Misericordia - GÄRTNER-GLÜCK Tipps aus der Klostergärtnerei Reichenbach - Klinik St. Hedwig

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Misericordia - GÄRTNER-GLÜCK Tipps aus der Klostergärtnerei Reichenbach - Klinik St. Hedwig
misericordia         August-September 2020

GÄRTNER-GLÜCK
Tipps aus der Klostergärtnerei Reichenbach

Unsere Schulen    Akutgeriatrie          Generalprior zur
und Corona        Straubing – Bogen      Corona-Pandemie
Misericordia - GÄRTNER-GLÜCK Tipps aus der Klostergärtnerei Reichenbach - Klinik St. Hedwig
2      IN HA LT

                                      Inhalt
                                      Gesundheit und Lebensfreude

                                      Tipps für Garten und Balkon aus der Reichenbacher Klostergärtnerei             4

                                      So schmeckt der Sommer: Rezept „Hühnerbrust gefüllt“                           6

                                      Neues aus der Medizin

                                      Klinikum St. Elisabeth Straubing baut Akutgeriatrie an der Klinik Bogen auf    8

                                      Pflegen und Assistieren

            Wer Martin Groß, den
                                      Lernen mit Abstand: Unsere Schulen und Corona                                  9
        Leiter der Reichenbacher
        Klostergärtnerei, auf un-
        serem Titelfoto sieht, kann   Barmherzige Brüder
        schon auf den Gedan-
        ken kommen: Gärtnern          Neuburg: Sanierung der Klosterkirche St. Augustin                             12
        macht glücklich. Und ist      Konzert im Garten der Münchner Palliativstation                               13
        es nicht wirklich so? Wer     PERSÖNLICHKEITEN DES ORDENS
        sich nach einem langen
                                      28. August: Heiliger Augustinus, Regelvater der Barmherzigen Brüder           14
        Arbeitstag, am Wochen-
                                      29. September: Heiliger Erzengel Raphael, Helfer des Johannes von Gott        15
        ende oder im Urlaub mit
                                      Generalprior zu Corona: „In der Wachsamkeit nicht nachlassen“                 16
        Blumen und Pflanzen im
                                      Missionsprojekt 2020: Aufbau einer Frühförderung in Velloor/Indien            17
        eigenen Garten oder auf
        dem Balkon beschäftigt,       FORTBILDUNGEN: Vorschau September bis Dezember                                18

        kann wunderbar entspan-       Marketing-Auszeichnung für Regensburger Krankenhaus                           19

        nen, das Getöse der „Welt
        da draußen“ vergessen.        Kirche und Gesellschaft
        Solche Momente wünscht
        die misericordia-Redak-
                                      100 Jahre Katholischer Krankenhausverband in Bayern                           20
        tion Ihnen – und uns – in
                                      Erinnerung an Georg Ratzinger                                                 22
        den kommenden Som-
                                      Ausstellung „Tugendreich“ im Kloster Beuerberg                                23
        mer- und Urlaubswochen.
                                      KLIMASCHUTZ JETZT: Regensburger Kinderärzte auf dem E-Bike                    24
        Unsere nächste Ausgabe
        erscheint dann erst zum       Leroy Sané zum Medizin-Check im Münchner Krankenhaus                          24

        Oktober.                      Buchtipp: „Die Psychologie des Postfaktischen“                                25

                                      MUTMACHER: Beate Weigand im Einsatz für andere als Feuerwehrfrau              28

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EDITOR IAL             3

Liebe Leserinnen und Leser,

„Kein Gang umsonst.“ So lautet eine goldene Gastronomie-
Regel. Sie ermahnt zum aufmerksamen Blick. Denn irgendwo
steht immer ein Teller, der abgeräumt, ein Essen, das serviert
werden kann, oder gibt ein Gast Zeichen.

Manchmal ist der Service weit davon         Wir gehen mit dieser Doppel-Ausgabe in
entfernt: hektisch, unaufmerksam,           den Spätsommer. Vieles kann sich dann
planlos. Meistens jedoch sind Wirtsleu-     schon wieder geändert haben. Kommt
te gute Gastgeber mit Personal voller       eine zweite Corona-Welle auf uns zu?
Herzlichkeit und Umsicht. Gerade unser      Wir danken den Mitarbeitenden unserer
Tagungs- und Fortbildungshaus in            Einrichtungen dafür, dass sie Konzepte
Kostenz und das Sebastianeum in Bad         für einen „Plan B“ ausgearbeitet haben.
Wörishofen werden dafür gelobt. Auch
unseren Krankenhäusern und unseren          Wie geht es eigentlich unseren Schüle-
Einrichtungen der Alten-, Jugend- und       rinnen und Schülern in der Pandemie?
Behindertenhilfe wird ein „besonderer       Zumindest dies kann man in dieser
Geist des Hauses“ bescheinigt.              Sommerausgabe lesen. Anderes scheint
                                            ungewiss. Besonnenheit, Ruhe und
Wie sieht es aus mit unserer eigenen        Weitblick sind gefragt: „Die Belohnung
Gastlichkeit? Welcher „goldenen Regel“      für Geduld ist Geduld“. Dieses Wort
folgen wir? Nehmen wir uns als Vorge-       wird dem heiligen Augustinus zuge-
setze genug Zeit für die Wünsche und        schrieben, dem Regelvater der Barm-
Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden?         herzigen Brüder. Sein Fest feiern wir am
Versuchen wir gemeinsam kreative Lö-        28. August.
sungen zu entwickeln? Fördern wir statt
nur zu fordern? Vertrauen wir auf die Ta-   Ihnen allen wünsche ich gute Erholung
lente, Erfahrungen und den Teamgeist?       im Sommerurlaub und denen, die Dienst
                                            haben, erträgliche Arbeitstage mit guten
Die Wertschätzung für die Mitarbeiten-      Begegnungen!
den der Bayerischen Ordensprovinz
wird auch sichtbar beim Blick auf unser     Ihr
umfangreiches Fortbildungsangebot in
Kostenz. Oder bei den Sommerfesten,
die den Zusammenhalt stärken. Auf die
Feste müssen wir heuer leider wegen         Frater Emerich Steigerwald
der Corona-Pandemie verzichten, die         2. Provinzrat
Seminare beginnen wieder.

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Blühende und
bleibende
Blumenpracht
Tipps für Garten und Balkon von Martin Groß,
Leiter der Klostergärtnerei Reichenbach

„Am Wichtigsten ist im Sommer das richtige Gießen“, rät         • Direkt in den Wurzelbereich gießen und nicht auf die Blätter.
Martin Groß, der die Klostergärtnerei der Barmherzigen Brüder   • Ab und zu die Erde auflockern, damit auch die kleinsten
in Reichenbach leitet. Auf die richtige Dosierung kommt es        Wurzeln befeuchtet werden.
an: Gießt man im Garten zu viel, schafft man den Nährboden      • Ein Bewässerungssystem empfiehlt sich, falls man wenig
für Pilze und Moose und zieht die lästigen Schnecken an. Für      Zeit hat oder für ein paar Tage verreisen möchte.
Kübelpflanzen auf dem Balkon oder der Terrasse ist in diesem
Fall die Staunässe gefährlich. „Gießt man dagegen zu spar-      SIE BLÜHEN PRÄCHTIG
sam, dringt das Wasser nicht tief genug in den Boden ein“,
weiß der Fachmann. Die logische Folge: Die Wurzeln werden       Aus dem riesigen Blumenmeer empfiehlt Sigrid Kandlbinder
nicht ausreichend befeuchtet, die Pflanze welkt.                aus der Klostergärtnerei drei Pflanzen, die optimal für den
                                                                Sommer sind:
Martin Groß empfiehlt deshalb für eine volle Blütenpracht:
• Möglichst morgens gießen, da ist es noch kühl und das         • Sommernelken: Sie eignen sich hervorragend für die Pflan-
  Wasser dringt problemlos in die Erde. In der prallen Sonne      zung an Terrasse- und Beet-Rändern.
  besteht die Gefahr, dass das Wasser zu schnell verdunstet,    • Strohblumen: Sie lieben es sehr heiß, sonnig und trocken
  die Blätter würden dann verbrennen.                             – müssen aber stets mit ausreichend Wasser versorgt
                                                                  werden.
Gärtnerei-Mitarbeiterin Sigrid Kandlbinder (Seite 4 unten)      • Geranien: der Renner schlechthin.
empfiehlt für den Sommer unter anderem Strohblumen, die sie
gerade zeigt, sowie Geranien (oben links) und Sommernelken.     Michaela Matejka

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    So schmeckt der Sommer
    Einige könnten sich den ganzen Sommer von Mozzarella mit Tomaten
    und Basilikum ernähren, andere schwören auf leichte Sommersalate mit
    Melonen oder Couscous. Steaks und Würste landen beim Grillmeister
    auf dem Grill. Was Dirk Kirschner, Küchenchef im Sebastianeum in Bad
    Wörishofen, empfiehlt, erfahren Sie in dem Sommerrezept auf dieser Sei-
    te. Der Profikoch freut sich schon wieder ab Ende September auf seine
    Gäste.

    Hühnerbrust gefüllt                                        mit Frischkäse und Spinat, mit frittierten Kartoffel-Säckchen

    Zutaten Hühnerbrust:                                  Zubereitung:
                                                          Den Blattspinat würzen. Die Hühnerbrüste plattieren, mit Frischkäse bestrei-
    80 g                     Blattspinat blanchiert       chen. Anschließend mit dem Blattspinat belegen, salzen und pfeffern. Zu
    4                        Hühnerbrüste ohne Knochen    einer Rolle formen und in die Bacon-Scheiben einwickeln. In Olivenöl anbra-
                             und ohne Haut                ten und im Ofen bei 150°C für ca. acht bis zwölf Minuten zu Ende garen.
    160 g                    Frischkäse
    16                       Scheiben Bacon               Das Kartoffelpüree mit Majoran und Muskat würzen. Den Strudelteig dop-
    etwas                    Olivenöl, Salz, Pfeffer      pelt auslegen und circa 10x10 cm große Quadrate schneiden. Die Kartof-
                                                          felmasse mittig auf den Strudelteig setzen, die Ränder mit Eiweiß einstrei-
    Zutaten Kartoffel-Säckchen:                           chen und zu Säckchen formen. In einem Topf das Öl erhitzen und darin die
                                                          Säckchen schwimmend frittieren.
    400 g                    Kartoffelpüree
    1                        Strudelteig (tiefgekühlt)    Die gegarten Hühnerbrüste in der Mitte einmal aufschneiden und zusam-
    etwas                    Öl zum Frittieren            men mit den Kartoffel-Säckchen anrichten. Wer mag, kann noch etwas
    etwas                    Muskat, Majoran, Eiweiß      Rahmspinat dazugeben.

    Zubereitungszeit: 50 Minuten, Schwierigkeitsgrad: leicht

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   Kühles Obst.
   Melonen-Teilen. Mit Dir.
   Freibad. Der Geruch
   von Sonnencreme.
   Alle Sinne auf Empfang.
   Endlich Sommer!

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8      N EUE S A US D E R M E DI Z I N

    Im Alter wieder
    auf die Beine kommen
    Klinikum St. Elisabeth Straubing baut Akutgeriatrie an der Klinik Bogen auf

    Ältere Menschen brauchen eine auf ihre
    Bedürfnisse zugeschnittene Gesund-
    heitsversorgung. Die altersmedizinische
    Versorgungslücke in der Stadt Straubing
    und im Landkreis Straubing-Bogen soll
    nun geschlossen werden. Das Klinikum
    St. Elisabeth wird in der benachbarten
    Klinik Bogen eine Akutgeriatrie aufbau-
    en. Die Station mit 25 Betten soll diesen
    Herbst ihren Betrieb starten.

    „Wir wollen gemeinsam die Gesund-
    heitsversorgung älterer Menschen in der
    Region weiter verbessern“, begründen        An der Bogener Klinik (Hintergrund) wird die Akutgeriatrie mit 25 Betten starten.
    Klinikums-Geschäftsführer Dr. Chris-
    toph Scheu und Robert Betz, Vorstand        Die Zahl der Menschen über 75 Jahre in       Der Internist und Neurologe Dr. Peter
    der Kreiskliniken Bogen-Mallersdorf,        Straubing und dem Landkreis Strau-           Euler wird die Akutgeriatrie an der Klinik
    die Kooperation der beiden nur wenige       bing-Bogen wird bis 2036 um rund 40          Bogen mit einem multiprofessionellen
    Kilometer voneinander entfernten Kran-      Prozent steigen, verdeutlicht Dr. Scheu      Team leiten. Seine langjährige Erfah-
    kenhäuser.                                  den Bedarf. Die Zusammenarbeit der           rung im Aufbau und in der Leitung von
                                                zwei Krankenhäuser unterschiedlicher         bayerischen Kliniken im geriatrischen
                                                Versorgungsstufen bringe den betag-          Akut- und Rehabereich und seine
                                                ten Patienten neben der Wohnortnähe          gute Vernetzung qualifizieren ihn dafür
                                                interessante Vorteile. Dr. Scheu: „Hohe      bestens. Aufgabe der Akutgeriatrie sei
                                                medizinische Fachkompetenz geht mit          es, die frühfunktionale Rehabilitation der
                                                persönlicher Betreuung eine optimale         Senioren auf Basis vorhandener Fähig-
                                                Verbindung ein.“                             keiten und Defizite bereits während des
                                                                                             Krankenhausaufenthalts durchzuführen.
                                                ALTERSMEDIZIN NIMMT DEN GANZEN               Dr. Euler erklärt: „Ziel ist, die Alltags-
                                                MENSCHEN IN DEN BLICK                        kompetenz des älteren Patienten in
                                                                                             einem realistischen Rahmen wiederher-
                                                Menschen über 70 litten häufig an            zustellen, damit er nach Hause zurück-
                                                mehreren Krankheiten gleichzeitig.           kehren kann.“
                                                Komme ein akutes Problem wie ein
                                                Herzinfarkt oder ein Schlaganfall hinzu,     Kennzeichen der akutgeriatrischen Ar-
                                                sei es Aufgabe der Spezialisten, die         beit ist ein multiprofessionelles Exper-
                                                vordringlichen Beschwerden kompetent         tenteam, das gemeinsam Therapiepläne
                                                zu versorgen. Nach der erfolgreichen         entwickelt. Ärzte, Pflegekräfte, Physio-
                                                Behandlung sei die Altersmedizin gefor-      therapeuten, Ergotherapeuten, Logo-
                                                dert, die den ganzen Menschen in den         päden, Psychologen und Sozialdienst
                                                Blick nehme. Ziel sei, dass der Patient      leisten einen wichtigen Beitrag.
    Der Internist und Neurologe Dr. Peter       nach dem Krankenhausaufenthalt sei-
    Euler wird die Akutgeriatrie leiten.        nen Alltag wieder meistern kann.             Ursula Eisenmann

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P FLEGEN U N D A S S ISTIER EN                9

Lernen mit Abstand
Wie kommen eigentlich Schülerinnen und Schüler an den Krankenpflege-Schulen
und an den Fachschulen für Heilerziehungspflege in der Corona-Pandemie zurecht?
Hier Erfahrungsberichte aus vier Schulen.

Farbige Ablenkung im tristen Covid-19-Alltag
Mittwoch, 27. Mai, 8 Uhr. Eigentlich würden wir, die Kinder-    Warum war diese Auszeit so nötig? Die Umstellung von
krankenpflege-Schülerinnen und -Schüler aus dem Jahr-           Lehrervorträgen und einem Miteinander im Klassenzimmer auf
gang 2018/2021 aus Regensburg, um diese Zeit in Kostenz         Sich-selbst-alles-Beibringen war nicht einfach. Der Austausch
ankommen. Zur Werkwoche, die leider wegen Corona gestri-        fand überwiegend über E-Mail und die Klassensprecher statt.
chen werden musste. Sofort überlegten wir, wie wir trotzdem     Ebenso wurde mit dem E-Learning-System „iPrendo“ eine
eine schöne Zeit verbringen und gleichzeitig die Hygiene-Vor-   Website für die Pflegeschüler eingerichtet. Plötzlich hatte man
schriften einhalten können. Der perfekte Vorschlag: Batiken.    das Gefühl, von Skripten und Aufgaben überhäuft zu werden,
Ein Unikat zu gestalten, egal ob Hose, T-Shirt oder Kissen-     das E-Mail-Postfach kurz vor dem Zusammenbruch … Ob-
bezug, haben bisher die wenigsten gemacht. In kürzester         wohl unsere Lehrer bei Fragen immer zur Verfügung standen,
Zeit waren die zunächst weißen Stoffe in Regenbogenfarben       war dennoch die größte Herausforderung das richtige Zeit-
getaucht und die Vorfreude auf die Ergebnisse wuchs von         management. Da jeder Tag dem anderen glich, war es schnell
Minute zu Minute.                                               vorbei mit der anfänglichen Motivation.

Während eine Gruppe sich mit dem Färben beschäftigte,           Persönlich haben sich viele weiterentwickelt. Es wurde viel ge-
gestaltete die andere kleine „Examens-Päckchen“ für die         lesen, gegärtnert, geputzt und sich kreativ ausgelebt. Manche
Schülerinnen, die in diesem Jahr ihren Abschluss machen. Mit    entdeckten neue Hobbys, andere hatten endlich Zeit für die
viel Liebe zum Detail wurde verziert, geklebt, bemalt und be-   Dinge, die sie schon ewig aufgeschoben haben. Unser Fazit:
stückt. Kleine Motivationssprüche und Glückwünsche wurden       Die Zeit zuhause war anfangs schön, dem eigenen Rhythmus
auf Karten beigelegt. Am Nachmittag tauschten die Gruppen.      zu folgen angenehm. Doch wir sind uns einig: Online-Unter-
Die Freude der Auszubildenden an den gebatikten T-Shirts ließ   richt kann auch in Zukunft nicht den Unterricht im Klassenzim-
die Gedanken an Corona in den Hintergrund treten, die immer     mer ersetzen. Es ist das Miteinander, wovon die Pflege lebt.
gleichen Tage des Homeschoolings wurden für kurze Zeit
vergessen.                                                      th, JT

                                                                                      Oben: Liebevoll gestaltete „Examens-
                                                                                      Päckchen“ für die Abschlussklasse
                                                                                      Links: Klassenfoto der Schülerinnen und
                                                                                      Schüler mit ihren gebatikten T-Shirts

                                                                                                          M ISERIC O R D I A 8- 9/20
Misericordia - GÄRTNER-GLÜCK Tipps aus der Klostergärtnerei Reichenbach - Klinik St. Hedwig
10
10      PFL E GE N UND A S S I S T I E R E N

     „Online-Stundenplan wäre wünschenswert“
     Steffi Wittmann (W, rechts) und Sarah Schlingensiepen (Sch, links) vom Unterkurs an der Fachschule für Heilerziehungspflege
     in Tegernheim, haben Fragen der misericordia-Redaktion beantwortet.

     Wie sind Sie mit Live-Streaming, Videos, interaktiven Ar-       Gab es Hilfseinsätze in anderen Bereichen?
     beitsblättern usw. zurechtgekommen?                             W: Ich habe zweimal im Küchendienst ausgeholfen, da es
     W: Ich bin sehr technikbegeistert und auch gut ausgestattet,    krankheitsbedingt zu Engpässen kam.
     so dass ich es recht spannend fand.                             Sch: Teams mussten neu koordiniert werden, da das Personal
     Sch: Sehr gut, weil einerseits kann man seine Zeit besser       umstrukturiert wurde, zum Beispiel aus der Förderstätte in den
     einteilen und andererseits war ich fokussierter und nicht so    Wohnbereich.
     abgelenkt. Die Internetverbindung war manchmal schwierig.
                                                                     Was kann man auch in einer Zeit nach Corona weiter nutzen?
     Was war gut, was haben Sie vermisst?                            W: Den Unterricht auf digitaler Basis kann man gut weiternut-
     W: Es war gut und wichtig, dass Unterricht auf diesem Weg       zen. Es können Lerngruppen gebildet werden, die sich über
     stattfinden konnte. Ich hätte mir mehr Online-Unterricht ge-    Videokonferenzen treffen können.
     wünscht, es war am Anfang doch sehr verhalten. Ein richtiger    Sch: Der Online-Unterricht könnte phasenweise weitergehen,
     Online-Stundenplan wäre für die Zukunft wünschenswert.          sollte aber den Präsenzunterricht nicht ersetzen. In der Arbeit
     Sch: Gut war, dass ich mehr Freizeit hatte, vermisst habe ich   gab es mehr Kommunikation und besseren Zusammenhalt.
     den Klassenverbund, den direkten Kontakt zu meinen Mit-         Das sollte so bleiben.
     schülern.
                                                                     Was hat diese Zeit privat mit Ihnen gemacht?
     Wie sah die praktische Arbeit aus?                              W: Sie hat mich schon ein Stück verändert. Das Darüber-
     W: Meine praktische Arbeit war gut organisiert, mein Dienst-    Nachdenken, was wirklich wichtig ist im Leben, selbst zu
     plan wurde fast nicht geändert und ich bekam auch die nötige    entschleunigen und die einfachen Dinge des Lebens wieder zu
     Zeit für Online-Unterricht und Lerneinheiten zu Hause.          schätzen und zu genießen.
     Sch: Ich habe voll gearbeitet. Es waren weniger Bewohner        Sch: Die erzwungene Distanz zu Menschen, die mir wichtig
     und auch weniger Personal. Die vielen Vorschriften fand ich     sind, hat mir gezeigt, wie wichtig die Nähe und der Kontakt zu
     anstrengend.                                                    diesen eigentlich sind.

     MISERI C O R D I A 8 - 9 / 2 0
P FLEGEN U N D A S S ISTIER EN                11

Sultan, Ali, Ahmad und Beacher (v. l.) im Straubinger Schulhaus

                                                                    Zufriedener geworden
„Von einem Tag auf
                                                                    Das Interview mit Helena E. und Julia W. aus dem Unterkurs
den anderen nicht                                                   der Fachschule für Heilerziehungspflege Reichenbach findet
                                                                    während des zweiwöchigen Präsenzunterrichts statt. Beide

mehr ins Praktikum“                                                 empfinden es als angenehm, ihre Klassenkameraden und die
                                                                    Schule wiederzusehen. Der direkte Kontakt und die unmittelba-
                                                                    re Möglichkeit Fragen zu stellen haben gefehlt. Gleichzeitig sei
Sultan, Ali, Ahmad, Beacher und Pascha aus der Fachschule           es nach wochenlanger Abstinenz schwierig, sich von Mon-
für Heilerziehungspflege in Straubing berichten: „Wir sind          tag bis Freitag wieder voll zu konzentrieren, noch dazu unter
in Straubing in dem Erweiterten Pflegehelferkurs (EPH) und          Corona-Bedingungen: im großen Saal mit Akustikproblemen,
werden dort auf eine Ausbildung im Pflegebereich vorbereitet.       bei Frontalunterricht, ohne praktische Fächer, ohne Gruppenar-
Hauptsächlich lernen wir Deutsch und Inhalte in wichtigen           beiten und ohne näheren Kontakt. Und dazu noch die Maske!
Fächern (Medizin, Pflege, Pädagogik, Psychologie, Recht)
und gehen ins Praktikum in verschiedene Bereiche. In unserer        In den letzten Wochen mussten sie die schulischen Anfor-
Klasse sind Menschen aus sieben verschiedenen Herkunfts-            derungen, die praktische Arbeit in den Einsatzstellen und ihr
ländern.                                                            persönliches Umfeld unter einen Hut bringen. Einerseits voller
                                                                    Arbeitseinsatz unter Corona-Bedingungen, dazu noch die
Die Corona-Krise hat uns hart getroffen. Von einem Tag auf          Fachschule. Andererseits die Mutter, die der vermehrten Zeit
den anderen durften wir nicht mehr ins Praktikum gehen und          mit ihren Kindern durchaus etwas Schönes abgewinnen kann.
die Schule nicht mehr besuchen. Viele von uns haben kein
Internet zu Hause und keinen Laptop. Dadurch war es schwie-         Positiv überrascht waren sie, wie nutzbringend sie den
rig, einen Digital-Unterricht zu installieren. Mehrere Male haben   Zoom-Unterricht empfunden haben. Nach etwas rumpliger
wir Post mit Aufgaben bekommen. Negativ an der Zeit war die         Anfangszeit mit Verwirrung auf allen Seiten könnten sie sich
Isolation. Man verlor oft die Geduld. Das Gute war, dass wir        diese Form des Unterrichts auch nach der Corona-Zeit gut für
dieses Jahr den Ramadan zu Hause machen konnten.“                   theoretische Fächer vorstellen. Kleiner Tipp für die nächste
                                                                    Pandemie: Wenn die Schule den Homeschooling-Plan schon
Die Schüler konnten ihr Praktikum im Wohnbereich und in der         in der Schublade gehabt hätte, wäre manches einfacher ge-
Förderstätte der Barmherzigen Brüder Straubing nicht mehr           wesen.
fortsetzen: „Wir wurden in den Textilservice geholt. Zum Teil
haben wir auch die Arbeit der Werkstattgänger erledigt – die        Die Frage „Haben Sie sich durch Corona verändert?“ be-
konnte ja nicht liegenbleiben. Von einem Tag auf den ande-          antworten beide mit „Ja“: „Man schätzt Sachen, die vorher
ren war das Leben komplett anders. Wir empfinden es als             selbstverständlich waren“ – „Ein Einkauf im Supermarkt war
positiv, dass wir gebraucht wurden. Persönlich haben wir sehr       plötzlich ein Event.“ Beiden ist bewusst geworden, wie wichtig
profitiert. Wir sind es gewohnt, flexibel zu sein. Das haben        ihnen soziale Kontakte, ihre Freunde und ihre Pferde sind. Ein
wir in den letzten Jahren gelernt und in der Corona-Zeit unter      schöner Satz zum Abschluss: „Ich bin zufriedener geworden.“
Beweis gestellt.“
                                                                    Maria Schmidhuber, Dozentin an der
Zusammenstellung: Donata Sabadus, Klassenleiterin EPH               Fachschule für Heilerziehungspflege Reichenbach

                                                                                                              M ISERIC O R D I A 8- 9/20
12      BARM HE RZ IGE B R Ü DE R

     Den heiligen Augustinus
     würde es freuen
     Sanierung der Klosterkirche St. Augustin in Neuburg a. d. Donau ist abgeschlossen

     Neuburg macht sich schön. Nicht die         wurden entfernt und mit neuen Balken        Laufe der Sanierung die Gesamtkosten
     Stadt an der Donau, die als Renais-         ersetzt. Die gesamte Lattung wurde          auf letztlich rund eine Million Euro. Die
     sance-Juwel bezeichnet wird. Vielmehr       erneuert und mit neuen Dachziegeln          Diözese Augsburg beteiligte sich mit
     die Kirche des Alten- und Pflegeheims       eingedeckt. Die Schallläden am Turm         zehn Prozent der ursprünglich geplan-
     St. Augustin, das der Orden der Barm-       wurden ersetzt und das Läutwerk der         ten Kosten an dem Projekt.“
     herzigen Brüder hier betreibt. Für den      drei Glocken technisch auf den neues-
     Neuburger Prior Frater Donatus Wie-         ten Stand gebracht.“                        Ein Wunsch aber bleibt: „Irgendwann
     denmann war es ein Herzensanliegen,                                                     steht sicher noch eine Innensanierung
     auch den Bestand der Klosterkirche St.      GESUNDHEITSSCHUTZ                           der Kirche an, über den Zeitpunkt
     Augustin zu sichern. Als letzter Baustein   BEEINFLUSST SANIERUNG                       haben wir uns noch keine Gedanken
     des Standortes wurde die Dachsa-                                                        gemacht.“
     nierung der Kirche nun im Juni abge-        Leider traf man dabei auch auf Altlasten,
     schlossen.                                  was nicht nur die Dauer der Sanie-          Unter der tatkräftigen Ägide des Priors
                                                 rung beeinflusste: „Im Dach über dem        wurde seit 2008 das neue Haus „Eus-
     „Die Dachplatten und die Dachlattung        Altarraum wurden früher die Balken          tachius Kugler“ gebaut, der Johannes-
     waren in einem maroden Zustand“,            mit einem Holzschutzmittel gestrichen.      von-Gott-Saal errichtet, eine moderne
     beschreibt der Prior die Befundlage.        Da der Umgang und die Bearbeitung           Großküche eingebaut, der Klostertrakt
     Glücklicherweise war der Großteil der       gesundheitsschädliche Wirkung haben,        saniert und der wunderschöne Garten
     Holzbalken in Ordnung, man sanierte         mussten umfangreiche Schutzmaß-             neu gestaltet. Das Alten- und Pfle-
     dort, wo es Not tat: „Schadhafte Stellen    nahmen getroffen werden. Die Fertig-        geheim verfügt über insgesamt 107
                                                 stellung hat sich deswegen um fast ein      Pflegeplätze. Rund 25 Millionen Euro
                                                 halbes Jahr hinausgezogen.“, erklärt        hat der Orden für seinen Neuburger
                                                 Frater Donatus. „Insgesamt, waren           Stützpunkt aufgebracht. Dort sind die
                                                 wir fast drei Jahre, angefangen von         Barmherzigen Brüder seit fast 400
     Blick auf die eingerüstete Kirche wäh-      der Planung bis zur Beendigung des          Jahren in der Kranken- und Altenpflege
     rend der Renovierungsarbeiten und           Bauvorhabens, damit beschäftigt. Statt      aktiv. Bis zum Jahr 1980 betrieben sie
     (rechts) nach deren Abschluss               der geplanten 600 000 Euro stiegen im       das Krankenhaus St. Wolfgang.

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BA RMH ERZIGE B R ÜDER                  13

                                          Bereits vor einem Jahr kehrten Kreuz       einem Schreiben von Provinzial Pater
                                          und Kugel zurück auf die Kirche            Magnobonus Markmiller, datiert auf
                                          St. Augustin. Spenglermeister Paul         das Jahr 1854. Das neue Kugeldoku-
                                          Huber prüft den Sitz zusammen mit Zim-     ment vom 25. Juli 2019 wurde nun vom
                                          merer Werner Euringer und Heimleiter       jetzigen Provinzial Frater Benedikt Hau
                                          Klaus Müller (von links)                   und Prior Frater Donatus Wiedenmann
                                                                                     unterzeichnet.

                                                                                     NEUBURG IST DIE WIEGE
                                          Priesterhospiz für alte und pflege-        DES ORDENS IN BAYERN
                                          bedürftige Priester eingerichtet. Der
                                          Augsburger Bischof Michael Deinlein        Doch Neuburg ist auch das Herz des
                                          weihte am 5. Juli 1857 die Kirche und      Ordens: Die erste Gründung der Barm-
                                          das Haus. Zum Patron wurde der heilige     herzigen Brüder in Bayern geht auf das
                                          Augustinus bestellt, der als Regelvater    Jahr 1622 zurück. Herzog Wolfgang
                                          der Barmherzigen Brüder verehrt wird.      Wilhelm stiftete das Spital St. Wolfgang.
                                          In den 1960er Jahren des vergangenen
VOM PRIESTERHOSPIZ                        Jahrhunderts wurde das Haus zu einem       Auch nach der Aufhebung des Spitals
ZUM ALTENHEIM                             Seniorenheim umgewandelt. Von 1960         in der Säkularisation von 1803 blieben
                                          bis 1974 führten die Barmherzigen          immer Barmherzige Brüder in Neuburg.
Die einstige Klosterkirche St. Antonius   Brüder hier auch eine Knabenrealschu-      Bis heute. Insgesamt vier Brüder leben
und das ehemalige, in der Säkularisa-     le mit angeschlossenem Schülerheim         und arbeiten hier. Für die Neuburger
tion von 1803 aufgehobene Franziska-      (Juvenat).                                 Bevölkerung gehören „die Brüder“ zum
nerkloster, konnte der erste Provinzial                                              Stadtbild. Auch die Kirche St. Augustin
der Bayerischen Ordensprovinz, Pater      Bei den Sanierungsarbeiten im Jahr         an der Franziskanerstraße wird rege
Magnobonus Markmiller, im Jahre 1854      2019 öffnete man nach 165 Jahren die       besucht.
erwerben. Auch auf Wunsch mehrerer        goldene Kugel im Turmkreuz der Kirche
bayerischer Bischöfe wurde hier ein       und fand dort die kleine Glasflasche mit   Kirsten Oberhoff

Klangvolles Geschenk für Patienten
Konzert im Garten der Münchner Palliativstation

                                                                                     Bratschist Nils Mönkemeyer (links im
                                                                                     Bild) und sein Schüler Tse Hung Su
                                                                                     spielten am 22. Juni ein Konzert im
                                                                                     Freien für die Patienten der Klinik für
                                                                                     Palliativmedizin unseres Münchner
                                                                                     Krankenhauses. Organisiert wurde das
                                                                                     Konzert vom Münchner Verband von
                                                                                     Yehudi Menuhins Stiftung „Live Music
                                                                                     Now“.

                                                                                     Terrassentüren und Herzen öffneten
                                                                                     sich, als Bela Bartóks Bratschen-Tänze
                                                                                     und anderes erklangen. Ein wundervol-
                                                                                     les Geschenk der beiden Musiker für
                                                                                     Patienten, Besucher und Mitarbeitende.

                                                                                     kio

                                                                                                        M ISERIC O R D I A 8- 9/20
14      PERS ÖNLICHK E I T E N DE S O R DE N S

     Bischof,
     Kirchenlehrer
     und Regelvater
     Fest des heiligen Augustinus am 28. August

     Die Barmherzigen Brüder wurden 1572        nichäismus. Seine Mutter Monika zog
     von Papst Pius V. als kirchliche Gemein-   zu ihm, ebenso wie weitere Verwand-
     schaft bestätigt. Der Papst gab den        te sowie sein Sohn Adeodatus und
     Brüdern die Regel des heiligen Augusti-    seine Lebensgefährtin, von der sich
     nus als Grundlage für ihr gemeinschaft-    Augustinus allerdings bald trennte.
     liches Leben. Die Barmherzigen Brüder      Wegen einer Erkrankung musste
     feiern ihren Regelvater, den Bischof von   Augustinus seine Rhetorikprofessur
     Hippo und bedeutenden Theologen und        aufgeben.
     Kirchenlehrer, am 28. August mit einem
     Fest.                                      Unter dem Einfluss seiner Mutter
                                                und dem Vorbild des Mailänder Bi-
     Augustinus wurde 354 in Thagaste,          schofs Ambrosius wandte sich Augus-
     dem heutigen Souk Ahras in Algerien        tinus immer mehr dem Christentum zu.
     geboren. Sein Vater Patricius war ein      Anfang August 386, so die Legende,
     Kleinbauer und Regierungsbeamter. Im       nahm er auf Geheiß eines Kindes –
     Gegensatz zu seiner Frau Monika, einer     „Nimm und lies“ – die Bibel zur Hand
     überzeugten Christin, die wie ihr Sohn     und entdeckte eine Stelle aus dem
     heiliggesprochen wurde, blieb Patricius    Römerbrief, die ihn endgültig zum über-     Darstellung in der Kirche St. Augustin
     bis kurz vor seinem Tod ein Anhänger       zeugten Christen werden ließ. Augusti-      in Neuburg a. d. Donau
     des römischen Götterglaubens. Augus-       nus zog mit Freunden auf das Landgut
     tinus studierte in Karthago Rhetorik. In   Cassiciacum in Norditalien und ließ sich    alltagsnahe Richtschnur für das Zusam-
     seiner Studienzeit lernte er eine junge    in der Osternacht 387 zusammen mit          menleben in geistlicher Gemeinschaft.
     Frau kennen, mit der er ein andert-        seinem Sohn und einem Gefährten von
     halb Jahrzehnte dauerndes Verhältnis       Bischof Ambrosius taufen. Nach seiner       GROSSER THEOLOGE UND PHILOSOPH
     begann. Aus dieser Beziehung stammt        Rückkehr nach Thagaste lebte er für
     sein Sohn Adeodatus.                       drei Jahre mit Gleichgesinnten in einer     Bischof Augustinus von Hippo wurde zu
                                                klosterähnlichen Gemeinschaft.              einem großen Theologen und Philoso-
     SUCHE NACH DER WAHRHEIT                                                                phen, der die Kirchengeschichte nach-
                                                Als er auf einer Reise in Hippo Regius      haltig beeinflusst hat. Bekannte Werke
     Augustinus hielt zunächst nichts vom       weilte, berief ihn das Volk ins Priester-   des Kirchenlehrers sind De civitate Dei
     christlichen Glauben, sondern schloss      amt. Ende 390/Anfang 391 zum Priester       (Vom Gottesstaat) oder De Trinitate
     sich der geistig-religiösen Strömung       geweiht, wurde Augustinus 396 Bischof       (Über die Dreifaltigkeit). Eingang in
     des Manichäismus an. Die Lehre teilte      von Hippo Regius im heutigen Algeri-        die Literaturgeschichte fand er durch
     die Welt radikal in Gut und Böse ein. Ab   en. Augustinus war ein begeisternder        die autobiographischen Confessiones
     etwa 375 war Augustinus ein erfolg-        Prediger und bekämpfte abweichende          (Bekenntnisse). Augustinus starb am 28.
     reicher Rhetorikprofessor in Thagaste      Lehren scharf. Um 397 schrieb der Bi-       August 430. Seine sterblichen Überreste
     und Karthago. Im Jahr 383 übersiedelte     schof, vor dem Hintergrund eigener Er-      befinden sich heute in der Kirche San
     er nach Rom, und schließlich wurde er      fahrungen, Regeln für das gemeinsame        Pietro in Ciel d’Oro in Pavia/Norditalien.
     in Mailand Rhetoriklehrer. Augustinus      Leben nieder. Diese dienen bis heute
     distanzierte sich zunehmend vom Ma-        zahlreichen Ordensgemeinschaften als        Frater Magnus Morhardt

     MISERI C O R D I A 8 - 9 / 2 0
P ERS Ö N LIC H K EITEN DES O RDENS                  15

Helfer des heiligen
Johannes von Gott
Heiliger Erzengel Raphael – Fest am 29. September

Der heilige Erzengel Raphael, dessen hebräischer Name            Pflege und Betreuung von Armen, Kranken und Bedürftigen
Rafaël – „Gott heilt“ – bedeutet, wird zusammen mit den          ein Werk ist, das Gott gefällt.
beiden Erzengeln Michael („Wer ist wie Gott?“) und Gabriel
(„Gott ist Kraft“) mit einem Festtag am 29. September,                Auch soll Johannes von Gott, die Sterbesakramente
dem Erzengelfest, geehrt. Papst Benedikt XVI.                                   empfangend, in einer Vision von Maria die Gna-
beschrieb die Boten Gottes im Jahr 2007                                              de empfangen haben, dass diese ihm den
so: „Ihr wahres Wesen ist das Dasein                                                     Schweiß abwischte und sagte: „Mein
vor Ihm und für Ihn.“                                                                      Sohn! Ich verlasse meine frommen
                                                                                              Diener nicht bei ihrem Tode.
Für den Hospitalorden der                                                                       Deine Armen werde ich schüt-
Barmherzigen Brüder hat ge-                                                                       zen.“ Maria wurde hierbei
rade der Erzengel Raphael                                                                          vom heiligen Evangelisten
eine große Bedeutung, ist                                                                           Johannes und dem Erzen-
er doch dem Ordensgrün-                                                                              gel Raphael begleitet.
der Johannes von Gott
mehrfach erschienen und                                                                              RAPHAEL ALS
wird daher – neben der                                                                               BEGLEITER UND
Gottesmutter Maria – als                                                                             PATRON DER PILGER
„Mitpatron“ verehrt. Am
4. Mai 1748 genehmig-                                                                                Die Figur des Erzen-
te Papst Benedikt XIV.                                                                               gels Raphael ist in der
diesen Titel auf Bitten der                                                                          Bibel verknüpft mit der
Brüder.                                                                                              Geschichte des Tobias
                                                                                                     (Tob 5,4-12,22) im Alten
EIN ERZENGEL,                                                                                        Testament. Tobias ist
DER PUTZT UND                                                                                        der Sohn des frommen
BETTEN MACHT                                                                                         Israeliten Tobit. Rapha-
                                                                                                     el begleitet Tobias auf
Den Hintergrund für die                                                                              einer gefährlichen Reise
Verehrung bildet die Le-                                                                             und führt ihn zu seiner
gende, nach der Raphael                                                                              künftigen Frau Sara, die
nachts dem überfor-                                                                                  er von einer bösen Macht
derten Johannes von                                                                                  befreit. Zudem gelingt es
Gott half, Gebrechliche                                                                              Tobias mit der Hilfe Ra-
in dessen Krankenhaus                                                                                phaels, seinen Vater von
zu bringen. Auch dort                                                                                der Blindheit zu heilen.
geht ihm der Erzengel                                                                                Raphael wird als Patron
unerkannt zur Hand, in-                                                                              der Pilger und Reisenden
dem er die Räume putzt,                                                                              meist in Pilgerkleidung
die Betten macht und                                                                                 mit einem Reisestab und
Johannes einen Korb mit                                                                              einem Fisch dargestellt.
Brot für die Armen bringt.
Die Hilfe des Erzengels                Der heilige Erzengel Raphael und Johannes von Gott            Frater Magnus Morhardt
macht deutlich, dass die              auf einem Gemälde im Sebastianeum Bad Wörishofen               Kirsten Oberhoff

                                                                                                         M ISERIC O R D I A 8- 9/20
16      BARM HE RZ IGE B R Ü DE R

     „In der Wachsamkeit
     nicht nachlassen“
     Pater Jesús Etayo, Generalprior der Barmherzigen Brüder, hat sich am 30. Juni zum siebten Mal
     anlässlich der Corona-Pandemie an alle Brüder, Mitarbeitenden und Mitglieder der Familie des
     heiligen Johannes von Gott gewandt. Wir dokumentieren das Schreiben in Auszügen.

     Das Epizentrum der Pandemie liegt                                                           Zeit zu sein und ihnen altruistisch,
     nicht mehr in Europa, sondern hat sich                                                      kreativ und mutig zu helfen. Bitte teilen
     nach Amerika verlagert, sowohl nach                                                         Sie dem Generalsekretariat der Gene-
     Nordamerika, insbesondere in die Ver-                                                       ralkurie Initiativen und Projekte mit, die
     einigten Staaten, als auch nach Mittel-                                                     im Einklang mit den gerade erwähnten
     und Südamerika. Ein weiterer wichtiger                                                      Grundsätzen durchgeführt werden. Es
     Brennpunkt der Pandemie ist Indien mit                                                      wäre schön, diese Initiativen zu teilen.
     inzwischen mehr als einer halben Million
     Infizierten und mehr als 15.000 Toten.                                                      ORDENSTREFFEN ABGESAGT
     Auf dem afrikanischen Kontinent gras-
     siert die Coronavirus-Pandemie derzeit                                                      Die Coronavirus-Pandemie hat natür-
     nicht so stark, obwohl die Zahl der                                                         lich auch die Arbeit und die Aktivitäten
     Infektionen steigt und befürchtet wird,                                                     des Ordens stark beeinträchtigt. Wir
     dass sie später stark zunehmen könnte.                                                      mussten fast alle geplanten Reisen,
                                                                                                 Besuche und Treffen in Rom absagen.
     KEIN BRUDER MEHR INFIZIERT                    Vielerorts, vor allem dort, wo die            Während dieser Zeit haben wir mehrere
                                                   Situation mehr unter Kontrolle zu sein        Sitzungen des Generaldefinitoriums
     Was die Brüder des Ordens betrifft,           scheint, ist von einer „neuen Normali-        per Videoschalte abgehalten, die letzte
     so gibt es heute auf der ganzen Welt          tät“ die Rede. Diese neue Normalität ist      am 25. Juni. Dabei wurde beschlossen,
     keinen Bruder mehr, der infiziert ist. Ins-   grundsätzlich von Unsicherheit geprägt.       die für 2020 geplanten kanonischen
     gesamt haben sich bis heute 47 Brüder         Wir dürfen und können in unserer              Generalvisitationen sowie die für Anfang
     infiziert, von denen fünf gestorben sind      Wachsamkeit nicht nachlassen. Die             Oktober geplante Provinziale-Konferenz
     und 42 sich zufriedenstellend erholt          neue Normalität verlangt darüber hinaus       abzusagen. Wenn sich an der aktuellen
     haben. Die Zahl der Mitarbeitenden,           viel Verantwortung, da das Ignorieren         Situation nicht viel ändert, bleiben alle
     die bisher positiv auf das Coronavirus        von Aufrufen zur Vorsicht auch ande-          Präsenztreffen und Reisen, zumindest
     getestet wurden, ist sehr hoch. Bis auf       re beeinträchtigen kann. Altruismus           interkontinentale, bis auf weiteres ab-
     drei, die leider gestorben sind, sind alle    (Selbstlosigkeit) und Solidarität sind        gesagt.
     wieder genesen. Wir haben zwar keine          gefragt, denn das Coronavirus bedroht
     genaue Zahl, wie viele Mitarbeitende          das Leben der Menschen, unsere Le-            Ich möchte noch einmal allen Brüdern,
     bisher infiziert wurden, aber es sind         bensweise und sogar den Lebensunter-          Mitarbeitenden und Freiwilligen des
     mindestens 800.                               halt, wobei wie immer die Ärmsten und         Ordens für ihren beispielhaften Einsatz,
                                                   Verletzlichsten besonders bedroht sind.       ihren Dienst und ihr Engagement im
     Zählt man die mit dem Coronavi-               Aus diesem Grund müssen wir diese             Kampf gegen die Pandemie danken: Mit
     rus infizierte Patienten, die in unsere       Phase der neuen Normalität im Zeichen         Ihrem Beispiel ehren Sie die Gestalt des
     Krankenhäuser eingeliefert wurden, und        der Hospitalität angehen, das heißt           heiligen Johannes von Gott und vieler
     Heimbewohner, die in unseren Pflege-          verantwortungsbewusst, uneigennützig,         anderer Brüder und Mitarbeiter, die sich
     und Sozialeinrichtungen positiv auf das       solidarisch, inklusiv und hellhörig für die   im Laufe der Geschichte des Ordens,
     Virus getestet wurden, zusammen, so           Nöte der anderen.                             ohne auf sich selbst zu schauen, vor-
     können wir sagen, dass es bis heute                                                         bildhaft im Kampf gegen Leid, Armut
     an die 4000 Corona-Fälle in unseren           Ich lade noch einmal alle Brüder, Kom-        und Krankheit eingesetzt haben.
     Häusern gegeben hat, von denen etwa           munitäten und Zentren ein, sensibel für
     400 Menschen gestorben sind.                  die Bedürfnisse der Menschen in dieser        Frater Jesús Etayo, Generalprior

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BA RMH ERZIGE B R ÜDER                   17

Kinder
mit Behinderung
früh fördern
Missionsprojekt 2020 der Barmherzigen Brüder
für Velloor/Indien

Das St. John of God Centre in Velloor       dass die Schule die Lebensqualität der
(Indien) ist eine bedeutende Einrichtung    Kinder sehr effektiv verbessert. Des-
für die Pflege und Betreuung von Kin-       halb soll nun zusätzlich ein Frühförde-
dern mit kognitiven Beeinträchtigungen.     rungsprogramm etabliert werden, das
Das Ziel des Zentrums ist die ganzheit-     Kinder mit Behinderungen, Autismus-
liche Förderung von geistig behinderten     Spektrum-Störungen, Entwicklungsver-
Kindern.                                    zögerungen und anderen Bedürfnissen
                                            unterstützt. Die Frühförderung soll so
Durch gezielte heilpädagogische und         bald wie möglich nach der Ermittlung
schulische Maßnahmen soll das Wohl-         der besonderen Bedürfnisse des Kindes
befinden und die Lebensqualität der         erfolgen und heilpädagogische, thera-
Kinder verbessert werden. Die Program-      peutische und schulische Maßnahmen
me zielen darauf ab, den Kindern zu         umfassen.
helfen, eine größtmögliche Unabhän-
gigkeit im Alltag zu erlangen und sich
ihren Platz in Familie und Gesellschaft
zu sichern. Zu diesem Zweck sensibili-
sieren die Fachkräfte auch die Familien
und die Gesellschaft für ihre Arbeit.

Gegenwärtig verfügt das Zentrum über
eine Förderschule und mehrere Wohn-
einrichtungen für Kinder mit kognitiven
Beeinträchtigungen. Die Erfahrungen
der letzten 22 Jahre haben gezeigt,

Wenn Sie das Projekt unterstützen möchten,
überweisen Sie bitte Ihre Spende auf das Konto bei der Liga-Bank-e.G.

Barmherzige Brüder Bayerische Ordensprovinz KdöR
IBAN: DE 57 7509 0300 0002 2995 50
Verwendung: „Hilfe für Indien“

Gerne senden wir Ihnen eine Zuwendungsbestätigung zu.
Bitte vergessen Sie nicht, dafür Ihre vollständige Adresse anzugeben.

                                                                M ISERIC O R D I A 8- 9/20
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18      BARM HE RZ IGE B R Ü DE R

     Vorschau
                                      Konzentration und innere Klarheit – Schlüssel zum Erfolg
                                      Termin:          22.-23.09.2020
                                      Referentin:      Stefanie Wölfl
                                      Zielgruppe:      Alle Interessierten

     September bis                    Gelebte Gastfreundschaft
                                      Termin:          Kurs 2: Herbst 2020/Winter 2021

     Dezember
                                                       Teil 1: 23.-25.09.2020
                                                       Teil 2: 23.-25.02.2021
                                      Referenten:      Frater Seraphim Schorer, Pater Thomas
                                                       Väth, N.N., Christa Tottmann
                                      Zielgruppe:      Mitarbeitende der Barmherzigen Brüder

                                      Strategien für einen erholsamen und gesunden Schlaf
                                      Termin:          29.-30.09.2020
                                      Referentin:      Julia Ludwig
                                      Zielgruppe:      Alle Interessierten

                                      „Kann man denn nicht auch lachend
                                      sehr ernsthaftig sein?“ – Gotthold Ephraim Lessing
                                      Termin:          07.-08.10.2020
                                      Referentin:      Carola Burger
                                      Zielgruppe:      Alle Interessierten

                                      Besser sehen mit Augen-Qigong
                                      Termin:        20.10.2020
                                      Referentin:    Anita Bayer
                                      Zielgruppe:    Alle Interessierten

                                      Körpersprache: Wie unser Körper Botschaften sendet
                                      Termin:        21.-22.10.2020
                                      Referentin:    Kia Böck
                                      Zielgruppe:    Alle Interessierten

                                      So sag ich es am besten?
                                      Erfolgreiche Kommunikation mit Transaktionsanalyse
                                      Termin:         28.-29.10.2020
                                      Referentin:     Sabine Biberger
                                      Zielgruppe:     Alle Interessierten

                                      Kraft tanken und neue Energie schöpfen für Pastoralräte
                                      Termin:         24.11. (Pastoralräte) und
                                                      25.11.2020 (alle Interessierten)
                                      Referent:       Pater Thomas Väth, N.N.
                                      Zielgruppe:     Pastoralräte und alle Interessierten

                                      Herzensbildung – Tage der Muße und Achtsamkeit
                                      Termin:         09.-11.12.2020
                                      Referenten:     Nicole Balej, Christian Heitzer,
                                                      Steve Heitzer
     www.barmherzige-kostenz.de       Zielgruppe:     Alle Interessierten

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Marketing-Auszeichnung
Prämiert werden Jubiläumskampagne und Chronik des Regensburger Krankenhauses

Doppelte Freude in Regensburg: Das German Brand Institute
zeichnet die Kampagne des Krankenhauses Barmherzige Brü-
der zum 90-jährigen Bestehen sowie das Design der Chronik
„Das Gute sehen!“ aus. Und das sowohl im Bereich „Brand
Communication“ (Markenkommunikation) als auch im Bereich
„Brand Strategy of the Year“ (Markenstrategie des Jahres).
„Zu sehen, dass unser Konzept zur Gestaltung des Jubilä-
umsjahres auch beim Fachpublikum so gut angekommen ist,
freut uns sehr“, sagt Julia Gergovich, Leiterin Marketing und
Öffentlichkeitsarbeit.

                                                                  Jubiläumsausstellung in den Gängen des Krankenhauses

                                                                  Im Rahmen der Kampagne ging es im Jubiläumsjahr für Mit-
                                                                  arbeitende, Besucher und Patienten auf eine Zeitreise: Eine
                                                                  Fotoausstellung zeigte Fotografien aus 90 Jahren Kranken-
                                                                  hauskultur. In einem dazugehörigen Ausstellungs-Booklet
                                                                  konnten Interessierte Informationen zu den Bildern und über
                                                                  den Krankenhausgründer Frater Eustachius Kugler nachlesen.
                                                                  Und die Mitarbeiterzeitung intern wählte ein Jahr lang histori-
                                                                  sche Aufnahmen als Titelbilder und erzählte Geschichten von
                                                                  früher. Einen noch tiefergehenden Einblick in die Geschichte
                                                                  des Krankenhauses lieferte die Chronik „Das Gute sehen!“ auf
                                                                  mehr als 350 Seiten. Unter dem Motto „Wir sind 90 Jahre“ zog
                                                                  das Jubiläum zudem in den Klinikalltag ein: Verteilt wurden
                                                                  Lebkuchenherzen und Magnet-Buttons für Kasacks und Me-
                                                                  dizinermäntel. Und auch auf Social Media gab es regelmäßig
                                                                  Rückblicke auf die vergangenen 90 Jahre.

                                                                  Für die Kampagne arbeitete das Krankenhaus Barmherzige
                                                                  Brüder Regensburg mit der Schwandorfer Werbeagentur
Freuen sich gemeinsam über die Auszeichnung: (von links:)         „de-AGENTUR“ zusammen. „Wir freuen uns sehr über dieses
Wolfgang Eichinger (Geschäftsführer de-Agentur), Julia            Glanzlicht am Ende eines besonderen Jubiläumsjahres, das
Gergovich (Leiterin Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, Kran-    ansonsten auch Stichworte wie ‚Corona-Krise‘ und ‚system-
kenhaus), Susanne Bäuml (de-Agentur), Kathrin Kleber (de-         relevant‘ für künftige Krankenhauschroniken geliefert hat“,
Agentur), Bianca Dotzer (Referentin Marketing und Öffentlich-     sagt Dr. Andreas Kestler, Geschäftsführer des Krankenhauses
keitsarbeit, Krankenhaus), Dr. Andreas Kestler (Geschäftsführer   Barmherzige Brüder Regensburg.
Krankenhaus), Stephanie Tschautscher (Referentin Marketing
und Öffentlichkeitsarbeit, Krankenhaus).                          de-Agentur / Marketing BB Regensburg

                                                                                                            M ISERIC O R D I A 8- 9/20
20       KIR CHE UND GES E L L S C H A F T

     Christliche Kliniken: stabile
     Säulen der Daseinsvorsorge
     Die Mehrheit der Krankenhäuser in
     Bayern liegt in öffentlicher Trägerschaft.
     Hintergrund ist die Säkularisation zu
     Beginn des 19. Jahrhunderts, durch die
     das reiche Ordensleben ein jähes Ende
     fand. Die Klöster wurden aufgehoben,
     das Vermögen zugunsten des Staates
     enteignet und das Krankenhauswesen           Der Erste Weltkrieg mit seiner hohen     bildungsberuf zu etablieren. So wurden
     verstaatlicht.                               Zahl an Verwundeten förderte die         verstärkt gesetzliche Regelungen erlas-
                                                  Gründung von weiteren Lazaretten und     sen. Durch zunehmende Regulierungen
     In den Folgejahren konnten sich die Or-      Krankenhäusern, die nun auch von         sahen sich die religiösen Gemeinschaf-
     densgemeinschaften nur unter Schwie-         Krankenpflegeorden vorgenommen wur-      ten in ihrer Tätigkeit bedroht. Um ihre
     rigkeiten wieder in Bayern ansiedeln.        den. Dabei wurde großer Wert auf eine    gemeinsamen Interessen zu vertreten
     Das Verhältnis zum Staat blieb ange-         hochwertige Krankenpflegeausbildung      und sich gegenseitig zu stärken, regte
     spannt. Die Verarmung der Gesellschaft       gelegt.                                  der Münchner Caritasverband die Grün-
     im 19. Jahrhundert im Zuge der Indus-                                                 dung eines Landesverbandes an. Am
     trialisierung ließ kirchliche Initiativen    IMMER MEHR                               19. Februar 1920 fand die Gründungs-
     entstehen, um die schlimmste Not zu          WELTLICHE PFLEGEKRÄFTE                   versammlung des „Verbandes katholi-
     lindern. Es entstanden neue Pflege-                                                   scher Krankenpflegeorden in Bayern“
     orden, deren Mitgliedern die Pflege in       Neben den Ordensleuten nahm in der       statt.
     den Krankenhäusern übertragen wurde,         Krankenpflege die Zahl der „weltlichen
     ohne selbst in der Trägerschaft zu           Schwestern“ zu. Die Frauen forderten,    Waren bei der Gründungssitzung nur
     stehen.                                      die Krankenpflege als anerkannten Aus-   sieben Ordensleute anwesend, so
                                                                                           gehörten im Dezember 1920 bereits 17
                                                                                           Ordensgemeinschaften mit über 5000
                                                                                           Pflegepersonen dem Verband an, 1931
                                                                                           waren es bereits 20 Ordensgemein-
                                                                                           schaften mit über 19 000 Ordensleuten.

                                                                                           Der Verband behandelte vielfältige
                                                                                           Themen: Fragen des Steuerwesens,
                                                                                           die Gestellungsverträge (Arbeitsverträ-
                                                                                           ge zwischen Ordensgemeinschaften
                                                                                           und Krankenhausträgern), staatliche
                                                                                           Zuschüsse und immer wieder die
                                                                                           Regelung der Krankenpflegeausbildung
                                                                                           und der Finanzierung. So wiederholt
                                                                                           sich die Kritik, dass die Finanzierung
                                                                                           der Tätigkeit in den Krankenhäusern
                                                                                           unzureichend sei von den zunächst so
                                                                                           bezeichneten „Verpflegesätzen“ über
                                                                                           die „Pflegesätze“ bis hin zum heutigen
     Fundstück aus dem Archiv: die Beitrittserklärung des Ordens der Barmherzigen          Fallpauschalen-System.
     Brüder in Bayern aus dem Jahr 1920 – abgegeben von Provinzial Frater Sympert
     Fleischmann. Bemerkenswert: Die Ordensprovinz zählte diesen Angaben zufolge zu        Den Wandel von der Krankenpflege
     der Zeit „190 krankenpflegende Mitglieder“.                                           durch Ordensleute hin zum verstärk-

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ten Einsatz von weltlichen Pflegekräf-
ten gestaltete der Verband aktiv mit.
Bereits 1931 schrieb Pater Theodor
Götz, Schriftführer des Verbandes: „Es
ist zu wünschen, dass die weltlichen
Pflegerinnen von Seiten der Ordens-
schwestern und Ausbildungsschulen
mehr Unterstützung finden als bisher,
namentlich durch möglichst billige,
womöglich kostenlose Ausbildung und
durch Arbeitsgelegenheit in den [Kran-
ken-]Anstalten.“

Es folgte ein vielschichtiges Auf und
Ab in der Zeit des Nationalsozialismus
und den daran anschließenden Jahren.
In der Einladung zur Mitgliederver-
sammlung im Jahr 1955 wurde mangels
Aktivitäten die Auflösung des Verban-       1995 feierte der Katholische Krankenhausverband in Bayern sein 75-jähriges Bestehen
des vorgeschlagen. Die Mehrheit der         im Pfarrsaal der Münchner Pfarrgemeinde Christkönig. In der ersten Reihe von rechts:
anwesenden Mitglieder lehnte diese          der 1. Vorsitzende Frater Donatus Wiedenmann, damals Provinzial der Barmherzigen
jedoch ab mit der Begründung, „dass         Brüder in Bayern, die bayerische Sozialministerin Barbara Stamm, der Münchner Erzbi-
keinerlei Arbeitsgemeinschaften für den     schof Kardinal Friedrich Wetter und Landescaritasdirektor Prälat Walter Siegert
Bereich der konfessionellen Anstalten
existieren“.                                KRITISCHER ANWALT                           Dies geschieht in enger Verzahnung mit
                                            DER KRANKENHÄUSER                           dem Katholischen Krankenhausverband
In den Folgejahren entfaltete der Ver-                                                  Deutschlands e. V. Denn die frei-
band eine ganze Reihe von Aktivitäten.      Bis heute ist der Katholische Kranken-      gemeinnützigen christlichen Kranken-
Am 2. Dezember 1963 beschloss die           hausverband ein kritischer Anwalt der       häuser sind mit ihrer Orientierung am
Mitgliederversammlung die Umbe-             Krankenhäuser gegenüber der Politik,        Gemeinwohl eine stabile Säule in der
nennung des Verbandes katholischer          damit neue Entwicklungen im Gesund-         Daseinsvorsorge.
Krankenpflegeorden in „Katholischer         heitssystem gemeinsam mit und nicht
Krankenhausverband in Bayern e. V.“.        gegen die Krankenhäuser erfolgen.           Aus der Tradition der Pflegeorden
                                                                                        kommend setzen sich die katholischen
                                                                                        Krankenhäuser für eine zukunftsfähige
  Wissenswert                                                                           starke Pflege und interprofessionelle
                                                                                        Zusammenarbeit ein. Gesundheitsver-
  Der Katholische Krankenhausverband in Bayern e. V. (KKVB) vertritt heute die In-      sorgung sehen sie als einen Dienst am
  teressen von 16 Mitgliedern - sechs Ordensgemeinschaften und zehn Verbände.           Menschen. Mit ihrem ganzheitlichen
  Die 21 Krankenhäuser und eine Kurklinik verfügen über etwa 5.200 Planbet-             Heilungsansatz stellen sie Bedarf und
  ten. Mehr als 14.000 Beschäftigte versorgen jährlich knapp 300.000 Patienten          Bedürfnisse der Menschen in den
  stationär und über 400.000 Patienten ambulant. An die Mitgliedseinrichtungen          Mittelpunkt. Diese spezifischen Anliegen
  angegliedert sind 13 Ausbildungsstätten mit ca. 1.400 Ausbildungsplätzen für          und Interessen seiner Mitglieder vertritt
  Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Krankenpflegehilfe.                            der Krankenhausverband nicht nur in
                                                                                        politischen und gesundheitspolitischen,
  1. Vorsitzender des KKVB ist derzeit Dr. Rainer Beyer, Hauptgeschäftsführer                           sondern auch in kirchli-
  der Trägergesellschaft für die Einrichtungen der Schwestern vom Göttlichen                            chen und gesellschaftli-
  Erlöser (Neumark i. d. Oberpfalz), für die Barmherzigen Brüder gehören dem                            chen Gremien.
  Vorstand der Regensburger Prior Frater Seraphim Schorer und Christian
  Kuhl, Vorsitzender der Geschäftsführung des Krankenhausverbunds, an.                                  Heike Gülker
                                                                                                        Geschäftsführerin
  Die Jubiläumsfeier „100 Jahre KKVB“ war für den 12. März 2020 geplant.                                des KKVB
  Aufgrund der sich abzeichnenden Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung
  abgesagt, voraussichtlich wird 2021 nachgefeiert.

                                                                                                           M ISERIC O R D I A 8- 9/20
22       KIR CHE UND GES E L L S C H A F T

     „Bescheiden, freundlich
     und dennoch bestimmt“
     Eine Erinnerung an Prälat Georg Ratzinger

                                                                    Am 1. Juli verstarb in Regensburg der Priester und Kirchen-
                                                                    musiker Georg Ratzinger. Wenige Tage zuvor konnte sich sein
                                                                    Bruder, der emeritierte Papst Benedikt XVI., bei einem überra-
                                                                    schenden Besuch in der Domstadt von ihm verabschieden.

                                                                    Georg Ratzinger wurde am 15. Januar 1924 in Pleiskirchen
                                                                    bei Altötting als Sohn der Köchin Maria und des Gendarme-
                                                                    riemeisters Joseph Ratzinger geboren. Die Familie zog nach
                                                                    Marktl am Inn, wo Georgs Bruder Joseph geboren wurde. Im
                                                                    Zweiten Weltkrieg war Georg Ratzinger zum Reichsarbeits-
                                                                    dienst eingeteilt. Danach trat er wie sein Bruder ins Münchner
                                                                    Priesterseminar ein. Gemeinsam wurden Joseph und Georg
                                                                    Ratzinger 1951 in Freising zu Priestern geweiht. Zwischen
                                                                    1964 und 1994 leitete er als Domkapellmeister die Regens-
                                                                    burger Domspatzen. Mit dem Knabenchor gestaltete er nicht
                                                                    nur die Liturgie im Dom zu Regensburg, sondern war mit den
                                                                    Sängern auf ausgedehnten Konzertreisen unterwegs und kom-
                                                                    ponierte kirchenmusikalische Werke. Georg Ratzinger wollte
                                                                    mit seinem Bruder Joseph, dem Präfekten der Glaubenskon-
                                                                    gregation, einen geschwisterlichen Lebensabend in Pentling
                                                                    verbringen, doch 2005 machte die Wahl Kardinal Ratzingers
                                                                    zum Papst diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung.

                                                                    Georg Ratzinger erlebte ich, als er Patient des Regensbur-
                                                                    ger Krankenhauses war, in dem 1991 Maria Ratzinger, die
                                                                    Schwester der beiden Priester-Brüder, verstarb. Während sei-
                                                                    nes Aufenthalts war die Station hermetisch abgeriegelt, um die
                                                                    Privatsphäre des Papstbruders zu schützen. Als Pflegeschüler
                                                                    wurde ich einmal zum früheren Domkapellmeister gerufen.
                                                                    Georg Ratzinger bat mich um einen Kopfhörer, damit er unge-
                                                                    stört Musik hören konnte. Trotz seiner Prominenz als Bruder
                                                                    des amtierenden Papstes erlebte ich ihn in dieser Situation als
                                                                    bescheidenen, freundlichen und dennoch bestimmten Men-
                                                                    schen. Weiters begegnete ich ihm bei verschiedenen kirchli-
                                                                    chen Feiern, zum Beispiel bei der Seligsprechung von Frater
                                                                    Eustachius Kugler, wo er als Kanoniker des Kollegiatstifts
                                                                    St. Johann in Regensburg meist an der Seite von Prälat Hein-
     Am 4. Oktober 2009 nahm Georg Ratzinger (links) an der Seite   rich Wachter, ebenfalls Stiftskanonikus, zu sehen war.
     von Prälat Heinrich Wachter an der Seligsprechung von Frater
     Eustachius Kugler teil.                                        Frater Magnus Morhardt

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Tugendreich
Eine Ausstellung im Kloster Beuerberg

Haben Sie schon mal überlegt, welche Tugenden Ihnen durch
die Coronakrise helfen? Geduld? Zuversicht? Demut? „Tu-
gend“ klingt für viele gestrig, brauchen wir so was noch? Mit
diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich eine Ausstellung
des Diözesanmuseums Freising im Kloster Beuerberg, wenige
Kilometer südlich von Wolfratshausen. Der Titel „Tugendreich
– Neue Zeiten. Alte Werte?“ gibt schon den nachdenklichen
Ton vor. „Wie kann ich klug, gerecht, tapfer und maßvoll sein
in einer Welt, die sich in rasanter Geschwindigkeit wandelt und
damit auch unser überliefertes Wertesystem in Frage stellt?“
– so lautet für Museumschef Christoph Kürzeder eine der
Kernfragen.

Das Kloster der Augustiner-Chorherren, in dem nach der
Säkularisation von 1835 bis 1914 die Salesianerinnen wirk-
ten, ist ein guter Ort, sich mit solchen Fragen zu beschäfti-
gen. Das multimediale und interaktive Ausstellungskonzept
vermittelt nicht nur Wissen, unter anderem zu klösterlichem
Leben, sondern fordert die Besucher immer wieder auf, selbst
Stellung zu beziehen. Zum Beispiel dürfen sie beim Thema
Gerechtigkeit auf einem Richterstuhl Platz nehmen und für
verschiedene Kriminalfälle ein Strafmaß festlegen – das dann
mit dem Urteil von Juristen verglichen wird. In kurzen Filmen
erläutern unter anderem Abt Johannes Eckert von der Münch-        Oben: Seine „Tugend für heute“, gedruckt auf einen Anhänger,
ner Benediktinerabtei Sankt Bonifaz die christlichen Tugenden     erhält, wer an einem Automaten eine Münze einwirft.
Glaube, Liebe und Hoffnung und Schwester Rosa Maria Dick,         Mitte: Wählen wir den Pfad der Tugenden oder den der Laster?
Generaloberin der Barmherzigen Schwestern, die evangeli-          Unten: Lichtinstallation „Seven Virtues“ zu den sieben Kardi-
schen Räte Armut, Keuschheit und Gehorsam (auch online).          naltugenden von Mischa Kuball

Und in guter klösterlicher Tradition kommt in Beuerberg neben
geistiger und geistlicher Nahrung auch das leibliche Wohl nicht   Bis 1. November mittwochs bis sonntags und an Feiertagen,
zu kurz: Die Speisekarte der gemütlichen „Klosterküche“ bietet    10 bis 18 Uhr, Eintritt Erwachsene: 6 Euro – es gelten die übli-
Leckeres für jeden Geschmack.                                     chen Hygiene- und Abstandsregeln und die Pflicht zum Tragen
                                                                  einer Mund-Nasen-Bedeckung. Weitere Infos auf der Website
Johann Singhartinger                                              www.dimu-freising.de/kloster-beuerberg

                                                                                                            M ISERIC O R D I A 8- 9/20
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