Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3

Die Seite wird erstellt Julie Schilling
 
WEITER LESEN
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
Österreich Jahresbericht 2017

                  PEOPLE TO PEOPLE

  Leben, wo ich zu
       Hause bin
                  Bildung macht‘s
                          möglich

Stop MALARIA, AIDS und TBC!
Die gute Nachricht: Wir wissen, wie‘s geht.
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
HUMANA         People to People

                                      Aus dem Inhalt
                                      Stop Malaria, Aids und TBC!
                                      Wir wissen, wie’s geht!
                                      AIDS: Keine Zeit, sich auszuruhen .......................................................22
                                      TIMS – Tuberkulose-Bekämpfung im Bergbau ....................................29
                                      „E 8“ – Länderübergreifende Großkampagne gegen Malaria ............35

 Leben, wo ich zu Hause bin
 Bildung macht‘s möglich

 Die Höhere Berufts- und Allgemeinbildende Lehranstalt in Angola ... 8
 HUMANA-LehrerInnen: Auf Augenhöhe mit den Kindern...................12
 Indien: Chancen für die Chancenlosen.................................................14
 VorschulpädagogInnen in Namibia .....................................................18

                                                                                                                                     „Digitales Lernen“ – auch für die Kleinsten

Nie wieder ausgeliefert sein!
Frauenpower in Indien ........................ 42          Editorial ..........................................................................................................................................1
Frauen in Afrika: Noch ein weiter Weg
                                                           HUMANA IN ÖSTERREICH
zur Gleichberechtigung ...................... 46           Am Anfang steht die Kleiderspende ..................................................................................2
                                                           HUMANA-Kleidersammlung .................................................................................................3
                                                           HUMANA-Secondhand Mode...............................................................................................6

                                                           BILDUNG
                                                           Hochwertige Bildung im Brennpunkt unserer Zeit........................................................8
                                                           Die Höheren Berufs- undAllgemeinbildenden Lehranstalten in Angola ...............8
                                                           Unsere Vision von Bildung ......................................................................................................9
                                                           Das Überlebenstraining ....................................................................................................... 11
                                                           HUMANA-LehrerInnen: Auf Augenhöhe mit den Kindern ...................................... 12
                                                           Lernen oder Affen verjagen? ............................................................................................... 13
                                                           Indien: Chancen für die Chancenlosen ........................................................................... 14
                                                           Ein Mädchen wie Sajida ........................................................................................................ 16
                                                           Aus einer UNESCO-Studie über Schulbesuch ............................................................... 17
                                                           VorschulpädagogInnen in Namibia.................................................................................. 18
                                                           Neues von unseren „Frontlinern” ....................................................................................... 20
             Frauen lernen, auf eigenen Beinen zu stehen   Kinderhilfe Kinshasa – „Mein Traumjob: Schneiderin”................................................ 21
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
Österreich – Jahresbericht 2017

                                                                              Niemand muss hungern!
                                                                              Das sagt der gesunde Menschenverstand ...
                                                                              Gewalt und Hunger sind Partner..............................................................49
                                                                              Farmer in der DR Kongo: Gemeinsam arbeiten, besser leben .................50

GESUNDHEIT
Ein ehrgeiziges Ziel im Kampf gegen AIDS: 90 – 90 – 90 ........................................22
Keine Zeit, sich auszuruhen ...............................................................................................23
„Job-Beschreibung” Field Officer ....................................................................................24
„Militärisch organisiert” gegen einen mächtigen Feind..........................................25
„Passionates” – die Leidenschaftlichen..........................................................................26
Henning Mankell: Gegen AIDS und das Vergessen...................................................27
TBC. Besiegbar durch Zusammenhalt............................................................................28
TIMS – Tuberkulosebekämpfung im Bergbau ............................................................29
500 Jahre „Bergsucht” .........................................................................................................30
HOPE – Hoffnung auf neue Lebensqualität .................................................................31
Wanted: Anopheles, alias Moskito ..................................................................................34
E 8 = 8 Länder = 1 Ziel: Eliminierung von Malaria .....................................................35
Kinderhilfe im Kampf gegen Malaria: Good Bye Malaria ........................................36
Mama, gib mir ein Moskitonetz! ......................................................................................38
Kennen Sie Zitronengras? ..................................................................................................39

FRAUEN
Miteinander der Armut entgegen treten .....................................................................40
Nie wieder ausgeliefert sein! Frauen in Indien ...........................................................41
Frauenpower in Indien. Rücken stärken, auf eigenen Beinen stehen ... ............42
Anita geht ihren Weg ...........................................................................................................45
Frauen in Afrika: noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung ....................46
Kinderhilfe Bumba ................................................................................................................47

HUNGER
Niemand muss hungern! Das sagt uns der gesunde Menschenverstand ........48
Gewalt und Hunger sind Partner .....................................................................................49
Gemeinsam lernen, arbeiten, besser leben .................................................................50                                                          Angola: Profis braucht das Land!
Mischkulturen. Ein Merkblatt für Farmer’s Club-Mitglieder...................................52
Monatsversammlung der Club-Komitee-Mitglieder in Bongona II ....................53                                                                   Editorial: Für Sie!
                                                                                                                                                     Ein Rückblick auf 2017
PARTNERSCHAFTEN FÜR ENTWICKLUNG                                                                                                                      Mit Freude präsentieren wir Ihnen hier unseren
„Danke!” aus Süd-Ubangi....................................................................................................54                        Jahresbericht 2017. „Dick“ ist er wieder geworden,
Ausbildung junger Landwirte in Zentral-Mosambik – GVA Baden .....................55                                                                  denn viel haben wir – gemeinsam mit unseren
Mit Förderung der Stadt Wien:
                                                                                                                                                     Partnern – geschaffen, und jede Menge Neues hat
Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion in Indien ...................................56
                                                                                                                                                     sich 2017 ereignet: neue Projekte, neue Strategien,
Jobs für die Jungen in Tubatse .........................................................................................57
                                                                                                                                                     neue Kampagnen.
ARMUT BEENDEN!                                                                                                                                       Grundlage unseres Berichts sind, wie immer, die
Zwei Tage der Neuigkeiten und der Zukunftspläne .................................................58                                                  Jahresberichte der unterstützten Projekte an
Die Föderation ........................................................................................................................60            HUMANA Österreich, doch sind wir im Zuge der
Begegnung einer Juni-Nacht ............................................................................................61                            redaktionellen Arbeit auch auf den einen oder an-
Entwicklung ist immer „In Arbeit”....................................................................................62                              deren Beitrag gestoßen, von dem wir annehmen
Unsere Partner im Süden:                                                                                                                             können, dass er sie interessieren wird. Die Fotos
Angola .......................................................................................................................................63     sind – wenn nicht anders angegeben – „Copyright
Indien .........................................................................................................................................64   HUMANA“ und wurden uns zu einem großen Teil
DR Kongo .................................................................................................................................65         freundlicherweise von unseren Partnern im Süden
Mosambik.................................................................................................................................66          zur Verfügung gestellt.
Namibia.....................................................................................................................................67
Südafrika...................................................................................................................................68       Bleibt nur noch, Ihnen viel Spass beim Lesen zu
                                                                                                                                                     wünschen!
HUMANA Österreich ...........................................................................................................69                      Mit freundlichen Grüßen!
Impressum ..............................................................................................................................69           Katharina Feldmann, MAS (PR) –
Highlights 2017 ......................................................................................................................72             Stv. Obfrau HUMANA Österreich
                                                                                                                                                                                                             1
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
HUMANA    People to People

                                   Am Anfang steht
                                   Aus dem Inhalt

                                   die Kleiderspende
                                 Einige Gedanken zu „Secondhand“
                                 Ressourcen sind, wie wir alle wissen, alle in begrenzter Verfügbarkeit vorhanden. Dies gilt natür-
                                 lich auch für textile Fasern. Unsere Bekleidung ist meistens aus einem Mix von chemischen und
                                 natürlichen Fasern zusammengesetzt. Spielt man mit dem Gedanken, dass Wiederverwendung
                                 von Kleidung – sprich: von Secondhand-Kleidung – würde gar nicht praktiziert werden, sondern
                                 alle Menschen dieser Erde würden ausschließlich neue Kleidung tragen, dann würde man schnell
                                 zu dem Schluss kommen, dass wir drei Erdplaneten brauchen, um genügend Platz und Wasser zur
                                 Verfügung dafür zu haben!

                                 Die Notwendigkeit der Wiederverwendung liegt auf der Hand. Deshalb setzen wir bei HUMANA
                                 die Priorität darauf, dass ein hoher Anteil der eingesammelten Kleidung als solche weitergetragen
                                 wird. Dies haben wir gründlich in unserem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert.1

                                 Für den überwiegenden Teil der Menschen, die Kleidung in Sammelcontainer einwerfen, ist das
                                 Hauptmotiv der Abgabe, die Sachen für einen guten Zweck zu spenden bzw. sie Bedürftigen zu-
                                 gute kommen zu lassen.

                                 Dass HUMANA Österreich in den 90er Jahren gemeinsam mit unseren Schwesterorganisatio-
                                 nen „The Federation for Associations connected to the International HUMANA People to People
                                 Movement“ gegründet hat, hat seit langem in vielerlei Hinsicht Früchte getragen. Ein Vorteil ist,
                                 dass für jeden Euro Reinerlös, der von den Mitgliedern, z. B. HUMANA Österreich, an Entwicklungs-
                                 projekte gespendet wird, 3 weitere Euro Sponsorgelder hinzu kommen. Sponsoring ist bekanntlich
                                 ein Geben und Nehmen. Durch die bestehenden zahlreichen Projekte der Föderation HUMANA People
                                 to People wurde das Vertrauen zu vielen Sponsoren aufgebaut, ebenfalls in unsere Projekte zu
                                 investieren.

                                 Am Anfang stand und steht die gespendete Kleidung. Somit wurde 2017 jeder einzelne Euro zu 4
                                 Euro. Dies ist einen guter Grund, uns Standorte zu Verfügung zu stellen und in unseren Second-
                                 hand-Shops einzukaufen.

                                 Henning Mörch, Leiter der Projekte von HUMANA Österreich

                                 1 Vgl. Seite 71

    Alles hängt zusammen

                                                         pen de
                                                   Ihre S
                                                               Sortierung in Europa

                                                                                                   Secon d Han
                                                                                                               d Sho ps

                                                              Alles hängt zusammen
                     Han d
                           el in Afrika                                                                             Europa
                                                                                                           n d ganz
                                                                                          in Öster reich u

                                                     ka                               Ge
                                                  fri                                   ld
                                            e in A                                         für
                                         ekt                                                   Proje
                                     Proj                                                           kte in In dien
                            Geld für

2
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
Wien                                                                                                        Österreich – Jahresbericht 2017

Unsere Freundin, die Wiener Musikerin Mary Broadcast, begleitete für unseren Jah-
resbericht 2016 Cheffahrer Almir Busevac, um der tagtäglichen Arbeit unserer Fah-
rer auf den Grund zu gehen. Dieses Mal wollte sie wissen, was mit der Kleidung nach
der Container-Entleerung passiert. Sie besuchte deshalb das HUMANA-Zentrum
Wien im Industriegebiet Wien-Liesing. Hier befindet sich der Sitz des Vereins
HUMANA, die Geschäfts-
führung der HUMANA-
Kleidersammlung Österreich
und unserer 13 HUMANA-
Fashion-Shops sowie die
                                                 Ein Arbeitstag im
zentrale Umladestation. Was
sie erlebte, lesen Sie hier:                     HUMANA Zentrum Wien
                                                 Von Mary Broadcast

An einem heißen Tag im August wurde ich von HUMANA in das „HUMANA – Zen-
trum Wien“ eingeladen. Ich wollte der Frage nachgehen, was denn eigentlich aus
unseren Kleiderspenden wird.
Ich traf früh am Morgen ein. Es war noch wenig los, das ließ mir Zeit für ein län-
geres Gespräch mit Oliver, Alija und Herbert in der Werkstatt für die Container,
in die wir unsere Kleiderspenden werfen. Herbert ist Betriebsleiter der Sammlung.
Er pflegt die Container-Standorte und die Kontakte zu den HUMANA-Partner-
gemeinden, koordiniert die Standorte und Fahrer, die die Container entleeren,
und entscheidet, welche Container ausgetauscht werden müssen. Oliver und Ali-
ja sind dafür zuständig, die Container instandzuhalten und wieder einsatzfähig
zu machen. Es gibt Metall-Container, die in der Stadt Wien aufgestellt werden,
das sind die „City-Container“. Die Holz-Container kann man immer wieder in
Niederösterreich und Burgenland entdecken. Diese sehen aus wie gemütliche klei-
ne Holz-Häuschen.
Oliver ist gelernter Bauschlosser aus Serbien und repariert die Metall-Container. Alija
ist Tischlermeister aus Bosnien und für die Holz-Container zuständig. Es wirkt wie
ein merkwürdiger Zufall, dass zwei Menschen, jeweils aus Ländern stammend, deren          Mary zu Besuch bei uns in Wien-Liesing
gemeinsame Geschichte bis heute mit vielen Konflikten belastet ist, an einem Ort mit
konträren Materialien arbeiten. Alija ist seit 15 Jahren bei HUMANA und geht bald in
Pension. Oliver ist darüber traurig, er hat in Alija einen Freund gefunden. In ihrer
Werkstatt sei die Feindschaft zwischen Bosniern und Serben nie Thema gewesen,
sagen die beiden. Eher beiläufig erzählen sie mir von ihrer Arbeit. Viel lieber reden
sie darüber, dass die Welt in ihrer Werkstatt funktioniert, weil sich alle bemühen,
von Mensch zu Mensch, und weil der „Chef “ sich dafür engagiert.
Mit Gänsehaut am Arm ist das für mich das Stichwort, den „Chef “ zu besuchen.
Der „Chef “ heißt Henning und ist Leiter aller HUMANA-Projekte in Österreich.
Er sitzt zwei Räume weiter in seinem Büro. An der Wand hängen ein riesiges Foto
eines afrikanischen Dorfes und eine große Landkarte des Kontinents Afrika. Er
erzählt mir, dass rund 7.000 Tonnen an Kleidern1 pro Jahr von HUMANA Öster-
reich gesammelt werden. HUMANA Österreich unterstützt durch Re-Use der ge-
spendeten Kleider HUMANA-Projekte in Afrika. Es gehen 100% des Reinerlöses
an diverse Projekte. Seine Betriebe müssen daher wirtschaftlich denken und die ge-
spendeten Kleider möglichst gut „nützen“. HUMANA Österreich arbeitet deswegen
hauptsächlich mit HUMANA-Sortierwerken im Ausland2 zusammen. Die Kleider-
spenden aus Österreich werden dorthin geschickt, erklärt Henning, und das Werk
sortiert diese nach Kategorien.3

1 und Schuhen
2 So zu einem großen Teil mit dem HUMANA-Sortierwerk in der slowakischen Stadt Martin     Unterwegs vom HUMANA Container in die
3 Mehr als 2/3 der eingesammelten Kleidung sind wiedertragbar.                            Umladestation
                                                                                                                                              3
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
HUMANA               People to People

                                                 Aus dem Inhalt

                                                                                      In Österreich können sich zum Beispiel nur bestimmte Kategori-
                                                                                      en von Waren verkaufen lassen. HUMANA Österreich folge dabei
                                                                                      Trends und der Nachfrage nach bestimmten Produkten. Es werden
                                                                                      auch Waren aus Deutschland, Italien und Norwegen für die Shops
                                                                                      in Österreich zugekauft. Die restliche Ware aus Österreich, die sich
                                                                                      nicht in Österreich verkaufen läßt, wird in Europa und Asien ver-
                                                                                      kauft, teilweise nach Afrika zur weiteren Sortierung und für den
                                                                                      Verkauf geschickt, wo sie wiederum den HUMANA-Projekten Zu-
    An der Verpackungsanlage wird die Kleidung fertig für den Export gemacht.         satzeinnahmen sichert und neue Jobs geschaffen werden.
                                                                                      „HUMANA People to People“ als Dachorganisation mit all den
                                                                                      Mitgliedsorganisationen weltweit arbeitet im Bereich Kleider-
                                                                                      sammlung und -verkauf nicht anders als eine Firma, nur mit dem
                                                                                      höheren Ziel, anderen Menschen Zukunftsmöglichkeiten durch
                                                                                      den erwirtschafteten Profit zu schaffen. Was die Finanzierung der
                                                                                      Entwickungsprojekte im Süden betrifft, so kommen auf jeden Euro,
                                                                                      den HUMANA-Organisationen im Norden mit Kleidersamm-
                                                                                      lung und -verkauf erwirtschaften, 3 Euro aus Sponsoring dazu. Es
                                                                                      ist also jedenfalls sinnvoll, seine alten Kleider zu spenden und sie
                                                                                      HUMANA anzuvertrauen, denn HUMANA verwandelt die Kleider-
                                                                                      spenden in Geld für wichtige Bildungs-, Landbau-, Gesundheits-,
                                                                                      Dorfentwicklungs- oder Kulturprojekte.
                                                                                      Draußen wird es langsam laut. Henning meint, wir sollten ’rausge-
    Alles, was in die Halle ‘rein oder ‘raus geht, wird penibel verwogen.             hen, die LKW-Fahrer würden eintreffen. Almir, Meho und Danislav
                                                                                      sind gerade mit ihren LKWs angekommen. Auf den Ladeflächen
                                                                                      befinden sich Wägen4 vollgestopft mit Säcken, in denen Menschen
                                                                                      ihre Kleiderspenden verpackt haben. Es ist ein lustiges Treiben, die
                                                                                      Stimmung ist gut. Sie rollen ihre Wägen von den LKWs, wo sie von
                                                                                      Hikmat empfangen werden, der sie zur Waage bringt.
                                                                                      Hikmat kommt aus Afghanistan und arbeitet seit 6 Monaten bei
                                                                                      HUMANA. Er hat eine ähnliche Geschichte wie manche seiner Kol-
                                                                                      legen hinter sich. Er sei geflohen, erzählt er, weil in seinem Land
                                                                                      kein Friede einkehrt und es keine Zukunftschancen gibt. Er ist froh,
                                                                                      bei HUMANA untergekommen zu sein. Hier ist Hikmat Stapler-
                                                                                      fahrer und kümmert sich außerdem um das Verpacken der Ware.

                                                                                      4 Rollcontainer
    Hikmat aus Afghanistan packt an, wo immer es notwendig ist.

    Meho beim Entladen seiner Tagesausbeute                   Einer von uns: Subfrächter Christian an der Rampe   Alija und Oliver – unsere „Container-Ärzte”
4
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
Wien                                                                                                                   Österreich – Jahresbericht 2017

“Der Savic” - ...                                       ... Danislav zurück von der Tagestour

Leider sind in den Containern gelegentlich auch Störstoffe wie Pölster, Decken, Müll,           Ich verabschiede mich von Danko und statte
Elektroschrott oder Metall enthalten. Diese Sachen werden entfernt und recycelt. Die            den beiden Frauen Elke und Sonja einen Besuch
restlichen Kleider werden in große 320 – 350 kg-Säcke, die Big-bags, verpackt.                  ab. Sie sitzen sich – einen Raum weiter – an
Ich klettere zwischen den riesen Kleidersäcken über eine Stiege die Vepackungs-                 zwei Tischen gegenüber. Elke ist die Manage-
plattform hinunter. Unten empfängt mich Danko. Er ist aus Serbien und arbeitet                  rin der HUMANA Secondhand-Fashion-Shops
seit 6 Jahren bei HUMANA. Er wollte eigentlich studieren und verließ deswegen sei-              in Österreich, Sonja für das „Back Office“ zu-
ne Heimat: einen Ort, an dem Rumänien, Bulgarien und Serbien aneinander gren-                   ständig. Elke erstellt das Budget und kontrol-
zen. Dort sei es wunderschön, träumt Danko, aber man könne kein Geld verdienen.                 liert seine Einhaltung, gestaltet das Marketing
Nun sei er hier Lagerleiter und sehr glücklich in diesem Umfeld. Er ist zuständig für           der Shops, stockt Personal auf oder eröffnet
den Export. Er kümmert sich um die Lieferscheine und teilt die Staplerfahrer ein,               neue Shops. Derzeit gäbe es zwölf in Wien und
überwacht die Ware, die ´reinkommt, aber auch die, die ´rausgeht, und sorgt für                 einen in Graz, erfahre ich hier. Eine wichtige
akkurate Ordnung im Lager. Alles wird penibel gewogen und notiert. Er erstelle au-              Aufgabe ist die Bestellung der Shop-Kleidung
ßerdem die Ladepläne, informiert Danko weiter. Es gäbe Großkunden mit LKWs,                     bei den Sortierwerken und ihre Verteilung – je
die um die 19 Tonnen fassen. Diese fahren in die Slowakei, nach Ungarn, Spanien,                nach Shop-Profil und Bedarf – an die einzelnen
Tunesien oder in die Türkei. Kleinkunden kommen eher selten vor.                                Shops. Elke sagt, sie beobachte genau die Mode-
                                                                                                trends, denn der Konsument bestimme, was in
                                                                                                den Shops angeboten werde. In Zukunft werden
 HUMANA-Kleidersammlung 2017 (am 31. 12. 2017)                                                  20% aller gekauften Kleider Secondhand-Wa-
                                                                                                re sein. Dieses Business hat also Zukunft. Die
 Sammelmenge:                                7.003,9 Tonnen                                     Konsumenten in Österreich würden Waren
 Operationsgebiet: Wien, Niederösterreich, Burgenland, Steiermark, Kärnten,                     aus Österreich, Deutschland, Italien und skan-
 Salzburg, Oberösterreich                                                                       dinavischen Ländern bevorzugen, weiß Elke
 Containerzahl:                              2.253                                              aus langjähriger Erfahrung. Das sei auch nicht
 Container-Entleerungen:                     92.460                                             verwunderlich, es sei ein ähnlicher Markt, aber
                                                                                                doch mit kleinen, interessanten Unterschieden.
                                                                                                HUMANA führt auch spezialisierte Shops, die
                                                                                                nur Vintage-Mode verkaufen ...
                                                                                                Ein langer Tag ist wie im Flug vergangen. „Schwer
                                                                                                bepackt“ mit vielen neuen Eindrücken und Fotos
                                                                                                meiner Freundin, der Fotografin Agnes Slupek,
                                                                                                die mich begleitet hat, verlasse ich schließlich das
                                                                                                „HUMANA-Zentrum Wien“ und ... freue mich
                                                                                                schon auf ein Wiedersehen mit meinen alten und
                                                                                                neuen Bekannten bei HUMANA.

                                                                                                Alle Fotos dieses Beitrags: © Agnes Slupek

                                      „Der Chef” Henning – Leiter der HUMANA-Projekte
Werkmeister Danko in seinem Reich     in Österreich
                                                                                                                                                         5
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
HUMANA            People to People

                                            „ARBEIT MUSS
                                            Aus dem Inhalt

                                            SPASS MACHEN“
    Vom „Schwarzen Schaf“ zur „Grauen Eminenz”“„

     Ich gehe gerne in unsere „Wiedner“, nach dem Motto, nur
     das neu zu kaufen, was ich nicht Secondhand bekommen
     kann. Er ist unser größter und ältester Fashion-Shop. Du
     bekommst dort alles, was Du gerne möchtest: Klassisches
     für alle Tage, schräge Vintage-Mode, Kindersachen,
     Trachtenmode und – für mich ganz wichtig – immer 1 – 2
     Ständer „große Größen“. Heute bin ich „dienstlich“ hier:
     Ich treffe Emelyn.

    „Emelyn ist im Lager!“, ruft mir Danijela nach einem fröhlichen          Warst Du nicht auch Filialleiterin?
    „Hallo!“ schon an der Türe entgegen. Langsam gehe ich nach hin-          „Ja-a-a...“, gibt Emelyn zögerlich zu. „Damals in der ‚großen Neu-
    ten ins Lager, bleibe da bei einem süßen Kinderdirndel stehen –          lerchenfelder‘, 2 Etagen beim Brunnenmarkt ... Aber Filialleiterin
    leider zu klein für meine Jana – , einer tollen Bikerjacke und werfe     habe ich sonst immer verweigert. Ich halt‘ nix davon. Wir arbeiten
    einen sehnsüchtigen Blick auf die Miniröcke – leider vorbei für          alle zusammen, jeder weiß, was zu tun ist, und dann stimmt auch
    mich ...                                                                 das Ergebnis. Und natürlich muss man gerne arbeiten, und die
    Aus dem Lager kommt mir Emelyn entgegen. „Du bist zu früh?               Stimmung muß gut sein, sonst geht’s nicht.“
    Macht nix! Fangen wir an, dann sind wir schneller fertig!“, sagt sie
                                                                             Erzähl doch einmal über Dein Geschäft?
    in ihrer resoluten Art. Während sie zwei Stühle an den Schreib-
                                                                             „6.000, 6.200 Kleidungsstücke – Schuhe, Taschen – haben wir täg-
    tisch rückt – „Hier kannst du besser schreiben!“ – erzählt sie vom
                                                                             lich im Shop. Jeden Tag hängen wir neue Teile ein. Gestern waren
    Abverkauf in der kommenden Woche. Sie bereite gerade die An-
                                                                             es 218 Stück, aber manchmal sind es auch 400. Was wir längere Zeit
    gebote vor. ... So, jetzt geht’s los:
                                                                             nicht verkaufen, nehme ich ’raus und mache Angebote daraus. Was
    Emelyn, erzähl uns etwas von Dir ...                                     wir dann noch immer nicht verkaufen – ab zurück in die Halle!1
    Das tut sie nicht gerne. „Weißt ja eh alles ...“ Aber dann erzählt sie   Die Angebote wechseln wir jeden Montag.“
    doch. Sie kam 1989 von den Philippinen nach Wien. Dort hatte
                                                                             1... in die Umladestation
    sie „Lehrerin gelernt“, aber nur zwei Jahre, dann mußte sie „’raus
    in die Welt“. „Meine Mutter sagt noch heute, ich bin das schwarze
    Schaf !“, sagt Emelyn, mt dem ihr typischen breiten Lachen über
    das ganze Gesicht.
    Nach 2 Jahren Jobben in der Gastronomie hat sie 1992 bei HUMANA
    begonnen. Heute ist sie unsere dienstälteste Verkäuferin – im Sep-
    tember feiert sie ihr 26jähriges Jubiläum – und eine „graue Eminenz“
    in unserem VerkäuferInnen-Team ... „Ich habe alles kennengelernt ...“
    In wie vielen HUMANA-Shops hast Du schon gearbeitet?
    „Frag mich lieber, in welchen ich noch nicht war!“ Wir verlieren
    uns ein bisschen in gemeinsame Erinnerungen ... Emelyn war in fast
    allen Geschäften für kürzere oder längere Zeit, immer dort, wo es
    nicht so lief wie es sollte – als „Feuerwehr“ – oder in neuen Ge-
    schäften als „Starthilfe“.                                                Blick in die Wiedner Hauptstraße
6
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
Wien                                                                                                                    Österreich – Jahresbericht 2017

Wie sieht Dein Arbeitstag aus?
„Meistens sind wir hier 4 Verkäuferinnen und arbeiten im Schichtsystem. Manch-
mal schickt uns Elke2 auch eine neue Kollegin zum Anlernen. Der Arbeitstag
beginnt mit Putzen. Dann gehe ich nach hinten und bereite die neue Ware vor:
‚aufbügeln‘3, etikettieren, Sicherung anbringen, bepreisen ... Bepreisen ist das
Schwierigste. Der Preis soll einen guten Reinerlös für unsere Projekte bringen, aber
auch unseren KundInnen entgegenkommen. Er muß in der Mitte sein ...“
„Weißt Du, ich gehe regelmäßig in die Stadt zu ...“, gesteht Emelyn im Vertrau-
en und nennt ein renommiertes internationales Modehaus in der Innenstadt.
„Die haben fast alle Marken, so wie wir!“, und wieder das breite Emelyn-Lachen.
„Dann sehe ich mir die Preise an und kann unsere in Relation dazu setzen.“
                                               Was ist das teuerste, was ist das billigste Stück im
                                               Shop?                                                  Danijela
                                               „Kindersachen gibt es schon für 1 € pro Teil ...,
                                               auch einen Korb mit Knöpfen, 10 Cent das
                                               Stück. Die Sommersachen habe ich jetzt schon
                                               im Angebot, denn die neue Herbstmode ist
                                               schon da ... Und das Teuerste? Ich habe hier ei-
                                               nen Mantel von Valentino, in klassichem Trench-
                                               coat-Schnitt, 100 % Kaschmir. Den verkauf ‘ ich
                                               für € 249,00. Das ist der locker wert.“
                                               Erzähl uns etwas über die KundInnen?
                                               „Das sind nette, freundliche Leute ... Natürlich
                                               haben wir in den Geschäften je nach Lage ver-
                                               schiedenes Publikum. Hier haben wir ‚mehr ge-
                                               hobene Leute‘ und auch viele Touristen.“
                                               Und was kaufen die?
                                                                                                      6.000 Einzelstücke warten auf unsere KundInnen.
                                               „Alles. Wir haben ja alles ... Aber die Touristen
                                               kaufen gerne unsere österreichischen Trachten,
                                               Vintage ...”                                           HUMANA Secondhand-Shops 2017

                                   Wir gehen hinaus in das Geschäft zu einem klei-                    (am 31. 12. 2017)
                                   nen Fotoshooting. Etwa 10 KundInnen sind
                                                                                                      12 HUMANA-Secondhand-Shops in Wien +
Das teuerste Teil im Shop: 100 %
                                   mittlerweile da: junge modische Frauen, eine
                                                                                                      1 Shop in Graz, davon
Kaschmir, Valentino, €249          gepflegte, elegante ältere Dame. Ein älterer Herr
                                                                                                      1 neuer Shop in Wien 5., Reinprechtsdorferstraße/
                                   mit Einkaufssackerl kokettiert in der Herrenab-
                                                                                                      Leitgebgasse eröffnet
                                   teilung mit einem wunderbaren dunkelblauen
                                                                                                        731.106 Stück im Angebot
Rohseide-Sakko in klassichem Schnitt. Wir – Emelyn, Danijela und ich – fotografie-                      11.364 StammkundInnen
ren uns gegenseitig und haben Spaß dabei.                                                             MitarbeiterInnen:
Stören wir die KundInnen nicht?                                                                         Frauen: 50
„Wir sorgen immer für gute Stimmung im Geschäft. Das muss sein“, sagt Emelyn.                           Männer: 1
„Natürlich ist das alles mit viel Arbeit ver-                                                         Service für unsere KundInnen:
bunden, bis es so aussieht. Manchmal glaub‘ i‘                                                          Count-down-Wochen
schon, i‘ drah‘ durch. Aber dann setze ich mich                                                         2 „Stammkundenbriefe“
                                                                                                        4 „Newsletter“ per e-mail an jeweils 50.000
2 Minuten nieder und – weiter geht’s!“
                                                                                                        Adressen
Und weiter geht’s auch für mich. Schnell ist                                                            Social Media-Begleitung zu Veranstaltungen
dieses Gespräch verlaufen und effizient, wie                                                            und Verkaufsaktionen
alles, was Emelyn anpackt. Ich verabschiede                                                             Umstellung von Plastik- auf Papiertaschen,
mich. „Bis dann!“ und „Danke!“ „Hast Du                                                                 Stoffsackerl „Vintage Oida!“ und „I love
nicht etwas vergessen? Ich habe tolle neue                                                              Vintage“
Taschen da ...” Also kaufe ich wieder einmal                                                            „Schnäppchentage“ im April, Juli und Oktober
ein und verlasse schließlich als zufriedene                                                             Trachtenwochen im März/April und
Kundin in bester Laune unsere „Wiedner“ ...                                                             September/Oktober
/K. F./                                                                                               Facebook: com/HUMANATrendVintage
                                                                                                        RetroAUSTRIA
2 die Managerin der HUMANA-Shops in Österreich                                                        Instagram: com/humana_austria
3 das heißt bei uns: auf Kleiderbügel hängen                    Das Billigste im Shop
                                                                                                                                                          7
Leben, wo ich zu Hause bin - Bildung macht's möglich - Stop MALARIA, AIDS und TBC! - Amazon S3
HUMANA            People to People

                                           Aus dem Inhalt
                                           UN-Agenda für nachhaltige Entwicklung bis 2030:
                                           Nachhaltiges Entwicklungsziel Nr. 4:
                                           Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung
                                           gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens
                                           sicherstellen

    Hochwertige Bildung im Brennpunkt unserer Zeit

     Schüler haben die Aufgabe, eine
     neue Wasserleitung zur Schule zu
     installieren.

    Viel wird in diesen Tagen in unseren Medien über die Wichtigkeit      be bieten Jobs für MaturantInnen an. Wie einer ORF-Meldung am
    einer qualifizierten, umfassenden Berufsausbildung gesprochen. Sich   Jahresbeginn zu entnehmen war, führen die WKO Wien und der
    für eine Lehre zu entscheiden, bedeutet für viele junge Menschen      Wiener Stadtschulrat eine Kampagne für eine „Lehre nach der Ma-
    Selbständigkeit, Eigenverantwortung, praktische Betätigung und frü-   tura“ durch.1 Auch HTLs und Fachhochschulen arbeiten in diese
    he Eingliederung in die Arbeitswelt. Schwachpunkt: In vielen Fällen   Richtung. Die heimische Wirtschaft, die Zukunft des Landes brau-
    lässt das Niveau der Allgemeinbildung zu wünschen übrig.              chen hochqualifizierte Persönlichkeiten, die sowohl über profun-
    Allgemeinbildung auf hohem Niveau – dafür ist die AHS-Matu-           des technisches Wissen verfügen, als auch Hand anlegen können.
    ra da. Ihr Nachteil wiederum: MaturantInnen haben keinen Beruf,       In den Ländern des Südens ist dies nicht anders.
    keine praktischen Erfahrungen. Lediglich 22 % der Wiener Betrie-

    Die Höheren Berufs- und Allgemeinbildenden Lehranstalten in Angola
                                                                          Auch in Angola besteht dringender Bedarf an mehr quali-
                                                                          fizierten jungen Leuten. Aus diesem Grund führte unse-
                                                                          re Schwesterorganisation ADPP em Angola2 2011 einen
                                                                          neuen Typ von Oberstufenausbildung ein: die Höheren
                                                                          Berufs- und Allgemeinbildenden Lehranstalten, in der
                                                                          Landessprache Escolas Profissionais e Polivalentes / EPP.
                                                                          Sie bieten in drei Jahren Ausbildungsdauer moderne akademische
                                                                          Bildung auf Oberstufenniveau kombiniert mit einer qualitativ hoch-
                                                                          wertigen praktischen Ausbildung in ausgewählten und dringend
                                                                          benötigten Berufen. Die Ausbildung an einer EPP geht über Klas-
                                                                          senzimmer und Workshops hinaus und ermutigt die SchülerInnen,
                                                                          Nachforschungen anzustellen, Teamplayer zu sein, Solidarität zu zei-

                                                                          1 wien.orf.at, 23. 2. 2018
                                                                          2 Ajuda de Desenvolvimento de Povo para Povo em Angola: HUMANA People to
                                                  Junge ElektrikerInnen   People in Angola
8
Bildung                                                                                                                            Österreich – Jahresbericht 2017

gen, ihr Wissen zu nutzen, um anderen zu helfen und
sich mit den Gegebenheiten am Arbeitsplatz vertraut zu
machen. Das Projekt kommt somit sowohl den Studie-
renden selbst als auch der Allgemeinheit zugute.                        Auf dem Weg ins Jahr 2030:
                                                                        Unsere Vision von Bildung
Zwei dieser Lehranstalten unterstützt HUMANA
Österreich bereits seit mehreren Jahren, und zwar die
EPP Cabinda und die EPP Viana:
Die EPP in der Provinzhauptstadt Cabinda3 ist eine
von 8 ADPP-Instituten des Landes, die den Weg für                       Im Mai 2015 – 4 Monate vor Verabschiedung der UN-Agenda für nach-
diesen modernen Bildungsweg aufbereiten sollen. Be-                     haltige Entwicklung bis 2030 – organisierte die UNESCO gemeinsam mit
reits seit 1995 wurden hier Fachleute in den Sparten
                                                                        UNICEF, der Weltbank, UNFPA, UNDP, UN Women und UNHCR in Incheon,
Tourimus und Catering, Bauwesen, Landwirtschaft,
Elektrotechnik u.a. ausgebildet. 2011 wurde dann auf-                   Republik Korea, das Weltbildungsforum 2015. Über 1.600 TeilnehmerIn-
grund eines Abkommens zwischen ADPP und dem                             nen aus 160 Ländern, darunter über 120 MinisterInnen, LeiterInnen von
Bildungsministerium der Republik Angola die neue                        Behörden und RepräsentantInnen multilateraler und bilateraler Organi-
Ausbildungsform EPP ins Leben gerufen, die früheren                     sationen sowie VertreterInnen der Zivilgesellschaft, des Lehrerberufs, der
Bildungsangebote wurden sukzessive eingestellt.                         Jugend und des Privatsektors, verabschiedeten die Incheon-Erklärung zu
Heute werden in Cabinda WasserassistentInnen, Kö-                       Bildung 2030, die eine neue Vision für Bildung für die nächsten 15 Jahre
chInnen und Vorschul-AssistentInnen ausgebildet.
                                                                        beinhaltet.1 Eine Vision, die HUMANA People to People teilt und in die
Bislang absolvierten 194 SchülerInnen dieses Institut,
72 davon junge Frauen und Mädchen.                                      Realität umsetzt ...

                                                                                 „Unsere Vision ist es, das Leben der Menschen durch Bildung zu
                                                                                verändern, in Anerkennung der wichtigen Rolle von Bildung als ei-
                                                                                ner der Hauptantriebskräfte für Entwicklung und zur Erreichung
                                                                                der anderen vorgeschlagenen Ziele für nachhaltige Entwicklung
                                                                                (Sustainable Development Goals, SDGs). Wir verpflichten uns mit
                                                                                einem Gefühl der Dringlichkeit zu einer einzigen, erneuerten Bil-
                                                                                dungsagenda, die ganzheitlich, ehrgeizig und richtungsweisend ist
                                                                                und niemanden zurücklässt. Diese neue Vision ist vollumfänglich
                                                                                im vorgeschlagenen SDG 4 „Bis 2030 für alle Menschen inklusive,
                                                                                chancengerechte und hochwertige Bildung sowie Möglichkeiten
                                                                                zum lebenslangen Lernen sicherstellen” und seinen entsprechenden
Eine künftige moderne Köchin ...                                                Unterzielen erfasst. Sie ist transformativ und universell, nimmt sich
                                                                        der ‚unerledigten Aufgaben‘ der EFA-Agenda2 und der bildungsrelevanten
Auch in Viana, etwa 90 Minuten vom Zentrum der                          Millenniums-Entwicklungsziele (MDGs) an und benennt die globalen und
Hauptstadt Luanda entfernt, gab es eine lange Tradi-
                                                                        nationalen Herausforderungen im Bereich der Bildung. Sie ist inspiriert
tion der ADPP-Berufsausbildung, die auf das Jahr 1996
                                                                        durch eine humanistische Vision von Bildung und Entwicklung, die auf
zurückgeht. Anfang 2010 übersiedelte die Schule dann
in neue, erheblich besser ausgestattete Gebäude in                      Menschenrechten und Menschenwürde, sozialer Gerechtigkeit, Inklusi-
Zango II, einem Stadtteil von Luanda, wo arme Fami-                     on, Schutz kultureller, sprachlicher und ethnischer Vielfalt und geteilter
lien aus Slumgebieten der Stadt untergebracht wurden.                   Verantwortung und Rechenschaftspflicht basiert. Wir bekräftigen erneut,
Im Jahre 2012 wurde dann das EPP-Programm einge-                        dass Bildung ein öffentliches Gut ist, ein grundlegendes Menschenrecht
führt. Die Schule – sie trägt noch immer den Namen                      und eine Grundlage, um die Verwirklichung anderer Rechte zu garantie-
„Viana“ – dient nun dazu, diesem relativ neuen Stadt-                   ren. Sie ist für Frieden, Toleranz, menschliche Erfüllung und nachhaltige
teil Vorsprung bei Bildung und Gemeindeentwicklung
                                                                        Entwicklung essentiell. Wir erkennen Bildung als Schlüssel zur Erreichung
zu verschaffen.
                                                                        von Vollbeschäftigung und Abschaffung von Armut an. Wir werden unsere
Ausgebildet werden hier EnergieassistentInnen und
                                                                        Bemühungen innerhalb eines Ansatzes des lebenslangen Lernens auf Zu-
GemeindegesundheitsassistentInnen. Bis heute haben
207 StudentInnen die EPP Viana absolviert, davon 92                     gang, Chancengerechtigkeit und Inklusion, Qualität und Lernergebnisse
Mädchen.                                                                konzentrieren.“

                                                                        1 Aus: Bildung 2030. Incheon-Erklärung. Inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung sowie
                                                                        lebenslanges Lernen für alle. Diese deutsche Übersetzung wurde gemeinsam von den UNESCO-Kom-
                                                                        missionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz herausgegeben und ist unter http://www.
                                                                        unesco.de/bildung/bildung-2030/aktionsrahmen-bildung-2030.html online verfügbar.
3 Cabinda ist eine Provinz Angolas, eine nördliche Enklave Angolas in   2 EFA= Education for All – Bildung für alle
der DR Kongo
                                                                                                                                                                           9
HUMANA               People to People

                                                    Aus
                                                   Die   demBerufs-
                                                       Höheren Inhalt
                                                                    und Allgemeinbildenden Lehranstalten in Angola

                                                   Ein kurzer Einblick in die Lehrpläne

                                                          EnergieassistentInnen: Viana                sunde und hochwertige Nahrung. Die
                                                          Energie in all ihren Formen und Quellen,    SchülerInnen bereiten Obstsäfte als Al-
                                                          Methoden der Energieeinsparung sind         ternative zu den zuckerhaltigen Fertig-Li-
                                                          Schlüsselelemente dieser Ausbildung.        mos zu und steigern das Bewusstsein für
                                                          Die SchülerInnen lernen Elektroinstalla-    die Reduzierung des Salz- und Speiseöl-
                                                          tion und -instandhaltung; sie erwerben      verbrauchs im Alltag. Sie arbeiten in der
                                                          Erfahrungen bei der Kontrolle der Verka-    Küche ihrer eigenen Schule und absol-
                                                          belungen in Privathaushalten auf ihre Si-   vieren Praktika in Restaurants und Cate-
                                                          cherheit. Mit fortschreitender Ausbildung   ring-Betrieben der Umgebung.
                                                          führen die SchülerInnen an der Schule
                                                          und in der Gemeinde selbst Installations-
     SchülerInnen graben und installieren die
     Wasserleitungen zum neuen Schulgebäude..             arbeiten aus. Auch Energiesparkampag-
                                                          nen fallen in die Zuständigkeit des / der
     WasserassistentInnen: Cabinda                        EnergieassistentIn: Dazu braucht es Fä-
     Schweißen, Graben und Instandhaltung                 higkeiten etwa zur Herstellung von Plaka-
     von Brunnen, Rohrverlegung, Installation             ten oder zur Kommunikation, sei es nun
     von Wasserpumpen, das Anlegen von Re-                mit Erwachsenen oder mit Schulkindern.
     genrinnen und Abflussanlagen gehören                 An manchen Schulen sind die SchülerIn-
     ebenso zum Lehrplan wie die Installation             nen für die Solaranlage verantwortlich.
     von Bädern und Küchen sowie allgemei-
     ne Baukenntnisse. An der “praktischen
     Front” übernehmen die SchülerInnen die
     Verantwortung für die Instandhaltung
     aller Arten von Wassertanks, Rohrleitun-
     gen, wassersparenden Vorrichtungen.
     Die Leute in den Gemeinden profitieren
     von den Aktivitäten der SchülerInnen,
     die beim Brunnengraben, der Installation
     von Seilpumpen helfen, über Wasserrei-
     nigung beraten oder sog. Tippy-Hand-
     waschanlagen4 an Schulen installieren.
     Die SchülerInnen in Benguela genießen                                                            Moderne Küche muss nicht nur lecker,
     das Privileg des Zugangs zum sog. WASH                                                           sondern auch gesund sein ...
     Technologiezentrum mt seinen Low-cost-
     und Low-tech-Sanitärmodellen.
                                                                                                      GesundheitsassistentInnen: Viana
                                                                                                      Auch Gesundheit ist ebenso grundle-
                                                                                                      gend wie Ernährung; deshalb lernen
                                                                                                      SchülerInnen aller Sparten im 1. Ausbil-
                                                          Installation von E-Leitungen                dungsjahr über Hygiene, Sanitärwesen
                                                                                                      und Krankheitsprävention. In den folgen-
                                                                                                      den beiden Jahren gehen die Gesund-
                                                          Modernes Kochen: Cabinda                    heitsassisentInnen weit über diese Basics
                                                          Zubereitung und Service von Mahlzeiten      hinaus: Sie untersuchen einschlägige Fra-
                                                          umfasst unzählbare Jobs, vom Markt-         gen von Belang in den Gemeinden, orga-
                                                          standl und Restaurant bis hin zur Werks-    nisieren Reinigungsaktionen, beteiligen
                                                          kantine. “Moderne Köche und Köchinnen”      sich an Impfkampagnen, kooperieren
                                                          erlernen traditionelle Gerichte ebenso      mit der Polizei in Fragen der Straßensi-
     „Hoher Besuch”: Osvaldo erklärt dem                  wie internationale Küche und entwickeln     cherheit, führen Informationsgespräche
     Vizegouverneur und dem Bildungsminister              ihre Fähigkeit, für eine große Anzahl von   über HIV / AIDS, Frühschwangerschaft,
     verschiedene Installationsarbeiten.
                                                          Leuten entweder auf täglicher Basis oder    präsentieren wertvolle Nahrungsmittel
                                                          auch für den einzelnen Anlass zu kochen.    auf Messen und Ausstellungen, gestalten
     4 Eine einfache Konstruktion bestehend aus einem
     Wasserkanister und einem Holzgestell, um sich
                                                          Was das Besondere an diesem Lehrgang        Posters und Flyer zu Gesundheitsthemen
     Wasser über die Hände zu gießen.                     ausmacht, ist der Schwerpunkt auf ge-       und bringen sie an den Mann / die Frau.
10
Bildung                                                                                                   Österreich – Jahresbericht 2017

                                               Unterwegs, um Land und Leute kennenzulernen

                                                Exkursion im 1. Lehrjahr:

                                                Das „Überlebenstraining”
                                                Um es gleich vorweg zu sagen: Exkursionen, Ausflüge, Schullandwochen ...
                                                sind an Schuleinrichtungen in Angola absolut nicht üblich. Dennoch gehören
GesundheitsassistentInnen in Ausbildung         längere oder kürzere Reisen an vielen HUMANA-Lehranstalten – Berufsschulen,
                                                Lehrerbildungsakademien – zum regulären Lehrplan. Denn: reisen, neue Orte
                                                zu sehen, andere Menschen kennenzulernen, Lebensbedingungen, die sich von
VorschulassistentInnen: Cabinda
EPP Cabinda ist zur Zeit noch die einzige       denen zu Hause unterscheiden, ist ein kraftvoller und einnehmender Weg zu
EPP, die diese Ausbildung anbietet. Die         lernen und neue Schritte im Leben zu setzen. Obwohl generell nicht üblich, ist
SchülerInnen müssen auf ihre Arbeit mit         Reisen ein integrierter Teil der Schule und des Unterrichts.
kleinen Kindern sehr gut ausgebildet wer-
                                                Die “Überlebensreise” ist für die SchülerInnen des 1. Lehrjahres an der EPP
den, eine Arbeit, die Kreativität, Organisa-
                                                Viana ein großes Ereignis. Auch im Vorjahr fieberten SchülerInnen, LehrerInnen
tionstalent, Verständnis für die kindliche
                                                und auch die Eltern diesem Ereignis entgegen. Gemeinsam beschreiben sie ihre
Entwicklung, pädagogisches Wissen und
sehr, sehr viel Geduld erfordert. Es man-       Eindrücke wie folgt:
gelt nicht an Arbeitsplätzen für Vorschul-
                                                „Zur Verwunderung der LehrerInnen sagten viele Eltern, ihre Kinder könnten nicht
pädagogInnen, und auch nicht an Prak-
                                                mitfahren, denn sie seien es nicht gewohnt, von zu Hause weg zu sein. Es folgte eine
tikum-Stellen.
                                                große Debatte, in der die LehrerInnen versichern mussten, dass die SchülerInnen
/Aus dem Jahresbericht 2017 der Projekte an     während der Reise in Sicherheit und gut aufgehoben sein werden. Erst dann beruhig-
HUMANA Österreich/                              ten sich die Eltern; trotzdem hatten sie kein gutes Gefühl dabei.“
                                                „Nachdem wir all das hinter uns hatten, war es Zeit für die Vorbereitungen. Wir
                                                sprachen darüber, worum es bei der Überlebensreise wirklich gehe und was wir dafür
                                                bräuchten. Schließlich kam der Tag der Abreise! Wir alle sind motiviert und voller
                                                Freude. Zu jeder Zeit konzentrierten wir unsere Gedanken auf die Ziele, die wir uns
                                                gesetzt haben, um die Aktivität positiv zu erfüllen. Zuerst machten wir uns auf den
                                                Weg zur Mondwarte, als uns die örtlichen Beamten ersuchten, zurück zur nahegelege-
                                                nen Gemeinde Palmeirinhas zu gehen. Wir kamen schließlich in diesem Ort an und
                                                waren so glücklich, obwohl wir müde waren.“
                                                „Wir besuchten die Gemeinde und untersuchten die Salzgewinnung, die Bauernhöfe,
                                                die Zucht von Rindern, Hühnern und Schafen sowie viele schöne, interessante Plät-
                                                ze. Gegen Ende des Tages gingen wir ans Meer baden. Der gesamte Ausflug dauerte
                                                drei Tage, und unsere Zielvorstellungen wurden exzellent erreicht. Dann war es Zeit,
                                                nach Hause aufzubrechen, mit frohen Herzen und hochmotiviert. Der Ausflug war
                                                ausgezeichnet. Niemals zuvor hatten wir so viele unglaubliche und interessante Orte
                                                gesehen; wir werden uns an alles, was wir erlebten, lange Zeit erinnern. Der Ausflug
                                                brachte auch SchülerInnen und LehrerInnen einander näher, sodass sie einander bes-
                                                ser kennen lernen konnten.“
Erster Praktikum-Tag an einer öffentlichen      /Aus dem Jahresbericht 2017 des Projekts an HUMANA Österreich/
Vorschule in Luanda.
                                                                                                                                            11
HUMANA            People to People

                                            Aus dem Inhalt
                                            HUMANA-LehrerInnen :

      Gemeinsam macht Lernen noch mehr
      Spaß.

     Auf gleicher Augenhöhe mit den Kindern
     11 der mittlerweile bereits 53 HUMANA-
     Lehrerbildungsakademien befinden sich in Mo-
     sambik. Ziel ist die Ausbildung von Grundschul-
     lehrerInnen, die sowohl begeisterte PädagogIn-
     nen sind, als auch aktiv neue Unterrichts- und
     Lernmethoden fördern sowie verschiedene Initi-
     ativen zur Dorfentwicklung in den ländlichen
     Gebieten, in denen sie tätig sind, setzen. Auf-
     grund ihrer Ausbildung nehmen AbsolventInnen
     der HUMANA-Lehrerbildungsakademien eine
     zentrale Rolle bei der Entwicklung der Grund-
     schulbildung im Land ein.
     Es werden moderne Lehrmethoden angewandt,
     die den / die StudentIn in den Mittelpunkt seines
     / ihres eigenen Lernprozesses stellen. LehrerIn-
                                                          StudentInnen der Lehrerbildungsakademie Cabo Delgado erarbeiten Stundenpläne.
     nen, die auf diese Weise ausgebildet wurden, wen-
     den diese Methode später auch bei „ihren Kin-
     dern“ an, und dies bedeutet einen ganzheitlichen,    Lehrerbildung in Cabo Delgado:
     kindgerechten Ansatz, der die Eltern in die Erzie-
     hung der Kinder und in die Entwicklung der ge-       Die Lehrerbildungsakademie in der Provinz Cabo Delgado, Mosambik, wurde
     samten Gemeinschaft mit einbezieht.                  im August 1999 auf dem Campus einer ehemaligen Landwirtschaftsschule
     Durch die steigende Zahl qualifizierter und viel-    225 km von der Provinzhauptstadt Pemba eröffnet. Sie spielt eine aktive Rolle
     seitig engagierter GrundschullehrerInnen im          in den Nachbargemeinden: Zusätzlich zu den verschiedenen Aktivitäten, die
     Land tragen die HUMANA-Lehrerbildungsakade-          gemeinsam durchgeführt werden, einschließlich kommunaler Kindergärten, des
     mien zu den Bemühungen der Regierung von             Baus von Latrinen, Alphabetisierungstrainings und HIV / AIDS-Kampagnen,
     Mosambik bei, die Qualität der Grundschulbil-        gibt es insgesamt 9 Pädagogische Workshops, die unter der Schirmherrschaft der
     dung für alle Kinder in Mosambik zu verbessern.      Hochschule tätig sind.
12
Bildung                                                                                                      Österreich – Jahresbericht 2017

                                                                                        LehrerInnen-Netzwerke:
 Erfahrungen sammeln in der Tagespraxis:                                                Wissen multiplizieren
 Lernen oder Affen verjagen?                                                            Nicht nur in Macuse wurde im Zuge der Jahre
                                                                                        ein gut funktionierendes Netzwerk von Absol-
 Im Jahr 2017 absolvierten die StudentInnen von Cabo Delgado im 1.                      ventInnen der Akademie und LehrerInnen der
 und 2. Studienjahr ihre pädagogischen Praktika an 2 nahegelegenen                      Schulen der Region aufgebaut. Ziel des Netz-
 Grundschulen, jene im 3. Jahr eine berufsvorbereitende Ausbildung an 8                 werks ist es, den Erfahrungsaustausch zwischen
 verschiedenen Schulen in 4 Bezirken und wurden dabei von erfahrenen                    den Lehrkräften zu erleichtern und ihnen den
 LehrerInnen begleitet.                                                                 Zugang zu einer kontinuierlichen beruflichen
                                                                                        Weiterbildung zu ermöglichen.
                                                                                        860 LehrerInnen sind direkt in das „Graduier-
 Während ihrer Lehrtätigkeit sahen sie sich mit Herausforderungen wie etwa
                                                                                        ten-Netzwerk“ eingebunden, das in 19 Bezirken
 dem unregelmäßigen Schulbesuch von SchülerInnen konfrontiert. Sie entdeck-
                                                                                        der Provinz operiert und in 10 Kerngruppen
 ten, dass die Eltern die Kinder zu Hause behielten, damit sie die Affen und
                                                                                        und 121 Affinitätsgruppen2 organisiert ist. Es
 Wildschweine von den Feldern vertreiben konnten – ein häufiges Problem
                                                                                        umfasste 2017 bereits 432 Grundschulen mit
 im Quirimbas Nationalpark. Um dieser Situation zu Leibe zu rücken, setzten
                                                                                        insgesamt 51.600 SchülerInnen und 860 Klas-
 sich die StudentInnen mit ihren ProfessorInnen, LehrerInnen der Grundschu-
                                                                                        sen von der 1. bis zur 7. Schulstufe.
 len und lokalen Chiefs zusammen. Sie ergriffen die Initiative und erläuterten
 eindringlich die Konsequenzen von Zu-spät-Kommen und Schule-Schwänzen                  Das Graduierten-Netzwerk beeinflusst das
 für den weiteren Bildungsweg der Kinder. Und siehe da! Nach diesem Treffen             Engagement der LehrerInnen an den Schulen
 kamen alle Kinder, die vorher auf die Felder mussten, um wilde Tiere zu jagen,         positiv – durch Planungstreffen, Erfahrungs-
 jeden Tag brav zum Unterricht.                                                         austausch auf Ebene der Affinitätsgruppen und
                                                                                        Kerngruppen. Neben den Aspekten im Zusam-
 Andere Schwierigkeiten, die während der Praxisperiode auftraten, waren der
                                                                                        menhang mit Lehrmethoden fördern Lehre-
 übermäßige Gebrauch der lokalen Sprache im Klassenzimmer sowie Probleme
                                                                                        rInnen, die mit dem Netzwerk verbunden sind,
 beim Lesen, Schreiben und Kopfrechnen.1 Um diesem Problem entgegenzuwir-
                                                                                        Sensibilisierungskampagnen gegen vorzeitige
 ken, organisierten die „Beiwagerl“ mit ihren GrundschullehrerInnen die Schü-
                                                                                        Eheschließung und Schulabbruch. Im Ergebnis
 lerInnen zu kleinen Gruppendiskussionen. Die SchülerInnen jeder Gruppe
                                                                                        dieser Arbeit hat sich die Zahl der Schulabbre-
 begannen miteinander zu arbeiten, erklärten einander, wie sie mathematische
                                                                                        cherInnen deutlich reduziert. Nach Angaben
 Aufgaben lösen können, und reihten willkürlich verteilte Textblöcke zu einer
                                                                                        der Bildungsbehörden der Provinzen ist ihre
 fortlaufenden Geschichte, um ihre Lesefähigkeiten zu verbessern.
                                                                                        Zahl 2013 bis 2016 von 11% auf 7% zurückge-
 Zusätzlich zum Unterrichten im Klassenzimmer organisierten die StudentIn-              gangen.
 nen Bauaktionen, errichteten mit Bambus und Stöcken einen Zaun rund um die
 Schule, säuberten den Schulhof und bauten Latrinen aus lokalen Baustoffen.             /Aus den Jahresberichten 2017 der Lehrerbildungs-
                                                                                        akademien Cabo Delgado und Macuse an HUMANA
                                                                                        Österreich/

                                                                                        2 kleine Gruppen von AktivistInnen, die gemeinsam verschie-
Lehrerbildung in Macuse:                                                                dene Aktionen durchführen

Die Lehrerbildungsakademie Macuse, Mosam-
bik, begann 2001 mit dem Ausbildungspro-
gramm bei gleichzeitiger Sanierung ihrer Ge-
bäude. Bis 2017 besuchten insgesamt 2.905
StudentInnen die Akademie. Regelmäßige
Schulungen und Aktivitäten für die Öffentlich-
keit, organisiert von den StudentInnen, kom-
men der Gemeinschaft insgesamt zugute und
tragen zur Entwicklung des Umlandes bei.
2017 war das 9. Jahr der Umsetzung des 1jähri-
gen Ausbildungsprogramms gemäß der Strate-
gie des Bildungsministeriums von Mosambik,
das sich trotz der zeitlichen Einschränkungen
(im Vergleich zum bisherigen 2,5-Jahrespro-
gramm, wie in Cabo Delgado) als fähig erwie-
sen hat, gute Ergebnisse zu liefern.

1 In Mosambik werden mehr als 40 Sprachen gesprochen;
deshalb ist die Kenntnis der Amtssprache Portugiesisch
wichtig, um dem Unterricht folgen zu können.              Gute Studienergebnisse auch im 1jährigen Intensiv-Studienprogramm
                                                                                                                                                      13
HUMANA                 People to People

                                                        Aus dem Inhalt
                                                        Indien:
                                                        Chancen für die Chancenlosen
     Seit den späten 90er Jahren setzt die Regierung Indiens, in Wahrnehmung des UN-Millenniums-

     Ziels „Bildung für alle”, ihre verfassungsmäßige Verpflichtung um, allen BürgerInnen kostenlose

     Grundschulbildung zu bieten. Trotz erheblicher Anstrengungen und Verbesserungen besuchen jedoch

     schätzungsweise 6 Mio. Kinder nach wie vor keine Schule; etwa 40 % der eingeschriebenen Kinder

     brechen während der achtjährigen Grundschulzeit ab.1

     Aufgrund der schlechten Infra-
     struktur im Schulwesen und
     der scheinbar niedrigen Qua-
     lität des Unterrichts ziehen
     es Eltern, die es sich leisten
     können, vor, ihre Kinder in
     Privatschulen zu schicken. Da-
     mit besuchen nur die ärmsten
     Kinder – meist Kinder, deren
     Eltern selbst nicht zur Schule
     gegangen sind – die staatlichen
     Grundschulen.

     Bereits 2005 hat sich HUMANA
     People to People India /HPPI
     entschieden, in die Schulland-
     schaft Indiens einzugreifen: Es
     wurden und werden Program-
     me entwickelt, die den Kindern
     der Armen bessere Möglichkei-
     ten bieten, zu lernen und ihre
     Persönlichkeit zu stärken, um
     sich und ihren Familien eine
     bessere Zukunft zu schaffen.

     Vor diesem Hintergrund wur-        Auch für Spiel muss Zeit sein ...
     den in den folgenden Jahren
     die Akademien für Arbeitende
     Kinder /AWC/1 gegründet.
     Als die Regierung 2009 das „Gesetz über das Recht auf Bildung“ verabschiedete,            2016 unterzeichnete HPPI mit verschie-
     war der Weg nach vorne in die Umwandlung der AWCs in staatlich anerkannte                 denen Partnern und dem Bildungsminis-
     Grundschulen geebnet, was zur Entwicklung eines neuen Programms für Kinder,               terium im Bundesstaat Haryana Verträge,
     die durch die Maschen des Schulnetzes geschlüpft waren, führte: zum „Kadam2               um bis 2019 Kadam-Zentren für weitere
     Step-Up-Programm“.                                                                        30.000 bis 40.000 Kinder einzurichten.

     HPPI errichtet im Rahmen des staatlichen Schulsystems Kadam-Zentren für                   Auf Grundlage des Erfolgs der Kadam-
     Kinder, die bislang keine Schule besuchen konnten. Hier werden sie in einem               Methode, die es Kindern ermöglicht,
     Intensivverfahren unterrichtet, bis sie das entsprechende Wissensniveau erreicht          ihre Lernlücken durch die Lösung von
     haben, das ihnen die Einschulung in eine ihrem Alter entsprechende Schulstufe             Aufgaben zu schließen, die direkt mit
     ermöglicht.                                                                               definierten Kompetenzen verknüpft
                                                                                               sind, wird jetzt ein weiteres Programm
     1 www.germnews.de/archive/dn/1995/02/11.html                                              entwickelt, um Kinder an rückständigen
     2 AWC = Academy for Working Children                                                      öffentlichen Schulen zu unterstützen.
     3 „Kadam“ ist Hindi und bedeutet so viel wie „Schritt“
14
Sie können auch lesen