PersPektiven von Bundeswehr und wehrtechnik - Festschrift aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Perspektiven von Bundeswehr und Wehrtechnik Festschrift aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Inhalt 7 Uli Wachholtz Vorwort 8 Dr. Thomas de Maizière Grußwort 9 Torsten Albig Grußwort 10 Thomas Kossendey Internationale Verantwortung wahrnehmen – Die Rolle der Bundeswehr in der Welt von heute 14 Andreas Burmester Die Ausrichtung des deutschen Marineschiffbaus 17 Armin Papperger Perspektiven der deutschen Landsystemindustrie 20 Andreas Sedlmayr Zur Notwendigkeit des Erhalts einer deutschen militärischen Luftfahrtindustrie 24 Dieter Hanel Die strategische Ausrichtung der wehrtechnischen Industrie in Schleswig-Holstein 36 Unternehmensporträts 42 Bruno Kasdorf HEER2011 – Ein Heer für die Einsätze der Zukunft 46 Karl Müllner Neuausrichtung Luftwaffe – Das zukünftige Fähigkeitsspektrum 50 Axel Schimpf Die Neuausrichtung der Marine – das künftige Fähigkeitsprofil 54 Manfred Nielson Das Beste aus vielen Welten – die Streitkräftebasis als Motor der Neuausrichtung 58 Dr. Ingo Patschke Die Neuausrichtung des Sanitätsdienstes 62 Detlef Selhausen Die Rüstung im Rahmen der Neuausrichtung der Bundeswehr 4
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein 66 Harald Stein Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr 70 Dr. Hans-Peter Bartels Europäisierung statt Bonsai-Strategie 72 Ingo Gädechens Deutsche Wehrtechnik im europäischen Kontext 74 Dr. h.c. Jürgen Koppelin 20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein – Herzlichen Glückwunsch! 76 Reinhard Meyer Die Sicherheit der Meere ist ein hohes Gut – unsere maritime Branche hilft, es zu bewahren und zu schützen 79 Hannes Wendroth Ein Verantwortungsbereich von 15 799 Quadratkilometern 82 Anhang • Relevante Wehrtechnik-Aufträge in Schleswig-Holstein (Dieter Hanel) • Umstrukturierung der wehrtechnischen Unternehmen in Schleswig-Holstein (Dieter Hanel) • Wehrtechnik-Dialoge • Gesprächspartner und Referenten (Auszug) • Presse und Veröffentlichungen (Auszug) • Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein – Mitglieder 95 Autorenverzeichnis 98 Impressum 5
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Vorwort Uli Wachholtz Vorsitzender der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft e. V. Vor 20 Jahren ist unter dem Dach der Studien- und Förder- der vorliegenden Veröffentlichung wider. Ich danke den gesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft der Autoren für die Arbeit und die zur Verfügung gestellten Arbeitskreis Wehrtechnik gegründet worden. Bei dieser Texte. Gleiches gilt für die Grußworte des Bundesministers Gründung haben die Mitglieder beschlossen, gemeinsam der Verteidigung und des Ministerpräsidenten des Landes auf die sicherheitspolitische, technologische und wirt- Schleswig-Holstein. schaftliche Notwendigkeit angemessener wehrtechnischer Kapazitäten hinzuweisen und gegenüber den politischen Ich danke ferner den Mitgliedsunternehmen des Arbeits- und militärischen Entscheidungsträgern sowie vor der kreises Wehrtechnik für ihre Beteiligung durch Unterneh- Öffentlichkeit zu vertreten. mensporträts und Anzeigen an dieser Schrift. Ohne sie hätte diese Publikation nicht realisiert werden können. Heute gehören dem Arbeitskreis Wehrtechnik rund 30 schles- wig-holsteinische Unternehmen und Betriebe an, die insge- Mit der vorliegenden Festschrift zieht der Arbeitskreis samt etwa 20 000 Mitarbeiter beschäftigen. Jeder vierte davon Wehrtechnik Schleswig-Holstein nach 20 Jahren eine ist direkt mit Entwicklung, Produktion und Vertrieb sowie der Zwischenbilanz. Ich danke dem Arbeitskreis und seinem Instandsetzung von wehrtechnischem Gerät befasst. Vorsitzenden Dieter Hanel für die geleistete Arbeit, gratuliere zum Jubiläum und wünsche dem Arbeitskreis und seinen Der Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein hat sich Mitgliedsunternehmen alles Gute. in zahlreichen Veröffenlichungen, in hochkarätig besetzten Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen sowie im Rahmen von Gesprächen mit Ministern und Staatssekretären, mit Bundes- und mit Landtagsabgeordneten, mit Ministerial- beamten und Vertretern in- und ausländischer Streitkräfte zu Wort gemeldet und seine Ziele vorgetragen und vertreten. Der Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein ist als kompetenter Gesprächspartner und Sprachrohr der Branche in Schleswig-Holstein und darüber hinaus anerkannt und akkreditiert. Das hohe Ansehen des Arbeitskreises Wehrtechnik Schleswig-Holstein spiegelt sich auch in der Autorenliste 7
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Grußwort Dr. Thomas de Maizière Bundesminister der Verteidigung Die Perspektiven von Bundeswehr und Wehrtechnik lassen nicht nur im Bereich der Streitkräfte notwendig, sondern sich in aller Kürze mit dem Satz beschreiben: Wir brauchen auch im Bereich der Sicherheitstechnik. Die »Smart Defence« einander – auch in Zukunft! Initiative der NATO sowie »Pooling and Sharing« auf der EU-Seite weisen in die richtige Richtung, auch wenn diese Risiken und Bedrohungsszenarien haben sich in den letzten Prozesse noch von nationalen Eigeninteressen dominiert mehr als 20 Jahren stark gewandelt. Die Bundeswehr muss werden und gemeinsame Rüstungsprojekte bisher nicht die sich neuen globalen Herausforderungen, wie zum Beispiel Regel sind. Hier brauchen wir einen »langen Atem«. dem internationalen Terrorismus, Staatenzerfall oder auch Angriffen im Cyber-Raum stellen. Dies verändert die benö- Rüstungspolitik ist Ausdruck von Bündnis- und Koope- tigten Fähigkeiten der Streitkräfte, die heute mehr denn je rationsfähigkeit und unterstreicht das Vermögen, eigene schnell und wirksam im multinationalen Rahmen reagieren sicherheitspolitische Interessen in internationalen Szena- können müssen. rien zu definieren und zu unterstützen. Deshalb bleibt die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie in Deutschland Zur Erfüllung ihres Auftrages ist unsere Bundeswehr ein unverzichtbarer Baustein unserer Sicherheits- und insbesondere in den Einsätzen auf eine bedarfsgerechte, Verteidigungspolitik. Die sicherheitstechnische Industrie in qualitativ hochwertige Ausrüstung angewiesen. Neben der Schleswig-Holstein leistet dafür mit ihren Produkten und technologischen Eignung sind Flexibilität und Modularität Dienstleistungen einen wichtigen Beitrag. des Materials, Finanzierbarkeit, Schnelligkeit der Pro- duktentwicklung sowie Lieferverlässlichkeit von entschei- Vor diesem Hintergrund gratuliere ich dem Arbeitskreis dender Bedeutung. Zudem gewinnen Technologien mit Wehrtechnik Schleswig-Holstein herzlich zu 20 Jahren Dual Use Charakter auch für die Ausrüstung der Streitkräfte erfolgreicher Arbeit. Den im Arbeitskreis Wehrtechnik zunehmend an Relevanz. Schleswig-Holstein organisierten Unternehmen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünsche ich weiter- Die sicherheitstechnische Industrie in Deutschland hat sich hin viel Erfolg bei der Bewältigung der vor uns liegenden in den vergangenen Jahren auf die veränderten Bedingun- Aufgaben. gen eingestellt. Weitere Anpassungsprozesse sind allerdings nicht auszuschließen. Strategische industrielle Fähigkeiten und sensitive Technologien können zukünftig in Europa nur im Zusammenwirken der Nationen gesichert werden. Eine enge Zusammenarbeit im internationalen Rahmen ist daher 8
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Grußwort Torsten Albig Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein Herzlichen Glückwunsch zum 20-jährigen Bestehen des mittelständischen Unternehmen zeigen sich als äußerst fle- Arbeitskreises Wehrtechnik! In den vergangenen zwei xibel, setzen auf technologische Kompetenz, das Know-how Jahrzehnten hat der Arbeitskreis zur Entwicklung der ihrer gut ausgebildeter Fachkräfte sowie auf entwicklungsfä- wehrtechnischen Industrie maßgebliche Beiträge geleistet. hige High-Tech-Produkte. Seine Stärke besteht darin, vielfältige und intensive Kontakte zu den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung zu Die wehrtechnische Industrie also ist ein Erfolgsmodell. pflegen und die Mitgliedsunternehmen in allen technolo- Als Vertreter seiner Mitgliedsunternehmen und wichtiger gischen und sicherheitspolitischen Bereichen wirksam zu Kommunikationspartner der öffentlichen Hand hat sich der unterstützen. Arbeitskreis Wehrtechnik hervorragend bewährt. Ich wün- sche dem Arbeitskreis Wehrtechnik und den Unternehmen Die wehrtechnische Industrie im Norden gehört zu jenen der wehrtechnischen Industrie mit ihren Mitarbeiterinnen Branchen, die eine hohe wirtschaftliche Bedeutung haben, und Mitarbeitern, dass dies auch in Zukunft so bleibt. nicht aber unbedingt im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Produkte und Leistungen sind der Allgemeinheit wenig be- kannt. Hinzu kommt Zurückhaltung bei den Unternehmen selbst, die nicht gern in den Vordergrund treten, weil die Bevölkerung Produkten, die militärischen Zwecken dienen, durchaus sensibel begegnet. Dabei gehört die wehrtechnische Industrie zu den innova- tivsten Wirtschaftszweigen. Viele der zivil genutzten Tech- nologien wie zum Beispiel Radar oder GPS stammen aus der Militärtechnik. Die Branche bietet hochqualifizierte und sichere Arbeitsplätze und trägt erheblich zur Standortsiche- rung anderer Unternehmen nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern in ganz Deutschland bei. Trotz erheblicher Umstrukturierungen und tiefer Einschnitte im Wehretat hat die Branche es geschafft, sich erfolgreich am Markt zu behaupten und sogar weiter zu wachsen. Die meist 9
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Thomas Kossendey, MdB Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Internationale Verantwortung wahrnehmen – Die Rolle der Bundeswehr in der Welt von heute Nationale Interessen wahren, internationale Verantwortung operative und zugleich logistische Herausforderung. Im übernehmen und Sicherheit gestalten«, so lautet die Über- Kosovo stellen wir bei KFOR weiterhin eines der größten schrift der Verteidigungspolitischen Richtlinien vom 27. Mai Truppenkontingente und haben derzeit zum wiederholten 2011. Mit diesem Dreiklang werden die Grundelemente der Male die Führung inne. In Mali und für Somalia beteiligt deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik umschrie- sich Deutschland an Ausbildungsmissionen der Europä- ben und ein deutlicher Hinweis auf Auftrag und Aufgaben ischen Union, im Südsudan helfen wir beim Aufbau von der Bundeswehr gegeben. staatlichen Strukturen und tragen zum Schutz der Zivilbe- völkerung bei. Primäre Aufgabe von Streitkräften in einer Demokratie ist es, der eigenen Bevölkerung ein Leben in Sicherheit und Deutsche Marinekräfte sind bei ATALANTA, der Antipira- Freiheit zu ermöglichen. Landesverteidigung als Bündnis- terie-Mission der EU am Horn von Afrika, seit Beginn im verteidigung ist daher eine der wichtigsten Aufgaben der Dezember 2008, mit Schiffen und zeitweise Seefernaufklä- Bundeswehr. Hinzu kommen u. a. weltweite Einsätze zur rern im Einsatz. Vor der Küste des Libanon tragen Kräfte internationalen Konfliktverhütung und Krisenbewältigung. der Marine im Rahmen von UNIFIL seit 2006 zur Stabilität Diese nehmen seit über 20 Jahren einen breiten Raum im in der Region bei. Zudem unterstützen sie die Seeraumüber- Aufgabenspektrum unserer Streitkräfte ein. wachung und Terrorismusbekämpfung bei Active Endeavour im Mittelmeer. Über 6 000 deutsche Soldatinnen und Soldaten stehen heute in Einsätzen auf drei Kontinenten. Beginnend mit den Nirgends spiegelt sich unser gewandeltes Verständnis von Balkan-Kriegen in den 1990er Jahren hat sich die Bundes- Sicherheit prägnanter wider als in den Auslandseinsätzen. wehr konsequent von einer Armee für den Einsatz zu einer Hier zeigt sich, dass Krisen, die weit entfernt entstehen, Armee im Einsatz gewandelt. Bei ISAF in Afghanistan ist unmittelbare Auswirkungen auf Europa und Deutschland Deutschland drittgrößter Truppensteller und nimmt dort haben können, dass Risiken und Bedrohungen regional und die Führungsaufgabe im Norden des Landes wahr. Die zeitlich in unterschiedlicher Intensität und Kombination jetzt anstehende Rückverlegung von Truppe und Material auftreten. Zunehmend sind asymmetrische Bedrohungen bei gleichzeitiger Fortsetzung der Mission ist eine enorme neben symmetrische Konflikte getreten. Die Beispiele 10
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein sind weithin bekannt: der internationale Terrorismus, das Versagen von Staatlichkeit wie in Somalia, Piraterie oder die hochaktuelle Frage der Sicherheit im Cyber-Raum. Sicherheit bekommt damit eine neue räumliche Dimension. War im 20. Jahrhundert unser Bezugsrahmen Europa, so ist er heute die ganze Welt. Gleichzeitig definieren wir Sicherheit umfassender. Wir beziehen soziale, demogra- phische, religiöse, ökologische und wirtschaftliche Aspekte ein. Deutlicher denn je erkennen wir, dass Deutschland als ressourcenarme und dicht besiedelte Exportnation auf den gesicherten Zugang zu Rohstoffen, den ungehinderten Warenaustausch und freien Handel angewiesen ist. Als Betreiber einer der größten Handelsflotten der Welt liegt die Gewährleistung gerade der maritimen Sicherheit im ureigensten Interesse unseres Landes. ISAF-Einsatz Die Risiken und Konflikte, denen wir uns gegenüber sehen, Die (Wieder-)Herstellung von Rechtsstaatlichkeit und die können nicht allein militärisch gelöst werden. Insbesondere Förderung der demokratischen Entwicklung eines Landes Afghanistan hat uns das deutlich vor Augen geführt. Wir gehören dagegen beispielsweise nicht zu den Kernaufga- erkennen das auch in Mali oder in Somalia und in allen ben der Bundeswehr. Hier sind andere Akteure gefordert, anderen Krisenregionen. Die Ursachen von Konflikten sind Verantwortung zu übernehmen. Notwendig ist immer ein vielschichtig, und so müssen auch die Antworten umfassend vernetzter Ansatz. sein. Unsere Soldatinnen und Soldaten helfen beim Aufbau staatlicher Strukturen, z. B. durch die Ausbildung von Streit- Als bevölkerungsreichstes Land und stärkste Volkswirt- kräften, und schützen die Zivilbevölkerung. Der wesentliche schaft Europas kann und will sich Deutschland seiner Beitrag der Bundeswehr in der Krisen- und Konfliktbe- internationalen Verantwortung nicht entziehen. Gleichzei- wältigung liegt jedoch in dem Beitrag zur Herstellung von tig erfordert dies das enge Zusammenwirken mit unseren Sicherheit und Stabilität. Partnern. Kein Land ist in der Lage, die Herausforderungen unserer Zeit alleine zu meistern und seine Sicherheit alleine zu gewährleisten. Nur multinational kann Deutschland er- folgreich Sicherheitsvorsorge betreiben und seine legitimen Interessen zur Geltung bringen. Die Vereinten Nationen, die Nordatlantische Allianz und die Europäische Union bilden den globalen Rahmen, in dem sich unsere Sicherheits- und Verteidigungspolitik voll- zieht. Gestaltende Mitwirkung in den internationalen und supranationalen Organisationen ist daher von entscheiden- der Bedeutung für unsere nationale Sicherheit. Kein Konflikt ist vergleichbar mit einem anderen. Die Frage nach einer deutschen Beteiligung an einem internationalen Einsatz ist immer eine Abwägung im konkreten Einzelfall. Dabei bleibt die verfassungsrechtlich gebotene Einbindung des Deutschen Bundestages beim Streitkräfteeinsatz auch in Zu- Kommando Spezialkräfte kunft unverzichtbare Grundlage deutscher Sicherheitspolitik. 11
S auer Compres s ors Sauer Compressors – Naval Know-How for the World Market More than 53 of the world’s Navies rely on Sauer Compressors in their aircraft carriers, destroyers, frigates, corvettes, patrol boats, submarines and mine hunters. Navies that appreciate such special design features as: 53 Navies ■ easy maintenance and accessibility ■ low noise signature ■ high reliability ■ low-weight, compact design 202 Ship Programmes Based on the feedback of Navies’ experience, Sauer’s know-how results in a steady stream of innovations, e. g. the WP 5000 HP air compressor with its 100 % 1,315 Ships balanced free inertial forces. Innovations that give Navies the technological 3,140 Compressors leadership to tackle the challenges of tomorrow’s world! J.P. Sauer & Sohn Maschinenbau GmbH Postfach 92 13, 24157 Kiel TELEFON 0431 3940-0 E-MAIL info@sauercompressors.de TELEFAX 0431 3940-24 WEB www.sauercompressors.com
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Von der Bundeswehr erfordert dies, flexible und schnell sprächspartner wenn es darum geht, künftige Fähigkeiten einsetzbare Streitkräfte bereitzuhalten, die über ein breites der Bundeswehr auszugestalten und sicherzustellen, dass Spektrum an Fähigkeiten verfügen, um gemeinsam mit moderne Einsatzkonzepte bei der Planung neuer Rüstungs- unseren Partnern auf verschiedene sicherheitspolitische vorhaben berücksichtigt werden. Herausforderungen angemessen reagieren zu können. Hier setzt die Neuausrichtung der Bundeswehr an. Sie ist der Die wehrtechnischen Unternehmen stellen sich den neuen Garant dafür, dass die Bundeswehr weiterhin ein einsatz- sicherheitspolitischen Herausforderungen, das hat Bundes- bereites und verlässliches Instrument für die gemeinsame minister Dr. Thomas de Maizière auch in seinem Grußwort Sicherheit bleibt. für diesen Band deutlich zum Ausdruck gebracht. Mit Blick auf den Schutz Deutschlands und seiner Bür- National wie auch multinational in EU und NATO sind gerinnen und Bürger auf deutschem Hoheitsgebiet trägt insbesondere in Zeiten sinkender Verteidigungsetats kluge die Bundeswehr auf vielfältige Weise zum Heimatschutz Lösungen unabdingbar. Mit den Beschlüssen zu Pooling als gesamtstaatliche Aufgabe bei. Hierzu gehören neben und Sharing sowie Smart Defence sind wir im Bereich den originären Aufgaben (Überwachung und Gewähr- der militärischen Fähigkeitsentwicklung auf einem guten leistung der Sicherheit des deutschen Luft- und Seeraums, Weg, auch wenn sich die Ergebnisse erst in der Zukunft Landesverteidigung im klassischen Sinne, Absicherung zeigen werden. Bis dahin sind wir gut beraten, die Effizienz militärischer Anlagen der Basis Inland) die subsidiären unserer nationalen Streitkräfte weiter zu steigern und die Aufgaben der Bundeswehr im Inland (Amtshilfe in Fällen Kooperation untereinander zu verbessern. Um Fähigkeiten von Naturkatastrophen und schweren Unglücksfällen, zum zu erhalten und weiter zu entwickeln, müssen sich die Mit- Schutz kritischer Infrastruktur und bei innerem Notstand) glieder der EU wie die Verbündeten in der NATO in ihren im Rahmen geltender Gesetze. nationalen Überlegungen eng abstimmen. Vornehmlich im Bereich der Planung sollten die bestehenden Instrumente Territoriale Strukturen und nichtaktive Ergänzungstrup- in der NATO gestärkt und die Zusammenarbeit in der EU penteile leisten dabei einen wichtigen Beitrag. Zur Sicher- enger verzahnt werden. stellung einer ebenengerechten und flächendeckenden Zivil-Militärischen Zusammenarbeit sind unterhalb des Deutschland wird gemeinsam mit seinen Partnern innova- Kommandos Territoriale Aufgaben der Bundeswehr die tive und intelligente Antworten auf die Herausforderungen Landeskommandos als zentrale Ansprechpartner und Be- der Zukunft finden. Das gehört zu unserer internationalen rater für die Bundesländer ausgebracht. Sie führen die Be- Verantwortung. Die Sicherheit Europas und der sicherheits- zirks- und Kreisverbindungskommandos. Hinzu kommen politische Beitrag Europas in der Welt sind ohne Deutsch- die in der Aufstellung befindlichen Regionalen Sicherungs- land als starkes Land in der Mitte unseres Kontinents nicht und Unterstützungskräfte sowie ZMZ-Stützpunkte, die zu verwirklichen. subsidiär über besondere Fähigkeiten (z. B. ABC-Abwehr, Sanitätsdienst und Pionierwesen) für die Hilfeleistung im Die Bundeswehr steht weltweit im Einsatz für den Frieden. Inland verfügen. Deutschlands internationales Engagement ist hoch ange- sehen. Wir können also davon ausgehen, dass Deutsch- Die sicherheitstechnische Industrie ist unverzichtbarer land künftig eher häufiger gefragt werden wird, wenn es Partner der Bundeswehr. Wir sind auf die gute Zusam- darum geht, international Verantwortung zu übernehmen menarbeit mit den großen ebenso wie mit den kleineren – auch mit militärischen Mitteln. Auf diese Anfragen wird und mittelständischen Unternehmen angewiesen. Unsere Deutschland angemessene und glaubhafte Antworten Soldatinnen und Soldaten benötigen gerade in den Einsät- geben. Dabei dürfen wir selbstbewusst abwägen, ob wir uns zen – aber nicht nur dort – erstklassige Ausrüstung. Die im konkreten Einzelfall beteiligen. Wirksamkeit und Verlässlichkeit von Waffensystemen im Einsatz gehen dabei Hand in Hand mit dem größtmög- Das fordern unsere Werte und das entspricht unserer inter- lichen für Schutz unsere Soldatinnen und Soldaten. Die nationalen Verantwortung. sicherheitstechnische Industrie ist auch ein wichtiger Ge- 13
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Andreas Burmester Vorsitzender der Geschäftsführung ThyssenKrupp Marine Systems GmbH Die Ausrichtung des deutschen Marineschiffbaus Allgemeine Lage des Marineschiffbaus portquote der Werften, Zulieferer und Dienstleistungsunter- Vor dem Hintergrund eines sinkenden nationalen Budgets nehmen im Marineschiffbau lag bei deutlich über 70 Prozent. und einer eher schwierigen Auftragslage im Heimatmarkt Deutschland bieten internationale Planungen und Trends Von den in Deutschland verbliebenen Werften, die ganz oder der deutschen Marineschiffbauindustrie im Export unver- zumindest zum Teil Marineschiffe bauen, befinden sich mit ändert gute Absatzchancen, für die sie sich aber im inter- ThyssenKrupp Marine Systems, der Nobiskrug-Werft, der zur nationalen Wettbewerb stets aufs Neue durchzusetzen hat. Lürssen-Gruppe gehörenden Krögerwerft und der Flensburger Schon heute werden nationale Fähigkeiten und industrielle Schiffbau Gesellschaft allein vier in Schleswig-Holstein. Kapazitäten durch Exporte gesichert, die einen zunehmen- Hinzu kommen als Zulieferbetriebe der Marineschiff- den Teil der Branchenumsätze ausmachen. Im Übrigen bauindustrie bedeutende Komponentenhersteller. Deutsch- kann nur über die mit dem Export verbundene Auslas- land besitzt eine leistungsfähige und global agierende tung der Unternehmen die Voraussetzung für den breiten Marineschiffbauindustrie, die u. a. bei außenluftunabhängigen technologischen Vorsprung der deutschen Marineschiff- Antrieben, unbemannten Unterwasserfahrzeugen, Unter- bauindustrie geschaffen werden, um nachhaltig zum Erhalt wassersensoren und Lösungen zur Bekämpfung von Seemi- des Wirtschafts- und Hochtechnologiestandorts Deutsch- nen weltweit eine technologische Spitzenstellung einnimmt. land mit qualifizierten Arbeitsplätzen beizutragen. Im Bereich der Entwicklung und des Baus nicht-nuklear angetriebener U-Boote ist die deutsche Marineschiffbau- Der Branchenumsatz der deutschen Marineschiffbauindus- industrie unangefochten Weltmarktführer. trie lag 2012 mit etwas mehr als einer Mrd. Euro in etwa auf Höhe des Vorjahres. Im langfristigen Durchschnitt stellt der Dennoch steht die deutsche Marineschiffbauindustrie vor Marineschiffbau mit einem Anteil von rund 20 Prozent am neuen Herausforderungen. Nationale Aufträge bilden seit gesamten Branchenumsatz einen kleinen, aber qualitativ Jahren eine unverzichtbare, aber keinesfalls ausreichende hochwertigen Teil der deutschen Schiffbauindustrie dar. Ein Basis für die Fortentwicklung von Kompetenz und Fähig- weiterer Beitrag zur Wertschöpfung wird insbesondere auch keiten der deutschen Marineschiffbauindustrie. Nationale von der hauptsächlich mittelständisch geprägten maritimen Aufträge im Über- und Unterwassermarineschiffbau sichern Zulieferindustrie für den Marineschiffbau geleistet. Die Ex- die Wertschöpfung, die Systemfähigkeit und den Verbleib 14
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein der Marineschiffbauindustrie am Standort Deutschland. Sie schaffen die Grundlage für eine unmittelbare Verfügbarkeit anspruchsvoller und sensibler Technologien für die Deut- sche Marine und ermöglichen die notwendige Export- referenz, mit der Deutschen Marine als »Parent Navy«. Vor dem Hintergrund der Neugestaltung der Bundeswehr und der damit verbundenen personellen und materiellen Reduzierung auch der Marine ist – angesichts allgemeiner Kostensteigerungen und einer mittelfristig zu erwartenden, weiteren Reduzierung des Ressortansatzes für die Beschaf- fung wehrtechnischer Geräte und Systeme – perspektivisch auch mit einer deutlichen Verringerung des nationalen Auftragspotenzials zu rechnen. Als Folge krisenbedingter, wie auch struktureller Haushalts- vorgaben, wurde in vielen westlichen Volkswirtschaften der Korvette Klasse 130 BRAUNSCHWEIG Umfang militärischer Beschaffungen deutlich reduziert. Auf dem Exportmarkt steht die deutsche Marineschiff- Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten der deutschen bauindustrie in zunehmend intensivem Wettbewerb, im Marineschiffbauindustrie gesorgt. Der Großteil der Kapa- Wesentlichen mit Anbietern aus Europa und Asien. Diese zitätsauslastung konnte in den vergangenen Jahrzehnten drängen auch wegen der Lage auf den eigenen Heimatmärk- stets nur durch Exportaufträge gewährleistet werden. Diese ten zunehmend auf den Weltmarkt – besonders auch in Auslastung war die Voraussetzung für den breiten technolo- die Wachstumsmärkte, z. B. Südost-Asien. Dadurch nimmt gischen Vorsprung der deutschen Marineschiffbauindustrie der internationale Wettbewerb an Schärfe zu. Auf dem und ließ wiederum neue Innovationen zu. So sind z. B. die Exportmarkt außerhalb Europas begegnen sich auch die für den Export bestimmten U-Boote der HDW Klasse 209, wesentlichen europäischen Wettbewerber. In diesem Wett- die technologisch auf den U-Booten der HDW Klasse 206 bewerb kommen für die deutsche Marineschiffbauindustrie für die damalige Bundesmarine aufbauen, bis heute die die strukturell bedingten, ungleichen Rahmenbedingen weltweit am erfolgreichsten exportierten nicht-nuklearen erschwerend hinzu: In zahlreichen europäischen Wettbe- U-Boote – 14 Marinen entschieden sich seit den 1960er werbsländern – wie z. B. Spanien, Italien und Frankreich – Jahren für Boote dieser Klasse »Made in Germany«. Dank gehören Unternehmen der Marineschiffbauindustrie voll- des Exporterfolgs der U-Boote der HDW Klasse 209, deren ständig dem Staat oder weisen eine erhebliche Staatsbeteili- Fertigung über Jahre eine kontinuierliche Auslastung ge- gung auf. Dies ermöglicht »strategische« – nicht vollkosten- währte und damit verbunden eine technologische Weiter- deckende – Preise im Wettbewerb anzubieten und gezielte entwicklung in Design und Bau von U-Booten ermöglichte, politische Unterstützung zu gewähren und damit privatwirt- konnte sich die deutsche Marineschiffbauindustrie ihre schaftliche Wettbewerber aus dem Markt zu drängen. Das technologisch führende Stellung beim Bau konventio- stellt für die privatwirtschaftlich organisierte, technologisch neller U-Boote erhalten. Dadurch war es auch möglich, führende deutsche Marineschiffbauindustrie eine erhebliche zu Beginn des neuen Jahrtausends mit der HDW Klasse Wettbewerbsverzerrung dar. 212A für die Deutsche Marine ein U-Boot zu fertigen, das aufgrund seiner Sensorik, seines Designs und vor allem des Die Bedeutung des Exports für die deutsche Außenluft-unabhängigen Antriebs auf Brennstoffzellenbasis Marineschiffbauindustrie zweifellos als das modernste konventionelle U-Boot der Welt Auch wenn die Deutsche Marine von je her der wichtigste bezeichnet werden kann. Kunde der deutschen Marineschiffbauindustrie war und heute auch ist, so haben die nationalen Beschaffungsvor- Die aus den erfolgreichen HDW Klassen 209 und 212A haben – wie z. B. die U-Boote der HDW Klassen 205, 206 Ende der 1990er Jahre für den Export entwickelten U-Boote und 212A – immer nur für eine temporäre Auslastung der der HDW Klasse 214 mit dem mittlerweile im Einsatz 15
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein bewährten Brennstoffzellenantrieb stellen wiederum einen Die Bedeutung der Deutschen Marine für die neuen technologischen Meilenstein dar. Bisher konnten deutsche Marineschiffbauindustrie bereits 21 Boote für verschiedene Marinen unter Vertrag ge- Trotz der notwendigen Fokussierung auf den Exportmarkt nommen werden. Damit sind die U-Boote der HDW Klasse ist die Deutsche Marine als nationaler Kunde weiterhin 214 auf bestem Wege, an die Erfolge der HDW Klasse 209 unverzichtbar. Mit der notwendigen Exportreferenz, mit der anzuknüpfen. Zukünftig deckt ThyssenKrupp Marine Deutschen Marine als »Parent Navy«, kann der Erfolg der Systems mit U-Booten der im Entwurf befindlichen HDW deutschen Marineschiffbauindustrie nachhaltig gesichert Klasse 216 zusätzlich die Anforderungen von Marinen ab, werden. Neben der Exportreferenz spielt vor allem der die ein konventionell angetriebenes U-Boot mit großer Aspekt der Ausbildungsunterstützung von Kundenmarinen Reichweite und hoher Transitgeschwindigkeit wünschen. durch die Deutsche Marine eine entscheidende Rolle. Die Deutsche Marine – z. B. mit ihren im jahrelangen Einsatz von U-Booten erworbenen Erfahrungen – ist ein internatio- nal begehrter Ansprechpartner für Kundenmarinen, die sich im Rahmen eines Beschaffungsvorhabens für Produkte der deutschen Marineschiffbauindustrie entschieden haben. Da- mit verbunden möchten die Kundenmarinen als Partner der Deutschen Marine wahrgenommen werden und auch gegen Bezahlung von deren taktisch-operativen Erfahrungen profitieren, etwa durch Grundlagenausbildung am Ausbil- dungszentrum U-Boote (AZU) der Deutschen Marine. U-Boot HDW Klasse 212A (U 33) und Fregatte Klasse 124 (HAMBURG) In diesem Zusammenhang sind die sich beständig verrin- gernden Kapazitäten der Deutschen Marine, diese Ausbil- So profitieren die deutsche Marineschiffbauindustrie und dungsunterstützung für ausländische Kunden- und Partner- die Deutsche Marine wechselseitig von der gemeinsam marinen zu leisten, besonders kritisch. Selbstverständlich ist geleisteten Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Forschung die deutsche Marineschiffbauindustrie bereit, sich entspre- von heute entscheidet über den wirtschaftlichen und tech- chend zu engagieren, um geeignete Lösungen für eine nach- nologischen Erfolg von morgen. Forschung und Entwick- haltige Unterstützung gemeinsam mit der Deutschen Marine lung sind das Fundament Deutschlands technologischer zu erarbeiten, auch unter Berücksichtigung der Schaffung Spitzenstellung und des Erfolgs auf dem Weltmarkt. Mit von zusätzlichen Ausbildungskapazitäten. Bestimmte Aus- ihrer Forschung trägt die deutsche Marineschiffbauindustrie bildungsleistungen können jedoch nur durch die Deutsche zum wirtschaftlichen Wachstum bei und sichert damit jetzt Marine abgebildet werden, dies gilt es weiterhin zu sichern. und zukünftig Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Langfristig würden sowohl die deutsche Marineindustrie als auch die Deutsche Marine von einer vertieften Zusammen- Bestandteil des Exportgeschäfts heute ist, dass wesentliche arbeit profitieren – bietet sie der Deutschen Marine doch die Teile der Wertschöpfung eines Bauvorhabens auf Kunden- Möglichkeit, Fähigkeiten zu erhalten oder sogar auszubauen wunsch im eigenen Land stattfinden sollen. Dies bedeutet und der deutschen Marineschiffbauindustrie die Chance, die die Fremdvergabe von Fertigungs- und Ausrüstungsaufga- Deutsche Marine weiterhin als Referenzkunden sowie als ben mit Hilfe von in Deutschland zusammengestellten Ma- Partner bei Exportgeschäften vorweisen zu können. terialpaketen und mit geeigneter Unterstützung vor Ort – in nicht seltenen Fällen geht dem eine entsprechende Ertüch- Fazit: Eine international erfolgreiche deutsche Marine- tigung der dortigen Werftenindustrie voraus. Aufgabe der schiffbauindustrie ist der sicherste Weg, die weltweit zum deutschen Marineschiffbauindustrie ist dabei immer weniger Teil einzigartigen Fähigkeiten und Kapazitäten im Bereich die eigentliche Fertigung, sondern vielmehr Entwurf, Pla- der Hochtechnologie am Standort Deutschland zu sichern, nung und Baubegleitung im Ausland. Zunehmend sind auch die Spitzenposition bei vielen Lösungen und Produkten aus- Wartungs- und Servicedienstleistungen in der Betriebsphase zubauen und damit den souveränen Zugang Deutschlands sowie Ausbildungsanteile Bestandteil von Exportgeschäften. zu den besten Systemen langfristig sicherzustellen. 16
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Armin Papperger Vorstandsvorsitzender Rheinmetall AG Perspektiven der deutschen Landsystemindustrie Als bedeutender Bestandteil der Sicherheits- und Vertei- Auch die Streitkräfte transformierten sich, um den neuen digungsindustrie trägt die deutsche Landsystemindustrie Aufgaben gerecht werden zu können. An die Stelle der auf nicht nur zur Innovationsfähigkeit des Hochtechnologie- Landesverteidigung optimierten mechanisierten Großver- standortes Deutschland bei. Vielmehr leistet sie auch einen bände traten kleinere Einsatzkontingente, die im gesamten strategischen Beitrag zur sicherheitspolitischen Handlungs- Aufgabenspektrum von humanitärer Hilfe über friedens- fähigkeit unseres Landes. Daher erfordern die veränderten stabilisierende polizeiähnliche Einsätze bis hin zum hoch- sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen nicht nur intensiven Gefecht befähigt sind und meist multinational Anpassungen, sondern zukunftsgerichtetes Denken. und streitkräftegemeinsam operieren. Darüber hinaus denken Streitkräftekonzeptionäre nicht mehr in Plattfor- Wie kaum ein anderer Teil der deutschen Sicherheits- und men, sondern in Fähigkeitskategorien. Hierzu zählen etwa Verteidigungsindustrie stand die deutsche Landsystemindus- Nachrichtengewinnung und Aufklärung, Wirksamkeit im trie seit dem Ende des »Kalten Krieges« unter Veränderungs- Einsatz oder Mobilität. druck. Die schnell eingeforderte »Friedensdividende« ließ die Zahl der mechanisierten Großverbände der europäischen Die immer kleiner werdenden Streitkräfte Deutschlands NATO-Staaten – von denen viele mit Kampfpanzern, Schüt- und Europas benötigen zwar geringere Stückzahlen ihrer zenpanzern, Geschützen sowie taktischen und Logistikfahr- Ausrüstung. Dafür muss diese aber auf einem hochmo- zeugen aus deutscher Produktion ausgestattet waren – massiv dernen technologischen Stand sein. Gleichzeitig führen schrumpfen. Die Welt wurde aber nicht friedlicher. Eine glo- Einsparungen gerade in den westlichen Verteidigungs- bale Instabilität folgte dem »Kalten Krieg«. Viele ethnische, haushalten zu einem höheren Kostendruck. Gelder für oftmals innerstaatliche Konflikte erforderten und erfordern Forschung, Entwicklung und Beschaffung entfallen. In ein Eingreifen. Nichtstaatliche Akteure wie Terrorismus und anderen Regionen, vor allem Asien und der Middle East organisierte Kriminalität bedrohen die Sicherheit. Sicher- and North Africa (MENA)-Region, steigen die Verteidi- heitspolitik gilt längst nicht mehr als reine Verteidigungspoli- gungsbudgets hingegen. tik. Die »umfassende Sicherheitspolitik« schließt innen- und außenpolitische, verteidigungspolitische, gesellschaftspoliti- Wie muss sich also die deutsche Landsystemindustrie auf- sche oder entwicklungspolitische Handlungsfelder ein. stellen, um zukunftsfähig zu bleiben? Die Antwort Rhein- 17
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein metalls ist ein Dreiklang aus Innovationsfähigkeit, System- Denn für deutsche Firmen bleibt die Technologiekompetenz hausgedanke und Internationalisierung. auf absehbare Zeit das zentrale Differenzierungsmerkmal. Wir sind nur durch Technologieführerschaft und nur durch Innovationsfähigkeit Produkte mit Alleinstellungsmerkmal in der Lage, unsere Eine innovationsfähige Industrie verfolgt die Trends nicht vergleichsweise hohen Preise am Markt auch durchzusetzen. nur, sondern bestimmt sie mit. Eine hohe Innovationsfä- higkeit ist eine Schlüsselfähigkeit der Industrie, denn nach Systemhausgedanke wie vor besteht eine starke Nachfrage nach Produkten und Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass bei großen Dienstleistungen für die Modernisierung von Streitkräften. militärischen Beschaffungsvorhaben Systemlieferanten Bei den Landsystemen stehen vor allem die strategische bevorzugt werden. Wehrtechnische Systemhäuser müssen und die taktische Mobilität, der Schutz, die Wirksamkeit also nicht nur eine breite Produktpalette hochwertiger, im Einsatz und schließlich die Vernetzbarkeit mit anderen innovativer Komponenten wie Waffenstationen, Munition, Plattformen, Waffensystemen sowie Führungs- und Infor- elektrooptische Ausrüstung, Schutztechnologie oder An- mationssystemen im Vordergrund. triebe liefern können. Vielmehr müssen sie in der Lage sein, eigene sowie gegebenenfalls zugelieferte Komponenten und Die heutigen und zukünftigen Fahrzeuge müssen mög- Subsysteme sowie möglicherweise sogar bereits vorhandene lichst luftverlegbar sein. Wir brauchen Schutzsysteme, die Plattformen des Kunden zu hochwirksamen modernen intelligent und hoch flexibel sind. Robotics rücken in den Systemen und Systemverbunden vereinen zu können. Wei- Vordergrund, sowohl in der Luft als auch auf dem Boden. terhin müssen sie auch die Begleitung und Betreuung von Die Zielbekämpfung erfolgt zur Vermeidung von Kolla- Systemen wahrnehmen können – das sogenannte »Service- teralschäden überwiegend durch Präzisionswaffen. Die und Supportgeschäft«. Aufklärung erfolgt in einem Sensorverbund mit aufgaben- bezogener Informationsbereitstellung. Zur Realisierung der Rheinmetall hat sich nicht nur als Lieferant hochwertiger Fähigkeit zur netzwerkbasierten Operationsführung müssen Komponenten, sondern auch als führendes wehrtechnisches interoperable – sowohl vertikal wie horizontal – vernetzte Systemhaus etabliert. Dabei sind wir in der Lage, mit ande- Führungs- und Kommunikationssysteme beschafft bzw. ren industriellen Partnern im In- und Ausland zu koope- ausgebaut werden. Unterstützende logistische Prozesse wie rieren, um anspruchsvolle Projekte zu realisieren. Beispiele Materialerhaltung oder Transport, welche nicht zu den mi- für unsere Systemhauskompetenz sind der Schützenpanzer litärischen Kernaufgaben gehören, werden mehr und mehr Puma, das Gepanzerte Transportkraftfahrzeug (GTK) Boxer durch kommerzielle Partner übernommen. oder das Soldatensystem »Gladius«. All das sind Themen, denen sich Rheinmetall stellt. Hier gilt Internationalisierung es nicht nur für uns, durch Innovationskraft zu überzeugen. Selbst regional weit entfernte sicherheitspolitische Risiko- herde können sich global auswirken. In dem Maße, wie sich Sicherheitspolitik internationalisiert, globalisiert sich daher auch der Sicherheits- und Verteidigungsmarkt. In Europa wird der Konsolidierungsprozess der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie weiter fortschreiten. Da nur ein Land mit einer eigenständigen Rüstungsindustrie über genü- gend Argumentationsgewicht in internationalen Bündnissen verfügt, muss die Bundesregierung ein großes strategisches Interesse daran haben, diesen Prozess aktiv zu begleiten. Dies gilt erst recht seit dem Inkrafttreten des EU Defence Package, welches mit seinen beiden Richtlinien den europä- ischen Binnenmarkt auch für Defence-Güter weiter öffnen Der Puma ist einer der modernsten Schützenpanzer weltweit soll. Hier muss die Politik der fortschreitenden Europäisie- 18
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein rung und Internationalisierung weiter Rechnung tragen und die einheimische Sicherheits- und Verteidigungsindus- trie im internationalen Wettbewerb unterstützen, auch indem sie darauf drängt, dass konkurrierende ausländi- sche Unternehmen nicht wettbewerbs- verzerrend subventioniert werden. Denn gerade der internationale Wett- bewerb ist für die deutsche Sicher- heits- und Verteidigungsindustrie Das schwere taktische Bergefahrzeug gehört zur weltweit bewährten RMMV-Fahrzeugfamilie wichtig, um ihre Innovations- und Systemfähigkeit zu erhalten. Zudem können die Umsätze, die kennen. Ziel unserer Internationalisierungsstrategie ist es, wir mit der Bundeswehr als wichtigstem Kunden erreichen, ab 2015 rund 50 Prozent des Umsatzes mit Kunden außer- längst nicht mehr die hohen Entwicklungskosten abdecken, halb Europas zu erwirtschaften. die gerade im Hochtechnologiebereich entstehen. Umge- kehrt profitieren unsere Soldatinnen und Soldaten davon, Fest steht für uns aber auch: Rüstungslieferungen müssen im- dass wir auch international ein führender Anbieter wehr- mer im Einklang stehen mit den Vorgaben, die sich aus der technischer Ausrüstung sind. Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik und aus den vielfältigen Sicherheitspartnerschaften Deutschlands mit Auf den internationalen Märkten genießt gerade die deut- anderen Ländern ergeben. Daher durchläuft jedes unserer sche Landsystemindustrie höchstes Ansehen. Ein promi- Exportprojekte im Genehmigungsprozess strenge Kontrollen. nentes Beispiel ist der Kampfpanzer Leopard 2. Übrigens wurde fast die Hälfte der Leopard-2-Flotte der Bundeswehr Ausblick in Schleswig Holstein gebaut – nämlich in den heutigen Parallel zum Transformationsprozess der Streitkräfte bleibt Rheinmetall-Werken in Kiel. Zu den weiteren weltbekann- auch die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie – und mit ten Produkten zählt die taktische und logistische Fahrzeug- ihr die Landsystemindustrie – im ständigen Umbruch. familie der Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV), In Deutschland besteht die Sicherheits- und Verteidigungs- die nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise auch industrie neben wenigen international verflochtenen Sys- in Großbritannien und in absehbarer Zeit in Neuseeland temfirmen – wie Rheinmetall – aus einigen allianzfähigen und Australien im Dienst ist. Ein weiteres Erfolgsmodell Spezialfirmen sowie einer größtenteils national ausgerich- internationaler Kooperation ist das bereits genannte GTK teten mittelständischen Industriebasis aus Subsystem- und Boxer. Hier haben wir kürzlich eine weitere Produktions- Komponentenlieferanten. Der Konsolidierungsprozess im stätte in den Niederlanden in Betrieb genommen. Landsystembereich brachte und bringt tiefe Einschnitte mit sich. Auch für Rheinmetall. So sind neben Innovationsfä- Zu den wachstumsstarken Märkten, die wir in absehbarer higkeit, dem Ausbau des System- und Servicegeschäftes und Zeit erreichen können, gehören – wie erwähnt – Asien der Internationalisierung umfangreiche Maßnahmen zur und die MENA-Region. Auch Australien, Nordamerika, Steigerung der Kosteneffizienz Bestandteil unseres »Strate- Südamerika, Russland sowie Nordeuropa bieten Wachs- gieprogrammes Rheinmetall 2015«. tumspotential. Rheinmetall wird daher konsequent seine »Hub-Strategie« fortsetzen und seine lokale Präsenz in den Weiterhin bleibt ein strategischer Dialog zwischen Politik, außereuropäischen Wachstumsmärkten stärken und durch Verwaltung, Streitkräften, Industrie und Gesellschaft unab- Akquisition und Partnerschaften vor Ort ausbauen. Denn dingbar, um die sicherheitspolitische Handlungsfähigkeit um seriös beraten und betreuen zu können, braucht es der Bundesrepublik und nicht zuletzt die Innovationsfähig- Leute, die nicht nur vor Ort sind, sondern auch die Sprache keit des Hochtechnologiestandortes Deutschland erhalten des Kunden sprechen und seinen Bedarf aus nächster Nähe zu können. Rheinmetall trägt seinen Teil hierzu gerne bei. 19
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Andreas Sedlmayr Geschäftsführender Gesellschafter AUTOFLUG GmbH Zur Notwendigkeit des Erhalts einer deutschen militärischen Luftfahrtindustrie 20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik in Schleswig-Holstein rischen Luftfahrtindustrie in Deutschland wurde zu einem sind eine gute Gelegenheit, über die aktuelle Situation der großen Erfolg. Von entscheidender Bedeutung dafür waren militärischen Luftfahrtindustrie in Deutschland und über zum einen der politische Wille für diesen Wiederaufbau ihre Notwendigkeit und Zukunft nachzudenken. Bekannt- und einhergehend damit das Bereitstellen von erheblichen lich hilft beim Blick nach vorn auch der Blick zurück: Entwicklungs- und Fördergeldern. Noch bedeutender aber war, dass es Beschaffungsprogramme gab und die deutsche Mit dem Ende des Krieges 1945 wurde die Fliegerei in Luftfahrtindustrie so Lizenz- und Fertigungspartner für Deutschland verboten und die Lufthoheit ging auf die Luftfahrtgerät amerikanischen Ursprungs für die junge Besatzungsmächte über. Einhergehend damit gab es keine deutsche Luftwaffe wurde. Luftfahrtindustrie in Deutschland mehr; sämtliche Schutz- rechte der deutschen Luftfahrtindustrie wurden beschlag- Von herausragender Bedeutung war das Starfighter Pro- nahmt. Erst mit der Gründung der Bundeswehr und der gramm. Das Flugzeug wurde in Deutschland und in anderen Eingliederung Deutschlands in das westliche Verteidigungs- europäischen NATO-Partner-Ländern in Lizenz gefertigt bündnis entstand wieder eine deutsche Luftfahrtindustrie. und markiert den Beginn einer leistungsfähigen deutschen Luftfahrtindustrie nach dem Kriege. Zu Spitzenzeiten waren Während die Luftfahrtindustrien der Siegermächte für ihre in dem Programm 140 000 Beschäftigte tätig, so auch bei neuen Entwicklungen unmittelbar und ohne jede Unterbre- AUTOFLUG und vielen anderen Unternehmen in Schles- chung auf ihr bisheriges Know-how und ihre bestehenden wig-Holstein. Ohne diese Lizenzfertigung wären Folgepro- Einrichtungen zurückgreifen konnten, stand die deutsche gramme wie die Transall, der Tornado, der Eurofighter und Luftfahrtindustrie vor einem vollständigen Neuanfang, der ganz aktuell das Transportflugzeug A400M nicht möglich nur in Zusammenarbeit mit den westlichen Verbündeten gewesen, und auch nicht eine leistungsfähige zivile Luftfahrt- zum Erfolg führen konnte. industrie in Deutschland. Über den Weg vom Lizenzfertiger wurde die deutsche militärische Luftfahrtindustrie auch Der Schwerpunkt dieses Neuanfanges lag bei der militäri- auf Systemebene zum angesehenen und gleichberechtigtem schen Luftfahrt; die zivile Luftfahrt sollte erst Jahrzehnte Entwicklungs- und Herstellungspartner in Europa, der seine später Bedeutung erlangen. Der Wiederaufbau der militä- Leistungsfähigkeit für den modernen Kampfflugzeugbau 20
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Transportflugzeug A400M, ausgestattet mit Truppensitzen mit eigenständigen Beiträgen im Eurofighter und im A400M aber die Kosten dafür übersteigen bei weitem die Kosten, Programm bis heute eindrucksvoll unter Beweis stellt. die zum Fähigkeitserhalt notwendig gewesen wären; von der zeitlichen Dimension ganz zu schweigen. Dieselben Regeln, die für den Aufbau einer militärischen Luftfahrtindustrie gelten, gelten auch für ihren Erhalt, Angesichts abnehmender Förderung der militärischen nämlich zum einen der politische Wille verbunden mit der Luftfahrtforschung, auslaufender Serienproduktionen, ohne Bereitschaft, technologisches Neuland mit Fördermitteln Neuentwicklungen und deutlich rückläufiger Aktivitäten gemeinsam mit der Industrie zu betreten. Und zum anderen im Bereich Instandsetzung und Betreuung verzeichnet die gehört für den Erhalt der Fähigkeiten auch ein Entwick- militärische Luftfahrtindustrie seit dem vergangenem Jahr lungs- und Beschaffungsprogramm, kurzum: ein zu ent- deutliche Beschäftigungs- und Umsatzrückgänge. Hoch- wickelndes (bemanntes oder unbemanntes) Luftfahrzeug. qualifiziertes Personal wandert in andere Bereiche ab und Unternehmen überdenken Geschäftsfeldaktivitäten: der Ich befürchte, dass ohne diese beiden Voraussetzungen das Erosionsprozess hat bereits eingesetzt. Ganz konkret besteht Erreichte niedergehen und eine leistungsfähige und interna- die Gefahr, dass der Know-how Erhalt infolge einer unter- tional wettbewerbsfähige deutsche militärische Luftfahrt- kritischen Industriegröße in der militärischen Luftfahrt- industrie keinen Bestand haben wird. Denn ohne anspruchs- industrie am Standort Deutschland nicht mehr möglich ist, volle Entwicklungsprogramme führt der Wettbewerb um einhergehend mit dem unwiederbringlichen Verlust der kluge Ingenieure dazu, dass diese ihre berufliche Herausfor- Fähigkeit, neue fliegende Waffensysteme und Flugkörper in derung in anderen Industrien suchen und der militärischen Deutschland entwickeln und diese komplexen Systeme auch Luftfahrtindustrie verloren gehen. Das Wissen in den Köp- eigenständig betreuen zu können. fen dieser Mitarbeiter kann zwar dokumentiert werden, aber es geht ohne Anwendung und Weiterentwicklung gleichwohl Wir stehen vor der Fragestellung: wollen wir das zweifelsohne unwiederbringlich verloren. Zu glauben, dass eine solche (noch) vorhandene und wettbewerbsfähige Know-how Wissenslücke wieder geschlossen werden kann, geht an der unserer deutschen militärischen Luftfahrtindustrie erhalten Realität vorbei. Es ist zwar möglich – wie der Wiederaufbau oder dürfen wir das, was über die vergangenen 50 Jahre der militärischen Luftfahrtindustrie ab 1955 gezeigt hat – aufgebaut wurde einfach aufgeben. 21
Versorgen – Aufklären – Schützen Die Bedingungen in der Verteidigungstechnik unterliegen ständigen Veränderungen. Neue Einsatzszenarien bedingen neuartige, modernste Ausrüstung. Wir als Sparte Verteidigung & Zivile Systeme haben die besonderen Maßgaben des Militärs verinnerlicht. Mit unseren Entwicklungen tragen wir den Anforderungen an Ausfallsicherheit der elektrischen Versorgung und allerhöchste Präzision in der Stabilisierung sowie in der Zielbeobachtung und -lokalisierung Rechnung - damit jeder Einsatz so reibungslos abläuft wie die von uns implementierte Lösung. Energie-Systeme • Elektrische Energiesysteme • Generatoren für die Stromversorgung • Aggregate und elektrische Komponenten Optische Sensor-Systeme • Wärmebild-Beobachtungsgeräte • Laser-Entfernungsmesser • Laser-Simulation & Ausbildungstechnik Stabilisierungs-Systeme • Richtantriebe für Waffensysteme • Sichtlinien-Stabilisierung • Neigesysteme Radome & Composites • Radome (Eurofighter, Tornado, NH90) • Wartung der AWACS Radome • Transparenter Schutz JENOPTIK Verteidigung & Zivile Systeme www.jenoptik.com/vzs
20 Jahre Arbeitskreis Wehrtechnik Schleswig-Holstein Ich meine, dass Deutschland diese Fähigkeiten erhalten der Verteidigung, eine »Militärische Luftfahrtstrategie« zu sollte, denn eine leistungsfähige nationale, europäisch inte- erarbeiten. Die im Bundesverband der Deutschen Luft- und grierte militärische Luftfahrtindustrie ist für die souveräne Raumfahrtindustrie e.V. (BDLI) zusammengeschlossene Auftragserfüllung unserer Bundeswehr im Bündnis und für Luftfahrtindustrie begrüßt dieses außerordentlich, auch vor ihre Einsatzbereitschaft unabdingbar. Die deutsche militäri- dem Hintergrund, dass die Bundesregierung bereits mit sche Luftfahrtindustrie leistet damit einen wesentlichen und ihrer nationalen Raumfahrtstrategie großen Erfolg gehabt unverzichtbaren Beitrag für die Souveränität Deutschlands. hat und die jüngst verabschiedete Strategie der Bundesre- Auch wird über eine zukunftsfähige, nationale militärische gierung für die zivile Luftfahrt ebenfalls langfristig ent- Luftfahrtindustrie Deutschlands Rolle in der EU, in der UN scheidende Weichen stellen wird. Mit einer Strategie für die und im Nato-Bündnis gesichert und gestärkt. Ohne deut- militärische Luftfahrt in Deutschland setzt die Bundesregie- sche Spitzentechnologie wird es Deutschland nicht möglich rung diesen Weg konsequent fort. sein, unabhängig eigne wertvolle militärische und technolo- gische Fähigkeiten in das Bündnis einzubringen und damit Die Idee einer strategischen Konzeption für die militärische Partner auf Augenhöhe zu bleiben. Luftfahrt in Deutschland zielt darauf ab, die für die Bun- deswehr und für Deutschland im Bündnis unverzichtbare Zweifelsohne wird es im Rahmen einer wünschenswerten militärische Luftfahrtindustrie strategisch klug und langfris- europäischen Sicherheitspolitik zu einer weiteren Integration tig auszurichten. Um dies zu erreichen, müssen innovative und Konzentration der militärischen Luftfahrt in Europa militärische Luftfahrtforschung und die Fähigkeit, modernste kommen. Dieses ist auch angesichts sinkender Budgets fliegende Waffensysteme in Deutschland entwickeln, pro- für die Verteidigung und geringer werdender Stückzah- duzieren und betreuen zu können, gesichert werden. Auch len künftiger Luftfahrzeuge unausweichlich. Aber hierauf wenn die Entwicklung komplexer Waffensysteme heute nur müssen wir vorbereitet sein, denn nur eigene umfassende noch gemeinsam mit anderen Partnernationen getragen technologische Fähigkeiten für die militärische Luftfahrt werden kann, muss der eigne unverzichtbare Beitrag zur ermöglichen es, den europäischen Integrationsprozess im Systemfähigkeit der nationale Anspruch sein. Diese System- Rüstungsbereich mit zu gestalten. Nur sie gewährleisten fähigkeit wird nicht allein durch die Systemindustrie getra- Kooperationsfähigkeit und sichern Einfluss bei Entwick- gen, sondern sie wird im besonderen Maße auch durch eine lung, Beschaffung und Betrieb von entscheidenden (neuen) Vielzahl mittelständischer Ausrüstungs- und Zulieferunter- militärischen Systemen. nehmen gewährleistet. Diese leisten durch ihre Flexibilität und ihre Innovationskraft einen unverzichtbaren Beitrag. Nicht vergessen werden darf, welchen enormen Einfluss die Entwicklungsleistung der militärischen Luftfahrtindustrie Eine militärische Luftfahrtstrategie für Deutschland wird gerade auf die zivile Luftfahrt hatte und nach meiner festen die Bedeutung der militärischen Luftfahrt in Deutschland Überzeugung noch haben wird. Militärische Hochleis- beschreiben und kann als inhaltliche Klammer die ver- tungstechnik in Werkstoffkunde und Triebwerksbau, in der schiedenen Aspekte zur Förderung und Unterstützung der Avionik, der Flugsteuerung oder der Strömungslehre haben nationalen Industrie zusammenfassen. Sie soll gleichzeitig der zivilen Luftfahrt unschätzbaren Nutzen gebracht. Es einen belastbaren strategischen Rahmen bieten, an dem sich gehört nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, dass etwa die Industrie langfristig orientieren kann. das Know-how zur sicheren Steuerung einer militärischen Drohne im Luftraum sehr gut auch dazu genutzt werden Die militärische deutsche Luftfahrtindustrie hat für die Bun- kann, künftig zivile Flugzeuge ohne Piloten zu betreiben. desrepublik Deutschland einen unverzichtbaren Beitrag geleis- Die Frachtflugzeuge werden den Anfang machen. Eine tet. Sie zu erhalten und weiterzuentwickeln ist nicht nur eine dauerhaft wettbewerbsfähige zivile Luftfahrtindustrie bedarf wirtschaftliche Fragestellung, sondern auch eine politische. ihres militärischen Partners. Getragen von dem dafür notwendigem politischen Willen wird die militärische Luftfahrtindustrie in Deutschland die vor Vor dem Hintergrund dieser Bedeutung einer nationalen ihr liegenden Herausforderungen annehmen und auch künftig militärischen Luftfahrtindustrie beabsichtigt die Bundesre- auf höchstem Niveau wertvolle Beiträge zur Weiterentwick- gierung unter der Federführung des Bundesministeriums lung der Luftfahrt in Deutschland und in Europa leisten. 23
Sie können auch lesen