Magazin Sport bewegt die Schule - Thema - Kultusministerium

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Magazin Sport bewegt die Schule - Thema - Kultusministerium
Magazin
                                                      Frühjahr | Sommer 2006   ISSN 1438-8766

                                                                                     18

                                                               Thema

                                       Sport bewegt
                                         die Schule

Fremdevaluation | Hauptschulmesse | Zwangsheirat | Orientierungsplan
Magazin Sport bewegt die Schule - Thema - Kultusministerium
2   Inhalt

Editorial                 .............................................................3                                                    Herausgeber:
                                                                                                                                            Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
                                                                                                                                            Baden-Württemberg
Bildungspolitik aktuell   A, B, C oder D - Fremdevaluation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
                                                                                                                                            Redaktion:
                          Interview mit Kultusstaatssekretär Georg Wacker MdL . . . . . . . . . . . . 6                                     Klaus Kehl (verantw.)
                          Wölfe im Schafspelz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8       Roland Dangelmaier
                                                                                                                                            Antje Rimkus
                          Kompetent-kreativ-stark: Was Hauptschulen leisten . . . . . . . . . . . . . . 10                                  Melani Vukosav
                          Schulverwaltungsassistenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13            Dr. Patrick G. Boneberg
                          Kein Kind soll verloren gehen – „Schulreifes Kind“ . . . . . . . . . . . . . . 14                                 Sonderseiten (62/63):
                          Die Kinderperspektive stärken! – Orientierungsplan . . . . . . . . . . . . . . 16                                 Landesschülerbeirat Baden-Württemberg,
                                                                                                                                            Dino Maiwaldt,
                          Studierende im Praxisjahr – Neue Wege in der Lehrerbildung . . . . . 18                                           Sinzheimerstr. 32a, 76532 Baden-Baden
                          ELSE-Modell zum Erwerb der Lehrbefähigung für Direkteinsteiger . . . 20
                                                                                                                                            Fotos:
                                                                                                                                            Franck Ackermann, Horb a.N.; Gisela Amaya,
Schulpanorama             In drei Schritten zu einem Sozialcurriculum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22                          Sinsheim; Robert Barthold, Biberach; Patrick
                          In der Gemeinschaft zum Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24                 G. Boneberg, Kultusministerium; Mareike
                                                                                                                                            Enderle, Ministerium für Ernährung und
                          Baden-Württemberg ein Thema für den Unterricht. . . . . . . . . . . . . . . 26                                    Ländlichen Raum Stuttgart; Europäisches
                          Wir sind etwas Besonderes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28                Parlament Straßburg; Jörg Fröscher, Ditzin-
                                                                                                                                            gen; Andrea Maria Haller, Stuttgart; Annette
                          Vom Umgang mit Trauer in der Schule. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30                         Jürgen, Karlsruhe; Andreas Kaier, Esslingen;
                          Zwangsheirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33   Wolfram Keppler, Stuttgart; Susanne Kohn,
                                                                                                                                            Ulm; Kompetenzzentrum für Geschichtli-
                          Lernen für die Zukunft –                                                                                          che Landeskunde im Haus der Geschichte;
                          Schülermitverantwortung an Schulen für Geistigbehinderte . . . . . . . 36                                         Dino Maiwaldt, Baden-Baden; PixelQuelle.
                                                                                                                                            de; Hans-Jörg Polzer, Regierungspräsidi-
                                                                                                                                            um Stuttgart; Claudia Rugert, Eppelheim;
Landtag                   Die Einführung des Bruttokostenmodells                                                                            Richard Schrade, Winterbach; Franz Schrodi,
                                                                                                                                            Riedlingen; Manfred Osché; Melani Vukosav,
                          ist für die Privatschulen von großer Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38                             Kultusministerium; Peter-M. Zettler, Kultus-
                                                                                                                                            ministerium
Schwerpunktthema:
                                                                                                                                            Gestaltung:
Sport bewegt die Schule   Sport bewegt die Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41            mochitos creation & design gmbh,
                          Stiftung Sport in der Schule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43             Gutenstetterstr. 8b, 90449 Nürnberg
                          Die Deutsche Schulsportstiftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44                  Gesamtherstellung:
                          Von Ballzauberern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45       Willmy PrintMedia GmbH,
                                                                                                                                            Vershofenstraße 10, 90431 Nürnberg
                          TALENTE 2006 – Die FIFA Weltmeisterschaft in der Schule . . . . . . 46
                          FIFA WM-Tour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48       Erscheinungsweise:
                                                                                                                                            „Bildung in Baden-Württemberg. Magazin
                          Der Fair-Play-Geist wirbt für die WM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49                     Schule“ erscheint zweimalig im Jahr und
                          „Fuball ist unser Leben…“ – Fußballinternate. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50                          wird kostenlos über die Schulen an die Leh-
                          Ernährung, Bewegung und Schulverpflegung für gesunde Kinder . . . . 52                                             rerinnen und Lehrer und die Elternvertrete-
                                                                                                                                            rinnen und Elternvertreter verteilt.
                          Tipps zum Thema . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54        Interessierte Eltern und Schülerinnen und
                                                                                                                                            Schüler können die Zeitschrift kostenlos
                                                                                                                                            – auch in Klassensätzen – bei der Redaktion
Elternarbeit              „Eltern für Eltern“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56    anfordern. Ein Nachdruck mit Quellenangabe
                                                                                                                                            ist gestattet (zwei Exemplare). Für unverlangt
                                                                                                                                            eingesandte Manuskripte wird keine Haftung
Schule und Arbeitswelt    „Kinder entdecken Wirtschaft“– Wissensfabrik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58                               übernommen. Die nächste Ausgabe ist für
                                                                                                                                            Dezember 2006 geplant.

Jugend                    Ehrenamtliche Jugendbegleitung                                                                                    Anschrift der Redaktion:
                          als Baustein der offenen Ganztagsbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60                           Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
                                                                                                                                            Baden-Württemberg (Öffentlichkeitsarbeit),
                                                                                                                                            Postfach 10 34 42, 70029 Stuttgart,
LSBR                      Erster Schülerkongress im Europaparlament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62                            Telefon 0711 279-2835 oder -2611,
                                                                                                                                            Fax 0711 279-2838;
                                                                                                                                            www.km-bw.de,
Infobörse                 Lesenswerte Bücher, Materialien, Projekte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64                         E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@km.kv.bwl.de

                          Wahlwerbungsverbot
                          „Diese Informationsschrift wird vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg im Rahmen seiner verfassungsmäßigen
                          Verpflichtung zur Unterrichtung der Öffentlichkeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidatinnen, Kandidaten
                          oder Helferinnen und Helfern während eines Wahlkampfes zum Zweck der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen.
                          Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Auf-
                          drucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist auch, die Broschüre an Dritte zur Verwendung bei
                          der Wahlwerbung weiterzugeben. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift nicht so
                          verwendet werden, dass dies als Parteinahme des Herausgebers zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.
                          Diese Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Informationsschrift dem Empfänger
                          zugegangen ist. Es ist den Parteien jedoch erlaubt, diese Informationsschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden.“

                          Die Zeitschrift wird entsprechend aktueller ökologischer Richtlinien hinsichtlich Papier, Druckfarbe, Digitaldruck-PrePress (filmlose Formherstellung) und
                          Verpackung hergestellt.
Magazin Sport bewegt die Schule - Thema - Kultusministerium
Editorial          3

Liebe Leserinnen und Leser,
unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“        jährige Gymnasium einzuführen, es an die örtlichen
findet in diesen Tagen die Fußballweltmeisterschaft     Gegebenheiten anzupassen und so die Chancen der
in Deutschland statt. Dieses sportliche Großereig-     individuellen Ausgestaltung zu nutzen. Als ein Bei-
nis zieht weltweit unzählige Menschen in seinen        spiel für eine gelungene Umsetzung des gymnasialen
Bann. Für wenige Wochen reisen 31 Mannschaften         Bildungsplans werden in diesem Heft die Konzepte
aus verschiedenen Nationen und Kulturkreisen           und Maßnahmen des Wieland-Gymnasiums aus Bi-
nach Deutschland, um sich in einem fairen sport-       berach vorgestellt.
lichen Wettkampf zu messen. Auch das vorliegende       Darüber hinaus informiert das vorliegende Magazin
Heft befasst sich unter dem Titel „Sport bewegt die    Schule über aktuelle Themen wie die Fremdevalua-
Schule“ mit dem fußballerischen Großereignis im        tion an Schulen, „Schulreifes Kind“, den neuen Ori-
Allgemeinen und dem Schulsport im Besonderen.          entierungsplan für Kindergärten sowie ein gelungenes
Die Beiträge reichen von den Schulkampagnen der        Beispiel für die Integration von Migrantenkindern.
Fédération Internationale de Football Association
(FIFA) mit Talent- und Kreativwettbewerben über        Bei der ersten landesweiten Hauptschulmesse zu
die Fußballinternate in Baden-Württemberg bis hin      Beginn dieses Jahres in Ludwigsburg wurde die he-
zu einem Bericht über die Deutsche Schulsport-         rausragende Qualität der an den Hauptschulen ge-
stiftung. Tipps zur richtigen Ernährung im Zusam-      leisteten pädagogischen Arbeit sichtbar. Auch hierü-
menhang mit ausreichender Bewegung runden das          ber berichtet dieses Heft.
Angebot ab.                                            Das an den Hauptschulen vorhandene große Enga-
                                                       gement verdient ebenso wie das große Engagement
In den vergangenen Monaten stand das neue acht-        an allen anderen Schularten hohe öffentliche Wert-
jährige Gymnasium (G8), das flächendeckend zum          schätzung. Unsere Schulen, das zeigt ausschnittartig
Schuljahr 2004/2005 eingeführt wurde, im Blick-        das vorliegende Magazin Schule, leisten etwas!
punkt der Öffentlichkeit. Ich bin dankbar, dass hier   Das weiß ich und dafür danke ich allen, die daran
viele Schulen gute Wege gefunden haben, das acht-      mitwirken.

                                                       Helmut Rau MdL
                                                       Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg
Magazin Sport bewegt die Schule - Thema - Kultusministerium
Das Evaluationsteam im Gespräch mit der Schulleitung.

                                                                           A, B, C oder D
                                                                 Fremdevaluation - Ein komplexes und sensibles Geschäft

                                                  Seit dem 1. Februar 2005 sind 17 erfahrene Lehrerinnen und Lehrer an das Landesinstitut für Schul-
                                         entwicklung (LS) abgeordnet und nach einer Qualifizierungsphase seit dem Schuljahr 2005/2006 als Fremde-
                                         valuatoren in ganz Baden-Württemberg unterwegs.

    Die beruflichen Schulen in Baden-     A, B, C, oder D, diese Frage stellt sich jedem Team, das     Hinweise, wie gut sie ist. Nun will sie wissen, ob die
      Württemberg werden seit dem
   Schuljahr 2005/06 im Rahmen des
                                         eine Schule mehrere Tage evaluiert hat und anschlie-         eigene Einschätzung auch dem Blick von außen stand-
   Modellvorhabens „Operativ eigen-      ßend von der Datensammlung zur Bewertung übergeht.           hält. Dazu muss das Kollegium der Schule bereit sein,
         ständige Schule“ (OES) nach     A bedeutet, dass die Schule in dem evaluierten Bereich       dem Evaluationsteam die Türen zu öffnen und Ergeb-
    dem Verfahren von Q2E (Qualität
   durch Evaluation und Entwicklung)
                                         einen ausgeprägten Entwicklungsstand aufweist und            nisse sowie Prozesse der eigenen Arbeit darzulegen. Die
          evaluiert (Fremdevaluation).   stark entwickelt ist. B heißt eher stark, C eher schwach     nächsten Abschnitte der Evaluation folgen in kurzen Ab-
Die Stufen 4, 3, 2 oder 1 entsprechen    entwickelt und D drückt eine schwache Entwicklung            ständen: ein Erstkontakt zwischen Evaluationsteam und
       der Bewertung A, B, C oder D.
                                         aus. Sowohl die Schule, als auch die Fremdevaluatoren        Schulleitung wird hergestellt. In einem Gespräch wer-
                                         wollen wissen: „Wie gut sind wir wirklich?“                  den die Evaluationsbereiche zwischen beiden Parteien
                                         Alle Beteiligten erfahren die Ergebnisse erst, wenn der      abgesprochen und in einer schriftlichen Vereinbarung
                                         Endbericht vorliegt und in der Gesamtlehrerkonferenz         festgelegt. „Unterrichtsprozesse und -ergebnisse?“ oder
                                         vorgestellt wird. Im Bericht steht es schwarz auf weiß,      lieber „Schul- und Klassenklima?“, vielleicht dazu noch
                                         wie das Evaluationsteam die Schule als solche sieht und      „Außenbeziehungen?“ oder alle drei Qualitätsbereiche?
                                         wie es die schulische Qualitätsentwicklung einschätzt.       Die Schule muss sich gut überlegen, was sie wissen will
                                         Für die Evaluatoren ist die Arbeit damit zu Ende, für die    und welche Bereiche sie evaluiert haben möchte.
                                         Schule beginnt sie erst beziehungsweise aufs Neue. Bis
                                         die Schule erfährt, in welchen Qualitätsbereichen sie die    Vorgehensweise der Fremdevaluation
                                         Bewertungsstufen A, B, C oder D erreicht hat, müssen         Das Team der Fremdevaluatoren verschafft sich einen
                                         mehrere Phasen durchlaufen werden. Für das Evaluati-         ersten Eindruck von der Schule durch das Schulportfo-
                                         onsteam und die Schule gilt es, auf der gemeinsamen          lio, das die Rahmenbedingungen, pädagogische Ziele,
                                         Wegstrecke zwischen dem ersten Planungsgespräch und          Ergebnisse und Perspektiven der schulischen Entwick-
                                         dem abschließendem Bericht die verschiedenen Ar-             lung darstellt. Es wird den Fremdevaluatoren als eine
                                         beitsschritte der Fremdevaluation partnerschaftlich zu       Art Visitenkarte von der Schule zur Verfügung gestellt.
                                         bewältigen. Die nebenstehende Grafik soll dies bildhaft       Alle Teammitglieder werfen einen Blick auf die Doku-
                                         veranschaulichen.                                            mente und besprechen in Teamsitzungen die Ergebnis-
                                                                                                      se, stets darauf bedacht, dass nichts übersehen wird oder
                                         Selbstevaluation vor Fremdevaluation                         verloren geht.
                                         Charakteristisch für das Verfahren ist es, dass zuerst die   Auf dieser Grundlage werden anschließend Instrumen-
                                         Schule selbst nachschaut, wie die Qualität ihrer Arbeit      te für die Datenerhebung vor Ort entwickelt. Mit wem
                                         aussieht. Sie bekommt durch eine Selbstevaluation erste      wann und worüber gesprochen wird, welche Schwer-
Magazin Sport bewegt die Schule - Thema - Kultusministerium
Bildungspolitik aktuell                       5

punkte der Schulhausrundgang und die Beobachtung        Beurteilungen werden innerhalb des Teams abge-                   Zur Zeit können sich die allgemein bildenden
von Unterrichtssituationen haben sollen, wird im        glichen. Und immer wieder hört man die Frage:                    Schulen für die freiwillige „Pilotphase
                                                                                                                         Fremdevaluation“ beim Landesinstitut für
Team festgelegt. Dies alles findet sich anschließend     „Siehst du es auch so?“ „Was spricht für A und was               Schulentwicklung bewerben.
im Evaluationsplan wieder, der der Schule übermittelt   für B?“ „Ist die Schule ‚stark entwickelt‘ oder ‚eher
                                                                                                                         Weitere Informationen unter:
wird.                                                   stark entwickelt‘?“ Das Team ist sich bewusst, dass              www.evaluation-bw.de
                                                        der Eindruck vor Ort nur eine Momentaufnahme
Etwa eine Woche lang hat die Schule nun Zeit, die       ist und in ein paar Monaten alles anders aussehen
Wünsche der Evaluatoren in einem straffen Zeitplan      kann. Schule bleibt nicht stehen, sondern verändert
von morgens bis abends unterzubringen. Sie muss         sich ständig.
darüber hinaus die beteiligten Eltern, die Schülerin-
nen und Schüler informieren, datenschutzrechtliche      Bewertung und Abschlussbericht
Erklärungen einholen und Kolleginnen und Kollegen       A, B, C oder D? Mehrere Wochen nach dem Eva-
sowie Schülerinnen und Schüler für Interviews frei-     luationsbesuch liegt der vorläufige Bericht vor und
stellen. Den Schulbetrieb möglichst wenig störend       wird von Schulleitung und Kollegium kritisch be-
werden Interviews geführt, Unterrichtsstunden be-       äugt. Empfehlungen sind ausgesprochen und Ent-
sucht und ein Schulhausrundgang gemacht. Die Da-        wicklungsperspektiven aufgezeigt. Nun gilt es sie
ten werden in die Laptops eingegeben, damit nichts      zu analysieren und schulspezifische Maßnahmen
verloren geht.                                          daraus zu entwickeln. Die Evaluatoren treten vor
                                                        die Gesamtlehrerkonferenz, um die Ergebnisse und
Auswertung der erhobenen Daten                          Empfehlungen zu erläutern. Mit Spannung wartet
A, B, C oder D, welche Wertung kommt der Schul-         das Lehrerkollegium auf den Evaluationsbericht.
wirklichkeit am nächsten? Die erhobenen Daten           Unterschiedlichste Reaktionen stellen sich bei der
werden zusammentragen, in eine Übersicht ge-            Präsentation ein: Überraschung, Erstaunen, Verär-
bracht, geordnet, den einzelnen Qualitätsbereichen      gerung oder Erleichterung. Um über die Qualität
zugeordnet und beurteilt. Einem Puzzle gleich           ihrer eigenen Arbeit etwas zu erfahren, holt sich das
werden die Einzelteile zu einem Gesamtbild der          Evaluationsteam nun ein Feedback von der Schule.
Schule zusammengefügt. Wahrnehmungen und                Der letzte Meilenstein ist geschafft.
                                                                                   Hansjörg Kaiser, Ute Schoppmann,
                                                                                  Landesinstitut für Schulentwicklung

          Wohin der weitere Weg geht,
                bestimmt die Schule

         Alle Lehrer/innen
             der Schule                                             Bericht
                               Gesamtlehrerkonferenz                                                                              Evaluationsteam
                                                                 Auswertungs-
       Lehrer/innen, Eltern                                                                        Auswertung
                                                                   befund
        und Schüler/innen
                                  Interviewpartner
                                                                   Evaluation
                                                                                                                                 Teamleiter/in mit
           Schulleitung                                             vor Ort
                                                                                                                                   Schulleitung
                                Organisationsplanung
                                                                                                Einsatzplanung
                                                                  Evaluations-
           Lehrerteam/
                                                                     plan                                                        Evaluationsteam
           Schulleitung
                                   Schulportfolio                                            Dokumentenanalyse
    Alle Lehrer/innen
                                                                 Vereinbarung                                                    Teamleiter/in mit
        der Schule
                                                                                                                                   Schulleitung
                                                                                                  Vorgespräch
            Beschluss der Gesamtlehrerkonferenz

               Aufgaben der Schule                             gemeinsamer Weg                                 Aufgaben des Landesinstituts
                                                                                                                    für Schulentwicklung
6   Bildungspolitik aktuell

    „Ehrenamt vor Ort unterstützen“
                           Interview mit Kultusstaatssekretär Georg Wacker MdL

             Georg Wacker ist seit dem 1. Februar Staatssekretär im Kultusministerium. Damit hat er
    die Nachfolge von Dr. Monika Stolz MdL angetreten, die zur neuen Sozialministerin ernannt wurde.
    Magazin Schule sprach mit Herrn Wacker.

    Magazin Schule: Herr Wacker, bevor Sie Ihr Amt            ein besonderer Schwerpunkt der Landespolitik sein
    im Kultusministerium angetreten haben, waren Sie          wird. Drei Stichworte sind hier zu nennen: erstens
    bildungspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im          der Stellenwert der frühkindlichen Bildung, zweitens
    Landtag. Was nehmen Sie aus dieser Zeit in Ihre neue      die Ressourcenplanung. Die Aussage, dass wir in der
    Aufgabe als Staatssekretär mit?                           neuen Legislaturperiode keine Lehrerstellen einspa-
                                                              ren, obwohl wir rückläufige Schülerzahlen haben, ist
    Staatssekretär Wacker: Das Spannende an der Auf-          ein Beleg dafür, dass wir in die Bildungspolitik eine
    gabe eines bildungspolitischen Sprechers war, die         große Kraftanstrengung investieren. Nicht zuletzt ist
    gesamte bildungspolitische Themenpalette kennen           der flächendeckende, bedarfsgerechte Ausbau von
    zu lernen. Insofern bin ich dankbar, dass ich diese Er-   Ganztagsschulen ein wichtiges Ziel.
    fahrungen sammeln durfte und glaube zu wissen, wo
    die Zukunftsthemen in der Bildungspolitik liegen.         Magazin Schule: Wie früh wussten Sie, dass Sie Musik-
                                                              lehrer werden möchten?
    Magazin Schule: Wo liegen diese denn Ihrer Meinung
    nach?                                                     Staatssekretär Wacker: Für mich war das Klavier
                                                              oder die Posaune häufig wichtiger, als das Erledigen
    Staatssekretär Wacker: Ich bin zuversichtlich, dass       von Hausaufgaben für die Schule. Dennoch hatte ich
    auch in dieser Legislaturperiode die Bildungspolitik      in meiner Schulzeit noch nicht das feste Ziel mich mu-
Bildungspolitik aktuell                      7

sikpädagogisch zu betätigen. Das kam dann erst, als ich   hat mich beauftragt, mich um den Ehrenamtsbereich
während des Studiums begonnen habe zu unterrichten        und den Weiterbildungsbereich zu kümmern. Als
und mich auch in der Ensembleleitung engagiert habe.      Ehrenamtsbeauftragter der Landesregierung sehe ich
                                                          meine Aufgabe darin, die Ehrenamtspolitik mitzu-
Magazin Schule: Von 1992 bis 1996 waren Sie Leiter        gestalten. Wir möchten ein besonderes Augenmerk
der Musikschule in Renningen. Damals haben Sie vom        darauf richten, wie wir das Ehrenamt vor Ort unter-
Kultusministerium die Fördergelder erhalten. Jetzt ha-    stützen können. Das Ehrenamt muss in die Lage ver-
ben Sie die Seiten gewechselt und vergeben diese. Hat     setzt werden, ausgewiesene Jugendarbeit zu betrei-
sich Ihre Sichtweise über diese Verteilung der Förder-    ben. Denn die Jugendarbeit ist die Basis, damit das
mittel für die Musikschulen jetzt geändert?               Ehrenamt auch in Zukunft Bestand haben wird.
                                                          Der zweite Schwerpunkt ist die Weiterbildung. Der
Staatssekretär Wacker: Die Landesförderung für            Prozess des lebenslangen Lernens hat aufgrund der
die Musikschulen ist außerordentlich wichtig. Auf-        veränderten Arbeitswelt an Bedeutung gewonnen.
grund des Landeszuschusses haben wir die Aufga-           Im Hinblick auf die Diskussion über die Dauer der
benstellung einer Musikschule als bildungspoliti-         Lebensarbeitszeit müssen wir uns verstärkt Gedan-
schen Auftrag insgesamt gesehen. Es kam später zu         ken machen, wie man die Menschen, die die Schule
Zuschusskürzungen wegen der bekannt schwierigen           verlassen haben, im beruflichen Prozess, aber auch
Haushaltslage und ich habe mich dann auch später,         außerhalb des Berufs weiter qualifizieren kann. Au-
in meinen ersten Jahren im Landtag, vehement dafür        ßerdem müssen wir überlegen, wie wir so genannte
engagiert, dass Kürzungen entweder geringer ausfie-        bildungsferne Schichten, vor allem bildungsferne El-
len oder dass sogar nachgebessert wurde. Deswegen         ternhäuser, in stärkerem Maße erreichen. Ich möchte
möchte ich aufgrund meiner wichtigen Erfahrungen          hier das Stichwort „Elternbildung“ nennen.
als Musikschulleiter dafür werben, dass wir die ge-
setzliche Mindestgrenze von zehn Prozent der Perso-       Magazin Schule: Wie engagieren Sie sich denn selbst
nalkostenzuschüsse nicht unterschreiten.                  ehrenamtlich?

Magazin Schule: Welchen Stellenwert sehen Sie neben       Staatssekretär Wacker: Ich habe mich in den letzten
der Bedeutung der Musik für die Fächer Sport und          Jahren immer ehrenamtlich betätigt. Ich war selbst
Kunst in der Schule?                                      früher, während meiner Musikschulleitertätigkeit, im
                                                          Musikschulverband Baden-Württemberg aktiv. Außer-
Staatssekretär Wacker: Ich denke Musik und Be-            dem war ich über einige Jahre Vorsitzender der Bläser-
wegung gehören zusammen. Der Sport fördert die            jugend Baden-Württemberg. Heute bin ich Vorsitzender
Gesundheit, das soziale Lernen und den Gemein-            des größten Kreisverbandes der CDU in Baden-Württem-
schaftssinn. In der Musik ist das ähnlich. Es gibt auch   berg, des Rhein-Neckar-Kreises und Vorsitzender des
sehr enge Bezugspunkte von der Bildenden Kunst            Bibliotheksverbandes Baden-Württemberg. Denn auch
zur Musik. Die Bildende Kunst hat selbstverständlich      die Bibliotheken sind ein außerschulischer Lernort
den gleichen Stellenwert wie die Musik.                   und damit ein ganz wichtiger Kooperationspartner für
                                                          die Schulen und für die Weiterbildung. Nur wer selbst
Magazin Schule: Kommen wir wieder zurück zu Ihrer         ehrenamtlich tätig ist, kann auch glaubwürdig über die
heutigen Funktion. Was liegt Ihnen denn als Staatssek-    Sorgen und Nöte des Ehrenamts sprechen.
retär besonders am Herzen?
                                                          Magazin Schule: Vielen Dank für das Gespräch.
Staatssekretär Wacker: Die Förderung von Musik
                                                                                          Das Gespräch mit Staatssekretär
liegt mir natürlich am Herzen. Der Ministerpräsident           Georg Wacker führte Melani Vukosav vom Kultusministerium.
8     Bildungspolitik aktuell

                                                                  Wölfe im Schafspelz
                                                          Die Polizei setzt mit der Aufklärungskampagne „Wölfe im Schafspelz“ ein
                                                          klares Zeichen gegen Rechtsextremismus und gruppenbedingter Gewalt.

Das Medienpaket „Wölfe im Schafspelz“         Martin ist Mitglied einer rechtsextremen Clique in         Wissenschaftler bezeichnen die Propaganda, die von
     wurde an alle öffentlichen, allgemein
    bildenden weiterführenden Schulen
                                              seiner Stadt. Für ihn ist das in Ordnung, schließlich      diesen Gruppen ausgeht, als noch verfassungsfeindli-
   und an die Kreismedienstellen Baden-       zieht er seine Anerkennung aus der Gruppe. Eines           cher, als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war.
  Württembergs verteilt. Dazu wurde ein       Tages fragt ihn ein Kamerad, ob er nicht mit zu einem      Das neue, bürgerliche Outfit ist die Tarnkleidung für
   begleitender Wettbewerb ausgerufen.
 Hierbei sollen Gruppen von Jugendliche
                                              Theaterprojekt kommen wolle, bei dem noch jemand           den „Kampf um die Straße“. Zurück zu Martin, Mari-
  zwischen 13 und 18 Jahren einen Fern-       für die Bühnentechnik gesucht werde. Mehr wegen            na und der rechtsextremen Clique: Diese ist zunächst
 sehspot drehen, der sich auf das Thema       seines Freundes, als aus Überzeugung sagt Martin zu.       wenig erfreut, dass Martin weniger Zeit für sie hat.
  der Kampagne bezieht. Lehrkräfte oder
  Gruppenleiter von Freizeitgruppen kön-
                                              Dort angekommen trifft er auf die blonde Marina -          Als sie aber dann noch herausbekommt, dass Mari-
            nen dabei gerne unterstützen.     und es ist Liebe auf den ersten Blick. So nähert sich      na Aussiedlerin ist und in Russland geboren wurde,
  Als Unterstützung zur Umsetzung kann        der Spielfilm „Platzangst“ von René Zeuner und Hei-         verhärten sich die Fronten zwischen Martin und sei-
  die Videosoftware MAGIX Video deluxe
2006 durch die Schule gratis angefordert
                                              ke Schober dem Thema „Rechtsextremismus“ - mit             nen Freunden. So gewinnt die Liaison plötzlich eine
                                   werden.    Laiendarstellern (abgesehen von Detlev Buck und            politische Bedeutung - wenn ein Deutscher mit einer
     Die begleitenden Unterlagen, sowie       der Regisseurin) und ohne erhobenen Zeigefinger.            Russin zusammen ist: Das geht nicht! Deshalb gerät
 das Software-Bestellformular kann über
  die nächstgelegene kriminalpolizeiliche
                                              Die Handlung basiert auf einer wahren Geschichte,          Martin durch die Gruppe unter enormen Druck.
     Beratungsstelle (Liste: siehe Seite 9)   die die Regisseurin selbst erlebte.
                         bezogen werden.      Im realen Leben verzeichnen die Sicherheitsbehör-          Rechtsextremismus auf dem Vormarsch
 Der Videospot der Gewinner wird durch
    ein professionelles Filmteam neu ver-
                                              den, insbesondere in Baden-Württemberg, einen An-          Auch die real existierende Rechtsextreme Szene
     filmt und im Fernsehen ausgestrahlt       stieg rechtsextremistischer Konzerte und eine kon-         drängte im vergangenen Jahr in die breite Öffentlich-
   werden. Zusätzlich sind 1.000 Euro für     stante Zunahme der Anzahl jugendkulturell geprägter        keit. Mit ihrer so genannten „Schulhof-CD“ („Anpas-
      die Klassenkasse, und viele weitere
                      Preise zu gewinnen.
                                              gewaltbereiter Rechtsextremisten. Teilweise liegt das      sung ist Feigheit“) versuchte sie aktiv, insbesondere
                                              „Einstiegsalter“ bei zwölf bis 14 Jahren. Die neue         junge Menschen im Umfeld der Schulen anzuspre-
                                              Eventkultur ist Teil einer Strategie, die versucht, sich   chen. Zwar wurde die Verteilung der CD gerichtlich
                                              von dem ewiggestrigen Image zu trennen - um im Bild        untersagt, doch bis heute sind die meisten der 40.000
                                              zu bleiben: die Wölfe haben Kreide gefressen, denn         gepressten Exemplare nicht wieder aufgetaucht. Die
Bildungspolitik aktuell                       9

Musik auf der CD wahrt oberflächlich einen verfas-         ckeln kann. Im wirklichen Leben kommt dies alles                  Weitere Informationen zum Artikel:
                                                                                                                            www.polizei-beratung.de/aktionen/rechts-
sungsgemäßen Schein, abgesehen von einem Stück,           zusammen: Kameradschaft, die keine abweichenden                   extremismus/ oder unter
in dem skandiert wird, man wäre „im Krieg gegen ein       Meinungen akzeptiert, Musik, die nur schlecht getarn-             www.schau-hin.info
Scheiß-System“. Die Ansprache vor dem eigentlichen        te Progaganda ist, der Wunsch nach Anerkennung, der
                                                                                                                            Verzeichnis der kriminalpolizeilichen
Musikteil gibt sich bewusst bieder - es braucht ein ge-   verlangt, männlich und stark aufzutreten und seine                Beratungsstellen:
schultes Ohr um den eigentlichen Text herauszuhö-         Gefühle hinten an zu stellen. Die Rechtfertigungsstra-            www.polizei-bw.de/vorbeugung/kpbst/
ren: „(...) unsere heutigen Schulen sind schon längst     tegie ist: Wir setzen doch nur um, was viele andere
                                                                                                                            Weiter führende Informationen zu
ein Sammelbecken für junge Schwerkriminelle gewor-        denken. Dieser Ansatz ist ohne Zweifel unberechtigt,              landesweiten polizeilichen
den. Meist ausländische Banden haben hier das Sagen.      scheint aber in der Gesellschaft zunehmend Fuß zu                 Präventionsprojekten:
Dagegen können und wollen die überforderten Lehr-         fassen. In dem kürzlich erschienenen Buch „Deut-                   www.lka-bw.de
                                                                                                                             -> Prävention -> Jugend und Drogen ->
kräfte gar nichts unternehmen. Haben nicht viele von      sche Zustände. Vierte Folge“ von Wilhelm Heitmeyer                Themen -> Fremdenfeindlichkeit.
Euch von solchen Dingen gehört oder sie selbst mit-       werden die Ergebnisse einer repräsentativen Umfra-
erleben müssen? Wie viele sehen lieber weg, wollen        ge vorgestellt, die beunruhigende Tatsachen zu Tage               Weitere Informationen:
                                                                                                                            Landeskriminalamt Baden-Württemberg
mit so etwas gar nichts zu tun haben, hoffen, dass es     bringt: 14,5 Prozent der Befragten sind der Meinung               Taubenheimstr. 85
nur sie nicht erwischen mag. Doch wir stellen uns         „Die Weißen sind zu Recht führend in der Welt“, 33,3              70372 Stuttgart
vehement dagegen! Wir wollen nicht akzeptieren,           Prozent meinen „Wer schon immer hier lebt, sollte                 Telefon: 0711 54013458
                                                                                                                            E-Mail:dezernat422@lka.bwl.de
dass alles weiter verkommt und niemand etwas da-          mehr Rechte haben, als die, die später zugezogen
gegen unternimmt. (...) Wir wollen alle Völker und        sind.“ und 61,1 Prozent stimmen der Aussage „Es le-
Kulturen dieser Erde in ihrer wunderbaren Einzig-         ben zu viele Ausländer in Deutschland“ zu.
artigkeit erhalten! Wir sind keine Ausländerfeinde!
Wir lieben das Fremde - in der Fremde!“ (Auszug aus       Offenes Ende regt zum Nachdenken an
der CD „Anpassung ist Feigheit“, der so genannten         Wie endet die Geschichte mit Marina und Martin?
„Schulhof-CD“).                                           Nach einem Gespräch der beiden, signalisiert Mari-
                                                          na weiterhin Interesse an der Beziehung - nur Martin
Initiative gegen Rechte Gewalt                            kann sich nicht entscheiden. Sie geht, er bleibt sitzen.
Wer mehr weiß, sieht und hört mehr. Diesen Ansatz         Dann rennt er ihr hinterher, sie ist jedoch schon ein
verfolgt auch „Wölfe im Schafspelz“, eine Filmpro-        paar Straßen weiter. Auf dem Schulhof gerät Martin
duktion im Auftrag der Ständigen Konferenz der In-        nun zwischen die Gruppen der Rechten und der Ska-
nenminister und -senatoren der Länder (IMK), um-          ter, die sich gegenüber stehen. Links die Skater, rechts
gesetzt durch die polizeiliche Kriminalprävention der     die Clique und geradeaus Marina. An dieser Stelle en-
Länder und des Bundes (ProPK) sowie der Initiative        det der Film. Wie sich Martin entschieden hat, kön-
„Schau Hin“. Um auch Informationen über die aktu-         nen nun Eltern mit ihren Kindern und Lehrkräfte mit
elle rechtsextreme Szene zu transportieren, wurde der     ihren Schülerinnen und Schülern diskutieren.
DVD „Wölfe im Schafspelz“ eine Dokumentation von                                             Klaus Reith, Frank Buchheit,
Dr. Rainer Fromm „Rechtsextremismus heute - zwi-                                  Landeskriminalamt Baden-Württemberg

schen Agitation und Gewalt“ hinzugefügt, die einen
halbstündigen Überblick über Formen der „Neuen
Rechten“ in Deutschland gibt. Der DVD liegt ein
Filmbegleitheft mit weitergehenden Informationen
zu Hintergründen und methodisch-didaktischen Hin-                                                                           Layout des Titels sowie
                                                                                                                            Begleitheft des Medienpaketes
weisen für den Einsatz im Unterricht bei. Hier wird                                                                         „Wölfe im Schafspelz“
deutlich, dass das, was als Suche nach Anerkennung,
Kameradschaft und Spaß beginnt, mit Propaganda
und Hetze weitergeht und nicht selten in Gewalt
endet.

Film bietet viele Möglichkeiten
Damit wieder zurück zu Martin, der zwischen den
Stühlen sitzt. Er lässt sich dazu überreden, mit seinen
Kameraden loszuziehen, was in einer Konfrontation
mit zwei Skatern endet, die durch die Clique ange-
gangen werden. Martin kann sich dem Gruppendruck
nicht entziehen und beginnt die Schlägerei. Was von
ihm als Problemlösung und Aussöhnung mit den Ka-
meraden gedacht war, entpuppt sich als ein Test der
Gruppe, auf welcher Seite er steht. Das Problem und
der Druck auf Martin steigen, denn er hat noch eine
andere Körperverletzung „offen“. So bietet der Film
die Möglichkeit, mehrere Themen anzusprechen. Es
geht nicht nur um Rechtsextremismus, sondern auch
darum, wie sich aus Gruppenzwängen Gewalt entwi-
10

                                            Kompetent – kreativ – stark:
                                             Was Hauptschulen leisten
                                                       Erste landesweite Hauptschulmesse fand überwältigende Resonanz

                                                  Fast 2.000 Menschen strömten am 30. Januar 2006 nach Ludwigsburg ins Forum am Schlosspark.
                                       Die erste landesweite Hauptschulmesse mit der Präsentation der profilierten Hauptschularbeit aller 44 Stadt-
                                       und Landkreise hat viele Menschen angezogen. Das Motto der Messe „Hauptschule mit Zukunft: kompe-
                                       tent - kreativ - stark!“ ist aufgegangen. Die Hauptschulmesse war ein Beweis für die vielseitige, qualitätsvolle
                                       Arbeit an Hauptschulen. Die Hauptschule in Baden-Württemberg konnte eindrucksvoll veranschaulichen,
                                       dass sie eine Schulart mit berufsweltoffenem Profil und starker pädagogischer Ausprägung ist, die vertrau-
                                       ensvoll mit ihren Partnern aus Elternschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Kirche zusammenarbeitet und
                                       von diesen tatkräftig unterstützt wird.

                                       Die Hauptschulen präsentierten an über 100 Messe-         Antwort stand. Die Einbeziehung der Schülerinnen
                                       ständen, in Bistros und Werkstätten unter dem Motto       und Schüler in die Vorbereitung und während des
                                       „Hauptschule mit Zukunft: kompetent - kreativ - stark!“   gesamten Ablaufs der Messe war für die Schulen ganz
                                       die Schwerpunkte ihrer Arbeit. Die breite Palette der     selbstverständlich, ob an den Ständen, beim Empfang,
                                       Präsentationen reichte von Kooperationsprojekten          bei der Ausgabe der Namensschilder, den Vorführun-
                                       zwischen Schule und Wirtschaft über Maßnahmen zur         gen oder beim Auf- und Abbau. „Das zeigt doch, wie
                                       Sprachförderung bis hin zur Arbeit von Schülerfirmen.      ernst die Schülerinnen und Schüler genommen wer-
                                       Die Präsentationen, die Werkstätten, die Gespräche        den. Das, denke ich, ist eines der Geheimnisse des pä-
                                       in den Bistros, die zentralen Programmpunkte, Kunst       dagogischen Erfolgs in der Hauptschule“, lobte Kultus-
                                       und Musik: Die Hauptschulmesse zeigte eindrucksvoll,      minister Helmut Rau die Lehrkräfte.
                                       was Hauptschülerinnen und Hauptschüler schaffen.
                                       „Ich bin zehn Zentimeter gewachsen!“, meinte ein          Alle packten an
                   Die Big Band der    Siebtklässler stolz, der am Stand der Haldenrainschule    Bereits am Vortag der Messe ging es sehr geschäftig zu.
Theodor-Heuglin-Schule aus Ditzingen   den Messebesucherinnen und -besuchern Rede und            Die Lehrkräfte brachten Schülerinnen und Schüler zur
Bildungspolitik aktuell                 11

Unterstützung mit - manche sogar ihre eigenen Kinder.        Bild an Projekt- und Kooperationsmöglichkeiten für
Alle packten mit an, um den Messeaufbau optimal zu           Hauptschulen. An einem dieser Infostände war auch
gestalten. Letzte Vor-Ort-Gespräche führte auch Schul-       die Erzdiözese Freiburg mit der Fachstelle Jugend und
leiter Wolfgang Wittmann mit der Künstlerin Doro-            Schule und dem Institut für Religionspädagogik ver-
thee Aschoff. Dessen Franz-Josef-Krämer-Grund- und           treten. „Die Gesamtkirchengemeinde in Freiburg hat
Hauptschule aus Hofstetten im Schwarzwald hatte              Ende Januar entschieden, die bisher befristete Stelle für
vor zwei Jahren einen Workshop mit dem spanischen            Hauptschularbeit im Jugendbüro Freiburg in eine un-
Schriftsteller José F. A. Oliver mit hervorragenden Er-      befristete Stelle umzuwandeln. Damit setzt die Gesamt-
gebnissen veranstaltet. Den damals begonnenen Pro-           kirchengemeinde ein klares Zeichen für die Bedeutung
zess hat die Schule erweitert und vertieft. Unter An-        und Wichtigkeit der Hauptschularbeit in Freiburg und
leitung von Dorothee Aschoff haben die Schülerinnen          zeigt damit ihr Interesse, diese Jugendlichen als Kirche
und Schüler an der Akademie Schloss Rotenfels Ar-            unterstützen und auf ihrem Weg begleiten zu wollen“,
beitstechniken im Umgang mit Ytong, Gips und Pap-            so ein Sprecher der Erzdiözese Freiburg.
pe erlernt und von der Theaterleiterin Andrea Bayer
wurden sie in die Geheimnisse der Performance einge-         Die Hauptschule – ein Erfolg
weiht. Mit Hilfe von Alltagsgegenständen entwickelte         Zufrieden mit den Ergebnissen der Hauptschulmesse
sich Poesie, die dann zu abstrakten Objekten künstle-        war Wolfgang Schiele vom Regierungspräsidium Stutt-
risch umgesetzt wurde. Unter dem Titel „Poesie, Skulp-       gart, der zusammen mit Corinna Lutz vom Rundfunk-
turen, Performance“ haben die Neuntklässler am Mes-          sender „SWR1“ durchs Programm führte. „Die Schulen
setag ihre Ergebnisse theatralisch in einer Performance      haben viele Ideen für die Entwicklung ihrer Schulpro-
mit großartigem Erfolg dargestellt.                          file und für Partnerschaften bekommen.“ Dies wurde
                                                             von Gabriele Esser unterstrichen, der Elternbeirats-
Hauptschule mit Zukunft                                      vorsitzenden aus Tauberbischofsheim. „Ich habe viele        Bild oben:
Kultusminister Helmut Rau sieht die Zukunft der              Tipps bekommen und viel interessantes Infomaterial          Fast 2.000 Teilnehmerinnen und
Hauptschule im weiteren Ausbau von differenzierten           mitgenommen, speziell auch zum Thema Ganztags-              Teilnehmer waren bei der Hauptschul-
                                                                                                                         messe.
Förderangeboten. Die Ganztagsschule sei dabei ein            schulen.“ Sie machte den Hauptschulen ein Kompli-
Element, „aber kein Allheilmittel“. Rau kündigte an,         ment: „Hauptschule ist aktuell, präsenter, am Puls der      Bild unten:
dass zu den rund 200 Ganztagsschulen noch einmal so          Zeit. Lehrkräfte der Hauptschule sind kreativ, sie beach-   Professor Dr. Günter Klosinski von der
                                                                                                                         Universitätsklinik für Kinder- und Ju-
viele hinzukämen. „Die Schule kann so gut sein, wie          ten die Individualität und vermitteln den Schülerinnen      gendpsychiatrie in Tübingen referierte
sie will, sie kann die Eltern nicht ersetzen“, betonte der   und Schülern das Gefühl ‚Hoppla, ich kann was!‘“            über die Arbeit der Hauptschulen.
Kultusminister. Er wertete die Veranstaltung auch als
Zeichen, welche enorme Entwicklungsdynamik in der
Hauptschule stecke. „Wer eine Hauptschule besucht, ist
keineswegs abgeschrieben, sondern hat viele Chancen“,
machte sich Rau im voll besetzten Theatersaal für mehr
öffentliche Wertschätzung der Hauptschule stark.
„Kinder soll man Kinder sein lassen. Kinder sollen
sich in der Schule wohlfühlen“, meinte Gabriele Esser,
Mutter eines Hauptschülers und eines Realschülers auf
dem Podium. „Als Eltern muss man den Weg anneh-
men: Wenn das Kind immerzu Misserfolg einstecken
muss, braucht es sehr lange, bis es wieder zu sich findet.
Das Bildungssystem ist nicht zu!“, appellierte sie an die
Eltern.
Rau verwies auf das von der Kultusministerkonferenz
als innovativ gewürdigte Reformkonzept „Impulse
Hauptschule“. Dieses habe zum Ziel, alle Schülerinnen
und Schüler zu fördern und vor allem deren Ausbil-
dungsfähigkeit zu verbessern.

Hauptschule stärken
Professor Dr. Gunther Klosinski, Experte für Kinder-
und Jugendpsychiatrie, sprach sich für mehr Unter-
stützung der engagierten Arbeit der Hauptschulen aus
und forderte ein großes Angebot von Ganztagsschulen.
Viele Hauptschülerinnen und -schüler hätten das Ge-
fühl, „nicht auf der Gewinnerseite“ zu stehen. Klosinski
räumte jedoch ein, dass in Baden-Württemberg einiges
besser liefe als in anderen Bundesländern.
Da Hauptschularbeit immer auch Kooperationsarbeit
ist, zeigten die Kooperationspartner ein vielfältiges
12   Bildungspolitik aktuell

     Die Friedrich-Ebert-Grund- und Hauptschule in Schopf-         „Ich bin gerne Hauptschullehrerin, weil meine Schü-
     heim freute sich über das große Interesse des Publikums,      lerinnen und Schüler völlig unmittelbar, ehrlich und
     vor allem an der gelungenen grafischen Darstellung ih-         direkt sind. Sie zeigen einem immer gleich, wo man
     res Schulprofils. Sie konnten gar nicht schnell genug          als Lehrer steht“, sagte Christine Hallgarten, Lehrerin
     Flyer nachproduzieren, so groß war das Interesse. „Wir        an der Grund- und Hauptschule in Weil der Stadt und
     konnten jedoch nicht nur über uns und unsere Schule           Sabine Wiedemann, Lehrerin an der Schellingschule
     Auskunft geben, sondern haben auch selbst sehr viel           Leonberg ergänzte: „Ich bin gerne Hauptschullehre-
     Anregungen von anderen Schulen mitgenommen“,                  rin, weil ich jeden Tag aufs Neue versteckte Talente
     freuen sich die Lehrkräfte der Schopfheimer Haupt-            entdecken und fördern darf!“
     schule.
     Dr. Donate Kluxen-Pyta von der Bundesvereinigung              Hauptschule mit Zukunft
     der deutschen Arbeitgeberverbände stellte bei der Po-         Gute Modelle gelingender Hauptschularbeit waren
     diumsdiskussion fest, dass die Wirtschaft Hauptschul-         auf der ersten Hauptschulmesse des Landes Baden-
     absolventen brauche, die Wirkungen von Projektprü-            Württemberg in Ludwigsburg zu sehen. Sie hat bestä-
     fungen schätze und bereit sei, Hauptschülerinnen und          tigt, dass Hauptschulen es in besonderer Weise verste-
     Hauptschüler einzustellen. Wichtig sei allerdings, dass       hen, Kinder und Jugendliche ganzheitlich zu fördern
     die Hauptschule weiterhin an der Ausbildungsfähigkeit         und sie auf das Leben im Beruf und in der Gesell-
     ihrer Schülerinnen und Schüler arbeite. Karl Steffan,         schaft vorzubereiten. Dazu bedarf es der vertrauens-
     Ausbilder bei der Firma Bosch Verpackungstechnik              vollen Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Part-
     TGA, bestätigte dies. Er setzt auf die Bildungspartner-       nern, wie Industrie und Handwerk, Wissenschaft und
     schaft mit Hauptschulen, die er mit der Hauptschule           Kirche. „Die Hauptschule hat Zukunft, davon bin ich
     in Waiblingen bereits erfolgreich praktiziert.                überzeugt, wenn sie weiter daran arbeitet, Kindern
     Der Ministerialdirektor im Kultusministerium, Tho-            und Jugendlichen die Zukunft zu öffnen. Sie braucht
     mas Halder, stellte in einem Interview mit Bernd Eise-        dazu Selbstbewusstsein, Partner und die gesellschaftli-
     le vom Regierungspräsidium Stuttgart die erfolgreiche         che Anerkennung, die jeder verdient, der seine Sache
     Arbeit der Hauptschulen heraus und stärkte ihnen              gut macht“, ermutigte Kultusminister Helmut Rau.
     den Rücken. Beim „Kreativkreis Hauptschule“ ließ er           Die Messe hat gezeigt, dass gemeinsame Kraftanstren-
     sich über die Ergebnisse der Rauin-Studie „Berufs-            gungen dazu führen, Kindern und Jugendlichen Zu-
     ziel: Hauptschullehrer“ informieren. Beeindruckt hör-         kunftschancen zu eröffnen. Gleichzeitig wurde wieder
     te er jungen Hauptschullehrerinnen und -lehrern zu,           deutlich, wie leistungsstark, motiviert und hellwach
     die unter Beifall Statements zu ihrer Arbeit abgaben.         sich die Hauptschulen im Land präsentieren.
                                                                                               Christa Engemann, Kultusministerium

     Kultusminister Helmut Rau, Professor Karl Schneider von der Pädagogischen Hochschue Ludwigsburg
     und der Landrat des Kreises Ludwigsburg, Dr. Rainer Haas, beim Messerundgang.
Bildungspolitik aktuell                   13

          Schulverwaltungsassistenz
                                 Neue Wege der Verwaltung von Schulen

          Das Kultusministerium hat der Einrichtung von Schulversuchen zur so genannten „Schulverwal-
tungsassistenz“ zugestimmt. Mit den Versuchen soll drei Jahre lang erprobt werden, ob und inwieweit sich
die Verwaltungsarbeit an Schulen optimieren lässt.

Schule besteht nicht nur aus Unterricht. Nach dem           In welchem Verhältnis der Schulverwaltungsassis-            Tätigkeitsbereiche des
                                                                                                                        Schulverwaltungsassistenten:
Schulgesetz leitet und verwaltet die Schulleiterin oder     tent Aufgaben für den Schulträger und das Land              • Organisationsaufgaben wie Personal-
der Schulleiter die Schule; diesen obliegt auch die Ver-    wahrnimmt, lässt sich im Voraus nicht quantifizie-              planung (Krankheit, Urlaub);
waltung und Pflege der der Schule überlassenen Ge-           ren, zumal der in Abstimmung zwischen Kultusmi-             • Zuarbeit und Entwürfe für die
                                                                                                                           Schulleitung bezüglich verwaltungs-
genstände. Schulleiter sind wie alle Lehrkräfte von ihrer   nisterium und den kommunalen Landesverbänden                   technischer, haushaltsrechtlicher und
Ausbildung her gesehen in erster Linie Pädagogen. Die       erstellte Aufgabenkatalog weder verbindlich vorge-             organisatorischer Fragen, Statistik,
Tätigkeit als Schulleiterin oder Schulleiter bringt aber    schrieben noch abschließend ist. Sicherlich werden             Organisation des Einstellungsverfah-
                                                                                                                           rens bei der Gewinnung von Lehrern;
auch pädagogische Leitungsaufgaben und Verwaltungs-         an den verschiedenen Schulen unterschiedliche               • Haushaltsfragen wie Planung und
aufgaben mit sich.                                          Verhältnisse vorliegen. Die Kostenbeteiligung des              Bewirtschaftung des Schulhaushalts;
Außerdem gibt es zwischen der „Verwaltung“ der              Landes erfolgt deshalb im Versuch pauschal mit 50           • Beschaffungswesen, Beschaffung
                                                                                                                           von Lehr- und Lernmitteln;
Schule als Aufgabe des Landes und der Aufgabe des           Prozent.                                                    • Gebäudeverwaltung;
kommunalen Trägers teilweise Überschneidungen.              An der erwähnten gesetzlichen Schullastenverteilung         • Administrative Aufgaben bei der
Insbesondere diese gilt es zu optimieren.                   treten keine Änderungen ein. Es sollen weder Aufga-            Planung und Durchführung von Ganz-
                                                                                                                           tagsangeboten und Betreuungsmaß-
                                                            ben mit Kostenfolgen vom Land auf die Schulträger              nahmen;
Aufgaben der Schulverwaltungsassistenz                      noch vom Schulträger auf das Land verlagert werden.         • Öffentlichkeitsarbeit
An diesem Punkt setzt die Schulverwaltungsassistenz         Vielmehr geht es ausschließlich um eine Steigerung          • und vieles andere mehr.
an. Der Schulverwaltungsassistent soll zum einen            der Effizienz. Im Gegenzug für die Entlastung der
Verwaltungsarbeiten übernehmen, die bislang die             Schulleiterinnen und Schulleiter kann deshalb ein
Schulleitung oder eine beauftragte Lehrkraft erle-          Teil des Entlastungskontingents entfallen.
digt hat, und zum anderen Verwaltungsarbeiten des           Die genehmigten elf Schulversuche an insgesamt 14
Schulträgers, die bislang im Schulverwaltungsamt            Schulen werden zusammen mit den jeweiligen kom-
oder von der Schulleiterin oder dem Schulleiter erle-       munalen Schulträgern eingerichtet. Sie beginnen
digt wurden. Diese Arbeiten setzen Kenntnisse und           spätestens zum nächsten Schuljahr; einige Schulträ-
Erfahrung im Verwaltungsbereich voraus.                     ger haben bereits begonnen.
                                                            Die Schulversuche werden drei Schuljahre lang ge-
Finanzierung                                                führt. Während dieser Zeit erfolgt eine Evaluation.
Der Schulverwaltungsassistent steht in einem Be-            Danach wird zu entscheiden sein, inwieweit Verwal-
schäftigungsverhältnis des kommunalen Trägers. Da           tungstätigkeiten an Schulen durch Schulverwaltung-
auch Aufgaben für das Land wahrgenommen werden,             sassistenten wahrgenommen werden können oder
beteiligt sich das Land an den Kosten.                      sollen.
                                                                                   Rainer Edelmann, Kultusministerium
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       Kein Kind soll verloren gehen!
                 Kooperation zwischen Kindergärten und Schulen wird groß geschrieben

              Die Bedeutsamkeit der frühkindlichen Bildung wurde durch die Unterzeichnung einer Ver-
     einbarung über Bildung und Betreuung zwischen Landesregierung und Kommunalen Landesverbän-
     den am 4. November 2005 unterstrichen. Dass die frühkindliche Bildung an Stellenwert gewonnen hat,
     dazu tragen wesentlich der Orientierungsplan für Kindergärten sowie die Projekte „Schulreifes Kind“
     und „Schulanfang auf neuen Wegen“ bei. Für das Projekt „Schulreifes Kind“, das förderungsbedürftige
     Kinder im letzten Kindergartenjahr im Umfang von 4 bis 18 Stunden gezielt fördert, stellt das Land im
     Endausbau jährlich bis zu 45 Millionen Euro bereit. Die Resonanz auf die Ausschreibung für die Erpro-
     bungsphase ist überzeugend: 589 Kindergärten und 281 Schulen wollen sich beteiligen.

     „Prävention geht vor Rehabilitation!“ ist die Devise       Bildungsort Familie
     des Projekts „Schulreifes Kind“. Es soll dazu beitragen,   Bildung beginnt mit der Geburt. Deshalb ist die Fa-
     dass kein Kind „verloren“ geht. Deshalb sollen förder-     milie der erste und bedeutsamste Bildungsort. Dabei
     bedürftige Kinder möglichst frühzeitig erkannt und         gilt: Der Bildungsort Familie ist so verschieden wie die
     gezielt gefördert werden. Weil der Förderbedarf des        Familien selbst.
     Kindes im Vordergrund steht, ist jeweils pädagogisch       Familien unterscheiden sich in ihrer Wertehaltung, in
     zu entscheiden, ob innere oder äußere Differenzierung      ihrem beruflichen Hintergrund, ihren Lebensgewohn-
     angebracht ist. Dort, wo diese Förderung über den Ori-     heiten, der Bewältigung des Arbeitsalltags und in ihrer
     entierungsplan hinausgeht, greift das Projekt „Schulrei-   Zusammensetzung und Stabilität. Kinder erleben unter-
     fes Kind“. Kinder mit intensivem Förderbedarf sollen       schiedlich motivierte, unterschiedlich zielstrebige und
     die gleichen Startvoraussetzungen für die Schule und       unterschiedlich disziplinierte Eltern mit unterschiedli-
     die gleichen Bildungschancen bekommen wie alle an-         chen Erwartungen und Wünschen. Je nach dem, wie das
     deren auch. Zurückstellungen vom Schulbesuch, Klas-        Elternhaus gestaltet ist, wird das Kind geprägt.
     senwiederholungen, Brüche und Misserfolge in der           Vernachlässigte Kinder beispielsweise sind, so Un-
     Schule sollen vermieden werden. Kindergarten und           tersuchungen, passiv und zurückgezogen, weniger
     Schule kümmern sich gemeinsam im engen Kontakt             einfühlsam, unaufmerksam, entweder distanzlos oder
     mit den Eltern um die förderungsbedürftigen Kinder.        misstrauisch. Weil Elternhäuser diese Kinder unter-
                                                                schiedlich begleiten und fördern, stellt Helga Kuhn
                                                                von UNICEF fest: „Man muss so früh wie möglich
                                                                damit beginnen, die Chancenungleichheiten aus dem
                                                                Weg zu räumen.“ Benachteiligte Kinder sollten schon
                                                                in der Kindergartenzeit speziell gefördert werden.

                                                                Bildungsort Kindergarten
                                                                In Familie und Kindergarten werden die Grundsteine für
                                                                die Bildung „quer durch alle sozialen Schichten gelegt“,
                                                                wie Bert Rürup, der Vorsitzende der fünf Weisen im Ja-
                                                                nuar 2005 in einem Interview mit der ZEIT anmerkte.
                                                                Kinderärzte stellen fest, dass sich die Dauer des Kinder-
                                                                gartenbesuchs und der Sozialstatus positiv auf die Sprach-
                                                                kompetenzen und auf die fein- und grobmotorischen Fä-
                                                                higkeiten auswirken. Je länger Kinder den Kindergarten
                                                                besuchen, desto geringer ist der Anteil der Kinder, die nur
                                                                unzureichende sprachliche und motorische Kompetenzen
                                                                aufweisen. Der Kindergartenbesuch fördert von Anfang
                                                                an Kinder in ihrer Entwicklung. Deshalb muss alles dar-
                                                                an gesetzt werden, dass der Kindergarten als Bildungsort
                                                                wahrgenommen und angenommen wird. Dazu wird der
                                                                baden-württembergische Orientierungsplan beitragen,
                                                                der im Sommer 2006 in eine dreijährige Pilotphase startet
                                                                und im Kindergartenjahr 2009/2010 verbindlich wird. We-
                                                                sentliches Merkmal dieses Planes und des Bildungsplans
                                                                der Grundschule ist die an den Potenzialen des Kindes
                                                                orientierte pädagogische Begleitung, Unterstützung und
                                                                Förderung. Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und
Bildungspolitik aktuell                      15

                                                                                                                                                           Weitere Informationen unter:
                                                                    Projekt „Schulreifes Kind“                                                             www.kindergarten-bw.de

                                                 Ende März          Vorstellung an der Schule ( Pflicht)                     1 1/2 Jahre
                                                                                                                            vor Beginn
                                                                Schritt 1 der Einschulungsuntersuchung
                         (4;0 bis 4;11 Jahre)

                                                 April / Mai                                                              der Schulpflicht
         5. Lebensjahr

                                                                                              Kindergarten
                                                                   Schule          Runder Tisch „Schulreifes Kind“ 1)              Eltern
                                                 Juni                  Beratungslehrer 2)   Gesundheitsamt 2)     Frühförderstelle 2)

                                                                               Angebot für förderbedürftige Kinder
                                                                Kindergarten (oder Schulkindergarten)          Schule
                                                                       • Präventivgruppen                        • Präventivklassen
                          (5;0 bis 5;11 Jahre)
         6. Lebensjahr

                                                                                                                 • Präventivgruppen
                                                                       Zusatzförderangebote                          (HSL, etc.)

                                                 März / April               Schulanmeldung
                                                                                                                                                           1) nur förderungsbedürftige Kinder
                                                 April / Mai    Schritt 2 der Einschulungsuntersuchung                        1. Klasse                    2) schriftliche Stellungnahme,
                                                                                                                                                              Anwesenheit, soweit erforderlich

gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Kinder mit gro-                                    lich dazu beitragen, förderungsbedürftige Kinder zu er-
ßem Unterstützungsbedarf sowie Kinder mit geringen                                      kennen und ihren individuellen Förderbedarf festzustel-
familiären Entwicklungsmöglichkeiten sollen möglichst                                   len. Deshalb soll die Einschulungsuntersuchung in zwei
frühzeitig erkannt und gefördert werden. Darüber hinaus                                 Schritte aufgeteilt werden: Der 1. Schritt soll im vorletzten
wird das Projekt „Schulreifes Kind“ durch die Intensivie-                               Kindergartenjahr (24 bis 15 Monate vor Einschulung) er-
rung der Kooperation zwischen Kindergärten, Schulen,                                    folgen, um eventuellen Förderbedarf rechtzeitig zu erken-
Gesundheitsämtern und Eltern dazu beitragen, dass kein                                  nen und notwendige Fördermaßnahmen einzuleiten. Der
Kind „verloren“ geht.                                                                   2. Schritt der Einschulungsuntersuchung soll zum Ende
                                                                                        des letzten Kindergartenjahres erfolgen, mit dem Ziel,
„Schulreifes Kind“                                                                      die gesundheitliche Schulreife festzustellen. Auch das ist
Im Projekt „Schulreifes Kind“ wird die Schulreife nicht                                 ein Teil der Kooperation, die dazu dienen soll, Kinder
als endogener Reifungsprozess angesehen, sondern je-                                    optimal zu fördern.
                                                                                                                     Christa Engemann, Kultusministerium
des Kind soll bestmögliche Voraussetzungen für einen
gelingenden Schulstart bekommen und eine optimale
Basis für seine Persönlichkeitsentwicklung und seine
Schullaufbahn.
Es geht beim Projekt „Schulreifes Kind“ nicht um Aus-
sonderung. Es geht um die Vorbeugung von Aussonde-
rung, um die Verhinderung von Zurückstellungen und
Klassenwiederholungen sowie von Misserfolgen in der
Schule und die damit verbundene Vermeidung von
Stigmatisierung. Kinder sollen nicht am gemeinsamen
Schulbesuch mit Gleichaltrigen gehindert werden. Eine
Rückstellung vom Schulbesuch bedeutet immer auch
die Verletzung des Selbstwertgefühls des Kindes und
beschädigt sein Selbstbewusstsein und seine Motivati-
on, was sich auf das Lernen nicht förderlich auswirkt.
Durch Einstellungsänderungen und Verbesserungen im
Anfangsunterricht - Ziele des Projekts „Schulanfang auf
neuen Wegen“ - konnte die Zurückstellungsquote be-
reits halbiert werden. Beim Projekt „Schulreifes Kind“
geht es um Prävention, um das rechtzeitige „Einfädeln“
von Kindern, weil jedes Kind wichtig ist.

Projekt „Schulreifes Kind“ und Neukonzeption
„Einschulungsuntersuchung“
Die geplante um ein Jahr vorgezogene Schulanmeldung
und die vorgesehene Neukonzeption der Einschulungs-
untersuchung durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst
sollen mit verbesserten Diagnoseinstrumentarien zusätz-
16

     Der Orientierungsplan ist ein Bildungskompass.

      Die Kinderperspektive stärken!
                          Der Orientierungsplan für Kindergärten geht in die Pilotphase

               Genau ein Jahr und vier Monate nach der Vereinbarung zur Erstellung eines Orientierungsplans
     zwischen Landesregierung, kommunalen Landesverbänden, Kirchen und sonstigen freien Trägerverbän-
     den, wurde im November 2005 das gedruckte Exemplar in die Kindergärten, Schulkindergärten, Grund-
     schulen, Sonderschulen mit Bildungsgang Grundschule und Förderschulen ausgeliefert. Das Echo auf die
     Ausschreibung für die wissenschaftliche Begleitung in der Pilotphase war überwältigend: 1.045 Kinder-
     gärten und ihre Träger haben sich beworben. 38.000 Erzieherinnen und Erzieher sowie 2.800 Lehrkräfte
     werden dafür fortgebildet.

     Bildung beginnt mit der Geburt. Die individuelle      • Der Orientierungsplan ist ein Bildungskompass für
     Begleitung und Förderung von Bildungsprozessen          Erzieherinnen und Erzieher, für Eltern und für Lehr-
     der Kinder in der Familie und im Kindergarten           kräfte. Der Orientierungsplan soll nicht nur Erziehe-
     ist bedeutsam für die Entwicklungsverläufe und          rinnen und Erziehern Orientierung geben, sondern
     gelingende Bildungsbiografien. Der neue baden-           auch Eltern und Lehrkräften an allen Grundschulen.
     württembergische Orientierungsplan stärkt die Kin-    • Mehrperspektivischer Ansatz: Die Zusammenschau
     derperspektive und setzt ganz bewusst an den Mo-        verschiedener Wissenschaften (Frühpädagogik, Sozi-
     tivationen des Kindes an. Damit Entwicklungs- und       alpädagogik und Schulpädagogik, Entwicklungspsy-
     Bildungsprozesse nach dem Kindergarten organisch        chologie, Motivationspsychologie, Gehirnforschung,
     fortgesetzt werden können, schließt der Bildungs-       Theologie) erlaubt einen Bildungsbegriff aus ver-
     plan der Grundschule an den Orientierungsplan           schiedenen Blickwinkeln, der das Kind in seiner
     passgenau an. Was will und kann der neue Orien-         Ganzheitlichkeit sieht.
     tierungsplan?                                         • Die Zielsetzungen des Orientierungsplans sind für
                                                             die Kindergärten und die Träger verbindlich, lassen
     • Der Orientierungsplan stärkt die Kinderperspekti-     ihnen jedoch genügend Gestaltungsspielraum in der
       ve. Im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen der        Umsetzung und bei der Konzept- und Profilbildung.
       Bildungsanspruch und das Bildungsbedürfnis des      • Wesentliche Merkmale des Lernens von Kindern
       Kindes. Was will das Kind? Was braucht das Kind?      von Geburt an, im Kindergartenalter und darüber
       Was kann das Kind? Wie erfährt ein Kind die           hinaus werden schwerpunktartig herausgestellt:
       Welt? Wie wird es ein Mitglied der Gemeinschaft?      Spielen als elementare Form des Lernens, Bewe-
       Und wie entwickelt es sich zu einem unverwech-        gung als Motor der Lernentwicklung sowie Moti-
       selbaren Menschen, der aktiv am Leben Teil hat?       vationsentwicklung und Anstrengungsbereitschaft.
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