ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht

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ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
DER REPORT 2017

Mit Anstand wirtschaften – Warum Ökonomie Moral braucht

            ES IST ZEIT ZU HANDELN.
ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
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Gesundheitliche Probleme, egal ob physisch oder
psychisch, können zu langwierigen Krankenständen und
zu drohenden Jobverlusten führen. Während dies bei
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Existenzängsten
einhergehen kann, kann es für Unternehmen
insbesondere von Klein- und Mittelbetrieben den Verlust
von wichtigem Know-How und Ressourcen bedeuten.

Egal ob Arbeitnehmer/innen oder Arbeitgeber/innen,
jede/r kann sich an fit2work wenden und eine Beratung in
Anspruch nehmen. fit2work bietet Information, Beratung
und Unterstützung bei Fragen zur seelischen und
körperlichen Gesundheit am Arbeitsplatz.

Werner L. arbeitet seit 25 Jahren in einem
Spenglereibetrieb. Aufgrund einer Operation an der
Wirbelsäule und der anschließenden Rehabilitation
befand er sich ein paar Monate im Krankenstand. Der
                                                                  © Fotoproduktion: SEE´YA
Arbeitgeber und auch Herr L. selbst waren unsicher, ob            Fotograf: Peter Garmusch

er die bisherige Tätigkeit in dieser Form auch mit der
gesundheitlichen Einschränkung weiter ausüben kann.
                                                                  fit2work ist kompetente Informationen aus einer Hand:
Das Thema Kündigung stand bereits im Raum.
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So half fit2work Werner L. und dem Betrieb:
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Durch individuelle Beratung zur Verbesserung der                  eine auf den Einzelfall abgestimmte Lösung zu erreichen,
Erwerbsfähigkeit sowie nach arbeitsmedizinischer                  wie am Beispiel der Monteurin Frau M:
Abklärung unterstützte fit2work Herrn L. einen Kurs
                                                                  „Nach einem schweren Unfall konnte ich ein Bein
als Lehrlingsausbildner zu beginnen.
                                                                  nicht mehr richtig bewegen und durch ständige
Der Betrieb nahm die Möglichkeit der fit2work-                    Schmerzen in der Wirbelsäule konnte ich meinen
Betriebsberatung in Anspruch und wurde beraten, wie die           gewohnten Beruf nicht mehr ausführen.“ Eine geplante
Wiedereingliederung von Herrn L. bestmöglich unterstützt          innerbetriebliche Umschulung wurde durch den Konkurs
werden kann. Der Betrieb bekam dabei auch gleich die              des Unternehmens – in dem sie tätig war – nicht mehr
Unterstützung nachhaltig eine Struktur aufzubauen, um die         möglich.
Wiedereingliederung zu fördern bzw. die Mitarbeiterinnen
                                                                  fit2work informierte Frau M. über die Möglichkeit einer
und Mitarbeiter zu unterstützen und zu begleiten, bevor
                                                                  medizinischen Rehabilitation, die sie dann von der
eine Wiedereingliederung notwendig ist.
                                                                  Pensionsversicherungsanstalt bewilligt bekam.
Durch die Rückkehr von Werner L. als Lehrlingsbeauf-
                                                                  Frau M ist mittlerweile wieder voll im Berufsleben
tragter konnte der Arbeitsplatz für den Mitarbeiter
                                                                  angekommen.
gesichert und aufgewertet werden, und der Betrieb
konnte nicht nur wichtiges Know-How erhalten, sondern             Die fit2work Beratung für Betriebe wird aus Mitteln des
bereits für die Zukunft vorausplanen.                             Europäischen Sozialfonds gefördert. www.esf.at

                                        fit2work wird finanziert von:
ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
editorial
   Taten statt Worte
   Um die Nachhaltigkeit ist es nicht still geworden. Ganz im Gegenteil, sie wird nach wie
   vor wie eine Monstranz vor sich hergetragen und eifrig beschworen. Allerdings hat man
   den Eindruck, dass sie zu einer Art Erlöserreligion geworden ist, weshalb es der Politik
   mehr um die bloße Ankündigung als um Taten geht. Angesichts der weltweiten Um-
   welt- und Klimaprobleme wird es jedoch nicht so sein, dass uns im Sinne Martin Luthers
   allein der Glaube retten wird.

   Zudem hat die Nachhaltigkeit über die Jahre hinweg einen etwas schalen Beigeschmack
   erlangt. War der Begriff in seinen Ursprüngen noch mit den Trägern von Birkenstock-
   sandalen und dem Verzehr von Biomüsli verbunden, ist er heute zu etwas sehr Schickem,
   ja Modischem und damit Vergänglichem geworden, zumal auch Birkenstock heute ein
   hippe Marke und Biomüsli längst im Mainstream bzw. in vielen Haushalten angekommen
   sind. Gerade dieser Mainstream ist es, der manche Unternehmen dazu verleitet, sich
   ein grünes Mäntelchen anzuziehen und sich öffentlichkeitswirksam als Öko-Wunder-
   wuzzi zu generieren. Der viele Nebel, der rund um die Themen Nachhaltigkeit und
   Klimawandel entsteht, soll uns dabei den Blick auf das Eigentliche und Wesentliche ver-
   stellen und er beraubt uns auch einer ganzheitlichen Sicht der Dinge und ihrer Zusam-
   menhänge, weshalb sich rund um diese Begriffe mittlerweile viele Mythen ranken.

   So erduldet die Nachhaltigkeit als Begriff ein ähnliches Schicksal wie die Innovation
   oder die Kreativität. Sie konnte sich zwar nachhaltig im Wortschatz der Sonntagsredner
   etablieren, ist aber heute nicht mehr das, was sie einmal war. Die Mechanismen des
   Green- und Brainwashings machen ihr heute zu schaffen und für einen Laien bzw. einen
   Konsumenten wird es immer schwerer, seinen Lebensstil danach zu orientieren und
   Kaufentscheidungen zu treffen. Was heute noch als nachhaltig gilt, kann morgen schon
   überholt sein und als schädlich für die Umwelt angesehen werden. Wer früher ein Die-
   selfahrzeug kaufte, weil man damit mit wenigen Litern 100 km zurücklegen konnte, gilt
   heute bereits als Umweltsünder, und selbst das Elektroauto gerät angesichts manch pu-
   blizierter Ökobilanzen in eine Nachhaltigkeitsschieflage.

   Die Gefahr rund um diesen Diskurs um die Nachhaltigkeit und den Klimawandel liegt
   einerseits darin, dass er in der breiten Öffentlichkeit als „abgelutscht“ erscheint und
   diese Öffentlichkeit dadurch andererseits auch empfänglich wird für die neuen Formen
   der Desinformation und der Fabrikation alternativer Fakten. Die Katze lässt sich eher
   durch solche Informationen hinter dem Ofen hervorlocken, die sie in Sicherheit wiegen,
   als durch jene, die sie aufrütteln sollen. Hier gilt offenbar: Only good news are good
   news,
   meint

   Thomas Duschlbauer
   Redakteur

                                                       zukunft nachhaltigkeit | 3
ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
i n h a l t
 COVERSTORY                                                           Nachhaltige Investments                                      26
 Was ist wirtschaftsfeindlich?                                   6    Bei nachhaltigen Investments geht es gezielt um ökologisch und
 Nachhaltigkeit erscheint derzeit als das Gebot der Stunde und        ökonomisch sinnvolle Finanzprodukte. Ähnlich wie bei grünen
 gilt gemeinhin als schicklich. Wenn es dabei aber um Verzicht        Investments stehen dabei im Besonderen sichere, langfristige und
 geht, lässt man anderen gerne den Vortritt.                          sozial verträgliche Anlageformen, wie zum Beispiel bei Solar
                                                                      Fonds, Ökofonds oder Mikrofinanzfonds, im Mittelpunkt.
 „Nachhaltig könnte auch die Atombombe sein“                   12
 Vieles wird als nachhaltig bezeichnet, vieles darunter verstanden.   Weltbevölkerungsbericht 2017                                 30
 Die Ökonomin Christa Zuberbühler erläutert im Interview, was         Unter dem Titel „Gespaltene Welt - reproduktive Gesundheit
 sie darunter versteht und warum „Nachhaltigkeit“ nicht mit Ge-       und Rechte in Zeiten der Ungleichheit“ wurde kürzlich der ak-
 rechtigkeit gleichzustellen ist.                                     tuelle Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen veröf-
                                                                      fentlicht. Die wichtigsten Aussagen und Resultate im Überblick.
 Startschuss für „NEFI” – New Energy for Industry 14
 Gerade dort, wo viel Energie und Ressourcen verbraucht werden,       Kampf dem Plastiksackerl                                     32
 können auch noch Potenziale für den Klimaschutz und für Kos-         Bilder von ganzen Meeresbuchten, die mit Plastikmüll überdeckt
 teneinsparungen der Betriebe ausgemacht werden.                      sind, Tiere, die elend zugrunde gehen, weil Plastik in ihren Le-
                                                                      bensraum und ihre Körper eindringt, und Horrormeldungen in
 CSR unter der Lupe                                            16     den Nachrichten, nach denen in kleinste Teile zersetzter Plastik-
 Unternehmen zwischen ernsthaftem Engagement und der bloßen           müll seinen Weg zurück in die menschliche Nahrung findet, sind
 Inszenierung von PR-Gags                                             mittlerweile allgegenwärtig und ins Bewusstsein der Allgemein-
                                                                      heit vorgedrungen.
 Urban Mining: Rohstoffquelle Gebäude                          18
 Damit Gebäude als sogenannte anthropogene Rohstoffquellen            Forschungsprojekt Nahversorgung                              40
 künftig besser genutzt werden können, arbeiten Wissenschaftler       Viele Gemeinden haben mit Abwanderung, Überalterung der Be-
 der TU Wien an einer genauen Erfassung der vorhandenen Ma-           völkerung und einem damit einhergehenden Strukturwandel zu
 terialien und Baustoffe. Deren Recycling wird dadurch jedoch         kämpfen. Das Forschungsprojekt „greissler.plus“ will nun eine
 nicht einfacher. Ob die Klassifizierung der Reserven etwas bringt    regionale Lösung für die Nahversorgung im Pilotgebiet Schnee-
 und welche Probleme das Baustoffrecycling heute birgt.               bergland finden. Welche Fortschritte das Projekt macht, erklärt
                                                                      Nicole Ringer vom leitenden Planungsbüro RaumRegion-
 Umweltbewusstes Bauen                                         20     Mensch.
 Als positive Entwicklung der letzten Jahre ist hervorzuheben, dass
 ein Bewusstsein für ökologisch verträgliches Bauen, Energiespa-      Die Auswirkungen des Klimawandels auf den öster-
 ren und Nachhaltigkeit in der Gesellschaft, der Politik und dem      reichischen Tourismus                          42
 Baugewerbe gewachsen ist. Ökologie ist kein „Randgruppen-            Österreichs Gastfreundschaftsindustrie reicht von reichhaltiger
 thema“ mehr, sondern „in der Mitte der Gesellschaft angekom-         Kultur bis zu imposanten Naturlandschaften. Doch kaum ein Be-
 men“.                                                                reich wird durch die Erderwärmung so umgekrempelt wie das
                                                                      Wintersportgewerbe. Wie können die betroffenen Gemeinden
 E-Mobilität: Ohne Strom kein Grün!                            22     reagieren?
 Eigentlich sind elektrisch angetriebene Autos nichts Neues. Be-
 reits zu Beginn des 20. Jahrhunderts stellte der geniale Erfinder    Eine Frage des Überlebens                                    44
 Ferdinand Porsche das erste E-Mobil der Öffentlichkeit vor. In       Kulturelle Identität, Verwertung regionaler Produkte, qualitativ
 den folgenden Jahrzehnten war lokal emissionsfreie Mobilität         hochwertige Ausstattung regionalen Zuschnitts und vor allem
 immer wieder ein Thema. Durch günstige Treibstoffpreise und          zukunftsfähige Mobilitätslösungen sind die elementaren Bau-
 höhere Reichweiten setzte sich aber letztendlich der Verbren-        steine nachhaltiger Tourismuswirtschaft. Wo die Herausforde-
 nungsmotor durch. Verstärktes Umweltbewusstsein, gestiegene          rungen angenommen werden, gibt es erfreuliche Ergebnisse.
 Ölpreise, aber auch ein sich veränderndes Mobilitätsverhalten
 sowie verschärfte Emissionsrichtlinien in Städten und auf EU-        Impressum                                                    46
 Ebene rücken die Elektromobilität seit einigen Jahren in den Mit-
 telpunkt der Forschungsaktivitäten der Autoindustrie.                Fünf Mythen rund um Nachhaltigkeit                           48
                                                                      Beim vernünftigen Umgang mit Ressourcen ist manches viel-
 Messbare Größe                                                24     leicht gut gemeint, aber nicht immer sinnvoll in der Umsetzung.
 Verschiedenste Indikatoren helfen, die Wirkung von Nachhal-
 tigkeitsmaßnahmen zu messen. Die Ergebnisse stellen eine zu-
 nehmend wichtige Größe, etwa bei Investitionsentscheidungen,
 dar.

4 | zukunft nachhaltigkeit
ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
Helden der Energiezukunft
 sind sauber unterwegs.
 Danke, Wasserkraft!

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                                                        energiezukunft oder

 VERBUND bringt saubere E-Mobilität auf die Straße: mit Strom aus 100 % österreichischer
 9CUUGTMTCHVWPFFGOUEJPGNNUVGPƃÀEJGPFGEMGPFGP.CFGPGV\²UVGTTGKEJUsIGOGKPUCOOKV
 SMATRICS. Fahren auch Sie sauber in die Energiezukunft und gewinnen Sie bei der VERBUND
 *GNFGP4CNN[GFGPPGWGP89G)QNHsOGJTCWHverbund.at/energiezukunft

 Energieträger:                   Stromkennzeichnung gem. § 78 Abs.1 und 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungs-VO 2011 für den Zeit-
                                  raum 1.1.2016 bis 31.12.2016. Durch den vorliegenden Versorgermix fallen weder CO 2-Emissionen noch
 Wasserkraft           100 %      radioaktive Abfälle an. 100 % der Nachweise stammen aus Österreich.
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Was ist wirtschaftsfeindlich?
 Nachhaltigkeit erscheint derzeit als das Gebot der Stunde und gilt gemeinhin als schicklich.
 Wenn es dabei aber um Verzicht geht, lässt man anderen gerne den Vortritt.

                    A
                            ngesichts der rasanten Dynamik der Wirt-      prägt, während die ökologischen Auswirkungen des
                            schaft auf der einen Seite und der sich ab-   Wirtschaftens oft weit über den Standort hinaus-
                            zeichnenden Folgen für die Umwelt zeich-      reichen. Ein Beispiel dafür sind im Zeitalter der
                    net sich ein bislang noch nie da gewesenes Dilemma    Globalisierung die sogenannten Smart Cities. Wäh-
                    ab: Denn unser Verständnis von Wirtschaft ist heute   rend die Attraktivität und Lebensqualität solcher
                    extrem stark vom Erhalt des eigenen Standortes ge-    Städte hervorgehoben wird, die uns beinahe wie an-

6 | zukunft nachhaltigkeit
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COVERSTORY •

                                                                                Das Engagement zeigt Wirkung
                                                                                Rund 250 Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft dis-
                                                                                kutierten über die Bedeutung von strategischen Partnerschaf-
                                                                                ten zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele (Sustai-
                                                                                nable Development Goals).

                                                                                Was braucht es, um die unternehmerische Zukunft nachhal-
                                                                                tig zu gestalten? Eine Vision, Commitment und starke Part-
                                                                                nerschaften – so die Kernbotschaft des diesjährigen CSR-Ta-
                                                                                ges, der am 11. Oktober bei der voestalpine AG (Stahlwelt)
                                                                                in Linz stattfand. Der jährlich von respACT organisierte Kon-
                                                                                gress zählt zu den wichtigsten österreichischen Veranstaltun-
                                                                                gen zum Thema Corporate Social Responsibility und nachhal-
                                                                                tige Entwicklung.
                                                                                Ursula Simacek fasste die Veranstaltung zusammen: „Der
                                                                                CSR-Tag zeigt es wieder ganz eindeutig, ganzheitliche Kon-
                                                                                zepte für die Verknüpfung von sozialen, ökologischen und
                                                                                wirtschaftlichen Belangen zu entwickeln ist für die Errei-
                                                                                chung der Nachhaltigkeitsziele unerlässlich. Denn es gilt, den
                                                                                Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken und unser Land
                                                                                zum Innovationsland für zukunftsfähiges, verantwortungs-
                                                                                volles Wirtschaften zu machen.“

                                                                                respACT feierte im Rahmen des CSR-Tages 2017 gleichzeitig
                                                                                ein Jubiläum: 20 Jahre verantwortungsvolles Wirtschaften
                                                                                in Österreich. Seit seiner Gründung engagiert sich der Verein
                                                                                gemeinsam mit seinen Mitgliedsunternehmen und nationalen
                                                                                wie internationalen Partnerorganisationen, um in puncto
                                                                                Nachhaltigkeit innovative Wege zu gehen und wirksame Lö-
                                                                                sungen umzusetzen.
                                                      Foto: iStock.com/lukbar

tiseptische Paradiese erscheinen, blicken wir nur
ungern hinter deren Kulissen und sehen nicht, dass
viel Schmutz und Elend einfach über die Stadtgren-
zen hinweg outgesourct wurde. Eine Ausnahme ist
da vielleicht Singapur, dessen Wachstum daher
rührt, dass die Stadt zu einem Fünftel auf dem auf-
geschütteten Müll errichtet wurde. Bis 2030 sollen
weitere zehn Prozent Fläche hinzukommen. In Sin-
gapur kostet ein Auto auch etwa das Vier- bis Fünf-
fache wie bei uns, während wir in Österreich in der
Diskussion über einen höheren Dieselpreis bereits                               Wolfgang Eder (Vorstandsvorsitzender und CEO der voestalpine
einen Anschlag auf den Wirtschaftsstandort orten.                               AG), Daniela Knieling (Geschäftsführerin respACT), Ursula Sima-
                                                                                cek (Präsidentin respACT und CEO der SIMACEK Facility Manage-
Gute alte Zeiten                                                                ment Group GmbH), Günther Rabensteiner (Vorstandsmitglied der
Solange sich die Auswirkungen umweltschädlichen                                 VERBUND AG), Heinz Felsner (Vizepräsident respACT) (v.l.)
Verhaltens noch auf den Standort selbst bezogen                                 Foto: Fotostudio Meister Eder
haben, war die damalige Welt quasi noch „in Ord-

                                                                                                                 zukunft nachhaltigkeit | 7
ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
Eine intakte Umwelt ist auch ein Standortfaktor.
                                                                        Foto: Wanderhotels/Franz Gerdl

   Klimaschutz und Wohlstand
   sind kein Widerspruch
   Österreichs Umwelt- und Energietechnikbranche befindet
   sich im Aufwind. Die Wirtschaftkammer sieht ein Verbesse-
   rungspotenzial bei Investitionsanreizen.

   Zum jüngsten Austrian World Summit unter der Schirmherr-
   schaft von Bundespräsident Alexander Van der Bellen prä-
   sentiert sich die österreichische Umwelt- und Energietechnik-
   wirtschaft in guter Verfassung. Dies zeigt auch eine Bran-
   chenstudie des Industriewissenschaftlichen Instituts im Auf-
   trag der WKO und der Bundesministerien für Wirtschaft
   (BMWFW), Umwelt (BMLFUW) und Technologie (BMVIT).
   Das Fazit: Die Branche wächst stärker als die Gesamtwirt-
   schaft, der Green-Tech-Sektor ist außerordentlich innovativ
   und Österreich hält einen respektablen Anteil auf dem globa-
   len Umwelttechnikmarkt.

   „Wird das Klimaabkommen von Paris mit Leben erfüllt, wer-
   den österreichische Betriebe, die häufig Technologieführer in     nung“. Da und dort wurden Waldgebiete gerodet,
   ihren Marktsegmenten sind, Wachstumschancen nutzen kön-           die Luft, Gewässer und Böden verschmutzt und es
   nen“, ist Stephan Schwarzer, Leiter der umwelt- und energie-      wurden Tier- und Pflanzenarten verdrängt oder
   politischen Abteilung in der Wirtschaftskammer Österreich,        ausgerottet. Allerdings konnte man auch vor Ort
   überzeugt. Durch die Internationalisierungsoffensive der          wieder nach Lösungen der damit verbundenen Pro-
   WKO im Auftrag der Bundesregierung konnten diese Chan-            bleme suchen, sofern man darin überhaupt ein Pro-
   cen bisher sehr gut genutzt werden – daher wird auch in Zu-       blem für den Standort sah. Wirklich problematisch
   kunft hier ein besonderer Schwerpunkt bei der Bearbeitung         wurde für uns dieser Umgang mit der Umwelt erst
   von Märkten auf allen Kontinenten liegen.                         Mitte der 1970er-Jahre, als im Herzen Europas das
                                                                     Waldsterben einsetzte. Erstmals waren wir damit
   Das Wachstum der Green Jobs tragen nicht nur die Technolo-        konfrontiert, dass auch Prozesse, die außerhalb un-
   gieanbieter, sondern die gesamte Wirtschaft, namentlich die       seres Tellerrandes passieren, unsere Lebensgrund-
   Industrie als Technologienachfrager. Ohne Nachfrage im In-        lagen bedrohen. Die Forstwirtschaft, der Tourismus
   land in der ersten Etappe schaffen Betriebe selten den            und die Sicherheit mancher Bergregionen waren
   Sprung in den Export. Entsprechenden Rückenwind dafür             dadurch gefährdet. Zum ersten Mal ist es dabei aber
   hat die Politik in den letzten 20 Jahren mit einer Reihe von      umgekehrt durch eine grenzüberschreitende Zu-
   Maßnahmen bei Luftreinhaltung, Gewässerschutz, Abfallwirt-        sammenarbeit gelungen, ein Problem dieser Trag-
   schaft und Klimaschutz in der jungen, innovativen Industrie       weite tatsächlich zu lösen.
   erzeugt.
                                                                     Keine Kompromisse
                                                                     Auch beim globalen Klimawandel, der sich in den
                                                                     Jahren danach bereits abzeichnete, keimte nach
                                                                     dem historischen Klimaabkommen von Paris die
                                                                     Hoffnung auf, dass dies durch einen Kompromiss
                                                                     so gut wie aller Nationen möglich wäre. Durch das
                                                                     Ausscheiden der USA als einer der bedeutendsten
                                                                     Wirtschaftsräume – und einer der größten CO2-
                                                                     Verursacher – haben diese Bestrebungen einen
                                                                     Dämpfer erlitten, wobei dieser Ausstieg im Ver-
                                                                     gleich zu jenen Staaten, die lediglich CO2-Einspa-
                                                                     rungen ankündigen, aber keine effizienten Maß-
                                                                     nahmen zum Klimaschutz auf den Weg bringen,
                                                                     wenigstens als ehrlich erachtet werden kann.
                                                                     Generell sehen wir in vielen Bereichen, dass über-
                                                                     geordnete Interessen, Kompromisse und Koopera-
                                                                     tionen eine immer geringere Rolle spielen und dies
   Sektionschef Günter Liebel, BMLFUW; Theresia Vogel, Geschäfts-    immer häufiger mit der Sicherung des eigenen
   führerin Klima- und Energiefonds; Bundespräsident Alexander Van   Standorts argumentiert wird. Selbst Autonomiebe-
   der Bellen; Ingmar Höbarth, Geschäftsführer Klima- und Energie-   strebungen wie in Katalonien sind in diesem Licht
   fonds; Bundesminister Jörg Leichtfried, BMVIT (v.l.)              zu betrachten, zumal sie – zumindest augenschein-
   Foto: Klima-und Energiefonds/APA-Fotoservice/Buchacher            lich – nicht aus dem Mief des Nationalismus eines
                                                                     19. und 20. Jahrhunderts heraus betrieben werden.

8 | zukunft nachhaltigkeit
ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
COVERSTORY •

                                                      staat Bayern zuletzt andere Standpunkte hinsicht-
                                                      lich Sicherheit und Migration vertrat als die Bun-
                                                      desregierung.

                                                      Gesinnung vs. Verantwortung
                                                      Interessenskonflikte dieser Art führen bezüglich der
                                                      Bestrebungen hin zu einer nachhaltig orientierten
                                                      Wirtschaft dazu, dass die bloße Gesinnungsethik
                                                      gegenüber einer Verantwortungsethik zunehmend
                                                      die Oberhand gewinnt. Es wird zwar stets aner-
                                                      kannt, dass das Schicksal der kommenden Genera-
                                                      tionen und unseres Planeten auf dem Spiel stünde,
                                                      geht es allerdings darum, vor Ort konkrete Schritte
                                                      zu setzen, lässt man den anderen gerne den Vortritt.
                                                      Denn das Übernehmen von Verantwortung bedeu-
                                                      tet mitunter auch Verzicht. Dies gilt nicht nur für
                                                      die Politik, sondern auch für jeden Einzelnen von
                                                      uns – etwa dann, wenn wir unseren Anspruch auf
                                                      eine gesicherte Stromversorgung als etwas Selbst-
                                                      verständliches betrachten, aber den Bau eines Kraft-
                                                      werkes oder einer Starkstromleitung verhindern
                                                      wollen.
                                                      So sind aus diesem Gesichtspunkt heraus die ge-
                                                      genwärtigen Anstrengungen rund um den Kampf
                                                      gegen den Klimawandel stets davon gekennzeich-
Die wirtschaftlichen Interessen eines prosperieren-   net, dass wir versuchen, gleichzeitig auch unseren
den Standortes befeuern hier die Autonomiefantasie    Lebensstandard zu halten, so dass wir uns in unse-
gegenüber der Zentralregierung und wir sehen, dass    ren Konsumgewohnheiten nicht einschränken
die Spaltung in wichtigen Fragen nicht unbedingt      müssen. Abgesehen davon, dass wir mitunter gerade
vor den nationalen Grenzen haltmachen muss und        durch den Verzicht auf das eine oder andere Ange-
künftig auch nicht haltmachen wird. Ähnlich ist es    bot unserer Konsumgesellschaft sogar eine Steige-
beispielsweise auch in Deutschland, wo der Frei-      rung unserer Lebensqualität erfahren könnten, ist

       Symbiose aus Licht, Natur und Architektur

       Am Rande eines Freilandgebietes gelegen, bietet dieses Objekt multifunktionale Bausubstanz mit Woh-
       nen und Arbeiten in Grünruhelage. Nur 15 Autominuten von der Grazer Innenstadt entfernt, ist diese
       Immobilie in exklusiver Lage ein hervorragendes Investment. Mit überschaubarem Aufwand können die
       Top-Büroräumlichkeiten auch als Wohnungen adaptiert werden.

       )GSCMěIRx GMà9OJNĝhEJGMà)RTNFSě}ELSĝhEJG
       -CTHPRGKSč

       Kontakt: Michael Pontasch-Hörzer, Raiffeisen Immobilien Steiermark GmbH
       Tel.: 0316/8036-2599, Fax: DW 2549, Mobil: 0664/53 45 495
       E-Mail: michael.pontasch-hoerzer@rlb-stmk.raiffeisen.at

                                                                                                 zukunft nachhaltigkeit | 9
ES IST ZEIT ZU HANDELN - DER REPORT 2017 Mit Anstand wirtschaften - Warum Ökonomie Moral braucht
dieser Ansatz im Prinzip auch nachvollziehbar.
                                                                       Denn nur unter den Voraussetzungen einer funk-

    Es gibt noch Luft nach oben
                                                                       tionierenden Wirtschaft sind wir auch in der Lage,
                                                                       Investitionen in den Schutz der Umwelt zu tätigen.
                                                                       Allerdings kann Wachstum auch unter anderen Be-
                                                                       dingungen erfolgen – etwa dann, wenn beispiels-
    Drei Viertel der 100 größten Unternehmen weltweit veröf-           weise durch Änderungen des Steuersystems Len-
    fentlichten Informationen über ihre Nachhaltigkeitsleistun-        kungseffekte erzielt werden, die zugunsten der
    gen – in Österreich sind es 62 Prozent.                            Nachhaltigkeit ausfallen.
                                                                       In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich die
    Die Berichterstattung zu Nachhaltigkeitsinformationen ist in-      Frage der Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes,
    ternational etabliert – bei den österreichischen Unternehmen       die durch solche Maßnahmen eingeschränkt wer-
    ist im Vergleich noch Luft nach oben. Zu diesem Ergebnis           den könnte. Wie „wirtschaftsfeindlich“ sind also
    kommt eine aktuelle Studie von KPMG. Für die KPMG Survey           solche Maßnahmen? Und können wir uns dabei ge-
    of Corporate Responsibility Reporting 2017 wurden 4.900            rade angesichts von Nachhaltigkeit nicht auch ein
    Unternehmensberichte aus 49 Ländern analysiert. Österreich         Beispiel an der Natur nehmen?
    ist erstmals in der Studie vertreten. KPMG Österreich hat
    dafür die Nachhaltigkeitsberichterstattung der 100 größten         Adaption und Innovation
    heimischen Unternehmen untersucht. „Vor dem Hintergrund            Dort ist es so, dass bei Veränderungen der Umwelt
    wachsender Anforderungen von regulatorischer Seite sowie           Arten entweder abwandern, aussterben oder in der
    seitens der Stakeholder ist Nachhaltigkeitsberichterstattung       Lage sind, sich derart anzupassen, dass sie erfolg-
    international zum Standard geworden. Auch Investoren for-          reich eine Nische für sich behaupten können. Das,
    dern von Unternehmen zunehmend, ihre Ansätze zur Sicher-           was in der Evolution als Adaption bezeichnet wird,
    stellung einer langfristigen Wertschöpfung offenzulegen“,          ist in der Wirtschaft als innovatives Denken und
                                             sagt KPMG Partner         Handeln zu verstehen – und manche Unternehmen
                                             Peter Ertl. In Öster-     sind unter veränderten Wettbewerbsbedingungen
                                             reich veröffentlichen     sogar so innovativ, dass sie disruptive Innovationen
                                             aktuell 62 Prozent der    hervorbringen und dadurch nicht nur eine Nische
                                             100 größten Unterneh-     einnehmen, sondern als Game Changer auch ihr
                                             men Nachhaltigkeitsin-    Umfeld verändern können. Tesla wäre ohne zur
                                             formationen. Mit die-     Neige gehende fossile Brennstoffe wahrscheinlich
                                             sem Ergebnis hinken       nicht das, was es jetzt ist, und die Automobilbranche
                                             die heimischen Be-        würde heute nach wie vor nach den Regeln des 20.
                                             triebe nicht nur im in-   Jahrhunderts funktionieren.
                                             ternationalen (75 Pro-
                                             zent), sondern auch       Neue Regeln, neue Spielräume
                                             im europäischen (73       Es geht bei der Sicherung eines Standortes also
                                             Prozent) Vergleich hin-   nicht bloß darum, die Wirtschaft unter einen Glas-
                                             terher. Betrachtet man    sturz zu stellen, sondern durchaus auch Verände-
                                             das Ergebnis der 250      rung in einem absehbaren und kalkulierbaren Aus-
                                             größten Unternehmen       maß nicht nur zuzulassen, sondern zu forcieren.
                                             weltweit (93 Prozent),    Denn es wird immer Standorte geben, die unter
                                             wird der Unterschied      günstigeren Bedingungen produzieren, die Lohn-
    Mit dem Waldsterben setzte in Europa     noch deutlicher. Ab       dumping betreiben und sich um Sozial- und Um-
    ein grenzüberschreitendes Denken         dem Geschäftsjahr         weltauflagen wenig kümmern müssen. Die tat-
    zur Lösung von Umweltproblemen           2017 müssen in            sächliche Benchmark ist aber dort anzusiedeln, wo
    ein. Foto: Wikimedia Commons             Europa Unternehmen        unter verschärften aber überschaubaren Wettbe-
                                             von öffentlichem Inte-    werbsbedingungen, Regeln neu formuliert wer-
    resse mit mehr als 500 Mitarbeitern verpflichtend über             den, Innovationen entstehen und genügend Wohl-
    Nachhaltigkeitsleistungen berichten. „Durch die neue gesetzli-     stand generiert werden kann, so dass auch die so-
    che Verpflichtung zur Offenlegung nicht finanzieller Informa-      ziale Sicherheit gewährleistet ist. So bedeuten
    tionen für bestimmte Unternehmen in Österreich und den üb-         neue Regeln nicht nur Einschnitte, sondern sie
    rigen EU-Ländern erwarten wir in den nächsten Jahren ei-           können einem Standort – beispielsweise hinsicht-
    nen deutlichen Anstieg der österreichischen Berichterstat-         lich der Beschaffung von Ressourcen – auch mehr
    tungsquote“, ist Michaela Kegel, KPMG Assistant Managerin,         Unabhängigkeit einräumen und dadurch langfris-
    optimistisch.                                                      tig mehr Wachstum bescheren. Gerade das, was
                                                                       oft vordergründig als „wirtschaftsfeindlich“ abge-
    Zu wenig berichtet wird allgemein auch noch über die finan-        tan wird, erweist sich, und dafür gibt es in der Ge-
    ziellen Risiken des Klimawandels: Nur etwas mehr als ein           schichte der Industrialisierung genügend Bei-
    Viertel (28 Prozent) der untersuchten Unternehmen beziehen         spiele, als ein wirksamer Schutz der Interessen ei-
    sich in der Berichterstattung auf konkrete Risiken, die durch      nes Standortes. Manifest wird dies auch daran, dass
    die Veränderung des Klimas entstehen und in weiterer Folge         sich in den USA beispielsweise Ölmultis gegen die
    Auswirkungen auf die Finanzlage des Unternehmens haben,            Klimapolitik von Donald Trump stellen und Au-
    wie zum Beispiel Produktionsausfälle durch vermehrte Ex-           tomobilkonzerne gegen eine Neuverhandlung von
    tremwetterereignisse. In Österreich berichten lediglich 19         NAFTA plädieren.                                   Ü
    Prozent darüber.

10 | zukunft nachhaltigkeit
Betriebliche
Gesundheitsförderung (BGF)

                                                                                                                                        © Robert Kneschke – Fotolia.com
Betriebliche Gesundheitsförderung         Bedingt durch die demographischen und gesell-   AnsprechpartnerInnen in den Regionalstellen
(BGF) lohnt sich für das Unternehmen:     schaftlichen Veränderungen sowie durch die      und Servicestellen des Österreichischen
                                          erhöhten Ansprüche in der Arbeitswelt, wird     Netwerkes Betriebliche Gesundheitsförderung
 Erhöhte Arbeitszufriedenheit bringt      die Förderung von Gesundheit und Wohlbefin-     sowie weitere Informationen finden Sie
 mehr Produktivität und Produktqualität   den am Arbeitsplatz immer bedeutender.          unter: www.netzwerk-bgf.at
 Innerbetriebliche Kommunikation
 wird verbessert                          Nur wer sich an seinem Arbeitsplatz wohl
                                          fühlt, kann auch einen entscheidenden Beitrag
 Imageplus für das Unternehmen
                                          zur Produktivität eines Unternehmens leisten.
 Krankenstände werden reduziert           Davon profitieren sowohl ArbeitnehmerInnen
                                          als auch die Unternehmen.
Gesundheitsförderung schafft
Pluspunkte und Lebensqualität:            Ziel der BGF ist es die Ressourcen der Mit-
                                          arbeiterInnen zu stärken und Belastungen zu
 Weniger Arbeitsbelastung,                reduzieren. Dabei müssen organisatorischen
 mehr Wohlbefinden                        Rahmenbedingungen (VERHÄLTNISSE) verändert
 Weniger gesundheitliche Beschwerden,     werden. Arbeitsbedingte Belastungsfaktoren
 besseres Betriebsklima                   werden reduziert und organisationale Ressour-
                                          cen aufgebaut. Überdies kann durch Förderung
 Gesundes Verhalten im Betrieb und in
                                          lebenstilbezogenen Maßnahmen (VERHALTEN)
 der Freizeit
                                          Gesundheit gefördert werden.
                                                                                                          www.hauptverband.at
„Nachhaltig könnte
                                                                                      auch die Atombombe sein“
 Foto: Tina King-Die Fotogräfin

                                                                                     Vieles wird als nachhaltig bezeichnet, vieles darunter
                                                                                     verstanden. Die Ökonomin Christa Zuberbühler
                                                                                     erläutert im Interview, was sie darunter versteht und
                                                                                     warum „Nachhaltigkeit“ nicht mit Gerechtigkeit gleich-
                                                                                     zustellen ist.
                                                                                                                                            Von Ursula Rischanek
                                  „Wir müssen verste-
                                  hen, dass wir auch ei-
                                  niges tun müssen, um
                                  unsere Sünden der
                                  Vergangenheit mög-       Heute wird vieles rasch als „nachhaltig“ bezeich-       fördern.“ Lösen kann man diese Diskrepanzen im
                                  lichst wiedergutzuma-    net. Aber wie wird Nachhaltigkeit tatsächlich de-       Verständnis nur durch einen ernsthaften, ehrlichen
                                  chen“, sagt              finiert?                                                und offenen Diskurs, der nicht der Selbstdarstel-
                                  Christa Zuberbühler,     Es gibt keine einheitliche Definition - das Verständ-   lung dient, sondern dem Willen um Erkenntnis.
                                  Mitglied im Wissen-      nis der ernsthaften Nachhaltigkeitswissenschaftler
                                  schaftsbeirat des        geht aber dahin, dass Nachhaltigkeit die Selbstre-      Wie kann man zwischen „nachhaltig“ als Etikett
                                  Österreichischen Zen-    generationfähigkeit eines Systems bezeichnet: Nut-      und wirklich nachhaltigen Maßnahmen unter-
                                  trums für Nachhaltig-    zung der Ressourcen nur in dem Ausmaß, in dem           scheiden?
                                  keit.                    diese nachwachsen, Abfall nur in dem Ausmaß, in         Nur durch kritisches Denken sowie Achtsamkeit
                                                           dem dieser abgebaut wird. „Nachhaltig“ ist also al-     und die Bereitschaft zur schonungslosen Ehrlich-
                                                           les, was als systemischer Faktor diesen Zustand der     keit: Nichts, was aus nicht nachwachsenden Res-
                                                           Regenerierbarkeit stützt, erhält, nicht zerstört.       sourcen produziert wird, ist nachhaltig. Nichts, was
                                                                                                                   nicht abbaubar ist, ist nachhaltig. Wir verwenden
                                                           Nicht nur in der Definition gibt es eine große          das Etikett „nachhaltig“ ja schon für etwas, das we-
                                                           Bandbreite dessen, was nachhaltig ist, sondern          niger zerstörerisch ist als etwas anderes, was es vor-
                                                           auch in der breiten Öffentlichkeit versteht jeder et-   her gab. Natürlich sind auch solche Fortschritte zu
                                                           was anderes darunter - wie kommt es dazu und            begrüßen, doch meines Erachtens wäre es falsch,
                                                           wie kann man diese Diskrepanzen lösen?                  sich darüber hinwegzutäuschen, dass das allein
                                                           Das System Erde und die Regenerierbarkeit ihrer         schon „Nachhaltigkeit“ ausmacht.
                                                           Ressourcen beziehungsweise das Aufrechterhalten
                                                           des Gleichgewichts ist ein komplexes, vernetztes        Sollte Nachhaltigkeit also exakter definiert wer-
                                                           System, das wir noch gar nicht in seiner ganzen         den?
                                                           Komplexität verstanden haben. Dabei halte ich es        Es geht nicht um eine „exakte“ Definition, sondern
                                                           mit Elinor Ostrom, der ersten und bisher einzigen       um das Verständnis, worum es dabei geht. Vor allem
                                                           weiblichen Preisträgerin des Albert Nobel Ge-           geht es darum, das Ziel, also die Regenerationsfä-
                                                           dächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften           higkeit unseres Planeten Erde zu erhalten, nicht mit
                                                           (2009). Sie fordert mehr Bescheidenheit im Nach-        den vielen möglichen Wegen und Teilstrecken zu
                                                           haltigkeitsdiskurs und meint: „Wir sollten nicht so     diesem Ziel zu verwechseln: Wir müssen verstehen,
                                                           tun, als wüssten wir sicher, wie nachhaltige Ent-       dass wir auch einiges tun müssen, um unsere Sün-
                                                           wicklung zu erreichen ist.“ Ihrer Ansicht nach geht     den der Vergangenheit möglichst wiedergutzuma-
                                                           es vielmehr darum, dass die Menschen die Kunst          chen, und dass es vor allem wenig nützt, ein biss-
                                                           des Zusammenarbeitens erlernen, dass die Fähig-         chen nachhaltig zu sein, wenn wir damit das große
                                                           keit zur Kooperation und Selbstorganisation von         Ziel verfehlen und Unwiderbringliches zerstören.
                                                           Menschen gestärkt wird, denn - ich zitierte: „Keine     Es ist zu differenzieren zwischen dem Verständnis
                                                           Regierung der Welt kann die ganze Palette an Wis-       von „nachhaltig“ im Sinne der Nachhaltigkeitsphi-
                                                           sen, Instrumenten und Sozialkapital entwickeln, die     losophie und dem sprachlichen Kern des Wortes
                                                           nötig ist, um nachhaltige Entwicklungsprozesse zu       „nachhaltig“, der einfach nur bedeutet: „lang an-

12 | zukunft nachhaltigkeit
IM GESPRÄCH •

                                                                                                               Nachhaltigkeit bedeu-
                                                                                                               tet die Selbstregenera-
                                                                                                               tionsfähigkeit eines
                                                                                                               Systems – die Wege da-
haltend, über einen gedachten Endpunkt hinaus          erhaltenden ökologischen Systeme zu versagen.           hin sind vielfältig.
noch fortdauernd“ - der aber nichts über den Inhalt    Ausgangspunkt dieser Sprachverwirrung um Nach-          Foto: iStock.com/cnythzl
dessen aussagt, was lang anhält. Nachhaltig kann in    haltigkeit ist die politische Kompromissformel, dass
diesem Sinn auch die Atombombe sein.                   Nachhaltigkeit auf den Säulen von ökologischer,
                                                       sozialer und wirtschaftlicher Ausgeglichenheit be-
In Ihrem Buch „Nachhaltigkeit ist nicht Gerech-        ruhe. Die Realität in der Klimafrage zeigt uns aber,
tigkeit“ schreiben Sie, dass die Verwirrung um den     dass das Ökosystem sich nicht davon beeindrucken
Begriffsinhalt „Nachhaltigkeit“ nicht nur in der       lässt, ob dieses Teilsystem „Menschheit“ in sozialer
politischen und wirtschaftlichen Landschaft, son-      und wirtschaftlicher Ausgewogenheit lebt.
dern auch im wissenschaftlichen Bereich darin
liegt, dass hier verschiedene Fragestellungen ver-     Und warum ist Nachhaltigkeit nicht mit Gerech-
mischt und in einem Begriff verbunden werden -         tigkeit gleichzustellen?
welche Fragestellungen sind das?                       Weil sie unterschiedlicher Logik folgen: Eine „ge-
Vor allem geht es hier um die Idee von Gerechtig-      rechte“ Welt ist nicht notwendigerweise nachhaltig.
keit: Gerechtigkeit ist ein anthropozentrisches        Es lässt sich schon argumentieren, dass eine Welt,
Konstrukt, es geht de facto um die Verteilung von      in welcher die Ressourcen „gerecht“ verteilt sind,
Ressourcen innerhalb der Menschheit - ohne Rück-       eher darauf einzuschwören ist, die Lebensgrundla-
sicht auf das Gesamtsystem. Denken Sie nur an die      gen nicht zu übernutzen bzw. zu zerstören. Aber
Diskussion um „starke“ und „schwache Nachhal-          zwingend ist das nicht, bedenkt man die Problema-
tigkeit“: Wir ersetzen ganz einfach die natürlichen    tik des Konstrukts „Gerechtigkeit“ und seiner zu-
Ressourcen durch Human- und Sachkapital und            meist engen Grenzen von Solidarität. Angesichts
nennen das dann Nachhaltigkeit, weil wir der           der derzeitigen weltpolitischen Lage ist es schwie-
nächsten Generation damit doch auch etwas Ak-          rig, optimistisch zu bleiben, ob ein soziales und
zeptables hinterlassen. Wenn die ökologische Trag-     wirtschaftliches Gleichgewicht überhaupt im Be-
fähigkeit unseres Lebensraums überschritten ist,       reich der menschlichen emotionellen Veranlagung
dann können wir das nicht ad infinitum verleugnen      existieren kann.                                  Ü
und durch technologische „Überbrückungslösun-
gen“ kaschieren. Nachhaltigkeit ist ein ökologisches
Problem, das können wir nicht einfach wegdisku-          Zur Person
tieren.                                                  Christa Zuberbühler ist Professorin für Economy, Sustainable
Der große Mahner in dieser Debatte, Herman E.            Development und Mediation sowie Dekanin des emca-campus
Daly, wirft hier insbesondere den Ökonomen vor,          des Universitätenverbunds in Leobersdorf, Österreich und Mit-
dass sie die Gesetze der Thermodynamik negieren:         glied im Wissenschaftsbeirat des Österreichischen Zentrums für
Die Menschheit hat nur ein begrenztes Budget an          Nachhaltigkeit, Präsidentin des Internationalen Dachverbands
Energie mit niedriger Entropie zur Verfügung. Da-        für Wirtschaftsmediation und Konfliktmanagement icbm.
mit muss sie haushalten, wenn davon zu viel „ver-
wirtschaftet“ wird, beginnen die komplexen lebens-

                                                                                                  zukunft nachhaltigkeit | 13
Die Metallindustrie zählt zu den
                                        energieintensivsten Branchen.
                                        Foto: AMAG

  Startschuss für „NEFI” –
  New Energy for Industry
  Gerade dort, wo viel Energie und Ressourcen verbraucht werden, können auch noch Poten-
  ziale für den Klimaschutz und für Kosteneinsparungen der Betriebe ausgemacht werden.
                                                                                                      Von Thomas Duschlbauer

  A
         uf nationaler, europäischer und in-   zum Jahr 2035 um etwa 50 Prozent redu-       spiel gibt es hinsichtlich von Wärmepum-
         ternationaler Ebene hat der Um-       ziert werden. Bis Mitte des 21. Jahrhun-     pen und solarthermischen Anlagen erwie-
         stieg auf erneuerbare Energien zur    derts sieht das Klimaabkommen einen          senermaßen beträchtliche Potenziale bei
  Erreichung der Klimaschutzziele oberste      weitgehenden Verzicht auf Kohle, Öl und      der Bereitstellung industrieller Prozess-
  Priorität. Zwar haben viele Unternehmen      Erdgas vor. Das bietet große Chancen, da     wärme. Mittlerweile werden diese Tech-
  daran gearbeitet, nachhaltiger zu werden,    die Nutzung erneuerbarer Energieträger       nologien zwar zunehmend von Firmen ge-
  aber das Niveau des Fortschritts ist bei     Investitionen und damit auch Arbeits-        nutzt, viele stehen ihnen aber noch immer
  Weitem zu niedrig. Die Zielsetzungen des     plätze mit sich bringen wird.                zurückhaltend gegenüber. So entscheiden
  Pariser Klimaabkommens aus dem Jahr          Mehr als ein Viertel der in Europa benö-     sich etwa Unternehmen gegen erneuer-
  2015 sind ganz klar. Eine Reduktion der      tigten Energie entfällt auf die Industrie.   bare Energien, weil sie einen hohen Pla-
  Treibhausgase zur Beschränkung des           Nahezu 60 Prozent davon stammen von          nungs- und Kostenaufwand befürchten.
  Temperaturanstiegs auf deutlich unter        nicht erneuerbaren Energieträgern. Die       Eine besondere Herausforderung stellt
  zwei Grad (1,5 Grad wurden fixiert) ist      technischen Voraussetzungen für eine         der Weg in Richtung Energiewende und
  dringend erforderlich. Dazu müsste welt-     Kursänderung in Richtung Nachhaltigkeit      vermehrte Nachhaltigkeit vor allem für
  weit der Verbrauch fossiler Energie bis      sind in der Industrie vorhanden: Zum Bei-    die produzierende und die energieinten-

14 | zukunft nachhaltigkeit
SPARPOTENZIALE •

                                                        Zementindustrie: Weltweit
sive Industrie dar, etwa für die Bereiche Metall, Pa-
pier, Lebensmittel, Chemie und die Bauindustrie.
Derzeit benötigen die energieintensiven Industrie-
betriebe rund 30 Prozent des österreichischen
                                                        geringster CO2-Ausstoß gelungen
Energiebedarfs. Hier setzt auch die neue Initiative
des Klima- und Energiefonds „NEFI – New                 Die österreichische Zementindustrie hat im Vorjahr nicht nur
Energy for Industry“ an, um Energieinnovationen         ein Umsatzplus von knapp drei Prozent erreicht. Sie zeigt auch,
in Österreich voranzutreiben. Das österreichische       dass dieser wirtschaftliche Erfolg durchaus mit Investitionen in
Konsortium will in den nächsten acht Jahren de-         die Nachhaltigkeit zu vereinbaren ist. „Im Vorjahr gelang den
monstrieren, dass eine vollständige Dekarbonisie-       heimischen Zementunternehmen ein historischer Tiefststand
rung und der Einsatz von bis zu 100 Prozent er-         beim CO2-Ausstoß. Auch bei der Verwendung von Ersatzbrenn-
neuerbarer Energie in der Industrie mit Innovatio-      stoffen sind wir weltweit die Nummer eins“, zeigt sich Rudolf
nen aus Österreich machbar, wirtschaftlich sinnvoll     Zrost, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Österrei-
und ökologisch vorteilhaft sind.                        chischen Zementindustrie (VÖZ) zufrieden.
                                                        Nirgendwo wird Zement klimafreundlicher hergestellt als in
100 Partner                                             Österreich. Die heimische Zementindustrie deckt 78 Prozent ih-
Der Innovationsverbund hat sich um ein Konsor-          res thermischen Energiebedarfs mit Ersatzbrennstoffen ab und
tium aus AIT, Montanuniversität Leoben, OÖ              ist somit auch in diesem Bereich mit Abstand Weltmeister. Der
Energiesparverband und OÖ Wirtschaftsagentur            globale Durchschnitt liegt bei 16 Prozent, in der EU sind es 41
Business Upper Austria formiert und bündelt damit       Prozent.
die umfangreiche Erfahrung dieser Akteure im Be-
reich der Energieforschung. Die industriestarken        Kohlenstoff-Senke und Energiespeicher
Bundesländer Oberösterreich und Steiermark ste-         Natürliche oder künstliche Systeme, die in der Lage sind, Koh-
hen hinter dem Programm und sind bereit, die Ent-       lendioxid aus der Atmosphäre aufzunehmen und zu speichern,
wicklung zu unterstützen. „Wir sind hocherfreut,        werden als Kohlenstoff-Senke bezeichnet. Dies gelingt auch Be-
dass unser Konsortium aus über 80 Unternehmen,          ton-Produkten, die bei direktem Kontakt mit der Luft CO2 auf-
14 Forschungseinrichtungen und fünf öffentlichen        nehmen. „Da dieser Effekt eine relevante Größe für den globa-
Institutionen jetzt beweisen kann, dass die österrei-   len CO2-Kreislauf darstellt, sollten Zement und Beton in der
chische Industrie mit innovativen Technologien          Ökobilanzierung künftig deutlich positiver bewertet werden und
‚made in Austria‘ einen wesentlichen Beitrag zur        bei nationalen Treibhausgas-Inventuren als CO2-Senke Anerken-
Energiewende leisten kann. Das ist gleichzeitig         nung finden“, so Sebastian Spaun, Geschäftsführer der Vereini-
auch eine große Chance für alle beteiligten Unter-      gung der Österreichischen Zementindustrie. Diese setzt seit Jah-
nehmen und den Wirtschaftsstandort Österreich“,         ren bei der Erforschung neuer Technologien und Anwendungen
so Brigitte Bach, AIT Austrian Institute of Techno-     einen Schwerpunkt auf die Thermische Bauteilaktivierung
logy, Head of Center for Energy und Leiterin des        (TBA). Mit dieser Technologie kann Energie selbstregulierend
NEFI Innovationsclusters.                               gespeichert werden, um auch in Zeiten ohne Energiegewinnung
                                                        ein Gebäude zu klimatisieren. Da immer mehr unrentable kalo-
Offene Innovationsprozesse                              rische Kraftwerke außer Betrieb gestellt werden, kann es zu
Die Umstellung des Energiesystems stellt die pro-       Überlastungen bestehender Stromnetze kommen. Ohne den Aus-
duzierende und energieintensive Industrie aber          gleich von Schwankungen im Stromnetz besteht die Möglichkeit
nicht nur vor große Herausforderungen, denn             von Blackouts. „Mit der Einspeicherung von Energie in Beton
gleichzeitig eröffnen sich im Rahmen von Open-          gibt es nun eine wirksame Gegenmaßnahme, die auch Kosten
Innovation-Aktivitäten und neuen Entwicklungen          spart und beim Bau keine zusätzlichen Kosten entstehen lässt“,
im Bereich der Digitalisierung („Industrie 4.0“)        betont Spaun.
auch völlig neue Chancen zur Flexibilisierung des
Energiesystems und industrieller Prozesse. Genau
diese Themen verfolgt NEFI in den nächsten acht
Jahren und wird die neuen Entwicklungen in einem
von der MU Leoben geleiteten Innovationsprozess
in industrielle Systeme integrieren. Die Entwick-
lung neuer Technologien wird auch die Wettbe-
werbsfähigkeit heimischer Technologielieferanten
auf dem nationalen und internationalen Zukunfts-
markt steigern und den Industriestandort Öster-
reich nachhaltig absichern. NEFI soll über die ge-
samte vorgesehene Laufzeit von acht Jahren Pro-
jekte mit einem Fördervolumen von rund 40 Mil-
lionen Euro generieren und damit Gesamtinvesti-
tionen von 100 bis 120 Millionen Euro auslösen.
„Mit NEFI begleiten wir – weltweit einzigartig –
die Entwicklung neuer Technologien bis zur De-
monstration und werden zeigen, dass die 100-pro-        Mag. Rudolf Zrost, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung der Öster-
zentige Versorgung von Industriebetrieben mit er-       reichischen Zementindustrie, Vorstand der Unternehmensgruppe
neuerbaren Energien möglich und leistbar ist“, so       Leube, und DI Sebastian Spoun, GF, der Vereinigung der Österrei-
Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin The-          chischen Zementindustrie (v.l.)
resia Vogel.                                     Ü      Foto: Vereinigung der Österr. Zementindustrie/APA-Fotoservice/Tanzer

                                                                                                      zukunft nachhaltigkeit | 15
Rosenbauer Interna-
  tional fördert das En-
  gagement der Mitar-
  beiter bei der freiwilli-
  gen Feuerwehr.
                                 CSR unter der Lupe
  Foto: Rosenbauer Internatio-
  nal                            Unternehmen zwischen ernsthaftem Engagement und der bloßen Insze-
                                 nierung von PR-Gags.

                                 F
                                       irmen engagieren sich in vielen Bereichen.       der hergestellten Produkte, die Schaffung von Ar-
                                       Sie spenden Hilfsgüter in Katastrophenfällen,    beitsplätzen, Innovation und Infrastruktur. Dem-
                                       fördern Projekte in Entwicklungsländern und      gegenüber legen Kritiker ihr Augenmerk auf die
                                 übernehmen Patenschaften für Kinder, Tiere und         negativen Auswirkungen wie menschenunwürdige
                                 ganze Landstriche. Doch was unterscheidet ernst        Arbeitsbedingungen, die Risiken von Störfällen
                                 gemeinte Corporate Social Responsibility (CSR)         oder die Vernichtung ganzer Öko-Systeme. Eine
                                 von anderen Maßnahmen der Imagepflege wie ei-          differenziertere Sichtweise ermöglicht es, Unter-
                                 nem PR-Gag oder einer kompletten Greenwashing-         nehmen umfassender zu signalisieren, welche Ver-
                                 Kampagne, die lediglich viel Nebel produzieren, um     haltensweisen und Initiativen erwünscht sind. „Um
                                 von den eigentlichen Problemen abzulenken?             CSR wirklich zu nachhaltigem Engagement zu ma-
                                                                                        chen, braucht es innovative und verantwortungsbe-
                                 Als System verstehen                                   wusste Unternehmen, förderliche gesetzliche Rah-
                                 Corporate Social Responsibility beschreibt die viel-   menbedingungen, die nachhaltiges Engagement
                                 fältigen Möglichkeiten, wie sich Unternehmen für       belohnen, und sensible KonsumentInnen, die sich
                                 soziale Belange oder die Umwelt engagieren. Un-        bewusst für oder gegen Unternehmen entscheiden
                                 ternehmensvertreter stellen dabei positive Wirkun-     und so unseriöse Praktiken sanktionieren“, so André
                                 gen in den Mittelpunkt und betonen die Qualität        Martinuzzi, Vorstand des Instituts für Nachhaltig-
                                                                                        keitsmanagement der WU. „Dass das keine Selbst-
                                                                                        verständlichkeit ist, zeigt beispielsweise der Volks-
        Darauf kommt es an:                                                             wagen-Abgasskandal. Trotz der Dieselaffäre halten
        So wird CSR zu einem effektiven Instrument                                      KundInnen ihrer Automarke die Treue – sie haben
        1. Betrachten Sie CSR als etwas Ganzheitliches, weshalb es da-                  dem Wolfsburger Konzern im letzten Jahr das
        rum geht, auch einen langfristigen Fokus zu entwickeln.                         stärkste Verkaufsergebnis seiner Geschichte be-
        2. Die Themen sollten im Idealfall so gewählt werden, dass mög-                 schert.“
        lichst eine Win-win-Situation daraus entstehen kann. So unter-
        stützt beispielsweise der Feuerwehrausstatter Rosenbauer Inter-                 Effekte messbar machen
        national seine Mitarbeiter darin, dass sie bei der freiwilligen                 Jedes Unternehmen verursacht eine Vielzahl von
        Feuerwehr tätig sein können. Im Einsatz erleben diese die eige-                 positiven und negativen, erwünschten und nicht in-
        nen Produkte und können nun wertvolle Erfahrungen ins Un-                       tendierten Wirkungen. Viele davon sind den Ent-
        ternehmen zurückmelden.                                                         scheidungsträgern jedoch nicht einmal bewusst. Im
        3. Überlegen Sie, ob es nicht sinnvoll ist, für manche Projekte                 EU-Projekt Global Value, welches am Institut für
        auch externe Stakeholder wie Bildungseinrichtungen, Branchen-                   Nachhaltigkeitsmanagement der WU koordiniert
        vertretungen etc. ins Boot zu holen, um einen starken Hebel für                 wird, arbeiten André Martinuzzi und sein Team da-
        größere Herausforderungen zu erhalten.                                          ran, Management-Instrumente zu entwickeln, die
        4. Denken Sie auch an mögliche Risiken Ihres Engagements.                       es Unternehmen ermöglichen, ihre globalen Aus-
        5. Versuchen Sie, den Rückhalt Ihrer Mitarbeiter zu bekommen,                   wirkungen zu messen und kontinuierlich zu verbes-
        die sich mit den Projekten identifizieren sollen und in ihrem                   sern. Mit dem Innovation Compass, ebenfalls ein
        Umfeld somit als Botschafter der guten Sache dienen können.                     EU-Projekt des WU-Instituts, werden kleine und
        Gewähren Sie den Mitarbeitern auch konkrete Handlungsspiel-                     mittelständische Betriebe dabei unterstützt, ihre In-
        räume, um selbst aktiv zu werden.                                               novationsprozesse nachhaltig und verantwortungs-
                                                                                        bewusst zu gestalten.                               Ü

16 | zukunft nachhaltigkeit
NACHHALTIGKEIT •

Gefragte ABB-Expertise
Nachhaltige Mobilitätskonzepte und Lösun-
gen für die Bewältigung des Klimawandels
im Fokus der Diskussion auf der Weltklima-
konferenz in Bonn.

Intensives Engagement für Klimaschutz
ABB unterstützt das Pariser Klimaschutzabkommen und leistet
mit ihren Lösungen einen Beitrag im Kampf gegen den Klima-
wandel. Kern der Geschäftstätigkeit sind Lösungen, die helfen,
elektrische Energie in der Energieversorgung, in der Industrie,                                                         Foto: ABB
in Gebäuden und im Verkehr intelligenter und effizienter zu nut-
zen. „Bereits seit der Jahrtausendwende investieren wir in die      Förderung der Elektromobilität, und inzwischen sind weltweit
                                                                    über 5.000 vernetzte Ladesysteme für Pkw und Nutzfahrzeuge
                                                                    installiert – kein anderes Unternehmen hat eine so große instal-
   Info                                                             lierte Basis“, sagt Hans-Georg Krabbe, Vorstandsvorsitzender
   ABB ist international führend bei der Ladeinfra-                 der ABB AG in Deutschland.
   struktur für Elektromobilität:
   n Über 5.000 installierte Schnellladestationen in                Hochleistungs-Schnellladegeräte
     über 50 Ländern.                                               Die Hochleistungs-Schnellladegeräte von ABB sorgen dafür, dass
   n Unterstützt umfassend die globalen Ladestan-                   Elektrofahrzeuge im Vergleich zum heutigen Standard bis zu
     dards in Kooperation mit führenden Herstellern                 dreimal schneller geladen werden können. Autos werden so in
     von Elektrofahrzeugen.                                         zehn bis zwölf Minuten für eine Reichweite von 300 Kilometern
   n Hochleistungsladestationen der neuesten Genera-                aufgeladen. Für die gemeinschaftliche Mobilität und den emis-
     tion erlauben die Aufladung von Elektrofahrzeu-                sionsfreien Nahverkehr bietet ABB modulare Lösungen für Elek-
     gen mit dreifachem Reichweitengewinn in glei-                  trobusse. Sie sorgen für einen reibungslosen Betrieb, indem die

                                                                                                                                       Werbung
     cher Zeit.                                                     Batterien in 15 Sekunden aufgeladen werden – während die Pas-
                                                                    sagiere an den Haltestellen ein- und aussteigen.              Ü

Zukunftsfit und enkeltauglich
Der Nachhaltigkeitsbericht „Wertvoll“, der jährlich pu-
bliziert wird, bietet einen guten Überblick über die
Aktivitäten der Kelag im Bereich Nachhaltigkeit und
gesellschaftliches Engagement.

                           F
                                  ür die Kelag bedeutet nachhaltige Entwick-
                                  lung, im unternehmerischen Handeln öko-
                                  logische und gesellschaftliche Verantwortun-
                           gen mit betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten
                           in Einklang zu bringen. „Nachhaltigkeit ist für uns
                           viel mehr als nur ein Lippenbekenntnis“, erläutert
                           Kelag-Vorstand Manfred Freitag. Mehr als drei
                           Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt das Un-
                           ternehmen pro Jahr ausschließlich aus erneuerbarer
                           Energie, vor allem aus Wasserkraft. Kelag-Kunden      Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist als übergeord-
                           beziehen somit grünen Strom zu 100 Prozent aus        nete Zielsetzung fest in der Unternehmensstrate-
                           Wasserkraft und Ökoenergie. Das Tochterunter-         gie der Kelag verankert.
                           nehmen KELAG Wärme GmbH ist darüber hinaus
Kelag-Vorstand             der größte österreichweit tätige Anbieter von         schritt geben kann. Wobei Nachhaltigkeit für ihn
DI Manfred Freitag         Wärme aus Abwärme und Biomasse. Entsprechend          noch einen weiteren Aspekt hat, der in der öffent-
Fotos: Kelag               der strategischen Ausrichtung investiert die Kelag    lichen Diskussion oft unbeachtet bleibt: „Nachhal-
                           weiter in die verstärkte Nutzung erneuerbarer         tig zu agieren heißt für uns auch, zukunftsweisend
                           Energieträger und unterstützt Kunden beim effi-       zur Sicherheit der Energieversorgung beizutragen.
                           zienten Einsatz von grüner, erneuerbarer Energie      Nachhaltig bereitgestellte Energie muss für die
                           – angefangen bei der Wärmepumpe bis hin zur           Kunden immer verfügbar sein, rund um die Uhr,
                                                                                                                                       Werbung

                           E-Mobilität. Manfred Freitag ist davon überzeugt,     an 365 Tagen im Jahr. Dafür arbeiten wir mit un-
                           dass es heute ohne Nachhaltigkeit keinen Fort-        serer Belegschaft.“                              Ü

                                                                                                zukunft nachhaltigkeit | 17
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