Literatur|Kultur 2018|2019 - Wilhelm Fink - Wilhelm Fink Verlag

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Literatur|Kultur 2018|2019 - Wilhelm Fink - Wilhelm Fink Verlag
Literatur|Kultur
       2018|2019

       Wilhelm Fink
2         Autorinnen und Autoren

Adamowsky, Natascha          53    Harzer, Friedmann             75    Rinck, Monika                    30
Adler, Hans                  22    Heeschen, Volker              71    Runge, Philipp Otto              64
Albracht, Miriam              13   Heimgartner, Stephanie        58    Rychterová, Pavlína               41
Albrecht, Andrea             68    Heller, Jakob Christoph       20    Sauer-Kretschmer, Simone         58
Allkemper, Alo               74    Helmbold, Ludwig              41    Schirren, Thomas Carl            67
Amslinger, Julia          8, 35    Herrmann, Britta              57    Schlegel, August Wilhelm         69
Anderson, Inga               57    Homann, Andreas               49    Schlegel, Friedrich          66, 67
Annuß, Evelyn                  6   Hörisch, Jochen                 8   Schmidt, Roman Léandre           30
Arweiler, Alexander           17   Hornuff, Daniel               58    Schmitz-Emans, Monika            44
Asendorf, Christoph          28    Huizinga, Johan               48    Schmitz-Esser, Romedio           55
Assmann, Aleida              47    Humboldt, Wilhelm von         71    Schneider, Marlen                52
Assmann, David-Christopher 51      Husel, Stefanie               48    Schnyder, Mireille           53, 54
Assmann, Jan             46, 47    Jablonski, Heike              73    Schöning, Andrea                 50
Bakshi, Natalia              44    Jost, Torsten                 37    Schröter, Julian                 62
Balint, Iuditha          13, 50    Jürgensen, Christoph         60     Schubert, Caroline               32
Bartl, Andrea                40    Jütte, Robert                 55    Schuller, Marianne                12
Bartuschat, Johannes     53, 54    Karczmarzyk, Nicole           49    Schumacher, Regine               75
Baumann, Christiane          61    Kasper, Norman                21    Sinning, Glenna                   21
Becker, Katrin               33    Kaulbarsch, Vera              28    Söffner, Jan                     42
Benne, Christian             68    Keller, Thomas                43    Sollte-Gresser, Christiane       52
Blamberger, Günter        4, 30    Kellner, Beate                10    Sorg, Reto                         9
Born, Marcus Andreas           5   Kemper, Dirk                  44    Steinhart, Matthias              73
Börnchen, Stefan              11   Kerschbaumer, Sandra          69    Steurer, Hannah                  56
Breitenwischer, Dustin       55    Keuper, Ulrike                54    Stiegler, Bernd                    9
Bross, Martina               72    Kimmich, Dorothee               5   Stocker, Peter                     9
Bruendel, Steffen            24    Kirchmeier, Christian         68    Strohschneider, Peter              4
Burck, Joachim a             41    Klein, Jürgen                 23    Strowick, Elisabeth                7
Büttner, Christoph           19    Klimek, Sonja                60     Stutterheim, Kerstin             42
Caduff, Corina               39    Klocke, Sonja E.              22    Taškenov, Sergej                 44
Chaitas, Linda               72    Knödler, Stefan           69, 70    Thanner, Veronika                  7
Cuonz, Daniel                29    Koerrenz, Ralf                65    Theile, Gert                      21
Detering, Heinrich           30    Kolle, Andreas                14    Thurn, Nikolaus                   41
Dierkes, Hans                66    Komorowska, Agnieszka         29    Tietz, Christiane                70
Dieter, Anna-Lisa            26    Kopca, Natalija               43    Till, Dietmar                    70
Dingeldein, Hannah            13   Kössinger, Norbert            41    Trabant, Jürgen               12, 71
Doering, Sabine              16    Kraus, Martin                 40    Tschachtli, Sarina               36
Dröscher-Teille, Mandy       25    Kreuder, Friedemann           48    Unger, Thorsten                   19
Durst, Uwe                   52    Kreuzer, Stefanie             52    Utz, Peter                        15
Efimova, Svetlana            32    Krotz, Elke                   41    Vielberg, Meinolf                73
Eke, Norbert O.              74    Krüger, Tobias                39    Vogel, Juliane                   35
Erhardt, Sonja               43    Kunz, Tanja Angela            38    Vogl, Joseph                       7
Erk, Corina                  40    Lachmann, Tobias              45    Vöhler, Martin                    16
Erlinghagen, Armin           67    Lang, Bernhard                65    Wälchli, Tan                     39
Ernst, Thomas                34    Lange, Martin                 18    Walzer, Dorothea               7, 31
Erwig, Andrea                27    Lepper, Marcel                33    Warstat, Matthias                  4
Estelmann, Frank             24    Lichtenthal, Julia            56    Weber, Sabine                     17
Fabré, Sven                  14    Lillge, Claudia               19    Weiher, Frank                     13
Fangerau, Heiner             58    Lindorfer, Bettina            71    Weinkauff, Gina                  74
Ferran, Íngrid Vendrell      62    Lück, Christian               34    Werlitz, Julian                  38
Fetscher, Justus              13   Lüscher, Kurt                   9   Werner, Klaus Ulrich             32
Fischer, Saskia              36    Marchal, Hugues           53, 54    Wesche, Jörg                 35, 37
Folie, Ulrike                71    Matuschek, Stefan             69    Westerwelle, Karin           17, 20
Franke, Ursula               61    Mauz, Andreas                 70    Wetters, Kirk                    68
Franz, Michael               16    Max, Katrin                   25    Wetzel, Michael                  56
Freimuth, Axel                 4   Mayer, Mathias                38    Weyand, Björn                     19
Fromholzer, Franz        35, 38    Mein, Georg                   34    Wichert, Lasse                   24
Gann, Thomas                 12    Mix, York-Gothart             64    Zilles, Sebastian                 13
Gehrlach, Andreas              5   Müller, Stephan               41    Zimmer, Frank                     71
Geisenhanslüke, Achim          6   Müller-Tamm, Jutta            32    Zittel, Claus                      5
Geist, Kathrin               40    Müller-Wille, Klaus            31
Gess, Nicola             53, 54    Narr-Leute, Sabine            56
Gilbert, Annette             22    Nesselhauf, Jonas             23
Gisbertz, Anna-Katharina      13   Nickenig, Annika              29    *Einige unserer Titel stehen zum

Glasenapp, Gabriele von      74    Nohe, Hanna                    15   Abonnement zur Verfügung. Die
Goth, Sebastian              30    Oster, Patricia               51    Abonnementpreise sind jeweils
Gotterbarm, Mario            70    Otto, Barbara                 67    angegeben. Die Frist für das
Graziadei, Daniel            27    Pfeifer, Annie                  9   Abonnement endet mit dem
Grizelj, Mario               10    Pfeiffer, Helmut              18    Erscheinen des letzten Bandes
Grünewald, Jennifer          43    Piotrowski, Carolin           19    des Werkes/der Reihe.
Haehling, Raban von          73    Plaggenborg, Stefan           45
Hansen-Löve, Aage A.         26    Reinstädler, Janett           51
Hardtke, Thomas               11   Retzlaff, Stefanie            15
3

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Verlage,

wir freuen uns, Ihnen unseren ersten gemeinsamen Prospekt für Literatur- und
Kulturwissenschaften zu präsentieren. Auf den folgenden Seiten fijinden Sie eine
aktuelle Auswahl von Titeln der Verlage Wilhelm Fink, mentis und Ferdinand
Schöningh, sowie eine utb-Auswahl. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Stö-
bern.

Ihr Brill Deutschland – Team

INHALT

Wilhelm Fink                             S. 4-58

                                         S. 59-62

                                         S. 63-73

                                         S. 74/75
4

Matthias Warstat                           Günter Blamberger,
                                           Axel Freimuth,
Soziale Theatralität                       Peter Strohschneider (Hg.)
Die Inszenierung der Gesellschaft
                                           Vom Umgang mit Fakten
In aktuellen Debatten wird Gesellschaft    Antworten aus Natur-, Sozial- und
oft zu jenen großen Erzählungen ge-        Geisteswissenschaften
rechnet, die vom Poststrukturalismus
erfolgreich verabschiedet wurden – zu      Mit der Rede von „alternativen Fakten“
Unrecht; ihre sinnliche Erfahrung ist an   treten Fragen nach legitimen Wahr-
Theatralität gebunden. Nicht abstraktes    heits- und Wissensansprüchen auf den
Wissen, sondern konkrete Bilder und        Plan, deren gesellschaftliche Klärung
Szenen vermitteln uns das Gefühl, in ei-   von unbedingter Relevanz ist.
ner Gesellschaft zu leben. Was für eine
Art von Theater wird im sozialen Leben     Welche Rolle spielen die Wissenschaf-
gespielt?                                  ten und ihr Vermögen, methodisch ver-
                                           lässliches Wissen zur Urteilsbildung
Wie tragen die Einzelnen durch ihr the-    verfügbar zu machen? Wie kann Wis-
atrales Handeln zur Darstellung von        senschaftsfeindlichkeit abgebaut wer-
Gesellschaft bei – und was für eine Ge-    den und wie kann das Vertrauen zwi-
sellschaft entsteht auf diese Weise? In    schen Wissenschaft und Gesellschaft
zentralen Positionen aus der Sozialthe-    bewahrt werden, ohne populistischen
orie der Moderne sind theatrale Denk-      Vereinfachungen und Engführungen
fijiguren überdeutlich präsent. Das Buch    Raum zu geben? Das ist die zentrale
verfolgt diese Linie bis zu prägenden      Fragestellung dieses Sammelbandes,
Positionen der letzten Jahrzehnte, um      auf die renommierte deutsche Natur-,
daraus ein eigenes Verständnis gesell-     Geistes- und Sozialwissenschaftler*in-
schaftlicher Theatralität zu entwickeln.   nen mit Fallstudien aus ihrer eigenen
                                           Disziplin zu antworten versuchen.

                                           2018. ca. 240 Seiten,
2018. 277 Seiten, kart.                    Festeinband
€ 49,90                                    € 39,90
ISBN 978-3-7705-6310-4                     ISBN 978-3-7705-6381-4
5

Marcus Andreas Born,                       Andreas Gehrlach,
Claus Zittel (Hg.)                         Dorothee Kimmich (Hg.)

Literarische Denkformen                    Diebstahl!
                                           Zur Kulturgeschichte eines
Der traditionell behauptete Gattungs-      Gründungsmythos
unterschied von wahrheitsorientierter
philosophischer Prosa und fijiktionaler     Kaum ein kulturwissenschaftliches The-
Literatur stellt sich nicht zuletzt dann   ma wurde im zwanzigsten Jahrhundert
als problematisch heraus, wenn For-        umfassender untersucht als die Gabe.
men des Denkens und Erkennens aus          Ihr Gegenstück, der Diebstahl, ist al-
der Betrachtung herausfallen, die sich     lerdings erst ansatzweise erforscht. Die
keinem der beiden Modelle zuordnen         Beiträge dieses Bandes vereinen inter-
lassen.                                    nationale und interdisziplinäre Perspek-
Das Konzept der „Literarischen Denk-       tiven auf den Diebstahl.
formen“ soll dazu dienen, philosophi-      Zu allen Zeiten waren Diebe nicht nur
sche und literarische Modi des Erken-      eine Bedrohung für Eigentum, Macht
nens gleichermaßen einzufangen. Die        und Ordnung, sondern sie traten im-
Leitfragen der vorliegenden Analysen       mer auch als wirkmächtige Kultur-
sind somit, ob und auf welche Weise        gründer auf. Neben den in diesem Band
philosophische Texte auf „dichterische“    herausgearbeiteten soziologischen, po-
Mittel angewiesen sind und inwiefern       litologischen, philosophischen und kri-
Literatur in Philosophie umschlägt,        minologischen Aspekten des Dieb-
wenn man sich denkend in sie versenkt.     stahls verdeutlichen die Untersuchun-
                                           gen, dass es sich bei Diebstählen und
                                           verwandten Verbrechen auch um Er-
                                           zählungen von ebenso illegitimen wie
                                           erfolgreichen Aneigungsstrategien, um
                                           heimliche Rebellion und um ambiva-
                                           lente Bewunderung für kriminelle Hel-
                                           den handelt.

2018. 329 Seiten,                          2018. 297 Seiten,
2 s/w Abb., 1 s/w Tab., kart.              10 s/w Abb., kart.
€ 59,00                                    € 49,90
ISBN 978-3-7705-6184-1                     ISBN 978-3-7705-6058-5
6

Evelyn Annuß                                Achim Geisenhanslüke

Volksschule des Theaters                    Die Sprache der Infamie II
Nationalsozialistische Massenspiele         Literatur und Niedertracht

Als Volksschule des Theaters werden         Die Geschichte der Infamie ist die der
populistische Massenspiele nach der         Verfemten, die aufgrund ihrer fragwür-
Machtübernahme entwickelt. Modern           digen Lebensweise, des Verstoßes ge-
choreographiert, sollen sie das kollekti-   gen soziale Normen und Vorgaben aus
ve Bedürfnis hervorrufen, formiert und      der Gesellschaft ausgeschlossen wer-
geführt zu werden. Dabei allerdings         den. Dieses Buch legt den Schwerpunkt
wandelt sich ihre Ästhetik grundlegend      auf den zwischen Recht, Moral und Po-
von einem chorischen Theater, das von       litik schillernden Begrifff der Nieder-
der Liturgie und vom kollektiven Auf-       tracht.
treten her gedacht wird, zum spektaku-
lären Event.                                Es thematisiert die Figurationen der
                                            Niedertracht auf dem Theater von
So zeugt die bislang ungeschriebene         Shakespeare über Schiller und Kleist
Formgeschichte dieser Massenspiele ex-      bis zu Büchner, bevor sie anhand von
emplarisch von veränderten afffektpoli-     ausgewählten Texten sich dem Zusam-
tischen Regierungskünsten im National-      menhang von Niedertracht, Sexualität
sozialismus. Nach deren Formspezifijika      und Religion in der Literatur der Mo-
und Fortleben fragend, untersucht Eve-      derne zuwendet.
lyn Annuß die gouvernementale Dimen-
sion des NS-Massentheaters, analysiert       Vom selben Autor:
zeitgenössische mediale Dispositivwech-
sel, internationale wie innenpolitische      Die Sprache der Infamie
Konkurrenzen und die widersprüchli-          Literatur und Ehrlosigkeit
che Relation zwischen Propaganda und
künstlerischer Avantgarde.                   2014. 296 Seiten, kart.
                                             € 41,90
                                             ISBN 978-3-7705-5671-7

2018. ca. 560 Seiten,
129 s/w und 27 farb. Abb., kart.            2018. 240 Seiten, kart.
€ 49,90                                     € 49,90
ISBN 978-3-7705-6373-9                      ISBN 978-3-7705-6297-8
7

Elisabeth Strowick                        Veronika Thanner, Joseph Vogl,
                                          Dorothea Walzer (Hg.)
Gespenster des Realismus
Zur literarischen Wahrnehmung von
                                          Die Wirklichkeit des
Wirklichkeit                              Realismus

Die Gespenster des Realismus – so die     Die emphatische Bezugnahme realis-
These – sind Gespenster der Moderne.      tischer Texte und Kunstformen auf
Nicht nur situieren die Wahrnehmungs-     ein ominöses „Wirkliches“ provoziert
gespenster Realismus in epistemischen     Nachfragen: Warum häufen sich gerade
Formationen der Moderne; aus ihrem        dort, wo der Bezug zur Wirklichkeit ex-
Bezug zum Gespenstischen generieren       plizit gemacht wird, darstellerische Un-
realistische Texte zudem eine moderne     schärfen, blinde Flecken und pararea-
Poetologie und Epistemologie.             listische Elemente?
Die Studie untersucht Wahrnehmung         Gerade in diesen prekären Wirklich-
dabei als grundlegendes Darstellungs-     keitsbezügen identifijiziert der Band zur
und Experimentierfeld der Literatur des   „Wirklichkeit des Realismus“ mit Bei-
Realismus. Wie die Lektüren der Insze-    trägen von Elisabeth Strowick, Hal Fos-
nierung von Wahrnehmung bei Stifter,      ter, Natalie Binczek, Friedrich Balke u.a.
Storm und Fontane zeigen, erweist sich    einen Indikator des Realistischen in Li-
Wahrnehmung nicht nur als konstitutiv     teratur und Kunst. Realismus wird
für Wirklichkeit, sondern überdies als    demnach ausdrücklich nicht im Sinne
Schauplatz eines Gespenstischen. Es       einer historischen Epochenbeschrei-
scheint mit anderen Worten, dass sich     bung verstanden, sondern als spezifiji-
Realismus gerade dadurch auszeichnet,     sche Schreibweise der Erzeugung, Er-
dass ihm „Wirklichkeit“ epistemolo-       probung und Ver(un)sicherung von
gisch radikal problematisch geworden      Wirklichkeit.
ist.

2018. ca. 319 Seiten,                     2018. 296 Seiten,
6 s/w Abb., kart.                         10 s/w und 3 farb. Abb., kart.
€ 59,00                                   € 49,00
ISBN 978-3-7705-6366-1                    ISBN 978-3-7705-6169-8
8

Jochen Hörisch                             Julia Amslinger

Klassiker und                              Eine neue Form
Lieblingsbücher                            von Akademie
Das Wissen der Literatur II                „Poetik und Hermeneutik“ –
                                           die Anfänge
Die Frage, ob schöne Literatur nicht nur
unterhält und erfreut, sondern auch        Die in den frühen 60er Jahren gegrün-
sachlich relevantes Wissen zur Diskus-     dete Forschungsgruppe Poetik und Her-
sion stellt, beschäftigt die Philosophie   meneutik hat maßgeblichen Anteil an
und Wissenschaftstheorie seit ihren An-    der intellectual history der Bundesrepu-
fängen.                                    blik. Das vorliegende Buch ist die erste
                                           wissenschaftsgeschichtliche Monogra-
Die Positionen, die in dieser Diskussi-
                                           phie zu dieser bemerkenswerten „Aka-
on vertreten werden, haben einen ho-
                                           demie“.
hen Wiedererkennungswert. Die deut-
lich stärkere Fraktion argumentiert        Amslinger beschreibt entlang der Nach-
seit Hesiod und Platon, dass fijiktio-      lässe von Hans Blumenberg, Hans Ro-
nale Literatur bestenfalls ein indifffe-   bert Jauß und anderer Teilnehmer die
rentes Verhältnis zur Wahrheit hat, in     Anfangsphase der Forschungsgruppe.
schlechteren Fällen aber frivol mit den    Der Traum einer forschenden Gemein-
Kategorien Lüge und Wahrheit spiele.       schaft wurde unter Ausschöpfung intel-
Die schwächere Fraktion vertraut mit       lektueller, fijinanzieller, theoretischer, bü-
Horaz u.a. darauf, dass schöne Litera-     rokratischer und medientechnischer
tur nicht nur erfreut, sondern auch un-    Mittel in die Tat umgesetzt und gestalte-
konventionelle Wahrheiten liefert. Die     te sich dann in der Realität gänzlich an-
hier versammelten Studien kreisen um       ders als geplant.
das Verhältnis von Wahrheit, Wissen
und Erkenntnis in der Literatur.

2017. 277 Seiten, 6 s/w Abb.,              2017. 386 Seiten,
Festeinband                                7 s/w Abb., kart.
€ 49,90                                    € 51,00
ISBN 978-3-7705-6260-2                     ISBN 978-3-7705-5384-6
Robert Walser-Studien              9

Annie Pfeifer, Reto Sorg (Hg.)              Kurt Lüscher, Reto Sorg,
                                            Bernd Stiegler, Peter Stocker (Hg.)
„Spazieren muß ich
unbedingt“                                  Robert Walsers
Robert Walser und die Kultur
                                            Ambivalenzen
des Gehens
                                            Der Band veranschaulicht in 13 sys-
Die Kultur des Gehens entwickelt sich       tematisch angelegten Beiträgen aus
parallel zur mechanisierten Fortbewe-       unterschiedlichen wissenschaftlichen
gung in Eisenbahn und Automobil und         Disziplinen, wie sehr Robert Walsers
knüpft an die alte Tradition an, die        Schreiben von vaszillierenden Erschei-
zwischen Gehen, Denken und Schrei-          nungsformen des Ambivalenten ge-
ben Korrespondenzen entdeckt. Walser        prägt ist. Er bildet ein besonderes Kom-
setzt seinen romantischen Vorläufern        pendium zu seinem Werk und soll
und den urbanen Flaneuren seiner Zeit       außerdem zu einem diffferenzierten
in seinem Schwellentext Der Spazier-        Verständnis eines kulturwissenschaft-
gang von 1917 eine eigene, selbstreflexi-   lich zentralen Begrifffs beitragen.
ve Gangart entgegen.                        Schon Walter Benjamin erkannte bei
Die deutsch- und englischsprachigen         Robert Walser den produktiven Wi-
Beiträge untersuchen Walsers Spazie-        derspruch von „Geschwätzigkeit“ und
ren als poetisches Konzept und als          „Sprachscham“ und dass „jeder Satz nur
Schreibbewegung, als Form der Na-           die Aufgabe hat, den vorigen vergessen
turästhetik und als Absage an die Alpe-     zu machen“. Im Rückblick erscheint
nideologie, im Kontext der Psychiatrie      Walsers Werk als literarische Umschrei-
und im Vergleich zu Lessings ambulan-       bung des „Endes der Eindeutigkeit“
ter Rhetorik, Lucius Burckhardts Pro-       (Zygmunt Bauman) und damit letztlich
menadologie sowie den zeichnerischen        als eine Positionsbestimmung der Mo-
und architektonischen Spaziergängen         derne.
von Paul Klee und Adolf Loos.

2018. ca. 280 Seiten, Festeinband
€ 59,00
ISBN 978-3-7705-6377-7                      2018. 229 Seiten, Franz. Broschur
= Robert Walser-Studien,                    € 59,00
Band 1                                      ISBN 978-3-7705-6273-2
10

 Beate Kellner                                Mario Grizelj

 Spiel der Liebe                              Wunder und Wunden
 im Minnesang                                 Religion als Formproblem
                                              von Literatur
 Der deutsche Minnesang ist eine der          Klopstock – Kleist – Brentano
 wichtigsten Ausprägungen der europäi-
 schen Liebeslyrik im Mittelalter. Die vor-   Die Frage nach der Dialektik der Säku-
 liegende Monographie unternimmt in           larisierung und nach den Formen des
 vielerlei Hinsicht eine Neudeutung die-      Fortlebens des Religiösen in der Mo-
 ser hoch artifijiziellen Liebesdichtung.      derne ist im Zuge des aktuellen „reli-
 Bis heute fijinden wir oft ein zu eindi-      gious turn“ virulenter denn je. Mario
 mensionales Verständnis von Minne-           Grizelj zeichnet die Genese dieses Fort-
 sang, nach dem besonders der Hohe            lebens in einer Studie zum 18. und
 Sang auf ein monotones Kreisen um            19. Jahrhundert nach.
 die Unerfüllbarkeit der Liebe festgelegt     Spezifijische Formen von Religiosität
 wird. Unter der Oberfläche eines Zeleb-      (Wunder, Stigmata, Reliquien, die Eu-
 rierens von Idealen kann man jedoch          charistiefeier und die mystische Rede)
 ein breites Spektrum von erotischen          sind Prägeformen dessen, was wir ab
 Phantasmen, Spielarten des Begehrens,        dem 18. Jahrhundert als moderne Lite-
 Imaginationen von Rache und Gewalt,          ratur verstehen. In der Aneignung me-
 Drohungen, Voyeurismus, Liebe und            dialer, semiotischer, ästhetisch-techni-
 Krieg, selbstquälerische Zweifel und         scher und rhetorischer Verfahren, wie
 Narzissmus entdecken. Diesen Imagi-          sie Religion ausgebildet hat, konstitu-
 nationen geht das Buch ebenso nach           iert sich Literatur als moderne Literatur.
 wie den Idealisierungen der Dame, den        Dabei zeigt sich, dass die Darstellung
 damit verbundenen Verkehrungen der           des Unbestimmten, Uneindeutigen und
 mittelalterlichen Geschlechterordnung        Überdeterminierten das Kernproblem
 und der Reflexion der höfijischen Gesell-     von sowohl Literatur als auch Religion
 schaft in den Liedern.                       ist und dass damit beide auf der Forme-
                                              bene koexistieren.

 2018. 583 Seiten,                            2018. 307 Seiten,
 16 farb. Abb., Festeinband                   5 s/w und 3 farb. Abb., kart.
 € 49,90                                      € 59,00
 ISBN 978-3-7705-6314-2                       ISBN 978-3-7705-6183-4
11

Thomas Hardtke                             Stefan Börnchen

Wahn – Glaube – Fiktion                    „Alles ist eins“
Die Pathologie devianter Religiosität      Romantische Metaphorologie
im medizinischen, religiösen und           des Mediums
literarischen Diskurs seit 1800
                                           Das „Medium“, so Novalis, ist die „Verei-
Marienerscheinung, Christus-Imitation,     nigung“ von „Körper“ und „Seele“ – also
religiös motivierte Tötung: Zahlreiche     eine Metapher. Mit dieser Metapher ver-
Texte des medizinischen, religiösen und    lagert sich das Körper-Geist-Problem,
literarischen Diskurses widmen sich        das die Anthropologie der 1770er Jahre
diesen Ausprägungen devianter Religi-      immer noch nicht gelöst hat, von der
osität.                                    Philosophie in die Literatur.
Das Buch beschäftigt sich mit der Kul-     So zeigt es sich bei Schiller, der seine
tur- und Wissensgeschichte dreier Phä-     zwei medizinischen Dissertationen
nomene, bei denen das Problem der          über das commercium mentis et corporis
Abgrenzung von „gesundem“ Glauben          für den Schauerroman Der Geisterseher
und religiösem Wahn hochgradig viru-       wiederverwendet. Topologisch geht das
lent ist. Im Mittelpunkt steht die Frage   Problem auf die antike Dichotomie von
nach der Produktion, Rezeption und         hýlē und eîdos, Stofff und Form, zurück.
Beschafffenheit medizinischen, religiö-    Schon Aristoteles hat über ihre Aufhe-
sen und literarischen Wissens über die     bung im periéchon als dem „Allumfas-
Pathologie devianter Religiosität in der   senden“ spekuliert. In der Romantik
Moderne. Insbesondere wird gezeigt,        tritt es als „Weltseele“ und „Medium“
wie die Wechselwirkung von realen          auf. Medien-Szenen bietet die Roman-
Fällen, medizinischen und religiösen       tik in vielen Spielarten: Schiller etwa
Texten sowie literarischen und fijilmi-     lässt aquarellierend seinen Freund Kör-
schen Verarbeitungen kulturgeschicht-      ner buchstäblich aus dem eigenen
lich modelliert werden kann.               Körper herauslaufen.

                                           2018. ca. 640 Seiten,
                                           1 s/w und 71 farb. Abb.,
2018. 257 Seiten, kart.                    Festeinband
€ 49,90                                    € 198,00
ISBN 978-3-7705-6307-4                     ISBN 978-3-7705-6369-2
12

 Jürgen Trabant (Hg.)                      Thomas Gann,
                                           Marianne Schuller (Hg.)
 Wilhelm von Humboldt:
 Sprache, Dichtung und                     Fleck, Glanz, Finsternis
 Geschichte                                Zur Poetik der Oberfläche
                                           bei Adalbert Stifter
 Humboldts Begegnung mit der Antike,
 vor allem mit der griechischen Sprache    Die Literatur Adalbert Stifters (1805–
 und Dichtung, ist das erste prägende      1868) ist durch das ästhetische Phäno-
 geistige Erlebnis, das Humboldts Leben    men der Oberfläche geprägt. Dieser Be-
 von der Tegeler Jugend an durchzieht.     grifff gewinnt durch die in diesem Band
                                           vorgenommenen Konstellationen zwi-
 Das zweite ist die Begegnung mit Schil-   schen Malerei, Visualität und Literatur
 ler und Goethe, Weimar. Im Nachden-       an Kontur.
 ken über Schillers und Goethes Dich-
 tung erfasst Humboldt zum ersten Mal      Während im Epochenkontext des Re-
 das Wesen der Sprache. Der Vielfalt der   alismus um 1850 „Oberfläche“ sich vor
 Sprachen der Welt widmet er dann sein     allem als Kategorie der Mimesis von
 vergleichendes Sprachstudium. Rom ist     Wirklichkeit behauptet, werden bei
 der Ort, an dem Griechenland und Wei-     Stifter vornehmlich gestaltlose Oberflä-
 mar weitergedacht werden. Das Schick-     chenphänomene wie Fleck, Glanz und
 sal Griechenlands bestimmt seine Ge-      Finsternis aufgerufen. In dem Maße,
 schichtsaufffassung und die Horizonte     wie diese Phänomene im Sinne einer
 seines politischen Handelns. Die drei     Verschränkung von Erscheinen/Sicht-
 Begrifffe des Buchtitels Sprache, Dich-   barmachen und Verlöschen/Verschwin-
 tung und Geschichte entstammen der        den literarisch verarbeitet werden, trägt
 Begegnung mit Griechenland, Weimar        sich, wie sich im Kontext der Beiträge
 und der Welt.                             abzeichnet, ein moderner Zug in Stif-
                                           ters Prosa des 19. Jahrhunderts ein.

 2018. 200 Seiten, kart.                   2017. 219 Seiten, 20 s/w Abb., kart.
 € 49,90                                   € 49,90
 ISBN 978-3-7705-6344-9                    ISBN 978-3-7705-6171-1
13

Hannah Dingeldein,                          Miriam Albracht, Iuditha Balint,
Anna-Katharina Gisbertz,                    Frank Weiher (Hg.)
Sebastian Zilles, Justus Fetscher (Hg.)
                                            Goethe und die Arbeit
Schwellenprosa
(Re-)Lektüren zu Goethes                    Zu Lebzeiten Goethes erfährt die Ar-
„Wahlverwandtschaften“                      beit eine essenzielle mentalitätsge-
                                            schichtliche Veränderung, die eng an
Die „Schwelle“ ist Ausdruck des krisen-     das Zusammendenken von Arbeit und
anfälligen Grenzübergangs zwischen          Technik geknüpft ist. Diesen Wandel
zwei oder mehreren Sphären mit ihren        dokumentieren Goethes Werke in
jeweils ganz eigenen, oftmals konträr       mehrfacher Hinsicht.
zueinanderstehenden Welt- und Ord-          So greifen sie etwa die Vielfalt der Vor-
nungsvorstellungen.                         stellungen über Arbeit auf, die von einer
Wie Goethes Wahlverwandtschaften            mühevollen, nützlichen Tätigkeit bis
diese Symbolik der Schwelle aufgreift       hin zu einem hervorbringenden, sinn-
und auf bestimmte Konfliktlinien zwi-       haften Tun reichen, und reflektieren
schen Tradition und Moderne hin zu-         somit die Ausweitung des Arbeitsver-
spitzt, diskutiert der Band aus der Sicht   ständnisses von einer ökonomischen
prominenter Literatur- und Kulturwis-       zu einer anthropologischen Konstante.
senschaftlerInnen.                          Darüber hinaus spiegeln sie das Alltags-
                                            wissen im proto-industriellen Zeitalter
                                            über die Bipolarität der Arbeit als pro-
                                            duktives und gleichzeitig destruktives
                                            Phänomen.
                                            Die Beiträge in diesem Band befassen
                                            sich mit verschiedenen Ausprägungen
                                            von Arbeit bei Goethe und nehmen
                                            dabei sowohl Werk und Biographie als
                                            auch die Rezeption in den Blick.

2018. 132 Seiten, kart.                     2018. 171 Seiten, kart.
€ 49,90                                     € 59,00
ISBN 978-3-7705-6237-4                      ISBN 978-3-7705-6261-9
14

 Andreas Kolle                              Sven Fabré

 Instabile Weltverhältnisse                 Das Credo des Kaufmanns
 Augenblick und Ambivalenz der              Über Poetiken kreditökonomischen
 Zeitwahrnehmung bei Goethe                 Wissens in der Prosa von Freytag
                                            und Keller
 Dieses Buch rückt zerklüftete Bilder
 von Gegenwart bei Goethe in den Mit-       Dichten mit der Feder des Bankiers.
 telpunkt. Andreas Kolle zeigt, dass Goe-   Sven Fabré dokumentiert Verstrickun-
 the in einem Teil seines poetischen        gen zwischen Literatur und Kreditöko-
 Werks imaginativ Leerezustände von         nomie.
 Welt eindeutig oder doch in Ambiva-
 lenz konturiert, die flüchtige Augenbli-   Nach Jahren fijinanzieller Kalamitäten
 cke aus sich heraus entstehen lassen.      könnte man leicht vergessen, dass die
                                            Kreditökonomie um die Mitte des
 Auch dort, wo das Individuum sich si-      19. Jahrhunderts in hohem Ansehen
 cher in der Welt eingerichtet glaubt,      stand. Denn wer in jener rapide aufbre-
 Gott und Natur als zuverlässige Stüt-      chenden Welt die Chancen sehen woll-
 zen betrachtet oder wenigstens auf         te, brauchte keinen betrübten, sondern
 Vernunft und kommunikative Kompe-          einen zuversichtlichen Blick, der die
 tenzen als Garanten seiner personalen      Keime einer schöneren gemeinsamen
 Identität vertraut, bedroht eine Zeit-     Zukunft erkennt – und die der Mitmen-
 konstruktion von Flüchtigkeit den          schen gewährt. Gerade dieses geschäft-
 Stand des Einzelnen. Die Untersu-          lich geschulte Hinschauen hat in der
 chung widmet sich namhaften Werken         Literatur des deutschsprachigen Rea-
 wie Gottfried von Berlichingen, den Lei-   lismus Karriere gemacht. Auch dieser
 den des jungen Werthers, Torquato Tas-     beabsichtigte eine Wirklichkeitserfas-
 so, den Wahlverwandtschaften sowie         sung, die nicht im Zeichen der Skepsis
 den Wanderjahren. Flankiert wird die       stand, sondern in der undurchschauba-
 Erörterung von Goethes Zeitaufffas-        ren und bedrohlichen Realität den
 sung durch Exkurse über Schopenhau-        noch kommenden Ertrag vorauszuah-
 er, Nietzsche und Thomas Mann.             nen vermochte.

 2016. 320 Seiten, kart.                    2018. ca. 242 Seiten, kart.
 € 39,90                                    € 59,00
 ISBN 978-3-7705-6170-4                     ISBN 978-3-7705-6176-6
Laboratorium Aufklärung                15

Hanna Nohe                                  Stefanie Retzlafff

Fingierte Orientalen                        Observieren und
erschafffen Europa                          Aufschreiben
Zur Konstruktion kultureller Identitä-      Zur Poetologie medizinischer
ten im Reisebriefroman der Aufklärung       Fallgeschichten (1700–1765)

Dieser Band zeigt auf, wie im 18. Jahr-     Die in Fallgeschichten aufgezeichnete
hundert Autoren aus Italien, Frankreich,    „Menschenbeobachtung“ bildet die
England, Spanien und dem deutsch-           empirische Basis für die im späten
sprachigen Raum Bilder vom Nahen,           18. Jahrhundert entstehenden Wissen-
Mittleren und Fernen Osten dazu nutz-       schaften vom Menschen. Exemplarisch
ten, Europa in seinen kulturellen Eigen-    zeigt sich hier, dass ihre Wissensbe-
heiten zu konturieren.                      stände nicht gegeben, sondern ein Ef-
                                            fekt von Beobachtungs- und Darstel-
Orient und Okzident erscheinen aktuell      lungsverfahren sind.
immer wieder als Gegensätze, die sich
gegenseitig in ihrer Existenz bedro-        Ausgehend davon, dass das Paradigma
hen. Dabei stellt das „Andere“ zugleich     der Beobachtung einzelner Fälle in der
eine wesentliche Notwendigkeit für          Medizin bereits lange zuvor einen zen-
die Selbstdefijinition dar. Dieses Buch      tralen Stellenwert einnimmt, verfolgt
zeigt anhand der vergleichenden Un-         Stefanie Retzlafff die Genealogie der
tersuchung von zahlreichen Werken in        medizinischen Fallgeschichte zurück
italienischer, französischer, englischer,   bis ins 18. Jahrhundert. Vor dem Hinter-
spanischer und deutscher Sprache, wie       grund der im 17. Jahrhundert institutio-
eine Textsorte in besonderer Weise zur      nalisierten Techniken der nova scientia
Konstruktion kultureller Identitäten        werden die Strategien der Beobachtung
beigetragen hat: Briefromane, in denen      und Darstellung ebenso wie die episte-
ein fijiktiver Reisender aus dem Nahen,      mologischen Implikationen einer vom
Mittleren oder Fernen Osten westeuro-       Einzelfall ausgehenden medizinischen
päische Gesellschaften an seine Lands-      Wissensproduktion untersucht.
leute beschreibt.

2018. 332 Seiten, kart.                     2018. 231 Seiten,
€ 99,00                                     2 s/w Abb., kart.
ISBN 978-3-7705-6288-6                      € 59,00
= Laboratorium Aufklärung, Band 31          ISBN 978-3-7705-6146-9
16        Hölderlin-Jahrbuch

 Peter Utz                                    Sabine Doering, Michael Franz,
                                              Martin Vöhler (Hg.)
 „Nachreife des
 fremden Wortes“                              Hölderlin-Jahrbuch
 Hölderlins „Hälfte des Lebens“               Vierzigster Band 2016–2017
 und die Poetik des Übersetzens               Begründet von Friedrich Beißner
                                              und Paul Kluckhohn
 Hölderlins Gedicht Hälfte des Lebens         Im Auftrag der Hölderlin-Gesellschaft
 von 1803 fordert mit seiner bestürzen-       herausgegeben von Sabine Doering,
 den Aktualität die Leser und Überset-        Michael Franz und Martin Vöhler
 zer immer neu heraus. Im vielfachen
 Echo seiner französischen und engli-         Das Hölderlin-Jahrbuch 40, 2016-2017,
 schen Übertragungen, die hier erstmals       dokumentiert die 35. Jahresversamm-
 dokumentiert und analysiert werden,          lung der Hölderlin-Gesellschaft 2016 in
 erscheinen neue Facetten des Origi-          Bad Homburg vor der Höhe, deren The-
 nals.                                        ma das Homburger Folioheft war.
 Peter Utz zeigt in dem vorliegenden          Zu diesem wichtigsten Manuskript
 Band, wie Hölderlins Bildsprache die         Hölderlins erscheinen weitere Aufsät-
 Übersetzer herausfordert, vom „heilig-       ze, darüber hinaus Abhandlungen zu
 nüchternen Wasser“ bis zu den „klirren-      Hero, Heidelberg, Am Quell der Donau
 den Fahnen“. Doch das Gedicht enthält        und Andenken. Rezensionen, darunter
 auch schon in sich eine Poetik des           ein Kurzessay zu Dieter Henrichs Sein
 Übersetzens. In seinen vielfachen frem-      oder Nichts, sowie Berichte aus den Ar-
 den Lesarten erscheint das Verhältnis        beitsgesprächen runden den Band ab.
 von Original und Übersetzung als dyna-
 misch und komplementär: Die Über-
 setzungen realisieren die implizite
 „Übersetzbarkeit“ des Originals und
 zeigen sich so als seine „Nachreife“, sei-
 ne andere, verborgene „Hälfte“.

                                              2017. 334 Seiten, 20 s/w und 3 farb. Abb.,
                                              kart.
 2017. 122 Seiten, kart.                      € 39,90
 € 24,90                                      ISBN 978-3-7705-6276-3
 ISBN 978-3-7705-6177-3                       = Hölderlin-Jahrbuch, Band 40
17

Alexander Arweiler,                        Sabine Weber
Karin Westerwelle (Hg.)
                                           Todesbildlichkeit und
Flauberts „Salammbô“                       „compassio“ in Flauberts
Der Tod der schönen Antike                 Werk
1862 erscheint Gustave Flauberts Ro-       Zeitlebens beschäftigt sich der Ro-
man Salammbô. Ort und Handlung             mancier Gustave Flaubert intensiv mit
sind in ferner Vergangenheit angesie-      Denk- und Vorstellungsformen von
delt.                                      Endlichkeit und Abschied. In seinem
Nordafrikanische Landschaften, Stadt-      literarischen Werk setzt er dem Tod,
ansichten der Seerepublik Karthago,        der radikalen Sinnvernichtung, ein
pompöser Reichtum, monumentale             Kunstwerk entgegen, das sich in der
Schlachten, grausame Bilder des Krie-      ästhetischen Überformung des toten
ges und der ausschweifenden Gewalt         weiblichen Körpers zeigt.
an Mensch und Tier bilden die Szenen       Wie auf einer Schaubühne ist der Leich-
des neuen Romans. „Leute von schlech-      nam Emma Bovarys hinter Vorhängen
tem Geschmack“ sind nach Flaubert          aufgebahrt. Eine kalte Aura umgibt das
solche, die „verschönern, reinigen und     Todestableau der karthagischen Prin-
sich illusionieren, die verändern, krat-   zessin Salammbô. Die kühle Darstel-
zen und wegnehmen“ und gleichwohl          lungsform des Flaubertschen Erzählers
meinen, sie seien Klassiker. Die Auf-      erscheint ohne Mitleid. Flauberts Ro-
sprengung der normativen Antike-An-        manfijiguren beklagen den Tod im leeren
sicht bedeutet für Flaubert, Klischees     Pathos, in verstellten Trauergebärden,
und abgenutzte Phrasen aufzubrechen        die an ein Schauspiel erinnern. Kultu-
neue Sprachformen zu erfijinden. Er er-     relle Formen des Abschieds und des An-
öfffnet damit den Blick auf eine archai-   gedenkens werden als scheinhafte In-
sche Antike und auf das Phänomen der       szenierungen aufgedeckt.
Gewalt in der Moderne.

                                           2018. X + 505 Seiten,
                                           17 s/w und 11 farb. Abb.,
2018. ca. 200 Seiten, kart.                Festeinband
€ 24,90                                    € 189,00
ISBN 978-3-7705-5975-6                     ISBN 978-3-7705-6368-5
18

 Helmut Pfeifffer                            Martin Lange

 Montaignes Revisionen                       Essayistische Formen
 Wissen und Form der „Essais“                zwischen Öfffentlichkeit
                                             und Privatheit
 Die Essais werden als eine spezifijisch      Michel de Montaigne und seine
 moderne Textform in der Dynamik von         englischen Leser des 17. Jahrhunderts
 Lesen und Schreiben, der Konstruktion
 und Revision von Wissen und Erfah-
 rung vor dem Hintergrund einer epo-         Michel de Montaigne hat mit seinen Es-
 chalen Erschütterung ethischer, ökono-      sais eine Form des Schreibens erfunden,
 mischer, philosophischer und religiöser     die früh auch in England Fuß fasst. Ent-
 Gewissheiten interpretiert.                 scheidend für die innovative Form ist
                                             eine Neubestimmung des Verhältnisses
 Gegenstand des Buches ist Montaignes        zwischen Öfffentlichkeit und Privatheit.
 Auseinandersetzung mit dem Wissen
 und den Formen der Bücher seiner um-        Die Relevanz der Kategorien Öfffentlich-
 fangreichen Privatbibliothek. Sie um-       keit und Privatheit ist in der Forschung
 fasst die Literatur der Antike, aber auch   zur Geschichte des Essays bislang un-
 Werke des Mittelalters und der frühen       terbelichtet geblieben. Die Arbeit er-
 Neuzeit. Der Leser Montaigne ist weder      schließt ihre Semantik bei Montaigne
 vom Anspruch der Nachahmung noch            und arbeitet sie als zentrales Element
 vom Gestus der Überbietung geprägt.         der Formgebung der Essais heraus. Wie
 Thematisiert werden Montaignes Aus-         an John Florios früher Montaigne-
 einandersetzung mit Rhetorik und Poe-       Übersetzung gezeigt wird, etabliert sich
 tik der Antike, exemplarische Formen        die neue Form schnell in England. Ihrer
 des Umgangs mit antiker Größe, die          Funktion wird anhand einer verglei-
 Lektüre und Relektüre zentraler Auto-       chenden Analyse der moralphilosophi-
 ren, schließlich der Parcours einer an-     schen und politischen Reflexion bei
 thropologischen Selbstreflexion, vor al-    Montaigne und seinen Lesern Francis
 lem in den späten Essays.                   Bacon und William Cornwallis nachge-
                                             gangen.

 2018. XX + 431 Seiten,                      2018. ca. 400 Seiten,
 7 farb. Abb., Festeinband                   Festeinband
 € 79,00                                     € 148,00
 ISBN 978-3-7705-6354-8                      ISBN 978-3-7705-6371-5
vita activa      19

Claudia Lillge, Thorsten Unger,               Christoph Büttner,
Björn Weyand (Hg.)                            Carolin Piotrowski (Hg.)

Arbeit und Müßiggang in                       Im Rhythmus
der Romantik                                  Entwürfe alternativer Arbeitsweisen
                                              von 1900 bis in die Gegenwart
Die Zeit von der Mitte des 18. bis zur Mit-
te des 19. Jahrhunderts ist für die Ent-      Als der Nationalökonom Karl Bücher
wicklung des modernen Arbeitsbegrifffs        1896 die Konjunktion aus Arbeit und
von außerordentlicher Relevanz. Litera-       Rhythmus prominent machte, barg sie
tur und Künste der Romantik bringen in        für ihn zunächst eine Antwort auf Ent-
diesen Prozess spezifijische Anregungen        fremdungserfahrungen durch die in-
ein, weil sie sich nicht auf die von der      dustrielle Moderne. Seitdem wird der
Aufklärung etablierte Gegenüberstel-          Rhythmus in zahlreichen Diskursen –
lung von positiv bewerteter Arbeit und        bis in aktuelle Debatten hinein – mobi-
negativ bewertetem Müßiggang redu-            lisiert, um auf Herausforderungen der
zieren lassen, sondern häufijig gerade das     Arbeitswelt zu reagieren.
„Andere“ des tätigen Lebens aufwerten.
                                              Der Band untersucht aus interdiszi-
Die Beiträge des Bandes erkunden die          plinärer Perspektive die Vorstellung
kultur-, sozial- und ästhetikgeschicht-       einer nicht-entfremdeten Arbeitswei-
lichen Dimensionen dieser Thematik.           se, die auf einen als ursprünglich und
Sie suchen die von den Romantikern            natürlich verstandenen Rhythmus des
bevorzugten Inszenierungsräume von            Menschen zurückgreift. Er versammelt
Arbeit und Müßiggang auf, sie betrach-        unter anderem geschichtswissenschaft-
ten die ästhetischen Eigenzeiten von          liche, kulturwissenschaftliche und phi-
industrieller Arbeit, Handwerk und            losophische Beiträge, die den „Rhyth-
Landwirtschaft sowie von Fußreisen            mus“ in unterschiedlichen Kontexten in
und Tagträumen; und sie schafffen Be-         den Blick nehmen, etwa in Kunst, Psy-
gegnungen mit einem facettenreichen           chiatriepraxis und Arbeitswissenschaft.
Spektrum romantischer Figuren.

2017. 494 Seiten, 1 s/w Grafik, 9 s/w Abb.,   2018. ca. 215 Seiten,
1 s/w Tab., Festeinband                       5 s/w und 2 farb. Abb., kart.
€ 69,00                                       € 59,00
ISBN: 978-3-7705-5938-1                       ISBN 978-3-7705-6227-5
= vita activa                                 = vita activa
20

 Karin Westerwelle                           Jakob Christoph Heller

 Baudelaire und Paris                        Masken der Natur
 Flüchtige Gegenwart und                     Zur Transformation des Hirtengedichts
 Phantasmagorie                              im 18. Jahrhundert

 Kein anderer Schriftsteller des 19. Jahr-   Dem 18. Jahrhundert wurde das Hirten-
 hunderts ist Paris so eng verbunden wie     gedicht zum Ärgernis: Scharfsinnige
 Charles Baudelaire. Die Hauptstadt bie-     Schäfer widersprachen der poetologi-
 tet Museen, Kunstausstellungen und          schen Forderung nach Wahrscheinlich-
 Galerien, aus denen sich sein Vergnü-       keit. Doch wie mit dem Erbe der Antike
 gen an Bildern und seine Kunstkritik        umgehen?
 entfalten.
                                             Die Studie untersucht in Detaillektüren,
 Manets Gemälde Die Musik im Garten          wie die Poetiken von u.a. J. C. Gottsched,
 der Tuilerien (1862) zeigt Baudelaire als   C. Batteux und S. Geßner auf die Her-
 städtischen Typus im schwarzen Anzug        ausforderung reagierten, die die Artifiji-
 und mit Zylinder, nicht als Bohemien.       zialität der Hirtendichtung für eine Poe-
 Der Dichter, wie ihn Manet malt, hat        tik im Zeichen der Naturnachahmung
 Anteil an der Öfffentlichkeit und ist ihr   darstellte. Entgegen der verbreiteten li-
 doch zugleich fremd. Baudelaires Ge-        teraturwissenschaftlichen Position, die
 dichte, die Tableaux parisiens, verge-      die Idylle von der Bukolik abtrennt, ar-
 genwärtigen bedrohliche Szenen des          beitet das Werk die Gattungskontinui-
 Bewusstseins, die die Ordnung städti-       tät – die metapoetische und allegori-
 scher Topographie überlagern. Der           sche Dimension der Idyllik – heraus.
 städtische Raum verwandelt sich im          Die unscheinbare Idylle wird somit
 Blick des Betrachters in das Unheimli-      sichtbar als zentraler Reflexionsort der
 che und Monströse der Phantasmago-          aufklärerischen und empfijindsamen
 rie.                                        Diskurse.

 2018. ca. 160 Seiten,                       2018. 302 Seiten,
 10 s/w Abb., kart.                          1 s/w Abb., kart.
 € 19,90                                     € 59,00
 ISBN 978-3-7705-5977-0                      ISBN 978-3-7705-6303-6
21

Glenna Sinning                             Norman Kasper, Gert Theile (Hg.)

Erkenntnispoesie                           Asozialität und Aura
Strategien literarischer Erkenntnis bei    Wolfgang Hilbig und die Romantik
Rainald Goetz
                                           Wolfgang Hilbigs Beziehung zur Ro-
Goetz’ wildes Denken zwischen Fried-       mantik ist facettenreich – der vorlie-
rich Nietzsche und Niklas Luhmann          gende Band geht unterschiedlichen
setzt sich mit der Kommunikation der       Spuren nach, die ihn mit der Zeit um
Gesellschaft auseinander – bruchstück-     1800 ins Gespräch bringen.
haft, radikal subjektiv, fast schon uni-
                                           Auch wenn die Einflüsse der symbolisti-
versalpoetisch.
                                           schen und klassischen Moderne prä-
Seine erkenntnispoetische Literatur ver-   gend gewesen sein mögen – ohne den
steht sich als Kunst, die das Aufbrechen   Bezug zur Romantik lässt sich das Werk
des Verstehens in einer unübersicht-       Hilbigs nur schwer verstehen. Noch
lichen Welt des Geredes begreiflich        vor der Rehabilitation romantischer
macht, indem sie das Unbestimmte,          Schreibweisen in der DDR-Literatur der
das Vieldeutige und das Widersprüch-       1970er Jahre entdeckt Hilbig Autoren
liche einschließt. Die literarische An-    wie E.T.A. Hofffmann und Novalis für
verwandlung philosophischer Ansätze        sich und verwandelt sich deren Stim-
u.a. von Nietzsche, Luhmann, Adorno        men in seiner Lyrik und Prosa an. Im
und Derrida bildet das Fundament des       Ergebnis spiegelt Hilbigs hier erstmalig
ekstatischen Denkens bei Rainald Goe-      ausführlich diskutierte Geisteshaltung
tz. Grundlegend für die literarische Er-   und Lebensform der Asozialität die
kenntnis ist das dialektisch angelegte     identitätsskeptische und gesellschafts-
Wechselspiel zwischen dionysischer         kritische Attitüde der Romantiker um
Leidenschaft und apollinischer Analyse.    1800 in den deutsch-deutschen Aben-
                                           teuern des späten 20. Jahrhunderts: gro-
                                           tesk, sprachbewusst und bildversessen.

2018. 253 Seiten, kart.                    2017. 234 Seiten, 3 s/w Abb., kart.
€ 59,00                                    € 59,00
ISBN 978-3-7705-6325-8                     ISBN 978-3-7705-6153-7
22

 Annette Gilbert                            Hans Adler, Sonja E. Klocke (Hg.)

 Im toten Winkel                            Protest und Verweigerung
 der Literatur                              Protest and Refusal
 Grenzfälle literarischer Werkwerdung       Neue Tendenzen in der deutschen
 seit den 1950er Jahren                     Literatur seit 1989
                                            New Trends in German Literature
 Ausgehend von den Rändern der ge-          since 1989
 genwärtigen literarischen Praxis wirft
 Annette Gilberts komparatistische Stu-     Literatur, die sich in gesellschaftlichen
 die neues Licht auf eine zentrale Kate-    und politischen Prozessen kritisch
 gorie der Literatur(wissenschaft): das     zu Wort meldet, ist seit 1989 auch in
 Werk als pragmatische Instanz literari-    Deutschland wieder deutlicher zu ver-
 scher Kommunikation.                       nehmen. Sie nimmt Stellung zu den
 Unter Anwendung eines erweiterten          dringend anstehenden Problemen wie
 Literaturbegrifffs werden avantgardisti-   (Im)-Migration, Re-Nationalisierung,
 sche und experimentelle Positionen im      Rassismus, Globalisierung, Überwa-
 Grenzbereich von Literatur und Kunst       chungsstaat, Neoliberalismus.
 seit den 1950er Jahren gesichtet, die      AutorInnen wie Ulrich Peltzer, Juli Zeh,
 eine starke Reflexion ihres eigenen        Kerstin Hensel, Navid Kermani, Uwe
 Werkseins erkennen lassen. Entspre-        Tellkamp, Antje Rávic-Strubel, Ilija Tro-
 chende Versuchsanordnungen – etwa          janow, aber auch neue und neu insze-
 von Elfriede Jelinek, Timm Ulrichs,        nierte Erzählgenres wie Dorfgeschich-
 Sherrie Levine, Elaine Sturtevant, Mar-    te, Reisebericht oder Kriminalroman
 cel Broodthaers – werden als substanti-    werden untersucht.
 eller Beitrag zur literaturtheoretischen
 Grundlagenforschung gelesen.

 2018. 464 Seiten,
 111 s/w Abb., kart.                        2018. ca. 255 Seiten, kart.
 € 79,00                                    € 69,00
 ISBN 978-3-7705-6293-0                     ISBN 978-3-7705-6390-6
23

Jonas Nesselhauf                           Jürgen Klein

Der ewige Albtraum                         Dialog mit Koeppen
Zur Figur des Kriegsheimkehrers in der
Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts     In Dialog mit Koeppen geht es darum,
                                           dem Leser einen lebendigen Eindruck
Der aus dem Krieg zurückkehrende Sol-      vom Schreiben und Denken des Dich-
dat ist eine paradigmatische Sozial-       ters zu geben. Der fijiktive Dialog mit
und Reflektionsfijigur des 20. und frühen   Koeppen macht den unverwechselba-
21. Jahrhunderts und seit dem Ersten       ren Sound dieses Autors erlebbar.
Weltkrieg vielfach in Kunst und Litera-    Dialog mit Koeppen ist ein Kaleidoskop
tur verhandelt worden.                     von Suchbewegungen nach einem be-
Seit 1914 nicht nur Millionen junger       sonderen Ton und Denken. Verschiedene
Männer in den ersten „Massenkrieg“         Facetten bilden das Muster des Buches:
der Moderne einzogen, sondern auch         Die Lebensgeschichte von Koeppen ver-
unzählige Soldaten verwundet oder          anschaulicht, wie er sich über eine un-
traumatisiert wieder nach Hause zu-        bändige Liebe zur Literatur aus sozialer
rückgekommen sind, wurde die litera-       Not einen dornigen Weg zur Schriftstel-
rische Figur des Kriegsheimkehrers         lerei bahnt. Die Betrachtungen zu den
zu einer dauerhaften Erscheinung in        Reisebüchern zeigen, wie es ihm gelingt,
den europäischen und nordameri-            seine erstaunlichen Bildungsgüter mit
kanischen Literaturen. Die Untersu-        den lebendigen Reiseerfahrungen so in-
chung widmet sich in dieser Form           tensiv zu verknüpfen, dass der Leser in
zum ersten Mal in der deutschsprachi-      die fremden Welten hineingezogen wird,
gen Forschung der literarischen Figur      dabei aber Schönheit wie Schrecken ge-
des Kriegsheimkehrers aus kompara-         wärtigt. Die Briefwechsel mit Siegfried
tistischer Perspektive.                    Unseld und Marcel Reich-Ranicki eröfff-
                                           nen einen Blick auf das persönlich
                                           schwere Leben Koeppens.

2018. 353 Seiten,
1 s/w Grafik, Franz. Broschur              2017. 243 Seiten, kart.
€ 74,00                                    € 39,90
ISBN 978-3-7705-6200-8                     ISBN 978-3-7705-6211-4
24       Genozid und Gedächtnis

 Lasse Wichert                             Stefffen Bruendel,
                                           Frank Estelmann (Hg.)
 Personale Mythen des
 Nationalsozialismus                       Disasters of War
 Die Gestaltung des Einzelnen in           Perceptions and Representations from
 literarischen Entwürfen                   1914 to the Present

 Die Studie untersucht auf breiter         Experiences of war and violence are en-
 Quellenbasis die politische Mythisie-     graved in historical memory for genera-
 rung historischer Herrschergestalten      tions, influencing individual as well as
 und zeitgenössischer Personen in der      collective attitudes in diffferent con-
 nationalsozialistischen Literatur.        flicts.

 Analysen der nationalsozialistischen      Starting with World War I, the contribu-
 Ideologie zeichnen häufijig ein Bild, in   tions in this volume examine such
 dem der Einzelne gegenüber dem ima-       complex interrelationships using con-
 ginierten Kollektiv der „Volksgemein-     crete examples, such as the presenta-
 schaft“ abgewertet würde. Die Studie      tion of soldiers and veterans in modern
 folgt demgegenüber dem Befund, dass       German art, the theatre of Brecht and
 personenbezogene Mythen im Umfeld         Heiner Müller as well as representa-
 der nationalsozialistischen Bewegung      tions of war in fijilm and literature. The
 einen hohen Stellenwert besaßen und       authors focus on the perception and
 fragt nach deren Funktionen und Funk-     cultural processing of war and violence
 tionsweisen. Mit Arminius, Friedrich      and reveal astonishing examples of
 dem Großen, Albert Leo Schlageter und     their afterefffects in the period from 1914
 Horst Wessel stehen Figuren im Fokus,     to the present.
 die bisher meist nur unter dem Aspekt
 der Heldenverehrung betrachtet wur-
 den.

 2018. 628 Seiten,                         2019. ca. 280 Seiten,
 19 s/w Abb., kart.                        16 s/w Abb., kart.
 € 89,00                                   € 79,00
 ISBN 978-3-7705-6342-5                    ISBN 978-3-7705-6290-9
 = Genozid und Gedächtnis                  = Genozid und Gedächtnis
25

Katrin Max                                   Mandy Dröscher-Teille

Bürgerlichkeit und                           Autorinnen der Negativität
bürgerliche Kultur in der                    Essayistische Poetik der Schmerzen bei
Literatur der DDR                            Ingeborg Bachmann – Marlene
                                             Streeruwitz – Elfriede Jelinek
Auch in jüngerer Zeit noch ist die litera-
turwissenschaftliche Forschung darauf        Bachmann, Streeruwitz und Jelinek ge-
fokussiert, in der DDR-Literatur vor-        hen von einer Negativität der Gesell-
nehmlich Lebenswelten arbeiterlicher         schaft aus, die sie in den Schmerz- und
Milieus gespiegelt zu fijinden. Eine in-      Gewalterfahrungen ihrer literarischen
tensive Auseinandersetzung mit den           Figuren und durch die performative
Texten erweist jedoch, dass darüber hi-      Inszenierung ihrer weiblichen Autor-
naus Aspekte des Bürgerlichen von            schaft ebenso kritisch wie (sprach-)
nicht zu unterschätzender Bedeutung          spielerisch reflektieren.
sind.                                        Erstmals werden die Vernetzungen der
Elemente von Bürgerlichkeit und bür-         Texte und Autorschaften untereinander
gerlicher Kultur sind auf der inhaltli-      und mit dem Negativen, Schmerzhaften
chen Ebene ebenso zu erkennen wie            herausgearbeitet. Das strukturelle Inei-
hinsichtlich der vermittelten geistes-       nandergreifen der Autorinnen-Poetiken
geschichtlichen und sozialhistorischen       sowie ihre inter- und metatextuellen
Kontexte. Außerdem treten sie formal         Verstrickungen werden als essayistische
z. B. durch Gattungskonventionen und         Textkonstellation lesbar gemacht: Die
bestimmte literarische Schreibweisen         Autorinnen kommentieren sich wech-
in Erscheinung. Das wird im vorliegen-       selseitig und schreiben ihre Dramen,
den Buch anhand eines umfangreichen          Prosatexte, Gedichte, Essays und Reden
Textkorpus nachgezeichnet.                   motivisch fort, während sie zugleich
                                             selbstreflexiv den Blick auf das eigene
                                             Schreiben richten.

2018. X + 535 Seiten,
Festeinband                                  2018. X + 533 Seiten, kart.
€ 148,00                                     € 89,00
ISBN 978-3-7705-6332-6                       ISBN 978-3-7705-6317-3
26        Theorie und Geschichte der Literatur und Schönen Künste

 Aage A. Hansen-Löve                         Anna-Lisa Dieter

 Schwangere Musen –                          Eros – Wunde –
 Rebellische Helden                          Restauration
 Antigenerisches Schreiben.                  Stendhal und die Entstehung des
 Von Sterne zu Dostoevskij,                  Realismus
 von Flaubert zu Nabokov
                                             1814 kehren die bourbonischen Könige
 Wenn es ums Schafffen geht oder gar         nach Frankreich zurück, „um die letz-
 ums Schöpferische, liegt nichts so nahe     ten Wunden der Revolution zu schlie-
 wie das scheinbar unerschöpfliche Feld      ßen“ – Restauration als Projekt der
 der Geburtsmetaphern, das Reden vom         Wundheilung mit den Mitteln der Poli-
 Zeugen und Empfangen, vom Austragen         tik.
 und Gebären eines Werkes, das für das
                                             Stendhals literarisches Werk leistet die-
 Kind steht – ja dieses gar ersetzen soll.
                                             ser Politik Widerstand und macht den
 Es geht um die Projektionsfijigur der Mu-    Raum der Widersprüche, in dem das
 sen und ihrer Kollision mit der Dichter-    Regime der Restauration operiert, äs-
 geliebten, um die permanente Autori-        thetisch produktiv. Den restaurativen
 tätskrise im Verhältnis des Autors zu       Wunsch nach Heilung und Vergessen
 seinen eigenen Geschöpfen und um die        beantworten seine Romane durch ein
 Entdeckung eines Kunstschafffens und        Öfffnen und Erinnern der durch die Ge-
 Schreibens, das alle genetischen wie ge-    schichte beigebrachten Wunden. Das
 nerischen Modi der Hervorbringung           Scheitern der Restauration verdichtet
 gegen den Strich dichtet und also kon-      Stendhal zu sexuellen Phantasmen.
 sequent antigenerisch verfährt. Vorge-      Anna-Lisa Dieter geht diesen Phantas-
 führt werden diese drei Problemkreise       men auf den Grund und zeichnet die
 an klassischen Texten des Antigeneri-       Entstehung des Realismus aus der Ab-
 schen                                       wehr der Restauration nach.

 2018. ca. 650 Seiten, 20 s/w und 13 farb.
 Abb., kart.
 € 99,00                                     2018. ca. 280 Seiten, 3 s/w Abb., kart.
 ISBN 978-3-7705-6380-7                      € 34,90
 = Theorie und Geschichte der                ISBN 978-3-7705-6002-8
 Literatur und der Schönen Künste,           = Periplous, Münchener Studien
 Band 121                                    zur Literaturwissenschaft
Periplous, Münchener Studien zur Literaturwissenschaft                      27

Andrea Erwig                               Daniel Graziadei

Waiting Plots                              Insel(n) im Archipel
Zur Poetik des Wartens um 1900             Zur Verwendung einer Raumfijigur
                                           in den zeitgenössischen anglo-,
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bricht     franko- und hispanophonen
in der europäischen Literatur eine War-    Literaturen der Karibik
tezeit an, die quer steht zum Paradigma
von Fortschritt, Beschleunigung und        Wie entstehen aus Buchstaben Inseln
Produktivität. An die Stelle zielgerich-   und Archipele? Wie steht es um diese
teter Erwartungen tritt ein Verharren      Verbindungen aus Wasser und Land in
im Übergang, das neue dramatische          zeitgenössischen literarischen Werken
und erzählerische Formen begründet.        der Karibik? Können sie den kolonialen
Andrea Erwig geht den Darstellungsfor-     und touristischen Blick überwinden,
men, Eigenzeiten und Phantasmen des        der die Insel als Sehnsuchtsort begehrt
Wartens u. a. bei Maeterlinck, Rilke,      und mit den paradoxen Qualitäten to-
Musil und Freud nach und widmet sich       taler Abgeschiedenheit und leicht zu-
dabei auch Warteräumen und instituti-      gänglicher Verfügbarkeit belegt?
onellen Machttechniken. Das literari-      Insel(n) im Archipel untersucht die Ver-
sche Warten zeigt sich in ihrer Studie     wendung der regionalen Geographie in
von einer subversiven Seite: Die Waiting   karibischen Kulturtheorien, verknüpft
Plots der frühen Moderne stemmen sich      diese mit den Erkenntnissen der Island
gegen die Bestimmtheit von Erwartun-       Studies, der Geopoetik sowie der Raum-
gen und unterbrechen das lineare Fort-     theorie und entwickelt hieraus Fragen
schreiten von Geschichte, um sich dem      zur literarischen Erzeugung von Inseln
Unbestimmten und Singulären der            und Archipelen. Beantwortet werden
Wirklichkeit zu verschreiben.              diese durch besonders Insel-afffijine Wer-
                                           ke der karibischen Literaturen in engli-
                                           scher, französischer und spanischer
                                           Sprache.

2018. ca. 480 Seiten, 3 s/w Abb., kart.    2017. 395 Seiten, kart.
€ 59,00                                    € 59,00
ISBN 978-3-7705-6252-7                     ISBN 978-3-7705-6180-3
= Periplous, Münchener Studien             = Periplous, Münchener Studien
zur Literaturwissenschaft                  zur Literaturwissenschaft
28        Periplous, Münchener Studien zur Literaturwissenschaft

 Vera Kaulbarsch                             Christoph Asendorf

 Untotenstädte                               Planetarische Perspektiven
 Gespenster des Ersten Weltkriegs            Raumbilder im Zeitalter der frühen
 in der literarischen Moderne                Globalisierung

 Der Erste Weltkrieg stellte nicht nur       Globalisierung ist nicht zu trennen von
 eine traumatische Zäsur dar, welche         einem veränderten Umgang mit Raum.
 das Fortschrittsnarrativ der Industriali-   An der Kunst- und Kulturgeschichte
 sierung brutal unterbrach. Er hinterließ    der frühen Neuzeit soll gezeigt werden,
 auch eine gespenstische Leerstelle in       wie sich damit das gewohnte Gefüge
 den europäischen Gesellschaften der         auflöst und ganz neue Raumbilder ent-
 Nachkriegszeit.                             stehen.
 Die diskursiven Einflusslinien des Krie-    Das betriffft nicht nur Handlungsreich-
 ges werden zunächst über eine Aufar-        weiten, sondern überhaupt die Maßstä-
 beitung von zeitgenössischen Doku-          be, Anschauungen und Begrifffe von
 menten aufgezeigt, um die historische       Räumen. Untersuchungszeitraum sind
 Situation in Deutschland, Frankreich        die Jahre zwischen 1500 und 1850, in
 und Großbritannien zu rekonstruie-          denen die Grundformen des heutigen
 ren. Die Lektüre von Großstadttexten,       Weltsystems entstehen. Der Wandel
 die Berlin, Paris und London ins Zen-       der Raumbilder lässt sich auf mehreren
 trum rücken, zeigt schließlich, wie die     Ebenen beobachten. Neue theoretische
 Schlachtfelder der Westfront in die         wie gestalterische Zugrifffsweisen zei-
 Räume der Metropolen einbrechen. In         gen sich in Malerei, Architektur und
 Werken von Alfred Döblin, André Bre-        Städtebau ebenso wie bei der Durch-
 ton, Louis Aragon und H.D. (Hilda Doo-      formung von Landschaften oder den
 little) werden die Gespenster des Krie-     Modellen der Kosmologie – und darü-
 ges auf Berliner Friedhöfe, in Pariser      ber hinaus in der Praxis der Politik wie
 Passagen und Londoner Kinos verfolgt.       bei den ständig weiterentwickelten
                                             Verkehrs- und Kommunikationstech-
                                             nologien.
 2018. ca. 429 Seiten,
 3 s/w Abb., kart.
 € 79,00                                     2017. 498 Seiten, 158 s/w Abb.,
 ISBN 978-3-7705-6315-9                      Festeinband mit Schutzumschlag
 = Periplous, Münchener Studien              € 59,00
 zur Literaturwissenschaft                   ISBN 978-3-7705-6123-0
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