Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics

Die Seite wird erstellt Jannis Vogt
 
WEITER LESEN
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
Das Magazin für Kunden und Entscheider in der Logistikbranche 01 | 2009

                                                                          Osteuropa
                                                                               bleibt
                                                                          Hoffnungs-
                                                                            markt in
                                                                           der Krise

Interview                          E-Fulfillment
mit Jan-Christian Philipp          Die komplette Service-
über Land, Menschen                Kette aus einer Hand
und Logistik Brasiliens
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
editorial

        IMPRESSUM

    Logwin Magazin 01|2009

    Herausgeber
    Logwin AG
    ZIR Potaschberg
    5, an de Längten
    L-6776 Grevenmacher
    Telefon +352 719 690-0
    Fax +352 719 690-0
    E-Mail info@logwin-logistics.com                        Liebe Leserinnen und Leser,
    Verantwortlich i. s. d. P.
    Mara Hancker                                            gut ein Jahr nach Einführung unserer neuen Marke Logwin halten Sie heute das erste Heft
                                                            unseres Logwin Magazins in Händen – eine Premiere, auf die wir stolz sind! Denn erstmals
                                                            verfügen alle Geschäftsfelder der Logwin-Gruppe über eine gemeinsame Plattform für viel-
                                                            fältige journalistische Formate wie News, Reportagen oder Analysen. Eines ist uns dabei
                                                            besonders wichtig: Dieses Medium ist keine Informationsbroschüre sondern eine Zeitschrift.

                                                            Wir haben das Logwin Magazin als Forum gestaltet, in dem wir uns zu Themen aus Wirtschaft
                                                            und Gesellschaft mit Ihnen und weiteren Fachleuten austauschen möchten. Dazu gehören für
                                                            uns auch kritische Fragen und differenzierte Beobachtungen. Stichwort Wirtschaftskrise: In
                                                            diesen angespannten Zeiten steht die Supply Chain erneut auf dem Prüfstand. Die Versor-
                                                            gungsketten müssen ökologisch und ökonomisch genau durchdacht sein. Gleichzeitig erfordert
                                                            das wechselhafte Marktumfeld flexible und schnelle Reaktionen. Hier sind wir als Full-Service-
                                                            Logistikdienstleister besonders gefordert. Im Magazin werden Sie unsere Lösungen ebenso wie
                                                            die Menschen, die sie entwickeln, aus nächster Nähe kennenlernen.

                                                            Wir werden Ihnen nach und nach Einblicke in unsere Standorte geben, im mazedonischen Štip
                                                            ebenso wie im brasilianischen São Paulo. Und Sie erfahren Hintergründe aus den verschieden-
                                                            sten Bereichen der Logistik – von der Luftfracht bis zum on-site-betriebenen Warehouse.

                                                            Als global aufgestellter Dienstleister haben wir uns der kontinuierlichen Optimierung verschrie-
                                                            ben. Bereits heute steht Logwin für eine weltweit vernetzte Leistungsvielfalt, die Erfahrung von
                                                            über 8.600 Mitarbeitern und ihre Vision von zukunftsweisenden Logistikstrategien.

                                                            Unser Blick nach vorn reicht ein gutes Stück über die gegenwärtige Situation hinaus. Deshalb
                                                            werden wir gerade in diesem Jahr die Erschließung neuer Märkte weiter vorantreiben und damit
                                                            unseren Kunden weitere Geschäftsperspektiven eröffnen. Lesen Sie davon künftig hier im Heft.

                                                            Ich freue mich auf den gemeinsamen Weg!

                                                            Herzlichst
                                                            Ihr

                                                            Berndt-Michael Winter
                                                            CEO Logwin AG

2              www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
inhalt

                                        4                                       14                                                       20
Schwerpunkt Osteuropa                       Die Luftfrachtbranche                           Stolzes Brasilien
Logistikbeziehungen zwischen Ost und West
                                            und die Krise                                   Regenwald und Mega-Metropolen:
unter die Lupe genommen                     Wie steuert Lufthansa Cargo durch die           Logistik im fünftgrößten Land der Welt
                                            Turbulenzen?

     SCHWERPUNK T                                HINTERGRÜNDE                                      NEWSFL ASH

 4 Osteuropa bleibt                         14 Interview                                    24 Kurzmeldungen
   Hoffnungsmarkt                               mit Carsten Spohr,                               Kunden, Projekte und Awards
    Erst Wirtschaftsboom, dann                  Vorstandsvorsitzender der
    Wirtschaftskrise: Doch welche               Lufthansa Cargo AG                          28 Neue Standorte
    Chancen bietet die Krise?                                                                    Das weltweite Netz wächst weiter
                                            16 Projektlogistik
 7 Der Vorhang ist offen,                       Drei Beispiele aus der Praxis               30 Gewinnspiel
   die Logistik spielt auf
    Unterschiedliche Länder,                17 Spezialtransport
    Sprachen und Kulturen stellen               Erdgas für Abu Dhabis Autos
    hohe Anforderungen an
    die Logistik in Osteuropa               18 E-Fulfillment
                                                Geklickt, gepackt, geliefert –
10 „Mutig, aber nicht tollkühn“                 Lösungen für den Online-Handel
    Retail in Osteuropa am Beispiel
    der Drogeriemarktkette dm               20 Interview
                                                Mit Jan-Christian Philipp,
12 Mazedonien zieht an!                         Director Sales Americas
    Textillogistik und Lohnveredelung           im Logwin-Geschäftsfeld
    in Štip                                    Air + Ocean

                                                                                     www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09        3
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
schwerpunkt osteuropa

4       www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Osteuropa
bleibt Hoffnungsmarkt
Seit den frühen 90ern gelten Polen, Rumänien, die Slowakei, Tschechien und Ungarn als die Boom-Staaten Europas.
Der ,goldene Osten‘ glänzte mit beeindruckenden Wachstumsraten, hohen Exportzahlen und niedriger Arbeitslosigkeit.
Doch die Folgen der globalen Finanzkrise führen auch in diesen Volkswirtschaften zu Ernüchterung. Was sind die
Chancen in der Krise? Und wie sieht es langfristig für die Region aus?

Günstige Produktionsbedingungen, beträchtliche ausländische Investi-         Quartals 2009 lag er in regionaler Währung mit beeindruckenden 34
tionen, ein starker Export und gleichzeitig ein großer Aufholbedarf sei-     Prozent im Plus.
tens der heimischen Konsumenten – das waren die Erfolgsfaktoren der             Selbst unter Berücksichtigung der üblichen Kursschwankungen –
osteuropäischen Volkswirtschaften. Die starke Abhängigkeit vom Kapi-         diese Trends stehen in direktem Widerspruch zu den Horrorszenarien
talzufluss und der Kaufkraft der westlichen Industrienationen machten        zahlreicher Analysten. Von bevorstehenden Staatsbankrotten scheinen
die Wirtschaftssysteme allerdings besonders anfällig für die Finanzkrise.    Aktienkäufer nicht auszugehen. Und mit dieser Einschätzung stehen
    Entsprechend stark sind nun die Auswirkungen zu spüren: Kapital          sie nicht allein. Auch die EU-Kommission prognostiziert, dass solide
wurde zurückgezogen. Mangels Nachfrage ist der Export eingebrochen.          Volkswirtschaften im Osten – darunter Polen, Tschechien und die Slo-
Die Währungskurse, die nicht fest an den Euro gebunden waren, stürz-         wakei – das Jahr 2009 mit einem kleinen Plus im BIP abschließen wer-
ten zum Teil dramatisch. Dadurch können viele private Kreditnehmer,          den. Das ist weit mehr als die meisten westeuropäischen Länder sich
Unternehmen und auch Staaten ihre Fremdwährungskredite nicht                 momentan ausrechnen können. Ist dieser kleine Vorteil nur darin be-
mehr bedienen. Aufgrund sinkender Nachfrage – in West und Ost –              gründet, dass die Krise Osteuropa mit zeitlicher Verzögerung erreicht
schließen oder drosseln ausländische Firmen ihre Produktion. In der          hat? Oder werden die alten Wachstumsländer auch die neuen sein?
Folge kommen auch die ortsansässigen Zulieferer unter Druck und Insol-
venzen nehmen zu. Die steigende Arbeitslosigkeit wiederum lässt die
Binnennachfrage schrumpfen.                                                  Ost und West im Wechselspiel
                                                                             Vieles spricht für eine rasche Erholung in Osteuropa, sobald sich die
Bankrottgefahr – aber Börse im Aufwind!                                      Weltwirtschaft stabilisiert. Denn die aktuelle Krise ist dort zu einem
                                                                             großen Teil Ergebnis der internationalen Verflechtung. Das wird bei
Ungarn hat bereits im Herbst vergangenen Jahres eine Finanzspritze von       einem Blick auf die Automobilindustrie deutlich. In Ungarn, Tschechien,
20 Milliarden Euro erhalten. Lettland wurde von der EU und dem Inter-        Polen, Slowenien, Rumänien und der Slowakei haben Produzenten aus
nationalen Währungsfond (IWF) mit 7,5 Milliarden Euro unterstützt. Die       Westeuropa, Amerika und Asien Fabriken errichtet. Im Jahr 2008
Russische Föderation gewährte Weißrussland einen Stabilisierungs-            kamen rund fünf Prozent der weltweiten Fahrzeugproduktion aus der
kredit von 1,5 Milliarden Dollar, einen weiteren Kredit in Höhe von zwei     „Automotive Region Eastern Europe“.
Milliarden Dollar stellte der IWF im Januar in Aussicht. Im März musste          Allein in der Slowakei fertigen Volkswagen, Kia und Peugeot-Citroen.
Rumänien vor dem Staatsbankrott bewahrt werden. Dazu steuert die EU          Sie sorgten damit bisher für ein Viertel der gesamten Wirtschaftsleis-
voraussichtlich sieben Milliarden Euro bei, der IWF weitere zwölf Milliar-   tung – und für ein Viertel der Exporte. In Tschechien generiert die Auto-
den. Geht es in Osteuropa nur noch darum, den Bankrott zu verhindern?        branche ein Fünftel des Inlandsproduktes. Anfang 2009 standen
   Der Indikator Börse spricht dagegen. Die Wertpapiermärkte Ost-            die Bänder der meist hochmodernen Fabriken immer wieder still. Jetzt
europas verzeichneten im März den größten Monats-Kursanstieg seit            haben Konjunkturprogramme wie die deutsche Abwrackprämie wieder
dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989. Mit einem Plus von 17           für Bewegung gesorgt.
Prozent überflügelte der MSCI-Emerging Market Index, in dem die Ost-             Ein großer Teil der Produktion – nicht nur aus dem Bereich Automo-
börsen enthalten sind, die meisten Westbörsen. Auch der russische            tive – geht nach Westeuropa. In Polen zum Beispiel hat sich der Schwer-
Aktienindex erzielte im März eine positive Wende. Am Ende des ersten         punkt des Außenhandels im vergangenen Jahrzehnt massiv auf die

                                                                                                www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09    5
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
schwerpunkt osteuropa

Europäische Union verlagert. Knapp 80 Prozent der Exporte gehen in                    LOGWIN IN OSTEUROPA
EU-Länder. In umgekehrter Richtung kommen von dort 64 Prozent der
Importe. Denn mit steigendem Wohlstand wurde Osteuropa auch als
Absatzmarkt zunehmend interessant.

Langzeit-Perspektiven
                                                                                 I   seit Jahrzehnten in Osteuropa aktiv
In Folge der Osterweiterung stieg das Pro-Kopf-Einkommen in den
neu beigetretenen Ländern von 40 Prozent des Durchschnitts der alten             I   80 Standorte in 16 Ländern Ost- und
Mitgliedsstaaten 1999 auf 52 Prozent im Jahr 2008. Außerhalb der EU                  Südosteuropas
gab es ähnliche Entwicklungen. In einigen Ländern stiegen die Löhne
deutlich – in Rumänien beispielsweise hatten sie sich seit 2000 ver-             I   eigene Stückgutnetzwerke und eigene
fünffacht. Hier wie in anderen osteuropäischen Staaten müssen
Arbeitnehmer derzeit aber massive Lohnkürzungen verkraften, denn
                                                                                     Niederlassungen
Unternehmen wie Regierungen sind auf „Gesund-Spar-Kurs“. Gleich-
zeitig steigen die Preise für die Dinge des täglichen Lebens rasant. Für
                                                                                 I   kompetente, mehrsprachige Mitarbeiter
die Menschen ist es hart, doch gesamtwirtschaftlich gesehen tragen               I   flächendeckender Lkw-Transportservice
niedrigere Löhne sicher dazu bei, dass die Region Wettbewerbsvor-
teile zurück gewinnt – und sich dadurch vielleicht sogar schneller als               in Osteuropa
manches westeuropäische Land von der Krise erholt.
    Fest steht: Der Nachholbedarf in Osteuropa wir noch lange Zeit be-
                                                                                 I   Transportdienstleistungen nach
stehen bleiben, sowohl in Bezug auf Konsumgüter als auch im Hinblick                 westlichem Standard
auf den wirtschaftlichen Aufbau. Gerade jetzt wird hier – im Rahmen
von Konjunkturprogrammen – weiter an der Entwicklung der Länder ge-              I   tägliche Direktverkehre
arbeitet. Die polnische Regierung beispielsweise verdoppelt in diesem
Jahr ihre Ausgaben für die Infrastruktur. Auch Rumänien und Bulgarien            I   Door-to-Door-Laufzeit von 24 bis 72 Stunden
wollen mit Milliardeninvestitionen in Infrastruktur, Bildung und Umwelt-
schutz auf die Krise reagieren. Nicht zuletzt diese Kampfbereitschaft            I   moderne IT-Ausstattung
sowie das seit Anfang der 90er-Jahre gesammelte Know-how könnten
dazu beitragen, dass die Länder Osteuropas in ein bis zwei Jahren
wieder zu den ertragreichsten Märkten der Welt gehören. I

    EXPERTENMEINUNG

    Mehr Effizienz in der Logistik:
    „Durch die Wirtschaftskrise wird auf Industrie-, Handels-     Unternehmen perfekt ausgereifte Logistikstrategien
     und Dienstleistungsunternehmen ein massiver Kosten-          in der Schublade. Hier ist die Unterstützung kompe-
     druck ausgeübt – in Osteuropa wie auch in allen anderen      tenter Logistikdienstleister gefragt. Sie haben gerade
     Wirtschaftsräumen. Das wirkt wie ein ungeheurer Kata-        jetzt große Chancen, nicht nur bedarfsgerechte Ana-
     lysator für Rationalisierungen, Prozessverbesserungen        lysen und innovative Konzepte vorzulegen, sondern die
     und Effizienzsteigerungen. Davon bleibt auch die Logis-      Logistik in all ihren Facetten auch zuverlässig, sicher
     tik nicht unberührt, denn sie gehört zu den großen Kos-      und transparent zu gestalten. Die effiziente interne wie
     tenblöcken in der Wirtschaft. Ihre Leistungsfähigkeit ist    externe Logistik ist der Schlüssel zum Erfolg. Und nicht     Robert Müller
     allerdings noch längst nicht ausgeschöpft. Hier besteht      zuletzt mit einer innovativen Logistik lässt sich im Wett-   Managing Director
                                                                                                                               Road + Rail Eastern
     bei vielen Unternehmen noch Nachholbedarf. Einer             bewerb punkten – durch Qualität, Service und gute Kon-
                                                                                                                               Europe bei Logwin
     aktuellen Studie zufolge haben lediglich 30 Prozent der      ditionen.“

6             www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
BRÜCKENSCHL AG FÜR PRODUK TION UND HANDEL

Der Vorhang ist offen, die Logistik spielt auf
Wenn Amerikaner (West-)Europa kennen lernen, sind sie oft von der Vielfalt der Sprachen, Sitten und Gebräuche
überrascht. 1989 – nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ging es den Westeuropäern mit ihren osteuropäischen
Nachbarn nicht anders. Der ehemalige Ostblock präsentierte sich weniger monolithisch als gedacht.
Heute sind Unternehmen wieder ganz selbstverständlich sowohl in West- als auch in Osteuropa zuhause. Doch in
vielen Fragen sind nach wie vor Spezialisten gefragt. Wie zum Beispiel in der Logistik.

Der Fall des Eisernen Vorhangs 1989 und die EU-Osterweiterung im        Logistikmarkt Osteuropa
Jahr 2004 machten es möglich: Wirtschaft und Handel zwischen Ost
und West boomten – eine rasante Entwicklung nahm ihren Anfang. „Die     Die Anforderungen an Logistikdienstleister sind im ost- und südosteuro-
osteuropäischen Länder galten als kostengünstiger Produktionsstand-     päischen Raum allerdings nicht zu unterschätzen: „Wir haben es mit
ort mit schneller Anbindung an die Nachfragemärkte Westeuropas“, er-    ganz unterschiedlichen Ländern, Sprachen, Kulturen und Mentalitäten
klärt Alexander Haak, Managing Director Road + Rail Western Europe.     zu tun“, sagt Alexander Piwonka, Managing Director Road + Rail
„Deshalb haben in den letzten fünf bis zehn Jahren Unternehmen ganz     Eastern Europe. „Darüber hinaus hat sich hier in kürzester Zeit eine Viel-
unterschiedlicher Branchen ihre Produktion aus Westeuropa und           zahl an Regionen mit ebenfalls sehr unterschiedlichen Wirtschafts-
Asien zunächst in Nachbarländer wie Polen, Tschechien und später auch   und Logistikschwerpunkten entwickelt, die teilweise in der Europäischen
weiter östlich und südöstlich verlagert.“                               Union, teilweise aber auch außerhalb der EU liegen. Die Verkehrsnetze
   Ob Konsumgüter, Automobilbranche, die Elektroindustrie, der          sind zwar relativ gut ausgebaut, vom westeuropäischen Standard jedoch
Maschinenbau oder Einzelhandel: Warenimporte aber auch Exporte          noch weit entfernt. Beide Verkehrsmittel, Lkw und Bahn, werden nach-
nahmen dramatisch zu. Auch die Binnennachfrage der osteuropäi-          gefragt: Die Bahn punktet bei Massengütern und Containern, der Lkw
schen Länder zog massiv an. Mit dem zunehmenden Handel stieg auch       bei der Stückgutsendung und speziell in der Nahversorgung.“
der Bedarf an zuverlässigen Logistiklösungen.

                                                                                           www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09     7
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
EXPERTENMEINUNG                                                      Je nach Kundenwunsch gilt es, die perfekte logistische Lösung anzubie-
                                                                          ten. „Da auch die osteuropäischen Unternehmen zurzeit unter großem
                                Prof. Dr.-Ing. Frank Straube,             wirtschaftlichen Druck stehen, sind Logistiker gefragt, die flexible Ware-
                                Geschäftsführender Direktor am            housing- und Distributionslösungen anbieten können“, so Piwonka.
                                Institut für Technologie und
                                Management und Leiter des
                                                                          „Und Unternehmen, die ihre Produktion in ein osteuropäisches Land
                                Bereichs Logistik an der                  auslagern, benötigen Logistikpartner, die sowohl in Ost- als auch in
                                Technischen Universität Berlin            Westeuropa zu Hause sind.“
                                                                              Für beide Fälle gilt: Die Kunden erwarten nicht nur eine gesicherte
                                                                          Abwicklungsqualität, sondern auch eine hohe IT-Kompetenz sowie ent-
                                                                          sprechende Transportnetze, um eine verlässliche Verbindung zwischen
                                                                          West- und Osteuropa – und bei Bedarf auch bis Übersee zu realisieren.

     Die Globalisierung geht weiter                                       Kampf um die beste Ausgangsposition
    „Osteuropa zählte auf lange Zeit zu einem der lebendigsten Wachs-     Sowohl große lokale Anbieter als auch internationale Logistikdienstleis-
     tumsmärkte weltweit. Über viele Jahre konnten die osteuropäi-        ter wetteifern um die beste Ausgangsposition in allen osteuropäischen
     schen Länder von einem dynamischen Wachstum profitieren. So          Ländern. Besonders umkämpft sind die großen Märkte Polen, Russland,
     wie die Länder Osteuropas am überproportionalen Aufschwung           Tschechien und Ungarn .
     partizipiert haben, spüren sie temporär auch den wirtschaftlichen        „Logwin gehört heute zu den großen Logistikanbietern im osteuro-
     Abschwung angesichts der Finanzkrise. Die mittel- und lang-          päischen Markt“, sagt Robert Müller, Managing Director Road + Rail
     fristigen Perspektiven sind in den Ländern Osteuropas allerdings     Eastern Europe, der das Osteuropa-Netz maßgeblich mit aufgebaut hat.
     exzellent, da Handels- und Produktionsunternehmen sowohl             „Wir sind in 16 Ländern in Ost- und Südost-Europa aktiv, kennen die
     den dortigen Markt als auch kostenoptimiert im internationalen       logistischen Gegebenheiten sehr genau, und garantieren die getaktete
     Verbund Logistikleistungen nachfragen werden. Gut aufgestellte       Anbindung an die neuen EU-Beitrittsländer sowie die GUS-Staaten.
     Logistikdienstleister verbinden Transport und Logistiksolutionkom-   Und für Logistikprojekte verfügen wir über eigene Cross-Docking- und
     petenz und nutzen die aktuelle Konsolidierung konsequent             Warehousing-Kapazitäten, die wir konsequent ausbauen.“
     zur besseren Marktpositionierung, mit wertschöpfungsintensiven           Auf dieser Basis ist ein optimaler Rundum-Service möglich: Logwin
     Leistungen und auskömmlichen Margen.                                 organisiert zum Beispiel multimodale Verkehre oder auch die Zollab-
                                                                          wicklung diverser Transportgüter. Bei allen Prozessen haben die Kunden
     Globalisierung von Netzwerken, die Individualisierung von Pro-
                                                                          ihre Waren immer im Blick: Per Tracking & Tracing und mit speziellen
     dukten, die immer anspruchsvolleren Kundenerwartungen
                                                                          Software-Lösungen ist auch die Überwachung sämtlicher Lagerbestände
     an Unternehmensleistungen, die damit einhergehende Steuerung
                                                                          möglich.
     robuster, zuverlässiger Lieferketten und Fragen des Klima-
                                                                              Dass nicht immer alles nach westlichem Standard funktioniert, sieht
     wandels, knapper werdender Ressourcen und steigende Energie-
                                                                          Robert Müller gelassen: „Die Distanzen, die unsere Lkw zurücklegen,
     preise sind Kernthemen. Ressorceneffiziente Logistik ist eines
                                                                          sind enorm. Tracking & Tracing ist deshalb nicht immer die richtige Wahl:
     der großen Zukunftsthemen. Noch ist ökologische Nachhaltigkeit
                                                                          Was haben Sie davon, wenn Ihr System 20 Tage lang anzeigt, dass die
     in der Logistik aber vielfach nur eine formulierte Absichtserklä-
                                                                          Sendung verladen worden ist, weil der Transport so lange unterwegs ist?
     rung. Die Branche wird künftig offenlegen müssen, wie verschwen-
                                                                          Wir geben unserem Kunden Ford zum Beispiel alle zwei Stunden per
     derisch oder aber wie schonend sie mit der Ressource Umwelt
                                                                          Telefon die Information, wo sich der Lkw aktuell befindet.“
     umgeht. Die Unternehmen sind deshalb angehalten, ihre Logistik-
     systeme auf nachteilige Umweltauswirkungen hin zu unter-
     suchen und Konzepte zum Schutz von Umwelt und Ressourcen
     vorzulegen.                                                          Starke Verbindung: Berlin – Moskau
     Auch internationale Produktions- und Logistikverbünde werden         Wer Handel und Logistik in West- und Osteuropa beschreibt, kommt
     vor dem Hintergrund der aktuellen Wirtschaftskrise nicht an          immer auch auf eine besondere Verbindung zu sprechen: Berlin –
     Bedeutung verlieren. Die Weltwirtschaft wächst weiter zusam-         Moskau. Wichtigster Handelspartner Russlands ist Deutschland.
     men. Der Trend zur Auslagerung großer, anspruchsvoller Teile         Und Moskau spielt in der russischen Wirtschaft eine Schlüsselrolle.
     der Wertschöpfung und Logistik bleibt weiter bestehen. Die Kom-      Die Stadt vereint bis zu 80 Prozent des Finanzpotenzials Russlands und
     plexität diese globalen Netzwerke zu managen, erfordert              der Anteil Moskaus am Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes beträgt
     jedoch ein hohes Maß an Netzwerkkompetenz sowie intelligente         an die 20 Prozent.
     Systeme zur Steuerung. Hierbei werden der Einsatz intelligenter         Die Zollbestimmungen in Russland sind kompliziert. Zurzeit läuft
     Informationssysteme sowie smarter Auto-ID-Technologien wie           eine Reorganisation: Zollämter werden von Moskau in die Regionen
     beispielsweise RFID eine wichtige Rolle spielen.“                    verlegt. Mit der richtigen Vorbereitung der Frachtdokumente ist eine
                                                                          Stückgut-Sendung von Deutschland nach Moskau genauso problemlos
                                                                          möglich wie ein nationaler Transport. „Wir sind seit 1992 in Russland

8             www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
schwerpunkt osteuropa

       DAS LOGWIN OSTEUROPANETZWERK

  I   Bosnien-Herzegowina (bih): Sarajevo
  I   Bulgarien (bg): Sofia
                                                                                                       EST
  I   Kroatien (hr): Osijek, Ploce, Vukovar, Zagreb                                                                             RUS
  I   Mazedonien (mk): Štip                                                                              LV
  I   Moldawien (md): Kischinau
                                                                                                     LT
  I   Polen (pl): Bielitz-Biala, Breslau, Eylau, Gdynia,                                    RUS
      Gleiwitz, Inowrazlaw, Kielce, Lodz, Malaszewicze,
      Mlyny-Korczowa, Narewka, Piaseczno, Posen, Pul/awy,                                                        BY
      Sokol/ów, Środa Wielkopolska, Terespol, Tischau,
      Warschau, Zielona Góra                                                          PL
  I   Rumänien (ro): Arad, Pitesk, Sibiu, Temeswar,
      Bukarest, Cluj-Napoca
                                                                                                                 UA
                                                                      CZ
  I   Russland (rus): Moskau, Nischni Nowgorod,
      Nowosibirsk, Sankt Petersburg                                                   SK
  I
                                                                                                                        MD
      Serbien (srb): Belgrad
                                                                                      HU
  I   Slowakei (sk): Kosice, Ružomberok, Senec
                                                                     SI                                   RO
                                                                           HR
  I   Slowenien (si): Ljubljana, Spodnja Idrija
  I   Tschechien (cz): Brünn, Brünn-Modřic,                                    BiH
      Mladá Boleslav/Kosmonosy, Pilsen, Prag, Velesin                                       SRB

  I   Ukraine (ua): Dnipropetrowsk, Kiew, Odessa,                                     MNE                  BG
      Uschhorod, Vinnytsia, Zhytomyr
                                                                                                MK
  I   Ungarn (hu): Budapest, Debreczin, Raab,                                              AL
      Vecsés/Budapest                                               Logwin
                                                                                                GR                                TR
                                                                    Partner
  I   Weißrussland (by): Brest , Gomel, Minsk

vertreten“, sagt Robert Müller. „Heute mit fünf Niederlassungen – einer    ter für Gehäuse- und Schaltschranktechnik Rittal und die Drogerie-
davon in Moskau – und über 150 Mitarbeitern. Wir betreuen Kunden           marktkette dm in Bulgarien (siehe auch Seite 24 und Seite 10, Anmer-
aus der Automobil-, Maschinenbau-, Lebensmittel- und Textilindustrie,      kung der Redaktion). Darüber hinaus bestehen zum Teil jahrzehnte-
bieten neben internationalen Transporten sowie der nationalen Distri-      lange Kundenbeziehungen, die Zusammenarbeit wurde kontinuierlich
bution auch Warehousing, Handling, Kommissionierung und weitere            ausgebaut.
Value Added Services. Gerade in den letzten fünf Jahren hat die                Trotz Krise sieht Logwin die künftige Entwicklung Osteuropas posi-
Geschäftsentwicklung hier vor Ort massiv an Dynamik gewonnen.“             tiv: „Im Jahr 2008 stieg der Umsatz in Osteuropa um fast 10 Prozent,
                                                                           obwohl sich die Entwickung im vierten Quartal deutlich verlangsamte“,
                                                                           sagt Alexander Piwonka. „2009 wird ein schwieriges Jahr, trotzdem
Erfolgreich mit Neukunden in Osteuropa                                     sind wir davon überzeugt, unsere Wettbewerbsposition in Osteuropa zu
                                                                           halten und in Teilbereichen sogar zu wachsen.“ Auch Marktforscher
Nicht nur in Moskau, sondern in ganz Osteuropa beginnt für Logwin das      haben erst vor einem Jahr errechnet, dass die nominalen Ausgaben für
Jahr 2009 mit einer erfreulichen Geschäftsentwicklung. Zu den Kun-         Logistikdienstleistungen und Lagerhaltung von derzeit rund 272 Mrd.
den, die in den vergangenen Wochen mehr Leistungen eingekauft oder         USD auf etwa 370 Mrd. USD im Jahr 2012 anwachsen werden . „Diese
neu beauftragt haben, zählen unter anderem der rumänische Papier-          Entwicklung mag durch die weltweite Krise verlangsamt werden, aber
hersteller Papyrus, der – jetzt auch in Tschechien aktive – Systemanbie-   umzukehren ist sie nicht“, konstatiert Alexander Piwonka. I

                                                                                                www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09   9
Osteuropa bleibt Hoffnungsmarkt in der Krise - Interview mit Jan-Christian Philipp über Land, Menschen und Logistik Brasiliens - Logwin Logistics
Drittel der Aufgaben erbringen können. Zwei
                                                                                                                   Drittel der logistischen Prozesse laufen in der
                                                                                                                   Filiale ab“, so Engelmann. Diese Filialprozesse
                                                                                                                   müssen durch zentrale Vorleistungen optimiert
                                                                                                                   werden: Dazu gehören ein optimaler Liefer-
                                                                                                                   rhythmus ebenso wie eine zuverlässige Filial-
                                                                                                                   nachschuborganisation.
                                                                                                                       Doch was steht hinter diesen Prozessen?
                                                                                                                   dm bildet alle Waren- und Geldströme vollstän-
                                                                                                                   dig im IT-System ab. Filialen und Zentrale sind
                                                                                                                   dafür vernetzt und greifen auf ein geschlos-
                                                                                                                   senes Warenwirtschaftssystem zurück. „Alle
                                                                                                                   Informationen sind in Echtzeit zentral und de-
                                                                                                                   zentral abrufbar“, betont Engelmann. „Unser
                                                                                                                   Ziel ist es, durch Informationsaustausch die
                                                                                                                   Warenbewegungen auf ein Minimum zu opti-
                                                                                                                   mieren. Logistik findet bei uns vorrangig im
                                                                                                                   Kopf statt.“ Schlank sollen die Prozesse sein
                                                                                                                   – nach dieser Maßgabe wird das geeignete
 RETAIL IN OSTEUROPA
                                                                                                                   Abwicklungsverfahren ausgewählt: Ob Direkt-
                                                                                                                   belieferung, Cross Docking oder Zentrallager-

„Mutig, aber nicht tollkühn“                                                                                       abwicklung – es entscheidet jeweils der Pro-
                                                                                                                   zess.
                                                                                                                       Für die Transportlogistik setzt dm Öster-
                                                                                                                   reich auf Logwin. „Seit zwanzig Jahren über-
 Die Drogeriemarktkette dm expandiert in Mittel- und Südosteuropa.                                                 nehmen wir in Österreich die Beschaffungs-
 Wesentliches Element der Expansionsstrategie ist ein Logistikkonzept,                                             logistik sowie die Filialdistribution“, sagt
 das mutig neue Länder erschließt – und dabei auf sauber durchdachte                                               Hermann Költringer, Director Business De-
                                                                                                                   velopment Solutions bei Logwin.
 und erprobte Prozesse setzt.

 2.115 Filialen in elf europäischen Ländern, mit           Engelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung
 einem Sortiment von über 14.000 Artikeln,                 dm Österreich. Der 47-Jährige ist seit 23 Jahren
 ergänzt mit über 300 Dienstleistungseinheiten             im Unternehmen. Und er ist maßgeblich ver-
 für Friseur und Kosmetik – das ist das aktuelle           antwortlich für die Entwicklung der Logistik
 Filialnetz von dm. Vor allem in den mittel- und           von dm Österreich. Seine Logistik-Philosophie                                     Martin Engelmann,
 südosteuropäischen Ländern, in denen die                  fasst er in sieben Leitsätzen zusammen:                                           Vorsitzender der
                                                                                                                                             Geschäftsführung
 Tochtergesellschaften von dm Österreich aktiv             1. Effiziente Logistik beginnt in der Filiale
                                                                                                                                             dm Österreich
 sind, eröffnen kontinuierlich neue Ladenge-               2. Logistik dient der Filiale
 schäfte – fast eines pro Woche.                           3. Systeme dienen Prozessen
     In Ungarn sind es bereits 242, in Tschechien          4. Logistik findet im Kopf statt                              DM IN ZAHLEN
 158, in der Slowakei 75, Slowenien verzeich-              5. Strukturen entwickeln sich gleichartig
 net 61, Kroatien 109 dm Filialen. In Serbien gibt         6. Automatisierung mit „Köpfchen“                           dm Unternehmensgruppe:
 es 26 und in Bosnien-Herzegowina sind es                  7. Wertestrom-Partnerschaften stehen im                     Umsatz: 4,7 Mrd. Euro (2007/08)
 18 Filialen. In Rumänien, wo dm Ende 2007                    Wettbewerb                                               Filialen: 2.115 (März 2009)
 startete, sind bis heute 12 Ladengeschäfte                                                                            30.700 Mitarbeiter
 entstanden. Ganz neu auf der dm Landkarte ist             Logistik als Dienstleistung
 Bulgarien, wo dm im Januar den ersten von                 für die Filiale                                             dm in Österreich und in den neun
 mittlerweile drei Märkten eröffnete. Im letzten                                                                       verbundenen Ländern Mittel- /
 Geschäftsjahr (2007/08) erzielte dm Öster-                „Die erste These ist zugleich die wichtigste,               Südosteuropas
 reich 1,344 Mrd. Umsatz. 799 Millionen – das              denn an ihr leiten wir die Wertmaßstäbe für die             Umsatz: 1,344 Mrd. Euro
 ist mehr als die Hälfte davon – entfiel auf die           täglichen Entscheidungen ab“, sagt Martin                   1.058 Filialen (März 2009),
 Tochtergesellschaften in Mittel- und Südosteu-            Engelmann. Die einzelne Filiale steht für ihn               bis zum Jahresende mehr als 1.100
 ropa. Gegenüber dem Vorjahr steigerten diese              am Anfang aller Überlegungen. Ihre Standort-                Über 11.000 Mitarbeiter
 ihren Umsatz um beeindruckende 29 Prozent!                bedingungen sind entscheidend für Umsätze,
     „Das Wachstum und die Entwicklung von                 Kosten und die maximal erreichbare Produkti-
 dm Österreich sind sehr eng mit unserer Logis-            vität. „Die Logistik für die Filiale ist eine Dienst-
 tik-Philosophie verknüpft“, sagt Mag. Martin              leistungsaufgabe, für die wir zentral etwa ein

 10           www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
schwerpunkt osteuropa

„Unser Tourenkonzept ermöglicht die Beliefe-        Step by Step                                            preis allein zählt schon lange nicht mehr. Wir
rung innerhalb enger Zeitfenster und vermei-                                                                befinden uns längst in einem Wettbewerb, bei
det gleichzeitig Leerfahrten.“ Die eingesetzten     „Wir erfinden nicht in jedem neuen Land                 dem die Effizienz der gesamten Wertestrom-
LKW fallen im Straßenbild auf: Ihre Wechsel-        unsere Logistik neu“, so Engelmann. „Wir sind           Partnerschaft in die Waagschale geworfen
brücken sind mit saisonal wechselnden dm            mutig, aber nicht tollkühn.“ Bei den Startups in        wird“. Gerade die Expansion in neue nationale
Werbesujets ausgestattet.                           neuen Ländern setzt er auf eine ähnliche                Märkte funktioniere nur mit einer guten
    Für die wachsenden Tochtergesellschaften        Entwicklung der Logistikstrukturen. Zunächst            Logistik. „Wir setzen auf ECR-Standards als
von dm Österreich ist Logwin ebenfalls im Ein-      sind die Filialen im Fokus. „Es geht um die             Basis, nutzen unser Extranet als Plattform und
satz: In diesen Ländern beliefert Logwin dezen-     Herstellung der notwendigen Warenpräsenz                suchen permanent nach neuen Potentialen
trale Distributionszentren. Mehrere Mitarbeiter     und Verfügbarkeit, vor allem für unsere dm              durch Integration der Supply Side“.
von Logwin steuern im dm-Logistikzentrum in         Qualitätsmarken.“ Anschließend wird die Be-                 Angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise,
Enns diese Prozesse.                                lieferung optimiert. So werden z.B. Zentral-            deren Folgen in Südosteuropa deutlich spür-
    „Eine besondere Lösung haben wir gemein-        lagerflächen eingerichtet und die Filialabläufe         bar sind, bleibt Engelmann gelassen: „Die
sam mit dm für den Markteintritt in Rumänien        optimiert. Im dritten Schritt wird die IT-Basis         Verbraucher bringen uns auch oder gerade in
und Bulgarien entwickelt“, erklärt Költringer.      ausgebaut, das Warenwirtschaftssystem ge-               wirtschaftlich veränderlichen Zeiten Vertrauen
„Wir transportieren sämtliche Artikel aus dem       schlossen. Nachdem diese Hausaufgaben                   entgegen. Daher spüren wir auch auf Verbrau-
Sortiment der dm Qualitätsmarken zu unse-           gemacht sind, kommt die Phase der Perfektion            cherseite keine ‚Krise’ im engeren Sinne. Wir
rem Warehouse im rumänischen Arad und in            und der Detailoptimierung. „Für etablierte              entwickeln uns in allen Ländern weiterhin sehr
Sofia. Dort etikettieren unsere Mitarbeiter die     Länder ist die Logistik eine wesentliche zen-           dynamisch.“ Wenn bei Immobilienprojekten
Produkte in der Landessprache und kommis-           trale Dienstleistung zur Erreichung von effizien-       auch teilweise Verschiebungen auftreten, so
sionieren filialgerecht. Die Filialbelieferung      ten Prozessen – um die gewünschte Qualitäts-            würden diese im Gegenzug durch neue Mög-
übernehmen wir ebenfalls.“                          und Kostenführerschaft zu erreichen“, erklärt           lichkeiten in den Innenstädten aufgehoben.
    „Das ist für dm in der Markteintrittsphase      Engelmann.                                              Aktuelle Veränderungen beobachtet er auf-
eine interessante Möglichkeit – mit minimalen           Von unüberlegter Automatisierung hält er            merksam: „Für die Nutzung von Chancen und
Fixkosten“, sagt Martin Engelmann. Für Her-         jedoch nichts: Es bleibt eine „Handarbeit“,             für die Abwendung von Risiken sind wir gut
mann Költringer liegt der Kundenvorteil auf der     Prozesse so zu bündeln, dass die Automatisie-           aufgestellt.“ I
Hand: „dm kann sich auf den Roll-out weiterer       rung auch funktioniert. Selbstverständlich gilt
Filialen konzentrieren. Wir liefern im Hinter-      dies gerade für Lagerung und Transport. Für
grund die Logistik – zuverlässig und skalierbar.“   Engelmann steht fest: „Der günstige Einkaufs-

   EXPERTENMEINUNG                                                                                                 HINTERGRUND MONDI

   Investitionen und Wachstum geplant                                                                            Über Mondi
                                                                                                                 Mondi ist eine internationale Papier- und
  „In zwei Fabriken in Zentraleuropa (Österreich, Slowakei) sowie                                                Verpackungsgruppe und erzielte 2008
   jeweils einem Werk in Russland, in Israel und in Südafrika pro-                                               einen Umsatz von rund 6,3 Mrd. Euro.
   duziert Mondi Uncoated Fine Paper jährlich etwa 1,9 Mio Tonnen                                                Die Kernmärkte und Hauptgeschäfts-
   holzfrei ungestrichene Naturpapiere für den Bürokommunika-                                                    zweige liegen in Westeuropa, Zentral-
   tions- und Druckbereich. Wir haben unsere Aktivitäten bereits in                                              und Osteuropa, Russland sowie Süd-
   den frühen neunziger Jahren nach Osteuropa ausgedehnt. An                                                     afrika. Mondi unterhält Produktionsstät-
   der russischen Fabrik in Syktyvkar, rund 1.500 Kilometer nördlich                                             ten in ca. 35 Ländern und beschäftigte
   von Moskau, beteiligten wir uns bereits 1992 und übernahmen            Klaus Venus, Director                  im Jahr 2008 rund 33.400 Mitarbeiter.
   2002 die Mehrheit der Geschäftsanteile. In der Slowakei akqui-         Logistics & Orderprocess
                                                                          – Uncoated Fine Paper,
   rierten wir im Jahr 2000 mehrheitlich die Papierfabrik SCP in                                                 Über Mondi Uncoated Fine Paper
                                                                          Mondi Europe & Inter-
   Rozemberok. Im Mittelpunkt unserer Osteuropa-Expansion stan-           national
                                                                                                                 Mondi Uncoated Fine Paper ist ein füh-
   den neben den sehr wettbewerbsfähigen Produktionsstandorten                                                   render Hersteller von Büro- und grafi-
   die stark wachsenden Absatzmärkte Osteuropas. Mondi hat früh                                                  schen Papieren und verfügt über Produk-
   das Potential dieser Märkte erkannt und nimmt hier deshalb                                                    tionsstätten in fünf Ländern sowie über
   heute eine führende Position ein. Mit unseren fünf Vertriebsbüros                                             Verkaufsbüros weltweit. Die Produkt-
   haben wir eine starke lokale Präsenz geschaffen, und unsere                                                   palette umfasst sowohl Papier für den
   Marken sind in den jeweiligen Märkten gut etabliert. Wir halten                                               Bürobedarf, als auch für Pre-Print und
   an unseren Expansionsplänen in der Region fest, denn die                                                      Offset-Anwendungen. Zu den bekannte-
   Wachstumsraten sind nach wie vor interessant. Bis 2010 werden                                                 sten Marken zählen Color Copy, das
   wir rund 525 Millionen Euro in die Modernisierung und Erwei-                                                  führende Farblaserpapier in Europa,
   terung unserer russischen Fabrik investieren – und uns damit                                                  Snegurochka, IQ, MAESTRO, BIO TOP 3
   weiteres Wachstum am russischen Markt ermöglichen.“                                                           und NAUTILUS

                                                                                                     www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09       11
Gestickt, genäht, veredelt:
   Mazedonien zieht an!
Ihre Kolleginnen nennen sie ‚Stick-Königin‘ und Emilija ist stolz darauf: Ob an Hem-
  den, Blusen, Jacken, am Kragen, an den Ärmeln oder Taschen, in vielen Farben,
    Formen oder mit dem Markennamen – seit Jahresanfang bestickt sie alles, was
           ihr unter die Maschine kommt. Emilija und ihre 14 Kolleginnen arbeiten in
                  einer modernen Textillogistikanlage, die Logwin in Štip, Mazedonien,
                   betreibt.

                                     Textilveredelung spielt in der mazedonischen 45.000-Einwohner-
                                        Stadt Štip eine immer wichtigere Rolle. Vor fünf Jahren hat
                                         Logwin hier ein neues Textillogistiklager in Betrieb genom-
                                           men. Auf 5.500 Quadratmetern stehen 1.700 Quadrat-
                                             meter für hängende Textilien bereit, auf 2.600 Quadrat-
                                               metern werden Rohmaterialien und klassische Stück-
                                                  güter gelagert. Der Rest steht im Dienst der Zoll-
                                                     abwicklung – laut Trajan Angelov, Country Manager
                                                       im Logwin Geschäftsfeld Solutions, das einzige
                                                        Textillogistikzentrum seiner Art im ganzen Land
                                                          und auf dem Balkan. Der Vorteil für den
                                                          Kunden liegt auf der Hand: Ein erhöhter finan-
                                                        zieller Spielraum. Denn: Logwin darf sämtliche
                                                      Materialien zunächst unverzollt einführen und zwi-
                                                  schenlagern. „Erst wenn die Ware abgefordert und
                                             ausgeliefert wird, zahlen unsere Kunden den Zoll“, sagt
                                          Angelov. „Das kann unter Umständen mehrere Wochen oder
                                      Monate dauern – ein nicht unerheblicher Zahlungsaufschub, der
                                  die Liquidität der mazedonischen Unternehmen enorm erhöht.“

                      Land der Lohnveredelung
               Mazedonien ist ein klassisches Lohnveredelungsland mit deutlich steigendem Verarbei-
          tungsvolumen. Die Textilveredelung gehört dazu. Fast ein Drittel aller Kleidungsstücke, die in
     Deutschland auf den Markt kommen, sind Re-Importe nach Veredelung im Ausland. Und davon
      stammen mehr als drei Viertel aus Osteuropa. Auch Elektronik- und Automobilhersteller nutzen
       in den letzten Jahren zunehmend die Vorteile, die eine internationale Produktion bietet – zum
        Beispiel zur Montage von Autoelektronik wie Kabelbaum-Montagen, zur Galvanisierung,
         Wärmebehandlung oder Lackierung von Fahrzeugteilen.
schwerpunkt osteuropa

                                                   Für mehr als 60 Textilhersteller ist Logwin in Mazedonien tätig und liefert jährlich rund 14 Millionen Teile
                                                   nach Westeuropa. Die mazedonische Landesgesellschaft bietet Full-Service, vom Design über die Ausführung
                                                   bis zur Auslieferung der fertigen Kollektionen an den Point-of-Sale.

Früher wickelte Logwin die Veredelungsver-         die Bedienung neuer Relationen wie Kosovo               Stickereiarbeiten
kehre direkt zu den Produktionsbetrieben im        und Albanien über unser Logistikzentrum in              kommen gut an
Land ab. Das Problem: „Die mazedonischen           Štip, vermeiden wir Leerfahrten und nutzen
Firmen haben in der Regel zu wenig Platz für       die Lagerkapazität optimal aus.“                        Die Geschäfte mit der modernen Logistikanla-
die Lagerung der Materialien“, erläutert Trajan                                                            ge in Štip laufen gut, die Services wurden per-
Angelov. „Wir mussten die Container oft auf                                                                manent ausgebaut. Seit Jahresanfang lässt
den Firmengeländen aufstellen, weil der Lager-     Logistik heißt Service                                  Logwin für seine Kunden auch sticken. Zehn
raum ganz einfach zu knapp war. Mit den Mög-                                                               funkelnagelneue Stickmaschinen sind dafür
lichkeiten, die unser Logistikzentrum bietet,      Für Mazedonien wie für alle anderen verar-              eigens aus Deutschland importiert worden.
gehört dieses Problem glücklicherweise der         beitenden Länder ist die Lohnveredelung ein             Mit ihnen lassen sich Stickereien in neun Far-
Vergangenheit an.“                                 lukrativer Wirtschaftszweig. Denn durch die             ben anfertigen und Applikationen wie Kordeln,
                                                   Ansiedlung arbeitsintensiver Industrien und             Pailletten oder Nieten aufbringen.
                                                   Dienstleistungen gelingt es Schritt für Schritt,           Emilija ist glücklich. Sie – wie auch ihre
Textilien und mehr                                 die Beschäftigung im Land zu verbessern und             Kolleginnen Aneta, Ljubica, Julijana und Marija
                                                   strukturschwache Regionen zu fördern.                   – haben durch den Zusatzservice einen Job.
Heute bietet Logwin in Štip die volle Bandbrei-       „Aufgabe der Logistik ist es, die verschie-         „Designer-Marken sind für uns privat außer
te der Dienstleistungen: Neben Export-Import       denen Produktionsstandorte und Zielmärkte               Reichweite“, sind sich die Frauen aus Štip einig,
Zollformalitäten, Sortierung und Verteilung        miteinander zu verknüpfen“, sagt Frank So-              „aber der Lebensstandard verbessert sich
der Rohwaren sowie CAD/CAM Services ge-            botka, Director International Network Fashion.          merklich.“ I
hören auch Stickereiarbeiten, die Abholung         „Dabei steht der Logistik-Dienstleister ebenso
                                                                                                                 AUSGEZEICHNETER SERVICE
von Fertigteilen und die zeitweilige Lagerung      wie der verarbeitende Betrieb in der Pflicht,
zum Service. Qualitätskontrollen, Etikettie-       zur Minimierung der Kosten beizutragen. Ne-                 Im März dieses Jahres wurde Logwin in
rung und Kommissionierung runden das Ange-         ben einer effektiven Planung und Organisation               Mazedonien mit dem „International
bot ab. Wöchentlich fahren rund 25 Lastzüge        multimodaler Verkehre setzt dies transparente               Star for Leadership in Quality Award“
von Mazedonien nach Deutschland.                   Prozesskontrolle voraus. Darum werden heute                 ausgezeichnet. Der Preis, der jährlich
    Einen Schwerpunkt der Ladungen bilden          sämtliche Prozesse IT-gestützt abgewickelt.                 von der „Business Initiative Directions“,
Textilien. „Wir befördern aber auch andere         Soweit möglich richtet man Schnittstellen zu                Paris, verliehen wird, würdigt heraus-
Handelsware wie z.B. Kugellager, Computer,         allen beteiligten Partnern ein, um die Planung              ragende Leistungen in den Bereichen
Parfüm und diverse technische Produkte“,           zu optimieren und die notwendige Transparenz                Geschäftsentwicklung und Service-
sagt Angelov. „Durch unsere Vielseitigkeit und     zu gewährleisten.“                                          qualität gemäß QC 100-Standard.

                                                                                                    www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09         13
interview

Für Turbulenzen gut gewappnet
Die globale Wirtschaftskrise trifft die Luftfrachtbranche besonders hart: Laut Weltluftverkehrsverband IATA (International
Air Transport Association) werden derzeit 20 bis 30 Prozent weniger Waren per Flugzeug transportiert als im Vorjahr.
Das Logwin Magazin sprach mit Carsten Spohr (42), Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Cargo AG, über die Strategien
seines Unternehmens in Zeiten der Krise.

Logwin Magazin: Die schwache Nachfrage im Luftfrachtbereich setzt     Projekte – nutzen aber auch die Chancen, die sich in der Krise bieten:
sich weiter fort. Wie begegnet Lufthansa Cargo dieser Entwicklung?    zum Beispiel durch neue Frachterverbindungen von Italien in die USA
Carsten Spohr: Wir haben bereits im Sommer 2008 die ersten Auswir-    sowie durch die Einbindung neuer Ziele wie Hanoi, Malta und Hyderabad
kungen der Wirtschaftskrise durch sinkende Frachtmengen zu spüren     in unser weltweites Frachternetzwerk.
bekommen und aufgrund der sich drastisch verschärfenden Situation
im Dezember ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen. Dazu        Logwin Magazin: Kurzarbeit, Flugzeugstilllegungen, freiwillige Gehalts-
gehört neben Kürzungen bei den Personal- und Sachkosten, beispiels-   kürzungen – welche weiteren Maßnahmen wären denkbar, wenn die
weise durch die Einführung von Kurzarbeit für unsere 2600 deutschen   Situation sich weiter verschärft?
Bodenmitarbeiter sowie freiwilligen Gehaltskürzungen bei Manage-      Carsten Spohr: Mit den beschriebenen Maßnahmen hat Lufthansa
ment und Vorstand, eine Reduzierung unserer Frachterkapazitäten um    Cargo schnell und flexibel auf die bisherigen Auswirkungen der Krise
20 Prozent. Gleichzeitig fokussieren wir uns auf betriebsnotwendige   reagiert. Unsere Krisenpläne sind stufenweise ausgelegt, das heißt wir

14          www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
sind auf eine mögliche weitere Verschärfung        Carsten Spohr: Ganz klar: ja! Asien war, ist
der Situation vorbereitet und werden unsere        und bleibt eine Wachstumsregion. Zwar bela-
Maßnahmen den aktuellen Gegebenheiten              stet die Krise die asiatischen Länder ebenfalls
entsprechend anpassen. Welche dies genau           sehr stark, doch nach wie vor verzeichnen die
sein werden, entscheiden wir anhand der            wichtigsten Wirtschaftsnationen wie China
jeweils aktuellen wirtschaftlichen Lage.           und Indien hohe Wachstumsraten. Lufthansa
                                                   Cargo ist deshalb seit Jahren in Asien strate-
Logwin Magazin: Die Luftfrachtbranche ist          gisch optimal positioniert: Mit mehreren Hand-
durch den Abschwung besonders stark betrof-        lingkooperationen in China, mit unserem
fen. Schließlich ist Luftfracht im Vergleich zu    Tochterunternehmen Jade Cargo International
anderen Transportmöglichkeiten am teuersten.       in Shenzhen und mit einem dichten Netz
Hersteller entscheiden sich verstärkt für          an Zielorten und Frequenzen in ganz Asien.
günstigere Alternativen, um ihre Waren von A
nach B zu bringen. Auf welche Strategien setzt     Logwin Magazin: Zentrales Luftfracht-Dreh-
Lufthansa Cargo, um diesem Trend entgegen-         kreuz für Ihr Cargo-Geschäft ist der Flughafen
zusteuern?                                         Frankfurt. Derzeit bestehen Nachtflug-Be-
Carsten Spohr: Sicherlich gibt es einen ge-        schränkungen, ein generelles Verbot ist in
wissen Anteil an Fracht, der aufgrund der Krise    der Diskussion. Warum ist die Frage der Nacht-
nicht mehr per Flugzeug, sondern per Schiff        flüge von und nach Frankfurt so entscheidend       Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender
transportiert wird. Für den weitaus größten Teil   für Ihr Geschäftsmodell?                           Lufthansa Cargo AG
der Sendungen, die in der Vergangenheit per        Carsten Spohr: Frankfurt ist einer der größten
Luftfracht transportiert worden sind, gibt es      Frachtflughäfen Europas – und Nummer acht
aber auch künftig keine Alternative, denn          der Welt. Der Frankfurter Flughafen ist damit
diese Produkte sind wertvoll und zeitkritisch      ein unverzichtbares Drehkreuz für einen
und müssen ihren Zielort deshalb so schnell        funktionierenden Welthandel – auch und ge-
wie möglich erreichen. Da ist und bleibt Luft-     rade in seiner Rolle für den Exportweltmeister     gen Maßnahmen uns helfen, die Auswirkungen
fracht das alternativlose Transportmittel.                                                            abzumildern – jedoch womöglich noch nicht
Wir setzen auch in der Krise auf eine anhaltend
hohe Qualität im gesamten Transportprozess.
                                                   „ Für die weltweite Luftfracht-                    ausreichen. Wichtig ist, dass wir nach dem
                                                                                                      Ende der Talfahrt mit voller Kraft durchstarten
Dass diese Leistungen ihren Preis haben, wis-         industrie sehe ich zudem                        können und dafür schon jetzt die Weichen
sen auch unsere Kunden. Um ihre hohen An-             ein Projekt wie „E-Freight“                     stellen müssen. Für wie weltweite Luftfracht-
sprüche auch künftig zu erfüllen, optimieren                                                          industrie sehe ich zudem ein Projekt wie
wir unser Produktangebot, unser Netz und
                                                         als entscheidend an.            “            „E-Freight“ als entscheidend an. Das Projekt
unsere individuellen Dienstleistungen kontinu-                                                        will weltweit den papierlosen Frachttransport
ierlich.                                           Deutschland. Die weltweite Arbeitsteilung          ermöglichen – es wurde 2004 im Rahmen der
                                                   in der globalisierten Industrie erfordert eine     IATA-Initiative „Simplifying the Business“ ins
Logwin Magazin: Im vergangenen Jahr erzielte       gewisse Zahl von Flügen, die nachts in Frank-      Leben gerufen und bedeutet für die Luftfracht-
Lufthansa Cargo fast die Hälfte der Verkehrs-      furt starten. Ohne diesen so genannten             branche einen großen Schritt in Richtung
erlöse auf den Asien/Pazifik-Routen. Jetzt ist     „Nachtsprung der Logistik“ würden vielerorts       Prozessvereinfachung. Jedes Jahr könnten die
das Luftfrachtaufkommen dort dramatisch            die Bänder stillstehen und viele Firmen auf        weltweit produzierten Frachtpapiere derzeit
eingebrochen. Glauben Sie nach wie vor an die      andere Flughäfen und Fluggesellschaften aus-       39 Boeing 747-400 Frachtflugzeuge füllen.
Wachstumsregion Asien/Pazifik?                     weichen. Und das, obwohl Lufthansa Cargo
                                                   durch die optimale Vernetzung der Verkehrs-        Logwin Magazin: Sie haben eine Ausbildung
                                                   träger und die Verzahnung der Frachter- und        zum Verkehrspiloten absolviert – wann saßen
                                                   Passagierverkehre am Flughafen Frankfurt           Sie das letzte Mal im Cockpit?
                                                   schnellste Verbindungen garantieren kann.          Carsten Spohr: Das war vor knapp zwei
                                                   Sollten diese marktseitig geforderten und wirt-    Jahren am Tag vor meinem Amtsantritt als
                                                   schaftlich notwendigen Nachtflüge wegfallen,       Vorstandsvorsitzender bei Lufthansa Cargo.
                                                   wäre Lufthansa Cargo existentiell bedroht.         Diese Aufgabe ließ sich nicht mehr mit der Flie-
                                                                                                      gerei verbinden. Für den Erhalt meiner Lizenz
                                                   Logwin Magazin: Wo sehen Sie im Luftfracht-        aber gehe ich alle zwei Monate in den Simula-
                                                   Bereich die größte Herausforderung für die         tor. Turbulenzen erleben wir aber im Luftfracht-
                                                   Zukunft?                                           geschäft auch ohne Simulator täglich …
                                                   Carsten Spohr: Zunächst gilt es, schnell und
                                                   flexibel die richtigen Entscheidungen in der       Logwin Magazin: Herr Spohr, wir danken
                                                   Krise zu treffen. Wir denken, dass die bisheri-    Ihnen für dieses Gespräch. I

                                                                                               www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09    15
projekte

Projektlogistik: Geht nicht gibt’s nicht!
Sehr groß, sehr schwer, sehr sperrig? Außergewöhnliche Güter erfordern eine ausgefeilte Transportlogistik.
Von Hamburg nach Saraburi, von Xingang nach Witbank oder auch in Melbourne: Logwin ist weltweit aktiv.

Gute Aussichten für Melbourne                                             schwindelerregenden 120 Metern so hoch wie ein 40-stöckiges Gebäu-
                                                                          de. Innerhalb von zwölf Monaten erreichten insgesamt 25 Transporte
14 Meter lang und 80 Tonnen schwer: Eine überdimensionale Spindel         mit Riesenrad-Komponenten die Baustelle. Dazu zählten elf Antriebs-
ist das zentrale Bauteil für das größte Riesenrad auf der Südhalbkugel.   einheiten mit jeweils vier Metern Länge und neun Tonnen Gewicht
„Southern Star“ steht im australischen Melbourne und ist mit seinen       sowie 21 Aussichtskabinen à 25 Tonnen. I

                Verpackung für Durstlöscher                                 Waschanlage an Bord
                       Ob Cola, Bier oder Limonade: Getränkedosen                                               Wussten Sie, dass man Kohle
                            aus Aluminium sind eine oft gewählte Ver-                                           waschen muss? Denn nur so
                                packung für Durstlöscher. Damit die                                             kann der geförderte Rohstoff
                                  Produktion bei einem der führenden                                            von störenden Bestandteilen
                                    Dosen-Hersteller in Thailand                                                wie taubem Gestein gesäubert
                                     nicht ins Stocken gerät, bedurfte                                          werden. Zwei neue Kohlen-
                                      es eines Schwertransports.                                                wäschen entstehen zurzeit in
                                      Eine Schleifmaschine wurde von                                            Südafrika. Die in China herge-
                                     Hamburg nach Laem Chabang                                                  stellten Anlagen wurden in zehn
                                     verschifft – das Gewicht der drin-     20-Fuß-Containern und sechs Massenstückgut-Sendungen auf
                                   gend benötigten Anlage: 8.500            die Reise geschickt. Der erste Streckenabschnitt erfolgte auf dem
                                  Kilogramm. Per Tieflader ging es          Seeweg von Xingang bei Tianjin nach Durban. Nach rund 680
                                weiter zur Fabrik im rund 200 Kilo-         Kilometern auf südafrikanischen Straßen erreichte der Schwer-
                             meter entfernten Saraburi. I                   transport seinen Zielort Witbank. I

16          www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
Abu Dhabi:
Erdgasautos statt Spritschlucker
Über 90 Prozent der Erdöl- und Erdgasreserven der Vereinigten Arabischen Emirate finden sich in Abu Dhabi.
Stand bislang der Export im Vordergrund, soll das Erdgas jetzt verstärkt in der 860.000 Einwohner zählenden
Wüstenmetropole Abu Dhabi City genutzt werden.

Insgesamt 16 Erdgastankstellen entstehen in den kommen-
den Monaten innerhalb des Stadtgebiets. Weitere 250 sind
fest in Planung. Damit setzt Abu Dhabi auf eine moderne
                         und zugleich umweltfreundliche
                         Technologie. Gebaut und in den
                         Wüstenstaat exportiert werden
                         die Erdgastankstellen von einem
                         deutschen Unternehmen. „Wir
                         haben uns in einer weltweiten
                         Ausschreibung gegen starke Mit-
                         bewerber durchgesetzt“, sagt
Heinz Bauer, Eigentümer und CEO der Bauer Kompressoren
GmbH. „Das Erfolgsrezept? Unsere Qualität und unsere
technische wie planerische Expertise haben den Ausschlag
gegeben. Die gesamte Produktion vom Rohgussteil bis zum
fertigen System findet südlich von München im weltweit
modernsten Fertigungswerk für Verdichter-Systeme statt.“

Starke Logistik: Haus am Haken
Die erste Erdgastankstelle in Abu Dhabi steht bereits:
Ein mobiler 400 Tonnen-Kran manövrierte das Kompressor-
haus über das frisch gegossene Betonbett. Millimeter-
arbeit und Schnelligkeit sind gefragt! Denn bevor der Beton   Solche Erdgas-Tankstellen gehören bereits heute zum Stadtbild von Abu Dhabi.

                                                              fest wird, muss das Gebäude an exakt der richtigen Stelle auf dem Tankstellen-
                                                              gelände platziert werden. Das Team ist hoch konzentriert, alles verläuft nach Plan.

                                                              Mit guter Vorbereitung ans Ziel
                                                              Dieser Aktion gingen sechs Monate Vorbereitung voraus. „Die Teams in München
                                                              und Dubai haben eng zusammengearbeitet“, erläutert Eva-Maria Jackermeier,
                                                              Senior Sales Manager am Logwin Standort München. „Dabei waren die Ausmaße
                                                              des Gebäudes und kurzfristige Projektänderungen eine besondere Herausfor-
                                                              derung.“ Schließlich brachte das Kompressorhaus bei zehn Metern Länge, drei
                                                              Metern Breite und dreieinhalb Metern Höhe stolze 67 Tonnen auf die Waage.
                                                                 Die erste Strecke von München nach Antwerpen legte das Kompressorhaus per
                                                              Tieflader zurück. An Bord eines Break Bulk Schiffes ging es weiter nach Abu Dhabi
                                                              am persischen Golf. Der letzte Transportabschnitt fand mitten in der Nacht statt,
                                                              um den Verkehr möglichst wenig zu beeinträchtigten.
                                                                 Die neue Erdgastankstelle hat ihren Betrieb wie geplant aufgenommen. Damit
                                                              die wachsende Flotte von Erdgasfahrzeugen bald überall in Abu Dhabi tanken kann,
                                                              laufen die Vorbereitungen für die nächsten Transporte bereits auf Hochtouren. I

                                                                                                www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09   17
INNOVATIVES E-FULFILLMENT GEFR AGT

Online-Handel
wächst zweistellig!

Der Weltmarkt für Online-Shopping hat in den letzten zwei Jahren um 40 Prozent zugelegt. Die aktivsten Online-Shopper
sitzen in Süd-Korea vor dem Bildschirm, dicht gefolgt von Deutschland, England und Japan. Ein Ende des Wachstums ist
nicht in Sicht. Trotz globaler Wirtschaftskrise gehen Experten auch in den nächsten Jahren von zweistelligen Zuwächsen
aus. Das Transportvolumen steigt, die Logistik ist gefordert!

Geklickt, gepackt, geliefert – so wünschen sich Internet-User weltweit  E-Commerce hat die Logistik verändert
die Abwicklung ihrer Online-Bestellungen. Ob B2C oder B2B, ob Klei-
dung oder Elektro-Artikel: Die Nutzerstruktur ist genauso vielfältig   „Heute geht es nicht mehr nur um die Integration der E-Commerce-
wie die Produkte im virtuellen Warenkorb. Immer mehr Unternehmen        Lösung in den physischen Logistikprozess, sondern um die Effizienz-
folgen dem Online-Trend und bieten ihre Waren im Internet an. Doch      steigerung aller mit E-Commerce verbundenen Prozesse“, konstatiert
nur wer die komplette Klaviatur des Online-Handels perfekt beherrscht, Dr. Stephan Freichel, Managing Director der Geschäftseinheit Indus-
wird im harten Wettbewerb des E-Business bestehen. Denn: Eine zweite trial Goods im Logwin-Geschäftsfeld Solutions. „Das setzt allerdings
Chance gibt es nicht, die Konkurrenz ist nur einen Mouse-Klick          die sichere Beherrschung sämtlicher E-Fulfillment-Module voraus.“
entfernt.                                                                  Gefordert sind Erfahrung und Kompetenz bei der Planung und im
                                                                        Projektmanagement, umfassendes Know-how in der IT, professionel-
                                                                        les Wissen bei der Umsetzung zusätzlicher Services und nicht zuletzt
Make or buy?                                                            eine hohe Kompetenz im tatsächlichen Kernbereich Logistik. Ob Ein-
                                                                        kauf, Call Center, E-Payment oder das Etikettieren der Waren oder so-
Der Aufbau einer eigenen Online-Plattform und die gesamte logistische gar Montagearbeiten – all das macht heute der Logistikdienstleister.
Abwicklung stellen eine große Herausforderung für Unternehmen dar.         „Bei der Planung und Umsetzung von E-Commerce-Lösungen ist
Die Konzentration auf das eigentliche Kerngeschäft bleibt dabei durch   eine enge Zusammenarbeit der Experten auf Kunden- und Logistiker-
die Kooperation mit einem kompetenten Logistikdienstleister möglich.    seite notwendige Voraussetzung für eine langfristig erfolgreiche Markt-
Das Zauberwort heißt E-Fulfillment. Es bezeichnet im E-Commerce         präsenz“, sagt Dr. Freichel.
die Bereitstellung einer IT-Plattform bzw. eines Web-Shops sowie die
komplette Auftragsabwicklung, von der Bestellung via Internet über
Bezahlung, Lagerung und Transport bis zur Auslieferung der Ware inklu- E-Fulfillment gefragt wie nie zuvor
sive diverser After-Sales-Services. Und nicht selten noch ein bisschen
mehr – denn wer sich als Logistikpartner behaupten will, sorgt beim     Auch Logwin hat sich den Herausforderungen des E-Commerce gestellt
Kunden für den nötigen Mehrwert.                                        und bietet mit speziellen Tools für den Informations- und Warenfluss

18          www.logwin-logistics.com – Logwin Magazin – 01|09
Sie können auch lesen