MAGAZIN VCS - VCS Verkehrs-Club der Schweiz
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VCS mAGAZIN 4 / September 2019 F Ü R M O B I L I TÄT M I T Z U K U N F T Wir fahren in die Zukunft Mit der Energie aus Wasser, Wind und Sonne im Tank Seite 20
Bestellen Sie jetzt das neue Kursbuch! Fahrplanwechsel am 15.12.2019 Zahnradbahn Rigi Kulm. © Fotolia – Viktorflowerfly .80 F r. 1V9e rsa n d - plus nanteil ko s t e .9 0 F r. 6 Bequeme Heimlieferung vor dem Fahrplanwechsel Der Reiseplaner in gedruckter Form, ideal für So bestellen Sie das Kursbuch: die Planung von Freizeitreisen: sämtliche Zug-, – im Webshop: www.verkehrsclub.ch/kursbuch Schiffs- und Seilbahnverbindungen des Schweizer – per Telefon: 031 328 58 58 ÖV im neuen, übersichtlichen A4-Format. – per E-Mail: kursbuch@verkehrsclub.ch Ein Projekt von Diese Überlebenskünstlerin sichert 5000 Hirtenfamilien die Existenz. Winterthur 4. – 8. September Luzern 11. – 22. September Wettingen 25. – 29. September Solothurn 2. – 6. Oktober Bern 9. – 27. Oktober Zürich 30. Oktober – 24. November circus-monti-ch In Afrika häufen sich Dürren als Folge des Klimawandels. Darunter leiden Hirtenfamilien und ihre Herden besonders. Wir schaffen neue Perspektiven mit Lösungen aus der Natur. Werden Sie Teil unseres Engagements: www.biovision.ch
4 Kurz & bündig EDITORIAL 6 Wahlen: Das umweltpolitische Sündenregister der letzten vier Jahre Liebe Leserin, lieber Leser 7 Einsatz für Tempo 30 – Erfolge für Zürich und Genf Vor einigen Jahren muss- © Camille Marion 9 Weniger Strassen dank der Landschaftsinitiative te ich einen Skitag mit Freundinnen absagen: 10 Mobil sein und bleiben – Mobilitätskurse für Senioren Es war Abstimmungs- 11 Der VCS feiert 20 Jahre Pedibus sonntag, und die Öff- 14 40 Jahre VCS – ein Rückblick mit Gründungsmitglied nungszeiten des Wahl- Martin Sommer lokals liessen sich nicht mit der frühmorgendlichen 15 Erfreulich hohe Nachfrage nach Nachtzügen Abfahrt des Zuges vereinbaren. 17 Es ist Zeit für eine Velo-Offensive – Am 20. Oktober steht der nächste Urnengang an. die Forderungen des VCS Die Stimmberechtigten können mitbestimmen, wer in den kommenden vier Jahren die (umwelt-)politi- 18 Amanda Ngabirano: Porträt einer mutigen Frau schen Entscheidungen trifft. 19 Digitalisierung und automatisiertes Fahren: Um die Klimaerwärmung einzuschränken, braucht es Der VCS bezieht Position eine drastische Wende in der Verkehrs- und Klima- politik: Wir müssen so schnell wie möglich ohne © Urs Geiser fossile Brennstoffe auskommen. Mehr zum Thema 50 Schön über die lesen Sie in unserem Dossier auf den Seiten 20 bis Schweiz hinaus – 31. Damit wir das Ziel erreichen, braucht es sowohl zu Fuss von Brissago ein Umdenken in der Gesellschaft als auch die ent- nach Cannobio sprechenden Rahmenbedingungen in der Politik. 52 Eine E-Bike-Tour durchs Luzerner Hinterland Jede Stimme zählt – es steht wesentlich mehr auf dem Spiel als ein Skitag! 54 Verdonschlucht: Faszination Wasser Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. 57 Ausflugstipp: in Nendaz den Suonen entlang Nelly Jaggi, Leiterin Redaktion 59 Auf Schatzsuche mit dem Kursbuch 32 Mitgliederangebote 34 Berichte aus den Regionen 61 Leserbriefe 64 Wettbewerb © Fabian Lütolf 65 Bitte Mitdenken! mit Anders Gautschi 66 Cartoon Titelbild: © Fabian Lütolf DOSSIER Wir fahren in die Zukunft Die Tage des Verbrennungsmotors sind gezählt. Der Verkehr der Zukunft fährt mit der Energie aus Wasser, Wind und Sonne im Tank. 20 VCS MAGAZIN 4/19 3
© zVg/Samuel Bernhard PU K OR L IZ T &I KB Ü N D I G Elektroauto-Angebot um wenige Modelle erweitert Die Auto-Umweltliste des VCS zeigt, welche Personenwagen die Umwelt am wenigsten schädigen. Mit der Sommer-Aktualisierung werden neu auf den Markt gekommene Modelle bewertet. Drei neue Elektroautos sind seit März auf den Schweizer Markt ge- kommen. Für das zweite Halbjahr 2019 und insbesondere für 2020 haben verschiedene Autohersteller zahlreiche neue Elektromodelle angekündet. Auch bei den Lieferwagen erweitert sich das Angebot an Elektromodellen. Wohnen ohne eigenes Auto – Etliche der Modelle, die wegen der Umstellung auf den neuen Messzyklus WLTP zwischenzeitlich nicht zugelassen waren, können zwei Veranstaltungen nun basierend auf den neuen Daten bewertet werden. Von diesen erreichen elf fünf Sterne, darunter zahlreiche mit Erdgas/Biogas Autoreduziertes Planen, Bauen und Wohnen wird in den Zentren betriebene Modelle. immer selbstverständlicher. Das Fachseminar «Autofrei wohnen ausserhalb der City – geht das?» widmet sich der Frage, welche Genaue Angaben und Bewertungen der Lieferwagen- und Standortvoraussetzungen unabdingbar sind. Den Abschluss der Automodelle: www.autoumweltliste.ch Tagung macht eine gemeinsame Besichtigung des Projekts Kochermatte in Aegerten (im Bild). Willkommen sind Verantwortli- che der Städte und Gemeinden, Planungsfachleute, Investorinnen, © VCS Immobilienbesitzer und weitere Interessierte. Wann: Dienstag, 24. September 2019 Wo: Volkshaus Biel – mit anschliessender Besichtigung des Projekts Kochermatte in Aegerten Anmeldung: www.wohnbau-mobilitaet.ch In vielen Wohnsiedlungen liegt ein grosses Potenzial für eine nachhaltige Mobilität brach. Entscheidend für die Verkehrs- mittelwahl ist nämlich das Mobilitätsangebot am Wohnstandort. Liegenschaftsverwaltungen und öffentliche Hand sind in der Verantwortung, die Möglichkeiten besser zu nutzen. Das Fach- seminar zeigt Mobilitätsdienstleistungen im Praxistest. Wann: Freitag, 1. November 2019 Wo: Generationenhaus, Bahnhofplatz 2, Bern Anmeldung: www.wohnen-mobilitaet.ch Der VCS hat in den letzten Wochen und Monaten wertvolle Informationen rund ums Thema Autofrei leben zusammengestellt: Ecotrip-Challenge: Am 22. August lancierte der VCS den Wettbewerb für www.vcs-carfree.ch Schulklassen auf dem Berner Bahnhofplatz. © Laura Schmid Europa mit dem (Nacht-)Zug Im Dossier der letzten Ausgabe des VCS-Magazins haben wir auf Seite 22 eine Karte mit nützlichen Nachtzugverbindungen abge- druckt. Wir haben uns über die zahlreichen positiven Rückmel- dungen darüber gefreut. Auf vielseitigen Wunsch haben wir uns dazu entschlossen, die Karte zu erweitern. Im selben Zug haben wir die Informationen rund ums Reisen mit dem Zug in Europa aktualisiert und aufgefrischt. Die erweiterte Karte und alles Weitere rund ums Zugfahren in Europa finden Sie ab jetzt unter www.europamitdemzug.ch 4 VCS MAGAZIN 4/19
© zVg © Benjamin Zumbühl Eine Initiative für Mensch und Umwelt Konzerne mit Sitz in der Schweiz machen immer wieder Negativ- schlagzeilen aufgrund von Menschenrechtsverletzungen und Umweltvergehen im Ausland. Die Konzernverantwortungsinitiative, welche vom VCS unterstützt wird, will solchen Geschäftspraktiken einen Riegel schieben. Mittlerweile haben engagierte Freiwillige insgesamt rund 250 lokale Komitees gegründet, welche mit diversen Aktivitäten das Thema Konzernverantwortung aufgreifen. In den kommenden Monaten werden in der ganzen Schweiz Informations- und Diskussionsveranstaltungen zum Thema stattfinden. Besuchen Sie eine Veranstaltung in Ihrer Nähe oder schauen Sie Hallo Velo: Freie Fahrt fürs Velo am 18. August 2019 in und um Bern. unverbindlich beim Komitee in Ihrer Wohngemeinde vorbei: Die VCS-Sektion Bern war dabei. www.konzern-initiative.ch/lokalkomitees/ Die Temperatur in der Schweiz von 1864 bis 2018 Die Erwärmungsstreifen des bri- tischen Klimawissenschaftlers Ed Hawkins zeigen die Abweichungen vom langjährigen Temperatur- durchschnitt: Je dunkelroter, desto wärmer war ein Jahr, je dunkel- blauer, desto kälter. Verständlich und überaus eindrücklich. Weitere Infos und Erwärmungs- streifen anderer Länder: www.showyourstripes.info Mehr zum Thema Klima lesen Sie im Dossier ab Seite 20. © www.showyourstripes.info VCS MAGAZIN 4/19 5
Auf vier bessere Jahre Wahlen Die Liste der verkehrspolitischen (Fehl-)Entscheide des Parlaments ist zu lang. Es braucht in den kommenden vier Jahren dringend mehr Vertreterinnen und Vertreter, die für eine nachhaltige Von Luc Leumann Umweltpolitik einstehen. Teilrevision des Luftfahrtgesetztes hat sich das © Benjamin Zumbühl Parlament für eine Halbierung der Gelder aus- gesprochen, die für ökologische Innovationen – zum Beispiel Hybrid-Flugzeuge oder effizien- tere Flugzeuge – eingesetzt werden dürfen. Ja, aber … zum Velo Das Volk hat den Bundesbeschluss Velo mit über 70 Prozent JA-Stimmen angenommen. Rückblickend bleibt trotzdem ein fahler Nach- geschmack: Das Parlament hat die – unter an- derem vom VCS lancierte – Velo-Initiative deutlich abgelehnt. Welche Verbesserungen der Bundesbeschluss für Velofahrende bringt, ist noch nicht unklar. Dieselskandal ohne Folgen Der Dieselskandal der Autohersteller blieb ohne politische Konsequenzen: Sämtliche Vor- Die Klimastreikenden fordern ein Umdenken in der Politik – am 20. Oktober können stösse dazu wurden vom Parlament abgelehnt. die Stimmberechtigten Einfluss darauf nehmen. Mehr grosse Autos mit viel CO2 D er Verkehr wächst weiter, die Klima- politik wird reduziert statt verstärkt. Das Ziel der Güterverlagerung auf die Bahn wird das Parlament beherzt in die Bundeskasse. Den ursprünglichen Vorschlag des Bundes- rats, einen Drittel der Zusatzmillionen für den Beim CO2-Ziel für Neuwagenfl tten hat der Nationalrat gar zwei Mal Verschlechterun- gen im Vergleich zum Volksentscheid zur in Frage gestellt. Autobahnen werden auch Autobahnausbau aus der Bundeskasse und Energiestrategie vorgenommen. Die Politik dann beschlossen, wenn die Kosten noch gar zwei Drittel durch die Autofahrenden zu tut alles, damit möglichst grosse Autos ver- nicht bekannt sind. Das Massnahmenpaket finanzieren, hat das Parlament umgedreht. kauft werden. zur Verkehrssicherheit (Via sicura) soll be- reits wieder rückgängig gemacht werden, und Gebremster ÖV Luc Leumann ist Koordinator Bundespolitik beim der Veloverkehr fristet weiterhin ein Schatten- Der Bahnausbau wurde zwar – wie mit VCS Schweiz. dasein. Der Blick zurück auf die verkehrspo- FABI, dem Gegenvorschlag zur ÖV-Initiati- litischen Entscheide des Nationalrats der letz- ve des VCS, beschlossen – weitergeführt. Der ten vier Jahre zeigt wenig Positives. Nur der Nationalrat wollte jedoch beim Kredit für Die Wahlen vom 20. Oktober Ständerat zeigt manchmal Hemmungen, um- neue S-Bahn- (und Bus-)Linien weniger Um die Verkehrs- und Umweltpolitik wieder weltpolitische Errungenschaften kurzerhand Geld ausgeben. Anstatt einen Drittel der un- auf die richtige Bahn zu bringen, braucht abzuschaffen. Damit sich das ändert, braucht gedeckten Kosten, die in den letzten zehn es jede Stimme. In der Mitte dieses Heftes es mehr Politikerinnen und Politiker, die sich Jahren jeweils für neue ÖV-Linien zur Ver- für Nachhaltigkeit im Verkehr und andere fügung standen, wollte er nur noch einen finden Sie (mit Ausnahme einiger Kantone) Umweltanliegen einsetzen. Jede Stimme zählt! Viertel übernehmen. Damit hätten die Aus- weitere Informationen zu den National- und bauten im Schienennetz zum Teil gar nicht Ständeratswahlen vom 20. Oktober 2019. Massloser Autobahnausbau genutzt werden können. Wie umweltfreundlich jene Politikerinnen Der Nationalrat hat sich im letzten Frühling und Politiker abgestimmt haben, die Sie vor bei der Beratung über das Ausbauprogramm Flugverkehr ohne Konsequenzen vier Jahren gewählt haben, und Informatio- Strasse 2019 diametral gegen die umwelt-, Eine Flugticketabgabe ist im Parlament trotz nen zu den Kandidatinnen und Kandidaten klima- und energiepolitischen Ziele des Bun- wachsend zunehmender Unterstützung noch finden Sie zudem unter des gestellt. Beim Strassenfonds (NAF) griff immer nicht beschlossen. Im Rahmen der www.umweltrating.ch. 6 VCS MAGAZIN 4/19
Tempo 30 – Erfolge für den VCS Lärm Der Strassenverkehr ist die wichtigste Quelle für Lärm belastungen in der Schweiz. Der VCS setzt sich gemeinsam mit seinen Sektionen für Geschwindigkeitsbeschränkungen an den Von Camille Marion neuralgischen Punkten ein. M itte Juli hat sich die Exekutive der Stadt Zürich endlich für die Einführung von Tempo 30 entlang der Mutschellen-, Rieter- Massnahme zur Lärmbekämpfung aufheben wollte. Strassenverkehr fortfahren. Es braucht die- sen Kampf für eine bessere Lebensqualität insbesondere in den Städten und Agglome- und Waffenplatzstrasse im Zürcher Quartier Ein langer Kampf rationen. Wollishofen ausgesprochen. Im Oktober 2016 In der Schweiz leidet jede siebte Person unter hatte die VCS-Sektion Zürich zusammen mit Lärm. Hauptursache ist der Strassenverkehr: 200 Anwohnerinnen und Anwohnern die Dessen Geräuschpegel überschreitet oftmals © zVg mangelhafte Lärmsanierung kritisiert und die gesetzlich festgelegten Grenzwerte. Die bekämpft. Obwohl feststeht, dass eine Tempo- Folgen für die Gesundheit sind bekannt und reduktion für bestimmte Strassen eine effi- alarmierend: Schlafstörungen, Leistungsein- ziente Massnahme gegen die Lärmimmissi- bussen, Entwicklung von Herz-Kreislauf-Er- onen darstellt, hatte sich die Regierung da- krankungen, Konzentrationsschwächen und mals gegen Tempo 30 ausgesprochen. Lesen so weiter. Sie dazu auch den Beitrag auf Seite 34. Um dem entgegenzuwirken, braucht es Auch in Genf wurde der VCS aktiv: Vor nebst der Sanierung der Strassen auch re- kurzem hat die Sektion den Kanton beim gelmässige Kontrollen. Bereits im April 2018 Rechnungshof angezeigt, damit dieser sei- reichte der VCS seine Petition gegen Stras- ne Verantwortung wahrnimmt und proble- senlärm zuhanden der Bau-, Planungs- und matische Strassen saniert. Mehr als 120 000 Umweltdirektoren-Konferenz ein. Der Text Genferinnen und Genfer leiden unter dem unterstrich die besorgniserregende Lage Strassenlärm. Für den VCS damit eine Frage und die Notwendigkeit, schnellstmöglich zu der Volksgesundheit, die ein zentrales An- handeln. Der Bund hatte die Kantone schon liegen der politischen Behörden sein müsste. früher aufgefordert, ihre Strassen bis März Erfreulicherweise gehört die Sanierung 2018 zu sanieren, dennoch waren zahlreiche der Strassen zu den vom Genfer Staatsrat Verkehrswege noch immer zu lärmig. Ende Sommer formulierten Zielen. Auch Der VCS wird in seinem Engagement wenn in erster Linie Strassen mit schall- gegen die Lärmbelästigungen durch den Im Zürcher Quartier Wollishofen darf der VCS dämpfenden Belägen ausgestattet werden einen Erfolg feiern: Tempo 30 wird als Lärmschutz- sollen, ist zu hoffen, dass in den am stärksten massnahme eingeführt. lärmgeplagten Quartieren auch Geschwin- © VCS digkeitsbeschränkungen eingeführt werden. Effizient und leicht umsetzbar Der VCS setzt sich seit Jahrzehnten für Ge- schwindigkeitsreduktionen ein – in Wohn- quartieren, aber auch entlang dicht besiedel- ter Strassenabschnitte. Tempo 30 ist effizient und leicht umsetzbar, um den vom Verkehr verursachten Lärm zu bekämpfen. Im Juni dieses Jahres wurde die Bedeu- tung von Tempobeschränkungen für den Lärmschutz auch auf nationaler Ebene ver- deutlicht. Dank der Informationsarbeit des VCS lehnte der Ständerat eine parlamenta- rische Initiative ab, die die Kompetenz der Kantone und Gemeinden für die Errichtung Bereits 2018 reichte der VCS seine Petition gegen Strassenlärm ein und forderte die Kantone von Tempo-30-Zonen auf Hauptstrassen als zum Handeln auf. VCS MAGAZIN 4/19 7
Bis 20% Ersparnis !* © Fotolia – candy1812 Ökologisches Fahren lohnt sich ! Die Eco-Motorfahrzeugversicherung für alle, die umweltbewusst fahren und Prämien sparen wollen. Schnell und einfach zur Offerte der Eco-Motorfahrzeugversicherung : – per Telefon 031 328 58 21 oder – via Internet www.verkehrsclub.ch/eco * Beispiel : Renault Zoe Life R90, gefahren von einem 35-jährigen Mann ( Kanton Zürich ). Standardprämie : Fr. 361.–, VCS-Prämie : Fr. 286.–, Ersparnis : Fr. 75.–.
© Fotolia/tauav Ein Beispiel aus dem Kanton Appenzell: Die Zersiedelung der Landschaft führt zu einem Ausbau der Strasseninfrastrukturen. Mehr Landschaft mit weniger Strassen Zersiedelung Ausserhalb der Bauzonen wird – trotz der bestehenden Gesetzgebung – munter weitergebaut. Als Folge davon nimmt der Verkehr zu, und es werden neue Verkehrsinfrastrukturen gebaut. Von Yves Chatton Die Landschaftsinitiative will dies ändern. D ie Landschaftsinitiative will der rasanten Bautätigkeit ausserhalb der Bauzonen mit klaren und strengen Richtlinien in der dratkilometer gewachsen. Das ist mehr als die Gesamtfläche von Basel, Bern, Genf und Zürich! Im gleichen Zeitraum haben die Ge- schützen. Ein Stopp der Zersiedelung aus- serhalb der Bauzonen ist von zentraler Be- deutung, um die negativen Auswirkungen Bundesverfassung ein Ende setzen. Sie ver- bäude- und die Strassenflächen inner- und der Strasseninfrastrukturen auf Natur und langt vom Bund und den Kantonen, dafür zu ausserhalb der Bauzonen prozentual glei- Tierwelt zu reduzieren sowie die Entwick- sorgen, dass die Anzahl Gebäude respekti- chermassen zugenommen – um 32 Prozent lung einer umweltschonenden Mobilität zu ve die dadurch beanspruchte Fläche in den bei den Gebäuden und um 15 Prozent bei fördern. Nichtbauzonen nicht zunehmen. Gleichzei- den Verkehrsinfrastrukturen. tig sollen die Bedürfnisse der Landwirtschaft Diese neuen Verkehrsinfrastrukturen Yves Chatton leitet politische Kampagnen für den berücksichtigt werden. Der Trägerverein «Ja hängen direkt mit der Zersiedelung zusam- VCS Schweiz. zu mehr Natur, Landschaft und Baukultur» men und sind an der Zubetonierung der hat die Initiative lanciert, der VCS Verkehrs- Nichtbauzonen mitbeteiligt. Die ersten Op- VCS Club der Schweiz unterstützt sie. fer davon sind die Wildtiere: Jede zusätzli- Sind die geltenden Gesetze nicht gut genug, che Strasse zerschneidet und schädigt die um die Schweizer Landschaft zu schützen? Landschaft und damit auch die Biotope und aktiv! Th oretisch schon: Die klare Trennung zwi- die Faunakorridore, auf denen die Wildtiere schen Bauland und Nichtbauland ist eines der unterwegs sind. grundlegenden Prinzipien der Raumplanung in der Schweiz. Doch in den letzten Jahrzehn- Jetzt handeln ten hat das Parlament dieses System konstant Zudem hat die Zersiedelung einen direkten Initiative unterstützen geschwächt, indem es viele Ausnahmen für Einfluss auf unsere Mobilität. Je mehr Gebie- Bauten – Gebäude wie Verkehrsinfrastruktu- te überbaut sind, umso mehr Strassen wer- Zum Erfolg der Landschaftsinitiative kön- ren – ausserhalb der Bauzonen machte. den benötigt, um diese zu erschliessen. Um- nen alle beitragen: Sammeln Sie Unter- gekehrt fördern die neuen Strassen auch die schriften in Ihrem Umfeld und senden Zersiedelung verursacht Verkehr Ausdehnung der Wohngebiete; die täglichen Sie uns den diesem Heft beiliegenden Entsprechend hat die Zersiedelung ausser- Distanzen, die Abhängigkeit vom Auto und Bogen zurück. halb der Bauzonen stark zugenommen. Ge- der Bedarf an neuen Strasseninfrastruktu- Mehr Infos zur Landschaftsinitiative mäss Bundesamt für Raumplanung sind die ren nehmen weiter zu. und ihrer Zwillingsschwester, der Bio- überbauten Flächen ausserhalb der Bauzo- Es braucht dringende Massnahmen, um diversitätsinitiative, finden Sie unter nen zwischen 1985 und 2009 um 186 Qua- die Natur und die Schweizer Landschaft zu www.biodiversitaet-landschaft.ch. VCS MAGAZIN 4/19 9
Tipps, Tricks und Räubergeschichten Mobilität im Alter Das Bedienen der Billettautomaten ist für viele Seniorinnen und Senioren eine Herausforderung. Erlernen können sie es in den Mobilitätskurse «Mobil sein und bleiben». Das VCS-Magazin Text und Bild: Nelly Jaggi durfte in Willisau eine Gruppe begleiten. W illisau an einem kalten Morgen im Mai. Am Bahnhof treffen sich 15 ältere Men- schen. Ihr gemeinsames Vorhaben: die Angst vor dem Billettautomaten überwinden – im halbtägigen Kurs «Mobil sein und blei- ben» (Details siehe Kasten). Bevor es in Richtung Kurslokal losgehen kann, sorgt das Missgeschick einer Teilneh- merin für ersten Gesprächsstoff: Sie hat für die Anreise ein falsches, viel zu teures Bil- lett gelöst und will zuerst an den Schalter, um es umzutauschen. Wenig später sitzen die Seniorinnen und Senioren – Letztere in Unterzahl und meist in Begleitung Ersterer – auf ihren Stühlen. Eine kurze Umfrage zeigt: Einige der Teilnehmenden haben ein Halbtaxabonnement; ein Generalabonne- ment (GA) besitzt niemand. Die Mehrheit ist nämlich, wie sie mir später beim Kaffee erzählen werden, momentan noch mit dem Übung macht die Meisterin – das gilt auch für das Bedienen des Billettautomaten. Auto unterwegs. Expertenwissen … Es geht sowohl um Tempo-30-Zonen, an- Am Ende steht fest: Das entspreche seinen Erfahrungen, sagt gepasste Geschwindigkeit und den richtigen Die grösste Angst ist überwunden, doch Kursleiter und -organisator Elias Vogler, in- Ort, um sicher eine Strasse zu überqueren, nur Übung macht den Meister. zwischen designierter Geschäftsleiter des als auch um Taschendiebstahl, das richtige Seniorinnen und Senioren sind mit dem VCS Luzern. Nach einer kurzen Einfüh- Verhalten am Geldautomaten und Enkel- ÖV günstiger unterwegs als mit dem Auto. rung übergibt er das Wort den anwesenden trick-Betrügereien. Der halbstündige Block Ein Umstieg lohnt sich also sowieso. Expertinnen und Experten: Manuela Ade- endet damit, dass wir uns gegenseitig im Wer sich ein GA leistet, darf den Automa- mi erläutert die Eigenheiten des regionalen Erzählen von Räubergeschichten überbieten. ten gar (weiterhin) getrost ignorieren. Verkehrsverbundes «Passepartout». Hilmar Matter, Leiter des BLS-Reisezentrums Wil- … und ungeahnte Möglichkeiten lisau, ist für die nationalen Bahnangebote Der zweite Block führt uns schliesslich an Mobilität im Alter – die Angebote zuständig. Und Roland Jost von der Luzer- den Billettautomaten. Hilmar Matter macht Die kostenlosen Kurse «Mobil sein und ner Polizei klärt die – noch – mehrheitlich die Teilnehmerinnen mit den wichtigsten bleiben» werden an über 80 Standorten Autofahrenden über die Herausforderungen Funktionen – die sich übrigens je nach Mo- angeboten. Nebst der Bedienung der Billett- und Gefahren auf, die für ältere Menschen dell durchaus voneinander unterscheiden automaten inklusive Tipps und Trick lernen im Strassenverkehr lauern. können – vertraut. Matter entpuppt sich Nach dem Th orieblock – und einer ge- als wahrer Meister und kennt allerlei Tipps die Teilnehmenden das Angebot des öffent- mütlichen Pause mit Kaffee und Gipfeli – und Tricks, wie Billette verschiedener Ver- lichen Verkehrs und die aktuellen Strassen- geht es für den Praxisteil in Kleingruppen kehrsverbünde clever kombiniert werden verkehrsregeln kennen. Sämtliche Kurse und zurück zum Bahnhof. Ich schliesse mich können. Informationen finden Sie unter einer Gruppe von fünf Frauen an. Zuerst Den Abschluss macht die Schulung durch www.mobilsein.ch. steht die Schulung durch die Polizei auf dem Manuela Ademi. Obwohl die fünf Frauen Die VCS-Broschüre «Sicher mobil sein und Programm. Verständlich und mit viel Hu- inzwischen ordentlich frieren, entlocken sie bleiben» können Sie bestellen oder als PDF mor klärt Roland Jost über die grössten Ge- dem Automaten allerlei – vom Einzelbillett herunterladen unter fahren im (Verkehrs-)Alltag auf. über die Tageskarte bis hin zum Monatsabo. verkehrsclub.ch/themen/ratgeber. 10 VCS MAGAZIN 4/19
20 Jahre – das feiern wir Pedibus Fotoausstellungen, Umzüge, Spiele, Chöre … Zum Schulanfang und während des Internationalen Tags «Zu Fuss zur Schule» bereitet der VCS dem Pedibus ein Fest. Denn das Projekt feiert heuer seinen Von Brendan Drezen 20. Geburtstag. «D er Schulweg ist ein viel zu magi- © Niels Ackermann/Lundi 13 sches Abenteuer, als dass man ihn durch ein Autofenster erleben dürfte», sagt Niels Ackermann. Er gehört zu den Fotogra- fen, deren Bilder zum 20-Jahr-Jubiläum des Pedibus’ im September in neun Schweizer Städten gezeigt werden. Das Projekt Pedibus ermöglicht Eltern, die Begleitung ihrer Kinder auf dem Schulweg un- tereinander aufzuteilen. Der allererste Pedi- bus in der Schweiz entstand 1999 dank der Initiative einer Elterngruppe aus dem Lausan- ner Fleurettes-Quartier. Ab 2002 dehnte der VCS Verkehrs-Club der Schweiz die Pedibus- Kampagne auf die ganze Westschweiz aus. Inzwischen vereint das partizipative Projekt tausende Kinder auf vielen hundert offiziellen und zahlreichen inoffiziellen Linien. Abenteuer Pfütze und Co. Zur Feier des 20-Jahr-Jubiläums illustriert eine Fotoausstellung die Abenteuer und Freu- den des Schulwegs, und zwar aus der Perspek- tive von rund zwei Dutzend Pedibus-Kindern. Verwirklicht wurde sie vom VCS zusammen mit den Fotografen der Agentur Lundi13. Jeder Fotograf hat seinen eigenen Blick- winkel, aber zustande kamen die Porträts alle auf dieselbe Weise: Im Vorfeld fragten die Eltern ihre Kinder, was sie an ihrer Pedi Genauso wie diese Botschafterin des Walliser Pedibus’ gehen manche Kinder liebend gern bei bus-Strecke besonders mögen. So kamen die strömendem Regen zur Schule. Fotografen anlässlich der Shootings ganz einfach ins Gespräch mit den Kindern und konnten deren Freuden auf dem Schulweg bus geht mit der Zeit und erneuert sich genau und Schüler, ihre Eltern, Lehrerpersonen ungekünstelt einfangen. wie die Schar der teilnehmenden Kinder: sowie Persönlichkeiten und Sportler, die die Den Schulweg zu Fuss zurückzulegen, Alle Plakate, Broschüren und der Internet- Kampagne unterstützen, mit dem Pedibus sei für ein Kind nie banal, sagt Ackermann. auftritt werden neu gestaltet. Aufgrund sei- unterwegs sein. Ein Unterhaltungsangebot Ein Mäuerchen, ein Brunnen, ein Baum oder ner immer grösseren Beliebtheit steht dem ergänzt hier und dort die spielerischen Um- eine Pfütze werden unvermittelt zum Aben- Pedibus eine glänzende Zukunft bevor; er züge. «Dank dem Pedibus wird der Schulweg teuer- und Erkundungsterrain. Die aus- dürfte noch viele Kindergenerationen dazu zum Anlass, Neues zu entdecken und da- gestellten Fotoserien sollen aufzeigen, wie anhalten, sich zu Fuss auf den Schulweg zu rüber ins Gespräch zu kommen», fasst der unterschiedlich diese Alltagsstrecken und machen. Westschweizer Programmkoordinator Rod- -entdeckungen je nach Region seien. Am 20. September 2019, anlässlich des rigo Luruena zusammen. festlicher als je ausgerichteten Internationa- Rundum neu len Tags «Zu Fuss zur Schule», feiern auch die Brendan Drezen ist Projektmitarbeiter im Bureau Zum Jubiläum bekommt die Pedibus-Kam- bestehenden Linien das Pedibus-Jubiläum. romand des VCS in Genf. pagne ein neues Erscheinungsbild. Der Pedi- An diesem Tag werden alle Schülerinnen VCS MAGAZIN 4/19 11
Ein Verkehrs-Club als Gegengewicht zur Autolobby 40 Jahre VCS In den 70er-Jahren wich die Euphorie fürs Automobil allmählich der Ernüchterung. Die Zeit war reif für eine Gegenbewegung zu den grossen Autoverbänden. Ein Rückblick mit Martin Sommer, Von Nelly Jaggi Gründungsmitglied und erster Geschäftsführer des VCS. F ortschritt, Wohlstand – bessere Stras- sen, längere Autobahnen: Die Zukunfts- euphorie der Nachkriegszeit fand in den TCS, ACS, … VCS! Zur selben Zeit wurde der WWF hellhörig, er sah in Hinblick auf den Umweltschutz im beizutreten. «Wir wollten Mitglieder, die un- sere Idee unterstützen. Die Dienstleistungen haben es ihnen ermöglicht, vom TCS oder 60er-Jahren ihren direkten Niederschlag in Verkehrsbereich dringenden Handlungsbe- vom ACS wegzugehen», erklärt er. Die Ab- der Planung der Verkehrsinfrastruktur. Ei- darf. Im Mai 1978 gab er den Impuls zur Bil- sicht, den Mitgliedern eine menschen- und ner, der sich gut an die damalige Aufbruchs- dung einer zehnköpfigen Initiantengruppe, umweltfreundliche Alternative zu den be- stimmung erinnern kann, ist Martin Som- darunter Sommer, um ein Gegengewicht stehenden Clubs zu bieten, hat, so Sommer, mer. 1969 wurde der damals 24-Jährige zur Autolobby zu finden. «Man wusste, dass auch die Wahl des Namens beeinflusst: «Mit Werbeleiter des Touring-Clubs der Schweiz ich beim TCS war und auch, warum ich den VCS Verkehrs-Club der Schweiz haben wir (TCS) in Genf. TCS verlassen hatte», erzählt Sommer rück- uns ganz bewusst in eine Reihe mit dem TCS Anfang der 70er-Jahre regten sich erste blickend. Bereits an einer der ersten Sitzun- und dem ACS gestellt.» Widerstände: Die negativen Folgen des Stras- gen waren sich alle zehn – neun Männer und senverkehrs wurden zu einem politischen eine Frau – einig, dass sie eine neue, gesamt- Eine gut durchdachte Struktur Th ma, mehrere Volksinitiativen forderten schweizerische Organisation gründen woll- Damit die Statuten nicht zu einem späteren konkrete Handlungen. Die Autoverbände, ten. «Mit klaren verkehrspolitischen Zielen Zeitpunkt zugunsten kommerzieller (Auto-) die bis anhin als neutrale Dienstleister auf- und mit den gleichen Basisdienstleistungen Interessen verwässert werden konnten, ent- getreten waren, stellten sich mit massiven wie der TCS», sagt Sommer. «Obwohl eine schied sich die Initiantengruppe vorgän- Kampagnen gegen die laut werdenden For- Skepsis gegenüber Dienstleistungen für Auto- gig für die Gründung einer Stiftung. De- derungen. Diesen Wandel spürte auch Som- fahrer natürlich schon da war.» ren Zweckartikel abzuändern geht nämlich mer: «Mir wurde bewusst, dass ich nicht für Sommer setzte sich aber vehement für nur über grosse Hürden. Die Schweizerische einen Dienstleistungsbetrieb, sondern für diese Lösung ein. Denn wer in den 70er-Jah- Verkehrsstiftung erwies sich als Glücksfall. eine einflussreiche Autolobby-Organisation ren Pannenhilfe für sein Auto in Anspruch «Ich staune noch heute, wie wir es geschafft arbeitete.» Er kündigte seine Stelle, heuerte nehmen oder einen Schutzbrief fürs Ausland haben, bei den Direktoren der Versiche- bei einem Lehrmittelverlag an und zog nach abschliessen wollte, war praktisch gezwun- rungsgesellschaften vorzusprechen. Die Lis- Herzogenbuchsee. gen, einem der bestehenden Automobilclubs te der Stifter mit den vielen bekannten Per- sönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Kultur hat uns dabei geholfen», erzählt Som- mer und verweist mit einem Lachen auf das © VCS/Martin Hänni Geschenkbox zum Jubiläum Gründungsfoto, das mehrheitlich bärtige Männer zeigt. Zu unserem 40-Jahr-Jubiläum offerie- In Hinblick auf die Vereinsgründung ren wir unseren Mitgliedern eine tolle drängte sich eine Professionalisierung auf. Geschenkbox mit vier nützlichen Out- Auf der Suche nach einem Geschäftsführer door-Artikeln: wurde bald Sommers Name genannt – auch Taschenmesser mit 10 Funktionen aufgrund seiner TCS-Erfahrung. Eine siche- LED-Taschenlampe re Stelle kündigen im Austausch mit einem 400-ml-Trinkflasche Job in einer noch nicht mal existierenden Taschenapotheke mit den wichtigsten Organisation? Doch Sommer war überzeugt Verbandsmaterialien von der Idee und konnte auf die Unterstüt- Bestellt werden kann die Box für Fr. 35.— zung seiner Familie zählen. Er willigte ein, (inkl. Porto und Jubiläumsverpackung) unter der Bedingung, dass der Sitz der neuen telefonisch unter 031 328 58 58 oder per Organisation in Herzogenbuchsee sein wür- E-Mail unter vcs@verkehrsclub.ch. de. Zog er doch dorthin, weil sich das Dorf 12 VCS MAGAZIN 4/19
© VCS © VCS/Nelly Jaggi Martin Sommer (r.) während eines Gesprächs mit dem damaligen Bundesrat Otto Stich im Jahr 1985 … aufgrund der Infrastruktur und der Lage für ein Leben ohne eigenes Auto eignete. Am 2. Oktober 1978 nahm Sommer seine Arbeit auf – in einer Drei-Zimmer-Wohnung an der Bahnhofstrasse in Herzogenbuchsee, ausgerüstet mit einem Wandtelefon und ei- ner Schreibmaschine. Zehn erfolgreiche Jahre … … und 2019 vor den ersten VCS-Büroräumlichkeiten in Herzogenbuchsee. Das Medienecho zur VCS-Gründung war erstaunlich positiv. Natürlich gab es auch Skepsis und Kritik. So titelte die Presseagen- tur spk beinahe schon kreativ: «VCS: Mit platten Reifen in die Sackgasse». Der Text 76 Prozent der VCS-Mitglieder gaben an, Verkehrsclub Deutschland, 1988 der Ver- wurde in mehreren kleineren Zeitungen ab- dass die verkehrspolitische Haltung für ihre kehrsclub Österreich und 1990 in England gedruckt. Fünf Jahre nach der Gründung er- Mitgliedschaft massgebend sei – beim TCS die Environmental Transport Association. schien in der «Auto-Illustrierten» unter dem waren es lediglich 6 Prozent. Anders sah es Unter seiner aktiven Mithilfe wurde im glei- chen Jahr der europäische Dachverband Transport & Environment (T&E) mit Sitz «Mir wurde bewusst, dass ich nicht für einen in Brüssel gegründet; Sommer war bis 1991 T&E-Vizepräsident. Dienstleistungsbetrieb, sondern für eine einflussreiche Tempo-30-Zonen, Weltklasse-ÖV oder Autolobby-Organisation arbeitete.» Martin Sommer Schulwegsicherheit – der VCS hat ein reich- haltiges Palmarès. Wie sieht Sommers Bilanz aus? «Der VCS hat in seinen 40 Jahren viel Titel «Die Mies-Macher» eine sechsseitige bei den Dienstleistungen aus. Während 88 erreicht und wichtige Impulse in der schwei- Geschichte über den VCS. Zwar beinhaltete Prozent der TCS-Mitglieder angaben, wegen zerischen Verkehrspolitik gegeben. Aber es sie mehrheitlich üble Nachrede und ein weit- der Dienstleistungen Mitglied zu sein, waren braucht weiterhin einen starken, aktiven, gehend frei erfundenes Interview mit Som- es beim VCS nur 33 Prozent. 1989 zählte der innovativen VCS mit viel Courage – nicht mer, doch ein Satz im Lead zeigt, zu welch VCS bereits über 100 000 Mitglieder. weniger als zur Zeit seiner Gründung», bi- ernst zu nehmendem Akteur der VCS inzwi- lanziert er. schen geworden war: «Bei seiner Gründung … mit internationaler Ausstrahlung als harmloses, alternatives Häufchen belä- Nach zehn erfolgreichen Jahren als VCS- chelt, entwickelte sich der VCS innert fünf Geschäftsführer gab Sommer sein Amt Jahren zum gut organisierten, aufsässigen ab. Sein verkehrspolitisches Wirken zeig- Autogegner.» te über die Schweizer Grenzen hinaus Wir- 1986 sollte eine VOX-Analyse den Visio- kung. Er half beim Aufbau ausländischer nen der Gründungsmitglieder recht geben: Schwesterclubs mit: So entstanden 1986 der VCS MAGAZIN 4/19 13
NEWS AUS DER VELOWELT Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz setzt sich für eine menschen- und umweltgerechte Mobilität ein. Unsere Aufgabe ist wichtiger denn je. Wasserdichte Fahrrad-Aktentasche Beim VCS Schweiz bieten wir per 1. August 2020 eine Die «Commuter-Bag Two Urban» ver- Lehrstelle als Kauffrau/Kaufmann (E- Profil) bindet urbanes Design mit wasser- dichter Funktion. Das PU-beschichte- Während deiner Lehrzeit übernimmst du vielfältige Aufgaben in der Post- te Mischgewebe aus Cordura passt bearbeitung, der Mitgliederadministration, der Versicherungsabteilung, der mit seiner textilen Optik perfekt zum Buchhaltung und im Personalwesen. Überall wirst du von motivierten Berufsleuten unterstützt und begleitet. Casual- oder Business-Outfit – ideal für den (Rad-)Weg ins Büro, zur Uni Besuchst du die Sekundarschule oder absolvierst du ein Zwischenjahr? Hast du gute Noten in Deutsch, Französisch und Englisch sowie oder für die City. Die Commuter-Bag Mathematik? Bist du teamfähig, zuverlässig und freundlich? ist «made in Germany», PVC-frei und Falls du all diese Fragen mit JA beantworten kannst, bewirb dich mit deinen wahlweise mit Quick-Lock-System 2.1 vollständigen Unterlagen (Motivationsschreiben, Lebenslauf mit Foto, oder 3.1 erhältlich. Zeugnissen, Multicheck und sofern vorhanden Schnupperzeugnisse etc.) nur online unter: Schnellen Zugriff zum Hauptfach der wasser- dichten Fahrrad-Aktentasche ermöglicht der höhenverstellbare Deckel- www.verkehrsclub.ch/jobs verschluss, der mit zwei modischen Ich bin Silvia Kamm, Berufsbildnerin beim VCS Schweiz. Wenn Du Fragen Metallsteckschnallen verschlos- hast, ruf mich doch einfach an. (Tel. 031 328 58 75). Ich gebe Dir gerne weitere Auskünfte. sen wird. Im Inneren hilft ein Or- ganizer mit Taschen für ein Tab- let (8«oder 10») Ordnung zu halten, das Notebook findet im gesonderten Fach Platz. Smart- phone, Schlüssel und Co. passen griffbereit in die Außentasche (nicht wasserdicht). Verantwortlich für den Inhalt des Beitrags ist die Ortlieb Sportartikel GmbH VCS Verkehrs-Club der Schweiz Personalleitung Aarbergergasse 61, 3001 Bern www.verkehrsclub.ch GRÜHNE GRUENE.C Bauen für Mensch und Umwelt: Lösungen für nachhaltiges Bauen von Schweizer. Fassaden Holz/Metall Falt- und Schiebewände Briefkästen und Paketboxen Solarsysteme E R K L I M A UNS DE I N E W A H L T. GRÜNE. JETZ Ernst Schweizer AG, 8908 Hedingen, www.ernstschweizer.ch 14 VCS_Magazin_InseratC_DE_96-132mm_4c.indd VCS MAGAZIN 4/19 1 03.06.2019 16:19:39
Der Wind hat gedreht Öffentlicher Verkehr Die Nachfrage nach internationalen Nacht- zugverbindungen ist gross. Das belegt eine im Auftrag des VCS durchgeführte Umfrage. Doch aus der Schweiz verkehrt heute nur Von Laura Schmid noch eine Handvoll Nachtzüge. I n den letzten Jahren sind die SBB vollstän- © zVg dig aus dem Nachtzuggeschäft ausgestie- gen. Sie begründeten dies mit der fehlenden Nachfrage – für ein Angebot, das sie notabe- ne so gut wie gar nicht beworben hatten. Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz ist über- zeugt: Die SBB haben mit dieser Nicht-Ver- marktungsstrategie über Jahre hinweg ihren Teil zur sinkenden Nachfrage beigetragen. Wer heute per Nachtzug aus der Schweiz ins Ausland reisen will, muss sich die Ange- bote selber zusammensuchen und auf An- bieter aus den Nachbarländern zurückgrei- fen. Dadurch werden einfach buchbare – und ebenso einfach vermeidbare – Kurzstrecken- flüge unnötig attraktiv. Die Nachfrage ist da Auf Petitionen und Anfragen rund um das fehlende Angebot lieferten die SBB jahrelang immer dieselbe Antwort: Es ist keine Nach- frage vorhanden. Der VCS wollte es genau- er wissen. Diesen Frühling hat er durch das Meinungsforschungsinstitut gfs eine reprä- sentative Umfrage durchführen lassen. 1209 Personen aus der ganzen Schweiz wurden zu Mit dem Zug verreisen: Das forderte im Juni in verschiedenen Städten eine spielerische ihrem Reiseverhalten befragt. 62 Prozent ga- Aktion der Umweltplattform UP. ben an, dass sie grundsätzlich zu internatio- nalen Nachtzugreisen bereit sind. Das belegt: Die Nachfrage nach Nacht- verkehr als echte Alternative zum klima- lastet und rentabel. Ein Nachtzugnetz von zügen ist gross. Die klare Mehrheit der Be- schädlichen Flugverkehr etablieren. der Schweiz aus würde auf grosse Beliebtheit völkerung ist bereit, mit dem Nachtzug zu stossen. Das kann der VCS mit seinen Um- reisen. Das erstaunt nicht: Mit der wach- Rückenwind für Vorstösse frageergebnissen belegen. Und das gibt den senden Sorge ums Klima rückt immer stär- Nebst zahlreichen Bestrebungen zur Ein- hängigen Vorstössen Auftrieb. ker ins Bewusstsein, wie schädlich Flugrei- führung einer Flugticketabgabe sind zurzeit sen sind. Entsprechend vermissen Reisende im Parlament vier Vorstösse hängig, die for- Laura Schmid ist ÖV-Spezialistin beim VCS Schweiz klimafreundliche Alternativen. dern, den internationalen Bahnverkehr zu und leidenschaftliche Lindy-Hop-Tänzerin. Für ihr Hobby reist sie mehrmals pro Jahr mit dem Nachtzug Dass der Wind gedreht hat, haben auch verbessern und insbesondere das Nachtzug- an Tanzfestivals in ganz Europa. die SBB gespürt und prüfen momentan den netz wiederzubeleben. Einer davon verlangt, Wiederaufbau eines Nachtzugangebots. Der dass Nachtzugverbindungen durch den Bun- VCS begrüsst diesen Schritt und fordert desrat bestellt und ausgeschrieben werden, rasch Angebote für internationale Nacht ähnlich wie der Regionalverkehr durch Kan- zugreisen. Mit zeitgemässem Marketing tone. Dies wäre für die Schweiz vermutlich sollen die Angebote beworben und damit ei- nicht einmal besonders teuer. Denn die be- nem breiten Publikum bekannt werden. Nur stehenden Nachtzuglinien, die heute von so kann sich der internationale Schienen- der ÖBB betrieben werden, sind gut ausge- VCS MAGAZIN 4/19 15
NEUE ENERGIE FÜR DIE KLIMA- POLITIK. UMWELTPOLITIK VORANTREIBEN. AM 20. OKTOBER SP WÄHLEN.
© Fabian Lütolf Das Nonplusultra: ein breiter, vom restlichen Verkehr abgetrennter breiter Veloweg. Zeit für eine Velo-Offensive Velofahren Nach dem überaus deutlichen JA zum Bundesbeschluss Velo verlangt der VCS eine nationale Offensive für das Velo: damit schon bald möglichst viele Menschen aufs Velo umsatteln. Der VCS- Von Myriam Holzner Forderungskatalog erzielte ein breites Medienecho. F ast drei Viertel der Stimmenden sagten am 23. September 2018 JA zum Bundes- beschluss Velo. Ein eindrückliches Resultat! Veloweg-Netz auch für den Alltag Für den Freizeitverkehr stehen mit dem Netz von SchweizMobil zahlreiche Wege zur Ver- Weitere Forderungen betreffe Parkplätze, velospezifische Unfallforschung, Normen für Verkehrsinfrastruktur, Velosignalisation Neun Monate später präsentierte der VCS fügung – für den Alltagsverkehr sind jedoch bei Baustellen. «Nötig und hilfreich sind In- Verkehrs-Club der Schweiz als Erster kon- direktere Verbindungen gefragt, die ein zü- formationskampagnen, damit Vorgaben und krete Vorschläge zur Umsetzung des Verfas- giges Vorankommen von A nach B erlauben. Regeln der Öffe tlichkeit bekannter werden. sungsartikels: An einer Medienkonferenz in Der VCS schlägt vor, diese – in Analogie zu Denn schon die heute gültigen Regeln bezüg- Bern präsentierte das VCS-Präsidium einen den Schildern des Strassenverkehrs – in grü- lich Radstreifen, Velosäcken, Kreisverkehr umfassenden Forderungskatalog. Mitarbei- ner Farbe (für Schnellrouten und Hauptver- und mehr sind längst nicht allen Velo- bzw. tende des Zentralsekretariats hatten diesen bindungen) und blauer Farbe (für Nebenver- Autofahrenden bekannt», sagt Vielradler zusammen mit den Sektionen erarbeitet. bindungen) zu markieren. Blumer. Ein Masterplan Velo … Aufhebung der Benutzungspflicht Der VCS-Forderungskatalog im Wortlaut ist Für den VCS ist klar: Um ein lückenloses, Die heutige Benutzungspflicht für Radwege abrufbar unter www.vcs-velo.ch. sicheres Netz von Velowegen zu realisieren, ist aus Sicht des VCS aufzuheben: Jede Ve- braucht es die koordinierte Zusammenarbeit lofahrerin soll selber entscheiden, ob sie lie- Myriam Holzner ist Leiterin Kommunikation und des Bundes mit den Kantonen, den Gemein- ber auf dem Radweg fährt oder auf der par- Sensibilisierung beim VCS Schweiz und hat die VCS-Abstimmungskampagne JA zum Bundes den sowie den kompetenten Fachverbänden. allel verlaufenden Strasse. «Schnelle, geübte beschluss Velo geleitet. Bewährtes Mittel dafür ist ein Masterplan. Radler – egal ob Rennradfahrerin oder E-Bi- ker – werden wohl eher auf der Strasse fah- … unter Führung des Bundes ren. Gemütlichere und unsichere Velofahrer Das heutige Flickwerk und die grossen Un- fühlen sich dadurch auf dem Veloweg noch terschiede zwischen Kantonen und Gemein- sicherer», sagt VCS-Präsident Ruedi Blumer. den zeigen: Der Bund muss eine Führungs- Gute Veloinfrastruktur gesucht rolle übernehmen und dafür sorgen, dass Der rechteste Meter dem Velo! Ein tolles Beispiel für gute Veloinfrastruktur ist Bewährtes in anderen Kantonen und Regi- Das Velo wird auch weiterhin zum Strassen- die neue Kernfahrbahn in Hergiswil (NW) – siehe onen übernommen und Neues erdacht, er- verkehr gehören – und es fordert als klima- Seite 43. Der VCS will solche Beispiele als Modelle probt und bei Erfolg umgesetzt wird. freundliches, lärmfreies und gesundes Ver- kehrsmittel seinen Platz: Der rechteste Meter für künftige Verkehrs- und Raumplanung über Anschubprogramm des Bundes Strasse soll künftig von anderen Verkehrs- Kantonsgrenzen hinweg bekanntmachen. Die Umsetzung eines durchgehenden Velo- mitteln nur im Ausnahmefall befahren wer- Kennen Sie eine gelungene Veloinfrastruktur aus weg-Netzes kostet Geld. Wenngleich Velo- den. Prinzipiell sollen Radstreifen markiert Ihrer Region? Das kann eine Kleinigkeit wie eine Infrastruktur im Vergleich zu Autobahnen werden, die halb so breit sind wie die parallel Verkehrsinsel sein – oder auch ein ganzes Bau- sehr günstig ist: Eine Anschubfinanzierung verlaufende Auto-Fahrspur. Beim Überholen werk wie eine Velobrücke. seitens des Bundes ist nötig, um innert nütz- von Velos soll – wie in diversen europäischen Füllen Sie unseren Fragebogen licher Frist ein durchgehendes Netz von Ländern längst üblich – ein Mindestabstand aus unter www.verkehrsclub.ch/ Velowegen zu realisieren. von 1,5 m gelten. velo-infrastruktur. VCS MAGAZIN 4/19 17
Vorbild Amsterdam – auch in Uganda Velofahren Amanda Ngabirano ist Stadtplanerin und Lehrbeauftragte an der Universität Kampala in Uganda. Sie kämpft für die Velo förderung in der Hauptstadt – ein Umweltanliegen mit praktischem, Text und Bild: Claude Marthaler aber auch sozialem Hintergrund. nen, stellt aber fest, dass in Holland sogar Kinder Zweirad fahren. Schliesslich wird sie doch noch so kühn, für 60 Euro eine «Ga- zelle» zu erstehen. Unterwegs zu sein, kostet sie von da an nichts mehr. Und sie entdeckt auch gleich die Freude am Fahrtwind. Frauen und Fahrräder Ngabiranos Helden von Kampala sind die Velofahrenden: «Sie sind freie Menschen; sie hatten den Mut, eine Fortbewegungsart zu wählen, die vielen Leuten nicht passt. Sie kennen die Vorteile, aber auch die Gefahren, wenn sie durch ihre Stadt radeln.» Ihr Sohn träumt davon, dass seine Mutter Präsidentin wird: «Damit unser Land ein Radwegnetz bekommt.» Der Verkehr ist tatsächlich chao- tisch, die Realität erdrückend und grausam. Die Vorschläge der Stadtplanerin werden auf Amanda Ngabirano mit dem Spitznamen «Madam Bicycle» anlässlich der Velo-City 2019 in Dublin. Twitter mit vernichtenden Posts zwischen Beleidigung und kaum verhüllten sexuellen Anspielungen quittiert. A manda Ngabirano spricht vom Velo als einem unbezahlbaren «Schatz». Es fehlt nie viel, und «Madam Bicycle» von Kampala, nutze betrachtet. Frauen auf einem Velo hin- gegen gelten als Bad Girl.» Als Frau, Radfah- rerin und Intellektuelle – und dies in einem Ngabirano ist trotzdem von der zentra- len Bedeutung des Velos für den Alltag der Frauen überzeugt. Ausserhalb von Kampala wie man sie auch nennt, wird zur Veloflüste- armen Land – ist Ngabirano gleich in dreifa- erleichtert es ihnen das Leben. Es ersetzt den rerin – jedenfalls tut sie genau das, wenn sie cher Hinsicht benachteiligt. Esel und spielt eine wichtige Rolle bei der einem Drahtesel begegnet. Zweiräder haben Mit 30 Jahren kam sie als Studentin nach Verteilung landwirtschaftlicher Produkte, in ihren Augen eine Seele. Amsterdam und erlebte einen emotionalen als Zugangsmöglichkeit zu Sozialdiensten In der Familienfrau und passionierten Schock angesichts der vielen Velos und der und beim Einkaufen. Radfahrerin steckt allerdings eine hoch qua- Mittel, die in die Infrastruktur für Zweirä- In manchen Regionen des Landes fahren lifizierte Stadtplanerin und Professorin der der investiert werden. Zunächst wirft sie die die Frauen mit aller Selbstverständlichkeit Makerere-Universität. Sie, die nichts von «Unzucht auf zwei Rädern» und die auf dem Velo, transportieren sogar grosse Lasten und Leerläufen hält, ist seit 2006 unermüdlich Kopf stehende Gesellschaftspyramide aus haben die Kinder auf dem Rücken mit dabei. damit beschäftigt, ihre Regierung von der der Bahn: «In Uganda fressen die Mobilitäts- «Das Velo ist ein Mittel, sich aus der Ab- Notwendigkeit eines Masterplans für die kosten 80 Prozent der Einkommen auf, aber hängigkeit von den Männern zu lösen.» So Hauptstadt und Investitionen in die sanfte nicht ein Politiker würde Velo fahren. Der sah es auch Léopold Senghor, als er schrieb: Mobilität zu überzeugen. Hubraum des Fahrzeugs bestimmt, wer je- «Frauen zu bilden, bedeutet Bildung für ein mand ist. In Holland hingegen radeln sogar ganzes Land.» Ngabirano lässt denn auch Bad Girl auf zwei Rädern jene, die reicher sind als ‹unsere› Reichen, nicht locker. Sie träumt davon, Kampala zu Ngabiranos Mutter verbot ihrer Tochter eine verkehrte Welt!» «amsterdamisieren» und 2022 die interna- einst, Fahrrad zu fahren – dem älteren Bru- Anfänglich reagiert Ngabirano mit blan- tionale Radverkehrskonferenz Velo-City in der aber natürlich nicht. Der Grund? «Du ker Ablehnung aus Angst, sich nie mit den ihrer Stadt zu organisieren. könntest deine Jungfräulichkeit verlieren.» Fahrrädern und der «falschen» Richtung ab- Noch heute gilt: «In Afrika fährt man als finden zu können – in der ehemaligen engli- Claude Marthaler ist Autor und passionierter Frau nicht Velo. Arme haben das Recht, in schen Kolonie Uganda wird links gefahren. Velofahrer. die Pedale zu treten, werden aber als Nichts- Also glaubt sie, aufs Velo verzichten zu kön- 18 VCS MAGAZIN 4/19
Weniger Verkehr dank Digitalisierung Automatisiertes Fahren Welche Auswirkungen hat die Digitalisierung auf das Verkehrsverhalten? Welche Wirkungen ergeben sich daraus auf Mensch und Umwelt? Der VCS bezieht in einem Positionspapier zur Von Nelly Jaggi Digitalisierung mit Fokus automatisiertes Fahren Stellung. D ie Digitalisierung wird den Verkehr in Um die Chancen zu nutzen und die Risi- © muellerluetolf.ch den kommenden Jahren und Jahrzehn- ken zu minimieren, müssen aus Sicht des VCS ten stark verändern und birgt ebenso Chan- Verkehrs-Club der Schweiz bestimmte Vor- © muellerluetolf.ch cen wie Risiken. Sie kann sich positiv auswir- aussetzungen erfüllt sein. Dass es technisch ken, hin zu einer effizienteren Nutzung der problemlos möglich ist, den Gesamtverkehr Fahrzeuge und der Infrastruktur und damit durch die Digitalisierung zu reduzieren, steht zu einem deutlich ressourcen-, energie- und nämlich fest. Der Schlüssel dazu liegt in den flächenschonenderen Verkehr. Damit erhöht politischen Rahmenbedingungen. Der VCS sich die Sicherheit für alle Verkehrsteilneh- hat deshalb ein Positionspapier zur Digitali- menden. Park- und Strassenraum wird für sierung mit Fokus auf das automatisierte Fah- öffentliche Nutzungen sowie für den Fuss- ren im Strassenverkehr formuliert. Der VCS fordert: weniger Verkehr dank effizienter und Veloverkehr frei. Neuen Nutzergruppen – Fahrtenbündelung. etwa Seniorinnen und Senioren, Kindern Priorität für Fuss- und Veloverkehr und Menschen mit Behinderung – wird die «Die Digitalisierung muss genutzt werden, dualverkehr unter keinen Umständen weiter Mobilität erleichtert. um den motorisierten Verkehr zu reduzieren – ausgebaut werden, und die Rücksicht auf den Die Digitalisierung droht aber auch, den etwa durch eine bessere Auslastung und das Fuss- und Veloverkehr muss für automati- motorisierten Individualverkehr attrak- Teilen von Fahrzeugen», erklärt VCS-Ge- sierte Fahrzeuge maximale Priorität haben. tiver zu machen. Die Effizienzsteigerung schäftsführer Anders Gautschi. «Bedenkt Ebenfalls wichtig ist die Transparenz bei der spart Kosten ein, verbilligt das Angebot man, dass Autos heute 95 Prozent der Zeit Bereitstellung digital angebotener Mobili- und schafft Anreize für eine stärkere Nut- ungenutzt herumstehen und zu Stosszeiten tätsdienstleistungen. «Die Digitalisierung zung. Mit dem daraus resultierenden Mehr- mit durchschnittlich 1,1 Personen unterwegs soll zur Stärkung der kombinierten und al- verkehr geht die Gefahr einher, dass der sind, bietet die Digitalisierung nämlich her- len zugänglichen Mobilität beitragen», fasst Fuss- und Veloverkehr weiter verdrängt, vorragende Chancen, vom individuell ge- Gautschi zusammen. das Unfallrisiko für Fussgänger und Velo- nutzten Privatauto wegzukommen.» fahrerinnen erhöht und der öffe tliche Ver- Damit das auch funktioniert, darf die Das VCS-Positionspapier finden Sie unter kehr konkurriert wird. Infrastruktur für den motorisierten Indivi- www.verkehrsclub.ch/digitalisierung ANZEIGE G T WO ER-BA O UT T COMM BIK E R K . WO COMMUTER-BAG TWO URBAN: Wasserdichte Fahrrad-Aktentasche in urbanen Design – für alle, die mit Laptop und Co. ins Büro, zur Uni oder ins Café radeln. MADE IN GERMANY. KEEP DRY W H A T19 VCS MAGAZIN 4/19 YOU LOVE.
© Fabian Lütolf © Fabian Lütolf 20 DOSSIER VCS MAGAZIN 4/19
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