SPITEX MAGAZIN - Spitex Schweiz
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SPITEX MAGAZIN Fachzeitschrift von Spitex Schweiz | 3/ 2018 | Juni/Juli FOKUS «Ausbildung» Seite 17 Der Nachwuchs in der Pflege lebe hoch! DIENSTLEISTUNG IFASinnovation Challenge: Beste Startups der Gesundheitsbranche gesucht. Seite 6 GESELLSCHAFT Kinderspitex: Die Rekrutierung von Personal ist eine Herausforderung. Seite 8 DIALOG 5 Fragen: Der Schweizer Fussball-Nationaltrainer bewundert die Leistungen der Spitex. Seite 45
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SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI EDITORIAL 3 Die Ausbildung im Fokus Die Pflege wird immer komplexer und der Bedarf an Pflegefachpersonen steigt und steigt. Folglich werden viele gute Ausbildungsplätze in der Pflege wichtiger und wichtiger. Diese Aus- gabe widmet sich entsprechend dem Thema Ausbildung, und dies umfassend: Beispielsweise werden die aktuellen und künftigen Herausfor- derungen des Bildungssystems der Pflegeberufe beleuchtet, der Spitex-Nachwuchs stellt sich vor und es wird aufgezeigt, wie sich die Nonprofit-Spitex auf zwei Ebenen 17 FOKUS «Ausbildung» für die Ausbildung stark macht. Ausserdem porträtiert die 18 Herausforderungen für die Pflegeausbildung Redaktion eine Wiedereinsteigerin sowie einen Quereinstei- 24 Die Spitex und die Ausbildung auf zwei Ebenen ger, und sie diskutiert die Ausbildungsverpflichtung für die 27 Der Spitex-Nachwuchs stellt sich vor 31 Zum Ausbilden verpflichtet Betriebe der Gesundheitsbranche. 34 Eine Wiedereinsteigerin erzählt Im Weiteren wird eine Kinderspitex-Mitarbeiterin begleitet, 37 Ein Quereinsteiger im Porträt die von den eindrücklichsten Erlebnissen während der 4 AUFTAKT vielen Jahre in ihrem Beruf erzählt. Und zu Wort kommt DIENSTLEISTUNG auch – passend zum aktuellen Start der Fussball-Welt- 6 Wettbewerb der besten Start-ups meisterschaft in Russland – der Schweizer Nationaltrainer GESELLSCHAFT Vladimir Petković, der den Spitex-Pflegefachpersonen ein 8 Personal für kleine Klienten gesucht grosses Kränzchen windet. 13 Ist Buurtzorg hierzulande machbar? Für jede Leserin und jeden Leser ist also etwas dabei in die- NETZWERK ser Ausgabe des Spitex Magazins, für das ich neu zuständig 40 Querschnittgelähmte optimal betreuen bin. Ich danke Ihnen für die bisherige Treue und freue mich 42 Eine neue Strategie in Genf darauf, Ihnen viele weitere spannende Artikel aus der Welt 45 DIALOG der Spitex präsentieren zu dürfen. 47 DIE LETZTE Kathrin Morf, Redaktionsleiterin Titelseite: Die Spitex-Auszubildenden (von links) Meira Lapierre, Thawzeef Sahib und Larah Palacio Bild: Leo Wyden Smart, nützlich, gratis. Die Spitex Magazin-App mit neuen Informiert sein und mitreden: Funktionen für Ihr Smartphone oder Tablet. facebook.com/SpitexMagazin
4 AUFTAKT SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI 40 Jahre «zäme» für die Spitex im Aargau red. Der Spitex Verband Aargau (SVAG) feiert die- ses Jahr sein 40-jähriges Bestehen und zählt somit zu den ältesten Kantonalverbänden der Nonpro- fit-Spitex. Begonnen hat alles am 30. März 1978, als der «Aargauische Kantonalverband der Haus- und Krankenpflegeorganisationen» gegründet wurde. Die Versammlung wurde damals mit einem «kurzen Lichtbildervortrag zu den Aufgaben der Ge- sundheitsschwester und der Hauspflegerin/Familienhel- ferin in der Gemeinde» eröffnet. Der erste Präsident, Pfarrer Martin Mezger aus Mandach, betonte in seiner An- trittsrede die Notwendigkeit, «gegen aussen deutlich zu Seine vielfältigen Aufgaben kann der SVAG heute wie machen, dass Hauspflege/Familienhilfe und häusliche damals nur «zäme» mit seinen Mitgliedsorganisationen Krankenpflege ein wichtiger, förderungswürdiger Teil des und Partnern erfüllen. «Zäme» ist darum auch das Motto Gesundheitswesens darstellt». des Jubiläumsjahres des Kantonalverbandes. Als Dank für Auch wenn sich vieles verändert hat in den vergange- die «Zäme»-Arbeit wurden Mitglieder und Gäste am nen 40 Jahren, eines ist gleich geblieben: Die Spitex ist ein 17. Mai zu einer spannenden, zum Nachdenken anregen- (zunehmend) wichtiger, förderungswürdiger Teil des Ge- den und humorvollen Jubiläumsfeier eingeladen. Beim sundheitswesens. Der Vorstand des SVAG um Präsidentin reichhaltigen Apéro wurde der Austausch gepflegt – und Rebekka Hansmann sowie die Mitarbeitenden der Ge- natürlich wurde «zäme» musiziert. schäftsstelle setzen sich daher aktiv und mit hohem Engagement für die Bedeutung und Weiterentwicklung Auf der Facebook-Seite und der App des Spitex Magazins der NPO Spitex als wichtiger Leistungserbringer und zu- finden sich ein kleiner Bericht und vor allem viele Fotos von verlässiger Partner im Gesundheitswesen ein. der Jubiläumsfeier zum Schmökern für alle Interessierten. Pflegepersonalbesetzung ist durchgeführt wurden – auch in der Schweiz. Preis für Verbesserung der Mit jedem chirurgischen Patienten, den eine wichtig für die Sicherheit Gesundheitskompetenz Pflegefachperson zusätzlich betreut, steigt red. Das Risiko, nach einem Eingriff in Spi- das Risiko, innert 30 Tagen nach Spitalein- red. Zum vierten Mal schreibt die Allianz talpflege zu sterben, steigt mit der Zahl der tritt zu sterben, um 7 Prozent. Hingegen ihren Gesundheitskompetenz-Preis aus. Patienten, die eine Pflegefachperson zu be- sinkt das Sterberisiko um 7 Prozent, wenn Dieser fördert innovative Projekte, die zur treuen hat. Diesen Zusammenhang hat die im Team der Anteil an diplomiertem Pfle- Verbesserung der Gesundheitskompetenz US-Pflegewissenschaftlerin Linda Aiken gefachpersonal um 10 Prozent steigt. Wei- in der Schweiz beitragen, egal ob auf der in- nachgewiesen. Sie sprach Anfang Mai am tere Untersuchungen weltweit bekräftigten dividuellen Ebene oder der Systemebene. Kongress des Schweizer Berufsverbandes die Ergebnisse. SBK-Präsidentin Helena Der Förderpreis setzt sich aus einem Haupt- der Pflegefachpersonen (SBK) über ihre For- Zaugg warnt deshalb vor Versuchen, die preis mit einer Preissumme von 13 000 schungen. Laut einer Medienmitteilung des Kostensteigerung mit Abstrichen bei der Franken und zwei Anerkennungspreisen mit SBK zeigte Aiken auf, dass die Mortalitäts- Qualifizierung des Pflegepersonals in den einer Preissumme von je 3000 Franken zu- und die Komplikationsrate in direktem Zu- Griff zu bekommen. «Man erreicht das Ge- sammen. Eingaben sind über die Website sammenhang mit der Pflegepersonalbe- genteil: Die Kosten werden weiter steigen. der Allianz noch bis zum 29. Juni möglich. setzung stehen. Dies zeigten etwa die Und was uns vor allem zu denken geben RN4Cast-Studien, die in mehreren Ländern muss: Die Sicherheit der Patienten leidet.» www.allianz-gesundheitskompetenz.ch
SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI AUFTAKT 5 20 FaGe kämpfen um den Schweizer-Meister-Titel km. Anlässlich der SwissSkills 2018 in Bern organisiert OdASanté vom 12. bis zum 16. September die Berufs-Schweizer-Meister- schaften für Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit (FaGe) – und nun stehen die Fi- nalisten fest. Zur Kickoff-Veranstaltung in Zürich trafen sich Mitte April 18 Frauen und zwei Männer, darunter drei Vertreterinnen der Romandie. Ein FaGe der Nonprofit-Spi- tex ist dieses Mal nicht dabei. An den SwissSkills werden die 20 Finalis- tinnen und Finalisten vor den Augen der Ex- perten diverse Herausforderungen aus dem Pflegealltag meistern. «Ein Trainingsplan für alle getesteten Kompetenzen ist wichtig, wenn man an diesem anspruchsvollen Wett- kampf erfolgreich sein will», sagte Urs Sieber, Geschäftsführer von OdASanté, in seiner Begrüssungsrede. Viel trainiert hat sicherlich Irina Tuor aus dem Kanton Grau- Spass an der Arbeit haben», wurde Tuor an insgesamt erwartet, darunter 45 000 Schü- bünden, die an den Swiss Skills 2016 den der Kick-Off-Veranstaltung zitiert. lerinnen und Schüler. «Nirgends können sie FaGe-Schweizer-Meister-Titel errang und An den SwissSkills, der grössten Be- schliesslich mehr Berufe erleben und aus- daraufhin auch die WorldSkills für sich ent- rufs-Show der Welt, sind 135 verschiedene probieren», sagte Urs Sieber. schied. «Die Kandidatinnen und Kandidaten Berufe beteiligt. 150 000 Besucherinnen und sollten die Zeit auch geniessen können und Besucher werden an fünf Wettkampftagen www.swiss-skills.ch Buchtipp Mehr Beachtung und Entlohnung des Betreuungspersonals ebenso thematisiert wie das selbstständi- für die Betreuung ge und die Gesundheit unterstützende Red. Die Pflege im Alter steht des Öfteren Wohnen im Alter. im Fokus der gesundheits- und sozialpoli- Die drei Autoren weisen in ihrem kürz- tischen Diskussion in der Schweiz – stief- lich erschienenen Werk schliesslich darauf mütterlich behandelt wird dagegen oft- hin, dass eine inhaltliche Definition und mals die entsprechende Betreuung. Das eine klare gesetzliche Regelung der Betreu- Buch «Gute Betreuung im Alter in der ung in der Schweiz fehlten. Sie plädieren Schweiz. Eine Bestandsaufnahme» geht auf darum dafür, dass das Thema in Zukunft die rechtliche Ebene der Betreuung und verstärkt in den Mittelpunkt der alterspo- Pflege von älteren Menschen hierzulande litischen Debatten rückt. ein und beschreibt die involvierten Akteu- rinnen und Akteure, darunter die Spitex. Seismo Verlag 2018; Carlo Knöpfel, Auch wird im umfassenden Buch von Car- Riccardo Pardini und Claudia Heinzmann, lo Knöpfel, Riccardo Pardini und Claudia Format 15,5cm x 22,5cm, Softcover-Um- Heinzmann die Ausbildung, Rekrutierung schlag, 244 Seiten, ISBN 978-3-03777-187-7
6 DIENSTLEISTUNG SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI Eine Challenge fördert Revolutionen im Gesundheitswesen Im Oktober treffen sich in Zürich wieder unzählige Vertreter der Schweizer Gesundheitsbranche an der IFAS 2018, wobei die Fachmesse für den Gesund- heitsmarkt dieses Jahr eine neue Attraktion zu bieten hat: Die IFASinnovation Challenge, ein Wettbewerb für Start-ups, deren Gründer die Leidenschaft und die Ideen mitbringen, um für frischen Wind im Gesundheitsmarkt zu sorgen. Wenn sich von A wie Apotheker bis Z wie Zentralvenenka- theter alle möglichen Vertreter und Produkte der Schwei- zer Gesundheitsbranche in sieben Hallen finden lassen, dann ist IFAS-Zeit. Die Fachmesse für den Gesundheits- markt geht alle zwei Jahre über die Bühne, und dieses Jahr ist es vom 23. bis zum 26. Oktober wieder so weit in der Messe Zürich (siehe Infokasten). Neu am Programm des Stelldicheins der Branchenvertreter ist dieses Jahr vor al- lem eines: die IFASinnovation Challenge. Initiator dieses Wettbewerbs der aussichtsreichen Start- ups (Jungunternehmen) ist Cosanum, der führende Gesund- heitslogistiker und Premiumpartner von Spitex Schweiz. «Wir Bild: IFASinnovation Challenge wollen das Schweizer Gesundheitswesen in Partnerschaft mit jungen und innovativen Firmen zum Vorteil aller Betei- ligten weiterentwickeln», erklärt Vincenzo Aricò, Supervisor Nieren prüfen, und dies in drei Evaluations-Schritten: Erst IFASinnovation Challenge bei Cosanum. Das Unternehmen begutachten die Expertinnen und Experten sämtliche hat die Challenge zwar ins Leben gerufen, führt sie aber nicht eingereichten Dossiers und lassen einige davon in die enge- alleine durch – seine Kooperationspartner sind die IFAS so- re Wahl kommen. Die ausgewählten Bewerber wagen sich wie die Non-Profit-Organisation Swiss Healthcare Startups. im zweiten Schritt in die «Höhle des Löwen»: Die Verant- wortlichen dürfen ihre Innovation im Spätsommer vor der Drei Runden überstehen Fachjury während 10 Minuten live präsentieren und haben Bis zum 20. Mai konnte man sich für die Challenge bewer- sich den kritischen Fragen der Experten zu stellen. Die zehn ben, wobei bis Redaktionsschluss am 15. Mai 45 Unterneh- besten Start-ups werden daraufhin ins Finale geschickt. men diese Möglichkeit genutzt hatten. Dabei gab es drei Kriterien: Erstens musste ein Bewerber in der Start-up-Pha- 10 000 Franken für den Sieger se sein – also noch keine zehn Jahre alt. Zweitens muss das Die als Top Ten Auserkorenen dürfen an der IFAS auf einer Unternehmen eine Zielgruppe aus dem Schweizer Gesund- Gesamtfl äche von 200 Quadratmetern kostenlos ausstel- heitswesen im Fokus haben. Und drittens muss es eine vi- len. Ausserdem profitieren sie fortan von all den Vorteilen, sionäre Idee vorweisen können, wobei ein Prototyp oder welche Cosanum jungen Unternehmen zu bieten vermag: ein ausgereiftes Konzept einzureichen war, damit die Jury Der Gesundheitslogistiker stellt den Finalisten das nötige sich eine fundierte Meinung bilden kann. Netzwerk und eine Promotionsplattform zur Verfügung, Diese Fachjury setzt sich aus zehn Persönlichkeiten aus steigert deren Bekanntheitsgrad und begleitet die erfolg- unterschiedlichen Bereichen der Gesundheitsbranche zu- reiche Realisierung der Projekte. Die Jury beurteilt den Auf- sammen, wobei Spitex Schweiz natürlich nicht fehlen darf: tritt der Start-ups, von denen schliesslich eines anlässlich Geschäftsführerin Marianne Pfister wird die eingereichten der Fachmesse – genauer am Donnerstag, 25. Oktober – Innovationen als Jurorin gewissermassen auf Herz und zum Gewinner der Challenge gekürt wird. Der Sieger in
SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI DIENSTLEISTUNG 7 Sachen Innovation erhält ein Preisgeld von 10 000 Franken und wird in einem Video präsentiert, das er zu Werbezwe- IFAS Fachmesse für den Gesundheitsmarkt cken nutzen kann. Mehr Informationen sind erhältlich unter www.ifasinnovation.ch. Man sei positiv überrascht von der Anzahl eingereich- Die Rahmenveranstaltung der Challenge, die IFAS 2018 mit ihren ter Bewerbungen, sagt Vincenzo Aricò. «Wir freuen uns rund 400 Ausstellern, findet vom Dienstag, 23. Oktober, bis Freitag, sehr darüber, dass die erste Durchführung der Challenge 26. Oktober, in den Hallen 1 bis 7 der Messe Zürich statt. Die Fach- auf sehr positive Resonanz stösst. Und die Vielfalt der ein- messe für den Gesundheitsmarkt zieht zahlreiche Interessierte an – gereichten Themen zeigt einmal mehr, wie breit gefächert die letzte Ausgabe im Jahr 2016 lockte über 16 000 Besucherinnen unsere Branche ist.» Angemeldet haben sich beispielswei- und Besucher an. In den Hallen 1 und 2 findet zudem die CareFair, se Start-ups in den Bereichen Schmerztherapie, Diabetes, die Jobmesse für Gesundheitsberufe, statt, an der Arbeitgeber sich Wundmanagement und technische Geräte zur Optimie- selbst sowie konkrete Stellenangebote präsentieren. Im IFAS-FORUM rung der Pflege. Bereits zu diesem Zeitpunkt steht für Co- werden derweil aktuelle Themen der Branche erläutert und disku- sanum fest: Die erste IFASinnovation Challenge soll nicht tiert. Die Sonderschau zur Hotellerie im Gesundheitswesen wird die letzte bleiben. «Die IFAS Fachmesse für den Gesund- ebenfalls nicht fehlen; sie widmet sich dieses Mal dem Thema heitsmarkt ist aus unserer Sicht ‹the place to be› für die «Lebensqualität im Alter». Geöffnet hat die Messe jeweils von 9 bis Start-up Challenge. Jungunternehmer können auf diesem 17 Uhr. Mehr Informationen zur Messe finden sich im Internet unter Weg von einem breiten Netzwerk profitieren und entspre- www.ifas-messe.ch. Das Spitex Magazin wird in einer späteren Aus- chende Kontakte knüpfen», sagt Aricò dazu. «In diesem gabe eine Vorschau auf die Fachmesse publizieren. Sinne rechnen wir damit, dass dies zu einer institutionel- len Einrichtung wird.» www.ifasinnovation.ch Kathrin Morf www.ifas-messe.ch Anzeige Spitex-Lösung Administration für Pflege und Betreuung zu Hause Leistungsumfang Reibungsloses Zusammenspiel mit anderen • Neu mit Dienst- und Bausteinen von Lobos 3.X. Einsatzplanung • umfassende Verwaltung der Klienten-Daten Lohn Buchhaltung Der mobile • Kostensplitt für Krankenkasse Pflegemanager und Restfinanzierer • automatische Berechnung der Fakturie- rung Pflege- manager Pflegeminuten • Automatische Tarif-Berech- Spitex nung für hauswirtschaftliche Leistungen Leistungs- Mahlzeiten erfassung • kategorisierbare Notizen • vordefinierte Auswertungen Dienst- und Einsatz- • RAI-HC-zertifiziert (Spitex- planung Verband Schweiz) Die mobile Die mobile Mahlzeitenbestellung Leistungserfassung Mit vielen praktischen Funktionalitäten erleichtert Ihnen das neue Tool von Lobos 3.X den Spitex-Betrieb im All- tag: Ideal für reine Spitex-Organisationen oder diversifizierende Heime. Gerne zeigen wir Ihnen unser neues Spitex-Modul persönlich. Vereinbaren Sie einen Präsentationstermin: LOBOS Informatik AG · www.lobos.ch · Tel. 044 825 77 77 · info@lobos.ch
8 GESELLSCHAFT SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI Personal für kleine Bild: Leo Wyden Klienten gesucht Kinderspitex-Organisationen sehen sich mit der schwierigen Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden konfrontiert. Eine Pflegefachfrau der Kinderspitex Oberwallis erzählt, wieso ihr Beruf eigentlich mehr Interessentinnen und Interessenten anlocken sollte – wegen Klienten wie Matteo zum Beispiel, denen man immer ein Lächeln entlocken kann.
SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI GESELLSCHAFT 9 Sanft wiegt Pflegefachfrau Angela Gubler den zehnjährigen «Zudem fürchten viele Pflegefachpersonen, dass die Ar- Matteo in ihren Armen, redet mit ruhiger Stimme auf ihn beit mit kranken oder gar sterbenden Kindern eine zu ein und strahlt dabei übers ganze Gesicht. Ihre Fröhlichkeit grosse Belastung für sie darstellt», ergänzt Bregy. scheint ansteckend zu sein, denn der kleine Klient lächelt Manche Argumente, die gegen die Kinderspitex ins Feld zufrieden. Matteo wohnt mit seiner Familie in der Gemein- geführt werden, lassen die Verantwortlichen indes nicht de Naters im Oberwallis und ist seit Geburt cerebral ge- gelten. Loretan wehrt sich zum Beispiel gegen die lähmt, leidet unter Epilepsie verbreitete Meinung, dass und einem Entwicklungs- rückstand, kann weder re- «Es ist ein schönes Gefühl, Kinderspitex-Löhne ver- gleichsweise schlecht sei- den noch gehen. Aber Gub- ler fokussiert nicht Matteos wenn man mithelfen kann, en: «Die Lohntabelle der Walliser Vereinigung der Defizite. «Jedes kranke Kind dass kranke Kinder daheim SMZ gilt für jede Abtei- hat einen gesunden Anteil», lung.» Weiter würden viele sagt die 62-Jährige aus Glis. sein dürfen» Aussenstehende denken, «Dass ich diesen Anteil Regina Bregy dass die Kinderspitex nur finden und spielerisch för- Fachpersonal mit einer dern kann, hat mich stets motiviert.» Sie ist seit 20 Jahren Ausbildung in Pädiatrie suche, schliesst Bregy. «Uns reicht mit grosser Freude für die Oberwalliser Kinderspitex tätig aber das Interesse dafür.» – und hofft, dass ihr Arbeitgeber in Zukunft ausreichend neue Mitarbeitende finden wird, obwohl er derzeit Mühe Die Sonnenseiten überwiegen mit der Rekrutierung bekundet. Angela Gubler kann verstehen, wenn jemand die Konfron- tation mit schwerstkranken Kindern fürchtet. Zweimal Gründe für die Zurückhaltung hat sie ein sterbendes Kind gepflegt, und die Belastung sei Ein Grossteil der Kinderspitex-Organisationen der Schweiz jeweils gross gewesen. Nach dem Tod habe sie die Trauer hat mit Schwierigkeiten bei der Suche nach geeignetem aber verarbeiten können, indem sie Abschied nahm – mit Pflegefachpersonal zu kämpfen (siehe Infokasten). Dass den Eltern und im Team der Kinderspitex. «Eine Pflegefach- das Oberwallis diesbezüglich keine Ausnahme darstellt, be- frau muss Nähe zulassen», sagt sie. «Es muss ihr aber auch stätigt Regina Bregy. Sie ist Teamleiterin der Kinderspitex, gelingen, sich abzugrenzen.» Lieber als über solche Schat- welche dem Sozialmedizinischen Zentrum Oberwallis tenseiten ihres Berufes spricht die 62-Jährige jedoch über (SMZO) angehört. Für eine freie Stelle suche man beispiels- dessen Sonnenseiten: Über die grosse Selbstständigkeit und weise seit Ende 2017 eine Pflegefachkraft. «Leider ist bisher den abwechslungsreichen Berufsalltag beispielsweise. Und bloss eine Bewerbung eingegangen, die wir nun prüfen», über diejenigen Momente, die ihr besonders im Gedächtnis erklärt Bregy im Interview Mitte April. haften geblieben sind: Lachend erinnert sie sich zum Bei- Man habe auf mehr Interesse gehofft, ergänzt Willy spiel daran, wie eine gehbehinderte Klientin mit Papier- Loretan, Geschäftsleiter des SMZO. «Schliesslich reden wir knäueln um sich warf, immer und immer wieder. «Und ich nicht nur von fortschrittlichen Arbeitsbedingungen, wir habe mit ihr geschimpft, immer und immer wieder. Das haben sie auch zu bieten.» In der Kinderspitex seien bei- Mädchen hat schallend gelacht. Natürlich war das Ganze spielsweise kleine Teilzeitpensen an der Tagesordnung, und nur ein Spiel zur Verbesserung der Motorik.» Weiterbildungen würden gern finanziert. «Ausserdem ist Gerne erinnert sich Gubler auch an den Moment, als sie es doch ein schönes Gefühl, wenn man mithelfen kann, dass sich neben eine schwer beeinträchtigte Klientin auf eine kranke Kinder daheim sein dürfen», meint Bregy. «Wenn Matte legte. «Ansonsten lebte das Mädchen in seiner ei- zur Krankheit auch noch die Angst vor dem Fremden und genen Welt. Aber damals nahm sie plötzlich Kontakt zu mir die Sehnsucht nach der Familie hinzukommen, dann kann auf, berührte mich sanft», erzählt sie. «Das war ein magi- dies zu grosser Traurigkeit oder gar zur Verweigerung der scher Augenblick, auch wenn er sich nie wiederholt hat.» Therapie führen. Kinder brauchen ihr Zuhause.» Und schliesslich vergesse sie niemals jenes besondere Dass die Oberwalliser Kinderspitex trotzdem mit Rekru- Lächeln eines Mädchens, das an einer schweren Stoffwech- tierungssorgen zu kämpfen hat, ist gemäss Loretan auch selkrankheit litt. «Ich habe die Klientin gebadet und dabei mit dem allgemeinen Fachkräftemangel in der Gesund- ihre bewegungslosen Hände in meine genommen, um im heitsbranche erklärbar, der sich in Randregionen beson- Wasser zu planschen.» Das sei ein sehr fröhlicher Moment ders stark bemerkbar macht. Erschwerend komme hinzu, für sie beide gewesen. «Ich wusste damals nicht, dass dies dass die Kinderspitex wegen der Komplexität der Fälle nur ihr letztes Bad war. Sie ist kurz darauf gestorben», sagt Pflegefachpersonal mit einer Ausbildung auf Tertiärstufe Gubler. «Geblieben ist mir am Ende aber nicht die Trauer, suche und dass Nachtdienste geleistet werden müssten. sondern die Erinnerung an dieses Lächeln.»
10 GESELLSCHAFT SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI Matteo mag Musik Und wir möchten ihn so viel wie möglich bei uns haben», sagt Zur Kinderspitex gestossen ist die vierfache Mutter (und sein Vater Thomas Bittel. Die Kinderspitex sei eine grosse inzwischen vierfache Grossmutter) Angela Gubler, als Entlastung für die Familie, zu der ein weiterer Sohn im Alter sie vor 20 Jahren nach einer Teilzeitstelle suchte. Sie von zwölf Jahren gehört. «So können wir auch mal durch- wurde bei der Kinderspitex atmen oder beispielsweise ge- fündig und betreute als erste Klientin ein Mädchen, das am «Seine Familie versucht meinsam einkaufen gehen.» Über Fortschritte von Mat- Undine-Syndrom litt und das folglich rund um die Uhr stets, für Matteo das teo freuen sich jeweils Familie und Pflegefachpersonen ge- beatmet werden musste. Optimum aus seinem meinsam. «Zum Beispiel schaut «Heute ist sie zwar kein Kind er uns direkt an, greift nach uns. mehr, aber ich bin immer noch Zuhause herauszuholen» Und er lacht sehr viel, was er als für sie zuständig», sagt Gub- Angela Gubler kleines Kind alles kaum tat», ler. Derzeit betreut die Pflege- sagt seine Mutter Fabienne Bit- fachfrau HF mit ihrem 50-Prozent-Pensum, da sie auch tel. Im Moment hat sich das Lachen auf Matteos Gesicht aber Büroarbeiten übernimmt, nur noch einen weiteren Klien- verflüchtigt, Bauchschmerzen quälen ihn. Seine Pflegerin hat ten – und zwar Matteo, den Jungen aus Naters. hierfür verschiedene Gegenmittel parat: Sanft reibt sie dem Seit über acht Jahren kontrolliert Gubler regelmässig Jungen den Bauch – und dann wird klar, wofür all die Lautspre- Matteos Blutwerte, ernährt ihn über eine PEG-Sonde; und sie cher installiert worden sind: Matteo liebt beruhigende Musik; kocht für ihn, weil er dank einer speziellen Diät weniger epi- mit ihrer Hilfe vermag er einzuschlafen oder verliert die Angst leptische Anfälle erleidet. «Seine Familie versucht stets, für vor Untersuchungen. Und so dringen alsbald sanfte Flötentö- Matteo das Optimum aus seinem Zuhause herauszuholen», ne an Matteos Ohr, woraufhin er sich unverzüglich entspannt lobt sie. So führt ein Treppenlift zur Wohnung im zweiten – ja, er gluckst sogar vor Freude in den Armen von Angela Gub- Stock und ein weiterer Lift hilft beim Baden. Zudem haben ler. «Wenn mein Sohn glücklich ist, weil ihn jemand zum La- die Eltern überall Lautsprecher installiert – doch dazu später. chen bringt», sagt Thomas Bittel, «dann sind das die schöns- Dass ihr Sohn daheim wohnen kann, ist den Eltern ein zen- ten Momente in unserem Alltag.» trales Anliegen. «Matteo fühlt sich zu Hause am wohlsten. Kathrin Morf Auch andere haben Rekrutierungssorgen Die im Artikel fokussierte Kinderspitex des Sozialmedizinischen Komplexität unserer Arbeit riesig», fährt Gerber fort. Eine Kinder- Zentrums Oberwallis (SMZO) kümmert sich um die jüngsten Spi- spitex-Mitarbeiterin müsse in diversen Fachgebieten sattelfest tex-Klientinnen und -Klienten – von der Frühgeburt bis ins Alter sein und selbstständig arbeiten, weswegen man fast ausschliess- von 20 Jahren. Das Team zählt rund 30 Angestellte mit insgesamt lich Personal mit Ausbildung auf Tertiärstufe einstelle, das oft be- 650 Stellenprozenten und betreut derzeit 16 Kinder im deutsch- sonders schwer zu finden sei. «Komplexität und Selbstständigkeit sprachigen Wallis, also vom Tourismus-Magnet Zermatt bis nach machen unsere Arbeit zwar sehr spannend, aber sie stellen auch Oberwald im Obergoms. hohe Anforderungen an die Pflegefachperson und können ab- Die Oberwalliser Kinderspitex ist eines von 14 Mitgliedern des schreckend wirken.» Für die Kinderspitex-Organisationen bedeu- Dachverbandes Kinder-Spitex Schweiz. Dessen Präsidentin Eva te die Komplexität, dass sie ihr Personal laufend weiterbilden Gerber bestätigt, dass die Rekrutierung von Personal für die meis- müssten. Diesbezüglich hofft Gerber auf mehr Unterstützung. ten Verbandsmitglieder eine grosse Herausforderung darstellt. «Spitäler haben ein grosses jährliches Budget für Weiterbildun- Die Gründe hierfür seien vielfältig. «In Ballungszentren der Pädi- gen. Es wäre schön, wenn die Kinderspitex hierfür von der öffent- atrie ist die Konkurrenz im Werben um geeignete Fachpersonen lichen Hand mehr Geld erhalten würde.» Trotz alldem überwö- riesig, in Zürich zum Beispiel», sagt Gerber, die auch Geschäfts- gen die Vorteile der Arbeit bei der Kinderspitex, betont Gerber. leiterin der Kinderspitex Zürich ist. Zudem kämpften viele Mitglie- «Es ist eine extrem erfüllende, sinnvolle Aufgabe.» Zu den aktu- der derzeit um ihre Finanzierung. Nicht alle böten darum branchen- ellen Rekrutierungsschwierigkeiten kommt hinzu, dass der Perso- übliche Löhne oder könnten sich den Mehraufwand für die Koor- nalbedarf in der Kinderspitex generell weiter anwachsen dürfte. dination leisten, um Schichtarbeit anzubieten. Weiter seien Denn die Klientenzahlen steigen. Beispielsweise, weil die moder- vielerorts Nachtwachen zu übernehmen, und man müsse mit lan- ne Technik es mehr Kindern ermöglicht, zu Hause gepflegt zu wer- gen Arbeitswegen rechnen, da die Kinderspitex-Organisationen den, und weil das gesundheitspolitische Motto «ambulant vor sta- kantonal oder gar interkantonal sind. «Und schliesslich ist die tionär» zunehmend auch in Bezug auf Kinder umgesetzt wird.
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12 PUBLIREPORTAGE SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI Datenschutzkonforme Kommunikation ist unerlässlich Sie versenden Ihre geschäftlichen E-Mails noch nicht verschlüsselt? Mit dem HIN Spitex Abo erfüllen Sie ganz einfach die gesetzlichen Anforderungen des Datenschutzes. Jetzt anmelden! «Ein sorgsamer Umgang mit den sensiblen Daten unserer KlientInnen ist für uns essentiell!» Interview mit P. Aregger, Spitex Kriens HIN: Herr Aregger, was bedeutet für Sie Sicherheit und Datenschutz? Im Gesundheitswesen kommt man oft mit persönlichen, schützenswerten Daten in Kontakt. Solche datenschutzpflichtigen In- formationen behandeln wir mit Vorsicht, Wer eine E-Mail mit sensiblen Patientenda- Ihre Vorteile: denn der Schutz und die Sicherheit unse- ten unverschlüsselt versendet, macht sich • Sichere Kommunikation mit daten- rer Kundeninnen und Kunden ist uns sehr unter Umständen strafbar! Und das kann schutzkonformen E-Mails wichtig. ziemlich schnell gehen: zu dem medizini- • Sicheren Zugriff auf diverse HIN ge- schen Befinden eines Pflegenden treten schützte Anwendungen HIN: Weshalb haben Sie sich für das HIN Fragen auf. Sie setzten sich daher mit dem • Sichere Zusammenarbeit im geschütz- Spitex Abo entschieden? behandelnden Arzt in Verbindung. Sie be- ten Mitgliederbereich auf HIN Home Als Spitexorganisation haben wir einerseits ginnen eine E-Mail zu schreiben und refe- eine rechtliche, und auch eine moralische renzieren auf Ihren Patienten… – und schon Möchten auch Sie umsteigen und den Verpflichtung zum sicheren Umgang mit ist es passiert. Die unverschlüsselte elekt- Schritt – weg vom Fax und hin zum E-Mail sensiblen Daten. Die Wahl einer Daten- ronische Post birgt erhebliche Gefahren, sowie zu eHealth – gehen? Das HIN Spitex schutzlösung setzt Vertrauen in die ent- denn sie gewährleistet keine Vertraulichkeit. Abo macht den Austausch von elektroni- sprechende Firma voraus. Entscheidend Bitte schützen Sie sich und die Personenda- schen Daten einfach, sicher und daten- war für uns die Empfehlung von vielen ver- ten Ihres Patienten! schutzkonform. schiedenen Ärzten, Spitälern und anderen Mit der Health Info Net AG (HIN) wurde Spitexorganisationen. von der Ärzteschaft 1996 ein heute weitver- Erfahren Sie mehr: breiteter Standard für die verschlüsselte Genauere Informationen und das Anmelde- HIN: Was bedeutete für Sie die Umstel- E-Mail-Kommunikation geschaffen. Die HIN formular finden Sie unter www.hin.ch/pro- lung? Plattform macht den Austausch von elekt- dukte/hin-spitex. Haben Sie Fragen? Kon- Die Umstellung auf HIN war ganz einfach. ronischen Informationen im Rahmen der in- taktieren Sie uns, wir helfen Ihnen gerne Der Aufwand war klein, die Installation sim- terdisziplinären Zusammenarbeit einfach weiter. pel. Unsere Erfahrungen mit HIN sind wirk- und sicher. Denn die Pflicht zur Verschlüs- lich sehr gut – wir können jetzt E-Mails im- selung von E-Mails leitet sich aus mehreren mer verschlüsselt versenden, weshalb wir Gesetzen ab, unter anderem aus den Ge- uns viel weniger Gedanken über die Daten- sundheitsgesetzen oder dem Datenschutz- sicherheit unserer Klientinnen machen gesetz. Deshalb hat die Spitex Schweiz mit HEALTH INFO NET AG müssen. HIN ein gemeinsames Angebot entwickelt. Seidenstrasse 4, CH-8304 Wallisellen Das HIN Spitex Abo: die vergünstigte Ver- www.hin.ch * Patrik Aregger ist Mitglied der Geschäft sleitung bandslösung – exklusiv für Sie als Mitglied. HIN Call Desk 0848 830 740 und Leiter Finanzen & Services bei der Spitex Kriens
SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI GESELLSCHAFT 13 Buurtzorg in der Schweiz: Kann das funktionieren? Buurtzorg setzt auf eine umfassende Betreuung der Klienten. Sie werden auch darin begleitet, selbst zum Erhalt ihrer Unabhängigkeit beizutragen. Bild: iStock / FredFroese Im Auftrag der Spitex-Organisationen Bern, Region Olten und Zürich Limmat hat ein Forscherteam der Fachhochschule Nordwestschweiz untersucht, ob und wie das niederländische Versorgungsmodell Buurtzorg auch in der Schweiz Einzug halten könnte. Dabei wurde klar: Hierfür bräuchte es ein umfassendes Umdenken. Zufriedene Pflegebedürftige, zufriedene Mitarbeitende in des Modells kommen zum Ergebnis, dass sich Buurtzorg den Pflegeeinrichtungen, zufriedene Partnerschaften im positiv auf die Pflegequalität auswirkt und gleichzeitig die Umfeld, ein vertrauensvolles Klima zwischen Angehörigen Motivation der Mitarbeitenden hebt. Zudem sei es kosten- und Pflegekräften, ein sich sorgendes Umfeld. Vor dem günstiger als bisherige Modelle in den Niederlanden (für Hintergrund der gegenwärtigen Diskussionen in und um eine genauere Beschreibung des Modells Buurtzorg siehe die Pflege klingt dies fast zu schön, um wahr zu sein. In den Spitex Magazin 01/18). Niederlanden allerdings existiert diese schöne neue Welt Doch ist das, was in den Niederlanden anscheinend bereits, nämlich unter dem Namen «Buurtzorg» – «Buurt» so wunderbar funktioniert, auch übertragbar auf schwei- bedeutet im Niederländischen «Nachbarschaft»; «Zorg» zerische Verhältnisse? Was braucht es, damit ein Pflege- steht für «Sorge». Hinter Buurtzorg verbirgt sich ein am- beziehungsweise ein Organisationsmodell nach Buurtzorg bulanter Pflegedienst mit einer Organisationsform, die auf in der Schweiz gelingen kann? Ein Forscherteam der Fach- Vertrauen und Selbstorganisation beruht. Buurtzorg, 2006 hochschule Nordwestschweiz, bestehend aus Vertretern gegründet, richtet seinen Fokus konsequent auf die Bedürf- der Hochschule für Soziale Arbeit und der Hochschule für nisse der pflegebedürftigen Menschen. Die inzwischen Wirtschaft, hat untersucht, ob sich Buurtzorg auch hier um- rund 15 000 Mitarbeitenden in den Niederlanden arbeiten setzen lässt beziehungsweise welche Faktoren für eine ge- in selbstorganisierten Teams von höchstens 12 Personen, lingende Umsetzung wichtig sein könnten. Die Machbar- die von insgesamt lediglich 50 Mitarbeitenden im Bereich keitsanalyse wurde von der Spitex Bern, der Spitex Region «zentrale Funktionen» unterstützt werden. Evaluationen Olten und der Spitex Zürich Limmat in Auftrag gegeben
14 GESELLSCHAFT SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI (siehe Infokasten). Im Rahmen der Studie wurden zunächst braucht das Vertrauen zwischen den Mitarbeitenden im die Pflegesysteme der Niederlande und der Schweiz mitei- Team und dem Management, zwischen Pflegebedürftigen nander verglichen. Anschliessend wurden Gespräche mit und Pflegekräften, zwischen Pflegekräften und der Com- Expertinnen und Experten der Spitex und der Krankenkas- munity (Nachbarschaft, Sozialraum), zwischen den Ein- sen sowie mit anderen Forschenden geführt. Abgerundet richtungen und dem organisationalen Umfeld (Ärzte usw.) wurde die Forschung durch einen Besuch von Buurtzorg vor – und nicht zuletzt auch Vertrauen zwischen den Kassen, Ort in Almelo in den Niederlanden. den Kantonen und den Spitex-Organisationen. Das Schwierige dabei ist: Diese Kultur des Vertrauens Eine Kultur des Vertrauens entwickeln kann nicht verordnet werden. Man muss sie leben, entwi- Vorab: Wahrscheinlich gibt es unzählige Gründe, Beden- ckeln, pflegen und immer wieder erneuern. Für Buurtzorg ken und Vorbehalte, die dazu führen könnten, den Weg der bedeutet dies, dass sich die einzelnen Teams durch eine Buurtzorg-Umsetzung nicht zu gehen. Wie die Forschungs- grösstmögliche Autonomie und durch das Fehlen einer ergebnisse auf der Basis vieler Gespräche, Beobachtungen festgeschriebenen Hierarchie auszeichnen. Davon ausge- und Studien zeigen, lohnt es sich aber, darüber nachzuden- nommen sind unabhängige und temporär funktionale ken, ob und wie dieses Modell auch in der Schweiz umge- Hierarchien, die sich immer wieder aufs Neue ausbilden. setzt werden kann. Einfach wird dies allerdings nicht, denn Generell bedeutet dies ein anderes Verständnis von Füh- dies ist kein Modell, das nur zum Ziel hat, die (mittlere) rung und Management: Führungspersonen sind in erster Führungsebene abzuschaffen oder die Kosten zu reduzie- Linie nicht mehr Entscheider, da Entscheidungen nach ren. Das entscheidende Element ist die Entwicklung einer Buurtzorg fast ausschliesslich auf Teamebene getroffen Kultur des Vertrauens. Und dies auf vielen Ebenen: Es werden – Führungspersonen sollen «Ermöglicher» sein. Auftraggeber glauben an Buurtzorg KM. Initiantin der Machbarkeitsstudie der Fachhochschule Nord- Zweifel daran, dass dies gelingen kann. «Schliesslich gibt es keine westschweiz zur Umsetzung von Buurtzorg in der Schweiz war die wesentlichen kulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und Spitex Bern, daraufhin stiessen die Spitex Region Olten und die Spi- den Niederlanden.» Die Spitex-Organisationen müssten aber eine tex Zürich Limmat dazu. «Die Studie war sehr aufschlussreich», historisch gewachsene, hierarchische Organisation neu ausrichten. sagt Markus Gutknecht, Geschäftsführer der Spitex Region Olten. «Das braucht Zeit, Geduld und ganz viel Vertrauen in die Vorzüge «Das Wichtigste war der Besuch in Holland, der tiefe Einblicke in der Selbstorganisation. Eine Kultur des Vertrauens kann man zum das System Buurtzorg gewährt hat.» Interessiert sind die Auftrag- Beispiel nicht verordnen, diese muss wachsen.» Einiges werde man geber am niederländischen Versorgungsmodell aus mannigfaltigen zudem anders umsetzen als in den Niederlanden, also an die Schwei- Gründen: Das hierarchische Management weise Unzulänglichkei- zer Verhältnisse anpassen – so wie es in den Studienergebnissen ten auf und sei wohl noch schwieriger umzusetzen angesichts der empfohlen wird. Beispielsweise setzt das ursprüngliche Buurt- dezentralen Leistungserbringung bei der Spitex, sagt Gutknecht. zorg-Modell ausschliesslich auf Pflegefachpersonal mit Ausbildung Die Auftraggeber wollen darum ihren Mitarbeitenden an der Ba- auf Tertiärstufe. «Wir arbeiten aber weiterhin mit gemischten Teams sis mehr Autonomie verleihen. In den Niederlanden führte dies mit FaGe», sagt Gutknecht. «Dies hat sich so bewährt.» schliesslich zu einer höheren Zufriedenheit von Mitarbeitenden und Die grossen Unterschiede zwischen der Schweiz und den Nie- Klienten und einer verbesserten Vernetzung. Ganz klar nur Neben- derlanden lägen nicht in der Kultur, sondern in den Rahmenbe- erscheinungen, wenn auch zu begrüssende, sind laut Gutknecht die dingungen der Gesundheitsbranche, ergänzt Gutknecht. «Die hohe Wirtschaftlichkeit des Modells und dass es weniger Personal Niederlande kennen zum Beispiel keine Versorgungspflicht. im Backoffice erfordert, was in Zeiten des Fachkräftemangels zu Organisationen handeln ihre Tarife direkt mit den Krankenkassen begrüssen sei. Die involvierten Spitex-Organisationen beginnen aus.» Die Kassen vertrauten den entsprechenden Organisationen nun damit, sich mit der Einführung von Buurtzorg auseinanderzu- wegen der hohen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Buurt- setzen oder das Modell sogar Schritt für Schritt auszuprobieren. zorg-Modells und liessen ihnen viele Freiheiten. «Was in der Dies, indem ihre Mitarbeitenden sukzessive mehr Aufgaben selbst- Schweiz diesbezüglich möglich ist, wird die Zukunft zeigen.» Er gehe ständig ausführen, wodurch die Arbeit des Backoffices reduziert indes davon aus, dass die flächendeckende Einführung von Buurt- werden kann. «Wir stehen alle noch am Anfang», sagt Gutknecht. zorg hierzulande nie ein Thema sein wird, da die Spitex-Landschaft Über die Buurtzorg-Pilotprojekte wird darum in einer kommenden äusserst heterogen und im Wandel sei. «Verschiedene Manage- Ausgabe berichtet – wenn erste Erkenntnisse vorliegen. mentansätze werden künftig wohl nebeneinander existieren und Einfach dürfte die Umsetzung von Buurtzorg in der Schweiz laut sich konkurrieren», sagt er. «Wir sind jedenfalls überzeugt, dass wir der Machbarkeitsstudie nicht werden. Doch Gutknecht hegt keine mit der Selbstorganisation den richtigen Ansatz gewählt haben.»
SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI GESELLSCHAFT 15 Ein weiteres Wesensmerkmal des Ansatzes von Buurt- zuletzt ein partizipatives Entscheidungsverfahren auf Tea- zorg ist die konsequente Reduktion von Komplexität im mebene und im kleinen Management-Backoffice. Pflegealltag. Dies betrifft sowohl die internen Abläufe wie Die Studie hat gezeigt, dass der Weg in Richtung Buurt- auch die Beziehungen zur Klientel, zu anderen Stakehol- zorg-Ansatz schwer und lang ist. Insbesondere der Praxis- dern und zu organisationsinternen Stellen. Für die Bedarfs- besuch in Almelo in den Niederlanden machte aber klar, feststellung und damit die Pflegeplanung wird nicht mehr dass es sich für alle Beteiligten lohnt – sowohl bezüglich kleinteilig wie im RAI-HC gedacht, sondern es werden Bud- der Zufriedenheit aller Beteiligten als auch monetär, nicht gets vereinbart (Omaha-System), auf welche die Pflege- zuletzt durch die radikale Verkleinerung des Manage- bedürftigen Anspruch haben. Das jeweilige Budget wird ge- ment-Overheads. meinsam von der Pflegekraft und der pflegebedürftigen Von dem Versuch einer «Eins zu eins»-Umsetzung von Person verwaltet. Darüber hinaus werden in erster Linie die Buurtzorg, folglich einer Kopie des Ansatzes – dies haben Wirkungen dokumentiert und weniger die Leistungen. Die die Verantwortlichen in den Niederlanden bestätigt – ist Krankenkassen tragen dieses Verfahren mit. allerdings abzuraten. Buurtzorg kann in der Schweiz nur dann gelingen, wenn die lokalen Realitäten beachtet und Ein langer Weg in Richtung Buurtzorg vor diesem Hintergrund Veränderungsprozesse in Gang ge- Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt von dem, was es tatsäch- bracht werden. Wie bei jeder Organisationsveränderung – lich braucht, um den Buurtzorg-Ansatz auch in der Schweiz und bei diesem grossen Änderungsprozess ganz besonders umzusetzen. Zu potenziellen Erfolgsfaktoren gehören da- – erfordert dieser Weg Mut und Klarheit. rüber hinaus ein gutes Coaching-System für die Teams, ein Controlling-Verständnis, das sich klar von Kontrolle ab- Enrico Cavedon/Christoph Minnig/Peter Zängl, grenzt und auf Unterstützung ausgerichtet ist, eine geeig- Fachhochschule Nordwestschweiz nete EDV-Infrastruktur, in der neben der Dokumentation auch der Austausch untereinander möglich ist, und nicht www.fhnw.ch Anzeige Bei uns finden Sie das passende Personal! spitexjobs.ch Der Stellenmarkt für Berufe im Spitexbereich Betreiber: webways ag Basel
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SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI GESELLSCHAFT FOKUS 17 Dem Nachwuchs Bild: Leo Wyden alles beibringen Angesichts der zunehmenden Komplexität der Pflege wird die gute Aus- und Weiterbildung von Fachpersonen noch wichtiger, als sie es bis anhin schon war. In dieser Ausgabe werden die Gegenwart und die Zukunft der Pflegeausbildung sowie die Ausbildungsverpflichtung diskutiert. Wichtig ist in Bezug auf den Fach- kräftemangel auch die Ausbildung von Wieder- und Quereinsteigern, was auch thematisiert wird. Schliesslich wird beleuchtet, wie sich die Nonprofit-Spitex für das Thema einsetzt – und natürlich darf der Spitex-Nachwuchs selbst nicht fehlen.
18 GESELLSCHAFT FOKUS SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI Die Zukunft der Pflegeausbildung ist voller Herausforderungen Bild: Stefan Marthaler Auf das nationale Ausbildungssystem für Gesundheitsfachpersonal kommen viele knifflige Aufgaben zu: Die Pflege verlagert sich ins Zuhause der Klienten, es braucht immer mehr Pflegefachpersonal und die Technologisierung schreitet rasant voran. Die Experten Anne Jacquier-Delaloye, Direktorin der Fachhochschule Gesundheit der HES-SO Valais-Wallis, und Urs Sieber, Geschäftsführer von OdASanté, räumen ein, dass die Zukunft nicht einfach wird – ihre Zuversicht verlieren sie deswegen aber nicht.
SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI GESELLSCHAFT FOKUS 19 Bild: Didier Taccoz Seit 2004 übernimmt der Bund statt das Schweizeri- dungsanbietern, welche Kompetenzen im Arbeitsalltag ge- sche Rote Kreuz die Reglementierung der Berufsab- fragt sind. Sie können auf die inhaltliche Gestaltung der schlüsse in der Gesundheitsbranche und damit auch Ausbildung Einfluss nehmen. Ein weiterer Vorteil ist, dass in der Pflege. Sind Sie ein Verfechter des heutigen Bil- die Gesundheitsbranche nun Teil der grossen Gemeinde dungssystems oder trauern Sie den alten Zeiten nach? der gesamtschweizerischen Berufsbildung ist. Wir profitie- Urs Sieber (US): Die Integration der Gesundheitsberufe ren folglich von starken Verbundpartnern wie dem Bund ins Schweizer Bildungssystem hat uns fast nur Vorteile ge- und den Kantonen. Früher haben wir alles selber organisie- bracht. Der grösste ist, dass heutzutage die Praxis be- ren müssen und waren damit gewissermassen Exoten im stimmt, wie die Ausbildung zu sein hat. Wenn zum Beispiel eigenen Land. ein Berufsprofil überarbeitet wird, dann entscheiden Ver- Anne Jacquier-Delaloye (AJD): Ich finde, wir durften treter der Betriebe in enger Partnerschaft mit den Bil- auch beim Roten Kreuz mitbestimmen, und wir konnten
20 GESELLSCHAFT FOKUS SPITEX MAGAZIN 3 / 2018 | JUNI/JULI Höhere Berufsbildung Hochschulen Schnell anpassen müsste man vor al- Eidg. Berufsbildungsgesetz Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz, weitere Hochschulgesetze lem die Anzahl an Fachkräften, die Weiter- ausgebildet werden. Allein bis ins Jahr bildung 2025 sind 40 000 zusätzliche Pflege- Höhere Fachprüfung** Nachdiplomstudium Fachhochschule Master of Universität Adv. Studies Diploma of fachpersonen nötig. Zwar sind Mass- Eidg. Diplom Diplom NDS HF - Master of Science in - Master of Science in Pflege (MScN) Adv. Studies Nursing (MSN) nahmen gegen den Fachkräftemangel Adv. Studies - PhD Nursing Science im Gang – Imagekampagnen beispiels- weise, die Förderung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen oder sogar Ausbil- Tertiärstufe Höhere Fachschule Fachhochschule* Universität Berufsprüfung** Diplom HF - Bachelor of Science in - Bachelor of Science in dungsverpflichtungen – aber reichen Eidg. Fachausweis - Dipl. Pflegefachfrau/-mann HF Pflege (BScN) Übliche Bezeichnung: Nursing (BSN) sie aus, um den zu Mangel tilgen? Pflegefachfrau/-mann FH US: Unsere Gegenmassnahmen sind gut, und die Betriebe haben in den vergangenen Jahren einen tollen Job gemacht im Schaf- Berufsmittelschule Fachmittelschule fen von Ausbildungsplätzen, gerade die Spi- Sekundarstufe II Berufsmaturität Fachmaturitätszeugnis tex-Betriebe. Nun ist es aber wichtig, dass Einflussfaktoren wie der zunehmende wirt- Berufslehre Fachmittelschule Gymnasium schaftliche Druck nicht zu einem Rück- Berufslehre Eidg. Fähigkeitszeugnis EFZ Fachmittelschulausweis Maturität Eidg. Berufsattest EBA - Fachfrau/-mann Gesundheit (FaGe) schritt in unseren Bemühungen führen. Wir - Assistent/-in für Gesundheit und Soziales AGS - Fachfrau/-mann Betreuung (FaBe) brauchen sogar noch mehr Massnahmen. Es muss zum Beispiel an der Personalerhal- tung gearbeitet werden. Pflegefachperso- Obligatorische Schulzeit nen, die man bereits für sich gewonnen hat, ** Die Zulassungsbedingungen sind in den Prüfungsordnungen formuliert. sind sehr wertvoll. Man muss ihnen Sorge tragen. Auch werden andere Branchen künftig weniger Personal brauchen, wir vor allem mit Personen zusammenarbeiten, welche die müssen also Quereinsteiger fördern. Pflege sehr gut kannten. Wir haben jedoch auch gelernt, AJD: Wir sollten wirklich dringend an der Verweildauer in mit dem Bund gut zusammenzuarbeiten. Es brauchte ein- der Gesundheitsbranche arbeiten. Und wir müssen sicher- fach etwas Zeit. Gut an der stellen, dass Frauen nach neuen Regelung ist, dass wir nun im schweizerischen «Das System ist zu langsam, einer Kinderpause prob- lemlos den Wiedereinstieg Bildungssystem auf Bun- wir müssten die Ausbildung in ihren Beruf schaffen. Zu- desebene integriert sind dem muss die Ausbildung und ein klares, im ganzen schneller anpassen können» selbst flexibler werden. Land gleich verstandenes Urs Sieber Man sollte zum Beispiel die System haben. Ich weiss al- Möglichkeit fördern, das lerdings nicht, ob wir die aktuelle Vielfalt an Berufstiteln Pflegepersonal in Teilzeit, berufsbegleitend oder auch mal brauchen. Meiner Meinung nach sind es zu viele. Ich dach- im Fernstudium auszubilden. te im Jahr 2002, dass wir zwei Niveaus mit zwei Berufs- titeln einführen würden: das Fähigkeitszeugnis und den Sie sprechen von der Personalerhaltung: Diesbezüglich Bachelor. Die vielen Titel erschweren die Organisation der müsste man doch dringend an der Wertschätzung der Ausbildung, und Aussenstehende verlieren doch die Über- Pflege und den Arbeitsbedingungen arbeiten? Pflege- sicht. Ich äussere hier aber meine persönliche Meinung, ich fachkräfte sind interdisziplinäre Alleskönner, aber ihr bin nicht die Sprecherin aller Fachhochschulen. Lohn ist vergleichsweise tief, ihre Arbeitsbedingungen US: Ich denke zwar, dass es alle Berufstitel braucht, aber sind anspruchsvoll, ihre Akzeptanz ist im Vergleich zu auch ich sehe Nachteile im neuen System. Der Prozess von anderen Berufen im Gesundheitswesen durchwachsen. der Idee einer Revision bis zur Umsetzung dauert rund Da wirkt eine andere Branche schnell attraktiv. sieben Jahre – wenn es schnell geht. Das föderalistische AJD: Die Gesundheitsbranche ist attraktiv. Die grösste System ist langsam. Wir müssten die Ausbildung aber Herausforderung ist es, das qualifizierte Fachpersonal in schneller anpassen können, denn Megatrends wie die der Branche zu behalten und Karriereprofile anzubieten. Wir Digitalisierung und Ökonomisierung schreiten in der Pfle- müssen tatsächlich auch an der Wertschätzung der Pflege- ge rasant voran. berufe arbeiten, ebenso wie an den Arbeitsbedingungen.
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