Nr. 228 : Frühling 2019 - Rudolf Steiner Schule Basel

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Nr. 228 : Frühling 2019

MITTEILUNGEN
Nr. 228 : Frühling 2019 - Rudolf Steiner Schule Basel
2 | Zum Titelbild                                                                 Gedicht | 3

Zum Titelbild

               In der 10. Klasse erhalten die Schü­   Frühling
               lerinnen und Schüler die Aufgabe,
                                                      Mit dem Akazienduft
               einen Hügel aus Ton aufzutürmen.
                                                      fliegt der Frühling
               Er soll in seiner Form möglichst
                                                      in dein Erstaunen
               bewegt sein. Im Nachgehen und
               Hinlauschen auf die Bewegungen         Die Zeit sagt
               dieses Tonhügels finden die Schüler    ich bin tausendgrün
               darin verborgene Gestalten, welche     und blühe
               ihnen langsam und immer konkre­        in vielen Farben
               ter werdend entgegenkommen, in­
                                                      Lachend ruft die Sonne
               dem sie Ton wegnehmen. Damit
                                                      ich schenke euch wieder
               gehen sie nicht von einer vorgefass­
                                                      Wärme und Glanz
               ten Idee aus, sondern die Figuren­
               gruppe entsteht aus dem Prozess        Ich bin der Atem der Erde
               des Tuns. Die auf diese Weise lang­    flüstert die Luft
               sam wachsende Gruppe soll nun so
                                                      Der Flieder
               gestaltet werden, dass sie eine klar
                                                      duftet
               definierbare Beziehung zeigt.
                                                      uns jung
                  Das « Beziehungen Finden » ge­
               hört zu diesem Alter des wachwer­      Rose Ausländer
               denden Seelischen, welches sich
               dem Alter entsprechend vornehm­
               lich durch das Gefühl äussert.
                                        Urs Kohler
                             Kunstlehrer Oberstufe
Nr. 228 : Frühling 2019 - Rudolf Steiner Schule Basel
4 | Editorial                                                                                                                                        Inhaltsverzeichnis | 5

Liebe Leserinnen und Leser                                                                    Inhaltsverzeichnis

                Nun stehen wir wieder mittendrin, Jahren die Hitzefreitage abgeschafft        Auszüge zweier Abschlussarbeiten der 12. Klassen            6
                in diesem zauberhaften Erneue­ wurden, kam es im Januar zum ers­              Oberstufenschüler streiken für besseren Klimaschutz       12
                rungsprozess, den die Natur nach ten Mal zu einem Kältefreitag. Von
                                                                                              Bauvorhaben : Optimierung in Auftrag gegeben              16
                dem winterlichen Kräftesammeln der Jahresfortbildung des Kollegiums
                mit dem Spriessen und Sprossen berichten drei Teilnehmerinnen aus             Gespräche mit Ehemaligen : Gaël und Lucas di Giusto,
                der Pflanzenwelt feiert. Wir nennen ihrer persönlichen Perspektive. Und       Loïc Vrignaud                                             20
                ihn Frühling. Dank der wärmenden schliesslich erinnert in einem Nachruf       Ein Tag « kältefrei »                                     23
                Vorbereitung vorfrühlingshafter Fe­ Benz Schaffner an das reiche Leben
                                                                                              Zum Tag der offenen Tür am 22. Januar 2019                24
                bruarwochen haben uns die Oster­ unseres ehemaligen Kollegen Alex­
                glocken mit sechs Wochen Vorsprung ander Julius.                              Nachruf auf Alexander Julius                              26
                das nahende Fest angekündigt.           Wenn wir das Osterfest feiern,
                                                                                              Chronik                                                   28
                   Die Frühlingsausgabe der Mittei­ auf das uns die nach ihm benannten
                lungen erscheint mit einem bunten Glockenblumen so frühzeitig hin­
                                                                                              Zum Klassenspiel der Klasse 8a                            30
                Strauss verschiedener Beiträge. Sie gewiesen haben, gehören dazu die
                erfahren in einem Gespräch, wie sich notwendigen Überwindungs- und            Zur internen Weiterbildung für Lehrpersonen               32
                unsere Schülerinnen und Schüler zu­ Auferstehungskräfte. Sind wir uns         Wie Schutzengel bei Geldnöten helfen können               38
                sammen mit vielen andern für eine dieser bewusst, können auch im
                                                                                              Wir gratulieren zum 20. Geburtstag                        41
                Verbesserung des Klimas einsetzen. Sozialen überall dort erneuernde,
                Weiter haben wir aus vielen interes­ stärkende Impulse wachsen, wo Le­        Freies Chorsingen für alle Interessierten                 42
                santen Abschlussarbeiten zwei aus­ bensprozesse zu erstarren drohen.          Kino : Passion – Zwischen Revolte und Resignation         44
                gewählt und präsentieren daraus zen­ Wird das möglich, stärkt es die ganze
                trale Ausschnitte. Dank des Einsatzes Schulgemeinschaft und wir können        Kleinanzeigen                                             51
                unseres « Hausfotografen » Rolf Brei­ den zahlreichen anspruchsvollen He­     Ansprechstellen                                           52
                tenstein dokumentieren zahlreiche rausforderungen im Alltag mit Mut
                                                                                              Impressum                                                 54
                Bilder das vergangene Quartal mit und Zuversicht begegnen. In diesem
                Veranstaltungen aus dem Schulleben. Sinne wünsche ich allen Leserinnen
                Dann zeigt ein Artikel aus dem Schul­ und Lesern frohe Ostern.
                archiv, was wir über den Umgang mit
                                                                           Dieter Schaffner
                Geldsorgen aus der Anfangszeit der
                                                                    Redaktion Mitteilungen
                Schule für die heutige Zeit lernen
                können. Auch über das Bauvorhaben
                erfahren Sie Neues: es wird optimiert
                und wandelt sich mit einer guten Idee.
                Die Bauverwaltung berichtet von ei­
                ner Kuriosität: Nachdem vor einigen
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6 | Abschlussarbeiten                                                                                                                                                  Abschlussarbeiten | 7

Auszüge zweier Abschluss-
arbeiten der 12. Klassen
Jannis Jordache geht in seiner Arbeit der Faszination von « Lost Places » nach.
Natalie Tschan untersucht mit Strassenbefragungen, ob der Mensch von sich
aus arbeiten will.

               Faszination « Lost Places »               Die Art, wie ein Lost Place entsteht,   nach Daten oder historischen Hin­       sich robuste Outdoor-Kleidung aus
                                                         ist ganz unterschiedlich. Oftmals       tergründen zu recherchieren und         dickem Stoff. Dieser schützt vor
               Aus der Abschlussarbeit von Jannis        wurden solche Orte aus finanzi­         mögliche Gefahren frühzeitig her­       Dornengewächsen und Brennnes­
               Jordache                                  ellen oder politischen Gründen          auszufinden. Man kann es mit einer      seln, durch die man sich oftmals
                                                         aufgegeben. Ein Ort kann aber           Expedition vergleichen, bei welcher     hindurchkämpfen muss.
               Was bewegt diese Menschen ?               auch angesichts von Unfällen oder       der Urbexer ein Gebiet erkundet            Eine wichtige Rolle spielt auch
               Wieso gehen sie das Risiko ein,           Naturkatastrophen zu einem Lost         und dieses vertieft wahrzunehmen        die Farbauswahl. Oftmals werden
               einsturzgefährdete Gebäude zu             Place werden, wie zum Beispiel Fu­      versucht. Indem er es fotografisch      dunkle Kleider in Naturfarben be­
               betreten ? Was ist ihre Motivation,       kushima. Als am 11. März 2011 ein       festzuhalten und zu dokumentieren       vorzugt, um unerkannt zu bleiben,
               dies zu unternehmen ?                     tödlicher Tsunami das Kernkraft­        versucht, schafft er die Möglichkeit,   da sie sich der Umgebung bestmög­
                                                         werk zerstörte und das Gebiet im        das Wahrgenommene weiterzuge­           lich anpassen können. Aus diesem
               Kurze Begriffserklärung                   Umkreis von 30 km evakuiert und         ben und zu teilen – sei es über so­     Grund benutzen viele Urbexer ge­
               Lost Place beschreibt das verlassene      gesperrt wurde, ist Fukushima zu        ziale Plattformen, als Blog oder als    brauchte Armee-Kleidung, da diese
               Gebäude.                                  einem Lost Place geworden.              Buch !                                  beide Kriterien erfüllt und zudem
               Urban Exploring ist die selbst­                                                       Der Urbexer sieht die Schönheit     noch preiswert ist.
               ständige Erkundung verlassener            Was treibt einen Urbexer an ?           im Verfallenen und in dem von der          Festes Schuhwerk und Hand­
               Gebäude.                                  Obwohl sich einige Menschen fra­        Natur zurück Eroberten. Er nimmt,       schuhe sind ein Punkt, den viele
               Ein Urbexer ist der oder diejenige,       gen, warum man Stunden in Re­           was andere abschreckt als roman­        bei einem solchen Vorhaben ver­
               welche/r Lost Places erkundet.            cherchen investiert und unzählige       tisch und ästhetisch wahr. Es ist die   gessen, sie sind aber bei schwie­
                                                         Kilometer zurücklegt, um ein he­        Abenteuerlust, die ihn weckt und        rigen Geländeverhältnissen und
               Was ist ein Lost Place ?                  runtergekommenes Gebäude zu             antreibt, Herausforderungen anzu­       starkem Schmutz zum Eigenschutz
               Der Begriff « Lost Place » ist ein Ang­   erkunden, in dem man Schmutz            nehmen, sich Gefahren zu stellen        unverzichtbar.
               lizismus und bedeutet « vergessener       und Gefahren ausgesetzt ist, ist es     und die eigene Komfortzone zu              Beleuchtung : Eine robuste Stirn-
               Ort ». Oftmals handelt es sich bei        genau dies, was den leidenschaftli­     überschreiten.                          oder Taschenlampe ist unverzicht­
               « lost places » um Bauwerke und An­       chen Urbexer antreibt. Dieser sieht                                             bar. Oftmals bieten Lost Places zu­
               lagen aus vergangener Zeit, die auf­      es nämlich als Herausforderung, die     Ausrüstung                              gemauerte Fenster, unterirdische
               grund verschiedenster Umstände            Orte zu suchen, ihren Standort zu       Was sollte man bei einer solchen        Keller oder Tunnelsysteme, welche
               aufgegeben wurden.                        lokalisieren und wichtige Informa­      Unternehmung unbedingt mit­             nicht beleuchtet sind. Da ist es wich­
                                                         tionen über sie herauszufinden –        nehmen, um sicher und bequem            tig, eine lichtstarke Lampe bei sich
               Wie kommt es zu einem Lost                wie z. B : den Grund, weshalb dieser    durchzukommen ?                         zu haben. Zudem müssen, aufgrund
               Place ?                                   Ort in Vergessenheit geraten ist –,       Kleidung : Am besten empfiehlt        der schwierigen Lichtverhältnisse,
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8 | Schwerpunkt :                                                                                                                                                          Abschlussarbeiten | 9

                                                                                                     die Räumlichkeiten zusätzlich für      Insgesamt habe ich 50 Leute (ab
                                                                                                     das Fotografieren ausgeleuchtet        dem 25. Lebensjahr) befragt. Dies
                                                                                                     werden.                                reicht nicht aus, um eine Repräsen­
                                                                                                        Stative : Diese sind bei Lang­      tativität in der Umfrage zu errei­
                                                                                                     zeit-Belichtungen unverzichtbar        chen, da zum einen die Anzahl an
                                                                                                     und gehören bei Lost Place-Fotogra­    Befragten zu klein ist (beträgt bei
                                                                                                     fen zur Standardausrüstung dazu.       einer Umfrage für eine Gesamtbe­
                                                                                                     Worauf man achten sollte, ist, dass    völkerung mindestens 500 – 1000
                                                                                                     das Stativ eine kompakte Grösse        Befragte) und zum anderen die
                                                                                                     und gewisse Flexibilität hat, da es    Menschen, die befragt worden sind,
                                                                                                     bei Lost Place-Erkundungen eng         die Gesamtbevölkerung nicht eins
                                                                                                     werden kann.                           zu eins verkörpern. Der Vorteil bei
                                                                                                                                            Strasseninterviews ist dennoch,
                                                                                                                          Jannis Jordache
                                                                                                                                            dass die Leute zufällig ausgewählt
                                                                                                                                            werden und eine grosse Vielfältig­
                                                                                                                                            keit besteht.
                                                                                                     Will der Mensch von sich                   Um die Leitfrage « Will der

         Die Urbexer geben nie exakte Daten zu den Standorten, die sie fotografiert haben, heraus.
                                                                                                     aus arbeiten ?                         Mensch von sich aus arbeiten ? » be­
                                                                                                                                            jahen zu können, müssen folgende
             Zwei Bilder stammen aus Belgien, das dritte habe ich in Indonesien geschossen.
                                                                                                     Eine Untersuchung anhand von           drei Hypothesen erfüllt werden.
                                                                                                     Strassenbefragungen                        Die 1. Hypothese wird erfüllt,
                                                                                                     Aus der Abschlussarbeit von Natalie    indem bei der Frage « Arbeiten Sie
                                                                                                     Tschan                                 normalerweise gerne ? » « ja » oder
                                                                                                                                            « eher schon » angekreuzt wird.
                                                                                                     Die Strasseninterviews wurden              Die 2. Hypothese wird erfüllt, in­
                                                                                                     an vier Samstagen durchgeführt.       dem bei der Frage « Empfinden Sie
                                                                                                     Dreimal jeweils am Morgen und          Ihre Arbeit als sinnvoll ? » « ja » oder
                                                                                                     einmal am späten Nachmittag. Um       « eher schon » angekreuzt wird.
                                                                                                     eine möglichst grosse Vielfalt an         Die 3. Hypothese wird einer­
                                                                                                     Personengruppen zu interviewen,        seits erfüllt, wenn bei der Frage
                                                                                                     wurden die Befragungen jeweils         « Wie viel Einfluss hatte bei Ihrer
                                                                                                     in vier verschiedenen Basler Quar­     Berufswahl : … », der Lohn entweder
                                                                                                     tieren geführt : In der Innenstadt,   weniger Einfluss wie andere Krite­
                                                                                                     im Gundeldingerquartier, im Neu­       rien hat, oder mindestens einem
                                                                                                     badquartier und im Kleinbasel. Die     weiteren Kriterium gleichgestellt ist.
                                                                                                     Standorte habe ich möglichst in der   Andererseits, indem bei der Frage
                                                                                                     Nähe von einem stark frequentier­     « Könnten Sie sich vorstellen wei­
                                                                                                     ten Einkaufsladen gewählt. Ange­      terzuarbeiten, wenn Sie finanziell
                                                                                                     sprochen wurden nach Möglichkeit      abgesichert wären?» «ja» oder «eher
                                                                                                     alle vorbeikommenden Passanten.        schon » angekreuzt wird.
Nr. 228 : Frühling 2019 - Rudolf Steiner Schule Basel
10 | Abschlussarbeiten                                                                                                                                              Abschlussarbeiten | 11

              Analyse der Resultate                      Auf die Frage nach dem Einfluss      die 3. Hypothese vollständig erfüllt.   mich eher überrascht, wie verschie­
              Die Resultate zeigen, dass 49 der 50 bei der Berufswahl kommt der Lohn             Wie die Resultate zeigen, werden       den einzelne Behauptungen in der
              Befragten angegeben haben, nor­ erst an 5. Stelle. Davor kommt das              alle drei Hypothesen mit fast keinen      Literatur zu diesem Thema sind.
              malerweise gerne oder eher gerne Interesse, Können/Talent, die                 Abweichungen erfüllt.                    Auch bei der Abstimmung über
              zu arbeiten. Dies ist eine sehr hohe Freude und die Berufung. Nur 7                 Somit wird gezeigt : Der Mensch       das Grundeinkommen ist bei der
              Anzahl. Prozentual sind dies 98 %. Personen (14 %) haben angegeben,             will von sich aus arbeiten.               Bevölkerung immer wieder Zweifel
              Somit ist die erste Hypothese «Will dass der Lohn viel Einfluss auf ihre                                                  aufgekommen, ob die Menschen
              der Mensch von sich aus arbeiten ? » Berufswahl hatte. Bei 6 von diesen 7       Schlusswort                               mit einer finanziellen Absiche­
              erfüllt. Knapp mehr als die Hälfte Befragten war der Lohn dabei nicht         50 Personen wurden aus verschie­          rung wirklich noch weiterarbeiten
              (52 %) würden gerne weniger arbei­ das einzige Kriterium, welches viel         denen Blickwinkeln über ihr Ar­          würden.
              ten, respektive ihr Arbeitspensum Einfluss auf die Berufswahl hatte.            beitsleben befragt. Dass die Frage­          Es hat mich sehr gefreut, dass
              reduzieren, sofern es ihnen möglich Mindestens 3 weitere Gründe wie           stellung schliesslich so eindeutig        so viele Passanten auf der Strasse
              wäre. Dies sind erstaunlich viele. Interesse, Freude, Können / Talent         beantwortet werden kann, habe ich         bereit dazu waren, mit mir über
              Wie jedoch ein Vergleich mit der und Berufung wurden angegeben.                 mir anfangs nicht gedacht. Jedoch         ihr Arbeitsleben zu sprechen. Die
              vorherigen Aussage zeigt, heisst es Somit wird auch der 1. Teil der             habe ich vermutet, dass das Ergeb­        Gespräche und Antworten auf die
              überhaupt nicht, dass man dann 3. Hypothese erfüllt. Bei 49 von 50            nis in diese Richtung ausfallen wird.     gestellten Fragen waren sehr span­
              nicht gerne arbeitet, sondern nur, Befragten hatte der Lohn keinen              Nicht arbeiten zu wollen scheint          nend. Immer wieder haben mir Pas­
              dass man auch Zeit für andere grösseren Einfluss als andere Krite­            mir persönlich unvorstellbar. Für       santen auch Geschichten über sich
              Dinge ausserhalb des Arbeitsum­ rien. Insgesamt haben 45 Befragte               den sozialen Kontakt, den sozialen        und ihr Arbeitsleben erzählt und
              feldes braucht. Der häufigste Hinde­ (90 %) angegeben, sich vorstellen         Aspekt der Arbeit sowie die Alltags­      es wurden Gespräche geführt, die
              rungsgrund, um das Arbeitspensum oder eher vorstellen zu können                beschäftigung ist Arbeit ein wichti­     nicht direkt mit der Befragung zu­
              zu reduzieren, ist die finanzielle bei finanzieller Absicherung wei­            ger Bestandteil des Lebens.               sammenhingen. Die Of‌fenheit, die
              Situation mit 53 %, gefolgt von den terzuarbeiten. Die Gründe sind sehr           Während des Arbeitsprozesses          fremde Leute mir gegenüber hatten,
              Geschäftsbedingungen (27 %), der verschieden. Häufig aufgetauchte             wurde ich immer wieder von Leuten         war eine sehr schöne Erfahrung, die
              Geschlechterrolle (13 %) und der Antwortmuster sind die Sinnhaf­                gefragt, ob es nicht schon bewiesen       ich geschätzt habe.
              Familie (7 %).                          tigkeit, Freude, Spass, Interesse und   sei, dass der Mensch arbeiten will.
                                                                                                                                            Für die Auswahl : Jean-Marc Petit
                 Insgesamt 96 % der Befragten « dass man halt etwas tun muss im               Beim Recherchieren bin ich jedoch
                                                                                                                                           Ehemaliges Mitglied der Redaktion
              empfinden ihre Arbeit als sinnvoll Leben ». Auf die Frage, wie Sie die          kein einziges Mal auf einen klaren
              oder « eher schon » sinnvoll. Das ist Zeit verbringen würden, wenn Sie         Beweis gestossen. Zudem hat es
              eine sehr hohe Anzahl. Somit wird nicht arbeiten müssten, haben 3 von
              die 2. Hypothese erfüllt. Die Gründe, 5 Befragten angegeben, sie würden
              warum man seine Arbeit als sinn­ ehrenamtlich arbeiten. Da dies auch
              voll oder nicht sinnvoll empfindet, als Arbeit zählt, steigt die Zahl von
              sind sehr verschieden. Neben dem Personen, die sich vorstellen könn­                               Aufgeschnappt im Lehrerzimmer
              Nutzen der jeweiligen Arbeit wurde ten, bei finanzieller Absicherung                                 « Wenn der Wind des Wandels weht,
              oftmals der soziale Aspekt, also das weiterzuarbeiten. Es könnten sich                                 bauen die einen Schutzmauern,
              Dienen oder Helfen der Menschheit also 48 Befragte (96 %) vorstellen                                 und die andern bauen Windmühlen. »
              angegeben, sowie der Kontakt mit weiterzuarbeiten (ehrenamtlich so­
              anderen Menschen und die Befrie­ wie nicht ehrenamtlich). Auch dies                                        Chinesisches Sprichwort
              digung der eigenen Bedürfnisse.        ist eine eindeutige Zahl. Somit ist
Nr. 228 : Frühling 2019 - Rudolf Steiner Schule Basel
12 | Klimaschutz                                                                                                                                                          Klimaschutz | 13

Oberstufenschüler streiken
für besseren Klimaschutz
Seit dem 21. Dezember setzen sich viele Schülerinnen und Schüler aus der Region für
einen wirksameren Klimaschutz ein. Laurin Hoppler aus der 12 b berichtet im Interview,
wie er zu der Bewegung kam und weshalb es weitergehen muss.

              Am 21. Dezember fiel die ge­             bereit, auf die vorbereitete Feier zu   Wie hat sich die Initiative dann
              plante Weihnachtsfeier der               verzichten.                             weiter entwickelt ?
              Oberstufe aus. Wie kam es dazu ?
                                                       Wie lief die Veranstaltung zum          L. H. In einem nationalen Nach­
              L. H. Ich wurde am 18. 12. zu einer      Klimastreik am 21. Dezember             tref‌fen in der Reithalle in Bern am
              Vorbereitungssitzung von engagier­       ab ?                                    30. Dezember trafen sich 100 Ju­
              ten Jugendlichen eingeladen. Wir                                                 gendliche und besprachen die Ziele
              planten als Teil einer schweizwei­       L. H. Die Oberstufenschülerinnen        der Bewegung. Wir verständigten
              ten Bewegung in Basel eine Ver­          und -schüler fuhren gemeinsam           uns über folgende Forderungen :
              anstaltung im Sinne der von Greta        vom Jakobsberg zum Marktplatz.             1. Wir fordern, dass die Schweiz
              Thunberg initiierten Klimastreiks        Dort trafen sich etwa 1500 Schü­               den nationalen Klimanot­
              in Schweden. Unser Ziel war, öf­         lerinnen und Schüler. Wir hörten               stand ausruft : « Die Schweiz
              fentlich auf die ungenügenden            zwei kaum verständliche Anspra­                anerkennt die Klimakatas­
              Massnahmen der Klimapolitik auf­         chen von Jo Vergeat von den jun­               trophe als zu bewältigende
              merksam zu machen. Dort stellte ich      gen Grünen und von Samira Marti,               Krise : Sie hat folglich auf die
              fest, dass für die Veranstaltung viele   einer SP -Nationalrätin. Anschlies­            Krise zu reagieren und die Ge­     ruar schweizweit eine Klimademo
              Schülerinnen und Schüler erwartet        send zogen wir über die Mittlere               sellschaft folglich auch über      zu veranstalten.
              wurden.                                  Brücke zum Messeplatz. Dort gab                diese Krise zu informieren. »         In Basel hatten wir inzwischen
                 Mit Tim aus der Parallelklasse        es zuerst eine Schweigeminute und          2. Wir fordern, dass die Schweiz       entschieden, am Freitag, den 18. Ja­
              haben wir anschliessend überlegt,        anschliessend eine Gelegenheit für             bis 2030 im Inland Netto Null      nuar nochmals ein Schülerinnen-
              wie unsere Schülerschaft am Jakobs­      alle, sich zu äussern. Das alles fand          Treibhausgasemissionen             und Schülerstreik durchzuführen,
              berg einbezogen werden könnte. Im        bei strömendem Regen statt.                    ohne Einplanung von Kom­           der ähnlich ablief wie derjenige
              Oberstufenchat zeigte sich schnell                                                      pensationstechnologien hat.        am 21. Dezember, allerdings ohne
              eine grosse Begeisterung und Be­         Wie haben Sie die Atmosphäre               3. Falls diesen Forderungen            Regen.
              reitschaft für die Teilnahme an ei­      wahrgenommen ?                                 im aktuellen System nicht
              nem Klimastreik. Wir haben uns                                                          nachgekommen werden                Wie habt ihr euch auf den
              dann entschlossen, das Kollegium         L. H. Es war eine sehr kraftvolle              kann, braucht es einen             2. Februar vorbereitet ?
              über unser Vorhaben zu informie­         Stimmung mit einem starken Ge­                 Systemwandel.
              ren. Im Gespräch mit den verant­         meinschaftsgefühl, das Richtige zu                                                L. H. In einem Organisationskomi­
              wortlichen Lehrpersonen für die          machen.                                 Bei diesem Tref‌fen wurde auch be­        tee trafen sich 16 Leute. Wir haben
              Weihnachtsfeier waren diese dann                                                 schlossen, am Samstag, den 2. Feb­        sieben Arbeitsgruppen gebildet.
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14 | Schwerpunkt :                                                                                                                                                         Schwerpunkt : | 15

              Mehrere beschäftigten sich mit den      folgte eine Schweigeminute und              Neu dazu gekommen ist eine Ini­         Am 15. März findet in 64 Ländern
              vielen Medienanfragen, die wir sehr     anschliessend zogen wir über den        tiative unter Studierenden, die sich     ein internationaler Streiktag statt, an
              schnell erhielten. Eine Gruppe küm­     Marktplatz und die Mittlere Brücke      unseren Anliegen und Forderungen         dem sich 600 Städte beteiligen und
              merte sich um die Mobilisierung,        bis zum Messeplatz. Dort war eine       anschliesst.                             in Basel ist dazu eine mehrtägige
              eine um die Kommunikation mit           Rede von Martin Vosseler vorgese­           Für die Bewegung ist es ein erster   Veranstaltung geplant.
              den Behörden und eine organisierte      hen, der leider krank wurde. Seine      grosser Erolg, dass der Grosse Rat
              die Technik für die Demonstration.      Rede wurde vorgelesen.                  in Basel die Resolution aus unseren      Vielen Dank für das Gespräch.
              Wir rechneten mit 2000 bis 2500                                                 Kreisen nach einer längeren Dis­         Ich wünsche der Bewegung im
              Teilnehmern und bereiteten uns für      Was habt ihr nun weiter geplant ?       kussion am 20. Februar klar gutge­       Sinne dieses ersten erreich­
              den Notfall auf 5000 Teilnehmer vor.                                            heissen hat. Er hat für Basel-Stadt      ten Etappenziels viele weitere
                                                      L. H. Wir haben gemerkt, dass wir in    den « Klimanotstand » ausgerufen.        Erfolgserlebnisse.
              Wie lief dann die Samstags­             der Form nicht weiter arbeiten kön­     Ich habe die Debatte live verfolgen
              demonstration ab ?                      nen, ohne unsere Alltagsaufgaben        können und habe mir dabei auch               Die Fragen stellte Dieter Schaf‌fner
                                                      zu vernachlässigen. In einer Voll­      die Argumente der Gegner angehört.
              L. H. Wir trafen uns um 15 Uhr am       versammlung im Gymnasium Leon­              Sicher braucht es weitere Kli­       Mehr zum Thema :
              Barfüsserplatz. Wir wurden von den      hard mit etwa 60 Beteiligten haben      mastreiks, denn das Thema ist            www.climatestrike.ch
              7500 Teilnehmern sehr überrascht.       wir deshalb unsere Arbeit auf acht      weiter auf unsere Unterstützung          www.klimabewegung-basel.ch
              70 Peacekeeper (Friedenswächter)        Gruppen verteilt. Neben den beste­      angewiesen. Wir können uns nicht
              sorgten für einen reibungslosen Ab­     henden gibt es neu eine Gruppe, die     alleine darauf verlassen, dass das
              lauf, trotz der hohen Teilnehmerzahl.   sich um den Internetauftritt kümmert,   Parlament nun dem Thema bei
                 Wir starteten mit einem Poe­         und eine, die sich der politischen      seinen Entscheiden tatsächlich die
              try-Slam zum Klimawandel. Es            Kommunikation annimmt.                  dringend nötige Priorität gibt.
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16 | Bauvorhaben                                                                                                                                                   Bauvorhaben | 17

Optimierung in Auftrag
gegeben
Die fortschreitende Planung des Bauvorhabens « Verdichtung und Erweiterung » ergab
Mehrkosten von 6.5 Millionen Franken. Die Schulvereinsversammlung hat deshalb am
21. März entschieden, das Bauvorhaben zu optimieren und am Kostendach festzuhalten.

              Nach Abschluss des Bauprojektes         dichtete und erweiterte Schulanlage   vent die Schulführungskonferenz          – 1. Obergeschoss : Mensa,
              wurde zur Gewissheit, was sich          sowie Eingrif‌fe in die bestehenden   und die Schulvereinsmitglieder und           Koch­unterricht
              im Laufe der Planung abgezeich­         Gebäude hätten rund 1 Million Fran­   stiessen auf grosse Zustimmung.          –   2 . Obergeschoss : 12. und
              net hatte : Am 21. Dezember teilte      ken extra erfordert.                  Baukreis und Projektteam bean­               13. Klassen
              die « Arbeitsgemeinschaft Rudolf                                              tragten darauf‌hin in der Schulver­      – 3. Obergeschoss : Fachklassen
              Steiner Schule Basel – Standke –        Mensa und Praktikumsraum : Die Er­    einsversammlung die Planung der              Naturwissenschaften
              Gruner » dem Baukreis mit, dass mit     höhung von 200 auf 400 Essen in       Optimierung. Am 21. März stimmte         –   4. Obergeschoss : Fachklassen
              Mehrkosten von 6.5 Millionen Fran­      der Mensaküche pro Tag und ein        die Schulvereinsversammlung der              Naturwissenschaften
              ken zu rechnen sei. Die Auslöser        naturwissenschaftlicher Prakti­       Optimierung mit 34 : 0 Stimmen
              für die Mehrkosten in der Planung       kumsraum hätten rund 2.2 Millio­      einstimmig zu und beauftragte die Alle Geschosse des vertikalen
              waren :                                 nen Franken extra gekostet.           Arbeitsgemeinschaft mit den wei­ Baukörpers sind mit einem Lift er­
                                                                                            teren Planungsschritten.               reichbar. Der Flur im ersten Oberge­
              Sicherungsmassnahmen : Die Ver­         Kostendach bleibt                                                            schoss verbindet die neuen Räume
              dichtung (Mensa und naturwissen­        Projektteam und Baukreis ent­         Idee des vertikalen Baukörpers         mit der heute bestehenden Schule.
              schaftliche Fachklassen) hätte eine     schieden darauf‌hin, eine Ideen­      Die Idee der Optimierung ist so ein­ In der bestehenden Schule bleiben
              Baugrubensicherung, eine Hang­          skizze in Auftrag zu geben mit der    fach wie bestechend. Die Erweite­ alle Räume wie heute; zusätzlich
              sicherung und eine Sicherung der        Vorgabe, am Kostendach von 20.8       rung des Trakts B und die zweite stehen aber freiwerdende Räume
              Gebäude gegen das Abrutschen            Millionen Franken unbedingt fest­     Turnhalle bleiben wie in den bishe­ zur Verfügung.
              erfordert. Diese Sicherungsmass­        zuhalten. Darauf‌hin entwickelten     rigen Planungen bestehen. Deutlich
              nahmen hätten rund 2.3 Millionen        die Architekten eine Optimierung      optimiert wird aber die bisherige 1 Jahr weniger Bauzeit
              Franken mehr gekostet.                  des Bauvorhabens « Verdichtung        Verdichtung. Die Idee besteht darin, Der vertikale Baukörper reduziert
                                                      und Erweiterung ». Das erfreuliche    auf die Erweiterung des Trakts B ei­ den baulichen Aufwand erheblich
              Energiegesetz : Im Oktober 2017 trat    Ergebnis : Die bisherigen Rahmen­     nen Baukörper zu setzen. Das verla­ und schafft umfangreiche Synergien.
              in Basel-Stadt das revidierte kan­      bedingungen können mit einer          gert die Verdichtung in die Vertikale.    Die Vorteile sind : Baumassnah­
              tonale Energiegesetz in Kraft. Die      Optimierung eingehalten werden.       In dem vertikalen Baukörper sind men erfolgen abseits der beste­
              neuen gesetzlichen Vorgaben hät­        Dazu gehören insbesondere das         die Räume wie folgt geplant :          henden Schule, was Baulärm und
              ten Mehrkosten von rund 1 Million       Kostendach von 20.8 Millionen                                                Schmutz reduziert. Die Bauzeit
              Franken verursacht.                     Franken und der Zeitplan mit In­         – Untergeschoss : Lager- und        reduziert sich um ein Jahr. Aushub
                                                      betriebnahme Herbst 2022. Bau­              Technikräume (nicht im           und Baugrubensicherung reduzie­
              Brandschutz/Bestandeseingrif‌fe : Das   kreis und Arbeitsgemeinschaft in­           Bild)                            ren sich auf die neue Turnhalle und
              Brandschutzkonzept für die ver­         formierten am 14. Februar im Kon­        – Erdgeschoss : Mensa               die Erweiterung Trakt B. In der Bau­
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18 | Bauvorhaben                                                                                                                                                       Bauvorhaben | 19

 Verwaltung
    Verwaltung                                      Naturwissenschaften
                                                         Naturwissenschaften      Treppenhaus
                                                                                   Treppenhausund
                                                                                               undLift
                                                                                                    Lift
 Tagesbetreuung (Jakobshüttli)
    Tagesbetreuung  (Jakobshüttli)
                                                    Mensa mit Küche
 Arbeits- undund
    Arbeits-  Pausenraum
                 Pausenraum  10. –10.
                                   13.–Klasse
                                       13. Klasse        Mensa mit Küche          Lüftung,
                                                                                   Lüftung,Sanitär,
                                                                                            Sanitär,Elektrisch
                                                                                                     Elektrisch
                                                    Zweite Turnhalle
 Unterrichtsräume 12. +12.
    Unterrichtsräume    13.+Klasse
                              13. Klasse
 Kochunterricht
    Kochunterricht                                       Zweite Turnhalle

                                                                                                                  Volumenmodell vor der architektonischen Gestaltung

                    zeit sind keine Raum-Provisorien                gebaut wird und kaum Eingrif‌fe in
                    nötig. Die heute bestehenden Freif­             die bestehende Schule nötig sind.
                    lächen werden nicht überbaut. Die               Die Inbetriebnahme ist – wie bis­
                    Landreserven bleiben erhalten. Das              her – für Herbst 2022 geplant.
                    bereits für Trakt B geplante Funda­
                                                                                            Benz Schaf‌fner
                    ment kann für den vertikalen Bau
                                                                                            Leiter Baukreis
                    mitgenutzt werden. Das Kostendach
                    von 20.8 Millionen Franken bleibt                                        Cyrill Häring
                    bestehen.                                                           Leiter Projektteam
                                                                                       Christoph Standke
                     Inbetriebnahme Herbst 2022
                                                                                                 Jürg Fink
                     Die Planung der Optimierung des
                                                                               Arbeitsgemeinschaft Rudolf
                     Bauvorhabens « Verdichtung und
                                                                      Steiner Schule Basel Standke Gruner
                     Erweiterung » erfolgt bis Ende 2019.
                     Baubeginn ist für Anfang 2021 ge­
                     plant. Die Bauzeit verkürzt sich um
                     rund ein Jahr, weil in die Vertikale
20 | Gespräche mit Ehemaligen                                                                                                                      Gespräche mit Ehemaligen | 21

Gaël und Lucas di Giusto,
Loïc Vrignaud
Gespräche mit « Ehemaligen » : In loser Folge besucht Jean-Marc Petit als Redaktionsmit-
glied im Ruhestand ehemalige Schülerinnen und Schüler vom Jakobsberg und berichtet
von seinen Begegnungen.

               Es waren einmal zwei elsässische         Beim Rückblick auf ihre Schul­      thaler entdeckt. Seine zwölf‌jährige ner unternahmen grosse Reisen
               Familien, die ihre Kinder auf eine zeit sagen mir die drei Freunde,          Steinerschulzeit schloss er mit einer z. B. nach Kanada und Australien,
               Rudolf Steiner Schule schicken dass sie wegen ihrer damals noch              Abschlussarbeit über die Fischzucht wo sie sich monatelang auf‌hielten,
               wollten. Da sie im französischen beschränkten Deutschkenntnisse              ab, wobei er im praktischen Teil ein indem sie ihren Lebensunterhalt
               Teil der Basler Agglomeration es nicht leicht gehabt hatten. Da sie          Forellenbecken im Garten des elter­ durch kleine Jobs in Hotels und
               wohnten, entschieden sie sich für vieles nicht verstanden, langweilten       lichen Hauses im Elsass baute.        Restaurants finanzierten. In dieser
               die Rudolf Steiner Schule Basel. So sie sich manchmal, was sie zu allerlei      Familie Di Giusto entschied sich Zeit reifte ihr Wunsch, gemeinsam
               kamen Gaël Di Giusto und Loïc Vri­ Schabernack verleitete. Eine Schul­       für einen Wechsel an das französi­ beruf‌lich etwas zu unternehmen.
               gnaud (beide Jahrgang 1986) in die mutter, Frau Renée Schreyvogel, er­       sche Collège. Die zwei Brüder, die Alle drei sagen mir einhellig, ihre
               erste Klasse von Herrn Wurm und kannte die Problematik und bot ihre          also beide Schulsysteme aus eigener Hauptmotivation sei, selbstständig
               zwei Jahre später Lucas Di Giusto tatkräftige Hilfe an. Es war damals        Anschauung kennengelernt haben, zu sein. Sie äussern noch darüber
               (Jahrgang 1988) in die erste Klasse eine Pionierleistung, als sie, der Not   attestieren der Steinerschule, dass hinaus die Vermutung, dass ihr
               von Herrn Greiner.                   gehorchend, aus eigener Initiative      sie den Schülern ein umfassendes Ideal von einem freien, unabhän­
                  Vor vier Jahren übernahmen die einen Förderunterricht für Kinder mit      Wissensspektrum biete, um da­ gigen und selbstverantwortlichen
               drei Ehemaligen ein Restaurant im besonderen Bedürfnissen an unserer         durch Weltinteresse zu wecken. Im Leben in ihrer Steinerschulzeit ent­
               Gundeldinger Quartier. Ihr innova­ Schule aufzubauen begann. Durch           Unterricht gehe es ausserdem nicht standen sei.
               tives Konzept kam so gut an, dass ihren persönlichen Impuls bereitete        bloss um stillsitzen und Lernstoff        Sie kamen auf die Idee, etwas
               die dreissigjährigen Jungunterneh­ sie den Weg für einen inzwischen          aufnehmen, sondern man dürfe sich Neues in der Gastroszene zu grün­
               mer zwei weitere Filialen – bei der unbestritten unverzichtbaren Be­         auch bewegen, kreativ sein und mit den; ein neues Konzept musste her.
               Elisabethenkirche und am Clara­ reich unseres jetzigen schulischen           den Händen schaf‌fen.                 Sie fanden die entsprechende Lo­
               platz – eröffneten und an den drei Angebots. «Ohne Frau Schreyvogels            Gaël studierte Maschinenbau­ kalität : ein ehemaliges gastronomi­
               Orten mittlerweile insgesamt 36 Nachhilfeunterricht und Aufgaben­            zeichner. Lucas machte eine Han­ sches Restaurant, das ein Jahr lang
               Mitarbeiter beschäftigen. Wie kam hilfe wäre ich nicht an der Schule ge­     delsschule und war zuletzt in einer leergestanden hatte. Mit Geld, das
               es zu dieser märchenhaften Erfolgs­ blieben», gibt Loïc freimütig zu. Die    Boutique beim Carrousel du Lou­ sie von Freunden und Verwandten
               geschichte? Inwiefern spielte dabei Oberstufe besuchte er bei «Schule        vre in Paris angestellt. Loïc machte borgen konnten, und mit viel Ei­
               ihre Schulbildung eine Rolle? Diese und Beruf», wo ihm die Praktika, die     eine Kochlehre. Er arbeitete in ver­ genleistung brachten sie das Lokal
               Fragen wollte ich ihnen stellen, als er in der gastronomischen Branche       schiedenen Restaurants wie Klus in und die dazugehörige Terrasse auf
               ich sie in ihrem Flagschiff, dem an absolvierte, besonders gefielen. Er      Aesch, Speisehaus in Dornach, Don Vordermann. Der sofortige Erfolg
               der Hochstrasse 56, zwischen Tell­ hatte nämlich schon sein Koch­            Camillo im Warteck-Areal.             übertraf ihre Erwartungen bei wei­
               platz und Bahnhof gelegenen Res­ talent dank dem Unterricht unserer             Auf die Lehrjahre folgten die tem. Die zahlreiche Kundschaft kam
               taurant «La Manufacture», aufsuchte. damaligen Kochlehrerin Brigitte Rot­    Wanderjahre. Die drei jungen Män­ zuerst aus dem Quartier und dann
22 | Schwerpunkt :                                                                                                                                      Bauverwaltung | 23

                                                                                        Ein Tag «kältefrei»

                                                                                        Am Mittwochnachmittag, dem 30. Januar fiel die Heizungsanlage der Rudolf Steiner
                                                                                        Schule auf dem Jakobsberg aus. Grund für den vollständigen und irreparablen Ausfall
                                                                                        war ein Defekt im Kessel der Heizung.

                                                                                        Aus diesem Grund und aufgrund
                                                                                        der kalten Temperaturen blieb der
                                                                                        Schule nichts anderes übrig, als
              von weiter her dank der Werbung        Die drei jungen Restaurateure      Schülerinnen und Schüler, Eltern
              auf Social-Media-Kanälen. So stell­ bringen es am Schluss unseres Ge­     und Lehrpersonen spät abends zu
              ten die jungen Patrons gleich Per­ sprächs auf den Punkt, indem sie       informieren, dass der Unterricht am
              sonal ein. Dann erfolgte die Eröff­ voller Stolz verkünden : « Im Ge­     Donnerstag ausfällt. Die Hausmeis­
              nung von den Filialen in Gross- und gensatz zu den grossen bekannten      ter organisierten und installierten
              Kleinbasel.                          Schnellimbissketten isst man bei     mit einem beinahe zweitägigen Ein­
                  Sie bieten Burger, Bagels und uns gesund und wird richtig satt ! ».   satz rund um die Uhr schnell eine
              Tartinen (belegte Brote) an. Das       Beim Verabschieden, frage ich      mobile Heizanlage. Damit konnte
              Brot für Burger und Bagels backen sie, wie es in ihrem Leben weiter­      der reguläre Schulbetrieb bereits am
              sie selber und beziehen die Tartinen gehen soll. Loïc wird bald Vater.    Freitag wieder gemäss Stundenplan
              in Demeterqualität vom Speisehaus. Die zwei Brüder wollen auch eine       stattfinden.
              Das Fleisch, das aus der Schweiz eigene Familie gründen. Keiner will         Für den Einbau einer neuen
              stammt, wird jeden Tag frisch ver­ sich auf seinen Lorbeeren ausru­       Heizungsanlage trifft die Bauver­
              arbeitet, wobei sie auch vegane hen. Ganz im Gegenteil! Sie wollen        waltung nun umfangreiche Abklä­
              Burger produzieren.                  überhaupt in Zukunft nach neuen      rungen. Aufgrund des aktuellen
                  Sie stellen selber ihre Bio-Tees beruflichen Herausforderungen        Energiegesetzes ist ein Ersatz der
              aus Teesorten her, die sie von einem Ausschau halten.                     bestehenden Gasheizung nicht
              kleinen Teefachgeschäft im Gundeli     Tief beeindruckt von so viel le­   ohne Weiteres möglich. In Zusam­
              (Teegarten Miniatures) erhalten.     bensbejahender Positivität wün­      menarbeit mit dem Amt für Umwelt
                 Überhaupt ist alles frisch von sche ich den drei Musketieren           und Energie sucht die Bauverwal­
              Hand gemacht, daher der Name, Gaël, Loïc und Lucas viel Erfolg bei        tung nun wärmetechnische Verbes­
              den ihre drei Lokale tragen : « La ihren aktuellen und kommenden          serungsmöglichkeiten, um Energie
              manufacture », was auf Französisch Unternehmungen.                        zu sparen und über diesen Weg eine
              etwas « Handgemachtes » suggeriert.                                       neue Gasheizung installieren zu
                                                                      Jean-Marc Petit
                  Sie legen grossen Wert auf ge­                                        können.
              sundes und frisches Essen. Ihre
                                                                                                              Jérôme Glaser
              Preise sind moderat. Studenten er­
                                                                                                     Leitung Bauverwaltung
              halten 10 % Rabatt.
24 | Tag der offenen Tür                                                                                                                                        Flohmarkt-Sammeltage | 25

Zum Tag der offenen Tür
am 22. Januar 2019
Die Arbeitsgemeinschaft der Rudolf Steiner Schulen der Schweiz koordinierte im Januar
wieder eine Woche der « Tage der of‌fenen Tür » für die Schweizer Schulen. Von 7 :50 Uhr
bis um 12 :20 Uhr konnten Gäste den Unterricht von der 1. bis in die 13. Klasse besuchen.

               Mit etwas über 100 Gästen war das Kindergärtnerinnen am folgenden
               Interesse am Besuchstag etwa gleich Abend vorgestellt.
               gross wie die vergangenen Jahre.           Wenn das kleine Kind seinen
                  Die Unterstufe war sehr gefragt, Radius um das Elternhaus erwei­
               für die Mittel- und Oberstufe gab es tert, gibt es die Möglichkeit, eine El­
               einzelne Interessenten. Gäste haben tern-Kind-Gruppe zu besuchen und
               anschliessend Fragen zu wahrge­ anschliessend in eine Spielgruppe
               nommenen Unterrichtsmethoden zu gehen. Mit dem Eintritt in den
               gestellt. Ein immer wieder vorgetra­ Kindergarten wird der erste Schritt
               gener Wunsch berufstätiger, inter­ Richtung Schule gemacht …
               essierter Eltern ist ein einheitlicher,    Die Eltern erhielten an diesem
               späterer Unterrichtsschluss in der Abend einen Einblick über die Zeit
               ersten und zweiten Klasse.              vor der 1. Klasse und die Kostbarkei­
                  Der Informationsabend wurde ten der Waldorfpädagogik mit ihren

                                                                                                    Sammeltage für den Flohmarkt 2019
               gut besucht. Zuerst wurden die ver­ verschiedenen Säulen. Dazu gehört
               schiedenen Stufen vorgestellt. Frau die wertvolle Freispielzeit, Rhyth­
               Held charakterisierte den Unterricht men und Rituale im Tages- und Jah­
               in der Unterstufe, Herr Wenger in reslauf und der Bogen über die zwei                          Samstags jeweils von 10.00 – 15.00 in der Schulgarage,
               der Mittel- und Herr Rohrer in der Kindergartenjahre bis zur Schulreife.                              Jakobsbergerholzweg 54, 4059 Basel
               Oberstufe. Anschliessend schilderte Mit einem Puppenspiel wurde das
               Frau Blum Wesentliches aus dem Ganze für die Eltern erlebbar ge­                                             13. April          29. Juni
               Fremdsprachunterricht, Frau Rohrer macht. Diese Informationsabende
                                                                                                                             4. Mai            17. August
               ging auf die Eurythmie ein und Herr im Anschluss an die Besuchstage
               Lardon schloss mit Ausführungen werden seit einigen Jahren angebo­                                           25. Mai            14. September
               zum Handwerksunterricht.                ten. Wertvolle erste Begegnungen                                     15. Juni           28. September
                  Ein besonderes Interesse gab es können dort stattfinden. Wir freuen
               für Eintritte in die zukünftigen 1., 3. uns, auch im nächsten Januar diese
               und 7. Klassen.                         Abende anzubieten.                        Bitte bringen Sie Ihre Spenden nur an den Sammeltagen! Wir bitten Sie, brauchbare Dinge zu
                  Unser Angebot für die jünge­                                                   spenden, da ansonsten für die Schule unnötige kosten entstehen.
                                                               Birgit Berghäuser, Sekretariat,
               ren Kinder wurde vom Team der
                                                             und das Kindergartenkollegium       Bei grösseren Möbeln bitte vorher Kontakt aufnehmen mit Helene Vögtlin 061 931 17 92
               Spielgruppenleiterinnen und der
26 | Nachruf                                                                                                                                                                    Nachruf | 27

Nachruf auf Alexander Julius

Am 28. Januar 2019 überschritt Alexander Julius die Schwelle in die geistige Welt.
Während 25 Jahren, von 1971 bis zu seiner Pensionierung 1996, war er am Jakobsberg
als Sportlehrer tätig.

               Alexander Ferdinand Julius wurde        Nach dem Militärdienst und dem                                                 Lateralsklerose). Eva und Alexan­
               am 22. Dezember 1931 in Den Haag, Studium ging er zurück an seine                                                      der begleiteten dieses Schicksal mit
               Holland geboren.                     Schule, um den Turn- und Sportun­                                                 ihrer ganzen Hingabe. Fünf Jahre
                  Bis Deutschland im Zweiten Welt­ terricht zu übernehmen. Hier arbei­                                                dauerte es, bis Bernhard sterben
               krieg Holland eroberte, verbrachte tete er gemeinsam mit seinem pro­                                                   durfte. Eva und Alexander waren
               Alexander eine schöne Kindheit. Er minenten Vater, der in der Leitung                                                  nun im fortgeschrittenen Lebensal­
               ging in Den Haag in die Rudolf Stei­ der Schule war und Rudolf Steiner        als Dozent im Lehrerseminar be­          ter und wurden oft krank. Sie stütz­
               ner Schule (Waldorfschule).          noch persönlich kannte.                  kannt, ebenso an der Schauspiel­         ten sich gegenseitig so gut es ging.
                  Während des Kriegs wurde aus         Über Nürnberg führte sein Le­         schule. Von 1965 bis 1990 leitete er     Am 13. Juni 2018 verliess Eva Julius
               dem Wohnquartier der Familie Ju­ bens- und Arbeitsweg nach Basel.             die internationale Pfingsttagung der     das Erdendasein und alle Anwesen­
               lius eine Kaserne. Sie fanden eine Am 1. Oktober 1971 stellte die Rudolf      Turnlehrer/innen.                        den gedachten in grosser Dankbar­
               Wohnung, mussten sich aber immer Steiner Schule Basel Alexander Ju­              An der Schule in Basel galt er        keit ihrem Wirken. Für Alexander
               wieder verstecken. Um Elektrizität lius an. In die Familie Julius wurde       als verlässliche Person. Er führte       war es sehr schwer, die nächsten
               im Haus zu haben, musste jeder Be­ im selben Jahr Paul, der jüngste           mit Klarheit und grosser Liebe zum       Schritte ohne seine geliebte Frau
               wohner des Wohnhauses der Reihe Sohn, geboren. Bereits 1959 hatten            Dargebotenen durch Monats- und           Eva zu gestalten. Er wechselte
               nach in die Pedale treten, damit Eva und Alexander Julius geheiratet.         Semesterfeiern und war so immer          seinen Wohnort zum letzten Mal
               man über den Dynamo wenigstens Nach und nach erblickten ihre vier             wieder in den verschiedensten Äm­        und zog zu seiner Tochter nach
               das Nötigste mit Strom versorgen Kinder Felix, Bernhard, Sophia und           tern im Schulgeschehen präsent. Er       Norddeutschland, in die Nähe von
               konnte. Zu essen gab es meist Kro­ Paul das Licht der Welt.                   war aber auch ein ausgesprochener        Eckernförde. Sophia Julius schaute
               kusknollen und Tulpenzwiebeln.          25 Jahre blieb er der Schule in Ba­   Choleriker, der deutlich sagen konnte,   nun fast täglich nach ihrem Vater,
                  1945 konnte die Familie in ihr sel treu. Hier konnte er all seine Fä­      in welcher Richtung es weitergeht.       ging mit ihm dem Meer entlang,
               Heim zurückkehren. In der Schule higkeiten einbringen und wurde zu            Andererseits konnte ich ihn im Un­       beobachtete die Tiere und zusam­
               liebte Alexander Julius den Sport­ einer Stütze der Schule. Sein Hang         terricht im Umgang mit den Kindern       men liessen sie ihre Augen über das
               unterricht. Alsbald war er auch zum Schauspiel wurde nun deutlich.            mit einer «Engels-Geduld» erleben.       weite Land gleiten.
               der schnellste Sprinter der Rudolf Er führte Regie in den Weihnachts­            Nach seiner Pensionierung Ende           Am 28. Januar 2019 erwachte
               Steiner Schule in Den Haag. Sein spielen und es war eine Freude, ihn          1996 leitete er während drei Jahren      Alexander Julius aus seinem Nacht­
               Berufsentscheid war eine Wahl zwi­ in verschiedenen Rollen (Herodes,          das Turnlehrerseminar mit Michael        schlaf nicht mehr und trat so in sei­
               schen Schauspieler und Sportlehrer. Teufel usw.) zu erleben. Klassen­         Neu. Er gab auch seine Kurse in          ner Art in die geistige Welt ein.
               Da ihn seine Schule jetzt schon als spiele brachte er auf die Bühne und       Mannheim und Dornach weiter.
                                                                                                                                           Benz Schaf‌fner, sein langjähriger
               Turnlehrer der Zukunft handelte, am Bazar führte er den legendären               Später erkrankte sein Sohn
                                                                                                                                                   Mitarbeiter und Freund
               war die Richtung bald festgelegt.    Zirkus ein. In Dornach wurde er          Bernhard an ALS (Amyotrophe-­
Bazar 2018         Konzert in der Elisabethenkirche

Circus Sternenbrücke       Bazar-Zirkus 5 a und 5 b
30 | Klassenspiel                                                                           Klassenspiel | 31

Zum Klassenspiel
der Klasse 8a
Maris Schenk aus der 8. Klasse blickt zurück auf den Weg der Klasse von der Entschei-
dung für das Stück « Romeo und Julia » bis zu den Aufführungen am 1. und 2. Februar
und den Wiedereinstieg in den Alltag.

               Unsere Theaterzeit begann mit ei­ bierten und nähten, oder auf der
               ner sehr knappen demokratischen Bühne im grossen Saal mit unse­
               Abstimmung. Sie beinhaltete eine rem Regisseur, Herrn Gisi, probten
               Enttäuschung für alle, die sich « Herr und unsere Rollen verfeinerten, al­
               der Diebe » als Achtklassstück ge­ les drehte sich um Verona und die
               wünscht hätten, und Freude für die beiden verfeindeten Familien, die
               anderen, deren Favorit « Romeo und wir darstellten.
               Julia » das Rennen mit einer Stimme      Trotz grossem Chaos, welches
               Vorsprung gemacht hatte.               kurz vor der Premiere ausbrach,
                   Doch als wir dann in das richtige brachten wir unser Projekt, zumin­
               Proben starteten, trat die Spaltung dest in meinen Augen, zu einem
               der Klasse mehr und mehr in den zufriedenstellenden Ende.
               Hintergrund. Langsam formte sich         So schön und aufregend die vier
               ein Theaterstück aus den wirren Auf‌führungen und die ganze The­
               Ideen und dem vorgeschriebenen aterzeit waren, so abrupt endete
               Text, der noch stark abgewandelt es, als einen Tag später die Schule
               wurde.                                 wieder im gewohnten Trott losging.
                  Unsere Tage bestanden nur noch Ich bin sehr dankbar, dass ich diese
               aus Theater. Egal ob wir in der Ga­ Erfahrung machen durfte !
               rage mit Herrn Wenger Kulissen
               malten, in der Kostümkammer mit                             Maris Schenk
               Frau Schengber Kostüme auspro­                               Schülerin 8 a
32 | Weiterbildung                                                                                                                                                     Weiterbildung | 33

Zur internen Weiterbildung
für Lehrpersonen
In der internen Kollegiumsweiterbildung am Ende der Fasnachtsferien arbeitete das
Kollegium zweieinhalb Tage mit Herrn Valentin Wember. Drei Teilnehmer berichten aus
ihrer persönlichen Perspektive.

              Perspektive 1                          kehrt bekommt sie Sauerstoff und          Die Methode der Waldorfpäda­           an sich zu verstehen und an sich
              In den Weiterbildungstagen vom         Nährstof‌fe aus dem Blut.              gogik ist nicht beliebig. Sie ist Er­     zu arbeiten hat, – begibt man sich
              14. – 16. 3. 19 wurde Valentin Wem­       Die Leber arbeitet nicht für sich   ziehung aus Menschenerkenntnis.           doch auch auf einen Weg, der einen
              ber, ehemaliger Waldorfschüler,        selbst. Sie arbeitet um den ganzen        So schildert Valentin Weber drei       immer wieder neu beschenkt mit
              Waldorf‌lehrer und heute Berater       Organismus gesund zu erhalten.         Schritte, wie z. B. die Rudolf Steiner­   neuen Erkenntnissen, wo es sich
              u. a. für Waldorfschulen, eingela­        Jedes körperliche Organ arbei­      pädagogik in der Schule wirksam ist.      lohnt an sich zu arbeiten und mit
              den, mit uns zu folgenden Fragen       tet für den andern. Es gibt keine      Darin unterscheiden wir uns ein­          der Sicherheit, ich bin nie fertig son­
              zu arbeiten :                          Konkurrenz. Vielmehr ist die Le­       deutig von allen anderen Schulen.         dern kann immer noch dazu lernen
                  Wie können wir die kollegiale      ber perfekt auf die anderen Organe     (Nebenbei bemerkte er, sind nach          und reicher werden. Da ist es wert­
              Zusammenarbeit auf geisteswissen­      eingestellt.                           einer Langzeitstudie in Deutschland       voll Hilfestellung und Werkzeug zu
              schaftlicher Grundlage verstehen          Bei dem Menschen ist es nicht       mit bis zu 80-jährigen die Waldorf­       erhalten, wie bei dieser lebendigen
              und vertiefen ?                        so einfach, denn wir Menschen sind     schüler weitaus gesünder).                Weiterbildung mit Valentin Wember.
                  Was sind die geeigneten Wege       nicht immer so selbstlos und da­                                                    So will ich meinen persönlichen
              und Techniken, die die kollegiale      durch unkompliziert. Wir verfolgen        1. Verstehen der Natur des Men­        Eindruck von der Weiterbildung
              Selbstverwaltung verantwortungs­       Eigeninteressen und haben einen              schen. Das Wesen des Kindes         mit den Worten von Marie von Eb­
              voll und ef‌fektiv möglich machen ?    gesunden und auch berechtigten               /Menschenkunde muss inten­          ner-Eschenbach schliessen :
                  Sehr bildhaft, wie auch humo­      Egoismus. Was aber können wir aus            siv studiert werden, um dann          « Nicht, was wir erleben, sondern
              rig hat er Zusammenhänge sicht­        dem genannten Bild etwas entwi­              pädagogische Massnahmen             wie wir empfinden, was wir erleben,
              bar und erlebbar gemacht, wie sie      ckeln ? Wie können wir ef‌fizienter          abzuleiten zu können. Z. B.         macht unser Schicksal aus. »
              z. B. auch in der Natur vorkommen      als Einzelner und in der Gemein­             was ist die Natur des Willens?                             Sabine Häfner
              und wie wir bestimmte Gesetzmäs­       schaft werden ? Vertrauensvoll an­           Was braucht ein Kind, wenn             Leitung Kindergarten Holderbusch
              sigkeiten von der Natur ablesen        dere Kollegen in Leitungsaufgaben            es nicht in den Willen, in die
              können.                                einbinden ? Wie Verantwortung ab­            Tat kommt?                  Perspektive 2
                  Z. B. was ist die Aufgabe der      geben ? Welche Haltung nehmen             2. Verstehen des einzelnen     Valentin Wember teilte seine anth­
              menschlichen Leber ?                   wir ein, Toleranz nicht als toten            Kindes                      roposophischen Erkenntnisse und
                  Sie verwertet sie Nahrungsmittel   Begriff, sondern als gelebte Geste        3. Verstehen der (Heil-) MittelErfahrungen mit uns. Er selbst ist
              als grösstes Stoffwechselorgan im      und Haltung zu leben ?                                                   gestandener Steinerschullehrer und
              Menschen, ist für Abbau und Aus­          In praktischen geübten Konflikt­    Mag es doch auch mühsam klin­ Autor mehrerer Bücher über anth­
              scheidung von Stof‌fen, wie auch       beispielen wird besonders deutlich,    gen, mag man den Eindruck und roposophisches Lernen und Unter­
              von Produktion von Lebenswich­         woran wir scheitern bzw. wo wir        die Erkenntnis haben, es ist noch nehmensführung, ein geheimer Star
              tigen Proteinen zuständig. Umge­       etwas verbessern können.               so unendlich viel, was man noch der Szene. Es war mir eine Freude
34 | Weiterbildung                                                                                                                                                             Weiterbildung | 35

             ihm zuzuhören, denn seine Vor­          ren jetzt nicht zum spontanen Tun         wollen. Voneinander lernen und               seine Teile aus eigenem Antrieb für das
             träge stellten Steiners Philosophie     gekommen, sondern um uns auf die          einander verstehen wollen, neue              Ganze arbeiten.
             und Erkenntnistheorie in den Kon­       kommenden grösseren Taten vor­            Methoden und Standpunkte selbst                               (aus Sozialfähigkeiten /
             text aktueller Herausforderungen        zubereiten. Gefahr erkannt, Gefahr        probieren und erfahren, das ist der                           Valentin Wember S. 89 )
             in der Schule. Auch setzte er sich      gebannt. Genau in sieben Tagen            Schritt den Herr Wember jedem als
             sehr konstruktiv mit den aktuellen      würde erneut eine Konferenz des           ersten Schritt empfahl, bevor wir            Während unserer Weiterbildungs­
             Trends der Kommunikations- und          Kollegiums anstehen, die nächste          dann dem Wunsch folgen dürfen                tage mit Valentin Wember nahmen
             Managementtechniken auseinander.        Chance zum Tun. Ich empfinde              auch als Anthroposophen verstan­             wir uns Zeit, natürlich viel zu wenig
             Von der Theorie U bist zur gewalt­      unsere Schulgemeinschaft, beson­          den zu werden. Menschen, Kinder              Zeit, aber immerhin, unseren Schu­
             freien Kommunikation, vom Prin­         ders auch die Gruppe der Lehrper­         aber auch KollegInnen, verstehen             lorganismus etwas aus Distanz zu
             zip der Delegation bis zum tiefen       sonen, die hier zusammensassen,           zu wollen bringt uns weiter als Ab­          bedenken, Fragen zu stellen, Ge­
             Zuhören, zeigt und übte er mit uns      als herzlich, of‌fen, sehr hilfsbereit,   grenzungen und Beschränkung auf              setzmässigkeiten neu zu verstehen
             neue Methoden, um unsere Selbst­        liebevoll und interessiert und freue      unsere Waldorf-Traditionen.                  und unsere Aufgaben und Chancen
             verwaltung und die Qualität unserer     mich wirklich jeden Tag mit ihnen            Es wird nun an jedem einzelnen            darin zu erkennen …
             Arbeit zu verbessern.                   wortwörtlich zu tun zu haben. Und         von uns liegen nicht wieder in die              Wie erfrischend das für mich war,
                Der Musiksaal kam mir in diesen      da tut sich schon die ganze Zeit sehr     alten Muster zu fallen, sondern auch         versuche ich in Worte zu fassen.
             Tagen so vor, als sässe da eine lern­   viel, auch viel Gutes !                   zu erinnern, dass die Ernte dieser              Ich bin ganz ehrlich : zweiein­
             willige Klasse. 60 KollegInnen voll        Und wenn Sie jetzt den Eindruck        schönen gemeinsamen Tage für die             halb Tage Weiterbildung bevor der
             Tatendrang, die in Herrn Wember         haben, wir hätten nur in der Luft         Schulgemeinschaft noch einzufah­             ganze Schulkoloss wieder anläuft,
             einen sehr guten Lehrer gefunden        herumgeredet, dann liegen Sie             ren ist.                                     gerade fröhlich aus dem Schnee zu­
             hatten. Spätestens nach dem ersten      gänzlich falsch ! Eine gemeinsam                                 Vivian Schüler        rück, die eigenen Kinder so richtig
             Tag erwartete ich nun – da wir uns      bearbeitete Aufgabe lautete zum                         Klassenlehrer 8. Klasse        im Saft und …
             alle durchgehend hervorragend be­       Beispiel : « Stellen Sie sich vor, Sie                                                    Meine Lust hielt sich in Gren­
             nahmen – dass es weiter ginge ! Im­     leiten diese Schule morgen. Was           Perspektive 3                                zen. Der Referent Wember konnte
             pulsvortrag, Arbeit in Zweiergrup­      würden sie tun, um die folgenden          Warum arbeiten wir ? Die Antworte des        mich zwar schon etwas locken,
             pen, Arbeit in Vierergruppen, zwei      zwei Dinge zu erreichen : 1) Die          schnellen Denkens :                          aber eigentlich hatte ich das Be­
             Rollenspiele, of‌fenes Gespräch im      pädagogischen Ziele der Schule               Um Geld für unseren Lebensunter-          dürfnis meine eigenen Projekte zu
             Plenum mit 60 KollegInnen – alles       jedes Jahr besser umzusetzen und          halt zu verdienen. Oder : Um möglichst       verfolgen.
             klappte. Warum also legte der Meis­     2) die Mitarbeitenden zur Leitung         viel Geld zu verdienen. So weit – so            Ich ging hin, wollte mal sehen …
             ter nicht los und lies den Worten       der Schule befähigen. »                   selbstverständlich. Nur : Die Antwort        und blieb !
             die Taten folgen ? Ich zwang mich          Weitere Themenschwerpunkte             der Organe unseres Körpers wäre eine            Ich blieb regelrecht kleben !
             zur Geduld. Zweiter Tag : keine Ta­     waren : Wie gehen wir in der Schule       andere. Fragte man die Leber : « Warum          Nicht nur das Thema, war es,
             ten. Da dachte ich : Taktik. Das ist    mit neuen pädagogischen Metho­            arbeitest Du ? » würde sie nicht antwor-     das mich fesselte, es war die Art an
             der Spannungsbogen, er will uns         den um ? Was tun, wenn diese den          ten : « Um Sauerstoff zu bekommen. »         sich, sich Zeit zunehmen, zurück zu
             noch was mit auf den Weg geben          erfahreneren Kolleginnen falsch,          Jedes Organ würde antworten : « Ich ar-      stehen, Zusammenhänge aus dem
             und dann geht es los. Am Abend          vielleicht sogar schädlich schei­         beite, weil das meine Natur ist. Ich finde   Alltagsgewirr zu lösen, Luft und
             fragte ich dann nach : soll oder will   nen ? Eine Grundregel, die uns            meine Erfüllung darin, für das Leben des     Licht in die unglaubliche Dichte
             er nicht mit uns ins Tun kommen ?       Herr Wember an die Hand gab,              ganzen Organismus produktiv zu sein.»        hineinzubringen, die unsere Schule
             Wir fragten ihn und am nächsten         lautete : zuerst wirklich verstehen          (…) Ein wahrhaft sozialer Organis-        manchmal sehr schwer und etwas
             Morgen kam die Antwort : wir wa­        wollen, dann verstanden werden            mus ist erst dann möglich, wenn alle         erdrückend wirken lässt.
36 | Weiterbildung                                                                                                                                                   Flohmarkt / Bazar | 37

                 Dazu kam Valentin Wembers
              Wortreichtum und Sprachgeschick.
                                                       Erwachsenen orientieren. …
                                                           Machen wir Knöpfe  !
                                                                                               Buchantiquariat, Flohmarkt
              Für mich ein Genuss.
                 Die Energie zu spüren, wenn ein
              Raum voller Menschen in kleinen
                                                           Neu ist das alles nicht, was wir
                                                       in den letzten Tagen durch unser
                                                       Gehirn, unser Herz und unsere
                                                                                               und Bazar sind gesichert
              Gruppen über eine gemeinsame             Gliedmassen rieseln liessen, aber       Über viele Jahre hat eine Gruppe von ehemaligen Schuleltern den Bücherstand am Floh-
              Frage diskutiert, ein Stimmenwirr­       wieder frisch !                         markt und das Antiquariat am Bazar betreut. Ein unglaubliches Engagement : Wahre
              warr aus Distanz und in der ein­             Wenn wir etwas wissen, dann,        Bücherberge wurden da versetzt und für die Schule Einnahmen gesichert.
              zelnen Gruppe höchstmögliche             dass da ganz schön viel Arbeit auf
              Konzentration – dann war das Ge­         uns wartet, das Schöne daran ist,       Da sich niemand fand, der diese          – Da bisher gut ein Drittel
              meinsame im Einzelnen sehr nah.          dass wir sofort damit beginnen kön­     umfangreiche und komplexe Auf­             der Bücher entsorgt werden
                 «Gesprächsfähigkeit verlangt den      nen und auch werden und dass wir        gabe übernehmen wollte, ging die           musste, bitten wir Sie drin­
              Willen zu verstehen, die Hingabe an      nicht alleine sind !                    Anfrage an die Eltern der beiden           gend, nur Bücher in gutem
              das Ich des Anderen. »                       Ich freue mich nun von Herzen       ersten Klassen.                            Zustand zu bringen. Eine
                 Was das für unser Zusammenle­         die Kinder morgen wieder zu be­            Wir haben diese Herausforderung         detaillierte Kriterien-Liste
              ben und -arbeiten in unserer Schule      grüssen und mich mit ihnen ge­          angenommen! Es bedeutet uns viel,          finden Sie auf der Home­
              bedeutet, ist nicht schwer zu erken­     meinsam weiter auf die Reise zu         dass das Kulturgut Buch auch weiter­       page der Schule.
              nen, auch nicht welch Einsatz jedes      begeben. Was würde ich alles nicht      hin seinen gewichtigen und sichtba­      – Wir können leider keine
              Einzelnen gefordert wird, diese Hin­     erleben ohne diese Kinder !             ren Platz an Flohmi und Bazar hat.         Bücher abholen.
              gabe zu erlangen.                            Und ich bin auf jeden Fall er­         Die ersten Arbeitseinsätze ha­
                 Of‌fenheit, Toleranz und damit        frischt, wach und sehr dankbar für      ben schon stattgefunden und beim       Wir hoffen, das grosse Bücherschiff
              ein Zurücktreten von sich selbst         diese paar Tage mit Chance auf          Sortieren, Umschichten, Kisten­        bleibt – dank Ihrer Hilfe – noch
              hin zur Gemeinschaft und dem             Weiterentwicklung.                      schleppen, Schmökern sind neue         lange mit allen Schätzen der Bü­
              gemeinsamen Ziel, eine Schule zu                                                 Ideen entstanden : Wir wollen die      cherwelt beladen und freuen uns
                                                                          Rahel Bräutigam
              sein, in der die Pädagogik Rudolf                                                Abläufe vereinfachen, das Angebot      auf viele tatkräftige Helferinnen und
                                                                  Mitarbeiterin Jakobshüttli
              Steiners wach und lebendig mit der                                               verschlanken und die Präsentation      Helfer, wenn wir im Herbst wieder
              höchstmöglichen Erkenntnis der                                                   auffrischen. Wer Lust hat mitzuhel­    gross auspacken und auftischen.
              Menschenkunde und der höchst­                                                    fen, ist uns hochwillkommen ! Wir         Im Namen der ganzen Schule
              möglichen Initiativkraft jedes Ein­                                              brauchen Menschen, die gerne rich­     sagen wir der « alten » Mannschaft
              zelnen gelebt und in der heutigen                                                tig zupacken, und Menschen, die        herzlichsten Dank !
              Zeit weiterentwickelt wird, muss                                                 sich auskennen in Literatur, Kunst,
                                                                                                                                                        Für die neue Leitung
              unser Antrieb sein.                                                              Anthroposophie, Kochen, Philo­
                                                                                                                                                         Miriam Neuburger
                 Dieser Antrieb ist aber nur da                                                sophie, Architektur, Naturwissen­
                                                                                                                                       miriam.neuburger@steinerschule-basel.ch
              möglich wo Vertrauen und Ehrlich­                                                schaften usw.
              keit als Basis, die Selbsterkenntnis                                                Für die Bücherabgabe gilt ab
              des Einzelnen und Erkenntnis der                                                 jetzt Folgendes :
              Zusammenhänge lebendig sind.
                 Für unsere Schüler bedeutet dies,                                               –   Bücher bitte nur noch an
              dass sie sich aus sich selbst erziehen                                                 den regulären Sammeltagen
              indem sie sich am sich erziehenden                                                     abgeben.
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