Nachrichten Naturland - Malea Birke
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01 Februar 2017 · www.naturland.de · ISSN 2366-2220 Naturland Nachrichten Fachinformationen für den Öko-Landbau Mehr Körnerleguminosen auf dem Teller Erbsen, Bohnen, Lupinen und Co. in der menschlichen Ernährung Öko-Legehennenhaltung Naturland International Nährstoffversorgung Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit Kartoffelchips aus Peru Geben und Nehmen Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017 1
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IN DIESER AUSGABE Liebe Naturland Bäuerinnen und Bauern, Naturland trauert um Hans Hohenester liebe Freunde, AGRARPOLITIK National und International......................................................... 06 „Meine Zeit liegt in Deinen Händen“ (Psalm 31,16). - Kommissionschef Juncker muss Notbremse beim Bio-Recht ziehen Hans Hohenester, unser Naturland Präsidiumsvorsitzender, - BÖLW begrüßt ÖLD als neues Mitglied musste aus diesem Leben gehen. Wir sind zutiefst bestürzt, be- Aktuelles aus den Ländern & Regionen.................................... 06 troffen und unendlich traurig. Auch um Jakob Berger, ehemaliger Vorstand von Naturland Süd-Ost e.V. und ehemaliger Vorsitzen- Agro-Gentechnik......................................................................... 10 - Neuer Konzernatlas zeigt Konzentration der Gentechnik- der des Erzeugerringes für naturgemäßen Landbau e.V., trauern Giganten - EU-Gericht bestätigt Gentech-Soja-Zulassung wir. - Schweiz: Nationalrat stimmt für Gentech-Moratorium bis 2021 Wenn Menschen uns verlassen, die uns nah sind, dann fühlt PRAXIS Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen............................. 12 sich plötzlich alles anders an. Als amtierender Präsidiumsvorsit- - Hinter den Kulissen: Eine Kontrolleurin bei der Arbeit zender, der aktiv die Geschicke des Verbands leitete, war Hans - Mögliche Stolpersteine bei der flächenbezogenen Öko- Förderung nicht nur vielen Naturland Mitgliedern, sondern gerade auch den - Öko-Landwirtschaft in der Justizvollzugsanstalt Laufen-Lebenau - Naturschutzmaßnahmen im Öko-Betrieb, Teil 3 Acker & Grünland Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Naturland Organisationen in ihrer Arbeit präsent und nah. Übermäßige Pflanzliche Erzeugung............................................................... 24 Lobhudelei wäre Hans zuwider, doch können wir uns gar nicht Titel: Mehr Körnerleguminosen auf den Teller genug bedanken für sein selbstloses Engagement für Naturland und den Öko-Landbau. Vermutlich würde Hans jetzt die Stirn in Falten legen und zum Weiterarbeiten übergehen. Er würde verärgert die Diskussion über ein Tierwohllabel eröffnen, bei dem das politische Marke- ting vor den Inhalten steht, die bislang nebulös geblieben sind. Hans würde auf ein politisch korrektes Verhalten pfeifen – in Anbetracht der Ausfälle des EU-Agrarkommissars, der ihn und alle Öko-Bauern diffamiert, wenn er einen vermurksten Öko- - Interview mit Prof. Sascha Rohn: Erbsen und Bohnen Verordnungsentwurf mit der EHEC-Tragödie des Jahres 2011 zu neu entdeckt - Kichererbsen als neue Hülsenfrucht rechtfertigen versucht (siehe BÖLW-Kommentar auf Seite 78). - Veranstaltung „Erbsen und Ackerbohnen in der menschlichen . Ernährung“ Brüssel gegen die Öko-Bauern – frei nach diesem Motto poltert - Lupinen als einheimische Eiweißquelle für die menschliche Phil Hogan gegen Bürger Europas, anstatt miteinander einen gu- Ernährung - Weiße Lupine in der Humanernährung ten, europäischen Weg der Gemeinsamkeit zu suchen. Hans wäre - Betriebsportrait Naturland Betrieb Lex der Letzte, der sich eine solch schäbige Herablassung gefallen - Praktiker-Bericht: Soja aus Hessen - Wenn die Leguminosen müde werden lassen hätte. - Nährstoffversorgung im Öko-Landbau - Nachhaltige Tomaten aus Almeria? - Betriebsportrait Apfelparadies Winklhof Die Öko-Bauern haben bewiesen, dass es eine Alternative zur - Südtirol – Umgang mit Abdrift Agrarindustrie gibt – und das wird zusehends gewürdigt. Die - Kupfer-Minimierungsstrategie - Bunte Kartoffelchips aus Peru aktuellen Öko-Wachstumszahlen belegen das genauso wie die Naturland Statistik, die für 2016 ein Flächenwachstum von fast Tierische Erzeugung.................................................................. 54 - Sojabohnen: Lohnverarbeitung oder selbst toasten? zehn Prozent in Deutschland und annähernd 5.000 neuen - Wirtschaftlichkeit der Öko-Legehennenhaltung, Teil 1 Naturland Bäuerinnen und Bauern weltweit ausweist. Gemein- - Erfolg in der Lämmeraufzucht - Melkroboter und Weide – so geht’s! sam haben wir uns eine herausragende Grundlage erarbeitet, um - Schwarzwald-Bio-Weiderind für Edeka Südwest dieses Wachstum fortzuführen und zu gestalten. Hans hat uns NATURLAND WELT als Vorsitzender des Präsidiums viel mit auf den Weg gegeben, Menschen, Themen und Verband............................................. 65 nächste Schritte für die anstehenden Herausforderungen bereits Naturland Welt Berichte aus den Regionen............................. 72 in die Agenda geschrieben. Wir werden diesen Weg erfolgreich Naturland Zeichen GmbH, Markt und Verarbeitung.............. 72 weiter verfolgen. Danke, Hans Hohenester. MELDUNGEN ............................................................................... 78 IMPRESSUM.................................................................................. 80 = Titelthemen Steffen Reese Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017 3
AGRARPOLITIK – National und International Naturland trauert um Hans Hohenester Naturland Präsidiumsvorsitzender nach langer, schwerer Krankheit verstorben Der Öko-Landbau war sein Beruf und seine scheidend geprägt. Auch die Entwicklung aller Kraft und stärkstem Willen gegen die Berufung. Seit 26 Jahren Öko-Bauer und des ökologischen Landbaus insgesamt Krankheit gestemmt. Am Sonntag, dem 08. Naturland Mitglied, hat Hans Hohenester hat er, vor allem in Bayern, wesentlich Januar, ist Hans Hohenester viel zu jung den Verband als Präsidiumsvorsitzender vorangebracht. Ende 2015 erhielt Hohe- mit nur 59 Jahren im Kreis seiner Familie und in zahlreichen weiteren Ämtern ent- nester die Diagnose Krebs, er hat sich mit gestorben. „Hans Hohenester war ein Zukunfts-Ma- cher, der vorausgedacht hat und Menschen für den Öko-Landbau begeistern konnte. Mit seiner Begeisterung und seinem Weit- blick hat er Naturland geprägt und uns auch immer wieder mit der Notwendigkeit zu Veränderungen konfrontiert“, sagte Naturland Geschäftsführer Steffen Reese „Mit Hans geht ein Teil von uns – aber es bleibt auch immer ein Teil von ihm bei uns“, fügte er hinzu. 500 Trauergäste bei der Beerdigung Die Betroffenheit über den frühen Tod von Hans Hohenester ist groß – unter den Naturland Bäuerinnen und Bauern ebenso wie bei den Mitarbeiterinnen und Mitar- beitern der verschiedenen Naturland Or- ganisationen in Gräfelfing, Hohenkammer und bundesweit. Viele von ihnen kamen zum Trauergottesdienst, um Abschied zu nehmen. In der mit fast 500 Trauergästen voll besetzten Kirche Neu-St-Nikola in Altdorf fassten Steffen Reese, Felix Löwen- stein und Naturland Präsidiumsmitglied Peter Warlich als Trauerredner auch ihre persönliche Erschütterung in Worte. Dabei würdigten sie nicht nur die vielfäl- tigen Leistungen des Verstorbenen, son- dern wandten sich vor allem auch direkt an die Hinterbliebenen, Ehefrau Maria und die zwei erwachsenen Kinder, Maria Lena und Johannes, die durch das starke Engagement ihres Ehemanns und Vaters in besonderer Weise dem Verband und auch vielen Mitarbeitern direkt verbunden wa- ren. Der 25jährige Johannes wird den Hof, den er während der Krankheit des Vaters bereits übernommen hat, weiterführen. Wie groß die Betroffenheit auch über Na- turland hinaus ist, zeigen die zahlreichen Einträge aus aller Welt im Online-Kon- dolenzbuch unter www.hans-hohenester. de. Bei Naturland wird nun Präsidiums- mitglied Peter Warlich bis zur regulären Neuwahl des Präsidiums im Mai die kommissarische Leitung des Verbands übernehmen. Foto: Hofpfisterei Markus Fadl, Naturland e.V. 4 Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
AGRARPOLITIK – National und International Ein Leben für Naturland und den Öko-Landbau Politik und Praxis der ökologischen Landwirtschaft waren für Einführung der Naturland Fair Zertifizierung 2010 war für ihn in Hans Hohenester von Beginn aufs Engste verbunden. Während diesem Sinne nicht zuletzt auch Ausdruck der Richtung, in die der Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister begann Ende der sich der Öko-Landbau und unsere Lebensmittelwirtschaft insge- 1970er Jahre sein Engagement in der Katholischen Landjugend samt entwickeln müssen. (KLJB), deren bayerischer Landesvorsitzender er von 1986 bis 1990 war. Es waren politisch bewegte Zeiten und die KLJB stritt sich im Zeichen der Schöpfungsbewahrung leidenschaftlich mit dem Bauernverband über die notwendige Ökologisierung der Landwirtschaft. Es charakterisiert den geradlinigen Menschen Hans Hohenester, dass dieses politische Engagement auch Konsequenzen für seine eigene landwirtschaftliche Praxis haben musste. 1990 stellte er gemeinsam mit seiner Frau Maria den elterlichen Betrieb im niederbayerischen Altdorf bei Landshut auf ökologische Be- wirtschaftung nach Naturland Richtlinien um. Mit Erfolg: Heute bewirtschaftet der Betrieb Hohenester rund 120 Hektar Fläche, auf denen neben dem Futter für die eigenen Schweine auch Kar- toffeln sowie Speisegetreide angebaut werden. Hans Hohenester mit seiner Familie Foto: Naturland e.V. Zehn Jahre LVÖ-Vorsitzender – Öko in Bayern entscheidend mitgeprägt Parallel dazu begann sein Engagement für den Öko-Landbau auf Verbandsebene. 1993 erstmals in den Naturland Landesvorstand Bayern gewählt, übernahm Hans Hohenester 1994 den Lan- desvorsitz des Verbands und auch den Vorsitz der gerade neu formierten Landesvereinigung für den ökologischen Landbau (LVÖ). In dieser Funktion prägte er bis 2004 die Entwicklung des ökologischen Landbaus im Freistaat entscheidend mit. So wirkte Hohenester maßgeblich mit beim Aufbau der Öko- Beratung in Bayern durch die Gründung der Öko-Erzeugerringe. Er kämpfte erfolgreich für die Einrichtung des Lehrstuhls Ökologischer Landbau an der TU München in Weihenstephan, außerdem für den Ausbau der Öko-Forschung an der Landesan- stalt für Landwirtschaft und die Einrichtung der Öko-Fachzentren Stets aktiv für den Öko-Landbau Foto: Naturland e.V. Schönbrunn und Kringell. Die Einführung der Bayerischen Öko- Erlebnistage – bis heute die wichtigste Veranstaltungsreihe zur Werbung für den Öko-Landbau in Bayern – fällt ebenfalls in seine Zeit als LVÖ-Vorsitzender. 2004 wurde er für sein Engagement mit der Bayerischen Staatsmedaille in Silber ausgezeichnet. Naturland zu schlagkräftigem Öko-Verband geformt Zugleich arbeitete Hans Hohenester daran, Naturland von einer in den Anfangsjahren regional kleinteilig organisierten Vereini- gung zu einem schlagkräftigen Öko-Verband mit nationaler und internationaler Bedeutung zu formen. Das tat er in wechselnden Ämtern, mit großem Engagement und Zielstrebigkeit. Nach dem Ende seiner Zeit an der Spitze der LVÖ wurde er 2005 erstmals zum Vorsitzenden des Naturland Präsidiums gewählt – und seit- her drei Mal im Amt bestätigt, stets mit überwältigender Mehr- heit. Sein Ziel war es dabei immer, Naturland als Verband das nötige politische Gewicht zu verschaffen, um das Beste für den Öko-Landbau bewirken zu können und zugleich den Absatz für die Öko-Bauern zu sichern. Selbst tief in seiner niederbayerischen Heimat verwurzelt, verlor Hans Hohenester auch nie die internationale Perspektive und globale Verantwortung unserer Lebensmittelerzeugung aus dem Blick. Es war seine feste Überzeugung, dass der Öko-Landbau Foto: Naturland e.V. nur dann funktionieren kann, wenn die Bauern – überall auf der Welt – einen fairen Preis für ihre Erzeugnisse bekommen. Die Markus Fadl, Naturland e.V. Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017 5
AGRARPOLITIK – National und International EU-Öko-Verordnung Kommissionschef Juncker muss Notbremse beim Bio-Recht ziehen Mitte Dezember stand in Brüssel erneut zu beenden. Hogan wollte den Kommis- noch Bürgern. Der Vorschlag sollte daher die Überarbeitung des Bio-Rechts auf der sionvorschlag bereits vor Monaten selbst nicht weiter beraten werden. letzten Sitzung des Landwirtschaftsrats der zurückziehen. EU-Mitgliedsstaaten unter slowakischer Dem Plan der EU-Kommission, Bio zurück Ratspräsidentschaft auf der Agenda. Jan Ein ‚Weiter-So‘ gefährdet die Glaubwür- in die Nische zu drängen, hatten die Plagge, Vorstand des Bund Ökologische digkeit der europäischen Institutionen, das Mitgliedsstaaten heute nochmals zurück Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), war in Vertrauen der Verbraucher in Bio und es gewiesen. Brüssel und kommentiert: hemmt Wachstum und Beschäftigung im Öko-Bereich. Wir begrüßen es, dass sich Eine Weiterentwicklung des aktuellen Bio- „Kaum inhaltliche Übereinstimmungen, Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt Rechts bietet die Chance, eine anwach- kein Plan wie es jetzt weiter gehen soll. zusammen anderen Ministern heute für sende und funktionierende Alternative in Das Treffen des EU-Agrarrates offenba- die Weiterentwicklung des aktuellen Bio- Landwirtschaft und Ernährung zu schaffen. rte das Verhandlungschaos, das EU- Rechts eingesetzt hat. Der tschechische Etliche Mitgliedsstaaten und die Vertre- Landwirtschaftskommissar Phil Hogan zu Landwirtschaftsminister Marian Jurecka ter des EU-Parlaments sprachen sich für verantworten hat. EU-Kommissionschef brachte auf den Punkt, was auch viele diesen Weg aus.“ Jean-Claude Junker ist jetzt gefordert, seiner Kollegen betonten: Der Vorschlag das Hick-Hack um ein neues Bio-Recht für ein neues Bio-Recht hilft weder Bauern Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖLW begrüßt ÖLD als neues Mitglied Mit der „Arbeitsgemeinschaft Ökologisch engagierter Lebensmittelhändler und Dro- uns Händler von herausragender Bedeu- gisten“ (ÖLD) gewinnt der BÖLW erneut ein neues Mitglied dazu. Durch das Engage- tung, wenn es um zukunftsfähige und ment dieser Händler boomt Bio in vielen Super- und Drogeriemärkten. nachhaltige Lebensmittel geht“, so Tho- mas Gutberlet, Vertreter der ÖLD. Mit der Mitgliedschaft im BÖLW unter- Mitgliedern nun ein weiterer wichtiger streichen die Unternehmen ihr nachhal- Vermarktungskanal für Bio-Produkte an In der Ende 2016 gegründeten ÖLD sind tiges Interesse an Bio und stärken dabei Bord“, sagt Peter Röhrig, Geschäftsführer die Unternehmen Budni, dm-drogerie gleichzeitig den BÖLW als politische Ver- des Bund Ökologische Lebensmittelwirt- markt, Globus, REWE Group und tegut… tretung der Branche. „Schon immer verei- schaft (BÖLW). organisiert. nen wir neben Bio-Bauern und Herstellern auch den Handel unter unserem Dach. „Wir freuen uns, dass wir im Bio-Spitzen- Neben dem Naturkostfachhandel und den verband BÖLW die positive Entwicklung Reformhäusern ist mit der ÖLD und ihren von Bio unterstützen können. Bio ist für Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen Bayern KULAP: Tafeln sind keine Pflicht mehr Alle Antragsteller der Ausgleichszulage 2016/669 vom 28. April 2016 grundle- 2015 oder 2016, ff. – sind generell von der (AGZ) und der bayerischen Agrarum- gend geändert. Jetzt entscheidet jedes Aufstellungspflicht der Tafel entbunden. weltmaßnahmen (KULAP und VNP) mit Mitgliedsland selbst, ob das Aufstellen der Nähere Informationen enthält das aktuelle Verpflichtungsbeginn 2015 oder 2016 Tafeln bei Flächenförderungen erforder- Merkblatt: www.stmelf.bayern.de/kulap haben bereits eine Tafel erhalten, um die lich ist. Bayern stellt es den Antragstellern sogenannte Publizitätspflicht der EU zu frei, die Tafeln am Hof anzubringen. Alle erfüllen. Diese Publizitätspflicht hat sich Antragsteller von KULAP, VNP oder AGZ Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, mit der Durchführungsverordnung (EU) – unabhängig vom Verpflichtungsbeginn Landwirtschaft und Forsten (StMELF) 6 Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen ANZEIGE Baden-Württemberg Überzeugen Sie sich selbst! www.biomehl.bio Biofach Halle 6, Stand 266 Neue Bauernhofpädagogen 2016 ausgezeichnet Bio-Dinkel-Ruchmehl Nach zehn Tagen Weiterbildung haben die 15 TeilnehmerInnen der „Qualifizierung Bauernhofpädagogik 2016“ ihre Zertifikate erhalten. Die Übergabe fand auf dem Öko-Hof der Familie Eggs in Hohberg-Hofweier statt. Veranstaltet wurde die Weiterbildung von der „Ellernhof Akademie für Natur und Business“ mit den Kooperationspartnern Naturland, Bioland Baden-Württemberg und Demeter Baden-Württemberg. Die zertifizierten Bauernhofpädagogen 2016 (ganz rechts Matthias Becker, dahin- ter Organisatorin/Referentin Anja Kirchner, vierte von rechts Referentin Christine le in ko nstanter Bio-Meh Hamester-Koch Foto: Anja Kirchner Die TeilnehmerInnen kamen zum größten Teil von Bio-Betrieben pi t z en q ualität und konventionellen Betrieben aus Baden-Württemberg, zwei S Teilnehmer kamen aber auch aus Bayern beziehungsweise Rheinland-Pfalz. Bei der Übergabe fassten Teilnehmer kurz zusammen, wie sie ihr „Gelerntes“ zukünftig nutzen und wie sie den Menschen Landwirtschaft näherbringen wollen. Die einen Eine echt alpenländische beginnen nach der Weiterbildung erstmals mit Angeboten auf ihren Höfen, die anderen wollen ihre bisherigen Programme bei- Spezialität – jetzt auch spielsweise mit Jahreskursen, Kindergeburtstagen, mehrtägigen Angeboten oder Veranstaltungen für Erwachsene erweitern. aus Bio-Dinkel! Die Qualifikation soll dazu befähigen, hochwertige erlebnispä- • mit krosser Kruste, lockerer Krume dagogische Angebote auf Höfen und in Gärtnereien erfolgreich durchzuführen, um damit einen Einkommensbeitrag zu erwirt- • herrlich aromatisch durch lange Teigführung schaften. „Der Kurs stärkt die Menschen und macht sie mutig, • ausgezeichnete Frischhaltung ihre Potenziale nach außen zu tragen“ fasst Referentin Christine Hamester-Koch die Weiterbildung zusammen. Darüber hinaus • erhältlich in Naturland-, Bioland- sowie kann „durch attraktive Angebote auf den Höfen die Wertschät- Biokreis-Qualität zung für die Landwirtschaft in der Gesellschaft erhöht werden“ ergänzt Anja Kirchner, Organisatorin und Referentin. Die zehn- tägige Qualifizierung Bauernhofpädagogik fand zum siebten Mal in Baden-Württemberg statt, es wurden bereits 110 Bauern- hofpädagogen qualifiziert. Während den Kurstagen, den eigenen Projekten auf den Höfen und bei der Hospitation von Kollegen entstanden viele tolle Ideen. Besonders wertvoll für die konkrete Umsetzung auf den Höfen sind die praktischen Erfahrungen, die im Kurs gesammelt werden können. Telefon (0871) 607-0, info@meyermuehle.bio weiter nächste Seite > AZ_88x254_Naturland_160117.indd 1 7 09:16 Naturland Nachrichten 01 / Februar 201716.01.17
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen Im März 2017 startet, unterstützt von ist bei der Preisgestaltung, wem Mut für Anmeldung (bis 24. Februar) und weitere Naturland, der neue Durchgang zur den Anfang fehlt, wer pädagogische Tipps Informationen zur Qualifizierung Bau- Qualifizierung Bauernhofpädagogik in im Umgang mit schwierigen Situationen ernhofpädagogik 2017 bei Anja Kirchner Baden-Württemberg. Herzlich eingeladen sucht – ist bei der zehntägigen Quali- (Organisatorin/Referentin bauernhofpä- zur Teilnahme sind alle, die den Bereich fizierung Bauernhofpädagogik richtig. dagogischer Aus- und Weiterbildung), Pädagogik/ Lernort Bauernhof ausbauen, Die Qualifizierung findet von März bis Telefon: 0176-23301159, E-Mail: anja- professionalisieren, ganz neu starten oder November 2017 in drei Modulen auf kirchner@gmx.de sich gerne weiterbilden wollen. Wer Ideen/ landwirtschaftlichen Betrieben in Baden- Anregungen/Impulse sucht, wer unsicher Württemberg statt. Pascale Sarah Naumann, Naturland e.V. Hessen Beeindruckende Bilanz der hessischen Landwirtschaftsministerin Die Anfang Dezember von Landwirtschaftsministerin Hinz vorgelegten Zahlen zur Entwicklung des Öko-Landbaus in Hessen, spiegeln eine beeindruckende Bilanz wieder: 155 Erstumsteller mit zusammen 8700 Hektar neu umgestellter landwirtschaftlicher Fläche können sich sehen lassen. Hinzu kommen noch die Flächenerweiterungen bestehender Betriebe. Die VÖL beglückwünschte Ministerin Hinz zu diesem Erfolg In die Zukunft geschaut, muss aber auf Bundesebene dafür ihres Öko-Aktionsplans und wies gleichzeitig auf das immer noch gesorgt werden, dass durch Umschichtung von der ersten Säule bestehende Ungleichgewicht bei der regionalen Verteilung hin. in die zweite Säule ausreichend Geld für die Förderung einer In den Gebieten mit den besten Böden wie der Wetterau bleibt umweltgerechten Landwirtschaft zur Verfügung steht. Es kann noch viel Arbeit, um auch hier den Öko-Anteil zu erhöhen. Die nicht sein, das Bundesminister Schmidt einerseits die Umwelt- Akteure der Öko-Modellregionen Wetterau sind dabei aber auf leistungen des Öko-Landbaus lobt und deshalb den Öko-Anteil einem guten Weg. Die VÖL begrüßt die Feststellung der Ministe- bundesweit auf 20 Prozent heben will, aber sich andererseits rin, dass die Finanzierung der Öko-Landbauförderung, trotz des ständig gegen eine weitere Umschichtung wehrt. gestiegenen Bedarfs zurzeit gesichert ist. Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen (VÖL) Nordrhein-Westfalen Gemeinsames Treffen der Öko-Berater Auf Initiative der LVÖ NRW e.V. und der LWK NRW fand Mitte November das erste gemeinsame Treffen aller in Nordrhein-Westfa- len tätigen Öko-Berater statt, die im Auftrag eines Öko-Verbandes oder der LWK NRW tätig sind. Rund 45 Personen nahmen teil und zeigten damit, dass der Herausforderung an die Beratung dar. In weiteren Diskussions- Öko-Sektor wächst und die landwirtschaftlichen Unternehmen gruppen wurde anschließend über die Ausrichtung und mögliche eine immer spezialisiertere Beratung nachfragen. Prof. Luley gemeinsame Arbeitsfelder der Beratung in Nordrhein-Westfalen stellte in seinem Gastvortrag die Ergebnisse seiner Studie zur diskutiert. Die fachliche Zusammenarbeit der im Land tätigen Beratung Öko-Erzeuger in Deutschland vor und richtete dabei Verbände sowie der Landwirtschaftskammer wird in der Öko- den Focus auf die Gegebenheiten in Nordrhein-Westfalen. Zwei Strategie 2020 für Nordrhein-Westfalen als Ziel definiert. Öko-Landwirte schilderten im Anschluss ihre Erfahrungen mit BeraterInnen. Sie hoben hervor, dass bei der Beratung noch mehr auf betriebsindividuelle Besonderheiten und Schwerpunkte eingegangen werden sollte. Schließlich sei jeder Betrieb unter- schiedlich aufgestellt und genau dies stelle auch die eigentliche Michael Morawietz, Naturland Fachberatung 8 Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen ANZEIGE LVÖ mit neuem Vorstand Jetzt bewerben Die LVÖ hat seit dem 06.12.2016 einen neuen Vorstand. Die Mehr Bio für Mitgliederversammlung wählte Jan Leifert (Bioland) zum neuen Vorsitzenden, als Stellvertreter wurden Ute Rönnebeck (De- morgen meter) und Michael Morawietz (Naturland) bestätigt, Gudrun Der Förderpreis der BioMessen. Plesch (Biokreis) wurde als neues Mitglied in den Vorstand Mehr unter www.biomessen.info gewählt. Die Versammlung dankte insbesondere dem schei- denden Vorsitzenden Hans-Josef Thuneke für seine langjährige und erfolgreiche Arbeit beim Aufbau des Öko-Landbaus in Nordrhein-Westfalen. Im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurden die Agrarfachleute der im Düsseldorfer Landtag sitzenden Par- teien zu einer Podiumsdiskussion begrüßt. CDU, Grüne und SPD debattierten über mögliche Geldumschichtungen von der ersten in die zweite Säule, eine vollkommen neue Ausrichtung der Agrarpolitik ab 2020, Umsetzung der Öko-Strategie NRW, Dünge-Verordnung sowie Gewässerschutz. Übereinstimmung herrscht darin, dass der Öko-Landbau gefördert werden soll – doch beim „wie“ gingen die Positionen auseinander: Während die Grünen sich dafür aussprechen, auch kleine Betriebe zu fördern, sieht die CDU den Strukturwandel in der Landwirt- schaft hin zu immer größeren Betrieben positiv, Veränderungen der Prämienzahlungen und notwendige Neuorientierung der Agrarpolitik ab 2020 wurden intensiv von Parteivertretern und Plenum diskutiert. Michael Morawietz, Naturland Fachberatung Hier trifft sich Schleswig-Holstein Neues Bildungsangebot zum Öko-Landbau jetzt auch im die Branche. Eintrittskarten über Aussteller/ausstellen- hohen Norden den Großhandel. Aktuelles Ausstellerver- zeichnis im Internet: biomessen.info In den nordöstlichen Bundesländern (SH/HH/NI/MV) gibt es derzeit an keiner landwirtschaftlichen Fachschule ein spezielles BioOst / Berlin Weiterbildungsangebot zum Öko-Landbau. Lediglich an der 26. März 2017 · 9–17.30 Uhr Landwirtschaftsschule Rendsburg konnten die SchülerInnen Halle 26 · bioost.info schon bisher das zweiwöchige Wahlpflichtfach „Ökologischer Landbau“ belegen. Hierbei tauchten sie intensiver in die Mate- rie ein und lernten vielfältige Betriebsformen und interessante Unternehmerpersönlichkeiten aus diesem Bereich kennen (s. BioWest / Düsseldorf Foto). Von diesem Wahlrecht haben 2016 immerhin 20 Schüler/ 09. April 2017, 9–17.30 Uhr innen Gebrauch gemacht. Auch bei den Hausarbeiten in der Höheren Landbauschule stehen inzwischen vereinzelt Themen Halle 14 · biowest.info zur Umstellung des konventionellen Betriebs oder zur Weiter- entwicklung des bereits ökologisch wirtschaftenden Betriebs im Fokus. Besucher- und Ausstellerservice T 05 11.35 90 100 · info@biomessen.info · biomessen.info Ermutigt durch das Interesse des landwirtschaftlichen Nach- wuchses und auch durch die Kooperationsbereitschaft von Alle vier BioMessen sind Praxisbetrieben und Institutionen des Öko-Landbaus hat sich ein klimaneutral engagiertes Lehrkräfteteam der Landwirtschaftsschule Rends- burg zum Ziel gesetzt, ab Sommer 2017 ein erweitertes Bil- dungsangebot zum Öko-Landbau in der einjährigen Fachschule Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017 9
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen SchülerInnen der Landwirtschaftsschule Rendsburg Foto: Berufsbildungszentrum am Nord-Ostsee-Kanal (=Landwirtschaftsschule) zu unterbreiten. Hierbei werden mehr wirtschaftsschule Rendsburg gibt es als Download unter: www. als 50 Prozent der Unterrichtsstunden in der Landwirtschafts- landwirtschaftsschule.com. Weitere Fragen richten Sie gerne per schule speziellen Themen des Öko-Landbaus vorbehalten sein. Email an: Martin Maier-Walker, Berufsbildungszentrum am Nord- Ostsee-Kanal, post@landwirtschaftsschule.com Nähere Infos (Flyer, Fachartikel, Lehrplanauszug) und das An- meldeformular zum Schwerpunkt Öko-Landbau in der Land- Berufsbildungszentrum am Nord-Ostsee-Kanal – Europaschule AGRARPOLITIK – Agro-Gentechnik Neuer Konzernatlas zeigt Konzentration der Gentechnik-Giganten Das Szenario ist bedrohlich: Drei oder vier Großkonzerne auf der Erde besitzen nicht nur den Großteil der Patente für Saatgut. Ihnen gehören auch die passenden Pestizide sowie die Lizenzen für die gentechnischen Verfahren, um solches Saatgut zu züchten. So könnten fusionierte Firmen Bayer/ Institut überhaupt die Rechte daran hat. Pflanz- und Messsystemen zu verbinden.“ Monsanto, DuPont/Dow und ChemChina/ Denn die Französin Emanuelle Charpen- Syngenta die Landwirtschaft, Lebensmit- tier und die US-Amerikanerin Jennifer Was das klimaangepasste Saatgut angeht, telerzeugung und letztlich die Welter- Doudna beanspruchen die Erfindung von sind die Hersteller aber allen Verfahrensfi- nährung kontrollieren, heißt es im neuen CRISPR-Cas9 für sich. Und haben sie über nessen zum Trotz offenbar noch nicht weit „Konzernatlas 2017“. Am Ende beherrsch- ihre Firma Caribou Biosciences bereits an gekommen. Nach einem Bericht der Nürn- ten drei Konzerne mehr als 60 Prozent den Saatgutriesen DuPont lizensiert. Auch berger Nachrichten hat Bayercrop einge- der Märkte für kommerzielles Saatgut die Firma Celletics soll Ansprüche auf das räumt, bei der Forschung zu Wetterstress und für Agrarchemikalien, schreiben CRISPR-Verfahren erheben. Ferner soll noch ganz am Anfang zu stehen. Auch zwei Autorinnen des Bund für Umwelt- Celletics ein Patent für das gentechnische Monsanto habe bei der Klimatoleranz nach und Naturschutz (BUND). Die Konzerne Instrument TALEN besitzen und der Firma eigenen Angaben noch keine marktfähigen böten fast alle gentechnisch veränderten Bayer erlaubt haben, es zu nutzen. Auch Produkte. Und von den 132 beim Bundes- Pflanzen dieses Planeten an, warnen Heike Syngenta soll Nutzungsrechte daran ha- institut für Risikobewertung beantragten Moldenhauer und Saskia Hirtz. Auch die ben, so der Bericht. und teilweise schon zum Verkauf zugelas- meisten Anmeldungen für das Eigentum senen gentechnisch veränderten Lebens- an Pflanzen beim Europäischen Patentamt Und der Konzentrationsprozess geht noch mitteln betraf demnach nur ein einziges entfielen auf diese drei Konglomerate. weiter. Der hochtechnisierte Markt ist eine trockenheitsresistente Maissorte. offenbar auch für Landmaschinenhersteller Auch der Kampf um die Patente für gen- interessant: Der Traktorbauer Deere habe Die Daten und Fakten über die Agrar- und technische Züchtungsverfahren ist unter sich bereits vertraglich mit Syngenta, Dow Lebensmittelindustrie haben neben dem den Giganten bereits voll entbrannt. So und Bayer verbündet, um die Geräte zu BUND die Heinrich-Böll- und die Rosa- hat sich Monsanto laut Konzernatlas beim entwickeln, die für die digital geprägte Luxemburg-Stiftung, Oxfam Deutschland, Broad Institute in Cambridge, Massachu- Präzisionslandwirtschaft benötigt werden, Germanwatch und Le Monde Diplomatique setts, eine Lizenz für das neuartige Gen- heißt es im Konzernatlas: „Die Agrar- herausgegeben. technikverfahren CRISPR-Cas9 gesichert. giganten hoffen, eines Tages klimaan- Dabei ist noch nicht einmal klar, ob das gepasstes Saatgut mit äußerst präzisen Informationsdienst Gentechnik, 10.01.2017 10 Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
AGRARPOLITIK – Agro-Gentechnik EU-Gericht bestätigt Gentech-Soja-Zulassung Das Gericht der Europäischen Union hat die Zulassung der Gentechnik-Sojasorte Intacta der US-Firma Monsanto bestätigt (T-177/13). Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA habe die Sojasorte gemäß den gesetzlichen Vorschriften auf ihre Risiken untersucht, heißt es in einer Presseinformation des Gerichts. Die klagenden Nichtregierungsorganisationen (NGOs) prüfen nun, ob sie Berufung einlegen. Das Gericht der Europäischen Union (EuG) bestätigte damit die Risikobewertung der EFSA und die Entscheidung der EU-Kom- mission, die Sojasorte zuzulassen. Die NGOs hätten keine ernst- haften Zweifel an den Erkenntnissen der Kommission begründen können, so der Pressetext. Es gebe keinen statistisch oder biolo- gisch relevanten Unterschied zwischen gentechnisch veränderter und herkömmlich gezüchteter Soja. Mögliche Giftigkeit und Aller- gierisiko der Gentech-Soja seien angemessen bewertet worden. Die klagenden NGOs wollen trotzdem nicht locker lassen. „Es Der Anbau von GVO-Mais könnte den ökologischen Sojaanbau gefährden. gibt viel zu wenig unabhängige Untersuchungen“, kritisiert Foto: BLE – Thomas Stephan Angelika Hilbeck vom Wissenschaftlernetzwerk ENSSER. „Sogar offensichtliche Risiken wie Kombinationswirkungen von giftigen Institut hat jüngst eine wissenschaftliche Publikation über die mit Stoffen, die in diesen Pflanzen zu erwarten sind, werden nicht dieser Soja zusammenhängenden Risiken vorgelegt. untersucht.“ „Wir werden die Entscheidung des Gerichts jetzt in Ruhe analysieren“, sagt Christoph Then für Testbiotech. Das Informationsdienst Gentechnik, 19.12.2016 ANZEIGEN Exakte Unkrautbekämpfung – natürlich vom Spezialisten Kress Umweltschonende Landtechnik GmbH Telefon +49 (0)7042 37 665-0 · info@kress-landtechnik.de www.kress-landtechnik.de Kress_KULT_Anz_180x61_4c.indd 1 16.01.14 08:54 Kultur-Schutznetze gegen Gemüsefliegen RANTAI® { Typ K (Kohl-, Möhrenfliege etc.) { Typ S48 (zusätzlich gegen Erdfloh, Ford Lauchminierfliege) ern Kat Sie un { Typ ABN Taubennetz alog se { eb ultra Verfrühungs- u. Frostschutzvliese an ! ren von 17 bis 60 g/m² { diverses Zubehör RUDOLF SCHACHTRUPP KG (GmbH & Co.) Osterbrooksweg 37-45 22869 Schenefeld Tel. (040) 822 977 8-0 Fax (040) 822 977 8-29 Mail@Schachtrupp.de www.Schachtrupp.de Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017 11
AGRARPOLITIK – Agro-Gentechnik Schweiz: Nationalrat stimmt für Gentech-Moratorium bis 2021 Der Schweizer Nationalrat hat Anfang Dezember dafür gestimmt, (GVO) regeln. Die Schweizer Regierung, der Bundesrat, wollte das Moratorium für den Anbau von Gentech-Pflanzen um weitere bereits jetzt festlegen, dass dieser Anbau ab 2022 in speziell vier Jahre zu verlängern. Die große Kammer des schweizerischen geschaffenen Gebieten zugelassen werden solle. Isolationsabstän- Parlaments folgt damit der Regierung, die das 2017 endende Ver- de oder Maßnahmen zur Beschränkung des Pollenflugs sollten bot bis 2021 fortsetzen will. Damit das rechtskräftig wird, muss dafür sorgen, dass GVO sich nicht mit gentechnikfreien Pflanzen noch der Ständerat zustimmen. vermischten oder kreuzten. Dieses Konzept der Koexistenz hat die Parlamentarier aber offenbar nicht überzeugt: Sie erteilten Nach einem Bericht auf der Parlamentswebseite fiel der Be- ihm mit 142 zu 47 Stimmen eine deutliche Absage, schreibt die schluss des Nationalrats nach intensiver Diskussion mit 98 zu 89 schweizerische Nachrichtenagentur sda. Stimmen. Die Befürworter eines unbefristeten Moratoriums blie- ben in der Minderheit. Für die Zeit ab 2022 soll ein Gesetz den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen Informationsdienst Gentechnik, 06.12.2016 PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen Hinter den Kulissen: Eine Kontrolleurin bei der Arbeit Naturland Mitglieder und Naturland Partner werden mindestens einmal im Jahr von dass die Zertifizierungsentscheidung von einer Kontrollstelle auf Einhaltung der EU-Öko-VO und der Naturland Richtlinien über- mehreren Personen getragen wird, auch prüft – große Betriebe mit besonderer Marktstellung oder komplexere/risikoreichere vom Betrieb selbst, der bei Abweichungen sogar häufiger und unangemeldet. Verständlicherweise sind Kontrollen für Betriebslei- Stellung nehmen kann. Die Entscheidung ter zeitaufwändig und anstrengend. Doch wie nimmt eine Kontrolleurin die Kontrollen für oder gegen eine Zertifizierung ergibt wahr? Was prägt ihre tägliche Arbeit, was funktioniert meist reibungslos und wo hakt sich immer aus dem Eindruck vor Ort, der es immer wieder? Sicht des Betriebsleiters und der Interpre- tation der Gesetzeslage. Daraus wächst ein Lacon eine weitere Kontrollstelle, die die unglaublicher Erfahrungsschatz. Solange Einhaltung der Naturland Richtlinien in ein Auditor offen ist und vorurteilslos sei- Deutschland und im Ausland abprüft. Mit ner Arbeit nachgeht, solange kann er aus der Arbeitserfahrung im türkischen Büro meiner Sicht in diese Rolle schlüpfen. Das ging es bei einem Zertifizierungsunter- war mir wichtig, vorab zu sagen. nehmen in Berlin weiter, wo ich mit den Kontrollen in Deutschland anfing und NN: Welche Betriebe kontrollieren Sie Naturschutzprojekte auf konventionellen konkret? Gibt es große Unterschiede Höfen für das Unternehmen Unilever zwischen den einzelnen Betrieben? betreute. Vor drei Jahren habe ich mich Birke: Ich bin für die Bereiche Landwirt- mit Bio-Kontrollen und Evaluationen von schaft, Verarbeitung und Import vom Lebensmittelstandards und Biodiversität in Bundesministerium für Landwirtschaft und der Landwirtschaft selbstständig gemacht. Ernährung in Bonn zugelassen. Für Lacon decke ich die Kontrollen vor allem für Malea Caroline Birke arbeitet bei der Kontrollstelle Das Wort „Auditorin“ gefällt mir besser Ostdeutschland ab. Unterschiede ergeben Lacon GmbH als Auditorin – also Inspektorin auf als „Überwacherin“. Es kommt von dem sich zwischen den Bundesländern. Für die Betriebsebene – für den EU-Bio-Standard und prüft lateinischen Wort „audire“, das (an) Gegenden, die touristisch erschlossen sind dabei auch die Einhaltung der Naturland Richtlinien. hören heißt. Es entspricht der Haltung oder wo Sorben leben, ist mir aufgefallen, Foto: Malea Caroline Birke besser, die ich im Beruf einnehmen will. dass sich die Landwirte untereinander Ich möchte offen sein für die Situationen stärker fördern und landwirtschaftliche Pro- NN: Sehr geehrte Frau Birke, was hat Sie der Betriebe. Grundsätzlich lässt sich dukte lokal vermarktet werden. In anderen veranlasst, in die Rolle einer Kontrolleu- sagen, dass wir als Auditoren alle die Fällen leben Landwirte nicht hauptsächlich rin zu schlüpfen? EU-Verordnung und Naturland Richtlinien von dem, was sie produzieren, sondern von Birke: Ich komme vom Naturschutz kennen und prüfen müssen. In Bereichen, den Subventionen. Das trifft weniger auf mit Schwerpunkt landwirtschaftliche die die Verordnung nicht metrisch Verbandsbetriebe zu. Die Kontrollen selbst Nutzungssysteme. Das heißt, ich wollte abgrenzt, können Entscheidungen vor unterscheiden sich nicht im Ablauf. Landwirtschaft von Anfang an als „Schnitt- Ort getroffen werden. Dies betrifft zum stelle“ zwischen Kulturlandschaft und Beispiel Tierwohl, Bodenfruchtbarkeit und NN: Wie sieht bei Ihnen ein typischer Wildnis verstehen. Ich arbeitete auf Höfen Biodiversität. Diese Praktiken lassen sich Arbeitsalltag aus? in Deutschland und Lateinamerika und nicht gut an vorgegebenen Maßstäben Birke: Die Saison geht los, wenn wir uns kam dann zum Zertifizierungsunterneh- messen, weil sie stark von den Gege- alle für die Jahresschulung im Januar men IMO in der Türkei. IMO ist neben benheiten vor Ort abhängen. Es ist gut, getroffen haben, um die Saison zu bespre- 12 Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen Malea Caroline Birke bei der Betriebskontrolle des Milchschafhofs Bärenstein in Altenberg, Sachsen. Foto: Milchschafhof Bärenstein chen. Dann legen wir fest, wie viele Audits NN: Wie offen und hilfsbereit treten die nichts anbieten. Da habe ich mir ange- (also Kontrollen inclusive Nachbearbei- Ihnen die Betriebe entgegen? wöhnt, nach Wasser zu fragen. Oft dauert tung) jeder übernehmen kann. In diesem Birke: In den allermeisten Betrieben ist die ein Audit drei und mehr Stunden. Jahr zum Beispiel habe ich 120 Audits Zusammenarbeit sehr gut. Das heißt, man zugesagt, die ich in sechs Bundesländern bekommt ohne Diskussionen alle nötigen NN: Was macht Ihnen besonders viel übernehme. Kollegen, die hauptberuflich Unterlagen und Betriebsteile gezeigt. Die Freude und was ist für Sie am unange- Bio-Kontrollen machen, arbeiten oft für Betriebsinhaber wissen, dass Auditoren nehmsten bei der Kontrolltätigkeit? verschiedene Kontrollstellen und machen und sie an der gleichen Qualitätssicherung Birke: Ich unterhalte mich gern über das bis zu 300 Audits im Jahr. Vom Vorgehen interessiert sind und die Betriebe durch Engagement in der Region. Viele Land- her ist es so, dass die Betriebe kontaktiert die Kontrollen auch gegen Verbraucher- wirte engagieren sich. Ich finde es immer werden, um die angekündigten Kontrollen kritik geschützt werden. Denn sie bewei- spannend, nach dem Werdegang der abzustimmen. Es werden „Touren“ gelegt, sen durch die Zertifizierung, dass sie alle LandwirtInnen zu fragen. Menschen mit damit Alle Zeit und Fahrtkosten sparen. „Öko-Regeln“ einhalten. Manchmal kommt unterschiedlichen Berufen, die dann in die Das gelingt zum größten Teil, aber es gibt es vor, dass der Auditor Projektionsfläche Landwirtschaft eingestiegen sind, haben immer Betriebe, die man einzeln anfahren für Frustrationen wird – schließlich werden viel zu erzählen. Ein anderes Thema ist oft muss, weil Zusatzkontrollen durch Abwei- die Regeln zunehmend komplexer und der die Hofnachfolge. Ich interessiere mich da- chungen oder Terminverschiebungen an- Aufwand größer. Es kommt vor, dass dann für, wie es weitergeht. Es ist schön, wenn fallen. Nach den Kontrollen hat man Tage, Emotionalitäten weitergegeben werden. man einen Betrieb mehrmals besuchen an denen man Rechnungen schreibt und Für mich heißt das, man baut mit den kann und dann mitbekommt, dass dieser die nächsten Kontrollen plant. Dazwischen Jahren einen unglaublichen Menschenver- hinsichtlich Mitarbeitersituation und Ein- braucht man Zeit, um gesetzliche Ände- stand auf und weiß, auf welche Argumente kommen stabil ist. rungen oder Fachliteratur zu lesen und man eingehen sollte und welchen Argu- sich auf Fachveranstaltungen fortzubilden. menten man schweigend zuhört, um den Unangenehm ist, wenn Abweichungen Und natürlich muss man sich um andere Ablauf der Kontrolle ruhig weiterzuführen. persönlich genommen werden. Ich Auftraggeber kümmern, wenn man nicht Oft bekommt man auch familiäre Situati- bemühe mich immer, das Positive anzu- allein von den Audits lebt. In meinem Fall onen mit, die im Audit angesprochen wer- sprechen, bevor ich Abweichungen nenne, mache ich noch Studien, derzeit für den den. Dann ist es wichtig, auch da zuhören und trotzdem bleibt unser Beruf das: Wir WWF, die sehr viel Zeit für Recherchen zu können. Ich würde sagen, dass Frauen werden dafür bezahlt, zu prüfen, ob Dinge brauchen. Dann muss ich die Audittätigkeit von Natur aus ein großes Empathievermö- so laufen, wie sie versprochen werden. gut abstimmen. gen mitbringen. Das kommt mir im Audit Unangenehm ist auch, wenn Wiederho- zugute. Männliche Kollegen werden auf lungen auftreten oder die Buchhaltung Während der Audits schläft man oft außer- Technik angesprochen und punkten damit komplett fehlt. Ich habe es einmal erlebt, halb und kann nicht nach Hause fahren. im Audit. Unterschiede gibt es in der dass ich zum Audit begrüßt wurde mit den Daher würde ich gern hinzufügen, dass Gastfreundlichkeit. Einige Landwirte fra- Worten: „Ich habe nichts da. Sie sehen der Arbeitsalltag nicht immer familien- gen von sich aus, ob man einen Tee oder dann, was Sie draus machen wollen“. freundlich ist. Kaffee möchte. Es gibt aber auch Betriebe, Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017 13
PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen Mit welchen Kontrollstellen arbeitet Naturland zusammen Naturland führt selbst keine Kontrollen durch, sondern vergibt in den jeweiligen Ländern zu kooperieren, die sich mit den diese Tätigkeit an staatlich zugelassene und akkreditierte Verhältnissen der Betriebe vor Ort sehr gut auskennen. unabhängige Kontrollstellen. Die internationale Norm ISO/IEC 17065 stellt dabei die Grundvoraussetzung für eine Kooperati- In Deutschland arbeitet Naturland überwiegend mit folgenden on dar. Grundlage jeder Kooperation mit einer Kontrollstelle ist vier renommierten Kontrollstellen zusammen: KIWA BCS Öko- ein Kontrollvertrag, der Rechte und Pflichten der Kontrollstel- Garantie GmbH; Gesellschaft für Ressourcenschutz mbH GfRS; len regelt. Darunter fällt unter anderem auch die regelmäßige Lacon GmbH und ÖkoP-Zertifizierungs GmbH. International Schulung der Kontrolleure zu den Naturland Anforderungen. sind es aber weitaus mehr: Hier arbeitet Naturland in über 50 Die Auswahl der Kontrollstellen erfolgt anhand deren Qua- Ländern weltweit mit 60 Kontrollstellen zusammen. lität in der Umsetzung der Naturland Kontrollen und ihrer Bereitschaft, mit Naturland kooperativ zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus versucht Naturland auch mit Kontrollstellen Christina Reifenrath, Naturland e.V. Manchmal baut man mit der Zeit zu be- das Audit erst kurz vorher vorbereitet wird. für Direktvermarktung, ist der Aufwand stimmten Betrieben ein fast persönliches Wichtig ist, immer die komplette Buchhal- genauso groß wie bei größeren Betrieben. Verhältnis auf. Das ist dann die Grenze tung vorrätig zu haben und genügend Zeit Das gleiche gilt für Betriebe, die neben der des Berufs, weil man sich mit Betriebs- einzuplanen. landwirtschaftlichen Produktion auch noch leiterInnen nicht anfreunden darf. Daher Ich würde die Haltung empfehlen, dass ein verarbeiten, zum Beispiel Käse. Die Na- wechseln auch die Auditoren immer nach Audit eine externe Qualitätsbewertung sein turland Kontrolle selbst macht neben der einer bestimmten Zeit, um zu verhindern, kann. Was jemand in kurzer Zeit von außen EU-Kontrolle wenig zusätzliche Zeit aus, dass Sympathien entstehen oder damit versteht, funktioniert im Betrieb gut. vielleicht 30-40 Minuten mehr. Das än- bestimmte Bereiche wieder mit einem derte sich durch die Tierwohl-Checklisten. neuen Blick bewertet werden. Es ist gut, NN: Wie kommen Sie bzw. die Betriebe Hier ist der Zeitaufwand für bestimmte dass man als Einzelperson dann auf die mit neuen Naturland Kontrollbereichen Betriebe deutlich gestiegen. Das betrifft kollegiale Zusammenarbeit mit dem Team wie Sozial- oder Tierwohl zu Recht? Sind insbesondere große Geflügelbetriebe mit der Kontrollstelle bauen kann. die Naturland Schulungen zu diesen mehreren Ställen. Das kann ein zusätz- Themen auch für Ihre Sicht der Situation licher Aufwand von zwei bis drei Stunden NN: Was sind die häufigsten Fehler oder hilfreich? Sehen Sie zum Beispiel beim sein, wenn nun der Tierbestand prozentual Versäumnisse, mit denen Sie immer Tierwohl eine Verbesserung bei den bewertet werden soll und nicht mehr der wieder konfrontiert werden? Betrieben? Gesamtbestand. Birke: Dokumentationsfehler. Das heißt, Birke: Es ist gut, dass Tierwohl mehr es fehlen Dokumente wie Einkaufsrech- geprüft wird. Die Schulungen auf den NN: Welche Verbesserungsmöglich- nungen oder Bescheinigungen, die eine oft Betrieben waren fantastisch. Dort fand keiten bei Öko-Kontrollen (EU und/oder plausible Situation nachhaltig beweisen. ein Austausch mit den Betrieben, aber Naturland) sehen Sie? Bescheinigungen werden manchmal erst auch zwischen Kontrollstelle und Natur- Birke: Ich bin dafür, dass man der Land- während der Kontrolle angefordert. Das land über Interpretationsspielraum statt. wirtschaft mehr Vertrauen entgegenbringt. sind Sachen, die man aufschreiben muss, Es gibt Vorgaben, die sind relativ. Erst in Gerade die Öko-Betriebe sind Pioniere und die aber für die Betriebe leicht zu vermei- der gemeinsamen Begehung können zum weisen in die Zukunft. Dennoch gibt es den wären. Ich würde also sagen, viele Beispiel Abweichungen in der Einstreu be- eine Tendenz, dass jährlich immer mehr sind Schönheitsfehler. Grobe Fahrlässig- wertet werden oder Lichtverhältnisse: Was Kontrollpunkte dazukommen. Der Konflikt keiten sind selten, aber dann möglich, heißt genügend und ungenügend? Solange wird gesellschaftlich dann auf die Betriebe wenn Mitarbeiter wechseln oder es keine es keine metrischen Vorgaben gibt, muss verlagert. Es ist wichtig, dass Kontrollen ordentliche Schulung oder Beratung man die subjektiven Bewertungsmöglich- auf Plausibilität angelegt werden und nicht gab. Dann soll das Audit nachträglich als keiten eichen. Das hat durch die Schulung auf eine mathematische Erfassung der Na- Beratung dienen und man nimmt viele begonnen. Es ist positiv, dass Tierverluste tur. Dann kann ich verstehen, dass einige Abweichungen in Kauf. Wichtig zu wissen klarer bewertet werden, um Diskussionen Betriebe den Aufwand nicht mehr leisten ist: je mehr Abweichungen entstehen, zu vermeiden. Das hilft dem Kontrolleur können. Ich bin dafür, dass Kontrollen umso höher steigt das Unternehmen in der und dem Betriebsleiter. Es gibt aber auch unterschiedliche Schwerpunkte pro Saison Risikobewertung. Dann kommen kosten- große Konsequenzen, wenn zum Beispiel haben, um nach zum Beispiel drei Jahren pflichtige Zusatzkontrollen dazu. Für viele durch die Bewertungen ein Stallumbau komplett Tierbereich, Verarbeitung und Betriebe sind die Auditkosten für das ansteht. Ackerbau zu prüfen. Das setzt einen Ver- Jahresaudit bereits ein Thema. trauenszuschuss der Gesellschaft voraus NN: Wie hoch ist der Zusatzaufwand und würde Betriebe betreffen, die nicht NN: Welche grundsätzlichen Tipps kön- bei Naturland Kontrollen und bei EU durch Abweichungen auffällig geworden nen Sie Betriebsleitern für anstehende Kontrollen? sind. Ich bin dafür, dass man individueller Kontrollen geben? Birke: Grundsätzlich hängt der Zeitauf- bei den Kontrollen verfahren kann und Birke: Der beste Tipp ist, die Berichte zu wand vom Tätigkeitsprofil des Betriebes dies abhängig von der Risikobewertung lesen, um genau vorzubereitet zu sein, was ab und leider nicht von der Betriebs- der Betriebe. gefragt ist. Manchmal habe ich den Ein- größe. Haben wir einen kleinen Betrieb druck, dass diese nicht gelesen werden und mit Gemüseanbau und Geflügelhaltung 14 Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen Ich empfehle, dass die Gesetzgeber immer reine“ Produkt abkauft. Insofern gilt auch vielgliedrige Fruchtfolge mit Humusbilanz auch Kontrollen begleiten, um die Situati- hier, dass Kunden und Verarbeiter aufs müsste vorgeschrieben sein. on vor Ort abschätzen zu können. Ich bin Feld gehen und durch die Begehungen ein mir bewusst, dass das schon passiert. Mir Verständnis aufbauen müssten. Es wird NN: Wie bereiten Sie sich auf eine Natur- ist nur wichtig, dass Theorie und Praxis prognostiziert, dass ab 2050 90 Prozent land Kontrolle vor? weiter zusammen wachsen. Das sehe ich der Weltbevölkerung in den Städten leben Birke: Ich kenne die Richtlinien und lese derzeit nicht. Es braucht für Neuerungen wird. Das Risiko wächst, dass man von die Naturland Nachrichten, um für die sehr langen Atem und sie hängen immer der Landwirtschaft etwas erwartet, das sie einzelnen Bundesländer zu wissen, was im von Einzelpersonen ab, die dafür die nicht leisten kann. Daher ist auch wichtig, Verband an Aktivitäten ansteht. Nerven haben und es oft privat vorfinan- dass Erwartungshaltungen bezahlbar wer- zieren. Nehmen wir die Möglichkeit des den. Das heißt, dass Lebensmittelpreise NN: Was war Ihr schönstes Erlebnis in Weideschusses oder der Hausschlachtung steigen müssen. Bodenfruchtbarkeit ist ein Ihrer bisherigen Tätigkeit als Kontrol- oder auch die Betäubungssituation beim zentrales Thema. Nur fruchtbare Böden leurin? Schlachten. Hier sprechen Hygiene und sichern in der Zukunft Ernten, die eine Birke: Traktorfahren, als wir nach einer Tierwohl zwei Sprachen. Die verschie- steigende Bevölkerung versorgen. Derzeit Betriebsbegehung fertig waren. Das war denen Kontrollen sollten aufeinander wird nicht die Bodenfruchtbarkeit bezahlt, ein bayrischer Betriebsinhaber, der einen abgestimmt werden, auch um Doppelprü- sondern die Erntemengen, die man aus zweiten Betrieb in Mecklenburg hatte. fungen und Doppeldokumentationen zu den Böden zieht. Bei der derzeitigen Das heißt die Feldbegehungen sind das, verhindern. Das bedarf Abstimmung und Pachtsituation, investieren Betriebe vor was mir am Beruf am meisten Spaß macht. Vertrauen der Behörden untereinander. allem in eigenen Flächen. Das geht gegen Man lernt von den Betrieben unglaublich den Humusaufbau. Das Bewertungssystem viel dazu. Ich bin auch gegen die Tendenz zu immer könnte prozessorientierter sein. Stellen Sie homogeneren Lebensmitteln. Man muss sich vor, wenn man die Preise an Tierwohl Malea Birke, Auditorin und Evaluatorin, sich klarmachen, dass eine Milch mit und Bodenfruchtbarkeit knüpfen würde, info@maleabirke.com, Tel: 0151/ 7082 festgelegtem Fettgehalt daher rührt, dass statt an das Schlacht- oder Erntegewicht. 3130, www.maleabirke.com. man sich natürliche Schwankungen nicht Und für die Bodenfruchtbarkeit wünsche mehr leistet. Oder im Kräuteranbau schafft ich mir ein nachhaltigeres Bewertungs- man Hecken oder Ackerrandstreifen ab, system ähnlich den Fruchtfolgeprogram- wenn man den Landwirten nur „klinisch men der Landwirtschaftskammern: Eine Das Interview führte Ralf Alsfeld, Naturland e.V. ANZEIGEN www.farmsaat.de Für den Öko-Landbau FARMEZZO FARMFIRE S 210 | K 220 S 230 | K 230 LfL Bayern früh: Platz 1 LfL Bayern: Platz 1 LWK Nds.: Platz 1 bester Körnermais! bester Körnermais! Kornertrag rel. 110 Kornertrag rel. 101 Kornertrag rel. 111 LWK Nds. früh: Platz 2 bester Silomais! zweitbester Kornertrag: 101 TM-Ertrag: rel. 115 Grünmasse-Ertrag: rel. 117 „Fällt mit guter Jugendentwicklung auf.“* „Überzeugt mit einer auffällig guten * LSV Öko 2016 Bayern & Niedersachsen Frohwüchsigkeit in der Jugendentwicklung.“* FarmSaat gibt es nicht im Handel, sondern nur direkt bei uns und unseren FarmPartnern. Jetzt DIREKT bestellen: Tel: 02582/66 858-0 www.farmsaat.de · www.saatgut-bestellung.de Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017 15
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