Pinguinal MAGAZIN DES - ZOO-VEREIN WUPPERTAL e. V.
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P inguinal ISSN 1866-1920 Nr. 24/1-2019 2,00 € MAGAZIN DES ZOO-VEREIN WUPPERTAL e. V. Themen dieser Ausgabe u.a . : • Nachwuchs bei den Okapis • Liebe und Hiebe für Bonobo Bili • Überwältigendes „Ja“ zu Aralandia
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Editorial Liebe Leserinnen und Leser, etwas später als gewohnt halten Sie diesmal das neue Pinguinal in Ihren Händen. Die Verzögerung, Inhaltsverzeichnis die wir sehr bedauern, ist der großen Belastung vor allem durch das Projekt Aralandia geschuldet, die Nachwuchs bei den Okapis 4 eine schnellere Fertigstellung diesmal leider nicht Liebe und Hiebe für Bonobo Bili 6 zuließ. Über Aralandia und seine künftigen Bewoh- Überwältigendes „Ja“ zu Aralandia9 ner finden Sie natürlich auch wieder aktuelle Neu- Impressionen von der Aralandia-Baustelle11 igkeiten im Heft. Der Bau der Anlage schreitet gut Eine Seilbahn über den Zoo?11 voran, davon können Sie sich bei Ihrem nächsten Groß, blau, bedroht – der Hyazinth-Ara12 Besuch im Grünen Zoo überzeugen. Die Fertig- Kinder-Pinguinal13 stellung ist noch in diesem Jahr geplant. Außerdem Beendigung der Eisbärenhaltung14 informieren wir Sie über das im Januar geborene Tiergeburten16 Okapi-Jungtier und beleuchten die kontroverse Dis- Leserbrief17 kussion um den Bonobo-Neuzugang Bili, die den Tiere zwischen den Gehegen 18 Grünen Zoo zu Beginn des Jahres in Atem gehalten hat. Die große Emotionalität und vor allem die Es- Neue Tiere im Grünen Zoo20 kalation der Diskussion, der es vielfach nicht nur an Die International Elephant Foundation und der Grüne Zoo Wuppertal21 Sachlichkeit mangelte, sondern in der teilweise jede Elefantenhaltung vor dem Umbruch22 Zurückhaltung abgelegt und heftig geschimpft, ge- Fotoseiten24 ätzt und sogar gedroht wurde, waren durchaus über- Große Pläne für das Stadion am Zoo26 raschend und belastend. Ein respektvoller Umgang Auswilderung junger Waldrappe27 miteinander scheint vor allem in der Welt der so- Aktuelles aus der GdZ28 genannten sozialen Netzwerke immer seltener eine Erste Hilfe mit „Little Anne“29 besondere Priorität zu genießen. Kurzmeldungen30 Ideen, Planungen, Umbrüche – der Grüne Zoo be- #Tierischwild: Im Laufschritt durch den Grünen Zoo32 findet sich weiter im Wandel. Über Hintergründe Aktion Leserfoto33 für das geplante Ende der Eisbärenhaltung, die Ein neues Habitat für heimische Amphibien und Reptilien 34 Umstellung der Elefantenhaltung und andere Ent- wicklungen können Sie in dieser Ausgabe einiges Der Gibbon ist das „Zootier des Jahres 2019“36 erfahren. Gleichzeitig gibt es Pläne wie BUGA und Buchtipp: Unverfrorene Freunde38 Seilbahn, die den Grünen Zoo letztlich auch betref- Reisen mit dem Zoo-Verein 39 fen und zu denen Sie daher auch Beiträge finden. Kunst gegen Wilderei 42 Das Thema Natur- und Artenschutz kommt auch Impressum44 nicht zu kurz; der Zoo-Verein ist stolz, den Grünen Hinweise für Vereinsmitglieder 45 Zoo bei dieser wichtigen Aufgabe eines modernen Allgemeine Informationen zum Zoo-Verein 46 Zoos so stark unterstützen zu können. Allgemeine Hinweise zum Pinguinal 46 Nun wünschen wir viel Spaß bei der Lektü- Beitrittserklärung46 re und bis zum nächsten Mal im Grünen Zoo! Ihre Redaktion Titelfoto: Okapi-Jungtier Thabo Foto: Claudia Philipp WOCHENANGEBOTE Genießen Sie ab 18.00 Uhr! jeden Montag: Pizza oder Pasta nur 6,90 € jeden Dienstag: Schnitzel in verschiedenen Variationen mit Beilage nur 7,90 € jeden Mittwoch: argentinische Steaks in 8 verschiedenen Variationen mit Beilage nur 13,90 € jeden Donnerstag: Spare Ribs „all you can eat“ mit Kartoffelecken, Salat und Sauerrahm nur 12,90 € jeden Freitag: 1 kg Gambas in Knoblauchsauce mit gemischtem Salat, Aioli und Pizzabrötchen nur 16,90 € Restaurant • Bar • Eventsaal mittags (Mo.-Fr.) genießen Sie von 12.00 - 17.00 Uhr alle Steinofen-Pizzen DaVinci für nur 6,90 € Zum alten Kuhstall Boettingerweg 3 • 42117 Wuppertal • Tel. 317 617 61 Diese Angebote gelten nicht an Feiertagen Pinguinal 24 /1- 2019 3 AZ Da Vinci.aktuell 1 04.10.17 12:56 Uhr
Nachwuchs bei den Okapis Freude über die Geburt eines männlichen Jungtiers „Thabo ist ein topfittes Okapi-Jung- tier“, erklärt Tierpfleger Marcel Wei- nert strahlend. Die Geburt am 10. Januar 2019 hat er live miterlebt. Oka- pikuh Lomela hatte sich schon einige Tage zuvor auffällig verhalten: Sie bevorzugte die hinteren Ställe als Auf- enthaltsort. In einem dieser Ställe hat- ten die Pfleger/-innen vorsorglich eine Matte aus einer dicken Schicht Heu und Stroh bereitgelegt, als Geburts- stätte und Nest für das Jungtier. Die Geburt verlief ohne Komplikatio- nen. Es dauerte aber dennoch ein paar Stunden, bis der Kleine mit den Vor- derhufen voran, den Kopf dazwischen wie ein eleganter Kopfspringer, das Licht der Welt erblickte. Bereits nach Kleiner Mann mit großen Ohren: Okapi-Jungtier Thabo Foto: Claudia Philipp einer Stunde stand er auf seinen wa- ckeligen dicken Beinen und labte sich an der Milchbar seiner Mutter. Thabo ist bereits ihr viertes Jungtier. Kameraüberwachung aller Ställe Die ersten Tage verbrachten die beiden dank Spende All diese Daten wurden von den Tier- im hinteren Stall in dem die Pfleger/- pflegern und -pflegerinnen genaues- innen eine Ecke mit einem Vorhang Alle vier Okapiställe (der öffentlich tens protokolliert – für die eigenen aus Bambus versehen hatten. Diese einsehbare Stall, zwei Mutter-/Jung- Unterlagen und für das Zuchtbuch. wurde als Versteck für den Kleinen tierställe und der Stall des Okapibul- Darin wurde auch der Name vermerkt angenommen; er verbringt die meiste len) sind mit Kameras ausgestattet. – Thabo kommt aus dem Afrikani- Zeit des Tages hinter dem Vorhang. Dank einer neuerlichen großzügigen schen und bedeutet Glück. Die 14-jäh- Mutter und Jungtier konnten sich so in Spende der Firma Breidenbach konnte rige Lomela ist eine erfahrene Mutter; Ruhe kennen lernen und eine Bindung jetzt auch der Bereich des Bullen mit aufbauen. Nach dieser sechstägigen Bindungsphase wurde Thabo zum ers- ten Mal untersucht: Sein Geschlecht wurde festgestellt, er bekam als eine Art Vitamincocktail eine kleine Auf- bauspritze. Die ersten zwei bis drei Monate hielt sich das junge Okapi hauptsächlich hinter diesem Vorhang auf. Das war die so genannte Abliegezeit. Die Mut- ter streifte derweil umher und kam mehrmals täglich zum Säugen vorbei. So legte der Nachwuchs ein bis zwei Kilo täglich zu. Wurde Thabo von der Mutter gerufen, kam er zaghaft vor und machte schon übermütige Bock- sprünge im gesamten Stallbereich. Nach der Abliegephase durfte Thabo dann bei Sonne und der ersten Wärme auch bereits die Außenanlage erkun- den. Thabo mit Mama Lomela Foto: Barbara Scheer Elani lebt nun in Italien Foto: Malena Reeh 4 Pinguinal 24 /1- 2019
einer Kamera versehen werden. So können die Pfleger und Pflegerinnen jederzeit jeden Stall einsehen ohne die Tiere zu stören. Dasselbe gilt für Be- sucher. Dank eines Monitors im öffent- lichen Bereich genießen sie ebenfalls einen Einblick in das Privatleben der Okapis im hinteren Stallbereich. Die Aufzeichnungen werden eine Zeitlang aufgehoben. Warum ist das notwendig und sinnvoll? Hat zum Beispiel ein Tier plötzlich eine kleine Verletzung, kann anhand der Videoaufzeichnungen festgestellt werden, wo und wie es sich diese zugezogen hat. Gerade bei einem Jungtier ist dieses Monitoring wichtig: Trinkt es regelmäßig? Verhält es sich normal oder gibt es Auffälligkeiten? Wie verhält sich die Mutter? Ist Hakima trächtig? Im März durfte Thabo zum ersten Mal auf die Außenanlage Foto: Barbara Scheer Noch vor der Geburt von Thabo war im vergangenen Jahr das Okapiweib- chen Hakima aus dem Kölner Zoo vo- später aber gar nicht mehr. Da war ihm Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss rübergehend im Grünen Zoo. Ziel war sein Futter aus Luzernen lieber. „Das ist noch nicht vor. Spätestens in etwa 14 die Verpaarung mit dem Wuppertaler ein gutes Zeichen“ meint Marcel Wei- Monaten – so lang dauert bei Okapis die Hengst, die auch funktionierte. Dank nert. Da man sich aber nicht nur auf De- Tragzeit – wird man mehr wissen. der neuen Kamera im Bullenbereich tos Stimmung verlassen möchte, wurde konnten die Pfleger einen Deckungsakt fleißig Hakimas Kot eingesammelt und Wie geht es Elani? von Deto, dem männlichen Okapi, und an ein spezialisiertes Labor übergeben. Hakima mitverfolgen. Seit Mitte Juli Dieses kann anhand der Kotproben den Okapis sind Einzelgänger; so war von 2018 war Hakima in Wuppertal. Deto Hormonhaushalt überprüfen und so fest- Anfang an klar, dass Elani, die zweiein- zeigte zunächst großes Interesse an ihr, stellen, ob ein Weibchen trächtig ist. Die halbjährige ältere Schwester von Thabo, den Grünen Zoo Wuppertal verlassen wird. Die 2016 in Wuppertal geborene Elani lebt seit April 2018 im italienischen Parco Zoo Falconara und hat sich dort gut eingelebt. Die Wuppertaler Pfleger erhalten durchweg positive Nachrichten. Der Zuchtbuchführer des EEP (Europä- isches Erhaltungszuchtprogramm) hatte diesen Tierpark ausgewählt. Wenn sich die bereits geschlechtsreife Elani und der dortige Bulle gut verstehen, könnte es auch in Falconara Nachwuchs geben. Ziel des EEP ist es, von stark gefähr- deten Tierarten gesunde Populationen in menschlicher Obhut zu züchten, um deren genetische Vielfalt zu erhalten. Okapis werden von der IUCN (Welt- Naturschutzunion) als stark gefährdet eingestuft. Ihr Bestand in freier Wild- bahn wird auf 10.000 bis 50.000 Exem- plare geschätzt. Sie kommen nur in der Demokratischen Republik Kongo vor. Ob Hakima in Wuppertal trächtig geworden ist, steht noch nicht fest Foto: Barbara Scheer Astrid Padberg Pinguinal 24 /1- 2019 5
Liebe und Hiebe für Bonobo Bili Die schwierige Integration eines Bonobos und die Eskalation einer öffentlichen Diskussion Ist ein Menschenaffe mehr Affe oder mehr Mensch? Gefühlt lagen zwischen beiden Polen in den ersten Wochen des Jahres Welten. Die heftige Diskussion hatte sich am Schicksal des Bonobo- manns Bili entzündet, dessen schwieri- ge und bisweilen blutige Integration in die Wuppertaler Bonobogruppe bis zu Morddrohungen gegen Zoomitarbeiter eskalierte. Doch der Reihe nach: Bili wurde am 8. Oktober 2008 im Zoo Twy- cross geboren und bald schon von seiner Mutter verstoßen. Am 21. Januar 2009 Kam aus dem Zoo Frankfurt nach Wuppertal: Bonobo-Mann Bili Foto: Claudia Philipp nahm der Frankfurter Zoo den schwäch- lichen Säugling auf. Nach einer Einge- wöhnungsphase gelang die Integration Nach einer zunächst ruhig verlaufenen den sozialen Medien, in denen der Grü- in die dortige Bonobofamilie. Bili hatte Phase zu Beginn kam es wiederholt zu ne Zoo und seine Mitarbeiter, vor allem Glück, Affenfrau Zomi nahm sich seiner Attacken auf Bili, an denen sich vor al- natürlich auch der Zoodirektor selbst, an. Mit dem Erreichen der Geschlechts- lem die Weibchen und die beiden Zwil- beschimpft und sogar bedroht wurden, reife konnte er allerdings nicht länger in linge Azibo und Ayubo beteiligten. Bili so dass der Zoo schließlich die Polizei Frankfurt bleiben. So kam er am 7. No- musste dabei einige Verletzungen er- und den Staatsschutz einschalten muss- vember nach Wuppertal, um in die hiesi- dulden. Die Gruppe wurde schließlich te. In einer Internetpetition wird seitdem ge Bonobogruppe frisches Blut zu brin- in kleinere Einheiten geteilt, in denen gefordert, Bili aus dem Zoo Wuppertal gen und vielleicht sogar für Nachwuchs Bili mit verschiedenen Artgenossen in „zu retten“ und ihn in einen von einem zu sorgen. Für Bili und den Grünen Zoo unterschiedlichen Konstellationen zu- ehemaligen Automechaniker und seiner Wuppertal folgten einige harte Wochen sammengebracht wurde. So sollten die Frau betriebenen Tierpark in Wales, der und Monate einer schwierigen Einge- sozialen Bindungen zwischen Bili und sich selbst als Auffangstation bezeichnet, wöhnungszeit, die noch immer nicht be- den anderen Tieren der Gruppe gestärkt zu bringen. Sachliche Argumente, zum endet ist. werden. Tatsächlich hörten die Aggres- Beispiel dass der Bonobo dort allein sein sionen in dieser Phase auf und es kam würde und die Schwierigkeiten bei der verstärkt zu positiven Kontakten zwi- Integration normal und arttypisch sind, schen den Tieren. Damit ist die Integra- fanden und finden bei den Unterstützern tion von Bili allerdings noch längst nicht dieser Petition, von denen die wenigsten abgeschlossen. Die erneute Zusammen- sich einen eigenen Eindruck im Zoo ver- führung mit der kompletten Gruppe steht schafft haben dürften, nur wenig Beach- noch aus, und sowohl dabei als auch tung. In der Presse beruhigte sich die Be- in einer späteren, hoffentlich stabilen richterstattung mit der Veröffentlichung Gruppensituation kann es immer wie- einer positiven Entwicklung langsam. der zu Attacken kommen. Innerartliche Paarungsfotos von Bili und der 18-jäh- Aggressionen, bei denen es auch zu Ver- rigen Muhdeblu wurden gar mit „Liebe letzungen kommen kann, gehören bei statt Hiebe“, „Happy End für Bili“, „Jetzt Bonobos zu den normalen, arttypischen hat er sogar Sex“ und ähnlichen Schlag- Verhaltensweisen. zeilen betitelt. Im Internet, vor allem in den sozialen Das Pinguinal sprach mit Medien, und in der Presse wurde die Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz Eingewöhnung von Bili zeitweise sehr über die Bonobohaltung und über intensiv und kontrovers begleitet. Einige die Eskalation in der öffentlichen Menschen warfen dem Zoo Tierquäle- Diskussion. rei vor, weil der Bonobomann von sei- nen Artgenossen attackiert und verletzt Herr Dr. Lawrenz, Sie haben sich wo- worden war. Sogar Demonstrationen vor chenlang aufgeregten Tierschützern ge- Positiver Kontakt zwischen Bili und Akeena dem Zooeingang wurden organisiert. Be- genüber gesehen. Sind Sie denn selber Foto: Claudia Philipp sonders extrem waren die Reaktionen in kein Tierschützer? 6 Pinguinal 24 /1- 2019
Doch, natürlich. Ich bin für Tierschutz, Artenschutz, Naturschutz. Und der Grü- ne Wuppertal steht für alle drei Aspekte. Tierschutz: Wir haben in den letzten Jah- ren mehrere Arten aus Wuppertal wegge- geben, weil wir den Tieren keine adäqua- ten Lebensverhältnisse bieten konnten. Wir werden aus diesem Grund uns auch für von den Eisbären trennen. Arten- schutz: Vom Projekt für die Geburtshel- ferkröte im Bergischen Land, über das Engagement für bedrohte Pinguinpo- pulationen vor den Falklandinseln, die Unterstützung von Maßnahmen gegen die Wilderei in Afrika, über Projekte zur Rettung der extrem bedrohten Drills bis zur mit Aralandia angestrebten Erhal- tungszucht vom Aussterben bedrohter Die Zwillinge Azibo und Ayubo beteiligten sich oft an den Aggressionen gegen Bili Foto: Birgit Klee Papageien und vielem, vielem mehr ist der Zoo dank der großartigen Unter- Sprechen wir über Bili. Warum haben Sie Glied vom Finger abgebissen. Hätten Sie stützung durch den Zoo-Verein im Ar- Bili überhaupt nach Wuppertal geholt? dem nicht Einhalt gebieten müssen, in- tenschutz aktiv. Naturschutz: Hier sind dem sie Bili wieder aus der Gruppe her- wir in unserem Zoo edukativ unterwegs. Aus Altersgründen brauchte unsere Bo- ausnehmen? Ein Beispiel ist unsere Freiflughalle. Sie nobofamilie einen neuen Mann. Mato ist bildet nicht nur einen hochgefährdeten schon 55. So alt wird ein Bonobo in der Die Integration eines neuen Gruppen- Lebensraum ab, wir machen dort auch freien Wildbahn gar nicht. Die Wahl fiel mitglieds gestaltet sich bei den Bonobos anschaulich auf die Bedrohung des Re- – und zwar nicht durch uns hier in Wup- häufig nicht einfach – übrigens ist das genwaldes aufmerksam. Ähnlich infor- pertal, sondern durch eine internationale gleiche in der freien Wildbahn zu beob- mativ haben wir auch das Elefantenhaus Expertengruppe im Rahmen des Europä- achten. Wir haben Bili deshalb zunächst und andere Gehege ausgerichtet. Auch ischen Erhaltungszuchtprogramms EEP - durch Gitter getrennt in erste Berührung unsere Zooschule macht den Zusammen- auf Bili. Sein Erbgut wurde als besonders mit der Gruppe gebracht. Die weiteren hang zwischen einer intakten Natur und wertvoll und passend zu unserer Gruppe Schritte haben wir natürlich intensiv be- dem Schutz des Lebens auf diesem Pla- erkannt. obachtet. Das, was geschehen ist, war neten immer wieder zum Thema - Ich bin nicht mehr als das normale Verhalten, das übrigens auch für Menschenschutz. Die Bili hat in den ersten Monaten arg leiden Bonobos zeigen, wenn es innerhalb der Morddrohungen gegen Zoomitarbeiter müssen. Er wurde mehrfach verletzt, es Gruppe um die Neuverteilung von Macht halte ich für pervers. wurden ihm ein Stück vom Ohr und ein und Rang geht. Die Forderung der soge- nannten Tierschützer, Bili aus der Gruppe herauszunehmen, geht an jedem Sachver- stand vorbei. Isolation ist das schlimmste für einen Bonobo. Ihn zum Beispiel nach Wales in die dortige Affenauffangstation zu geben, hätte für ihn eine quälerische Einzelhaft bedeutet. Auch in der freien Wildbahn entfernt sich ein Bonobo, selbst wenn die Gruppe ihn aggressiv behan- delt, nicht von ihr, denn er weiß instinktiv, dass er als Einzelgänger keine Überle- benschance hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Affenhaus freuen sich natürlich jetzt mit mir sehr zu sehen, dass Bili in der Gruppe Anschluss gefunden hat. Trotzdem ist es nicht auszuschließen, dass es – ganz nach Bonoboart – auch zukünftig immer wieder mal zu aggressi- ven Rangeleien kommen kann. Vielleicht wieder gegen Bili oder aber mit ihm ge- Zwischen Bili und Muhdeblu konnten Sexualkontakt beobachtet werden Foto: Claudia Philipp gen ein anderes Familienmitglied. Pinguinal 24 /1- 2019 7
Warum ist es überhaupt wichtig, dass man und „Tierrechtler“ würden am liebsten Zoos als Genpool für bedrohte Arten in einem Zoo Bonobos hält? Und war- sämtliche Zoos schließen. Was möch- habe ich eben schon am Beispiel der um dieser Aufwand, um Nachwuchs zu ten Sie diesen Leuten sagen? Bonobos beschrieben. Noch erwähnen bekommen? möchte ich die internationale Koopera- Moderne Zoos haben sich schon lange tion der Zoos in Bezug auf Artenschutz- Bonobos sind in der Demokratischen vom Zurschaustellen wegentwickelt. und Naturschutzprojekte quasi auf al- Republik Kongo endemisch. Sie leben Auch der Grüne Zoo Wuppertal bemüht len Erdteilen. in den Regenwäldern der mittleren und sich, den Tieren Bedingungen anzubie- südlichen Landesteile und sind dort ex- ten, die ihren natürlichen Lebensräu- Sie legen viel Wert auf Transparenz trem gefährdet. Man geht davon aus, men nahe kommen. Auch die von uns und Offenheit. Haben Sie das im Fall dass sich die rückläufige Population durchgeführten Vergesellschaftungen Bili bereut? auf nur noch 50.000 Individuen be- verschiedener Arten befördern das. schränkt. Dafür gibt es zwei Gründe, Die kontrollierten Nachzuchten ihm Nein, auf keinen Fall. Wie sollen wir die Zerstörung ihres Lebensraums und Rahmen von Erhaltungsprogrammen den Bezug der Zoobesucher zur Natur die Jagd auf das beliebte Bushmeat. sorgen dafür, dass Tiere kaum noch fördern, wenn wir Unangenehmes aus- Inzwischen gibt es erfreulicher Weise aus der freien Wildbahn entnommen klammern oder hinter die Kulissen ho- staatliche Bemühungen zum Schutz der werden, um sie in einem Zoo zu zeigen. len. Dass es in Amerika einen Zoo gibt, Bonobos. So wurde 2009 ein großes Zoos – und das ist Kern des Konzeptes der seine Löwen mit Würsten füttert, Regenwaldgebiet, das Lomako-Yokoka- Grüner Zoo Wuppertal – tragen dazu damit den Besuchern der Anblick von la-Reservat, unter Schutz gestellt. Ob bei, dass die von der Natur entfremde- rohem Fleisch erspart bleibt, halte ich aber der Untergang der Bonobos auf- te Bevölkerung die schützenswerte Di- für völlig verrückt. zuhalten sein wird, ist nicht sicher. Die versität der Natur erleben kann. Zoos Bonobos in den Zoos stellen im Rahmen klären auf und betreiben Lobbyarbeit Herr Dr. Lawrenz, vielen Dank für das des EEP eine wichtige Genreserve dar. für den Arten- und Naturschutz. Dabei Gespräch. wird in keinem Land der Welt der Tier- Zurück zur Zootierhaltung im Allge- schutz gesetzlich so groß geschrieben Susanne Bossy meinen. Selbsternannte „Tierschützer“ wie in Deutschland. Die Aufgabe der ® Extrem schnell montiert! Beschlagteile Die EMKA Gruppe ist Weltmarktführer für Verschlüsse, Scharniere und Dichtungen die insbesondere in Schalt- und Steuerungsschränken zum Einsatz kommen. Mit 2.100 Mitarbeitern ist die EMKA Gruppe bei über 30.000 Kunden in 52 Ländern vor Ort. 8 EMKA_Anzeige Pinguinal 24Pinguinal /1- 201901.2019_V3.indd 1 07.02.2019 15:25:01
Überwältigendes „Ja“ zu Aralandia Die Freiflugvoliere kann ohne Verzögerung fertig gebaut werden Ein überwältigendes „Ja“ zu Aralandia – das ist das Ergebnis der außerordent- lichen Mitgliederversammlung des Zoo- Verein Wuppertal e.V. am 20. Dezember 2018 im Forum der Stadtsparkasse am Islandufer. Hintergrund zur Einberufung der Zusammenkunft noch vor der nächs- ten regulären Mitgliederversammlung im März waren die Kostensteigerung beim wahrscheinlich spektakulärsten Baupro- jekt in der Geschichte des Zoo-Vereins, die Notwendigkeit eines Mitgliedervo- tums für die Aufnahme eines Darlehens zur Fortsetzung der Baumaßnahme und der Wunsch von Vorstand und Beirat, die Mitglieder ohne Zeitverzug transparent zu informieren. Im Juli 2018 fand die Grundsteinlegung für Aralandia statt Foto: Claudia Philipp Zusätzliche Anforderungen und neue Vorgaben realisieren. Bei den folgenden Detailpla- lung im März 2018 ein Kostenvolumen nungen war dann relativ schnell deutlich von mehr als 5 Millionen Euro bekannt Bruno Hensel, Vorsitzender des Zoo-Ver- geworden, dass eine Reihe zusätzlicher gemacht. eins, erläuterte die Details. Er erinnerte Anforderungen – auch durch neuere an die Mitgliederversammlung 2015, im Vorgaben der Behörden und gesetzliche Zügiger Baustart nach Erhalt der 60. Jahres des Bestehens des Vereins, die Auflagen – den Kostenrahmen erhöhen Baugenehmigung den Beschluss gefasst hatte, auf der Basis würden. Darüber hatten der Vorsitzen- der ersten Entwürfe durch das Berliner de Bruno Hensel und der Schatzmeister Kurz nach der Mitgliederversammlung im Architekturbüro dan pearlman den Bau Friedrich-Wilhelm Schäfer die Mitglie- März 2018 erteilte die Stadt Wuppertal die der Anlage für bedrohte Ara-Arten auf der in den Versammlungen 2016, 2017 Genehmigung für den Bauantrag und der Grundlage der damals bekannten Kos- und 2018 immer wieder informiert. Zu- Zoo-Verein gab der Zoo-Service Wupper- tenschätzung von 3,5 Millionen Euro zu letzt wurde auf der Mitgliederversamm- tal GmbH, die als Bauherr fungiert, grünes In Aralandia sollen die Besucher die Vögel – Aras, Sittiche und Flamingos – ohne störende Barrieren erleben können Illustration: dan pearlman Architekten Pinguinal 24 /1- 2019 9
Licht für den Start der umfangreichen Ar- des Vereins, also aus Spenden und Nach- beiten. „Wir waren zuversichtlich, dass lässen. Es bleibt dabei jederzeit gewähr- Mittlerweile sind die Rohbauten der die vollständige Finanzierung gelingen leistet, dass der Zoo-Verein seine Aufga- beiden Aralandia-Gebäude (Stall- würde, zumal die Einnahme durch Erb- ben im Bereich des Artenschutzes und der gebäude und Besucherzentrum) schaften in den vergangenen Jahren deut- Forschung fortführen kann. fertiggestellt und der Ausbau mit lich angestiegen war“, erläuterte Bruno Strom, Heizung, Lüftung etc. hat Hensel am 20. Dezember. Vorstand und Bruno Hensel versicherte den Mitglie- begonnen. Ab Ostern beginnt mit Beirat unternahmen erhebliche Anstren- dern, dass das Darlehen kein Grund für dem Aufstellen der bis zu 30 Meter gungen, weitere Spender und Sponsoren eine Anhebung der Mitgliedsbeiträge in langen und bis zu 10 Meter hohen zu gewinnen und banden mit DU Diede- den kommenden Jahren sein wird. Und, so Stahlbögen sowie der anschließen- richs ein renommiertes Unternehmen für Hensel und der neue Schatzmeister Axel den Netzmontage ein besonders Baukostencontrolling in die Abläufe ein. Jütz: „Kein Mitglied haftet persönlich für spannender Bauabschnitt. Danach In Verhandlungen mit der Stadt konnte den Kredit.“ Außerdem: Bezüglich des folgen unter anderem noch die Ge- deren Kostenübernahme für die vom Zoo- weiteren Vorgehens bei dem Projekt Pulau staltungarbeiten mit Kunstfelsen Verein mitgebaute Besucher-Toilettenan- Buton, für das Ehrenbürger Dr. Jörg Mit- und natürlich die Landschaftsge- lage in Höhe von 250.000 Euro gesichert telsten Scheid eine erhebliche Anschub- staltung. Wenn alles gut läuft, wird werden. finanzierung in Höhe von einer halben die Anlage noch in diesem Jahr fer- Million Euro zur Verfügung gestellt hat, tiggestellt werden. Der schneller als angedachte Baufort- soll mit dem Spender eine einvernehmli- Eine offizielle Eröffnung ist aller- schritt, fehlende Sponsorenzusagen und che Lösung gefunden werden. dings erst für 2020 vorgesehen. die bekannte allgemeine Steigerung des Noch mindestens bis zum Ende des Baukostenindexes veranlassten Vorstand In der Gewissheit, dass Aralandia den Jahres läuft auch die bereits sehr er- und Beirat nun, die Mitglieder um die Grünen Zoo und gleichermaßen den Zoo- folgreiche Aktion „Netzpaten“ wei- Bekräftigung ihres Beschlusses zum Bau Verein im öffentlichen Ansehen weiter ter, bei der man sich symbolisch ein von Aralandia und um Zustimmung zur stärken wird, stimmte die außerordent- Stück der beeindruckenden Netz- Aufnahme eines Darlehens zu bitten. Für liche Mitgliederversammlung dann mit konstruktion von Aralandia sichern dieses Darlehen von bis zu zwei Millio- nur drei Gegenstimmen für die Fortset- und so den Bau dieser herausragen- nen Euro räumt die Stadtsparkasse Wup- zung des Baus unter Zuhilfenahme des den Anlage unterstützen kann. pertal dem Zoo-Verein Konditionen zu beschriebenen Darlehens, gegen das sich Die Namen aller Netzpaten werden den derzeit günstigen Marktpreisen ein. lediglich fünf Mitglieder aussprachen. später auf einer Sponsorentafel in Die Rückzahlung des Darlehens erfolgt Aralandia präsentiert. flexibel aus dem zukünftigen Vermögen Susanne Bossy März 2019: Die Abenteuerbrücke wartet gegenüber der Baustelle auf ihren Einbau Foto: Andreas Haeser-Kalthoff Werbung für die Aktion „Netzpaten“ 10 Pinguinal 24 /1- 2019
Impressionen von der Aralandia-Baustelle Eine Seilbahn über den Zoo? Wuppertal bewirbt sich für die BUGA 2031 Ob man eines Tages über den Grünen Zoo Wuppertal schwe- Hängebrücke und Seilbahn über den Zoo übernimmt. Auch bei ben kann? Tatsächlich gehört eine Seilbahn über den Zoo zu der Frage, ob eine Mammutgartenschau in Zukunft überhaupt den Plänen für eine Bundesgartenschau in Wuppertal. Dass noch auf das einkalkulierte Interesse stößt und damit wirk- sich die Stadt für die BUGA 2031 bewirbt, hat der Rat der lich die Stadt touristisch entscheidend voranbringt, gehen die Stadt am 17.12.2018 beschlossen. Die zuvor erstellte Mach- Meinungen auseinander. Insofern dürfte es spannend werden, barkeitsstudie war vom Zoo-Verein mit 7.500 Euro unterstützt sollte Wuppertal tatsächlich den Zuschlag für die Bundesgar- worden. Im Frühjahr soll eine Wuppertaler Bewerbung ausge- tenschau 2031 erhalten. arbeitet werden. Susanne Bossy Neben der Seilbahn über den Zoo wäre das spektakulärste Projekt eine Hängebrücke von den Süd- zu den Nordhöhen. Hotspot der Wuppertaler BUGA soll der Westen der Stadt sein, große Flächen an der Tesche sollen entsprechend ge- staltet werden. Für den Grünen Zoo könnte die Wuppertaler BUGA eine echte Entwicklungschance darstellen, sofern er in die Planungen mit einbezogen wird. Die BUGA-Pläne sind nicht unumstritten. Landwirte beklagen, dass rund 50 Hektar Ackerfläche wegfallen könnten. Aus dem Osten der Stadt und Teilen der Politik kommt die Kritik, dass die Investitionen für die Gartenschau alleine den Wuppertaler Westen fokussieren. Grundsätzliche Bedenken richten sich ge- gen die enormen Kosten und befürchten, dass sich Wuppertal mit einem Pina-Bausch-Zentrum, einer Seilbahn vom Döp- persberg zur Uni und zu den Südhöhen und einer BUGA samt Wird eine Seilbahn über den Zoo gebaut? Foto: Dominik Butzmann Pinguinal 24 /1- 2019 11
Groß, blau, bedroht – der Hyazinth-Ara Die künftigen Bewohner von Aralandia Im Grünen Zoo Wuppertal wird der Hy- azinth-Ara (Anodorhynchus hyacinthinus) nach der Fertigstellung von Aralandia dort zu sehen sein. Er und der Lear-Ara (Ano- dorhynchus leari) gehören zur Familie der Blauaras. Sie sind Neuweltpapageien. Beschreibung Der größte Papagei mit einer Länge von 100 Zentimetern und einem Gewicht von 1.500 Gramm ist der Hyazinth-Ara. Er hat ein kobaltblaues Gefieder. Man kann die Geschlechter der Papageien kaum unterscheiden. Um die Augen und am Hyazinth-Ara Foto: Bärbel Zickner, Heinz Lambert Unterschnabelwulst sind keine Federn vorhanden, da leuchtet die Haut gelb- Gesten erlernen und Menschen gegen- Begehrt und bedroht lich. Bei manchen Weibchen leuchtet sie über sehr zutraulich werden. Sie sollten orange. Ihr Schwanz ist lang und hat ein niemals als Einzeltier gehalten werden. Hyazinth-Aras (stark gefährdet) gehören spitzes Ende. Mit der Hilfe des Krumm- mit den Lear-Aras (stark bedroht) wegen schnabels und ihrer vier Zehen sind sie Lebensraum und Nahrung ihres schönen Gefieders zu den begehrtes- geschickte Kletterer. ten und besonders bedrohten Papageien- Die Aras leben im Regenwald von Bra- arten. Auf dem Schwarzmarkt werden sie Sie sind vom Wesen her sehr gesellig und silien, Paraguay und Bolivien. Sie leben für mehr als 30.000 US-Dollar pro Tier leben in kleinen Familien zusammen. mit ihrem Partner bis an sein Lebens- angeboten. Eine weitere Bedrohung liegt Meistens sind es fünf bis sechs Paare und ende zusammen. Die größte Population in der Vernichtung ihres Lebensraums. Es ihre Jungvögel. Der Familienverband der Hyazinth-Aras befindet sich im Pan- gibt etwa 4.000 bis 7.500 frei lebende Hy- löst sich nur während der Brutzeit von tanal. In diesem Schutzgebiet in Brasili- azinth-Aras. Der Bestand des Lear-Aras Juli bis September auf. Im Freiland wird en leben sie in Baumhöhlen. In anderen hat sich dank der Schutzmaßnahmen, die der Hyazinth-Ara nur etwa 25 bis 30 Jah- Gebieten bevorzugen sie Felshöhlen. auch von der Loro-Parque-Fundacion fi- re alt. In menschlicher Obhut kann er bei Die Nahrung wird oft in den Morgen- nanziert wurden, von 246 Tieren (2001) guten Haltungsbedingungen auch deut- und Abendstunden gesucht und besteht auf aktuell mehr als 1.200 Vögel erholt lich älter werden. Hyazinth-Aras können aus Nüssen, hartschaligen Früchten wie manch andere Papageien Laute und und Samen. Die Mahlzeiten werden be- Eva-Maria Hermann vorzugt auf Bäumen gefressen, aber er pickt auch Nüsse und Fallobst vom Bo- den auf. Nachwuchs Das Gelege besteht aus zwei bis drei Ei- ern, die vom Männchen und Weibchen während der Brutzeit, die längstens 30 Tage dauert, bewacht werden. Nach dem Schlüpfen dauert die Aufzucht gut 100 Tage. Nun bewacht das Weibchen die Brut und das Männchen sorgt für Nahrung. Die Jungvögel kommen nackt und blind aus dem Ei. Häufig überlebt nur ein Jungtier die Nestzeit und wird mit vier Jahren geschlechtsreif. Mit der Geschlechtsreife verlässt das Jungtier die Familie und sucht nicht nur einen Hyazinth-Ara im Loro Parque neuen Partner sondern auch einen neuen Hyazinth-Aras bewohnen Baumhöhlen Foto: Diedrich Kranz Familienverband. Foto: Bärbel Zickner, Heinz Lambert 12 Pinguinal 24 /1- 2019
Kinder-Pinguinal Quiz durch die Tierwelt a) Welches Tier singt in unserem Zoo gerne im Duett und hangelt dabei von Ast zu Ast? Es ist der _________________________ b) Was können die Tierpfleger im Gehege der Rentiere finden, aber nur zu einer bestimmten Zeit? Bevor es im Gehege liegt, hängt es in Fetzen am Geweih dieser Tiere. Man nennt es _________________________ c) Im Großkatzenhaus findest du kleine Tiere, die unterirdisch leben und in Sambia, einem afrikanischen Land, zuhause sind. Es sind die Sambischen _________________________ d) Wie heißt die Tierart, bei der die Zunge bis zu 25 Zentimeter lang ausstreckbar ist und außerdem noch dunkelblau gefärbt ist? Sie lebt im Zoo in einer Anlage und einem Haus neben dem Südamerikahaus. Die Tierart heißt _________________ und stammt aus _________________ e) Im Grünen Zoo Wuppertal leben zwei Vogelarten, die groß und flugunfähig sind. Es sind der Emu und der Nandu. Wo ist jeweils die Heimat dieser Vögel? Emus leben in _________________________ Die Heimat der Nandus hingegen ist in _________________________ f) Kennst du die Drills im Zoo? Es ist eine Affenart, bei der die männlichen Tiere ein auffallend gefärbtes Hinterteil haben. Die Färbung ist bei den Affenmännern besonders stark, die _____________________________ sind. g) Mit welchen Tieren sind die Zebras eng verwandt? Mit den _________________________ h) Die Schneeleoparden fallen nicht nur durch ihr dichtes Fell und den langen Schwanz auf. Sie haben auch besonders große Tatzen. Wobei sind diese hilfreich? Beim Laufen durch _________________________ LÖSUNGEN: a) Weißhandgibbon, b) Bast c) Kleingraumulle d) Okapi, Afrika, e) Australien, Südamerika, f) ranghoch oder dominant, g) Pferden, h) den Schnee Pinguinal 24 /1- 2019 13
Beendigung der Eisbärenhaltung Ideen zur Weiternutzung des Nordlandpanoramas Am 15. Januar 2019 informierte der Grüne Zoo Wuppertal in einer Stellung- nahme über die Beendigung seiner Eis- bärenhaltung. Das Nordlandpanorama soll nach Abgabe der Tiere für die Seelö- wen umgebaut werden. Nachfolgend die Stellungnahme des Zoos im Wortlaut. Der Grüne Zoo Wuppertal ist stets um das Wohlergehen seiner Tiere bemüht und bestrebt, Ihnen möglichst optimale und naturnahe Lebensbedingungen zu bieten. Aus diesem Grund ist der Grüne Zoo Wuppertal zu dem Entschluss ge- kommen, die beiden momentan gehalte- Seit 2013 leben die Eisbären Anori und Luka zusammen auf der Anlage, die zum historischen Nordland- nen Eisbären an einen anderen Zoo oder panorama gehört Foto: Barbara Scheer Tierpark abzugeben und die Eisbären- haltung aufzugeben. „Gutachtens über Mindestanforderun- Zeit in Anspruch nehmen, daher steht gen an die Haltung von Säugetieren“ ein genauer Termin für die Abgabe der Die Anlage der Eisbären im Grünen von 2014 – kurz Säugetiergutachten –, Tiere noch nicht fest. Die Abgabe findet Zoo Wuppertal gehört zu dem historisch dies ist aus Sicht des Grünen Zoos je- selbstverständlich im Rahmen und in bedeutsamen Anlagenkomplex „Nord- doch nicht ausreichend. Ein Umbau der Absprache mit dem Europäischen Erhal- landpanorama“, das zwischen 1910 und Anlage zu einem modernen, für Tiere tungszuchtprogramm (EEP) statt. Die 1912 nach den Plänen von Carl Hagen- und Besucher attraktiven Eisbärenge- Eisbärin Anori ist am 4. Januar 2012 in beck entstanden ist. Mit seiner über hege mit optimalen Bedingungen würde Wuppertal zur Welt gekommen. Seit Ok- 100-jährigen Eisbärenhaltung zählt der erhebliche finanzielle Investitionen des tober 2013 bewohnt der am 30. Novem- Grüne Zoo Wuppertal damit zu einem Wuppertaler Zoos beziehungsweise der ber 2011 im Zoo Rhenen, Niederlande, der erfahrensten Halter von Eisbären. Stadt als Trägerin des Zoos erfordern. geborene Eisbär Luka mit ihr zusammen 1956 und zuletzt 1991 war die Anlage Diese würden viele Entwicklungen die Eisbärenanlage in Wuppertal. umgebaut und vergrößert worden. Lei- in anderen Bereichen des Zoos ein- der entspricht sie heute trotzdem nicht schränken. Daneben wäre die Abgabe Auch ohne eine eigene Eisbärenhaltung mehr den Vorstellungen einer moder- anderer Tierarten erforderlich, da die wird sich der Grüne Zoo Wuppertal wie nen, tiergerechten Eisbärenhaltung. Eisbärenanlage entsprechend großzü- auch andere moderne, wissenschaftlich Sie erfüllt zwar die Anforderungen des gig erweitert werden müsste und da- geführte Zoologische Gärten zusammen von benachbarte Anlagen betroffen wären. Andererseits kann bei Aufgabe der Eisbärenhaltung deren bisheriges Gehege den Kalifornischen Seelöwen mit zur Verfügung gestellt werden. Die Seelöwenanlage ist ebenfalls Teil des historischen Nordlandpanoramas. Ein Konzept für einen entsprechenden Um- bau und die weitere Nutzung des An- lagenkomplexes liegt bereits vor. Die Haltung der Seelöwen kann dadurch modernisiert und optimiert werden und die Anlage deutlich vergrößert und at- traktiver gestaltet werden. Für die Abgabe der Eisbären gilt selbst- verständlich, dass sie an einen Zoo oder Tierpark abgegeben werden, in dem ih- nen Bedingungen geboten werden, die Die traditionsreiche Haltung von Eisbären in Wupper- einer modernen Eisbärenhaltung an- Eisbären haben bei den Besuchern einen hohen tal soll enden Foto: Barbara Scheer gemessen sind. Die Suche wird einige Stellenwert Foto: Birgit Klee 14 Pinguinal 24 /1- 2019
mit seinem wichtigsten Partner, dem Zoo-Verein Wuppertal e.V., weiterhin für den Schutz und den Erhalt bedrohter Arten und ihrer Lebensräume einsetzen. Dem Grünen Zoo Wuppertal ist bewusst, dass die Aufgabe der Eisbärenhaltung mit ihrer langen Tradition eine einschnei- dende Entscheidung ist. Sie ist allerdings wohl überlegt und nicht kurzfristig ge- fällt worden. Eisbären stehen wie kaum eine andere Tierart als Botschafter für den Klimawandel und sind als solche ein wichtiger Baustein für den Bildungsauf- trag des Zoos. Daneben genießen sie als sehr charismatische Tiere einen hohen Nach Beendigung der Eisbärenhaltung könnte die Seelöwenanlage erweitert werden Stellenwert bei den Besucherinnen und Illustration: Zooquariumdesign, Hamburg Besuchern und sind daher ein wichtiger Baustein für die Attraktivität des Zoos. scheidung in keiner Weise in Frage ge- in absehbarer Zeit nachhaltig verbessern Insofern verliert der Grüne Zoo mit den stellt. Viele Zoos bieten ihren Tieren in und optimieren zu können. Da die Schaf- Eisbären natürlich ein Alleinstellungs- sehr guten Anlagen beste Bedingungen fung bestmöglicher Bedingungen jedoch merkmal. Dass sich der Grüne Zoo den- für die Haltung und Zucht und leisten eine wesentliche Voraussetzung für die noch zu diesem Schritt entschlossen hat damit einen wichtigen Beitrag zur Erhal- Haltung einer Tierart ist, ist hat sich der zeigt, dass es sich um eine eindeutige tung einer äußerst gefährdeten Tierart, Grüne Zoo Wuppertal in letzter Konse- Entscheidung im Sinne der Tiere und die stark vom Aussterben bedroht ist. quenz für die Beendigung der Eisbären- einer modernen Tierhaltung handelt. Die Leider gibt es im Grünen Zoo Wuppertal haltung entschieden. Haltung und Pflege von Eisbären in Zoo- allerdings keine realistische Chance, die logischen Gärten wird mit dieser Ent- Haltungsbedingungen für die Eisbären Der Grüne Zoo Wuppertal EIN ECHTES ARA-ERLEBNIS! In ARALANDIA fühlen sich Aras und Co. ganz wie zuhause. Deshalb sind wir auch bei diesem Projekt gerne als Partner dabei – zusätzlich zu unserem langjährigen Engagement als Pate der Gorilla-Gruppe. Falls Sie sich in Ihrem Zuhause nicht mehr so richtig wohlfühlen: Melden Sie sich mal bei uns. Vielleicht haben wir gerade etwas Passendes – oder wir bieten Ihnen eine Wohnung an, sobald eine passende frei wird. Es lohnt sich, bei uns zu wohnen – versprochen! Eisenbahn-Bauverein Rottscheidter Straße 28 (0202) 73941-0 Elberfeld e. G. 42329 Wuppertal www.ebv-wuppertal.de Pinguinal 24 /1- 2019 15 1389_Anzeigen_2019_Pinguinale_192x135_Maerz_RZ.indd 1 26.02.19 10:24
Tiergeburten Jungtiere im Grünen Zoo Auch wenn wie üblich in den Wintermo- naten weniger Tierkinder geboren wer- den, so konnten aufmerksame Zoobesu- cher doch reichlich Nachwuchs in den vergangenen Monaten im Grünen Zoo begrüßen. Zahlreiche Jungtiere gab es bei den beliebten Halsbandpekaris. Die lebhaften kleinen Nabelschweine leben in Gruppen zusammen. Ihr Sozialverhal- ten ist ausgeprägt und sie kümmern sich gemeinsam um die Aufzucht des Nach- wuchses. Die Jungtiere kommen weit ent- wickelt zur Welt und laufen schnell neben den erwachsenen Tieren her, deren auffäl- Das kleine Vikunja wurde im Oktober vergangenen Jahres geboren Foto: Maria Spätling liger weißer Fellring um den Hals ihnen den Namen eingebracht hat. Das quirlige Jungtier bei den Vikunjas Verhalten der Schweine bietet den Zoo- besuchern immer wieder neue Eindrücke Groß war die Freude, als bei sich den kleiner und leichter. Sie bringen gerade und macht sie so beliebt. Bewohnern der Patagonienanlage Nach- einmal zwei Kilogramm auf die Waage, wuchs einstellte: Am 16. Oktober 2018 sehen aber im Übrigen wie eine Mini- Mehrfach gab es erfreulichen Nachwuchs erblickte bei den Vikunjas ein Tierkind version ihrer Verwandten aus, den Gro- bei den Sambischen Kleingraumullen. das Licht der Welt. Die schlanken Neu- ßen Pampashasen. In ihrem natürlichen Die pelzigen Nager leben in einem Höh- weltkamele sind kleiner als die früher Lebensraum leben die kleinen Nager in lensystem unter der Erde. Ihr natürlicher auf der Anlage beheimateten Guanakos. lockeren Familienverbänden auf kargen Verbreitungsraum sind die Halbwüsten Ihr natürlicher Lebensraum sind die Böden, die mit wenig Gras und Dorn- Südafrikas. Sie haben winzige Augen südamerikanischen Anden oberhalb der sträuchern bewachsen sind. Sie können und große Zähne. Dieses eher ungewöhn- Baumgrenze. Auffallend bei den hüb- gut Baue und Mulden graben, in denen liche Äußere bietet ihnen eine perfekte schen Tieren ist ihr außergewöhnlich sie übernachten. Sie ernähren sich ve- Anpassung an ihren unterirdischen Le- feines und helles Fell. Da sich dieses getarisch. Als natürliche Feinde gelten bensraum. Die Zoobesucher können das hervorragend für die Verarbeitung feins- Pumas und der Pampasfuchs. Allerdings zurückgezogene Leben dieser interessan- ter und exklusiver Wolle eignet, sind die werden sie auch von Menschen bejagt, ten Tiere im Großkatzenhaus beobachten. Vikunjas in der freien Natur einer star- die ihr Fleisch und ihren dichten Pelz Daneben gab es Jungtiere bei den Pudus, ken Bejagung ausgesetzt. Ihr Bestand schätzen. Insgesamt gilt der Bestand der den Zwergstachelmäusen, den Brillenpin- hat sich daher leider stark dezimiert. Zwerg-Maras aber als nicht gefährdet. guinen und den Fidschileguanen. Einige Glücklicherweise gibt es in den Verbrei- Der Grüne Zoo Wuppertal lädt dazu ein, Zwergziegen wurden geboren, im Terra- tungsländern mittlerweile Schutz- und sowohl die Zwerg-Maras als auch die rium schlüpften vier Hardune. Über das Erhaltungsprogramme, um einen Fortbe- Großen Pampashasen zu besuchen und im Januar geborene junge Okapi wird in stand dieser schönen Neuweltkamele zu Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten einem separaten Beitrag berichtet, auf die ermöglichen. Der Grüne Zoo freut sich, dieser beiden sympathisch wirkenden Geburt des Elefantenjungtiers wurde bei diese schönen Tiere seinen Besuchern Tierarten festzustellen. Redaktionsschluss noch gewartet. vorstellen zu können. Barbara Brötz Quirlige Zwerg-Maras Die Gruppe der Zwerg-Maras, die im Südamerikahaus zu bestaunen ist, hat im November 2018 und auch schon in die- sem Jahr am 5. Januar Nachwuchs be- kommen. Es kamen zwei Weibchen und ein Männchen zur Welt. Die kleinen Na- getiere stammen ursprünglich aus Süd- amerika. Die anmutigen Tiere gehören wie die Großen Maras, die im Grünen Zoo auf der Patagonienanlage zu finden Die Halsbandpekaris haben regelmäßig Nachwuchs sind, zur Familie der Meerschweinchen- Foto: Birgit Klee artigen. Allerdings sind diese deutlich Junges Zwergmara mit Mutter Foto: Birgit Klee 16 Pinguinal 24 /1- 2019
Leserbrief Pinguinal Zum Beitrag „Möglichkeiten und Jahre im höheren zweistelligen Millio- ISSN 1866-1920 Nr. 23/2-2018 2,00 € Grenzen der Stadt“ im Pinguinal nenbereich vorsehen (Dortmund ca. 31. Nr. 23 / 2-2018 Mio. €, Duisburg ca. 76 Mio. €, Münster MAGAZIN DES ZOO-VEREIN WUPPERTAL e. V. ca. 59 Mio. €), muss man hier nachlesen, Zum Interview mit Oberbürgermeister dass die Stadt Wuppertal - für was auch Andreas Mucke erreichte das Pinguinal immer - weder Geld noch Personal bereit- im Dezember ein Leserbrief, den wir stellen kann. Um dem allem Nachdruck nachfolgend ungekürzt abdrucken. zu verleihen, bleibt auch der Hinweis auf die auslaufende Haltung von Eisbären Sehr geehrte Damen und Herren, und Schimpansen nicht aus. Weitere Tier- arten werden wohl folgen. Kurzum: Eine erlauben Sie uns, dass wir uns noch vor Bankrotterklärung auf ganzer Linie. Zu- dem Jahreswechsel zum obigen Interview kunftsvisionen? Fehlanzeige! zu Wort melden und unserer Verwunde- rung Ausdruck verleihen. Vor diesem Hintergrund gerät das Schlusswort „Ich bin ein absoluter Fan Die Ausführungen von Oberbürgermeis- des Grünen Zoo Wuppertal“ zur Farce. ter Mucke sind wohl kaum geeignet, Unser Zoo braucht ein Bekenntnis der po- Themen dieser Ausgabe u.a.: • Rothunde in Wuppertal Perspektiven für den Zoo aufzuzeigen. litischen Entscheidungsträger, dem auch • Möglichkeiten und Grenzen der Stadt • Fünf Jahre Grüner Zoo Sie gleichen - trotz wiederholter anders- Taten folgen müssen! Auf dieser Höhe lautender Beteuerungen - mehr einem liegt die Messlatte für die nächsten Kom- Titelseite von Pinguinal Nr. 23 Abgesang. Während umliegende Zoos, munalwahlen. die allesamt ebenso wie unser Zoo di- rekt oder indirekt „am Tropf“ der Städte In diesem Sinne wünschen wir dem Zoo Mit freundlichen Grüßen hängen, bereits massiv investiert haben und seiner engagierten Belegschaft und (Gelsenkirchen, Köln) und andere In- dem Zoo-Verein alles Gute für das neue Elke Frede-Flender vestitionsmittel für die nächsten 10 - 20 Jahr und die darauf folgenden. und Karl-Joachim Flender Pinguinal 24 /1- 2019 17
Tiere zwischen den Gehegen Tauben im Grünen Zoo Gerade zu diesen Vögeln haben viele Menschen ein zwiespältiges Verhältnis. Zum einen werden sie speziell in Städ- ten nicht gerne gesehen, weil vor allem die Stadttauben (die verwilderte Form der Haustaube) in immer größeren Zah- len auftreten, vieles stark beschmutzen, Krankheiten übertragen können und sich durchaus „aufdringlich-frech“ be- nehmen. Zum anderen werden sie vor allem im Ruhrgebiet als Brieftauben, „Rennpfer- de des Kumpels“ gehalten und sorgfäl- tig gepflegt. Mit Sorgfalt gezüchtete und ausgewählte Tauben nehmen an Orien- tierungswettbewerben teil, bei welchen sie bis zu 1000 Kilometer zurücklegen. Dunkle Farbvariante einer Haustaube Foto: Robert Kotva Es gibt hohe Preise zu gewinnen. Wegen ihres guten Orientierungssinnes, Die Felsentaube ist die Stammform der Bis zu vier Bruten ihrer Ausdauer beim Fliegen und ihres Haus- oder Brieftaube. Deren verwil- Willens, zum Heimatstandort zurück- derte Form ist die Stadttaube, die auch In der Zeit von Frühling bis Herbst er- zukehren, wurden sie früher als Nach- als Straßentaube bezeichnet wird. Diese folgen bis zu vier Bruten. Die Nester richtenübermittler hochgeschätzt. domestizierte und verwilderte Form ist werden in Mauernischen, auf Bäumen nahezu weltweit verbreitet und eine der oder in Baumhöhlen recht dürftig zu- Es gibt gut 300 Taubenarten, welche erfolgreichsten Vogelarten der Welt. sammengefügt. Für den Rohbau werden zum Teil nahezu weltweit verbreitet Zweige verwendet, für die Auskleidung sind. Die größte Artenvielfalt ist im Die Vögel sind graublau bis braun, Flü- der Brutmulde Gräser, Moose und Fe- Raum Südasien bis Australien zu beob- gel und Schwanz häufig schwarz und der dern. Das Gelege besteht in der Regel achten. Hals schimmert grünlich bis violett. Mit aus zwei Eiern und wird abwechselnd einer Länge von etwa 33 Zentimetern, von beiden Partnern bebrütet. Ebenso Fünf heimische Arten einer Flügelspannweite von etwa 63 werden die Küken, welche nach dem Zentimetern und einem Gewicht um die Schlüpfen etwa 20 Gramm schwer, Bei uns gibt es fünf Taubenarten: Haus- 300 Gramm zählen sie zu den mittelgro- nackt und blind sind, von beiden Eltern (bzw. Felsentauben), Ringel-, Turtel- ßen Tauben. gehudert. In den ersten Tagen verfüttern und Türkentauben sowie Hohltauben. beide Altvögel sogenannte Kropfmilch. Tauben sind kräftig gebaute Vögel mit Dieser käsige, sehr nahrhafte Brei bil- einem meist auffallend kleinen Kopf. det sich im Kropf der Tauben und damit Mit ihren vier Zehen – drei zeigen nach wachsen die Jungen sehr schnell. Da die vorne und eine nach hinten – haben Kropfmilch nur für die Aufzucht von sie einen guten Stand und sind gut zu zwei Küken reicht, ist das Gelege der Fuß. Beim Gehen nicken sie bei jedem Tauben relativ klein. Später erhalten die Schritt mit dem Kopf. Ihr eigentliches Jungvögel wie die Adulten Körnernah- Revier aber ist der Luftraum, in dem rung. Nach rund einem Monat werden sie sich schnell und ausdauernd bewe- sie flügge. gen können. Ihr Fluggeräusch ist gut zu hören. Aufgescheucht fliegen sie zum Der Turteltaubenbestand ging in den Beispiel im Zoo oft in charakteristi- letzten Jahren sehr deutlich zurück und schen, größeren Schwärmen kurzzeitig daher steht diese Art auf der Roten Liste eine Runde, um sich gleich wieder ohne vom Aussterben bedrohter Vogelarten. Scheu an derselben Stelle nieder zu las- Da sich unsere Taubenarten recht stark sen. In Städten und Dörfern treten sie vermehren, gelten die Bestände der an- oft in größeren Scharen auf. deren bei uns heimischen Arten als nicht Haustaube Foto: Robert Kotva 18 Pinguinal 24 /1- 2019
gefährdet und es gibt lokal Bemühungen, Die Ringeltaube (Columba palumbus) ihre Zahl zu dezimieren. Auch diese Art ist bei uns recht häufig. Mit Die Felsen- bzw. Straßentaube ist die fast 45 Zentimetern Länge ist sie unsere Hauptbeute des Wanderfalken. Daher ver- größte Taube. Ihre besonderen Kennzei- sucht man am Döppersberg, mit Jagdfal- chen sind die namensgebenden weißen ken die Taubenplage einzudämmen. Am Flecken, die „Ringel“ seitlich am Hals so- Berliner Platz kommen Taubenhaus und wie die weißen Flügelbänder. Auffallend Eieraustausch zur Anwendung. sind die oft mehrmals direkt hinterein- ander ausgeführten Balzflüge des Täube- Ringeltaube Foto: Diedrich Kranz Außerdem haben Tauben viele weitere richs. Er fliegt von einer hohen Warte aus Feinde, zum Beispiel. Habicht, Bussard, zuerst steil nach oben und klatscht dabei „Friedenstaube“ Sperber, Uhu, Wiesel, Marder und Katzen. mehrfach laut mit den Flügeln. Danach gleitet er mit waagerecht gestreckten Flü- Tauben werden schon im Alten Testament Die Türkentaube geln abwärts. Die Ringeltaube lebt gerne in erwähnt. Noah ließ das Abklingen der (Streptopelia decaocto) lichten Wäldern, brütet aber auch in Parks, Sintflut durch eine Taube prüfen. Diese Gärten, ja sogar in Stadtzentren. Je nach Taube, die mit einem Ölbaumzweig im Sie ist eine der häufigsten Taubenarten in geografischer Verbreitung ist sie Standvo- Schnabel zurückkehrte, wurde später zum Europa, 28 bis 30 Zentimeter groß und gel oder Kurzstreckenzieher. Viele unserer Symbol der „Friedenstaube“. Im Neu- wiegt 150 bis 200 Gramm. Sie ist relativ Ringeltauben bleiben den Winter über hier. en Testament wird sie zum Sinnbild des einheitlich hellbeige gefärbt mit einem Die Winterquartiere der ziehenden Indivi- Heiligen Geistes. Tauben begegnen uns charakteristischen schwarzen Band um duen liegen in Westeuropa und im Mittel- in vielen Liedern, Geschichten und Mär- den Nacken. Sie ist erst vor weniger als meerraum. Die Ringeltaube brütet gerne in chen wie im „Aschenputtel“. Sie werden hundert Jahren aus dem Südosten Europas großen Bäumen. Sollten diese aber fehlen, immer als dem Menschen wohlgesonnen bei uns und schließlich in Nord- und West- begnügt sie sich auch mit Sträuchern oder dargestellt. europa eingewandert. baut ihr Nest sogar auf dem Boden. Robert Kotva Staunen ist einfach. Wenn Deine Sparkasse Dich Momente erleben lässt, die Du nie vergisst. treuewelt.sparkasse-wuppertal.de TreueWelt_Staunen A5 QF.indd 1 21.03.16 12:40 Pinguinal 24 /1- 2019 19
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