COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga

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COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
AU SGA B E 36
                                                                    Nummer 1/2016
                                                                    Schutzgebühr: € 4,50

COPD kommt selten allein
           Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten

                                                   körperliche
                                                   Einschrän-
                                                     kungen
      Herz-
    Kreislauf-
   Erkrankung

                                                                 Diabetes

  Depression

                                                  Osteoporose
                    Harn-
                 inkontinenz
                                      Gewichts-
                                       verlust

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Begleiterkran-                 Körperliche         Nicht-invasive
kungen erkennen                ­Belastbarkeit      ­Beatmung
und behandeln                   ­steigern           für alle?
COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
O2 - R E P O R T 1 / 2 0 1 6

Inhalt                                               Grußwort des Vorsitzenden
COPD-Begleiterkrankungen                                            Liebe LOT-Mitglieder, liebe Angehörige,
COPD kommt selten allein                       4                   verehrte Leser,
Auslöser akuter Exacerbationen                 8
                                                                    in Frühlingslaune haben wir den neuen O2-Report
Lymphangioleiomyomatose                        10                  für Sie zusammengestellt und hoffen, dass das neue
Komorbidität und Multimorbiditäten                   Jahr auch für Sie gut in Schwung gekommen ist. Die Uhren sind
bei COPD                                       13   nun wieder umgestellt, die Tage werden länger und wir sind ge-
Vollwertig Essen und Trinken nach                    spannt auf das, was das Jahr an Neuem für uns vorgesehen hat.
den 10 Regeln der DGE                          16
                                                     Auch in diesem Heft werden Sie wieder viel Informatives aus der
Pflegerische Aspekte bei Begleiterkrankungen
                                                     LOT, den Gruppen sowie aus Medizin und Technik finden. Erst-
der COPD                                       17   mals haben wir auch Herrn Prof. Dr. Detlef Kirsten aus Hamburg
Rekonvaleszenzsteigerung                       22   als Autor gewinnen können. Er wird Ihnen pro Heft ein besonde-
                                                     res Krankheitsbild verständlich vorstellen, das zu Sauerstoffpflich-
Überwintern am Mittelmeer
                                                     tigkeit führen kann.
Ausflüge in Torrox Costa                       24
                                                     Im Übrigen steht die COPD und ihre häufigen Begleiterkrankun-
LOT-Intern                                           gen im Mittelpunkt des Interesses. Diese sog. „Komorbiditäten“
„Ich habe meiner Krankheit gekündigt …“        26   treten sehr häufig im Rahmen der
                                                     COPD auf und verschlimmern ihren
Nachruf für Joachim Megerlin                   27
                                                     Verlauf. Oft sind sie auf gemeinsame
Nachruf für Richard Fox                        27
                                                     Risikofaktoren zurückzuführen oder
                                                     auch auf die Folgen der einge-
Recht
                                                     schränkten Mobilität.
Die Rechte von behinderten Menschen            28
                                                     Besonders will ich Sie hinweisen auf
Klinikportrait                                       unseren diesjährigen Patientenkon-
Pneumologie – Schlaf- und Beatmungsmedizin           gress im Juli in Altötting. Hierzu be-
an der Kreisklinik Bad Reichenhall        32        kommen wir von meinem Klinikum
                                                     ideale Räume zur Verfügung gestellt,
Für Sie gelesen                                      finden in dieser Stadt sehr günstige     Prof. Dr. med.
Nicht-invasive Beatmung für alle?              36   Unterkünfte, haben nur kurze Wege        Rainer Willy Hauck
COPD: Höheres Risiko für Frauen                38   zurück zu legen und sind dazu
                                                     noch im bekanntesten Wallfahrtsort
COPD: Höheres Risiko für plötzlichen Herztod   39
                                                     Deutschlands zu Gast! So bieten sich vor und nach dem Kongress
COPD in der Rehabilitation –                         hier und in der reizvollen nahen Umgebung viele Möglichkeiten
was gibt es Neues?                             40   sich zu entspannen und Schönes zu erkunden. Das genaue Pro-
Mehr bewegen bei COPD: APP kontra                    gramm finden Sie in diesem Heft, ebenso wie alles weitere was
­Schweinehund                                  41   wichtig für Ihre Planung ist!

LOT-Gruppen berichten                                Ich wünsche Ihnen somit ein kurzweiliges
LOT-Gruppe Augsburg                            42   Lesevergnügen und lade Sie ganz herzlich ein,
                                                     mich hier im Klinikum zum Anlass unseres
LOT-Gruppe Bad Reichenhall                     42
                                                     ­Patientenkongresses zu besuchen!
LOT-Gruppe Mühldorf                            43
LOT-Gruppe Donaustauf                          44   Ihr
LOT-Gruppe Rosenheim-Ebersberg                 44
LOT-Gruppe Kassel                              45
LOT-Gruppe Uelzen                              50

Rubriken                                             Prof. Dr. med. Rainer Willy Hauck
                                                     Vorsitzender der Deutschen SauerstoffLiga LOT e.V.
Rätsel                                         48
                                                     und Chefarzt im Klinikum Altötting
Flyer zum Sammeln                              50
LOT-Gruppen Kontakte                           53
Beitrittserklärung                             54   Um auch über die elektronischen Medien mit Ihnen in Kontakt zu
                                                     kommen, bitten wir Sie, uns Ihre E-Mail-Adresse bekanntzugeben.
Impressum, Inserentenverzeichnis               55   Dafür reicht es, eine E-Mail mit Ihrem Namen und Ihrer Anschrift
                                                     an die Adresse info@sauerstoffliga.de zu schicken!

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COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

COPD kommt selten allein
Erkennung und Behandlung von Begleiterkrankungen
verbessern die Kontrolle der COPD

In den letzten Jahren hat sich in einer Vielzahl
von Veröffentlichungen zunehmend die
Erkenntnis verdichtet, dass die COPD selten
ausschließlich eine Lungenerkrankung darstellt.
Vielmehr sind für Prognose und Lebensqualität
des Patienten sogenannte Komorbiditäten
bedeutsam, das heißt Erkrankungen die sich
im Laufe der Zeit zu der COPD hinzugesellen.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass der
typische COPD-Patient im Schnitt mehr als
vier Komorbiditäten aufweist und ein Drittel
der Patienten pro Tag hierfür fünf bis zehn
verschiedene Medikamente einnimmt bzw.
inhaliert. Wichtig ist, bei der neuen Sicht auf
den Patienten mit COPD, die häufig auftretende
Komorbiditäten zu kennen, um diese dann
auch behandeln und verbessern zu können. Gut
eingestellte Komorbiditäten stellen wichtige
Faktoren dafür dar, die COPD als wesentliche
Grunderkrankung kontrollieren zu können und
Exazerbationen zu vermeiden.

Wie entstehen Komorbiditäten?                strahlung zu Osteopo­rose bei, mit der Fol-    Zigarettenrauch dar, der zunächst auf die
Die chronisch obstruktive Lungenerkran-      ge von Knochenschmerzen. Verständli-           Bronchien einwirkt und dort Entzün-
kung bedingt von sich aus einige zwangs-     cherweise führen die vielfältigen Komor-       dungszellen aktiviert. Parallel dazu wer-
läufige Komorbiditäten. So ist es durch      biditäten zu einem Verlust von Lebens-         den aber auch Zellen in den Lungenbläs-
die häufig erhebliche Luftnot in Ruhe als    freude, so dass depressive Verstimmungen       chen alarmiert, die ihrerseits eine Entzün-
auch unter körperlicher Anstrengung na-      in einem hohen Prozentsatz aufkommen.          dungsreaktion starten und im Lungenge-
heliegend, dass die körperliche Aktivität    Auch sind in Anbetracht der quälenden,         webe erste Umbauvorgänge hervorrufen,
sich verringert, was eine Gewichtszunah-     immer wiederkehrenden Luftnotattacken          die sich dann im weiteren ausdehnen und
me verursacht. Die so entstehende Fettlei-   Angststörungen häufig zu beobachten.           erhebliche Lungenstrukturveränderungen
bigkeit (Adipositas) ist häufig vergesell-   Welche Komorbiditäten den Patienten            bewirken. Diese enden nicht selten in ei-
schaftet mit der Entstehung eines Diabe-     heimsuchen und letztlich in welcher An-        nem schweren Lungenemphysem.
tes mellitus, der dann zu der Entstehung     zahl, ist sehr unterschiedlich. In ihrer Ge-      Die bei der COPD vorliegende chroni-
von Arteriosklerose beiträgt. Diese Ko-      samtheit tragen sie aber erheblich zu der      sche Entzündung bleibt aber nicht auf die
morbidität wird des Weiteren unterhalten     Gesamtprognose und dem Maß an Ein-             Lunge begrenzt. Vielmehr werden die
durch den häufig mit einer COPD verge-       schränkung der ­Lebensqualität bei.            Entzündungszellen in das Blut der gut
sellschafteten Nikotinabusus. 85 % der          Die COPD wird aber nicht nur als            durchbluteten Lunge aufgenommen und
Patienten mit COPD weisen eine Rau-          ein Dreh- und Angelpunkt für das schick-       auf diesem Weg über den gesamten
cheranamnese auf und entsprechend häu-       salhafte Zusammentreffen von Begleiter-        Körper verbreitet. Dieses „Überschwap-
fig liegt eine koronare Herzerkrankung       krankungen angesehen. Vielmehr wird sie        pen“ („spill over“) verbreitet die Entzün-
(KHK) vor, ebenso wie es auch zur Ent-       zunehmend als Systemerkrankung begrif-         dung, die zunächst nur auf die Lunge lo-
wicklung eines Bluthochdrucks kommt.         fen, ausgelöst durch eine zunächst lokal       kalisiert war, in den Gesamtkörper und
Daneben tragen Fehlernährung, Bewe-          in der Lunge verursachte Entzündung.           bringt damit eine Systemerkrankung in
gungsmangel sowie zu wenig Sonnenein-        Hauptursache der Entzündung stellt der         Gang.

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COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

Einfluss des COPD-Schweregrades               nare Herzerkrankung (KHK) mit der nicht       Angst und Depression
auf die Entzündung                            seltenen Folge eines akuten Myocardin-        Bereits in frühen Stadien der COPD ent-
Es gibt eine ganze Reihe von Untersu-         farktes, da Nikotin einen gemeinsamen         stehen bei Betroffenen depressive Verstim-
chungen die zeigen, dass entzündliche         Risikofaktor darstellt. So gibt es Untersu-   mungen, verbunden mit Angst und Sorge
Veränderungen bereits bei niederen            chungen, dass die COPD die dritthäufigste     um die weitere Entwicklung der Erkran-
COPD-Schweregraden einsetzen. Diese           Begleiterkrankung eines akuten Myocard-       kung. In einer Vielzahl von Untersuchun-
Untersuchungen verdeutlichen aber auch,       infarktes darstellt. Daneben trägt Zigaret-   gen konnte gezeigt werden, dass 50 bis
dass die Entzündungsvorgänge sich mit         tenrauch auch erheblich zu der Entstehung     70 % der Patienten mit einer COPD Sym-
einer Zunahme des COPD-Schweregrades          eines Lungenkarzinoms bei. Auch bei die-      ptome von Angst und Depression entwi-
verstärken. Schwierig ist es dabei zu un-     ser Erkrankung sind ca. 85 % der Patien-      ckeln, ohne dass diese jedoch diagnosti-
terscheiden, ob die Schwere der Entzün-       ten Raucher. Daneben besteht für Raucher      ziert und behandelt werden. Patienten mit
dung den Schweregrad der COPD erhöht          ein erhebliches Risiko für die Entstehung     schwerer Depression haben ein deutlich
oder umgekehrt. Daneben zeigt sich in ei-     von Arteriosklerose, insbesondere auch in     erhöhtes Risiko, häufiger Exazerbationen
nigen Studien aber auch, dass die im Blut     den Halsgefäßen, begleitet von dem damit      zu erleiden. Auch weisen sie insgesamt ei-
oder im Sputum messbaren Entzündungs-         verbundenen Risiko für das Erleiden eines     ne schlechtere Überlebensprognose auf. In
marker einen direkten Zusammenhang            Schlaganfalles.                               vielen Fällen ist es für diese Patienten
mit der Einschränkung der Lungenfunkti-                                                     schon eine Hilfe, wenn ihre psychische Be-
on aufweisen. Je schlechter die Lungen-       Schlechter Ernährungszustand                  gleiterkrankung beim Arzt und/oder in
funktion, umso mehr Entzündungszellen         als Komorbidität                              der Familie besprochen wird und sich in
finden sich beispielsweise im Sputum.         Mit zunehmendem Schweregrad der               diesem Rahmen Lösungen ergeben, die im
   Eine interessante Untersuchung von         COPD verändert sich bei vielen Patienten      Weiteren dann auch durch eine medika-
Mannino bearbeitet die Häufigkeit des         auch der Ernährungszustand. Dies ist häu-     mentöse-antidepressive oder angstlösende
Auftretens von Komorbiditäten. Hier           fig einerseits verursacht durch die redu-     Medikation günstig beeinflusst werden.
zeigte sich deutlich, dass mit Zunahme        zierte körperliche Leistungsfähigkeit und     Auch während Rehabilitationen wird zu-
der COPD auch die Häufigkeit des Auf-         dem damit verbundenen Bewegungsman-           nehmend auf die psychogene Komorbidi-
tretens von Begleiterkrankungen zu-           gel, der die Entstehung von Übergewicht       tät eingegangen und Wege zur Problemlö-
nimmt. Nicht ganz unerwartet konnte in        begünstigt. Andererseits bewirkt beim         sung aufgezeigt.
dieser Arbeit auch gezeigt werden, dass       Fortschreiten der Erkrankung die Zunah-           Zusammenfassend kann heute die
dabei das Sterberisiko signifikant zu-        me der Atemfrequenz und der Atemarbeit        COPD nicht mehr nur als eine Lungener-
nimmt und bei einer schweren COPD, mit        einen vermehrten Abbau körperlicher Re-       krankung aufgefasst werden. Vielmehr ist
drei     weiteren    Begleiterkrankungen,     serven. Der damit verbundene, erhöhte         sie in der Vielzahl der Fälle verbunden mit
80-fach höher liegt als bei einem Gesun-      Energieverbrauch schlägt sich dann in ei-     einer oder mehrerer Komorbiditäten. Die
den. Immerhin ist aber auch bei einer         ner Verringerung des Body Mass Index          Entzündung, die zur Krankheitsentste-
schweren COPD mit nur einem Risiko-           (BMI) als auch einer Verringerung der         hung der COPD beiträgt und die meist
faktor ein 3-fach erhöhtes Mortalitätsrisi-   fettfreien Masse (= Verringerung der Mus-     durch Nikotin ausgelöst wird, über-
ko gegeben. Dies ist bedeutsam, zumal         kulatur) nieder. Es ist deshalb in diesen     schwemmt dabei den gesamten Organis-
man in einer größeren Studie innerhalb        Phasen der COPD besonders wichtig,            mus und trägt wesentlich zur Entstehung
von Hausarztpraxen zeigen konnte, dass        durch eine hochkalorische Ernährung ei-       einer Vielzahl von Begleiterkrankungen
über 90 % aller COPD-Patienten mindes-        nem Gewichtsverlust entgegenzuwirken          bei. Insofern ist es von großer Bedeutung,
tens eine chronische Begleiterkrankung        und damit die Prognose zu verbessern. Für     das Augenmerk nicht nur auf die pulmo-
aufweisen. Am häufigsten war dies die ar-     die übergewichtigen Patienten müssen diä-     nalen Symptome zu richten, sondern kon-
terielle Hypertonie, gefolgt von Fettstoff-   tetische Maßnahmen und körperliche Ak-        sequent auch Begleiterkrankungen zu su-
wechselstörungen, Diabetes und Herz-          tivität im möglichen Rahmen einen hohen       chen und intensiv zu behandeln. Hier-
rhythmusstörungen. Gerade Frauen nei-         Stellenwert einnehmen.                        durch kann sowohl die Exazerbations-
gen zu einem hohen Nebeneinander von                                                                     häufigkeit verringert, als auch
COPD und metabolischem Syndrom, was                                                                      die Prognose der Erkrankung
für eine Gruppe von 375 COPD-Patienten         Kontakt                                                   entscheidend verbessert wer-
mit Exazerbation auf 60 % berechnet                                                                      den. Es sollte deshalb für Arzt
                                               Prof. Dr. med. R.W. Hauck
wurde.                                                                                                   und ­Patient gleichermaßen be-
                                               Klinik für Pneumologie                                   deutsam sein, den Blick auf
Risikofaktor Nikotin                           und Beatmungsmedizin                                     das Ganze zu erweitern und
Immer wieder muss hervorgehoben wer-           Kreisklinik Altötting                                    damit den Behandlungserfolg
den, dass Nikotin ein gravierender und         Vinzenz-von-Paul-Str. 10                                 zu erhöhen.                   •
vermeidbarer Risikofaktor für die COPD         D-84503 Altötting
und weiterer lebensbedrohender Beglei-         r.hauck@krk-aoe.de
terkrankungen darstellt. In einem hohen        www.diekreisklinken.de                               Prof. Dr. med. Rainer Willy Hauck
Prozentsatz entwickeln Raucher gleichzei-      www.forschungsanstalt-bad-reichenhall.de          Chefarzt Klinik für Pneumologie und
tig sowohl eine COPD als auch eine koro-                                                               Beatmungsmedizin, Altötting

6                                                                                                                            O2-Report
COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
„Atmen war etwas Selbstverständliches.
Darüber habe ich mir nie Gedanken
gemacht. Heute ist das anders. Solange
ich atme, weiß ich, dass ich lebe.“
Bertold Z., 53 Jahre,
erhielt im Herbst 2012 die Diagnose IPF

Hilfestellungen und individuelle Betreuung – das bietet die neue Patienten-
Informationskampagne „Lungenfibrose – Atmen um zu leben“, die sich
besonders an Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose (IPF) richtet.

Informieren Sie sich auf www.leben-mit-lungenfibrose.de und
profitieren Sie vom kostenlosen IPF Care Therapiebegleitprogramm.

Roche Pharma AG
Respiratory Diseases
79639 Grenzach-Wyhlen, Deutschland

© 2016
COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

Auslöser akuter Exacerbationen
Pulmonale Infektionen bei chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung

Pulmonale Infektionen stellen für
Patienten mit chronisch-obstruktiver
Lungen­krankheit (COPD) ein besonderes
Risiko dar, da sie häufig den Auslöser                             mangelnde
für eine akute Exazerbation (AECOPD)                              Belastbarkeit
bilden. Sie können zur Zunahme einer
vorbestehenden H   ­ ypoxämie führen, die
dann auch im Einsatz der nicht invasiven                   Dyspnoe
(NIV) oder im u­ ngünstigsten Fall einer                                                                          Depression
maschinellen Beatmung eskaliert. Die
Folgen der verlängerten Hospitalisierung
und erhöhten Mortalität fokussieren auf
die Bedeutung der Infektionsvermeidung                       körperliche
und gezielter, medizinischer                                 Inaktivität
Entscheidungen.
                                                                                                              Schmerz
                                                                            muskulo skeletale
Spätestens seit Publikation der TORCH-                                        Dysfunktion
Studie richtet sich das wissenschaftliche
Interesse auf die Frage, inwiefern inhala­
tive Steroide zu einem erhöhten Risiko für
die Entstehung einer Pneumonie bei
COPD-Patienten beitragen. Dabei geht es
nicht nur um das ob, sondern auch um           schen Faktoren, die mindestens eine Ver-     auch für COPD interessant. Es zeigte sich,
mögliche Unterschiede einzelner steroida-      doppelung des Risikos nach sich zogen,       dass das GS (Beclomethason) zu einer er-
ler Wirksubstanzen.                            fanden sich höheres Lebensalter (> 65        höhten Persistenz von H. influenza führt.
    In einer Arbeit von Crim et al. 1 sollte   Jahre), aktueller Nikotingebrauch, Unter-       So war bei den unbehandelten Tieren
anhand von bildgebenden Verfahren die          gewicht (BMI < 25kg/m2) und schwere          H. influenza durch die körpereigene Ab-
Inzidenz und damit auch Diagnose einer         Obstruktion (GOLD nn). Nachdem ICS           wehr innerhalb von fünf Tagen nicht
Pneumonie unter Fluticasonfuroat (FF)          bedeutsam in der Reduktion von Exazer-       mehr nachweisbar, währenddessen sie in
gesichert werden, was bei TORCH nur            bationen und damit für viele COPD-Pati-      Gegenwart von GS nach sieben Tagen
bei 72 % der Fall war. Daneben wurde die       enten unverzichtbar sind, sollte sich das    noch in großer Anzahl gefunden wurden.
Häufigkeit moderater und schwerer Exa-         Augenmerk auf beeinflussbare Risikofak-      Das Gleiche ergab sich für Prednisolon-
zerbationen erfasst. Hierzu wurden die         toren richten, wie die Verbesserung der      Behandlung, wogegen Mometason einen
Patienten nach einer Run-in-Phase in vier      Bronchialobstruktion, die Nikotinkarenz      relevant geringeren Einfluss auf die Persis-
Behandlungsgruppen (Vilanterol Mono-           und ein optimierter Ernährungsstatus.        tenz aufwies. Im Weiteren wurden Unter-
therapie, Vilanterol + FF in steigender                                                     suchungen zur H.-influenza-Genexpressi-
­Dosis) randomisiert und über 52 Wochen        Einfluss von Steroiden auf                   on durchgeführt, die zeigten, dass unter
 beobachtet.                                   ­Entstehung von Pneumonien                   GS die H.-influenzaRNA bei 61 Genen
                                               Unklar bleibt, welche Einflüsse Steroide     Veränderungen aufwies. Besonders inter-
Zusätzliches Fluticasonfuroat                  auf die Entstehung von Pneumonien aus-       essant sind die Regulationen bei Genen
­verdoppelt Pneumonien                         üben. In einer Arbeit mit experimentellem    für wirksamere Stress-Response (intrazel-
3.255 COPD-Patienten mit akuter Exa-           und klinischem Ansatz untersuchten Earl      luläres Überleben), gesteigerte antimikro-
zerbation wurden erfasst, davon 181 Pa­        et a1. 2 den Einfluss von Glukokortikos-     bielle Resistenz und modifizierte Biofilm-
tienten mit 205 gesicherten Pneumonien.        teroiden (GS) auf eine Haemophilusinflu-     Bildung. Hier finden sich SchlüsselsteIlen,
Die Röntgendokumentation erfolgte in           enzainfektion. Im experimentellen Teil       die zur VirulenzreguIation beitragen.
95 % der Fälle. Dabei zeigte sich, dass es     der Arbeit nutzten sie hierfür ein Asthma-      Diese Beeinflussung der Transkription
unter Hinzunahme von FF zu einer Ver-          Mausmodell. Nachdem eine H.-influenza-       durch GS wurde in einem klinischen Set-
doppelung radiologisch dokumentierter          Infektion bei COPD sowohl in der stabi-      ting an H. influenza aus dem Sputum von
Pneumonien (CAP 97 Ofo) kam. Diese             len Krankheitsphase als auch während         Asthmatikern weitergeführt, die entweder
Beobachtung wies keine Abhängigkeit            der Exazerbation in circa 60 % nachge-       mit Beclomethason oder Mometason the-
von der Dosis des Steroids auf. An klini-      wiesen werden kann, sind diese Resultate     rapiert wurden. Dabei fanden sich gleich-

8                                                                                                                            O2-Report
COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
Leichter Atmen mit
artige Veränderungen wie im Tierversuch. Im Weiteren wur-
                                                                                  Produkten von
de anhand von Biofilm-Untersuchungen überprüft, ob GS
einen Einfluss auf Antibiotikatoleranz ausüben.
   Es zeigte sich, dass GS auch die Expression von Genen
verändern, welche die Bildung von Biofilm steuern. Biofilm-
bildung hat in der Resistenzentwicklung gegenüber Antibio-
tika eine erhebliche Bedeutung, da er Bakterien in Zellver-
bänden zusammenfasst, sie dadurch schwerer zerstörbar
macht und sie im Vergleich zu Einzelbakterien besser vor
antibiotischen Angriffen schützt.
   Bei circa 60 % aller Infektionskrankheiten schützen sich
Bakterien gegenüber äußeren Angriffen durch Biofilme. So                          Fachverbände empfehlen das RC-Cornet® als Hilfsmittel
zeigte sich, dass H. influenza in Gegenwart von GS eine ver-                      der Atemphysiotherapie bei den Krankheitsbildern COPD,
änderte Biofilm-Struktur bildet, ohne dass dabei die Biofilm-                     Bronchiektasen, Lungenemphysem, Raucherhusten,
masse wesentlich beeinflusst wird. Um zu sehen, ob dies zu                        Asthma und Mukoviszidose.
einer erhöhten Antibiotikatoleranz führt wurden In-vitro
Experimente in Gegenwart von Azithromycin durchgeführt.                           1. Senkt Atemnot durch Weitung der Atemwege
   Nach 24 Stunden Inkubation war mit Azithromycin
und ohne GS eine deutliche Verringerung der Biofilmmasse                          2. Reduziert nachhaltig Husten durch Reinigung
nachweisbar, entsprechend der unbehandelten Kontrolle. In                            der Atemwege von Schleim
Gegenwart von GS war die Azithromycinwirkung dagegen
signifikant abgeschwächt. Insofern sind mit dieser Arbeit in-
teressante Hinweise darauf geschaffen worden, wie eine In-
fektionsbegünstigung durch Steroide zustande kommen
kann.

Problem: Multiresistenzen gegen ­Antibiotika
In der Behandlung akuter Exazerbationen stellen die sich
ubiquitär verbreitenden Multiresistenzen gegen Antibiotika
ein erhebliches Problem dar. Insbesondere zeigen sich ver-
mehrt Multiresistenzen gramnegativer Bakterien, zum Bei-
spiel Pseudomonas aeruginosa. Verschiedene Ursachen hier-                           PZN 08 418 667
                                                                                    Erstattungsfähig unter Hilfsmittel-Positions-Nummer 14.24.08.0004
für sind bekannt, unter anderem der nicht test- oder indika-
tionsgerechte Einsatz der Antiinfektiva. Auch der auf Inten-
sivstationen gepflegte einseitige, breite Antibiotikagebrauch
führt zu einem Selektionsdruck mit Vermehrung resistenter                         RC-Sauerstoffnasenbrille Kraton
Pseudomonaden.                                                                    Die angenehme Art, sich Luft zu verschaffen
                                                                                  Weiche Kraton-Nasenspitzen verhindern
Komorbiditäten bei COPD
                                                                                  Reizungen am Naseneingang – die Nase
  Anteil Patienten mit Begleiterkrankung (in %) – mehr als
  90 % aller COPD-Patienten hatten mindestens eine chronische
                                                                                  wird geschont. PZN 03 367 304
  ­Begleiterkrankung.
  60
                                                                                  Die Sauerstoffnasenbrille Kraton
                                                                                  ist auch ohne Phthalate erhältlich
  50           52                                                                 PZN 02 367 304
  40

  30                         34

                                           25
  20                                                     21
                                                                        16
  10

   0                                                                              Bitte die Gebrauchsanweisungen
          Artielle       Fettstoff- Adipositas Diabetes Arrhythmie
         Hypertonie      wechsel-                                                 beachten.
                        störungen
Quelle: García-Olmos L et al. BMC Fam Pract 2013 (129 Hausarztpraxen in Madrid)   Erhältlich in Apotheken,                         Fon +49 2602 9213-0
                                                                                  Sanitätshäusern oder unter:                      www.cegla-shop.de

1. Halbjahr 2016
COPD kommt selten allein - Begleiterkrankungen bei Sauerstoffpatienten - Sauerstoffliga
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

Antibiotika gegen P. aeruginosa auf              Die Studienautoren konnten zeigen,        Literatur:
Intensivstation                              dass auf Intensivstation häufig APA dann      1.	Crim e et al. Pneumonia risk with in-
In einer interessanten retrospektiven Stu-   eingesetzt wurden, wenn Patienten beatmet         haled Fluticasone f­uroate and vilante-
die auf einer Intensivstation über zehn      werden mussten. Eine schwierige respirato-        rol compared with vilanterol alone in
Jahre von Planquette et al.3 wurde der       rische Funktion wurde häufig sicherheits-         patients with eOPD. Ann Am Thorac
Einsatz von Antibiotika gegen P. aerugi-     halber mit APA abgedeckt, auch wenn kei-          Soc 2015; 12(1):27-34.
nosa bei AECOPD untersucht. Als primä-       ne Risikofaktoren für eine P.-aeruginosa-     2.	Earl et al. Haemophilus influenzae res-
re Zielpunkte wählten sie die korrekte       Infektion oder eine drohende Sepsis vorla-        ponds to glucocorticoids used in asth-
Indikationsstellung für Anti-Pseudomo-       gen. So waren in dieser Arbeit mehr als           ma therapy by modulation of biofilm
nas-Antibiotika (APA) und welche klini-      50 % der APA-Behandlungen nicht entlang           formation and antibiotic resistance.
schen Faktoren für die Verordnung maß-       der Risikokriterien für das Vorliegen einer       EMBO Molecular Medicine 2015;
geblich waren. Es wurden 111 AECOPD          P.-aeruginosa-Infektion ausgerichtet.             7:992-993.
Patienten eingeschlossen, von denen 35           Auch hatten in dieser Studie die mit      3.	Planquette B et al. Antibiotics against
intubiert und 52 mit NIV behandelt wur-      APA behandelten Patienten keine bessere           Pseudomonas aeruginosa for eOPD
den. Alle Patienten wiesen eine Infektion    Prognose. Folglich wird geraten, ein              exacerbation in !CU: a 10-year retros-
der unteren Atemwege auf, wurden inten-      „overprotective approach and antibiotic           pective study. Int J eOPD 2015;
sivmedizinisch versorgt und umgehend         overprescription“ zu vermeiden, zumal             10:379-388.                          •
probatorisch antibiotisch behandelt. Es      auch in einer kürzlich publizierten Studie
wurde unter anderem Behandlungsversa-        mit chirurgischen Patienten gezeigt wur-
gen als einkombinierter Endpunkt, beste-     de, dass ein konservativer antibiotischer             Prof. Dr. med. Rainer Willy Hauck
hend aus Tod, NIV-Behandlung oder Er-        Ansatz nicht mit einer schlechteren Prog-              Chefarzt Klinik für Pneumologie
fordernis oraler Steroide gewählt.           nose verbunden war.                                  und Beatmungsmedizin, Altötting

Lymphangioleiomyomatose –
eine seltene Krankheit mit seltener Indikation zur Sauerstofftherapie
Die Lymphangioleiomyomatose (LAM)wird zu den seltenen Lungenerkrankungen                   Merkmale der LAM
gerechnet. Sie betrifft nicht ausschließlich die Lunge. Sogenannte LAM-Zellen              Die häufigsten Symptome der LAM sind
kommen auch in der Niere, in Lymphknoten und in seltenen Fällen auch diffus im             verminderte Belastbarkeit, Atemnot oder
Bauchraum vor.                                                                             das Auftreten eines Pneumothorax Plat-
                                                                                           zen der Lungenbläschen mit Lufteintritt
                                                                                           in den Brustraum), die jeweils mit Häufig-
Die Ursache der LAM ist der Ausfall der      len Fällen ist jedoch die Langzeitprognose    keiten von 35-55 % vorkommen. Weitere
Tumorsuppressorproteine Tuberin (TSC2        deutlich besser.                              Symptome sind abdominelle Beschwerden
Gen) oder Hamartin (TSC1 Gen) durch                                                        bei Vorliegen eines Angiomyolipoms (gut-
Mutationen der entsprechenden Gene. Bei      Epidemiologie                                 artiger Nierentumor), ein chylöser Pleura-
den Patienten kommt es dadurch zur Aus-      Die LAM existiert in zwei Formen, als         erguss (fettreiche Flüssigkeitsansammlung
bildung von relativ homogen großen zys-      sporadische LAM (S-LAM) und als Teil          im Brustraum) oder auch Bluthusten.
tischen Strukturen in der Lunge mit kon-     einer ebenfalls sehr seltenen Erkrankung,        In der Lungenfunktion sind zumeist
sekutivem Verlust von Lungenparenchym.       der Tuberösen Sklerose (TSC-LAM). Die         der Atemstoß und die Sauerstoffaufnah-
Die Krankheits-Verläufe mit den resultie-    sporadische LAM betrifft praktisch aus-       me in den Kapillaren der Lunge reduziert.
renden respiratorischen Einschränkungen      nahmslos Frauen, die TSC-LAM kommt            Dabei lässt sich nahezu jedes Ausmaß der
sind sehr variabel. Die spezifische Thera-   ebenfalls ganz überwiegend bei Frauen         Einschränkung beobachten.
pie umfasst heute Sirolimus (Rapamycin)      vor. Die Prävalenz der S-LAM wird mit            In der Lunge dünnwandige, relativ
und ggf eine Hormontherapie mit Proges-      1-5/1x106 angegeben, eine TSC wird bei        gleichmäßig große Zysten, die Anzahl ist
teron. In selten Fällen mit großem Verlust   jedem 6000. Neugeborenen diagnosti-           sehr variabel.
an Lungenbläschen kommt es auch bei          ziert. Circa. 30 % der TSC Patienten ha-         Einen Pneumothorax (s.o.) erleben bis
der LAM zur globalen respiratorischen        ben eine Lungenbeteiligung, die vergli-       zu 66 % der Patientinnen mindestens ein-
Insuffizienz mit Sauerstoffbedürftigkeit     chen mit der S-LAM möglicherweise zu          mal, in bis zu 40 % auch als Erstmanifes-
und in Ausnahmefällen der Notwendig-         geringeren Ausprägungen der Lungendes-        tation, und häufig rezidivierend, sowohl
keit einer Lungentransplantation. In vie-    truktion führt.                               auf derselben Seite, wie auf der Gegen­

10                                                                                                                         O2-Report
seite. Das sind Angaben der deutschen Selbsthilfegruppe für
LAM.
    Die klinische Diagnose der LAM wird in den allermeisten
Fällen bei Frauen im reproduktiven Alter gestellt, das mittle-
re Alter beträgt zwischen 37 und 41 Jahre .
    Bei der Seltenheit der Erkrankung verwundert es nicht,
dass vom Auftritt der ersten Symptome bis zur Diagnosestel-
lung in Deutschland häufig mehrere Jahre vergehen. Meist
wird wegen begleitender Obstruktion ein Asthma bronchiale,
eine COPD oder ein Emphysem vermutet und behandelt.

Diagnostik
In der Regel führt ein Computertomogramm, welches auf-
grund von Belastungsdyspnoe oder aufgrund eines Pneumo-
thorax angefertigt wurde, zur Verdachtsdiagnose LAM und
dann zu weiteren diagnostischen Maßnahmen. Die LAM
muss nicht in jedem Fall histologisch bewiesen werden. Ein
typisches CT zusammen mit einem anderen klinischen
Merkmal, z.B. der Anwesenheit eines Angiomyolipoms an
einer Niere, oder eines Pneumothorax, eines Chylothorax
beweist die LAM.

Prognose
Hormonbetonte Phasen, wie etwa eine Schwangerschaft
oder die Einnahme eines östrogenbasierten Antikonzepti-
vums scheinen die Aktivität der Erkrankung zu beschleuni-
gen. Gleichzeitig wird vermutet, dass die Erkrankung nach
der Menopause einen weniger progressiven Verlauf nimmt.
    Das Alter zu Beginn der Symptomatik, Schwangerschaf-
ten, Rauchen, Zugehörigkeit zu bestimmten Ethnien und
das Auftreten eines Pneumothorax zeigten anscheinend kei-
nen Einfluß auf das Überleben; ein höheres Lebensalter bei
Diagnosestellung, sowie das Vorliegen eines renalen Angio-
myolipoms waren eher mit einer besseren Prognose asso­
ziiert.

Abbildung eines Computertomogramms des Brustkorbs
einer LAM-Patientin. Man erkennt unschwer die großen
Zysten, die so charakteristisch sind.

1. Halbjahr 2016
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

Therapie
Allgemeine Maßnahmen                                 Antiobstruktive Therapie                                 Lungentransplantation

Die Vermeidung einer Schwangerschaft                 Die häufig bestehende obstruktive Ven­                  LAM Patientinnen können wie andere Pa-
zumindest ab einer bestehenden leichtgra-            tilationsstörung kann mit einer anti­                   tienten mit nicht reversiblen strukturellen
digen Atemnot scheint empfehlenswert.                obstruktiven Therapie behandelt werden.                 Lungenerkrankungen transplantiert wer-
Nicht hormonelle Antikonzeptiva (z.B.                Mittel der Wahl sind derzeit inhalative                 den. Das Ergebnis ist keinesfalls schlech-
Spiralen) sollten bevorzugt werden.                  langwirksame Medikamente.                               ter als z.B. beim Emphysem oder der Lun-
    Bei einem Pneumothorax und bekann-                                                                       genfibrose.
ter LAM empfiehlt sich ein primär chirur-            Sirolimusbehandlung
gisches Vorgehen zur Wiederfixierung der                                                                     Ausblick
Lunge, welches eine höhere Chance bie-               Eine LAM-spezifische Therapie wird der-                 Neue Therapieansätze werden gesucht,
tet, einen erneuten Lungenriss zu verhin-            zeit mit Sirolimus durchgeführt. Nach                   die darauf abzielen, die LAM Zellen aus
dern. Dennoch können Rezidive vorkom-                wegweisenden ersten Studien zeigte sich                 dem Körper zu eliminieren. So wird Hyd-
men. Beim Chylothorax mit weißlich-trü-              mit Sirilimus (Rapamycin) eine Redukti-                 orxychloroquin derzeit in einer Phase I
ber Farbe, gelegentlich auch leicht blutig,          on der zirkulierenden LAM Zellen, eine                  Studie für diesen Ansatz evaluiert.
ist eine nahezu fettfreie Diät (kleiner              Verkleinerung der Angiolipome und eine                     Simvastatin, ein bekanntes Medika-
2-5 % Fett) über mindestens 6 Monate)                Verbesserung der Lungenfunktion.                        ment zur Blutfettsenkung, konnte in ei-
geeignet, ein Rezidiv zu verhindern. Soll-                                                                   nem Tiermodell die Zerstörung der Lun-
ten diese Maßnahmen nicht ausreichen,                Medroxyprogesteronacetat                                genstruktur und die LAM typische Zys-
wird eine Fixierung der Lunge an der                                                                         tenbildung reduzieren, und kann das
Brustwand mit chemischen Substanzen                  Progesteron wurde auch von einer euro-                  Wachstum von LAM Zellen im Reagenz-
und / oder eine Operation empfohlen.                 päischen Task Force als mögliche Thera-                 glas hemmen. Simvastatin wird daher als
    LAM-Patientinnen weisen in ca 40 %               pie für Patientinnen mit schneller Progres-             ein möglicher Kombinationspartner für
einen gutartigen Nierentumor auf. Kleine             sion bezeichnet, als Sirolimus noch nicht               Sirolimus in der Therapie der LAM be-
Angiomyolipome sind meist unauffällig,               zur Therapie der LAM zur Verfügung                      trachtet und eine erste Verträglichkeitsstu-
größere können Flankenschmerzen, bluti-              stand. Die applizierten Dosen variierten                die wurde gestartet. Es ist sehr zu hoffen,
gen Urin und Nierenversagen verursa-                 in den Fallberichten und Studien zum Teil               dass weitere Medikamente gefunden wer-
chen. In Abhängigkeit von der Größe                  stark zwischen 75 und 800mg /Monat                      den, um bei dieser Erkrankung die fort-
empfiehlt sich daher Tumore mit einem                i.m. wobei 400 - 500mg/Monat i.m. am                    schreitende Lungenzerstörung zu verhin-
Durchmesser größer 4 cm mittels arteriel-            häufigsten genannt wurden.                              dern. Große Hoffnung wird dabei auch in
ler Embolisation zu therapieren.                         Heute kann Medroxyprogesteron i.m.                  die Gentherapie gesetzt.                  •
                                                     allenfalls als Reservemedikation einge-
                                                     setzt werden, wenn Sirolimus nicht ver-                                        D. Kirsten, Großhansdorf
                                                     tragen wird.

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                                                                                                             Kreisklinik Bad Reichenhall
                                                                                                                               Akademisches Lehrkrankenhaus
                        Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin                                                   der Ludwig-Maximilians-Universität München
                        Wir sind als Akutklinik kompetent für:                                                            Wir halten für Sie bereit:
                        + Behandlung aller Lungen- und Rippenfellerkrankungen                                             + Komfortable Zimmer
                        + Therapie Ihrer Begleiterkrankungen (z.B. Osteoporose, Diabetes, KHK,...)                        + Leistungsstarkes Ärzteteam, freund-
                        + alle Arten bronchoskopischer und thorakoskopischer Eingriffe                                      liches und engagiertes Pflegeteam,
                        + stationäre Optimierung Ihrer Sauerstoff- und Beatmungstherapie                                    kompetente Physikalische Medizin
                        + Entwöhnung von der Beatmungsmaschine (Weaning-Center)                                           + sehr gute Verpflegung
                        + Diagnostik im Schlaflabor                                                                       + enge Kooperation mit leistungsstarken
                        + Einstellung auf nächtliche Beatmungstherapie                                                      Partnern in der Rehabilitationsmedizin
                        + enge Zusammenarbeit mit der Thoraxchirurgie, Onkologie sowie den Rehabilitationszentren           und im AHB-Sektor durch das Lungen-
                        + Behandlung komplizierten Hustens („Cough Center“)                                                 Zentrum Südost
                                       Wir freuen uns auf Sie – bitte melden Sie sich an (am besten durch den Hausarzt)
         Innere Medizin, Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin
         Chefarzt Dr. Ch. Geltner MSc, MBA        T 08651 772 351 , F 08651 772 151
         Kreisklinik Bad Reichenhall              E christian.geltner@kliniken-sob.de                   Wir sind Mitglied im LungenZentrum Südost
         Riedelstr. 5, 83435 Bad Reichenhall      www.kreisklinik-badreichenhall.de                                 www.lungenzentrum-suedost.de

12                                                                                                                                                    O2-Report
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

Komorbidität und Multimorbiditäten bei COPD

                                                                                             körperliche
                                                                                             Einschrän-
                                                                                               kungen

                        Herz-
                      Kreislauf-
                     Erkrankung
                                                        COPD
                                                      Emphysem
                                                      Chronische
                                                                                                           Diabetes
                                                      Bronchitis

                    Depression

                                                                                           Osteoporose

                                      Harn-
                                   inkontinenz                   Gewichts-
                                                                  verlust

  © Margrit Selle 2016

Als Komorbidität oder Begleiterkrankung wird eine zusätzliche Erkrankung zu einer        kulären Krankheiten ist wie bei einigen
Grunderkrankung bezeichnet. Die Begleiterkrankung muss diagnostisch abgrenzbar           anderen Erkrankungen das Rauchen ein
sein. Komorbiditäten können, müssen aber nicht mit der Grunderkrankung zusam-            Hauptauslöser, vor allem jahrzehntelange
menhängen. Bei mehreren Erkrankungen spricht man auch von Multimorbidität.               und inhalative Rauchgewohnheiten. Auch
Abgeleitet wird der Name von morbus (lat.) und bedeutet Krankheit.                       Lungenhochdruck (pulmonale Hyperto-
                                                                                         nie) und Rechtsherzinsuffizienz sind mög-
                                                                                         liche Begleiterkrankungen der COPD. Bei
Da bei COPD-Erkrankten Veränderungen       Depression als häufigste Begleiterkran-       der Rechtsherzinsuffizienz verdickt die
und Prozesse, auch entzündliche (in-       kungen.                                       Muskelwand des Herzens infolge eines
flammatorische) in mehreren verschiede-       Komorbiditäten sind umso häufiger je       Sauerstoffmangels (Hypoxie). Da das Blut
nen Organen stattfinden, wird auch von     älter der Patient wird. Auch bei nicht lun-   aus der rechten Herzkammer gegen einen
einer systemischen Erkrankung gespro-      generkrankten Senioren können mehrere         erhöhten Widerstand in die Lunge fließen
chen. Da die Sauerstoffaufnahme als auch   Erkrankungen wie Bluthochdruck (Hy-           muss verdickt sich die Muskelwand des
die Kohlendioxidabgabe unseren ganzen      pertonie), Zuckerkrankheit (Diabetes          Herzens. Mit der Zeit kann das Herz
Körper mit allen Organen betreffen, kann   mellitus) oder Herzinsuffizienz auftreten.    nicht mehr effizient arbeiten. Es entsteht
eine Störung im Atemsystem auch andere     Da die Menschen heute in der Regel älter      das sog. Cor pulmonale.
Krankheiten auslösen.                      werden, muss immer öfter auch mit ge-             Eine weitere häufige Begleiterkran-
   Bei einer COPD mit und ohne Lungen-     sundheitlichen Einbußen und damit ver-        kung des COPD-Patienten ist ein Diabetes
emphysem zählen zu den Komorbiditäten      bunden mit psychosozialen Belastungen         mellitus. Dies ist eine Stoffwechselstö-
Herz-Kreislauf (cardiovaskuläre) Erkran-   gerechnet werden.                             rung, bei der die Bauchspeicheldrüse
kungen, körperliche Einschränkungen,          Zu den Herz-Kreislauferkrankungen          (Pankreas) zu wenig oder gar kein Insulin
Gewichtsverlust oft verbunden mit einer    gehören der Bluthochdruck (Hypertonie),       produziert. Anzeichen können ein ver-
Muskeldysfunktion, Osteoporose, Diabe-     die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) und       mehrtes Durst- oder Hungergefühl so wie
tes mellitus, Harninkontinenz oder/und     das Vorhofflimmern. Bei den cardiovas-        vermehrtes Wasserlassen sein. Der Insu-

1. Halbjahr 2016                                                                                                              13
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

    Sturzprävention

           ■   Kraft- und Balancetraining durchführen
               (z. B. Tai Chi)

           ■   Gleichgewichtstraining

           ■   umgebungsbedingte Sturzgefahren beseitigen
               bzw. kennzeichnen

           ■   für geeignete Beleuchtungsverhältnisse sorgen
               – Blendeffekte vermeiden, Lichtschalter gut
               erreichbar, Hindernisse und Stolperfallen
               beseitigen (z. B. Teppiche, Netzkabel, Möbel,
               Türschwellen, auf glänzende Böden verzichten)

           ■   Haltegriffe in Bad, Toilette und Flur anbringen
               lassen

           ■   Stühle, (Pflege-)Betten, Rollstühle oder
               Körpergröße anpassen

  © Margrit Selle 2015

linmangel führt zu einer Erhöhung der          wichtsverlust bemerkbar und eine Aus-       lichts (auch bei bewölktem Wetter) zu bil-
Blutzuckerwerte.      Blutzuckerkontrollen     zehrung (Kachexie) ist zu sehen. Die        den. Eier, Milch und Butter sind reich an
sollten stets erfolgen. Laut Deutscher Ge-     „Blue Bloater“ dagegen sind übergewich-     Vitamin D. - Phosphat und Oxalsäure,
sellschaft für Pneumologie leidet jeder        tig und die Atmung kann durch das Über-     die u. a. in viel Fleisch, Schmelzkäse, Soft-
dritte COPD-Patient auch an Diabetes           gewicht zusätzlich erschwert werden, so     drinks oder schwarzem Tee enthalten
mellitus. Wird Diabetes nicht oder nur         dass dieses reduziert werden sollte.        sind, blockieren die Einlagerung von Kal-
unzureichend behandelt, kommt es zu                Zu den Begleiterkrankungen zählt        zium in die Knochen und sollten daher
Durchblutungsstörungen. Diese können           auch der Knochenschwund (Osteoporo-         gemieden werden.
verschiedene Organe wie Augen, Nieren,         se). Dies ist eine Skeletterkrankung, mit       Kalziumhaltige Ernährung ist hier ne-
Gefäße oder/und Nerven schädigen. Ver-         niedriger Knochendichte durch den Ab-       ben der Versorgung mit Mikronährstof-
minderte Empfindungen in den Füßen             bau von Knochensubstanz und einer Stö-      fen ein Muss. Dazu zählen u.a. Milchpro-
oder Durchblutungsstörung der Extremi-         rung der Knochenstruktur. Das Risiko für    dukte wie Hartkäse und Joghurt, Gemü-
täten wie die periphere arterielle Ver-        Knochenbrüche (Frakturen) ist somit er-     sesorten wie Brokkoli und Grünkohl,
schlusskrankheit (paVK) können eben-           höht, da die Knochen brüchiger sind. Die    aber auch Fisch z. B. Lachs oder Makrele.
falls entstehen.                               zugrunde liegende systemische Entzün-           Die Bewegung kann bei der Osteopo-
    Ein Gewichtsverlust ist häufig bei         dung durch COPD sowie Nebenwirkun-          rose die Funktion der knochenaufbauen-
COPD-Patienten im fortgeschrittenen            gen von langjährigen und hochdosierten      den Zellen verbessern und zum anderen
Stadium anzutreffen. Ein Grund für die         Cortisongaben können den Stoffwechsel       durch die bessere Koordination und Be-
Gewichtsreduktion kann eine geringere          der Knochen zusätzlich beeinträchtigen.     weglichkeit auch das Risiko für Stürze
Nahrungsaufnahme aufgrund krankheits-              Präventiv kann Vitamin D in Tablet-     und Knochenbrüche verringern.
bedingter Appetitlosigkeit sein. Auch ein      tenform genommen werden. Der Körper             Viele COPD-Patienten leiden zudem
erhöhter Energieaufwand bei der Atemar-        kann zwar das Vitamin D selbst aus Cho-     unter Depressionen sowie Angst und Pa-
beit trägt zu einer Entkräftung des gesam-     lesterin herstellen, benötigt dazu aber     nik bei und vor Atemnot oder End-of-
ten Energiehaushaltes bei. Vor allem bei       Sonnenlicht. Empfohlen wird für jeden       Life-Ängste (Ängste vor der Endphase des
den „Pink Puffern“, die besonders unter        COPDler ein täglicher Aufenthalt im Frei-   Lebens). Auch Progredienzängste (Ängste
starker Atemnot und trockenem Reizhus-         en von mind. 30 Minuten, um Vitamin D       vor dem Fortschreiten der Krankheit) sind
ten ohne Auswurf leiden, ist der Ge-           durch die UVB-Strahlung des Sonnen-         sehr häufig. Die Einschränkung der Mobi-

14                                                                                                                           O2-Report
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

lität, Schwierigkeiten bei der Bewältigung   dentraining unter fachkundiger Anleitung    lichkeiten oder Aufhebungen der einzel-
der Hausarbeit, das Gefühl den Anforde-      z.B. Physiotherapeuten erlernt werden.      nen Wirkungen stattfinden. Auch die
rungen des Alltags nicht mehr gewachsen      Beratung zum Trink- und Blasenentlee-       Compliance (kooperative Bereitschaft die
zu sein, können depressive Zustände aus-     rungsverhalten aber auch eine medika-       Therapie einzuhalten) ist ein wichtiger
lösen. Eine Depression verschlechtert die    mentöse Therapie sind zu bedenken.          Punkt, um die Erkrankungen zu bewälti-
Lebensqualität eines COPD-Patienten.            Der Alltag und die Lebensqualität kön-   gen.
Ein Rückzug ins häusliche Umfeld ohne        nen erhebliche Einbußen erleiden. Die
soziokultureller Teilhabe am Leben kann      Therapie umfasst somit alle Aspekte der     Quellen:
zur Vereinsamung und Isolation führen.       verschiedenen Erkrankungen. Neben ent-      1.	Bundesgesundheitsblatt – Gesund-
Betroffene brauchen psychologische Un-       sprechender Medikation gilt es bei allen        heitsforschung – Gesundheitsschutz,
terstützung. Neben einer psychotherapeu-     Erkrankungen verständlicherweise mit            Volume 54
tischen Begleitung sind die Selbsthilfe-     dem Rauchen aufzuhören, sich gesund         2.	A. Mehnert, J. Volkert, O. Wlodar-
gruppen eine wichtige Anlaufstelle (s.       und ausgewogen zu ernähren, keinen oder         czyk und S. Andreas
www.sauerstoffliga.de Regionale Grup-        nur minimalen Alkohol zu trinken und        3.	H. Watz; H. Magnussen und Pneumo-
pen). Auch telefonische Kontakte und Ge-     sich ausreichend zu bewegen. Bewegung,          logisches Forschungsinstitut am Kran-
spräche sind hier mit Gleichbetroffenen      vor allem der Arme und des Oberkörpers          kenhaus GroßhansdorfKrankenhaus
möglich und können helfen.                   mit Atemübungen können auch im Sitzen       4.	Professor Dr. Kurt Rasche, Wuppertal
    Unter einer Harninkontinenz leiden ca.   durchgeführt werden (sog. Hockergym-            COPD und Asthma 01/2013 & 3/
zwei von drei COPD-Patienten. Die Bla-       nastik).                                        2015                               •
senschwäche wird dabei durch Husten             Ein wichtiger Aspekt ist auch die Ver-
begünstigt. Dieses Leiden gehört noch im-    netzung des Hausarztes mit den Fachärz-
mer zu den Tabuthemen. Als Therapie-         ten hinsichtlich der Therapie und der Me-                               Margrit Selle
maßnahme sollte ein gezieltes Beckenbo-      dikamente, damit hier keine Unverträg-                        Dipl.-Pflegewirtin (FH)

                                                                                                                    HOMECARE
                                                                                                                    Pneumologie
                                                                                                                    Neonatologie

DAMIT SIE DURCHATMEN KÖNNEN.                                                                                        Anästhesie
                                                                                                                    Intensivbeatmung
                                                                                                                    Schlafdiagnostik
                                                                                                                    Service
                                                                                                                    Patientenbetreuung

                                                                                                                    Heinen + Löwenstein
                                                                                                                    Arzbacher Straße 80
                                                                                                                    D-56130 Bad Ems
                                                                                                                    Telefon: 0 26 03/96 00-0
                                                                                                                    Fax: 0 26 03/96 00-50
                                                                                                                    Internet: hul.de
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

Vollwertig Essen und Trinken nach
den 10 Regeln der DGE
Vollwertig essen hält gesund, fördert Leistung und Wohlbefinden. Die Deutsche                 zeugnissen, Milchprodukten, Gebäck und
­Gesellschaft für Ernährung hat auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse       Süßwaren sowie in Fast-Food- und Fertig-
 10 Regeln formuliert, die Ihnen helfen, genussvoll und gesund erhaltend zu essen.            produkten meist enthalten ist. Insgesamt
                                                                                              60 – 80 Gramm Fett pro Tag reichen aus.

                                                                                              6. Z
                                                                                                  ucker und Salz in Maßen
                                                                                              Verzehren Sie Zucker und Lebensmittel,
                                                                                              bzw. Getränke, die mit verschiedenen Zu-
                                                                                              ckerarten (z. B. Glucosesirup) hergestellt
                                                                                              wurden nur gelegentlich. Würzen Sie kre-
                                                                                              ativ mit Kräutern und Gewürzen und we-
                                                                                              nig Salz. Verwenden Sie Salz mit Jod und
                                                                                              Fluorid.

                                                                                              7. R
                                                                                                  eichlich Flüssigkeit
                                                                                              Wasser ist absolut lebensnotwendig. Trin-
                                                                                              ken Sie rund 1,5 Liter Flüssigkeit jeden
                                                                                              Tag. Bevorzugen Sie Wasser – ohne oder
                                                                                              mit Kohlensäure – und andere kalorienar-
                                                                                              me Getränke. Alkoholische Getränke soll-
                                                                                              ten nur gelegentlich und nur in kleinen
                                                                                              Mengen konsumiert werden.

1. Vielseitig essen                           4. Täglich Milch und Milchprodukte;           8. S chmackhaft und schonend
Genießen Sie die Lebensmittelvielfalt.            ein- bis zweimal in der Woche                  ­zubereiten
Merkmale einer ausgewogenen Ernäh-                Fisch; Fleisch, Wurstwaren sowie            Garen Sie die jeweiligen Speisen bei mög-
rung sind abwechslungsreiche Auswahl,             Eier in Maßen.                              lichst niedrigen Temperaturen, soweit es
geeignete Kombination und angemessene          Diese Lebensmittel enthalten wertvolle         geht kurz, mit wenig Wasser und wenig
Menge nährstoffreicher und energiearmer        Nährstoffe, wie z. B. Calcium in Milch,        Fett – das erhält den natürlichen Ge-
Lebensmittel.                                  Jod, Selen und Omega-3-Fettsäuren in           schmack, schont die Nährstoffe und ver-
                                               Seefisch. Fleisch ist Lieferant von Mine-      hindert die Bildung schädlicher Verbin-
2. R
    eichlich Getreideprodukte – und           ralstoffen und Vitaminen (B1, B6 und           dungen.
   Kartoffeln                                  B12). Mehr als 300 bis 600 g Fleisch und
Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am bes-   Wurst pro Woche sollten es nicht sein. Be-     9. N
                                                                                                  ehmen Sie sich Zeit, genießen
ten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten   vorzugen Sie fettarme Produkte, vor allem         Sie Ihr Essen
kaum Fett, aber reichlich Vitamine, Mineral-   bei Fleischerzeugnissen und Milchpro-          Bewusstes Essen hilft, richtig zu essen.
stoffe sowie Ballaststoffe und sekundäre       dukten.                                        Auch das Auge isst mit. Lassen Sie sich
Pflanzenstoffe. Verzehren Sie diese Lebens-                                                   Zeit beim Essen. Das macht Spaß, regt an
mittel mit möglichst fettarmen Zutaten.        5. Wenig Fett und fettreiche                  vielseitig zuzugreifen und fördert das Sät-
                                                  ­Lebensmittel                               tigungsempfinden.
3. G
    emüse und Obst – Nimm „5“ am              Fett liefert lebensnotwendige (essenzielle)
   Tag …                                       Fettsäuren und fetthaltige Lebensmittel        10. Achten Sie auf Ihr Gewicht und
Genießen Sie 5 Portionen Gemüse und            enthalten auch fettlösliche Vitamine. Fett         bleiben Sie in Bewegung
Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz        ist besonders energiereich, daher kann zu      Ausgewogene Ernährung, viel körperliche
gegart, oder auch 1 Portion als Saft – ide-    viel Nahrungsfett Übergewicht fördern.         Bewegung und Sport (30 bis 60 Minuten
alerweise zu jeder Hauptmahlzeit und           Zu viele gesättigte Fettsäuren erhöhen das     pro Tag) gehören zusammen. Mit dem
auch als Zwischenmahlzeit: Damit wer-          Risiko für Fettstoffwechselstörungen, mit      richtigen Körpergewicht fühlen Sie sich
den Sie reichlich mit Vitaminen, Mineral-      der möglichen Folge von Herz-Kreislauf-        wohl und fördern Ihre Gesundheit.    •
stoffen sowie Ballaststoffen und sekun-        Krankheiten. Bevorzugen Sie pflanzliche
dären Pflanzenstoffen (z. B. Carotinoiden,     Öle und Fette (z. B. Raps- und Sojaöl und
Flavonoiden) versorgt. Das Beste, was Sie      daraus hergestellte Streichfette). Achten               Margrit Selle (nach Quelle: DGE
für Ihre Gesundheit tun können.                Sie auf unsichtbares Fett, das in Fleischer-       Deutsche Gesellschaft für Ernährung)

16
COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

     Pflegerische Aspekte
     bei Begleiterkrankungen der COPD
                                                                                               gensport, SHG etc.) sollte keine Tablette
     Wie im Artikel „Comorbiditäten bei COPD“ schon die häufigsten Begleiterkrankungen         nehmen, wenn nicht gewährleistet ist,
     kurz erwähnt wurden, möchte ich jetzt dazu ein paar pflegerische Punkte im Alltag         dass schnellstmöglich eine Toilette in der
     aufzeigen. Angesichts der diversen Krankheitsbilder können hier aber nur wenige rele-     Nähe erreichbar ist. Auch sollten Was-
     vante Punkte der sehr komplexen einzelnen Maßnahmen vorgestellt werden.                   sertabletten immer morgens eingenom-
                                                                                               men werden, um nächtliche Toilettengän-
                                                                                               ge zu vermeiden, da hier durch Schläfrig-
     Zusätzlich zur Lungenerkrankung muss        sertabletten), Betablocker, Kalziumanta-      keit oft erhöhte Sturzgefahr besteht.
     jede Begleiterkrankung entsprechend be-     gonisten und/oder ACE-Hemmer ver-                Allgemein gilt es das Gewicht zu nor-
     handelt werden.                             schrieben. Hier ist es wichtig, die Einnah-   malisieren. Übergewicht muss abgebaut
                                                 me regelmäßig nach Plan ein zu halten,        werden.
     Herz-Kreislauferkrankungen                  um einen Spiegel im Blut zu gewährleisten        Die Salzzufuhr sollte um die Hälfte mi-
     Ein Bluthochdruck (Hypertonie), der zu      und damit „Ausrutscher“ wie erneute           nimiert werden, da Salz zwar lebensnot-
     den häufigsten Erkrankungen zählt, muss     Hochdruckspitzen und damit Belastungen        wendig ist, aber zu viel des Guten verur-
     medikamentös eingestellt werden, er zer-    der Blutgefäße und Organe zu vermeiden.       sacht Schäden. Meistens nehmen wir das
     stört unbehandelt langsam das Herz.            Bei den Wassertabletten allerdings gibt    Doppelte zu uns als reichen würde. Vor-
        Bei der ärztlichen Therapie werden       es Ausnahmen. Wer das Haus verlassen          sicht ist geboten bei verstecktem Salz in
     meist Medikamente wie Diuretika (Was-       muss (z. B. Arztbesuch, Einkaufen, Lun-       Wurst, Brot und Käse.

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                                                                QWDUGH
                                                OL Q G H HOHPH
                                             ZZZ

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COPD-BEGLEITERKRANKUNGEN

   Es sollte auf eine moderate Lebenswei-           Die medikamentöse Therapie ist ähn-     begrenzen hinsichtlich einer Ödembil-
se geachtet werden, d.h. wenig Alkohol,         lich des Bluthochdruckes plus Gabe von      dung (Wasseransammlung im Gewebe).
kein Nikotin, Erlernen von Stressbewälti-       Herzglykosiden zur Herzstärkung. Die        Es wird durch die geschwächte Herzleis-
gungsstrategien und Entspannungstechni-         regelmäßige Einnahme der verordneten        tung nicht mehr abtransportiert. Die
ken wie PMR (progressive Muskelent-             Medikamente ist ein absolutes Muss.         Trinkmenge wird vom Arzt festgelegt.
spannung), autogenes Training oder me-              Es ist auf körperliche und seelische       Gleichzeitig ist eine Obstipation
ditative Übungen.                               Entlastung zu achten, ausreichend Schlaf    (Stuhlverstopfung) zu vermeiden.
                                                und regelmäßige körperliche moderate           Zur Entlastung des Herzens und der
Herzschwäche                                    Bewegung im Rahmen der Möglichkeiten.       Atmung sollte der Oberkörper erhöht
Bei der Herzschwäche (Herzinsuffizienz)         Auf alle Fälle Überbelastungen vermei-      werden – sitzende Haltung auch zum
ist die Leistungsfähigkeit bereits stark ein-   den.                                        Schlafen.
geschränkt. Die Kontraktionsfähigkeit               Es sollte leicht verdauliche Kost in
des Herzens lässt nach und damit sowohl         häufigen kleinen Mahlzeiten zu sich ge-     Diabetes
die Pumpleistung als auch die Sauerstoff-       nommen werden, keine Mahlzeiten am          Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit
versorgung.                                     späten Abend, ggf. die Flüssigkeitszufuhr   genannt, ist eine Stoffwechselstörung. Als
                                                                                            Begleiterkrankung ist der erworbene Dia-
                                                                                            betes der Typ 2, bei dem meist noch etwas
                                                                                            Insulin produziert wird. Neben erhöhtem
                                                                                            Durstgefühl und häufigen Wasserlassens
   Bei allen Erkrankungen ist zu achten auf …                                               können auch Erbrechen, ständige Müdig-
                                                                                            keit, Schwäche und Sehstörungen Symp-
                                                                                            tome für einen Diabetes sein.
                                                                                               Der Insulinmangel führt zu einer Erhö-
                                                                                            hung der Blutzuckerwerte. Blutzucker-
                                                                                            kontrollen sollten stets mit einem eigenen
                                                                                            BZ-Messgerät erfolgen. Dieses kann man
                                                                                            beim Diabetologen oder Hausarzt mit ei-
                                                                                            ner Einweisung in das entsprechende Ge-
                                                                                            rät erhalten.
                                                                                               Bei Sehschwäche ist auf ein Display
                                                                                            mit großen Lettern zu achten. Oft reichen
                                                                                            Tabletten bevor Insulin gespritzt werden
                                                                                            muss. Auch sollte ein Diabetes-Tagebuch
                                                                                            mit allen Werten, Insulineinheiten und be-
                                                                                            sonderen Ereignissen geführt werden.
                                                                                            Laut Deutscher Gesellschaft für Pneumo-
                                                                                            logie leidet jeder dritte COPD-Patient
                                                                                            auch an Diabetes mellitus.
                                                                        Kein                   Je nach Befund werden orale Antidia-
                                                                       Nikotin              betika verabreicht oder Insulin gespritzt.
                                                                                            Wird Diabetes nicht oder nur unzurei-
                 Moderate
                                                                                            chend behandelt, kommt es zu Durchblu-
                 Bewegung
                                                                                            tungsstörungen. Diese können verschiede-
                                                                                            ne Organe wie Augen, Nieren, Gefäße
                                                                                            oder/und Nerven schädigen. Verminderte
                                             Stress-                                        Empfindungen in den Füßen oder Durch-
                                          reduzierung                                       blutungsstörung der Extremitäten (Beine
                                                                                            & Arme) können Anzeichen sein. Die pe-
                                                                   Sinnvolle
                                                                                            riphere arterielle Verschlusskrankheit
                                                                  Ernährung
                                                                                            (paVK) wird im Volksmund Schaufenster-
                Gewicht im                                                                  krankheit genannt, da wegen der Schmer-
                Normbereich                                                                 zen in den Beinen die Betroffenen häufig
                                                                                            stehenbleiben und so tun als ob sie sich
                                                                                            die Auslagen anschauen.
                                                                                               Ein Diabetiker sollte täglich seine Füße
                                                                                            beobachten und pflegen. Mit einem Spie-
 © Margrit Selle 2016
                                                                                            gel können die Fußsohlen inspiziert wer-

18                                                                                                                          O2-Report
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