OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
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Zum Wintersemester 2015/16 begrüßt die Mit 520 Deutschlandstipendien und dafür Goethe-Universität 46.429 Studierende, unter ihnen 12.375 Erstsemester-Studierende und gespendeten 937.000 Euro erzielt die Goethe-Universität 7.287 internationale Studierende aus rund 136 Ländern. zum wiederholten Mal ein Spitzenergebnis. Knapp 6.000 Studierende beenden 2015 erfolgreich ihr Studium. Den 13. Tag der Naturwissenschaften besuchen 3.000 Schülerinnen und Schüler. 2015 werden an der Goethe-Universität mehr als 182 Millionen Euro an Drittmitteln 1.200 Studierende bewerben sich, um im Programm »Start ins Deutsche« Sprachunterricht für Geflüchtete zu geben. inklusive der LOEWE-Mittel und Spenden eingeworben. Das Seminarhaus am Campus Westend mit einer Gesamtfläche Mehr als 700 Gäste kommen zum ersten Frühlingsfest im Wissenschaftsgarten am Campus Riedberg. von 4.710 Quadratmetern wird 2015 eröffnet. Foto: Uwe Dettmar B
VORWORT DER PRÄSIDENTIN PROF. BIRGIT TA WOLFF Liebe Leserinnen und Leser, Hand aufs Herz: Woran dachten Sie, als Sie das Titel- bild unseres Jahrbuchs 2015 sahen? Studierende? Ge- Foto: Uwe Dettmar flohene? Wenn Sie dachten: studierende Geflohene, dann beschreibt das ganz gut einen Teil dessen, was die Goethe-Universität 2015 bewegt hat. Viele Mitglieder unserer Universität haben sich in der aus Wirtschaft, Kultur und Politik eingehen, die Leh- zweiten Hälfte des Jahres 2015, aber auch darüber hi- re und Forschung verbessern, und wie kann sie zur In- naus, dafür eingesetzt, geflohenen Menschen zu hel- novationsfähigkeit der Gesellschaft im Ganzen beitra- fen. Direkt halfen sie beispielsweise mit Sprachkursen gen? Einige Beispiele finden Sie in diesem Jahrbuch. und dem Academic Welcome Program, durch das Ge- 2015 war ein spannendes Jahr, in dem wir uns in flohene eine Perspektive an einer Hochschule erhalten gewisser Weise »fit gemacht« haben für die kommen- sollen. Indirekt halfen zum Beispiel die vielen Sport- de Zeit. Neben den Überlegungen zur Third Mission hat studierenden, die umstandslos auf andere Turnhallen die Goethe-Universität in ihrem Hochschulentwick- auswichen, weil in »ihren« Hallen provisorische Unter- lungsplan eine Vorstellung für die nächsten Jahre ent- künfte aufgebaut waren. Und auch wenn die Turnhal- wickelt. Darüber hinaus ist sie mit den beiden Rhein- len inzwischen wieder für den regulären universitären Main-Universitäten neben Frankfurt, der Technischen Betrieb zur Verfügung stehen: Die Herausforderung Universität Darmstadt und der Johannes Gutenberg- ist und bleibt groß, viele Menschen schnell dabei zu Universität Mainz, eine wichtige strategische Part- unterstützen, Obdach, Schutz, eine Perspektive, viel- nerschaft eingegangen. Und auch die Kooperationen leicht sogar eine neue Heimat zu finden. mit anderen Hochschulen in Frankfurt und Mittelhes- sen werden intensiver. Dass sich die Goethe-Universität dabei weiter enga- gieren wird, ist für uns selbstverständlich – als öffent- Die genannten Themen sind nur kleine Ausschnitte liche Einrichtung ohnehin, besonders aber als Bürger aus dem Jahr 2015 unserer Universität. Dieser Jah- universität. Dieses Selbstverständnis haben wir 2015 resrückblick zeigt Ihnen, woran die Forscherinnen und mit neuem Leben gefüllt: Der angestoßene universi- Forscher gearbeitet haben, welche Entwicklungen es tätsweite Strategieprozess zu unserer »Third Missi- im Studium und bei den Lehrenden gab und was Stu- on«, der engeren Zusammenarbeit mit der Gesellschaft, dierende, Mitglieder und Gäste der Goethe-Universi- knüpft an die Gründungsgeschichte der Universität an. tät bewegte. Als sie 1914 in einem beispiellosen Engagement von Frankfurter Stifterinnen und Stiftern durch ausschließ- Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen viel Freude! lich private Zuwendungen gegründet wurde, war das kein philanthropisches Vergnügen, sondern hatte ziem- lich handfeste Gründe: Von der neuen Universität ver- sprach man sich frischen Wind in den Diskussionen der Salons, mehr Geld in den Kassen der Läden und – vor allem – ständige Anregungen und frische Ideen Herzliche Grüße für die Stadt. Heute fragen wir uns: Welche Koopera- Birgitta Wolff tionsbeziehungen kann die Universität mit Akteuren Präsidentin der Goethe-Universität Foto: Jürgen Lecher 2 3
JAHRBUCH 2 015 INHALT OFFEN IN EINE NEUE ZEIT STIFTUNGSUNIVERSITÄT UNIVERSITÄT IN BEWEGUNG Stiftungsuniversität 8 Universität in Bewegung 66 Hochschulentwicklung 12 Vereinigung von Freunden und Förderern Hochschulrat 14 der Goethe-Universität 71 Neuerungen am Campus Westend 16 Unibator 72 Gesellschaftliches Engagement 18 Nachgefragt bei Peter Hart 73 Museum Giersch 74 Private Hochschulförderung 76 FORSCHUNG Stark aufgestellt 24 Europäische Forschungsförderung 26 DAS JAHR IM ZEITRAFFER EU-Verbundforschung 28 Chronologie 80 Nachgefragt bei Prof. Amparo Acker-Palmer 30 Nationale Forschungsförderung 35 Förderung durch das Bundesministerium für Bildung WISSEN, FAKTEN, ZAHLEN und Forschung 38 Leuchttürme der Forschung 86 Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) 40 Förderung strukturierter Programme 88 Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 42 Stiftungsprofessuren und -dozenturen 90 Auszeichnungen 44 Stiftungsgastprofessuren und -dozenturen 91 Ausstellungen 46 Rankings 92 Neues aus der Universitätsbibliothek 48 Personal 95 Studierende 96 Abschlüsse 100 STUDIUM UND LEHRE Budget der Universität 101 Verbesserung der Studienbedingungen Drittmittel 102 und der Lehre 53 Starker Start ins Studium 54 Ausbildung der Lehramtsstudierenden 56 Vorwort 3 Lehrpreise 58 Impressum 104 Nachgefragt bei Dr. Hartwig Bosse 59 Internationale Studierende 61 Deutschlandstipendium 62 Foto: Jürgen Lecher 5
Der Campus Westend wurde 2015 wieder zum Ausstellungsraum für die Skulpturenbiennale »Blickachsen 10 RheinMain«, die sich von Bad Homburg in die Region erstreckt. An der Universität zu sehen waren Plastiken des Bildhauers, Zeichners und Poeten Henk Visch (hier ein Bronzeguss) und Stahlskulpturen von Robert Schad. Foto: Jürgen Lecher STIF TUNGSUNIVERSITÄT
Foto: Peter Pulkowski STIF TUNGSUNIVERSITÄT OFFEN IN EINE NEUE ZEIT STR ATEGIEN F ÜR DIE ZUKUNF T Zum Jahresbeginn 2015 trat die neue Präsidentin der Kooperation der Goethe-Universität mit der Gesell- Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, ihr Amt an. schaft – gefasst unter dem Begriff Third Mission – Mit frischen Ideen zu wichtigen Entwicklungsthemen wird eine Strategie entwickelt. Vorbereitet und be- wie der Forschungsorganisation, der Studierendenbe- gleitet wird sie von einem intern und extern besetzten treuung, der Öffnung in die Gesellschaft, gefasst un- Projektteam unter der Leitung von Vizepräsident Prof. ter dem Begriff »Third Mission«, und der Neuordnung Manfred Schubert-Zsilavecz. Dieses Team bildet den der Verwaltung will sie die Goethe-Universität wei- Kern des zukünftigen Rats für Third Mission. Die ter stärken. Ein besonderes Anliegen sind Wolff die Entwicklung eines Selbstverständnisses als Bürger Angebote für Studierende. In einem Interview mit der universität ist für die Goethe-Universität von zentra- Frankfurter Neuen Presse sagte sie: »Das Besondere ler Bedeutung, nachdem sie 1914 aus der Mitte der einer Universität sind die Studierenden. Sie prägen sie Frankfurter Stadtgesellschaft entstand. Mit der Um- maßgeblich mit. Meine Vorstellung ist, schon in den wandlung in eine Stiftung des öffentlichen Rechts ersten Semestern eine möglichst gute Betreuung und kehrte sie 2008 formaljuristisch zu ihren Wurzeln zu- Die strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten für eine noch intensivere Zusammenarbeit besiegelten im Dezember 2015 Prof. Hans Jürgen Prömel, Präsident der Technischen Universität Darmstadt, Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main, und Prof. Georg Beratung anzubieten, ein gegenseitiges Kennenlernen rück. Verbunden damit war und ist die Entwicklung Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (vorne, von links) im Beisein des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst, von Person und Fach beziehungsweise Universität. Die von Konzepten, wie die Idee der Stiftungsuniversität Boris Rhein, und von Vera Reiß, bis 2016 Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Rheinland-Pfalz. Goethe-Universität hat mit ihrem Programm »Starker gelebt werden kann. Start ins Studium« diesen Weg bereits eingeschlagen. Ich möchte diesen Weg weitergehen, auch um damit Partizipationsorientiert gestaltete sich die Neufas- die Zahl der Studienabbrüche zu verringern.« sung des Hochschulentwicklungsplans für die die wissenschaftliche Profilbildung weiter voranbrin- etablieren. Untereinander verknüpft sind sie bereits Jahre 2016 bis 2020. Er dient der Selbstverständi- gen. Die Präsidentin lobte zudem das konstruktive Kli- heute durch mehr als 70 Kooperationsprojekte und fä- Nach der Neu- und Wiederwahl von zwei Vizepräsiden- gung der Universität über ihre Entwicklungsziele für ma der Verhandlungen. Dagegen wurden die Initiati- cherspezifische Verbünde. Auch die Kooperation mit tinnen und zwei Vizepräsidenten im Jahr 2015 gehö- die nächsten Jahre in den Bereichen Forschung, Lehre, ven der Landesregierung, künftig den Fachhochschulen anderen hessischen Hochschulen, insbesondere der ren dem Präsidium der Goethe-Universität, gemein- Studium, Third Mission und Organisation. Entworfen unter bestimmten Bedingungen das Promotionsrecht Justus-Liebig-Universität Gießen und der Frankfurt sam mit der Präsidentin Prof. Birgitta Wolff und dem wurde der Plan in den universitären Gremien, vor al- zu verleihen und die Universitäten verstärkt auch für University of Applied Sciences, wurde intensiviert. Kanzler Holger Gottschalk, wieder sechs kompetente lem auch in der dafür zuständigen Senatskommission. Bewerberinnen und Bewerber ohne Abitur zu öffnen, Köpfe an: die Politologin Prof. Tanja Brühl, die Juristin Gleichzeitig waren alle Angehörigen der Universität kontrovers diskutiert. Familienfreundlichkeit zeichnet die Goethe-Univer- Prof. Brigitte Haar, der Biologe Prof. Enrico Schleiff und zu Foren eingeladen, bei denen intensiv Ideen, The- sität aus – zum vierten Mal seit 2005 ist sie durch die der Pharmazeut Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, der men, Schwerpunkte und Strategien diskutiert wur- Ende 2015 startete eine neue Allianz der Rhein- Berufundfamilie gGmbH als »familiengerechte Hoch- zum Stellvertreter von Universitätspräsidentin Wolff den. 2016 soll der neue Hochschulentwicklungsplan Main-Universitäten: Die Goethe-Universität Frank- schule« zertifiziert worden. Damit ist sie hessenweit berufen wurde. Zum ersten Mal in der Geschichte der veröffentlicht werden. furt am Main, die Johannes Gutenberg-Universität eine der ersten Hochschulen, die über zehn Jahre Goethe-Universität ist das Leitungsgremium nun pari- Mainz und die Technische Universität Darmstadt wol- hinweg alle vier Stufen des Audits durchlaufen hat. tätisch mit Frauen und Männern besetzt. Ein überwiegend positives Echo hinterließ die Verab- len sich in enger Koordination weiterentwickeln. Ihre Künftig sollen die Studienbedingungen noch famili- schiedung des neuen Hessischen Hochschulpakts Präsidenten unterzeichneten im Dezember 2015 in enfreundlicher gestaltet werden, indem Studierende Auf Anregung der Präsidentin nahmen 2015 zwei neue an der Goethe-Universität. Geregelt wird darin die Fi- Anwesenheit der beiden zuständigen Landesminis- mit Kind beispielsweise bevorzugt Plätze in teilnah- ad personam besetzte Beratungsgruppen ihre Arbeit nanzierung der dreizehn staatlichen Hochschulen in ter eine länderübergreifende Rahmenvereinbarung für mebeschränkten Veranstaltungen erhalten. Ein Tan- auf: Der Forschungsrat, besetzt mit hochrangigen Hessen für die Jahre 2016 bis 2020, die sich auf insge- eine noch intensivere Zusammenarbeit. Die Partner der dem-Programm soll zudem den Austausch zwischen internen und externen Wissenschaftlerinnen und Wis- samt neun Milliarden Euro beläuft. »Die moderat stei- Allianz mit rund 107.400 Studierenden und 1.440 Pro- studentischen Familien mit viel Erfahrung und denje- senschaftlern, berät das Präsidium und den Senat mit genden Grundmittel geben uns Planungssicherheit«, fessuren planen, ihre bereits bestehenden Koopera- nigen fördern, für die diese Situation neu ist. Blick auf die Entwicklung einer Forschungsstrategie sagte Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff. Da- tionen in Forschung, Lehre, wissenschaftlicher Wei- und die Positionierung der Goethe-Universität in der mit ließen sich nicht zuletzt die Arbeitsbedingungen für terbildung und der Förderung des wissenschaftlichen Exzellenzinitiative. Auch für die künftige noch engere den wissenschaftlichen Nachwuchs verbessern und Nachwuchses weiter auszubauen und nachhaltig zu 8 9
FORSCHUNG STUDIUM UND L EHRE THIRD MISSION In der Forschung zeichnete sich das Jahr 2015 vor al- Mit rund 46.500 Studierenden im Wintersemester Neben Forschung und Lehre ist die engere Verknüpfung Als Bürgeruniversität haben wir gute Voraussetzun- lem durch die zahlreichen hervorragenden Projekte 2015/16 war ein Studium an der Goethe-Universität mit der Gesellschaft – als Third Mission bezeichnet – gen, um weitere partnerschaftliche Kooperationen zwi- aus, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft- so beliebt wie nie zuvor. Um auch weiterhin Lehre auf ein wesentlicher Bestandteil der künftigen universi- schen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und anderen ler der Goethe-Universität entwickelten und fortführ- hohem wissenschaftlichen Niveau und in adäquater tären Entwicklung. Dabei geht es um Kooperationen, Bereichen der Gesellschaft für anstehende Herausfor- ten. Zu ihnen zählen Sonderforschungsbereiche, neue Lernumgebung anbieten zu können, wurde nach dem die Wissenschaft und Lehre besser machen. Den Auf- derungen zu entwickeln«, hob Universitätspräsidentin große europäische Forschungsverbünde und regio- Seminarpavillon im Jahr 2015 das Seminarhaus eröff- takt des entsprechenden Strategieprozesses bildete Prof. Birgitta Wolff hervor. Zu den Bereichen der Ko- nal verortete Projekte. Nie zuvor in ihrer inzwischen net, mit dem auf dem Campus Westend dauerhaft 51 die Teilnahme am sogenannten »Transfer-Audit«: Ziel operation mit externen Partnern gehören Beiträge zur 100-jährigen Geschichte warben die Forscher so viele neue Seminarräume entstanden sind. des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Politikentwicklung und -gestaltung auf nationaler und Drittmittel ein wie 2015 – ihre Summe liegt bei 182,6 Langfristige Verbesserungen in der Lehre ermögli- und von der Heinz Nixdorf-Stiftung ins Leben gerufe- auf europäischer Ebene, translationale Forschung und Millionen Euro. Von den Förderungen profitieren ex- chen auch neu eingeworbene Drittmittel. So wird das nen Programms ist es, die Zusammenarbeit zwischen Innovationspartnerschaften, Partnerschaften für kre- zellente und seit Jahren etablierte Wissenschaftlerin- Projekt »Starker Start ins Studium« mit wirkungsvollen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft instituti- ative Innovationen im Kultursektor sowie »Community nen und Wissenschaftler genauso wie die Doktoran- Angeboten für Studierende der ersten drei Semester onell auszubauen. Mit ihrem Konzept »Third Mission Research« mit einem Fokus auf lokalen Transformati- dinnen und Doktoranden in den Graduiertenschulen. durch den »Qualitätspakt Lehre« des Bundes und der – Partnerschaften für gesellschaftliche Innovations- onsprozessen. Ziel ist es, den bereits gelebten Grund- Zu den Initiativen, das wissenschaftliche Profil der Länder für weitere sechs Jahre und mit 21 Millionen prozesse« wurde die Goethe-Universität 2015 ge- satz, gemeinsam mit und für die Gesellschaft Verant- Goethe-Universität weiter zu schärfen, gehörte die Euro gefördert. Die für Lehre zuständige Vizepräsiden- meinsam mit vier weiteren Hochschulen in Deutsch- wortung zu übernehmen, noch tiefer in der Universität Einrichtung eines Forschungsrats, der seine Experti- tin Prof. Tanja Brühl betonte: »Für die Goethe-Univer- land aus 51 Bewerbern für das Audit ausgewählt. »Die zu verankern und konzeptionell weiterzuentwickeln. se in die Vorbereitung vor allem großer Forschungs- sität bedeutet die Weiterführung dieses Projekts eine Teilnahme stärkt unsere Aktivitäten auf diesem Feld. vorhaben einbringen will. Mit großer Resonanz aus echte Chance, dauerhaft Strukturen aufzubauen, mit allen Fachbereichen wurden zudem Forschungsthe- denen man Studienabbrüche verringern kann.« men identifiziert, in denen sich Spitzenforschung Einen Meilenstein für die Verbesserung der Leh- entwickelt. Beraten und unterstützt durch den For- rerbildung stellte der Erfolg im Wettbewerb der »Qua- schungsrat, die Abteilung Forschung und Nachwuchs litätsoffensive Lehrerbildung« dar. Mit ihrem Projekt und das neu etablierte Research Service Center der »Level – Lehrerbildung vernetzt entwickeln« setzte Goethe-Universität will das Präsidium alle Initiativen sich die Goethe-Universität bereits in der ersten An- auf Wunsch darin begleiten, eine erfolgversprechen- tragsrunde durch und warb insgesamt 5 Millionen de Antragstellung in dem für sie passenden Förder- Euro ein. format zu finden. Auch im Jahr 2015 konnten wieder an mehr als 500 Durch die in den vergangenen Jahren aufgebau- Studierende quer durch alle Fachbereiche Deutsch- ten Forschungsschwerpunkte und -netzwerke ist die landstipendien vergeben werden. Damit möchte die Goethe-Universität stark aufgestellt und sieht daher Goethe-Universität besonders leistungsstarke und ge- künftigen Entwicklungen wie einer Antragstellung in sellschaftlich engagierte Studierende fördern. Im Rah- der Exzellenzstrategie des Bundes im Jahr 2017 zu- men der Unterstützung für Geflüchtete wurde deutlich, kunftsfreudig entgegen. dass viele Studierende bereit sind zur Übernahme ge- sellschaftlicher Verantwortung. Aus diesem anfangs losen Engagement ging Ende 2015 das Pilotprojekt »Start ins Deutsche« hervor, in dessen Rahmen Stu- dierende ehrenamtlich Deutschkurse anbieten. Foto: Uwe Dettmar, © Normative Orders 10 11
Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz VIZEPRÄSIDENT UND ZUSTÄNDIG FÜR DEN HOCHSCHULENTWICKLUNG BEREICH THIRD MISSION Nach ihrer Neu- und Wiederwahl im Jahr 2015 bilden die Politologin Prof. Tanja Brühl, die Juristin Prof. Brigitte »Mit Third Mission bezeichnen wir Prozesse und Aktivitäten Haar, der Biologe Prof. Enrico Schleiff und der Pharmazeut Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz gemeinsam mit der an unserer Universität, mit denen wir gemeinsam mit und Präsidentin Prof. Birgitta Wolff und dem Kanzler Holger Gottschalk das Präsidium der Goethe-Universität. Als für die Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Dies ist Vizepräsidentinnen und -präsidenten sind sie zuständig für verschiedene universitäre Bereiche und deren stra- bereits im Gründungsgedanken der Goethe-Universität als tegische Weiterentwicklung. 2015 wurden dafür wichtige Impulse gesetzt. Stiftungs- und Bürgeruniversität angelegt. Je mehr Ent- scheidungen in allen gesellschaftlichen Teilbereichen im- mer stärker wissenschaftsbasiert erfolgen, desto wichtiger werden Partnerschaften mit Einrichtungen und Persönlich- keiten in Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft. Dies geschieht zum Nutzen aller Beteiligter: Die Gesellschaft partizi- Prof. Tanja Brühl piert an wissenschaftlichen Erkenntnissen; die Wissenschaft, und VIZEPRÄSIDENTIN UND ZUSTÄNDIG FÜR DEN BEREICH LEHRE Fot o: U we D damit Forschung und Lehre, profitiert von Ideen aus der Mitte der Ge- et t m a r sellschaft. Insofern erweitert Third Mission bewusst den klassischen Be- griff des universitären Wissenstransfers. 2015 haben wir an der Goethe-Universi- »Für das Studium und die Lehre an der Goethe-Universität konnten tät mit der Teilnahme am Transfer-Audit des Stifterverbands den Strategieprozess wir 2015 sehr viel anschieben: Mit dem – inzwischen bewillig- Third Mission begonnen, der die vielfältigen und teilweise langjährigen koopera- ten – Folgeantrag für unser Programm »Starker Start ins Stu- tiven Beziehungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgreift, dium« haben wir wichtige Fördermittel eingeworben. Damit systematisiert und in Zukunft besser unterstützen soll.« ist es uns möglich, weiterhin hervorragende Angebote für Studienanfängerinnen und -anfänger zu entwickeln. Auch an der Qualitätssicherung haben wir gearbeitet, dazu zäh- len die Überarbeitung der Fragebögen für die Evaluation von Lehrveranstaltungen und die Möglichkeit, unsere Studiengän- ge intern zu akkreditieren. Dank meiner Wiederwahl kann ich diese Prozesse mit vorantreiben.« Fo to : Uw eD et t Prof. Enrico Schleiff ma r VIZEPRÄSIDENT UND ZUSTÄNDIG FÜR DEN BEREICH AKADEMISCHE INFRASTRUKTUR Prof. Brigitte Haar »Die Goethe-Universität zählt heute zu den besten For- VIZEPRÄSIDENTIN UND ZUSTÄNDIG FÜR DEN BEREICH schungsuniversitäten Deutschlands. Diese Forschungs- INTERNATIONALISIERUNG stärke bildet auch die Basis für die erfolgreiche Umsetzung von Lehr- und Third Mission-Strategien. Um diese Stärke zu konsolidieren, bedarf es eines klaren Bekenntnisses zu »Angesichts globaler Wissenschaftsbeziehungen und eines zu- einer familienfreundlichen Universität und zur Unterstüt- nehmend internationalen Arbeitsmarktes für unsere Absolven- zung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der tinnen und Absolventen wird die Internationalisierung an der frühen Berufsphase – denn sie sind kreative Taktgeber der Goethe-Universität immer wichtiger. Daher freue ich mich, Forschung. Von ebenso großer Bedeutung ist es, moderne Inf- als Vizepräsidentin Konzepte zu entwickeln, wie wir Inter- rastrukturen als Rückgrat konkurrenzfähiger Forschung zu wahren nationalisierungsprozesse in Gang setzen können. Hierdurch Fot o: U we D e tt und weiter auszubauen. Darüber gilt es, eine integrative Digitalisie- mar wollen wir gemeinsam Forschung und Lehre verbessern und rungsstrategie für Forschung, Lehre und Verwaltung zu entwickeln und um diese zentrale Dimension erweitern.« umzusetzen. Diesen Herausforderungen werden wir uns selbstbewusst stellen!« Fo to : Uw eD ettm ar 12 13
HOCHSCHUL R AT ACHTSAM IMPULSE GEBEN A chtsame Aufsicht und Begleitung der Universi- tät – dies sieht Prof. Matthias Kleiner als wich- tige Aufgaben des Hochschulrats. Das bedeutet auch, Auch Überlegungen zur Innovations- und Digitalisie- rungsstrategie beschäftigten das Gremium 2015; hier ist die Goethe-Universität aufgefordert, Konzepte zu neue Impulse und kritisch-konstruktiven Rat bei ihrer entwickeln und den Diskurs mit dem Hochschulrat zu Weiterentwicklung als international sichtbare, konkur- suchen. Im Hinblick auf die Bedeutung von »strategi- renzfähige und höchst erfolgreiche Stätte von Lehre schen Partnerschaften« begrüßte der Hochschulrat die und Forschung zu geben. Dafür bringen die elf Hoch- Allianz der Rhein-Main-Universitäten – im Dezember schulrats-Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft 2015 wurde das Kooperationsabkommen zwischen und gesellschaftlichen Institutionen ein breites Spek- der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Tech- trum an fachlicher Expertise und fachübergreifender nischen Universität Darmstadt und der Goethe-Uni- Vernetzung ein. Im Januar 2015 übernahm Matthias versität unterzeichnet. Es sieht eine noch intensivere Kleiner den Vorsitz des Gremiums; er folgte Dr. Rolf- Zusammenarbeit und den Ausbau bereits bestehen- E. Breuer nach, der zuvor knapp zehn Jahre lang den der Kooperationen zugunsten Forschung, Lehre und Hochschulrat leitete. Kleiner ist Präsident der Leibniz- Nachwuchsförderung sowie einer noch höheren in- Gemeinschaft – der außeruniversitären Forschungs- ternationalen Sichtbarkeit vor. organisation besonderen Typus‘, die mit ihren 88 Ins- tituten in großer fachlicher Breite und eng verbunden Zudem begleitete der Hochschulrat inneruniversitä- mit den Universitäten, so auch in Frankfurt, koopera- re Prozesse: So unterstützte er die Universität unter tive Wissenschaft betreibt. anderem beim Abschluss einer Selbstverpflichtung in der Diskussion um eine tarifvertragliche Regelung für 2015 standen an der Goethe-Universität große Ent- die studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte. wicklungsthemen in Forschung und Lehre im Fokus: Darüber hinaus stimmte er 2015 der Neu- und Wie- In intensiven Diskussionen – vor allem hinsichtlich derwahl der Vizepräsidentinnen und -präsidenten zu. der Zielvereinbarung zwischen der Universität und Der Austausch zwischen den Gremien der Goethe- dem Land Hessen für die Jahre 2016 bis 2020 – wur- Universität, vor allem mit dem Senat, soll insgesamt den etwa die Grund- und Drittmittelfinanzierung, der weiter gestärkt werden. Aufwuchs der Studierendenzahl sowie wichtige infra strukturelle Themen erörtert. Um die Stiftungsauto- nomie der Goethe-Universität zu stärken, nahm der Hochschulrat dem Land gegenüber ebenfalls Stellung zur Novellierung des Hessischen Hochschulgesetzes, die am 10. Dezember 2015 in Kraft trat. Foto: Jürgen Lecher 14
Das neue Seminarhaus am Campus 2015 erhielten die Straßen und Plätze am Campus Westend neue Namen, die seine Geschichte widerspiegeln. Westend bietet zusätzlichen Raum für die Lehre und ist ein weiteres architektonisches Highlight. Foto: Uwe Dettmar NEUERUNGEN AM CAMPUS W ESTEND GESCHICHTSBEWUSST IN DIE ZUKUNFT M it rund 46.500 Studierenden erreichte die Goe- the-Universität im Wintersemester 2015/16 wieder das hohe Niveau des Vorjahres. Entsprechend Persönlichkeiten Frankfurts und der Universität, unter ihnen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, und spiegelt die Geschichte des Campus wider. Eine beson- knapp gestaltete sich in den vergangenen Semestern dere Rolle spielt dabei der Name von Norbert Wollheim, die Verfügbarkeit von Räumen für die Lehre. Abhilfe der den IG Farben-Konzern – mit Unternehmenssitz schuf ein neues Seminarhaus am Campus Westend, von 1930 bis 1945 auf dem heutigen Campus-Gelände das im Mai 2015 im Beisein des hessischen Wissen- – als erster Zwangsarbeiter und Opfer des National- schaftsministers Boris Rhein offiziell eröffnet wurde. sozialismus erfolgreich auf Entschädigung verklagte. Das Gebäude, das in eigener Bauherrenschaft und bin- FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube begleitete die leiden- nen zwei Jahren errichtet wurde, bietet 51 zusätzliche schaftliche öffentliche Diskussion um die Umbenennung Seminarräume für bis zu 3.000 Studierende. Wie das des ehemaligen Grüneburgplatzes mit folgenden Wor- benachbarte Hörsaalzentrum vom Frankfurter Archi- ten: »Der Goethe-Universität ist durch die Art, wie die tekten Ferdinand Heide geplant, bildet es ein weite- Umbenennung von ihren Befürwortern betrieben wird, res architektonisches Highlight am Campus. einiges zugemutet worden. Doch gerade wenn es un- ter diesen Befürwortern inzwischen auch manche gibt, Festgelegt wurde 2015 die Gestaltung des Gebäudes denen es nicht um Wollheim geht, sondern darum, die für die sprach- und kulturwissenschaftlichen Fä- Universität moralisch zu zwingen – gerade dann wür- cher, die derzeit noch auf dem Campus Bockenheim an- de es Größe zeigen, dieses Demonstrativgehabe zu gesiedelt sind, sowie für eine gemeinsame Bereichs- ignorieren und sich für die guten Gründe zu entschei- bibliothek und für Räume zentraler Einrichtungen der den.« Die Universität entschied sich letztlich »für die Universität. Im Architektenwettbewerb mit 24 Beiträgen guten Gründe«. Universitätspräsidentin Prof. Birgitta setzte sich das Büro BLK2 Böge Lindner K2 Architekten Wolff sagte bei der feierlichen Enthüllung der neuen aus Hamburg durch. Das insgesamt rund 70 Millionen Straßenschilder im Februar 2015: »Mit den Umbenen- Euro teure Bauprojekt soll bis 2020 fertiggestellt sein. nungen auf dem Campus Westend gedenken wir nicht nur herausragender wissenschaftlicher Köpfe, sondern Die Straßen und Plätze auf dem Campus Westend auch jüdischer Schicksale, die Vertreibung und Verfol- Foto: Jürgen Lecher erhielten neue Namen: Die Benennung würdigt nun gung erfahren haben.« 16 17
tätigen Lehrenden der Goethe-Universität didaktisch geschult und mit Lehrmaterialien ausgestattet. Anfang 2016 begann dann ihr Einsatz an fünf Einrichtungen in Frankfurt. Die Studierenden unterrichten in Tandems und werden durch eine professionelle Supervisi- on in Kooperation mit dem Psychoanalytischen Institut Frankfurt e.V. und eine didaktische GESELL SCHAF TLICHES ENGAGEMENT Sprechstunde durch Lehrende der Goethe-Universität begleitet. Ermöglicht wurde das Pro- OFFENE TÜREN FÜR GEFLÜCHTETE gramm, das 2016 fortgeführt wird, durch Unterstützung der MainFirst Bank AG in Frankfurt und von Wolfgang Steubing, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Eintracht Frankfurt. Dar- über hinaus wurden beim Weihnachtskonzert des Collegium Musicum Spenden für die Fi- nanzierung der Lernmaterialien gesammelt. Foto: Uwe Dettmar Mit dem Ansatz, den Geflüchte- Foto: Annette Etges ten auf Augenhöhe zu begegnen und voneinander zu lernen, scho- ben zwei Absolventinnen der Goe- the-Universität, Merle Becker und Melusine Reimers, ein weiteres Projekt an, das viel Beachtung fand und mehrfach ausgezeichnet wur- de. Mit ihrem Verein »academic experience Worldwide« entwi- ckelten sie ein Tandem-Projekt, in dem Studierende in Deutschland mit Akademikern aus Ländern wie Syri- en Zweierteams bilden. So können beide Teilnehmer fachlich, sprach- lich und kulturell voneinander ler- nen und sich jeweils besser für das Arbeitsleben qualifizieren. Weitere Angebote der Initiative sind unter anderem eine offene Sprechstun- A ls ab September 2015 besonders zahlreiche Ge- flüchtete auch nach Frankfurt kamen, engagier- ten sich sofort viele Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff dankte allen Beteiligten, vor allem den Angehörigen der Sportwis- senschaften, für die spontane Unterstützung und den de für Asylsuchende, Diskussions- veranstaltungen und Coachings. Der Verein betreibt zudem eigene Forschung und ist im Bereich Politikberatung und Public Jeder kann vom anderen etwas lernen: ter sowie Studierende der Goethe-Universität für ihre reibungslosen Ablauf: »Studierende, Wissenschaft- Begegnungen auf Augenhöhe stehen Affairs aktiv. Nachdem die Initiatorinnen im August 2015 bereits mit dem Frankfurter Bür- Unterstützung. lerinnen und Wissenschaftler, Mitarbeiterinnen und bei »academic experience Worldwide« gerpreis ausgezeichnet wurden, verlieh ihnen im Januar 2016 die Bundeszentrale für politi- im Fokus. Dem Verein wurde von der Mitarbeiter – viele Menschen an der Goethe-Univer- sche Bildung den Preis »Aktiv für Demokratie und Toleranz«. Inzwischen wurden in mehreren Bundeszentrale für politische Bildung Der Sportcampus Ginnheim wurde innerhalb weniger sität haben sich umstandslos dafür eingesetzt zu hel- der Preis »Aktiv für Demokratie und deutschen Städten, darunter Berlin, Heidelberg und München, Ableger des ausschließlich Stunden nach der Kontaktaufnahme durch das Land fen, und tun das weiterhin.« Toleranz« verliehen. ehrenamtlich getragenen Vereins »academic experience Worldwide« gegründet. Hessen als eine Erstaufnahme eingerichtet, betreut vom Frankfurter Verein für soziale Heimstätten und Auch für die längerfristige Unterstützung der Geflüch- »Frankfurter Fragen zur Flucht« wurden in einer Vortrags- und Diskussionsreihe erör- dem Caritasverband. Bis zu 280 Personen gleichzei- teten wurden sogleich Ideen und Angebote entwickelt: tert, die der Schwerpunkt Kultur und Migration des Instituts für Soziologie an der Goethe- tig wurden hier aufgenommen, insgesamt waren es So stieß die Anfrage an Studierende, ehrenamtlich Universität unter Leitung von Prof. Kira Kosnick von November 2015 an in der Zentralbibli- 587 Personen. Im Dezember folgte die leer stehen- Deutschkurse in Flüchtlingsunterkünften zu halten, othek der Stadtbücherei Frankfurt veranstaltete. Expertinnen und Experten aus Praxis und de Alte Mensa am Campus Bockenheim als Gemein- auf eine überwältigende Resonanz. Mehr als 1.200 Wissenschaft diskutierten gemeinsam mit dem Frankfurter Publikum Fragen der deutschen schaftsunterkunft der Stadt Frankfurt und betreut Studierende bewarben sich im November 2015 für das und europäischen Asyl- und Grenzpolitik sowie zu globalen Machtverhältnissen und Kon- durch die Johanniter-Unfall-Hilfe für weitere 160 Per- Programm »Start ins Deutsche – Studierende un- flikten, in die die aktuellen Fluchtbewegungen eingebettet sind. Auch der Umgang mit ei- sonen zeitgleich. Für die Sportwissenschaften konnten terrichten Geflüchtete«. Zunächst 120 Studieren- nem erstarkenden Rassismus und sinnvolle Formen des solidarischen Engagements stan- räumliche Ausweichmöglichkeiten geschaffen wer- de aus zwölf verschiedenen Fachbereichen, darunter den im Blickpunkt. den durch die großzügigen Angebote anderer Hoch- etwa ein Drittel Lehramtsstudierende, wurden dar- schulen, Fachhochschulen, Schulen und Sportvereine. aufhin von ebenfalls für dieses Projekt ehrenamtlich 18 19
An hochqualifizierte Geflüchtete richtet sich auch das der Verwaltung der Hochschule, der Allgemeine Stu- »Academic Welcome Program« der Goethe-Uni- dierendenausschuss (AStA) und der Verein »academic versität. Die Teilnahme ermöglicht ihnen Deutschkur- experience Worldwide«. Die Schirmherrschaft über- se, den Besuch von Lehrveranstaltungen, Zugang zur nahm die Vizepräsidentin für Studium und Lehre Prof. Universitätsbibliothek sowie eine individuelle Beratung Tanja Brühl. Zur Verankerung an der Goethe-Univer- und Betreuung. Davon profitierten bisher insgesamt 76 sität und zum Ausbau des Programms konnten mitt- Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Programm wur- lerweile zusätzliche Fördermittel eingeworben wer- de im Sommer 2015 kurzfristig aus Eigenmitteln so- den, so vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft wie mit Unterstützung der Aventis Foundation ange- und Kunst sowie vom Deutschen Akademischen Aus- schoben. An seinem Aufbau unter Federführung des tauschdienst (DAAD). International Office beteiligten sich viele Einrichtungen Foto: Jürgen Lecher 20 21
Einst überregionales Machtzentrum und Knotenpunkt im Fernverkehrsnetz: Auf dem Gipfelplateau des Berges Ipf in der Schwäbischen Alb wurden bereits in der Spätbronzezeit ab dem 12. Jahrhundert vor Christus mächtige Befestigungsanlagen errichtet. Die heute sichtbaren Reste stammen aus dem 5. Jahrhundert vor Christus, als der Ort seine Blütezeit erlebte. Das Phänomen der bronzezeitlichen Burg wird im neuen LOEWE-Schwerpunkt »Prähistorische Konfliktforschung – Burgen der Bronzezeit zwischen Taunus und Karpaten« erforscht. FORSCHUNG Foto: Rüdiger Krause
Das Team von Prof. Alexander Heckel am Institut für Organische Chemie und Chemische Biologie entwickelt maßgeschneiderte lichtaktivierbare Moleküle, um biologische Vorgänge mit Licht zu steuern. FORSCHUNG STARK AUFGESTELLT D ie Goethe-Universität stellte im Jahr 2015 wie- der ihre zunehmende Forschungsstärke unter Beweis. Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wis- inzwischen an 21 Verbünden beteiligt. Darüber hinaus hat sie in den vergangenen Jahren eigene Program- me wie »Nachwuchswissenschaftler im Fokus« und senschaftler erzielten wichtige Fortschritte in ih- das »Goethe International Postdoc Programme« auf- ren Bereichen, machten neue Entdeckungen, ver- gebaut, die intensiv nachgefragt werden und bereits öffentlichten ihre Erkenntnisse in international für viele junge Wissenschaftler ein Karrieresprung- renommierten Fachzeitschriften, engagierten sich brett bedeuteten. in wissenschaftlichen Organisationen oder in der Po- litikberatung und bauten Kooperationen mit universi- Besonders wichtig ist für Wissenschaftlerinnen und tären und außeruniversitären Partnern auf und aus. Wissenschaftler die Förderung durch die Deutsche For- Besonders gestärkt wurde die Zusammenarbeit der schungsgemeinschaft (DFG), die 2015 wieder eine hohe Universität Frankfurt mit der Johannes Gutenberg- Zahl an Projekten ganz unterschiedlicher Fachbereiche Universität Mainz und der Technischen Universität und Größe unterstützte – nach einer wettbewerbli- Darmstadt; die drei Hochschulen bilden den Kern ei- chen Auswahl. Dazu zählen die neuen Bewilligungen ner besonders aktiven Forschungsregion in Deutsch- eines Sonderforschungsbereichs in der Medizin – des land. Auch mit der Justus-Liebig-Universität Gießen zehnten ingesamt mit Frankfurter Beteiligung –, eines gibt es zahlreiche gemeinsame Projekte, darunter den interdisziplinären Schwerpunkts zur Optogenetik und Exzellenzcluster »Kardiopulmonales System«, an dem einer Forschergruppe in den Geowissenschaften. Ne- auch das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungen- ben der finanziellen Unterstützung ist die Bestätigung, forschung in Bad Nauheim beteiligt ist. Mit univer- wichtige Beiträge zur Grundlagenforschung zu leisten, sitären und außeruniversitären Partnern arbeitet die eine enorme Auszeichnung. Auch im hessischen LOE- Goethe-Universität auch in ihren Exzellenzclustern WE-Programm setzte sich der Erfolg der Goethe-Uni- »Makromolekulare Komplexe« und »Die Herausbil- versität fort: Das Projekt »Prähistorische Konfliktfor- dung Normativer Ordnungen« zusammen. schung – Burgen der Bronzezeit zwischen Taunus und Karpaten« wurde als neuer Schwerpunkt bewilligt. Da- Auch international arbeiten die Forscherinnen und For- mit sind die Frankfurter Forscherinnen und Forscher scher der Goethe-Universität zunehmend gemeinsam federführend oder maßgeblich an fünf LOEWE-Zent- mit Partnern, um Themen fächerübergreifend und um- ren und an sieben LOEWE-Schwerpunkten beteiligt. fassend zu beleuchten. Besonders deutlich wird dies bei den großen Verbundprojekten, die von der Euro- Insgesamt beliefen sich die Drittmitteleinnahmen in- päischen Union gefördert werden und bereits in der klusive des LOEWE-Programms 2015 auf 182,6 Milli- Antragstellung ein außerordentliches Maß an Koor- onen Euro. Deutliche Steigerungen sind dabei bei den dination und fachlicher Verknüpfung erfordern. Oft ist Förderungen durch die Deutsche Forschungsgemein- eine hohe Zahl an Institutionen beteiligt. schaft und durch die Europäische Union zu verzeichnen. Um das Profil der Goethe-Universität künftig noch wei- Von der Mitarbeit in diesen Projekten und von wei- ter zu schärfen, bildete sich 2015 ein Forschungsrat. teren Programmen mit europäischer Förderung profi- Der Expertenkreis, dem Forscherinnen und Forscher tieren auch die Nachwuchswissenschaftlerinnen und der Universität und ihr eng verbundener außeruniver- -wissenschaftler, zum Beispiel Doktorandinnen und sitärer Forschungseinrichtungen angehören, wirkt be- Doktoranden, die in europaweiten, fachspezifischen ratend bei der Vorbereitung von Forschungsprojekten, Netzwerken, den »Innovative Training Networks« insbesondere großer Verbundvorhaben, mit. ausgebildet werden. Hier ist die Goethe-Universität Foto: Uwe Dettmar 24 25 25
EUROPÄISCHE FORSCHUNGSFÖRDERUNG VERNETZT IN EUROPA S eit im Jahr 2014 die Europäische Union mit »Horizon 2020« ihr derzeit größtes Rah- menprogramm für Forschung und Innovation aufgelegt hat, wurden bereits knapp 40 Projekte von Frankfurter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bewilligt. Die Höhe der aus EU-Quellen eingeworbenen Mittel konnte 2015 im Vergleich zum Vorjahr noch ein- mal deutlich gesteigert werden – um knapp 25 Prozent. Insgesamt belief sich die Förder- summe auf rund 14,5 Millionen Euro. FORSCHUNG IM VERBUND Bei der Förderung großer Verbundprojekte waren im Bereich »Gesellschaftliche Herausfor- derungen« drei Projekte erfolgreich, die in Frankfurt koordiniert werden. Zwei dieser Vor- haben sind im Arbeitsprogramm Gesundheit (Health, Demographic Change and Wellbeing) angesiedelt, in dem die Goethe-Universität traditionell stark ist. Das dritte Projekt konn- te sich im Programm »Europe in a changing world – inclusive, innovative and reflective so- cieties« durchsetzen. Foto: Yağmur Mengilli, Team PARTISPACE Graffi tis wie dieses im Frankfurter Norden stellen eine der zahlreichen Formen dar, in denen sich die f Das Team von Prof. Andreas Reif von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und gesellschaftliche Mitsprache junger Psychotherapie untersucht in dem Projekt »CoCA – Comorbid Conditions of Menschen in europäischen Städten Attention deficit / hyperactivity disorder« gemeinsam mit 16 Kooperationspartnern äußert. Untersucht werden sie im Projekt PARTISPACE . Zusammenhänge von Begleiterkrankungen bei psychiatrischen Störungen wie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Das Projekt wird in seiner Laufzeit von fünf Jahren mit insgesamt rund sechs Millionen Euro gefördert. f An zellulären Modellsystemen der Bauchspeicheldrüse können neue Therapiemöglichkeiten der Autoimmunkrankheit Typ-1-Diabetes erforscht werden. Wirkstoffsuche wird somit vereinfacht und aufwendige Tierversuche können Prof. Ernst Stelzer und sein Team am Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft in diesem Projekt daher vermeiden. Für Zu den Verbundprojekten, an denen Frankfurter Wis- Prof. Harald Schwalbe und sein Team vom Institut für das Projekt »LSFM4LIFE« stellt die Europäische Union den acht Partnern aus sechs senschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt sind, Organische Chemie und Chemische Biologie konnten Ländern bis Ende 2019 rund fünf Millionen Euro zur Verfügung. zählen zwei 2015 angelaufene Vorhaben: mit ihren Partnern Fördermittel für das Infrastruktur- Projekt »iNext: Infrastructure for NMR, EM and X- f Zehn europäische Partnerinstitutionen arbeiten unter der Federführung von Das Team um Prof. Viktor Krozer vom Physikalischen In- ray crystallography for translational research« Prof. Andreas Walther und seinem Team vom Institut für Sozialpädagogik und stitut und seine europäischen Kooperationspartner wol- einwerben. Im Netzwerk werden die notwendigen Inf- Erwachsenenbildung am Projekt »PARTISPACE – Spaces and styles of len die Technik für Mobilfunk im Millimeter-Band entwi- rastrukturen zusammengeführt, um wissenschaftliche participation. Formal, non-formal and informal possibilities of young ckeln. Anders als bei bereits bestehenden Konzepten zur Erkenntnisse der Strukturbiologie in der Biomedizin zur people’s participation in European cities«. Untersucht werden Möglichkeiten, 5. Mobilfunk-Generation (5G) wird dabei eine wesent- Anwendung zu bringen. Der Frankfurter Förderanteil Formen und Wahrnehmungen der gesellschaftlichen Mitsprache von 15- bis lich höhere Frequenz verwendet, um das steigende Da- beträgt knapp 700.000 Euro. 30-Jährigen. Die Förderung beträgt knapp zwei Millionen Euro für die Laufzeit von tenvolumen schneller zu übermitteln. Im Programm »In- drei Jahren. formation and Communication Technologies« erhält das Beide Wissenschaftler sind im Programm »Horizon Projekt »TWEETHER: Traveling Wave Tube based 2020« auch mit Netzwerken zur strukturierten Dok- W-band Wireless Networks with High Data Rate, torandenausbildung erfolgreich. Distribution, Spectrum and Energy Efficiency« eine Förderung, deren Anteil für die Goethe-Universität sich auf knapp 500.000 Euro beläuft. 26 27
Prof. Stefanie Dimmeler, die 2015 einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats erhielt, erforscht Prozesse der Regeneration von Blutgefäßen. Das Bild zeigt ein großes Gefäß (rot gefärbt) im Skelettmuskel, das von kleinen Gefäßen (Kapillaren, grün gefärbt) umgeben ist. EU-VERBUNDFORSCHUNG SICHER EINKAUFEN IM INTERNET W ie kann es gelingen, die Vertrauenswürdigkeit persönlicher Daten im Netz deutlich zu erhöhen und gleichzeitig die Privatsphäre op- timal zu schützen? So könnten zum Beispiel bei einem Einkauf im Inter- net vom Käufer nur diejenigen Daten preisgegeben werden, die für diese Geschäftsbeziehung relevant sind; dafür erhält der Verkäufer dann aber auch vertrauenswürdige Nachweise zu diesen Daten durch eine Art »Be- glaubigungsurkunde«. Lösungswege wie dieser wurden im Projekt »AB- C4Trust« entwickelt. Insgesamt wirkten rund 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an den verschiedenen Teilprojekten und den Pilot- anwendungen mit: Zu dem internationalen Konsortium gehörten neben der Goethe-Universität, der Technischen Universität Darmstadt und au- ßeruniversitären Forschungseinrichtungen aus Dänemark und Schweden auch Unternehmen wie IBM, Microsoft und Nokia Networks, außerdem ein Verschlüsselungsspezialist aus Frankreich. Sprecher war der Frank- Foto: Stefanie Dimmeler furter Professor Kai Rannenberg, der am Fachbereich Wirtschaftswis- senschaften eine Stiftungsprofessur der Deutsche Telekom für »Mobile Business & Multilateral Security« innehat. Das große Verbund-Projekt, das seit 2010 im 7. Forschungsrahmen- programm der EU mit knapp neun Millionen Euro gefördert wurde, prä- sentierte im Januar 2015 seine Ergebnisse in der Hessischen Landes- AUSZEICHNUNG EXZELLENTER WISSENSCHAFTLERINNEN vertretung bei der Europäischen Union in Brüssel. An der Präsentation nahmen neben Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff unter ande- rem auch Günther Oettinger, Kommissar für digitale Wirtschaft und Ge- sellschaft, sowie Jan Albrecht, Mitglied des Europäischen Parlaments, E inen besonderen Erfolg bedeutete 2015 die Auszeich- nung von gleich zwei Frankfurter Wissenschaftlerinnen mit dem Advanced Grant des European Research Council Organization« aufgenommen. Die Vereinigung setzt sich für Exzellenz in den Lebenswissenschaften und den Aus- tausch von Forschungsergebnissen zugunsten bestmögli- Grüne/EFA-Fraktion, und Berichterstatter zur Europäischen Datenschutz- (ERC), der für herausragende und in ihrem Forschungsfeld cher Resultate ein. grundverordnung teil. bereits etablierte Forscherinnen und Forscher vergeben wird. Die Förderungen für diese beiden ERC Advanced Grants Prof. Stefanie Dimmeler, Direktorin des Instituts für Kar- belaufen sich auf jeweils 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre. diovaskuläre Regeneration im Zentrum für Molekulare Me- Bisher ging die Auszeichnung fünf Mal an Wissenschaft- dizin der Goethe-Universität, untersucht, welche Rolle lan- lerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität, da- ge, nicht-kodierende RNAs im menschlichen Körper spielen. von zweimal an Prof. Stefanie Dimmeler, und auch in den Ziel dieser Forschungsarbeiten ist unter anderem, neue Be- drei weiteren ERC-Programmlinien werden ihre Forscher handlungsansätze zur Verhinderung der Arteriosklerose zu gefördert. So startete 2015 ein ERC Starting Grant für Dr. identifizieren, um darüber das Auftreten von Herzinfarkten Reinier Boon vom Institut für Kardiovaskuläre Regenerati- und Schlaganfällen zu verringern. on und das Projekt »NOVA: Non-coding RNA in Vascular Die Neurobiologin Prof. Amparo Acker-Palmer erforscht, Ageing«. Im nationalen Vergleich liegt die Frankfurter Uni- wie Nervenzellen und Blutgefäße im Gehirn miteinander versität bei den ERC-Projekten weiterhin unter den zehn er- kommunizieren. Eine der Fragestellungen dabei ist, inwie- folgreichsten Universitäten. Eine Besonderheit in der Aus- fern eine fehlerhafte Abstimmung der Signalkaskaden zu schreibungsrunde 2014, in der Dimmeler und Acker-Palmer kognitiven Störungen beitragen kann. Die Ergebnisse könn- erfolgreich waren: Unter den insgesamt 29 erfolgreichen ten neue Erkenntnisse für die Therapie von Demenz und psy- Anträgen aus Deutschland sind sie die beiden einzigen chischen Erkrankungen liefern. Acker-Palmer wurde 2015 weiblichen Grantees. auch in die renommierte »European Molecular Biology 28 29
FORSCHUNG NACHGEFRAGT BEI … ... der Neurobiologin Prof. Amparo Acker-Palmer, die seit 2007 an der Goethe-Universität forscht und lehrt. Sie untersucht insbesondere das Zusammenspiel von Nervenzellen und Blutgefäßen im Organismus. 2015 sprach ihr der Europäische Forschungsrat einen Advanced Grant zu, eine Förderung für wegbereitende Forschungsvorhaben herausragender und etablierter Spitzenforscher. Zudem wurde Amparo Acker-Palmer in die renommierte Wissen- schaftsorganisation EMBO (European Molecular Biology Organization) aufgenommen. Frau Prof. Acker-Palmer, was wollen Sie wichtige wissenschaftliche Fragen zu Makromolekulare Komplexe zusam- mit Ihrer Forschung herausfinden, und beantworten. In erster Linie möchten wir mengearbeitet haben. Außerdem hat warum ist das wichtig? verstehen, wie neuronale Strukturen und die Leitung der Goethe-Universität die In der Neurobiologie steht der genaue Regelkreise während der Entwicklung Neurowissenschaften an den Rhein- Aufbau des Nervensystems im Blickpunkt. des Gehirns entstehen und wie diese Main-Universitäten stets gefördert, zum Wir untersuchen es auf der Ebene der Netzwerke sich an variable Umweltbe- Beispiel durch die Zusammenarbeit mit Zellen und Moleküle. Interessant ist dabei dingungen und an Sinnesreize anpassen. der Johannes Gutenberg-Universität auch das Zusammenspiel von Nerven Um das an lebenden Zellen von Maus Mainz zur Gründung des »Rhine-Main und Blutgefäßen in einem Organismus. und Zebrafisch zu beobachten, setzen Neuroscience Network«. Ich freue mich Sie besitzen nicht nur eine ähnliche wir modernste bildgebende Verfahren darauf, diese erfolgreiche Zusammenar- Struktur und verlaufen im Körper häufig ein, beispielsweise hochauflösende beit in der neuen Exzellenzinitiative des parallel – sie werden auch durch die Licht- und Elektronenmikroskopie. Ein Teil Bundes und der Länder fortzusetzen. gleichen Moleküle beeinflusst. Die vielen der Mittel des ERC Grant dient daher der Blutgefäße, die das Gehirn durchziehen, Anschaffung der notwendigen apparati- Welche Rolle spielen Forschungsverbün- versorgen es bei weitem nicht nur mit ven Ausstattung. Außerdem soll mit Hilfe de, die über die Universität hinausgehen, Nährstoffen und Sauerstoff. Unabhängig dieser Förderung ein Team junger Wis- für Ihre Arbeit? Foto: Jürgen Lecher von diesen Transportfunktionen zeigen senschaftlerinnen und Wissenschaftler in Die Interaktion mit anderen neueste Studien, dass Blutgefäße auch verschiedenen Karrierestadien finanziert Forscherinnen und Forschern über die Aktivität und die strukturellen werden: Doktoranden, Postdoktoranden Forschungsverbünde ist essentiell für Eigenschaften von Nervenzellen und »Senior Postdocs« auf dem Sprung in meine Arbeit. In Frankfurt existiert zum steuern. Allerdings haben wir gerade erst die wissenschaftliche Selbstständigkeit. Beispiel eine langjährige Kooperation angefangen, diese Kommunikation zu Ich freue mich sehr über die Zusage des zwischen der Goethe-Universität und der Prof. Amparo Acker-Palmer (47) warb 2015 für ihre sie 2007 an den Exzellenzcluster »Makromolekulare verstehen. Trotzdem zeichnet sich bereits Grants, zumal die Auswahl der geförder- Max-Planck-Gesellschaft. Diese fördert neurobiologische Forschung einen der begehrten Ad- Komplexe« berufen wurde, in dem die Goethe-Uni- ab, dass an der Schnittstelle zwischen ten Projekte dieses Mal außergewöhnlich im Max-Planck-Fellows-Programm die Blutgefäßen und Nervenzellen schon hart war: Die Erfolgsquote aller Anträge Zusammenarbeit zwischen ihren Wissen- vanced Grants des Europäischen Forschungsrats ein. versität mit dem Max-Planck-Institut für Biophysik ko- kleine Abweichungen vom Normalzustand lag bei nur 8,5 Prozent, das ist so niedrig schaftlern und ausgewählten herausra- 2014 war sie zum Fellow des am Campus Riedberg an- operiert. 2010 wurde Acker-Palmer für ihre biomedizi- drastische Auswirkungen haben können. wie nie, seit die ERC Advanced Grants im genden Universitäts-Professoren. 2014 gesiedelten Max-Planck-Instituts für Hirnforschung nische Forschung der international renommierte Paul Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis Jahr 2008 erstmals vergeben wurden. wurde ich zum Fellow des Max-Planck- ernannt worden. Sie ist gewähltes Mitglied in großen Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis – und damit möglicherweise zur Therapie – Instituts für Hirnforschung berufen, Wissenschaftsorganisationen wie der European Mo- der Paul Ehrlich-Stiftung der Vereinigung von Freun- verschiedener Krankheiten, von Alzheimer Sie sind jetzt seit fast zehn Jahren Pro- wo ich eine weitere Arbeitsgruppe über Multiple Sklerose und Epilepsie bis fessorin in Frankfurt und wurden seither aufbauen und die dortigen Einrichtungen lecular Biology Organization (EMBO) und der Leopol- den und Förderern der Goethe-Universität verliehen. hin zu bipolaren Störungen. Aber bevor wir mehrfach ausgezeichnet. Inwiefern hat für Experimente nutzen kann. Das ist dina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften. Seit 2011 leitet Acker-Palmer die Abteilung Molekula- diese Fernziele ansteuern, müssen wir erst die Atmosphäre an der Goethe-Universi- eine außerordentliche Ehre für mich und Acker-Palmer wurde in Sueca in der spanischen Provinz re und Zelluläre Neurobiologie am Fachbereich Bio- einmal die Grundlagen aufklären. tät zu diesem Erfolg beigetragen? bedeutet viel für meine Forschung. Valencia geboren, studierte Biologie und Biochemie an wissenschaften. Sie erhielt 2012 von der Johannes Die Unterstützung durch Kollegen und der Universität Valencia und wurde dort 1996 promo- Gutenberg-Universität Mainz ein Fellowship am Gu- Was bedeuten der ERC Advanced Grant durch die Universitätsleitung macht einen viert. Als Postdoktorandin ging sie an das Europäische tenberg Forschungskolleg und ist eine der leitenden und seine Förderung in Höhe von 2,5 ganz wichtigen Teil des wissenschaftli- Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre, für chen Erfolgs aus. Deshalb bin ich vielen Molekularbiologische Labor (EMBL) nach Heidelberg. Wissenschaftlerinnen des Rhine-Main Neuroscience Sie persönlich und für Ihre Forschung? Kolleginnen und Kollegen außerordentlich 2001 wechselte sie als Leiterin einer selbstständigen Network (rmn2), in dem universitäre und außeruniver- Diese Förderung – die höchstangesehene dankbar, darunter denen, die mit mir in Nachwuchsgruppe an das Max-Planck-Institut für sitäre Forschungseinrichtungen aus Mainz und Frank- in Europa – wird es mir ermöglichen, den ersten Jahren im Exzellenzcluster Neurobiologie nach Martinsried bei München, bevor furt eng miteinander kooperieren. 30
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