Das Magazin vom Hannover Airport
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NEW YORK! NEW YORK! NEU! AB JUNI 2012 HANNOVER BRÜSSEL NEW YORK Fliegen Sie mit Brussels Airlines demnächst ab Hannover via Brüssel nach New York (JFK) und genießen Sie das ultimative Flugerlebis in der neuen Business- und Economy Class. Wenn Sie neugierig sind, was Sie an Bord erwartet, dann besuchen Sie uns gerne vorab auf brusselsairlines.com/experience. brusselsairlines.com oder fragen Sie Ihr Reisebüro
LIEBE LESERINNEN UND LESER, ›› 60 Jahre Fliegen ab Hannover – diese Ausgabe von BOULEVARD AIRPORT haben wir ganz der Historie gewidmet. Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, feiert der Airport in diesen Tagen seinen 60. Geburtstag. Anlass genug, einmal einen Rückblick auf ereignis- reiche Jahre zu werfen. Als der Flughafen am 26. April 1952, von der damaligen Auf- bruchstimmung getragen, nach nur 6 Monaten Bauzeit eröffnet wurde, hatten die Macher nicht nur den Grundstein für einen internationalen Verkehrsflughafen gelegt, sondern zugleich eine spannende Erfolgsstory initiiert. Auch wenn der Airport im Verlaufe seiner 60 Jahre nicht nur Höhenflüge durchlebt hat, so hat er sich für Hannover und die ge- samte Region zu einem bedeutenden Wirtschaftsmotor sowie zu einer unverzichtbaren Beschäftigungsstätte entwickelt, an der heute mehr als 8.000 Menschen Arbeit finden ›› Sönke Jacobsen, und von der aus jährlich mehr als 5 Millionen Passagiere zu 80 Direktzielen in 30 Län- Leiter Unternehmens- dern starten. kommunikation und Marketing Hannover Airport. In unserer Retrospektive berichten wir unter anderem, weshalb der Flughafen nicht auf dem stadtnahen Gelände des ehemaligen Flughafens in Vahrenwald, sondern in Langen- hagen gebaut wurde. Wir skizzieren, wie die Ära des Ferienfluges begann, die ersten Frachtsendungen auf die Reise gingen und die Propellermaschinen von der modernen Jet-Generation abgelöst wurden. Und wir präsentieren HAJ als weltoffenen Airport: die heißesten Events und die wichtigsten Promis aus 6 Jahrzehnten. Selbstverständlich haben wir auch in diesem Heft wie gewohnt Reisethemen und Tipps für zu Hause im Gepäck. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Städtereise nach Kopenhagen oder nach Tallinn? Mit SAS bzw. Estonian Air ist man bereits in einer Stunde am Ziel. Und auf noch etwas möchte ich Sie im Jubiläumsjahr aufmerksam machen: Ganze 60 Tage lang überraschen wir Sie mit besonderen Aktionen rund um den Airport. Zu gewinnen gibt es viele tolle Preise, wie etwa einen Tag im Tower oder eine Fahrt über die Runway. Viel Glück und viel Freude beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Sönke Jacobsen Leiter Unternehmenskommunikation und Marketing
IMPRESSUM HERAUSGEBER: Hannover Airport Unternehmenskommunikation und Marketing Postfach 420280, 30662 Hannover LEITUNG: Sönke Jacobsen REDAKTION: Reinhard Wille KONTAKT: Tel.: 0511 977-1755 Fax: 0511 977-1855 E-Mail: s.jacobsen@hannover-airport.de r.wille@hannover-airport.de ›› MITARBEIT: Ingrid Hecht, Alexander Thurow, Wolfgang Reich Hommage an 6 Jahrzehnte FOTOS: Marc Theis, Claudia Pandel, Wolfgang Luftverkehr am Hannover Reich, Markus Lindert, FHG-Archiv, Reinhard Airport. Das Foto aus den Wille, air astana, Bildagentur Huber, surma, 50er-Jahren zeigt eine visitdenmark.com, Bilder Fotolia.com: Cabincrew der amerikani- amgius/The Factory, Bilder istockphoto.com: schen Fluglinie Pan Ameri- Filip Makowski/Michał Krakowiak/Valeriy can. Die „Königin der Lüfte“ Tretyakov, De Agostini Picture Library/ENIT, Lüneburger Heide GmbH, Schloss Bückeburg, und der charmante Steward Pro Rinteln e. V., Filmtier-Park Eschede, sind auf ihrer visuellen Schmetterlingsfarm Steinhude, Holländische Zeitreise 60 Jahre später Kakao-Stube, Mövenpick Restaurant Kröpcke, wieder in HAJ gelandet. Archiv Alt Hanovera, Archiv Max Walloschke, Stiftung Ahlers Pro Arte/Kestner Pro Arte, üstra Titelillustration: GESTALTUNG: tabasco. media UG tabasco. media UG DRUCK: BenatzkyMünstermann Druck GmbH ANZEIGEN: Verlagsbüro ID GmbH & Co. KG
THEMEN 5 › › › INHALT 01 › › › AIRPORT GLÜCKWÜNSCHE Happy Birthday … 6 DER BEGINN 60 Jahre Hannover Airport 10 BERLIN-VERKEHR Shuttle nach Berlin 14 CHRONIK 60 Jahre sind kein Alter 16 DAS JET-ZEITALTER Der Aufstieg 20 FERIENFLUG Steilflug in die Sonne 24 LUFTFAHRTSCHAU Faszination Fliegen: Die ILA 28 FRACHT Cargo-Mosaik 30 EUROPA-VERKEHR Aufbruch nach Europa 34 EVENTS Erlebniswelt Airport 36 PEOPLE Generationen am Airport 38 PROMIS Und immer wieder VIPs 40 KIDS Jenny Starks 13. Fall 42 GEWINNSPIEL Zum 60. Geburtstag ein Gewinnspiel, eine Sonderausstellung, eine Stadtbahn in Airportfarben und Top-Gratulanten 43 VERMISCHTES News vom Airport 44 02 › › › REISE SARDINIEN Was für eine Gegend! 48 KOPENHAGEN Lebenslustige Metropole im Norden 52 TALLINN Tallinn: Estnische Schönheit 56 03 › › › HANNOVER UND REGION AUSFLUGSTIPP Freizeitspaß rund um Hannover 62 GASTRONOMIE Theken-Geschichte … 66 KUNST George Grosz: „Deutschland, ein Wintermärchen“ 70 VERANSTALTUNGEN Veranstaltungskalender 72 LAST CALL Strandfeeling im Airportdesign 74
6 ››› HAPPY BIRTHDAY … › › „Die Deutsche Messe bringt mit ihren internationalen Investitionsgü- termessen jährlich mehr als 2 Millio- nen Menschen aus 100 Ländern in Kontakt. Dabei ist der Flughafen mit seiner perfekten Anbindung an das › › „Hannover Airport – das steht für Messegelände von großer Bedeu- tung. Bereits bei seiner Gründung 1952 wurden auf der 1947 gegrün- Fernweh, Freiheit und fantastische deten Export-Messe schon Aussteller aus zehn Ländern Logistik. Egal, wohin die Reise geht, gezählt. Heute ist der Airport aufgrund seiner Infrastruktur sie beginnt bereits am Flughafen mit und des kontinuierlichen Ausbaus ein strategisch wichtiger jeder Menge Vorfreude. Und auch Partner. Er ermöglicht uns die Internationalität, die wir als wenn ich auf dem Rückflug bin, ist Messeveranstalter benötigen.“ die Ankunft im Terminal bereits ein Dr. Wolfram v. Fritsch, Stück Zuhause. Herzlichen Glück- Vorstandsvorsitzender Deutsche Messe AG wunsch zum 60. Geburtstag, HAJ: Hannover-Airport-Jubiläum.“ Ina Tenz, Programmchefin Radio ffn ›› „In den letzten Jahren habe ich für meine Fotoausstellung in Asien, ›› Amerika, Europa und Afrika fotogra- fiert. Die meisten dieser inspirieren- „Der Hannover Airport hat als den Reisen haben am Hannover langjähriger Partner des Hannover- Airport begonnen. Er ist für mich ein schen Rennvereins e. V. auch die Ort der Vorfreude. Auch habe ich Galopp-Rennbahn auf der Neuen eine Szene meines Kinofilms ‚Vine- Bult ‚zum Fliegen‘ gebracht. Zum ta‘ hier gedreht. Flughäfen stecken 60-jährigen Jubiläum gratuliere voller Emotionen und sind Orte des Aufbruchs. Das ist ich sehr herzlich.“ auch in meinem Film so.“ Gregor Baum, Franziska Stünkel, Filmregisseurin und Fotografin Präsident Rennverein Hannover
GLÜCKWÜNSCHE 7 › › › ›› Über fünf Millionen Passagiere starten und landen auf dem Hannover Airport im Jahr. Unter diesen Reisenden sind auch viele Prominente, die von HAJ aus in alle Welt fliegen, sei es nun beruflich oder um sich irgendwo in fernen Gestaden zu erholen. BOULEVARD AIRPORT hat sich einmal umgehört und Stimmen zum 60. Geburtstag des Flughafens eingefangen. ›› „Hannover ist eine internatio- nale Stadt, die seit Jahrzehnten Gäste aus allen Kontinenten be- grüßt. Jahr für Jahr kommen Millio- nen Menschen nach Hannover als eine der weltweit bedeutenden Messestädte. Daran hat der Han- nover Airport einen großen Anteil.“ Stephan Weil, Oberbürgermeister Hannover ›› › › „Seit 60 Jahren stillt der Han- „Ich wünsche dem Hannover Airport alles Gute zum 60. Geburts- nover Airport das Fernweh der Men- tag und hoffe nur das Beste für die schen. Ich bin seit vielen Jahren nächsten 60 Jahre. Meiner Familie begeisterter Reisender – ob privat und mir gefällt es am Airport immer mit meiner Familie oder als Trainer wieder äußerst gut. Wir gehen hier von Hannover 96. Am Flughafen gerne sonntags einkaufen und beginnen und enden tolle Erlebnis- essen. Und meine Kinder freuen sich se. Früher hab’ ich sogar selbst am jedes Mal darauf, den Flugzeugen Airport gearbeitet. Er ist für mich ein beim Starten und Landen zuzusehen.“ ganz besonderer Ort in unserer Scott King, Eishockeyprofi Hannover Scorpions Stadt. Happy Birthday!“ Mirko Slomka, Cheftrainer Hannover 96 ›› › › „Mit dem Hannover Airport ver- „Der Hannover Airport ist heute ein binde ich eine sehr intensive und Airport der kurzen freundschaftliche Zusammenarbeit. Wege und ein Flug- Mittlerweile lassen wir alle unsere hafen mit einer ganz Künstler über ihn einfliegen, sodass hervorragenden der Airport ein richtiger Künstlerair- Infrastruktur und port geworden ist. Ich freue mich auf sehr guten Bahn- weitere grandiose gemeinsame Jah- und Straßenanbin- re und wünsche zum 60. Geburtstag dungen. Und er ist unser Heimatflughafen seit 40 Jahren. alles Beste!“ Wir freuen uns auf viele runde Geburtstage!“ Dennis M. Meyer, Dr. Dieter Nirschl und Friedrich Keppler, Chef GOP Varieté-Theater Geschäftsführung TUIfly
FF › › › › TAKE-O ›› Mit Propellermaschinen wie dieser Douglas DC-3 kam der Flugverkehr von und nach Hannover vor 60 Jahren richtig auf Touren. Die zweimotorigen Flieger brachten die Reisenden anfangs nach Berlin, Amsterdam und London. Rund 120.000 Passagiere zählte der Flughafen im ersten Betriebsjahr – so viele wie heute in einer guten Woche.
10 › › › ››› 60 JAHRE HANNOVER AIRPORT Wie aus dem „Nichts“ ein Flughafen entstand. ›› Die Ausgangslage um das Jahr 1950 war alles andere als rosig: Die Stadt Hannover lag größtenteils in Trümmern, die D-Mark war noch neu, an Wohlstand und Reisen war überhaupt nicht zu denken – und dann der Luxus, einen Flughafen bauen zu wollen, wenn niemand fliegen konnte und durfte.
DER BEGINN 11 › › › 01. So in etwa stellte sich die Situation dar, mit der sich der „Ur-Vater“ und spätere Chef des Hannover Airports, Friedrich Wilhelm Petzel, konfrontiert sah, als er sich ans Werk machte, Hannover quasi aus dem „Nichts“ heraus wieder an das internationale Flugnetz anzuschließen. Petzel, gebürtiger Brandenburger und ehemaliger Chef der Reichsflugsicherung, war 1949 vom Rat der Stadt Hannover zum Sonderbeauftragten für Flughafen- und Luftverkehrsfragen ernannt worden und sollte in dieser Funktion zunächst einmal den anstehenden Messe-Luftverkehr organisieren. Als Start- und Landeplatz hatte er das alte Flughafengelände an der Vahrenwalder Straße ins Auge gefasst, doch die britische Militärregierung machte ihm einen Strich durch die Rechnung. So mussten die Fluggäste im ersten Messejahr 1949 die umständliche Anreise über den britischen Militärflugplatz in Bückeburg in Kauf nehmen, bevor ein Jahr später der rund 30 02. Kilometer entfernte Fliegerhorst Wunstorf von den Briten zur Verfügung gestellt wurde. Doch insgeheim war allen Beteiligten längst klar, das Hannover einen eigenen Flughafen haben müsste. Den traditionsreichen, stadtnahen Flughafen in Vahrenwald 01. zukunftsweisend auszubauen kam nicht in Frage. Das hatte der spätere Airportchef, Prof. Heinz Peter Piper, im Auftrag 26. April 1952: Niedersachsens von Petzel in einer Untersuchung herausgefunden. Alternativ Ministerpräsident Hinrich Wilhelm standen ein Gelände in Messenähe, eins bei Hämelerwald Kopf erklärte den Flughafen Han- sowie eine Fläche in Evershorst, die bis Kriegsende der Luft- nover in einer feierlichen Ansprache waffe als Fliegerhorst gedient hatte, zur Diskussion. Petzel hielt, für offiziell eröffnet. wie andere auch, Langenhagen für eine Sumpfwiese, mit der nicht viel anzufangen sei. Erst Bohrungen, die Bauexperten anregten, bewiesen das Gegenteil. 02. Nach langem Hin und Her – die Braunschweiger Stadtväter Der „Ur-Vater“ des Hannover appellierten an die Landesregierung, an Hämelerwald festzu- Airports: Friedrich Wilhelm Petzel. halten – einigte man sich schließlich auf Langenhagen. Am 18. Juli 1951 überreichte der britische Land Commissioner Gibson dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Hermann Ahrens und dem hannoverschen Stadtdirektor Georg Lindemann die Konzessionsurkunde und Petzel erhielt sogleich den Auftrag, einen General-Ausbauplan auszuarbeiten; knapp 9 Monate und eine provisorische Zufahrtsstraße. Einen baufälligen Hangar, blieben ihm vom Zeitpunkt der Genehmigung bis zur Inbetrieb- den die Briten eigentlich abreißen lassen wollten, verwandelten nahme zur Hannover-Messe 1952. Im November rollten die die Macher kurzerhand in eine schmucke, lichtdurchflutete Bagger heran. Empfangshalle. 03. Das Team um Petzel schaffte es, innerhalb von nur 6 Monaten Am 26. April 1952, pünktlich zur Hannover-Messe, konnte der auf dem von Bomben zerpflügten Gelände eine erste Ausbau- Ur-Vater des Hannover Airports die ersten Fluggäste begrüßen – stufe aus dem Boden zu stampfen: eine 1.700 Meter lange und aus einem Flugzeugschuppen und einem Feld aus Bomben- Startbahn, eine 500 Meter lange Zurollbahn, ein kleines Vorfeld trichtern war mit bescheidenen Mitteln ein richtiger Verkehrs-
12 › › › flughafen geworden. An Bord der ersten gelandeten Maschine, Airways, der skandinavischen SAS und der Pan American World einer Douglas DC-3 der British European Airways, befand Airways, die das Bild auf dem eher beschaulichen Vorfeld präg- sich Berlins Regierender Bürgermeister Ernst Reuter. „Dieser ten. Die Flieger mit dem sonoren Klang der Kolbenmotoren Flughafen ist für Berlin eine Lebensnotwendigkeit“, betonte er brachten die Reisenden nach Berlin, nach Frankfurt und weiter in seiner Eröffnungsrede. nach Stuttgart, Nürnberg und München sowie nach Amsterdam, Brüssel und London. Im Februar 1953 eröffnete die KLM mit „Man fragt sich heute, was wohl die Triebfeder zu unserem der Route Hannover–Bremen–Amsterdam eine weitere Verbin- geradezu unnatürlichen Fleiß war“, schrieb der 2011 verstorbene dung ins benachbarte Ausland. Die Deutsche Lufthansa kam Prof. Heinz Peter Piper in seinen Erinnerungen. „Wahrscheinlich später; sie durfte erst wieder ab 1955 fliegen. Am 7. Oktober war es der Reiz des Neuen und eine gewisse Faszination für 1956 schickte der „Kranich“ auf der innerdeutschen Strecke die Luftfahrt, die Petzel mit einer Begeisterung um sich ver- Hamburg–Hannover–Frankfurt–Stuttgart eine Douglas DC-3 breitete. Hannover-Langenhagen war der erste völlige Neubau ins Rennen. So erhielt HAJ nach und nach Anschluss an das eines Flughafens nach dem Krieg. Dadurch hatten wir die globale Flugnetz. Gelegenheit, erstmalig in Europa ein Parallelbahnsystem mit dazwischen liegender Bebauung zu planen.“ Von den beiden Der Blick aufs Vorfeld und die Propellermaschinen musste für Bahnen wurde zunächst nur die Südbahn verwirklicht, die die Menschen damals eine riesige Sensation gewesen sein. Nordstartbahn ging erst im April 1966 in Betrieb, als HAJ mit So erklären sich auch die aus heutiger Sicht wundersam anmuten- über 1 Million Fluggäste und rund 50.000 Starts und Landun- den Kaffeefahrten, die vom hannoverschen Hauptbahnhof zum gen in eine neue Größenklasse vorgedrungen war. Flughafen führten. Die Teilnehmer konnten für 2,90 Mark auf der Terrasse der Flughafenrestaurants unter freiem Himmel Von dieser Marke war man im ersten Betriebsjahr noch weit Kaffee und Kuchen genießen und sich auf eine anschließende entfernt; rund 120.000 Passagiere fertigte der Flughafen damals Flughafenbesichtigung freuen. Die Touren waren so beliebt, ab. Es waren die Propellermaschinen der British European dass sie zur festen Einrichtung wurden. ›› ›› „Großer Bahnhof“: Ankunft der ersten Passagier- Am Eröffnungsflug nahm auch der Berliner Regierende Bürgermeister Ernst maschine. Die Douglas DC-3 der British European Reuter (mit Baskenmütze) teil. Er wurde vom ersten Aufsichtsratsvorsitzen- Airways kam direkt aus Berlin. den des Flughafens, Senator Hermann Müller (l.), in Empfang genommen.
››› DER BEGINN 13 › › › 01. 02. 03. 01. Schon damals genossen die Gäste im Flughafenrestaurant die schöne Aussicht auf das Vorfeld. 02. Wenige Wochen vor der Eröffnung waren der Bau des Towers und der Abfertigungshalle noch in vollem Gang. 03. Schmuckkästchen von damals: Schnörkel- los, aber mit Stil. Das Empfangsgebäude der 50er- und 60er-Jahre überzeugte mit klaren Linien. 03.
14 › › › ››› SHUTTLE NACH BERLIN Die stärkste Flugverbindung der 60er-Jahre. Erst Eröffnungsstrecke, dann Rennstrecke, dann Durststrecke: ging, fiel auch der Startschuss für den Berlin-Verkehr. Von Der Berlin-Verkehr ist eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, nun an entwickelte sich die Strecke in die geteilte Stadt zu kaum eine andere Verbindung hat die Entwicklung am Hannover dem, was sie über vier Jahrzehnte lang blieb: ein Brücken- Airport über Jahrzehnte hinweg so stark geprägt. Die Luft- pfeiler zwischen West und Ost. In den Jahren 1954 bis 1957 brücke von der Leine an die Spree war bundesweit nicht nur kamen über die sogenannte „Kleine Luftfrachtbrücke“ die kürzeste in die heutige Hauptstadt, sondern auch die mit Tausende von Tonnen wichtiger Güter in die geteilte Stadt. den günstigsten Tarifen und dem größten Angebot an Flügen. Ein erster moderner Shuttle-Dienst … In den Folgejahren erlebte die Luftbrücke einen für damalige Verhältnisse beispiellosen Höhenflug. Das Flugangebot ver- Der Flugverkehr von und nach Berlin nahm durch den Kalten doppelte sich bis Mitte der 50er-Jahre auf 12 Umläufe am Krieg und die Teilung Deutschlands lange Zeit eine Ausnahme- Tag. Schon im November 1960 konnte British Airways den stellung ein. Die Siegermächte hatten für die ehemalige Reichs- millionsten Fluggast begrüßen. Konkurrent Pan American, hauptstadt einen Sonderstatus geschaffen, der bis 1990 der im Oktober 1952 als zweiter Anbieter in den hannover- Bestand haben sollte: Flugverkehr nach West-Berlin war nur schen Markt eingestiegen war, meldete ähnliche Erfolge. amerikanischen, britischen und französischen Fluggesell- Zur endgültigen Rennstrecke avancierte die Verbindung dann schaften erlaubt. Und zwar durch drei festgelegte Luftkorridore ab Mai 1966, als Pan Am begann, Düsenmaschinen vom Typ – 32 Kilometer breit und 3.300 Meter hoch aus Richtung Boeing 727 einzusetzen, durch die sich die Flugzeit nach Tem- Hamburg, Frankfurt und Hannover. pelhof von 50 auf 30 Minuten verkürzte. Zwei Jahre später gingen auch die Engländer mit einer zweistrahligen Super Als am 26. April 1952 der Flughafen Hannover- One-Eleven an den Start. Als dann auch noch die Bundesre- Langenhagen nach knapp sechs Monaten Bau- gierung die staatlichen Subventionen erhöhte und sich der zeit pünktlich zur Hannover-Messe mit einer Flugpreis von 68 auf 51 Mark verbilligte, gab es selbst für den aus Berlin kommenden Maschine der British preisbewusstesten Berlinreisenden zum Fliegen keine Alter- European Airways (BEA) offiziell in Betrieb native mehr. ›› Pan Am-Flieger wie diese Douglas DC-6 pendelten Anfang der 60er-Jahre bis zu zehn Mal am Tag zwischen Leine und Spree.
BERLIN-VERKEHR 15 › › › Der Flugboom nach Berlin bescherte dem Hannover Airport die mit Abstand meisten Passagiere und monatliche Zuwachsraten im zweistelligen Bereich. Mehr noch: Mit durchschnittlich 3.000 Reisenden täglich und einer Maschinenauslastung von 80 bis 90 Prozent zählte die Berlin-Strecke Ende der 60er-Jahre zu den stärksten Städteverbindungen im damaligen Weltluftver- kehr. Die Nachfrage nach Tickets war so groß, dass das britisch- amerikanische Flugduo im 30-Minuten-Takt hin- und herpen- delte – ein erster moderner Shuttle-Dienst. Im Rekordjahr 1971 nahmen in den Fliegern rund 1,6 Millionen Fluggäste Platz – doch dann gerieten die Flüge in einen un- beabsichtigten Sinkflug. Berlin war für viele zwar immer noch 01. eine Reise wert, aber nicht mehr mit dem Flugzeug. Das 1972 zwischen der Bundesrepublik und der DDR vereinbarte Tran- sitabkommen, welches zu einer Normalisierung im Interzonen- verkehr führte, veranlasste viele Menschen zum Umsteigen auf 02. 03. Auto und Bahn. Folge: Viele Flugsitze blieben leer. 1975 stellte Pan Am auf Grundlage einer bundesweiten Streckenaufteilung die Berlin-Flüge ein. Nun hielt British Airways die Bastion Han- nover ganz allein, der Abwärtstrend hielt aber an. Bis Mitte der 80er-Jahre verlor die einstige Paradeverbindung 80 Prozent an Volumen; das Jahresaufkommen sank auf den Tiefstand von weniger als 280.000 Passagiere. Mit Werbekam- pagnen, Stand-by-Tarifen zu 48 Mark und ermäßigten Gruppen- reisen gelang es jedoch, den Flugverkehr neu zu beleben. Im Mai 1988 nahmen sogar die Amerikaner den Dienst vorübergehend wieder auf. Kurz vor der Wiedervereinigung pendelten die Turbo- 04. prop-Maschinen von Pan Am Express und British Airways zehn- mal am Tag zwischen Leine und Spree, doch schon ein Jahr spä- ter, genau am 26. Oktober 1991, hatte die alliierte Luftbrücke nach 41 Jahren endgültig ausgedient. An diesem Tag hob der letzte Berlin-Flug von British Airways vom Hannover Airport ab. 01. 04. Im Dezember 1972 landete der Der Verkehrstechnik-Unterneh- 5-millionste Pan Am-Passagier. mer Werner Sporleder war Viel- Zur Begrüßung des 6-jährigen flieger auf der Verbindung nach Jungen wurde eigens der Ni- Berlin. Vor seinem 1.000. Jubilä- kolaus gerufen. umsflug überreichte ihm British- 05. Airways-Verkehrsleiter Herzog 02. ein Modell der BAC Super One- Eleven. Ein Mann der ersten Stunde: BEA-Stationsleiter Otto Paul 05. (hier 1972). Der Airport war über 4 Jahrzehnte sein zwei- Ende der 80er-Jahre setzten tes Zuhause. die Briten auf den Berlin-Flü- gen auch Maschinen vom Typ 03. Boeing 737 ein. Werbung für Berlin-Reisen: DER-Werbeplakat.
16 › › › ››› 18. JULI 1951: Die alliierte Luftfahrtbehörde erteilt die Lizenz, „einen Flughafen bei Hannover zu bauen“. 26. NOVEMBER 1951: Baubeginn der 1.680 Meter langen Südbahn. 26. APRIL 1952: Der Flughafen geht pünktlich zur Hannover-Messe an den Start. BEA und SAS sind die ersten Airlines, die fliegen. 7. MÄRZ 1956: Der erste Ferienflug hebt ab. Hummel- Die wichtigsten Daten Reisen organisiert Touristikflüge nach Mallorca und an aus der Airport-Chronik. die Costa Brava. 7. OKTOBER 1956: Lufthansa nimmt den planmäßigen Linienverkehr von und nach Hannover auf. RP?>R ABO1°A?>EK 28. APRIL BIS 6. MAI 1958: Eröffnung der ersten >RC Luftfahrt-Sonderschau, später ILA genannt. +BQBO*KDB 24. OKTOBER 1958: Landung der ersten Düsen- verkehrsmaschine. 1959: Die Südbahn wird auf 2.340 Meter verlängert. 1963: Bau einer 780 Meter langen Kurzstartbahn im Norden. MOFI $OBRB KPF@ E°?BOAFB DEZEMBER 1965: Der Flughafen überschreitet die 4LIIBKARKDSLK2BOJFK>I Schwelle von 1 Million Passagiere. $IRDE>CBK@EBC&BFKW .BQBO.FMBO,FBABOP>@EPBKP 26. APRIL 1966: Die Nordstartbahn, 2.400 Meter lang, +FKFPQBOMOPFABKQICOBA)R?BI und der 46 Meter hohe Tower gehen in Betrieb. O@EFQBHQ&BFKW5FIHBRKA $IRDE>CBKSFWB)I>RP*FKF@RP 1. MAI 1966: Pan Am setzt auf den Flügen nach Berlin SIKO erstmals einen Jet vom Typ Boeing 727 ein. 1969: Verlängerung der Nordstartbahn auf 2.700 Meter. 25. APRIL 1970: Lufthansa präsentiert auf der 8. Deutschen Luftfahrtschau erstmals den neuen Jumbojet Boeing 747. 1. JULI 1970: Fertigstellung einer 6.500 Quadratmeter großen Großflugzeughalle. 23. OKTOBER 1970: Der 2-millionste Fluggast wird begrüßt. +>F"FBBOPQBKRQLP C>EOBKSLK ABOKBRBKRQL?>EK#@HSBO?FKA RKD>RCAFB $IRDE>CBKPQO>B
CHRONIK 17 › › › 23. MÄRZ 1971: Grundsteinlegung für die Fluggast- gebäude A und B. AUGUST 1971: Mit dem Holiday Inn ist erstmals ein Hotel am Flughafen präsent. 21. APRIL BIS 1. MAI 1972: Die britisch-französische Überschallmaschine Concorde und das russische Pendant, die Tu-144, sind die Attraktionen bei der 9. Deutschen Luftfahrtschau. +OW MÄRZ 1973: Hapag-Lloyd Flug richtet mit zunächst 3 $BPQ>HQ Boeing 727 am Flughafen eine technische Basis ein. %ORKAPQBFKIB DRKD C°O2BOJFK> 6. APRIL 1973: Feierliche Einweihung der neuen I Terminals A und B durch Niedersachsens Minister- präsident Alfred Kubel. MAI BIS DEZEMBER 1973: Durch einen Bummelstreik der Fluglotsen und die Ölkrise sinkt das Fluggastaufkommen schlagartig um 20 Prozent. MAI 1976: Der Flughafen erhält über die Autobahn- Eckverbindung A 352 und A 2 Anschluss an das Auto- bahnnetz. 23.10.1976: Inbetriebnahme des umgestalteten "BOKBRB Luftfrachtzentrums. 2LTBOTFOA EL@EDBWLDBK DEZEMBER 1977: Zulassung der Nordbahn für Landungen bei eingeschränkter Sicht nach ICAO CAT III a. SEPTEMBER 1981: Ausbau der Hapag-Lloyd-Basis um ein Bürogebäude und eine neue Wartungshalle. &>M>D*ILVA KFJJQBFKBKBRB 5BOCQE>IIBC°O %OLO>RJCIRDWBRDB TFBABK FO?RP FK BQOFB?
18 › › › 5. NOVEMBER 1981: Die am Südrand des Flughafens gelegene Triebwerkwartungsfirma MTU Maintenance nimmt den Betrieb auf. JUNI 1985: Die sogenannte Trogstrecke, die den Flughafen mit der Innenstadt Hannovers verbindet, wird für den Verkehr freigegeben. 4. FEBRUAR 1988: Das neue Luftfrachtzentrum mit einer Umschlagkapazität für 50.000 Tonnen geht an den Start. JANUAR 1990: Die Airport-Feuerwehr zieht in ein modernes Betriebsgebäude ein. $B?OR>O +FQBFKBJKBRBK*RCQCO >@EQWBKQORJPQOHQ 16. NOVEMBER 1990: Die auf 3.800 Meter verlängerte ABO$IRDE>CBKPBFKB5 BQQ?BTBO?PMLPFQFLK Nordstartbahn steht nach zehn Monaten Bauzeit wieder zur Verfügung. 22. JANUAR 1993: Mit dem Maritim Airport Hotel siedelt sich am Airport Norddeutschlands größtes Hotel an. 15. FEBRUAR 1994: Eine Lärmdämpfungsanlage für Triebwerksprobeläufe geht in Betrieb. (RKF #O«CCKRKDSLK 2. JUNI 1998: Der niedersächsische Ministerpräsident 2BOJFK>I! Gerhard Schröder eröffnet das Terminal C. ">P BFB@HFDB AO +LARIFPQABK OKTOBER 1998 BIS DEZEMBER 1999: Die Terminals A und B $BOFBKCIFBDBOK werden aufwendig saniert. SLO?BE>IQBK MAI 1999: Eröffnung eines neuen Tanklagers für bis zu 1,8 Millionen Liter Kerosin. DEZEMBER 1999: Die Flugsicherung bezieht einen neuen, 74 Meter hohen Tower. 28. MAI 2000: Die neue S-Bahnlinie S 5 zum Haupt- bahnhof rollt pünktlich zur Expo 2000 im unterirdischen Flughafenbahnhof an den Start. 11. SEPTEMBER 2001: Die Terroranschläge in den USA wirken sich negativ auf die gesamte Branche aus. DEZEMBER 2001: Begrüßung des 100-millionsten Fluggastes. 30. MÄRZ 2003: Hapag-Lloyd Express (HLX) läutet mit RDRPQRCPF@EQPO >QPSFWB5BOKBO L@H 11 Strecken das Low-Cost-Zeitalter ein. FOMLOQ%BP@ECQPC°EOBO "O0>LRI&FIIBRKA O@EFQBHQ0>FKBO+°IIB O SIKO ARO@EP@EKBFA PVJ?LIFP@EA>P >KAWR BK O$OBFD>?BABO FOMLOQ.I>W>
CHRONIK 19 › › › 1. JANUAR 2005: Fortschreibung der 24-Stunden- Betriebsgenehmigung. DEZEMBER 2006: HAJ erzielt mit erstmals über 5,6 Millionen Ein- und Aussteigern einen neuen Jahres-Passagierrekord. DEZEMBER 2006: Einführung des Umweltmanagement- systems EMAS und Zertifizierung nach DIN EN ISO 14001. 31. AUGUST 2007: Die neue Airport Plaza mit einem breiten Shoppingangebot öffnet ihre Pforten. °OABK $B?OR>O"BOFOMLOQ?>RQC 12. APRIL 2008: Startschuss für den 1. PUMA-Airport- 1@E>IIP@ERQWABOKTLEKBOBFKB BOHPMOL?BIRCB *OJAJMCRKDP>KI>DBC°O2OFB?T Run. Das Laufevent „Around the Airport“ lockt gleich über 1.500 Läufer. 2. OKTOBER 2008: Mit der „Welt der Luftfahrt“ geht die bundesweit erste Erlebnisausstellung rund um das Thema Fliegen an den Start. 16. BIS 21. APRIL 2010: HAJ ohne Flüge. Ein Vulkan- ausbruch in Island bringt den europäischen Flugverkehr komplett zum Erliegen. 29. APRIL 2010: Germanwings wählt HAJ mit 16 Zielen zum neuen Startflughafen aus. 3. JULI 2010: Das größte Passagierflugzeug der Welt, der Airbus A380, kommt zu Besuch. 28. SEPTEMBER 2011: Erster Spatenstich für das im +OW Westbereich entstehende Air-Cargo-Terminal mit Anbin- %BIB?QB.>OQKBOP@E>CQ# dung durch eine Vorfelduntertunnelung. FKB LBFKDSLK &>M>D*ILVA#UMOBPP &*6 OLIIQJFQ&>KKLSB 14. OKTOBER 2011: Inbetriebnahme des neuen Park- FOMLOQ*LDL>KABK1Q> O OQ hauses 1. Der Komplex ist mit einer der bundesweit größten Photovoltaikanlagen ausgerüstet. 26. APRIL 2012: Der Hannover Airport wird 60 Jahre alt. P -HQL?BO">PKBRB.>OHE>R PBQWQ>O@EFQBHQLKFP@EBH WBK QB
20 › › › ››› DER AUFSTIEG Vom Start ins Jet-Zeitalter bis zum Flughafen der kurzen Wege. ›› Kaum eine andere technische Erfindung hat die Mobilität und Reisegewohnheiten der Menschen so nachhaltig revolutioniert wie die Entwicklung des Düsenflugzeuges. ›› Auf dem Sprung über den „großen Teich“: In den 70er-Jahren legte Pan American eine ganze Kette von Sonderflügen in die USA auf. Kurz vor dem Start versammelten sich die Passagiere vor dem Boeing-Clipper 707 zu einem Gruppenfoto.
DAS JET-ZEITALTER 21 › › › Die moderne Antriebstechnik, die Ende der 50er-Jahre erst- Die zunehmende Umstellung auf den Düsenbetrieb ließ mals auch in der Zivilluftfahrt eingeführt wurde, ließ nicht nur die Passagierzahlen in die Höhe klettern. Wurden 1958, an die Kontinente enger zusammenrücken, sondern sie bewirkte der Schwelle des Jet-Zeitalters, knapp 400.000 Passagiere eine tief greifende Veränderung in der Wahrnehmung von gezählt, durchbrach der Flughafen 1965 die Schallmauer Raum und Zeit und löste eine wahre „Völkerwanderung“ am von einer Million. Das bedeutete: Mehr Kapazität musste her. Himmel aus. In nicht einmal zwei Jahrzehnten stieg das Flug- Bis 1968 flossen 46 Millionen Mark in ein erstes Erweite- zeug zum Massenverkehrsmittel auf, Fliegen wurde alltäglich rungsprogramm. Die Kernprojekte: ein neuer Tower, eine und gewöhnlich, beinahe so, wie mit dem Bus von A nach B neue Ankunftshalle, ein Flugbetriebsgebäude, zusätzliche zu fahren. Auch die Flughäfen passten ihre Kapazitäten an Vorfeldpositionen und vor allem eine zweite Runway. das neue Zeitalter an, die Wartehallen im Look der 50er-Jahre wurden nach und nach durch großzügige, gläserne Terminals mit teleskopartigen Passagierbrücken und Ladenstraßen ersetzt. Auch in Hannover … Eingeläutet wurde das Zeitalter des Düsenflugs am Hannover 01. Airport am 24. Oktober 1958, als gegen Mittag – so ist es im damaligen Flughafenmagazin „Luftverkehr“ nachzulesen – eine zweistrahlige Caravelle der Air France auf der Landebahn aufsetzte, um anschließend mit 80 geladenen Gästen zu einem Demonstrationsflug zu starten. Der damalige Flughafen- direktor Friedrich Wilhelm Petzel versicherte der Delegation, dass sich der Flughafen Hannover auf den Umbruch einrichten werde – eine Aussage mit Signalwirkung. Nachdem Ende 1959 die Südstartbahn auf 2.340 Meter verlängert, Emp- fangsgebäude, Kontrollturm, Vorfeld, Tanklager und Flug- sicherungsanlagen modernisiert und ausgebaut waren, meldete der Airport Anfang 1960: „Für den Strahlverkehr voll betriebsbereit!“ Bis Mitte der 60er-Jahre blieb die neue Düsengeneration jedoch die Ausnahme in HAJ, die Fluggesellschaften ließen sich mit 02. ihren neuesten Errungenschaften nur zur Industrie-Messe und Luftfahrtschau oder zu prestigeträchtigen Sondereinsätzen blicken. Im Juni 1960 lud die Pan American eine Delegation des niedersächsischen Landtags zu einem Probeflug mit der supermodernen Boeing 707 ein; die Politiker waren begeistert. Nur einen Monat danach sorgte auch das britische Konkurrenz- modell Comet für Aufsehen. Im Oktober 1961 konnten sich die Berliner Philharmoniker von den Vorzügen des Düsenantriebs überzeugen, das Orchester ging mit einem Boeing-Clipper 707 der Lufthansa via HAJ auf eine USA-Tournee. Im Jahr darauf charterten amerikanische VW-Händler von der skandinavi- schen SAS und der schweizerischen Swissair Douglas-DC-8- Maschinen, um von New York und Los Angeles in die Heimat des „Käfers“ zu düsen. Einen vorläufigen Höhepunkt brachte die 01. 02. Industrie-Messe 1965: „320 Sonderflüge, davon 120 bereits mit Strahlmaschinen“, schrieb der „Luftverkehr“. Und zur gleichen Debüt der ersten Düsenma- Zur Eröffnung der ersten Zeit: das Debüt des Ferienjets. Zum ersten Mal ging „Condor Flug- schine: Air France landete im Jet-Verbindung nach London dienst“ mit der Boeing 727 nach Palma de Mallorca auf Strecke. Oktober 1958 erstmals mit präsentierte BEA auf dem einer Caravelle. Vorfeld einen typisch englischen Doppeldeckerbus.
22 › › › Als die 2.400 Meter lange Nordstartbahn dann am 26. April 01. 02. 1966 von Niedersachsens damaligem Verkehrsminister Karl Möller feierlich freigegeben wurde, hatte der Flughafen seine Die Großbaustelle der Terminals Blick von der Aussichtsterrasse: Aufnahmekapazität mit einem Schlag verdoppelt. Das damals A und B aus der Vogelperspektive: Die roten Fluggastbrücken gehörten bundesweit einzigartige Parallelbahnsystem ließ bei gleichzei- Die dreieckigen Grundrisse der lange Jahre zum Markenzeichen von tiger Nutzung pro Stunde mehr als 100 Flugbewegungen zu. Elemente sind gut zu erkennen. HAJ. Heute docken die Maschinen an gläsernen Flugsteigen an. Wenige Wochen zuvor, am 1. April, hatte der Airport schon einen großen Tag erlebt: British Airways schickte auf der täglichen London-Verbindung erstmals die dreistrahlige Trident ins Rennen – die erste offizielle Linienverbindung mit einem Jet. Nur einen Monat später löste Pan American auf der Strecke nach Berlin die betagten Kolbenmotorma- 01. schinen vom Typ Douglas DC-6 durch die größere und dop- pelt so schnelle Boeing 727 ab. Auch die Holländer ließen nicht lange auf sich warten: Ab November 1966 bediente KLM die Route Hannover–Bremen–Amsterdam mit einer Douglas DC-9. Im Jahr darauf stellte dann auch die Luft- hansa die innerdeutschen Flüge nach Frankfurt, Stuttgart und München schrittweise auf den „Europajet“ Boeing 727 und den eigens für kurze Strecken entwickelten „Cityjet“ Boeing 737 um. Und auch die Urlauber flogen immer häu- figer im Jettempo in die schönsten Wochen des Jahres. Ende der 70er-Jahre hatten die Düsenmaschinen bereits einen Anteil von über 75 Prozent erreicht – der Flughafen boomte. Im Zeitraum von 1967 bis 1971 verdoppelte sich das Passagieraufkommen auf mehr als 2,5 Millionen. Als dann auch noch Ferienflieger Condor im Mai 1971 begann, auf Charterketten nach Mallorca einen 494-sitzigen Jumbo einzusetzen, war klar, dass der Flugverkehr in eine neue 04. Dimension abgehoben hatte. Bevor mit den für eine Jahreskapazität von 4 Millionen Passa- gieren konzipierten Terminals A und B mehr Komfort und Platz geschaffen wurde, glich der Flughafen drei Jahre lang einer Großbaustelle. Binnen kürzester Zeit wurden Nieder- sachsens größtes Parkhaus, ein großer Flugzeughangar, ein 150-Zimmer-Hotel und schließlich die beiden Dreiecksmodule A und B mit direkter Straßenanbindung, 12 Flugsteigen, Restaurants, Läden und Konferenzräumen hochgezogen. Als der mit einem Investitionsvolumen von über 110 Millio- nen Mark errichtete Komplex am 6. April 1973 in Anwesen- heit von über 1.000 Gästen feierlich eingeweiht wurde, hatten die Planer, der damalige Flughafenchef Prof. Heinz Peter Piper und Architekt Heinz Wilke, den bundesweit benutzerfreundlichsten „Drive-in-Airport“ geschaffen. Deutschlands auflagenstärkste Tageszeitung titelte: „Die Messe-Stadt Hannover besitzt den bequemsten Flughafen Deutschlands“.
››› DAS JET-ZEITALTER 23 › › › 03. 04. 05. 06. Mit dieser eleganten Douglas Übernachten am Airport: Eine Boeing Lufthansa präsentierte zur Welt- Bequem und schnell erreichbar: DC-8 der Swissair flogen im 727 der Lufthansa im Night-Stopp. ausstellung im Jahr 2000 einen Die Werbebotschaft des Flug- September 1962 amerikani- Jumbo mit Expo-Label. hafens Anfang der 80er-Jahre. sche Volkswagenhändler von New York nonstop nach Hannover. 02. 03. 06. 05.
24 › › › ››› STEILFLUG IN DIE SONNE Mal eben in den Urlaub düsen … ›› Die deutsche Reiseindustrie bedient das Fernweh mit großem Geschick. Und das schon mehr als Die ersten Ferienflieger kamen früh. Bereits drei Jahre nach Eröffnung des Flughafens tauchte das schwedische Unternehmen Transair Sweden auf, um auf den Flügen in den Süden einen Zwischenstopp einzulegen. Ein Jahr ein halbes Jahrhundert lang. Das später, exakt am 7. März 1956, hob dann auch das erste deutsche Flugzeug mit Urlaubern an Bord in die Lüfte. Ziel: Erfolgsrezept: der Ferienflug, Palma de Mallorca. Wenige Tage später startete eine genauer gesagt, die Flugpauschal- weitere Maschine und Mitte März die erste an die Costa reise, die vor fast genau 60 Jahren Brava. Die Veranstalter waren das in Hannover ansässige Unternehmen Hummel-Reisen, das Hamburger Reise- in Mode kam. Am Hannover Airport unternehmen Aeropa sowie das Göttinger Reisebüro spielte die Touristik gleich von Dr. Finger. Mit Propellermaschinen vom Typ Douglas DC-3 Beginn an eine zentrale Rolle. und Viking Admiral ging es bis Oktober zweimal die Woche in Richtung Mittelmeer, der Flug in den 22- bis 36-sitzigen Fliegern dauerte mit einem Tankstopp in Lyon fast 6 Stunden, der Grund preis für 15 Tage Mallorca betrug 450 Mark.
FERIENFLUG 25 › › › ›› Was längst an der Tagesordnung ist, war vor 40 Jahren eine Sensation: Während die TUIfly-Maschinen heute mehrmals am Tag sonnenhungrige Gäste in die schönsten Ferienregionen fliegen, hob der riesige Condor-Jumbo 1971 nur jeweils am Samstag nach Palma de Mallorca ab. Sein Auftritt am Airport war jedes Mal ein Erlebnis. Im Startjahr des Ferienflugs verzeichnete der Flughafen 75 sol- 1963 wagte sich die junge Lufttouristik immer weiter hinaus. cher Flüge, ein Jahr später gingen schon 130 Bedarfsflüge, so Neckermann, Hummel & Co. boten Reisepakete auf die Kana- die amtliche Bezeichnung damals, in Richtung Spanien, Italien, ren, nach Madeira, nach Ägypten, Israel, Ostafrika und sogar in Jugoslawien und Nordafrika auf Strecke. 1959 konnten die die USA an. 1968 verbrachten erstmals mehr Bundesbürger Reiseverkäufer bundesweit 90.000 Gäste von einer Pauschal- ihre Ferien im Ausland als in heimischen Gefilden. Im gleichen reise überzeugen. „Fliegen ist für alle da“ – der Wahlspruch des Jahr firmierte sich in Hannover Europas größter Reisekonzern, LTU-Gründers Kurt Conle weckte bei den Menschen im Nach- die Touristik Union International (TUI), die von ihrer Zentrale aus kriegsdeutschland die Sehnsucht nach Sonne, Strand und Meer. weltweite Urlaubsflüge und Pauschalreisen organisierte. In die Ferne zu fliegen war inzwischen so beliebt geworden, dass Richtig in Schwung kam der organisierte Flugtourismus in den Condor die sonnenhungrigen Gäste mit einem 494-sitzigen 60er-Jahren – vom Wirtschaftswunder beflügelt. Die Charter- Jumbo von Hannover nach Mallorca brachte. Als auch noch fluggesellschaften hießen Adria Airways, Condor, LTU, Südflug, Hapag-Lloyd Flug 1973 am Flughafen seine Homebase mit Bavaria, Germanair, Tunis Air, Spantax, die Reiseveranstalter Verwaltungsgebäude und Wartungshallen ansiedelte, war Han- Touropa, Scharnow, Quelle, Dr. Tigges und natürlich Necker- nover zur heimlichen Hauptstadt des Tourismus aufgestiegen. mann. Der legendäre Versandhändler arbeitete nach dem Motto: „Großer Umsatz, kleine Preise“. Mit diesem Geschäftsmodell In den 80er-Jahren schwoll die Urlauberlawine weiter an. wurde der Name zum Inbegriff des Massentourismus schlechthin. Kurz vor der Wiedervereinigung buchten 6 Millionen Deut-
26 › › › 01. sche eine Flugpauschalreise. Die Nachfrage nahm nach dem Mauerfall durch den Nachholbedarf der Ostdeutschen noch- mals dynamisch zu. Der Flughafen Hannover meldete zweistellige Steigerungsraten, die bundesweit ihresgleichen suchten. 1990 nutzten 1 Million Flugtouristen HAJ als Sprungbrett in die Fer- ne, 1995 waren es bereits über 2 Millionen. Die Bedeutung des Flughafens als Touristik-Airport war inzwischen so groß gewor- den, dass Ferienflieger Condor, wenn auch nur vorübergehend, ein Langstrecken-Drehkreuz etablierte. In dieser Phase war längst absehbar, dass die bestehenden Kapazitäten ohne einen weiteren Ausbau bald an ihre Grenze 02. stoßen würden. Im Oktober 1995 begannen die Bauarbeiten für den S-Bahnanschluss und Anfang 1996 wurden die Bauarbeiten für das Terminal C und das gegenüberliegende Parkhaus 3 in Angriff genommen. Mit der für den Urlaubsverkehr reservierten Abfertigungshalle stieg die Kapazität auf 10 Millionen Passagiere. Nach knapp 3 Jahren Bauzeit wurde das rund 250 Millionen Mark teure Terminal wie vorgesehen am 2. Juni 1998 vom damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder offiziell eingeweiht. Das dreieckige Gebäude ist ebenfalls nach dem Prinzip der „kurzen Wege“ konzipiert und vereinigt unter seinem Dach alles, was man zum Start in die schönsten Wochen des Jahres erwartet. Kurz vor der Jahrtausendwende knackte der Airport die Bestmarke von 5 Millionen Reisenden und im Jahr 2000, als Hannover die Weltausstellung ausrichtete, die von 100.000 Starts und Landungen. Zwei Meilensteine! 03. Heute hat sich der Hannover Airport als führender Urlaubs- flughafen in Norddeutschland fest positioniert. In seinem über- regionalen Einzugsgebiet, das im Osten bis nach Mecklenburg- Vorpommern und im Westen bis weit nach Nordrhein-Westfalen reicht, leben rund 12 Millionen Menschen. Diesem potenziellen Kundenkreis bietet HAJ zu jeder Saison ein breit gefächertes Flugangebot, das mehr als 100 attraktive Urlaubsziele umfasst. Die Ferienjets von Air Berlin, Condor, Sun Express, TUIfly & Co. steuern nicht nur alle klassischen Warmwasserziele in Italien, Spanien, Griechenland, Nordafrika und der Türkei an, auch aus- gefallene Destinationen und Trendziele wie Lappland oder die Kapverdischen Inseln sind direkt erreichbar. 04. Was den Start in die Sonne ab Hannover außerdem perfekt macht, ist das eigene Reiseportal, welches der Airport 2006 ins Leben gerufen hat. Wer einen Tapetenwechsel braucht, kann unter www.haj.de seinen Traumurlaub online buchen. Ob exklusive Sonderreisen, Nur-Flüge, Mietwagen, Hotelzimmer, Last-Minute-Reisen – alles ist möglich. Mit dem Reiseportal hat sich der Hannover Airport im Zeitalter der sich wandelnden Ferienwelten zu einem richtigen Urlaubsexperten entwickelt.
››› FERIENFLUG 27 › › › 05. 01. Flug- und Reiseinformationen aus erster Hand: Counter- betrieb in den 50er-Jahren. 02. Fahrspaß mit dem Gepäckkuli: Die Kinder lassen der Vorfreude auf die schönsten Wochen des Jahres freien Lauf. ›› 03. Ferienprospekte aus der „Gründerzeit“ des Flug- Bereit für den nächsten Einsatz: tourismus. Mallorca, Italien und Spanien waren Air Berlin-Maschinen warten in schon damals beliebte Ferienziele. den frühen Morgenstunden auf die ersten Einsteiger. 05. 04. Bunt wie die Urlaubsland- schaften: Ferienflieger in den Farben des Reiseveranstalters ITS. 05. In den Pioniertagen des Ferien- flugs ging es vom Vorfeld aus über die Fluggasttreppe in den Urlaub.
28 › › › ››› FASZINATION FLIEGEN: DIE ILA ››Auch wenn sie hier nicht mehr stattfindet, bleibt sie doch untrennbar mit der Flughafenhistorie verbunden: die Internationale Luftfahrtschau ILA. Mit ihr rückte der Airport fast 4 Jahrzehnte lang in den Blickpunkt der internationalen Aufmerksamkeit. Insgesamt 18 Mal – von 1958 bis 1990 – konnte sich HAJ über die Landesgrenzen hinaus als das Schaufenster der Luftfahrt- industrie präsentieren.
LUFTFAHRTSCHAU 29 › › › Was im April 1958 bescheiden als „Luftfahrt-Sonderschau“ mit Wochenenden wurde es eng: Bis zu 250.000 Besucher wenigen Sport- und Reiseflugzeugen begann, stellte sich schon drängten sich in den Chalets und auf dem 160.000 Quadratmeter bald als Erfolg heraus. Bis zu ihrem Umzug nach Berlin 1992 zog großen Freigelände, um Triebwerke, originalgroße Mock-ups und die ILA alle zwei Jahre nicht nur zahllose Aussteller und Fachbe- natürlich die fliegenden Stars zu bewundern. Mit denen war die sucher aus dem In- und Ausland an, sondern entwickelte sich mit Ausstellung immer reich bestückt: Die deutschen Experimental- ihrem spektakulären Flugprogramm immer mehr zu einem viel flugzeuge VJ 101 und Dornier Do 31, beides Senkrechtstarter, beachteten Publikumsmagneten. Eng an eng standen die feierten in Hannover Premiere. Die Lufthansa schickte ihren ›› ›› Die 17. Luftfahrtschau 1988 lockte 380 Aussteller aus 17 Län- Der in Deutschland entwickelte Senkrechtstarter Dornier DO 31 dern nach Hannover. Der Airbus A320 war einer der Stars. zog auf der 7. ILA 1968 das Publikum massenhaft in den Bann. Menschen auf den Zuschauertribünen und sahen staunend zu, ersten Jumbo, Flugzeugbauer Airbus präsentierte sein erstes wie abwechselnd Hubschrauber, Jagdflugzeuge, Sport- und Großraummodell A300 und die US Air Force zeigte die Luft- Geschäftsreisemaschinen in die Lüfte abhoben. Besonders raumüberwachungsmaschine AWACS. Im Jahre 1972 gaben beliebt waren die Auftritte von Kunstflugstaffeln wie der „Patrouille die Passagier-Überschallmaschinen Concorde und das sowjeti- de France“ und der britischen „Red Arrows“, die mit ihren akroba- sche Konkurrenzmodell Tupolew Tu-144 ein unvergessliches tischen Vorführungen wahre Glanzpunkte setzten. Gastspiel. Und zur letzten ILA 1990 stellten die Russen ihren Versuchsträger Tupolew Tu-154 vor, dessen Triebwerk angeblich Nach Schätzungen der Veranstalter, der Deutschen Messe AG wahlweise mit Wasserstoff oder Methan angetrieben werden und des BDLI – Bundesverband der Deutschen Luft- und Raum- konnte. fahrtindustrie e. V. – haben seit Beginn der ersten Schau 1958 weit über 5 Millionen Menschen die Fachmesse in HAJ besucht. Ermöglicht wurde das anspruchsvolle Flugprogramm nicht zuletzt In Spitzenjahren nahmen bis zu 380 Aussteller aus 20 Ländern durch die erprobte Zusammenarbeit zwischen den Veranstaltern teil, womit sich Hannover im Vergleich zur Konkurrenz, dem und dem Flughafen Hannover. Mit 700 bis 750 Flugbewegungen Pariser Aérosalon und der Luftfahrtschau im britischen Farn- pro ILA-Tag stellte der Airport sein Leistungsvermögen eindrucks- borough, nicht zu verstecken brauchte. Vor allem an den voll unter Beweis.
30 › › › ››› ›› Selbst sperrigstes Frachtgut kann der russische Cargo-Jumbo durch seine weit aufgeklappte Bugnase an Bord nehmen.
FRACHT 31 › › › CARGO- › › Sie war von Anfang an fester Bestandteil und erfährt gerade im Jubiläumsjahr ganz neue MOSAIK Impulse: die Luftfracht. Luftfracht zwischen Auch wenn sie in der öffentlichen Aufmerksamkeit oft hinter der mit mehr Glanz behafteten Passagierluftfahrt zurücksteht, gestern und heute. hat ihre Bedeutung im Zuge der wachsenden Verflechtung der Weltwirtschaft dynamisch zugenommen. Fortschritte im Flugzeugbau und eine ausgefeilte Logistik zwischen den Trans- portketten machen es möglich, über den Luftweg in kürzester Zeit immer größere und schwerere Güter sowie größere Mengen von A nach B zu transportieren. Eine neue Fracht- verbindung über Moskau nach Peking und ein neues Air-Cargo- Terminal zeigen, dass HAJ mit der Entwicklung Schritt hält … Nahezu alles, was schnell, pünktlich und sicher befördert werden musste, wurde seit Eröffnung des Flughafens im Luft- frachtzentrum umgeschlagen, fachmännisch in bzw. aus den Fliegern geladen und auf die Reise geschickt. Ob komplette Maschinenanlagen, Aggregate, Ersatzteile, Werkzeuge, Bohr- vorrichtungen, Kabelrollen, Autos, Computer, optische Geräte, Chemikalien, Medikamente, Textilien, Expresspakete, Doku- mente, Zeitungen und Zeitschriften, Kühlwaren, Blumen, Ge- müse, Früchte, wertvolle Kunstwerke oder Turnierpferde – das Sortiment liest sich wie ein universeller Bestellkatalog. Lebende Tiere gehörten, im Gegensatz zu heute, viele Jahre zur Dauerklientel. Wie aus einer Aufstellung hervorgeht, be- förderte British European Airways 1954 eine stattliche Anzahl an Tierarten, darunter 30.000 Tauben, 6.000 Kanarienvögel, 3.000 Zierfische, 312 Hunde, 200 Affen, 35 Pinguine, 11 Katzen, 6 Flamingos und einen Panther. Im Jahre 1975 war sogar eine „fliegende Arche Noah“ zu Gast: Eine vier- strahlige Douglas DC-8 brachte im Auftrag einer Tierhand- lung 273 Tiere in einen Safaripark nach Venezuela. Nicht weniger spektakulär verliefen die zahlreichen Spezialtransporte von niedersächsischen Zuchtrindern in den Nahen Osten, die Ende der 70er- bis Mitte der 80er-Jahre beinahe an der Tagesordnung waren.
32 › › › 01. 01. Sattgrüner Jade-Flieger im Anflug: Jumbo der chinesischen Fracht-Airline Jade Cargo. 03. 02. 04. 02. Turnierpferde auf dem Weg in die USA. Die Fracht-Lockheed Super Constellation der Luft- hansa war dafür das ideale Fluggerät. 03. Manchmal muss sogar ein Spezialkran her, um gewichtige Maschinenteile an Bord des russischen Schwertransporters Antonov An-124 zu hieven.
05. ››› FRACHT 33 › › › Unvergessen bleibt die Verladung von Großbauteilen des in Bremen hergestellten Weltraumlabors Spacelab in den Jahren 1981/82. Eine Lockheed C-5 Galaxy brachte die Elemente auf mehreren Flügen direkt zur NASA nach Cape Canaveral. Zehn Jahre später, im Januar 1992, wurde dann der Traum von einer regelmäßigen transatlantischen Cargo-Verbindung wahr. Ein mit Compact Discs und Auto-Zulieferteilen bestückter Cargo-Jumbo der Lufthansa flog zeitweise einmal die Woche nach Chicago und weiter nach Mexiko City. In der letzten Zeit sind insbesondere Spezialtransporte und eilige Sondereinsätze mit Großraumfrachtern wie zum Beispiel mit dem russischen Schwertransporter vom Typ Antonov An-124 in den Blickpunkt gerückt. Der imposante Luft-Gigant, der mit schöner Regelmäßigkeit in HAJ „auf dem Hof“ steht, löst die sper- rigsten und gewichtigsten Transportaufgaben. Ein Highlight im 60. Jubiläumsjahr war die Landung Russlands größter Frachtfluggesellschaft, AirBridgeCargo Airlines, voll bestückt aus Peking kommend mit Zwischenstopp in Moskau, um wenige Stunden später wieder voll beladen mit einem Zwischenstopp in Moskau 04. zurückzufliegen. Der blauweiße Cargo-Jumbo Boeing 747-400F, den vor allem das Logistikunternehmen Kühne + Nagel nutzt, Große Klappe, aber viel dahinter: Bis zu 120 Tonnen transportiert vorwiegend Maschinen- und Automotiveteile kann die Boeing 747-400F der AirBridgeCargo niedersächsischer Konzerne in Richtung Fernost. Airlines transportieren. Im Mai 2012 geht im Westbereich das neue Air- Cargo-Terminal (ACT) an den Start. Der mit 20.000 05. Quadratmeter Fläche großzügig bemessene Komplex wird mit modernster Sicherheitstechnik wie Röntgen- Sie gingen von HAJ aus auf die große Reise: straßen und Simulationskammer ausgerüstet, sodass Eine Tierhandlung schickte die Flamingos 1975 auch bei steigendem Frachtaufkommen die Sendungen per Luftfracht in einen Safaripark in Venezuela. in kürzester Zeit sicher abgefertigt werden können. Und: Mit der bereits fertigen Untertunnelung der Taxiways wurde für das ACT eine perfekte Lage zwischen den beiden Start- und Landebahnen mit direkter Anbindung an das Vorfeld ge- schaffen. 06. 06. Auch dieser Oldtimer hob ab HAJ in die Luft: Verladung eines VW-Käfer-Cabrios nach Los Angeles, 1982.
34 › › › ››› AUFBRUCH NACH ›› Crossair-Chef Moritz Suter (l.) und EUROPA der ehemalige Flughafendirektor Klaus Linicus eröffneten im Juli 1980 die Linienverbindung Hannover–Zürich. Ein Meilenstein. Mit kurzen Luftsprüngen und „kleinen Kisten“ Geld zu verdienen Es dauert nicht sehr lang, bis der Geschäftsmann die ist kein einfaches Geschäft. Doch es funktioniert. Das Rezept: „Lufthopser“ akzeptiert und den DLT-Slogan „Man fährt Man nehme einen kleineren und einen großen Flughafen bzw. besser, wenn man fliegt“ schätzen lernt: keine stundenlangen zwei kleine und verknüpfe sie mit einem „Miniflieger“. Der kluge Auto- bzw. Zugfahrten, kein lästiges Umsteigen an überfüllten Gedanke – die Luftfahrtbranche spricht vom Regionalverkehr – Knoten, dafür ein direktes und schnelles Reisen über die hat Methode. Städtepaare, die entweder gar nicht oder nur auf Landesgrenze hinaus. Denn viele Flüge starten ins benachbar- zeitraubendem Wege verbunden wären, rücken zusammen. Am te Ausland, womit aus dem Regional- ein Interregionalverkehr Hannover Airport sind die „Kleinen“ zu einer festen Größe ge- geworden ist. worden. Nutznießer: der Geschäftsreisende. Für ihn gilt: Zeit ist Geld. London, Kopenhagen, Paris – das ist alles, was Ende der 70er- Jahre nonstop von Hannover aus geht. Zehn Jahre später hat Begonnen hat der Luftverkehr mit den „kleinen Kisten“ 1978: der Flugplan schon ein ganz anderes Format. Jetzt kann der DLT, von Haus aus ostfriesisches Lufttaxiunternehmen, nimmt Businessreisende auch in Amsterdam, Birmingham, Brüssel, zum Sommerflugplan tägliche Linienflüge von Hannover nach Glasgow, Mailand, Manchester, Wien und Zürich eilige Termine Düsseldorf, Münster/Osnabrück und Amsterdam auf. Am Start: wahrnehmen. Die Nischenflieger erschließen immer neue ein unförmiges, 30-sitziges Propellerflugzeug vom Typ Shorts Strecken, der für altmodisch befundene Propeller erlebt eine 330. Es fliegt im Schneckentempo und nervt so manchen wahre Renaissance. Dem Flughafen kommt die Entwicklung Vollzahler mit engen Sitzen und dröhnenden Motoren. Doch der wie gerufen, er gewinnt Anschluss an die großen Gateways „fliegende Kohlenkasten“ erweist sich als zuverlässig, robust Europas und damit an Internationalität. und wirtschaftlich. In den 90er-Jahren hebt der Regionalverkehr in neue Sphären Die nächste große Stunde für die Kleinen schlägt am 1. Juli ab. Der liberalisierte europäische Binnenmarkt, der sich am 1980. Der schweizerische Taxi-Flieger Moritz Suter erkämpft amerikanischen Open-Sky-Prinzip orientiert, trimmt die Kleinen sich zum Unmut der Großen die Verkehrsrechte für die Strecke auf mehr Wettbewerb. Und: Der Markt ruft nach der Düse. Zürich–Hannover und stößt eine Marktlücke auf. Der eidge- Sie kommt. Die schweizerische Crossair bringt den vierstrahli- nössische Tagesrand der Crossair kommt bei der Klientel gut gen Jumbolino in die Luft, Lufthansa CityLine den zweistrahli- an – nicht so das Fluggerät. Dem zierlichen Metroliner, der nur gen Canadair (CRJ) und, ganz neu, die supermodernen Embra- mit eingezogenem Kopf bestiegen werden kann, haftet bald er-Typen 190/195, mit denen auch Air France Régional und das Image vom unbequemen „Luftschüttler“ an. Nicht besser die britische Flybe ihre Passagiere nach Hannover befördern. ergeht es dem Dritten im Bunde, dem Nürnberger Flugdienst Die komfortablen und schnittigen „Vögel“ sind auch für die Flug- NFD, der ebenfalls mit dem 18-Sitzer auf „Kundenfang“ geht. hafenanwohner ein Gewinn: die sparsamsten und leisesten Jets Firmengründer Hans-Rudolf Wöhrl übernimmt 1982/83 von der Welt! Lediglich auf „dünnen“ Kurzstrecken wie etwa nach der DLT, die später die Lufthansa schluckt, die Hannover- Brüssel und Prag bleiben Propellermaschinen die erste Wahl, Strecken von und nach Nürnberg und Amsterdam. Der Flug- auch wenn ihr Anteil in HAJ heute nur noch knapp 15 Prozent hafen wird für den fränkischen Newcomer zur Drehscheibe. ausmacht. Doch ganz ohne wird es auch in Zukunft nicht gehen.
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