Verantwortlich handeln und Vorbild sein - Die Hochschule in der Gesellschaft - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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Verantwortlich handeln und Vorbild sein - Die Hochschule in der Gesellschaft - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Verantwortlich handeln und Vorbild sein
Die Hochschule in der Gesellschaft
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Impressum

Herausgeber:
Der Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Verantwortlich (i.S.d.P):
Eva Tritschler
Stabsstelle für Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Inhaltliche Konzeption und Redaktion
Katja Spross (verantwortlich), Nele van Leeuwen
Trio MedienService, Bonn, www.trio-medien.de

Gestalterische Konzeption und Layout:
Bosse und Meinhard GbR Wissenschaftskommunikation,
www.bosse-meinhard.de

Druck:
f & m Satz und Druckerei GmbH & Co. KG, Sankt Augustin

Auflage / Datum:
3.000 Exemplare / April 2013
Verantwortlich handeln und Vorbild sein - Die Hochschule in der Gesellschaft - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Verantwortlich handeln und Vorbild sein:
Die Hochschule in der Gesellschaft
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Inhalt
Studium
Im Gespräch
        & Lehre                       Studium & Lehre                    Forschung                         Campus
                              6                                    12                               26                               38

 Hochschulpräsident Hartmut            Blaue Schiene: Lehrangebot         Seele des Bauens: Handbuch        Harvard: US-Studentin forscht
 Ihne und Erik Bettermann,             für nachhaltige Ingenieur-         über Architekturpsychologie •     am Fachbereich Angewandte
 Intendant der Deutschen               wissenschaften • Impulse für       NRW-Innovationsgutscheine:        Naturwissenschaften •
 Welle, über Verantwortung             die Didaktik: Tag der Lehre        Katalysator für Forscher und      Leitmotiv Nachhaltigkeit:
 in der Ausbildung und ihr             • Medienmanagement:                Unternehmer • Institut für        Hochschule als Pionierin •
 Engagement in der Entwick-            Bodo Hombach vermittelt            Visual Computing: Forschung       „Forum Verantwortung“:
 lungszusammenarbeit                   praktische Erfahrungen • Neue      für den Mittelstand •             Diskussionsreihe gestartet •
                                       Studiengänge: Wirtschaftspsy-      Sicherheitstechnik: Schutz vor    Literaturkabinett: Lesen in
                                       chologie, Analytische Chemie       Terrorangriffen auf Autofähren    entspannter Atmosphäre •
                                       und Qualitätssicherung •           • Wettbewerb: Roboter             Motorsport: Studierende bauen
                                       Gegründet: Institut für Soziale    beweisen sich im Haushalt •       eigenen Rennwagen
                                       Innovationen (ISI) • Äthiopien:    Atherosklerose: frühe Mecha-
                                       fruchtbare Hochschulkoope-         nismen erkennen
                                       ration

                                      » geben und                        » forschen und                    » beraten und
» freiräume                             nehmen
                                                                   18      fördern
                                                                                                     32      motivieren
                                                                                                                                     44
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Studium
Mach  mal&Pause
           Lehre …               Region                          International                           Zahlen und Fakten
                           52                              60                                 72                                    86

               Von                Frühstudium: vor dem Abi an     Afrika: Hochschule intensiviert         Studiengänge • Studien-
               Forschungsse-      die Hochschule • Regionale      Engagement • Internationale             anfänger • Studierende •
               mestern und        Netzwerke: Qualität von         Karriere: Master für Autonome           Absolventen • Struktur •
               Lieblingsorten,    Lebensmitteln verpflichtet      Systeme sind gefragt • Robo-            Hochschulrat • Neuberufene •
               Sabbatjahren       • CSR: Praktikantinnen bei      lympics: deutsch-russischer             Mitarbeiterstrukrur • Interna-
 und wissenschaftlich unter-      regionalen Unternehmen •        Wettbewerb • Niederlande:               tionale Kooperationen • Preise
 suchten Pausen, von Tee-         Verwaltung: Hochschulen         Doppelabschluss in Life                 und Auszeichnungen
 Zeremonie und Kaffeepause        ergänzen sich • Gründer:        Sciences • International Office:
                                  Outdoor-Spezialisten fühlen     Hochschule unterstützt mobile
                                  sich wohl am BusinessCampus     Studierende • Summer Schools:
                                  • Türen auf: Sendung mit der    bester Einstieg für Auslandsse-
                                  Maus zu Gast bei Forschern      mester

                                 » mitgestalten und              » entwickeln und
                                   anstoßen
                                                           66      austauschen
                                                                                              80
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» Im Gespräch                6

                             Verantwortungsvoll ausbilden
                             Interview mit Erik Bettermann, Intendant der Deutschen Welle in Bonn, und Hartmut Ihne, Präsident
                             der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, über die Zusammenarbeit und die Verantwortung bei der Ausbildung
                             junger Menschen.

                             International Media Studies ist ein gemeinsamer Mas-            Planen Sie weitere Kooperationen?
                             terstudiengang Ihrer Institutionen mit der Universität
                                                                                             Hartmut Ihne: Mit der Universität von Istanbul planen
                             Bonn. Was hat Sie zur Zusammenarbeit bewogen?
                                                                                             wir einen Masterstudiengang, vergleichbar dem Master of
                                       Erik Bettermann: Die Deutsche Welle vermittelt        International Media Studies. Dabei begleitet uns die Deut-
                                       weltweit ein aktuelles Deutschlandbild. Dazu          sche Welle als Projektpartner. Außerdem reisen Erik Bet-
                                       gehört auch die DW-Akademie, die wir 2004 ge-         termann und ich im Frühsommer in die USA ans Wartburg
                                       gründet haben und in der wir jährlich rund 3.000      College, eine Hochschule in Iowa, die in der Ausbildung
                                       Journalisten vornehmlich aus Entwicklungslän-         von Journalisten sehr ambitioniert ist. Über diese Dreiecks-
                                       dern ausbilden. Hier ist auch der Studiengang         verbindung von Wartburg College, Deutscher Welle und
                                       International Media Studies angesiedelt. Ausbil-      unserer Hochschule wollen wir neue Inhalte in der Lehre
                                       den und Werte vermitteln, darin gleichen sich die     generieren. Weiterhin wollen wir uns in der anwendungs-
                                       Anliegen der Deutschen Welle und der Hoch-            orientierten Forschung mit Partnern stärker vernetzen.
                                       schule Bonn-Rhein-Sieg. Wir arbeiten sehr gerne       Eine Voraussetzung haben wir mit dem neu gegründeten
                                       mit der noch jungen, wachsenden Hochschule            Institut für Medienentwicklung und -analyse (IMEA) ge-
                                       zusammen, die – meines Erachtens ein wichtiger        schaffen, welches sich mit medien- und kommunikations-
                                       Vorteil – auf eine hohe Berufs- und Praxisausrich-    wissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigt.
                                       tung ihrer Studiengänge achtet.
   „Wir arbeiten gerne
                                                                                             Wie müssen Ausbildung und Studium gestaltet sein,
   mit der noch jungen,      Hartmut Ihne: Für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die           um der Verantwortung gegenüber der jungen Gene-
     wachsenden Hoch-        verschiedene Studiengänge im Bereich Medien und Jour-           ration gerecht zu werden?
    schule Bonn-Rhein-       nalismus anbietet und weiterentwickelt, ist die Deutsche
                             Welle ein idealer Partner. Das liegt zunächst an der einmali-   Hartmut Ihne: Drei Aspekte sind mir wichtig: Zunächst die
    Sieg zusammen, die
                             gen journalistischen Bandbreite der Deutschen Welle in On-      fachlich exzellente Ausbildung der Studierenden, denn ein
  auf eine hohe Berufs-      line-Berichterstattung, Radio und Fernsehen. Entscheidend       solides, anwendungsfähiges Fachwissen ist die Basis für die
  und Praxisausrichtung      für die Kooperation war für uns das einhellige Bekenntnis       Übernahme von Verantwortung im Beruf. Darüber hinaus
     ihrer Studiengänge      zu einem gemeinsamen Studiengang. Die Entwicklung ist           müssen unsere Absolventen fähig sein, über den Teller-
                achtet.“     sehr positiv: Seit 2009 bieten wir das Masterprogramm an        rand hinaus zu denken und zu handeln. Das heißt auch,
                             und haben jedes Jahr über 300 Bewerber auf 20 Plätze. Die       im Prinzip überall auf der Welt arbeiten zu können, also
           Erik Bettermann
                             ersten Absolventen betreiben inzwischen in ihren Heimat-        interkulturell kompetent zu sein. Wir leben heute in einer
                             ländern Community Radio oder auch eine kleine Zeitung.          Welt transregionaler und internationaler Abhängigkeiten
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7     » Im Gespräch

in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur. Darauf
reagieren wir zum einen mit zahlreichen internationalen
Hochschulpartnerschaften mit hervorragenden Möglichkei-
ten für Auslandssemester. Zum anderen verfolgen wir die                                                                        „Absolventen müssen
Strategie der regionalen Internationalität: Wir kooperieren
                                                                                                                                fähig sein überall auf
mit regional ansässigen Unternehmen, um Studierenden
Praktika in den Auslandsniederlassungen und Partnerstruk-
                                                                                                                                 der Welt arbeiten zu
turen dieser Firmen zu ermöglichen. Ich wünsche mir, dass                                                                          können, also inter-
es uns gelingt, in Zukunft mindestens die Hälfte unserer                                                                         kulturell kompetent
Studierenden Auslandserfahrung sammeln zu lassen. Zum                                                                          sein. Darauf reagieren
dritten Aspekt gehören Integrität und Fairness in zwischen-
menschlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Absolventen
                                                                                                                                  wir mit zahlreichen
müssen sich klarmachen, dass und wie sich ihre Hand-                                                                           internationalen Hoch-
                                                              Eine Gemeinsamkeit der Deutschen Welle und der
lungen auf das Gegenüber auswirken und daraus eine                                                                              schulpartnerschaften
                                                              Hochschule Bonn-Rhein-Sieg liegt darin, dass sich bei-
Haltung der Verantwortung gegenüber sich selbst, ihren                                                                           mit hervorragenden
                                                              de in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren.
Unternehmen, der Gesellschaft und zukünftigen Generati-
                                                              Weshalb ist Ihnen das wichtig?                                    Möglichkeiten für ein
onen zu entwickeln.
                                                              Erik Bettermann: In den Entwicklungs- und Schwellen-               Auslandssemester.“
Diese Aspekte werden wir auch im Rahmen des Hoch-             ländern herrscht ein „war of information“. China und der                       Hartmut Ihne
schulentwicklungsplans 2020 diskutieren, den wir zurzeit      Iran investieren Millionen in Medienangebote für diese
unter Mitwirkung der Vertreter aller Hochschulgruppen         Länder und nutzen diese, um ihre Propaganda zu verbrei-
entwickeln. Bei diesem Prozess achten wir auch darauf,        ten. Die Deutsche Welle versucht dagegen, die Medien in
Hochschul- und Regionalentwicklung zu verbinden, um der       ihrer Unabhängigkeit, Vielfalt und Transparenz zu fördern.
Verantwortung gegenüber der Region gerecht zu werden.         Gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaft-
                                                              liche Zusammenarbeit und Entwicklung verfolgen wir
Erik Bettermann: Ich möchte die genannten Punkte um           einen umfassenden Ansatz in der Medienentwicklung: Wir
das Vorbild ergänzen. Hochschulabsolventen sind die           bilden Medienschaffende vor Ort aus und konzentrieren
Führungskräfte von morgen. Wenn wir jungen Menschen           uns darauf, dass sich Medieninstitute wirtschaftlich tragen,
die Kompetenz zu Führung und Verantwortung mitgeben           benachteiligte Bevölkerungsgruppen Zugang zu Informati-
wollen, dann sind an erster Stelle die Lehrenden gefragt.     onen erhalten und dass gesetzliche Rahmenbedingungen
Mit anderen Worten: Dozentinnen und Dozenten müssen           für die Verwirklichung von Presse- und Meinungsfreiheit
sich ihrer Vorbildfunktion und der Verantwortung gegen-       geschaffen werden. Dieses Paket ist für uns die Grundlage
über der kommenden Generation bewusst sein.                   für eine demokratischere Entwicklung.
Verantwortlich handeln und Vorbild sein - Die Hochschule in der Gesellschaft - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
» Im Gespräch                  8

                                                               Hartmut Ihne: Zurzeit            außergewöhnliche Talente. Über die Zusammenarbeit von
                                                               leben rund 85 Prozent der        Studierenden und Lehrenden können wir als Hochschule
                                                               Weltbevölkerung nicht in         zur Entwicklung und zu einem besseren Verständnis für-
                                                               den OECD-Staaten, sondern        einander beitragen. Wir legen damit die Saat für künftige
                                                               in Schwellen- und Entwick-       Kooperationen, von denen Wirtschaft und Gesellschaft
                                                               lungsländern. Wir sprechen       profitieren.
                                                               vom „global power shift“,
                                                               das heißt der Verschiebung       Welchen Beitrag leisten die Hochschule Bonn-Rhein-
                                                               der ökonomischen Macht           Sieg und die Deutsche Welle zur gesellschaftlichen
                                                               von den klassischen Wirt-        und wirtschaftlichen Entwicklung in der Region?
                                                               schaftszentren USA, Japan
                                                               und Europa hin zu den            Hartmut Ihne: Die Region ist durch den Bonn-Berlin-
                                                               BRICS-Staaten, also Brasilien,   Ausgleichsprozess stark international ausgerichtet. Deshalb
                                                               Russland, Indien, China und      ist unser Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit
                                                               Südafrika. Andere werden         gleichzeitig ein Beitrag für die Region. Wir kooperieren bei-
                                                               noch hinzukommen. Des-           spielsweise mit der Gesellschaft für internationale Zusam-
                                                               halb redet man bereits inter-    menarbeit (GIZ), verschiedenen NGOs oder den Vereinten
                                                               national von den „next 11“,      Nationen, die alle hier ihren Sitz haben. Diese Institutionen
                                                               dazu gehören auch Länder         können aus der Expertise unserer Ökonomen, Naturwissen-
                                                               Afrikas. Wir müssen uns          schaftler, Ingenieure und Journalisten schöpfen. Seit zwei
          „Hochschulen                                         als Hochschule auf radikale      Jahren besuche ich die regionalen Mittelständler, um noch
     können zusammen                                           Veränderungen im ökonomi-        genauer zu erfahren, welche Fähigkeiten sie von unseren
                               schen Weltgefüge einstellen. Unsere Absolventen müssen           Studierenden und unseren Forschenden erwarten. Längst
      mit Unternehmen
                               auf diese Veränderungen vorbereitet sein, damit Deutsch-         sind die meisten dieser Unternehmen, was viele hier nicht
   in der Entwicklungs-        land seine Position in der Welt behaupten kann. Der Erhalt       wissen, nicht nur regional, sondern weltweit aktiv. Also
       zusammenarbeit          unserer ökonomischen Kraft hängt ganz unmittelbar mit            sind Absolventen mit guten Englischkenntnissen, interkul-
     ganz neue Impulse         dem Erhalt von Freiheit und Demokratie zusammen.                 tureller Kompetenz und Auslandserfahrung gefragt – wir
                                                                                                liegen mit der Ausrichtung unserer Studiengänge richtig.
               setzen.“
                               Hochschulen können zusammen mit Unternehmen in der
                Hartmut Ihne   Entwicklungszusammenarbeit ganz neue Impulse setzen.             Erik Bettermann: Die Rolle des Mittelstandes wird seit lan-
                               Wir versuchen, unseren Partnern kein System aufzuzwän-           gem unterschätzt, obwohl diese Unternehmen für rund 70
                               gen – im Gegenteil. Eine wichtige Erkenntnis lautet, dass        Prozent der Exportleistungen verantwortlich sind. Wir por-
                               wir alle voneinander lernen können, denn es gibt überall         trätieren in einer regelmäßigen Serie diese Unternehmen,
Verantwortlich handeln und Vorbild sein - Die Hochschule in der Gesellschaft - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
9      » Im Gespräch

um ihnen größere Sichtbarkeit zu verleihen. Ausbildung         auch bedenken, dass sich alles, was ich tue oder unterlasse,
und Studium müssen sich noch stärker an den Bedürfnissen       auf andere auswirkt. Verantwortung heißt auch, überhaupt         Die Deutsche Welle
des Mittelstandes orientieren. Ein anderer wichtiger Punkt     erst einmal Werte zu haben und sich für deren Verwirkli-
                                                                                                                                1953 gegründet, verfolgt
ist die Innovationskraft: Viele der europäischen Patente       chung einzusetzen. Dabei muss ich eben so handeln, dass
                                                                                                                                die Deutsche Welle seit 60
kommen aus Deutschland. Diese Innovationskraft können          es dem Wohl der anderen dient. Nicht zuletzt muss ich mit
                                                                                                                                Jahren den Auftrag, im Aus-
wir nur durch gute Ausbildung der nächsten Generation          anderen fair kommunizieren und kooperieren.
                                                                                                                                land ein aktuelles Deutsch-
erhalten. In der Region engagieren wir uns deshalb zum
                                                                                                                                landbild zu vermitteln. Die
Beispiel durch die Kooperation mit der Hochschule Bonn-
                                                                                                                                in Bonn und Berlin ansässige
Rhein-Sieg und versuchen so auch ein Stück Vorbild für
                                                                                                                                Medienanstalt hat 3.000
interdisziplinäre Ausbildung in Deutschland zu sein.
                                                                                                                                Beschäftigte. Sie informiert
                                                                                                                                multimedial mit Online-,
Was bedeutet Ihnen Verantwortung persönlich?                                                                                    Radio- und TV-Berichterstat-
                                                                                                                                tung in 30 Sprachen über
Erik Bettermann: Als Intendant der Deutschen Welle trage
                                                                                                                                aktuelle Ereignisse in Politik,
ich eine vielschichtige Verantwortung. Zuerst einmal für
                                                                                                                                Wirtschaft, Kultur, Bildung
die rund 3.000 Beschäftigten. Zur langfristigen Sicherung
                                                                                                                                oder Europa. Außerdem
dieser Arbeitsplätze gehört auch, dass sich die Mitarbeite-
                                                                                                                                bietet die Deutsche Welle für
rinnen und Mitarbeiter auf die weitere Entwicklungen der
                                                                                                                                Deutschlernende eine breite
technischen Kommunikation vorbereiten. Die Neuorientie-
                                                                                                                                Palette an Materialien. Pro
rung der Deutschen Welle von einem auf Radio fokussiertes
                                                                                                                                Woche erreicht sie rund 86
hin zu einem multimedial auftretenden Unternehmen war
                                                                                                                                Millionen Menschen. 2004
ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft – auch wenn es
                                                                                                                                wurde die DW-Akademie
nicht einfach war, ihn durchzusetzen. Ich habe außerdem
                                                                                                                                gegründet, die jährlich rund
eine Verantwortung für Deutschland und für die Gesell-
                                                                                                                                3.000 Medienschaffende im
schaft, die die Deutsche Welle mit Steuergeldern finanziert.
                                                                                                                                In- und Ausland aus- und
Schließlich trage ich Verantwortung für mich selbst. Ich
                                                                                „Die Kooperation mit der                        weiterbildet.
muss meinen Werten treu sein und hinter dem stehen, was
ich in meiner zwölfjährigen Amtszeit getan habe.                            Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
                                                                               soll auch ein Stück Vorbild
Hartmut Ihne: Das möchte ich unterstreichen: Verantwor-
                                                                             für die interdisziplinäre Aus-
tung ist gelebte moralische Identität. Ich muss erkennen,
dass ich ein freier Mensch bin und mich für oder gegen
                                                                           bildung in Deutschland sein.“
etwas entscheiden kann. Bei Entscheidungen muss ich aber                                          Erik Bettermann
Verantwortlich handeln und Vorbild sein - Die Hochschule in der Gesellschaft - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
Wir übernehmen Verantwortung

 Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nimmt
 ihre gesellschaftliche Verantwortung
 ernst: Wir vermitteln unseren Studieren-
 den Fähigkeiten, die sie für ein verantwor-
 tungsvolles Leben brauchen – fachliche        Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist Teil eines
 Kenntnisse, interkulturelle Kompetenz,        einzigartigen historischen Umstrukturierungs-
 Ethik und Fairness. Unsere Forscherin-        prozesses einer Region vom bundespolitischen
 nen und Forscher lassen sich von hohen        Machtzentrum hin zu einer Wissenschafts-
 Standards leiten. Wir beteiligen uns am       region. Wir nehmen unsere Verantwortung
 gesellschaftlichen Dialog. Dazu gehört        aktiv wahr und sind in vielfältiger Weise mit
 auch unser Engagement für eine nachhal-       den Menschen, den Kommunen und Unter-
 tige und menschenwürdige Entwicklung.         nehmen verbunden. Im Bereich der Innovation
 Dafür müssen wir Vorbild sein – in der        nehmen wir unsere Verantwortung ebenfalls
 Region und darüber hinaus. An vielen          ernst. In Lehre und Forschung suchen wir nach
 Stellen der Hochschule sind hierzu bereits    Lösungen, die bei der Bewältigung konkreter
 sehr spannende Projekte und Initiativen       gesellschaftlicher Problemstellungen hilfreich
 entstanden, viele werden noch folgen.         sein können.

                              Hartmut Ihne,                                   Rainer Clement,
                                  Präsident          Vizepräsident für Innovation & Regionale
                                                                                  Entwicklung
Durch Verantwortung gewinnen
                                               Lernprozesse an Relevanz und
Wir leisten durch anwendungsorientier-         Nachhaltigkeit und verlieren
te Forschung sowie Wissenschafts- und          an Beliebigkeit. Verantwortung
                                                                                   Als Kanzler und Mitglied des Präsidiums
Technologietransfer einen Beitrag zum          übernehmen zu können, ist ein
                                                                                   trage ich eine vielschichtige Verantwortung
wirtschaftlichen Wohlergehen der Region.       Reifungsprozess. Im gesellschaft-
                                                                                   sowohl für die gesellschaftlichen Beiträge der
Als Hochschule tragen wir ganz generell        lichen Auftrag widmet sich die
                                                                                   Hochschule als auch für das Personal, den
gegenüber der Gesellschaft Verantwor-          Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
                                                                                   Service der Verwaltung und die wirtschaftliche
tung, was sich in unseren Forschungsthe-       der verantwortungsvollen An-
                                                                                   Verwendung der Haushaltsmittel. Das stellt
men widerspiegelt: Diese orientieren sich      wendung anspruchsvoller wis-
                                                                                   eine besondere Herausforderung dar, weil ein
verstärkt an den großen gesellschaftlichen     senschaftlicher Theorien in der
                                                                                   Konsens zwischen den oftmals widersprüch-
Herausforderungen unserer Zeit. Für die        Praxis. Die Studierenden, die zu
                                                                                   lichen Interessenlagen innerhalb der Hoch-
einzelne Forscherin und den einzelnen          uns kommen, wollen genau das
                                                                                   schule erzielt werden muss. Bei all dem gilt es,
Forscher heißt verantwortliches Handeln        lernen: Verantwortung zu über-
                                                                                   die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmen-
darüber hinaus, die ethischen Dimensionen      nehmen und wissenschaftliche
                                                                                   bedingungen sowie die Ziele der Hochschule
ihrer Arbeit zu bedenken und die Regeln        Erkenntnisse anzuwenden.
                                                                                   gleichermaßen zu beachten.
guter wissenschaftlicher Praxis einzuhalten.                      Manfred Kaul,
                                                 Vizepräsident Lehre, Studium &                                     Hans Stender,
                           Volker Sommer,
                                                                  Weiterbildung                                           Kanzler
  Vizepräsident für Forschung und Transfer
13

Studium und Lehre 13
„Anders ist normal“                                  Nachwuchs-Ingenieure sehen blau
 Internationale Konferenz zum Thema Behin-            Die „Blaue Schiene“ setzt Nachhaltigkeit auf
 derung » 14                                          den Lehrplan » 15

Seitenwechsel im Hörsaal                             Journalisten und Medienmacher
 „Tag der Lehre“ bringt neuen Schwung in              Bodo Hombach gibt Einblick in Medien­
 die Hochschuldidaktik » 16                           politik und Medienmanagement » 17

» freiraum
    geben und nehmen » 18

Die Sprache der Innovation lernen                    Studienangebot in Rheinbach wächst
 Erste Masterabsolventen Technik- und Inno-           Wirtschaftspsychologie, Analytische Chemie
 vationskommunikation » 20                            und Qualitätssicherung » 21

Soziale Verantwortung im Fokus                       Mit Fingerspitzengefühl zur Fusion
 Institut für Soziale Innovationen initiiert Grün-    Zwei Fachbereiche für Wirtschaft wachsen
 dung sozial engagierter Unternehmen » 22             zusammen » 23

„Ein großartiges Projekt“
 Interkulturelle Erfahrungen
 in Äthiopien » 24
» Studium und Lehre                14

                                   „Anders ist normal“
                                   Internationale Konferenz zum Thema Behinderung

                                   Wer in Hennef Sozialversicherung studiert, wird später        „Mir hat vor allem der emotionale Vortrag der britischen
                                   wahrscheinlich bei einem Träger der gesetzlichen Unfallver-   Paralympionikin Anne Wafula Strike klargemacht, dass an-
                                   sicherung arbeiten. Mit dem sensiblen Thema Behinderung       ders normal ist“, sagt Teilnehmerin Carina Hübner. „Diese
                                   ist man in diesem Berufsfeld immer wieder konfrontiert.       Botschaft versuche ich seither im Alltag und in meiner
  Hürden des Alltags               Unter der Leitung von Professor Christian Rexrodt reisten     Arbeit in der Unfallversicherung weiterzugeben.“
  vergessen                        deshalb 30 Studierende der Sozialversicherung im Septem-
                                   ber 2012 zum International Forum on Disability Manage-        Als Lehrveranstaltung in den Wahlpflichtfächern „Disability
  Sie können nicht nur mit
                                   ment (IFDM) nach London.                                      Management“ und „Behinderung erfahren“ wurde die
  Gesetzen umgehen, sondern
                                                                                                 Exkursion intensiv vor- und nachbereitet. Alle Kosten bis
  auch mit Menschen: Jedes
                                   Das im Zweijahresrhythmus stattfindende IFDM ist die          auf den Flug übernahmen die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
  Jahr organisieren die Stu-
                                   einzige internationale Konferenz, die sich intensiv mit dem   und der Drittmittelgeber des Studiengangs, die Deutsche
  dierenden des Fachbereichs
                                   Management von Behinderungen befasst. Die dreitägige          Gesetzliche Unfallversicherung.
  Sozialversicherung ein Erleb-
                                   Exkursion sollte den Studierenden neben wissenschaft-
  niswochenende für Schädel-
                                   lichen Erkenntnissen auch Kompetenz im Umgang mit             International Forum on Disability Management 2012:
  Hirn-Verletzte – nach allen
                                   behinderten Menschen vermitteln.                              ÜÜ http://ifdm2012.rsm.ac.uk
  Regeln des Projektmanage-
  ments. Gecoacht werden sie
  dabei von Dozentin Caroline
  Lüder und Professor Christian
  Rexrodt. Im Juni 2012 lud das
  zwölfköpfige Projektteam
  20 behinderte Menschen zu
  einem Ausflug nach Ander-
  nach ein. Beim gemeinsamen
  Basteln, Kochen und einem
  Besuch des Andernacher
  Geysirs konnten diese
  Menschen die Hürden ihres
  Alltags vergessen. Unterstützt
  wird das Erlebniswochenende
  von der Deutschen Gesetzli-
  chen Unfallversicherung und
  der Hannelore-Kohl-Stiftung.
15   » Studium und Lehre

Nachwuchs-Ingenieure sehen blau
Die „Blaue Schiene“ setzt Nachhaltigkeit auf den Lehrplan

„Heute nicht auf Kosten von morgen, hier nicht auf Kosten        Links
von anderswo.“ Der Slogan der Internet-Plattform „Uto-                                                                      Süwag fördert „Blaue
                                                                 ÜÜ http://fb03.h-bonn-rhein-sieg.de/BlaueSchiene.html
pia“ bringt für Iris Groß auf den Punkt, was Nachhaltigkeit                                                                 Schiene“
bedeutet. Und für dieses Thema möchte die Maschinen-             Utopia – Portal für Nachhaltigkeit:                        Kein Stillstand im Kopf: Auf
bauprofessorin auch die Studierenden an ihrer Hochschule         ÜÜ www.utopia.de                                           einer Exkursion im Mai 2012
sensibilisieren.                                                                                                            löste Maschinenbaustudent
                                                                                                                            Tobias Böll eine Preisfrage der
Gemeinsam mit Kollegen aus dem Fachbereich Elektrotech-                                                                     Süwag Energie AG. Ihm ge-
nik, Maschinenbau und Technikjournalismus (EMT) entwi-                                                                      lang es zu berechnen, welche
ckelte sie deshalb die „Blaue Schiene“, ein Lehrangebot                                                                     Kosten entstehen, wenn ein
für nachhaltige Ingenieurwissenschaft. Die Farbe Blau steht                                                                 Windrad eine bestimmte Zeit
inzwischen in Industrie und Wirtschaft für saubere Lösun-                                                                   stillsteht. Dafür belohnte ihn
gen, die die Umwelt weniger belasten.                                                                                       der Energieversorger mit der
                                                                                                                            Finanzierung eines „Blaue
Konkret bedeutet die „Blaue Schiene“: Seit dem Win-                                                                         Schiene“-Projekts seiner
tersemester 2012/13 können angehende Ingenieure sich                                                                        Wahl. Die Süwag hatte ge-
in jedem Semester in Pflicht- und Wahlfächern sowie in                                                                      meinsam mit der Koblenzer
Projekten intensiv mit Nachhaltigkeitsthemen auseinan-                                                                      Elektrizitäts- und Verkehrs-
dersetzen. Sie optimieren zum Beispiel die Konstruktion                                                                     AG zu der Exkursion einge-
von Liegerädern oder bauen Motorräder auf Elektroantrieb                                                                    laden. Die beiden Firmen
um. „Viele unserer Studierenden bringen einen gewissen                                                                      gaben rund 30 Studierenden
Idealismus mit. Sie wünschen sich, dass sie mit ihrer Arbeit                                                                aus dem Fachbereich EMT die
etwas Sinnvolles bewirken und nicht neue Probleme für                                                                       Gelegenheit, ein Wasserkraft-
die Zukunft erzeugen“, sagt Iris Groß. „Die ‚Blaue Schiene‘                                                                 werk und ein Windrad von
ist deshalb auf große Begeisterung gestoßen.“ Außer-                                                                        innen zu besichtigen.
dem komme im Berufsleben kaum ein Ingenieur mehr am
Thema Nachhaltigkeit vorbei – die Studierenden des Fach-
bereichs EMT werden dafür gerüstet

Nachhaltigkeit praktisch erleben: Studierende des Fachbereichs
                     EMT besuchen den Windpark Westerwald
» Studium und Lehre                 16

                                    Seitenwechsel im Hörsaal
                                    „Tag der Lehre“ bringt neuen Schwung in die Hochschuldidaktik

                                    Zum „Tag der Lehre“ waren es ausnahmsweise die Dozen-
                                    ten, die in die Sitzreihen des Hörsaals strömten, um etwas
                                    zu lernen. Rund 150 Mitarbeiter nahmen am 22. November
                                                                                                          „Ich brenne selbst noch immer für
                                    2012 das Angebot der Hochschule wahr, ihre Lehrmetho-             das, was ich vermittle, und das spüren
                                    den zu reflektieren. Vorträge, didaktische Kurzworkshops                     meine Studierenden auch.“
                                    und ein Improvisationstheater gaben neue Impulse, wie                                              Ursula Konrads,
                                    gelungene Veranstaltungen aussehen könnten. Der „Tag                     Professorin für Mathematik und Informatik
                                    der Lehre“ ist Teil des durch Landes- und Bundesmittel ge-
                                    förderten Projekts „Pro-MINT-us“, das Studierende an der
                                    Hochschule Bonn-Rhein-Sieg beim Übergang von Schule zu
                                    Studium unterstützen soll. „Wir erwarten eine exzellente,
Drücken die Hörsaalbank: Dozenten   innovative und internationale Hochschule“, sagten die Stu-   Zu diesem Profil soll neben dem „Tag der Lehre“ auch der
holen sich neue Impulse für ihre    denten Paul Bossauer und Daniel Kajan in ihrem Vortrag.      Lehrpreis beitragen, den die Hochschulleitung 2012 zum
Lehre                                                                                            ersten Mal ausgeschrieben hat. Für die Auszeichnung
                                                                                                 können die Studierenden besonders engagierte Dozenten
                                                                                                 vorschlagen.

                                                                                                 Lehrpreis an Ursula Konrads

                                                                                                 Am „Tag der Lehre“ wurde Professorin Ursula Konrads
                                                                                                 zur ersten Preisträgerin gekürt – und war erstaunt: „Ich
                                                                                                 unterrichte vor allem Mathematik, das Horrorfach vieler
                                                                                                 Ingenieure“, sagt die Informatikerin. Doch da sie selbst
                                                                                                 keine Mathematikerin ist, kann sie die Schwierigkeiten
                                                                                                 ihrer Studierenden nachempfinden, erklärt mit viel Geduld
                                                                                                 und beantwortet jede Frage. „Meine Veranstaltungen sind
                                                                                                 in vieler Hinsicht altmodisch, ich benutze zum Beispiel nie
                                                                                                 Powerpoint“, sagt Ursula Konrads. „Aber ich brenne selbst
                                                                                                 noch immer für das, was ich vermittle, und das spüren
                                                                                                 meine Studierenden auch.“
                                                                                                 ÜÜ https://kaul.inf.h-brs.de/wordpress/2012/10/interaktive-
                                                                                                    landkarte-der-bmbf-geforderten-projekte-im-qualitats-
                                                                                                    pakt-lehre/
17      » Studium und Lehre

Journalisten und Medienmacher
Bodo Hombach gibt Einblick in Medienpolitik und Medienmanagement

„Medien betreffen Sie“, stellt Bodo Hombach fest, „des-
wegen haben Sie sich dieses Seminar ausgesucht.“ Der
weißhaarige Dozent blickt die Studierenden über seine
Lesebrille hinweg an. Im Seminar Medienpolitik und Me-
dienmanagement will er reichlich Input aus der Praxis                                                                        Bodo Hombach,
bieten. Darum bringt der ehemalige Geschäftsführer der
                                                                                                                             Jahrgang 1952, war als SPD-
WAZ-Mediengruppe und SPD-Politiker jeweils einen Gast
                                                                                                                             Politiker von 1979 bis 1991
mit, der aktiv Medienmanagement oder -politik betreibt
                                                                                                                             Landesgeschäftsführer der
und einen Impulsvortrag hält.
                                                                                                                             SPD Nordrhein-Westfalen
                                                                                                                             und in den 90er Jahren als
Bei allen steht das Thema Internet weit oben auf der
                                                                                                                             Abgeordneter im Landtag
Agenda, ob Andreas Rudas, Vorstandsmitglied der RTL
                                                                                                                             NRW. In der Regierung
Group, Erik Bettermann, Intendant der Deutschen Welle,
                                                                                                                             Gerhard Schröder arbeitete
oder Rüdiger Oppers von der NRZ (Neue Ruhr Zeitung/Neue
                                                                                                                             er als Minister für besonde-
Rhein Zeitung) in Essen. An der Hochschule treffen sie auf
                                                                                                                             re Aufgaben und Chef des
Studierende, die mit dem Internet groß geworden sind. In
                                                                                                                             Kanzleramts. Von 2002 bis
der Diskussion erfahren die Medienprofis auch etwas über
                                                                                                                             2012 leitete er als Geschäfts-
die Einstellung der jungen Leute, was etwa das Bezahlen
                                                                                                                             führer die WAZ-Mediengrup-
im Internet angeht: Die Studierenden sind insgesamt bereit,
                                                                                                                             pe. Heute ist Bodo Hombach
für eine Leistung auch online zu bezahlen. Voraussetzung:
                                                                                                                             unter anderem Präsident der
Es muss einfach sein.
                                                                                                                             Bonner Akademie für For-
                                                                                                                             schung und Lehre praktischer
Konzentrierte Atmosphäre                                                                                                     Politik.

Vier mal vier Stunden lang lernen und diskutieren die
Studierenden jeweils mit Hombach und seinen Gästen.           Sebastian Süßmuth beendet im Frühjahr 2013 sein Studi-
Und obwohl das anstrengend ist, sind sie hochkonzentriert:    um der Business Administration an der Hochschule Bonn-
Anders als in anderen Seminaren wird hier kaum getuschelt     Rhein-Sieg. Vor dem Seminar erlebte er Medien vor allem
oder auf Smartphones herumgedrückt. Viele machen sich         als Konsument. „Der Blick hinter die verschiedenen Produk-
Notizen, obwohl am Ende des Seminars keine Prüfung            te hat mir klargemacht, dass man nicht Journalist werden
steht. Bodo Hombach lobt die Pünktlichkeit der Seminar-       muss, um Medienmacher zu sein.“
teilnehmer: „Ein akademisches Viertel scheint man hier
nicht zu kennen.“
» freiraum

             » geben und nehmen
                 Sinnvolles tun, Verantwortung übernehmen,          aber auch klar, dass sie selbst Mentorin wird.
                 Neues ausprobieren – das motiviert die drei        „Ich will meine Erfahrungen im nächsten Jahr
                 Mentoren Lisa Rützel (l.), Larissa Finder          weitergeben.“ Die Hochschule schafft ein
                 (2.v.r.) und Amir Haddad: Sie betreuen Erst-       ideales Klima für gegenseitige Unterstützung.
                 semester. Ohne ehrenamtliches Engagement           „Die Professoren kennen uns, und wir kennen
                 würde unsere Gesellschaft nicht funktionie-        die Studierenden aus den anderen Semestern,
                 ren, sind sich die drei einig. Das spiegelt sich   das schafft eine vertraute Atmosphäre und ein
                 in ihren Lebensläufen. Lisa Rützel war in der      gutes Gemeinschaftsgefühl“, sagen die Men-
                 evangelischen Jugend aktiv, Larissa Finder ist     toren. Ihre Vision: Die perfekte Hochschule
                 beim Malteser Hilfsdienst und Amir Haddad          finanziert stärker studentische Projekte und
                 arbeitet in der Fachschaft der Hochschule mit.     fördert die hochschulweite Kommunikation
                 Erstsemesterstudentin Eva Herzog (2.v.l.)          vom Präsidenten bis zum Erstsemester.
                 profitiert von dem Mentoring – für sie ist
» Studium und Lehre                  20

                                     Die Sprache der Innovation lernen
                                     Erste Masterabsolventen Technik- und Innovationskommunikation

                                     Im Herbst 2012 verließen die ersten Absolventen des Mas-       Die Konferenz mit dem Titel „Neu, gut, besser? – Innova-
                                     terstudiengangs Technik- und Innovationskommunikation          tion als Thema in den Medien“ hatten unter anderem die
                                     die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg – mit rosigen Zukunfts-         Journalistik-Professoren Andreas Schümchen und Katharina
                                     aussichten. Medienexperten, die sich mit technischen und       Seuser von der Hochschule organisiert.
                                     wirtschaftlichen Innovationen auskennen, sind in Deutsch-      ÜÜ www.innovations-journalismus.de
  Preis für innovative               land rar.
  Journalisten
  „Rundumdenken“ – so lautet         Der dreisemestrige Masterstudiengang, kurz TIK-Master
  das Motto des Preises für          genannt, ist selbst eine Innovation: An keiner anderen
  Innovationsjournalismus, der       deutschen Hochschule gehen Innovation und Kommuni-
  im Herbst 2012 zum ersten          kation eine so enge Liaison ein. In Lehrveranstaltungen
  Mal ausgelobt wurde. Mit           zuMarktkommunikation oder Prognostik, Szenarien oder
  einem Preisgeld von jeweils        Folgenabschätzung lernen die Studierenden Innovations-
  3.000 Euro sollen zwei             prozesse in ihrer Komplexität zu begreifen. Dazu gehört
  exzellente Medienberichte          nicht nur technischer Sachverstand, sondern auch Wissen
  prämiert werden, die den           aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
  Folgen von wirtschaftlichen,
  technischen, politischen           Attraktiv ist der TIK-Master zum Beispiel für angehende
  oder sozialen Innovationen         PR-Spezialisten, die Leitungs- und Führungsaufgaben über-
  für die Gesellschaft nachge-       nehmen wollen. „Unser Bachelorstudiengang Technikjour-
  hen. Andreas Schümchen,            nalismus/PR hat deutschlandweit eine ausgezeichnete Ab-
  Journalistik-Professor an der      solventenstatistik“, sagen die verantwortlichen Professoren
  Hochschule Bonn-Rhein-Sieg,        Uwe Braehmer und Michael Krzeminski, „daher gehen wir
  hat den Preis für Innovations-     davon aus, dass der Arbeitsmarkt für unsere noch besser
  journalismus initiiert, 145 Bei-   ausgebildeten Masterabsolventen hervorragend aussieht.“
  träge wurden eingereicht. Zur
  Jury gehören renommierte           Durch den Forschungsschwerpunkt Innovationskommuni-
  Journalisten wie 3Sat-Mode-        kation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg studieren die
  rator Gert Scobel.                 angehenden Kommunikationsexperten nah am neuesten
                                     Erkenntnisstand ihres Faches – und können auch selbst
                                     wissenschaftlich aktiv werden. Zum Beispiel beteiligten sich
                                     TIK-Studierende im Februar 2012 an der deutschlandweit
                                     ersten Tagung zum Thema Innovationsjournalismus.
21   » Studium und Lehre

Studienangebot in Rheinbach wächst
Wirtschaftspsychologie, Analytische Chemie und Qualitätssicherung

Zum Wintersemester 2012/13 fiel am Campus Rheinbach          Bachelor Wirtschaftspsychologie:
der Startschuss für zwei neue Studiengänge: den Bache-       ÜÜ www.wir.h-brs.de/wirtschaftspsychologie.html            Was sagen die
lor Wirtschaftspsychologie sowie den Master Analytische                                                                 Studierenden?
Chemie und Qualitätssicherung.                               Master Analytische Chemie und Qualitätssicherung:
                                                                                                                        Der Master Analytische Che-
                                                             ÜÜ http://fb05.h-brs.de/MSc_Analytische_Chemie_und_
Die Wirtschaftspsychologie untersucht die für wirtschaft-                                                               mie und Qualitätssicherung
                                                                Qualitaetssicherung.html
lichen Erfolg entscheidende Fragestellung, wie Menschen                                                                 kommt gut an:
sich in ökonomischen Zusammenhängen verhalten. Dieses                                                                   • Viele Laborpraktika
Wissen führt Wirtschaftspsychologen häufig in die Perso-                                                                • Hoher Praxisbezug, gute
nal- oder Marketingabteilungen von Unternehmen. Das                                                                       Anwendung für das Be-
Curriculum des neuen Bachelorstudiengangs setzt sich aus                                                                  rufsleben
den drei Säulen Psychologie, Wirtschaftswissenschaften                                                                  • Praxisbezogene Vorlesun-
und Methodenlehre zusammen. Im Teilbereich Methoden-                                                                      gen, die von kompetenten
lehre stehen Grundlagenkurse wie Statistik und Ethik auf                                                                  Professoren gehalten
dem Programm. „Ich fühle mich von den Lehrenden gut                                                                       werden
betreut“, sagt Wirtschaftspsychologie-Student Albiruni                                                                  • Übersichtliche Größe des
Raushanfikri aus Indonesien. „Überhaupt gehen in meinem                                                                   Studiengangs
Studiengang alle motivierend, freundlich und respektvoll
miteinander um.“ Zur guten Atmosphäre trägt nicht zuletzt
das wissenschaftliche Arbeiten in Kleingruppen bei.

Begeistert von der Atmosphäre in ihrem Studiengang sind
auch die Studierenden im Master Analytische Chemie und
Qualitätssicherung. Viele von ihnen loben den starken
Praxisbezug ihres Fachs und die engagierten Dozenten.
Ihr Studienfach, das auf Deutsch und Englisch unterrichtet
wird, verbindet Techniken zum Nachweis von chemischen
Stoffen mit dem Gebiet der Qualitätssicherung. Nach dem
Abschluss sind die Studierenden unter anderem in der
Lebens- und Arzneimittelbranche begehrte Arbeitskräfte.
Um zum Master zugelassen zu werden, müssen Bewerber
einen guten Bachelorabschluss mit einem Schwerpunkt in
Chemie oder Naturwissenschaftlicher Forensik vorweisen.
» Studium und Lehre               22

                                  Soziale Verantwortung im Fokus
                                  Institut für Soziale Innovationen initiiert Gründung sozial engagierter
                                  Unternehmen
                                  Wie putze ich meine Zähne? Wie decke ich den Tisch?            Bundesweites Forschungs- und Lehrnetzwerk
                                  Diese einfachen Aufgaben sind für autistische Kinder oft       angestrebt
                                  kaum zu bewältigen. Eine Gruppe von Studierenden des
                                  Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften gründete 2012 ein       Gemeinsam mit den sieben Hochschulen des Hochschul-
                                  Unternehmen, das Lehrvideos für Eltern autistischer Kinder     gründernetzwerks Cologne (hgnc) konzipiert Institutsleiter
                                  bereitstellt. Die Kinder sollen einfache Handlungsabläufe      Zacharias außerdem Blockveranstaltungen, in denen sich
  Studierende beraten             erlernen, indem sie die Videos gemeinsam mit ihren Eltern      Studierende mit verschiedenen Aspekten sozialer Verant-
  Studierende                     anschauen.                                                     wortung beschäftigen. „Unsere Module und Projekte be-
  Wie organisiere ich mein Stu-                                                                  finden sich in der Planungsphase – wir wollen gemeinsam
  dium optimal? Wie lerne ich                                                                    ein bundesweites Forschungs- und Lehrsystem aufbauen“,
  am effektivsten? Am besten                „Zurzeit bauen wir in 16 afrika-                     sagt Zacharias. Angestrebt werde dabei eine Zusammenar-
                                                                                                 beit mit dem Social Impact Lab in Berlin. Auch international
  können diese Fragen Studie-            nischen Staaten ein Netzwerk auf,
  rende aus höheren Semestern                                                                    hat der Professor Pläne mit dem Institut: „Zurzeit bauen wir
                                           um einige der sozialen Probleme                       in 16 afrikanischen Staaten ein Netzwerk auf, um einige
  beantworten. Im Fachbereich
  Elektrotechnik, Maschinen-
                                                         dort anzugehen.“                        der sozialen Probleme dort anzugehen. Dabei geht es auch
  bau, Technikjournalismus                                         Christoph Zacharias,          um die Frage, ob man Social Enterprises internationalisieren
  geben sie als Mentoren ihr                  Professor für Entrepreneurship and Social          kann.“
  Erfahrungswissen an Erstse-                                 Business und Leiter des ISI
  mester weiter. In regelmäßi-
  gen Gruppentreffen werden
  die Fragen und Probleme                                                                        Mehr Informationen
  rund ums Studium erörtert.
  Ein „An-die-Hand-Nehmen“        Das Unternehmen entstand im Rahmen eines Praxisprojekts        Diskussion über Soziale Innovationen
  der Mentees ist aber nicht      unter der Leitung von Christoph Zacharias, Professor für       (Facebook-Account erforderlich)
  das Ziel. Die wissenschaft-     Entrepreneurship and Social Business und Leiter des ISI.       ÜÜ https://www.facebook.com/groups/lse.
  liche Mitarbeiterin Regina      Das 2012 gegründete Institut befasst sich mit wirtschafts-        gruppe/?ref=ts&fref=ts
  Böhm, die das Programm          wissenschaftlichen und -politischen Aspekten sozialer
  ins Leben rief, erklärt: „Wir   Verantwortung. „Das bedeutet, dass man soziale Probleme        Institut für Soziale Innovationen:
  wollen die Erstsemester auf     die sonst niemand löst, marktwirtschaftlich löst“, erklärt     ÜÜ http://isi.h-brs.de
  ihrem Weg zum selbstständi-     Christoph Zacharias. „Unser Ziel ist es, dafür unternehmeri-
  gen Lernen unterstützen.“       sche Tätigkeiten zu generieren.“
23   » Studium und Lehre

Mit Fingerspitzengefühl zur Fusion
Zwei Fachbereiche für Wirtschaft wachsen zusammen

Für die Wirtschaftswissenschaftler in Sankt Augustin und
Rheinbach ging 2012 ein Stück Geschichte zu Ende: Als die
                                                                         „Economics Talk“
Hochschule Bonn-Rhein-Sieg 1995 als Ergebnis des Bonn-Ber-
                                                                         Brandaktuelle Themen aus
lin-Ausgleichs gegründet wurde, richtete man auf jeder Rhein-
                                                                         der Wirtschaft stellt die
seite einen eigenständigen Fachbereich Wirtschaft ein. Zum
                                                                         Veranstaltungsreihe „Econo-
Sommersemester 2012 wurden nun die bisherigen Fachberei-
                                                                         mics Talk“ seit Januar 2012
che 01 und 04 auf Beschluss des Präsidiums offiziell vereinigt.
                                                                         zur Diskussion. Mindestens
Die beiden Standorte mit ihren verschiedenen Studiengängen
                                                                         einmal im Semester lädt
bleiben zwar erhalten, das Präsidium erwartet jedoch für die
                                                                         die Fachgruppe Economics
Zukunft eine kohärente Studienstruktur. Dem neuen Fach-
                                                                         aus dem Fachbereich Wirt-
bereich bleibt Zeit bis zum Jahre 2016, um diesen sensiblen
                                                                         schaftswissenschaften einen
Prozess angemessen durchzuführen. In der Zeit des Übergangs
                                                                         ausgewiesenen Experten zum
wird der Fachbereich gemeinsam von den Wirtschaftsprofesso-
                                                                         Gespräch mit Hochschulmit-
ren Dirk Schreiber und Klaus Deimel geleitet.
                                                                         gliedern und der Öffentlich-
                                                                         keit ein. Zum ersten „Eco-
„Beide Fachbereiche schnitten in der Vergangenheit bei
                                                                         nomics Talk“ am 23. Januar
Evaluationen stets ausgezeichnet ab, auch die Bewerberzahlen
                                                                         2012 sprach Jürgen Matthes
liegen in jedem Semester deutlich über dem Angebot, so dass
                                                                         vom Institut der deutschen
die Vergabe der Studienplätze auf beiden Campus über einen
                                                                         Wirtschaft (Köln) über die
Orts-NC erfolgt“, sagt Dirk Schreiber, einer der beiden Dekane
                                                                         Staatsschuldenkrise und die
des neuen Fachbereichs. „Die Herausforderung besteht darin,
                                                                         Rettung des Euro.
bei der Zusammenführung diese hohe Qualität zu erhalten und
bestenfalls sogar zu steigern.“ Auf zwei Workshops im Mai                ÜÜ http://wiwi.h-brs.de
und Dezember 2012 entwickelten die Mitarbeiter Ideen, wie
Strukturen angeglichen werden können.

Durch die Fusion der beiden Fachbereiche sollen die Chancen
zur Verbesserung sowohl für die Lehre als auch für die For-
schung eröffnet werden. Die Dekane Dirk Schreiber und Klaus
Deimel: „In die Umgestaltung sollen alle Kräfte einbezogen
werden – das Präsidium, die Fachbereiche und natürlich auch
die Studierenden.“
» Studium und Lehre                   24

                                      „Ein großartiges Projekt“
                                      Interkulturelle Erfahrungen in Äthiopien

                                      Studierende der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg schlüpfen          sie viele gute Ideen zu unserem Projekt beigesteuert“, sagt
                                      in die Rolle von Lehrenden – das ist möglich bei der Hoch-    Lukas Waberzeck. Am ATTC können die Studierenden aus
                                      schulkooperation mit dem Agro-Technical and Technology        Sankt Augustin auch ihr Praxissemester absolvieren, wie
                                      College (ATTC) in Äthiopien. Die angehenden Maschinen-        Lukas Schulte, der vier Monate in Harar verbrachte.
                                      bauer Lukas Waberzeck und Michael Schmitz reisten für
                                      zwei Monate in das College, das von der Stiftung „Men-        Unternehmen finanzieren Aufenthalt
                                      schen für Menschen“ (MfM) getragen wird. Sie vermit-
                                      telten Studierenden und Lehrenden ihr Fachwissen und          Verantwortlich für die Kooperation ist Elvira Jankowski,
                                      arbeiteten zum Thema ihrer Bachelorarbeit: Entwicklung        Professorin für Maschinenbau am Fachbereich Elektrotech-
                                      eines Reibprüfstands, mit dem Bauteile für die Automobil-     nik, Maschinenbau und Technikjournalismus (EMT). Neben
                                      industrie getestet werden können. „Die Äthiopier sind un-     der Hochschule, dem ATTC und MfM kommt als weiterer
Lehren, lernen, lachen: Elvira Jan-
                                      glaublich engagiert und interessiert. In Diskussionen haben   wichtiger Partner die Wirtschaft hinzu. „Ich möchte künftig
kowski und Manfred Bretz (vorne
links und rechts) schlossen schnell
Freundschaft mit ihren äthiopischen
Kollegen
25        » Studium und Lehre

                                                                                                                             „Die Äthiopier sind unglaub-
noch mehr Unternehmen dafür begeistern, unsere Studie-        diese Chance: „Das ist ein großartiges Projekt, bei
                                                                                                                           lich engagiert und interessiert.
renden zu unterstützen und internationalen Wissenstrans-      dem ich gesehen habe, was dem Land tatsächlich
fer zu ermöglichen. Studierende an beiden Standorten          hilft.“ Auch Elvira Jankowski reiste 2012 zum ATTC.         In Diskussionen haben sie viele
profitieren enorm von der interkulturellen Erfahrung“, sagt   Hier vermittelte sie 24 Lehrkräften aus Äthiopien           gute Ideen zu unserem Projekt
Elvira Jankowski.                                             ihr didaktisches Know-how und wurde dabei von                                beigesteuert.“
                                                              Manfred Bretz tatkräftig unterstützt. „Wir haben
                                                                                                                                            Lukas Waberzeck,
Der Automobilzulieferer GKN aus Lohmar und der Ingeni-        den Lehrenden Konzepte gezeigt, mit denen sie                             Maschinenbau-Student
eurdienstleister RLE aus Köln sind bereits dabei. Die Firma   sich künftig vom klassischen Frontalunterricht lösen
GKN formulierte die Themenstellung der Bachelorarbeit         können“, erklärt Jankowski. Für ihr Äthiopienprojekt
und finanzierte gemeinsam mit RLE den Aufenthalt der drei     erhielten die beiden den Innovationspreis 2012 der
Studierenden in Äthiopien. Michael Schmitz ist dankbar für    Hochschule. (Mehr zum Innovationspreis: Seite 74).

Lernen im Team: Maschinenbaustudent                                                                                            Gespräch unter Studenten am
Lukas Schulte vermittelt sein Fachwissen                                                                                       selbstgebauten Grill
Forschung                                              27
Die Seele des Bauens                         Auftragsforschung für Einsteiger
 Handbuch Architekturpsychologie für Bau-     Innovationsgutscheine bringen Hochschule
 herren und Architekten » 28                  und Unternehmen zusammen » 29

Innovation für den Mittelstand
 Bundeswirtschaftsministerium fördert drei
 Informatik-Projekte » 30

» freiraum
   » forschen und fördern » 32

Trügerische Wahrnehmung                      Sicher über das Wasser
 Einfluss der Schwerkraft auf Sinnesorgane    Technologien zum Schutz vor
 erforscht » 34                               Terrorangriffen » 35

Maschinen im Wettstreit                      Ausgezeichnete Forschung
 Forscherteam entwickelt neue Robotik-        Mit Unternehmenspartnern den frühen
 Wettbewerbe » 36                             Mechanismen der Atherosklerose auf der
                                              Spur » 37
» Forschung                     28

                                Die Seele des Bauens
                                Handbuch Architekturpsychologie für Bauherren und Architekten

                                Ein Kind braucht nicht unbedingt ein Zimmer von der           Architekten müssen besser kommunizieren
  „Statt Broschüren mit
                                Größe eines Basketballfelds. Aber wenn Kinder viel Platz
    fertigen Hausmodel-         haben, schaffen sie sich gerne Rückzugsräume – ein Zelt       Kein Wunder: Psychologie spielt bei der Bauplanung selten
  len zu wälzen, sollten        oder eine Höhle unter dem Schreibtisch. Dennoch kommen        eine Rolle. „Das sollte sie aber“, sagt Marc Ant, Professor
      sich Bauherren fra-       die wenigsten Familien auf die Idee, bei der Planung ihres    für Wirtschaftspsychologie der Hochschule Bonn-Rhein-
                                Hauses die seelischen Bedürfnisse der Familienmitglieder zu   Sieg. „Statt unzählige Broschüren mit fertigen Hausmo-
    gen, was sie wirklich
                                berücksichtigen.                                              dellen zu wälzen, sollten sich Bauherren intensiv der Frage
   für ihr Wohlbefinden                                                                       widmen, was sie wirklich für ihr Wohlbefinden brauchen“,
             brauchen.“                                                                       sagt Ant. „Die Architekten wiederum müssen ihre Kommu-
      Marc Ant, Professor für                                                                 nikation mit den Kunden verbessern.“
      Wirtschaftspsychologie
                                                                                              Für die Architektur-Biennale 2012 in Venedig entwarf Ant
                                                                                              gemeinsam mit dem Architekten Rodolphe Mertens und
                                                                                              dem Design-Experten Sylvain Cottong, beide aus Luxem-
                                                                                              burg, die Ausstellung „Encountering Architecture“. Die
                                                                                              Besucher konnten sich gemütlich hinsetzen, etwas trinken
                                                                                              und dabei den Brief eines Architekten an einen unbekann-
                                                                                              ten Kunden lesen. Darin erklärt der Architekt, welche Rolle
                                                                                              beide Seiten bei der Bauplanung spielen. Architekten etwa
                                                                                              sollten nicht länger wie Dirigenten eines Orchesters auftre-
                                                                                              ten, sondern eher wie Mediatoren agieren. Sie sollten die
                                                                                              Bedürfnisse ihrer Kunden ernst nehmen und ihnen alle ent-
                                                                                              sprechenden Möglichkeiten aufzeigen. Mertens, Cottong
                                                                                              und Ant bieten Workshops zur Kommunikation zwischen
                                                                                              Architekten und Kunden an. Außerdem arbeiten die drei
                                                                                              Experten an einem Handbuch der Architekturpsychologie –
                                                                                              für beide: Kunden und Architekten.
29       » Forschung

Auftragsforschung für Einsteiger
Innovationsgutscheine bringen Hochschule und Unternehmen zusammen

Sie gelten als Eintrittskarte in die besten Forschungslabore –   Die Hochschule hat mit Innovationsgutscheinen bereits
die Innovationsgutscheine, mit denen das Land Nordrhein-         acht Kooperationen verwirklicht. Professor Alejandro
                                                                                                                               Wirtschaftspsychologie
Westfalen mittelständische Unternehmen bei der Entwick-          Valenzuela vom Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau
lung neuer Ideen unterstützt. Die Unternehmen erhalten           und Technikjournalismus entwickelt für die Firma syscontrol   Seit dem Wintersemester
Zuschüsse zwischen 5.000 und 10.000 Euro vom Land, um            in Königswinter ein softwaregebundenes Netzwerkmoni-          2012/13 bietet der Fach-
die finanziellen Risiken bei Forschungsaufträgen zu begren-      toring-Tool. Syscontrol ist Spezialist für Gebäudeautoma-     bereich Wirtschaftswissen-
zen. Doch auch für die Hochschulen haben die Gutscheine          tion. Mit den Lösungen der Firma lassen sich verschiedene     schaften den Studiengang
Vorteile. „Wir kommen mit Unternehmen in Kontakt,                Funktionen in modernen Gebäuden automatisch steuern:          Wirtschaftspsychologie an.
die bislang nicht mit Hochschulen zusammengearbeitet             Klimaanlage, Zugangskontrolle, Beleuchtung. Die mit der       60 Studierende lernen hier in
haben“, sagt Dr. Udo Scheuer, Leiter des Zentrums für            Hochschule entwickelte Software überwacht die Aktivitä-       sechs Semestern die Grund-
Wissenschafts- und Technologietransfer an der Hochschule         ten dieser einzelnen Komponenten und speichert die Werte      lagen der Psychologie, der
Bonn-Rhein-Sieg. „Daraus ergeben sich oft längerfristige         in einer Online-Datenbank. Ein Experte, der Einblick in die   Wirtschaftswissenschaften
Partnerschaften.“                                                Datenbank hat, kann bei Problemen frühzeitig Gegenmaß-        und der Methodenlehre.
                                                                 nahmen einleiten, bevor es zu einem Ausfall der Geräte-       Mehr Informationen zum
                                                                 steuerung kommt.                                              Studiengang finden Sie auf
                                                                                                                               Seite 21.
                                                                 Professor Roustiam Chakirov vom selben Fachbereich
                                                                 kooperiert mit der Firma Nolden Regelsysteme in Alfter. Das
                                                                 Unternehmen produziert Wärmeregler für die Kunststoffin-
                                                                 dustrie. Die Hochschule hat für die Firma eine Konzeptstu-
                                                                 die für einen neuen Einschubregler erarbeitet. „Es handelt
                                                                 sich um eher überschaubare Projekte, aber sie schaffen
                                                                 eine Vertrauensbasis und zeigen, was die Hochschule leis-
                                                                 ten kann“, sagt Scheuer. Bei einigen Kooperationen, etwa
                                                                 mit Nolden Regelsysteme, gibt es bereits erste größere
                                                                 Anschlussprojekte.
» Forschung                        30

                                   Innovation für den Mittelstand
                                   Bundeswirtschaftsministerium fördert drei Informatik-Projekte

                                   Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist an drei Projekten be-     dann künftig vor einer Wand, auf die die geplanten Zim-
                                   teiligt, die im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand    mer projiziert werden. Die Nutzer lassen sich verschiedene
                                   (ZIM) gefördert werden. Mit ZIM stärkt das Bundesministe-    Wand- und Bodenbeläge in ihr Haus virtuell „einbauen“
                                   rium für Wirtschaft und Technologie die Innovationskraft     – in natürlichem Maßstab und unter Berücksichtigung der
                                   mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Laut           realen Lichtverhältnisse.
                                   Industrie- und Handelskammer schätzen Firmen das Pro-
  Visualisierung im Visier         gramm wegen seiner Themen- und Technologieoffenheit          Die realistische Simulation braucht allerdings eine hohe
  Seien es interaktive Gebäude­    sowie der unbürokratischen Abwicklung. Alle drei Projekte    Rechenleistung. Forscher um Professor André Hinkenjann
  pläne, komplett begehbare        der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sind am Institut für Visual   arbeiten gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissen-
  virtuelle Welten oder die        Computing im Fachbereich Informatik angesiedelt.             schaft und Technologiemanagement IAT an der Universität
  hochpräzise Simulation des                                                                    Stuttgart, der Firma Softwareparadies GmbH & Co. Sys-
  menschlichen Körpers: Die        Schöner Wohnen                                               temlösungen KG in Dresden und dem ebenfalls in Dresden
  Visualisierung von Informati-                                                                 ansässigen Unternehmen pdv-systeme Sachsen GmbH an
  onen ist eines der spannends-    Passt diese Tapete ins Wohnzimmer? Eignen sich diese         einer praxistauglichen Lösung – sie verteilen die Rechenleis-
  ten Felder der Informatik. Der   Fliesen für das Bad? Beim Bau eines Hauses sind das keine    tung etwa auf mehrere Rechner. Dann ist Schluss mit der
  interdisziplinäre Forschungs-    leichten Fragen. Ideal wäre es, wenn die Bauherren ihr       Qual bei der Wahl.
  schwerpunkt Visual Compu-        Haus schon in der Planungsphase erleben könnten. Das
  ting beschäftigt sich mit den    Projekt „Interaktive, virtuelle, anmutungsgetreue Bemus-     Projektübersicht:
  Herausforderungen dieses         terung“ (IVAB) soll das ermöglichen. Bauherren stehen        ÜÜ www.inf.h-brs.de/IVAB.html
  Fachgebiets, das oft eine
  immense Rechenleistung er-
  fordert. Im September 2012
  wurde das Institut für Visual
  Computing (IVC) offiziell
  eröffnet. Es soll die Zusam-
  menarbeit in der Hochschule
  stärken und die Öffentlichkeit
  für die Forschungen begeis-
  tern.
  ÜÜ http://vc.inf.h-bonn-rhein-
     sieg.de/ivc

  (nur auf Englisch)
31       » Forschung

Netzwerken mit Smartphones                                    Üben unter realistischen Bedingungen

Eine Messe ist der ideale Ort fürs Netzwerken – dort begeg-   Maschinen und Anlagen werden heute in der Regel mit
nen sich potenzielle Geschäftspartner, Auftraggeber und       sogenannten speicherprogrammierbaren Steuerungen
Auftragnehmer oder Talentscouts und Nachwuchskräfte.          (SPS) betrieben – sie laufen nach einmaliger Programmie-
Doch die Suche nach der passenden Person kann auf gro-        rung automatisch, bis der Nutzer eingreift. In dem Projekt
ßen Messen mühsam sein. Die „Plattform zur standardisier-     „SimuBridge“ entwickeln Professor Rainer Herpers und
ten Verknüpfung von Web-2.0-Technologien, Navigation          sein Team Simulationen speziell für Anlagensteuerungen,
und Smartphones für soziale Anwendungen“ (PlaSMoNa)           mit der Steuerungsfunktionen unter realistischen Bedin-
bringt Menschen künftig leichter zusammen.                    gungen nachgebildet und visualisiert werden. Wesentlich in
                                                              dem SimuBridge-Projekt ist die realistische Simulation der
Die Forschergruppe von André Hinkenjann und der tarent        Steuerungsfunktionen einer Anlage: Verzögerungszeiten,
solutions GmbH in Bonn entwickelt Technologien, mit           Latenzen und auch andere Unstetigkeiten von den einzel-
denen Smartphones in geschlossenen Gebäuden geortet           nen elektromechanischen Anlagenkomponenten werden
werden können. Mit der Ortung wird dann auch die Ver-         genauso berücksichtigt wie in einer vergleichbaren realen
knüpfung mit sozialen Netzwerken wie XING ermöglicht.         Situation. Die Nutzer von SimuBridge können beispielswei-
So kann etwa ein Webdesigner auf einer Messe gezielt          se Verkehrssignale, die Befüllung eines Silos oder industriel-
nach einem Unternehmer Ausschau halten, der ein Web-          le Reaktoren automatisch steuern. Das Projekt ist als Lern-
projekt realisieren möchte. Der Designer sieht dann viel-     plattform für Auszubildende vor allem der Elektrotechnik
leicht auf dem Smartphone, dass er mit dem Unternehmer        oder Mechatronik gedacht. Aber auch Ausbilder realisieren
sogar über zwei Ecken im Netzwerk verknüpft ist – ein         auf SimuBridge eigene Übungsprojekte. Die Auszubilden-
Vertrauensbonus und ein guter Einstieg für ein Gespräch.      den sehen dann unmittelbar, was ihre Programmierung in
PlaSMoNa ist auch für andere Anwendungsgebiete in-            der Maschine oder Anlage bewirkt, ohne dabei Gefahr zu
teressant, etwa für Einkaufszentren. Geschäfte könnten        laufen, Maschinen tatsächlich physikalisch zu beschädigen.
Passanten aktuelle Sonderangebote auf das Smartphone          Der Simulator ist individuell konfigurierbar und erweiter-
schicken. Der Datenschutz spielt bei dieser Anwendung         bar. Mit SimuBridge wollen die Forscher auch an Schulen
eine besondere Rolle: Die Nutzer müssen zum Beispiel          Interesse an technischen Fächern wecken.
ansonsten gesperrte Informationen wie den Aufenthaltsort
bewusst freigeben.                                            Forschungsschwerpunkt Visual Computing:
                                                              ÜÜ www.h-brs.de/visual_computing.html
Projektübersicht:
ÜÜ www.inf.h-brs.de/PlaSMoNa.html                             Institute of Visual Computing (nur auf Englisch):
                                                              ÜÜ http://vc.inf.h-bonn-rhein-sieg.de/ivc/
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