Verantwortlich handeln und Vorbild sein - Die Hochschule in der Gesellschaft - Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Impressum Herausgeber: Der Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Verantwortlich (i.S.d.P): Eva Tritschler Stabsstelle für Presse und Öffentlichkeitsarbeit Inhaltliche Konzeption und Redaktion Katja Spross (verantwortlich), Nele van Leeuwen Trio MedienService, Bonn, www.trio-medien.de Gestalterische Konzeption und Layout: Bosse und Meinhard GbR Wissenschaftskommunikation, www.bosse-meinhard.de Druck: f & m Satz und Druckerei GmbH & Co. KG, Sankt Augustin Auflage / Datum: 3.000 Exemplare / April 2013
4 Inhalt Studium Im Gespräch & Lehre Studium & Lehre Forschung Campus 6 12 26 38 Hochschulpräsident Hartmut Blaue Schiene: Lehrangebot Seele des Bauens: Handbuch Harvard: US-Studentin forscht Ihne und Erik Bettermann, für nachhaltige Ingenieur- über Architekturpsychologie • am Fachbereich Angewandte Intendant der Deutschen wissenschaften • Impulse für NRW-Innovationsgutscheine: Naturwissenschaften • Welle, über Verantwortung die Didaktik: Tag der Lehre Katalysator für Forscher und Leitmotiv Nachhaltigkeit: in der Ausbildung und ihr • Medienmanagement: Unternehmer • Institut für Hochschule als Pionierin • Engagement in der Entwick- Bodo Hombach vermittelt Visual Computing: Forschung „Forum Verantwortung“: lungszusammenarbeit praktische Erfahrungen • Neue für den Mittelstand • Diskussionsreihe gestartet • Studiengänge: Wirtschaftspsy- Sicherheitstechnik: Schutz vor Literaturkabinett: Lesen in chologie, Analytische Chemie Terrorangriffen auf Autofähren entspannter Atmosphäre • und Qualitätssicherung • • Wettbewerb: Roboter Motorsport: Studierende bauen Gegründet: Institut für Soziale beweisen sich im Haushalt • eigenen Rennwagen Innovationen (ISI) • Äthiopien: Atherosklerose: frühe Mecha- fruchtbare Hochschulkoope- nismen erkennen ration » geben und » forschen und » beraten und » freiräume nehmen 18 fördern 32 motivieren 44
5 Studium Mach mal&Pause Lehre … Region International Zahlen und Fakten 52 60 72 86 Von Frühstudium: vor dem Abi an Afrika: Hochschule intensiviert Studiengänge • Studien- Forschungsse- die Hochschule • Regionale Engagement • Internationale anfänger • Studierende • mestern und Netzwerke: Qualität von Karriere: Master für Autonome Absolventen • Struktur • Lieblingsorten, Lebensmitteln verpflichtet Systeme sind gefragt • Robo- Hochschulrat • Neuberufene • Sabbatjahren • CSR: Praktikantinnen bei lympics: deutsch-russischer Mitarbeiterstrukrur • Interna- und wissenschaftlich unter- regionalen Unternehmen • Wettbewerb • Niederlande: tionale Kooperationen • Preise suchten Pausen, von Tee- Verwaltung: Hochschulen Doppelabschluss in Life und Auszeichnungen Zeremonie und Kaffeepause ergänzen sich • Gründer: Sciences • International Office: Outdoor-Spezialisten fühlen Hochschule unterstützt mobile sich wohl am BusinessCampus Studierende • Summer Schools: • Türen auf: Sendung mit der bester Einstieg für Auslandsse- Maus zu Gast bei Forschern mester » mitgestalten und » entwickeln und anstoßen 66 austauschen 80
» Im Gespräch 6 Verantwortungsvoll ausbilden Interview mit Erik Bettermann, Intendant der Deutschen Welle in Bonn, und Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, über die Zusammenarbeit und die Verantwortung bei der Ausbildung junger Menschen. International Media Studies ist ein gemeinsamer Mas- Planen Sie weitere Kooperationen? terstudiengang Ihrer Institutionen mit der Universität Hartmut Ihne: Mit der Universität von Istanbul planen Bonn. Was hat Sie zur Zusammenarbeit bewogen? wir einen Masterstudiengang, vergleichbar dem Master of Erik Bettermann: Die Deutsche Welle vermittelt International Media Studies. Dabei begleitet uns die Deut- weltweit ein aktuelles Deutschlandbild. Dazu sche Welle als Projektpartner. Außerdem reisen Erik Bet- gehört auch die DW-Akademie, die wir 2004 ge- termann und ich im Frühsommer in die USA ans Wartburg gründet haben und in der wir jährlich rund 3.000 College, eine Hochschule in Iowa, die in der Ausbildung Journalisten vornehmlich aus Entwicklungslän- von Journalisten sehr ambitioniert ist. Über diese Dreiecks- dern ausbilden. Hier ist auch der Studiengang verbindung von Wartburg College, Deutscher Welle und International Media Studies angesiedelt. Ausbil- unserer Hochschule wollen wir neue Inhalte in der Lehre den und Werte vermitteln, darin gleichen sich die generieren. Weiterhin wollen wir uns in der anwendungs- Anliegen der Deutschen Welle und der Hoch- orientierten Forschung mit Partnern stärker vernetzen. schule Bonn-Rhein-Sieg. Wir arbeiten sehr gerne Eine Voraussetzung haben wir mit dem neu gegründeten mit der noch jungen, wachsenden Hochschule Institut für Medienentwicklung und -analyse (IMEA) ge- zusammen, die – meines Erachtens ein wichtiger schaffen, welches sich mit medien- und kommunikations- Vorteil – auf eine hohe Berufs- und Praxisausrich- wissenschaftlichen Fragestellungen beschäftigt. tung ihrer Studiengänge achtet. „Wir arbeiten gerne Wie müssen Ausbildung und Studium gestaltet sein, mit der noch jungen, Hartmut Ihne: Für die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, die um der Verantwortung gegenüber der jungen Gene- wachsenden Hoch- verschiedene Studiengänge im Bereich Medien und Jour- ration gerecht zu werden? schule Bonn-Rhein- nalismus anbietet und weiterentwickelt, ist die Deutsche Welle ein idealer Partner. Das liegt zunächst an der einmali- Hartmut Ihne: Drei Aspekte sind mir wichtig: Zunächst die Sieg zusammen, die gen journalistischen Bandbreite der Deutschen Welle in On- fachlich exzellente Ausbildung der Studierenden, denn ein auf eine hohe Berufs- line-Berichterstattung, Radio und Fernsehen. Entscheidend solides, anwendungsfähiges Fachwissen ist die Basis für die und Praxisausrichtung für die Kooperation war für uns das einhellige Bekenntnis Übernahme von Verantwortung im Beruf. Darüber hinaus ihrer Studiengänge zu einem gemeinsamen Studiengang. Die Entwicklung ist müssen unsere Absolventen fähig sein, über den Teller- achtet.“ sehr positiv: Seit 2009 bieten wir das Masterprogramm an rand hinaus zu denken und zu handeln. Das heißt auch, und haben jedes Jahr über 300 Bewerber auf 20 Plätze. Die im Prinzip überall auf der Welt arbeiten zu können, also Erik Bettermann ersten Absolventen betreiben inzwischen in ihren Heimat- interkulturell kompetent zu sein. Wir leben heute in einer ländern Community Radio oder auch eine kleine Zeitung. Welt transregionaler und internationaler Abhängigkeiten
7 » Im Gespräch in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Kultur. Darauf reagieren wir zum einen mit zahlreichen internationalen Hochschulpartnerschaften mit hervorragenden Möglichkei- ten für Auslandssemester. Zum anderen verfolgen wir die „Absolventen müssen Strategie der regionalen Internationalität: Wir kooperieren fähig sein überall auf mit regional ansässigen Unternehmen, um Studierenden Praktika in den Auslandsniederlassungen und Partnerstruk- der Welt arbeiten zu turen dieser Firmen zu ermöglichen. Ich wünsche mir, dass können, also inter- es uns gelingt, in Zukunft mindestens die Hälfte unserer kulturell kompetent Studierenden Auslandserfahrung sammeln zu lassen. Zum sein. Darauf reagieren dritten Aspekt gehören Integrität und Fairness in zwischen- menschlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Absolventen wir mit zahlreichen müssen sich klarmachen, dass und wie sich ihre Hand- internationalen Hoch- Eine Gemeinsamkeit der Deutschen Welle und der lungen auf das Gegenüber auswirken und daraus eine schulpartnerschaften Hochschule Bonn-Rhein-Sieg liegt darin, dass sich bei- Haltung der Verantwortung gegenüber sich selbst, ihren mit hervorragenden de in der Entwicklungszusammenarbeit engagieren. Unternehmen, der Gesellschaft und zukünftigen Generati- Weshalb ist Ihnen das wichtig? Möglichkeiten für ein onen zu entwickeln. Erik Bettermann: In den Entwicklungs- und Schwellen- Auslandssemester.“ Diese Aspekte werden wir auch im Rahmen des Hoch- ländern herrscht ein „war of information“. China und der Hartmut Ihne schulentwicklungsplans 2020 diskutieren, den wir zurzeit Iran investieren Millionen in Medienangebote für diese unter Mitwirkung der Vertreter aller Hochschulgruppen Länder und nutzen diese, um ihre Propaganda zu verbrei- entwickeln. Bei diesem Prozess achten wir auch darauf, ten. Die Deutsche Welle versucht dagegen, die Medien in Hochschul- und Regionalentwicklung zu verbinden, um der ihrer Unabhängigkeit, Vielfalt und Transparenz zu fördern. Verantwortung gegenüber der Region gerecht zu werden. Gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaft- liche Zusammenarbeit und Entwicklung verfolgen wir Erik Bettermann: Ich möchte die genannten Punkte um einen umfassenden Ansatz in der Medienentwicklung: Wir das Vorbild ergänzen. Hochschulabsolventen sind die bilden Medienschaffende vor Ort aus und konzentrieren Führungskräfte von morgen. Wenn wir jungen Menschen uns darauf, dass sich Medieninstitute wirtschaftlich tragen, die Kompetenz zu Führung und Verantwortung mitgeben benachteiligte Bevölkerungsgruppen Zugang zu Informati- wollen, dann sind an erster Stelle die Lehrenden gefragt. onen erhalten und dass gesetzliche Rahmenbedingungen Mit anderen Worten: Dozentinnen und Dozenten müssen für die Verwirklichung von Presse- und Meinungsfreiheit sich ihrer Vorbildfunktion und der Verantwortung gegen- geschaffen werden. Dieses Paket ist für uns die Grundlage über der kommenden Generation bewusst sein. für eine demokratischere Entwicklung.
» Im Gespräch 8 Hartmut Ihne: Zurzeit außergewöhnliche Talente. Über die Zusammenarbeit von leben rund 85 Prozent der Studierenden und Lehrenden können wir als Hochschule Weltbevölkerung nicht in zur Entwicklung und zu einem besseren Verständnis für- den OECD-Staaten, sondern einander beitragen. Wir legen damit die Saat für künftige in Schwellen- und Entwick- Kooperationen, von denen Wirtschaft und Gesellschaft lungsländern. Wir sprechen profitieren. vom „global power shift“, das heißt der Verschiebung Welchen Beitrag leisten die Hochschule Bonn-Rhein- der ökonomischen Macht Sieg und die Deutsche Welle zur gesellschaftlichen von den klassischen Wirt- und wirtschaftlichen Entwicklung in der Region? schaftszentren USA, Japan und Europa hin zu den Hartmut Ihne: Die Region ist durch den Bonn-Berlin- BRICS-Staaten, also Brasilien, Ausgleichsprozess stark international ausgerichtet. Deshalb Russland, Indien, China und ist unser Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit Südafrika. Andere werden gleichzeitig ein Beitrag für die Region. Wir kooperieren bei- noch hinzukommen. Des- spielsweise mit der Gesellschaft für internationale Zusam- halb redet man bereits inter- menarbeit (GIZ), verschiedenen NGOs oder den Vereinten national von den „next 11“, Nationen, die alle hier ihren Sitz haben. Diese Institutionen dazu gehören auch Länder können aus der Expertise unserer Ökonomen, Naturwissen- Afrikas. Wir müssen uns schaftler, Ingenieure und Journalisten schöpfen. Seit zwei „Hochschulen als Hochschule auf radikale Jahren besuche ich die regionalen Mittelständler, um noch können zusammen Veränderungen im ökonomi- genauer zu erfahren, welche Fähigkeiten sie von unseren schen Weltgefüge einstellen. Unsere Absolventen müssen Studierenden und unseren Forschenden erwarten. Längst mit Unternehmen auf diese Veränderungen vorbereitet sein, damit Deutsch- sind die meisten dieser Unternehmen, was viele hier nicht in der Entwicklungs- land seine Position in der Welt behaupten kann. Der Erhalt wissen, nicht nur regional, sondern weltweit aktiv. Also zusammenarbeit unserer ökonomischen Kraft hängt ganz unmittelbar mit sind Absolventen mit guten Englischkenntnissen, interkul- ganz neue Impulse dem Erhalt von Freiheit und Demokratie zusammen. tureller Kompetenz und Auslandserfahrung gefragt – wir liegen mit der Ausrichtung unserer Studiengänge richtig. setzen.“ Hochschulen können zusammen mit Unternehmen in der Hartmut Ihne Entwicklungszusammenarbeit ganz neue Impulse setzen. Erik Bettermann: Die Rolle des Mittelstandes wird seit lan- Wir versuchen, unseren Partnern kein System aufzuzwän- gem unterschätzt, obwohl diese Unternehmen für rund 70 gen – im Gegenteil. Eine wichtige Erkenntnis lautet, dass Prozent der Exportleistungen verantwortlich sind. Wir por- wir alle voneinander lernen können, denn es gibt überall trätieren in einer regelmäßigen Serie diese Unternehmen,
9 » Im Gespräch um ihnen größere Sichtbarkeit zu verleihen. Ausbildung auch bedenken, dass sich alles, was ich tue oder unterlasse, und Studium müssen sich noch stärker an den Bedürfnissen auf andere auswirkt. Verantwortung heißt auch, überhaupt Die Deutsche Welle des Mittelstandes orientieren. Ein anderer wichtiger Punkt erst einmal Werte zu haben und sich für deren Verwirkli- 1953 gegründet, verfolgt ist die Innovationskraft: Viele der europäischen Patente chung einzusetzen. Dabei muss ich eben so handeln, dass die Deutsche Welle seit 60 kommen aus Deutschland. Diese Innovationskraft können es dem Wohl der anderen dient. Nicht zuletzt muss ich mit Jahren den Auftrag, im Aus- wir nur durch gute Ausbildung der nächsten Generation anderen fair kommunizieren und kooperieren. land ein aktuelles Deutsch- erhalten. In der Region engagieren wir uns deshalb zum landbild zu vermitteln. Die Beispiel durch die Kooperation mit der Hochschule Bonn- in Bonn und Berlin ansässige Rhein-Sieg und versuchen so auch ein Stück Vorbild für Medienanstalt hat 3.000 interdisziplinäre Ausbildung in Deutschland zu sein. Beschäftigte. Sie informiert multimedial mit Online-, Was bedeutet Ihnen Verantwortung persönlich? Radio- und TV-Berichterstat- tung in 30 Sprachen über Erik Bettermann: Als Intendant der Deutschen Welle trage aktuelle Ereignisse in Politik, ich eine vielschichtige Verantwortung. Zuerst einmal für Wirtschaft, Kultur, Bildung die rund 3.000 Beschäftigten. Zur langfristigen Sicherung oder Europa. Außerdem dieser Arbeitsplätze gehört auch, dass sich die Mitarbeite- bietet die Deutsche Welle für rinnen und Mitarbeiter auf die weitere Entwicklungen der Deutschlernende eine breite technischen Kommunikation vorbereiten. Die Neuorientie- Palette an Materialien. Pro rung der Deutschen Welle von einem auf Radio fokussiertes Woche erreicht sie rund 86 hin zu einem multimedial auftretenden Unternehmen war Millionen Menschen. 2004 ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft – auch wenn es wurde die DW-Akademie nicht einfach war, ihn durchzusetzen. Ich habe außerdem gegründet, die jährlich rund eine Verantwortung für Deutschland und für die Gesell- 3.000 Medienschaffende im schaft, die die Deutsche Welle mit Steuergeldern finanziert. In- und Ausland aus- und Schließlich trage ich Verantwortung für mich selbst. Ich „Die Kooperation mit der weiterbildet. muss meinen Werten treu sein und hinter dem stehen, was ich in meiner zwölfjährigen Amtszeit getan habe. Hochschule Bonn-Rhein-Sieg soll auch ein Stück Vorbild Hartmut Ihne: Das möchte ich unterstreichen: Verantwor- für die interdisziplinäre Aus- tung ist gelebte moralische Identität. Ich muss erkennen, dass ich ein freier Mensch bin und mich für oder gegen bildung in Deutschland sein.“ etwas entscheiden kann. Bei Entscheidungen muss ich aber Erik Bettermann
Wir übernehmen Verantwortung Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg nimmt ihre gesellschaftliche Verantwortung ernst: Wir vermitteln unseren Studieren- den Fähigkeiten, die sie für ein verantwor- tungsvolles Leben brauchen – fachliche Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist Teil eines Kenntnisse, interkulturelle Kompetenz, einzigartigen historischen Umstrukturierungs- Ethik und Fairness. Unsere Forscherin- prozesses einer Region vom bundespolitischen nen und Forscher lassen sich von hohen Machtzentrum hin zu einer Wissenschafts- Standards leiten. Wir beteiligen uns am region. Wir nehmen unsere Verantwortung gesellschaftlichen Dialog. Dazu gehört aktiv wahr und sind in vielfältiger Weise mit auch unser Engagement für eine nachhal- den Menschen, den Kommunen und Unter- tige und menschenwürdige Entwicklung. nehmen verbunden. Im Bereich der Innovation Dafür müssen wir Vorbild sein – in der nehmen wir unsere Verantwortung ebenfalls Region und darüber hinaus. An vielen ernst. In Lehre und Forschung suchen wir nach Stellen der Hochschule sind hierzu bereits Lösungen, die bei der Bewältigung konkreter sehr spannende Projekte und Initiativen gesellschaftlicher Problemstellungen hilfreich entstanden, viele werden noch folgen. sein können. Hartmut Ihne, Rainer Clement, Präsident Vizepräsident für Innovation & Regionale Entwicklung
Durch Verantwortung gewinnen Lernprozesse an Relevanz und Wir leisten durch anwendungsorientier- Nachhaltigkeit und verlieren te Forschung sowie Wissenschafts- und an Beliebigkeit. Verantwortung Als Kanzler und Mitglied des Präsidiums Technologietransfer einen Beitrag zum übernehmen zu können, ist ein trage ich eine vielschichtige Verantwortung wirtschaftlichen Wohlergehen der Region. Reifungsprozess. Im gesellschaft- sowohl für die gesellschaftlichen Beiträge der Als Hochschule tragen wir ganz generell lichen Auftrag widmet sich die Hochschule als auch für das Personal, den gegenüber der Gesellschaft Verantwor- Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Service der Verwaltung und die wirtschaftliche tung, was sich in unseren Forschungsthe- der verantwortungsvollen An- Verwendung der Haushaltsmittel. Das stellt men widerspiegelt: Diese orientieren sich wendung anspruchsvoller wis- eine besondere Herausforderung dar, weil ein verstärkt an den großen gesellschaftlichen senschaftlicher Theorien in der Konsens zwischen den oftmals widersprüch- Herausforderungen unserer Zeit. Für die Praxis. Die Studierenden, die zu lichen Interessenlagen innerhalb der Hoch- einzelne Forscherin und den einzelnen uns kommen, wollen genau das schule erzielt werden muss. Bei all dem gilt es, Forscher heißt verantwortliches Handeln lernen: Verantwortung zu über- die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmen- darüber hinaus, die ethischen Dimensionen nehmen und wissenschaftliche bedingungen sowie die Ziele der Hochschule ihrer Arbeit zu bedenken und die Regeln Erkenntnisse anzuwenden. gleichermaßen zu beachten. guter wissenschaftlicher Praxis einzuhalten. Manfred Kaul, Vizepräsident Lehre, Studium & Hans Stender, Volker Sommer, Weiterbildung Kanzler Vizepräsident für Forschung und Transfer
13 Studium und Lehre 13 „Anders ist normal“ Nachwuchs-Ingenieure sehen blau Internationale Konferenz zum Thema Behin- Die „Blaue Schiene“ setzt Nachhaltigkeit auf derung » 14 den Lehrplan » 15 Seitenwechsel im Hörsaal Journalisten und Medienmacher „Tag der Lehre“ bringt neuen Schwung in Bodo Hombach gibt Einblick in Medien die Hochschuldidaktik » 16 politik und Medienmanagement » 17 » freiraum geben und nehmen » 18 Die Sprache der Innovation lernen Studienangebot in Rheinbach wächst Erste Masterabsolventen Technik- und Inno- Wirtschaftspsychologie, Analytische Chemie vationskommunikation » 20 und Qualitätssicherung » 21 Soziale Verantwortung im Fokus Mit Fingerspitzengefühl zur Fusion Institut für Soziale Innovationen initiiert Grün- Zwei Fachbereiche für Wirtschaft wachsen dung sozial engagierter Unternehmen » 22 zusammen » 23 „Ein großartiges Projekt“ Interkulturelle Erfahrungen in Äthiopien » 24
» Studium und Lehre 14 „Anders ist normal“ Internationale Konferenz zum Thema Behinderung Wer in Hennef Sozialversicherung studiert, wird später „Mir hat vor allem der emotionale Vortrag der britischen wahrscheinlich bei einem Träger der gesetzlichen Unfallver- Paralympionikin Anne Wafula Strike klargemacht, dass an- sicherung arbeiten. Mit dem sensiblen Thema Behinderung ders normal ist“, sagt Teilnehmerin Carina Hübner. „Diese ist man in diesem Berufsfeld immer wieder konfrontiert. Botschaft versuche ich seither im Alltag und in meiner Hürden des Alltags Unter der Leitung von Professor Christian Rexrodt reisten Arbeit in der Unfallversicherung weiterzugeben.“ vergessen deshalb 30 Studierende der Sozialversicherung im Septem- ber 2012 zum International Forum on Disability Manage- Als Lehrveranstaltung in den Wahlpflichtfächern „Disability Sie können nicht nur mit ment (IFDM) nach London. Management“ und „Behinderung erfahren“ wurde die Gesetzen umgehen, sondern Exkursion intensiv vor- und nachbereitet. Alle Kosten bis auch mit Menschen: Jedes Das im Zweijahresrhythmus stattfindende IFDM ist die auf den Flug übernahmen die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Jahr organisieren die Stu- einzige internationale Konferenz, die sich intensiv mit dem und der Drittmittelgeber des Studiengangs, die Deutsche dierenden des Fachbereichs Management von Behinderungen befasst. Die dreitägige Gesetzliche Unfallversicherung. Sozialversicherung ein Erleb- Exkursion sollte den Studierenden neben wissenschaft- niswochenende für Schädel- lichen Erkenntnissen auch Kompetenz im Umgang mit International Forum on Disability Management 2012: Hirn-Verletzte – nach allen behinderten Menschen vermitteln. ÜÜ http://ifdm2012.rsm.ac.uk Regeln des Projektmanage- ments. Gecoacht werden sie dabei von Dozentin Caroline Lüder und Professor Christian Rexrodt. Im Juni 2012 lud das zwölfköpfige Projektteam 20 behinderte Menschen zu einem Ausflug nach Ander- nach ein. Beim gemeinsamen Basteln, Kochen und einem Besuch des Andernacher Geysirs konnten diese Menschen die Hürden ihres Alltags vergessen. Unterstützt wird das Erlebniswochenende von der Deutschen Gesetzli- chen Unfallversicherung und der Hannelore-Kohl-Stiftung.
15 » Studium und Lehre Nachwuchs-Ingenieure sehen blau Die „Blaue Schiene“ setzt Nachhaltigkeit auf den Lehrplan „Heute nicht auf Kosten von morgen, hier nicht auf Kosten Links von anderswo.“ Der Slogan der Internet-Plattform „Uto- Süwag fördert „Blaue ÜÜ http://fb03.h-bonn-rhein-sieg.de/BlaueSchiene.html pia“ bringt für Iris Groß auf den Punkt, was Nachhaltigkeit Schiene“ bedeutet. Und für dieses Thema möchte die Maschinen- Utopia – Portal für Nachhaltigkeit: Kein Stillstand im Kopf: Auf bauprofessorin auch die Studierenden an ihrer Hochschule ÜÜ www.utopia.de einer Exkursion im Mai 2012 sensibilisieren. löste Maschinenbaustudent Tobias Böll eine Preisfrage der Gemeinsam mit Kollegen aus dem Fachbereich Elektrotech- Süwag Energie AG. Ihm ge- nik, Maschinenbau und Technikjournalismus (EMT) entwi- lang es zu berechnen, welche ckelte sie deshalb die „Blaue Schiene“, ein Lehrangebot Kosten entstehen, wenn ein für nachhaltige Ingenieurwissenschaft. Die Farbe Blau steht Windrad eine bestimmte Zeit inzwischen in Industrie und Wirtschaft für saubere Lösun- stillsteht. Dafür belohnte ihn gen, die die Umwelt weniger belasten. der Energieversorger mit der Finanzierung eines „Blaue Konkret bedeutet die „Blaue Schiene“: Seit dem Win- Schiene“-Projekts seiner tersemester 2012/13 können angehende Ingenieure sich Wahl. Die Süwag hatte ge- in jedem Semester in Pflicht- und Wahlfächern sowie in meinsam mit der Koblenzer Projekten intensiv mit Nachhaltigkeitsthemen auseinan- Elektrizitäts- und Verkehrs- dersetzen. Sie optimieren zum Beispiel die Konstruktion AG zu der Exkursion einge- von Liegerädern oder bauen Motorräder auf Elektroantrieb laden. Die beiden Firmen um. „Viele unserer Studierenden bringen einen gewissen gaben rund 30 Studierenden Idealismus mit. Sie wünschen sich, dass sie mit ihrer Arbeit aus dem Fachbereich EMT die etwas Sinnvolles bewirken und nicht neue Probleme für Gelegenheit, ein Wasserkraft- die Zukunft erzeugen“, sagt Iris Groß. „Die ‚Blaue Schiene‘ werk und ein Windrad von ist deshalb auf große Begeisterung gestoßen.“ Außer- innen zu besichtigen. dem komme im Berufsleben kaum ein Ingenieur mehr am Thema Nachhaltigkeit vorbei – die Studierenden des Fach- bereichs EMT werden dafür gerüstet Nachhaltigkeit praktisch erleben: Studierende des Fachbereichs EMT besuchen den Windpark Westerwald
» Studium und Lehre 16 Seitenwechsel im Hörsaal „Tag der Lehre“ bringt neuen Schwung in die Hochschuldidaktik Zum „Tag der Lehre“ waren es ausnahmsweise die Dozen- ten, die in die Sitzreihen des Hörsaals strömten, um etwas zu lernen. Rund 150 Mitarbeiter nahmen am 22. November „Ich brenne selbst noch immer für 2012 das Angebot der Hochschule wahr, ihre Lehrmetho- das, was ich vermittle, und das spüren den zu reflektieren. Vorträge, didaktische Kurzworkshops meine Studierenden auch.“ und ein Improvisationstheater gaben neue Impulse, wie Ursula Konrads, gelungene Veranstaltungen aussehen könnten. Der „Tag Professorin für Mathematik und Informatik der Lehre“ ist Teil des durch Landes- und Bundesmittel ge- förderten Projekts „Pro-MINT-us“, das Studierende an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg beim Übergang von Schule zu Studium unterstützen soll. „Wir erwarten eine exzellente, Drücken die Hörsaalbank: Dozenten innovative und internationale Hochschule“, sagten die Stu- Zu diesem Profil soll neben dem „Tag der Lehre“ auch der holen sich neue Impulse für ihre denten Paul Bossauer und Daniel Kajan in ihrem Vortrag. Lehrpreis beitragen, den die Hochschulleitung 2012 zum Lehre ersten Mal ausgeschrieben hat. Für die Auszeichnung können die Studierenden besonders engagierte Dozenten vorschlagen. Lehrpreis an Ursula Konrads Am „Tag der Lehre“ wurde Professorin Ursula Konrads zur ersten Preisträgerin gekürt – und war erstaunt: „Ich unterrichte vor allem Mathematik, das Horrorfach vieler Ingenieure“, sagt die Informatikerin. Doch da sie selbst keine Mathematikerin ist, kann sie die Schwierigkeiten ihrer Studierenden nachempfinden, erklärt mit viel Geduld und beantwortet jede Frage. „Meine Veranstaltungen sind in vieler Hinsicht altmodisch, ich benutze zum Beispiel nie Powerpoint“, sagt Ursula Konrads. „Aber ich brenne selbst noch immer für das, was ich vermittle, und das spüren meine Studierenden auch.“ ÜÜ https://kaul.inf.h-brs.de/wordpress/2012/10/interaktive- landkarte-der-bmbf-geforderten-projekte-im-qualitats- pakt-lehre/
17 » Studium und Lehre Journalisten und Medienmacher Bodo Hombach gibt Einblick in Medienpolitik und Medienmanagement „Medien betreffen Sie“, stellt Bodo Hombach fest, „des- wegen haben Sie sich dieses Seminar ausgesucht.“ Der weißhaarige Dozent blickt die Studierenden über seine Lesebrille hinweg an. Im Seminar Medienpolitik und Me- dienmanagement will er reichlich Input aus der Praxis Bodo Hombach, bieten. Darum bringt der ehemalige Geschäftsführer der Jahrgang 1952, war als SPD- WAZ-Mediengruppe und SPD-Politiker jeweils einen Gast Politiker von 1979 bis 1991 mit, der aktiv Medienmanagement oder -politik betreibt Landesgeschäftsführer der und einen Impulsvortrag hält. SPD Nordrhein-Westfalen und in den 90er Jahren als Bei allen steht das Thema Internet weit oben auf der Abgeordneter im Landtag Agenda, ob Andreas Rudas, Vorstandsmitglied der RTL NRW. In der Regierung Group, Erik Bettermann, Intendant der Deutschen Welle, Gerhard Schröder arbeitete oder Rüdiger Oppers von der NRZ (Neue Ruhr Zeitung/Neue er als Minister für besonde- Rhein Zeitung) in Essen. An der Hochschule treffen sie auf re Aufgaben und Chef des Studierende, die mit dem Internet groß geworden sind. In Kanzleramts. Von 2002 bis der Diskussion erfahren die Medienprofis auch etwas über 2012 leitete er als Geschäfts- die Einstellung der jungen Leute, was etwa das Bezahlen führer die WAZ-Mediengrup- im Internet angeht: Die Studierenden sind insgesamt bereit, pe. Heute ist Bodo Hombach für eine Leistung auch online zu bezahlen. Voraussetzung: unter anderem Präsident der Es muss einfach sein. Bonner Akademie für For- schung und Lehre praktischer Konzentrierte Atmosphäre Politik. Vier mal vier Stunden lang lernen und diskutieren die Studierenden jeweils mit Hombach und seinen Gästen. Sebastian Süßmuth beendet im Frühjahr 2013 sein Studi- Und obwohl das anstrengend ist, sind sie hochkonzentriert: um der Business Administration an der Hochschule Bonn- Anders als in anderen Seminaren wird hier kaum getuschelt Rhein-Sieg. Vor dem Seminar erlebte er Medien vor allem oder auf Smartphones herumgedrückt. Viele machen sich als Konsument. „Der Blick hinter die verschiedenen Produk- Notizen, obwohl am Ende des Seminars keine Prüfung te hat mir klargemacht, dass man nicht Journalist werden steht. Bodo Hombach lobt die Pünktlichkeit der Seminar- muss, um Medienmacher zu sein.“ teilnehmer: „Ein akademisches Viertel scheint man hier nicht zu kennen.“
» freiraum » geben und nehmen Sinnvolles tun, Verantwortung übernehmen, aber auch klar, dass sie selbst Mentorin wird. Neues ausprobieren – das motiviert die drei „Ich will meine Erfahrungen im nächsten Jahr Mentoren Lisa Rützel (l.), Larissa Finder weitergeben.“ Die Hochschule schafft ein (2.v.r.) und Amir Haddad: Sie betreuen Erst- ideales Klima für gegenseitige Unterstützung. semester. Ohne ehrenamtliches Engagement „Die Professoren kennen uns, und wir kennen würde unsere Gesellschaft nicht funktionie- die Studierenden aus den anderen Semestern, ren, sind sich die drei einig. Das spiegelt sich das schafft eine vertraute Atmosphäre und ein in ihren Lebensläufen. Lisa Rützel war in der gutes Gemeinschaftsgefühl“, sagen die Men- evangelischen Jugend aktiv, Larissa Finder ist toren. Ihre Vision: Die perfekte Hochschule beim Malteser Hilfsdienst und Amir Haddad finanziert stärker studentische Projekte und arbeitet in der Fachschaft der Hochschule mit. fördert die hochschulweite Kommunikation Erstsemesterstudentin Eva Herzog (2.v.l.) vom Präsidenten bis zum Erstsemester. profitiert von dem Mentoring – für sie ist
» Studium und Lehre 20 Die Sprache der Innovation lernen Erste Masterabsolventen Technik- und Innovationskommunikation Im Herbst 2012 verließen die ersten Absolventen des Mas- Die Konferenz mit dem Titel „Neu, gut, besser? – Innova- terstudiengangs Technik- und Innovationskommunikation tion als Thema in den Medien“ hatten unter anderem die die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg – mit rosigen Zukunfts- Journalistik-Professoren Andreas Schümchen und Katharina aussichten. Medienexperten, die sich mit technischen und Seuser von der Hochschule organisiert. wirtschaftlichen Innovationen auskennen, sind in Deutsch- ÜÜ www.innovations-journalismus.de Preis für innovative land rar. Journalisten „Rundumdenken“ – so lautet Der dreisemestrige Masterstudiengang, kurz TIK-Master das Motto des Preises für genannt, ist selbst eine Innovation: An keiner anderen Innovationsjournalismus, der deutschen Hochschule gehen Innovation und Kommuni- im Herbst 2012 zum ersten kation eine so enge Liaison ein. In Lehrveranstaltungen Mal ausgelobt wurde. Mit zuMarktkommunikation oder Prognostik, Szenarien oder einem Preisgeld von jeweils Folgenabschätzung lernen die Studierenden Innovations- 3.000 Euro sollen zwei prozesse in ihrer Komplexität zu begreifen. Dazu gehört exzellente Medienberichte nicht nur technischer Sachverstand, sondern auch Wissen prämiert werden, die den aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Folgen von wirtschaftlichen, technischen, politischen Attraktiv ist der TIK-Master zum Beispiel für angehende oder sozialen Innovationen PR-Spezialisten, die Leitungs- und Führungsaufgaben über- für die Gesellschaft nachge- nehmen wollen. „Unser Bachelorstudiengang Technikjour- hen. Andreas Schümchen, nalismus/PR hat deutschlandweit eine ausgezeichnete Ab- Journalistik-Professor an der solventenstatistik“, sagen die verantwortlichen Professoren Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Uwe Braehmer und Michael Krzeminski, „daher gehen wir hat den Preis für Innovations- davon aus, dass der Arbeitsmarkt für unsere noch besser journalismus initiiert, 145 Bei- ausgebildeten Masterabsolventen hervorragend aussieht.“ träge wurden eingereicht. Zur Jury gehören renommierte Durch den Forschungsschwerpunkt Innovationskommuni- Journalisten wie 3Sat-Mode- kation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg studieren die rator Gert Scobel. angehenden Kommunikationsexperten nah am neuesten Erkenntnisstand ihres Faches – und können auch selbst wissenschaftlich aktiv werden. Zum Beispiel beteiligten sich TIK-Studierende im Februar 2012 an der deutschlandweit ersten Tagung zum Thema Innovationsjournalismus.
21 » Studium und Lehre Studienangebot in Rheinbach wächst Wirtschaftspsychologie, Analytische Chemie und Qualitätssicherung Zum Wintersemester 2012/13 fiel am Campus Rheinbach Bachelor Wirtschaftspsychologie: der Startschuss für zwei neue Studiengänge: den Bache- ÜÜ www.wir.h-brs.de/wirtschaftspsychologie.html Was sagen die lor Wirtschaftspsychologie sowie den Master Analytische Studierenden? Chemie und Qualitätssicherung. Master Analytische Chemie und Qualitätssicherung: Der Master Analytische Che- ÜÜ http://fb05.h-brs.de/MSc_Analytische_Chemie_und_ Die Wirtschaftspsychologie untersucht die für wirtschaft- mie und Qualitätssicherung Qualitaetssicherung.html lichen Erfolg entscheidende Fragestellung, wie Menschen kommt gut an: sich in ökonomischen Zusammenhängen verhalten. Dieses • Viele Laborpraktika Wissen führt Wirtschaftspsychologen häufig in die Perso- • Hoher Praxisbezug, gute nal- oder Marketingabteilungen von Unternehmen. Das Anwendung für das Be- Curriculum des neuen Bachelorstudiengangs setzt sich aus rufsleben den drei Säulen Psychologie, Wirtschaftswissenschaften • Praxisbezogene Vorlesun- und Methodenlehre zusammen. Im Teilbereich Methoden- gen, die von kompetenten lehre stehen Grundlagenkurse wie Statistik und Ethik auf Professoren gehalten dem Programm. „Ich fühle mich von den Lehrenden gut werden betreut“, sagt Wirtschaftspsychologie-Student Albiruni • Übersichtliche Größe des Raushanfikri aus Indonesien. „Überhaupt gehen in meinem Studiengangs Studiengang alle motivierend, freundlich und respektvoll miteinander um.“ Zur guten Atmosphäre trägt nicht zuletzt das wissenschaftliche Arbeiten in Kleingruppen bei. Begeistert von der Atmosphäre in ihrem Studiengang sind auch die Studierenden im Master Analytische Chemie und Qualitätssicherung. Viele von ihnen loben den starken Praxisbezug ihres Fachs und die engagierten Dozenten. Ihr Studienfach, das auf Deutsch und Englisch unterrichtet wird, verbindet Techniken zum Nachweis von chemischen Stoffen mit dem Gebiet der Qualitätssicherung. Nach dem Abschluss sind die Studierenden unter anderem in der Lebens- und Arzneimittelbranche begehrte Arbeitskräfte. Um zum Master zugelassen zu werden, müssen Bewerber einen guten Bachelorabschluss mit einem Schwerpunkt in Chemie oder Naturwissenschaftlicher Forensik vorweisen.
» Studium und Lehre 22 Soziale Verantwortung im Fokus Institut für Soziale Innovationen initiiert Gründung sozial engagierter Unternehmen Wie putze ich meine Zähne? Wie decke ich den Tisch? Bundesweites Forschungs- und Lehrnetzwerk Diese einfachen Aufgaben sind für autistische Kinder oft angestrebt kaum zu bewältigen. Eine Gruppe von Studierenden des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften gründete 2012 ein Gemeinsam mit den sieben Hochschulen des Hochschul- Unternehmen, das Lehrvideos für Eltern autistischer Kinder gründernetzwerks Cologne (hgnc) konzipiert Institutsleiter bereitstellt. Die Kinder sollen einfache Handlungsabläufe Zacharias außerdem Blockveranstaltungen, in denen sich Studierende beraten erlernen, indem sie die Videos gemeinsam mit ihren Eltern Studierende mit verschiedenen Aspekten sozialer Verant- Studierende anschauen. wortung beschäftigen. „Unsere Module und Projekte be- Wie organisiere ich mein Stu- finden sich in der Planungsphase – wir wollen gemeinsam dium optimal? Wie lerne ich ein bundesweites Forschungs- und Lehrsystem aufbauen“, am effektivsten? Am besten „Zurzeit bauen wir in 16 afrika- sagt Zacharias. Angestrebt werde dabei eine Zusammenar- beit mit dem Social Impact Lab in Berlin. Auch international können diese Fragen Studie- nischen Staaten ein Netzwerk auf, rende aus höheren Semestern hat der Professor Pläne mit dem Institut: „Zurzeit bauen wir um einige der sozialen Probleme in 16 afrikanischen Staaten ein Netzwerk auf, um einige beantworten. Im Fachbereich Elektrotechnik, Maschinen- dort anzugehen.“ der sozialen Probleme dort anzugehen. Dabei geht es auch bau, Technikjournalismus Christoph Zacharias, um die Frage, ob man Social Enterprises internationalisieren geben sie als Mentoren ihr Professor für Entrepreneurship and Social kann.“ Erfahrungswissen an Erstse- Business und Leiter des ISI mester weiter. In regelmäßi- gen Gruppentreffen werden die Fragen und Probleme Mehr Informationen rund ums Studium erörtert. Ein „An-die-Hand-Nehmen“ Das Unternehmen entstand im Rahmen eines Praxisprojekts Diskussion über Soziale Innovationen der Mentees ist aber nicht unter der Leitung von Christoph Zacharias, Professor für (Facebook-Account erforderlich) das Ziel. Die wissenschaft- Entrepreneurship and Social Business und Leiter des ISI. ÜÜ https://www.facebook.com/groups/lse. liche Mitarbeiterin Regina Das 2012 gegründete Institut befasst sich mit wirtschafts- gruppe/?ref=ts&fref=ts Böhm, die das Programm wissenschaftlichen und -politischen Aspekten sozialer ins Leben rief, erklärt: „Wir Verantwortung. „Das bedeutet, dass man soziale Probleme Institut für Soziale Innovationen: wollen die Erstsemester auf die sonst niemand löst, marktwirtschaftlich löst“, erklärt ÜÜ http://isi.h-brs.de ihrem Weg zum selbstständi- Christoph Zacharias. „Unser Ziel ist es, dafür unternehmeri- gen Lernen unterstützen.“ sche Tätigkeiten zu generieren.“
23 » Studium und Lehre Mit Fingerspitzengefühl zur Fusion Zwei Fachbereiche für Wirtschaft wachsen zusammen Für die Wirtschaftswissenschaftler in Sankt Augustin und Rheinbach ging 2012 ein Stück Geschichte zu Ende: Als die „Economics Talk“ Hochschule Bonn-Rhein-Sieg 1995 als Ergebnis des Bonn-Ber- Brandaktuelle Themen aus lin-Ausgleichs gegründet wurde, richtete man auf jeder Rhein- der Wirtschaft stellt die seite einen eigenständigen Fachbereich Wirtschaft ein. Zum Veranstaltungsreihe „Econo- Sommersemester 2012 wurden nun die bisherigen Fachberei- mics Talk“ seit Januar 2012 che 01 und 04 auf Beschluss des Präsidiums offiziell vereinigt. zur Diskussion. Mindestens Die beiden Standorte mit ihren verschiedenen Studiengängen einmal im Semester lädt bleiben zwar erhalten, das Präsidium erwartet jedoch für die die Fachgruppe Economics Zukunft eine kohärente Studienstruktur. Dem neuen Fach- aus dem Fachbereich Wirt- bereich bleibt Zeit bis zum Jahre 2016, um diesen sensiblen schaftswissenschaften einen Prozess angemessen durchzuführen. In der Zeit des Übergangs ausgewiesenen Experten zum wird der Fachbereich gemeinsam von den Wirtschaftsprofesso- Gespräch mit Hochschulmit- ren Dirk Schreiber und Klaus Deimel geleitet. gliedern und der Öffentlich- keit ein. Zum ersten „Eco- „Beide Fachbereiche schnitten in der Vergangenheit bei nomics Talk“ am 23. Januar Evaluationen stets ausgezeichnet ab, auch die Bewerberzahlen 2012 sprach Jürgen Matthes liegen in jedem Semester deutlich über dem Angebot, so dass vom Institut der deutschen die Vergabe der Studienplätze auf beiden Campus über einen Wirtschaft (Köln) über die Orts-NC erfolgt“, sagt Dirk Schreiber, einer der beiden Dekane Staatsschuldenkrise und die des neuen Fachbereichs. „Die Herausforderung besteht darin, Rettung des Euro. bei der Zusammenführung diese hohe Qualität zu erhalten und bestenfalls sogar zu steigern.“ Auf zwei Workshops im Mai ÜÜ http://wiwi.h-brs.de und Dezember 2012 entwickelten die Mitarbeiter Ideen, wie Strukturen angeglichen werden können. Durch die Fusion der beiden Fachbereiche sollen die Chancen zur Verbesserung sowohl für die Lehre als auch für die For- schung eröffnet werden. Die Dekane Dirk Schreiber und Klaus Deimel: „In die Umgestaltung sollen alle Kräfte einbezogen werden – das Präsidium, die Fachbereiche und natürlich auch die Studierenden.“
» Studium und Lehre 24 „Ein großartiges Projekt“ Interkulturelle Erfahrungen in Äthiopien Studierende der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg schlüpfen sie viele gute Ideen zu unserem Projekt beigesteuert“, sagt in die Rolle von Lehrenden – das ist möglich bei der Hoch- Lukas Waberzeck. Am ATTC können die Studierenden aus schulkooperation mit dem Agro-Technical and Technology Sankt Augustin auch ihr Praxissemester absolvieren, wie College (ATTC) in Äthiopien. Die angehenden Maschinen- Lukas Schulte, der vier Monate in Harar verbrachte. bauer Lukas Waberzeck und Michael Schmitz reisten für zwei Monate in das College, das von der Stiftung „Men- Unternehmen finanzieren Aufenthalt schen für Menschen“ (MfM) getragen wird. Sie vermit- telten Studierenden und Lehrenden ihr Fachwissen und Verantwortlich für die Kooperation ist Elvira Jankowski, arbeiteten zum Thema ihrer Bachelorarbeit: Entwicklung Professorin für Maschinenbau am Fachbereich Elektrotech- eines Reibprüfstands, mit dem Bauteile für die Automobil- nik, Maschinenbau und Technikjournalismus (EMT). Neben industrie getestet werden können. „Die Äthiopier sind un- der Hochschule, dem ATTC und MfM kommt als weiterer Lehren, lernen, lachen: Elvira Jan- glaublich engagiert und interessiert. In Diskussionen haben wichtiger Partner die Wirtschaft hinzu. „Ich möchte künftig kowski und Manfred Bretz (vorne links und rechts) schlossen schnell Freundschaft mit ihren äthiopischen Kollegen
25 » Studium und Lehre „Die Äthiopier sind unglaub- noch mehr Unternehmen dafür begeistern, unsere Studie- diese Chance: „Das ist ein großartiges Projekt, bei lich engagiert und interessiert. renden zu unterstützen und internationalen Wissenstrans- dem ich gesehen habe, was dem Land tatsächlich fer zu ermöglichen. Studierende an beiden Standorten hilft.“ Auch Elvira Jankowski reiste 2012 zum ATTC. In Diskussionen haben sie viele profitieren enorm von der interkulturellen Erfahrung“, sagt Hier vermittelte sie 24 Lehrkräften aus Äthiopien gute Ideen zu unserem Projekt Elvira Jankowski. ihr didaktisches Know-how und wurde dabei von beigesteuert.“ Manfred Bretz tatkräftig unterstützt. „Wir haben Lukas Waberzeck, Der Automobilzulieferer GKN aus Lohmar und der Ingeni- den Lehrenden Konzepte gezeigt, mit denen sie Maschinenbau-Student eurdienstleister RLE aus Köln sind bereits dabei. Die Firma sich künftig vom klassischen Frontalunterricht lösen GKN formulierte die Themenstellung der Bachelorarbeit können“, erklärt Jankowski. Für ihr Äthiopienprojekt und finanzierte gemeinsam mit RLE den Aufenthalt der drei erhielten die beiden den Innovationspreis 2012 der Studierenden in Äthiopien. Michael Schmitz ist dankbar für Hochschule. (Mehr zum Innovationspreis: Seite 74). Lernen im Team: Maschinenbaustudent Gespräch unter Studenten am Lukas Schulte vermittelt sein Fachwissen selbstgebauten Grill
Forschung 27 Die Seele des Bauens Auftragsforschung für Einsteiger Handbuch Architekturpsychologie für Bau- Innovationsgutscheine bringen Hochschule herren und Architekten » 28 und Unternehmen zusammen » 29 Innovation für den Mittelstand Bundeswirtschaftsministerium fördert drei Informatik-Projekte » 30 » freiraum » forschen und fördern » 32 Trügerische Wahrnehmung Sicher über das Wasser Einfluss der Schwerkraft auf Sinnesorgane Technologien zum Schutz vor erforscht » 34 Terrorangriffen » 35 Maschinen im Wettstreit Ausgezeichnete Forschung Forscherteam entwickelt neue Robotik- Mit Unternehmenspartnern den frühen Wettbewerbe » 36 Mechanismen der Atherosklerose auf der Spur » 37
» Forschung 28 Die Seele des Bauens Handbuch Architekturpsychologie für Bauherren und Architekten Ein Kind braucht nicht unbedingt ein Zimmer von der Architekten müssen besser kommunizieren „Statt Broschüren mit Größe eines Basketballfelds. Aber wenn Kinder viel Platz fertigen Hausmodel- haben, schaffen sie sich gerne Rückzugsräume – ein Zelt Kein Wunder: Psychologie spielt bei der Bauplanung selten len zu wälzen, sollten oder eine Höhle unter dem Schreibtisch. Dennoch kommen eine Rolle. „Das sollte sie aber“, sagt Marc Ant, Professor sich Bauherren fra- die wenigsten Familien auf die Idee, bei der Planung ihres für Wirtschaftspsychologie der Hochschule Bonn-Rhein- Hauses die seelischen Bedürfnisse der Familienmitglieder zu Sieg. „Statt unzählige Broschüren mit fertigen Hausmo- gen, was sie wirklich berücksichtigen. dellen zu wälzen, sollten sich Bauherren intensiv der Frage für ihr Wohlbefinden widmen, was sie wirklich für ihr Wohlbefinden brauchen“, brauchen.“ sagt Ant. „Die Architekten wiederum müssen ihre Kommu- Marc Ant, Professor für nikation mit den Kunden verbessern.“ Wirtschaftspsychologie Für die Architektur-Biennale 2012 in Venedig entwarf Ant gemeinsam mit dem Architekten Rodolphe Mertens und dem Design-Experten Sylvain Cottong, beide aus Luxem- burg, die Ausstellung „Encountering Architecture“. Die Besucher konnten sich gemütlich hinsetzen, etwas trinken und dabei den Brief eines Architekten an einen unbekann- ten Kunden lesen. Darin erklärt der Architekt, welche Rolle beide Seiten bei der Bauplanung spielen. Architekten etwa sollten nicht länger wie Dirigenten eines Orchesters auftre- ten, sondern eher wie Mediatoren agieren. Sie sollten die Bedürfnisse ihrer Kunden ernst nehmen und ihnen alle ent- sprechenden Möglichkeiten aufzeigen. Mertens, Cottong und Ant bieten Workshops zur Kommunikation zwischen Architekten und Kunden an. Außerdem arbeiten die drei Experten an einem Handbuch der Architekturpsychologie – für beide: Kunden und Architekten.
29 » Forschung Auftragsforschung für Einsteiger Innovationsgutscheine bringen Hochschule und Unternehmen zusammen Sie gelten als Eintrittskarte in die besten Forschungslabore – Die Hochschule hat mit Innovationsgutscheinen bereits die Innovationsgutscheine, mit denen das Land Nordrhein- acht Kooperationen verwirklicht. Professor Alejandro Wirtschaftspsychologie Westfalen mittelständische Unternehmen bei der Entwick- Valenzuela vom Fachbereich Elektrotechnik, Maschinenbau lung neuer Ideen unterstützt. Die Unternehmen erhalten und Technikjournalismus entwickelt für die Firma syscontrol Seit dem Wintersemester Zuschüsse zwischen 5.000 und 10.000 Euro vom Land, um in Königswinter ein softwaregebundenes Netzwerkmoni- 2012/13 bietet der Fach- die finanziellen Risiken bei Forschungsaufträgen zu begren- toring-Tool. Syscontrol ist Spezialist für Gebäudeautoma- bereich Wirtschaftswissen- zen. Doch auch für die Hochschulen haben die Gutscheine tion. Mit den Lösungen der Firma lassen sich verschiedene schaften den Studiengang Vorteile. „Wir kommen mit Unternehmen in Kontakt, Funktionen in modernen Gebäuden automatisch steuern: Wirtschaftspsychologie an. die bislang nicht mit Hochschulen zusammengearbeitet Klimaanlage, Zugangskontrolle, Beleuchtung. Die mit der 60 Studierende lernen hier in haben“, sagt Dr. Udo Scheuer, Leiter des Zentrums für Hochschule entwickelte Software überwacht die Aktivitä- sechs Semestern die Grund- Wissenschafts- und Technologietransfer an der Hochschule ten dieser einzelnen Komponenten und speichert die Werte lagen der Psychologie, der Bonn-Rhein-Sieg. „Daraus ergeben sich oft längerfristige in einer Online-Datenbank. Ein Experte, der Einblick in die Wirtschaftswissenschaften Partnerschaften.“ Datenbank hat, kann bei Problemen frühzeitig Gegenmaß- und der Methodenlehre. nahmen einleiten, bevor es zu einem Ausfall der Geräte- Mehr Informationen zum steuerung kommt. Studiengang finden Sie auf Seite 21. Professor Roustiam Chakirov vom selben Fachbereich kooperiert mit der Firma Nolden Regelsysteme in Alfter. Das Unternehmen produziert Wärmeregler für die Kunststoffin- dustrie. Die Hochschule hat für die Firma eine Konzeptstu- die für einen neuen Einschubregler erarbeitet. „Es handelt sich um eher überschaubare Projekte, aber sie schaffen eine Vertrauensbasis und zeigen, was die Hochschule leis- ten kann“, sagt Scheuer. Bei einigen Kooperationen, etwa mit Nolden Regelsysteme, gibt es bereits erste größere Anschlussprojekte.
» Forschung 30 Innovation für den Mittelstand Bundeswirtschaftsministerium fördert drei Informatik-Projekte Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist an drei Projekten be- dann künftig vor einer Wand, auf die die geplanten Zim- teiligt, die im Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand mer projiziert werden. Die Nutzer lassen sich verschiedene (ZIM) gefördert werden. Mit ZIM stärkt das Bundesministe- Wand- und Bodenbeläge in ihr Haus virtuell „einbauen“ rium für Wirtschaft und Technologie die Innovationskraft – in natürlichem Maßstab und unter Berücksichtigung der mittelständischer Unternehmen in Deutschland. Laut realen Lichtverhältnisse. Industrie- und Handelskammer schätzen Firmen das Pro- Visualisierung im Visier gramm wegen seiner Themen- und Technologieoffenheit Die realistische Simulation braucht allerdings eine hohe Seien es interaktive Gebäude sowie der unbürokratischen Abwicklung. Alle drei Projekte Rechenleistung. Forscher um Professor André Hinkenjann pläne, komplett begehbare der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg sind am Institut für Visual arbeiten gemeinsam mit dem Institut für Arbeitswissen- virtuelle Welten oder die Computing im Fachbereich Informatik angesiedelt. schaft und Technologiemanagement IAT an der Universität hochpräzise Simulation des Stuttgart, der Firma Softwareparadies GmbH & Co. Sys- menschlichen Körpers: Die Schöner Wohnen temlösungen KG in Dresden und dem ebenfalls in Dresden Visualisierung von Informati- ansässigen Unternehmen pdv-systeme Sachsen GmbH an onen ist eines der spannends- Passt diese Tapete ins Wohnzimmer? Eignen sich diese einer praxistauglichen Lösung – sie verteilen die Rechenleis- ten Felder der Informatik. Der Fliesen für das Bad? Beim Bau eines Hauses sind das keine tung etwa auf mehrere Rechner. Dann ist Schluss mit der interdisziplinäre Forschungs- leichten Fragen. Ideal wäre es, wenn die Bauherren ihr Qual bei der Wahl. schwerpunkt Visual Compu- Haus schon in der Planungsphase erleben könnten. Das ting beschäftigt sich mit den Projekt „Interaktive, virtuelle, anmutungsgetreue Bemus- Projektübersicht: Herausforderungen dieses terung“ (IVAB) soll das ermöglichen. Bauherren stehen ÜÜ www.inf.h-brs.de/IVAB.html Fachgebiets, das oft eine immense Rechenleistung er- fordert. Im September 2012 wurde das Institut für Visual Computing (IVC) offiziell eröffnet. Es soll die Zusam- menarbeit in der Hochschule stärken und die Öffentlichkeit für die Forschungen begeis- tern. ÜÜ http://vc.inf.h-bonn-rhein- sieg.de/ivc (nur auf Englisch)
31 » Forschung Netzwerken mit Smartphones Üben unter realistischen Bedingungen Eine Messe ist der ideale Ort fürs Netzwerken – dort begeg- Maschinen und Anlagen werden heute in der Regel mit nen sich potenzielle Geschäftspartner, Auftraggeber und sogenannten speicherprogrammierbaren Steuerungen Auftragnehmer oder Talentscouts und Nachwuchskräfte. (SPS) betrieben – sie laufen nach einmaliger Programmie- Doch die Suche nach der passenden Person kann auf gro- rung automatisch, bis der Nutzer eingreift. In dem Projekt ßen Messen mühsam sein. Die „Plattform zur standardisier- „SimuBridge“ entwickeln Professor Rainer Herpers und ten Verknüpfung von Web-2.0-Technologien, Navigation sein Team Simulationen speziell für Anlagensteuerungen, und Smartphones für soziale Anwendungen“ (PlaSMoNa) mit der Steuerungsfunktionen unter realistischen Bedin- bringt Menschen künftig leichter zusammen. gungen nachgebildet und visualisiert werden. Wesentlich in dem SimuBridge-Projekt ist die realistische Simulation der Die Forschergruppe von André Hinkenjann und der tarent Steuerungsfunktionen einer Anlage: Verzögerungszeiten, solutions GmbH in Bonn entwickelt Technologien, mit Latenzen und auch andere Unstetigkeiten von den einzel- denen Smartphones in geschlossenen Gebäuden geortet nen elektromechanischen Anlagenkomponenten werden werden können. Mit der Ortung wird dann auch die Ver- genauso berücksichtigt wie in einer vergleichbaren realen knüpfung mit sozialen Netzwerken wie XING ermöglicht. Situation. Die Nutzer von SimuBridge können beispielswei- So kann etwa ein Webdesigner auf einer Messe gezielt se Verkehrssignale, die Befüllung eines Silos oder industriel- nach einem Unternehmer Ausschau halten, der ein Web- le Reaktoren automatisch steuern. Das Projekt ist als Lern- projekt realisieren möchte. Der Designer sieht dann viel- plattform für Auszubildende vor allem der Elektrotechnik leicht auf dem Smartphone, dass er mit dem Unternehmer oder Mechatronik gedacht. Aber auch Ausbilder realisieren sogar über zwei Ecken im Netzwerk verknüpft ist – ein auf SimuBridge eigene Übungsprojekte. Die Auszubilden- Vertrauensbonus und ein guter Einstieg für ein Gespräch. den sehen dann unmittelbar, was ihre Programmierung in PlaSMoNa ist auch für andere Anwendungsgebiete in- der Maschine oder Anlage bewirkt, ohne dabei Gefahr zu teressant, etwa für Einkaufszentren. Geschäfte könnten laufen, Maschinen tatsächlich physikalisch zu beschädigen. Passanten aktuelle Sonderangebote auf das Smartphone Der Simulator ist individuell konfigurierbar und erweiter- schicken. Der Datenschutz spielt bei dieser Anwendung bar. Mit SimuBridge wollen die Forscher auch an Schulen eine besondere Rolle: Die Nutzer müssen zum Beispiel Interesse an technischen Fächern wecken. ansonsten gesperrte Informationen wie den Aufenthaltsort bewusst freigeben. Forschungsschwerpunkt Visual Computing: ÜÜ www.h-brs.de/visual_computing.html Projektübersicht: ÜÜ www.inf.h-brs.de/PlaSMoNa.html Institute of Visual Computing (nur auf Englisch): ÜÜ http://vc.inf.h-bonn-rhein-sieg.de/ivc/
Sie können auch lesen