Agilität in Unternehmen - Haufe
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07.2016 | 12.40 EUR www.personalmagazin.de Entgelt MATERIAL-NR. 04062-5189 Saisona rbeit, Mitbest immun Outsour g, cing Agilität in Unternehmen S. 64 Wie werden Organisationen agil? – Bestandsaufnahme und Konzepte S. 18 IN VORBEREITUNG Experten IM TEST Forscher erproben IN DER PRAXIS Welche erarbeiten vier ISO-Normen für Arbeitsplatzkonzepte und Büro- Alternativen zum Betriebsrat das Personalmanagement S. 34 welten der Zukunft S. 48 rechtlich möglich sind S. 74
EDITORIAL 3 Liebe Leserinnen und Leser, zu seiner Buchvorstellung „Das agile Unternehmen“ hatte Unterneh- mensberater Kai Anderson in den feinen Frankfurter Hof geladen, um in einer Talkrunde mit CEOs über Agilität zu reden. Dabei stellte sich schnell heraus, dass jeder unter „Agilität“ etwas anderes verstand: Der Chef der Steigenberger Hotelkette verband damit die schnelle Reaktionsfähigkeit auf Kundenwünsche, der Flughafenchef die Inno- vationskraft des Unternehmens und der IT-Dienstleister die Entwick- lungsmethode Scrum. Bei aller Begriffsverwirrung „Agilität waren sie sich aber einig: finden viele Agilität ist etwas Positives, gar ein Leitbild für die Un- cool und ternehmensentwicklung. erstrebens- Die mangelnde Klarheit wert, weil des Begriffs zeigt sich bislang jeder etwas ande- auch in der bislang größ- res darunter versteht.“ ten Studie zur „Agilität in Reiner Straub, Herausgeber Unternehmen“, die wir in diesem Heft vorstellen. Die befragten Mitarbeiter ver- binden mit Agilität die Wahlmöglichkeit von Arbeitszeit und Arbeits- ort, die befragten Führungskräfte die Einbindung der Mitarbeiter bei Unternehmensentscheidungen. Fast die Hälfte der Mitarbeiter hat allerdings keinerlei Vorstellung von Agilität, sodass man feststellen muss, dass die Agilitätsdebatte bislang nur kleine Zirkel erreicht. Zu den Vordenkern einer neuen Unternehmensführung gehört zwei- fellos Managementguru John Kotter. Sein weiterentwickeltes Modell heißt „duales Betriebssystem“, mit dem Stabilität und Agilität von Unternehmen zugleich gesteuert werden können. Er greift damit die Debatte um Agilität auf und integriert das in sein Managementmodell. Wie er sich das vorstellt, erfahren Sie in dem Interview, das mein Herausgeberkollege Randolf Jessl mit ihm geführt hat. Lesenswert! 07 / 16 personalmagazin
4 INHALT_ JULI 2016 Mitarbeiterkommunikation per App Interne Kommunikation und mobiles Intranet: Das Start-up Staffbase hat dafür eine App entwickelt Diese Symbole weisen auf Add-Ons in der Personalmagazin-App hin. Video Audio Bildergalerie © LINDWA / THINKSTOCKPHOTOS.DE Umfrage Rechner © STAFFBASE 16 18 Zusatzinfo SZENE TITELTHEMA MANAGEMENT 06 News und Events 18 Agilität in Unternehmen 32 News und Dienstleistungsmarkt Wie agil sind deutsche Un- 10 „Nah dran an den ternehmen und wie wird eine 34 Normen ohne Gesetzeskraft Mitgliedern” Organisation eigentlich agil? Noch in diesem Jahr werden Geschäftsführerin Katharina Heuer Eine neue Studie gibt Antworten internationale Standards für das erläutert, wo die DGFP nach der Personalmanagement veröffentlicht Restrukturierung steht 24 „Ein völlig neues Spiel“ Change-Management-Guru John 36 Kandidaten auf dem Silber-Tablet 12 Das verdienen Top-Personaler Kotter über agile Unternehmen Wie Tablets & Co. die Personalaus- Eine Übersicht über die Gehälter und sein Konzept des „dualen wahl verbessern können der Dax-Personalvorstände Betriebssystems“ 40 Etwas Handfestes lernen 15 Karrierewege neu gedacht 28 Impulse schaffen Wie sich die duale Ausbildung im Mitarbeiter zu binden, ist auch ohne Wie sich die Daimler-Tochter Zuge der Industrie 4.0 verändert Beförderung möglich Moovel agil aufstellt 44 Von Siegeln und Signalen 16 Serie HR-Start-ups 30 Serie: Agile Tools Eine Studie hat die Wirkung von Mitarbeiterkommunikation mit der Diesmal: Delegation Poker Arbeitgeberzertifikaten untersucht Staffbase-App SPEZIAL 64 Neues von den HR-Dienstleistern 70 Saisonale Abrechnungsfragen Trends und Marktbewegungen Was bei der Beschäftigung von ausländischen Saisonarbeitern gilt 66 Regelungschancen und -verbote Welche Spielräume sich für das Mitarbeitergehalt bieten personalmagazin 07 / 16
5 Wie wird eine Organisation agil? Management-Guru John Kotter empfiehlt, über die bestehende Organisati- onsstruktur ein „zweites Betriebssystem“ zu legen. Mehr über sein Konzept des agilen Unternehmens sowie über die Ergebnisse einer Studie, die den Status quo der Agilität in deutschen Unternehmen untersucht hat, erfahren Sie im Titelthema. ORGANISATION RECHT 46 News und Softwaremarkt 72 News und aktuelle Urteile 48 Dezentral, divers, 74 „Kulturrat“ statt Betriebsrat verspielt Eine alternative Form der Mit Arbeitsplatzgestaltung der Zukunft bestimmung in der Praxis 52 Der Ton macht die Musik 78 „Nur drei dagegen genügen” Wie die Firma Gebrüder Heine- Was rechtlich bei Alternativen mann Werte und Kultur in ein zum Betriebsrat zu beachten ist Development Center integriert hat 80 Wo Rauch ist, ist auch Feuer 56 Die Digitalisierung als Treiber Neues zu Rauchern im Betrieb Wie sich die Personaleinsatz- planung im Handel verändert PERSÖNLICH 58 Eine Notlösung etabliert sich Eine Bestandsaufnahme zum 84 News und Weiterbildung Outsourcing im Mittelstand 88 Buchtipps 90 Ganz persönlich Gitta Blatt, Sky Deutschland, beantwortet unseren Fragebogen RUBRIKEN 03 Editorial 89 Impressum 90 Vorschau 07 / 16 personalmagazin
6 SZENE_NEWS Stellenwechsel ASTRID CAETANO © SAATCHI Die neue hauptamtliche Personalchefin der Agenturgruppe Saatchi & Saatchi Deutschland heißt Astrid Caetano. In dieser Funktion gehört die 45-Jährige dem deutschen Manage- mentteam um CEO Christian Rätsch an. Nach dem Weggang von Virginia Sras vor gut ei- nem Jahr war die Personalleitung der Publicis-Tochter interimistisch besetzt. Vom Standort Düsseldorf aus will Astrid Caetano nun vor allem das Recruiting voranbringen. Aber auch Themen wie Unternehmenskultur und Personalentwicklung stehen auf der To-do-Liste der neuen HR-Direktorin. Astrid Caetano, die Marketing und International Business Adminis- tration studiert sowie eine Ausbildung zum Management Trainer und Business Coach ab- solviert hat, bringt bereits Agenturerfahrung mit. Vor ihrem Einstieg bei Saatchi & Saatchi war sie als systemischer Coach und Beraterin tätig. © HHLA PICTURE-ALLIANCE OLIVER BERG ANGELA TITZRATH Die ehemalige Personalchefin der Deutschen Post übernimmt zum 1. Januar 2017 den Vorstands- vorsitz der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Sie folgt auf Klaus-Dieter Peters, der das Unternehmen Ende 2016 verlässt. Die Wirtschaftswissenschaftlerin und romanische Philologin An- gela Titzrath hatte 2012 die Nachfolge von Personalvorstand und Arbeitsdirektor Walter Scheurle angetreten und ihr Amt im Juli 2014 niedergelegt. Für die neue Position bei der HHLA war sie laut der Zeitung „Die Welt“ von der Personalberatung Egon Zehnter vorgeschlagen worden. Die HHLA betreibt in Hamburg drei Containerterminals und beschäftigt über 5.000 Mitarbeiter. © OBS-WAGO GRUPPE-CHRISTIAN SCHWIER KATHRIN POGRZEBA Bereits Mitte März hat Kathrin Pogrzeba die Geschäftsleitung des Ressorts Personal und Orga- nisation der Wago-Gruppe mit Sitz in Minden übernommen. Die Diplom-Sozialwissenschaftlerin folgte auf Tordis Eulenberg, die sich aus dem operativen Geschäft zurückzog. Kathrin Pogrzeba war seit Januar 2015 als Personalleiterin für den Mindener Stammsitz des Familienunternehmens tätig. Zuvor war die 33-Jährige acht Jahre im Eon-Konzern beschäftigt, wo sie Erfahrungen im nationalen und internationalen HR-Geschäft sammelte. Die Wago-Gruppe, die in der elektrischen Verbindungs- und Automatisierungstechnik tätig ist, zählt weltweit rund 6.700 Mitarbeiter. KATRIN BECKER-OLIGMÜLLER General Electric und Mondelez International unter anderem in Öster- Seit April ist Katrin Becker-Oligmüller Director Human Resources für reich, Norwegen und der Schweiz tätig. Zentral- und Südeuropa bei der Rezidor Hotel Group. Zuvor arbeitete sie als HR Director Europe bei der Innocean Worldwide Europe GmbH. CHRISTINA LUGER Das Familienunternehmen Friedr. Dick hat mit Christina Luger eine SASCHA DORSCH neue Personalleiterin. Sie will das Personalmanagement, -marketing Seit Anfang Mai leitet Sascha Dorsch den Personalbereich beim und die Personalentwicklung weiter ausbauen. Christina Luger war zu- Pharmaunternehmen Dr. R. Pfleger. Zuvor war er vier Jahre lang als vor Forschungsreferentin bei der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH. Personalreferent für das Unternehmen tätig und davor Director Human Resources der CIP Group, einem Unternehmensbereich der Adidas AG. STEFFEN WURST Seit Juni 2015 arbeitete Steffen Wurst als Interims-Personalchef des ISABELL HAMETNER Windenergieanlagenbauers Senvion. Seit Kurzem ist er in einem Seit April leitet Isabell Hametner als Senior Vice President den Bereich dauerhaften Vertrag als Executive Vice President Human Resources im Human Resources bei OMV. Zuvor war die studierte Betriebswirtin für Unternehmen tätig. Zuvor war er Personalleiter von SR Technics. + + + A k t u e l l e P e r s o n a l i e n + + + t ä g l i c h u n t e r w w w. h a u f e . d e / p e r s o n a l + + + R u b r i k „ P e r s o n a l s z e n e “ Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de personalmagazin 07 / 16
7 GABY HAMPEL ist Leiterin Marketing und PR bei der Perbit Software GmbH. Sie empfiehlt HR, eine eigene Identität aufzubauen, um so den internen wie externen Kunden Orientierung zu verschaffen und einen Iden- tifikationsanker zu bieten. Drei Fragen an ... ... Gaby Hampel zum Thema HR Identity Frage eins: Unternehmen geben sich häufig eine Corporate Identity. Warum brauchen sie zusätzlich eine HR Identity? Gaby Hampel: Der technologische, ökologische und soziokulturelle Wandel fordert von HR mehr denn je, sich zu positionieren und einen Mehrwert zu schaffen. Dabei sollte HR einen individuellen Ansatz verfolgen, die eigene Identität gestalten und so Orientierung schaffen. Nur wenn die Mitarbeiter und externen Kunden von HR wissen, wofür die Personalar- beit des Unternehmens steht, verstehen sie, wo die Reise hingehen soll. Wenn Personaler allerdings ihre HR Identity nicht gestalten, entsteht Identität von selbst – oftmals nicht in der gewünschten Ausprägung. Frage zwei: Was gehört für Sie zur HR Identity? Hampel: Im Grundsatz stellt HR Identity die unverwechselbaren Merkma- le der Personalarbeit dar. Organisationen sind heterogen und benötigen einen individuellen HR-Lösungsansatz. „One size fits all“ ist keine Lö- sung für hochwertige Personalarbeit. Gerade jetzt müssen Personal- manager die Identität und Nachhaltigkeit ihrer Arbeit wahren und die Organisation gleichzeitig fit für die Zukunft machen. Das erfordert in der Praxis die schrittweise Anpassung der HR-Prozesse und der Software. Frage drei: Fördert eine eigene Identität von HR nicht das Silodenken? Hampel: Nein. Im digitalen Transformationsprozess hat HR die Treiber- rolle von strategischer Personal- und Kompetenzplanung, Digitalisierung von HR und Change Management. HR sollte eine ganzheitliche Lösung einführen, die sich auf Strukturen, Prozesse und Kompetenzen bezieht und digitale Arbeitsformen ermöglicht. HR Identity schafft dabei den Identifikationsanker für die internen und externen Kunden von HR. Mitarbeitern, Führungskräften und dem Management vermittelt sie ein verlässliches Bild der Personalarbeit. Bewerbern, Kandidaten im Talent- pool und der Öffentlichkeit signalisiert sie Nachhaltigkeit und einen unverwechselbaren Kommunikationscharakter. 07 / 16 personalmagazin
8 SZENE_EVENTS SZENE_NEWS Innovationen Abschied von erarbeiten Joachim Sauer I A nnovationen anhand von kon- ls sich Joachim Sauer vor kreten Beispielen selbst erar- einem Jahr aus der Perso- beiten – das steht am zweiten nalszene verabschiedete, Veranstaltungstag des Vision-Fo- freute er sich auf seine neue Auf- rum 2016 auf dem Programm. In gabe beim DIN-Institut. Daraus fünf parallelen Hubs beschäftigen ist leider nichts geworden, sei- sich die Teilnehmer mit einem ne anvisierte Aufgabe konnte er der Themen „Leadership“, „De- krankheitsbedingt nicht wirklich mocracy“, „Business“, „Learning“ wahrnehmen. Am 30. Mai 2016 und „Sustainability“ und können ist er nach langer Krankheit im nach einer Session zu einem an- Alter von 55 Jahren verstorben. deren Thema wechseln. Der erste Joachim Sauer war eine prägende Figur im deutschen BPM-Gündungspräsident Tag des Vision-Forums 2016 liefert HR-Management, die das Personalmagazin zu den „40 Joachim Sauer ist nach in Vorträgen und Diskussionen führenden Köpfen im Personalwesen“ zählte. Nach Sta- schwerer Krankheit im Alter Denkimpulse rund um technische, tionen bei IG Metall, Treuhandanstalt und Bahn gründe- von 55 Jahren gestorben. digitale und soziale Innovationen. te der damalige Arbeitsdirektor von Airbus zusammen Den Abendvortrag hält Autor Chris- mit sechs Mitstreitern 2009 den Bundesverband der toph Keese zum Thema „Silicon Personalmanager (BPM), den er bis 2015 als Präsident Leadership: Wie Führungskräfte führte und maßgeblich prägte. Gegen massive Wider- umdenken müssen, um die digi- stände aus dem etablierten Personalmanagement setzte tale Transformation zu schaffen“. Sauer die Verbandsgründung durch und sorgte damit Das Forum findet unter dem Motto für eine Modernisierung im Personalmanagement. Sau- „Innovation Valley statt Industrie er kämpfte für ein besseres Image der Personalmana- 4.0“ am 14. und 15. September im ger in der Öffentlichkeit, mischte sich in die politische Allianz-Forum in Berlin statt. Debatte ein. Zuletzt stritt er für die Erneuerung der www.vision-forum.de Führungskultur in Deutschland.www.haufe.de HR-Start-ups auf Roadshow TERMINE V on Juni bis November touren mehr als 20 HR-Start-ups durch ganz 6. bis 7. Juli, Sicherheitsexpo 2016 Deutschland und stellen sich und ihre Produkte, Lösungen und München Tel. 089 88949370 Dienstleistungen vor. Veranstalter der „HR Innovation Roadshow“, www.sicherheitsexpo.de die in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet, ist der Bundesverband 7. Juli, HR Executive-Konferenz 2016 Deutsche Startups (BVDS) und die Deutsche Gesellschaft für Personal- Frankfurt Tel. 069 1505-5117 führung (DGFP) - unterstützt vom Personalmagazin. Die vorgestellten www.willistowerswatson.com HR-Innovationen reichen von Recruiting über Personal- und Organisa- tionsentwicklung bis hin zu Administration, Gesundheitsmanagement 13. Juli, Fachkonferenz „Fachkräfte ge- und Compensation & Benefits. Start der Roadshow war am 14. Juni in Hamburg winnen und entwickeln – Führung und Vielfalt im Unternehmen“ München. Die nächsten Stationen sind am 28. Juni in Nürnberg, am 6. Juli Tel. 040 334241-415 in Hamburg und am 13. Juli in Frankfurt/Main. Weitere Stationen folgen. www.demographie-netzwerk.de Aktuelle Infos, Termine und Anmeldung unter www.hr-roadshow.de Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de personalmagazin 07 / 16
10 SZENE_HR-VERBÄNDE „Nah dran an den Mitgliedern“ INTERVIEW. Die Deutsche Gesellschaft für Personalführung musste vor einem Jahr eine Restrukturierung einleiten. Wo steht die DGFP heute? Wo sieht sie ihre Zukunft? personalmagazin: Die DGFP ist in eine ob Mitglieder- und Netzwerkmanage- Thema Integration von Flüchtlingen wirtschaftliche Schieflage geraten und ment, die Akademie, die Zeitschrift Per- durch die Republik getourt, und da ka- hat vor etwa einem Jahr eine Restruktu- sonalführung oder die kaufmännischen men einige Anfragen von den Mitglie- rierung eingeleitet. Die Regionalstellen Funktionen. Nur das Hauptstadtbüro als dern, die nächste Veranstaltung selber wurden geschlossen und der Hauptsitz Brückenkopf zu Politik, Verwaltung und ausrichten zu dürfen. Unsere Stärke der nach Frankfurt am Main verlegt. Dane- Verbänden ist in Berlin. Verbundenheit der Mitglieder mit der ben besteht ein Hauptstadtbüro in Berlin. DGFP wollen wir weiter ausbauen. Wie sieht Ihre Zwischenbilanz aus? personalmagazin: Früher war die regionale Katharina Heuer: Wir haben zum 1. Janu- Präsenz eine der Stärken der DGFP. Ist personalmagazin: Wie hat sich die Mitglie- ar 2016 alle unsere Kräfte in Frankfurt diese Stärke nach der Schließung der derzahl der DGFP in den letzten zwölf gebündelt und sind mit dem Aufbau Niederlassungen nicht in Gefahr? Monaten entwickelt? des neuen Teams fast fertig. Wir sind in Heuer: Die regionale Präsenz bleibt unse- Heuer: Bereits vor der Restrukturierung Frankfurt arbeitsfähig und ein neuer Spi- re Stärke! Wir sind weiterhin mit unse- war die Mitgliederanzahl leicht rückläu- rit ist im Entstehen. Die Kosteneinsparun- ren Veranstaltungen vor Ort präsent. Der fig und dies hat sich durch die Restruk- gen, die eins der Ziele der Restrukturie- einzige Unterschied ist, dass wir keine turierung nochmals verstärkt. Bei klei- rung waren, werden wir aller Voraussicht eigenen Räumlichkeiten und Personal in neren Unternehmen sind die Austritte nach Ende des Jahres erreicht haben. den Regionen haben. Heute organisie- angestiegen, bei den großen Unterneh- ren wir die Veranstaltungen ganz eng men und Mittelständlern haben wir personalmagazin: Wie viele Mitarbeiter mit unseren Mitgliedsunternehmen und zum heutigen Zeitpunkt nur vereinzelt sind aus den alten Standorten mit nach konnten damit die Dezentralität sogar Austritte zu verzeichnen. Im Saldo ha- Frankfurt gekommen, wie viele wurden weiter ausbauen. Das gilt insbesondere ben wir einen Mitgliederrückgang von neu eingestellt? für unsere Erfahrungsaustausch-Grup- circa 100 Mitgliedern. Und es freut uns Heuer: Wir sind 20 aus Düsseldorf, Ham- pen (die sogenannten Erfa-Gruppen) besonders, dass wir trotz oder gerade burg und Frankfurt und inzwischen ha- und Dialog- und Netzwerkveranstaltun- wegen der Restrukturierung auch neue ben wir 18 Mitarbeiter in Frankfurt neu gen in den Regionen. Mitglieder gewinnen konnten. eingestellt, also eine gute Mischung aus Erfahrungswissen und frischem Wind. personalmagazin: Manche Veranstaltungen personalmagazin: Als Kern der DGFP gelten finden in Hotels und Tagungshäusern, die Erfa-Gruppen, in denen sich die Mit- personalmagazin: Welche Geschäftsbereiche manche in den Räumlichkeiten der glieder treffen. Welche Änderungen gab werden von Frankfurt aus gesteuert? Mitgliedsunternehmen statt – was für es in diesem Bereich? Heuer: Alle Vereins- und Geschäftsakti- diese mit einem zusätzlichem Aufwand Heuer: Die festen Erfahrungsaustausch- vitäten werden aus Frankfurt gesteuert, verbunden ist. Wird das akzeptiert? Gruppen, in denen sich die Mitglieder re- Heuer: Insbesondere unsere Akademie- gelmäßig über Jahre auf Augenhöhe über Veranstaltungen finden in Hotels und aktuelle Themen austauschen, bilden Tagungshäusern unserer Mitglieder nach wie vor das Herzstück der DGFP, das BILDERGALERIE statt. Das empfinden viele nicht als Last, wir inhaltlich und organisatorisch auffri- Bilder von der DGFP-Housewarming- sondern als Freude und Ehre. Unsere schen. Diesen „klassischen“ Erfahrungs- Party und den neuen Räumlichkeiten in Mitglieder sind gerne Gastgeber von austausch erweitern wir um hierarchie- Frankfurt am Main sehen Sie in der App. DGFP-Veranstaltungen. Wir sind zum übergreifenden Erfahrungsaustausch Beispiel mit fünf Veranstaltungen zum zu Ad-hoc-Themen, für die sich unsere personalmagazin 07 / 16
11 © DGFP Mitglieder interessieren. Zum Thema In- der Innen- auf die Außenorientierung tegration von Flüchtlingen beispielsweise um? Was haben Sie sich für die nächsten hatten wir bereits fünf Erfa-Gruppen an zwölf Monate vorgenommen? unterschiedlichen Standorten mit über Heuer: Wir haben bereits von der Innen- 200 Teilnehmern innerhalb eines halben auf die Außenorientierung umgestellt, Jahres. Das kommt sehr gut an, weil das das Geschäft und unsere Mitglieder ein schnelles Format ist und dem Prinzip zwingen uns täglich dazu. Nehmen Sie des Erfahrungsaustauschs gerecht wird. beispielsweise den DGFP-Kongress im Wir haben jetzt auch angefangen, Aus- April, auf den wir hervorragendes Feed- tauschforen mit der Politik zu bilden. Wir back bekommen haben. Ich glaube, dass wollen den Dialog zwischen Wirtschaft wir uns hier sehr gut nach außen darge- und Politik voranbringen und bei anste- stellt haben. K ATHARINA HEUER ist seit Anfang 2013 henden gesetzlichen Änderungen die Po- Die wichtigsten Punkte mit Blick auf Geschäftsführerin der Deutschen Gesell- litik dafür sensibilisieren, welche Folgen die kommenden Monate sind, wieder schaft für Personalführung. mögliche Vorhaben für die betriebliche stärker am Markt präsent zu sein und Personalpolitik haben. für unsere Mitglieder greifbar zu sein. Wir starten mit unserer Offensive für personalmagazin: Warum haben Sie den negative Umsatzentwicklung gestoppt und das 2. Halbjahr. In der konkreten Vor- Begriff Fachorganisation aufgegeben? das Geschäft stabilisiert werden? bereitung sind neben dem DGFP-Lab am Heuer: Bei unserem Selbstverständnis ha- Heuer: Die Restrukturierung wurde nicht 29. und 30. September unter anderem ben wir uns wieder daran erinnert, wo nur durch die wirtschaftliche Entwick- zahlreiche Jahrestagungen und Kompe- wir herkommen. Die DGFP war und ist lung ausgelöst. Mindestens genauso tenzforen zu Mobilem Arbeiten, Diversi- das Kompetenz- und Karrierenetzwerk wichtig war die Notwendigkeit einer ty, Vergütung, Personalentwicklung. Bei für HRler. Wenn ich Geschäftsführer und neuen, von den Mitgliedern eingefor- den Erfa-Gruppen sind wir ein ganzes Vorstände frage, was sie mit der DGFP derten, inhaltlichen Ausrichtung, um Stück vorangekommen. Das Prinzip der verbinden, bekommen sie leuchtende attraktiv zu bleiben. Hier mussten wir regionalen DGFP-Repräsentanten aus Augen und erzählen mir, wie die DGFP investieren: Ich möchte auf den DGFP- den Reihen der DGFP-Mitglieder als Be- ihre Karriere begleitet hat. Natürlich Kongress, das DGFP-Lab oder die Jah- treuer unserer regionalen Erfa-Gruppen in sehr unterschiedlichen Facetten. Die restagungen verweisen. Mir ist wichtig, vor Ort funktioniert. Hier gilt es für das DGFP als Netzwerk heißt für uns, Men- diese beiden Seiten zu betrachten. Wir verbleibende Drittel noch engagierte schen in dieses Netzwerk hineinzuzie- sehen in diesem Jahr, dass sich diese In- Köpfe zu finden. Unser Ziel ist die noch hen und sie untereinander zusammen- vestitionen lohnen und rechnen. stärkere inhaltliche Aufladung der Erfas: zubringen und daraus auch die Themen Bei der Akademie haben wir die Pro- Das ist uns mit dem Thema Flüchtlinge aufzunehmen und voranzutreiben, die fessionalisierungsprogramme, die ein schon gut gelungen, da ist aber noch Luft für das Netzwerk und für unsere Mit- Alleinstellungsmerkmal darstellen, auch nach oben. gliedsunternehmen wichtig sind. Diese in dieser schwierigen Phase der Restruk- Philosophie gilt für die Dialogformate turierung auf einem guten Niveau stabi- personalmagazin: Für Sie selbst waren wie DGFP-Kongress, DGFP-Lab oder un- lisieren können, wir konnten sogar leicht natürlich die letzten zwölf Monate sere zahlreichen Jahrestagungen für die wachsen. Im offenen Seminargeschäft ist besonders hart. Hoffen Sie auch darauf, Fach-Communities, aber auch für das die Nachfrage – wie bei vielen anderen jetzt mal wieder ein bisschen Luft zum Akademieprogramm. Dabei spielt auch Anbietern – zurückgegangen. Wir beo- Durchatmen zu haben? die Fachlichkeit eine Rolle, da wir die bachten starke Veränderungen bei der Heuer: Dieses Jahr wird nicht weniger an- HR-Profession voranbringen wollen, um Nachfrage, beispielsweise steigt der Be- strengend als das vergangene. Es steht den heutigen und zukünftigen Heraus- darf nach kompakten, kurzen Formaten. uns ein Jahr bevor, in dem wir uns viel forderungen von HR gerecht zu werden. Wir überarbeiten deshalb unser Portfolio vorgenommen haben. Momentan sind Aber in erster Linie sind wir ein Netz- und entwickeln auch neue Formate, mit wir alle viel unterwegs, um im engen werk für und von unseren Mitgliedern. denen wir in den nächsten Wochen in Tei- Austausch mit den Mitgliedern zu sein. len schon an den Markt kommen. Das tut gut und gibt uns viele Impulse für personalmagazin: Die wirtschaftliche Ent- unser Netzwerk und unsere Arbeit. wicklung der DGFP-Akademie war einer personalmagazin: Die Restrukturierung ist der Auslöser der Schieflage. Konnte die weitgehend vorbei. Wie schalten Sie von Das Interview führte Reiner Straub. 07 / 16 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
12 SZENE_HR-VORSTÄNDE © FRESENIUS SE & CO. KGAA © MERCK GRUPPE © DAIMLER AG € € 7.582.000 5.982.000 5.536.000 € Dr. Jürgen Götz (Fresenius) führt die Gehaltsliste 2015 der HR-Vorstände an, gefolgt von Dr. Kai Beckmann (Merck) und Wilfried Porth (Daimler). Das verdienen Top-Personaler ANALYSE. Was verdienten die Dax-Personalvorstände 2015? Eine Auswertung der Ge- schäftsberichte 2015 zeigt neben Zahlen auch Zusammenhänge und Hintergründe. Die Gesamtbetrachtung zeigt, dass Unternehmen ausschied, musste mit Von Katharina Schmitt (Red.) sich die wirtschaftliche Entwicklung rund 4,16 Millionen Euro Gehaltsein- D ie durchschnittliche Ge- der Unternehmen im abgelaufenen Ge- bußen von mehr als einem Drittel im samtvergütung der obers- schäftsjahr auch in der Vergütung nie- Vergleich zu 2014 hinnehmen. Fast eine ten Personaler in den derschlage, erklärt Regine Siepmann, halbe Million Euro mehr dagegen gab es Dax-30-Unternehmen ist im Senior Manager bei HKP Group. So sei infolge des persönlichen Rekordjahres Geschäftsjahr 2015 auf 2,5 Millionen die variable Vergütung der Vorstände der Lufthansa für ihre HR-Chefin Betti- Euro gesunken. Im Jahr 2014 kamen die der Deutschen Bank infolge der hohen na Volkens. Personalvorstände der größten börsen- wirtschaftlichen Verluste 2015 komplett notierten Unternehmen in Deutschland entfallen. Auch VW-Personalchef Pro- Mehr Transparenz, weniger kurzfris- noch auf ein Jahresgehalt von durch- fessor Horst Neumann, der allerdings tige Bonuszahlungen schnittlich 2,8 Millionen Euro. Das zeigt bereits zum Dezember 2015 aus dem Nach der großen Kritik der letzten Jah- die Dax-Geschäftsberichtsauswertung re an überzogenen Vorstandsgehältern 2015 – Fokus Personalvorstand der Un- und zu kurzfristigen Anreizen beurteilt ternehmensberatung HKP Group. Die BILDERGALERIE Siepmann die Entwicklung bei den va- Analyse stützt sich auf die quantitativen riablen Vergütungen heute als positiv: In der Personalmagazin-App sehen und qualitativen Angaben der 30 Dax- „Die jährlichen Boni sind seit 2006 Sie die Personalvorstände der Dax- Unternehmen zu ihrer Vorstandsvergü- deutlich auf dem Rückmarsch und wur- 30-Unternehmen und ihr Gehalt 2015. tung. den zunehmend durch langfristige Ver- personalmagazin 07 / 16
13 COMMERZBANK AG © DEUTSCHE POST DHL GROUP © BEIERSDORF AG € 928.459 € 728.000 € 1.326.000 Nur vergleichsweise niedrig bezahlt: Frank Annuscheit (Commerzbank), Melanie Kreis (Deutsche Post) und Zhengrong Liu (Beiersdorf). gütungselemente abgelöst. Vorstände beitsdirektor bei Fresenius, verdiente schnitte begründen Unterschiede in der schauen damit vermehrt auf die lang- im letzten Geschäftsjahr über 7,58 Vergütung, erklärt Nina Grochowitzki, fristige Entwicklung ihrer Unternehmen Millionen Euro. Exakt 6,854 Millionen Manager bei HKP Group. In 24 der 30 und nicht nur auf das Jahresergebnis.“, Euro mehr als sein Kollege Zhengrong Dax-Unternehmen liegt, so ihre Analyse, erklärt die Vergütungsexpertin. Liu, Arbeitsdirektor bei Beiersdorf. Die die Verantwortung für das Personal-Res- Die Angaben der Dax-Unternehmen zu weiteren Top-Verdiener unter den Perso- sort bei einem Ordentlichen Vorstands- den Vergütungen ihrer Vorstände stützen nalvorständen: Dr. Kai Beckmann, Chief mitglied. Bei Allianz, Eon, Heidelberg sich auf die durch den Deutschen Corpo- Administration Officer bei Merck (5,98 Cement, Infineon, SAP und Vonovia hin- rate Governance Kodex (DCGK) für den Millionen Euro), Wilfried Porth, Arbeits- gegen liegt die Personal-Verantwortung Vergütungsausweis entwickelte Zufluss- direktor bei Daimler (5,54 Millionen beim Vorstandsvorsitzenden, meist mit tabelle. Diese soll alle im Geschäftsjahr Euro) und die Arbeitsdirektorin bei einer in der Regel entsprechend höheren dem Vorstandsmitglied zugeflossenen BMW Milagros Caiña Carreiro-Andree Vergütung. Vergütungen, also auch Zuflüsse aus (4,32 Millionen Euro). Nur sechs Unternehmen haben eine mehrjährigen variablen Vergütungen, Am unteren Ende der Gehaltsliste der Vorstandsposition, die allein für das Per- ausweisen und so für mehr Transparenz Personalvorstände finden sich neben Liu sonal-Ressort verantwortlich ist: BMW, und Kontrollmöglichkeiten sorgen. Wie die Personalchefin der Deutschen Post Continental, Deutsche Post, Deutsche bereits im Vorjahr kommen mit Ausnah- Melanie Kreis (928.000 Euro) und Frank Telekom, Siemens und Volkswagen. me von Merck und BMW alle Dax-Unter- Annuscheit, Chief Operation Officer Hu- Im überwiegenden Teil der Unterneh- nehmen dieser DCGK-Empfehlung nach man Resources bei der Commerzbank men haben die ordentlichen Vorstands- (weitere Einzelheiten zum DCGK finden (1,33 Millionen Euro). mitglieder mit Verantwortung für das Sie in unserer Vergütungsübersicht der Diese Unterschiede lägen, so Siep- Personal-Ressort zusätzliche Aufga- Personalvorstände 2014 in Personalma- mann, zum einen in der generellen Ge- bengebiete. In drei Fällen, nämlich bei gazin 8/2015). haltsstruktur des Unternehmens, zum Adidas, der Deutschen Börse und Linde anderen aber auch in personenindividu- ist der Finanzvorstand gleichzeitig Per- Das Spitzengehalt in der Personaler- ellen Besonderheiten wie beispielsweise sonalvorstand, bei der Deutschen Bank, welt: 7,58 Millionen Euro einer individuell herausgehobenen Po- der Deutschen Lufthansa und Fresenius Doch Transparenz bedeutet nicht sition im Vorstand, einer langjährigen bestehen kombinierte Verantwortlich- Gleichheit: In den Bezügen der Perso- Vorstandszugehörigkeit oder – im entge- keiten für die Bereiche Recht und Per- nalvorstände zeigen sich große Unter- gengesetzten Fall – einer Erstbestellung sonal. schiede: Der Spitzenverdiener in der mit reduzierter Eingangsstufe. Die Übersicht „Vergütung ganzjährig tätiger Personalerwelt Dr. Jürgen Götz, Ar- Auch die unterschiedlichen Ressortzu- Vorstände“ finden Sie auf der folgenden Seite. 07 / 16 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
14 SZENE_HR-VORSTÄNDE VERGÜTUNG GANZJÄHRIG TÄTIGER HR-VORSTÄNDE Unternehmen Name CHRO Titel Gesamtver- CHRO/ CHRO/Ø OVM gütung CHRO VV (OHNE CHRO) Adidas Robin J. Stalker Finanzvorstand, Arbeitsdirektor 1.574.288 € -53% +11% Allianz Oliver Bäte (CHRO Vorstandsvorsitzende/r hat Ressort Personal inne n/a n/a n/a seit 01.09.2015) BASF Margret Suckale Engineering & Maintenance, Environment, Health & Safety, European Site 2.079.000 € -70% -27% & Verbund Management, Human Resources, Arbeitsdirektorin Bayer Michael König Personal, Technologie, Nachhaltigkeit, Arbeitsdirektor 2.230.000 € -76% -29% Beiersdorf Zhengrong Liu Personal, Konzernkommunikation, Nachhaltigkeit, Arbeitsdirektor 728.000 € -78% -57% BMW Milagros Caiña Arbeitsdirektorin, Personal- und Sozialwesen 4.319.072 € n/a +1% Carreiro-Andree Commerzbank Frank Annuscheit Chief Operating Officer, Human Resources 1.326.000 € 18% -12% Continental Dr. Ariane Reinhart Personal, Arbeitsdirektorin, Nachhaltigkeit 2.537.000 € -64% -40% Daimler Wilfried Porth Personal, Arbeitsdirektor, IT, Mercedes-Benz Vans 5.536.000 € -61% +9% Deutsche Börse Gregor Pottmeyer Financial Accounting & Controlling, Chief Risk Officer, Chief Compliance 2.846.600 € n/a +16% Officer, Strategic Finance, Investor Relations, Treasury, Group Organisatio- nal Services, Human Resources Deutsche Lufthansa Dr. Bettina Volkens Arbeitsdirektorin, Ressort Personal und Recht 1.811.000 € -30% +0% Deutsche Post Melanie Kreis Ressort Personal 928.459 € -89% -83% Eon Dr. Johannes Teyssen Vorstandsvorsitzende/r hat Ressort Personal inne n/a n/a n/a Fresenius Dr. Jürgen Götz Recht, Compliance und Personal/Arbeitsdirektor 7.582.000 € -45% -15% Fresenius Medical Dominik Wehner Region Europa, Naher Osten und Afrika, Arbeitsdirektor 1.664.000 € -71% -60% Care Heidelberg Cement Dr. Bernd Scheifele Vorstandsvorsitzende/r hat Ressort Personal inne n/a n/a n/a Henkel Kathrin Menges Personal, Infrastruktur-Services 3.753.718 € -40% -1% Infineon Dr. Reinhard Ploss Vorstandsvorsitzende/r hat Ressort Personal inne n/a n/a n/a K+S Dr. Thomas Nöcker Arbeitsdirektor, Corporate HR, K+S Transport GmbH, Corporate IT, Business 1.620.300 € -38% -5% Center Linde Georg Denoke Group Accounting & Reporting, Group Information Services, Group Insurance, 2.427.672 € -34% +28% Group M & A, Group Procurement, Group Risk Management, Group Tax, Group Treasury, Operational Finance, Controlling & Investments, Real Estate sowie für Finance/Controlling, Arbeitsdirektor Münchener Rück Dr. Joachim Wenning Arbeitsdirektor, Life, Human Resources 2.623.449 € -52% -1% Merck Dr. Kai Beckmann Group Human Resources 5.982.000 € -37% - 9% RWE Uwe Tigges Personalvorstand, Arbeitsdirektor, Konzernsicherheit und -einkauf, Perso- 1.787.000 € -52% -5% nal- und Führungskräftemanagement Konzern, Tarif- /Mitbestimmungs- Steuerung Konzern SAP Bill McDermott Vorstandsvorsitzende/r hat Ressort Personal inne n/a n/a n/a Thyssen-Krupp Oliver Burkhard Arbeitsdirektor, Human Resources Strategy, People Development & 2.201.000 € -62% +35% Executive Management, Regional Services Germany, Corporate Services, zuständig für Regionen Deutschland/Österreich/Schweiz/Liechtenstein, Mittlerer Osten & Afrika und Indien Vonovia Rolf Buch Vorstandsvorsitzende/r hat Ressort Personal inne n/a n/a n/a Durchschnitt 2.514.000 € -53 % -13 % VV = Vorstandsvorsitzende/r CHRO = Personalvorstand OVM = Ordentliches Vorstandsmitglied positive Abweichung > 2% keine Abweichung negative Abweichung > 2% Grundlage aller Werte außer bei BMW und Merck ist die Gesamtvergütung nach dem Deutschen Corporate Governance Kodex (Grundvergü- tung, Nebenleistungen, ausbezahlter Jahresbonus, ausbezahlte Langfristvergütung und Dienstzeitaufwand für bAV). BMW und Merck weisen die Vergütung nach HGB aus. Rechts die Abweichungen vom Durchschnittsgehalt der Vorstandskollegen. QUELLE: HKP GROUP 2016 personalmagazin 07 / 16
ANZEIGENSONDERVERÖFFENTLICHUNG 15 GASTKOMMENTAR ANDRÉ FORTANGE verantwortet als Managing Director das Gesamtgeschäft von CEB in der DACH-Region sowie das EMEA HR-Consulting-Geschäft. Weitere Informationen zu Best Practice Cases und Insights erhalten Sie unter www.cebglobal.com/de Karrierepfade neu denken TIPPS. Auch wenn Sie nicht befördern können, können Sie Mitarbeiter binden – indem Sie Transparenz schaffen, Erfahrungen ermöglichen und Entwicklungswege aufzeigen. H äufig konzentriert sich die berufliche Laufbahn auf ihren Schwerpunkt zur Anwerbung neuer Mitarbeiter auf die das Erklimmen der Karriereleiter. Da Unternehmen Entwicklung effektiver Rekrutierungsprozesse, vernachlässi- Hierarchieebenen gestrichen haben, um Kosten zu gen aber den Aufbau eines vergleichbaren internen Prozesses. senken, kommt es für den durchschnittlichen Ar- Um ihre Mitarbeiter zu binden, führen die besten Führungs- beitnehmer aktuell nur noch alle sechs Jahre zu einer bedeu- kräfte proaktive Gespräche mit ihren Angestellten über deren tenden Beförderung. nächste Ziele, anstatt darauf zu warten, dass die Mitarbeiter Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass le- auf sie zukommen oder ihre Arbeitsstelle ohne Vorwarnung diglich 30 Prozent der Arbeitnehmer mit der Entwicklung ihrer wechseln. CEB hat analysiert, wann die Wechselbereitschaft beruflichen Laufbahn zufrieden sind. CEB-Daten belegen, dass am höchsten ist. Denn dann ist ein Karrieregespräch dringend ein Mangel an Aufstiegsmöglichkeiten der häufigste Grund für notwendig. Wichtige Eckpunkte sind hier die Verweildauer in das Ausscheiden von Mitarbeitern ist. Unternehmen, die trotz einer Position, aber auch Geburtstage des Mitarbeiters, sowie mangelnder Beförderungsmöglichkeiten erfolgreich attraktive Jahrgangstreffen, an denen man mit den Werdegängen der Karrierepfade konzipieren und kommunizieren, berücksichti- ehemaligen Kommilitonen in Berührung kommt. gen folgende drei Dinge. 3. Die Mitarbeiter motivieren durch eine transparentere 1. Erfahrungen bieten, nicht nur Positionen Kommunikation CEB-Daten über Millennials deuten darauf hin, dass sie pla- Die besten Unternehmen wissen, dass ihre Mitarbeiter stets nen, im Laufe ihrer Karriere bei 13 verschiedenen Unterneh- die Situation im eigenen Unternehmen mit externen Möglich- men tätig zu werden. Dabei möchten Millennials nicht zwin- keiten vergleichen – was sie lernen, wie sie sich entwickeln gend häufig ihre Arbeitsstelle wechseln; vielmehr möchten sie und wie viel sie verdienen können. viele verschiedene Erfahrungen sammeln. Ein Unternehmen, Statt dies zu übergehen, teilen führende Unternehmen das genau dies bietet, ist beispielsweise National Grid. Durch Benchmarks mit ihren Mitarbeitern. Zwar scheint diese Vor- die Implementierung von Karrierelandkarten wird dort eine gehensweise riskant. CEB-Analysen haben aber ergeben, dass hohe Transparenz über Jobanforderungen hergestellt. Zudem Mitarbeiter von Unternehmen, die einen offenen und ehrlichen wird gezeigt, in welchen Positionen notwendige Erfahrungen Dialog mit ihrer Belegschaft führen, loyaler und weniger ge- für den nächsten Karriereschritt gesammelt werden können. neigt sind, den Arbeitgeber zu wechseln. 2. Mit Arbeitnehmern sprechen, bevor diese über die Die Arbeitnehmer fordern heute von ihren Arbeitgebern nächsten Schritte nachdenken Chancen, Entwicklungsmöglichkeiten und Transparenz. Jene, Wenn Arbeitnehmer über Karrierealternativen nachdenken, die dies nicht finden, verlassen das Unternehmen. Indem Un- schauen sie sich oft zunächst außerhalb des eigenen Unter- ternehmen mehr Erfahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten nehmens um. 66 Prozent geben an, dass es so einfacher sei, bieten sowie proaktive Mitarbeitergespräche initiieren, erhöht einen neuen Job zu finden. Die meisten Unternehmen legen sich die Mitarbeiterbindung. 07 / 16 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
16 SZENE_HR START-UP Die Gründer von © FOTOS: STAFFBASE Staffbase: Lutz Gerlach, Martin Böhringer und Frank Wolf (von links nach rechts). HR START In unserer Serie stellen wir Ihnen UP Jungunternehmer aus dem HR-Bereich mit ihrer Idee vor. In dieser Ausgabe das Unternehmen Staffbase. Wer hat’s gegründet? Was ist die Idee dahinter? Frank Wolf hat in seiner Zeit bei Accenture und T-Systems Mit Staffbase starten Unternehmen ihre eigene Mitarbeiter-App. für viele Kunden IT-Projekte in der Mitarbeiterkommunika- Das Firmenlogo neben den Icons von WhatsApp und Facebook tion betreut. Oft ging es dabei um Intranets, die aber viele auf den Smartphones der Mitarbeiter markiert einen qualitativen Beschäftigte mangels PC-Arbeitsplatz gar nicht erreichen Sprung in der Mitarbeiterkommunikation und stärkt das „Wir- konnten. Zusammen mit Dr. Lutz Gerlach und Dr. Martin Gefühl“ der Beschäftigten. Böhringer, die zuvor bereits ein preisgekröntes Software- Eine Mitarbeiter-App ist ein Game Changer für HR & Interne Kom- Start-up geführt hatten, gründete er deshalb Staffbase, munikation: Bisher erreichen viele Unternehmen einen Großteil um mit der Mitarbeiter-App einen digitalen Kanal zu allen ihrer Mitarbeiter nicht auf digitalen Wegen, weil sie keinen Zugriff Beschäftigten eines Unternehmens zu schaffen. auf Intranet oder Unternehmens-E-Mail haben (zwei Drittel aller Beschäftigten arbeiten nicht im Büro). Deshalb gibt es vielerorts noch Wandzeitungen oder gedruckte Mitarbeiterzeitungen. Das ist teuer, unpersönlich und vor allem langsam. Staffbase unterstützt alle wichtigen Prozesse der Mitarbeiterkommunikation. Dazu zählen die Mitarbeiterzeitung mit Kommentaren/Likes und Push Notifica- tions, Basisinformationen und Schulungen, der Kantinenspeiseplan sowie Urlaubsanträge. Mit Staffbase kann die eigene App innerhalb weniger Tage gestartet werden. © RAKETE: FRANK PETERS / THINKSTOCKPHOTOS.DE VIDEO Wie war die Entwicklungszeit? Ein Video, in der die Mitarbeiter-App Wir sind seit einem Jahr am Markt und haben in dieser Zeit über vorgestellt wird, finden Sie in der 40 Kunden gewonnen. Zu den Unternehmen, die mit Staffbase ihre Personalmagazin-App. eigene Mitarbeiter-App erstellt haben, zählen Siemens, Viessmann, T-Systems, Ogilvy und Heineken. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de personalmagazin 07 / 16
17 Was können etablierte Unternehmen von Ihnen lernen? Dass Lösungen für große Probleme nicht automatisch komplex und teu- er sein müssen. Das Erreichbarkeitsproblem von Non-Desk-Workern ist ja schon lange bekannt. Viele Unternehmen haben riesige IT-Projekte mit großen Budgets und jahrelanger Laufzeit gestartet, die am Ende doch gescheitert sind. Vielleicht braucht es den Start-up-Blick, um in den privaten Smartphones der Mitarbeiter die Lösung zu erkennen. Was soll noch geändert werden? Für unsere Kunden hat sich die Mitarbeiter-App zum zentralen Werkzeug der Mitarbeiterkommunikation entwickelt, weshalb viele die Funktionen weiter ausbauen möchten. Wir erweitern Staffbase deshalb zur Platt- form, die durch kundenindividuelle oder von Partnern erstellte Plugins Detaillierte Statistiken zeigen sofort, welche erweitert werden kann. Inhalte der App besonders gut ankommen.
18 TITEL_AGILITÄT Agilität in Unternehmen STUDIE. Wie agil sind deutsche Unternehmen? Eine neue Studie zeigt: Die Führung muss noch optimiert und die Mitarbeiter müssen stärker mitgenommen werden. Von Marcel Endejan und Heiko Weckmüller gen im Bereich der Agilität liefert aller- jekts der Nasa (dem ersten bemannten dings das 2001 aufgestellte Manifest der Raumfahrtprogramm der USA) Anfang A gilität ist in aller Munde, sei es agilen Softwareentwicklung (www.agile- der 1960er-Jahre – bei dem bereits eini- bei der Softwareentwicklung, manifesto.org). ge heutige Praktiken, wie zum Beispiel der Produktentwicklung, beim Timeboxing und testgetriebene Entwick- Projektmanagement oder bei Vom Deming-Zyklus zu Scrum lung, eingesetzt wurden. der Gestaltung von ganzen Unterneh- Die Idee der iterativen, inkrementellen In den 1980ern wurden weitere Me- men oder Unternehmensbereichen. Eine und evolutionären Entwicklung ist nicht thoden entwickelt, unter anderem das neue Studie, die von Haufe-Lexware in neu. Larman und Basili beschreiben Prototyping sowie das Spiralmodell. Das Auftrag gegeben wurde, liefert Erkennt- in ihrem 2003 veröffentlichten Artikel Vorgehen nach dem Wasserfallmodell nisse über die Nutzeneinschätzung in „Iterative and Incremental Develop- wurde zunehmend als nicht praktikabel der Praxis. Die Bewertungen sind zwar ment: A Brief History“ eindrücklich die oder gar „falsch“ angesehen. Die 1990er- differenziert, aber vom Grundtenor her Geschichte und die frühen Erfolge die- Jahre brachten daher eine Vielzahl an positiv. Darüber hinaus zeigen sich – ser Herangehensweise. Erste Ansätze Verfeinerungen und weiteren Methoden, vielleicht wenig überraschend – Defizite finden sich im Bereich der Qualitäts- zum Beispiel die Dynamic Systems De- in den Führungssystemen. Agile Prinzi- velopment Method (DSDM), den Ratio- pien werden vereinzelt schon länger ein- nal Unified Process (RUP), das Feature gesetzt. Sie manifestieren sich aktuell an Driven Development (FDD) sowie das unterschiedlichen Stellen in Unterneh- Agile Prinzipien mani- Extreme Programming (XP). Der aktuell men, und ihre Einführung und Verfol- prominenteste Vertreter ist aber sicher- gung wird zunehmend als Erfolgsfaktor festieren sich an un- lich Scrum, eine von Jeff Sutherland und wahrgenommen. Bevor wir auf die we- terschiedlichen Stellen Ken Schwaber entwickelte Methode zur sentlichen Studienergebnisse eingehen, Softwareentwicklung. wollen wir deshalb einen größeren Bo- in Unternehmen und gen zu Historie und aktuellen Entwick- werden zunehmend als Status und Entwicklung lungen im IT-Management schlagen, Die Entwicklung agiler Methoden und das heute als wegweisend auch für die Erfolgsfaktor wahrge- Praktiken geht weiter, und deren Ein- Umsetzung agiler Methoden im Manage- nommen. satz breitet sich über die reine Soft- ment von Unternehmen angesehen wer- wareentwicklung vermehrt in andere den kann. Bereiche aus: Die agile Entwicklung mit regelmäßig auslieferbarer Software Agil: regsam und wendig verbesserung demnach bereits in den wird um eine sogenannte „Continuous Was bedeutet Agilität? Goldman, Nagel 1930er-Jahren mit dem Vorschlag kur- Integration“ erweitert, ein kontinuierli- und Preiss charakterisierten den Begriff zer „Plan-Do-Study-Act“-Zyklen (PDSA, cher Prozess aus Entwicklung, automa- 1995 in ihrem Buch „Agile Competitors heute bekannt als „Deming-Zyklus“). Als tisierter Systemintegration und automa- and Virtual Organizations“ wie folgt: erste Erfolge des iterativen, inkrementel- tisierten Tests, und aus der manuellen „Agility is dynamic, context-specific, len Vorgehens werden die Entwicklung Bereitstellung einer Software für den aggressively change-embracing, and des Hyperschall-Flugzeugs X-15 in den Nutzer wird die „Continuous Delivery“, growth-oriented.“ Das Fundament vieler 1950ern gesehen sowie die Softwareent- ein automatisierter oder zumindest teil- aktueller Diskussionen und Entwicklun- wicklung im Rahmen des Mercury-Pro- automatisierter Bereitstellungsprozess personalmagazin 07 / 16
19 © FRANCKITO / SHOTSHOP.COM Agilität setzt eine umfassende Veränderung von Organisation und Rollenverständnissen voraus. 07 / 16 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
20 TITEL_AGILITÄT VERBREITUNG VON AGILEN METHODEN Bereichsübergreifend 11 23 mit weiteren Tests sowie den Rollouts. Forschung und Entwicklung 11 Mit diesen Methoden ist es zum Beispiel 19 im Online-Bereich möglich, dem Nutzer mehrere hundert Funktionserweiterun- Vertrieb 11 gen pro Tag zu liefern. Die Erweiterung 23 der agilen Prinzipien über die Soft- Marketing 10 wareentwicklung hinaus zum Betrieb 21 von IT-Systemen schlägt sich aktuell auch in vielen Projekten und Publikatio- Informationstechnologie (IT) 9 nen zum Thema „Devops“ nieder – einer 23 Bewegung hin zu einer engeren, auch Produktion 9 personellen Verbindung der Entwick- 16 lung (Development) eines Systems und dessen Betrieb (Operations). Einkauf 6 17 Veränderung von Organisation und Rollenverständnissen andere 1 2 Agile Methoden der Softwareentwick- lung werden darüber hinaus zuneh- nein, agile Projektgruppen gibt 28 mend in Verbindung mit anderen Me- es bisher nicht im Unternehmen 22 thoden, zum Beispiel aus dem Bereich keine Angabe / weiß nicht 32 Lean Production, eingesetzt. Im Bereich 8 des agilen Projektmanagements findet sich zum Beispiel die Kombination aus Mitarbeiter Führungskräfte Angaben in Prozent Scrum, XP und Kanban. Die Grafik zeigt, in welchen Unternehmensbereichen und wie stark die Arbeit in agilen Die Änderungen der Methoden und Projektgruppen jeweils bereits verbreitet ist. Praktiken haben nicht nur einen großen Einfluss auf die technische Infrastruk- QUELLE: HAUFE-STUDIE: AGILITÄT VON UNTERNEHMEN, JANUAR 2016 tur, sondern auch auf die Mitarbeiter sowie die Organisation und Kultur eines Unternehmens. Unternehmen müssen NUTZEN VON AGILEN METHODEN ihre Aufbau- und Ablauforganisation 2 7 gegebenenfalls stark anpassen, um die 3 5 19 positiven Effekte der neuen Methoden 22 auszuschöpfen, und Mitarbeiter müssen sich auf geänderte Rollen und Rollen- 76 verständnisse einlassen. Mit der Ein- 65 führung agiler Prinzipien kommen aber auch weitere Anforderungen auf die Team-Mitglieder zu, zum Beispiel bezüg- lich ihrer Kommunikationsfähigkeiten sowie hinsichtlich ihrer Eigeninitiative keine Angabe und der Bereitschaft, Verantwortung im (stark oder etwas) verschlechtert Team zu übernehmen. Diese und weitere unverändert Aspekte sind im Zuge des Personalma- (stark oder etwas) verbessert nagements zu berücksichtigen. Angaben in Prozent Mitarbeiter Führungskräfte Neue Studie zeigt: Agile Methoden sind akzeptiert und effektiv Die Grafik zeigt, inwieweit agile Methoden nach Einschätzung von Führungskräften und Die im Folgenden vorgestellten Ergeb- Mitarbeitern die Effektivität und Effizienz in ihrem Bereich verbessert haben. nisse beruhen auf einer Befragung von QUELLE: HAUFE-STUDIE: AGILITÄT VON UNTERNEHMEN, JANUAR 2016 personalmagazin 07 / 16
21 DOWNLOAD Die vollständige Studie „Agilität in Unter- nehmen“ (Haufe-Lexware, 2016) können insgesamt 1.200 Beschäftigten (ein Drit- rungskräfte: Auf die Frage, ob in ihrem Sie kostenlos herunterladen unter tel Führungskräfte, zwei Drittel Mitar- Unternehmen Strukturen und Führungs- haufe.de/agilitaet-studie beiter ohne Führungsverantwortung) systeme bestehen, um schnell auf Kun- in deutschen Unternehmen mit mehr denanforderungen reagieren zu können, als 100 Mitarbeitern. Gegenüber den antworten 70 Prozent der Führungskräf- bislang vorliegenden Studien liefert die te, aber nur 31 Prozent der Mitarbeiter Methoden wie Scrum oder Design Thin- Befragung zum einen ein repräsentati- mit „ja“ . Diese Einschätzung ist zum Teil king zu arbeiten, aber nur zehn Prozent ves Bild auf Basis einer quantitativen auf die häufigere Verwendung der „Weiß- der Mitarbeiter. Hier könnte sozial er- Erhebung. Zum anderen kommen so- nicht“-Kategorie zurückzuführen. Aller- wünschtes Antwortverhalten eine Rol- wohl Führungskräfte als auch Mitarbei- dings ist es auch kein wirklich beruhi- le spielen, sofern sich agile Methoden ter zu Wort, wodurch Unterschiede im gender Befund, wenn die Mitarbeiter den nicht in Führungskräftemeetings und Durchdringungsgrad agiler Methoden Agilitätsgrad des eigenen Unternehmens -seminaren bündeln. innerhalb der Unternehmen deutlicher nicht einschätzen können. Dies spricht hervorgehoben werden können (sie- eher für einen geringen Durchdringungs- Agile Organisationen: mehr als he Abbildung „Verbreitung von agilen grad agiler Methoden (siehe Abbildung Geschwindigkeit Methoden“). Einen ähnlichen Ansatz „Umsetzungsgrad agiler Methoden“). Aktuell stehen insbesondere die Re- verfolgt auch die Change-Management- aktionsfähigkeit auf sich schnell ver- Studie der Beratungsgesellschaft Kien- Mitarbeiter: Nur ein Drittel hält ihr ändernde Umweltbedingungen und baum, bei der in der Ausgabe 2014/15 Unternehmen für agil Kundenbedürfnisse im Fokus der Agi- der Schwerpunkt auf Agilität gelegt Das Prinzip der Verantwortungsdele- litätsdiskussion. Dies ist bedingt durch wurde. Allerdings sind die Ergebnisse gation an Teammitglieder scheint nicht neue technologische Möglichkeiten der mit circa 200 Befragten weniger verall- vollständig umgesetzt zu werden. Da- Zusammenarbeit und Erfolge in der gemeinerungsfähig und die Themen- rüber hinaus scheint die Einschätzung Anwendung als Projektmanagement- gebiete sind breiter gewählt. Als ein der Mitarbeiter insgesamt realistischer methode im IT-Umfeld. In der Organi- Ergebnis zeigt sich dort, dass die Füh- zu sein als die der Führungskräfte. Von sationslehre hat der Agilitätsbegriff je- rungskräfte eine tendenziell positivere diesen schätzen 67 Prozent ihr eigenes doch eine längere Tradition und umfasst Einschätzung hinsichtlich der Enabler grundsätzlich ein breiteres Verständnis. für Agilität in den eigenen Unterneh- In ihrem Aufsatz „Corporate Agility“ men aufweisen als die Mitarbeiter. aus dem Jahr 1982 beschreiben John Übergreifend ergibt sich aus der Be- Damit die Potenziale Brown und Neil Agnew auch schon den fragung eine positive Bewertung agiler personalwirtschaftlichen Fokus: „Corpo- Methoden: Knapp zwei Drittel der Füh- agiler Methoden zum rate Agility requires a focus on the capa- rungskräfte halten die Einführung oder Tragen kommen, bedarf bility to match human resources to the Ausweitung agiler Methoden für sinnvoll. demands of changing circumstances“. Diese Einschätzung basiert nicht auf Hoff- es einer neuen Unter- Flexible Anpassungen der Humanres- nungen, sondern auf Erfahrungen: Drei nehmenskultur und sourcen setzen Befähigung und Moti- Viertel der befragten Führungskräfte se- vation der Mitarbeiter voraus. Aus der hen eine Verbesserung der Effektivität eines neuen Führungs- psychologischen Forschung ist bekannt, und Effizienz durch die Einführung agiler verständnisses. dass Autonomie- und Sinnempfinden Methoden; eine Einschätzung, die von den einen positiven Einfluss auf die Zufrie- Mitarbeitern weitgehend geteilt wird (sie- denheit und Motivation der Mitarbeiter he Abbildung „Nutzen agiler Methoden). ausübt. Unternehmen als agiler (überdurch- Selbstorganisierte Teams, Verlage- Führungskräfte: 70 Prozent halten ihr schnittlich agil oder etwas agiler) ein als rung der Entscheidungsbefugnisse auf Unternehmen für agil die Wettbewerber. Bei den Mitarbeitern das Team und die klare, transparente Bezüglich des Status quo zeigen sich halten sich positive und negative Ein- und gegebenenfalls arbeitstagbezogene allerdings Diskrepanzen zwischen den schätzungen im Wettbewerbsvergleich Verbindung zwischen individuellem Einschätzungen der Führungskräfte und in etwa die Waage, was bei dieser rela- Beitrag, Projekterfolg und Nutzen beim der Mitarbeiter. Beschäftigte ohne Füh- tiven Form der Fragestellung zu erwar- Kunden sind somit Elemente agiler Or- rungsverantwortung schätzen den Um- ten wäre. Zudem geben 40 Prozent der ganisationen, die ein klares Fundament setzungsstand negativer ein als die Füh- Führungskräfte an, bereits mit agilen in etablierten Motivationstheorien ha- 07 / 16 personalmagazin Bei Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@personalmagazin.de
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