GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE

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GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
Juli / August 2021

KIJUSO        GEWERKSCHAFT       SCHULE
Hilfe zur     Neue Vorsitzende   Ein Preis
Selbsthilfe   gewählt            mit Prädikat
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
I   C A R T O O N D E S M O N AT S

    I   KO L U M N E

    Non vitae, sed scholae
                                                      tiver Bürokratie im Sinn? Die Lebensnähe        zu beschäftigen. Der Forderung, all das
    von Joshua Schultheis                             von Voll- und Teilkasko für Schüler*innen,      schon in der Schule zu lehren, liegt der
                                                      die noch gar kein Auto fahren, wäre ihm         Irrtum zugrunde, sie könnte mit Didaktik
                                                      sicherlich zweifelhaft. Eine Gedichtanalyse     die Schüler*innen auf jede beliebige Le-

    I ch bin fast 18 und hab keine Ahnung
      von Steuern, Miete oder Versicherungen.
    Aber ich kann ne Gedichtsanalyse schrei-
                                                      dagegen wäre für ihn als Römer, der in
                                                      der Schule vor allem eines musste, näm-
                                                      lich auswendig lernen, vermutlich eine
                                                                                                      benslage vorbereiten. Das kann sie aber
                                                                                                      nicht. Etwas, was sie kann: Gedichtanalysen
                                                                                                      und Fremdsprachen.
    ben. In 4 Sprachen.« Mit diesem Tweet             unverhoffte, kreative Anwendungsaufgabe.
    löste die damals 17-jährige Schülerin Naina       Und dann auch noch in vier Sprachen! Die
    eine Diskussion darüber aus, wie zeitge-          Zahl ist zwar vielleicht etwas hochgegriffen,
    mäß und sinnvoll das an Schulen Gelehrte          aber warum sollte ausgerechnet die Mög-
                                                                                                                                                    ZEICHNUNG: RAINER DEMATTIO

    heute noch ist. Sie erhielt viel Zuspruch         lichkeit, mehrere Sprachen an ihr zu lernen,
    für ihre Klage, die mittlerweile klassisch        gegen die Schule sprechen?
    genannt werden kann. Schon Seneca be-             Learning by doing: Wer möchte schon frü-
    schwerte sich: Non vitae, sed scholae dis-        her als nötig Steuererklärungen schreiben             Joshua ist Lehramtsstudent in Berlin.
    cimus – nicht für das Leben, sondern für          oder sich mit Mietrecht beschäftigen? Vor               In seiner Kolumne schreibt er über
    die Schule lernen wir. Doch hatte Seneca          einem praktischen Anlass fehlt einem der                ­Widersprüchliches und Kurioses in
    damit praktische Übungen in administra-           Bezug und damit das Interesse, sich damit                     der Lehrer*innen-Ausbildung

2   CARTOON DES MONATS        I   KOLUMNE                                                                             bbz | JULI/AUGUST 2021
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
I   S TA N D P U N K T

                                                                        Es bleibt
                                                                      aufregend!
                                                           Die Landesdelegierten­versammlung
                                                                der GEW BERLIN hat ein neues
                                                                  Vorsitzenden-Team gewählt.
                                                                   Viel Zeit zum Eingewöhnen
                                                                               bleibt aber nicht

                                                                                                               hung und Bildung von Kindern, Jugendlichen und
                                                      Martina Regulin, Vorsitzende der GEW BERLIN              jungen Erwachsenen gearbeitet. Ihr habt online und/
                                                                                                               oder in Wechselgruppen unterrichtet, euch in den
                                                                                                               Kitas der Betreuung und Erziehung der Kinder trotz
                                                                                                               Corona und ohne Impfung gewidmet und in der Ju-

                                                      D    oreen Siebernik wurde am 10. Juni 2021 mit 77
                                                           Prozent der Delegiertenstimmen vom Gewerk-
                                                      schaftstag in den Bundesvorstand für den Arbeits-
                                                                                                               gendhilfe den Kindern und Familien neue Wege auf-
                                                                                                               gezeigt. An den Hochschulen sollen zum 21. Okto-
                                                                                                               ber endlich wieder die Studierenden vor Ort an Ver-
                                                      bereich Jugendhilfe und Sozialarbeit gewählt. Herz-      anstaltungen teilnehmen und das Onlinefernstudi-
                                                      lichen Glückwunsch, liebe Doreen, und viel Erfolg        um beendet werden. Zahllose neue und herausfor-
                                                      bei dieser neuen Aufgabe im Bundesvorstand! Bei          dernde Aufgaben und Situationen wurden von euch
                                                      der Landesdelegiertenversammlung am 16. Juni ha-         gestemmt und all diese Anstrengungen sollen sich
                                                      ben mich unsere Landesdelegierten daraufhin zur          auch in einer Entgelterhöhung wiederfinden. Wir ha-
                                                      neuen Vorsitzenden der GEW BERLIN gewählt. Danke         ben viel vor uns, lasst uns das gemeinsam angehen!
                                                      für euer Vertrauen in Tom Erdmann und mich als neu-
                                                      es Leitungsteam der GEW BERLIN!
                                                         Ihr, liebe Mitglieder, habt durch die Corona-Pande-
                                                      mie eine ungewöhnliche Zeit hinter euch. Nicht nur
                                                                                                               D    amit ihr mich noch ein wenig besser kennen-
                                                                                                                    lernt, möchte ich euch noch ein paar Informati-
                                                                                                               onen zu meiner Person geben. Ich bin 2009 als stu-
                                                      im Privat- und Arbeitsleben, sondern auch im ehren-      dentische Beschäftigte Mitglied der GEW BERLIN ge-
                                                      amtlichen Engagement gab es Veränderungen. Mit-          worden und habe den Personalrat der studentischen
                                                      gliederversammlungen mussten im Freien oder on-          Beschäftigten in der Position der Vorsitzenden gelei-
                                                      line stattfinden, Menschen trafen sich nur noch in       tet. An der TU Berlin studierte ich Erziehungswissen-
                                                      Form von Kacheln vor dem Bildschirm. Dennoch war         schaften und bin seit 2013 an der Freien Universität
                                                      die GEW BERLIN mit eurer Hilfe eine hörbare Stimme       im Bereich Qualitätssicherung und Akkreditierung
                                                      bis in die Senatsverwaltung hinein. Durch den Som-       für Studium und Lehre tätig. Viele Jahre arbeitete ich
                                                      mer und wahrscheinlich die Impfungen sinken nun          als Mitglied der Abteilung Wissenschaft und vertrat
                                                      die Zahlen der Infizierten stark, und wir alle hoffen,   diese auch im Landesvorstand. Vor vier Jahren über-
                                                      dass es auch so bleibt.                                  nahm ich als ein Teammitglied den Vorstandsbereich
                                                         Tom Erdmann und ich werden die GEW BERLIN im          Hochschule und Lehrer*innenbildung. Außerdem bin
                                                      Team in die Zeit nach der Pandemie führen. Und           ich Mutter von drei jetzt erwachsenen Kindern.
FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG

                                                      dann wird es ruhiger? Wohl kaum! Wir werden das            Auch bei meinem Engagement in Kita und Schule
                                                      Tarifvorhaben TV Gesundheitsschutz anstoßen, und         als Elternvertreterin sowie im Förderverein der Schu-
                                                      im Herbst nicht nur die Wahlen zum Bundestag, Ab-        le als Kassenwartin ist mir bewusst geworden, dass
                                                      geordnetenhaus und Bezirksverordnetenversamm-            man nur gemeinsam mit vielen Mitstreiter*innen
                                                      lung haben, sondern auch eine Tarifauseinanderset-       etwas bewirken kann.
                                                      zung für die im Tarifvertrag der Länder Beschäftig-        Ich freue mich darauf, mit euch zu diskutieren und
                                                      ten. Alle von uns haben in ihrem eigenen Bereich mit     gemeinsam unsere politischen Forderungen voran
                                                      hohem Engagement in der Pandemie für die Erzie-          zu bringen. 

                                  JULI/AUGUST 2021 | bbz                                                                                              STANDPUNKT       3
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
20      SCHULE
OBEN LINKS: ADOBE STOCK/ЮЛИЯ ЗАВАЛИШИНА; OBEN RECHTS: BERTOLT PRÄCHT; UNTEN LINKS: GEW; UNTEN RECHTS: GEW

                                                                                                                                                                       Am Robert Blum Gymnasium entwickeln drei
                                                                                                                                                   Kolleg­*innen zusammen mit ihren Schüler*innen den »BLUM-Preis«
                                                                                                                                                   für gesellschaftliches Engagement. Im Interview mit Antje Jessa
                                                                                                                                                   berichten sie uns von ihrem innovativen Unterricht, für den sie
                                                                                                                                                   aus­gezeichnet wurden.

                                                                                                                                                         36      GEWERKSCHAFT
                                                                                                               16        KIJUSO                            Innerhalb von nur 7 Tagen
                                                                                                               Unsere GEW BERLIN ist vielseitig.      wurde sowohl auf Bundesebene
TITELBILD: BERTOLT PRÄCHT

                                                                                                               Mit dem Interview mit der                   als auch in der GEW BERLIN
                                                                                                               Sozialarbeiterin Adelina Koch              ein neuer Vorstand gewählt.
                                                                                                               startet Jeannine Schätzle unsere         Die GEW BERLIN bekommt mit
                                                                                                               neue Reihe »Soziale Arbeit          Martina Regulin und Tom Erdmann
                                                                                                               stellt sich vor«.                       ein neues Vorsitzenden-Team.

                                      4                                                                     INHALT                                                                               bbz | JULI/AUGUST 2021
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
I    I N H A LT
                                       Kolumne | Standpunkt | kurz & bündig |
                                       Impressum | Leser*innenforum ________________________________________________________ 2-7 | 47

                                       AUFRUHR IM HÖRSAAL ________________________________________________________________________________ 8
                                       Wie wir Studierende mobilisieren Marcel Fünfstück________________________________________ 10
                                       95 Thesen gegen Zeitverträge K. Eichhorn / A. Bahr / S. Kubon____________________________ 12
                                       Gute Arbeit im Berliner Hochschulgesetz Rainer Hansel_______________________________ 14

                                       KINDER-, JUGENDHILFE & SOZIALARBEIT
                                       Selbsthilfe – die vierte Säule im Gesundheitssystem Jeannine Schätzle________ 16

                                       SCHULE
                                       Schule muss anders Philipp Dehne____________________________________________________________________ 18
                                       Ausgezeichnet: Der BLUM-Preis Antje Jessa____________________________________________________ 20
                                       Digitale Bildung an die Schulen Michael Retzlaff_____________________________________________ 22
                                       Weniger Technik wagen Ralf Schiweck______________________________________________________________ 24
8    TITEL     Gewerkschaftliche       Mit dem FREI DAY Zukunft lernen und gestalten Brigitte Schumann_____________ 25
Organisierung an Hochschulen
                                       Schreibend zu mehr Selbstwertgefühl Irene Lange_______________________________________ 27
gestaltet sich oft schwierig: In der
Wissenschaft sind Stellen meist
                                       Die Arbeit von Pädagogischen Unterrichtshilfen Pablo Postigo Olsson__________ 28
befristet, der Leistungsdruck hoch     100 Jahre weltliche Schulen in Berlin Bruno Osuch_______________________________________ 30
und extrem individualisiert. Trotz­    Leben in Betonburgen Eva Stein_______________________________________________________________________ 32
dem gab und gibt es erfolgreiche
Versuche, für bessere Arbeitsbedin-    HOCHSCHULE
gungen an Hochschulen zu kämpfen.      Personalratsarbeit in der Pandemie Joshua Schultheis____________________________________ 33
Diesen Versuchen ist dieses Mal
der Themenschwerpunkt gewidmet.        GEWERKSCHAFT
                                       Den Protest-Lockdown überwinden Christoph Wälz________________________________________ 34
                                       Die Berliner GEW – Widerstandskraft in der Pandemie Ralf Schäfer___________ 35
                                       Wale, Warten, Wahlen Markus Hanisch / Tine Scheffelmeier_____________________________________ 36
                                       Corona-Blog Markus Hanisch / Joshua Schultheis______________________________________________________ 37
                                       Gewerkschaftliche Zeitpolitik – feministisch, was sonst Frauke Gützkow____ 38
                                       Auyen Müller geht in Rente Christiane Weißhoff_______________________________________________ 39

                                       RECHT & TARIF
                                       Dienstreisekosten bei Klassenfahrten Nele Althoff______________________________________ 40

                                       INTERNATIONALES
                                       Kinderarbeit in Zeiten der Pandemie Bruni Römer_______________________________________ 41

                                       TENDENZEN
                                       Wie sehr Corona unsere Jugend belastet Detlef Träbert________________________________ 42
                                       Mehr Sichtbarkeit für queere Lehrkräfte Annika Sanner_______________________________ 43
                                       Generationengerechte Bildung Ulrich Falke___________________________________________________ 44
                                       Karriere eines Nazi-Verbrechers Helmut Krohne____________________________________________ 45
                                       Bekenntnis zur Neutralität Sebastian Vaupel __________________________________________________ 46

                                       SERVICE
                                       Ausstellung | Bücher | Materialien | Aktivitäten                     ______________________________________   49

JULI/AUGUST 2021 | bbz                                                                                                                    INHALT         5
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
I   KURZ & BÜNDIG

                                                                                              des Vorstandsbereichs Beamten-, Ange-
                                                                                              stellten- und Tarifpolitik. Die GEW BERLIN
                                                                                              kritisiert, dass die Einbeziehung der Be-
                                                                                              schäftigtenvertretungen wieder sehr ver-
                                                                                              spätet und unvollständig erfolgt ist.

                                                                                              ■ Kinderschutz neu geregelt
                                                                                              Um den Kinderschutz zu verbessern, hat
                                                                                              das Land Berlin neue Vorschriften für die
                                                                                              Zusammenarbeit von Schulen und Ju-
                                                                                              gendämtern beschlossen. Die neuen Re-
                                                                                              geln sollen helfen, schneller und einfa-
                                                                                              cher bei Missständen zu reagieren und
                                                                                              Kinder und Familien besser zu unterstüt-
    Lore Kujawa, geboren am 4. November 1930 im Berliner Wedding, wurde im Jahr 1974 die      zen. Ziel ist es, jedem Kind und jedem
    erste weibliche Vorsitzende der GEW BERLIN und damit die erste Frau eines Landesver-      jungen Menschen das Recht auf gewalt-
    bands der GEW und an der Spitze eines DGB-Bezirkes. Für ihre Verdienste wurde ihr nun     freie Erziehung und auf den besonderen
    die höchste Auszeichnung, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) vergibt, verliehen:    Schutz der Gemeinschaft vor Vernachläs-
    die Hans-Böckler-Medaille. Einen Film zu Ehren von Lore Kujawa findet ihr auf unserer     sigung, Misshandlung, sexueller und
    Webseite.                                                                    FOTO: GEW   häuslicher Gewalt sowie Ausbeutung zu
                                                                                              gewähren. Die GEW BERLIN bemüht sich
    ■ Kürzungen statt sauberer Schulen             gendlichen und ihre Familien vielfältige   schon seit langem, die für den Kinder-
    Die Sparpläne des Berliner Finanzsena-         Bildung und Unterstützung und werden       schutz relevanten Akteur*innen besser
    tors Matthias Kollatz sehen Kürzungen          pädagogisch ermutigt, am Schulleben ak-    zu vernetzen, etwa mit dem regelmäßi-
    bei den Ausgaben für die Schulreinigung,       tiv teilzunehmen.« Gerade in der Coro-     gen Seminar »Jugendamt trifft Schule«.
    konkret der Tagesreinigung der Schulen,        na-Pandemie hätte sich gezeigt, welch
    vor. Das Bündnis Saubere Schulen, an           wichtige unterstützende Rolle die Ju-
    dem auch die GEW beteiligt ist, kritisiert     gendsozialarbeit an den Schulen spielt.    ■ Tarifabschluss mit
    diesen Schritt scharf. Schon lange kriti-                                                    Humanistischem Verband
    siert das Bündnis die untragbaren hygie-                                                  Der Humanistische Verband Berlin-Bran-
    nischen Zustände an den Berliner Schu-         ■ Digitalisierung der Berliner             denburg (HVD) KdöR und die GEW BERLIN
    len und fordert eine Rekommunalisie-               Schulen schreitet voran                haben eine Tarifeinigung erzielt. Nach
    rung der Schulreinigung. Bisher wird           Die Senatsbildungsverwaltung hat bereits nur zwei Verhandlungsrunden erreichten
    diese Aufgabe an den günstigsten Anbie-        etwas mehr als die Hälfte der vom Bund die Tarifparteien einen für beide Seiten
    ter übertragen, was für die Reinigungs-        zur Verfügung gestellten Gelder im Rah- tragenden Kompromiss. Der ausgehan-
    kräfte meistens bedeutet, unter enormem        men des »DigitalPakt Schule« abgerufen. delte Tarifvertrag wird rückwirkend zum
    Zeitdruck und für geringen Lohn arbeiten       Mit Stand 10. Mai 2021 waren das 131 1. Januar 2020 in Kraft gesetzt. Insge-
    zu müssen. Obwohl sich die drei Berliner       Millionen Euro. Das Geld soll in die digi- samt können alle Beschäftigten des HVD
    Regierungsparteien bereits für das Ziel        tale Ausstattung der Schulen fließen und Berlin-Brandenburg für den Zeitraum von
    der Rekommunalisierung ausgesprochen           steht noch bis Ende 2024 zur Verfügung. 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2022
    haben, ist dies bislang nicht geschehen.       In Berlin sollen die Mittel vor allem zum mit Entgelterhöhungen zwischen 5,5 und
    Die mit den Auswirkungen der Corona-           Ausbau der Netzwerkanbindung der 10 Prozent rechnen, unter Anrechnung
    Pandemie begründeten Kürzungen des             Schulen benutzt werden. Von dem Geld bereits einseitig ausgezahlter Beträge.
    Landeshaushalts sind ein weiterer Rück-        wurden unter anderem bereits 11.500 Zusätzlich konnte eine Einigung auf ei-
    schritt auf dem Weg zu sauberen Schulen.       LTE-Router für einen schnellen Internet-­ nen Urlaubsanspruch von mindestens 30
                                                   Zugang besorgt. Die GEW BERLIN begrüßt, Tagen für alle erzielt werden. Der HDV
                                                   dass inzwischen endlich auch die Lehr- Berlin-Brandenburg versteht sich als Inte-
    ■ Ein*e Sozialarbeiter*in                      kräfte Dienstgeräte erhalten. »Nachdem ressenvertretung religionsfreier Men-
        für jede Schule                            wir Lehrkräfte uns während eineinhalb schen und hat 1.200 Beschäftigte, die vor
    An 214 zusätzlichen Berliner Schulen sol-      Jahren Pandemie im Distanzlernen oft allem im Sozial- und Bildungssektor tätig
    len in Kooperation mit verschiedenen           mit unseren eigenen Geräten behelfen sind.
    freien Trägern ab dem 1. August 2021           mussten, scheint es der Senatsverwaltung
    Sozialarbeiter*innen angestellt werden.        jetzt kurz vor den Ferien nicht schnell
    Damit wäre in jeder Schule in Berlin min-      genug gehen zu können. Damit die Gerä- ■ Hauptstadtzulage ab sofort
    destens eine Sozialarbeiter*in tätig. Das      te auch einen Mehrwert für unsere Arbeit      für alle Referendar*innen
    verlautbarte die Senatsbildungsverwal-         haben, müssen allerdings offene Fragen Die Senatsverwaltung für Finanzen hat
    tung in einer Pressemitteilung. Bildungs-      zum Datenschutz, zur Barrierefreiheit, entschieden, dass auch alle nicht verbe-
    senatorin Sandra Scheeres sagte dazu:          zur Haftung und zur Erreichbarkeit ge- amteten Referendar*innen die Haupt-
    »Dadurch erhalten die Kinder, die Ju-          klärt sein«, sagte Anne Albers, Leiterin stadtzulage erhalten. Das betrifft die

6   KURZ & BÜNDIG                                                                                            bbz | JULI/AUGUST 2021
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
I     ÜBRIGENS
Lehramtsanwärter*innen, die im öffent-
lich-rechtlichen Ausbildungsverhältnis
sind, einschließlich der Kolleg*innen im
                                              lung, die Weiterbildung der Lehrkräfte so-
                                              wie die Einbindung des schulnahen Sozi-
                                              alraums im Fokus des Programms stehen.
                                                                                               G    leich zwei Riesenveranstaltungen
                                                                                                    standen im Juni bei der GEW auf dem
                                                                                               Programm. Online, versteht sich. Auf dem
regulären Anpassungslehrgang. Die GEW         Die ausgewählten Schulen werden wäh-             Gewerkschaftstag wurde der Vorstand der
BERLIN hat zusammen mit dem Personal-         rend des Projekts von einem Forschungs-          Bundes-GEW gewählt. Unsere nun ehema-
rat der Lehramtsanwärter*innen und dem        verbund, der an das Leibniz-­­In­­st­i­tut für   lige Vorsitzende Doreen Siebernik wird
Gesamtpersonalrat in der Vergangenheit        Bildungsforschung und Bildungsinforma-           sich in Frankfurt am Main für den Bereich
immer wieder Druck gemacht, dass die          tion angegliedert ist, wissenschaftlich be-      Kinder-, Jugendhilfe und Sozialarbeit stark
betreffenden Kolleg*innen ebenfalls die       gleitet. Das Programm ist auf zehn Jahre         machen. Wir wünschen Dir dafür viel Power
Zulage bekommen. Dieser lange überfällige     ausgelegt.                                       und Energie, liebe Doreen!
Schritt ist nun erfolgt. Die Zulage in Höhe
von 50 Euro wird rückwirkend, aber frü-
hestens ab November 2020 nachgezahlt.         ■ Schulbauoffensive teurer als geplant
                                              Nach Recherchen der Berliner Zeitung
                                                                                               E  in teilweiser Wechsel des Vorsitzen­den-­
                                                                                                  Teams stand damit auch der GEW BER-
                                                                                               LIN ins Haus. Martina Regulin, seit 2018
                                              sind die Kosten für die von der rot-rot-         im Vorstandsbereich Hochschulen und
■ Ein Erwachsenenbildungsgesetz               grünen Regierungskoalition auf den Weg           Lehrer*innenbildung tätig, wurde bei der
   für Berlin                                 gebrachte Schulbauoffensive deutlich hö-         Landesdelegiertenversammlung zur neu-
Das Abgeordnetenhaus von Berlin hat am        her, als anfangs geplant: Statt den veran-       en Vorsitzenden der GEW BERLIN gewählt.
20. Mai 2021 ein erstes Erwachsenenbil-       schlagten 5,5 Milliarden Euro kostet das         Herzlichen Glückwunsch, liebe Martina!
dungsgesetz für das Land Berlin einstim-      Programm nun über 14 Milliarden. Die
mig – bei Enthaltung der AfD-Fraktion –
verabschiedet. Mit dem neuen Gesetz
werden die Weiterbildung und die Bil-
                                              Schulbauoffensive liegt in der Verantwor-
                                              tung der drei Senatsverwaltungen für Bil-
                                              dung, Finanzen und Stadtentwicklung
                                                                                               W     ir wünschen allen frisch Gewählten
                                                                                                     und Euch, unseren Leser*innen, eine
                                                                                               angenehme und hoffentlich erhol­same
dungsberatung zu Pflichten der Bezirke.       und hat zum Ziel, neben der Sanierung            Saure-Gurken-Zeit!                  NW
Das Ziel ist es, »eine wohnortnahe Grund-     und Vergrößerung bestehender Schulen
versorgung und ein stadtweit vielfältiges     auch 60 neue zu erbauen. Seit dem Start
und an unterschiedliche Zielgruppen ge-       der Offensive 2017 sind bisher insgesamt
                                                                                                   VON MITGLIEDERN FÜR MITGLIEDER
richtetes Angebotsspektrum sicherzustel-      270 Sanierungsmaßnahmen begonnen
len«. Während die Senatsverwaltung von        worden sowie drei Schulen fertig gebaut.                   Die bbz veröffentlicht Beiträge
einem »historischen Tag für Lebenslan-        In der Vergangenheit musste die Kosten-                  zu viel­fältigen Themen, von jedem
ges Lernen in Berlin« spricht, sieht die      schätzung schon einmal auf 11 Milliarden                     GEW-­Mitglied. Schreibt an
GEW BERLIN in dem neuen Gesetz keinen         Euro angehoben werden. Zuletzt offen-                  bbz@gew-berlin.de und bringt euch ein!
großen Wurf. Viele der Maßnahmen, wie         barte dann eine parlamentarische Anfra-
                                                                                                            REDAKTIONSSCHLUSS
etwa der Erwachsenenbildungsbeirat oder       ge der CDU, dass zusätzliche 3 Milliarden
                                                                                                       September/Oktober 2021: 28. Juli
der zu klein geratene Fördertopf für be-      für die Umsetzung der Offensive nötig
fristete Projekte und Programme, hätten       sein werden.                                                Die Inhalte in der bbz geben die
lediglich symbolischen Wert. Die wichtigs-                                                          Meinungen der Autor*innen wieder, nicht
ten Aufgaben in der Erwachsenenbildung,                                                             die der Redaktion. Erst recht sind sie nicht
                                                                                                      als verbands­offizielle Mitteilungen der
zum Beispiel die Entfristung der Lehren-      ■ BAföG-Berechnung ist
                                                                                                    GEW BERLIN zu verstehen. Die bbz sieht es
den an Volkshochschulen und in der Wei-          verfassungswidrig                                   als ihre Aufgabe, nicht nur Verkündungs-
terbildung, seien dagegen nicht ernsthaft     Das Bundesverwaltungsgericht hat ent-                 organ der offiziellen Beschlusslage zu sein,
angegangen worden.                            schieden, dass die Berechnung der                       sondern darüber hinaus auch Raum für
                                              BAföG-Bedarfssätze wahrscheinlich nicht                kontro­­verse Positionen zu geben, Diskus­
                                              verfassungsmäßig ist. So beruht die aktu-               sionen zu ermöglichen und so zur Mei-
■ Neues Programm                              elle Grundlage, anhand derer die Lebens-                nungsbildung in der GEW beizutragen.
   für Brennpunktschulen                      haltungskosten der Studierenden berech-
Das Programm »Schule macht stark«, ge-        net wird, auf Daten aus dem Jahr 2006.
meinsam getragen von Bund und Län-            Da de facto in den letzten zehn Jahren           I      IMPRESSUM
dern, möchte soziale Ungleichheiten an        keine Anpassung an die Inflation erfolgt         Die bbz ist die Mitgliederzeitschrift der Gewerkschaft Erziehung
                                                                                               und Wissenschaft, Landesverband Berlin, Ahornstr. 5, 10787 Berlin
Schulen abbauen und einen Beitrag zu          ist, sind die BAföG-Sätze teilweise so           und erscheint zweimonatlich (6 Ausgaben). Für Mit­glie­der ist
mehr Bildungserfolg leisten. Mit den ins-     niedrig, dass sie laut dem Verwaltungsge-        der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nicht­­mitglieder
                                                                                               beträgt der Bezugspreis jährlich 18 Euro (inkl. Versand).
gesamt 125 Millionen Euro werden bun-         richt gegen das Teilhaberecht auf einen          Redaktion: Nadine Wintersieg (verantwortlich), Markus ­Hanisch
                                                                                               (geschäftsführend), Janina Bähre, Josef Hofman, Antje Jessa,
desweit 200 und in Berlin 10 Schulen in       chancengleichen Zugang zu staatlichen            Caroline Muñoz del Rio, Jeannine Schätzle, Ralf ­Schiweck, Joshua
schwieriger Lage unterstützt. Das Ziel        Ausbildungsangeboten verstoßen. Die end-         Schultheis, Bertolt Prächt (Fotos), Doreen Stabenau (Sekretariat).
                                                                                               Redaktionsanschrift: Ahornstraße 5, 10787 Berlin, Tel. 21 99 93-46,
des Programms ist die Förderung der           gültige Entscheidung über die Verfas-            Fax –49, E-Mail bbz@gew-berlin.de
                                                                                               Verlag: GEWIVA GmbH, erreichbar wie Redaktion.
sprachlichen und mathematischen Basis-        sungswidrigkeit obliegt nun dem Bundes-          Anzeigen: bleifrei Medien + Kommunikation, info@bleifrei-berlin.de,
kompetenzen, der Lernmotivation und           verfassungsgericht. Der Verhandlung am           Tel. 030/613936-30. Es gilt die Preisliste Nr. 15 vom 1.11.2018
                                                                                               Satz, Layout und Konzept: bleifrei Texte + Grafik / Brauweiler, Miller
der sozialen Kompetenzen der Schüler*­        Verwaltungsgericht ging die Klage einer          Druck: Bloch & Co, Grenzgrabenstr. 4, 13053 Berlin
innen. Um dies zu erreichen, werden vor       Studentin aus Osnabrück voraus.                 Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier mit dem Blauen Engel

allem die Unterrichts- und Schulentwick-                                                       ISSN 0944-3207 / 74. (89.) Jahrgang              7-8 / 2021: 31.100

JULI/AUGUST 2021 | bbz                                                                                                                  KURZ & BÜNDIG                  7
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
E    s ist ruhig geworden in den Berliner Hörsälen. Die
                  Coronapandemie hat dazu geführt, dass ein Groß-
             teil der Studierenden, Wissenschaftler*innen und Ver-
                                                                       WissZeitVG wurde von vielen Menschen geteilt. Da-
                                                                       durch erhielten die vielen Betroffenen eine Möglich-
                                                                       keit, sich auch in Pandemiezeiten eine Stimme zu
             waltungskräfte mittlerweile von zuhause aus lernen        verschaffen und auf die schwierigen Arbeitsbedingun-
             und arbeiten. Dialog und Diskurs finden nun vor al-       gen aufmerksam zu machen. Die Arbeit am neuen
             lem in Videokonferenzen statt. Dabei ist es noch gar      Berliner Hochschulgesetz wirkt dagegen eher wie ein
             nicht so lange her, dass die studentischen Beschäftig-    Hintergrundrauschen. Fast unscheinbar erscheint die-
             ten der Berliner Universitäten lautstark am Branden-      se weitreichende Gesetzesreform, die angesichts der
             burger Tor, in den Uni-Gebäuden und auf der Straße        Pandemie kaum öffentliche Beachtung fand. Dabei
             ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag Gehör ver-        sind von der GEW viele konstruktive Vorschläge ein-
             schafften. »Gemeinsam gegen Prekarisierung« war           gebracht worden, die das Arbeiten in der Wissen-
             damals ein Slogan, der auf vielen roten Bannern zu        schaft wesentlich besser machen könnten. Auch diese
             lesen war und die Entschlossenheit der Bewegung wi-       Gesetzesentwürfe müssen erstritten werden, nicht
             derspiegelte. Ihre Rufe wurden gehört und das Ergeb-      immer laut, aber dafür umso kämpferischer. Wir wol-
             nis war ein voller Erfolg. Nicht auf der Straße, aber     len in Zeiten leerer Hörsäle und Seminarräume den
             dafür im Internet sind in diesen Tagen ebenfalls Rufe     verschiedenen kleinen und großen Arbeitskämpfen an
             zu hören. Sie kommen von engagierten wissenschaft-        den Berliner Hochschulen Gehör verschaffen. In den
             lichen Mitarbeiter*innen, die mit 95 Thesen gegen         Fotos greifen wir die Slogans und Parolen der zahllo-
             das Wissenschaftszeitvertragsgesetz eine digitale         sen Menschen auf, die bei Demos auch in Zeiten der
             Welle der Empörung auslösten. Das Hashtag #95vs-          Pandemie zu lesen waren. 
                                                                                                                                        FOTO: BERTOLT PRÄCHT

8   TITEL   AUFRUHR IM HÖRSAAL                                                                                bbz | JULI/AUGUST 2021
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
»Wir wollen in Zeiten leerer Hörsäle den
                          kleinen und großen Arbeitskämpfen an den
                          Berliner Hochschulen Gehör verschaffen.«

JULI/AUGUST 2021 | bbz                      AUFRUHR IM HÖRSAAL   TITEL   9
GEWERKSCHAFT Neue Vorsitzende - SCHULE
Die studentischen Beschäftigten der Berliner Universitäten haben
                             2018 einen neuen Tarifvertrag erkämpft – das ist deutschlandweit einzigartig.
                                    Entscheidend für diesen Erfolg war eine mehrjährige Vorarbeit

                                                                    von Marcel Fünfstück

                        D    ie Hochschule ist allgemein ein denkbar schlech-
                             ter Ort für gewerkschaftliche Organisierung:
                        befristete Arbeitsverträge, persönliche Abhängig-
                                                                                 ben der geringen Entlohnung stellen auch ein befris-
                                                                                 tetes Teilzeitarbeitsverhältnis und das Studium eine
                                                                                 Hürde dar. Befristung und Teilzeit bedeuten häufig
                        keitsverhältnisse und das Verständnis von wissen-        auch eine hohe Fluktuation und dadurch wenig Zeit
                        schaftlicher Tätigkeit primär als Selbstverwirkli-       mit denselben Kolleg*innen. Um sich gemeinsam für
                        chung – dies erschwert es allen Beschäftigten, sich      etwas einzusetzen, braucht es jedoch Zeit sowie ei-
                        zu organisieren und Druck aufzubauen.                    nen persönlichen Draht und viel Kommunikation.
                          Bei studentischen Beschäftigten kommt noch da-           Für viele studentische Beschäftigte bedeuteten Ar-
                        zu, dass sie ihre Beschäftigung in der Regel nicht als   beitskampf und Streik anfangs erst einmal, eine per-
                        vollwertige Lohnarbeit begreifen. Für sie steht die      sönliche Beziehung mit der*dem – vielleicht auch
                                                                                 wohlmeinenden – direkten Vorgesetzten aufs Spiel
                                                                                 zu setzen oder sich das eigene Studium zu erschwe-
     »Nach 15 Jahren ohne Lohnerhöhung                                           ren. Daran zeigt sich, dass hier oftmals das Wissen
                                                                                 über Organisierung am Arbeitsplatz fehlt: Was ist
     war eine Steigerung des Stundenlohnes                                       »normal« auf der Arbeit und welche Ansprüche sind
     eine der zentralen Forderungen.«                                            berechtigt? Hierbei waren die Unterstützung und
                                                                                 das Wissen des Personalrates besonders wichtig.

                        Tätigkeit oftmals als Bildungschance beziehungswei-      Gelegenheitsfenster und wie man sie nutzt
                        se erster Karriereschritt im Vordergrund. Für andere
                        studentische Beschäftigte, die mit der Stelle ihr Stu-   Im Frühjahr 2015 traten einige studentische Perso-
                        dium finanzieren, steht die Stelle oft als bloßer Ne-    nalräte an die Gewerkschaften heran mit dem
                        benjob im Blickpunkt. Sie finden, dass sie es damit      Wunsch, Tarifverhandlungen aufzunehmen. Es folg-
                        verhältnismäßig gut getroffen haben im Vergleich zu      te eine Befragung der Beschäftigten, um herauszu-
                        Arbeitsbedingungen in anderen Bereichen wie der          finden, welche Forderungen aufgestellt werden
                        Gastronomie.                                             könnten, wie viele Personen hinter einer Kampagne
                           Für die Organisierung der studentischen Beschäf-      stehen würden und wie die Mobilisierungsbereit-
                        tigten war es daher zentral, dass sie ein Bewusstsein    schaft aussieht. Das Ergebnis war überwältigend,
                        der eigenen sozialen Position auf dem Arbeitsmarkt       denn innerhalb weniger Wochen hatten mehrere tau-
                        entwickelten. Nur so können studentische Beschäf-        send Personen an der Umfrage teilgenommen.
                        tigte Arbeitnehmer*innenansprüche als eigene An-            Zentrale Forderungen der studentischen Beschäf-
                        sprüche wahrnehmen. Zudem war es wichtig, ver-           tigten kristallisierten sich heraus: Nach 15 Jahren
                        ständlich zu machen, dass sie diese soziale Position     ohne Lohnerhöhung war eine Steigerung des Stun-
                        als Arbeitnehmer*innen mit anderen Statusgruppen         denlohnes eine der zentralen Forderungen. Außer-
                        an der Hochschule, wie den wissenschaftlichen oder       dem sollten Kettenbefristungen angegangen sowie
                        sonstigen Mitarbeiter*innen, teilen.                     Urlaubs- und Krankheitsansprüche verbessert wer-
                           Zusätzlich zu diesem Selbstverständnis der stu-       den. Die Kampagne zum Abschluss eines neuen,
                        dentischen Beschäftigten sind es auch strukturelle       verbesserten Tarifvertrages begann und startete mit
                        Umstände, die eine Mobilisierung erschweren. Ne-         Bürorundgängen und persönlichen Gesprächen zur

10   TITEL   AUFRUHR IM HÖRSAAL                                                                            bbz | JULI/AUGUST 2021
Mobilisierung. Zu diesem Zeitpunkt ging es nicht         gab, in dem nachgedacht oder miteinander in Kon-
mehr um das OB einer Kampagne, sondern nur noch          takt getreten werden konnte, um Gedanken und Er-
um das Wie.                                              fahrungen auszutauschen.
  Auch in anderer Hinsicht gab es vielversprechende
Dynamiken. Bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus
in Berlin standen die Zeichen auf Wechsel zu einer       Schluss: Das war erst der Anfang
rot-rot-grünen Regierung. Die Forderungen der Kam-
pagne passten gut zum potenziellen Politikwechsel.       Am Ende brauchte es 41 Streiktage und drei Jahre
Deshalb lautete der Dreischritt der Kampagne fol-        Zeit für die Kampagne, um einen neuen, besseren
gendermaßen: TVStud zuerst in die Wahlprogramme,         Tarifvertrag zu erkämpfen. Viele Erfahrungen der
dann in den Koalitionsvertrag und schließlich in die     Kampagne der studentischen Beschäftigten in Berlin,
Hochschulverträge bringen. Dieser Dreiklang war          die in dieser Zeit gemacht wurden, sind auch für
erfolgreich und am Ende verständigte sich der neue       andere Arbeitskämpfe relevant. Im Umgang mit so-
Senat darauf, dass der bundesweit einzigartige stu-      zialen Medien hat sich gezeigt, dass es sinnvoll ist,
dentische Tarifvertrag erhalten bleiben und ausge-       sich daran zu orientieren, welche Medien von den
baut werden muss. Außerdem soll die Entwicklung          Menschen genutzt werden, die man mobilisieren
der Entgelte für studentische Beschäftigte mindes-       möchte. Es ist wichtig, eigene Narrative zu vermit-
tens der Entwicklung der realen Lebenshaltungskos-       teln und den Arbeitgeber*innen nicht die Deu-
ten entsprechen. Ohne diese Festlegung und den           tungshoheit zu überlassen.
politischen Wandel wäre die Kampagne wohl nicht             Bei der dezentralen Organisation hat es sich be-
so erfolgreich gewesen.                                  währt, in Bürorundgängen und durch gut sichtbare
  Entscheidend für den Erfolg der Kampagne und           Infostände beziehungsweise Streikposten auf die
damit für den Abschluss eines neuen Tarifvertrags        Menschen zuzugehen und diese mit niedrigschwel-
war es auch, dass sich alle Aktiven einig waren. Sie     ligen Mitmachangeboten einzubinden. Durch die
trugen eine gemeinsame Kampagne, die in der Beleg-       gemeinsame Organisierung für bessere Arbeitsbe-
schaft verankert war und die Menschen in die Ge-         dingungen, eine strategische Eskalation und die So-
werkschaften und auch auf die Straße brachte, um         lidarität mit Kolleg*innen, die ebenfalls Arbeits-
sich für ihre Forderungen einzusetzen.                   kämpfe ausfechten, können wir zusammen mehr
                                                         erreichen. Lasst uns gemeinsam die Probleme, die
                                                         wir tagtäglich erleben, angehen und politisieren.
Arbeitskampf, Streik und dezentrale Organisierung        Denn ohne uns alle läuft hier nix!

Besonders wichtig bei einer Kampagne zur Verbes-
serung der Arbeitsbedingungen ist, das Framing zu
bestimmen, also die Grunderzählung. Im Fall von
TVStud lautete diese Erzählung in etwa: »15 + X Jah-
re ohne Lohnerhöhung für Leute, die viel Lehre und
Forschung stemmen. Da muss doch mal was drin                           »Es ist wichtig, eigene Narrative zu
sein!«. Öffentlichkeitswirksame Aktionen wurden
genutzt, um das Thema zu positionieren und Social
                                                                       vermitteln und den Arbeitgeber*innen
Media, um das Thema zu verbreiten und die Deu-                         nicht die Deutungshoheit zu überlassen.«
tungshoheit darüber zu behalten.
   Da Hochschulen Einrichtungen der öffentlichen
Bildung sind, entsteht durch einen Streik der Be-
schäftigten nur eingeschränkt ökonomischer Scha-
den. Allerdings schadet ein Streik den Hochschulen,
da sie ihre öffentlichen Bildungsaufgaben nicht
mehr erfüllen können. Wenn dies öffentlichkeits-
wirksam geschieht, entsteht politischer Druck und
die Reputation leidet.
   Damit ein Streik funktioniert, braucht es aber auch
Streikgruppen. Diese wurden an fast allen Hochschu-
len gebildet. Dabei wurde versucht, die bereits exis-
tierenden studentischen Organe (Hochschulgruppen,
Allgemeine Studierendenausschüsse, Fachschaftsini­
tiativen, Personalräte) einzubinden. Regelmäßige                             Marcel Fünfstück,
Aktionen, zentrale oder dezentrale Streikversamm-          Sprecher des Landesausschusses der
lungen haben dazu beigetragen, dass nicht nur or-             Studierenden in der GEW BERLIN
ganisatorische oder strategische Fragen besprochen
werden konnten, sondern dass es auch einen Raum

JULI/AUGUST 2021 | bbz                                                                              AUFRUHR IM HÖRSAAL   TITEL   11
ge
                        9 5 T h e se n g e g e n Z e it v e rt rä
           Es begann mit einem Hashtag und entwickelte sich zu einer erfolgreichen Online-Kampagne
                         gegen die Befristung von Arbeitsverträgen in der Wissenschaft

                                                von Kristin Eichhorn, Amrei Bahr und Sebastian Kubon

                                    A    lles begann als Witz in einem sozialen On-
                                         line-Netzwerk. Eine Wissenschaftlerin twitterte
                                    an Halloween, sie wolle als Wissenschaftszeitver-
                                                                                           »Wissenschaftler*innen schreiben
                                    tragsgesetz (WissZeitVG) gehen. Dieses Gesetz ver-
                                                                                           Bewerbungen, statt zu lehren
                                    schafft den Universitäten ein Sonderbefristungsrecht   und zu forschen.«
                                    und führt dazu, dass viele Beschäftigte über Jahre
                                    nur befristet angestellt werden und somit keine dau-
                                    erhafte soziale Absicherung erhalten. Wenn die Be-
                                    schäftigten es in einer bestimmten Zeit nicht schaf-   der Hashtag #95vsWissZeitVG schnell etabliert und
     Während der Vorbe­reitung      fen, eine der wenigen Professuren oder Dauerstellen    bald sogar in den Twitter-Trends zu finden. Noch
        dieses Titels hat sich in   zu ergattern, müssen sie sich oft endgültig von der    über Monate sammelten mehrere Hundert Wissen-
       den sozialen Medien ein      Universität verabschieden.                             schaftler*innen auf Twitter Argumente für eine Ab-
      neuer Protest gegen das                                                              schaffung des WissZeitVG. Aus diesen Beiträgen ist
             Wissenschaftszeit­                                                            eine Internetseite entstanden, auf der die 95 Thesen
       vertragsgesetz formiert.     Vom Hashtag zum Trend                                  nachgelesen werden können.
            Unter dem Hashtag
                                                                                             Die Diskussion wurde noch einmal durch einen
       #ichbinhanna kritisieren
        junge Wissenschaftler­      Sebastian Kubon griff den Impuls auf und schlug        Tweet angeheizt, den das Bundesministerium für
                                                                                                                                                     FOTO: BERTOLT PRÄCHT

              *innen erneut die     vor, stattdessen lieber den Reformationstag zu be-     Bildung und Forschung etwa einen Monat später ab-
     Befristungspraxis an deut-     gehen und 95 Thesen gegen das Wissenschaftszeit-       setzte. In diesem Tweet wurde das Gesetz dafür ge-
           schen Universitäten.     vertragsgesetz zu sammeln. Nachdem die wissen-         priesen, dass es den wissenschaftlichen Institutio-
                                    schaftlichen Mitarbeiterinnen Amrei Bahr und Kris-     nen »a certain degree of flexibility« verschaffe. Die-
                                    tin Eichhorn die ersten Thesen geliefert hatten, war   se Flexibilität freilich geht auf Kosten der Arbeitneh-

12    TITEL      AUFRUHR IM HÖRSAAL                                                                                   bbz | JULI/AUGUST 2021
mer*innen in der Wissenschaft, die sich Jahr um Jahr          »Von einem Normalarbeitsverhältnis – der vollen
von einer befristeten Stelle zur nächsten hangeln,
dazwischen regelmäßig Phasen der Arbeitslosigkeit
                                                              unbefristeten Stelle – können die meisten
in Kauf nehmen und Gelder für ihre Weiterbeschäf-             Wissen­schaftler*innen in der Regel nur träumen.«
tigung erst selbst einwerben müssen. Entsprechend
fühlten sich die Wissenschaftler*innen von der Dar-
stellung des Ministeriums geradezu in ihren Nöten
verhöhnt. Bis heute sind auf Twitter Nachrichten zu     telpunkt haben und oft mehrere hundert Kilometer
lesen, in denen Wissenschaftler*innen ihre Wut über     zu ihrem Dienstort pendeln, weil sich ein Umzug für
die Aktion des Ministeriums zum Ausdruck bringen.       wenige Jahre nicht lohnt, wird das eigentlich solide
                                                        Gehalt im öffentlichen Dienst zudem selbst auf vol-
                                                        len Stellen schnell aufgezehrt.
Ein Gesetz mit desaströsen Folgen

Die derzeitige Lage – das wird aus den Thesen deut-     Die Politik muss jetzt reagieren
lich – ist nicht nur eine Belastung für einzelne Wis-
senschaftler*innen, sondern geht auf Kosten von         Der Erfolg der Aktion #95vsWissZeitVG zeigt die
Wissenschaft und Gesellschaft. Durch die ständigen      Frustration, die sich inzwischen in Bezug auf die Ar-
Neueinstellungen werden horrende Summen an              beitsbedingungen in der Wissenschaft bei den meis-
Steuergeldern verschleudert und der Verwaltungs-        ten Beschäftigten aufgestaut hat. Das WissZeitVG ist
aufwand steigt ins Unermessliche. Den Studierenden      sicher nicht die einzige Stellschraube, an der zu dre-
fehlen kontinuierliche Ansprechpartner*innen und        hen wäre, steht aber stellvertretend für eine Befris-
Betreuer*innen für ihre Abschlussarbeiten, weil die     tungspraxis, die in Deutschland ihresgleichen sucht.
Lehrenden, bei denen sie studiert haben, nach weni-     Dank dieses Sonderbefristungsrechts sind laut dem
gen Jahren die Universitäten verlassen müssen. Wis-     aktuellen »Bundesbericht Wissenschaftlicher Nach-
senschaft und Lehre sind an kurzfristigen Projekte      wuchs« immer noch 92 Prozent aller Wissenschaft-
orientiert, statt auf den Aufbau langfristiger und in   ler*innen unter 45 Jahren an Hochschulen und au-
der Breite wirkender Strukturen.                        ßeruniversitären Forschungseinrichtungen befristet
   Wissenschaftler*innen schreiben Bewerbungen,         angestellt – während der Anteil der Befristungen
statt zu lehren und zu forschen. Sie leiden psychisch   gesamtgesellschaftlich dagegen marginal ist und so-
unter Existenzsorgen und dem ständigen Bewäh-           gar immer weiter sinkt.
rungsdruck. Unbezahlte Mehrarbeit von durchschnitt-       Von einem Normalarbeitsverhältnis – der vollen
lich 13 beziehungsweise 10 Stunden vor und nach         unbefristeten Stelle – können die meisten Wissen-
der Promotion pro Woche sind die Regel, weil die        schaftler*innen in der Regel nur träumen. Endet die
Beschäftigten ständig um ihre Vertragsverlängerung      wissenschaftliche Karriere dann nach 12 Jahren, weil
bangen und folglich selten das Risiko eingehen, die     das WissZeitVG eine darüber hinaus gehende Befris-
Einhaltung des geltenden Arbeitsrechts einzuklagen.     tung (mit Ausnahme weniger Sonderregelungen)
   An die Stelle riskanter Forschungsvorhaben treten    strikt verbietet und unbefristete Stellen rar sind, so
Bemühungen um karrieredienliche und antragsfähi-        war die über Jahre investierte (Mehr-)Arbeit in der
ge Projekte sowie unsichtbare Zuarbeit für Vorge-       Hoffnung auf eine Dauerperspektive in der Wissen-
setzte, die zum Teil formal als Antragssteller*innen    schaft umsonst.
fungieren, obwohl sie zum Antragstext oft nur wenig,      Der Zuspruch zur Aktion #95vsWissZeitVG macht          Die Internetseite
mitunter sogar überhaupt nichts beigetragen haben.      aber deutlich, dass ein Mentalitätswandel eingesetzt     zur Kampagne:
   Dass Wissenschaftler*innen überdies immer wie-       hat. Immer weniger junge Forschende sind bereit,         https://95vswisszeitvg.
                                                                                                                 wordpress.com/
der auf Unterstützung aus den Sozialkassen ange-        diese oft desaströsen Zustände weiterhin als norma-
wiesen sind und ihre Arbeit auf Arbeitslosengeld I      les Erfordernis auf dem Weg zur Entfristung hinzu-
und II fortführen, um noch eine Chance auf spätere      nehmen, insbesondere wenn der außerakademische
Wiedereinstellung zu haben, ist gängige Praxis, führt   Arbeitsmarkt je nach Fach bessere Chancen bietet.
aber zu geringeren Einzahlungen in die Sozialversi-     Die Wissenschaftspolitik ist am Zug und muss re-
cherungen, etwa in die Rentenkasse. Altersarmut ist     agieren, will sie eine innovative und qualitativ hoch-
damit vorprogrammiert.                                  wertige Forschung in Deutschland halten bezie-
   Folglich ist Wissenschaft in Deutschland nicht zu-   hungsweise überhaupt erst etablieren. Das wird nur
letzt wegen des WissZeitVG etwas für die, die sich      gelingen, wenn auch Forschenden jenseits der Pro-
die Arbeit unter derart prekären Bedingungen leisten    fessur endlich akzeptable Arbeitsbedingungen gebo-
können – was die von Karrierestufe zu Karrierestufe     ten werden.
abnehmende Diversität des Personals erklärt. Die
Betreuung von Kindern und andere Care-Aufgaben
sind mit der wissenschaftlichen Karriere unter den          Amrei Bahr, Kristin Eichhorn und Sebastian Kubon,
derzeitigen Bedingungen schwer vereinbar. Da Wis-                   wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und
senschaftler*innen lange keinen festen Lebensmit-                       Initiator*innen der Online-Kampagne

JULI/AUGUST 2021 | bbz                                                                              AUFRUHR IM HÖRSAAL              TITEL   13
im B e rl in e r H o ch sc h u lg e se tz
 G u te A rb e it
                                          Berlin arbeitet an einem neuen Hochschulgesetz.
                               Die GEW BERLIN positioniert sich und tritt für bessere Arbeitsbedingungen
                                               für alle an Hochschulen Beschäftigte ein

                                                                      von Rainer Hansel

                                                                                   Für alle an dem Aushandlungsprozess für das
                                                                                 neue Gesetz Beteiligten, auch für uns als Gewerk-
                                                                                 schaft, stellen sich dabei folgende Fragen: Was ge-
                                                                                 hört ins Gesetz? Was kann oder soll über Verordnun-
                                                                                 gen des Landes regelbar sein? Welche Aspekte sind
                                                                                 dagegen besser über Hochschulverträge und Zielver-
                                                                                 einbarungen zu regeln? Und welche Gestaltungs-
                                                                                 möglichkeiten sind innerhalb der Hochschule zu
                                                                                 entwickeln? Fakt ist: Im Ergebnis muss alles zusam-
                                                                                 menspielen. Ein neues BerlHG allein kann die Prob-
                                                                                 leme im Wissenschaftsbetrieb nicht lösen. Aber das
                                                                                 Gesetz muss die Grundlage und den Rahmen für die
                                                                                 Hochschulverträge, Verordnungen und hochschulin-
                                                                                 ternen Prozesse konstruktiv setzen. Im Folgenden
                                                                                 werden die Punkte, die die GEW BERLIN im neuen
                                                                                 Gesetz verwirklicht sehen will, vorgestellt.

                                                                                 Weniger Befristung, mehr Karrierewege

                                                                                 Die unbefristete Vollzeitbeschäftigung soll zum Re-
                                                                                 gelarbeitsverhältnis werden, von dem nur in begrün-
                                                                                 deten Fällen abgewichen wird. Die Personalstruktur
                                                                                 ist neu zu justieren. Dabei sollen unterschiedliche
                                                                                 Aufgabenschwerpunkte mit unterschiedlichen Gra-
                                                                                 den von Selbstständigkeit in Lehre, Forschung und
                                                                                 Management gesetzt werden. Diese sollen aufeinan-
                                                                                 der aufbauen und Übergänge im Sinne einer Perso-
     »Die unbefristete Vollzeitbeschäf­tigung soll zum                           nalentwicklung ermöglichen. Wichtig ist dabei eine
     Regelarbeitsverhältnis werden.«                                             Durchlässigkeit der verschiedenen Bereiche. Neue
                                                                                 Karrierewege sollen unter Nutzung von Tenu-
                                                                                 re-Track-Verfahren gestaltet werden.
                                                                                    Wenn Lehrbeauftragte dauerhaft Lehr- und Prü-

                        G   ute Arbeit in der Wissenschaft ist seit längerer
                            Zeit ein bewegendes Thema. Zielvorstellungen,
                        rechtliche Regelungen und Umsetzungsschritte sind
                                                                                 fungsaufgaben wahrnehmen, also nicht nur zur Er-
                                                                                 gänzung des Lehrangebots beitragen, sind ihnen
                                                                                 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhält-
                        immer wieder auf Bundes-, Landes- und Hochschul­         nisse anzubieten, die ihrer Qualifikation entspre-
                        ebene kontrovers diskutiert worden. In Berlin sind       chen. Beschäftigungsverhältnisse mit studentischen
                        verschiedene, nicht immer gut zueinander passende        Hilfskräften müssen entsprechend der Aufgabenpro-
                        Schritte auf dem Weg zu besseren Arbeitsbedingun-        file bundesrechtlicher Bestimmungen begründet
                                                                                                                                        FOTO: BERTOLT PRÄCHT

                        gen an den Hochschulen unternommen worden. Die           werden. Ihnen werden grundsätzlich keine Aufgaben
                        bisherige Bilanz ist zwiespältig. Doch nun bietet sich   übertragen, die üblicherweise von hauptberuflichem
                        mit dem neuen Berliner Hochschulgesetz (BerlHG)          Personal wahrgenommen werden. Die Lehrverpflich-
                        eine Chance, gute Arbeit zum Standard in der Wis-        tungsverordnung muss grundsätzlich überarbeitet
                        senschaft werden zu lassen.                              werden. Dabei sind alle Personalkategorien zu be-

14   TITEL   AUFRUHR IM HÖRSAAL                                                                            bbz | JULI/AUGUST 2021
»Mit dem neuen Berliner Hochschulgesetz bietet sich eine Chance,
                    gute Arbeit zum Standard in der Wissenschaft werden zu lassen.«

rücksichtigen. Die Lehrbelastungen in Folge neuer        Über einen zentralen Überbrückungsfonds ermög-
Aufgabenprofile, Veränderungen durch die Bologna-­       licht sie die Zwischenfinanzierung von Beschäfti-
Reform und die zunehmende Digitalisierung sind,          gungsverhältnissen bis zur Anschlussfinanzierung
insbesondere in Hochdeputatsbereichen, abzusenken.       aus Drittmitteln oder regulären Haushaltsmitteln.
  Für die befristete Beschäftigung sind als besonde-     Soweit möglich, ist auch beim Wechsel der Finanzie-
re Fälle die Qualifizierung, die Drittmittelbeschäfti-   rungsart ein mittelfristiges oder unbefristetes Be-
gung und die Vertretungsbeschäftigung zu gestalten.      schäftigungsverhältnis abzuschließen. Die Hochschu-     Tenure-Track
Dabei sollen folgende Grundsätze zur Anwendung           len dürfen nur solche Drittmittelanträge befürwor-      ist eine Professur auf
kommen: Vorrang von Beschäftigungsverhältnissen          ten, die den Standards von guter Arbeit entsprechen.    Bewährung, die im
vor Stipendien. Die Dauer der Befristung ist mindes-        Gute Arbeit ist kein Selbstläufer. Es muss sicher-   Regelfall nach einigen
                                                                                                                 Jahren in eine Lebens-
tens die durchschnittliche Promotions-/Qualifizie-       gestellt werden, dass die Mitglieder der Hochschule
                                                                                                                 zeitprofessur mündet.
rungszeit respektive die Projektlaufzeit. Für die        in geeigneter Weise an den Entscheidungsprozessen
Qualifizierung sollen mindestens 50 Prozent der          beteiligt werden. Dazu müssen die Aufgaben und          Die Bologna-Reform
Arbeitszeit zur Verfügung stehen. Das Qualifizie-        Rechte der akademischen Selbstverwaltung entspre-       ist ein EU-weiter Prozess
rungsziel wird im Arbeitsvertrag festgehalten und        chend eingerichtet werden. Parallel dazu müssen die     der Vereinheitlichung
mit Qualifizierungsvereinbarungen untersetzt. Hin-       Beteiligungsrechte der Personalräte entsprechend        der europäischen Hoch-
sichtlich der Arbeits- und Befristungsbedingungen        genutzt und weiterentwickelt werden. Die Beteili-       schulen. Kritiker*innen
                                                                                                                 sagen, dass mit der Ein-
wird eine gleiche Ausgestaltung bei Haushalts-,          gung der Beschäftigten an den Entscheidungsprozes-
                                                                                                                 führung das Studium zu
Drittmittel- und Vertretungsbeschäftigung ange-          sen wird gefördert, indem Gremientätigkeiten auf        sehr verschult wurde.
strebt. Sachgrundlose Beschäftigung nach Teilzeit-       die Arbeitszeit angerechnet werden. Es wird die Par-
und Befristungsgesetz muss ausgeschlossen werden.        tizipation der Mitglieder auch in neuen Organisati-     Im Templiner Manifest
                                                         onsformen wie Graduiertenfördereinrichtungen oder       hat die GEW im Jahr
                                                         Forschungsclustern gewährleistet. Die Grundsätze        2010 ihre Forderungen
Planungssicherheit für Beschäftigte                      guter Arbeit werden in den zentralen akademischen       für bessere Arbeitsbe-
                                                                                                                 dingungen an den
                                                         Gremien beschlossen und zu einem festen Bestand
                                                                                                                 Hochschulen dargelegt.
Hochschulen müssen durchgängig familienfreund-           der Berichtspflicht der Hochschulleitungen. Die Ein-    www.gew.de/
lich werden. Sie sollen allen Beschäftigten ein aus-     haltung der Grundsätze der Verbesserung der Be-         wissenschaft/
gewogenes Verhältnis von Berufs- und Privatleben         schäftigungssituation aller Mitglieder der Hochschu-    templiner-manifest/
unter anderem durch flexible Arbeits- und Anwesen-       le soll mithilfe jährlicher Berichte der Präsidien
heitszeiten, familiengerechte Lehrveranstaltungs-        überprüft werden.
und Sitzungszeiten sowie bedarfsgerechte Betreu-            Die Neufassung der Berliner Hochschulgesetze ist
ungsmöglichkeiten für Kinder ermöglichen. Wegen          auf dem Weg. Die Zeit wird knapp. Wenn die nächs-
Mutterschutz oder Elternzeit vakante Stellen sind        ten Schritte im Gesetzgebungsverfahren nach Plan
unverzüglich, auch durch die Aufstockung vorhan-         ablaufen, dann könnte das Gesetz in der letzten Sit-
dener Teilzeitstellen, zu besetzen. Bei der Beantra-     zung vor den Wahlen im September beschlossen
gung und Bewirtschaftung von Drittmitteln sind           sein. Konstruktive Vorschläge, um Prinzipien für
zusätzliche Mittel einzuplanen, die für Vertretungen     gute Arbeit in der Wissenschaft im Gesetz zu veran-
und Vertragsverlängerungen in Folge von Mutter-          kern, haben wir eingebracht. Es wird sich zeigen, ob
schutz und Elternzeit sowie zur Finanzierung von         wir ab dem kommenden Wintersemester auf einer
Kinderbetreuungsmöglichkeiten notwendig sind. Die        neuen gesetzlichen Grundlage für die Verbesserung
familienpolitische Komponente des Wissenschafts-         der Beschäftigungsverhältnisse streiten können, oder    »Hochschulen
zeitvertragsgesetzes, die eine Verlängerung von be-      ob das Stückwerk aus verschiedenen, nicht kompa-        müssen
fristeten Beschäftigungsverhältnissen bei Betreuung      tiblen Einzelregelungen und ohne verbindliche Über-
eines oder mehrerer Kinder unter 18 Jahren um zwei       prüfungsmöglichkeiten weitergeht.                      durchgängig
Jahre je Kind auch über die Höchstbefristungsdauer                                                               familien-
hinaus zulässt, muss an der Hochschule grundsätz-
lich angewandt werden.
                                                                                                                 freundlich
   In der Personalentwicklung sollen die Hochschu-                                                               werden.«
len eine mittel- und langfristige Personalplanung
betreiben. Auf dieser Grundlage bestimmen sie ein                               Rainer Hansel,
aufgabenadäquates Verhältnis zwischen befristeten        Sprecher des Leitungsteams Abteilung
und unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen.                  Wissenschaft der GEW BERLIN
Durch ein aktives Personalmanagement sorgt die
Hochschule für die Stabilisierung von Beschäftigung.

JULI/AUGUST 2021 | bbz                                                                              AUFRUHR IM HÖRSAAL            TITEL     15
Selbsthilfe – die vierte Säule im
                      Gesundheitssystem
                       Innerhalb der GEW gibt es die vielfältigsten Berufsfelder. Im ersten Interview
                       unserer Reihe über die verschiedenen Arbeitsbereiche in der sozialen Arbeit
                            erzählt uns Adelina Koch, was den Geist der Selbsthilfe ausmacht

                                                         Das Interview führte Jeannine Schätzle

     bbz: Wir sitzen zusammen im Selbsthilfe-          bedingungen unzufrieden, sodass ich           terschiedlichen Themen. In Reinicken-
     zentrum Reinickendorf, wo du seit über            wieder auf Jobsuche gegangen bin. Eine        dorf sind es circa 100 Selbsthilfegruppen.
     sechs Jahren als Sozialarbeiterin tätig           sehr gute Freundin von mir hat in der
     bist. Wie bist du zur sozialen Arbeit ge-         Selbsthilfe gearbeitet und mir die Aus-       Welche Selbsthilfegruppen gibt es bei euch?
     kommen?                                           schreibung für diese Stelle geschickt.          Koch: In erster Linie sind es gesund-
       Koch: Ich war immer daran interessiert,         Und was sie mir von ihrem Job erzählt         heitliche Selbsthilfegruppen, da geht es
     Menschen zu unterstützen. Schon zu                hat, fand ich sehr spannend und vielsei-      um chronische Erkrankungen, wie bei-
     Schulzeiten war ich eine »Kummerkasten-­          tig. Es war etwas ganz anderes, als das,      spielsweise Osteoporose, Multiple Sklero-
     Schulfreundin« und fand es wichtig, für           was ich vorher gemacht habe. Ich wollte       se, Krebserkrankungen oder Suchterkran-
     andere da zu sein. Ich habe dann relativ          mich ja verändern.                            kungen oder der ganze psychosoziale
     schnell das Bedürfnis entwickelt, das pro-                                                      Bereich, Gruppen zu Ängsten und De-
     fessioneller und nachhaltiger zu machen           Was genau sind die Aufgaben, die ihr hier     pressionen oder Hochsensibilität, Kon-
     und wollte Menschen unterstützen, die             im Selbsthilfezentrum habt?                   taktabbrüche und Trennungen. Weiterhin
     aufgrund unterschiedlichster Gründe und             Koch: Unsere große Aufgabe heißt            treffen sich in unserem Haus Gruppen
     Lebenslagen gerade nicht in der Lage              »Selbst­hilfeunterstützung«. Wir unterstüt-   aus unterschiedlichen Kulturkreisen wie
     sind, sich selbst zu helfen.                      zen die Gruppen, die sich bei uns im Haus     zum Beispiel aus Nigeria, Kamerun, dem
                                                       und in ganz Reinickendorf treffen, bei        Kongo oder eine Aussiedlergruppe. Dann
     Hast du dich schon vorher mit dem Thema           ihrer Arbeit. Dabei begleiten wir sie zum     haben wir noch Gruppen aus dem Frei-
     Selbsthilfe beschäftigt oder war es eher          Beispiel bei der Gruppengründung und in       zeitbereich, die gemeinsam etwas unter-
     Zufall?                                           krisenhaften Gruppensituationen, organi-      nehmen möchten, wie beispielsweise
       Koch: Es war tatsächlich eher Zufall. Ich       sieren Referent*innen für Fachvorträge        verschiedene Frauen- und Senior*innen-
     habe meine Berufslaufbahn in der Kinder-          oder Workshops und vermitteln Interes-        gruppen.
     und Jugendhilfe begonnen. War dann aber           sierte. Wir haben bei uns im Haus circa
     nach den ersten Jahren mit den Arbeits-           35 Gruppen, die sich treffen, zu ganz un-     Du hast von der Vielseitigkeit deines Jobs
                                                                                                     erzählt. Inwieweit geht deine Aufgabe über
                                                                                                     die Beratung und Begleitung der Gruppen
     Links: Jeannine Schätzle, Mitglied der bbz-Redaktion,                                           hinaus?
     Rechts: Adelina Koch, Sozialarbeiterin im Selbsthilfezentrum Reinickendorf                         Koch: Der zweite Aspekt ist die Öffent-
                                                                                                     lichkeitsarbeit, die einen sehr großen Teil
                                                                                                     einnimmt. Wir sind gerade dabei, die
                                                                                                     Flyer neu zu gestalten. Zudem werben
                                                                                                     wir auf unserer Homepage, in diversen
                                                                                                     Nachbarschaftsportalen, lokalen Zeitun-
                                                                                                     gen und Social Media. In Berlin ist die
                                                                                                     Datenbank von SEKIS die zentrale Daten-
                                                                                                     bank für die Suche nach Selbsthilfegrup-
                                                                                                     pen. Dort pflegen wir den Bereich für
                                                                                                     Reinickendorf. Wir führen selbst auch
                                                                                                     Veranstaltungen zu verschiedensten The-
                                                                                                     men unserer Gruppen durch, die wir or-
                                                                                                     ganisieren und bewerben. Zwei Mal im
                                                                                                     Jahr geben wir ein Programmheft heraus,
                                                                                                                                                   FOTOS: GEW

                                                                                                     das nimmt schon ziemlich viel Arbeits-
                                                                                                     zeit ein.

16   KINDER-, JUGENDHILFE & SOZIALARBEIT                                                                             bbz | JULI/AUGUST 2021
SEKIS (Selbsthilfe Kontakt-
                                                                                                                                                        und Informationsstelle)
                                                                                                                                                        informiert über Selbsthilfe in
                                                                                                                                                        Berlin, unterstützt Gruppen
                                                                                                                                                        bei der Gründung oder der
                                                                                                                                                        Vertretung ihrer Interessen.

                                                                                                                                                        www.sekis-berlin.de

                                           Ein weiterer großer Bereich ist die Gre-   ist das Haus voll. Es ist dann eine Frage     des Verstehens, Mitgefühls, Ansporns,
                                         mienarbeit, weil wir mit der Berliner        von Flexibilität, Abgrenzung und Multitas­    des gegenseitigen Respekts und des An-
                                         Selbsthilfe sehr vernetzt sind und dort in   king.                                         genommenseins.
                                         unterschiedlichen Arbeitskreisen aktiv         Wie ich bereits erwähnt habe, ist die       Gibt es einen Teil der Arbeit, der dich be-
                                         werden. Darüber hinaus gibt es natürlich     Öffentlichkeitsarbeit ein sehr großer Be-     sonders begeistert?
                                         noch weitere Netzwerke und Arbeitsge-        reich. Damit muss man sich beschäftigen         Koch: In der Öffentlichkeitsarbeit fühle
                                         meinschaften, in denen die Selbsthilfe       und sich weiterbilden. Es gibt Aspekte        mich sehr wohl. Ich kann da neue Ideen
                                         aktiv ist, wie zum Beispiel das Gesunde      der Öffentlichkeitsarbeit, die machen wir     entwickeln, um mehr Menschen zu errei-
                                         Städte Netzwerk. Neben der Unterstüt-        selber, wie Ausschreibungen oder Wer-         chen. Besonders die kreative Arbeit, wie
                                         zung der Selbsthilfegruppen vor Ort ha-      bung für die Gruppen, aber es gibt auch       die Gestaltung der neuen Flyer, macht mir
                                         ben wir auch den Auftrag, die Selbsthilfe    die Möglichkeit, entsprechende Fachkräf-      zurzeit dabei am meisten Spaß.
                                         als Hilfeform bekannter zu machen, als       te weiterführend zu engagieren.
                                         Möglichkeit der Aktivierung und des Em-                                                    Gibt es andererseits Bereiche, die du schwie-
                                         powerments. Noch mehr Menschen sollen        Gibt es Erlebnisse, die dich besonders ge-    rig findest? Nicht nur für dich, sondern die
                                         von der Möglichkeit wissen, sich in Grup-    prägt haben? Eine Geschichte, die dir         Herausforderungen, die noch zu bearbeiten
                                         pen zu organisieren und die eigenen The-     spontan einfällt, etwas, das vielleicht ein   sind?
                                         men aktiv anzugehen.                         bisschen beschreibt, wie die Arbeit hier so      Koch: Ein Thema ist die Finanzierung.
                                                                                      abläuft?                                      Wir unterliegen dem Zuwendungsrecht
                                         Du hast vorher schon erzählt, welche Ar-       Koch: Was mich sehr geprägt hat, ist        und müssen Fördergelder finden, was es
                                         beitsbereiche schwerpunktmäßig von euch tatsächlich diese Vielfältigkeit an The-           manchmal nicht so einfach macht, Pro-
                                         abgedeckt werden – welche Kompetenzen, men, die teilweise an einem Tag auf einen           jekte umzusetzen. Es wäre schön, wenn
                                         welche Fähigkeiten braucht man für das, einströmen. Wie viele Schicksale einem             das einfacher und flexibler möglich wäre.
                                         was ihr hier tut?                            hier begegnen, in welcher besonderen          Zudem haben wir zwar eine recht große
                                           Koch: Es ist ein sehr vielseitiger Ar- Rolle man ist. Die Distanz zu den Men-            Freiheit in der Gestaltung unserer Arbeit,
                                         beitsbereich, daher ist es gut, breit aufge- schen, die hierherkommen, ist eigentlich      das kann allerdings auch schwierig sein.
                                         stellt zu sein. Zum einen gibt es den pä- größer als in der klassischen sozialpäda-        Wir sind drei Sozialpädagoginnen in Teil-
                                         dagogischen Bereich, wo es um Gruppen- gogischen Arbeit und trotzdem ist ein               zeit und müssen ein recht vielseitiges,
                                         arbeit, um Beratung geht und entspre- Austausch und Nähe da. Es kommen im-                 komplexes Projekt stemmen, das weit
                                         chende Kompetenzen gefragt sind. Es mer wieder neue Anfragen und Aufgaben                  über die Soziale Arbeit hinausgeht.
                                         sind aber auch einige organisatorische auf einen zu. Man arbeitet sich natürlich
                                         Fähigkeiten gefragt, also vieles geht um ein, um zu verstehen, was das alles be-           Was würdest du dir für die Zukunft wün-
                                         Koordinierung und Organisation hier im deutet. Ich habe Krankheiten kennen­                schen?
                                         Haus, Projektmanagement würde ich sa- gelernt, von denen ich vorher noch nie                 Koch: Mehr Anerkennung! Ich ärgere
                                         gen. Es kommen immer wieder Aufträge was gehört habe und von Schicksalen                   mich darüber, dass die Löhne sich stark
FOTO: ADOBE STOCK/LUCKAS KOMMUNIKATION

                                         auch von außen, welche Schwerpunktthe- erfahren, die hätte man sich nicht aus-             unterscheiden und prinzipiell recht nied-
                                         men gerade umzusetzen sind, von der denken können.                                         rig sind. Allein in Berlin verdienen die
                                         Senatsverwaltung zum Beispiel.                 Und in diesem Zusammenhang ist ein          Mitarbeiter*innen in den Selbsthilfekon-
                                           Gut strukturiert zu sein, ist auf jeden weiterer Aspekt, der mich sehr geprägt           taktstellen ganz unterschiedlich, wobei
                                         Fall auch ein Aspekt, es passiert vieles hat und noch prägt, der »Geist der Selbst-        wir doch alle ähnliche Arbeit machen. Ich
                                         gleichzeitig. Man bekommt sehr viele E-­ hilfe«. Gemeint ist damit die Haltung, mit        wünsche mir, dass wir alle nach TV-L be-
                                         Mails, dann haben wir natürlich auch der Menschen sich ihren Problemen, Ein-               zahlt werden. Schließlich machen wir
                                         Sprechzeiten, wo von außen Anfragen schränkungen, Ängsten, Verlusten, Schmer-              eine wertvolle Arbeit in den Bezirken,
                                         kommen. Im Moment ist es sehr ruhig im zen stellen und in der Gemeinschaft ihrer           Stadtteilen und Kiezen. Das sollte ent-
                                         Haus – coronabedingt –, aber in der Regel Gruppe angehen. Diese Haltung ist die            sprechend honoriert werden.

                                         JULI/AUGUST 2021 | bbz                                                                     KINDER-, JUGENDHILFE & SOZIALARBEIT                 17
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