. Klar ist auch, dass   die zwei Fremdsprachen bereits auf der
                                          sind sehr gut aufgestellt. In meiner Arbeit   der Wandel der letzten Jahre notwendig        Primarstufe. Wir dürfen die Ressourcen
                                          verfolge ich drei Zielsetzungen.              war und die Schule stärkte. Ich denke etwa    der Kinder nicht brachliegen lassen.
                                                                                        an das neue Volksschulgesetz mit Tages­           Speziell fördern wollen wir in dieser
                                          Ressourcen optimieren                         strukturen, Schulleitungen und integra­       Legislatur Tagesschulen. Tagesschulen
                                          Erstens: Wir müssen finanzpolitisch mit       tiver Förderung. Ich bin aber überzeugt:      bringen Konstanz in den Schulalltag. Sie
                                          dem auskommen, was wir haben – und das        Nach viel Wandel ist es nun Zeit für eine     gewährleisten die Vereinbarkeit von Beruf
                                          wird weniger. Regierungspräsident und         Beruhigung – für Konsolidierung und           und Familie und halten Mütter und Väter
                                          ­Finanzdirektor Ernst Stocker informierte     Feinjustierung. Eine solche Feinjustie­       im Beruf – Stichwort Fachkräftemangel.
8
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Bildungsdirektorin Silvia Steiner
auf Schulbesuch in der Primar-
schule Birmensdorf am ersten                      terialien anbieten: einfache Muster­     Lehrbetriebe: Sie können den Lernenden
Schultag im vergangenen August:
«Wir tun an der Volksschule rich­                 konzepte, Qualitätskriterien, Grund­     von Anfang an ihre Unternehmensphilo­
tigerweise viel für die Integration
der Leistungsschwächeren.                         lagen für die Kostenberechnung und       sophie vermitteln und die Identifizierung
Es braucht auch gute Angebote
für die Leistungsstärkeren.»                      Checklisten. Darüber hinaus berät das    mit Lehrbetrieb und Branche fördern. Das
                                                  Volksschulamt interessierte Gemein­      hat nicht zuletzt zur Folge, dass viele der
                                                  den in organisatorischen und recht­      ausgebildeten Lernenden nach ihrer Aus­
                                                  lichen Fragen und fördert den Aus­       bildung im Lehrbetrieb bleiben oder zu­
Und man kann sie effizienter führen als           tausch zwischen Gemeinden, die auf       mindest der Branche treu bleiben – häufig
das komplexe System aus Schule und Hort.          Tagesschulen umsteigen wollen.           ein Leben lang.
Aus diesen Gründen macht die Stadt Zü­        Wir wollen Tagesschulen also nach Kräf­
rich vorwärts und startet mit ­ihrem Tages­   ten fördern, aber nicht erzwingen.           In die Mittelschulen investieren
schulprojekt zu Beginn des Schuljahres                                                     Zu den Mittelschulen: Auch sie sind ein
2016/17, eben auch mit der Schule Am          Berufs­bildung: Potenzial nutzen             Erfolgsschlager unseres Bildungssystems.
Wasser. Die Bildungsdirektion will Tages­     Zur Berufsbildung: Sie ist ein Erfolgs­      In den nächsten Jahren sind unsere Mit­
schulen auch in Agglomera­tionen, ländli­     modell unseres Bildungssystems, das auch     telschulen quantitativ und qualitativ her­
chen Regionen und kleinen Gemeinden           im Ausland auf grosses Interesse stösst.     ausgefordert. Quantitativ: Nach heutigem
fördern. Wir verfolgen zwei Ansätze:          Ich bin überzeugt: Wir können das Poten­     Wissensstand rechnen wir mit über 3000
– Wir wollen die Gemeinden ermuntern,         zial noch besser ausschöpfen und dabei       zusätzlichen Schülerinnen und Schülern
    auf die Tagesschule umzusteigen. Wir      viel erreichen gegen den Fachkräfteman­      innert zehn Jahren. Wir planen deshalb je
    wollen und dürfen aber keine Lebens-      gel. Für die leistungsstarken Jugendlichen   eine neue Mittelschule am rechten und
                                                                                                                                         Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin

    und Familienmodelle vorschreiben.         wollen wir die Attraktivität der Berufs­     am linken Zürichseeufer. Zusätzlich soll
    Wenn eine Gemeinde die Tagesschule        maturität weiter erhöhen, zum Beispiel mit   die Kantonsschule Limmattal ausgebaut
    als einzigen Schultyp führt, müssen       besser abgestimmten Unterrichtszeiten.       werden. Einen Ersatzneubau für die Kan­
    die Eltern die Kinder für die Mittags­    Leistungsschwächere Jugendliche wollen       tonsschule Büelrain in Winterthur hat der
    zeit abmelden können. Mit einem           wir während der beruflichen Grundbil­        Regierungsrat bereits beschlossen; er wird
    Blockmodell, wie es in der Stadt Zü­      dung gut begleiten und damit auch Lehr­      zurzeit im Kantonsrat beraten. Auch qua­
    rich zur Anwendung kommt, sowie           abbrüche vermeiden. Alle Jugendlichen,       litativ wollen wir unsere Mittelschulen
    einer Bündelung aller individuellen
    ­                                         die eine Lehre beginnen, sollen diese mit    weiterentwickeln. Die Zusammenarbeit
    Betreuungsangebote dürfte dies um­        einem Abschluss beenden.                     zwischen den Gymnasien und ihren Part­
    setzbar sein. Ob diese Umsetzung ge­          Wichtig ist mir ein intensiver Dialog    nerorganisationen an Volks- und Hoch­
    setzliche Anpassungen erfordert, wird     mit der Wirtschaft. Die Bildungspolitik      schule muss intensiviert werden.
    derzeit geprüft.                          muss auf die Wünsche und Bedürfnisse              Im Dialog und mit Augenmass: Ich bin
– Zweitens wollen wir die Gemeinden           der Zürcher Unternehmen eingehen –           überzeugt, dass wir auf diese Weise die
    ganz konkret beim Aufbau von Tages­       und die Wirtschaft steht in der Verantwor­   grossen bildungspolitischen He­
    schulen unterstützen. Im Internet wol­    tung, Ausbildungsplätze anzubieten. Von      rausforderungen der nächsten
    len wir vielfältige Unterstützungsma­     diesem System profitieren vor allem die      Jahre bestehen. 
                                                                                                                                         9
Schulblatt 6/2015 Eintauchen in die Fremdsprache - Wie Sprachaustausch auf allen Stufen funktioniert - Kanton ...
Erfahrung zählt!
                                                                                                           Sie machen sich Gedanken um Ihre Zukunft.
                                                                                                           Stimmen Ansprüche, Wünsche
                                                                                                           und Alltag noch überein?
                                                                                                           Es lohnt sich, von Zeit zu Zeit
                                                                                                           innezuhalten.
                                                                                                           Gönnen Sie sich professionelle
                                                                                                           Unterstützung.

                                                                                                           PPC prospektives persönliches Coaching

                                                                                                           Esther Zumbrunn, lic. phil. I
                                                                                                           Coach, Mediatorin, Bildungsfachfrau
                                                                                                           al fresca, Gebhartstrasse 18a, 8404 Winterthur, www.alfresca.ch
                                                                                                           zumbrunn@alfresca.ch, 052 242 55 25

                                                                                   Zeigen Sie Ihre Kraft

                                                                                         Leben Sie Ihre
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015

                                                                                          Kompetenzen

                                  Bildung Beratung Supervision Coaching

                                  101 Einführungsseminare in Transaktionsanalyse

                                  Grundausbildung in Transaktionsanalyse
                                  Methodenkompetenz (1. Ausbildungsjahr)
                                  Aufbaumodul Praxiskompetenz (2. und 3. Jahr)

                                  Kompetenzvertiefung Training und
                                  Prüfungsvorbereitung für Fortgeschrittene

                                  Supervision und Selbsterfahrung
                                  Daten und weitere Infos siehe Homepage
10
Lucien Criblez, Professor                                                                                 Bildungsrat

                                                                      Die Mitglieder
                    für Pädagogik, insbeson­
                    dere Historische Bildungs­
                    forschung und Bildungs­
                    politikanalysen an

                                                                     stellen sich vor
                    der Universität Zürich.
                    Bildungsrat seit 2011.
                
«Es geht mir unter anderem darum, Pro­
bleme im Zürcher Bildungswesen früh­
zeitig erkennen und sie zusammen mit
anderen Akteuren konstruktiv bearbeiten
                                                     Der neu gewählte Bildungsrat hat seine
zu können. Etwas antiquiert formuliert:              Arbeit a­ ufgenommen. Was motiviert die
Ich ‹diene› dem Zürcher Bildungswesen.
Das Wissen und die Erfahrung, die ich mir          Mitglieder, in dem Gremium mitzu­wirken?
in intensiver wissenschaftlicher Beschäfti­
gung mit der Entwicklung und Funktions­
weise von Bildungssystemen und Bil­
dungspolitik angeeignet habe, sollen nicht
nur der Wissenschaft zugutekommen.»

                    Priska Brülhart-Kissling,    für eine zeitgemässe und qualitativ hoch­                        Kitty Cassée, bis 2010
                    Lehrerin für Latein und      stehende öffentliche Schule ein, insbeson­                       Dozentin an der Zürcher
                    Russisch an der Kantons­                                                                      Hochschule für Ange­
                    schule Rychenberg.           dere für eine praxis­nahe Ausbildung der                         wandte Wissenschaften
                    Bildungsrätin seit 2007.     Lehrpersonen, eine starke Berufsbildung                          (ZHAW), Leiterin des von
                                                                                                                  ihr gegründeten Instituts
                                                 und Berufsmaturität, die frühe Förderung                         für wirksame Jugendhilfe.
                                                zur Verbesserung der Chancengleichheit                          Bildungs­rätin seit 2007.
«In nächster Zeit werden die Schnitt­            und eine vermehrte Koordination zwi­           «Ich sehe mich als Bindeglied zwischen
stellen zwischen der Volksschule und den         schen Bildungsstufen und Kantonen, etwa        Bildungs- und Sozialbereich. Mich be­
verschiedenen Arten von Mittelschulen            bei der Umsetzung des Lehrplans 21.»           schäftigt die immer noch bestehende Be­
besonders im Fokus stehen. Ein klug aus­                                                        nachteiligung bestimmter Kinder und Ju­
tariertes Gleichgewicht der verschiede­                                                         gendlicher. Es ist mir ein Anliegen, dass
nen Schultypen auf der Sekundarstufe I                               Martin Lampert,            Schülerinnen und Schüler unabhängig
muss die Grundlage dafür bilden, dass die                            Sekundarlehrer an der      von Herkunft, Begabung, Behinderung,
                                                                     Oberstufe Wädenswil,
Durchlässigkeit unseres Bildungssystems                              Kapitelpräsident von       Geschlecht oder Religion eine möglichst
nicht nur in bestimmte Richtungen funk­                              2007 bis 2011. Bildungs­   umfassende Bildung erhalten. So verstan­
                                                                     rat seit 2011.
tioniert. Ich will mich dafür einsetzen,                                                        dene Bildung ermöglicht eine autonome
dass dies nicht zentral gesteuert, sondern                                                     Lebensgestaltung und die gelingende Teil­
im Gespräch miteinander erreicht wird.»          «Im Bildungsrat kann ich an der Ent­           habe am gesellschaftlichen Leben.»
                                                 wicklung der Schule mitarbeiten. In Wä­
                                                 denswil arbeiten wir seit vier Jahren mit
                    Theo Meier,                  Lernlandschaften, um das individuali­                              Samuel Ramseyer,
                    Bäcker-Konditor-Meister,     sierte Lernen zu unterstützen. Solche Ent­                         Eidg. Dipl. Betriebs­
                    Gemeinderat in Bäretswil,                                                                       ausbilder, gewerbliche
                    Prüfungsexperte, Vize­       wicklungen möchte ich auch kantonal för­                           Grundbildung (Maurer),
                    präsident des Verbandes      dern. Dabei ist es mein Ziel,Veränderungen                         Erwachsenenbildner,
                    Zürcher Schulpräsidien.                                                                         Mediator, Friedensrichter.
                    Bildungsrat seit 2011.       sowohl lehrpersonenverträglich als auch                            Bildungsrat seit 2011.
                                                zum Wohle der Schülerinnen und Schüler                         
«Ich bin mit der Lehrlingsausbildung und         umzusetzen. Die gros­se Herausforderung        «Vier Jahre Zusammenarbeit in einer kons­
den Berufsfachschulen vertraut, kenne die        der nächsten Jahre wird die Einführung         truktiven Atmosphäre motivieren mich zur
Schnittstelle Schule/Gemeinde und habe           des Lehrplans 21 sein.»                        zweiten Amtsperiode. Die Bildungsrats­
Erfahrung mit verschiedenen Formen der                                                          kommission an der Schnittstelle der Se­
Schulorganisation. Dieses Wissen möchte                                                         kundarstufen I und II, die ich präsi­diere,
ich im Bildungsrat einbringen. Als Vertre­                           Sabine Balmer Kunz,        eröffnet Möglichkeiten, den Übergang von
ter der Schulbehörden ist mir auch stets                             Leiterin Lehrlings­wesen   der Volksschule zur Berufsbildung mit­
                                                                     und Hochschul­programme
                                                                                                                                                 Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Magazin

die Gesamtsicht wichtig. Hauruck-Übun­                               bei der Credit Suisse      zugestalten. Jugendliche sollen erkennen,
gen möchte ich vermeiden und stattdes­                               Schweiz. Bildungsrätin     dass sich auf der Basis eines gewerblichen
                                                                     seit 2015.
sen Kontinuität anstreben. Massvolle, für                                                       eidgenössischen Fähigkeitszeugnisses vie­
die Gemeinden bezahlbare Schulentwick­                                                         le attraktive Karrieremöglichkeiten eröff­
lung liegt mir am Herzen.»                       «In meiner Aufgabe erlebe ich die Durch­       nen – mit oder ohne Berufsmatur.» 
                                                 gängigkeit und die Anschlussfähigkeit
                                                 der verschiedenen Bildungsstufen als ei­
                    Regula Trüeb Murbach,        gentlichen Erfolgsfaktor des Schweizer           Die Aufgaben des Bildungsrats
                    Berufsmittelschullehrerin    Bildungswesens. Dabei sehe ich den Be­           Der Bildungsrat beschäftigt sich pri­
                    Deutsch in Uster.
                    Bildungsrätin seit 2011.     rufsbildungs- und den Mittelschulweg als         mär mit pädagogischen Fragen aus
                                                 gleichberechtigt, aber andersartig. Beide        allen Schulstufen. Er erlässt Lehr­
                                                 Wege weiter zu fördern, einheitliche Bil­        pläne und Reglemente und nimmt
                                                dungs- und Qualitätsstandards zu sichern,        zu wesentlichen bildungs­politischen
«Als Bildungsrätin möchte ich Bildung            die einen uneingeschränkten Zugang zur           Fragen Stellung. [red]
dort mitgestalten, wo die päda­gogischen         tertiären Bildung ermöglichen, wird mir           www.bi.zh.ch > Bildungsrat
                                                                                                                                                 11

Weichen gestellt werden. Ich setze mich          ein besonderes Anliegen sein.»
Thomas Faerber,
       Englischlehrer und
       Immersionsbeauf­
       tragter an der Kan­
       tonsschule Zürcher
       Unterland (KZU).

                                              Der Sprachaufenthalt in
                                        Manchester ist ein grosser Anreiz
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus

                                        für die Schülerinnen und Schüler,
                                             sich für die Immersion zu
                                         ent­scheiden – heute umso mehr,
                                           als er neu vier Monate dauert.
                                        In dieser Zeit können die Jugend­
                                          lichen ganz anders eintauchen
                                           in die Sprache und ins Leben
                                           als bei einem drei- oder vier­
                                           wöchigen Aufenthalt. Und die
                                         ­Kontakte, welche sie in England
                                             knüpfen, werden nach vier
                                         Monaten intensiver und deshalb
                                         vermutlich oft lang­fristiger sein.
12
Fokus

Eintauchen
in die Fremd­
sprache
Fremdsprachen lernt man besonders gut, wenn
man sie anwendet. Alle Schulstufen messen dem
heute grosse Bedeutung zu und setzen deshalb
auf den Sprachaustausch. Wir zeigen Beispiele
aus Primar- und Sekundarschulen, aus der
Mittelschule und der Berufsbildung und lassen
Schüler und Schülerinnen wie auch Lehr­
personen zu Wort kommen.
Fotos: Dieter Seeger

                                                Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus
                                                13
Volksschule

       Viele Wege, eine
       Fremdsprache
       konkret zu üben
       Ob auf einer Schulreise, im Klassenlager
       oder per Briefaustausch: Fünf Beispiele
       zeigen, wie Volksschülerinnen und -schüler
       vom Eintauchen ins Französisch oder
       ­Englisch profitieren können.
       Text: Katrin Hafner

                                        «Die Schweizer Wohnbevölkerung ver-           Das Sprachengesetz, das Anfang 2010           Und wer bezahlt ein Austauschprojekt?
                                        fügt im Schnitt über Kompetenzen in           in Kraft getreten ist, hält Bund und Kan­     Grundsätzlich übernimmt in der Regel
                                        zwei Fremdsprachen und zählt damit zu         tone dazu an, den Sprachaustausch von         die Gemeinde die Kosten für einen
                                        den europäischen Spitzenreitern: Das          Schülerinnen und Schülern aller Schul-        Sprachaustausch, der Kanton entrichtet
                                        ­Erlernen dieser Sprachen erfolgt über-       stufen zu fördern.                            eine Pauschalentschädigung.
                                         wiegend in der Schule.» Dies steht in              Die ch-Stiftung für eidgenössische
                                         ­einem Grundlagenpapier der Schweize­        Zusammenarbeit, die im Auftrag der            Zahlen aus dem Kanton Zürich
                                          rischen Akademie der Geistes- und           Schweizerischen Konferenz der kanto­          Da Gemeinden und Schulen im Bereich
                                          ­Sozialwissenschaften (SAGW) vom            nalen Erziehungsdirektoren (EDK) sowie        Kultur- und Sprachaustausch aktiv wer-
                                           Juni 2015; die Aussage bezieht sich auf    des Bundes agiert, bietet auf ihrer Web-      den können, ohne dass das Volksschul-
                                           eine Nationalfondsstudie der Universität   seite eine Zusammenstellung aller Aus-        amt des Kantons Zürich davon Kenntnis
                                           Bern über die nachhaltige Wirkung der      tauschprogramme an und organisiert            hat, sind nicht alle Austauschprojekte
                                           Fremdsprachenpolitik.                      ­regelmässig Austauschkongresse, an           ­bekannt. Statistisch erfasst wurden
                                                                                       ­denen sich Lehrerinnen und Lehrer über       im Schuljahr 2013/14 neun Primar- und
                                        Ziel: Sprache anwenden                          laufende Projekte, Praxisbeispiele und       18 Sekundarschulklassen.
                                        Generell gelten in der Schweiz ­folgende        Möglichkeiten informieren können.                   Bereits vor zehn Jahren hat der
                                        übergeordneten Ziele in Bezug auf                                                            ­Zürcher Bildungsrat den Lehrplan für
                                        Fremdsprachen: In der obligatorischen         Wie Partnerschulen finden?                      die Volksschule ergänzt: «Die im Fremd-
                                        Schulzeit sollen grundlegende Kompe-          Die kantonalen Austauschverantwortli-           sprachenunterricht erworbenen Fertig-
                                        tenzen in einer zweiten Landessprache         chen unterstützen Austauschprojekte             keiten und Kenntnisse sollen nach
                                        und in mindestens einer wei­teren Fremd-      im Rahmen der kantonalen Regelungen.            ­Möglichkeit auch ausserhalb der eigent­
                                        sprache vermittelt werden. Unabhängig         «Die grösste Hürde für austauschinteres-         lichen Fremdsprachenlektionen ange-
                                        von der Diskussion, ob eine oder zwei         sierte Lehrpersonen», so Marcel Steiner,         wendet und weiterentwickelt werden.»
                                        Fremdsprachen in der Primarschule             kantonaler Austauschverant­wortlicher in         Seit dieser Lehrplanergänzung haben
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus

                                        ­angemessen seien und welche ­früher          Zürich, «besteht darin, eine geeignete           insgesamt etwa 4500 Kinder und Jugend-
                                         eingeführt werden soll, ist man sich         Partnerschule zu finden.» Diese Vermitt-         liche der Volksschulen des Kantons
                                         einig: Das Lernen einer Fremdsprache         lungsaufgabe übernimmt zunehmend die             ­Zürich in anderen Sprachregionen einen
                                         lebt davon, dass die Sprache konkret         Plattform ch Twinning der ch-Stiftung.            Austausch erlebt.
                                         ­angewendet wird.                            Letztere bietet auch ­organisatorische und            Der Lehrplan 21 unterstützt den
                                              Studien im In- und Ausland belegen      ­didaktische Hilfsmittel, vermittelt Reise-       Sprachaustausch ebenfalls und mit dem
                                          zudem, dass Kinder mit Migrations­           gutscheine und berät allgemein in Aus-           Ziel, die gelernte Sprache real anwenden
                                          hintergrund im Fremdsprachenunterricht       tauschfragen. «Es sollten alle Kontakte          zu können und damit die Motivation für
                                          gleich gut abschneiden wie Deutsch­          über die Austauschplattform ch Twinning          das Lernen nachhaltig zu stärken.
                                          sprachige. So heisst es im Grundlagen­       erfolgen», sagt Marcel Steiner. «Denn:
                                                                                                                                    Weitere Infos:
                                          papier der SAGW: «Migrations­sprachen        Je mehr Schulen sich da einschreiben,         www.ch-go.ch
                                          stellen beim Frühsprachen­erwerb eine        desto besser finden sich geeignete Part-      www.vsa.zh.ch > Schulstufen & Schulen >
                                                                                                                                    Interkantonal > Kultur- & Sprachaustausch
                                          wertvolle Ressource dar.»                    nerschulen.»                                  chtwinning.ch-go.ch
14
Rückmeldungen der
   Dietiker Sekschülerinnen
   und -schüler auf die
   Französisch-Projektwoche.

«Schulreise plus»                              Schülerinnen und Schüler einander ge-        Schülerin, die gemerkt habe, wie wichtig
Eine Primarklasse der                          troffen: einmal in Zürich, einmal im Jura.   es sei, die Verben être und avoir zu unter-
Quims-Schule Aemtler A                         Zuvor hatten die Gäste ihre Wünsche für      scheiden und korrekt zu verwenden. «Im
reiste in den Jura                             die Schulreise formuliert. Schliesslich      Schulalltag kann ich solche Regeln zig mal
Abida spricht zu Hause Bengalisch. Der-        machten beide Klassen eine Art Posten-       wiederholen, ohne dass sie bleiben – nach
zeit lernt sie am Langzeitgymnasium La-        lauf durch die Partnerstadt.                 der eigenen Erfahrung aber bleibt es für
tein, seit der zweiten Primarklasse hat sie        Francesca Micelli wird wieder eine       immer», ist die Lehrerin überzeugt.
Englisch in der Schule. Französisch fin-       «Schulreise plus» durchführen. Sie ist
det sie «eher schwierig» – auch wegen der      überzeugt von einem Kurzaufenthalt be-       Gestärktes Selbstwertgefühl
Aussprache. Dass sie letztes Jahr in der       reits auf Mittelstufe, weil selbst «schwä-   Debora Bärtschi ist beeindruckt, wie sehr
Mittelstufe mit ihrer Lehrerin, Francesca      chere Kinder» begeistert waren vom Aus-      der Austausch das Selbstwertgefühl der
Micelli, auf einer Schulreise in ein klei-     tausch. Denn: «Für einmal sind da keine      Schülerinnen und Schüler gestärkt habe.
nes Dorf im französischsprachigen Jura         hohen pädagogisch-didaktischen Ansprü-       Bei der Vorbereitung des Ausflugs hätten
fahren durfte, sei «einfach super» gewe-       che – sondern es geht einfach da­rum, mit    die meisten Zweifel geäussert, ob die Ver-
sen. «Es ist cool, wenn man andere ken-        einer fremden Sprache zu jonglieren. Und     ständigung auf Französisch wirklich klap-
nenlernt und merkt, dass man sich trotz        das machen fast alle gern, wenn sie ein      pen würde. Zuerst habe es den Schülerin-
der fremden Sprache versteht», sagt sie.       gleichaltriges Gegenüber h ­ aben.»          nen und Schülern tatsächlich Mut abver-
Wenn sie mit Französisch gar nicht mehr                                                     langt, auf Französisch zu kommunizieren.
weiterkam, redete sie mit den Gspänli                                                       Sie mussten zum Beispiel in Lausanne
Englisch. Ihr Klassenkollege Yannick ist                                                    eine kleine Strassenumfrage machen bei
selbst bilingue: Seine Mutter ist Französin.   Projektwoche                                 Passanten und etwa herausfinden, wie der
Dennoch habe ihm die Schulreise viel ge-       Sekundarschülerinnen                         Stadtpräsident heisst und warum die zu-
bracht: «Auch ich habe nicht immer alles       und -schüler aus                             fällig Angesprochenen in Lausanne leben.
verstanden, aber das hat mich angespornt.      Dietikon übernachteten                            «Das direkte Zugehen auf die Leute
                                                                                                                                          Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus

Seither bitte ich meine Mutter, öfter mit      in der Romandie                              hat den Schülerinnen und Schülern die
mir Französisch zu sprechen.»                  Im Rahmen der alle drei Jahre stattfin-      Angst genommen: Sie erlebten, dass die
    Seine ehemalige Lehrerin Francesca         denden Projektwochen an der Sekundar-        meisten freundlich, hilfsbereit und in
Micelli weiss aus Erfahrung: «Die meisten      schule Dietikon hat die Französischlehre-    verständlichem Französisch auf sie re-
                                                                                            ­
Schülerinnen und Schüler sind weniger          rin Debora Bärtschi zusammen mit einer       agierten», erzählt Debora Bärtschi. Über-
motiviert für Französisch als für Englisch.»   Kollegin einen Sprachaustausch angebo-       nachtet haben ihre Kollegin und sie mit
Umso zufriedener ist sie mit der «Schul-       ten. «Mein Ziel war, dass die Schülerin-     der Projektklasse in der Jugendherberge
reise plus», die sie mit einer sechsten        nen und Schüler nach der Projektwoche        Montreux. Am Folgetag besuchten sie eine
Klasse durchgeführt hat. Als Haupterfolg       mehr Freude haben am Französisch, weil       Partnerklasse in Ollon, die gerade einen
nennt sie «ganz klar den Motivations­          sie merken, dass sie nicht nichts können     Sporttag durchführte.
anreiz. Die Jugendlichen haben gemerkt:        und dass diese Sprache lebt – und zwar            In einer nächsten Projektwoche möch­
Hinter der Sprache stecken Menschen!»          hier in der Schweiz.» Die Bilanz: «Es ha-    te Debora Bärtschi auf einen noch inten-
    Sechs Briefe haben ihre Schülerin-         ben alle profitiert von diesem Kurzaus-      siveren Austausch zwischen der franzö-
nern und Schüler der Partnerklasse im          tausch.» Als Schlüssel-Feedback bezeich-     sischsprachigen und ihrer Klasse achten.
                                                                                                                                          15

Jura geschickt – und zwei Mal haben die        net die Lehrerin die Erkenntnis einer        Ihre Projektklasse aber war zufrieden: 
«Wir sind sehr begeistert von den beiden       Und was ist mit dem oft befürchteten          chen.» Und: «In der Sek profitiere ich vom
                                        Austauschtagen. Es waren zwei sehr lus­        Mehraufwand für den Lehrer? Stefan Ra-        Sprach­ austausch: Mir fällt das Franzö-
                                        tige und aufregende Tage, die für uns un-      pold winkt ab. Er sei deswegen auch skep-     sisch recht leicht.»
                                        vergesslich sein werden», schreiben Anja       tisch gewesen, habe am Schluss aber –             Markus Bleiker, der bereits seit 18 Jah-
                                        und Matea, zwei Sek-A-Schülerinnen in          dank der tadellosen Organisation durch        ren mit seinen Schülerinnen und Schülern
                                        ihrer Rückmeldung, die den Abschluss           die Veranstalterin – «praktisch nichts zu     und einer französischsprachigen Klasse
                                        der Projektwoche darstellte.                   tun gehabt».                                  einen Sprachaustausch in Form von ge-
                                                                                            Das nächste Mal will Stefan Rapold       meinsamen Lagern praktiziert, freuen sol­
                                                                                       zum Beispiel schon vor dem Lager mit          che Rückmeldungen. Von der Oberstufe
                                                                                       den Schülerinnen und Schülern eigene          Eglisau hört er regelmässig, dass seine
                                        «Longbridge»                                   Abendprogramme vorbereiten. Ob seine          ehemaligen Schülerinnen und Schüler
                                        Eine Sekundarklasse                            Schülerinnen und Schüler im Englisch          weniger gehemmt seien, sich auf Franzö-
                                        aus Brüttisellen erlebte                       Fortschritte verzeichnen dank Longbridge,     sisch auszudrücken. «Die Erfahrung, dass
                                        eine Woche Englisch-­                          lässt er offen. «Das müsste man empirisch     sie sich mit der Peergroup austauschen
                                        Immersion                                      untersuchen, was nicht ganz einfach ist.»     können, finden die meisten wirklich läs-
                                        «Ich habe selten ein so tolles, kreatives      Wichtig aber sei: «Die Klasse hat so po­      sig. Ich habe schon erlebt, dass Kinder,
                                        Lager erlebt. Erstaunt war ich, dass es        sitive Erinnerungen an das Lager, dass        die sonst nie freiwillig ein Wort Franzö-
                                        mit dem Englisch so gut geklappt hatte.        der Zugang zur englischen Sprache mit         sisch sprechen, plötzlich den Knoten öff-
                                        Meiner Meinung nach war das eine der           positiven Gefühlen verbunden ist – und        nen und locker drauflosreden.»
                                        besten Erfahrungen, die ich je machen          das ist eine wichtige Voraussetzung für
                                        durfte.» Dies der schriftliche Kommentar       Lernfortschritte.»
                                        von Servan, der in der Sekundarklasse           www.longbridge.ch
                                        Bruggwiesen aus Brüttisellen mit seiner                                                      Austausch in Gastfamilien
                                        Klasse und seinem Lehrer Stefan Rapold                                                       Sekundarschülerinnen
                                        letztes Jahr am einwöchigen Englisch­                                                        und -schüler aus
                                        lager «Long­ bridge» teilnahm. Die Idee        Briefe und Lager                              ­Effretikon wohnten bei
                                        dieses Lagers, das von Klassen des 8. und      Die Sechstklässler aus                         Waadtländer Familien
                                        9. Schuljahres gebucht werden kann: Die        Eglisau sprachen zwei                         Hans Bernet, Sekundarlehrer in Effreti-
                                        Schülerinnen und Schüler verbringen            Wochen Französisch                            kon, bietet seit rund zehn Jahren in der
                                        eine Woche in Rickenbach in einem Lager,       Tim, 13, besucht heute die zweite Sek und     ersten Sek einen freiwilligen Austausch
                                        in dem ausschliesslich englischsprachige       erinnert sich gerne an seine Französisch-     an: Die Zürcher Schülerinnen und Schü-
                                        Lehrpersonen unterrichten.                     Erfahrungen, die er in der Primarschule       ler wohnen je fünf Tage bei einer Gast­
                                             Karin von Siebenthal, Englischlehre-      Eglisau dank seines Lehrers Markus Blei-      familie in Epalinges, Kanton Waadt, und
                                        rin und Dozentin für Fachdidaktik Eng-         ker gemacht hat. Zu Beginn der sechsten       wenige Wochen später kommen die wel-
                                        lisch, hat Longbridge 2007 gegründet.          Klasse initiierte sein Lehrer Briefkontakte   schen Jugendlichen in die Zürcher Fami­
                                        Das Projekt wird vom Lotteriefonds des         mit Schülerinnen und Schülern aus Sal-        lien. Die Lehrpersonen wohnen während
                                        Kantons Zürich unterstützt; das Volks-         van, einer im französischsprachigen Teil      dieses Austauschs ebenfalls bei der je-
                                        schulamt Zürich unterstützt es noch bis        des Wallis gelegenen Berggemeinde.            weils anderssprachigen Lehrerfamilie des
                                        2018 im Rahmen eines Pilotprojekts.                Ende Mai der sechsten Klasse, im          Austauschpartners. «Die Chemie muss
                                        Nebst der Konversation sind Theater­           Rucksack trugen die Eglisauer knapp           stimmen, das ist das A und O», sagt Hans
                                        stücke, Vorträge und Spiele Bestandteil        zwei Jahre Schulfranzösisch, trafen sich      Bernet. Nach zehn Jahren, in denen er
                                        des Programms. «Die Jugendlichen ha-           die beiden Klassen in Aarburg zu einem        nun mit der gleichen Lehrerin den Aus-
                                        ben ein Lagererlebnis, das nicht nach          gemeinsamen Klassenlager. Vier Wochen         tausch organisiert, sei der Aufwand dafür
                                        Lernen schmeckt, und dennoch lernen
                                        ­                                              später besuchten die Eglisauer ihre Freun­    jeweils relativ gering: Im Voraus tauschen
                                        sie unheimlich viel», fasst der Lehrer         de aus dem Unterwallis während einer          sich die Schülerinnen und Schüler per
                                        Stefan Rapold zusammen. Ein Kollege
                                        ­                                              Woche in Salvan. «Am Anfang dachte ich,       Brief oder E-Mail aus, und während des
                                        brachte ihn auf die Idee, das Lager zu         dass es wohl schwierig wird mit den ande-     Aufenthalts in der anderen Sprachregion
                                        ­buchen – und er ist so begeistert, dass er    ren Schülerinnen und Schülern – wegen         besuchen sie die Schule und verbringen
                                         nächstes Jahr mit einer nächsten Klasse       der Sprache, aber auch, weil wir uns nicht    Zeit in der Gastfamilie.
                                         wieder teilnehmen will. «Die Jugendli-        wirklich kannten», erinnert sich Tim.
                                         chen tauchen voll in die englischspra­                                                      Danach sind sie «voll motiviert»
                                         chige Kultur ein – einige haben freiwillig    Viele gemeinsame Interessen                   Wenn es Probleme gebe, dann höchstens,
                                         untereinander Englisch geredet.»              Schnell wurde im Lager aber klar: Da be-      weil ein Schüler Heimweh habe, was je-
                                                                                       stehen ganz viele gleiche Interessen, und:    doch sehr selten vorkomme. «Meine Schü-
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus

                                        Es gibt «praktisch nichts zu tun»              Die Kommunikation ist auch mit relativ        ler sind nach diesem Austausch für min-
                                        Einziger Wermutstropfen: Es ist relativ        bescheidenen Fremdsprachenkenntnis-           destens zwei Monate voll motiviert. Und
                                        teuer. Abgesehen vom Anteil, welcher der       sen möglich. Tim: «Wir sprachen Fran­         Motivation ist eine der wichtigsten Vor-
                                        Lotteriefonds des Kantons Zürich über-         zösisch und sie Deutsch – das war recht       aussetzungen für gute Leistungen», sagt
                                        nimmt, muss entweder über Elternbei­           lustig und hat gut funktioniert.» Noch        Hans Bernet. Als Fachlehrer profitiere er
                                        träge oder andere Quellen für die Finan-       heute hat er mit einigen Gspänli aus dem      auch selber von den Aufenthalten: «Ich
                                        zierung gesorgt werden. Stefan Rapold          Klassenlager Kontakt per Whatsapp –           kann mein Französisch immer wieder
                                        hat es über kommunal ansässige Stiftun-        auch wenn sie sich da manchmal auf Eng-       auf­frischen!» Sein Tipp für Lehrperso-
                                        gen versucht – mit Erfolg. Die Stiftung, die   lisch unterhalten. Was hat ihm rückbli-       nen, die Ähnliches planen: sich an die
                                        das Lager massgeblich mitfinanzierte, war      ckend am meisten gebracht? «Ich habe          ch-Stiftung zu wenden oder direkt Schu-
                                        über die schriftlichen und ausschliesslich     Wörter gelernt, die wir in der Franzö-        len anzuschreiben. Wenn er in wenigen
                                        positiven Rückmeldungen der Schülerin-         sischstunde nicht mitbekommen hätten.         Jahren pensioniert wird, läuft der Aus-
                                        nen und Schüler dermassen erfreut, dass        Umgangssprachliche Ausdrücke halt, das        tausch weiter: In seinem Schulhaus hat er
                                        sie sich bereit erklärte, auch den nächsten    ist cool, weil man dann wirklich so redet     Kollegen gefunden, die das Projekt fort-
16

                                        Longbridge-Aufenthalt mitzufinanzieren.        wie die französischsprachigen Jugendli-       setzen werden. 
Mein Ziel ist es, die Schülerinnen
                             und Schüler zu begeistern für
                                das Französisch. Die Rück­
                         meldungen, die ich nach unserer
                          ­Projektwoche mit einem Besuch
                            einer welschen Klasse von den
                              ­Jugendlichen erhielt, zeigen,
                         dass es sich mehr als gelohnt hat.
                               Am idealsten wäre es, wenn
                         man eine fixe Partnerschule hätte,
                             mit der man jedes Jahr einen
                           ­Austausch organisieren könnte.
                             Darum finde ich die Angebote
                                der ch-Stiftung so wertvoll.

                                                               Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus

Debora Bärtschi,
Sekundarlehrerin
Dietikon, organisierte
eine Französisch-
Projektwoche mit
Ausflug zu einer
                                                               17

Schulklasse in der
Romandie.­
Mittelschule                                                                                                                 Raphael Meier: Es sind nicht alle Gast­

       «Die Sprache
                                                                                                                                    familien gleich. In England hatte ich Glück:
                                                                                                                                    Neben mir haben noch zwei andere aus-
                                                                                                                                    ländische Studenten bei der Familie ge-

       b
       ­ ekommt man
                                                                                                                                    wohnt, und sie hat sich nach dem Abend-
                                                                                                                                    essen immer Zeit genommen, mit uns
                                                                                                                                    noch eine halbe Stunde oder eine Stunde

       gratis dazu»
                                                                                                                                    zu diskutieren. Dadurch konnte ich mich
                                                                                                                                    mündlich recht verbessern.
                                                                                                                                         Frau Wong, Sie sind Immersions­
                                                                                                                                    schülerin, warum haben Sie diesen
       Die Gymischülerin Lilian Wong und der                                                                                        Lehrgang gewählt – auch wegen der
                                                                                                                                    Möglichkeit des Sprachaufenthalts?
       ­Informatikmittelschüler Raphael Meier                                                                                       Lilian Wong: Nein, als ich an die KZU

        ­haben beide zwei Sprachaufenthalte                                                                                         kam, gab es die Immersion dort noch gar
                                                                                                                                    nicht. Aber nachdem ich später ein indi­
         ganz unterschiedlicher Art hinter sich.                                                                                    viduelles Austauschjahr in Amerika ge-
                                                                                                                                    macht hatte, musste ich einen Jahrgang
         Wo haben sie profitiert? Und wo nicht?                                                                                     tiefer wieder einsteigen. Und inzwischen
                                                                                                                                    gab es die Immersion. Deshalb habe ich
       Interview und Foto: Jacqueline Olivier
                                                                                                                                    mich entschieden, in eine Immersions-
                                                                                                                                    klasse zu wechseln, um das Englisch wei-
                                                                                                                                    terhin täglich anwenden zu können.
                                                                                                                                         Sind es nach Ihrer Erfahrung viele
                                                                                                                                    Schülerinnen und Schüler, die ein
                                                                                                                                    ­individuelles Austauschjahr absolvie­
                                                                                                                                     ren möchten?
                                                                                                                                     Lilian Wong: Das könnte man meinen,
                                                                                                                                     aber die Nachfrage ist gar nicht so gross.
                                                                                                                                     In unserem Jahrgang waren wir 10 oder
                                        Frau Wong, Herr Meier, was war                Gruppe blieben und nie richtig aus sich        11 Schüler und damit relativ viele, norma-
                                        für Sie die wichtigste Erfahrung aus          herauskamen. Das ist total hinderlich, weil    lerweise gehen pro Jahrgang einer oder
                                        Ihren Sprachaufenthalten?                     man sich immer in einer Sicherheitszone        zwei. Wir waren alle gute Kollegen und
                                        Raphael Meier: Es war cool, ein anderes       bewegt und nicht gefordert wird, auf           haben uns gegenseitig motiviert. Wenn
                                        Land, eine andere Kultur, andere Leute        ­Leute zugehen und sich auf Englisch ver-      man zurückkommt, muss man halt in der
                                        kennenzulernen und mal das Umfeld zu           ständigen zu müssen.                          Regel das verpasste Jahr nachholen. Das
                                        wechseln. In Frankreich hat sich die                Gewohnt haben Sie jeweils in             hält vermutlich viele von einem Aus-
                                        ­Klasse an einer Sprachschule eine Woche       ­Gastfamilien – was bringt das für den        tauschjahr ab. Auch die Vorstellung, ein
                                         lang auf das Sprachdiplom DELF vor­            Spracherwerb?                                ganzes Jahr von zu Hause weg zu sein,
                                         bereitet, in England mussten wir den           Lilian Wong: Das kommt auf einen selber      macht vielen wohl etwas Angst.
                                         Sprachaufenthalt selber organisieren und       an: Wenn man nur in seinem Zimmer sitzt,         Fern von zu Hause sich in ­einer
                                         waren zwei Wochen in unterschiedlichen         profitiert man nicht von der Gastfamilie.    fremden Sprache verständigen müssen –
                                         Städten an unterschiedlichen Sprach-           Wenn man sich aber viel mit den Gastge-      hatten Sie Anfangsschwierig­keiten?
                                         schulen. Um die Sprache wirklich zu ler-       bern unterhält und mit ihnen auch einmal     Raphael Meier: Ich hatte keine grossen
                                         nen, sind solche Aufenthalte allerdings zu     etwas unternimmt, lernt man automatisch      Probleme, weder in England noch in
                                         kurz, darum standen für mich die per­          viel von der Alltagssprache.                 Frankreich, obwohl mir das Französisch
                                         sönlichen Erfahrungen im Vordergrund.
                                         Lilian Wong: Ich finde auch: Das Wich-
                                         tigste ist, gute Leute kennenzulernen und      Vielfältiges Angebot an den Mittelschulen
                                         für sich selber neue Erfahrungen zu sam-       Angebote für Sprachaufenthalte kennen heute alle kantonalen Mittelschulen,
                                         meln – damit man selbstständiger und           Dauer, Form und Zielgruppen sind jedoch unterschiedlich. Obligatorisch sind
                                         offener wird und lernt, mit anderen zu
                                         ­                                              Sprachaufenthalte oft für Immersionsschülerinnen und -schüler. An einigen
                                         kommunizieren. Die Sprache bekommt             Schulen reisen die Jugendlichen im Rahmen von Projektwochen in eine andere
                                         man bei einem solchen Aufenthalt quasi         Sprachregion, etwa an der Kantonsschule Uster, an der ein selbst organisierter
Schulblatt Kanton Zürich 6/2015 Fokus

                                         gratis dazu.                                   Sprachaufenthalt fester Bestandteil der sogenannten SOL-Spirale (Selbst orga-
                                             Eine Woche mit der Klasse in               nisiertes Lernen) ist. Der klassische Tandem-Austausch wird zum Beispiel an
                                         Frank­reich, zwei Wochen allein                der Kantonsschule Stadelhofen gepflegt – mit Partnerschulen in der Romandie
                                         in England – Herr Meier, wo haben              und im Tessin. Allerdings stellen die Verantwortlichen fest, dass immer weniger
                                         Sie mehr gelernt?                              Jugendliche daran Interesse zeigen, weil sie Sprachaufenthalte im Ausland und
                                         Raphael Meier: Mündlich sicher in Eng-         von längerer Dauer bevorzugen.
                                         land, weil ich dort allein unterwegs war.      An vielen Schulen besteht ausserdem die Möglichkeit, einen individuellen
                                         Dafür war in Frankreich der Unterricht         Sprachaufenthalt von einem Semester oder einem Jahr gemäss kantonalem
                                         intensiver.                                    ­Reglement zu absolvieren. Ein entsprechendes Gesuch einreichen darf, wer im
                                         Lilian Wong: Es ist auf jeden Fall besser,      vorletzten Semesterzeugnis vor der Abreise definitiv promoviert ist, über das
                                         wenn man allein geht. Wir waren als Im-         Gesuch entscheiden muss jedoch die Schulleitung. Nach einem Jahresaufenthalt
                                         mersionsklasse vier Wochen in Man­              muss der Schüler oder die Schülerin das verpasste Jahr nachholen, ausser
                                         chester und wurden zu viert oder zu fünft       er oder sie hatte im letzten Semesterzeugnis einen Notendurchschnitt von 4,75.
                                         auf verschiedene Schulen verteilt, was          In diesem Fall ist eine Rückkehr in die Stammklasse möglich. [jo]
18

                                         zur Folge hatte, dass einige immer in der
Sie können auch lesen