OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt

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OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
J A H R B U C H 2 0 15

OF F EN IN EINE NEUE ZEI T

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OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
Zum Wintersemester 2015/16 begrüßt die

        Mit   520 Deutschlandstipendien und dafür                                                                                           Goethe-Universität   46.429 Studierende,
                                                                                                                                           unter ihnen   12.375 Erstsemester-Studierende und
         gespendeten 937.000     Euro erzielt die Goethe-Universität
                                                                                                                                             7.287 internationale Studierende aus rund 136 Ländern.
                 zum wiederholten Mal ein Spitzenergebnis.

         Knapp   6.000 Studierende beenden 2015 erfolgreich ihr Studium.                                   Den 13. Tag der Naturwissenschaften besuchen 3.000 Schülerinnen und Schüler.

                    2015 werden an der Goethe-Universität mehr als

    182 Millionen Euro an Drittmitteln
                                                                                                              1.200 Studierende bewerben sich, um im Programm
                                                                                                                 »Start ins Deutsche« Sprachunterricht für Geflüchtete zu geben.
              inklusive der LOEWE-Mittel und Spenden eingeworben.

                                                                                                           Das Seminarhaus am Campus Westend mit einer Gesamtfläche
                             Mehr als   700 Gäste kommen zum ersten Frühlingsfest im
                                 Wissenschaftsgarten am Campus Riedberg.                                           von   4.710 Quadratmetern wird 2015 eröffnet.
                                                                                       Foto: Uwe Dettmar

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OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
VORWORT DER PRÄSIDENTIN PROF. BIRGIT TA WOLFF

                          Liebe Leserinnen und Leser,

                          Hand aufs Herz: Woran dachten Sie, als Sie das Titel-
                          bild unseres Jahrbuchs 2015 sahen? Studierende? Ge-

                                                                                                                                               Foto: Uwe Dettmar
                          flohene? Wenn Sie dachten: studierende Geflohene,
                          dann beschreibt das ganz gut einen Teil dessen, was
                          die Goethe-Universität 2015 bewegt hat.

                          Viele Mitglieder unserer Universität haben sich in der      aus Wirtschaft, Kultur und Politik eingehen, die Leh-
                          zweiten Hälfte des Jahres 2015, aber auch darüber hi-       re und Forschung verbessern, und wie kann sie zur In-
                          naus, dafür eingesetzt, geflohenen Menschen zu hel-         novationsfähigkeit der Gesellschaft im Ganzen beitra-
                          fen. Direkt halfen sie beispielsweise mit Sprachkursen      gen? Einige Beispiele finden Sie in diesem Jahrbuch.
                          und dem Academic Welcome Program, durch das Ge-                 2015 war ein spannendes Jahr, in dem wir uns in
                          flohene eine Perspektive an einer Hochschule erhalten       gewisser Weise »fit gemacht« haben für die kommen-
                          sollen. Indirekt halfen zum Beispiel die vielen Sport-      de Zeit. Neben den Überlegungen zur Third Mission hat
                          studierenden, die umstandslos auf andere Turnhallen         die Goethe-Universität in ihrem Hochschulentwick-
                          auswichen, weil in »ihren« Hallen provisorische Unter-      lungsplan eine Vorstellung für die nächsten Jahre ent-
                          künfte aufgebaut waren. Und auch wenn die Turnhal-          wickelt. Darüber hinaus ist sie mit den beiden Rhein-
                          len inzwischen wieder für den regulären universitären       Main-Universitäten neben Frankfurt, der Technischen
                          Betrieb zur Verfügung stehen: Die Herausforderung           Universität Darmstadt und der Johannes Gutenberg-
                          ist und bleibt groß, viele Menschen schnell dabei zu        Universität Mainz, eine wichtige strategische Part-
                          unterstützen, Obdach, Schutz, eine Perspektive, viel-       nerschaft eingegangen. Und auch die Kooperationen
                          leicht sogar eine neue Heimat zu finden.                    mit anderen Hochschulen in Frankfurt und Mittelhes-
                                                                                      sen werden intensiver.
                          Dass sich die Goethe-Universität dabei weiter enga-
                          gieren wird, ist für uns selbstverständlich – als öffent-   Die genannten Themen sind nur kleine Ausschnitte
                          liche Einrichtung ohnehin, besonders aber als Bürger­       aus dem Jahr 2015 unserer Universität. Dieser Jah-
                          universität. Dieses Selbstverständnis haben wir 2015        resrückblick zeigt Ihnen, woran die Forscherinnen und
                          mit neuem Leben gefüllt: Der angestoßene universi-          Forscher gearbeitet haben, welche Entwicklungen es
                          tätsweite Strategieprozess zu unserer »Third Missi-         im Studium und bei den Lehrenden gab und was Stu-
                          on«, der engeren Zusammenarbeit mit der Gesellschaft,       dierende, Mitglieder und Gäste der Goethe-Universi-
                          knüpft an die Gründungsgeschichte der Universität an.       tät bewegte.
                          Als sie 1914 in einem beispiellosen Engagement von
                          Frankfurter Stifterinnen und Stiftern durch ausschließ-     Bei der Lektüre wünsche ich Ihnen viel Freude!
                          lich private Zuwendungen gegründet wurde, war das
                          kein philanthropisches Vergnügen, sondern hatte ziem-
                          lich handfeste Gründe: Von der neuen Universität ver-
                          sprach man sich frischen Wind in den Diskussionen
                          der Salons, mehr Geld in den Kassen der Läden und
                          – vor allem – ständige Anregungen und frische Ideen                                             Herzliche Grüße
                          für die Stadt. Heute fragen wir uns: Welche Koopera-                                              Birgitta Wolff
                          tionsbeziehungen kann die Universität mit Akteuren                            Präsidentin der Goethe-Universität
    Foto: Jürgen Lecher

2                                                                                                                                              3
OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
JAHRBUCH 2 015
                      INHALT

                      OFFEN IN EINE NEUE ZEIT

                      STIFTUNGSUNIVERSITÄT                                 UNIVERSITÄT IN BEWEGUNG
                      Stiftungsuniversität 8                               Universität in Bewegung 66
                      Hochschulentwicklung 12                              Vereinigung von Freunden und Förderern
                      Hochschulrat 14                                      der Goethe-Universität 71
                      Neuerungen am Campus Westend 16                      Unibator 72
                      Gesellschaftliches Engagement 18                     Nachgefragt bei Peter Hart 73
                                                                           Museum Giersch 74
                                                                           Private Hochschulförderung 76
                      FORSCHUNG
                      Stark aufgestellt 24
                      Europäische Forschungsförderung 26                   DAS JAHR IM ZEITRAFFER
                      EU-Verbundforschung 28                               Chronologie 80
                      Nachgefragt bei Prof. Amparo Acker-Palmer 30
                      Nationale Forschungsförderung 35
                      Förderung durch das Bundesministerium für Bildung    WISSEN, FAKTEN, ZAHLEN
                      und Forschung 38                                     Leuchttürme der Forschung 86
                      Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) 40   Förderung strukturierter Programme 88
                      Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 42      Stiftungsprofessuren und -dozenturen 90
                      Auszeichnungen 44                                    Stiftungsgastprofessuren und -dozenturen 91
                      Ausstellungen 46                                     Rankings 92
                      Neues aus der Universitätsbibliothek 48              Personal 95
                                                                           Studierende 96
                                                                           Abschlüsse 100
                      STUDIUM UND LEHRE                                    Budget der Universität 101
                      Verbesserung der Studienbedingungen                  Drittmittel 102
                      und der Lehre 53
                      Starker Start ins Studium 54
                      Ausbildung der Lehramtsstudierenden 56               Vorwort 3
                      Lehrpreise 58                                        Impressum 104
                      Nachgefragt bei Dr. Hartwig Bosse 59
                      Internationale Studierende 61
                      Deutschlandstipendium 62
Foto: Jürgen Lecher

                                                                                                                         5
OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
Der Campus Westend wurde 2015
wieder zum Ausstellungsraum für die
Skulpturenbiennale »Blickachsen
10 RheinMain«, die sich von Bad
Homburg in die Region erstreckt.
An der Universität zu sehen waren
Plastiken des Bildhauers, Zeichners
und Poeten Henk Visch (hier ein
Bronzeguss) und Stahlskulpturen
von Robert Schad.

                                      Foto: Jürgen Lecher   STIF TUNGSUNIVERSITÄT
OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
Foto: Peter Pulkowski
    STIF TUNGSUNIVERSITÄT
    OFFEN IN EINE NEUE ZEIT

    STR ATEGIEN F ÜR DIE ZUKUNF T

    Zum Jahresbeginn 2015 trat die neue Präsidentin der          Kooperation der Goethe-Universität mit der Gesell-
    Goethe-Universität, Prof. Birgitta Wolff, ihr Amt an.        schaft – gefasst unter dem Begriff Third Mission –
    Mit frischen Ideen zu wichtigen Entwicklungsthemen           wird eine Strategie entwickelt. Vorbereitet und be-
    wie der Forschungsorganisation, der Studierendenbe-          gleitet wird sie von einem intern und extern besetzten
    treuung, der Öffnung in die Gesellschaft, gefasst un-        Projektteam unter der Leitung von Vizepräsident Prof.
    ter dem Begriff »Third Mission«, und der Neuordnung          Manfred Schubert-Zsilavecz. Dieses Team bildet den
    der Verwaltung will sie die Goethe-Universität wei-          Kern des zukünftigen Rats für Third Mission. Die
    ter stärken. Ein besonderes Anliegen sind Wolff die          Entwicklung eines Selbstverständnisses als Bürger­
    Angebote für Studierende. In einem Interview mit der         universität ist für die Goethe-Universität von zentra-
    Frankfurter Neuen Presse sagte sie: »Das Besondere           ler Bedeutung, nachdem sie 1914 aus der Mitte der
    einer Universität sind die Studierenden. Sie prägen sie      Frankfurter Stadtgesellschaft entstand. Mit der Um-
    maßgeblich mit. Meine Vorstellung ist, schon in den          wandlung in eine Stiftung des öffentlichen Rechts
    ersten Semestern eine möglichst gute Betreuung und           kehrte sie 2008 formaljuristisch zu ihren Wurzeln zu-      Die strategische Allianz der Rhein-Main-Universitäten für eine noch intensivere Zusammenarbeit besiegelten im Dezember 2015 Prof. Hans Jürgen
                                                                                                                            Prömel, Präsident der Technischen Universität Darmstadt, Prof. Birgitta Wolff, Präsidentin der Goethe-Universität Frankfurt am Main, und Prof. Georg
    Beratung anzubieten, ein gegenseitiges Kennenlernen          rück. Verbunden damit war und ist die Entwicklung
                                                                                                                            Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (vorne, von links) im Beisein des Hessischen Ministers für Wissenschaft und Kunst,
    von Person und Fach beziehungsweise Universität. Die         von Konzepten, wie die Idee der Stiftungsuniversität       Boris Rhein, und von Vera Reiß, bis 2016 Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Rheinland-Pfalz.
    Goethe-Universität hat mit ihrem Programm »Starker           gelebt werden kann.
    Start ins Studium« diesen Weg bereits eingeschlagen.
    Ich möchte diesen Weg weitergehen, auch um damit             Partizipationsorientiert gestaltete sich die Neufas-
    die Zahl der Studienabbrüche zu verringern.«                 sung des Hochschulentwicklungsplans für die                die wissenschaftliche Profilbildung weiter voranbrin-            etablieren. Untereinander verknüpft sind sie bereits
                                                                 Jahre 2016 bis 2020. Er dient der Selbstverständi-         gen. Die Präsidentin lobte zudem das konstruktive Kli-           heute durch mehr als 70 Kooperationsprojekte und fä-
    Nach der Neu- und Wiederwahl von zwei Vizepräsiden-          gung der Universität über ihre Entwicklungsziele für       ma der Verhandlungen. Dagegen wurden die Initiati-               cherspezifische Verbünde. Auch die Kooperation mit
    tinnen und zwei Vizepräsidenten im Jahr 2015 gehö-           die nächsten Jahre in den Bereichen Forschung, Lehre,      ven der Landesregierung, künftig den Fachhochschulen             anderen hessischen Hochschulen, insbesondere der
    ren dem Präsidium der Goethe-Universität, gemein-            Studium, Third Mission und Organisation. Entworfen         unter bestimmten Bedingungen das Promotionsrecht                 Justus-Liebig-Universität Gießen und der Frankfurt
    sam mit der Präsidentin Prof. Birgitta Wolff und dem         wurde der Plan in den universitären Gremien, vor al-       zu verleihen und die Universitäten verstärkt auch für            University of Applied Sciences, wurde intensiviert.
    Kanzler Holger Gottschalk, wieder sechs kompetente           lem auch in der dafür zuständigen Senatskommission.        Bewerberinnen und Bewerber ohne Abitur zu öffnen,
    Köpfe an: die Politologin Prof. Tanja Brühl, die Juristin    Gleichzeitig waren alle Angehörigen der Universität        kontrovers diskutiert.                                           Familienfreundlichkeit zeichnet die Goethe-Univer-
    Prof. Brigitte Haar, der Biologe Prof. Enrico Schleiff und   zu Foren eingeladen, bei denen intensiv Ideen, The-                                                                         sität aus – zum vierten Mal seit 2005 ist sie durch die
    der Pharmazeut Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, der         men, Schwerpunkte und Strategien diskutiert wur-           Ende 2015 startete eine neue Allianz der Rhein-                  Berufundfamilie gGmbH als »familiengerechte Hoch-
    zum Stellvertreter von Universitätspräsidentin Wolff         den. 2016 soll der neue Hochschulentwicklungsplan          Main-Universitäten: Die Goethe-Universität Frank-                schule« zertifiziert worden. Damit ist sie hessenweit
    berufen wurde. Zum ersten Mal in der Geschichte der          veröffentlicht werden.                                     furt am Main, die Johannes Gutenberg-Universität                 eine der ersten Hochschulen, die über zehn Jahre
    Goethe-Universität ist das Leitungsgremium nun pari-                                                                    Mainz und die Technische Universität Darmstadt wol-              hinweg alle vier Stufen des Audits durchlaufen hat.
    tätisch mit Frauen und Männern besetzt.                      Ein überwiegend positives Echo hinterließ die Verab-       len sich in enger Koordination weiterentwickeln. Ihre            Künftig sollen die Studienbedingungen noch famili-
                                                                 schiedung des neuen Hessischen Hochschulpakts              Präsidenten unterzeichneten im Dezember 2015 in                  enfreundlicher gestaltet werden, indem Studierende
    Auf Anregung der Präsidentin nahmen 2015 zwei neue           an der Goethe-Universität. Geregelt wird darin die Fi-     Anwesenheit der beiden zuständigen Landesminis-                  mit Kind beispielsweise bevorzugt Plätze in teilnah-
    ad personam besetzte Beratungsgruppen ihre Arbeit            nanzierung der dreizehn staatlichen Hochschulen in         ter eine länderübergreifende Rahmenvereinbarung für              mebeschränkten Veranstaltungen erhalten. Ein Tan-
    auf: Der Forschungsrat, besetzt mit hochrangigen             Hessen für die Jahre 2016 bis 2020, die sich auf insge-    eine noch intensivere Zusammenarbeit. Die Partner der            dem-Programm soll zudem den Austausch zwischen
    internen und externen Wissenschaftlerinnen und Wis-          samt neun Milliarden Euro beläuft. »Die moderat stei-      Allianz mit rund 107.400 Studierenden und 1.440 Pro-             studentischen Familien mit viel Erfahrung und denje-
    senschaftlern, berät das Präsidium und den Senat mit         genden Grundmittel geben uns Planungssicherheit«,          fessuren planen, ihre bereits bestehenden Koopera-               nigen fördern, für die diese Situation neu ist.
    Blick auf die Entwicklung einer Forschungsstrategie          sagte Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff. Da-    tionen in Forschung, Lehre, wissenschaftlicher Wei-
    und die Positionierung der Goethe-Universität in der         mit ließen sich nicht zuletzt die Arbeitsbedingungen für   terbildung und der Förderung des wissenschaftlichen
    Exzellenzinitiative. Auch für die künftige noch engere       den wissenschaftlichen Nachwuchs verbessern und            Nachwuchses weiter auszubauen und nachhaltig zu

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OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
FORSCHUNG                                                  STUDIUM UND L EHRE                                                                               THIRD MISSION
     In der Forschung zeichnete sich das Jahr 2015 vor al-      Mit rund 46.500 Studierenden im Wintersemester                                                   Neben Forschung und Lehre ist die engere Verknüpfung    Als Bürgeruniversität haben wir gute Voraussetzun-
     lem durch die zahlreichen hervorragenden Projekte          2015/16 war ein Studium an der Goethe-Universität                                                mit der Gesellschaft – als Third Mission bezeichnet –   gen, um weitere partnerschaftliche Kooperationen zwi-
     aus, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-        so beliebt wie nie zuvor. Um auch weiterhin Lehre auf                                            ein wesentlicher Bestandteil der künftigen universi-    schen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und anderen
     ler der Goethe-Universität entwickelten und fortführ-      hohem wissenschaftlichen Niveau und in adäquater                                                 tären Entwicklung. Dabei geht es um Kooperationen,      Bereichen der Gesellschaft für anstehende Herausfor-
     ten. Zu ihnen zählen Sonderforschungsbereiche, neue        Lernumgebung anbieten zu können, wurde nach dem                                                  die Wissenschaft und Lehre besser machen. Den Auf-      derungen zu entwickeln«, hob Universitätspräsidentin
     große europäische Forschungsverbünde und regio-            Seminarpavillon im Jahr 2015 das Seminarhaus eröff-                                              takt des entsprechenden Strategieprozesses bildete      Prof. Birgitta Wolff hervor. Zu den Bereichen der Ko-
     nal verortete Projekte. Nie zuvor in ihrer inzwischen      net, mit dem auf dem Campus Westend dauerhaft 51                                                 die Teilnahme am sogenannten »Transfer-Audit«: Ziel     operation mit externen Partnern gehören Beiträge zur
     100-jährigen Geschichte warben die Forscher so viele       neue Seminarräume entstanden sind.                                                               des vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft    Politikentwicklung und -gestaltung auf nationaler und
     Drittmittel ein wie 2015 – ihre Summe liegt bei 182,6          Langfristige Verbesserungen in der Lehre ermögli-                                            und von der Heinz Nixdorf-Stiftung ins Leben gerufe-    auf europäischer Ebene, translationale Forschung und
     Millionen Euro. Von den Förderungen profitieren ex-        chen auch neu eingeworbene Drittmittel. So wird das                                              nen Programms ist es, die Zusammenarbeit zwischen       Innovationspartnerschaften, Partnerschaften für kre-
     zellente und seit Jahren etablierte Wissenschaftlerin-     Projekt »Starker Start ins Studium« mit wirkungsvollen                                           Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft instituti-    ative Innovationen im Kultursektor sowie »Community
     nen und Wissenschaftler genauso wie die Doktoran-          Angeboten für Studierende der ersten drei Semester                                               onell auszubauen. Mit ihrem Konzept »Third Mission      Research« mit einem Fokus auf lokalen Transformati-
     dinnen und Doktoranden in den Graduiertenschulen.          durch den »Qualitätspakt Lehre« des Bundes und der                                               – Partnerschaften für gesellschaftliche Innovations-    onsprozessen. Ziel ist es, den bereits gelebten Grund-
         Zu den Initiativen, das wissenschaftliche Profil der   Länder für weitere sechs Jahre und mit 21 Millionen                                              prozesse« wurde die Goethe-Universität 2015 ge-         satz, gemeinsam mit und für die Gesellschaft Verant-
     Goethe-Universität weiter zu schärfen, gehörte die         Euro gefördert. Die für Lehre zuständige Vizepräsiden-                                           meinsam mit vier weiteren Hochschulen in Deutsch-       wortung zu übernehmen, noch tiefer in der Universität
     Einrichtung eines Forschungsrats, der seine Experti-       tin Prof. Tanja Brühl betonte: »Für die Goethe-Univer-                                           land aus 51 Bewerbern für das Audit ausgewählt. »Die    zu verankern und konzeptionell weiterzuentwickeln.
     se in die Vorbereitung vor allem großer Forschungs-        sität bedeutet die Weiterführung dieses Projekts eine                                            Teilnahme stärkt unsere Aktivitäten auf diesem Feld.
     vorhaben einbringen will. Mit großer Resonanz aus          echte Chance, dauerhaft Strukturen aufzubauen, mit
     allen Fachbereichen wurden zudem Forschungsthe-            denen man Studienabbrüche verringern kann.«
     men identifiziert, in denen sich Spitzenforschung              Einen Meilenstein für die Verbesserung der Leh-
     entwickelt. Beraten und unterstützt durch den For-         rerbildung stellte der Erfolg im Wettbewerb der »Qua-
     schungsrat, die Abteilung Forschung und Nachwuchs          litätsoffensive Lehrerbildung« dar. Mit ihrem Projekt
     und das neu etablierte Research Service Center der         »Level – Lehrerbildung vernetzt entwickeln« setzte
     Goethe-Universität will das Präsidium alle Initiativen     sich die Goethe-Universität bereits in der ersten An-
     auf Wunsch darin begleiten, eine erfolgversprechen-        tragsrunde durch und warb insgesamt 5 Millionen
     de Antragstellung in dem für sie passenden Förder-         Euro ein.
     format zu finden.                                              Auch im Jahr 2015 konnten wieder an mehr als 500
         Durch die in den vergangenen Jahren aufgebau-          Studierende quer durch alle Fachbereiche Deutsch-
     ten Forschungsschwerpunkte und -netzwerke ist die          landstipendien vergeben werden. Damit möchte die
     Goethe-Universität stark aufgestellt und sieht daher       Goethe-Universität besonders leistungsstarke und ge-
     künftigen Entwicklungen wie einer Antragstellung in        sellschaftlich engagierte Studierende fördern. Im Rah-
     der Exzellenzstrategie des Bundes im Jahr 2017 zu-         men der Unterstützung für Geflüchtete wurde deutlich,
     kunftsfreudig entgegen.                                    dass viele Studierende bereit sind zur Übernahme ge-
                                                                sellschaftlicher Verantwortung. Aus diesem anfangs
                                                                losen Engagement ging Ende 2015 das Pilotprojekt
                                                                »Start ins Deutsche« hervor, in dessen Rahmen Stu-
                                                                dierende ehrenamtlich Deutschkurse anbieten.
                                                                                                                         Foto: Uwe Dettmar, © Normative Orders

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OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz
                                                                                                                                                                                   VIZEPRÄSIDENT UND ZUSTÄNDIG FÜR DEN
     HOCHSCHULENTWICKLUNG                                                                                                                                                          BEREICH THIRD MISSION

     Nach ihrer Neu- und Wiederwahl im Jahr 2015 bilden die Politologin Prof. Tanja Brühl, die Juristin Prof. ­Brigitte                                                                    »Mit Third Mission bezeichnen wir Prozesse und Aktivitäten
     Haar, der Biologe Prof. Enrico Schleiff und der Pharmazeut Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz gemeinsam mit der                                                                          an unserer Universität, mit denen wir gemeinsam mit und
     Präsidentin Prof. Birgitta Wolff und dem Kanzler Holger Gottschalk das Präsidium der Goethe-Universität. Als                                                                            für die Gesellschaft Verantwortung übernehmen. Dies ist
     Vizepräsidentinnen und -präsidenten sind sie zuständig für verschiedene universitäre Bereiche und deren stra-                                                                            bereits im Gründungsgedanken der Goethe-Universität als
     tegische Weiterentwicklung. 2015 wurden dafür wichtige Impulse gesetzt.                                                                                                                  Stiftungs- und Bürgeruniversität angelegt. Je mehr Ent-
                                                                                                                                                                                              scheidungen in allen gesellschaftlichen Teilbereichen im-
                                                                                                                                                                                             mer stärker wissenschaftsbasiert erfolgen, desto wichtiger
                                                                                                                                                                                            werden Partnerschaften mit Einrichtungen und Persönlich-
                                                                                                                                                                                           keiten in Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft. Dies
                                                                                                                                                                                         geschieht zum Nutzen aller Beteiligter: Die Gesellschaft partizi-
                                                      Prof. Tanja Brühl                                                                                                              piert an wissenschaftlichen Erkenntnissen; die Wissenschaft, und
                                                      VIZEPRÄSIDENTIN UND ZUSTÄNDIG FÜR DEN BEREICH LEHRE                         Fot
                                                                                                                                         o: U
                                                                                                                                                we D                              damit Forschung und Lehre, profitiert von Ideen aus der Mitte der Ge-
                                                                                                                                                       et t m a r

                                                                                                                                                                            sellschaft. Insofern erweitert Third Mission bewusst den klassischen Be-
                                                                                                                                                                    griff des universitären Wissenstransfers. 2015 haben wir an der Goethe-Universi-
                                                        »Für das Studium und die Lehre an der Goethe-Universität konnten
                                                                                                                                                                    tät mit der Teilnahme am Transfer-Audit des Stifterverbands den Strategieprozess
                                                          wir 2015 sehr viel anschieben: Mit dem – inzwischen bewillig-
                                                                                                                                                                    Third Mission begonnen, der die vielfältigen und teilweise langjährigen koopera-
                                                            ten – Folgeantrag für unser Programm »Starker Start ins Stu-
                                                                                                                                                                    tiven Beziehungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgreift,
                                                             dium« haben wir wichtige Fördermittel eingeworben. Damit
                                                                                                                                                                    systematisiert und in Zukunft besser unterstützen soll.«
                                                              ist es uns möglich, weiterhin hervorragende Angebote für
                                                              Studienanfängerinnen und -anfänger zu entwickeln. Auch
                                                              an der Qualitätssicherung haben wir gearbeitet, dazu zäh-
                                                              len die Überarbeitung der Fragebögen für die Evaluation von
                                                             Lehrveranstaltungen und die Möglichkeit, unsere Studiengän-
                                                            ge intern zu akkreditieren. Dank meiner Wiederwahl kann ich
                                                          diese Prozesse mit vorantreiben.«
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                                                                                                                                                                                   BEREICH AKADEMISCHE INFRASTRUKTUR

                                                      Prof. Brigitte Haar                                                                                                                »Die Goethe-Universität zählt heute zu den besten For-
                                                      VIZEPRÄSIDENTIN UND ZUSTÄNDIG FÜR DEN BEREICH                                                                                        schungsuniversitäten Deutschlands. Diese Forschungs-
                                                      INTERNATIONALISIERUNG                                                                                                                 stärke bildet auch die Basis für die erfolgreiche Umsetzung
                                                                                                                                                                                            von Lehr- und Third Mission-Strategien. Um diese Stärke
                                                                                                                                                                                            zu konsolidieren, bedarf es eines klaren Bekenntnisses zu
                                                           »Angesichts globaler Wissenschaftsbeziehungen und eines zu-                                                                      einer familienfreundlichen Universität und zur Unterstüt-
                                                            nehmend internationalen Arbeitsmarktes für unsere Absolven-                                                                   zung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der
                                                             tinnen und Absolventen wird die Internationalisierung an der                                                                frühen Berufsphase – denn sie sind kreative Taktgeber der
                                                             Goethe-Universität immer wichtiger. Daher freue ich mich,                                                                 Forschung. Von ebenso großer Bedeutung ist es, moderne Inf-
                                                              als Vizepräsidentin Konzepte zu entwickeln, wie wir Inter-                                                            rastrukturen als Rückgrat konkurrenzfähiger Forschung zu wahren
                                                             nationalisierungsprozesse in Gang setzen können. Hierdurch     Fot
                                                                                                                                  o: U
                                                                                                                                         we
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                                                                                                                                                                                und weiter auszubauen. Darüber gilt es, eine integrative Digitalisie-
                                                                                                                                                       mar
                                                             wollen wir gemeinsam Forschung und Lehre verbessern und                                                       rungsstrategie für Forschung, Lehre und Verwaltung zu entwickeln und
                                                            um diese zentrale Dimension erweitern.«                                                                  umzusetzen. Diesen Herausforderungen werden wir uns selbstbewusst stellen!«

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OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
HOCHSCHUL R AT
     ACHTSAM IMPULSE GEBEN

     A     chtsame Aufsicht und Begleitung der Universi-
           tät – dies sieht Prof. Matthias Kleiner als wich-
     tige Aufgaben des Hochschulrats. Das bedeutet auch,
                                                                Auch Überlegungen zur Innovations- und Digitalisie-
                                                                rungsstrategie beschäftigten das Gremium 2015; hier
                                                                ist die Goethe-Universität aufgefordert, Konzepte zu
     neue Impulse und kritisch-konstruktiven Rat bei ihrer      entwickeln und den Diskurs mit dem Hochschulrat zu
     Weiterentwicklung als international sichtbare, konkur-     suchen. Im Hinblick auf die Bedeutung von »strategi-
     renzfähige und höchst erfolgreiche Stätte von Lehre        schen Partnerschaften« begrüßte der Hochschulrat die
     und Forschung zu geben. Dafür bringen die elf Hoch-        Allianz der Rhein-Main-Universitäten – im Dezember
     schulrats-Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft          2015 wurde das Kooperationsabkommen zwischen
     und gesellschaftlichen Institutionen ein breites Spek-     der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Tech-
     trum an fachlicher Expertise und fachübergreifender        nischen Universität Darmstadt und der Goethe-Uni-
     Vernetzung ein. Im Januar 2015 übernahm Matthias           versität unterzeichnet. Es sieht eine noch intensivere
     Kleiner den Vorsitz des Gremiums; er folgte Dr. Rolf-      Zusammenarbeit und den Ausbau bereits bestehen-
     E. Breuer nach, der zuvor knapp zehn Jahre lang den        der Kooperationen zugunsten Forschung, Lehre und
     Hochschulrat leitete. Kleiner ist Präsident der Leibniz-   Nachwuchsförderung sowie einer noch höheren in-
     Gemeinschaft – der außeruniversitären Forschungs-          ternationalen Sichtbarkeit vor.
     organisation besonderen Typus‘, die mit ihren 88 Ins-
     tituten in großer fachlicher Breite und eng verbunden      Zudem begleitete der Hochschulrat inneruniversitä-
     mit den Universitäten, so auch in Frankfurt, koopera-      re Prozesse: So unterstützte er die Universität unter
     tive Wissenschaft betreibt.                                anderem beim Abschluss einer Selbstverpflichtung in
                                                                der Diskussion um eine tarifvertragliche Regelung für
     2015 standen an der Goethe-Universität große Ent-          die studentischen und wissenschaftlichen Hilfskräfte.
     wicklungsthemen in Forschung und Lehre im Fokus:           Darüber hinaus stimmte er 2015 der Neu- und Wie-
     In intensiven Diskussionen – vor allem hinsichtlich        derwahl der Vizepräsidentinnen und -präsidenten zu.
     der Zielvereinbarung zwischen der Universität und          Der Austausch zwischen den Gremien der Goethe-
     dem Land Hessen für die Jahre 2016 bis 2020 – wur-         Universität, vor allem mit dem Senat, soll insgesamt
     den etwa die Grund- und Drittmittelfinanzierung, der       weiter gestärkt werden.
     Aufwuchs der Studierendenzahl sowie wichtige infra­
     strukturelle Themen erörtert. Um die Stiftungsauto-
     nomie der Goethe-Universität zu stärken, nahm der
     Hochschulrat dem Land gegenüber ebenfalls Stellung
     zur Novellierung des Hessischen Hochschulgesetzes,
     die am 10. Dezember 2015 in Kraft trat.
                                                                                                                         Foto: Jürgen Lecher

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OFFEN IN EINE NEUE ZEIT - JA HRBUCH 2 015 - Uni Frankfurt
Das neue Seminarhaus am Campus
2015 erhielten die Straßen und Plätze am Campus Westend neue Namen, die seine Geschichte widerspiegeln.                                                                               Westend bietet zusätzlichen Raum
                                                                                                                                                                                      für die Lehre und ist ein weiteres
                                                                                                                                                                                      architektonisches Highlight.

                                                                                                                                            Foto: Uwe Dettmar
                    NEUERUNGEN AM CAMPUS W ESTEND
                    GESCHICHTSBEWUSST IN DIE ZUKUNFT

                    M      it rund 46.500 Studierenden erreichte die Goe-
                           the-Universität im Wintersemester 2015/16
                    wieder das hohe Niveau des Vorjahres. Entsprechend
                                                                                  Persönlichkeiten Frankfurts und der Universität, unter
                                                                                  ihnen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, und
                                                                                  spiegelt die Geschichte des Campus wider. Eine beson-
                    knapp gestaltete sich in den vergangenen Semestern            dere Rolle spielt dabei der Name von Norbert Wollheim,
                    die Verfügbarkeit von Räumen für die Lehre. Abhilfe           der den IG Farben-Konzern – mit Unternehmenssitz
                    schuf ein neues Seminarhaus am Campus Westend,                von 1930 bis 1945 auf dem heutigen Campus-Gelände
                    das im Mai 2015 im Beisein des hessischen Wissen-             – als erster Zwangsarbeiter und Opfer des National-
                    schaftsministers Boris Rhein offiziell eröffnet wurde.        sozialismus erfolgreich auf Entschädigung verklagte.
                    Das Gebäude, das in eigener Bauherrenschaft und bin-          FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube begleitete die leiden-
                    nen zwei Jahren errichtet wurde, bietet 51 zusätzliche        schaftliche öffentliche Diskussion um die Umbenennung
                    Seminarräume für bis zu 3.000 Studierende. Wie das            des ehemaligen Grüneburgplatzes mit folgenden Wor-
                    benachbarte Hörsaalzentrum vom Frankfurter Archi-             ten: »Der Goethe-Universität ist durch die Art, wie die
                    tekten Ferdinand Heide geplant, bildet es ein weite-          Umbenennung von ihren Befürwortern betrieben wird,
                    res architektonisches Highlight am Campus.                    einiges zugemutet worden. Doch gerade wenn es un-
                                                                                  ter diesen Befürwortern inzwischen auch manche gibt,
                    Festgelegt wurde 2015 die Gestaltung des Gebäudes             denen es nicht um Wollheim geht, sondern darum, die
                    für die sprach- und kulturwissenschaftlichen Fä-              Universität moralisch zu zwingen – gerade dann wür-
                    cher, die derzeit noch auf dem Campus Bockenheim an-          de es Größe zeigen, dieses Demonstrativgehabe zu
                    gesiedelt sind, sowie für eine gemeinsame Bereichs-           ignorieren und sich für die guten Gründe zu entschei-
                    bibliothek und für Räume zentraler Einrichtungen der          den.« Die Universität entschied sich letztlich »für die
                    Universität. Im Architektenwettbewerb mit 24 Beiträgen        guten Gründe«. Universitätspräsidentin Prof. Birgitta
                    setzte sich das Büro BLK2 Böge Lindner K2 Architekten         Wolff sagte bei der feierlichen Enthüllung der neuen
                    aus Hamburg durch. Das insgesamt rund 70 Millionen            Straßenschilder im Februar 2015: »Mit den Umbenen-
                    Euro teure Bauprojekt soll bis 2020 fertiggestellt sein.      nungen auf dem Campus Westend gedenken wir nicht
                                                                                  nur herausragender wissenschaftlicher Köpfe, sondern
                    Die Straßen und Plätze auf dem Campus Westend                 auch jüdischer Schicksale, die Vertreibung und Verfol-
                                                                                                                                                                Foto: Jürgen Lecher

                    erhielten neue Namen: Die Benennung würdigt nun               gung erfahren haben.«

16                                                                                                                                                                                                                17
tätigen Lehrenden der Goethe-Universität didaktisch geschult und mit Lehrmaterialien
                                                                                                                                        ausgestattet. Anfang 2016 begann dann ihr Einsatz an fünf Einrichtungen in Frankfurt. Die
                                                                                                                                        Studierenden unterrichten in Tandems und werden durch eine professionelle Supervisi-
                                                                                                                                        on in Kooperation mit dem Psychoanalytischen Institut Frankfurt e.V. und eine didaktische
     GESELL SCHAF TLICHES ENGAGEMENT                                                                                                    Sprechstunde durch Lehrende der Goethe-Universität begleitet. Ermöglicht wurde das Pro-
     OFFENE TÜREN FÜR GEFLÜCHTETE                                                                                                       gramm, das 2016 fortgeführt wird, durch Unterstützung der MainFirst Bank AG in Frankfurt
                                                                                                                                        und von Wolfgang Steubing, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Eintracht Frankfurt. Dar-
                                                                                                                                        über hinaus wurden beim Weihnachtskonzert des Collegium Musicum Spenden für die Fi-
                                                                                                                                        nanzierung der Lernmaterialien gesammelt.

                                                                                                                    Foto: Uwe Dettmar
                                                                                                                                        Mit dem Ansatz, den Geflüchte-

                                                                                                                                                                             Foto: Annette Etges
                                                                                                                                        ten auf Augenhöhe zu begegnen
                                                                                                                                        und voneinander zu lernen, scho-
                                                                                                                                        ben zwei Absolventinnen der Goe-
                                                                                                                                        the-Universität, Merle Becker und
                                                                                                                                        Melusine Reimers, ein weiteres
                                                                                                                                        Projekt an, das viel Beachtung fand
                                                                                                                                        und mehrfach ausgezeichnet wur-
                                                                                                                                        de. Mit ihrem Verein »academic
                                                                                                                                        experience Worldwide« entwi-
                                                                                                                                        ckelten sie ein Tandem-Projekt, in
                                                                                                                                        dem Studierende in Deutschland mit
                                                                                                                                        Akademikern aus Ländern wie Syri-
                                                                                                                                        en Zweierteams bilden. So können
                                                                                                                                        beide Teilnehmer fachlich, sprach-
                                                                                                                                        lich und kulturell voneinander ler-
                                                                                                                                        nen und sich jeweils besser für das
                                                                                                                                        Arbeitsleben qualifizieren. Weitere
                                                                                                                                        Angebote der Initiative sind unter
                                                                                                                                        anderem eine offene Sprechstun-

     A     ls ab September 2015 besonders zahlreiche Ge-
           flüchtete auch nach Frankfurt kamen, engagier-
     ten sich sofort viele Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
                                                              Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff dankte allen
                                                              Beteiligten, vor allem den Angehörigen der Sportwis-
                                                              senschaften, für die spontane Unterstützung und den
                                                                                                                                        de für Asylsuchende, Diskussions-
                                                                                                                                        veranstaltungen und Coachings.
                                                                                                                                        Der Verein betreibt zudem eigene Forschung und ist im Bereich Politikberatung und Public     Jeder kann vom anderen etwas lernen:
     ter sowie Studierende der Goethe-Universität für ihre    reibungslosen Ablauf: »Studierende, Wissenschaft-                                                                                                                      Begegnungen auf Augenhöhe stehen
                                                                                                                                        Affairs aktiv. Nachdem die Initiatorinnen im August 2015 bereits mit dem Frankfurter Bür-
     Unterstützung.                                           lerinnen und Wissenschaftler, Mitarbeiterinnen und                                                                                                                     bei »academic experience Worldwide«
                                                                                                                                        gerpreis ausgezeichnet wurden, verlieh ihnen im Januar 2016 die Bundeszentrale für politi-   im Fokus. Dem Verein wurde von der
                                                              Mitarbeiter – viele Menschen an der Goethe-Univer-
                                                                                                                                        sche Bildung den Preis »Aktiv für Demokratie und Toleranz«. Inzwischen wurden in mehreren    Bundeszentrale für politische Bildung
     Der Sportcampus Ginnheim wurde innerhalb weniger         sität haben sich umstandslos dafür eingesetzt zu hel-                                                                                                                  der Preis »Aktiv für Demokratie und
                                                                                                                                        deutschen Städten, darunter Berlin, Heidelberg und München, Ableger des ausschließlich
     Stunden nach der Kontaktaufnahme durch das Land          fen, und tun das weiterhin.«                                                                                                                                           Toleranz« verliehen.
                                                                                                                                        ehrenamtlich getragenen Vereins »academic experience Worldwide« gegründet.
     Hessen als eine Erstaufnahme eingerichtet, betreut
     vom Frankfurter Verein für soziale Heimstätten und       Auch für die längerfristige Unterstützung der Geflüch-
                                                                                                                                        »Frankfurter Fragen zur Flucht« wurden in einer Vortrags- und Diskussionsreihe erör-
     dem Caritasverband. Bis zu 280 Personen gleichzei-       teten wurden sogleich Ideen und Angebote entwickelt:
                                                                                                                                        tert, die der Schwerpunkt Kultur und Migration des Instituts für Soziologie an der Goethe-
     tig wurden hier aufgenommen, insgesamt waren es          So stieß die Anfrage an Studierende, ehrenamtlich
                                                                                                                                        Universität unter Leitung von Prof. Kira Kosnick von November 2015 an in der Zentralbibli-
     587 Personen. Im Dezember folgte die leer stehen-        Deutschkurse in Flüchtlingsunterkünften zu halten,
                                                                                                                                        othek der Stadtbücherei Frankfurt veranstaltete. Expertinnen und Experten aus Praxis und
     de Alte Mensa am Campus Bockenheim als Gemein-           auf eine überwältigende Resonanz. Mehr als 1.200
                                                                                                                                        Wissenschaft diskutierten gemeinsam mit dem Frankfurter Publikum Fragen der deutschen
     schaftsunterkunft der Stadt Frankfurt und betreut        Studierende bewarben sich im November 2015 für das
                                                                                                                                        und europäischen Asyl- und Grenzpolitik sowie zu globalen Machtverhältnissen und Kon-
     durch die Johanniter-Unfall-Hilfe für weitere 160 Per-   Programm »Start ins Deutsche – Studierende un-
                                                                                                                                        flikten, in die die aktuellen Fluchtbewegungen eingebettet sind. Auch der Umgang mit ei-
     sonen zeitgleich. Für die Sportwissenschaften konnten    terrichten Geflüchtete«. Zunächst 120 Studieren-
                                                                                                                                        nem erstarkenden Rassismus und sinnvolle Formen des solidarischen Engagements stan-
     räumliche Ausweichmöglichkeiten geschaffen wer-          de aus zwölf verschiedenen Fachbereichen, darunter
                                                                                                                                        den im Blickpunkt.
     den durch die großzügigen Angebote anderer Hoch-         etwa ein Drittel Lehramtsstudierende, wurden dar-
     schulen, Fachhochschulen, Schulen und Sportvereine.      aufhin von ebenfalls für dieses Projekt ehrenamtlich

18                                                                                                                                                                                                                                                                   19
An hochqualifizierte Geflüchtete richtet sich auch das      der Verwaltung der Hochschule, der Allgemeine Stu-
     »Academic Welcome Program« der Goethe-Uni-                  dierendenausschuss (AStA) und der Verein »academic
     versität. Die Teilnahme ermöglicht ihnen Deutschkur-        experience Worldwide«. Die Schirmherrschaft über-
     se, den Besuch von Lehrveranstaltungen, Zugang zur          nahm die Vizepräsidentin für Studium und Lehre Prof.
     Universitätsbibliothek sowie eine individuelle Beratung     Tanja Brühl. Zur Verankerung an der Goethe-Univer-
     und Betreuung. Davon profitierten bisher insgesamt 76       sität und zum Ausbau des Programms konnten mitt-
     Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Das Programm wur-           lerweile zusätzliche Fördermittel eingeworben wer-
     de im Sommer 2015 kurzfristig aus Eigenmitteln so-          den, so vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft
     wie mit Unterstützung der Aventis Foundation ange-          und Kunst sowie vom Deutschen Akademischen Aus-
     schoben. An seinem Aufbau unter Federführung des            tauschdienst (DAAD).
     International Office beteiligten sich viele Einrichtungen

                                                                                                                        Foto: Jürgen Lecher

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Einst überregionales Machtzentrum und
Knotenpunkt im Fernverkehrsnetz: Auf
dem Gipfelplateau des Berges Ipf in der
Schwäbischen Alb wurden bereits in der
Spätbronzezeit ab dem 12. Jahrhundert vor
Christus mächtige Befestigungsanlagen
errichtet. Die heute sichtbaren Reste
stammen aus dem 5. Jahrhundert vor
Christus, als der Ort seine Blütezeit erlebte.
Das Phänomen der bronzezeitlichen Burg
wird im neuen LOEWE-Schwerpunkt
»Prähistorische Konfliktforschung – Burgen
der Bronzezeit zwischen Taunus und
Karpaten« erforscht.

                                                                        FORSCHUNG

                                                 Foto: Rüdiger Krause
Das Team von Prof. Alexander Heckel
                                                                                                                                    am Institut für Organische Chemie
                                                                                                                                    und Chemische Biologie entwickelt
                                                                                                                                    maßgeschneiderte lichtaktivierbare
                                                                                                                                    Moleküle, um biologische Vorgänge mit
                                                                                                                                    Licht zu steuern.

     FORSCHUNG
     STARK AUFGESTELLT

     D     ie Goethe-Universität stellte im Jahr 2015 wie-
           der ihre zunehmende Forschungsstärke unter
     Beweis. Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wis-
                                                              inzwischen an 21 Verbünden beteiligt. Darüber hinaus
                                                              hat sie in den vergangenen Jahren eigene Program-
                                                              me wie »Nachwuchswissenschaftler im Fokus« und
     senschaftler erzielten wichtige Fortschritte in ih-      das »Goethe International Postdoc Programme« auf-
     ren Bereichen, machten neue Entdeckungen, ver-           gebaut, die intensiv nachgefragt werden und bereits
     öffentlichten ihre Erkenntnisse in international         für viele junge Wissenschaftler ein Karrieresprung-
     renommierten Fachzeitschriften, engagierten sich         brett bedeuteten.
     in wissenschaftlichen Organisationen oder in der Po-
     litikberatung und bauten Kooperationen mit universi-     Besonders wichtig ist für Wissenschaftlerinnen und
     tären und außeruniversitären Partnern auf und aus.       Wissenschaftler die Förderung durch die Deutsche For-
     Besonders gestärkt wurde die Zusammenarbeit der          schungsgemeinschaft (DFG), die 2015 wieder eine hohe
     Universität Frankfurt mit der Johannes Gutenberg-        Zahl an Projekten ganz unterschiedlicher Fachbereiche
     Universität Mainz und der Technischen Universität        und Größe unterstützte – nach einer wettbewerbli-
     Darmstadt; die drei Hochschulen bilden den Kern ei-      chen Auswahl. Dazu zählen die neuen Bewilligungen
     ner besonders aktiven Forschungsregion in Deutsch-       eines Sonderforschungsbereichs in der Medizin – des
     land. Auch mit der Justus-Liebig-Universität Gießen      zehnten ingesamt mit Frankfurter Beteiligung –, eines
     gibt es zahlreiche gemeinsame Projekte, darunter den     interdisziplinären Schwerpunkts zur Optogenetik und
     Exzellenzcluster »Kardiopulmonales System«, an dem       einer Forschergruppe in den Geowissenschaften. Ne-
     auch das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungen-       ben der finanziellen Unterstützung ist die Bestätigung,
     forschung in Bad Nauheim beteiligt ist. Mit univer-      wichtige Beiträge zur Grundlagenforschung zu leisten,
     sitären und außeruniversitären Partnern arbeitet die     eine enorme Auszeichnung. Auch im hessischen LOE-
     Goethe-Universität auch in ihren Exzellenzclustern       WE-Programm setzte sich der Erfolg der Goethe-Uni-
     »Makromolekulare Komplexe« und »Die Herausbil-           versität fort: Das Projekt »Prähistorische Konfliktfor-
     dung Normativer Ordnungen« zusammen.                     schung – Burgen der Bronzezeit zwischen Taunus und
                                                              Karpaten« wurde als neuer Schwerpunkt bewilligt. Da-
     Auch international arbeiten die Forscherinnen und For-   mit sind die Frankfurter Forscherinnen und Forscher
     scher der Goethe-Universität zunehmend gemeinsam         federführend oder maßgeblich an fünf LOEWE-Zent-
     mit Partnern, um Themen fächerübergreifend und um-       ren und an sieben LOEWE-Schwerpunkten beteiligt.
     fassend zu beleuchten. Besonders deutlich wird dies
     bei den großen Verbundprojekten, die von der Euro-       Insgesamt beliefen sich die Drittmitteleinnahmen in-
     päischen Union gefördert werden und bereits in der       klusive des LOEWE-Programms 2015 auf 182,6 Milli-
     Antragstellung ein außerordentliches Maß an Koor-        onen Euro. Deutliche Steigerungen sind dabei bei den
     dination und fachlicher Verknüpfung erfordern. Oft ist   Förderungen durch die Deutsche Forschungsgemein-
     eine hohe Zahl an Institutionen beteiligt.               schaft und durch die Europäische Union zu verzeichnen.
                                                              Um das Profil der Goethe-Universität künftig noch wei-
     Von der Mitarbeit in diesen Projekten und von wei-       ter zu schärfen, bildete sich 2015 ein Forschungsrat.
     teren Programmen mit europäischer Förderung profi-       Der Expertenkreis, dem Forscherinnen und Forscher
     tieren auch die Nachwuchswissenschaftlerinnen und        der Universität und ihr eng verbundener außeruniver-
     -wissenschaftler, zum Beispiel Doktorandinnen und        sitärer Forschungseinrichtungen angehören, wirkt be-
     Doktoranden, die in europaweiten, fachspezifischen       ratend bei der Vorbereitung von Forschungsprojekten,
     Netzwerken, den »Innovative Training Networks«           insbesondere großer Verbundvorhaben, mit.
     ausgebildet werden. Hier ist die Goethe-Universität
                                                                                                                        Foto: Uwe Dettmar

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EUROPÄISCHE FORSCHUNGSFÖRDERUNG
     VERNETZT IN EUROPA

     S    eit im Jahr 2014 die Europäische Union mit »Horizon 2020« ihr derzeit größtes Rah-
          menprogramm für Forschung und Innovation aufgelegt hat, wurden bereits knapp 40
     Projekte von Frankfurter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bewilligt. Die Höhe
     der aus EU-Quellen eingeworbenen Mittel konnte 2015 im Vergleich zum Vorjahr noch ein-
     mal deutlich gesteigert werden – um knapp 25 Prozent. Insgesamt belief sich die Förder-
     summe auf rund 14,5 Millionen Euro.

     FORSCHUNG IM VERBUND
     Bei der Förderung großer Verbundprojekte waren im Bereich »Gesellschaftliche Herausfor-
     derungen« drei Projekte erfolgreich, die in Frankfurt koordiniert werden. Zwei dieser Vor-
     haben sind im Arbeitsprogramm Gesundheit (Health, Demographic Change and Wellbeing)
     angesiedelt, in dem die Goethe-Universität traditionell stark ist. Das dritte Projekt konn-
     te sich im Programm »Europe in a changing world – inclusive, innovative and reflective so-
     cieties« durchsetzen.

                                                                                                   Foto: Yağmur Mengilli, Team PARTISPACE
                                                                                                                                                                                                                                            Graffi tis wie dieses im Frankfurter
                                                                                                                                                                                                                                            Norden stellen eine der zahlreichen
                                                                                                                                                                                                                                            Formen dar, in denen sich die
      f   Das Team von Prof. Andreas Reif von der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und
                                                                                                                                                                                                                                            gesellschaftliche Mitsprache junger
          Psychotherapie untersucht in dem Projekt »CoCA – Comorbid Conditions of                                                                                                                                                           Menschen in europäischen Städten
          Attention deficit / hyperactivity disorder« gemeinsam mit 16 Kooperationspartnern                                                                                                                                                 äußert. Untersucht werden sie im
                                                                                                                                                                                                                                            Projekt PARTISPACE .
          Zusammenhänge von Begleiterkrankungen bei psychiatrischen Störungen wie der
          Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Das Projekt wird in seiner
          Laufzeit von fünf Jahren mit insgesamt rund sechs Millionen Euro gefördert.

      f   An zellulären Modellsystemen der Bauchspeicheldrüse können neue Therapiemöglichkeiten
          der Autoimmunkrankheit Typ-1-Diabetes erforscht werden. Wirkstoffsuche wird somit
          vereinfacht und aufwendige Tierversuche können Prof. Ernst Stelzer und sein Team am
          Institut für Zellbiologie und Neurowissenschaft in diesem Projekt daher vermeiden. Für                                            Zu den Verbundprojekten, an denen Frankfurter Wis-        Prof. Harald Schwalbe und sein Team vom Institut für
          das Projekt »LSFM4LIFE« stellt die Europäische Union den acht Partnern aus sechs                                                  senschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt sind,     Organische Chemie und Chemische Biologie konnten
          Ländern bis Ende 2019 rund fünf Millionen Euro zur Verfügung.                                                                     zählen zwei 2015 angelaufene Vorhaben:                    mit ihren Partnern Fördermittel für das Infrastruktur-
                                                                                                                                                                                                      Projekt »iNext: Infrastructure for NMR, EM and X-
      f   Zehn europäische Partnerinstitutionen arbeiten unter der Federführung von
                                                                                                                                            Das Team um Prof. Viktor Krozer vom Physikalischen In-    ray crystallography for translational research«
          Prof. Andreas Walther und seinem Team vom Institut für Sozialpädagogik und
                                                                                                                                            stitut und seine europäischen Kooperationspartner wol-    einwerben. Im Netzwerk werden die notwendigen Inf-
          Erwachsenenbildung am Projekt »PARTISPACE – Spaces and styles of
                                                                                                                                            len die Technik für Mobilfunk im Millimeter-Band entwi-   rastrukturen zusammengeführt, um wissenschaftliche
          participation. Formal, non-formal and informal possibilities of young
                                                                                                                                            ckeln. Anders als bei bereits bestehenden Konzepten zur   Erkenntnisse der Strukturbiologie in der Biomedizin zur
          people’s participation in European cities«. Untersucht werden Möglichkeiten,
                                                                                                                                            5. Mobilfunk-Generation (5G) wird dabei eine wesent-      Anwendung zu bringen. Der Frankfurter Förderanteil
          Formen und Wahrnehmungen der gesellschaftlichen Mitsprache von 15- bis
                                                                                                                                            lich höhere Frequenz verwendet, um das steigende Da-      beträgt knapp 700.000 Euro.
          30-Jährigen. Die Förderung beträgt knapp zwei Millionen Euro für die Laufzeit von
                                                                                                                                            tenvolumen schneller zu übermitteln. Im Programm »In-
          drei Jahren.
                                                                                                                                            formation and Communication Technologies« erhält das      Beide Wissenschaftler sind im Programm »Horizon
                                                                                                                                            Projekt »TWEETHER: Traveling Wave Tube based              2020« auch mit Netzwerken zur strukturierten Dok-
                                                                                                                                            W-band Wireless Networks with High Data Rate,             torandenausbildung erfolgreich.
                                                                                                                                            Distribution, Spectrum and Energy Efficiency« eine
                                                                                                                                            Förderung, deren Anteil für die Goethe-Universität sich
                                                                                                                                            auf knapp 500.000 Euro beläuft.

26                                                                                                                                                                                                                                                                                 27
Prof. Stefanie Dimmeler, die 2015 einen
                                                                                                  Advanced Grant des Europäischen
                                                                                                  Forschungsrats erhielt, erforscht Prozesse
                                                                                                  der Regeneration von Blutgefäßen. Das
                                                                                                  Bild zeigt ein großes Gefäß (rot gefärbt) im
                                                                                                  Skelettmuskel, das von kleinen Gefäßen
                                                                                                  (Kapillaren, grün gefärbt) umgeben ist.

     EU-VERBUNDFORSCHUNG
     SICHER EINKAUFEN IM INTERNET

     W       ie kann es gelingen, die Vertrauenswürdigkeit persönlicher Daten
             im Netz deutlich zu erhöhen und gleichzeitig die Privatsphäre op-
     timal zu schützen? So könnten zum Beispiel bei einem Einkauf im Inter-
     net vom Käufer nur diejenigen Daten preisgegeben werden, die für diese
     Geschäftsbeziehung relevant sind; dafür erhält der Verkäufer dann aber
     auch vertrauenswürdige Nachweise zu diesen Daten durch eine Art »Be-
     glaubigungsurkunde«. Lösungswege wie dieser wurden im Projekt »AB-
     C4Trust« entwickelt. Insgesamt wirkten rund 50 Wissenschaftlerinnen
     und Wissenschaftler an den verschiedenen Teilprojekten und den Pilot-
     anwendungen mit: Zu dem internationalen Konsortium gehörten neben
     der Goethe-Universität, der Technischen Universität Darmstadt und au-
     ßeruniversitären Forschungseinrichtungen aus Dänemark und Schweden
     auch Unternehmen wie IBM, Microsoft und Nokia Networks, außerdem
     ein Verschlüsselungsspezialist aus Frankreich. Sprecher war der Frank-

                                                                                 Foto: Stefanie Dimmeler
     furter Professor Kai Rannenberg, der am Fachbereich Wirtschaftswis-
     senschaften eine Stiftungsprofessur der Deutsche Telekom für »Mobile
     Business & Multilateral Security« innehat.
         Das große Verbund-Projekt, das seit 2010 im 7. Forschungsrahmen-
     programm der EU mit knapp neun Millionen Euro gefördert wurde, prä-
     sentierte im Januar 2015 seine Ergebnisse in der Hessischen Landes-
                                                                                                           AUSZEICHNUNG EXZELLENTER WISSENSCHAFTLERINNEN
     vertretung bei der Europäischen Union in Brüssel. An der Präsentation
     nahmen neben Universitätspräsidentin Prof. Birgitta Wolff unter ande-
     rem auch Günther Oettinger, Kommissar für digitale Wirtschaft und Ge-
     sellschaft, sowie Jan Albrecht, Mitglied des Europäischen Parlaments,
                                                                                                           E    inen besonderen Erfolg bedeutete 2015 die Auszeich-
                                                                                                                nung von gleich zwei Frankfurter Wissenschaftlerinnen
                                                                                                           mit dem Advanced Grant des European Research Council
                                                                                                                                                                            Organization« aufgenommen. Die Vereinigung setzt sich
                                                                                                                                                                            für Exzellenz in den Lebenswissenschaften und den Aus-
                                                                                                                                                                            tausch von Forschungsergebnissen zugunsten bestmögli-
     Grüne/EFA-Fraktion, und Berichterstatter zur Europäischen Datenschutz-                                (ERC), der für herausragende und in ihrem Forschungsfeld         cher Resultate ein.
     grundverordnung teil.                                                                                 bereits etablierte Forscherinnen und Forscher vergeben wird.         Die Förderungen für diese beiden ERC Advanced Grants
                                                                                                               Prof. Stefanie Dimmeler, Direktorin des Instituts für Kar-   belaufen sich auf jeweils 2,5 Millionen Euro für fünf Jahre.
                                                                                                           diovaskuläre Regeneration im Zentrum für Molekulare Me-          Bisher ging die Auszeichnung fünf Mal an Wissenschaft-
                                                                                                           dizin der Goethe-Universität, untersucht, welche Rolle lan-      lerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität, da-
                                                                                                           ge, nicht-kodierende RNAs im menschlichen Körper spielen.        von zweimal an Prof. Stefanie Dimmeler, und auch in den
                                                                                                           Ziel dieser Forschungsarbeiten ist unter anderem, neue Be-       drei weiteren ERC-Programmlinien werden ihre Forscher
                                                                                                           handlungsansätze zur Verhinderung der Arteriosklerose zu         gefördert. So startete 2015 ein ERC Starting Grant für Dr.
                                                                                                           identifizieren, um darüber das Auftreten von Herzinfarkten       Reinier Boon vom Institut für Kardiovaskuläre Regenerati-
                                                                                                           und Schlaganfällen zu verringern.                                on und das Projekt »NOVA: Non-coding RNA in Vascular
                                                                                                               Die Neurobiologin Prof. Amparo Acker-Palmer erforscht,       Ageing«. Im nationalen Vergleich liegt die Frankfurter Uni-
                                                                                                           wie Nervenzellen und Blutgefäße im Gehirn miteinander            versität bei den ERC-Projekten weiterhin unter den zehn er-
                                                                                                           kommunizieren. Eine der Fragestellungen dabei ist, inwie-        folgreichsten Universitäten. Eine Besonderheit in der Aus-
                                                                                                           fern eine fehlerhafte Abstimmung der Signalkaskaden zu           schreibungsrunde 2014, in der Dimmeler und Acker-Palmer
                                                                                                           kognitiven Störungen beitragen kann. Die Ergebnisse könn-        erfolgreich waren: Unter den insgesamt 29 erfolgreichen
                                                                                                           ten neue Erkenntnisse für die Therapie von Demenz und psy-       Anträgen aus Deutschland sind sie die beiden einzigen
                                                                                                           chischen Erkrankungen liefern. Acker-Palmer wurde 2015           weiblichen Grantees.
                                                                                                           auch in die renommierte »European Molecular Biology

28                                                                                                                                                                                                                                         29
FORSCHUNG
NACHGEFRAGT BEI …

... der Neurobiologin Prof. Amparo Acker-Palmer, die seit 2007 an der Goethe-Universität forscht und lehrt. Sie
untersucht insbesondere das Zusammenspiel von Nervenzellen und Blutgefäßen im Organismus. 2015 sprach ihr
der Europäische Forschungsrat einen Advanced Grant zu, eine Förderung für wegbereitende Forschungsvorhaben
herausragender und etablierter Spitzenforscher. Zudem wurde Amparo Acker-Palmer in die renommierte Wissen-
schaftsorganisation EMBO (European Molecular Biology Organization) aufgenommen.

Frau Prof. Acker-Palmer, was wollen Sie        wichtige wissenschaftliche Fragen zu          Makromolekulare Komplexe zusam-
mit Ihrer Forschung herausfinden, und          beantworten. In erster Linie möchten wir      mengearbeitet haben. Außerdem hat
warum ist das wichtig?                         verstehen, wie neuronale Strukturen und       die Leitung der Goethe-Universität die
In der Neurobiologie steht der genaue          Regelkreise während der Entwicklung           Neurowissenschaften an den Rhein-
Aufbau des Nervensystems im Blickpunkt.        des Gehirns entstehen und wie diese           Main-Universitäten stets gefördert, zum
Wir untersuchen es auf der Ebene der           Netzwerke sich an variable Umweltbe-          Beispiel durch die Zusammenarbeit mit
Zellen und Moleküle. Interessant ist dabei     dingungen und an Sinnesreize anpassen.        der Johannes Gutenberg-Universität
auch das Zusammenspiel von Nerven              Um das an lebenden Zellen von Maus            Mainz zur Gründung des »Rhine-Main
und Blutgefäßen in einem Organismus.           und Zebrafisch zu beobachten, setzen          Neuroscience Network«. Ich freue mich
Sie besitzen nicht nur eine ähnliche           wir modernste bildgebende Verfahren           darauf, diese erfolgreiche Zusammenar-
Struktur und verlaufen im Körper häufig        ein, beispielsweise hochauflösende            beit in der neuen Exzellenzinitiative des
parallel – sie werden auch durch die           Licht- und Elektronenmikroskopie. Ein Teil    Bundes und der Länder fortzusetzen.
gleichen Moleküle beeinflusst. Die vielen      der Mittel des ERC Grant dient daher der
Blutgefäße, die das Gehirn durchziehen,        Anschaffung der notwendigen apparati-         Welche Rolle spielen Forschungsverbün-
versorgen es bei weitem nicht nur mit          ven Ausstattung. Außerdem soll mit Hilfe      de, die über die Universität hinausgehen,
Nährstoffen und Sauerstoff. Unabhängig         dieser Förderung ein Team junger Wis-         für Ihre Arbeit?

                                                                                                                                         Foto: Jürgen Lecher
von diesen Transportfunktionen zeigen          senschaftlerinnen und Wissenschaftler in      Die Interaktion mit anderen
neueste Studien, dass Blutgefäße auch          verschiedenen Karrierestadien finanziert      Forscherinnen und Forschern über
die Aktivität und die strukturellen            werden: Doktoranden, Postdoktoranden          Forschungsverbünde ist essentiell für
Eigenschaften von Nervenzellen                 und »Senior Postdocs« auf dem Sprung in       meine Arbeit. In Frankfurt existiert zum
steuern. Allerdings haben wir gerade erst      die wissenschaftliche Selbstständigkeit.      Beispiel eine langjährige Kooperation
angefangen, diese Kommunikation zu             Ich freue mich sehr über die Zusage des       zwischen der Goethe-Universität und der                           Prof. Amparo Acker-Palmer (47) warb 2015 für ihre        sie 2007 an den Exzellenzcluster »Makromolekulare
verstehen. Trotzdem zeichnet sich bereits      Grants, zumal die Auswahl der geförder-       Max-Planck-Gesellschaft. Diese fördert
                                                                                                                                                               neurobiologische Forschung einen der begehrten Ad-       Komplexe« berufen wurde, in dem die Goethe-Uni-
ab, dass an der Schnittstelle zwischen         ten Projekte dieses Mal außergewöhnlich       im Max-Planck-Fellows-Programm die
Blutgefäßen und Nervenzellen schon             hart war: Die Erfolgsquote aller Anträge      Zusammenarbeit zwischen ihren Wissen-                             vanced Grants des Europäischen Forschungsrats ein.       versität mit dem Max-Planck-Institut für Biophysik ko-
kleine Abweichungen vom Normalzustand          lag bei nur 8,5 Prozent, das ist so niedrig   schaftlern und ausgewählten herausra-                             2014 war sie zum Fellow des am Campus Riedberg an-       operiert. 2010 wurde Acker-Palmer für ihre biomedizi-
drastische Auswirkungen haben können.          wie nie, seit die ERC Advanced Grants im      genden Universitäts-Professoren. 2014                             gesiedelten Max-Planck-Instituts für Hirnforschung       nische Forschung der international renommierte Paul
Hier liegt der Schlüssel zum Verständnis       Jahr 2008 erstmals vergeben wurden.           wurde ich zum Fellow des Max-Planck-                              ernannt worden. Sie ist gewähltes Mitglied in großen     Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis
– und damit möglicherweise zur Therapie –                                                    Instituts für Hirnforschung berufen,
                                                                                                                                                               Wissenschaftsorganisationen wie der European Mo-         der Paul Ehrlich-Stiftung der Vereinigung von Freun-
verschiedener Krankheiten, von Alzheimer       Sie sind jetzt seit fast zehn Jahren Pro-     wo ich eine weitere Arbeitsgruppe
über Multiple Sklerose und Epilepsie bis       fessorin in Frankfurt und wurden seither      aufbauen und die dortigen Einrichtungen
                                                                                                                                                               lecular Biology Organization (EMBO) und der Leopol-      den und Förderern der Goethe-Universität verliehen.
hin zu bipolaren Störungen. Aber bevor wir     mehrfach ausgezeichnet. Inwiefern hat         für Experimente nutzen kann. Das ist                              dina, der Nationalen Akademie der Wissenschaften.        Seit 2011 leitet Acker-Palmer die Abteilung Molekula-
diese Fernziele ansteuern, müssen wir erst     die Atmosphäre an der Goethe-Universi-        eine außerordentliche Ehre für mich und                           Acker-Palmer wurde in Sueca in der spanischen Provinz    re und Zelluläre Neurobiologie am Fachbereich Bio-
einmal die Grundlagen aufklären.               tät zu diesem Erfolg beigetragen?             bedeutet viel für meine Forschung.                                Valencia geboren, studierte Biologie und Biochemie an    wissenschaften. Sie erhielt 2012 von der Johannes
                                               Die Unterstützung durch Kollegen und                                                                            der Universität Valencia und wurde dort 1996 promo-      Gutenberg-Universität Mainz ein Fellowship am Gu-
Was bedeuten der ERC Advanced Grant            durch die Universitätsleitung macht einen
                                                                                                                                                               viert. Als Postdoktorandin ging sie an das Europäische   tenberg Forschungskolleg und ist eine der leitenden
und seine Förderung in Höhe von 2,5            ganz wichtigen Teil des wissenschaftli-
Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre, für   chen Erfolgs aus. Deshalb bin ich vielen                                                                        Molekularbiologische Labor (EMBL) nach Heidelberg.       Wissenschaftlerinnen des Rhine-Main Neuroscience
Sie persönlich und für Ihre Forschung?         Kolleginnen und Kollegen außerordentlich                                                                        2001 wechselte sie als Leiterin einer selbstständigen    Network (rmn2), in dem universitäre und außeruniver-
Diese Förderung – die höchstangesehene         dankbar, darunter denen, die mit mir in                                                                         Nachwuchsgruppe an das Max-Planck-Institut für           sitäre Forschungseinrichtungen aus Mainz und Frank-
in Europa – wird es mir ermöglichen,           den ersten Jahren im Exzellenzcluster                                                                           Neurobiologie nach Martinsried bei München, bevor        furt eng miteinander kooperieren.
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