Nachrichten Naturland - Malea Birke

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Nachrichten Naturland - Malea Birke
01   Februar 2017   · www.naturland.de · ISSN 2366-2220

Naturland
Nachrichten
Fachinformationen für den Öko-Landbau

Mehr Körnerleguminosen auf dem Teller
Erbsen, Bohnen, Lupinen und Co. in der menschlichen Ernährung

Öko-Legehennenhaltung                           Naturland International    Nährstoffversorgung
Untersuchung zur Wirtschaftlichkeit             Kartoffelchips aus Peru    Geben und Nehmen

                                                                          Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017   1
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                                              - Bio- und Herkunfts-Zertifizierung
                                              - Prüfung weiterer Standards aus einer Hand
                                                z.B. alle Bioverbände, QS, GLOBALG.A.P., Vegan

                                              LACON GmbH                 LACON GmbH                  LACON GmbH
                                              Moltkestraße 4             Stelzlhof 1                 Am Teich 2
                                              D-77654 Offenburg          D-94034 Passau              A-4150 Rohrbach
                                              Tel: +49-781-96679-200     Tel: +49-851-96609-300      Tel: +43-7289-40977
                                              Fax: +49-781-96679-300     Fax: +49-851-96609-301      Fax: +43-7289-40977-4
                                              lacon@lacon-institut.org   passau@lacon-institut.org   office@lacon-institut.at

2   Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
Nachrichten Naturland - Malea Birke
IN DIESER AUSGABE

Liebe Naturland Bäuerinnen und Bauern,                              Naturland trauert um Hans Hohenester

liebe Freunde,                                                      AGRARPOLITIK
                                                                     National und International......................................................... 06
„Meine Zeit liegt in Deinen Händen“ (Psalm 31,16).                   - Kommissionschef Juncker muss Notbremse beim
                                                                       Bio-Recht ziehen
Hans Hohenester, unser Naturland Präsidiumsvorsitzender,             - BÖLW begrüßt ÖLD als neues Mitglied
musste aus diesem Leben gehen. Wir sind zutiefst bestürzt, be-
                                                                      Aktuelles aus den Ländern & Regionen.................................... 06
troffen und unendlich traurig. Auch um Jakob Berger, ehemaliger
Vorstand von Naturland Süd-Ost e.V. und ehemaliger Vorsitzen-         Agro-Gentechnik......................................................................... 10
                                                                      - Neuer Konzernatlas zeigt Konzentration der Gentechnik-
der des Erzeugerringes für naturgemäßen Landbau e.V., trauern           Giganten
                                                                      - EU-Gericht bestätigt Gentech-Soja-Zulassung
wir.
                                                                      - Schweiz: Nationalrat stimmt für Gentech-Moratorium bis 2021

Wenn Menschen uns verlassen, die uns nah sind, dann fühlt           PRAXIS
                                                                    Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen............................. 12
sich plötzlich alles anders an. Als amtierender Präsidiumsvorsit-    - Hinter den Kulissen: Eine Kontrolleurin bei der Arbeit
zender, der aktiv die Geschicke des Verbands leitete, war Hans       - Mögliche Stolpersteine bei der flächenbezogenen Öko-
                                                                       Förderung
nicht nur vielen Naturland Mitgliedern, sondern gerade auch den      - Öko-Landwirtschaft in der Justizvollzugsanstalt Laufen-Lebenau
                                                                     - Naturschutzmaßnahmen im Öko-Betrieb, Teil 3 Acker & Grünland
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der verschiedenen Naturland
Organisationen in ihrer Arbeit präsent und nah. Übermäßige            Pflanzliche Erzeugung............................................................... 24
Lobhudelei wäre Hans zuwider, doch können wir uns gar nicht         Titel: Mehr Körnerleguminosen auf den Teller
genug bedanken für sein selbstloses Engagement für Naturland
und den Öko-Landbau.

Vermutlich würde Hans jetzt die Stirn in Falten legen und zum
Weiterarbeiten übergehen. Er würde verärgert die Diskussion
über ein Tierwohllabel eröffnen, bei dem das politische Marke-
ting vor den Inhalten steht, die bislang nebulös geblieben sind.
Hans würde auf ein politisch korrektes Verhalten pfeifen – in
Anbetracht der Ausfälle des EU-Agrarkommissars, der ihn und
alle Öko-Bauern diffamiert, wenn er einen vermurksten Öko-            - Interview mit Prof. Sascha Rohn: Erbsen und Bohnen
Verordnungsentwurf mit der EHEC-Tragödie des Jahres 2011 zu             neu entdeckt
                                                                      - Kichererbsen als neue Hülsenfrucht
rechtfertigen versucht (siehe BÖLW-Kommentar auf Seite 78).           - Veranstaltung „Erbsen und Ackerbohnen in der menschlichen .
                                                                        Ernährung“
Brüssel gegen die Öko-Bauern – frei nach diesem Motto poltert
                                                                      - Lupinen als einheimische Eiweißquelle für die menschliche
Phil Hogan gegen Bürger Europas, anstatt miteinander einen gu-          Ernährung
                                                                      - Weiße Lupine in der Humanernährung
ten, europäischen Weg der Gemeinsamkeit zu suchen. Hans wäre          - Betriebsportrait Naturland Betrieb Lex
der Letzte, der sich eine solch schäbige Herablassung gefallen        - Praktiker-Bericht: Soja aus Hessen
                                                                      - Wenn die Leguminosen müde werden
lassen hätte.                                                         - Nährstoffversorgung im Öko-Landbau
                                                                      - Nachhaltige Tomaten aus Almeria?
                                                                      - Betriebsportrait Apfelparadies Winklhof
Die Öko-Bauern haben bewiesen, dass es eine Alternative zur
                                                                      - Südtirol – Umgang mit Abdrift
Agrarindustrie gibt – und das wird zusehends gewürdigt. Die           - Kupfer-Minimierungsstrategie
                                                                      - Bunte Kartoffelchips aus Peru
aktuellen Öko-Wachstumszahlen belegen das genauso wie die
Naturland Statistik, die für 2016 ein Flächenwachstum von fast        Tierische Erzeugung.................................................................. 54
                                                                      - Sojabohnen: Lohnverarbeitung oder selbst toasten?
zehn Prozent in Deutschland und annähernd 5.000 neuen                 - Wirtschaftlichkeit der Öko-Legehennenhaltung, Teil 1
Naturland Bäuerinnen und Bauern weltweit ausweist. Gemein-            - Erfolg in der Lämmeraufzucht
                                                                      - Melkroboter und Weide – so geht’s!
sam haben wir uns eine herausragende Grundlage erarbeitet, um         - Schwarzwald-Bio-Weiderind für Edeka Südwest
dieses Wachstum fortzuführen und zu gestalten. Hans hat uns
                                                                    NATURLAND WELT
als Vorsitzender des Präsidiums viel mit auf den Weg gegeben,        Menschen, Themen und Verband............................................. 65
nächste Schritte für die anstehenden Herausforderungen bereits
                                                                      Naturland Welt Berichte aus den Regionen............................. 72
in die Agenda geschrieben. Wir werden diesen Weg erfolgreich
                                                                      Naturland Zeichen GmbH, Markt und Verarbeitung.............. 72
weiter verfolgen. Danke, Hans Hohenester.
                                                                    MELDUNGEN ............................................................................... 78

                                                                    IMPRESSUM.................................................................................. 80

                                                                    = Titelthemen
Steffen Reese

                                                                                                     Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017                3
Nachrichten Naturland - Malea Birke
AGRARPOLITIK – National und International

Naturland trauert um Hans Hohenester
Naturland Präsidiumsvorsitzender nach langer, schwerer
Krankheit verstorben
Der Öko-Landbau war sein Beruf und seine        scheidend geprägt. Auch die Entwicklung      aller Kraft und stärkstem Willen gegen die
Berufung. Seit 26 Jahren Öko-Bauer und          des ökologischen Landbaus insgesamt          Krankheit gestemmt. Am Sonntag, dem 08.
Naturland Mitglied, hat Hans Hohenester         hat er, vor allem in Bayern, wesentlich      Januar, ist Hans Hohenester viel zu jung
den Verband als Präsidiumsvorsitzender          vorangebracht. Ende 2015 erhielt Hohe-       mit nur 59 Jahren im Kreis seiner Familie
und in zahlreichen weiteren Ämtern ent-         nester die Diagnose Krebs, er hat sich mit   gestorben.

                                                                                             „Hans Hohenester war ein Zukunfts-Ma-
                                                                                             cher, der vorausgedacht hat und Menschen
                                                                                             für den Öko-Landbau begeistern konnte.
                                                                                             Mit seiner Begeisterung und seinem Weit-
                                                                                             blick hat er Naturland geprägt und uns
                                                                                             auch immer wieder mit der Notwendigkeit
                                                                                             zu Veränderungen konfrontiert“, sagte
                                                                                             Naturland Geschäftsführer Steffen Reese
                                                                                             „Mit Hans geht ein Teil von uns – aber es
                                                                                             bleibt auch immer ein Teil von ihm bei
                                                                                             uns“, fügte er hinzu.

                                                                                             500 Trauergäste bei der Beerdigung
                                                                                             Die Betroffenheit über den frühen Tod
                                                                                             von Hans Hohenester ist groß – unter den
                                                                                             Naturland Bäuerinnen und Bauern ebenso
                                                                                             wie bei den Mitarbeiterinnen und Mitar-
                                                                                             beitern der verschiedenen Naturland Or-
                                                                                             ganisationen in Gräfelfing, Hohenkammer
                                                                                             und bundesweit. Viele von ihnen kamen
                                                                                             zum Trauergottesdienst, um Abschied zu
                                                                                             nehmen. In der mit fast 500 Trauergästen
                                                                                             voll besetzten Kirche Neu-St-Nikola in
                                                                                             Altdorf fassten Steffen Reese, Felix Löwen-
                                                                                             stein und Naturland Präsidiumsmitglied
                                                                                             Peter Warlich als Trauerredner auch ihre
                                                                                             persönliche Erschütterung in Worte.

                                                                                             Dabei würdigten sie nicht nur die vielfäl-
                                                                                             tigen Leistungen des Verstorbenen, son-
                                                                                             dern wandten sich vor allem auch direkt
                                                                                             an die Hinterbliebenen, Ehefrau Maria
                                                                                             und die zwei erwachsenen Kinder, Maria
                                                                                             Lena und Johannes, die durch das starke
                                                                                             Engagement ihres Ehemanns und Vaters in
                                                                                             besonderer Weise dem Verband und auch
                                                                                             vielen Mitarbeitern direkt verbunden wa-
                                                                                             ren. Der 25jährige Johannes wird den Hof,
                                                                                             den er während der Krankheit des Vaters
                                                                                             bereits übernommen hat, weiterführen.
                                                                                             Wie groß die Betroffenheit auch über Na-
                                                                                             turland hinaus ist, zeigen die zahlreichen
                                                                                             Einträge aus aller Welt im Online-Kon-
                                                                                             dolenzbuch unter www.hans-hohenester.
                                                                                             de. Bei Naturland wird nun Präsidiums-
                                                                                             mitglied Peter Warlich bis zur regulären
                                                                                             Neuwahl des Präsidiums im Mai die
                                                                                             kommissarische Leitung des Verbands
                                                                                             übernehmen.

Foto: Hofpfisterei                                                                                               Markus Fadl, Naturland e.V.

4     Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
Nachrichten Naturland - Malea Birke
AGRARPOLITIK – National und International

Ein Leben für Naturland und den Öko-Landbau
Politik und Praxis der ökologischen Landwirtschaft waren für        Einführung der Naturland Fair Zertifizierung 2010 war für ihn in
Hans Hohenester von Beginn aufs Engste verbunden. Während           diesem Sinne nicht zuletzt auch Ausdruck der Richtung, in die
der Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister begann Ende der           sich der Öko-Landbau und unsere Lebensmittelwirtschaft insge-
1970er Jahre sein Engagement in der Katholischen Landjugend         samt entwickeln müssen.
(KLJB), deren bayerischer Landesvorsitzender er von 1986 bis
1990 war. Es waren politisch bewegte Zeiten und die KLJB stritt
sich im Zeichen der Schöpfungsbewahrung leidenschaftlich mit
dem Bauernverband über die notwendige Ökologisierung der
Landwirtschaft.

Es charakterisiert den geradlinigen Menschen Hans Hohenester,
dass dieses politische Engagement auch Konsequenzen für seine
eigene landwirtschaftliche Praxis haben musste. 1990 stellte er
gemeinsam mit seiner Frau Maria den elterlichen Betrieb im
niederbayerischen Altdorf bei Landshut auf ökologische Be-
wirtschaftung nach Naturland Richtlinien um. Mit Erfolg: Heute
bewirtschaftet der Betrieb Hohenester rund 120 Hektar Fläche,
auf denen neben dem Futter für die eigenen Schweine auch Kar-
toffeln sowie Speisegetreide angebaut werden.
                                                                    Hans Hohenester mit seiner Familie     Foto: Naturland e.V.
Zehn Jahre LVÖ-Vorsitzender – Öko in Bayern entscheidend
mitgeprägt
Parallel dazu begann sein Engagement für den Öko-Landbau auf
Verbandsebene. 1993 erstmals in den Naturland Landesvorstand
Bayern gewählt, übernahm Hans Hohenester 1994 den Lan-
desvorsitz des Verbands und auch den Vorsitz der gerade neu
formierten Landesvereinigung für den ökologischen Landbau
(LVÖ). In dieser Funktion prägte er bis 2004 die Entwicklung des
ökologischen Landbaus im Freistaat entscheidend mit.

So wirkte Hohenester maßgeblich mit beim Aufbau der Öko-
Beratung in Bayern durch die Gründung der Öko-Erzeugerringe.
Er kämpfte erfolgreich für die Einrichtung des Lehrstuhls
Ökologischer Landbau an der TU München in Weihenstephan,
außerdem für den Ausbau der Öko-Forschung an der Landesan-
stalt für Landwirtschaft und die Einrichtung der Öko-Fachzentren    Stets aktiv für den Öko-Landbau    Foto: Naturland e.V.
Schönbrunn und Kringell. Die Einführung der Bayerischen Öko-
Erlebnistage – bis heute die wichtigste Veranstaltungsreihe zur
Werbung für den Öko-Landbau in Bayern – fällt ebenfalls in seine
Zeit als LVÖ-Vorsitzender. 2004 wurde er für sein Engagement
mit der Bayerischen Staatsmedaille in Silber ausgezeichnet.

Naturland zu schlagkräftigem Öko-Verband geformt
Zugleich arbeitete Hans Hohenester daran, Naturland von einer
in den Anfangsjahren regional kleinteilig organisierten Vereini-
gung zu einem schlagkräftigen Öko-Verband mit nationaler und
internationaler Bedeutung zu formen. Das tat er in wechselnden
Ämtern, mit großem Engagement und Zielstrebigkeit. Nach dem
Ende seiner Zeit an der Spitze der LVÖ wurde er 2005 erstmals
zum Vorsitzenden des Naturland Präsidiums gewählt – und seit-
her drei Mal im Amt bestätigt, stets mit überwältigender Mehr-
heit. Sein Ziel war es dabei immer, Naturland als Verband das
nötige politische Gewicht zu verschaffen, um das Beste für den
Öko-Landbau bewirken zu können und zugleich den Absatz für
die Öko-Bauern zu sichern.

Selbst tief in seiner niederbayerischen Heimat verwurzelt, verlor
Hans Hohenester auch nie die internationale Perspektive und
globale Verantwortung unserer Lebensmittelerzeugung aus dem
Blick. Es war seine feste Überzeugung, dass der Öko-Landbau         Foto: Naturland e.V.
nur dann funktionieren kann, wenn die Bauern – überall auf der
Welt – einen fairen Preis für ihre Erzeugnisse bekommen. Die                                                              Markus Fadl, Naturland e.V.

                                                                                                      Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017      5
Nachrichten Naturland - Malea Birke
AGRARPOLITIK – National und International

EU-Öko-Verordnung

Kommissionschef Juncker muss Notbremse
beim Bio-Recht ziehen
Mitte Dezember stand in Brüssel erneut        zu beenden. Hogan wollte den Kommis-            noch Bürgern. Der Vorschlag sollte daher
die Überarbeitung des Bio-Rechts auf der      sionvorschlag bereits vor Monaten selbst        nicht weiter beraten werden.
letzten Sitzung des Landwirtschaftsrats der   zurückziehen.
EU-Mitgliedsstaaten unter slowakischer                                                        Dem Plan der EU-Kommission, Bio zurück
Ratspräsidentschaft auf der Agenda. Jan       Ein ‚Weiter-So‘ gefährdet die Glaubwür-         in die Nische zu drängen, hatten die
Plagge, Vorstand des Bund Ökologische         digkeit der europäischen Institutionen, das     Mitgliedsstaaten heute nochmals zurück
Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), war in         Vertrauen der Verbraucher in Bio und es         gewiesen.
Brüssel und kommentiert:                      hemmt Wachstum und Beschäftigung im
                                              Öko-Bereich. Wir begrüßen es, dass sich         Eine Weiterentwicklung des aktuellen Bio-
„Kaum inhaltliche Übereinstimmungen,          Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt           Rechts bietet die Chance, eine anwach-
kein Plan wie es jetzt weiter gehen soll.     zusammen anderen Ministern heute für            sende und funktionierende Alternative in
Das Treffen des EU-Agrarrates offenba-        die Weiterentwicklung des aktuellen Bio-        Landwirtschaft und Ernährung zu schaffen.
rte das Verhandlungschaos, das EU-            Rechts eingesetzt hat. Der tschechische         Etliche Mitgliedsstaaten und die Vertre-
Landwirtschaftskommissar Phil Hogan zu        Landwirtschaftsminister Marian Jurecka          ter des EU-Parlaments sprachen sich für
verantworten hat. EU-Kommissionschef          brachte auf den Punkt, was auch viele           diesen Weg aus.“
Jean-Claude Junker ist jetzt gefordert,       seiner Kollegen betonten: Der Vorschlag
das Hick-Hack um ein neues Bio-Recht          für ein neues Bio-Recht hilft weder Bauern                Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft

BÖLW begrüßt ÖLD als neues Mitglied
Mit der „Arbeitsgemeinschaft Ökologisch engagierter Lebensmittelhändler und Dro-              uns Händler von herausragender Bedeu-
gisten“ (ÖLD) gewinnt der BÖLW erneut ein neues Mitglied dazu. Durch das Engage-              tung, wenn es um zukunftsfähige und
ment dieser Händler boomt Bio in vielen Super- und Drogeriemärkten.                           nachhaltige Lebensmittel geht“, so Tho-
                                                                                              mas Gutberlet, Vertreter der ÖLD.
Mit der Mitgliedschaft im BÖLW unter-         Mitgliedern nun ein weiterer wichtiger
streichen die Unternehmen ihr nachhal-        Vermarktungskanal für Bio-Produkte an           In der Ende 2016 gegründeten ÖLD sind
tiges Interesse an Bio und stärken dabei      Bord“, sagt Peter Röhrig, Geschäftsführer       die Unternehmen Budni, dm-drogerie
gleichzeitig den BÖLW als politische Ver-     des Bund Ökologische Lebensmittelwirt-          markt, Globus, REWE Group und tegut…
tretung der Branche. „Schon immer verei-      schaft (BÖLW).                                  organisiert.
nen wir neben Bio-Bauern und Herstellern
auch den Handel unter unserem Dach.           „Wir freuen uns, dass wir im Bio-Spitzen-
Neben dem Naturkostfachhandel und den         verband BÖLW die positive Entwicklung
Reformhäusern ist mit der ÖLD und ihren       von Bio unterstützen können. Bio ist für                  Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft

        AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen

             Bayern

KULAP: Tafeln sind keine Pflicht mehr
Alle Antragsteller der Ausgleichszulage       2016/669 vom 28. April 2016 grundle-            2015 oder 2016, ff. – sind generell von der
(AGZ) und der bayerischen Agrarum-            gend geändert. Jetzt entscheidet jedes          Aufstellungspflicht der Tafel entbunden.
weltmaßnahmen (KULAP und VNP) mit             Mitgliedsland selbst, ob das Aufstellen der     Nähere Informationen enthält das aktuelle
Verpflichtungsbeginn 2015 oder 2016           Tafeln bei Flächenförderungen erforder-         Merkblatt: www.stmelf.bayern.de/kulap
haben bereits eine Tafel erhalten, um die     lich ist. Bayern stellt es den Antragstellern
sogenannte Publizitätspflicht der EU zu       frei, die Tafeln am Hof anzubringen. Alle
erfüllen. Diese Publizitätspflicht hat sich   Antragsteller von KULAP, VNP oder AGZ                 Bayerisches Staatsministerium für Ernährung,
mit der Durchführungsverordnung (EU)          – unabhängig vom Verpflichtungsbeginn                         Landwirtschaft und Forsten (StMELF)

6   Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
Nachrichten Naturland - Malea Birke
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen

                                                                                      ANZEIGE

                Baden-Württemberg

                                                                                                                       Überzeugen Sie sich selbst!
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Neue Bauernhofpädagogen
2016 ausgezeichnet                                                                              Bio-Dinkel-Ruchmehl
Nach zehn Tagen Weiterbildung haben die 15 TeilnehmerInnen
der „Qualifizierung Bauernhofpädagogik 2016“ ihre Zertifikate
erhalten. Die Übergabe fand auf dem Öko-Hof der Familie Eggs
in Hohberg-Hofweier statt. Veranstaltet wurde die Weiterbildung
von der „Ellernhof Akademie für Natur und Business“ mit den
Kooperationspartnern Naturland, Bioland Baden-Württemberg
und Demeter Baden-Württemberg.

Die zertifizierten Bauernhofpädagogen 2016 (ganz rechts Matthias Becker, dahin-
ter Organisatorin/Referentin Anja Kirchner, vierte von rechts Referentin Christine

                                                                                                                             le in ko nstanter
                                                                                                                 Bio-Meh
Hamester-Koch     Foto: Anja Kirchner

Die TeilnehmerInnen kamen zum größten Teil von Bio-Betrieben
                                                                                                                   pi t z en q ualität
und konventionellen Betrieben aus Baden-Württemberg, zwei                                                        S
Teilnehmer kamen aber auch aus Bayern beziehungsweise
Rheinland-Pfalz. Bei der Übergabe fassten Teilnehmer kurz
zusammen, wie sie ihr „Gelerntes“ zukünftig nutzen und wie sie
den Menschen Landwirtschaft näherbringen wollen. Die einen
                                                                                                Eine echt alpenländische
beginnen nach der Weiterbildung erstmals mit Angeboten auf
ihren Höfen, die anderen wollen ihre bisherigen Programme bei-
                                                                                                Spezialität – jetzt auch
spielsweise mit Jahreskursen, Kindergeburtstagen, mehrtägigen
Angeboten oder Veranstaltungen für Erwachsene erweitern.
                                                                                                aus Bio-Dinkel!
Die Qualifikation soll dazu befähigen, hochwertige erlebnispä-                             •    mit krosser Kruste, lockerer Krume
dagogische Angebote auf Höfen und in Gärtnereien erfolgreich
durchzuführen, um damit einen Einkommensbeitrag zu erwirt-                                 •    herrlich aromatisch durch lange Teigführung
schaften. „Der Kurs stärkt die Menschen und macht sie mutig,                               •    ausgezeichnete Frischhaltung
ihre Potenziale nach außen zu tragen“ fasst Referentin Christine
Hamester-Koch die Weiterbildung zusammen. Darüber hinaus
                                                                                           •    erhältlich in Naturland-, Bioland- sowie
kann „durch attraktive Angebote auf den Höfen die Wertschät-                                    Biokreis-Qualität
zung für die Landwirtschaft in der Gesellschaft erhöht werden“
ergänzt Anja Kirchner, Organisatorin und Referentin. Die zehn-
tägige Qualifizierung Bauernhofpädagogik fand zum siebten Mal
in Baden-Württemberg statt, es wurden bereits 110 Bauern-
hofpädagogen qualifiziert. Während den Kurstagen, den eigenen
Projekten auf den Höfen und bei der Hospitation von Kollegen
entstanden viele tolle Ideen. Besonders wertvoll für die konkrete
Umsetzung auf den Höfen sind die praktischen Erfahrungen, die
im Kurs gesammelt werden können.

                                                                                           Telefon (0871) 607-0, info@meyermuehle.bio
                                                             weiter nächste Seite >

                                                                             AZ_88x254_Naturland_160117.indd 1                                                 7 09:16
                                                                                                                   Naturland Nachrichten 01 / Februar 201716.01.17
Nachrichten Naturland - Malea Birke
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen

Im März 2017 startet, unterstützt von           ist bei der Preisgestaltung, wem Mut für   Anmeldung (bis 24. Februar) und weitere
Naturland, der neue Durchgang zur             den Anfang fehlt, wer pädagogische Tipps     Informationen zur Qualifizierung Bau-
Qualifizierung Bauernhofpädagogik in          im Umgang mit schwierigen Situationen        ernhofpädagogik 2017 bei Anja Kirchner
Baden-Württemberg. Herzlich eingeladen        sucht – ist bei der zehntägigen Quali-       (Organisatorin/Referentin bauernhofpä-
zur Teilnahme sind alle, die den Bereich      fizierung Bauernhofpädagogik richtig.        dagogischer Aus- und Weiterbildung),
Pädagogik/ Lernort Bauernhof ausbauen,        Die Qualifizierung findet von März bis       Telefon: 0176-23301159, E-Mail: anja-
professionalisieren, ganz neu starten oder    November 2017 in drei Modulen auf            kirchner@gmx.de
sich gerne weiterbilden wollen. Wer Ideen/    landwirtschaftlichen Betrieben in Baden-
Anregungen/Impulse sucht, wer unsicher        Württemberg statt.                                                    Pascale Sarah Naumann,
                                                                                                                              Naturland e.V.

             Hessen

Beeindruckende Bilanz der
hessischen Landwirtschaftsministerin
Die Anfang Dezember von Landwirtschaftsministerin Hinz vorgelegten Zahlen zur Entwicklung des Öko-Landbaus in Hessen,
spiegeln eine beeindruckende Bilanz wieder: 155 Erstumsteller mit zusammen 8700 Hektar neu umgestellter landwirtschaftlicher
Fläche können sich sehen lassen. Hinzu kommen noch die Flächenerweiterungen bestehender Betriebe.

Die VÖL beglückwünschte Ministerin Hinz zu diesem Erfolg            In die Zukunft geschaut, muss aber auf Bundesebene dafür
ihres Öko-Aktionsplans und wies gleichzeitig auf das immer noch     gesorgt werden, dass durch Umschichtung von der ersten Säule
bestehende Ungleichgewicht bei der regionalen Verteilung hin.       in die zweite Säule ausreichend Geld für die Förderung einer
In den Gebieten mit den besten Böden wie der Wetterau bleibt        umweltgerechten Landwirtschaft zur Verfügung steht. Es kann
noch viel Arbeit, um auch hier den Öko-Anteil zu erhöhen. Die       nicht sein, das Bundesminister Schmidt einerseits die Umwelt-
Akteure der Öko-Modellregionen Wetterau sind dabei aber auf         leistungen des Öko-Landbaus lobt und deshalb den Öko-Anteil
einem guten Weg. Die VÖL begrüßt die Feststellung der Ministe-      bundesweit auf 20 Prozent heben will, aber sich andererseits
rin, dass die Finanzierung der Öko-Landbauförderung, trotz des      ständig gegen eine weitere Umschichtung wehrt.
gestiegenen Bedarfs zurzeit gesichert ist.
                                                                                            Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen (VÖL)

             Nordrhein-Westfalen

Gemeinsames Treffen der Öko-Berater
Auf Initiative der LVÖ NRW e.V. und der LWK NRW fand Mitte November das erste gemeinsame Treffen aller in Nordrhein-Westfa-
len tätigen Öko-Berater statt, die im Auftrag eines Öko-Verbandes oder der LWK NRW tätig sind.

Rund 45 Personen nahmen teil und zeigten damit, dass der            Herausforderung an die Beratung dar. In weiteren Diskussions-
Öko-Sektor wächst und die landwirtschaftlichen Unternehmen          gruppen wurde anschließend über die Ausrichtung und mögliche
eine immer spezialisiertere Beratung nachfragen. Prof. Luley        gemeinsame Arbeitsfelder der Beratung in Nordrhein-Westfalen
stellte in seinem Gastvortrag die Ergebnisse seiner Studie zur      diskutiert. Die fachliche Zusammenarbeit der im Land tätigen
Beratung Öko-Erzeuger in Deutschland vor und richtete dabei         Verbände sowie der Landwirtschaftskammer wird in der Öko-
den Focus auf die Gegebenheiten in Nordrhein-Westfalen. Zwei        Strategie 2020 für Nordrhein-Westfalen als Ziel definiert.
Öko-Landwirte schilderten im Anschluss ihre Erfahrungen mit
BeraterInnen. Sie hoben hervor, dass bei der Beratung noch
mehr auf betriebsindividuelle Besonderheiten und Schwerpunkte
eingegangen werden sollte. Schließlich sei jeder Betrieb unter-
schiedlich aufgestellt und genau dies stelle auch die eigentliche                                 Michael Morawietz, Naturland Fachberatung

8   Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
Nachrichten Naturland - Malea Birke
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen

                                                                         ANZEIGE

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Die LVÖ hat seit dem 06.12.2016 einen neuen Vorstand. Die                                                                     Mehr Bio für
Mitgliederversammlung wählte Jan Leifert (Bioland) zum neuen
Vorsitzenden, als Stellvertreter wurden Ute Rönnebeck (De-                                                                    morgen
meter) und Michael Morawietz (Naturland) bestätigt, Gudrun                                                                    Der Förderpreis der BioMessen.
Plesch (Biokreis) wurde als neues Mitglied in den Vorstand                                                                    Mehr unter www.biomessen.info
gewählt. Die Versammlung dankte insbesondere dem schei-
denden Vorsitzenden Hans-Josef Thuneke für seine langjährige
und erfolgreiche Arbeit beim Aufbau des Öko-Landbaus in
Nordrhein-Westfalen.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurden die
Agrarfachleute der im Düsseldorfer Landtag sitzenden Par-
teien zu einer Podiumsdiskussion begrüßt. CDU, Grüne und
SPD debattierten über mögliche Geldumschichtungen von der
ersten in die zweite Säule, eine vollkommen neue Ausrichtung
der Agrarpolitik ab 2020, Umsetzung der Öko-Strategie NRW,
Dünge-Verordnung sowie Gewässerschutz. Übereinstimmung
herrscht darin, dass der Öko-Landbau gefördert werden soll –
doch beim „wie“ gingen die Positionen auseinander: Während
die Grünen sich dafür aussprechen, auch kleine Betriebe zu
fördern, sieht die CDU den Strukturwandel in der Landwirt-
schaft hin zu immer größeren Betrieben positiv, Veränderungen
der Prämienzahlungen und notwendige Neuorientierung der
Agrarpolitik ab 2020 wurden intensiv von Parteivertretern und
Plenum diskutiert.

                             Michael Morawietz, Naturland Fachberatung

                                                                             Hier trifft sich
            Schleswig-Holstein

Neues Bildungsangebot zum
Öko-Landbau jetzt auch im
                                                                             die Branche.
                                                                                                   Eintrittskarten über Aussteller/ausstellen-
hohen Norden                                                                                       den Großhandel. Aktuelles Ausstellerver-
                                                                                                   zeichnis im Internet: biomessen.info
In den nordöstlichen Bundesländern (SH/HH/NI/MV) gibt es
derzeit an keiner landwirtschaftlichen Fachschule ein spezielles
                                                                                                   BioOst / Berlin
Weiterbildungsangebot zum Öko-Landbau. Lediglich an der                                            26. März 2017 · 9–17.30 Uhr
Landwirtschaftsschule Rendsburg konnten die SchülerInnen                                           Halle 26 · bioost.info
schon bisher das zweiwöchige Wahlpflichtfach „Ökologischer
Landbau“ belegen. Hierbei tauchten sie intensiver in die Mate-
rie ein und lernten vielfältige Betriebsformen und interessante
Unternehmerpersönlichkeiten aus diesem Bereich kennen (s.                                          BioWest / Düsseldorf
Foto). Von diesem Wahlrecht haben 2016 immerhin 20 Schüler/                                        09. April 2017, 9–17.30 Uhr
innen Gebrauch gemacht. Auch bei den Hausarbeiten in der
Höheren Landbauschule stehen inzwischen vereinzelt Themen
                                                                                                   Halle 14 · biowest.info
zur Umstellung des konventionellen Betriebs oder zur Weiter-
entwicklung des bereits ökologisch wirtschaftenden Betriebs im
Fokus.
                                                                             Besucher- und Ausstellerservice
                                                                             T 05 11.35 90 100 · info@biomessen.info · biomessen.info
Ermutigt durch das Interesse des landwirtschaftlichen Nach-
wuchses und auch durch die Kooperationsbereitschaft von
                                                                                    Alle vier BioMessen sind
Praxisbetrieben und Institutionen des Öko-Landbaus hat sich ein                     klimaneutral
engagiertes Lehrkräfteteam der Landwirtschaftsschule Rends-
burg zum Ziel gesetzt, ab Sommer 2017 ein erweitertes Bil-
dungsangebot zum Öko-Landbau in der einjährigen Fachschule

                                                                                                               Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017         9
Nachrichten Naturland - Malea Birke
AGRARPOLITIK – Aktuelles aus den Ländern & Regionen

SchülerInnen der Landwirtschaftsschule Rendsburg   Foto: Berufsbildungszentrum am Nord-Ostsee-Kanal

(=Landwirtschaftsschule) zu unterbreiten. Hierbei werden mehr                  wirtschaftsschule Rendsburg gibt es als Download unter: www.
als 50 Prozent der Unterrichtsstunden in der Landwirtschafts-                  landwirtschaftsschule.com. Weitere Fragen richten Sie gerne per
schule speziellen Themen des Öko-Landbaus vorbehalten sein.                    Email an: Martin Maier-Walker, Berufsbildungszentrum am Nord-
                                                                               Ostsee-Kanal, post@landwirtschaftsschule.com
Nähere Infos (Flyer, Fachartikel, Lehrplanauszug) und das An-
meldeformular zum Schwerpunkt Öko-Landbau in der Land-                                           Berufsbildungszentrum am Nord-Ostsee-Kanal – Europaschule

         AGRARPOLITIK – Agro-Gentechnik

Neuer Konzernatlas zeigt Konzentration der
Gentechnik-Giganten
Das Szenario ist bedrohlich: Drei oder vier Großkonzerne auf der Erde besitzen nicht nur den Großteil der Patente für Saatgut. Ihnen
gehören auch die passenden Pestizide sowie die Lizenzen für die gentechnischen Verfahren, um solches Saatgut zu züchten.

So könnten fusionierte Firmen Bayer/                Institut überhaupt die Rechte daran hat.            Pflanz- und Messsystemen zu verbinden.“
Monsanto, DuPont/Dow und ChemChina/                 Denn die Französin Emanuelle Charpen-
Syngenta die Landwirtschaft, Lebensmit-             tier und die US-Amerikanerin Jennifer               Was das klimaangepasste Saatgut angeht,
telerzeugung und letztlich die Welter-              Doudna beanspruchen die Erfindung von               sind die Hersteller aber allen Verfahrensfi-
nährung kontrollieren, heißt es im neuen            CRISPR-Cas9 für sich. Und haben sie über            nessen zum Trotz offenbar noch nicht weit
„Konzernatlas 2017“. Am Ende beherrsch-             ihre Firma Caribou Biosciences bereits an           gekommen. Nach einem Bericht der Nürn-
ten drei Konzerne mehr als 60 Prozent               den Saatgutriesen DuPont lizensiert. Auch           berger Nachrichten hat Bayercrop einge-
der Märkte für kommerzielles Saatgut                die Firma Celletics soll Ansprüche auf das          räumt, bei der Forschung zu Wetterstress
und für Agrarchemikalien, schreiben                 CRISPR-Verfahren erheben. Ferner soll               noch ganz am Anfang zu stehen. Auch
zwei Autorinnen des Bund für Umwelt-                Celletics ein Patent für das gentechnische          Monsanto habe bei der Klimatoleranz nach
und Naturschutz (BUND). Die Konzerne                Instrument TALEN besitzen und der Firma             eigenen Angaben noch keine marktfähigen
böten fast alle gentechnisch veränderten            Bayer erlaubt haben, es zu nutzen. Auch             Produkte. Und von den 132 beim Bundes-
Pflanzen dieses Planeten an, warnen Heike           Syngenta soll Nutzungsrechte daran ha-              institut für Risikobewertung beantragten
Moldenhauer und Saskia Hirtz. Auch die              ben, so der Bericht.                                und teilweise schon zum Verkauf zugelas-
meisten Anmeldungen für das Eigentum                                                                    senen gentechnisch veränderten Lebens-
an Pflanzen beim Europäischen Patentamt             Und der Konzentrationsprozess geht noch             mitteln betraf demnach nur ein einziges
entfielen auf diese drei Konglomerate.              weiter. Der hochtechnisierte Markt ist              eine trockenheitsresistente Maissorte.
                                                    offenbar auch für Landmaschinenhersteller
Auch der Kampf um die Patente für gen-              interessant: Der Traktorbauer Deere habe            Die Daten und Fakten über die Agrar- und
technische Züchtungsverfahren ist unter             sich bereits vertraglich mit Syngenta, Dow          Lebensmittelindustrie haben neben dem
den Giganten bereits voll entbrannt. So             und Bayer verbündet, um die Geräte zu               BUND die Heinrich-Böll- und die Rosa-
hat sich Monsanto laut Konzernatlas beim            entwickeln, die für die digital geprägte            Luxemburg-Stiftung, Oxfam Deutschland,
Broad Institute in Cambridge, Massachu-             Präzisionslandwirtschaft benötigt werden,           Germanwatch und Le Monde Diplomatique
setts, eine Lizenz für das neuartige Gen-           heißt es im Konzernatlas: „Die Agrar-               herausgegeben.
technikverfahren CRISPR-Cas9 gesichert.             giganten hoffen, eines Tages klimaan-
Dabei ist noch nicht einmal klar, ob das            gepasstes Saatgut mit äußerst präzisen                        Informationsdienst Gentechnik, 10.01.2017

10   Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
AGRARPOLITIK – Agro-Gentechnik

EU-Gericht bestätigt Gentech-Soja-Zulassung
Das Gericht der Europäischen Union hat die Zulassung der
Gentechnik-Sojasorte Intacta der US-Firma Monsanto bestätigt
(T-177/13). Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA habe die
Sojasorte gemäß den gesetzlichen Vorschriften auf ihre Risiken
untersucht, heißt es in einer Presseinformation des Gerichts. Die
klagenden Nichtregierungsorganisationen (NGOs) prüfen nun, ob
sie Berufung einlegen.

Das Gericht der Europäischen Union (EuG) bestätigte damit die
Risikobewertung der EFSA und die Entscheidung der EU-Kom-
mission, die Sojasorte zuzulassen. Die NGOs hätten keine ernst-
haften Zweifel an den Erkenntnissen der Kommission begründen
können, so der Pressetext. Es gebe keinen statistisch oder biolo-
gisch relevanten Unterschied zwischen gentechnisch veränderter
und herkömmlich gezüchteter Soja. Mögliche Giftigkeit und Aller-
gierisiko der Gentech-Soja seien angemessen bewertet worden.

Die klagenden NGOs wollen trotzdem nicht locker lassen. „Es         Der Anbau von GVO-Mais könnte den ökologischen Sojaanbau gefährden.
gibt viel zu wenig unabhängige Untersuchungen“, kritisiert          Foto: BLE – Thomas Stephan
Angelika Hilbeck vom Wissenschaftlernetzwerk ENSSER. „Sogar
offensichtliche Risiken wie Kombinationswirkungen von giftigen      Institut hat jüngst eine wissenschaftliche Publikation über die mit
Stoffen, die in diesen Pflanzen zu erwarten sind, werden nicht      dieser Soja zusammenhängenden Risiken vorgelegt.
untersucht.“ „Wir werden die Entscheidung des Gerichts jetzt
in Ruhe analysieren“, sagt Christoph Then für Testbiotech. Das                                              Informationsdienst Gentechnik, 19.12.2016

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AGRARPOLITIK – Agro-Gentechnik

Schweiz: Nationalrat stimmt für Gentech-Moratorium bis 2021
Der Schweizer Nationalrat hat Anfang Dezember dafür gestimmt,                (GVO) regeln. Die Schweizer Regierung, der Bundesrat, wollte
das Moratorium für den Anbau von Gentech-Pflanzen um weitere                 bereits jetzt festlegen, dass dieser Anbau ab 2022 in speziell
vier Jahre zu verlängern. Die große Kammer des schweizerischen               geschaffenen Gebieten zugelassen werden solle. Isolationsabstän-
Parlaments folgt damit der Regierung, die das 2017 endende Ver-              de oder Maßnahmen zur Beschränkung des Pollenflugs sollten
bot bis 2021 fortsetzen will. Damit das rechtskräftig wird, muss             dafür sorgen, dass GVO sich nicht mit gentechnikfreien Pflanzen
noch der Ständerat zustimmen.                                                vermischten oder kreuzten. Dieses Konzept der Koexistenz hat
                                                                             die Parlamentarier aber offenbar nicht überzeugt: Sie erteilten
Nach einem Bericht auf der Parlamentswebseite fiel der Be-                   ihm mit 142 zu 47 Stimmen eine deutliche Absage, schreibt die
schluss des Nationalrats nach intensiver Diskussion mit 98 zu 89             schweizerische Nachrichtenagentur sda.
Stimmen. Die Befürworter eines unbefristeten Moratoriums blie-
ben in der Minderheit. Für die Zeit ab 2022 soll ein Gesetz den
kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen                                                   Informationsdienst Gentechnik, 06.12.2016

          PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen

Hinter den Kulissen: Eine Kontrolleurin bei der Arbeit
Naturland Mitglieder und Naturland Partner werden mindestens einmal im Jahr von                     dass die Zertifizierungsentscheidung von
einer Kontrollstelle auf Einhaltung der EU-Öko-VO und der Naturland Richtlinien über-               mehreren Personen getragen wird, auch
prüft – große Betriebe mit besonderer Marktstellung oder komplexere/risikoreichere                  vom Betrieb selbst, der bei Abweichungen
sogar häufiger und unangemeldet. Verständlicherweise sind Kontrollen für Betriebslei-               Stellung nehmen kann. Die Entscheidung
ter zeitaufwändig und anstrengend. Doch wie nimmt eine Kontrolleurin die Kontrollen                 für oder gegen eine Zertifizierung ergibt
wahr? Was prägt ihre tägliche Arbeit, was funktioniert meist reibungslos und wo hakt                sich immer aus dem Eindruck vor Ort, der
es immer wieder?                                                                                    Sicht des Betriebsleiters und der Interpre-
                                                                                                    tation der Gesetzeslage. Daraus wächst ein
                                                       Lacon eine weitere Kontrollstelle, die die   unglaublicher Erfahrungsschatz. Solange
                                                       Einhaltung der Naturland Richtlinien in      ein Auditor offen ist und vorurteilslos sei-
                                                       Deutschland und im Ausland abprüft. Mit      ner Arbeit nachgeht, solange kann er aus
                                                       der Arbeitserfahrung im türkischen Büro      meiner Sicht in diese Rolle schlüpfen. Das
                                                       ging es bei einem Zertifizierungsunter-      war mir wichtig, vorab zu sagen.
                                                       nehmen in Berlin weiter, wo ich mit den
                                                       Kontrollen in Deutschland anfing und         NN: Welche Betriebe kontrollieren Sie
                                                       Naturschutzprojekte auf konventionellen      konkret? Gibt es große Unterschiede
                                                       Höfen für das Unternehmen Unilever           zwischen den einzelnen Betrieben?
                                                       betreute. Vor drei Jahren habe ich mich      Birke: Ich bin für die Bereiche Landwirt-
                                                       mit Bio-Kontrollen und Evaluationen von      schaft, Verarbeitung und Import vom
                                                       Lebensmittelstandards und Biodiversität in   Bundesministerium für Landwirtschaft und
                                                       der Landwirtschaft selbstständig gemacht.    Ernährung in Bonn zugelassen. Für Lacon
                                                                                                    decke ich die Kontrollen vor allem für
Malea Caroline Birke arbeitet bei der Kontrollstelle   Das Wort „Auditorin“ gefällt mir besser      Ostdeutschland ab. Unterschiede ergeben
Lacon GmbH als Auditorin – also Inspektorin auf        als „Überwacherin“. Es kommt von dem         sich zwischen den Bundesländern. Für die
Betriebsebene – für den EU-Bio-Standard und prüft      lateinischen Wort „audire“, das (an)         Gegenden, die touristisch erschlossen sind
dabei auch die Einhaltung der Naturland Richtlinien.   hören heißt. Es entspricht der Haltung       oder wo Sorben leben, ist mir aufgefallen,
Foto: Malea Caroline Birke                             besser, die ich im Beruf einnehmen will.     dass sich die Landwirte untereinander
                                                       Ich möchte offen sein für die Situationen    stärker fördern und landwirtschaftliche Pro-
NN: Sehr geehrte Frau Birke, was hat Sie               der Betriebe. Grundsätzlich lässt sich       dukte lokal vermarktet werden. In anderen
veranlasst, in die Rolle einer Kontrolleu-             sagen, dass wir als Auditoren alle die       Fällen leben Landwirte nicht hauptsächlich
rin zu schlüpfen?                                      EU-Verordnung und Naturland Richtlinien      von dem, was sie produzieren, sondern von
Birke: Ich komme vom Naturschutz                       kennen und prüfen müssen. In Bereichen,      den Subventionen. Das trifft weniger auf
mit Schwerpunkt landwirtschaftliche                    die die Verordnung nicht metrisch            Verbandsbetriebe zu. Die Kontrollen selbst
Nutzungssysteme. Das heißt, ich wollte                 abgrenzt, können Entscheidungen vor          unterscheiden sich nicht im Ablauf.
Landwirtschaft von Anfang an als „Schnitt-             Ort getroffen werden. Dies betrifft zum
stelle“ zwischen Kulturlandschaft und                  Beispiel Tierwohl, Bodenfruchtbarkeit und    NN: Wie sieht bei Ihnen ein typischer
Wildnis verstehen. Ich arbeitete auf Höfen             Biodiversität. Diese Praktiken lassen sich   Arbeitsalltag aus?
in Deutschland und Lateinamerika und                   nicht gut an vorgegebenen Maßstäben          Birke: Die Saison geht los, wenn wir uns
kam dann zum Zertifizierungsunterneh-                  messen, weil sie stark von den Gege-         alle für die Jahresschulung im Januar
men IMO in der Türkei. IMO ist neben                   benheiten vor Ort abhängen. Es ist gut,      getroffen haben, um die Saison zu bespre-

12   Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen

Malea Caroline Birke bei der Betriebskontrolle des Milchschafhofs Bärenstein in Altenberg, Sachsen.   Foto: Milchschafhof Bärenstein

chen. Dann legen wir fest, wie viele Audits             NN: Wie offen und hilfsbereit treten                    die nichts anbieten. Da habe ich mir ange-
(also Kontrollen inclusive Nachbearbei-                 Ihnen die Betriebe entgegen?                            wöhnt, nach Wasser zu fragen. Oft dauert
tung) jeder übernehmen kann. In diesem                  Birke: In den allermeisten Betrieben ist die            ein Audit drei und mehr Stunden.
Jahr zum Beispiel habe ich 120 Audits                   Zusammenarbeit sehr gut. Das heißt, man
zugesagt, die ich in sechs Bundesländern                bekommt ohne Diskussionen alle nötigen                  NN: Was macht Ihnen besonders viel
übernehme. Kollegen, die hauptberuflich                 Unterlagen und Betriebsteile gezeigt. Die               Freude und was ist für Sie am unange-
Bio-Kontrollen machen, arbeiten oft für                 Betriebsinhaber wissen, dass Auditoren                  nehmsten bei der Kontrolltätigkeit?
verschiedene Kontrollstellen und machen                 und sie an der gleichen Qualitätssicherung              Birke: Ich unterhalte mich gern über das
bis zu 300 Audits im Jahr. Vom Vorgehen                 interessiert sind und die Betriebe durch                Engagement in der Region. Viele Land-
her ist es so, dass die Betriebe kontaktiert            die Kontrollen auch gegen Verbraucher-                  wirte engagieren sich. Ich finde es immer
werden, um die angekündigten Kontrollen                 kritik geschützt werden. Denn sie bewei-                spannend, nach dem Werdegang der
abzustimmen. Es werden „Touren“ gelegt,                 sen durch die Zertifizierung, dass sie alle             LandwirtInnen zu fragen. Menschen mit
damit Alle Zeit und Fahrtkosten sparen.                 „Öko-Regeln“ einhalten. Manchmal kommt                  unterschiedlichen Berufen, die dann in die
Das gelingt zum größten Teil, aber es gibt              es vor, dass der Auditor Projektionsfläche              Landwirtschaft eingestiegen sind, haben
immer Betriebe, die man einzeln anfahren                für Frustrationen wird – schließlich werden             viel zu erzählen. Ein anderes Thema ist oft
muss, weil Zusatzkontrollen durch Abwei-                die Regeln zunehmend komplexer und der                  die Hofnachfolge. Ich interessiere mich da-
chungen oder Terminverschiebungen an-                   Aufwand größer. Es kommt vor, dass dann                 für, wie es weitergeht. Es ist schön, wenn
fallen. Nach den Kontrollen hat man Tage,               Emotionalitäten weitergegeben werden.                   man einen Betrieb mehrmals besuchen
an denen man Rechnungen schreibt und                    Für mich heißt das, man baut mit den                    kann und dann mitbekommt, dass dieser
die nächsten Kontrollen plant. Dazwischen               Jahren einen unglaublichen Menschenver-                 hinsichtlich Mitarbeitersituation und Ein-
braucht man Zeit, um gesetzliche Ände-                  stand auf und weiß, auf welche Argumente                kommen stabil ist.
rungen oder Fachliteratur zu lesen und                  man eingehen sollte und welchen Argu-
sich auf Fachveranstaltungen fortzubilden.              menten man schweigend zuhört, um den                    Unangenehm ist, wenn Abweichungen
Und natürlich muss man sich um andere                   Ablauf der Kontrolle ruhig weiterzuführen.              persönlich genommen werden. Ich
Auftraggeber kümmern, wenn man nicht                    Oft bekommt man auch familiäre Situati-                 bemühe mich immer, das Positive anzu-
allein von den Audits lebt. In meinem Fall              onen mit, die im Audit angesprochen wer-                sprechen, bevor ich Abweichungen nenne,
mache ich noch Studien, derzeit für den                 den. Dann ist es wichtig, auch da zuhören               und trotzdem bleibt unser Beruf das: Wir
WWF, die sehr viel Zeit für Recherchen                  zu können. Ich würde sagen, dass Frauen                 werden dafür bezahlt, zu prüfen, ob Dinge
brauchen. Dann muss ich die Audittätigkeit              von Natur aus ein großes Empathievermö-                 so laufen, wie sie versprochen werden.
gut abstimmen.                                          gen mitbringen. Das kommt mir im Audit                  Unangenehm ist auch, wenn Wiederho-
                                                        zugute. Männliche Kollegen werden auf                   lungen auftreten oder die Buchhaltung
Während der Audits schläft man oft außer-               Technik angesprochen und punkten damit                  komplett fehlt. Ich habe es einmal erlebt,
halb und kann nicht nach Hause fahren.                  im Audit. Unterschiede gibt es in der                   dass ich zum Audit begrüßt wurde mit den
Daher würde ich gern hinzufügen, dass                   Gastfreundlichkeit. Einige Landwirte fra-               Worten: „Ich habe nichts da. Sie sehen
der Arbeitsalltag nicht immer familien-                 gen von sich aus, ob man einen Tee oder                 dann, was Sie draus machen wollen“.
freundlich ist.                                         Kaffee möchte. Es gibt aber auch Betriebe,

                                                                                                                    Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017   13
PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen

  Mit welchen Kontrollstellen arbeitet Naturland zusammen
  Naturland führt selbst keine Kontrollen durch, sondern vergibt      in den jeweiligen Ländern zu kooperieren, die sich mit den
  diese Tätigkeit an staatlich zugelassene und akkreditierte          Verhältnissen der Betriebe vor Ort sehr gut auskennen.
  unabhängige Kontrollstellen. Die internationale Norm ISO/IEC
  17065 stellt dabei die Grundvoraussetzung für eine Kooperati-       In Deutschland arbeitet Naturland überwiegend mit folgenden
  on dar. Grundlage jeder Kooperation mit einer Kontrollstelle ist    vier renommierten Kontrollstellen zusammen: KIWA BCS Öko-
  ein Kontrollvertrag, der Rechte und Pflichten der Kontrollstel-     Garantie GmbH; Gesellschaft für Ressourcenschutz mbH GfRS;
  len regelt. Darunter fällt unter anderem auch die regelmäßige       Lacon GmbH und ÖkoP-Zertifizierungs GmbH. International
  Schulung der Kontrolleure zu den Naturland Anforderungen.           sind es aber weitaus mehr: Hier arbeitet Naturland in über 50
  Die Auswahl der Kontrollstellen erfolgt anhand deren Qua-           Ländern weltweit mit 60 Kontrollstellen zusammen.
  lität in der Umsetzung der Naturland Kontrollen und ihrer
  Bereitschaft, mit Naturland kooperativ zusammenzuarbeiten.
  Darüber hinaus versucht Naturland auch mit Kontrollstellen                                              Christina Reifenrath, Naturland e.V.

Manchmal baut man mit der Zeit zu be-          das Audit erst kurz vorher vorbereitet wird.   für Direktvermarktung, ist der Aufwand
stimmten Betrieben ein fast persönliches       Wichtig ist, immer die komplette Buchhal-      genauso groß wie bei größeren Betrieben.
Verhältnis auf. Das ist dann die Grenze        tung vorrätig zu haben und genügend Zeit       Das gleiche gilt für Betriebe, die neben der
des Berufs, weil man sich mit Betriebs-        einzuplanen.                                   landwirtschaftlichen Produktion auch noch
leiterInnen nicht anfreunden darf. Daher       Ich würde die Haltung empfehlen, dass ein      verarbeiten, zum Beispiel Käse. Die Na-
wechseln auch die Auditoren immer nach         Audit eine externe Qualitätsbewertung sein     turland Kontrolle selbst macht neben der
einer bestimmten Zeit, um zu verhindern,       kann. Was jemand in kurzer Zeit von außen      EU-Kontrolle wenig zusätzliche Zeit aus,
dass Sympathien entstehen oder damit           versteht, funktioniert im Betrieb gut.         vielleicht 30-40 Minuten mehr. Das än-
bestimmte Bereiche wieder mit einem                                                           derte sich durch die Tierwohl-Checklisten.
neuen Blick bewertet werden. Es ist gut,       NN: Wie kommen Sie bzw. die Betriebe           Hier ist der Zeitaufwand für bestimmte
dass man als Einzelperson dann auf die         mit neuen Naturland Kontrollbereichen          Betriebe deutlich gestiegen. Das betrifft
kollegiale Zusammenarbeit mit dem Team         wie Sozial- oder Tierwohl zu Recht? Sind       insbesondere große Geflügelbetriebe mit
der Kontrollstelle bauen kann.                 die Naturland Schulungen zu diesen             mehreren Ställen. Das kann ein zusätz-
                                               Themen auch für Ihre Sicht der Situation       licher Aufwand von zwei bis drei Stunden
NN: Was sind die häufigsten Fehler oder        hilfreich? Sehen Sie zum Beispiel beim         sein, wenn nun der Tierbestand prozentual
Versäumnisse, mit denen Sie immer              Tierwohl eine Verbesserung bei den             bewertet werden soll und nicht mehr der
wieder konfrontiert werden?                    Betrieben?                                     Gesamtbestand.
Birke: Dokumentationsfehler. Das heißt,        Birke: Es ist gut, dass Tierwohl mehr
es fehlen Dokumente wie Einkaufsrech-          geprüft wird. Die Schulungen auf den           NN: Welche Verbesserungsmöglich-
nungen oder Bescheinigungen, die eine oft      Betrieben waren fantastisch. Dort fand         keiten bei Öko-Kontrollen (EU und/oder
plausible Situation nachhaltig beweisen.       ein Austausch mit den Betrieben, aber          Naturland) sehen Sie?
Bescheinigungen werden manchmal erst           auch zwischen Kontrollstelle und Natur-        Birke: Ich bin dafür, dass man der Land-
während der Kontrolle angefordert. Das         land über Interpretationsspielraum statt.      wirtschaft mehr Vertrauen entgegenbringt.
sind Sachen, die man aufschreiben muss,        Es gibt Vorgaben, die sind relativ. Erst in    Gerade die Öko-Betriebe sind Pioniere und
die aber für die Betriebe leicht zu vermei-    der gemeinsamen Begehung können zum            weisen in die Zukunft. Dennoch gibt es
den wären. Ich würde also sagen, viele         Beispiel Abweichungen in der Einstreu be-      eine Tendenz, dass jährlich immer mehr
sind Schönheitsfehler. Grobe Fahrlässig-       wertet werden oder Lichtverhältnisse: Was      Kontrollpunkte dazukommen. Der Konflikt
keiten sind selten, aber dann möglich,         heißt genügend und ungenügend? Solange         wird gesellschaftlich dann auf die Betriebe
wenn Mitarbeiter wechseln oder es keine        es keine metrischen Vorgaben gibt, muss        verlagert. Es ist wichtig, dass Kontrollen
ordentliche Schulung oder Beratung             man die subjektiven Bewertungsmöglich-         auf Plausibilität angelegt werden und nicht
gab. Dann soll das Audit nachträglich als      keiten eichen. Das hat durch die Schulung      auf eine mathematische Erfassung der Na-
Beratung dienen und man nimmt viele            begonnen. Es ist positiv, dass Tierverluste    tur. Dann kann ich verstehen, dass einige
Abweichungen in Kauf. Wichtig zu wissen        klarer bewertet werden, um Diskussionen        Betriebe den Aufwand nicht mehr leisten
ist: je mehr Abweichungen entstehen,           zu vermeiden. Das hilft dem Kontrolleur        können. Ich bin dafür, dass Kontrollen
umso höher steigt das Unternehmen in der       und dem Betriebsleiter. Es gibt aber auch      unterschiedliche Schwerpunkte pro Saison
Risikobewertung. Dann kommen kosten-           große Konsequenzen, wenn zum Beispiel          haben, um nach zum Beispiel drei Jahren
pflichtige Zusatzkontrollen dazu. Für viele    durch die Bewertungen ein Stallumbau           komplett Tierbereich, Verarbeitung und
Betriebe sind die Auditkosten für das          ansteht.                                       Ackerbau zu prüfen. Das setzt einen Ver-
Jahresaudit bereits ein Thema.                                                                trauenszuschuss der Gesellschaft voraus
                                               NN: Wie hoch ist der Zusatzaufwand             und würde Betriebe betreffen, die nicht
NN: Welche grundsätzlichen Tipps kön-          bei Naturland Kontrollen und bei EU            durch Abweichungen auffällig geworden
nen Sie Betriebsleitern für anstehende         Kontrollen?                                    sind. Ich bin dafür, dass man individueller
Kontrollen geben?                              Birke: Grundsätzlich hängt der Zeitauf-        bei den Kontrollen verfahren kann und
Birke: Der beste Tipp ist, die Berichte zu     wand vom Tätigkeitsprofil des Betriebes        dies abhängig von der Risikobewertung
lesen, um genau vorzubereitet zu sein, was     ab und leider nicht von der Betriebs-          der Betriebe.
gefragt ist. Manchmal habe ich den Ein-        größe. Haben wir einen kleinen Betrieb
druck, dass diese nicht gelesen werden und     mit Gemüseanbau und Geflügelhaltung

14   Naturland Nachrichten 01 / Februar 2017
PRAXIS – Betriebsorganisation, Markt, Spezialthemen

Ich empfehle, dass die Gesetzgeber immer           reine“ Produkt abkauft. Insofern gilt auch     vielgliedrige Fruchtfolge mit Humusbilanz
auch Kontrollen begleiten, um die Situati-         hier, dass Kunden und Verarbeiter aufs         müsste vorgeschrieben sein.
on vor Ort abschätzen zu können. Ich bin           Feld gehen und durch die Begehungen ein
mir bewusst, dass das schon passiert. Mir          Verständnis aufbauen müssten. Es wird          NN: Wie bereiten Sie sich auf eine Natur-
ist nur wichtig, dass Theorie und Praxis           prognostiziert, dass ab 2050 90 Prozent        land Kontrolle vor?
weiter zusammen wachsen. Das sehe ich              der Weltbevölkerung in den Städten leben       Birke: Ich kenne die Richtlinien und lese
derzeit nicht. Es braucht für Neuerungen           wird. Das Risiko wächst, dass man von          die Naturland Nachrichten, um für die
sehr langen Atem und sie hängen immer              der Landwirtschaft etwas erwartet, das sie     einzelnen Bundesländer zu wissen, was im
von Einzelpersonen ab, die dafür die               nicht leisten kann. Daher ist auch wichtig,    Verband an Aktivitäten ansteht.
Nerven haben und es oft privat vorfinan-           dass Erwartungshaltungen bezahlbar wer-
zieren. Nehmen wir die Möglichkeit des             den. Das heißt, dass Lebensmittelpreise        NN: Was war Ihr schönstes Erlebnis in
Weideschusses oder der Hausschlachtung             steigen müssen. Bodenfruchtbarkeit ist ein     Ihrer bisherigen Tätigkeit als Kontrol-
oder auch die Betäubungssituation beim             zentrales Thema. Nur fruchtbare Böden          leurin?
Schlachten. Hier sprechen Hygiene und              sichern in der Zukunft Ernten, die eine        Birke: Traktorfahren, als wir nach einer
Tierwohl zwei Sprachen. Die verschie-              steigende Bevölkerung versorgen. Derzeit       Betriebsbegehung fertig waren. Das war
denen Kontrollen sollten aufeinander               wird nicht die Bodenfruchtbarkeit bezahlt,     ein bayrischer Betriebsinhaber, der einen
abgestimmt werden, auch um Doppelprü-              sondern die Erntemengen, die man aus           zweiten Betrieb in Mecklenburg hatte.
fungen und Doppeldokumentationen zu                den Böden zieht. Bei der derzeitigen           Das heißt die Feldbegehungen sind das,
verhindern. Das bedarf Abstimmung und              Pachtsituation, investieren Betriebe vor       was mir am Beruf am meisten Spaß macht.
Vertrauen der Behörden untereinander.              allem in eigenen Flächen. Das geht gegen       Man lernt von den Betrieben unglaublich
                                                   den Humusaufbau. Das Bewertungssystem          viel dazu.
Ich bin auch gegen die Tendenz zu immer            könnte prozessorientierter sein. Stellen Sie
homogeneren Lebensmitteln. Man muss                sich vor, wenn man die Preise an Tierwohl      Malea Birke, Auditorin und Evaluatorin,
sich klarmachen, dass eine Milch mit               und Bodenfruchtbarkeit knüpfen würde,          info@maleabirke.com, Tel: 0151/ 7082
festgelegtem Fettgehalt daher rührt, dass          statt an das Schlacht- oder Erntegewicht.      3130, www.maleabirke.com.
man sich natürliche Schwankungen nicht             Und für die Bodenfruchtbarkeit wünsche
mehr leistet. Oder im Kräuteranbau schafft         ich mir ein nachhaltigeres Bewertungs-
man Hecken oder Ackerrandstreifen ab,              system ähnlich den Fruchtfolgeprogram-
wenn man den Landwirten nur „klinisch              men der Landwirtschaftskammern: Eine               Das Interview führte Ralf Alsfeld, Naturland e.V.

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           LfL Bayern früh: Platz 1                                      LfL Bayern: Platz 1        LWK Nds.: Platz 1
           bester Körnermais!                                            bester Körnermais!         Kornertrag rel. 110
           Kornertrag rel. 101                                           Kornertrag rel. 111
           LWK Nds. früh: Platz 2                                        bester Silomais!
           zweitbester Kornertrag: 101                                   TM-Ertrag: rel. 115
                                                                         Grünmasse-Ertrag: rel. 117
           „Fällt mit guter Jugendentwicklung auf.“*                     „Überzeugt mit einer auffällig guten
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