Kommunalwelt.de - Kongress-kommunal 2020 Strukturwandel gestalten - Kommunalpolitische Blätter
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kommunalwelt.de DIGITAL PROGRAMM Strukturwandel gestalten Kongress-kommunal 2020 6. und 7. November 2020 Digital
??? ??? ??? Gemeinsam allem YY gewachsen. XXX YYYYY Foto: © ??? Gerade jetzt ist Zusammen- halt wichtiger denn je. Darum machen wir uns für XXX die stark, die sich für die YYY ZZZ Gemeinschaft stark machen. Und unterstützen Künstler, Sportler, Unternehmer vor Ort und all diejenigen, die sich für andere einsetzen. gemeinsamallemgewachsen.de 2
kommunalwelt.de 2 | 2020 Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Strukturwandel gestalten“ Funktionierende kommunale Strukturen erhalten Stabili- - so lautet das Motto des tät, Wohlstand und Sicherheit. Gerade aus kommunaler diesjährigen Kommunal- Sicht kann sich die Arbeit der unionsgeführten Bundes- Kongresses, der eigent- regierung in dieser zu Ende gehenden Wahlperiode sehen lich am 6. und 7. Novem- lassen. Viele kommunal relevante Vorhaben sind umge- Foto: © Bernhardt Link – KPV ber in Bochum stattfin- setzt worden. So die positive Einschätzung des Bundes- den sollte. Mit Blick auf vorsitzenden der Kommunalpolitischen Vereinigung der den Gesundheitsschutz CDU und CSU Deutschlands (KPV), Christian Haase MdB, hat die Kommunalpoliti- der ab Seite 4 die geleistete Arbeit genauer unter die Lu- sche Vereinigung der pe nimmt. CDU und CSU Deutsch- lands (KPV) am 18. September 2020 entschieden, die Die Kommunen haben starke Partner, die verlässlich an zweitägige Veranstaltung als Digitalkonferenz durchzu- ihrer Seite stehen. Davon zeugen die weiteren Beiträge in führen. Das ist für die große kommunale Familie der Uni- diesem Heft, die sich mit dem Infrastrukturausbau, nach- on eine tolle Chance, völlig ortsunabhängig und virenfrei haltigem Wirtschaften und Entsorgen, der Energiewende, virtuell zusammenzukommen und die zeitgemäßen Mög- der Versorgung vor Ort und den besonderen Anforderun- lichkeiten des persönlichen und inhaltlichen Austausches gen für eine klimaschonende Mobilität der Zukunft be- erstmals auszuprobieren. schäftigen, aber lesen Sie selbst. Ein knappes Jahr vor der nächsten Bundestagswahl wol- Der Kongress-kommunal wird digital – machen Sie mit! len wir auf unserem Kongress frühzeitig die inhaltliche Debatte über das anstehende Wahl- und Regierungspro- Es grüßt Sie herzlich gramm mitbestimmen und einen besonderen Schwer- punkt auf die Stärkung der kommunalen Selbstverwal- Ihr tung legen. Wir wollen vor Ort den Strukturwandel selbst gestalten und brauchen dafür die besten Rahmenbedin- gungen. Die Herausforderungen sind nicht neu, werden aber durch Wirtschafts-, Finanz-, und Gesundheitskrisen offensichtlicher und beschleunigt. Wir laden Sie herzlich Tim-Rainer Bornholt ein, sich engagiert an unseren Diskussionen zu beteili- Hauptgeschäftsführer der Kommunalpolitischen gen. Eine Programmübersicht finden Sie auf den Seiten Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands (KPV) 20-21 in diesem Heft. Inhaltsverzeichnis 4 Christian Haase MdB: Kommunalpolitische Bilanz 26 Dr. Angelus Bernreuther: Frequenzanker der Zukunft im Handel 10 Ingbert Liebing: Digitale Daseinsvorsorge: Stark – auch in 28 Deutsche Glasfaser: Digitalisierung erfordert Glasfasernetze – Krisenzeiten jetzt und flächendeckend 12 Prof. Dr. Rolf Bracke: Deutschland hat genug Energie für den 30 Ronald R.F. Lünser: Verkehrswende in Corona-Zeiten: Wandel Ein Kraftakt 16 PD Dr. Ariane Berger: Mit Offenheit und Kooperation zum 34 Thomas Hülsmann: Kreislaufwirtschaft im Fokus Erfolg 36 Dr. Jochen Roose: Eine Studie zum Erleben von Strukturwandel 20 Programm Kongress-kommunal Digital 38 Hermann-Josef Arentz: Wie Landkreise von der Digitalisierung 22 Helmut Schleweis: Nähe bleibt ein starkes Fundament für Wirt- profitieren schaft und Gesellschaft 38 Impressum 24 Remondis: Kommunen sind wichtige Akteure des globalen Kli- maschutzes 3
Funktionierende kommunale Strukturen erhalten Stabili- tät, Wohlstand und Sicherheit. Kommunale Selbstverwal- tung gewährleistet Lebensqualität für alle Menschen in unserem Land. Gerade aus kommunaler Sicht kann sich die Arbeit der Großen Koalition in der laufenden Wahlperio- de sehen lassen. Viele kommunal relevante Vorhaben sind bereits umgesetzt worden. Ein Jahr vor der Bundestagswahl Kommunalpolitische Bilanz Das gilt in besonderer der Bund die kommunale Finanzlage mit rund 3,7 Milliar- Foto: © Jan Kopetzky Weise für den Umgang den Euro jährlich stärken. mit den Folgen der Coro- na-Pandemie. Allein im Einen Tag nach dem Bundestag stimmte am 18. Septem- Jahr 2020 stellt der Bund ber 2020 auch der Bundesrat einer Grundgesetzänderung bei den kommunal rele- und einem flankierenden Begleitgesetz zu. vanten Maßnahmen des Konjunkturpakets rund Bund und Länder gleichen in diesem Jahr einmalig die er- 23,219 Milliarden Euro warteten Mindereinnahmen der Städte und Gemeinden zur Verfügung. Für die Christian Haase MdB bei der Gewerbesteuer in Folge der Corona-Pandemie kommenden Jahre sind Vorsitzender der Kommunal- politischen Vereinigung der CDU aus. Hierfür wird ein neuer Artikel 143 h ins Grundgesetz Verpflichtungsermächti- und CSU Deutschlands (KPV) und eingefügt, der automatisch am 31. Dezember 2020 wie- gungen über rund zehn der AG Kommunalpolitik der CDU/ CSU-Fraktion im Deutschen der außer Kraft tritt. Milliarden Euro vorgese- Bundestag hen. Zum Vergleich: Im Außerdem beteiligt sich der Bund künftig mit bis zu 74 Bundeshaushalt 2020 Prozent an den Leistungen für Unterkunft und Heizung (ursprüngliche Fassung) hat der Bund 32,552 Milliarden in der Grundsicherung für Arbeitssuchende - bisher sind Euro mit kommunalem Bezug bereitgestellt – in den Jah- es 49 Prozent. Um auszuschließen, dass damit eine Bun- ren 2014 bis 2019 standen insgesamt rund 192,235 Mil- desauftragsverwaltung vom Bund an Städte und Ge- liarden Euro mit kommunalem Bezug bereit, im Jahres- meinden eintritt, wird Artikel 104a Absatz 3 Grundge- durchschnitt also 32,039 Milliarden Euro. Dauerhaft wird setz ergänzt: Danach greift die Bundesauftragsverwal- 4
kommunalwelt.de 2 | 2020 • Mit der Verlängerung des Übergangszeitraums zur An- wendung des § 2b UStG um zwei Jahre über den 31.12.2020 hinaus verschaffen wir den Kommunen, aber auch dem Bundesfinanzministerium mehr Zeit für eine rechtssichere Umsetzung der neuen Regelungen. Wohnungsbaupolitische Maßnahmen Wohnungsbaupolitische Maßnahmen wie die Stärkung des sozialen Wohnungsbaus, die Steuerliche Förderung des Mietwohnungsneubaus oder das Baukindergeld tra- gen dazu bei, den angespannten Wohnungsmarkt vor al- Foto: © bluedesign – stock.adobe.com lem in städtischen Ballungszentren zu entlasten. Die beschlossene Flexibilisierung des Vergaberechts im Baubereich, mit der die Schwellenwerte für freihändige Vergaben auf 100.000 Euro sowie für beschränkt-öffent- liche Ausschreibungen auf eine Million Euro angehoben worden sind, nutzt vor allem kommunalen Wohnungsbau- gesellschaften und Genossenschaften. tung erst dann, wenn der Bund 75 Prozent oder mehr der Ausgaben trägt. Das Wohngeldstärkungsgesetz, mit dem rund 660.000 Haushalte von der Erhöhung des Wohngeldes profitieren, Damit ist aus unserer Sicht auch das Thema Altschul- die somit keine Leistungen der Grundsicherung mehr be- den für die Bundesebene erledigt. Nachdem es dem ziehen müssen, entlastet die Kommunen bei den KdU- Bundesfinanzminister trotz anderslautender Ankündi- Ausgaben. gungen nicht gelungen ist, die Voraussetzungen für ei- ne Altschuldenregelung herbeizuführen, sind nun um- Investitionen in Mobilität und Verkehr so mehr die betroffenen Länder gefordert. Nachdem Hessen, Niedersachsen und Saarland mit gutem Bei- Im Bereich Mobilität und Verkehr stockt der Bund die Mit- spiel vorangegangen sind, kommt es jetzt insbesonde- tel des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes deutlich re auf Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz an, auf (665 Mio. EUR 2020, 1 Mrd. EUR 2021 – ab 2025 jähr- ihre Kommunen von bestehenden Kassenkrediten zu lich 2 Mrd. EUR und jährliche Dynamisierung um 1,8 Pro- entlasten. zent) und hebt bei den Regionalisierungsmitteln die Bun- desförderung um 150 Mio. EUR (2020), 302,7 Mio. EUR Es gibt aber weit mehr als Corona und die Folgen – auch (2021), 308,148 Mio. EUR (2022), 463,965 Mio. EUR wenn an dieser Stelle nicht alle kommunal relevanten As- (2023) an. Ab 2024 erfolgt auch hier eine jährliche Dyna- pekte aufgeführt werden können: misierung um 1,8 Prozent. • Der Bund hat das Ende der erhöhten Gewerbesteuer- Hinsichtlich möglicher Diesel-Fahrverbote in Städten hat umlage für den „Fonds Deutsche Einheit“ beschlos- der Bund eine gesetzliche Klarstellung zur Verhältnismä- sen. Damit müssen die westdeutschen Kommunen ßigkeit vorgenommen und sichergestellt, dass die Kom- seit 2019 keine erhöhte Gewerbesteuerumlage mehr munen keine flächendeckende Überwachung umsetzen zahlen. müssen. Zudem werden Bundesmittel zur Verbesserung der Luftqualität bereitgestellt, mit denen Kommunen in • Bei der Reform der Grundsteuer stärkt die Länderöff- die Anschaffung von Elektrofahrzeugen im kommunalen nungsklausel das Subsidiaritätsprinzip. Verkehr und die Installation von Ladesäulen, die Nach- rüstung von Diesel-Fahrzeugen mit besser Abgasreini- • Bei der Ausgestaltung der Mitfinanzierungskompetenz gung und in die Digitalisierung der Verkehrslenkung in- des Bundes im Grundgesetz haben wir sichergestellt, vestieren können. Zielführender als Fahrverbote sind dass die Bundesmittel zusätzlich fließen und nicht Maßnahmen, den Verkehr fließend zu halten und stadt- Landesmittel ersetzen. entwicklungspolitische Ansätze, um den Zuzugssog in die 5
städtischen Ballungszentren zu reduzieren. Hierzu gehört auch eine Stärkung der ländlichen Räume. Digitalisierung – nicht nur in der Schule Mit dem Digitalpakt Schule stellt der Bund fünf Milliarden Euro bereit zur Finanzierung von WLAN-Anschlüssen, die Anschaffung digitaler Lerngeräte oder entspre- chender Anzeigegeräte wie „digitale Tafeln“. Dabei muss aber darauf geachtet werden, dass die Förder- mittel nicht zu goldenen Zügeln für die Kommunen wer- den. Mit der Anschubfinanzierung ist es nicht getan: Aus Sicht der Schulträger müssen auch die Folgekos- ten für Betrieb und Wartung der modernen Technik im Blick behalten werden. Dies muss künftig Bestandteil des kommunalen Finanzausgleichs auf Landesebene sein. Hier dürfen sich letztendlich die Länder nicht aus ihrer Verantwortung für eine aufgabenangemessene auskömmliche Finanzausstattung der Kommunen zu- rückziehen. Prozent der Fläche versorgt werden und sich der Aus- Der Breitband- und Mobilfunkausbau hat mit der Er- bau nicht nur an der Erreichbarkeit von Gebäuden richtung des Sondervermögens Digitale Infrastruktur, orientiert. das sowohl aus Haushaltsmitteln als auch aus Erlösen der 5G-Auktion gespeist worden ist, neuen Schub be- Integration und Zuwanderung kommen. Der Fonds „Digitale Infrastruktur“ ist ein wichtiger Beitrag zur Stärkung und zur Verbesserung Mit Blick auf die auch kommunalen Herausforderungen der der Entwicklungspotenziale von Kommunen vor allem Zuwanderung und Integration wurde in der laufenden Wahl- in dünn besiedelten ländlichen Räumen. Der mit dem periode die Bundesunterstützung für die Inte- Fonds verbundene Wechsel der Netzinfrastruktur zur grationskosten in den Jahren 2019 bis 2021 fortgesetzt. Glasfasertechnologie stellt sicher, dass die Förder- Für anerkannte Flüchtlinge/Asylbewerber wird wie bereits mittel des Bundes zukunftsorientiert eingesetzt und in den vorherigen Jahren auch in 2020 und 2021 durch den eine langfristige Wirkung entfalten werden. Die digi- Bund die vollständige Übernahme der KdU-Ausgaben für tale Infrastruktur ist eine der wesentlichen Grundla- anerkannte Flüchtlinge/Asylbewerber sichergestellt. gen für viele Bereiche, die zur Schaffung gleichwerti- ger Lebensverhältnisse beitragen. Dazu gehören nicht Problematisch ist für die Kommunen die hohe Zahl nicht nur telemedizinische Anwendungen, sondern auch in die Heimatländer zurückgeführter Ausreisepflichtiger. die Anbindung von Gewerbegebieten oder Schulen an In vielen Ländern bleiben die Kosten bei den Kommunen schnelles Internet, die mit einem Bundesförderpro- hängen. Vor dem Hintergrund, dass zudem Rückführun- gramm gesondert unterstützt wird, und die Schaffung gen nicht in ausreichendem Maße erfolgen, ist das aus der Voraussetzungen für eine moderne Mobilfunkver- kommunaler Sicht ein unhaltbarer Zustand. Hier sind die sorgung. Länder gefordert, sowohl ihre Bemühungen bei der Rück- führung abgelehnter Asylbewerber und Flüchtlinge zu Beim Mobilfunkausbau kommt neben einem starken steigern und gleichzeitig den Kommunen den Finanzbe- Engagement der Mobilfunkinfrastrukturgesellschaft darf für die Unterbringung und Betreuung dieser Perso- des Bundes den Kommunen eine Schlüsselrolle bei der nen auszugleichen. Standortsuche zu. Nach den Vereinbarungen des zwei- ten Mobilfunkgipfels aus dem Juni 2020 sollen bis zu Energiewende und Strukturwandel voran- 5.000 zusätzliche Mobilfunkstandorte erschlossen bringen werden. Dafür sollen auch die Verfahren zur Genehmi- gung von Mobilfunkmasten beschleunigt werden. Für Beim Ausbau der Windenergie sind zwei wichtige An- uns ist beim Mobilfunkausbau klares Ziel, dass 100 sätze zur Steigerung der Akzeptanz in der laufenden 6
kommunalwelt.de 2 | 2020 tanz von Windenergieanlagen trägt auch die nach lan- gen Verhandlungen vereinbarte Länderöffnungsklau- sel bei, mit der die Bundesländer die Möglichkeit zur Definition von Mindestabständen von bis zu 1.000 Metern zwischen Wohnbebauung und Windkraftanla- gen erhalten. Die Umsetzung des Kohleausstiegs und die damit ver- bundene Strukturstärkung der betroffenen Regionen wird für die betroffenen Kommunen eine große Her- ausforderung in den kommenden beiden Jahrzehnten. Bis 2038 stellt der Bund Finanzhilfen von bis zu 14 Mrd. EUR für betroffene Länder (43 % Lausitzer Re- Foto: © nirutft – stock.adobe.com vier, 37 % Rheinisches Revier, 20 % Mitteldeutsches Revier) zur Verfügung. Bis 2038 werden zudem bis zu 26 Mrd. EUR Bundesmittel zur Förderung weiterer Maßnahmen in künftig ehemaligen Braunkohleregio- nen genutzt. Die Bundesregierung setzt sich zudem das Ziel, mit der Ansiedlung von Einrichtungen des Bundes in den betroffenen Regionen bis zum Jahr Wahlperiode bundesgesetzlich vorangebracht wor- 2028 bis zu 5000 Arbeitsplätze in Behörden des Bun- den. Aus kommunaler Sicht von Bedeutung ist die Re- des und sonstigen Bundeseinrichtungen zu erhalten gelung zur bedarfsgerechten Nachtbeleuchtung von oder neu einzurichten. Mit den Gesetzen zum Kohle- Windenergieanlagen. Zur Verbesserung der Akzep- ausstieg und zur Strukturstärkung ist der Weg frei für orona Auch in Zeiten von C die können wir uns auf svo rs o rge d er ko m munalen # Dasein sen. Unternehmen verlas #Daseinsvorsorge www.vku.de 7
eine verlässliche Zukunftsperspektive für betroffene SPD-geführten Bundesministerien – sehr zurückhaltend Regionen und Beschäftigte. umgesetzt. Kita: Verbesserung der Qualität vonnöten So führt das Angehörigenentlastungsgesetz, mit dem An- gehörige pflegebedürftiger Eltern und deren Unterbrin- Für Verbesserung im Bereich Bildung und Betreuung stellt gung in Pflegeeinrichtungen erst ab 100.000 Euro zur Be- der Bund Ländern und Kommunen bis zum Jahr 2022 5,5 teiligung daraus entstehender kommunaler Sozialausga- Milliarden Euro zur Verbesserung der Kinderbetreuungs- ben herangezogen werden, zu erheblichen Belastungen Qualität zur Verfügung. Diese Bundesmittel sind gut ange- der kommunalen Haushalte. Die verabschiedete Rege- legtes Geld, sie müssen aber auch genau da ankommen, lung bringt zwar auf der einen Seite eine Entlastung der wo sie gebraucht werden – nämlich in der Qualität. In den Kommunen im Verwaltungsverfahren. Das Bundesminis- vergangenen Jahren stand der Ausbau der Kita-Kapazitä- terium für Arbeit und Soziales geht aber von 300 Millio- ten im Vordergrund. Jetzt brauchen wir eine Epoche des nen Euro jährlichen Mehrausgaben aus. Nachdem auch Qualitätsausbaus in der Kindertagesbetreuung. Eltern und der Bundesrat dem Gesetz zugestimmt hat, sind nunmehr Kinder erwarten eine gute Kita mit einer qualitativ hoch- die Länder in der Pflicht, die zu erwartenden Mehrausga- wertigen Betreuung. Im Vordergrund muss insbesondere ben der Kommunen zu kompensieren. Im Gesetzgebungs- ein guter Fachkraft-Kind-Schlüssel stehen und weniger die verfahren konnte zumindest eine Evaluation der Auswir- Senkung oder Abschaffung von Elternbeiträgen. kungen des Gesetzes eingefügt werden. Diese soll zwar erst zum Jahr 2025 erfolgen, bietet dann aber zumindest Ehrenamt wertschätzen die Chance auf Korrektur. Auch über den 30. September 2020 hinaus erfolgt bei Auch wenn bereits viele kommunal relevante Vorhaben vorzeitigem Rentenbezug keine Anrechnung von Auf- der laufenden Wahlperiode umgesetzt sind, liegen vor wandsentschädigungen aus kommunalem Ehrenamt. Die uns und unseren Kommunen weiterhin wichtige Wochen bestehenden und ursprünglich bis Ende September die- und Monate der Entscheidung – auch mit großen finanzi- ses Jahres befristeten Ausnahmeregelungen im SGB VI ellen Auswirkungen. Dabei geht es vor allem um die Um- wurden auf Betreiben der Unionsfraktion um zwei weitere setzung des Digitalpakts, eine stärkere finanzielle Beteili- Jahre verlängert. gung der Standortkommunen beim Ausbau der Windener- gie an Land, aber auch um die Ausgestaltung des Rechts- … und schützen anspruchs auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter ab dem Jahr 2025. Mit dem Mitte Juni 2020 verabschiedeten Gesetz zur bes- seren Bekämpfung des Rechtsextremismus und der Eine ausführlichere Zwischenbilanz der kommunal rele- Hasskriminalität werden Kommunalpolitiker nunmehr vanten Aspekte der laufenden Wahlperiode ist im Internet besser vor Hass und Hetze geschützt. Die gesetzliche abrufbar. Neuregelung ist ein richtiges und wichtiges Signal, das aber nur seine Wirkung entfalten kann, wenn Anzeigen konsequent verfolgt und auch kleinere Vergehen konse- quent geahndet werden. Solange der Eindruck entsteht, einen Kommunalpolitiker zu beleidigen oder zu bedrohen, sei ein Kavaliersdelikt, wird sich nichts ändern. Die Ar- beitsgemeinschaft Kommunalpolitik der CDU/CSU-Frak- tion im Deutschen Bundestag hat bereits während des Gesetzgebungsverfahrens darauf hingewiesen, dass in der Umsetzung Schwerpunktstaatsanwaltschaften, aber auch entsprechend sensibilisierte Ermittlungsbeamte ge- braucht werden. Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten Das im Koalitionsvertrag verankerte Konnexitätsprinzip www.cducsu.de/fraktion/arbeitsgemeinschaft-kommunalpolitik als Leitbild des Regierungshandelns wird – gerade von 8
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Krisen zeigen, was uns stark macht. Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie konnten sich Menschen und Wirt- schaft wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Ener- gie-, Wasser- und Internetversorgung der kommunalen Unternehmen verlassen. Abfall und Abwasser wurden weiter entsorgt. Und Home- Office, Home-Schooling und Co. verhinderten einen kom- pletten Stillstand unserer Wirtschaft. Daseinsvorsorge und Digitalisierung haben die Krisen-Resilienz unseres Landes gestärkt. Längst nutzen kommunale Unternehmen die Chancen der Digitalisierung für modernste – digitale – Daseinsvorsor- ge, dem Herzstück künftiger Smart Cities und Regions. Digitale Daseinsvorsorge Stark – auch in Krisenzeiten Doch Corona zeigt, dass Dauerbaustelle Glasfaserausbau Foto: © Chaperon dieser Weg noch lang und mit Hindernissen ge- Krisenresilienz nach Postleitzahl - das darf nicht sein! spickt ist. Größte Baustelle bleibt der flächendeckende Ausbau von Glasfasernetzen in Stadt und Land. Ob man ins Home-Of- Silicon Valley, Shenzhen - fice wechseln kann oder nicht, entscheidet sich am Beruf oder Sylt und Stuttgart? – und an der Leistungsstärke der Internet-Verbindung vor Mit Digitaler Souveränität Ort. Um eine weitere digitale Spaltung zu verhindern und will sich Europa gegen- die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Wirtschafts- über der Digitalisierung Ingbert Liebing standorts nachhaltig zu stärken, sollte die Bundesregie- des Silicon Valleys und Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) rung nicht länger zögern und entschlossen die Novelle Shenzhens abgrenzen. des Telekommunikationsmodernisierungsgesetzes (TKG- Das gelingt, wenn wir die Novelle) voranbringen. Erstes wichtiges Signal des Ent- Soziale Marktwirtschaft für das digitale Zeitalter adaptie- wurfs: Statt alter Technologien gibt es einen klaren Vor- ren – und mit den Stärken der Daseinsvorsorge und Kom- rang für Glasfaser, auf die bereits heute 93 Prozent der munen kombinieren. kommunalen Unternehmen im Breitbandausbau setzen – auch im ländlichen Raum. Digitale Souveränität braucht digital souveräne Städte und Gemeinden, die mit ihren kommunalen Unternehmen Für den flächendeckenden Glasfaserausbau müssen ihren Bürgerinnen und Bürgern dienen. Corona zeigt uns Wettbewerbsnachteile abgebaut, Rechtssicherheit ge- die Baustellen auf dem Weg zu diesem Ziel. schaffen und die Rahmenbedingungen so gesetzt wer- 10
kommunalwelt.de 2 | 2020 Kinderwagen ist: Bei allen Smart-City-Dienstleistungen fallen Daten an. Kommunale Unternehmen investieren in ihre Erfassung, Erhebung und Verarbeitung. Ihr Ziel: Mit neuen Ge- schäftsmodellen und Dienstleistungen die Daseinsvor- sorge zu stärken und den digitalen Wandel für die Men- schen zu gestalten – und ganz nebenbei maßgeschnei- derte Lösungen für Klimawandel, Demografie oder Stadt- Land-Unterschiede und ihre Auswirkungen vor Ort finden. Ob Energie oder Mobilität - bei allen Smart-City-Strate- Foto: © Sunny studio – stock.adobe.com gien bewegen sie sich in einem kompetitiven Marktum- feld. Die novellierte EU-PSI-Richtlinie sieht vor, dass kom- munale Unternehmen ihre Daten künftig ihren Wettbe- werbern kostenfrei zur Verfügung stellen. Das führt zu strukturellen Wettbewerbsnachteilen und geht zulasten der Daseinsvorsorge. Die aktuelle Regel überlässt die Di- gitalisierung unserer Städte und Gemeinden dem Profit weniger großer Unternehmen. Besser ist ein Rechtsrah- den, dass Investitionen angereizt werden. Dafür sollte men, der den Umgang mit Daten klar regelt und Wettbe- unser Land: werb auf Augenhöhe ermöglicht: Von kostenlosen über offene bis zu kostenpflichtigen Daten sollten kommunale • aufs schnellste Pferd setzen: Glasfasernetze bis ins Unternehmen souverän über ihre kommunalen Daten Gebäude ausbauen (FTTB)! entscheiden, um beispielsweise mit lokalen Startups, Mittelstand und Handwerk für ihre Kommune zu koope- • Wettbewerb fördern: Strukturelle Nachteile, zum Bei- rieren. Rechtssicherheit schafft Planungssicherheit und spiel bei der Mitverlegung, abbauen! kurbelt Investitionen an. • Kilometer machen: Einige Gebiete werden doppelt, Klimawandel und Co.: Herausforderungen andere gar nicht ausgebaut. lösen wir mit digitalen Lösungen vor Ort Ein diskriminierungsfreier und angemessener Netzzugang Die Digitalisierung ermöglicht es uns, einst getrennte Be- verlagert den Wettbewerb von der Infrastruktur auf die reiche klug miteinander zu verknüpfen. Ein Beispiel: Wenn Dienste. Das freut die Kunden und macht es attraktiver Ge- wir an den Quartieren mit ihren lokalen Energiequellen und biete anzuschließen, die bisher kein schnelles Netz haben. Infrastrukturen ansetzen und das lokale Angebot der er- neuerbaren Strom- und Wärmequellen direkt mit den Ver- Baustelle Nummer Zwo brauchern digital gesteuert ausgleichen – vom Gewerbe- kunden, über Privathaushalte bis zu den Stromtankstellen Wir müssen Rechtssicherheit für Smart-City-Strategien für Elektroautos. Dann gelingen Strom- und Wärmewende, schaffen, um einen Wettbewerb auf Augenhöhe zu er- dann gelingen Energiewende und Klimaschutz. Alles wird möglichen. Die Pandemie hat klaffende Löcher in die vernetzter - aber auch komplexer. So verschmilzt bei der kommunalen Haushalte gerissen, dennoch brauchen wir intelligenten Netzsteuerung das Digitale mit dem Analogen Investitionen in Innovationen und in konsequente Digitali- - konkret: mit der Stromversorgung als Herzschlag der digi- sierungsstrategien. Geld ist jedoch nicht alles: Um Inves- talen Gesellschaft. Das Beispiel zeigt: Eine Smart City ist titionen in Smart-City-Lösungen anzureizen, brauchen keine App, die jeder nach Belieben nutzen oder auch mal Kommunen und kommunale Unternehmen vor allem ausschalten kann. Smart-City-Lösungen brauchen die Pro- Rechts- und Planungssicherheit. Ob autonom fahrende fis der kommunalen Unternehmen, die sich technisch mit Busse auf dem Land, KI-basierte Verbrauchs- oder Last- den Stromnetzen und Steuerung ebenso wie den örtlichen prognosen für bessere Wartung oder ÖPNV-Anwendun- Gegebenheiten auskennen. Das setzt geeignete rechtliche gen, die nicht nur die exakte Bus-Ankunft angeben, son- Rahmenbedingungen beim Umgang mit Daten voraus, da- dern anzeigen, ob beispielsweise auch Platz für einen mit alle vor Ort profitieren. 11
Der Kohleausstieg bis 2038 stellt eine große Herausforde- rung für die Regionen und Kommunen dar. Die Versorgung mit Strom und insbesondere Wärme muss neu gedacht werden, um Ballungszentren und Industrie ausreichend mit Energie zu versorgen. Doch es existieren auch Chancen für die Akteure vor Ort, die es auszuloten lohnt. Als Anlaufstel- len für die notwendige anwendungsnahe Forschung hat der Bundestag die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfra- strukturen und Geothermie, Fraunhofer IEG, in den Struk- turwandelregionen installiert. Wärmewende durch Geothermie Deutschland hat genug Energie für den Wandel Die Energiewende in desweiten Aufgabe, die Stromversorgung darauf vorzube- Foto: ©Fraunhofer IEG/ S.Kreklau Deutschland kann nur als reiten, stellen sich viele Regionen nun der konkreten He- kommunale Wärmewende rausforderung, das regionale Wärmenetz neu aufzustel- gelingen. Statt zentrale len, welches bislang von der günstigen Abwärme der Kraftwerke und große Be- Kraftwerke in der Nähe profitierte. Die nahe liegende Lö- treiber werden in Zukunft sung, Erdgas-Heizkraftwerke zu bauen, kann bestenfalls lokal eng vernetzte Erzeu- eine Übergangslösung sein, wenn man bedenkt, dass da- ger, Verbraucher und Be- bei weiterhin Kohlendioxid entsteht und zudem Erdgas, treiber Träger des Ener- welches etwa aus Leitungslecks entweicht, selber ein giesystems sein. Statt Professor Dr. Rolf Bracke sehr starkes Treibhausgas ist. Die langfristig nachhaltige Leiter des Fraunhofer IEG schlicht immer mehr Lösung könnte es sein, Geothermie in seinen vielen Aus- nachhaltigen Solar- und prägungen zu nutzen. Windstrom in dieses Sys- tem zu pumpen, braucht es robuste Ideen, die die Sektoren Vom Maßanzug zur Konfektionsware Strom, Wärme, Mobilität und Industrie – mit ihren teilweise sehr unterschiedlichen Energiebedürfnissen – koppeln. So Die oberflächennahe Geothermie hat ihre Praxistauglich- kann es gelingen, ein übergreifendes Energienetz zu knüp- keit schon bewiesen und versorgt rechnerisch - nach den fen, welches die Erwartung erfüllt, nachhaltig, bezahlbar Zahlen des Bundesverbandes Geothermie - über 650 000 und versorgungssicher zu sein. Zwei-Personen-Haushalte mit Wärme. Die tiefe Geother- mie ab 400 Metern kann helfen, genug Wärme aus dem Und die Zeit drängt: Im Jahr 2038 wird in Deutschland Untergrund zu fördern, um die bestehenden Nah- und das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet. Neben der lan- Fernwärmenetze der Ballungszentren weiter zu nutzen 12
kommunalwelt.de 2 | 2020 wickler, Kommunen und Forscherinnen zeigen werden, welche Potenziale unter der Erde schlummern. Im Ruhrgebiet etwa bietet es sich an, stillgelegte Steinkoh- le-Zechen mit ihren Stollen in bis zu 1000 Meter Tiefe als Reservoir für Wärme und Kälte zu nutzen. Das EU-Projekt HEATSTORE hat gerade die Kleinzeche auf dem Kalwes im Süden von Bochum angebohrt. Wärme aus Sonnenkollek- toren soll in Zukunft im Sommer in die mit Wasser vollge- laufene Zeche eingespeist werden. Im Winter könnte das so vorgewärmte Grubenwasser dann einer Hochtempera- tur-Wärmepumpe als Wärmereservoir dienen, um Wasser auf die Betriebstemperatur des lokalen Nahwärmenetzes – stock.adobe.com von über 100 Grad Celsius zu bringen. Ein weiteres Beispiel ??? – Fotolia.com ist die Zeche Dannenbaum. Sie wird derzeit im EU-Projekt Foto: © Naeblys D2Grids als Wärme- und Kältespeicher für den Industrie- und Wissenscampus „Mark 51°7“ erschlossen, welches auf dem ehemaligen Werksgelände des Autobauers Opel in Bochum entsteht. Auf 45 Hektar könnten mittelfristig Ge- bäude mit rund 6000 Arbeitsplätze beheizt und parallel und somit viele Bestandsimmobilien nachhaltig zu versor- Kühlleistung für Gewerbeanwendungen bereitgestellt wer- gen. Noch gibt es keine Technologie „aus dem Katalog“, den. Geschätzt 200 ehemalige Steinkohlebergwerke könn- die für alle Orte gleichermaßen passt. Doch es gibt viel- ten in Deutschland direkt geothermisch oder als Wärme- versprechende Projekt, in denen Stadtwerke und Ent- speicher genutzt werden. Mehr über nd die # Daseinsvorsorge u m una le n U ntern e hmen kom erfahren? Hier für die monatlichen VKU-Nachrichten anmelden: #Daseinsvorsorge www.vku.de 13
Und je tiefer man bohrt, desto mehr Energie bietet der ser, Industriebetriebe und Thermalbäder profitieren dort Untergrund. Die Stadtwerke München nutzen Gesteins- von klimafreundlicher Energie aus thermalwasserfüh- schichten in der Tiefe von 3000 bis 5000 Metern. Hier renden Schichten. Der Kohleausstieg in Deutschland findet sich ausreichend Wasser mit Temperaturen von 80 gibt uns die Chance, ebenfalls dieses nachhaltige Poten- bis 100 Grad Celsius, um sechs Geothermiekraftwerke zu tial freizulegen. betreiben. Bis 2040 wollen die Münchner ihren Bedarf an Fernwärme kohlendioxidneutral decken und setzen dafür Kompetenz aus Bochum ist Exportschlager überwiegend auf Ökowärme aus Geothermie. Dazu plant Fraunhofer IEG – gefördert von Bund und Mehr Wissen führt zu mehr Geothermie Land – in Weisweiler ein Reallabor einzurichten, den Untergrund im Rheinischen Revier erstmals zu erkun- Manche halten das Beispiel München für eine unnach- den und zu klären, wie Untergrundwärme ein regiona- ahmbare Lösung. Denn lange Zeit durften sich nur die les Fernwärmenetz versorgen könnte. Eine weitere Zu- Regionen Alpenvorland, Oberrheingraben und Norddeut- sammenarbeit mit einem Papierwerk in Hagen hat das sches Becken Hoffnung machen, ausreichend Wärme aus Ziel, industrielle Prozesswärme aus der Tiefe zu gewin- der Tiefe zu gewinnen. Was diese Gegenden aber eigent- nen. Die Forschung für Geothermie hat mit dem Fraun- lich auszeichnet, ist nicht ihre Geologie, sondern schlicht hofer IEG am Standort Bochum eine international und die Tatsache, dass die langjährige Erdöl- und Erdgasför- lokal gut vernetzte Anlaufstelle, die vom vitalen Wis- derung umfangreiche Daten über den Untergrund gesam- senschaftsstandort im östlichen Ruhrgebiet profitiert. melt hat. Diese Daten fehlen noch für die Reviere Rhein- Neun Hochschulen mit rund 60.000 Studierenden, et- land, Ruhr, Mitteldeutschland und Lausitz, weil der „ober- wa 700 Professoren und mehr als 3.500 Dozentinnen flächennahe“ Kohleabbau es nicht notwendig machte, die und Dozenten sorgen für eine lebendige Wissen- Tiefe zu erkunden. Diese Wissenslücken schließen die schaftsszene. Von der Talentschmiede im Ruhrgebiet Geologen nun zunehmend. entwickelt sich Bochum zum Shootingstar der Wis- sensarbeit und generiert so neue Geschäftsmodelle In Nordrhein-Westfalen etwa befindet sich das wohl und Arbeitsplätze. größte geothermische Reservoir in Europa: die Kalkstei- ne aus dem Erdzeitalter des Devons, die in einigen Kilo- Mit dieser starken Basis entwickelt das Fraunhofer IEG metern Tiefe liegen und bis mehrere 100 Meter mächtig auch seine anderen Forschungsfelder Sektorkopplung, sind. Aufgrund ihrer Risse und Klüfte sind sie durchläs- Energieinfrastrukturen, Systemführung und Wasserstoff sig für Wasser, welches an Orten wie Aachen oder dem sowie die weiteren Standorte in Aachen, Cottbus, Karls- belgischen Spa bis an die Oberfläche dringt. Es weist ruhe, Jülich, Weisweiler und Zittau. Diese durch seinen dann Temperaturen von bis zu 72 Grad Celsius auf und Gründungsauftrag begründete Diversität nutzt es, um die wurde schon in der Antike in Heilbädern genutzt. Über Energiewende, die Wärmewende und den Strukturwandel Tiefbohrungen in Belgien und in den Niederlanden wer- umfassend zu betrachten und technologieoffene Lösun- den diese Gesteine in modernen Zeiten auch für energe- gen mit unseren Partnern aus der Wirtschaft und Kom- tische Zwecke genutzt. Fernwärmenetze, Gewächshäu- munen zu entwickeln. Weiterführende Informationen Geothermie in Zahlen: Geschäftsfelder der Speicher und https://bit.ly/36gr1sR Fraunhofer IEG Untertagesysteme: https://bit.ly/3iipB3t https://bit.ly/36q8NFv Geothermie aus Wärme für die Grubenwasser: Papierindustrie: https://bit.ly/3l07jWh https://bit.ly/34rsg67 14
kommunalwelt.de 2 | 2020 Alle reden. Über Digitalisierung, über Breitband, über smarte Cities, über die Zukunft, über ... Wir machen. Foto: © ??? – Fotolia.com Und kümmern uns um den Glasfaserausbau. Auch in Ihrer Region. Die Unternehmensgruppe Deutsche ausbau. 2020 gründeten die erfahrenen Glasfaser plant, baut und betreibt Glasfaserinvestoren EQT und OMERS hauptsächlich anbieteroffene Glas- als Eigentümer die Unternehmensgrup- faser-Direktanschlüsse für Privathaus- pe durch einen Zusammenschluss der halte und Unternehmen. Sie engagiert Netzanbieter inexio und Deutsche Glas- sich bundesweit privatwirtschaftlich faser. Mit einem verfügbaren Gesamt- für die Breitbandversorgung ländlicher investitionsvolumen von 7 Milliarden Regionen. Mit innovativen Planungs- Euro sollen so mittelfristig 6 Millionen und Bauverfahren realisiert Deutsche Glasfaseranschlüsse deutschlandweit Glasfaser in enger Kooperation mit ausgebaut werden. Deutsche Glasfaser den Kommunen FTTH-Netzanschlüsse ist als FTTH-Anbieter mit den meis- schnell und kosteneffizient – auch im ten Vertragskunden marktführend in Rahmen bestehender Förderprogramme Deutschland. für den flächendeckenden Breitband- Jetzt informieren! deutsche-glasfaser.de/kommunen 15
Einloggen statt Anstehen – von diesem Idealbild ist die Mehrzahl der öffentlichen Verwaltungen in den Kommunen noch weit entfernt. Der Fahrplan in Form des Onlinezu- gangsgesetztes steht, der politische Wille ist da und die Finanzmittel stehen bereit. Der Deutsche Landkreistag und seine kommunalen IT-Dienstleister haben Vorschläge entwickelt, um die Digitalisierung voranzubringen. Digitale Verwaltung Mit Offenheit und Kooperation zum Erfolg Das im Juni diesen Jahres vom Koalitionsausschuss be- kann allerdings nicht die Rede sein. Dies wirft die Frage schlossene Konjunkturprogramm sieht allein für den Be- auf, was in Zukunft anders gemacht werden muss, damit reich der Verwaltungsdigitalisierung und Umsetzung des die umfangreichen Mittel des Konjunkturpakets Wirkung Onlinezugangsgesetzes ein Finanzvolumen von drei Milli- zeigen. arden Euro vor, andere Aufgabenbereiche wie beispiels- weise die Registermodernisierung, die Digitalisierung des In ihrem jüngst erschienenen Buch „NEUSTAAT“ spre- öffentlichen Gesundheitsdienstes oder die digitale Aus- chen die Bundestags-Abgeordneten Nadine Schön und stattung der Schulen werden ebenfalls mit nicht unerheb- Thomas Heilmann von einer „Komplexitätsfalle“, in die lichen Finanzmitteln unterlegt. Der Staat nimmt also eine Staat und Verwaltung geraten sind. Dieser Befund be- Menge Geld in die Hand, um die Digitalisierung der öf- zieht sich nicht nur auf den Bereich der Digitalisierung, ist fentlichen Verwaltung in Bund, Ländern und insbesonde- aber auch und gerade für diesen zutreffend. Die IT-Land- re Kommunen voranzutreiben. Der bisherige Befund ist schaft in der öffentlichen Verwaltung ist überaus hetero- ernüchternd: Trotz bereits bisher vorhandener Finanzmit- gen, verschiedene - öffentliche und private - IT-Dienstleis- tel für Bund und Länder im Rahmen des sogenannten Di- ter haben über die vergangenen Jahrzehnte ein komple- gitalisierungsbudgets des IT-Planungsrats und des durch- xes System unterschiedlicher Software-Umgebungen ge- aus vorhandenen allgemeinen politischen Willens, das schaffen. Zum einen existiert eine Vielzahl verschiedener Onlinezugangsgesetz bis Ende 2022 umzusetzen, ist Verwaltungsportale in den Ländern und Kommunen, Bür- Deutschland von einer flächendeckenden Digitalisierung ger und Unternehmen nehmen digitale Services über seiner Verwaltungsverfahren noch weit entfernt. Die ganz unterschiedliche digitale Zugangstore mit unter- Kommunen, welche die Mehrzahl aller Verwaltungsver- schiedlichen Nutzerkonten, Postfächern und Bezahl- fahren vollziehen, verfügen zwar über einzelne digitale diensten in Anspruch. Die digitalen Verwaltungsleistun- Antragsverfahren, von einer echten Flächendeckung gen selbst sind ebenfalls regelmäßig nicht interoperabel, 16
kommunalwelt.de 2 | 2020 Konzeption und Umsetzung einer föderalen Digitalisie- rungsarchitektur“ veröffentlicht. Ziel dieses Papieres ist es, konkrete Wege hin zu einer sehr viel stärkeren Inter- operabilität der Verwaltungsportale aufzuzeigen. Das Konzeptionspapier benennt die hierfür erforderlichen IT- Komponenten, Standardschnittstellen und Kommunikati- onsintermediäre. Ziel ist es, den Grad der Nachnutzung bereits vorhandener Lösungen deutlich zu erhöhen. Der im Onlinezugangsgesetz vorgesehene Portalverbund lässt sich aus Sicht der Kommunen und ihrer IT-Dienst- leister zu einem interoperablen, dezentralen Plattform- system ausbauen, in welchen Bürger und Unternehmen – stock.adobe.com über das jeweilige Verwaltungsportal ihrer Kommune oder ihres Landes auf alle digitalen Verwaltungsleistun- ??? – Fotolia.com gen zugreifen können. Ein solches Plattformsystem ist Foto: © gerasimov174 eine zentrale Voraussetzung für eine arbeitsteilige OZG- Umsetzung und Nachnutzung bestehender Verwaltungs- leistungen. Voraussetzung für die Umsetzung eines sol- chen Plattformsystems sind offene, nicht proprietäre Schnittstellen, eine Forderung, die sich sowohl an die Verwaltung A kann also nicht ohne Weiteres das digitale Länder und Kommunen als auch an ihre jeweiligen IT- Angebot der Verwaltung B in ihr eigenes Produktportfolio Dienstleister richtet. Offenheit und Kooperationsbereit- aufnehmen. Und schließlich unterscheiden sich die inter- schaft sind hier zwingende Voraussetzungen, die poli- nen Datenverarbeitungsprozesse in den Verwaltungen, tisch eingefordert werden müssen. die Fachverfahren, stark voneinander und lassen sich ebenfalls nur schwer durch andere ersetzen. Wer ange- Software modular gestalten sichts dieser Komplexität nach einfachen Lösungen ruft und den gordischen Knoten mit den Schwert zentraler Neben den architektonischen Fragen kommt aus Sicht Lösungen zu durchschlagen sucht, verkennt, dass in die- des Deutschen Landkreistages auch einer entsprechend ser IT-Vielfalt auch eine große Chance begründet liegt: modularen Softwaregestaltung eine besondere Bedeu- Statt zentraler IT-Monopole mit mehr oder eher weniger tung zu. Ziel muss es sein, die Lauffähigkeit der verschie- passgenauer IT verfügt Deutschland über einen großen denen OZG-Leistungen in unterschiedlichen IT-Umgebun- Pool öffentlicher und auch privater, mittelständischer gen auf kommunaler Ebene zu gewährleisten. Der Deut- Unternehmen, die mit ihren Produkten jeweils Lösungen sche Landkreistag hat dementsprechend bereits letztes für die öffentliche Verwaltung anbieten können. Bislang Jahr erstes Konzept für eine föderierte Micro-Services- ist es allerdings nicht gelungen, diese Produkte nachnutz- Architektur vorgelegt. Der Begriff der Micro Services be- bar für alle zur Verfügung zu stellen. schreibt modulare, gekapselte und damit hochgradig lauffähige Software. Vereinfachend lassen sich Micro Der Deutsche Landkreistag setzt sich deshalb seit lan- Services als „Softwareschnipsel“ beschreiben, die sich in gem für eine sehr viel stärkere Standardisierung dieser die jeweilige IT-Landschaft einfügen lassen. Sie sind da- IT-Produktlandschaft in Deutschland ein. Sowohl Verwal- mit ein Instrument, um Software-Silos aufzubrechen und tungsportale als auch digitale Antragsverfahren und die Nachnutzung zu ermöglichen und ergänzen in ihrer Funk- dahinter liegenden internen Datenverarbeitungsprozesse tion die klassischen XÖV-Standards des IT-Planungsrats. müssen offene Schnittstellen besitzen und sich in unter- schiedliche IT-Umgebungen einfügen lassen. Microservices sind nur ein Beispiel dafür, Standardisie- rung sehr viel radikaler als bislang anzugehen. Neben der Verwaltungsportale öffnen Kapselung von Software lässt sich auch an eine Erpro- bung von Robotik und künstlicher Intelligenz denken. So Um diesen Standardisierungsprozess in der deutschen erprobt der Deutsche Landkreistag zusammen mit dem Portallandschaft zu befördern, hat der Deutsche Land- Niedersächsischen Landkreistag und dem Hessischen kreistag im August dieses Jahres zusammen mit seinen Städtetag sogenante Robotic Process Automation (RPA) kommunalen IT-Dienstleistern ein „Positionspapier zur bei der Verknüpfung des SGB II-Grundantrages mit den 17
zugrundeliegenden verwaltungsinternen Prozessen. Ein als eine mögliche Lösungsstrategie für die OZG-Umset- „Softwareroboter“ soll hier anstelle des Verwaltungsmit- zung und weiterer zukünftiger Softwareprojekte skizziert. arbeiters die Datenübertragung aus dem digitalen Antrag Mittlerweile wurde OSS auch durch den Bundes-CIO in des Bürgers in die Fachverfahren übernehmen. seinem 9-Punkte-Plan für ein digitales Deutschland auf- genommen. Open Source nutzbar machen Fazit Der Deutsche Landkreistag hält darüber hinaus die stär- Die Kommunen haben ein großes Interesse daran, dass kere Berücksichtigung von Open Source Software (OSS) IT-Landschaften durchlässiger werden. Gute IT-Lösungen bei Neuentwicklungen und die Einrichtung einer födera- dürfen nicht auf Landes-Silos beschränkt sein, sondern len Plattform zum Austausch von Open Source-Lösungen müssen bundesweit zur Verfügung stehen, die Kommu- (Code Repository) für sinnvoll. OSS weist im Vergleich zu nen wünschen sich einen Marktplatz guter Lösungen. proprietärer Software eine Reihe von Vorteilen auf, wird Konkurrenz belebt das Geschäft, sichert Qualität und in der öffentlichen Verwaltung aus verschiedenen Grün- Preiskontrolle. Deshalb fordert der Deutsche Landkreis- den allerdings aktuell nur wenig eingesetzt. Besonders tag Microservices als Standard für neue Software, des- hervorzuheben ist die Schaffung technologischer Souve- wegen unterstützt der Deutsche Landkreistag alle Bemü- ränität mit der Vermeidung von sog. Lock-In-Effekten so- hungen um eine stärkere Konvergenz der Verwaltungs- wie Transparenz nach innen und außen. Die Abhängigkeit portale und deswegen plädiert der Deutsche Landkreis- von einzelnen Anbietern ist häufig mit hohen (Lizenz-) tag für eine stärkere Berücksichtigung von Open Source- Kosten und vielfältigen Steuerungsverlusten verbunden. Software. Zugleich wird durch Open Source die Individualisierung von Software auf ortsspezifische Erfordernisse erleich- Autorin: PD Dr. Ariane Berger, Deutscher Landkreistag tert. Durch die Nutzung von OSS ergibt sich weiterhin die Möglichkeit eines gemeinschaftlichen Vorgehens, auch mit privaten Dritten. Software kann abseits der häufig großen Anbieter mit proprietärer Software von einer Viel- zahl von Akteuren entwickelt werden, dies befördert Wirt- schaftskraft sowie Innovation vor Ort in den Kommunen. Die Bereitstellung der von staatlicher Seite entwickelten Software als Open Source und die Erarbeitung einer Richtlinie zum Umgang und zur Stärkung von OSS im öf- fentlichen Sektor sind auf dieser Grundlage ein wichtiger Beitrag zur flächendeckenden Digitalisierung und auch im kommunalen Interesse. Der Deutsche Landkreistag hat in Zusammenarbeit mit Vertretern der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft unter Federführung der Open Source Business Alliance und den kommunalen IT-Dienstleistern ein erstes Konzept für ein „Open Source Code Repository“ für die öffentliche Hand miterarbeitet und dafür zahlreiche Unterstützer ge- funden. Ziel des Interessenverbunds ist es nun, den Weg für eine föderale Plattform zu bereiten, durch das die öf- fentliche Verwaltung in Deutschland OSS in adäquater und rechtssicherer Weise austauschen und gemeinsam Foto: © www.m-bühner.de – fotolia.com entwickeln kann. Der verstärkte Einsatz von OSS ist für die Autoren ein zentraler Baustein für mehr digitale Sou- veränität. Auch im Rahmen des Konjunkturpaketes wurde der An- satz einer föderalen Plattform zum Austausch von OSS 18
kommunalwelt.de 2 | 2020 Gute Aussichten für unser Klima Der Umstieg auf flexible Gaskraftwerke kann den CO2-Ausstoß in der Stromproduktion um bis zu 70 Prozent senken. Durch grüne Gase wird die Klimabilanz in den nächsten Jahren sogar noch verbessert. Mehr gute Aussichten unter zukunft.erdgas.info/strom 19
Freitag, 6. November 2020 Beginn: 15.00 Uhr Kongress–kommunal 2020 Strukturwandel gestalten Christian Haase MdB Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands (KPV) und der AG Kommunal- politik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Gespräch mit Foto: © eye.d-photodesign/Thomas Lother Armin Laschet MdL 18.15 Uhr Foto: © Chaperon CDU Foto: © Jan Kopetzky Armin Laschet MdL Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Stellvertretender Vorsitzender der CDU Deutschlands Landesvorsitzender der CDU Nordrhein-Westfalen |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Annegret Kramp-Karrenbauer Christian Haase MdB 16.00 Uhr Forum Kommunalfinanzen Foto: © Merz/Chaperon Beteiligungsplattform für Unternehmen und Verbände Auch digitale Veranstaltungsformate bieten überzeugende Möglichkeiten der Kommunikation und des Austausches mit den Referenten, Delegierten und kommunalen Amts- Friedrich Merz und Mandatsträgern. Sichern Sie sich Ihre visuelle Präsenz als starker Partner der Kommunen und fordern Sie detaillierte Informationen über die Kooperations- möglichkeiten an: mit Friedrich Merz Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU e.V. Kommunal-Verlag GmbH |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Klingelhöferstr. 8 10785 Berlin Tel. 0 30/220 70 471 17.00 Uhr Forum Energie Fax 0 30/220 70 478 Forum Gleichwertige Lebensverhältnisse E-Mail: info@kommunal-verlag.com Forum Mobilität www.kommunal-verlag.com |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| 20
kommunalwelt.de 2 | 2020 Samstag, 7. November 2020 Beginn 9.00 Uhr Bundesvertreterversammlung Foto: © BMG Jens Spahn MdB Christian Haase MdB Christian Haase MdB Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands (KPV) und der AG Kommunal- politik der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Gespräch mit Christian Haase MdB Jens Spahn MdB im Gespräch mit Bundesminister für Gesundheit Annegret Kramp-Karrenbauer Vorsitzende der CDU Deutschlands |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Bundesministerin der Verteidigung 10.00 Uhr Forum Digitalisierung Forum Klimaschutz |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Ende des ersten Veranstaltungstages 11.00 Uhr Christian Haase MdB Fordern Sie noch heute Ihre persönlichen Zugangsdaten an im Gespräch mit Für die digitale Teilnahme am Kongress-kommunal benötigen Sie Zugangsdaten, die Sie von uns erhalten, Foto: © Tobias Koch nachdem Sie Ihre persönliche Einladung angefordert haben. Dafür füllen Sie bitte das Formular auf Kongress.KPV.de aus. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Für Rückfragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Kommunalpolitische Vereinigung der CDU und CSU Ralph Brinkhaus MdB Deutschlands (KPV) Klingelhöferstr. 8 10785 Berlin Tel. 0 30/220 70 470 Ralph Brinkhaus MdB Fax 0 30/220 70 479 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion E-Mail: info@kpv.de |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| www.kpv.de Schlusswort 21
Der Covid-19-Virus verändert die Welt. Bislang war unser Leben ganz selbstverständlich von physischer Nähe ge- prägt. Vor allem in schwierigen Zeiten wurde „zusammen- gerückt“. Mit dieser Nähe gehen nun plötzlich Risiken ein- her. Um diese Risiken zu vermeiden, verändern wir unser Verhalten. Wir gehen auf Distanz – im Zug, im Büro und beim Einkaufen. Doch nach einem halben Jahr zeigt sich, dass trotz Min- destabstand sogar neue Formen der Nähe entstehen. Im Homeoffice sind Eltern für ihre Kinder leichter erreichbar. Die persönlichen Kontakte in der Nachbarschaft schät- zen wir jetzt viel mehr als früher. Und durch digitale Ver- netzung rücken wechselnde Teams virtuell zusammen. Das alles zeigt: Wir Menschen brauchen Nähe. Sie macht uns produktiv und sicher. Sie hilft, Krisen zu überstehen. Sie trägt unsere Wirtschaft – und unsere Gesellschaft. Wie das konkret funktioniert, auch unter erschwerten Dezentrale Strukturen Nähe bleibt ein starkes Fundament für Wirtschaft und Gesellschaft Umständen, haben Kom- halb ist es so wichtig, dass die Unternehmen ihre wirt- Foto: © DSGV munen und Sparkassen schaftliche Tätigkeit rasch wieder aufnehmen, ausbauen in den letzten Monaten und auch wieder kräftig investieren. gezeigt. Die Leistungsfä- higkeit ihrer dezentralen Für den Neustart der Wirtschaft haben die Sparkassen Strukturen legt wichtige die Grundlagen geschaffen. Sie haben in den ersten sie- Grundlagen für die wirt- ben Monaten dieses Jahres 63,5 Mrd. Euro an neuen Kre- schaftliche Erholung. diten für Unternehmen und Selbstständige vergeben. Das ist im Jahresvergleich ein Plus von 20 Prozent. Ein beson- Regionale Wirt- Helmut Schleweis ders starker Monat war der April, in dem 39 Prozent mehr Präsident des Deutschen Sparkassen- schaftskreisläufe und Giroverbandes (DSGV) neue Kredite als im Vorjahresmonat vergeben wurden. erhalten Am wichtigsten in der Krise ist schnelle Hilfe. Das haben auch Im ersten Halbjahr 2020 sind durch die massiven Ein- die Beraterteams in den Sparkassen gespürt. Sie haben einen schränkungen im öffentlichen Leben bei vielen Unterneh- wahren Sturm an Anfragen aufgefangen. Allein in den ersten men die Erträge weggeschmolzen. Entsprechend ist bei Wochen der Pandemie haben die Sparkassen rund 1,4 Mio. den Kommunen die Gewerbesteuer eingebrochen. Des- Beratungsgespräche mit gewerblichen Kunden geführt. 22
kommunalwelt.de 2 | 2020 schaftskreisläufe. Sie brauchen Nahversorgungssyste- me, Infrastruktur und gesellschaftliches Leben, um selbst existieren zu können. Deswegen kann die Leistung der Sparkassen allein die Folgen der Pandemie nicht vollstän- dig auffangen. Es braucht auch starke Kommunen. Die Kommunen müssen deshalb dauerhaft in die Lage versetzt werden, ihre Aufgaben zu erfüllen – auch über das aktuelle Krisenjahr hinaus. Das ist zum einen eine Frage des Geldes. Die kommunale Finanzlage darf eben- so wie die gesamte öffentliche Finanzsituation in ihrer Tragfähigkeit nicht überlastet werden. Deshalb begrüßen Foto: © alexanderuhrin – stock.adobe.com wir als Sparkassen-Finanzgruppe, dass sich Bund und Länder für dieses Jahr auf einen Gewerbesteuerausgleich verständigt haben, um die Kommunen zu stützen. Die Gestaltung eines Gemeinwesens braucht aber außer Geld auch – Nähe. Sie braucht ein detailliertes Verständ- nis davon, was vor Ort nötig und möglich ist, und den Frei- raum, das auch umzusetzen. Das berücksichtigt zum Bei- Die Hauptsorge der Kunden war ihre Liquidität. Oft erwies spiel die Zusage des Bundes, sich stärker an den Kosten sich die Sorge als unbegründet – und trotzdem war es der Unterkunft bei der Grundsicherung für Arbeitssu- wichtig, dass sofort jemand da war, der die Situation des chende zu beteiligen. Diese Regelung schafft zwar einen Unternehmens kennt und versteht. Das bedeutet Nähe. Lastenausgleich, erhält aber die Selbstbestimmtheit der Kommunen bei der Umsetzung. Diese Balance ist ent- Kundennähe ermöglicht schnelle gezielte Hilfe scheidend. Für mittlerweile 390.000 Kunden haben Sparkassen in- Respekt vor subsidiären Strukturen muss zwischen Zins- und Tilgungsleistungen laufender Kredite bleiben ausgesetzt. In vielen Fällen haben sie das gesetzliche Mo- ratorium erweitert und bieten Stundungen bis zu neun Die Erfahrungen der letzten Monate haben erneut bestä- Monaten. Daraus ergibt sich ein Betrag von rund 5 Mrd. tigt: Föderalismus ist eine Stärke. Euro, den Kunden erst später zahlen müssen. Dezentrale Strukturen helfen, auf Krisensituationen Zusätzlich wurden bis Mitte August 13 Mrd. Euro an Hilfs- schnell und angemessen zu reagieren. Und wir haben er- krediten bei der KfW über Sparkassen beantragt, der Groß- lebt, welch enormen Wert die kommunale Daseinsvorsor- teil bereits im Frühjahr. Damit erreichen deutlich über 40 ge für unser gesellschaftliches Zusammenleben hat. Prozent der KfW-Hilfen die Unternehmen über ihre Spar- kasse. Die KfW stützt sich auf die Risikoeinschätzung der So haben in der Zeit des rigiden Lockdowns die Energie- Hausbanken, was den Vergabeprozess deutlich verein- und Wasserdienstleistungen ebenso wie die Entsorgung facht. Die digitalen Antragsprozesse wurden von den Spar- oder der öffentliche Verkehr dafür gesorgt, dass die Le- kassen innerhalb weniger Tage umgesetzt. bensadern in unserer Gesellschaft weiterhin pulsieren konnten. Die Gesundheitsämter haben eine Schlüsselstel- Durch ihre Kundennähe, ihre finanzielle Kraft und durch lung bei der Eindämmung der Corona-Pandemie zu – und ihre technische Leistungsfähigkeit haben die Sparkassen die Sparkassen setzen die gesamte Kraft ihrer breiten bundesweit ihren gewerblichen Kunden eine starke Brü- Marktaufstellung ein, um die wirtschaftlichen Folgen ein- cke über das Corona-Tal gebaut. zudämmen. Kommunale Daseinsvorsorge sichern Regionale und öffentlich-rechtliche Einrichtungen genie- ßen in Folge der Corona-Erfahrungen eine deutlich höhe- Doch weder Unternehmen noch Sparkassen wirtschaften re Wertschätzung. Das ist gut so. Tragfähige dezentrale im freien Raum. Sie sind eingebunden in regionale Wirt- Strukturen sind eine wesentliche Stärke unseres Landes. 23
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