MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne

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MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
Nr   12   SPIELZEIT 2018/ 19
                    12. JAHRGANG

                                         DAS JUNGE T HEAT ERMAGAZIN DER DEUTSCHEN BÜHNE

Im Fokus

musikTHEATER

Christian Friedel
im Interview

Rockprotest: Pussy Riot

Text lernen
im Waschsalon

UNSER PARTNERTHEATER FÜR
DIESES HEFT: MOKS BREMEN
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
DIE ZUKUNFT
DES THEATERS
HIER UND JETZT
Die Theaterakademie August Everding – mit Sitz
im Münchner Prinzregenten­theater – ist die größte
staatliche Ausbildungsstätte für Bühnenberufe im
deutschsprachigen Raum.

SCHAUSPIEL
MUSIKTHEATER/OPERNGESANG
MUSICAL
REGIE – MUSIKTHEATER UND SCHAUSPIEL
DRAMATURGIE
BÜHNENBILD UND -KOSTÜM
MASKENBILD – THEATER UND FILM
THEATER-, FILM- UND FERNSEHKRITIK

www.theaterakademie.de
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
EDITORIAL

 LIEBE LESERINNEN                              er, auf der ich eine wohl eher altkluge
                                               Rede zum Theater als Lebensform hielt.
                                                                                            Stellenwert hat sie für die Künstlerinnen
                                                                                            und Künstler? Wie ist das Verhältnis der
 UND LESER,                                                                                 Musikstile unterei­nander? Dazu gehören
                                                    Einmal aber verbanden sich hier Mu-     auch die Porträts einer großen alten Dame
                                               sik und Theater. Beim Höhepunkt meiner       des Balletts und das einer begabten jungen
                                               Schultheaterkarriere in Jean Anouilhs        Sängerin.
 In der Aula meiner Schule gab es eine         „Antigone“ begann mein erster Auftritt
 Bühne, eher ein Podest, auf dem das Or-       als kunstsinniger Kreon mit Klarinette. Da       Eine große Rolle spielt in diesem Heft
 chester probte und seine Konzerte veran-      kamen Musik und Theater zusammen.            außerdem das Junge Theater Bremen
 staltete. Mir ging es mit meiner Klarinette                                                (Moks). Das ist das Partnertheater dieser
 vor allem darum, in diesem Klangkörper            Längst ist mir als geübtem Theaterbe-    Ausgabe.
 nicht negativ aufzufallen. Musikmachen        sucher klar, dass Musik im Theater keines-
 in der Schule war nicht wirklich mein         wegs nur in die Oper gehört. Der Schau-          Viel Spaß beim Lesen! Wenn euch das
 Ding. Ganz anders beim Theater: Da war        spieler Christian Friedel etwa hat als       Heft in der Gestaltung etwas anders vor-
 ich immer dabei, ob beim „Faust“-Pup-         grandioser Hamlet auch einen Musiker         kommt, liegt das daran, dass wir mit ei-
 penspiel, bei der Dramatisierung eines Ju-    gespielt – und dabei mit seiner Band das     nem neuen Verlag und mit einer anderen
 gendromans oder im Antikenchor im wal-        Dresdner Staatsschauspiel gerockt. Wir       Grafikerin arbeiten. Nach zehn Jahren
 lenden Gewand. Meine Liebe zum Thea-          wollen uns also im zwölften Heft der JUN-    fanden wir, dass ein Wechsel diese BÜH-
 ter – und vermutlich ein wichtiger Teil       GEN BÜHNE auf die Verbindung von             NE jung halten könnte.
 meiner Entwicklung überhaupt – begann         Musik und Theater konzentrieren. Welche
 auf dieser Schulbühne. Bis hin zur Abifei-    Rolle spielt Musik im Theater? Welchen       Detlev Baur

       HABT IHR WÜNSCHE, ANREGUNGEN ODER KRI T IK?
       IMMER GERNE UND BI T T E AN: INFO@DIE-JUNGE-BUEHNE.DE

                                                                  ANZEIGE

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VENTION
                                                                                                                             RAHMEN-
                                                                                                                            PROGRAMM
                                                                                                                          ————————————————————————————————————----———

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                                                                                                                          ————————————————————————————————————----———
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                                                                                                                              W W W. SC H AU SPIEL - L EIP Z IG . DE

FESTIVAL DER THEATERSPIELCLUBS
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
INHALT 12                   NR

                                                                           Als Jugendlicher war ich extrem
                                                                           von mir überzeugt
                                                                           Schauspieler Christian Friedel im Interview
                                                                           Oper ist nicht normal
                                                                                                                             8

                                                                                                                            16
                                                                                                                                 8INTERVIEW
                                                                           Ein Besuch in der Komischen Oper Berlin
                                                                                                                                 MIT MULTITALENT
                                                                           Musik im Blut
                                                                           Porträt der Choreologin Georgette Tsinguirides
                                                                                                                            18
                                                                                                                                 CHRISTIAN FRIEDEL
                                                                           „Der Schrei des Pfauen in der Nacht“             24
                                                                           Ein musiktheatrales Projekt mit Geflüchteten

                                                                                                                                                 18
                                                                           Klassik vs. Pop/Rock                             28
                                                                           Drei Musiker im Gespräch
                                                                           Ich wollte nun mal auf die Bühne                 32
                                                                           Die junge Sopranistin Kathrin Zukowski
                                                                                                                                                 IM PORTRÄT:
                                                                           Musik als Rebellion
                                                                           Die russische Punkband „Pussy Riot“
                                                                                                                            36
                                                                                                                                                 GEORGETTE
                                                                           Poster                                           40                   TSINGUIRIDES
                                                                           Unser Partnertheater in diesem Heft:
                                                                           das „Moks“ in Bremen
                                                                           Kurz vorgestellt: die Bremer Autoren             42   PARTNERTHEATER:
                                                                           Haus der schrägen Illusionen
                                                                           Das „Moks“ in Bremen – eine Einführung
                                                                                                                            44   DAS „MOKS“ IN BREMEN
Fotos: Sandra Then (oben), privat (Mitte), Christian Wasenmüller (unten)

                                                                           Ich liebe objekthafte Kostüme                    48
                                                                           Die Kostümbildnerin Mascha Mihoa Bischoff

                                                                           Was ist das richtige Theater?                    54
                                                                           Kritik im Dialog

                                                                           Okay, jetzt bin ich hier                         58
                                                                           Regiehospitant Abdulaziz Aborass

                                                                           Durch die Nacht mit Justus Ritter                60
                                                                           Wie Schauspieler ihre Texte lernen

                                                                           Schritte in Richtung Bühne                       68
                                                                           Umfrage bei den „Jungen Akteuren“ des „Moks“ieme

                                                                           Rätsel                                           73
                                                                                                                                                               05
                                                                           Die JUNGE BÜHNE im Netz                          74
                                                                                                                                                               JUNGE BÜHNE

                                                                           Kulturpolitisches Theater                        76
                                                                           #MeToo – Chronik der Ereignisse
                                                                           Nachgefragt                                      78
                                                                           Bei Schauspielerin Anna Fischer
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
Düsseldorfer Schauspielhaus — Junges Schauspiel
— Die Spielzeit 2018/19 — www.dhaus.de

Jugend ohne Gott                  Sagt der Walfisch zum
von Ödön von Horváth              Thunfisch
in einer Fassung von              von Carsten Brandau
Kristo Šagor                      Für alle ab 3 Jahren
Für alle ab 13 Jahren             Regie: Juliane Kann
Regie: Kristo Šagor               Uraufführung am 25. 11. 2018
Premiere am 13. 9. 2018
                                  Die Leiden des jungen
Like me                           Werther
von Franziska Henschel, Veit      von Johann W. von Goethe
Sprenger und Ensemble             Für alle ab 14 Jahren
Für alle ab 10 Jahren             Regie: Fabian Rosonsky
Regie: Franziska Henschel         Premiere im Februar 2019
                                                                   Mr. Nobody
Uraufführung am 18. 9. 2018
                                                                   von Jaco Van Dormael
                                  Auf Klassenfahrt oder Der
                                                                   Für alle ab 15 Jahren
Räuber Hotzenplotz und die        große Sprung
                                                                   Regie: Jan Gehler
Mondrakete                        von Thilo Reffert
                                                                   Uraufführung im Juni 2019
Kinder- und Familienstück von     Für alle ab 6 Jahren
Otfried Preußler                  Regie: Frank Panhans
in einer Bearbeitung von          Deutsche Erstaufführung im
John von Düffel                   März 2019
Für alle ab 6 Jahren
Regie: Robert Gerloff
Uraufführung am 11. 11. 2018

Specials — jeden Montag Café Eden – New Friends. New Stories — Mai 2019 Klubsause
Festival der Bürgerbühnen-Klubs — Juni 2019 Future (t)here 2. Internationaler Jugendkongress —
Radikal demokratisch Jugendforum zu Extremismus und Demokratie — Programme zum Thema
Kinderrechte 30 Jahre UN-Kinderrechtskonvention — und außerdem Theater-Paten-Aktion —
Theater-Entdecker — Theater auf Rezept
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
IMPRESSUM
                                                                                                                                        WO HAT DICH MUSIK
                                                                                                                                            AUF DER
Herausgeber
Deutscher Bühnenverein
Bundesverband der
Theater und Orchester

                                                                                                                                        BÜHNE BESONDERS
www.buehnenverein.de

Redaktion:

                                                                                                                                          BEEINDRUCKT?
DIE DEUTSCHE BÜHNE
(verantw.: Detlef Brandenburg)
www.junge-bühne.de
Dr. Detlev Baur, Elisa Giesecke,
Antonia Ruhl

Grafik und Realisation:
Almut Moritz

Druck:
Neef & Stumme GmbH & Co. KG
www.neef-stumme.de

Anzeigen:
INSPIRING NETWORK GmbH & Co.KG                                                                                                   AN T O N I A RU H L ,                                            TALISA FRENSCHKOWSKI,
Tel. +49 40 600 288 747
                                                                                                                                     AU T O R I N                                                         P O ST E R
v.samuel@inspiring-network.com
www.inspiring-network.com
                                                                                                                             » Die (Live-)Musik der Tiger                                           » Beim Neujahrskonzert
Dank an: die Redaktion der DEUTSCHEN                                                                                       Lillies bei ,Die Geschichte vom                                       im Stadttheater Gießen, wo der
BÜHNE, Melissa Korbmacher, die                                                                                            Franz Biberkopf‘ am Schauspiel                                           ganze Saal gefüllt war, ich
Hauptgeschäftsstelle, insbesondere
                                                                                                                               Frankfurt! Musik auf der                                           aber dennoch alles um mich
die Abteilung für Presse und Marketing,
das Team von INSPIRING NETWORK,                                                                                           Bühne beeindruckt mich, wenn         M E L ISSA KO RBM ACH E R ,         herum vergessen konnte. «
das Moks Bremen                                                                                                               sie einen eigenständigen            PRAKT IKANT IN BEI
                                                                                                                              künstlerischen Beitrag zur        D I E D E U T S CH E B Ü H N E
Titelbild:                                                                                                                       Inszenierung leistet. «
Anika Freytag
                                                                                                                                                                » Besonders beeindruckt hat
www.anikafreytag.com
                                                                                                                                                              mich die Oper ,Everest‘ von Joby
                                                                                                                                                               Talbot, in der es um ein Berg­
                                                                                                                                                             steigerunglück am Mount Everest
                                                                                                                                                               geht. Die Musik beschreibt die
                                                                                                                                                             Kälte des Berges und setzt sie in
                                                                                                                                                             Bezug zur ausweglosen Situation
                                                                                                                                                              der Protagonisten, das hat mich
                                                                                                                                                                       sehr berührt. «

                                                                                                                                                                                                        JULIA OPIT Z,
                                          Fotos: privat, Hubert Klotzeck (Julia Opitz), Yvonne Steiger (Cordula Treml)

                                                                                                                                AN I K A F REY TAG ,                                                      AU T O R I N
                                                                                                                                   T ITELBILD
                                                                                                                                                                                                 » Ein Konzert von Hauschka
                                                                                                                           » Ich bekomme Gänsehaut bei                                           in der Berliner Volksbühne
                                                                                                                         dem Stück von Pina Bausch ,Das                                          war ein prägendes Erlebnis.
                                                                                                                         Frühlingsopfer‘! Die Kombination                                            Die Kombination aus
                                                                                                                         des gewaltigen Musikstückes und                                            großem Theaterraum,
                                                                                                                          die stampfenden Geräusche der            CO R D U L A T R E M L ,       präpariertem Klavier und
DAS MAGAZIN                                                                                                                   Tänzer hauen mich um. «                   AUTORIN                     repetitiven Strukturen        07
FÜR T HEAT ER-                                                                                                                                                                                   der einzelnen Stücke hatte
                                                                                                                                                                                                                                  JUNGE BÜHNE

                                                                                                                                                               » In keiner Inszenierung hat            magische Kraft. «
BEGEIST ERT E AB                                                                                                                                              mich Musik bisher so enerviert
14 JAHREN                                                                                                                                                       wie bei ,Die Räuber‘ in der
WWW.JUNGE-                                                                                                                                                     Regie von Ulrich Rasche am
BÜHNE.DE                                                                                                                                                       Residenztheater München! «
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
Christian Friedel hinter
              den Kulissen des Düssel-
              dorfer Schauspielhauses

08
JUNGE BÜHNE

                                           Foto: Sandra Then
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
INT ERVIEW

» ALS
JUGENDLICHER
WAR
ICH EXTREM
VON MIR
ÜBERZEUGT «
CHRISTIAN FRIEDEL ist Schauspieler, Regisseur und Musiker.
Mit seiner Band „Woods of Birnam“ spielt er Theater und             09

Konzerte. Im Interview verrät er uns, dass Musik im Schauspiel
                                                                    JUNGE BÜHNE

für ihn schon bei der Sprache beginnt und warum er
sich manchmal schämt, wenn er an seine Jugend zurückdenkt
MusikTHEATER - Nr12 - Im Fokus - die junge bühne
RUBRIK

                                                                  1997 als Rudi (links) in
                                                                „Die Fabrik“ am Theater der
                                                                Landeshauptstadt Magdeburg

                Christian Friedel
              als Hamlet am Staats-
              schauspiel Dresden

                                                                                       Rock kann er auch:
                                                                                    Christian Friedel bei
                                                                                    der Verleihung des
                                                                                    Deutschen Theaterpreises
                                                                                    DER FAUST in Leipzig

                                        1990 mit Wikingerhelm
 10                                   in „Ein Volksfeind“ am
JUNGE BÜHNE

                                      damaligen Maxim Gorki
                                      Theater Magdeburg
INT ERVIEW: DET LEV BAUR, ELISA GIESECKE
                                                                                                                                                         -------------------------------
                                                                                                                                                         Wenn man Theaterproduktionen
                                                                                                                                                         sieht, in denen du mitspielst, fällt auf,
                                                                                                                                                         dass Musik eine große Rolle spielt.
                                                                                                                                                         Funktioniert Theater für dich nur über
                                                                                                                                                         Musik?
                                                                                                                                                              Selbst Sprache hat ja eine eigene Mu-
                                                                                                                                                         sikalität und Rhythmus, deswegen braucht
                                                                                                                                                         man nicht immer eine Band im Theater.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Christian
                                                                                                                                                         Heute wird das fast inflationär eingesetzt;
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Friedel, Elisa
                                                                                                                                                         was vor einigen Jahren auf der Bühne die                                                                                                     Gie­secke und
                                                                                                                                                         Leinwand war, ist heute die Liveband. Des-                                                                                                   Detlev Baur
                                                                                                                                                         wegen finde ich es auch faszinierend,                                                                                                        (v. l.) trafen sich
                                                                                                                                                         wenn man es schafft, allein über Sprache                                                                                                     im Düsseldorfer
                                                                                                                                                         Atmosphären zu erschaffen. Musiziert                                                                                                         „Central“
                                                                                                                                                         wurde schon immer im Theater; ich glau-
                                                                                                                                                         be, Theater funktioniert aber auch ohne.
                                                                                                                                                         Gerade im Film wird Musik häufig als Ma-
                                                                                                                                                         nipulationsmittel eingesetzt, um dem Zu-
                                                                                                                                                         schauer zu zeigen, was er fühlen muss;                                                          » Man sollte nie
Fotos linke Seite: Sebastian Hoppe (Hamlet), Jürgen Banse (schwarz-weiß-Bilder), Markus Nass (Deutscher Theaterpreis); Fotos rechte Seite: Sandra Then

                                                                                                                                                         aber zu merken, dass man das gar nicht
                                                                                                                                                         braucht, ist auch ganz toll.
                                                                                                                                                                                                                                                     etwas persönlich nehmen
                                                                                                                                                         Könntest du dir also auch vorstellen,                                                          in diesem Beruf. «
                                                                                                                                                         wieder in einer Inszenierung ohne
                                                                                                                                                         Musik zu spielen?
                                                                                                                                                              Absolut, ich wünsche es mir regel-
                                                                                                                                                         recht. Wenn ich mit meiner Band Musik           » Als Schauspieler habe
                                                                                                                                                         mache, ist das eine eigene Form des künst-
                                                                                                                                                         lerischen Ausdrucks. Ich brauche das aber      ich sogar die Sehnsucht,
                                                                                                                                                         nicht unbedingt in jedem Stück. Als              mal nicht zu singen. «
                                                                                                                                                         Schauspieler habe ich sogar die Sehnsucht,
                                                                                                                                                         mal nicht zu singen. Deswegen mochte
                                                                                                                                                         ich auch Inszenierungen wie „Don Carlos“      unzähligen Bandprojekten, Musikprojek-        heraus entstanden und aus dem Wunsch,
                                                                                                                                                         oder „Arturo Ui“ in Dresden, in denen ich     ten, Kassetten, die man sich jetzt nicht      etwas atmosphärisch so zu erzählen, dass
                                                                                                                                                         nicht gesungen habe, extrem.                  mehr anhören möchte. (lacht) An der           das Publikum so begeistert ist, wie ich es als
                                                                                                                                                         Warum sind Theaterstücke mit Musik,           Otto-Falckenberg-Schule hatte ich dann        Kind im Theater war.
                                                                                                                                                         wie du sie machst, so beliebt?                einen tollen klassischen Gesangslehrer;       Gab es in deiner Kindheit und Jugend
                                                                                                                                                              Die Musik öffnet durch Emotionen         das hilft natürlich sehr, wenn man so viel    wichtige Personen, die dich gefördert
                                                                                                                                                         viel schneller Türen bei den Zuschauern;      sprechen und singen muss.                     haben?
                                                                                                                                                         sie ist da fast etwas simpel. Andererseits    Regie führst du ja nun auch noch …                 Die Freien Kammerspiele Magdeburg
                                                                                                                                                         sind solche Stücke im Repertoire natür-            Ursprünglich wollte ich Regisseur wer-   haben mich geprägt, das war ein sehr in-
                                                                                                                                                         lich wichtig. Gerade bei „Hamlet“ haben       den, bis mir ein Regisseur sagte, du hast     novatives Theater. Es gab dort einige Insze-
                                                                                                                                                         wir gemerkt, dass auch jüngere Zuschauer      Talent, mach aber erst einmal eine Schau-     nierungen und Gastspiele von Regisseu-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    11
                                                                                                                                                         durch die Musik viel zugänglicher waren       spielausbildung und sammle Erfahrungen.       ren, die mich durch ihre Bildhaftigkeit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  JUNGE BÜHNE

                                                                                                                                                         für das Stück.                                Und so habe ich mich an Schauspielschu-       und atmosphärische Sprache sehr faszi-
                                                                                                                                                         Wie bist du zur Musik gekommen?               len beworben. Ich habe aber immer paral-      niert haben. Diese Eindrücke haben sich
                                                                                                                                                              In meiner Kindheit habe ich immer        lel Regieprojekte mit Jugendlichen ge-        so tief eingepflanzt, dass ich immer wieder
                                                                                                                                                         gesungen, das lief eigentlich immer paral-    macht. Dieser Wunsch, Regisseur zu            daran anknüpfe. Und natürlich gab es im
                                                                                                                                                         lel zum Schauspielen. Es ging weiter mit      werden, ist aus dem Drang des Erzählens       Jugendclub des Theaters Magdeburg, in
RUBRIK

                                                                                                                              Christian Friedel mit Yi-An
                                                                                                                           Chen in „Der Sandmann“ am
                       C H R I ST I A N F R I E D E L                                                                      Düsseldorfer Schauspielhaus

                   » 1979 in Magdeburg
                   geboren
                   » Schauspielstudium
                   in München an der Otto-
                   Falckenberg-Schule                   dem ich war, und später in der Schauspiel­    habe. Ich hatte eher die Idee, dem Künst­
                   » erste Rollen am Baye-              schule immer wieder Begegnungen, die          ler, der uns diese Worte schenkt, nachzu­
                   rischen Staatsschauspiel             mich in meiner Arbeit beeinflusst haben.      spüren. Dass das aber immer wieder zu
                   und an den Münchner                  In euren Musikvideos, aber auch im            den Themen hinläuft, die einen selbst fas­
                   Kammerspielen                        Shakespeare-Abend kommt ein gewis-            zinieren, wurde mir erst später bewusst.
                   » Ensemblemitglied am                ser Hang zur Morbidität zum Ausdruck,         Deine Bandkollegen kommen aus dem
                   Schauspiel Hannover und              der sehr an Gothic-Rock-Bands, das            Elektropop – waren sie sofort begeis-
                   anschließend am Staats-              Wave-Gothic-Treffen in Leipzig und so         tert davon, Shakespeare zu vertonen?
                   schauspiel Dresden                   weiter erinnert. Du bist ja im Osten              Sie waren sehr neugierig. Durch die
                   » 2009 spielte er den Dorf­
                                                        aufgewachsen, hat diese Gothic-Le-            Arbeit an „Hamlet“ haben sie immer
                   lehrer in Michael Hanekes Film       bensart dich geprägt, beziehungswei-          mehr Blut geleckt, und plötzlich fand eine
                   „Das weiße Band“. Weitere            se warst du Teil davon?                       richtige Auseinandersetzung mit Shakes­
                   Filmrollen: „Russendisko“, „El-           Jeder Ossi ist bestimmt irgendwo         peare statt. Es war schön zu sehen, wie die
                   ser“, „Die Dasslers“                 auch ein versteckter Goth (lacht). Das The­   Jungs sich haben faszinieren lassen von
                                                        ma Tod hat mich aber schon sehr früh          der Sprache und den Bildern und dass da­
                   » 2011 Gründung der Band
                   „Woods of Birnam“                    fasziniert. Durch den Tod meines Opas         raus dann Klänge entstanden sind.
                                                        wurde ich damit zum ersten Mal direkt         „Das weiße Band“ von Michael
                   » seit 2016/17 Gast am               konfrontiert, und auch meine Eltern sind      Haneke, in dem du mitgespielt hast,
                   Staatsschauspiel Dresden
                                                        beide früh verstorben. Somit ist der Tod      wurde für den Oscar nominiert,
                   und am Düsseldorfer
                   Schauspielhaus. Rollen u. a.:
                                                        immer einerseits verbunden mit der            auch die „Goldene Palme“ in Cannes
                   Hamlet in „Hamlet“, Natha-           Angst davor, aber auch mit der Faszina­       habt ihr dafür bekommen. Was für
                   nael in „Der Sandmann“               tion, was das für ein Zustand ist, ohne den   eine Welt ist das, in die man dort ein-
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                                                        diese intensive Form des Lebens gar nicht     taucht? Und brauchst du diese Form
                   » 2017 Regie „Antigone“ am
                                                        existieren würde. Ich denke, auch meine       der Anerkennung?
                   Deutschen Theater Göttingen,
JUNGE BÜHNE

                                                        Musik hat daher immer ein bisschen eine           Jeder Schauspieler braucht Anerken­
                   8. September 2018 zweite
                   Regiearbeit: „Schwanenge-            Tendenz zur theatralischen Schwere.           nung für seine Arbeit. (lacht) Dieses Jahr
                                                                                                                                                            Foto: Lucie Jansch

                   sang“ nach Franz Schubert am         Shakespeare passt dazu auch gut …             2009 mit den vielen Preisen und dem gan­
                   Deutschen Theater Göttingen              Ja, obwohl ich das Thema Tod vorder­      zen Blitzlichtgewitter war etwas, wovon
                                                        gründig gar nicht in seinen Texten gesucht    man als Jugendlicher geträumt hat. Und
Houseclub Anzeige Junge Bühne.qxp_Layout 1 03.08.18 17:02 Seite 1

                                                             HAU

ja, das war auch toll; aber man merkt mit
der Zeit, dass es nicht das ist, was man sich
davon verspricht. Von Popularität verspre-
che ich mir viel eher, dass ich genau in der
Vielfalt weiterarbeiten kann, wie ich es
jetzt tue. Früher war das Berühmtsein
schon ein Antrieb für mich, aber man
merkt, dass dieses Business eben doch sehr
oberflächlich ist. Das habe ich auch beim
Eurovision Song Contest gemerkt („Woods
of Birnam“ traten 2016 mit „Lift Me Up (From
The Underground)“ beim deutschen Vorent-
scheid zum Eurovision Song Contest an; Anm.
d. Red.). Nachdem ich diesen Mainstream-
zirkus hinter den Kulissen hautnah miter-
leben konnte, war ich plötzlich wie geheilt
                                                             ➞ hebbel-am-ufer.de/programm/houseclub
von dem Wunsch, „Popstar“ werden zu
wollen. Es ist zwar bis zu einem Grad                          facebook.com/groups/HAU.Houseclub/
wichtig, den roten Teppich oder das Blitz-                     Tel +49 (0)30 259 004 -87
lichtgewitter mitzunehmen, um Aufmerk-
                                                ANZEIGEN

samkeit zu generieren; aber das führt jetzt
nicht dazu, dass ich eine Homestory mit
der Bunten machen will.
Wie empfindest du die Arbeit als Film-
schauspieler im Vergleich zur Arbeit
als Theaterschauspieler? Das ist ja ein
jeweils ganz anderes Spielen.
     Im Film ist es toll, dass man mit ganz
wenig Aufwand spielen kann, man muss ja
nicht wie im Theater bis zur 25. Reihe
                                                                                   — premieren —
                                                                                   Die melancholische Seite meines Steuerberaters
durchkommen, man kann sehr bei sich                                                Lukas Linder | Uraufführung
bleiben, viel über die Augen, das Innere                                           DT–1 | Premiere 27. Oktober 2018             1 6+

erzählen. Was ich beim Film nicht mag, ist                                         Biografie: Ein Spiel | Max Frisch
                                                                                                                                   1 6+
das Unterbrochene, dass man in den Sze-                                            DT–2 | Premiere 26. April 2019
nen springt. Bei „Elser“ zum Beispiel muss-                                        Die Blechtrommel | Günter Grass
                                                                                                                                   15+
te ich mir mitten in den Dreharbeiten die                                          DT–2 | Premiere 23. September 2018

Haare komplett abrasieren, weil die KZ-Sze-                                        Macbeth | William Shakespeare
                                                                                   DT–1 | Premiere 13. April 2019                  15+
ne nicht am Ende gedreht werden konnte.
Danach spielte ich dann mit Perücke das                                            Märtyrer | Marius von Mayenburg
                                                                                                                                   15+
Kennenlernen mit meiner Geliebten. Das                                             DT–2 | Premiere 7. Juni 2019

finde ich seltsam. Am Theater finde ich toll,                                      Fabian | Erich Kästner
                                                                                                                                   14+
dass du einen Charakter jeden Abend von                                            DT–1 | Premiere 16. März 2019

Neuem erzählen musst und dass du unmit-                                            norway. today | Igor Bauersima
                                                                                                                                    4+
                                                                                   DT–2 | Premiere im Laufe der Spielzeit 2018/19 1
telbar die Reaktion des Publikums spürst.
Das fehlt mir beim Film.                                                           Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer
                                                                                   Michael Ende                                            13
Gibt es einen Unterschied in der Er-                                               DT–1 | Premiere 11. November 2018
                                                                                                                                   6+
                                                                                                                                          JUNGE BÜHNE

arbeitung von Figuren der Zeitge-
schichte wie Georg Elser oder einer
literarischen Figur wie Hamlet?
    Im Fall von Georg Elser, aber auch                                             Karten und Infos
Adi Dassler gibt es nicht so viel Bild-,                                           0551.49 69-300
                                                                                   www.dt-goettingen.de
INT ERVIEW

              Video- oder Audiomaterial, sodass man                 Klar, die gibt es. Es gibt auch Inszenie-   scheitern kann. Ich zermartere mir nicht
              auch eine gewisse Freiheit hat bei der Ent-      rungen, wo man denkt, hoffentlich kom-           den Kopf mit dramaturgischen Fragen,
              wicklung der Figuren. Man versucht,              men die nicht über zehn Vorstellungen            sondern ich versuche, im Moment Sachen
              durch Informationen, durch Bücher oder           hinaus. Ich habe mich schon selbst in In-        auszuprobieren. Mein persönliches High-
              indem man mit Zeitzeugen spricht, sich           szenierungen gelangweilt, das ist zermür-        light war „Der Kaufmann von Venedig“ in
              ein Bild von der Person zu machen und            bend, aber man muss sich eben motivie-           Dresden. Die Männer haben darin die
              das mit der eigenen Persönlichkeit zu ver-       ren. Ich versuche dann einfach, positiv zu       Frauenrollen gespielt, wie das eben zu
              binden. Mein Anspruch ist, mich zu ver-          denken und mir zu sagen, wie toll es ist,        Shakespeares Zeiten gemacht wurde, und
              wandeln, deshalb bin ich Schauspieler            dass ich hier auf der Bühne stehen kann,         der Regisseur Tilmann Köhler hat eine
              geworden, aber man merkt mit der Zeit,           andere würden sich die Finger lecken.            Abendprobe einfach laufen lassen, wir ha-
              dass man viel von sich mit reinbringen           Dann ist das wie ein Bühnenethos, indem          ben zweieinhalb Stunden nur improvi-
              muss, damit es möglichst authentisch rü-         man sagt, ich versuche jetzt alles zu geben,     siert. Das war so großartig, darüber spre-
              berkommt. Im Theater ist der Probenpro-          auch wenn es schwerfällt. Ich spiele ja für      chen wir heute rückblickend immer noch.
              zess toll; da kannst du dich ausprobieren,       die Zuschauer und nicht für die eigenen          Auch Michael Haneke war in der Hinsicht
              das gibt es beim Film nur selten.                Befindlichkeiten.                                ein Mentor, weil er schon durch die Beset-
              Wenn du merkst, dass eine Inszenie-              Machst du dir vor Probenbeginn viele             zung die halbe Arbeit gemacht hat. Beim
              rung nicht so gut läuft und du jeden             Gedanken über deine Rolle?                       Dreh hat er dann kaum gearbeitet, er hat
              Abend kämpfst, gibt es da Momente,                   Eigentlich gehe ich gerne unmittelbar        vielmehr die Schauspieler losgelassen.
              wo du keine Lust mehr hast, auf die              auf die Proben, ich mag den Moment des           Was du erzählst mit der Figur, hat er schon
              Bühne zu gehen?                                  Nichtwissens, auch, dass etwas vielleicht        beim Casting gesucht und gefunden. Das
                                                                                                                war faszinierend.
                                                                                                                Im Gespräch wirkst du eher zurückhal-
                                                                                                                tend. Woher nimmst du die Expressivi-
                       I N S I D E RW I SS E N
                                                                                                                tät und Explosivität, wenn du auf der
                                                                                                                Bühne stehst?
                     CHRISTIAN FRIEDEL UND DIE BAND „WOODS OF BIRNAM“
                                                                                                                     Das klingt vielleicht blöd, aber ich war
                     Christian Friedel gründete 2011 gemeinsam mit vier Musikern der Band „Polar-
                                                                                                                als Jugendlicher extrem von mir überzeugt.
                     kreis 18“ („Allein, allein“) die Band „Woods of Birnam“, deren Name nach dem
                                                                                                                Es gibt Dinge, für die ich mich im Nachhi-
                     Wald in Shakespeares Drama „Macbeth“ benannt ist. Ihr Song „I’ll Call Thee
                                                                                                                nein noch schäme. In den Proben war ich
                     Hamlet“ wurde 2014 der Titelsong zu Til Schweigers Film „Honig im Kopf“. Ende
                                                                                                                teilweise ein unglaublicher Usurpator. Wir
                     2016 hatte „Searching for William“ am Staatsschauspiel Dresden Premiere;
                                                                                                                haben den Jugendclub selber übernom-
                     Christian Friedel übernahm dabei auch die Regie. Alle Shakespeare-Songs der
                                                                                                                men, weil unsere Leiterin gewechselt hat,
                     Band bilden die Grundlage für diesen musikalischen Schauspielabend. „Woods
                                                                                                                und plötzlich waren wir die Chefs. Dabei
                     of Birnam“ haben bisher zwei Studioalben herausgebracht: „Woods of Birnam“
                                                                                                                hatten wir überhaupt keine Ahnung, wir
                     erschien 2014, seit 2017 ist das Doppelalbum „Searching for William“ auf dem
                                                                                                                waren ja auch keine Theaterpädagogen,
                     Markt. Im September 2018 erschiendas dritte Album, „Grace“.
                                                                                                                und haben teilweise auch Vorsprechen
                                                                                                                durchgeführt. Die Leute begegneten mir
                     „DANKE AN DEN DIEB“ – SO HABEN DER SCHAUSPIELER UND SEINE
                                                                                                                einerseits mit Faszination und mit Ab-
                     BANDMITGLIEDER SICH KENNENGELERNT:
                                                                                                                scheu, weil ich eben so war. Irgendwann
                     Christian Friedel hatte sich gerade erst ein neues Auto von der Gage für seine
                                                                                                                habe ich dann gemerkt: Du musst deine
                     Rolle in „Das weiße Band“ geleistet, als es während einer Probe vor dem Theater
                                                                                                                Schauspieler lieben, du musst dein Team
                     in Dresden gestohlen wurde. Im Auto befand sich eine CD aus den Anfängen von
                                                                                                                lieben – und mit dieser Reife konnte ich
                     „Polarkreis 18“, die es nicht auf dem Markt gab. Er kontaktierte das Management
                                                                                                                dann plötzlich alle ins Boot holen. Und da
                     der Band wegen eines neuen Exemplars, und dieses lud ihn prompt ein, doch
                                                                                                                war mir klar, nur so können Dinge entste-
                     persönlich vorbeizukommen und die Band kennenzulernen. Schnell entstand eine
                                                                                                                hen, die du alleine gar nicht leisten kannst.
 14                  Freundschaft zwischen den Künstlern, und da Christian Friedel zu der Zeit keine
                                                                                                                Aber dieses Brennen für etwas, das habe ich
                     eigene Band hatte, unterstützten vier Musiker von „Polarkreis 18“ ihn auf einer
JUNGE BÜHNE

                                                                                                                schon sehr von meinen Eltern mitgenom-
                     Tour. Das klappte so gut, dass die Musiker mit Friedel „Woods of Birnam“, zunächst
                                                                                                                men, die aus ganz anderen Berufen kamen,
                     als Nebenband zu „Polarkreis 18“, gründeten. Als „Polarkreis 18“ schließlich eine
                                                                                                                aber darin sehr leidenschaftlich waren.
                     künstlerische Pause einlegten, konzentrierte man sich auf „Woods of Birnam“.
                                                                                                                Du bist beruflich viel unterwegs. Reist
                                                                                                                du privat auch gerne?
G E TS
     Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich viel mehr rei-
                                                                                       JES LOUD
sen, ich liebe es. Ich freue mich auch, weil wir mit dem                                DIE SPIELZEIT 2018/2019
„Sandmann“ auf Gastspielreise nach New York, Washing-                                            AM JES:
ton, Schanghai und in diverse andere Städte gehen. Ich
liebe es aber auch als Musiker, von anderen Kulturen et-
was mitzunehmen. Ich würde gerne mal eine Weltreise
                                                                                                DER STEPPENWOLF
                                                                                                      ca. 15+
                                                                                                        von HERMANN HESSE
machen, nach der Schule wäre eigentlich die Gelegenheit                                       (Für die Bühne eingerichtet von Joachim Lux)
                                                                                                         Regie Brigitte Dethier
gewesen, aber da steckte ich so verbissen in Regieprojek-                                         PREMIERE am 3. NOVEMBER 2018
ten.
Welche Tipps würdest du Jugendlichen geben, die                                               ROSE IST EINE ROSE
Schauspieler oder Sänger werden wollen?                                                         IST EINE
                                                                                                      ca. 6+
                                                                                                             ROSE
     Wenn man das wirklich werden will, dann wird man                                      nach Gertrude Steins Roman „Die Welt ist rund“
                                                                                              (aus dem Englischen von Michael Mundhenk)
das auch, davon bin ich überzeugt. Heutzutage gibt es                                                  Regie Hannah Biedermann
                                                                                                   PREMIERE am 23. FEBRUAR 2019
durch die Bürgerbühnen und die Jugendclubs so viele
Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Ich kann jedem nur                                            EIN NEUES
sagen, ausprobieren, machen, sofort loslegen und daran                                        TANZTHEATERSTÜCK
glauben und dranbleiben. Ich habe mich siebenmal an                                              FÜR ca.KINDER
Schauspielschulen beworben, und schließlich hat es ge-                                                    4+
                                                                                                    Choreografie, Regie Nicki Liszta
klappt. Man sollte querbeet schauen, jeder wird seine                                                PREMIERE am 9. März 2019

Schule finden. Viele Jugendliche haben nicht die Unter-
                                                                                                            WIR/DIE
stützung von ihren Eltern, aber auch das kann einen dazu                                                       ca. 12+

                                                                             ANZEIGE
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anspornen, sich von ihnen zu emanzipieren und eine ei-                                      (Aus dem Niederländischen von Gabriel Frericks)
                                                                                                       Regie Paulina Neukampf
genständige Künstlerpersönlichkeit zu werden. Wenn                                                  PREMIERE am 27. April 2019

man aber nur Geld verdienen oder berühmt werden
möchte, sind das keine guten Kriterien, um in die Kunst
                                                                                                   EINE DEUTSCH-
zu gehen, das sollte man wissen. Und man muss natürlich                                              TÜRKISCHE
auch wissen, dass das Schauspielerleben ein Nomadenle-                                              PRODUKTION
                                                                                                         ca. 8+
ben ist, man ist ständig in Bewegung und muss es auch                                                    Regie Anne Wittmiß
                                                                                                      PREMIERE am 29. Juni 2019
bleiben. Und ganz wichtig: Man sollte nie etwas persön-
lich nehmen in diesem Beruf.                                                               KLASSENZIMMERSTÜCK
                                                                                                   ca. 12+
                                                                                                         VON MILAN GATHER
                                                                                                       Regie Sebastian Schwab
                                                                                                     PREMIERE im Frühjahr 2019

                                                                                        Informationen zu weiteren Neuproduktionen, Projekten,
                                                                                       unserem Repertoire sowie zu unserer aktuellen Arbeit unter:

                                                                                       www. jes-stuttgart.de

                                                D E T L E V B AU R

                                          Der Autor dieses Interviews ist
                                       stellvertretender Chefredakteur des
                                        Magazins DIE DEUTSCHE BÜHNE.
                                         Seit 2007 erscheint unter seiner
                                                                                                                                                      15
        E L I SA G I ES E CK E              Leitung die JUNGE BÜHNE.
                                                                                           J                 E S
                                                                                                                                                     JUNGE BÜHNE

    Die Autorin dieses Interviews
  ist Redakteurin beim Deutschen
 Bühnenverein und u. a. mitverant-
                                                                                          www. jes-stuttgart.de
   wortlich für die JUNGE BÜHNE.
OPER

                 OPER IST NICHT NORMAL
                              Unsere Autorin besuchte den Chefdramaturgen
                            der Komischen Oper Berlin. Sie sprachen über das
                                 Komische in der Oper und darüber, wie
                            kompliziert die Erstellung eines Opernspielplans ist
                                                             eigene Welt erschafft. Allein, dass Men-         chen Opernwerken der nächsten Spielzeit
              T EXT: ANTONIA RUHL                            schen sich drei Stunden lang ansingen, ist       geht es um Stadt, Metropolen, Berlin. Öff-
              ---------------------------                    nicht normal“, sagt Ulrich Lenz, Chefdra-        nung, Begegnung mit den Bewohnerin-
                                                             maturg der Komischen Oper. In dieser             nen und Bewohnern schreibt die Komi-
              Die Komische Oper Berlin hat in der            Funktion ist er maßgeblich an der Spiel-         sche Oper Berlin in Großbuchstaben.
              Spielzeit 2017/2018 ihren 70. Geburtstag       plangestaltung des Opernhauses beteiligt,        Denn „komisch“ bezieht sich nicht nur
              gefeiert. Das ist für ein Opernhaus sensati-   der kleinsten der drei Berliner Opern, die       auf die französische Gattung der „Opéra
              onell jung, aber dennoch gilt: Jünger wird     im Herzen der Hauptstadt zwischen Bran-          comique“, sondern meint auch ein volks-
              die Oper nicht. Ebenso wenig kann sie          denburger Tor und Alexanderplatz liegt.          und publikumsnahes Theater, das jeder
              schnell auf weltpolitische Veränderungen       In seinem Büro treffen wir uns zum Ge-           Person zugänglich ist. Dieses Selbstver-
              reagieren. Aber das ist auch gar nicht der     spräch, vormittags, bevor er zur Probe           ständnis spiegelt sich im breiten Rahmen-
              Anspruch: „Oper ist eine zeitlose Kunst,       muss. Probiert wird Dmitri Schostako-            programm, das das Haus anbietet. „Unsere
              die die Emotionalität anspricht und eine       witschs „Die Nase“ in der Regie von Barrie       Musiktheaterpädagogik macht vielzählige
                                                                              Kosky, dem Lenz als Dra-        Angebote“, erzählt Ulrich Lenz. „Wir
                                                                              maturg kritisch-beratend        möchten dabei nicht zu viel erklären, son-
                                                                              zur Seite steht. In zahlrei-    dern den Spaß an Oper über das Spieleri-

                                                                                                              Das Leitungsteam: Susanne Moser, Ainārs
                                                                                                              Rubiķis und Intendant Barrie Kosky (v. l.)
                                                                                Kurz vor der Vorstellung:
                                                                              Das Opernhaus ist rappelvoll!

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JUNGE BÜHNE

                Die Komische
                Oper Berlin bei Nacht
sche und über das eigene Ausprobieren                                                                                  Weil die musikalische Dimension hin-      zertreihen und Livestream-Einrichtungen
vermitteln.“ Die einzelnen Projekte sind                                                                          zukommt, ist die Organisation in der Oper      sind geplant, außerdem Kantinengespräche
auf verschiedene Altersstufen zugeschnit-                                                                         noch komplizierter als im Schauspiel. Für      und Opernfrühstücke, Salons und Führun-
ten – ob Grundschul-, Teenager- oder Aus-                                                                         jede Oper gibt es eine spezifische Stimm-,     gen. Das interkulturelle Projekt „Selam
bildungsalter. Und für die besonders Be-                                                                          Orchester- und Chorbesetzung. Das künst-       Opera!“ wird seit 2011 kontinuierlich aus-
geisterten gibt’s den Opernscout-Club.                                                                            lerische Team ist daher von vornherein an      gebaut, hier finden sich Formate wie
                                                                                                                  viele Bedingungen gebunden. Ein Theater-       „Operndolmuş“ oder „Pop-up-Opera“, die
     Die Entstehung eines Spielplans ist                                                                          stück zum Beispiel kann man nach Belie-        aktiv in die Stadt hineingehen. Und welche
abhängig von unüberschaubar vielen Fak-                                                                           ben kürzen, umschreiben, mit zusätzlichen      Inszenierung an der Komischen Oper Ber-
toren. Um nur einige zu nennen: Ein                                                                               Texten ergänzen. In der Oper geht das          lin legt Ulrich Lenz Jugendlichen beson-
Spielplan muss künstlerisch und inhalt-                                                                           nicht so leicht. Das wiederum bedeutet         ders ans Herz? Mozarts „Zauberflöte“, in-
lich zum Profil des Theaterhauses passen.                                                                         aber nicht, dass Oper nichts Neues mehr        szeniert von der britischen Theatergruppe
Er muss logistisch machbar sein. Er will                                                                          entdecken, nicht experimentieren kann.         1927 und Barrie Kosky, ist ab Herbst 2018
innovativ sein und möglichst viele Men-                                                                           Im Gegenteil: Ein Blick auf die nun anbre-     wieder an der Komischen Oper Berlin zu
schen ansprechen. „Eigentlich ist es ein                                                                          chende Spielzeit an der Komischen Oper         sehen. Na? Worauf warten wir noch?
bisschen wie Tetris spielen“, erzählt Ulrich                                                                      beweist, was alles (denk-)möglich ist, wenn
Lenz.                                                                                                             die Lust am Suchen unerschöpflich ist.

     Es ist jetzt Mitte Mai, die Spielzeit                                                                             Sieben Premieren und vierzehn Wie-
2017/18 geht bereits ihrem Ende entgegen.                                                                         deraufnahmen stehen auf dem Programm
Während das Spielzeitheft für die kom-                                                                            – sowie eine Uraufführung. „M – Eine Stadt
mende Saison veröffentlicht wurde, geht                                                                           sucht einen Mörder“, nach dem Kriminal-
die Planung für die darauffolgende Spiel-                                                                         film von 1931, wird für die Komische Oper
zeit bereits in die Endphase. Und vom Jahr                                                                        Berlin vertont. Drei Festivals, mehrere Kon-
danach stehen auch schon 90 Prozent des                                                                                                                                           ANTONIA RUHL
Spielplans. Da kommt man manchmal
durcheinander: „Es gibt eine Phase der                                                                                                                               Die Autorin dieses Artikels studiert u. a.
Überschneidung, in der sich drei Spielzei-                                                                                                                              Theaterwissenschaft an der Freien
ten überlappen“, fügt der Chefdramaturg                                                                                                                            Universität Berlin. Zudem arbeitet sie in der
hinzu.                                                                                                                                                                   Off-Theaterszene und absolviert
                                                                                                                                                                   Dramaturgiehospitanzen. Seit 2017 ist sie als
                                                                                                                                                                 freie Mitarbeiterin für die JUNGE BÜHNE tätig.

                                                                                                                       U L R I CH L E N Z
                                                                                                                                                                    Wie geht Oper? Hier dürfen
                                                                                                                      » Studium der Musikwissenschaft,              es alle selbst ausprobieren!
Vorabfoto für „Der Zauberer von                                                                                       Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte
                                                                                                                      in München, Berlin und Mailand
                                         Fotos: Gunnar Geller (links), Jan Windszus Photography (weitere Fotos)

Oz“, Premiere am 28. 10. 2018
                                                                                                                      » während des Italienaufenthaltes Kor-
                                                                                                                      respondent der Tageszeitung „Die Welt“
                                                                                                                      » seit 1997/98 in der Dramaturgie tätig,
                                                                                                                      zunächst an der Staatsoper in Stuttgart,
                                                                                                                      später an den Theatern in Linz und
                                                                                                                      Mannheim
                                                                                                                      » 2006 bis 2011 Chefdramaturg an der
                                                                                                                      Staatsoper Hannover
                                                                                                                      » seit 2012/13 Chefdramaturg an der
                                                                                                                      Komischen Oper Berlin
PORT RÄT

              MUSIK
              IM
              BLUT
              Zu Besuch bei einer
              der außergewöhnlichsten
              Persönlichkeiten der
              Ballettwelt: Die 90-jährige
              deutsch-griechische
              Tänzerin, Ballettmeisterin
              und Choreologin
              GEORGETTE TSINGUIRIDES
              hat fast ihr gesamtes
              Leben dem Tanz gewidmet.
              Erst letztes Jahr wurde
              sie in den Ruhestand
              verabschiedet
 18
JUNGE BÜHNE
einer alten Ballettaufnahme
                                                                                                                       Georgette Tsinguirides auf

Fotos: private Aufnahmen von Georgette Tsinguirides, abfotografiert von Elisa Giesecke

                                19
    JUNGE BÜHNE
RUBRIK

                         Georgette Tsinguirides
                       bei Proben im Ballettsaal

                                                                                            Fotos: Stuttgarter Ballett (links und rechts oben und links unten), private Aufnahmen von
                                                                 „Einmal Tänzerin, im-
                                                               mer Tänzerin." – Georgette
                                                               Tsinguirides bei ihrem
                                                               letzten Bühnenauftritt

                                                                                            Georgette Tsinguirides , abfotografiert von Elisa Giesecke
                                  Notation von Georgette
                               zum Ballett „Onegin“ (links).
                               Ihre Garderobe/ihr Arbeits-
                               zimmer im Theater (rechts)

20
JUNGE BÜHNE
Ikone der Ballett-
           welt: John Cranko

            T EXT: ELISA GIESECKE                und habe früh mit Klavierspielen angefan-       ich das als neue Chance gesehen.“ Wieder
            --------------------                 gen; unsere Mutter hat gesungen, Klavier        zurück in Stuttgart begann ihre zweite
                                                 und Orgel gespielt. So war die Basis für mei-   Karriere als Choreologin, die sie an Com-
               90 Jahre lebendige Ballett­       ne Musikalität eigentlich schon gelegt“, er-    pagnien in der ganzen Welt führen und
               geschichte stehen vor mir.        zählt sie. Zum Tanz sei sie über die Gymnas-    die bis heute andauern sollte.
                Richtig bewusst wird mir         tik gekommen, denn es war in bestimmten
                das erst, als wir uns an der     Kreisen nicht so gerne gesehen, wenn man             Trotz ihres enormen Arbeitspensums
                Pforte des Stuttgarter           ans Theater ging. Es habe gewisse Vorurtei-     hatte Georgette Tsinguirides nie das Ge-
                 Opernhauses begrüßen.           le gegeben, Ballett war nicht fein genug.       fühl, in ihrem Leben etwas zu verpassen.
                 Reid Anderson, ein lang-        „Irgendwie haben meine Schwester und ich        „Die Hingabe für den Tanz ist etwas, was
                 jähriger Weggefährte und        es aber dann doch geschafft, hier an der        in einem drin ist, was man nicht verlassen
                  bis Ende der letzten Spiel-    Oper in den Ballettunterricht zu gehen, zu-     kann, und etwas, was man nicht erklären
                 zeit Intendant des Stutt-       nächst heimlich, später wurde es von der        kann. Es ist einfach so“, sagt sie. Während
garter Balletts, bezeichnete Georgette           Familie genehmigt“, lacht sie.                  unseres Gesprächs bin ich immer wieder
Tsinguirides einmal als „Ikone der Ballett-                                                      verblüfft, welche Stärke die 90-Jährige aus-
welt und Urmutter der Stuttgarter Com-               Ihren späteren Beruf als Choreologin        strahlt. Gerade erst hat sie eine schwere
pagnie“. Nicht nur, dass sie durch ihr tän-      hätte sie ohne diesen musikalisch-tänzeri-      Lungenentzündung überstanden und
zerisches und choreologisches Wirken             schen Grundstein vermutlich nur schwer          musste mehrere Wochen im Krankenhaus
über sieben Jahrzehnte weltweit zum Er-          ausüben können, bedarf es dazu doch ei-         verbringen. Richtig fassen kann sie noch
folg des Stuttgarter Balletts beigetragen        ner großen Vorkenntnis, eines geschulten        immer nicht, was ihr da widerfahren ist,
hat, sie hat auch alle die Ballettgöttinnen      Gehörs und Präzision. „Jeder Takt in der        galt sie stets als die Unverwüstliche, als
und -götter erlebt, die mich bereits als Ju-                                                     diejenige, die scheinbar nie müde wurde
gendliche faszinierten: Margot Fonteyn,                                                          und mit großer Disziplin und Leiden-
Yvette Chauviré, Marcia Haydée, Egon                                                             schaft für den Tanz lebte. „Man nimmt
Madsen, Birgit Keil, Richard Cragun – und          » Als Choreologe muss                         eine Ibuprofen und geht auf die Bühne,
natürlich John Cranko. Namen, die auf              man wissen, was in der                        man jammert nicht. Man erträgt Schmer-
ewig mit der Ballettgeschichte verknüpft                                                         zen, und man geht weiter. Tänzer zu sein
sein werden. Viel mehr Zeit für Sentimen-             Musik passiert. «                          ist mehr als ein Beruf, es ist eine Berufung,
talität bleibt mir in diesem Moment aller-                                                       dafür opfert man einiges“, so die ehemali-
dings nicht, die Grande Dame des Stutt-                                                          ge Ballerina.
garter Balletts steht etwas unter Ter-           Notation muss mit dem Takt in der Kla-
mindruck, noch immer ist sie eine gefrag-        vier- oder Orchesterpartitur synchron                Die Kraft, nicht aufzugeben, mag viel-
te Expertin auf ihrem Gebiet. Behende            sein. Das heißt, die Bewegungen, die ein        leicht auch dem Umstand geschuldet sein,
eilt die zierliche Dame mir voraus die           Tänzer innerhalb eines Taktes macht, sind       dass Georgette Tsinguirides, die 1928 in
Treppen des Verwaltungstrakts hinauf,            im Notationsauszug genau aufgezeichnet.         Stuttgart geboren wurde, als Kind und Ju-
durch Trainingssäle hindurch, nickt hier         Kurz gesagt, als Choreologe muss man wis-       gendliche den Zweiten Weltkrieg miterle-
und da einem vertrauten Gesicht zu,              sen, was in der Musik passiert“, so die Ex-     ben musste. Ihre Heimatstadt wurde
grüßt, umarmt bis ins Foyer hinein, wo           pertin. Als John Cranko, dem sie bis dahin      53-mal angegriffen, der schwerste Luftan-
unser Interview stattfinden soll. Ihre Ab-       immer wieder assistiert hatte, sie Mitte der    griff erfolgte Mitte September 1944, etwa
sätze klackern geschäftig über den Stein-        1960er-Jahre fragte, ob sie in London Cho-      ein Jahr, bevor das Mädchen als Chortän-
boden, so, wie sie es die letzten Jahrzehnte     reologie studieren wolle, um seine Ballette     zerin an die Württembergischen Staats-
vermutlich täglich getan haben, bevor sie        aufzeichnen zu können, hatte er ihr Talent      theater verpflichtet wurde. „Nach der
im vergangenen Jahr in den (ungeliebten)         schon längst erkannt. Sie willigte ein und      Bombardierung sind wir aus dem Luft-
Ruhestand verabschiedet wurde.                   drückte für ein Jahr wieder die Schulbank.      schutzkeller gerannt und haben erst ein-
                                                 Einfach war das für sie nicht. „Wenn man        mal geschaut, ob die Oper noch steht. Für        21
     Was in ihrer Kindheit zuerst da gewe-       sich immer bewegt hat und plötzlich ge-         uns war dieses Haus so wichtig. Wir haben
                                                                                                                                                 JUNGE BÜHNE

sen sei, frage ich Georgette Tsinguirides, als   zwungen ist, von morgens bis abends zu          Dinge notdürftig repariert, bei den ersten
wir es uns unter Kronleuchtern zwischen          sitzen, kann man schon mal verzweifeln“,        Vorstellungen war es kalt, von oben hat es
Marmorsäulen bequem gemacht haben,               meint sie. „Ich wusste aber natürlich, dass     getropft, aber wir waren so glücklich, auf
Musik oder Tanz. „Ich bin in eine sehr mu-       Crankos Werke so wichtig sind, dass man         der Bühne sein zu können“, erinnert sie
sikalische Familie hineingeboren worden          sie verschriftlichen muss, von daher habe       sich. Spitzenschuhe gab es nur noch weni-
RUBRIK

                                                                                                                         Georgette
                                                                                                                       Tsinguirides an ihrer
                                                                                                                       alten Ballettstange

                       G E O RG E T T E T S I N G U I R I D ES

                                                                                                                                                         Fotos: privat, Elisa Giesecke (farbig)
                                                                          Georgette
                                                                        Tsinguirides als
                     » 1928 in Stuttgart geboren
                                                                        junge Tänzerin
                     » 1945 Chortänzerin-Anwärterin
                     bei den Württembergischen
                     Staatstheatern Stuttgart
                     » 1957 Solistin bei den Württem-
                     bergischen Staatstheatern (u. a.
                     in „Romeo und Julia“)
                     » 1965/66 Studium der Choreolo-
                     gie am Benesh Institute in London
                     » 1966 bis 2017 Choreologin des                  Wieder im Jetzt antwortet Georgette       viele moderne Choreografen längst auf
                     Stuttgarter Balletts                        Tsinguirides auf meine Frage, ob sie jede      Videoaufzeichnungen zurückgreifen. Die-
                     » Auszeichnungen: u. a. John-               Form von Bewegung verschriftlichen             se sind billiger, schneller und praktischer.
                     Cranko-Medaille, Bundesver-                 könnte: „Ja, zum Beispiel, wie Sie hier sit-   Eine Auffassung, die Georgette Tsinguiri-
                     dienstkreuz, Ehrenmitgliedschaft            zen, das rechte Bein übergeschlagen, in        des nur bedingt teilt: „Ich finde Videoauf-
                     in der Royal Academy of Dance               der linken Hand haben Sie ein Papier, der      zeichnungen gut, wenn man etwas verges-
                     London, Staufermedaille in Gold             Kopf geht nach rechts, die rechte Hand ist     sen hat. Für eine präzise Einstudierung
                     für Verdienste um das Land                  hier oben aufgestützt.“ Es gäbe Choreolo-      sind sie nicht geeignet. Ein Video ist wie
                     Baden-Württemberg
                                                                 gen, die ein Fußballspiel aufgeschrieben       ein Spiegel, man muss dabei immer über-
                     » über das Leben und Wirken                 haben. Ein anderer Choreologe habe ge-         setzen. Die Dynamik und der Kraftauf-
                     von Georgette Tsinguirides ist ein          meinsam mit Ärzten die Bewegungen von          wand werden darin nicht übermittelt, das
                     Buch erschienen: Susanne                    spastisch gelähmten Kindern notiert, um        ist aber wichtig, wenn ich wissen muss, wie
                     Wiedmann: „Georgette Tsingui-               zu dokumentieren, in welchem Zeitraum          beispielsweise eine bestimmte Hebung
                     rides. Ein Leben für John Cranko
                                                                 sie welche Bewegungen machen. „Der             funktioniert. Ist der Griff im Rücken oder
                     und das Stuttgarter Ballett“,
                                                                 ganze Körper ist in Nummern und Buch-          etwas auf der Seite, das muss man auf-
                     Klöpfer & Meyer, Tübingen 2015
                                                                 staben eingeteilt, jede Biegung eines Ge-      zeichnen, das sieht man nicht in einem
                                                                 lenks kann aufgezeichnet werden“, erklärt      Video.“ Außerdem, fügt sie hinzu, bestehe
                                                                 sie. Für einen Laien wie mich sehen die        bei Videos die Gefahr, dass man kopiert.
                                                                 Notationen aus wie ein Gewirr aus Stri-
              ge, vom Essen ganz zu schweigen, die Tri-          chen, Punkten, Buchstaben und Zahlen,               Mehr noch als Technik und Genauig-
              kots strickten sie selbst. „Heute kann sich        man kann nur erahnen, wie viel Zeit,           keit liegt Georgette Tsinguirides jedoch
22
              niemand mehr vorstellen, wie schwierig             Mühe und Ausdauer dahintersteckt. Es sei       das am Herzen, was man zwischen den
JUNGE BÜHNE

              das alles war, die Tänzer arbeiten heutzu-         schwer pauschal zu beantworten, aber für       Zeilen eines Balletts lesen kann. John
              tage in luxuriösen Verhältnissen.“ Musik           eine Tanzvariation, die drei Minuten dau-      Cranko sei darin ein Meister gewesen.
              und Tanz seien daher auch immer eine               ert, benötige man für die Verschriftli-        „Ohne Verinnerlichung, ohne eine Aussa-
              Art Flucht vor dem gewesen, was um ei-             chung etwa einen Tag, meint die Choreo-        ge nützen auch zehn Pirouetten nichts“, ist
              nen herum geschah, fügt sie hinzu.                 login. Es verwundert daher nicht, dass         sie überzeugt. Tänzerin wäre sie heute
C H O R E O LO G I E

    Choreologie, im Englischen auch „Benesh Movement                       P R E M I E R E N 2 01 8 | 2 0 1 9
    Notation“, ist eine Form der Notation, mit der sich
    Tänze verschriftlichen lassen. Dabei werden die                     Die Hauptstadt (DE) nach Robert Menasse, 5.10.2018
    einzelnen Bewegungen in ein Notenliniensystem                               Auerhaus nach Bov Bjerg, 6.10.2018
    übertragen und können so mit der Orchesterpartitur                     Biografie: Ein Spiel von Max Frisch, 12.10.2018
    kombiniert werden. Entwickelt wurde dieses Prinzip                                  Der Zauberer von Oz
    Ende der 1940er Jahre in England von dem tschechi-
                                                                                nach Lyman Frank Baum, 10.11.2018
    schen Maler und Musiker Rudolf Benesh und seiner
    Frau Joan Benesh. Mithilfe ihrer Erfindung konnten                                   ≈ [ungefähr gleich]
    erstmals ganze Ballette verschriftlicht werden.                            von Jonas Hassen Khemiri, 30.11.2018
                                                                        Ein großer Aufbruch von Magnus Vattrodt, 1.12.2018
                                                                               Am Boden von George Brant, 22.2.2019
                                                                               Cash – Und ewig rauschen die Gelder
                                                                                    von Michael Cooney, 2.3.2019
                                                                          Der stumme Diener von Harold Pinter, 26.4.2019
    Wer sich für Choreologie interessiert: Die „Royal
                                                                          Der Kirschgarten von Anton Tschechow, 4.5.2019
    Academy of Dance“ in London bietet Kurse an.
  www.royalacademyofdance.org/study/Benesh/courses
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trotz aller Veränderungen noch einmal gerne: „Man
muss natürlich umdenken, weil die jungen Choreo-
grafen in eine andere Richtung gehen; sie verwenden
andere Musiken, andere Bewegungen, das bringt ein-
fach die Zeit mit sich.“ Auf dem Weg hinaus zeigt sie
mir noch rasch die Ballettstange, an der sie bereits als
junges Mädchen trainiert hat. Sie hängt in dem Saal,
in dem John Cranko einst seine Ballette kreierte. Eine
überdimensional große Schwarz-Weiß-Aufnahme des
Choreografen thront über dem Raum, und für einen
Augenblick scheint es, als nickten sich beide durch
den Spiegel hindurch zu, bevor Georgette zum nächs-
ten Termin eilt.

                                                                                                                                                   23
                                                                                                                                                  JUNGE BÜHNE

                      E L I SA G I E S E C K E

        Die Autorin dieses Textes ist Redakteurin
       beim Deutschen Bühnenverein. Sie ist u. a.
        mitverantwortlich für die JUNGE BÜHNE.

                                                           2018_19_Junge Buehne_Spielzeit.indd 1                                   13.07.2018 16:19:06
KULTUR MACHT STARK

              „DER SCHREI DES
              PFAUEN IN DER NACHT“
              EIN MUSIKTHEATRALES RECHERCHEPROJEKT MIT GEFLÜCHTETEN UND
              BERLINER JUGENDLICHEN AN DER DEUTSCHEN OPER BERLIN
              Das persische Schlaflied, das die Mutter abends am Bett sang. Das Salz in den Augenbrauen
              nach einem ausgelassenen Tag am Meer. Die Angst vor der Strafe des Lehrers oder der
              nächtliche Schrei des Pfauen, der im Zoo hinter dem Haus der Großeltern lebte. Fünf Wochen
              lang haben sich Jugendliche im Projekt „Der Schrei des Pfauen in der Nacht“ an der
              Deutschen Oper Berlin mit ihrer Herkunft und ihren Wurzeln beschäftigt. Jula, Laura, Octavia
              und Zora sowie Ali, Jakob und Khalil berichten von ihren Erfahrungen
              FOTOS: ST EPHAN BÖGEL
              -----------------

                                                        Aufwärm- und Lockerungsübungen (wie hier gegensei-
                                                        tiges Kitzeln) zu Beginn der Probenphase bringen uns
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                                                        als Gruppe einander näher. Am Anfang stehen aber vor
JUNGE BÜHNE

                                                        allem lange und intensive Gespräche. Dadurch ist eine
                                                        sehr intime und vertrauensvolle Atmosphäre entstanden.
                                                        OCTAVIA: „Wichtig war, dass die persönlichen Geschich-
                                                        ten, die erzählt wurden, in keiner Weise bewertet
                                                        wurden.“
Das gemeinsame Erkunden von
                                                                                                                 Rhythmusgefühl und Zusammen-
                                                                                                                 spiel schweißt uns weiter zusam-
                                                                                                                 men. Auf dem Probenplan stehen
                                                                                                                 auch Atem- und Gesangstraining.
                                                                                                                 Die Aufgaben stellen für einige
                                                                                                                 von uns eine Herausforderung dar,
                                                                                                                 die aber auch viel Spaß macht.
                                                                                                                 LAURA: „Wir haben viel auspro-
                                                                                                                 biert und immer wieder geübt–
                                                                                                                 manchmal mussten wir für eine
                                                                                                                 Minute des Stücks eine Stunde
                                                                                                                 lang probieren.“

JULA: „In einer Jamsession mit dem Komponisten und Musiker Jan           Vor und nach den Proben sammeln wir uns zur Besprechung mit
Brauer erproben wir unser musikalisches Zusammenspiel. Dabei treten      Regisseurin Bernarda Horres.                                                25
auch kulturelle Unterschiede zutage. Jakob spielt Dambura, eine
                                                                                                                                                     JUNGE BÜHNE

traditionelle afghanische Laute.“                                        ZORA: „Bernarda gibt zunächst nur eine ungefähre Vorstellung vom
                                                                         Stück und damit eine gewisse Richtung vor – dann sind wir gefragt,
JAKOB: „Während der Proben haben wir gemerkt, dass Gesang auf            eigene Ideen einzubringen. Mit einer anderen Gruppe wäre wahr-
Deutsch zu meinem Instrument gar nicht so gut passt. Aber es ist etwas   scheinlich ein ganz anderes Stück herausgekommen.“
Neues, und wir versuchten Wege zu finden, wie es funktionieren
könnte.“                                                                 LAURA: „Das Stück trägt einen Teil von jedem aus der Gruppe in sich.“
KULTUR MACHT STARK

                                                      Im Stück geht es um die Arbeit mit
                                                      unseren eigenen Erinnerungen.
                                                      ALI: „Durch Klänge und Geräusche,
                                                      die an bestimmte Situationen er-
                                                      innern, wollen wir unsere Emotio-
                                                      nen zeigen. Es war teilweise gar
                                                      nicht so leicht, sich selbst so sehr
                                                      zu zeigen.“
                                                      ZORA: „Nach den Proben waren
                                                      wir manchmal ganz schön ausge­
                                                      laugt, weil wir die Gefühle der an-
                                                      deren sozusagen miterlebt haben.
                                                      Wir spielen im Stück nicht nur eine
                                                      Rolle, sondern sind immer ganz
                                                      ‚innerlich‘.“

              Manche von uns sind in Berlin
              aufgewachsen, andere sind alleine
              und ohne Eltern vor Kriegen und
              Konflikten in ihren Heimatländern
              nach Deutschland geflüchtet.
              KHALIL: „Es ist toll, dass in unserer
              Gruppe so unterschiedliche Men-
              schen sind.“
              OCTAVIA: „Die Zusammenarbeit
              von Deutschen und Geflüchteten
              macht das Stück zu etwas ganz
              Besonderem.“

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JUNGE BÜHNE
„ D E R S CH R E I D ES P FAU E N I N D E R N A C H T “

                                                                      EIN PROJEKT DER JUNGEN DEUTSCHEN OPER
                                                                      Komposition: Jan Brauer, Sebastian Hanusa
                                                                      Inszenierung: Bernarda Horres
                                                                      Bühne, Kostüme: Hanna Rode
                                                                      Dramaturgie: Tamara Schmidt, Sebastian Hanusa
                                                                      Mit: Polina Hujer, Klara Josten, Luisa Kerkhey, Zora Kohlmorgen,
                                                                      Mia Kovac, Jula Kühtz, Octavia Märten, Júlia Puértolas Turón,
                                                                      Charlotte Rackwitz, Victoria Rehm, Rosa Remírez, Samira Schallert,
                                                                      Kristina Schemenz, Helene Schwenk, Kristina Vasilevskaja,
                                                                      Rosa Weihrauch, Loan Weischedel, Laura Wenzlaff, Hessam
                                                                      Alawuddin, Ali Ghorbani, Bela Härle, Jakob Jakubi, Lasse
                                                                      Kühlcke, Milad Lotfi, Abdul Halim Noori, Mushtaq Qazavi,
                                                                      Farid Rajabi, Khalil Rezai, Shahram Sarwari, Ravi Alexander
                                                                      Sund Rojo
Durch das intensive Eintauchen und ständige Hineinversetzen in die
Erinnerungen der anderen werden deren Erfahrungen wie zu eigenen      Premiere: 10. April 2018, Tischlerei der Deutschen Oper Berlin
Erfahrungen.                                                          „Der Schrei des Pfauen in der Nacht“ wird gefördert durch „Zur
LAURA: „Die Geschichten sind teilweise sehr emotional. Während der    Bühne“, das Förderprogramm des Deutschen Bühnenvereins im
Probenwochen haben sich starke Verbindungen innerhalb der Gruppe      Rahmen von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. In
entwickelt, und wir sind ein tolles Team geworden.“                   Kooperation mit Radio multicult.fm und XENION – Psychosoziale
ZORA: „Die Unterschiede zwischen Eigenem und Fremdem waren            Hilfen für politisch Verfolgte e. V.
dadurch am Ende gar nicht mehr so groß.“

                                                                     Am Ende sind wir als Gruppe stolz auf unser Stück.
                                                                     OCTAVIA: „Es fühlt sich gut an, dass die Aufführung so                 27
                                                                     persönlich ist. Wir waren ja in den Entstehungsprozess
                                                                                                                                           JUNGE BÜHNE

                                                                     von Anfang an eingebunden.“
                                                                     JULA: „,Der Schrei des Pfauen in der Nacht‘ ist eine Mi-
                                                                     schung aus Theater, Konzert und experimenteller Installa­
                                                                     tion. Es ist so besonders – man muss es sich anschauen,
                                                                     um zu verstehen, was es für uns bedeutet.“
MUSIKGESPRÄCH

                      KLASSIK VS. POP/ROCK
              Kai Kampf (Rock/Blues/Indie), Astrid Canales Friederichs
                 (Jazz/Pop) und der Opernsänger Patrick Zielke über
              Lampenfieber, Emotionen und die Kunst der Performance

              INT ERVIEW: PHILIPP NÖHR,
              SINJA SCHILLING                                                                     » Im Jazz denken
              ---------------------------                                                     wir uns jeden Abend was
              Morgen Abend findet hier am Theater                                                   Neues aus. «
              Bremen eine Opernpremiere statt, bei                                                       Astrid Canales Friederichs
              der du, Patrick, die Hauptrolle singst.
              Hast du Lampenfieber?
                    Patrick: Heute gar nicht mehr! Aber
              als ich mit 14 Jahren Klavier gespielt habe,
              hat mein Fuß immer so gezittert, dass ich
              das Pedal nicht richtig bedienen konnte.
              Als ich dann angefangen habe zu singen,
              war das plötzlich weg – weil das einfach
              viel mehr mit mir zu tun hat.
              Mein Lehrer aber ist damit an­
              ders umgegangen: Der hat vor        » Meine
              dem Auftritt manchmal ein
              Gläschen Rotwein getrunken.        Technik ist
              Ich würde da völlig die Kon­     wahrscheinlich
              trolle verlieren und sofort
              merken, dass das Gefühl nicht     ungesund für
              mehr da ist. Ich beherrsche      meine Stimme. «
              mein Instrument nämlich
              noch nicht so perfekt, wie ich             Kai Kampf
              es gern hätte. Wenn ich vor
              der Vorstellung nur einen Schluck trinke,
              bekomme ich richtig Panik.
                    Astrid: Ich merke manchmal, dass ich
              Melodien zu stark verziere, wenn ich was
              getrunken habe.
                    Kai: Bei mir klappen Auftritte gar
              nicht, wenn ich mehr als zwei, drei Bier        gen, gesellschaftliche Probleme oder               Astrid: Ich glaube, Patrick braucht viel
28
              getrunken habe. Dann ist zwar die Locker­       politische Anliegen zu artikulieren. Wie      mehr Kontrolle über seine Stimme. Er
              heit da, aber es fehlt an der Genauigkeit       unterscheidet sich deine Gesangstech­         kann sich einfach nicht so viel Freiheit
JUNGE BÜHNE

              des guten Zusammenspiels in der Band.           nik von der klassischen?                      leisten – denn jeden kleinen Fehler merkt
                                                                   Kai: Keine Ahnung, ich habe das von      man genau.
              Aber Rockmusik muss ja nicht kunstvoll Anfang an immer nur nach Gefühl ge­                         Patrick: Weil meine Musik aufge­
              die Töne gestalten, sondern sie raukeh­ macht. Meine Technik ist wahrscheinlich               schrieben ist und jeder damit die musika­
              lig nutzen, um persönliche Empfindun­           ungesund für meine Stimme.                    lische Performance vergleichen kann.
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