Frühgeburt Folgen für Kind und Eltern Prématurité Quelles conséquences ? - Föderation der Schweizer Psychologinnen und ...
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Frühgeburt Folgen für Kind und Eltern Prématurité Quelles conséquences ? PsyGpraktisch Akkreditierte Weiterbildungsgänge LaLPsyenpratique Formations postgrades accréditées www.psychologie.ch Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen FSP Fédération Suisse des Psychologues FSP Federazione Svizzera delle Psicologhe e degli Psicologi FSP 5/2012 vol. 33
Impressum Inhalt/Sommaire Psychoscope 5/2012 Psychoscope ist die Zeitschrift der Föderation Dossier der Schweizer Psychologinnen und Psycholo- gen (FSP). Stressfaktor drohende Frühgeburt Psychoscope est le magazine de la Corinne Urech, Sandra Scherer, Judith Alder 4 Fédération Suisse des Psychologues (FSP). Schwieriger Start ins Leben Psychoscope è la rivista della Margarete Bolten 8 Federazione Svizzera delle Psicologhe e degli Psicologi (FSP). Développement des prématurés Redaktion/Rédaction/Redazione Par Koviljka Barisnikov et Fleur Lejeune 12 Vadim Frosio, redaction@fsp.psychologie.ch La prématurité Simone Eberhart, redaktion@fsp.psychologie.ch Par Ayala Borghini 16 Redaktionskommission/Commission de rédaction/Comitato di redazione Carla Lanini-Jauch, lic. phil. (Präsidentin/ Les articles signés reflètent l’opinion de leurs auteur(e)s Présidente/Presidente) Die Artikel stellen die Meinung der Autoren/Autorinnen dar Michela Elzi Silberschmidt, lic. phil. Rafael Millan, Dr psych. Susy Signer-Fischer, lic. phil. Hans Menning, Dipl.-Psych., Dr. rer. medic. Redaktionsadresse/Adresse de la rédaction/ Vorstand/Comité/Comitato 20 Indirizzo della redazione Choisystrasse 11, Postfach, 3000 Bern 14 Tel. 031 388 88 28, Fax 031 388 88 01 Tel. 031 388 88 00 (FSP-Sekretariat) PsyG praktisch/La LPsy en pratique E-Mail: psychoscope@fsp.psychologie.ch Akkreditierte Weiterbildungsgänge und PsyG 22 Internet: www.psychologie.ch Formations postgrades accréditées et LPsy 24 Abonnemente/Abonnements/Abbonamenti Christian Wyniger Choisystrasse 11, Postfach, 3000 Bern 14, FSP aktuell/Actu FSP Tel. 031 388 88 28, Fax 031 388 88 01 Inserate/annonces/annunci Besonnenes und zielgerichtetes Vorgehen 26 Stämpfli Publikationen AG, Postfach 8326, «Wir benötigen einen guten Rücklauf» 27 3001 Bern, Tel. 031 300 63 83, Spannender Austausch unter Studierenden 28 Fax 031 300 63 90, inserate@staempfli.com Kurzmeldungen 29 Auflage/Tirage/Tiratura 6863 (WEMF beglaubigt) Partager sa passion entre étudiant(e)s 31 Erscheinungsweise/Mode de parution/ Une approche prudente pour un but précis 32 Pubblicazione «Nous comptons sur vos réponses nombreuses» 33 10-mal jährlich/10 fois par année/10 volte l’anno En bref 34 Insertionsschluss/Délai pour les annonces/ Termine d’inserzione der 10. des vorangehenden Monats/le 10 du mois précédent/il 10 del mese precedente Grafisches Konzept/Conception graphique/ Panorama 35 Concezione grafica PLURIAL VISION (www.plurialvision.ch) graphic design & communication, Fribourg Layout/Mise en page/Impaginazione Vadim Frosio, Simone Eberhart Agenda 37 Druck/Impression/Stampa Stämpfli Publikationen AG, 3001 Bern Jahresabonnement/Abonnement annuel/ Abbonamento annuale Fr. 85.– (Studierende/Etudiants/Studenti Fr. 48.–) Der Abonnementspreis ist im Jahresbeitrag der FSP-Mitglieder eingeschlossen. L’abonnement est inclus dans la cotisation annuelle des membres FSP. Il prezzo dell’abbonamento é incluso nella quota annuale dei membri FSP Insertionspreise/Tarif des annonces/Inserzioni 1 Seite/page/pagina Fr. 2100.– 1/2 Seite/page/pagina Fr. 1150.– 1/3 Seite/page/pagina Fr. 830.– 1/4 Seite/page/pagina Fr. 670.– Copyright: FSP ISSN-Nr.: 1420-620X Titelbild/Photo de couverture: © Sabimm – Fotolia.com
Editorial Vadim Frosio Rédaction francophone Arriver trop tôt Zu früh geboren Tant attendue et désirée, une naissance devrait être sy- Eine Geburt, die lange erwartet und herbeigesehnt nonyme de joie, de bonheur et d’émotions. Mais cela wurde, sollte mit Freude und Glück verbunden sein. ne se passe pas toujours ainsi. Lorsque l’enfant naît Das ist jedoch nicht immer der Fall. Wenn das Kind zu prématurément, cela peut devenir pour les parents une früh geboren wird, kann dies bei den Eltern zu Ängs- source d’angoisse, de stress voire de peur. Comment se ten, Stress und Sorgen führen. Wie soll man sich sei- comporter face à son enfant, cet être si fragile ? Rejet nem Kind, diesem zerbrechlichen Wesen gegenüber ou amour exclusif ? Ce numéro de Psychoscope aborde la verhalten? Eher abweisend oder mit bedingungslo- problématique de la prématurité. ser Liebe? In dieser Ausgabe von Psychoscope wird das schwierige Thema Frühgeburt umfassend behandelt. Le risque d’une naissance prématurée est source de stress pour les couples, s’ajoutant à l’appréhension de la Das Risiko einer Frühgeburt führt bei den zukünftigen grossesse et de l’accouchement. Pour les psychologues Eltern zu Stress, der zu den Ängsten vor der Schwan- Corinne Urech, Sandra Scherer et Judith Alder, les mé- gerschaft und der Geburt hinzukommt. Für die Psy- canismes en jeu sont multifactoriels, notamment une chologinnen Corinne Urech, Sandra Scherer und Ju- association entre un renforcement de l’activité des sys- dith Alder sind die relevanten Mechanismen durch tèmes de stress physiologiques chez la mère et l’activité zahlreiche Faktoren bestimmt; besonders wird ein Zu- placentaire et utérine. sammenhang zwischen einer erhöhten Aktivität der Pour Margarete Bolten, psychologue spécialiste en psy- mütterlichen physiologischen Stresssysteme und der chothérapie FSP, une naissance prématurée peut avoir plazentären und Uterus-Aktivität vermutet. des conséquences importantes pour l’enfant au niveau In den Augen von Margarete Bolten, Fachpsychologin des fonctions exécutives. Selon elle, un diagnostic pré- für Psychotherapie FSP, kann eine Frühgeburt für die coce et des mesures d’encouragement ciblées sont déci- exekutiven Funktionen beim Kind weitreichende Fol- sifs pour le pronostic des prématurés. gen haben. Sie ist überzeugt, dass eine frühe Diagnose und gezielte Fördermassnahmen für die Prognose von Koviljka Barisnikov et Fleur Lejeune, psychologues, dé- Frühgeborenen entscheidend sind. crivent les déficits spécifiques d’attention, d’inhibition et de régulation émotionnelle observés chez les enfants Die Psychologinnen Koviljka Barisnikov und Fleur prématurés. Elles présentent ensuite les moyens exis- Lejeune beschreiben die Aufmerksamkeits-, Wachs- tants pour tenter de minimiser ces troubles neurodéve- tums- und emotionalen Regulationsdefizite, die bei loppementaux. frühgeborenen Kindern beobachtet werden. Sie stel- Un enfant prématuré encourt des risques quant à son len bestehende Methoden vor, mit denen diese Störun- développement futur. Pour les parents, cette situation gen bei der neuronalen Entwicklung vermindert wer- est également difficile à gérer, ces derniers n’étant pas den könnten. tous égaux face à cet événement. Ayala Borghini, psy- Die künftige Entwicklung eines Frühgeborenen ist mit chologue FSP, aborde dans son article ces différents as- Risiken verbunden. Zudem ist es für die Eltern äusserst pects et prône une prise en charge et un accompagne- schwierig, einen Umgang mit dieser Situation zu fin- ment efficaces tant pour l’enfant prématuré que pour den. Ayala Borghini, Psychologin FSP, erörtert in ihrem les parents. Beitrag diese verschiedenen Aspekte und plädiert für eine Betreuung und wirkungsvolle Begleitung sowohl des Frühchens als auch der Eltern.
Dossier 4 Frühgeburt PSYCHOSCOPE 5/2012 DOSSIER: Frühgeburt Stressfaktor ??? drohende X-X/200X Frühgeburt Psyche und Verhalten der Mutter beeinflussen die Schwangerschaft Mütter von zu früh geborenen Kindern sind sowohl vor als auch nach der Ge- burt mit einer Reihe von besonderen Problemen konfrontiert – auch mit psy- chischen wie Angst oder Versagensge- fühlen. Die Psychologinnen Corinne Urech, Sandra Scherer und Judith Alder beschreiben die Bedeutung psychosozi- aler Faktoren bei einer Frühgeburt und stellen ein Forschungsprojekt vor, wel- ches die Wirksamkeit eines Stress- und Angstbewältigungsprogramms für Schwangere mit vorzeitigen Wehen evaluiert. Von einer Frühgeburt spricht man, wenn eine Schwan- gerschaft weniger als 260 Tage dauert (37 Schwan- gerschaftswochen, SSW). Laut dem Bericht zur Ge- sundheit der Neugeborenen des BFS aus dem Jahr 2010 kommen in der Schweiz rund sieben Prozent der Kinder zu früh zur Welt, die Mehrzahl (6,1 Prozent) zwischen der 32. und der 36. SSW. Wie von der Psy- chologin Margarete Bolten im zweiten Artikel dieser Ausgabe beschrieben, kann eine Frühgeburt für das Kind erhebliche Probleme bedeuten. Aber auch die Mütter stehen vor grossen Herausforderungen: Die frü- he Mutter-Kind-Trennung, erschwertes Stillen, Sorgen
Foto: © Lena S. – Fotolia.com 5 um die Gesundheit des Kindes, Gefühle einer «nicht Stress in Bezug auf die Schwangerschaft ein weiterer vollendeten Schwangerschaft» und anderes mehr wichtiger Risikofaktor einer FG. So zeigte zum Beispiel können das psychische Gleichgewicht noch Wochen das Forscherteam um die Epidemiologin Suezanne nach der Geburt oder länger beeinträchtigen. Oftmals Orr von der East Carolina University ein erhöhtes FG- kommt es auch bereits vor der Geburt zu Komplikati- Risiko bei Frauen mit starken schwangerschaftsspe- onen in der Schwangerschaft, etwa zu vorzeitigen We- zifischen Ängsten. Ebenso lässt die Metaanalyse der hen, begleitet von Ängsten und Verunsicherung. Philosophin und Psychologin Nancy Grote von der University of Washington und Kollegen aus dem Jahr Psychosoziale Faktoren 2010 annehmen, dass eine Depression das Risiko einer Zirka 20 bis 30 Prozent aller Frühgeburten (FG) wer- Frühgeburt steigert. Dagegen sind die Befunde zum den aus medizinischen Gründen vom Arzt oder von der Zusammenhang zwischen stabilen Persönlichkeitszü- Ärztin ausgelöst, beispielsweise aufgrund einer Mangel- gen und FG bisher widersprüchlich. versorgung des Kindes oder einer intrauterinen Druck- zunahme bei Mehrlingen. Spontane Frühgeburten auf Komplexe Wechselwirkungen der anderen Seite sind entweder Folge eines vorzeitigen Die dem Zusammenspiel dieser psychosozialen Risiko- Blasensprungs (zirka 30 Prozent aller FG) oder werden faktoren und den daraus resultierenden Auswirkungen durch vorzeitige Wehen ausgelöst (etwa bei 40 bis 45 auf den Schwangerschaftsverlauf zugrunde liegenden Prozent aller Fälle). Für Letzteres fassten der amerika- Mechanismen sind nicht vollständig geklärt. In den nische Pädiater Richard Behrmann und die Psycholo- letzten Jahren mehren sich aber Befunde, die auf einen gin Adrienne Butler vom Institute of Medicine (Wa- Einfluss psychoendokriner Faktoren im Rahmen der shington, D.C.) im Jahr 2007 die bisher identifizierten mütterlichen Stressreaktion auf die Funktion der Pla- verhaltensbezogenen und psychosozialen Risikofakto- zenta und den fötalen Kreislauf hinweisen. Demnach ren zusammen. kann chronischer psychosozialer Stress physiologische Auf Verhaltensebene stehen Rauchen, Alkohol- und Mechanismen aktivieren, welche auf die maternal-pla- Drogenkonsum sowie Mangelernährung während der zentär-fötale Einheit einwirken und verfrüht Kontrak- Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko einer FG tionen auslösen beziehungsweise den Geburtsprozess im Zusammenhang. Auch eine grössere psychische Be- initiieren. lastung geht häufig damit einher, besonders wenn das In der Abbildung (siehe S. 6) sind diese hypotheti- Coping maladaptiv ist. Während früher auch Berufs- schen Zusammenhänge grafisch dargestellt: Durch die tätigkeit als Risikofaktor zählte, geht man heute von chronische Stressbelastung werden die beiden Stress- einem Einfluss bestimmter Arbeitsbedingungen aus, systeme (HHNA-Achse und SAM-System) der Mutter zum Beispiel von langen Arbeitszeiten, hohem Stress aktiviert. Dadurch werden neuroendokrine, immuno- oder körperlicher Belastung (stehen, laufen, tragen). logische und Verhaltensprozesse in Gang gesetzt, wel- Auf der sozialen Ebene wird ein tiefer sozioökonomi- che den Geburtsprozess auslösen beziehungsweise zu scher Status mit einem erhöhten Risiko für eine FG vorzeitigen Wehen führen können. Das Modell ver- assoziiert. Dies kann unter anderem damit zusam- deutlicht neben den physiologischen Prozessen auch menhängen, dass sich Frauen mit tiefem sozioökono- die Bedeutung von Lebensstilfaktoren, die im Zusam- mischem Status vermehrt mit chronischen Stressoren menhang mit einer erhöhten Stressbelastung stehen konfrontiert sehen. Soziale Unterstützung auf der an- können (zum Beispiel Rauchen oder eine veränderte deren Seite gilt als protektiver Faktor für den Schwan- Ernährung). Wenn die Schwangere vorzeitige Wehen gerschaftsverlauf, insbesondere aber für das fötale erlebt, kann das Wissen um die drohende Frühgeburt Wachstum und das Geburtsgewicht des Kindes. wiederum zusätzliche Ängste hervorrufen, und die er- Auf psychologischer Ebene sind Ängste, Sorgen und lebte Belastung vergrössert sich zunehmend.
Die geburtshilfliche Behandlung von vorzeitigen We- grosse methodische Mängel auf, ebenso sind die ver- 6 hen richtet sich nach ihrer vermuteten Ätiologie. Bei wendeten therapeutischen Elemente nicht vergleich- muttermundwirksamen Kontraktionen – im Gegensatz bar und sogar innerhalb der einzelnen Studien nicht PSYCHOSCOPE 5/2012 DOSSIER: Frühgeburt zu den sogenannten wilden Wehen oder Übungswe- einheitlich. hen, welche den Gebärmutterhals nicht verkürzen – er- Die bisherigen Ausführungen zum Zusammenspiel folgt nach Indikation initial eine tokolytische (wehen- psychosozialer Faktoren und Frühgeburt sind die hemmende) Behandlung, oftmals im Rahmen eines Grundlage eines aktuell laufenden interdisziplinären stationären Aufenthalts. Auch eine Intervention zur Forschungsprojekts der Frauenklinik des Universitäts- Lungenreifung beim Fötus ist häufig angezeigt. Nach spitals Basel in Zusammenarbeit mit der Abteilung Kli- Möglichkeit wird anschliessend ambulant weiterbe- nische Psychologie und Psychotherapie der Universi- treut. Bei nicht muttermundwirksamen Kontraktionen tät Bern. In der vom Schweizerischen Nationalfonds wird der Schwangeren oft lediglich Arbeitsreduktion unterstützten, randomisiert kontrollierten Studie wird oder -unfähigkeit attestiert – ob dies eine Frühgeburt die Wirksamkeit eines internetbasierten Stressma- wirklich verhindert, ist allerdings nicht klar erwiesen. nagementprogramms für Schwangere mit vorzeitigen Wehen auf den Schwangerschaftsverlauf und auf die Psychologische Interventionen psychische Adaptation evaluiert. Das Programm ba- Bisher gibt es nur wenige Studien, welche die Wirk- siert auf dem etablierten kognitiv-behavioralen Stress- samkeit von psychologisch-psychotherapeutischen managementtraining des Psychologen Gert Kaluza vom Interventionen bei drohender Frühgeburt und insbe- GKM Institut für Gesundheitspsychologie in Marburg. sondere vorzeitigen Kontraktionen auf den Schwan- Das Forschungsteam passte es speziell an die Situation gerschaftsverlauf und die mütterliche psychische Ad- der betroffenen Frauen an. Internetbasierte psychologi- aptation untersuchten. Dabei ist die Evidenz für die sche Interventionsmethoden haben in den letzten Jah- Verbesserung des Geburtsausgangs beziehungswei- ren zunehmend an Bedeutung gewonnen und erwiesen se für die Verlängerung der Schwangerschaft wider- sich als ähnlich wirksam wie traditionelle Formen der sprüchlich; bezüglich der mütterlichen Befindlichkeit Psychotherapie. Durch die Verwendung eines Online- konnten die Interventionen jedoch positive Effekte er- Formats ist das Programm leicht zugänglich und stellt zielen. Die Mehrzahl der Untersuchungen weist jedoch so ein niederschwelliges Unterstützungsangebot für die Stress HHNA-Achse SAM-System Neuroendokrine Immunologische und Verhaltensprozesse Prozesse Entzündungsprozesse Vorzeitige Wehen Modell zum Zusammenhang zwischen psychosozialem Stress und der Entstehung von vorzeitigen Wehen, adaptiert nach Behrman und Butler (2007)
oftmals nicht mehr sehr mobilen Frauen dar. Literatur Das TOPAS (Therapie-Online-Programm zur Angst- Behrman, R. E., & Butler, A. S. (2007). Preterm birth: cau- 7 ses, consequences, and prevention. Washington, DC: Nati- und Stressbewältigung) besteht aus sechs aufeinander onal Academies Press. aufbauenden Modulen und wird während einer Zeit- spanne von sechs Wochen bearbeitet. Die Schwange- Grote, N. K., Bridge, J. A., Gavin, A. R., Melville, J. L., re kann beispielsweise Entspannungsanleitungen im Iyengar, S., & Katon, W. J. (2010). A meta-analysis of de- Audioformat herunterladen und sich ausserdem einem pression during pregnancy and the risk of preterm birth, low birth weight, and intrauterine growth restriction. Archi- ergänzenden Modul widmen, das die Vorbereitung auf ves of General Psychiatry, 67, 1012–1024. die Zeit nach der Geburt fördert. Neben den individu- ell zu bearbeitenden Themeninhalten und den interak- Kaluza, G. (2004). Stressbewältigung – Trainingsmanual zur tiven Übungen hat die Teilnehmerin die Möglichkeit, psychologischen Gesundheitsförderung. Heidelberg: Sprin- sich im Forumsbereich direkt mit anderen Betroffenen ger Medizin Verlag. auszutauschen und Probleme zu diskutieren. Zusätz- Latendresse, G. (2009). The interaction between chronic lich findet ein regelmässiger schriftlicher Austausch stress and pregnancy: preterm birth from a biobehavio- zwischen den Teilnehmerinnen und den betreuenden ral perspective. Journal of Midwifery & Women‘s Health, 54, Psychologinnen und Hebammen aus dem Studienteam 8–17. statt. Dies beinhaltet unter anderem auch eine wö- chentliche Rückmeldung und Hilfestellung zu den be- Orr, S. T., Reiter, J. P., Blazer, D. G., James, S. A. (2007). Maternal prenatal pregnancy-related anxiety and sponta- arbeiteten Programminhalten. Das TOPAS ist seit An- neous preterm birth in Baltimore, Maryland. Psychosoma- fang Januar 2012 für Betroffene online zugänglich. tic Medicine, 69, 566–570. Erste Erfahrungen bezüglich der Anwendbarkeit und Benutzerfreundlichkeit wurden in einer Testphase mit Die Autorinnen Schwangeren erhoben, die aufgrund vorzeitiger We- Dr. phil. Corinne Urech arbeitet an der Frauenklinik des hen hospitalisiert wurden. Die Unterstützung durch Universitätsspitals Basel in verschiedenen wissenschaftli- chen Projekten und betreut Patientinnen psychotherapeu- TOPAS wurde insgesamt als sehr positiv erlebt und die tisch. Sie promovierte 2009 im Bereich der perinatalen betroffenen Schwangeren empfehlen das Programm Psychologie und absolvierte von 2007 bis 2011 eine psy- anderen Frauen mit drohender Frühgeburt weiter. Ins- chotherapeutische Weiterbildung in KVT. besondere bewerteten die Teilnehmerinnen den Ge- samteindruck des Programms als ansprechend und MSc. Sandra Scherer ist Psychologin an der Frauenklinik des Universitätsspitals Basel und überwiegend im Be- schätzten den Erfolg der Trainingsinhalte auf Stressab- reich der Forschung tätig. Nach dem Masterabschluss in bau und Angstbewältigung positiv ein. Klinischer Psychologie an der Universität Zürich promo- viert sie im Rahmen des TOPAS-Projekts. Zusammenfassend zeigen die genannten Befunde, dass psychosoziale Faktoren bei der Ätiologie von Frühge- Judith Alder ist Leitende Psychologin an der Frauenkli- burten unter bestimmten Umständen eine wichtige nik des Universitätsspitals Basel und Privatdozentin an der Fakultät für Psychologie der Universität Basel. Ihre Bedeutung haben können. Deshalb ist es von grösster Schwerpunkte sind Psychoonkologie und perinatale psy- Wichtigkeit, dass zukünftig neben den medizinischen chische Gesundheit, in denen sie als Psychotherapeutin Massnahmen auch psychologische Interventionen eva- und in der Forschung aktiv ist. luiert und bei der Betreuung von schwangeren Frau- en mit erhöhtem Risiko für eine Frühgeburt eingesetzt Kontakt und Informationen Dr. phil. Corinne Urech, Frauenklinik Universitätsspital werden. Da diese insbesondere die Befindlichkeit und Basel, Spitalstrasse 21, 4031 Basel. curech@uhbs.ch den wahrgenommenen Stress der Schwangeren positiv Therapie-Online-Programm zur Angst- und Stress- beeinflussen können, kann dies wiederum die Bewälti- bewältigung: www.online-therapy.ch/topas gung dieser schwierigen Situation erleichtern. Résumé Corinne Urech Le risque d’une naissance prématurée est pour beaucoup de couples une source de stress, s’ajoutant à l’appréhen- Sandra Scherer sion de la grossesse et de l’accouchement. Les méca- Judith Alder nismes en jeu sont multifactoriels – on suppose notam- ment une association entre un renforcement de l’activité des systèmes de stress physiologiques chez la mère et l’activité placentaire et utérine. Dans le cadre d’un projet de recherche soutenu par le FNS, un programme de ges- tion en ligne de l’angoisse et du stress chez les femmes enceintes ressentant des contractions précoces est ac- tuellement à l’étude.
8 Schwieriger Start ins Leben PSYCHOSCOPE 5/2012 DOSSIER: Frühgeburt Wie eine Frühgeburt das Kind beeinflusst Ein paar Wochen zu früh zur Welt zu Ursache eine frühkindliche Hirnschädigung ist), men- talen Retardierungen, Taubheit oder Blindheit relativ kommen, kann enorme Folgen haben. niedrig ist, mehren sich die Hinweise, dass geringfü- Neurologische Veränderungen bringen gigere Schädigungen wie zum Beispiel neurokognitive kognitive, emotionale und Verhaltens Defizite, Lern- oder Verhaltensstörungen und Entwick- defizite mit sich. Die Fachpsychologin für lungsverzögerungen deutlich häufiger auftreten. Psychotherapie FSP Margarete Bolten Neurologische Defizite skizziert die komplexen Auswirkungen Zwischen der 24. und 40. Schwangerschaftswoche ver- einer zu frühen Geburt. vierfacht das Gehirn eines Fötus sein Gewicht. Ent- sprechend ist das Gehirn eines Frühgeborenen kleiner Etwa jedes zehnte Kind kommt in der Schweiz zu und weniger ausgereift. So erreicht beispielsweise der früh zur Welt, also vor der vollendeten 37. Schwanger- Cortex eines extrem kleinen Frühgeborenen gerade ein- schaftswoche (SSW). Durch die Fortschritte der Inten- mal 60 Prozent des normalen Faltungsgrades. Auch die sivmedizin können immer kleinere und unreifere Babys Hirnmasse ist bei Geburt deutlich verringert. Postnatal überleben – doch betroffene Kinder zahlen einen ho- entwickelt sich das Gehirn dieser Kinder ebenfalls an- hen Preis. Bei den extrem kleinen Frühgeborenen, mit ders, und dieser Aufbau scheint bei einem Teil der Kin- einem Geburtsgewicht von weniger als 1000 Gramm, der ausserdem kaum mehr aufholbar zu sein. überlebt nur eine Minderheit ohne Beeinträchtigun- Solche neurologischen Defizite können zu Behinde- gen. Bei vier von fünf Kindern, die vor der 26. Schwan- rungen wie Cerebralparesen, Koordinationsstörungen, gerschaftswoche zur Welt kamen, wurden im Alter von Konzentrationsschwierigkeiten, Sprachproblemen und sechs Jahren Schädigungen nachgewiesen, die eindeu- Lernschwierigkeiten führen. Geringe Hirnschädigun- tig mit der Frühgeburt im Zusammenhang standen. gen werden anfangs oft gar nicht wahrgenommen, kön- Im Rahmen einer durch die Medizinische Hochschu- nen sich später aber in emotionalen, kognitiven und so- le Hannover in den Jahren 2004 bis 2006 durchge- zialen Schwierigkeiten manifestieren. führten Längsschnittstudie zeigte sich, dass sich nur 48 Prozent der untersuchten Extremfrühchen bis zum Leistungsprobleme zehnten Lebensjahr normal entwickelt hatten. Bei 36 In der EPICure-Studie, welche alle im Jahr 1995 vor Prozent der Kinder wurden Entwicklungsdefizite oder der 26. SSW in Grossbritannien und Irland geborenen ausgeprägte Teilleistungsstörungen beobachtet, 14 Pro- Kinder untersuchte, zeigten rund 16 Prozent der unter- zent waren sogar geistig behindert. suchten Sechsjährigen schwere Beeinträchtigungen in Aber auch sogenannte «späte Frühchen», welche zwi- der Sprache. Etwa 40 Prozent der extrem kleinen Früh- schen der 34. und 37. SSW geboren werden, haben geborenen wiesen im Alter von elf Jahren Lernbehinde- ein um 30 Prozent höheres Risiko für Entwicklungs- rungen auf – demgegenüber nur ein Prozent der gesun- verzögerungen als reif geborene Kinder. Entscheidend den Termingeborenen. 13 Prozent der extrem kleinen für die Prognose der Entwicklung von Frühgeborenen Frühgeborenen besuchten eine Sonderschule. ist deren Gewicht. Frühgeborene Kinder mit einem Dabei scheinen vor allen Dingen die sogenannten exe- Geburtsgewicht von weniger als 1500 Gramm haben kutiven Funktionen beeinträchtigt zu sein. Das heisst, ein zehnmal so hohes Risiko, neurologische Schäden dass Frühgeborene häufiger Schwierigkeiten mit kom- davonzutragen, als Frühchen mit einem Gewicht von plexen Aufgaben haben, welche eine simultane Infor- über 2500 Gramm. mationsverarbeitung erfordern. So fand die Arbeits- Während die Inzidenz von gravierenden Behinderun- gruppe um den Psychologen Dieter Wolke von der gen wie Cerebralparesen (Bewegungsstörungen, deren University of Warwick (Grossbritannien) im Jahr 2008
Foto: © Calek – Fotolia.com heraus, dass sehr früh geborene Kinder mit logisch-ab- strakten Aufgaben die grössten Probleme hatten. Sie 9 stellten aber auch mehr Aufmerksamkeitsprobleme fest. Dagegen sind die sprachlichen Leistungen oftmals weitaus weniger beeinträchtigt. Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2009 der Kinderärz- tin Cornelieke Aarnoudse-Moens und Kollegen von der Erasmus-Universität Rotterdam bestätigte, dass das Ri- siko einer ernsthaften Lernbehinderung bei Kindern mit geringem Geburtsgewicht deutlich höher ist. In der EPICure-Studie fiel auf, dass die Prognose zu- dem vom Geschlecht der betroffenen Kinder abhängt: Jungen haben doppelt so häufig dauerhafte Beeinträch- tigungen, insbesondere wenn die Schwangerschafts- dauer kürzer war als 28 Wochen. Vermutlich lassen sich diese Geschlechtsunterschiede durch eine unter- schiedliche Gehirnentwicklung erklären, etwa durch eine schnellere Reifung der Gehirne weiblicher Föten innerhalb der ersten 28 Schwangerschaftswochen – so sind sie im Falle einer zu frühen Geburt weiter entwi- ckelt. Erhöhte Erregungszustände Die bereits genannten neuro-kognitiven Defizite ha- ben auch auf Verhaltensebene negative Konsequenzen. Bereits im Säuglingsalter weisen Frühgeborene häufi- ger Verhaltensschwierigkeiten auf. Sie zeigen oft Stö- rungen in der Regulation innerer Erregungszustände und haben Mühe, Sinnesinformationen angemessen zu filtern. Dadurch haben sie kaum ruhige Wachpha- sen, können nur schlecht «abschalten», sind geruchs-, geräusch-, berührungs- oder lageempfindlich. Ausge- prägte Ein- und Durchschlafprobleme sind aufgrund der enormen Unruhe häufig zu beobachten. Auch die Koordination von Atmen und Trinken kann für zu früh geborene Kinder schwierig sein, so dass es bei ihnen viel häufiger zu Fütter- und Gedeihstörungen kommt. Vielfach haben die Kinder durch die Beatmung und Sondenernährung sehr aversive Erfahrungen im Mund-, Schlund- und Rachenbereich gemacht, was zu einer posttraumatischen Fütterstörung führen kann. Die Psychologin Gabriele Schmid von der Technischen Universität München und Kollegen veröffentlichten letztes Jahr die Ergebnisse einer – im Rahmen der Bay- rischen Entwicklungsstudie durchgeführten – prospek- tiven Studie, die bei frühgeborenen Kindern Symptome frühkindlicher Regulationsstörungen wie Störungen des Schreiens, Essens, Schlafens und der Affektregu- lation untersuchte. Sie beobachteten, dass mehr als 30 Prozent der fünf Monate alten Frühgeborenen an min- destens einem dieser Symptome litten. Im Gegensatz dazu tritt nur bei etwa zwei bis sechs Prozent aller ge- sunden Neugeborenen nach dem dritten Lebensmonat eine solche Regulationsstörung auf.
Verhaltensstörungen Soziale Probleme 10 Bedingt durch die Defizite in den exekutiven Funkti- Wie ein Team um die Physiotherapie-Forscherin Alicia onen und den damit einhergehenden Schwierigkeiten Spittle von der University of Melbourne 2009 berichte- PSYCHOSCOPE 5/2012 DOSSIER: Frühgeburt bei der simultanen Informationsverarbeitung, haben te, manifestieren sich die Defizite im Bereich der exe- die Kinder häufiger Verhaltensschwierigkeiten, so- kutiven Funktionen bei Frühgeborenen auch im Sozi- wohl aus dem internalisierenden (beispielsweise Ängs- alverhalten. Frühchen haben häufiger Probleme mit te) als auch dem externalisierenden Spektrum (etwa Gleichaltrigen – denn in Gruppen wird oft auf mehre- ADHS). Frühgeborene Kinder sind viermal so häufig ren Ebenen kommuniziert, verschiedenste Reize müs- sehr ängstlich als termingeborene. Auch hier könn- sen gleichzeitig verarbeitet und integriert werden. ten Schwierigkeiten mit der gleichzeitigen Verarbei- Acht Prozent der frühgeborenen Kinder leiden an ei- tung verschiedener Informationen eine wichtige Rolle ner Störung aus dem autistischen Spektrum, welche spielen. Den Kindern fällt es ausserdem schwer, Emo- ebenfalls mit neurokognitiven Defiziten assoziiert sind. tionen zu ergründen und eine problemorientierte Lö- Gegenüber Normstichproben war die Rate sowohl in sung zu finden. Dies wird unter anderem auch als ein der EPICure-Studie als auch in der Hannoverschen Grund für das häufigere Auftreten von Depressionen Frühgeborenen-Langzeitstudie erhöht. Die betroffenen bei Frühgeborenen angesehen, sowohl im Kindes- und Frühchen leiden fast ausschliesslich unter der schwe- Jugendalter als auch bei Erwachsenen. ren Form des Autismus, dem frühkindlichen Autismus. Wie schon erwähnt, können auch die Aufmerksamkeits- Häufig können diese Kinder sozial nur unzureichend leistungen beeinträchtigt sein. Entsprechend sind diese kommunizieren, fallen durch Rituale und Manierismen Kinder auch deutlich häufiger von ADHS und ADS be- auf und sind tiefgreifend in ihrer kognitiven und sozia- troffen. So machen der amerikanische Pädiater Adnan len Entwicklung gestört. Bhutta und Kollegen in ihrer Metaanalyse aus dem Jahr 2002 deutlich, dass zu früh geborene Kinder ein mehr als Bindungsstörungen 2,5-fach erhöhtes Risiko für ein ADHS haben. Unabhän- Die kognitiven Probleme und die Schwierigkeiten der gig vom kognitiven Entwicklungsstand zeigten Frühge- simultanen Informationsverarbeitung können sich auch borene im Vergleich zu ihren reifgeborenen Altersgenos- ungünstig auf die Bindungsentwicklung der Kinder sen langsamere Leistungsgeschwindigkeiten mit einer auswirken. So konnten verschiedene Studien zeigen, höheren Variabilität. Sie brauchten also für das Lösen der dass unsichere und sogar desorganisierte Bindungssti- Aufgaben deutlich länger und machten mehr Fehler. le bei Frühgeborenen häufiger auftreten. Dabei entwi- Problembereich Frühgeborene (SSW < 37 und/oder Geburtsgewicht < 2500 g) Neuro-kognitive Defizite in den exekutiven Funktionen: Entwicklung – Arbeitsgedächtnis – Aufmerksamkeitssteuerung – Aufgabenmanagement – Handlungskontrolle (Planung, Überwachung und Ausführung komplexer Handlungen) – Problemlösefähigkeit – Steuerung von Motivation und Emotion Entwicklungsverzögerungen: – Sprachprobleme – Motorische Defizite Lernstörungen: – Konzentrationsstörungen – Teilleistungsstörungen (Dyslexie, Legasthenie, Dyskalkulie) Soziale Entwicklung Peer-Probleme Tiefgreifende Entwicklungsstörungen Autismusspektrumsstörungen Unsichere/desorganisierte Bindungsstile Verhaltensauffälligkeiten Externalisierende Störungen – ADS – ADHS Internalisierende Störungen – Angststörungen – Depressionen
ckelten die extrem kleinen frühgeborenen Kinder auch Literatur dann eine unsichere Bindung zu ihren Eltern, wenn Aarnoudse-Moens, C. S., Weisglas-Kuperus, N., van 11 Goudoever, J. B., & Oosterlaan, J. (2009). Meta-analysis diese besonders feinfühlig mit ihnen umgingen. Die of neurobehavioral outcomes in very preterm and/or very Forscher der EPICure-Studie vermuten, dass dieses low birth weight children. Pediatrics, 124(2), 717–728. Bindungsverhalten durch die Schwierigkeiten der In- formationsverarbeitung sozialer Reize erklärt werden Bhutta, A. T., Cleves, M. A., Casey, P. H., Cradock, M. M., kann. Denkbar ist jedoch auch, dass die psychosozialen & Anand, K. J. (2002). Cognitive and behavioral outcomes of school-aged children who were born preterm: a meta- Bedingungen rund um die Geburt eine wichtige Rolle analysis. JAMA, 288(6), 728–737. spielen. Denn aufgrund der oft sehr lange andauern- den Hospitalisation der Kinder und der damit verbun- Schmid, G., Schreier, A., Meyer, R., & Wolke, D. (2011). denen Separation von den Eltern kann es zu einer Be- Predictors of crying, feeding and sleeping problems: a einträchtigung der Bindung zwischen Eltern und Kind prospective study. Child: Care, Health and Development, kommen. 37(4), 493–502. Die beschränkte Selbstregulationsfähigkeit vieler Früh- Spittle, A. J., Treyvaud, K., Doyle, L. W., Roberts, G., Lee, geborener stellt zudem erhöhte Anforderungen an die K. J., Inder, T. E., . . . Anderson P. J. (2009). Early emer- interpersonale Emotionsregulation durch die Eltern. gence of behavior and social-emotional problems in very Dies kann zu einer Überforderung und damit einher- preterm infants. Journal of the American Academy of Child gehender Erschöpfung der primären Bezugspersonen and Adolescent Psychiatry, 48(9), 909–918. führen, was sich wiederum negativ auf deren Fähigkeit Wolke, D., Samara, M., Bracewell, M., & Marlow, N. zur co-regulatorischen Unterstützung des Kindes aus- (2008). Specific language difficulties and school achie- wirken kann. Dadurch bedingte dysfunktionale Inter- vement in children born at 25 weeks of gestation or less. aktionen können die Eltern-Kind-Beziehung dauerhaft Journal of Pediatrics, 152(2), 256–262. beeinträchtigen. Die Autorin Dr. Margarete Bolten, Fachpsychologin für Psychothera- Gezielte Förderung pie FSP, Leiterin der Arbeitsgruppe Risiko- und Resilienz- Eine frühzeitige Diagnose und die darauf aufbauende forschung an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Förderung sind für die Prognose von Frühgeborenen Basel (UPK), studierte Psychologie an der Freien Universi- entscheidend. Sie kann dem Kind viel unnötiges Leid tät Berlin (1995 bis 2001) und promovierte im Fach Psy- durch Versagensängste und Hänseleien ersparen. Zu- chobiologie an der Universität Trier (Deutschland, 2001 bis 2004). Neben Auslandaufenthalten in Cambridge und dem können entsprechende Therapien Defiziten entge- New York und einer Gastprofessur für Klinische Kinder- genwirken und Entwicklungsfortschritte fördern. Hier und Jugendpsychologie an der Universität Wien war sie kommen bisher vor allem Ergo- und Physiotherapien Projektleiterin im Nationalen Forschungsschwerpunkt zum Einsatz. Langfristig macht sich das Bildungs- und (NFS) «sesam» und Oberassistentin in der Abteilung für Förderangebot für die Kinder als wesentlicher Faktor Klinische Kinder- und Jugendpsychologie der Universi- der kognitiven Entwicklung bemerkbar. Da auch die tät Basel. Eltern aufgrund einer vorzeitig beendeten Schwanger- Kontakt schaft oder des lange andauernden Spitalaufenthalts Dr. rer. nat. Margarete Bolten, Universitäre Psychiatrische erheblichem Stress ausgesetzt sind, setzt sich immer Kliniken (UPK) Basel, Kinder- und Jugendpsychiatrische mehr die Einsicht durch, dass nicht nur den Kindern, Klinik, Schanzenstrasse 13, 4056 Basel. sondern auch den Eltern psychologische Hilfe angebo- Margarete.bolten@upkbs.ch ten werden muss. Eine vielversprechende Intervention haben Forscher von der Universität Rochester (School of Nursing) um die Pflegeforscherin Bernadette Mel- Résumé nyk entwickelt. Im sogenannten «Cope-Programm» En Suisse, un enfant sur dix naît prématurément, avant (Creating Opportunities for Parent Empowerment) la fin de la 37e semaine de grossesse. Bien que les han- werden die Eltern während des gesamten Spitalaufent- dicaps graves qui peuvent en résulter soient plutôt rares grâce aux progrès de la médecine intensive, l’évidence halts bis eine Woche nach der Entlassung intensiv be- s’impose toujours plus que les prématurés accusent des treut, so dass die Eltern-Kind-Beziehung trotz der Spi- déficits dans le domaine des fonctions exécutives. Ceux- talumgebung gefördert wird. In der Schweiz bietet das ci sont à leur tour un facteur aggravant pour le développe- Inselspital Bern dieses Programm an. ment cognitif et social de l’enfant et peuvent à la longue mener à des troubles de l’apprentissage et du comporte- ment. Mais le développement des liens d’attachement a Margarete Bolten aussi son importance pour les prématurés. Un diagnostic précoce et les mesures d’encouragement ciblées qui en découlent sont décisifs pour le pronostic des prématurés.
Dossier 12 Prématurité PSYCHOSCOPE 5/2012 DOSSIER: Prématurité Développe- ??? ment des X-X/200X prématurés Prédicteurs et prévention Il est maintenant clairement établi que les enfants nés prématurément sont plus à risque de présenter des troubles neuro- développementaux. Koviljka Barisnikov et Fleur Lejeune décrivent les déficits spéci- fiques d’attention, d’inhibition et de régu- lation émotionnelle observés chez les enfants prématurés et prédictifs de leur développement ultérieur. Elles présentent ensuite les moyens existants pour tenter de minimiser ces troubles neurodévelop- pementaux. Selon les recommandations de l’Organisation Mondiale de la Santé (OMS), une naissance prématurée survient avant 37 Semaines d’Aménorrhée (SA) révolues (avant 8 mois de grossesse), l’aménorrhée étant définie comme le premier jour des dernières règles de la mère. L’OMS estime qu’en 2005, 12,9 millions de naissances sont in- tervenues avant terme, soit 9,6% de la natalité mondiale totale (Beck et al., 2010). En 2010, les naissances préma- turées représentaient 7,1% de la totalité des naissances vivantes* en Suisse selon l’Office fédéral de la statis- tique. Les causes de la prématurité sont multiples: fac- teurs obstétricaux (grossesses multiples, malformations utérines, hydramnios, retard de croissance intra-utérin, etc.), maternels (infections à streptocoque B, listériose, diabète, toxémie, etc.), fœtaux (malformations chromo- somiques, etc.) et socioéconomiques. Même si la cause reste inconnue dans près de la moitié des cas, certains
Photo: © Tobilander – Fotolia.com 13 facteurs de risque ont pu être identifiés, tels qu’une si- Compétences attentionnelles tuation sociale défavorisée, l’appartenance à certains Les difficultés spécifiques de l’attention soutenue et sé- groupes ethniques, ou le stress aussi bien psychologique lective sont fréquemment observées chez les enfants que social (Goldenberg, Culhane, Iams & Romero, prématurés et semblent être prédictives de leur dévelop- 2008). La prématurité est un phénomène qui touche pement ultérieur (van de Weijer-Bergsma, Wijnroks & des milliers d’enfants et qui, de ce fait, constitue un réel Jongmans, 2008). Le modèle de Posner et ses collabora- problème de santé publique. teurs postule l’existence de trois mécanismes attention- nels différents interconnectés et sous-tendus par des ré- Des enfants à risque seaux neuronaux différents: l’orientation, l’état d’alerte et De nombreuses recherches mettent en évidence une le contrôle attentionnel (Posner & Peterson, 1990). Les prévalence plus importante de troubles neurodévelop- enfants prématurés mettent plus de temps à orienter leur pementaux chez les enfants prématurés comparés aux regard vers un nouveau stimulus et le regardent moins enfants nés à terme. Cette prévalence est d’autant plus longtemps. Ils auraient aussi des difficultés à mobiliser et importante que l’enfant est né tôt, avec un faible poids maintenir des ressources attentionnelles optimales afin de naissance et/ou avec des complications médicales de conserver un état d’alerte face à l’arrivée imminente périnatales. Ainsi, les enfants prématurés sont plus à d’un stimulus (Howard, Anderson & Taylor, 2008). Ces risque de présenter des déficits cognitifs, moteurs, lan- deux premiers mécanismes font plutôt appel à des pro- gagiers et/ou comportementaux avec d’importantes cessus automatiques non conscients et apparaissent tôt conséquences sur leur scolarité et leur qualité de vie dans le développement. Vers l’âge de 6 mois, commence (Arpino et al., 2010). Selon les études, les déficits cogni- à se développer le contrôle attentionnel (ou contrôle exé- tifs observés chez les enfants prématurés peuvent aller cutif) qui sollicite des processus volontaires et conscients. de 4 à 47% selon les catégories d’âge gestationnel (de 22 Le développement de ce système de contrôle attention- à 34 SA) ou selon le poids de naissance (de 750 à 1500 nel est associé à la maturation du cortex préfrontal qui g). Lorsqu’ils arrivent à l’école, les enfants prématurés se développe tout particulièrement entre 18 et 24 mois sont plus nombreux à manifester des retards d’appren- et se poursuit à l’adolescence. Ainsi, au cours du déve- tissages scolaires aussi bien au niveau de la lecture que loppement, les processus attentionnels vont être de plus de l’arithmétique. A l’âge de 8 ans, davantage d’enfants en plus engagés dans des activités impliquant la planifi- prématurés sont scolarisés en école ou classe spécialisée cation et l’autocontrôle. Des déficits du contrôle atten- (5% vs 1%) et redoublent plus fréquemment (18% vs 5%) tionnel sont aussi observés chez les enfants prématurés. (Larroque et al., 2011). D’un point de vue comportemen- D’une part, ils ont des difficultés à effectuer plusieurs tal, les enfants prématurés sont décrits par leurs parents actions simultanément (attention divisée). D’autre part, comme étant plus distraits, restant moins longtemps ils présentent aussi de moins bons résultats lorsqu’ils concentrés sur une même activité et étant plus agités. doivent se focaliser sur un stimulus en particulier tout En effet, les enfants prématurés ont deux fois plus de en supprimant ou inhibant des informations non perti- risque de manifester des déficits de l’attention avec nentes (distracteurs). Ce type de tâche requiert à la fois ou sans hyperactivité ou des difficultés socio-émotion- un processus d’attention sélective afin de sélectionner nelles (Delobel-Ayoub et al., 2009). Dans la suite de cet l’élément pertinent, mais aussi un processus d’inhibition article, nous nous concentrerons sur les déficits spéci- pour ignorer des éléments distracteurs. C’est pourquoi le fiques d’attention, d’inhibition et de régulation émotion- contrôle attentionnel est fortement associé à l’inhibition. nelle prédictifs du développement ultérieur des enfants nés prématurément. Nous verrons ensuite quels sont les Inhibition moyens existants pour tenter de minimiser ces troubles Par conséquent, les difficultés d’inhibition semblent neurodéveloppementaux. aussi particulièrement marquer la trajectoire dévelop-
pementale des enfants prématurés. La littérature relate d’autant plus que l’enfant est né tôt. Cette réactivité éle- 14 de nombreux types d’inhibition, mais un accord semble vée a également été mise en relation avec les caractéris- émerger pour distinguer l’inhibition de distracteurs de tiques du tempérament (Clark et al., 2008). Ces diffi- PSYCHOSCOPE 5/2012 DOSSIER: Prématurité l’inhibition d’une réponse automatique ou dominante cultés de régulation émotionnelle sont prédictives de chez l’enfant. Des déficits de l’inhibition de distracteurs problèmes d’interaction sociale et semblent persister à (exemple: tâche ANT; Rueda et al., 2004) semblent per- l’adolescence (Gardner et al., 2004). sister à l’âge de 6 ans (Pizzo et al., 2010), mais aussi entre 9 et 11 ans (Leclercq, Jambaqué, Picard, Bricout Influence de l’environnement & Siéroff, 2006). Quant au déficit spécifique d’inhi- De quelle manière une naissance prématurée peut-elle bition d’une réponse automatique ou dominante (ré- engendrer de tels déficits ? L’immaturité cérébrale, pondre à un stimulus «go»: exécution; ne pas répondre à l’instabilité physiologique, la gravité de l’état de santé un autre «nogo»: inhibition), les enfants prématurés âgés de l’enfant ainsi que la séparation maternelle et l’envi- de 3-4 ans ont plus de difficultés à inhiber leur réponse, ronnement dystimulant de néonatologie sont autant de mais ces difficultés semblent disparaître avec l’âge. Ce- facteurs prédictifs de troubles neurodéveloppementaux pendant, les études en IRMf indiquent que les adoles- (Bhutta, Cleves, Casey, Cradock & Anand, 2002). Des cents prématurés ont des performances équivalentes études en neuro-imagerie ont révélé des diminutions du aux adolescents nés à terme tout en activant un réseau volume cérébral chez les enfants prématurés, notam- neuronal différent (Nosarti et al., 2006). Ceci peut être ment au niveau de la substance blanche, qui explique- attribué aux mécanismes de la plasticité cérébrale: pour raient au moins en partie cette prévalence de déficits un même résultat, les adolescents prématurés dévelop- neurodéveloppementaux qui perdure au-delà de l’en- peraient des stratégies «alternatives». L’inhibition fait fance (Northam, Liégeois, Chong, Wyatt & Baldeweg, partie des fonctions exécutives (FE) qui sont impliquées 2011). Les nombreux facteurs stressants et inhérents à dans la réalisation de tâches complexes nouvelles et non une naissance prématurée accélèreraient la mort cellu- routinières. Les processus d’inhibition se développent laire programmée (apoptose) induisant une diminution tôt et sont impliqués dans le développement des autres du volume cérébral dans certaines régions spécifiques. FE, notamment la flexibilité mentale, la planification et Par ailleurs, d’autres facteurs environnementaux tels la mémoire à court terme. Ces compétences semblent que le niveau socioéconomique, l’environnement fami- particulièrement touchées chez les enfants prématurés lial, l’impulsivité ou l’anxiété parentale vont aussi influer (pour une revue, Mulder, Pitchford, Hagger & Marlow, sur le développement ultérieur des enfants prématurés. 2009). Par ailleurs, les études développementales indi- quent que les compétences d’inhibition sont influencées Prévention précoce par les émotions. En effet, des déficits d’inhibition sont La protection des fonctions cérébrales est désormais un fortement associés à des déficits au niveau des compé- des thèmes d’intérêt en néonatologie. Des programmes tences socio-émotionnelles et d’ajustement social (Rhoa- de soins de développement précoces ont ainsi émergé des, Greenberg & Domitrovich, 2009). ces dernières décennies (thérapie par le massage, mé- thode kangourou, NIDCAP, etc.) et s’appuient sur la Régulation émotionnelle plasticité cérébrale et la meilleure gestion des stimula- Les contenus émotionnels semblent moduler les com- tions sensorielles. Prenons l’exemple du NIDCAP (Neo- pétences d’inhibition en mettant à l’épreuve les capa- natal Individualized Developmental Care and Assess- cités d’autorégulation qui jouent un rôle très important ment Program) qui reprend et intègre un grand nombre pour la mise en place de comportements adaptés (Rue- de considérations sur l’enfant, son niveau de développe- da, Posner & Rothbath, 2005). Une bonne régulation ment et son environnement (Als et al., 1986). Ce pro- des émotions permet l’émergence de stratégies de régu- gramme repose sur l’observation du comportement de lation planifiées et organisées. Les études récentes rap- l’enfant, avant, pendant et après les soins, et intègre les portent des difficultés des jeunes enfants nés prématu- parents comme acteurs essentiels de la relation avec rés à réguler leurs réponses émotionnelles (excitation) et l’enfant. En tenant compte du fait qu’il n’y a pas de ré- comportementales (irritation). Certaines études utilisent ponse type car chaque enfant est différent, des recom- des situations induisant des émotions fortes et révèlent mandations sont formulées afin d’aider les soignants à que les très jeunes enfants prématurés se montrent déjà soutenir de manière précoce, globale et individualisée hautement réactifs dans des situations négatives telles le développement de chaque enfant: gestion de l’en- que la frustration. Par exemple, les enfants prématurés vironnement sonore et lumineux, respect du rythme âgés de 6 à 8 mois manifestent des difficultés à réguler veille-sommeil, succion non nutritive, agrippement, in- leurs émotions en se montrant moins sociables et moins teraction parents-enfant favorisée, soins différés ou re- approchants (Maclean, Erickson & Lowe, 2009) et ce groupés, etc. Les enfants ayant bénéficié du NIDCAP
passent moins de temps sous respirateur, sont alimentés Bibliographie moins longtemps par sonde de gavage, ont une meilleure Une bibliographie plus complète peut être obtenue 15 auprès des auteures prise de poids et sortent plus tôt de l’hôpital (Legendre, Bhutta, A.T., Cleves, M.A., Casey, P.H., Cradock, M.M., & Burtner, Martinez & Crowe, 2011). A 8 ans, des effets Anand, K.J. (2002). Cognitive and behavioral outcomes bénéfiques à long terme sont aussi mis en évidence, of school-aged children who were born preterm: a meta- aussi bien au niveau neurophysiologique que neuropsy- analysis. Jama, 288, 728-37. chologique (McAnulty et al., 2010). Même si la preuve Bickle Graz, M., Cevey-Macherel, M., Forcade-Guex, M., scientifique des bienfaits de ce programme reste encore Truttmann, A., Ha-Vinh Leuchter, R., Sozonenko, S., et al. limitée, il apporte des résultats prometteurs. ( 2011). Suivi neurodéveloppemental de l’enfant prématuré dans l’Arc lémanique. Rev Med Suisse, 7, 437-41. Suivi Lorsqu’ils sortent de l’hôpital, un suivi neurodéveloppe- Mulder, H., Pitchford, N. J., Hagger, M. S., & Marlow, N. mental spécialisé est proposé aux enfants prématurés et (2009). Development of Executive Function and Attention in Preterm Children: A Systematic Review. Dev Neuropsy- à leurs familles. C’est par exemple le cas des Unités de chol, 34, 393-421. développement des Hôpitaux universitaires de Genève et de Lausanne, qui proposent des consultations mul- van de Weijer-Bergsma, E., Wijnroks, L., & Jongmans, tidisciplinaires aux âges de 6, 9, 12, 18-24 mois, 3-3,5 M.J. (2008). Attention development in infants and pre- ans et 5 ans. Les examens spécialisés de développement school children born preterm: a review. Infant Behav Dev, 31, 333-51. comprennent une anamnèse détaillée, un examen neu- rologique avec dépistage visuel et auditif, un examen Les auteures standardisé du développement psychomoteur et cogni- Koviljka Barisnikov, psychologue FSP, est professeure à tif (Bickle Graz et al., 2011). Les résultats sont transmis la Faculté de Psychologie et des Sciences de l’Educa- aux parents et, si nécessaire, des prises en charge appro- tion (FPSE) de l’Université de Genève. Elle dirige l’Unité priées sont proposées: psychomotricité, logopédie, sou- de psychologie clinique et neuropsychologie de l’enfant, qui mène principalement des travaux de recherche dans tien scolaire, etc. Actuellement, les deux sites collabo- le domaine des fonctions exécutives chez les enfants rent avec notre équipe de neuropsychologie de l’enfant nés prématurés et sur les compétences sociocognitives sur une vaste étude soutenue depuis 2007 par le Fonds et émotionnelles des personnes présentant des troubles National Suisse ainsi que par la Fondation Leenaards, neurogénétiques (Syndromes de Down et Williams). visant à étudier le développement des fonctions exécu- Fleur Lejeune est docteure en psychologie, maître-assis- tives et de la régulation émotionnelle chez les grands tante à l’Université de Genève (FPSE) au sein de l’Unité de prématurés, ainsi que leur corrélation à l’IRM cérébrale. psychologie clinique et neuropsychologie de l’enfant. Elle L’objectif de ces recherches est de mieux comprendre effectue des travaux de recherche sur l’influence de l’en- la trajectoire développementale des enfants nés préma- vironnement sur les compétences sensorielles précoces turément afin d’obtenir des indices qui permettront un ainsi que sur la régulation émotionnelle chez l’enfant pré- diagnostic et une prise en charge les plus précoces pos- maturé. sible. Adresse Faculté de Psychologie et des Sciences de l’Education Conclusion (FPSE), Université de Genève, Boulevard du Pont-d’Arve Les enfants prématurés présentent très tôt des déficits 40, 1211 Genève 4. attentionnels, d’inhibition et de régulation émotionnelle Email: Koviljka.Barisnikov@unige.ch Email: Fleur.Lejeune@unige.ch qui sont fortement associés aux troubles neurodévelop- pementaux ultérieurs. Ces déficits sont observés plus fréquemment chez les enfants nés le plus tôt avec un petit poids de naissance, donc les plus à risque. Au vu de ce bilan préoccupant, de plus en plus de recherches se concentrent sur la prévention précoce de ces troubles Zusammenfassung Es ist heute klar belegt, dass die Frühgeborenen einem via une meilleure gestion des stimulations sensorielles erhöhten Risiko für Störungen bei der neuronalen Ent- dès la naissance. De plus, des études de suivi de cohorte wicklung ausgesetzt sind. Koviljka Barisnikov und Fleur à l’échelle nationale (EPIPAGE en France, EPIBEL en Lejeune beschreiben die Aufmerksamkeits-, Wachs- Belgique, etc.) se mettent en place pour mieux connaître tums- und emotionalen Regulierungsdefizite, die bei Früh- et prendre en charge les enfants prématurés. chen beobachtet werden können und die gleichzeitig eine Möglichkeit bieten, ihre weitere Entwicklung vorauszu- sagen. Die Expertinnen stellen Methoden vor, mit denen Koviljka Barisnikov, diese Störungen bei der neuronalen Entwicklung vermin- Fleur Lejeune dert werden können.
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