REPORT - Schutz vor Datenklau Cyberkriminalität Green IT - AKDB
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REPORT Das Magazin für kommunale Verwaltungen und Unternehmen 03 | 2019 32. Jahrgang Cyberkriminalität Schutz vor Datenklau Green IT § 2b UStG Exklusiv Energie sparen So können Kommunen Die Warnsticker für dank Outsourcing sich beraten lassen Ihren Arbeitsplatz
No 42 Gut gerüstet fürs OZG! Dank Freistaat und AKDB. Es rollt eine neue Welle an Aufgaben auf Kommunen zu. Allen voran die Umsetzung des OZG! Wie ist das zu schaffen? Mit der geballten Kraft von Freistaat und AKDB! Der Freistaat fördert mit Geld, die AKDB mit Know-how und einem förderfähigen Online- Dienste-Paket. Für Verwaltungsprofis, die 24/7 für Bürger da sind. Wer hat eigentlich gesagt, Verwaltung sei langweilig? Mehr Helden auf www.akdb.de/helden
AKDB REPORT 03|2019 EDITORIAL 3 Liebe Leserinnen und Leser, es gibt keine Digitalisierung ohne Informa- beim Großprojekt Digitalisierung konzep- tionssicherheit. Das mussten 2019 einige tionelle Unterstützung braucht, kann sich Kommunen in Deutschland schmerzlich an unser DIGITAL.Consulting-Team wen- erfahren. Denn in letzter Zeit mehren sich den (Seite 16). insbesondere die Cyberangriffe auf die Ver- waltung. Leider traf es auch einen unserer Was Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kunden. Wie die LivingData in letzter Mi- Kollegen in den nächsten Jahren sonst nute dessen Daten retten konnte, lesen Sie noch auf den Nägeln brennt, haben wir ab Seite 18. Zum Glück können sich Kom- wieder auf der letzten Kommunale in munen schützen. Viele von Ihnen haben Nürnberg erfahren. Vielen Dank an alle, bereits ein Informationssicherheitskonzept die uns besucht haben. Wir hoffen, dass erarbeitet, das ab 1. Januar 2020 verpflich- Sie an unserem Stand sowohl Inspiration tend ist. Wer dabei Unterstützung braucht, als auch konkrete Lösungen gefunden ha- „Die Umsetzung des dem empfehle ich die neu überarbeitete ben. Eine kleine Nachlese mit Highlights Arbeitshilfe der Innovationsstiftung Baye- und Fotos finden Sie ab Seite 12 (und Onlinezugangsgesetzes rische Kommune (Seite 42). Bisher nutzen noch mehr auf unserer Website). wird, neben der ein Viertel der bayerischen Kommunen, die das LSI-Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ 2020 freuen wir uns, Sie auf unserem Kommunalwahl, erlangt haben, die Arbeitshilfe. 4. AKDB Kommunalforum wiederzusehen. Der Termin steht schon fest: Am 1. Okto- besonders in Bayern ein Es gibt keine Zukunft ohne nachhaltige IT. ber sind Sie herzlich ins Science Congress wichtiges Thema sein.“ Energie zu sparen liegt nicht nur im Inter- Center in München eingeladen. Kreuzen esse der kommunalen Haushaltskassen – es Sie schon heute das Datum in Ihrem Ka- ist auch ein wichtiger Beitrag, um die eigene lender an! Kommune nachhaltig und klimafreundlich zu gestalten. Etwa mit gezieltem Energie- Bis dahin wünsche ich Ihnen erholsame controlling oder einem effizienten IT-Betrieb Festtage, einen guten Rutsch und viel im Rechenzentrum (Seiten 8 bis 11). Energie, um alle Herausforderungen im neuen Jahr zu meistern. Wir stehen Ihnen Nächstes Jahr kommt eine ganze Menge dabei wie immer zur Seite. auf Kommunen zu: Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes wird, neben der Herzliche Grüße, Ihre Kommunalwahl, besonders in Bayern ein wichtiges Thema sein. Diesbezüglich kön- nen bayerische Kommunen zuversichtlich in die Zukunft schauen. Schließlich stehen ihnen etwa Dreiviertel der geforderten kommunalen Online-Dienste bereits über Gudrun Aschenbrenner die AKDB zur Verfügung. Wer hingegen Mitglied des Vorstands
4 INHALT AKDB REPORT 03|2019 12 Kommunale 2019 in Nürnberg OZG, digitale Transformation und lauter Helden! GREEN IT 8 Gemeinsame Ressourcen nutzen! 26 lle Verträge stets im Blick A Rechenzentren und Green IT Osterhofen mit dem TERA Vertragsmanager 11 Kontrolle ist besser! Effizientes Energiecontrolling in den Kommunen 28 tark gegen Fachkräftemangel S Gemeinde Altendorf nutzt Servicecenter KUNDEN & LÖSUNGEN 33 ein Produkt von der Stange K Kreisjugendamt Saarlouis wechselt zu OK.JUS 16 Kommunen vor großen Veränderungen Neues Beratungsangebot DIGITAL.Consulting Interview mit Michael Diepold 36 ZEUS ® X und AKDB überzeugen IKK classic Modern, flexibel, performancestark 18 Chronik eines Cyberangriffs Gefahr für öffentliche Verwaltungen 38 Digitales Rathaus wird Wirklichkeit Interview mit Elke Zehetner, Penzberg 22 Kommunen im Visier von Cyberkriminellen Angespannte Bedrohungslage plus: Exklusive Warnsticker MESSE & zur Cyberkriminalität VERANSTALTUNGEN 12 OZG, digitale Transformation und lauter Helden! Kommunale 2019 in Nürnberg
AKDB REPORT 03|2019 INHALT 5 8 33 Immer gut informiert: Der Newsletter „AKDB aktuell“ bietet alles Wissenswerte rund um die kommunale IT. Jetzt anmelden unter www.akdb.de/newsletter 38 NEWS RECHT & VERWALTUNG 6 Online ausweisen mit dem Handy 24 UStG: Wer hat Angst vor Paragraf 2b? AusweisApp2 ersetzt Kartenlesegerät Turnhallen-Urteil führt zu neuer Regelung „Mehr Schnittstellen und 30 IT-Verantwortung kann man outsourcen Standards schaffen!“ Gesetzliche Vorgaben weisen den Weg Smart Country Convention, Berlin 40 icher wählen! S 7 Kommunikation mit der Verwaltung Datenschutzrechtliche Aspekte von Wahlen Auch die Digitalisierung macht’s möglich 42 on neuen Siegeln und Wolken V Sofort Losfahren mit i-Kfz Informationssicherheit und Cloud Computing Projektstufe 3 im Bürgerservice-Portal in Kommunen 44 ktMel A PERSÖNLICH Mobilität von morgen 45 „Geht nicht, gibt‘s nicht!“ STANDARDS Interview mit Barbara Hinz, Vertriebsberaterin Oberbayern 3 Editorial Gudrun Aschenbrenner, Mitglied des Vorstands 47 Vorschau Themen der Ausgabe 01| 2020 Impressum
6 NEWS AKDB REPORT 03|2019 AusweisApp2 ersetzt Kartenlesegerät Online ausweisen mit dem Handy Zahlreiche Smartphone-Besitzer profitieren jetzt von der AusweisApp2. Damit ist es immer mehr Bürgern möglich, die eID-Funktion des Personalausweises oder des elek tronischen Aufenthaltstitels zu nutzen – und zwar ohne zusätzliches Kartenlesegerät. Die AusweisApp2 ist eine Software, die Bürger auf Smart phones, Tablets oder Computern installieren können. Sie ist für die am häufigsten genutzten Betriebssysteme verfügbar und läuft mit allen gängigen Webbrowsern. So können Bürger sich mit ihrem Personalausweis bzw. ihrem elektronischen Aufent- haltstitel bequem und sicher online ausweisen und dann viele Online-Angebote nutzen. Die Software stellt eine verschlüsselte Verbindung zwischen dem Personalausweis oder dem elektronischen Aufenthaltstitel, dem Kartenleser und dem eID-Server auf der Seite der Verwaltung her. Die AusweisApp2 ist gegenüber dem Vorgänger AusweisApp noch nutzerfreundlicher, leistungsfähiger und kompatibler. Installations- und Nutzungsinformationen finden Sie unter www.ausweisapp.bund.de/ausweisapp2 sowie unter www.bit.ly/youtubeausweisapp2 Smart Country Convention „Mehr Schnittstellen und Standards schaffen!“ Auf der zweiten Smart Country Convention sprach sich AKDB-Vorstandsmitglied Gudrun Aschenbrenner für mehr Standards bei der Entwicklung von Online-Diensten aus. Und lobte den Stand der Digitalisierung in deutschen Kommunen. Als Ende Oktober über 12.000 Besucher aus Verwaltung und Wirtschaft auf der zweiten Smart Country Convention in Berlin zusammenkamen, durfte die AKDB nicht fehlen. Denn es ging um die digitale Verwaltung, um die Umsetzung des Online zugangsgesetzes und um die Frage, wie man die Zusammen- arbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen effektiver gestalten kann. Im Diskussionspanel zum Thema OZG-Umsetzung unterstrich Gudrun Aschenbrenner, dass entgegen vieler Unkenrufe zahl- reiche Kommunen ihren Bürgern Online-Dienste zur Verfü- gung stellen, die auch intensiv genutzt werden, und plädierte AKDB-Vorstandsmitglied Gudrun Aschenbrenner (M.) auf der Smart-Country- für mehr Standards und Schnittstellen bei der Entwicklung von Convention-Podiumsdiskussion zum Stand der OZG-Umsetzung Online-Diensten und Fachverfahren.
AKDB REPORT 03|2019 NEWS 7 Auch die Digitalisierung macht’s möglich Kommunikation zwischen Bürgerkommunikation: Bürgern und Verwaltung Rudolf Schleyer (2. von rechts) stellt bei der Hanns-Seidel-Stiftung bürgerfreundliche Lösungen vor. Zentrales Thema eines Bürgertreffs bei der Hanns-Seidel- Stiftung: Wie kann die Kommunikation zwischen öffent licher Verwaltung und Bürgern neu gelebt werden – online wie offline? Unter dem Titel: Bürgerkommunikation #neuleben erarbeitete unter anderem AKDB-Vorstandsvorsitzender Rudolf Schleyer Lösungen und Anregungen. Denn Bürger erwarten quasi in Echt- zeit Anträge stellen zu können und Antworten von der Verwal- tung zu bekommen, um nicht für dasselbe Anliegen immer wie- der „aufs Amt“ gehen und dafür viel Zeit aufwenden zu müssen. Innerhalb digitaler Lösungen sollte die zuständige Kommune aber klar erkennbar bleiben – beispielsweise bei kommuna- len Apps: „Die Technologie kann sehr wohl zentral gesteuert werden, die Befüllung der App-Inhalte sollte aber individuell jeder Gemeinde überlassen werden“, sagte Schleyer. In diesem Zusammenhang hat die AKDB in der Reihe „Aktuelle Analy- sen“ der Hanns-Seidel-Stiftung den Beitrag „Rund um die Uhr mit der Kommune kommunizieren“ veröffentlicht – mit den Zum kostenlosen Download: Themen Chatbots, Servicekonto und Bürgerservice-Portal. www.bit.ly/hsskommune Sicher im Bürgerservice-Portal Revolution: Sofort losfahren mit i-Kfz 3 Zum Start der internetbasierten Fahrzeugzulassung Stufe 3 stellt die AKDB den entsprechenden Fachdienst für den Wirkbetrieb im Bürgerservice-Portal zur Verfügung. Stufe 3 der internetbasierten Fahrzeugzulassung ermöglicht nicht mehr nur die Online-An- und -Ummeldung eines Pkw, sondern auch die komplette Neuzulassung via Web. Der neue Fachdienst im Bürgerservice-Portal der AKDB löst die bisheri- gen beiden Fachdienste ab: Neben den Anträgen zur medien- bruchfreien Außerbetriebsetzung (Stufe 1) und Wiederzulas- sung (Stufe 2) beinhaltet er Anträge für eine Umschreibung, die Adressänderung eines Halters oder eine Neuzulassung. Die Wiederzulassung ist nun auch bei Wechsel des Halters oder Zu- lassungsbezirks möglich. Die Kennzeichenmitnahme wird auf einen Halterwechsel erweitert. Direkt im Bürgerservice-Portal durchgeführt werden können die Außerbetriebsetzung, die Umschreibung unter Beibehaltung des Kennzeichens sowie die Adressänderung. Weitere Informationen finden Sie unter www.bit.ly/bmvi_ikfz
AKDB REPORT 03|2019 GREEN IT 9 G reen-IT-Diskussionen gibt es etwa seit Mitte der 2000er Jahre. Das Thema hat innerhalb der aktuel- len Klimadiskussion nochmal an Bedeutung gewonnen. Angesichts der dy- namischen Entwicklung der Digitalisierung werden geeignete Ansätze für energieeffi- Rechenzentren und Green IT ziente sowie umwelt- und ressourcenscho- nende Lösungen in der Informationstechnik Gemeinsame immer wichtiger. 24-Stunden-Betrieb in Re- chenzentren, Kühlung der Server, Belüftung usw. – all das kostet Energie, bietet aber gleichzeitig ein hohes Einsparpotenzial: Ressourcen energiebewusste Hardeware-Herstellung und Hardware-Design, Serverauslastung und neue Regelungen bei der Kühlung von nutzen! Serverräumen. Klimadebatte auch in den Kommunen Die aktuelle Klimadebatte macht vor der kommunalen IT-Landschaft nicht halt. Bür- Sichere und effiziente Datenverarbeitung kostet Energie. gerinnen und Bürger wünschen sich auch Auch die Auslagerung in Rechenzentren verbraucht Strom von öffentlichen Verwaltungen Engagement und produziert CO2. Aber bereits auf mittlere Sicht trägt das im Green-IT-Bereich. Bei der Arbeitsplatz-IT IT-Outsourcing mit dazu bei, den ökologischen Fußabdruck ist der Energiebedarf in den letzten Jahren unserer Gesellschaft zu verbessern. kontinuierlich gesunken, etwa durch die technische Optimierung von Rechnern und Monitoren sowie durch eine nachhaltige IT-Beschaffung. Dagegen wird bei der In- formations- und Telekommunikationstech- nik ein deutlich steigender Stromverbrauch prognostiziert – bis zu einem Verbrauchsbe- reich ähnlich dem des Flugverkehrs (Quelle: www.isi.fraunhofer.de). In einem Rechenzentrum wird nur ein Teil der Energie für die eigentliche IT benötigt, ein anderer, etwa gleich großer Teil, für Kli- matisierung, unterbrechungsfreie Strom- versorgung (USV), Transformatoren usw. Aber warum steigt der Energiebedarf in Rechenzentren? Steigt die Rechenleistung exponentiell an, werden die Speicher in ähnlichem Maße größer. Außerdem haben Trends wie Cloud-Computing oder Big Data durchaus Einfluss auf den Energieverbrauch. Die Server, rund um die Uhr im Einsatz, sind nur zum Teil ausgelastet. Ihre Kapa- zitäten sind oft immer noch auf Betriebs- spitzen hin ausgelegt. Trends, die in diesem Bereich Wirkung zeigen können, sind die Konsolidierung von Rechenzentren sowie die Virtualisierung. Sie führen dazu, dass Systeme zusammengeführt und Server we- niger werden bzw. besser ausgelastet sind.
10 GREEN IT AKDB REPORT 03|2019 Zudem beschäftigen sich Energiefachleute Auch manchmal vernachlässigte, kleine der AKDB mit weiteren Effizienzoptimie- Maßnahmen berücksichtigen die Aspekte rungen: Mittels Gebäudeleittechnik etwa Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. So sind werden Strom- und Klimaanlagen möglichst die Rechenzentren in fensterlosen Räumen effizient und intelligent gesteuert. in Untergeschossen platziert, was naturge- mäß für geringeren Klimatisierungsbedarf Mit höherer Serverdichte und steigender sorgt. Ein anderes Beispiel sind die klimati- Wärmelast wächst die Bedeutung effizien- sierten Batterieräume für die USV-Anlagen, ter Klimatisierung von Rechenzentren. Bei was zu einer deutlich längeren Haltbarkeit den Erweiterungen ihrer Rechenzentren der Batterien führt und den für die Produk- verfolgt die AKDB das Ziel, den Energie- tion von Batterien notwendigen Rohstoff- Immer mehr digitale verbrauch für die Klimatisierung so gering und Energiebedarf reduziert. Und schließ- Verwaltungsdienste wie möglich zu halten. In den Rechenzen- tren sind die Serverräume mittels Cold lich nutzt die AKDB für den Betrieb ihrer Rechenzentren den zertifizierten 100-Pro- im E-Government Section, das heißt Trennung in Kalt- und zent-Ökostrom der jeweiligen städtischen Warmgang, so optimiert, dass die gekühlte Energieversorger. machen zahlreiche Luft nur dorthin strömt, wo die Rechner sie Behördengänge oder benötigen. Die Hauptstromersparnis ergibt sich daraus, dass man nur noch das deutlich Ein Outsourcing erfüllt also neben anderen bereits hinlänglich bekannten Vorteilen -fahrten überflüssig. kleinere Luftvolumen des Kaltgangs kühlen im Sicherheits-, Wirtschaftlichkeits- und muss und nicht mehr das Luftvolumen des Risikobereich auch viele Kriterien für ei- gesamten Rechenzentrumsraums. Man- nen nachhaltigen ökologischen Betrieb. dantenfähige Software und Servervirtuali- Überhaupt hat die AKDB schon seit Jahren sierung – also das Betreiben vieler Mandan- Erfahrung mit „grüner“ IT: Immer mehr di- ten auf einem logischen Server und vieler gitale Verwaltungsdienste im E-Government logischer Server auf einem physikalischen machen zum Beispiel zahlreiche Behörden- Gerät – sparen sowohl im IBM-Großrech- gänge oder -fahrten überflüssig. Und die nerumfeld als auch in der Windows- und konsequente Nutzung elektronischer Ak- Linuxwelt viel Stellplatz, CO2 und Strom. ten (in Bayern arbeiten etwa 40 Prozent So verbessern moderne Rechenzentren die Diese Maßnahmen zeigen, dass ein sicherer der Kommunen mit E-Aktenlösungen der Energieeffizienz im Gegensatz zur lokalen und professioneller Rechenzentrumsbetrieb AKDB und ihrer Systemhaustochter Living- IT erheblich. Mit wachsender Digitalisierung mit klimafreundlichen und damit kosteneffi- Data) spart nicht nur Zeit, sondern auch viel wird die Bedeutung von Rechenzentren zienten Lösungen vereinbar ist. Papier, dessen Herstellung sehr energiein- noch weiter zunehmen. tensiv ist. Die AKDB hat Richtlinien erlassen, die die Mitarbeiter zu einem sparsameren In Folge bieten sich den Verwaltungen Vor- Umgang mit Ressourcen bewegen sollen. teile, wenn Kommunen ihre IT in größere Mit Erfolg: In den vergangenen Jahren sind Rechenzentren auslagern. Ein entsprechen- Papier- und Farbverbrauch an den Drucker- der Trend ist seit Jahren zu beobachten. stationen kontinuierlich zurückgegangen. Denn überall dort müssen sich Verantwort- liche um die zahlreichen Betriebsaspekte nicht mehr kümmern. Zudem reduzieren sie in Summe den Energieeinsatz für de- zentrale IT-Systeme und CO2-Ausstoß. Der Was sollen Kommunen unternehmen? Energieverbrauch in einem Rechenzentrum ist hoch, aber immer noch geringer, als Kommunen können auf ihre Mitarbeiter einwirken, ihr ökolo- wenn jede Kommune das Datenhosting in gisches Bewusstsein zu schärfen und mit entsprechendem Ver- Eigenregie für sich selbst betreibt. halten Kosten und Energie einzusparen. Die kommunalen Ent- scheider und Verantwortlichen haben die Möglichkeit, nur noch Der Gedanke von Green IT wird auch bei energieeffiziente Geräte anzuschaffen. Auch in den Bereichen der AKDB immer wichtiger. Dort arbeitet Gebäudemanagement und Ressourcenverbrauch liegen große man an einer nachhaltigeren Klimabilanz Einsparpotenziale. Aufgabe der Politik sollte es sein, dass sich der Rechenzentren: Die AKDB erfüllt gel- Investitionen in Green IT zukünftig noch spürbarer lohnen. Eines tende Umweltstandards, reduziert Energie- ist ganz unabhängig von aktuellen Debatten und Protesten klar: bedarf und -kosten und achtet darauf, dass Nachhaltiger Klima- und Umweltschutz liegt im Interesse nur Hardware beschafft wird, die anerkann- aller und sollte zur Generationenaufgabe werden. te Energiespar-Labels nachweisen kann.
AKDB REPORT 03|2019 GREEN IT 11 Effizientes Energiecontrolling in Kommunen Kontrolle ist besser! Kommunen können viel beitragen zur Energiewende. Und zum Klimaschutz. Indem sie weniger verbrauchen. Das geht aber nur, wenn sie den genauen Überblick über ihren Verbrauch behalten. D ie europäischen Klimaziele sind Daraus ergibt sich für kommunale Entschei- tisch per Import einer Excelliste in die Soft- ambitioniert: Sie sehen bis 2030 der eine Reihe von Fragen. Allen voran: Wie ware übertragen werden. Sogar Richtwerte eine Senkung der Treibhaus- viel Energie verbrauchen welche Liegen- wie die monatliche Gradtagszahl (für die gasemissionen um mindestens schaften? Erst dann können Kommunen Berechnung des Heizwärmebedarfs) kön- 40 % (gegenüber 1990), die Erhöhung eine Strategie entwickeln und festlegen, nen erfasst und als Benchmark genutzt des Energieanteils aus erneuerbaren Quel- wo wie viel gespart werden soll. werden, um den tatsächlichen oder wit- len auf mindestens 32 % und die Steige- terungsbereinigten Verbrauch festzustellen. rung der Energieeffizienz um mindestens Energiedaten erfassen, visualisieren, 32,5 % vor. Wie können das deutsche vergleichen, analysieren Unerlässlich sind allerdings Auswertung Kommunen schaffen? Diese müssen rund Effizientes Energiecontrolling lautet also und Benchmarking. Erst dann sieht der 3,8 Milliarden Euro allein für die Strom- und die Parole. Und das ist mittlerweile mit kommunale Entscheider, welches Gebäude Wärmeversorgung ihrer rund 176.000 öf- moderner Software machbar. Dazu müs- wie viel verbraucht. Ist es die Turnhalle oder fentlichen Gebäude aufbringen. Aber auch sen Liegenschaftsdaten zentral erfasst und die Realschule oder das Rathaus? Und in die Straßenbeleuchtung, der Betrieb von ausgewertet werden. Genau dieser Aspekt welchen Monaten ist der Verbrauch beson- Klärwerken und der Verkehr sind gewalti- wird im nächsten Release des TERA Ge- ders hoch? Ist der Verbrauch im Vergleich ge Energiefresser. Das wirkt sich nicht nur bäudemanagers berücksichtigt. Eingabe- zum Vorjahr höher? Sind all diese Fragen auf das Klima, sondern direkt auch auf die masken ermöglichen dann nicht nur die beantwortet, können Maßnahmen ergriffen Haushaltslage aus. Und die ist in vielen Eingabe von Zählernummer, Zählerstand werden. Das geht von simplen Maßnahmen deutschen Kommunen angespannt. und Art der Liegenschaft, sondern auch wie dem Austausch alter Kühlschränke oder beliebig vielen Energiearten und -einhei- dem Einbau von Bewegungsmeldern, die ten. Diese werden bei Bedarf gleich um- die Beleuchtung steuern, bis hin zu Sanie- gerechnet. Etwa in Kilowatt pro Stunde rungs- und Dämmungsmaßnahmen oder oder CO2-Ausstoß. Dabei ist es egal, ob dem Bau eines Mini-Blockheizkraftwerks für diese Informationen händisch oder prak- Sporteinrichtungen.
12 MESSE & VERANSTALTUNGEN Messebilanz Kommunale 2019 OZG, digitale Transformation und lauter Helden! Der Kommunale-Auftritt der AKDB stand 2019 stark im Zeichen des Onlinezugangsgesetzes. Entsprechend groß war das Interesse der Kommunalvertreter an Lösungen, die E-Government noch bürgerfreundlicher machen. Dazu zählt auch ein durch den Freistaat Bayern förderfähiges AKDB-Online-Dienste-Paket für jede bayerische Kommune.
AKDB REPORT 03|2019 MESSE & VERANSTALTUNGEN 13 E s kamen insgesamt mehr als 4.600 kommunale Entscheider zur Mes- se – das entspricht einem Plus von mehr als acht Prozent im Vergleich zu 2017. Etwa 2.000 davon besuchten den Stand der AKDB. Dort ließen sie sich nicht nur Softwarelösungen und IT-Bera- tungsleistungen zeigen, sondern konnten sich mit den Fachexperten der AKDB direkt austauschen. Hauptthemen waren unter anderem die dynamische Entwicklung der Digitalisierung, die sich daraus ergebenden Herausforde- rungen für Kommunen sowie der Verbrei- tungsgrad bereits entwickelter Lösungen. „E-Government-Dienste werden in der Brei- te nur dann angenommen“, sagte AKDB- Vorstandsvorsitzender Rudolf Schleyer, „wenn sich bei ihrer Nutzung spürbare Vor- Die Besucher erfuhren, wie sie Aufträge teile ergeben. Und offensichtlich gibt es die: digital und ressourcensparend verwalten. So wurden in unserem Bürgerservice-Portal Auch das Thema Energie-Controlling in in den letzten zwölf Monaten 1,3 Millionen Kommunen rückt zunehmend in den Fo- Online-Vorgänge erfolgreich abgewickelt, kus, stellten die AKDB-Experten fest. Dass in 75 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.“ Bayern im nächsten Jahr Kommunalwahlen Zu neuen Online-Diensten mit hohem bevorstehen, merkte man nicht zuletzt dar- Bürgernutzen zählen etwa die Kitaplatz- an, dass viele Besucher wissen wollten, wie Bedarfsanmeldung oder die internetbasierte OK.VOTE funktioniert, wie Wahlergebnisse Kfz-Zulassung, die seit dem 1. Oktober im in Echtzeit visualisiert werden können und Bürgerservice-Portal möglich ist. Mit dem vor allem, wie für optimale Datensicherheit Online-Dienste-Paket der AKDB wurde jeder bei der Datenübertragung gesorgt wird. bayerischen Kommune ein maßgeschneider- tes Dienste-Bundle angeboten, das sie sich Stichwort Datenschutz: Als weitere große vom Freistaat im Rahmen des Förderpro- Themen in der kommunalen Landschaft gramms „Digitales Rathaus“ bezuschussen erwiesen sich der Datenschutz und die lassen kann. Erstellung eines Informationssicherheits- konzepts. Dazu konnten die Innovations- Im Ausstellerfachforum präsentierte die stiftung Bayerische Kommune sowie die AKDB unter anderem die neue Generation Gesellschaft für kommunalen Datenschutz M des Bürgerservice-Portals, noch nutzer- GKDS mbH beraten. Sie erteilten etwa freundlicher und leistungsfähiger – nicht nur Auskunft darüber, wie man als Kommune für Bürger, sondern auch für Unternehmen. das Siegel „Kommunale IT-Sicherheit“ des Großen Andrang gab es an den über 25 Prä- Bayerischen Landesamtes für Sicherheit sentationsplätzen, an denen sich Bauamts- in der Informationstechnik (LSI) leiter, Kämmerer, Personalverantwortliche, erlangt. Geschäftsleiter und Sachbearbeiter infor- mierten – über E-Rechnung, E-Akte, Lang- zeitarchivierungslösungen, die Verwaltung von Aufträgen im Bauamt und vieles mehr. Im Rahmen der TERA-Manager-Familie zeigte die AKDB unter anderem eine Drohne, mit der Fried- hofsverwaltungen digi- tale Pläne erstellen können.
14 MESSE & VERANSTALTUNGEN Thorsten Glauber (links), Bayerischer Staatsminister für Umwelt- und Verbraucherschutz, ließ sich am Messestand von AKDB- Vorstand Rudolf Schleyer die Funktionsweise verschiedener E-Government-Lösungen und des Bürgerservice-Portals zeigen. Heldenhafter Mut beim „Walk the Plank“ Dass es Helden der Verwaltung gibt, war schon vor der Kommunale klar, auch wenn sie eher das Rampenlicht scheuen und sich lieber still und unaufgeregt, aber absolut verlässlich ums Gemeinwohl kümmern. Umso schöner war es, dass mutige Verwaltungshelden so zahlreich die aktuelle „Helden-der-Verwaltung-Kampagne“ mitgetragen und mit Leben erfüllt haben. Höhepunkt der Aktion war die Planke auf dem AKDB-Stand, auf die sich mutige Kommu- nalvertreter wagten, sich dort mit VR-Brille in schwindelerregende Höhen begaben und dann den Sprung in den – zum Glück nur virtuellen – Abgrund wagten. Klingt einfach, war es aber nicht! Wer seinen inneren Schweinehund überwand, bekam vom AKDB-Personal eine offizielle Heldentauglichkeits-Urkunde und wahlweise eine Helden-Tasse oder ein Helden-Käppi, sozusagen als Insignien echten Heldenmutes. ! Den virtuellen Sprung aus Save the Date 4. AKDB m 200 Meter Höhe geschafft: Christian Trinkgeld, Bauamts- ru Kommunalfo 0 mitarbeiter aus Fahrenzhausen, hält das offizielle Helden- 02 Zertifikat in Händen. 1.Oktober 2 in München Termin verpasst? Alle Vorträge zum kostenfreien Download unter www.akdb.de/kommunale-2019
AKDB REPORT 03|2019 MESSE & VERANSTALTUNGEN 15 Messebilanz Kommunale 2019 Hier sprechen unsere Kunden: Ursula Eibl, Bürgermeisterin der VG-Gemeinde Steinkirchen: Wir sind langjähriger Partner der AKDB, da trifft man sich gerne auf Drei Bürgermeisterinnen und ihre AKDB-Vertriebsberaterin: einen kurzen Plausch. Wir sind auch schon in der Planung für das Ursula Eibl, Steinkirchen, Cornelia Vogelfänger, Pastetten, Next Generation Outsourcing in der VG Steinkirchen. Die Nutzung Gerlinde Sigl, Lengdorf und Barbara Hinz (v. links) des Bürgerservice-Portals nimmt zu, besonders bei jüngeren Bürgern. Zum Beispiel sind Online-Dienste im Einwohnermeldewesen sehr beliebt, besonders die Beantragung von Meldebescheinigungen. Gerlinde Sigl, Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Lengdorf: Cornelia Vogelfänger, Wir wollen unseren gesamten IT-Betrieb in die Hände der AKDB Erste Bürgermeisterin der Gemeinde Pastetten: und von LivingData legen. Das heißt, wir haben uns für das Next Wir planen als Nächstes die Einführung der E-Rechnung. Außer- Generation Outsourcing entschieden. Wir nehmen darüber hinaus dem kümmert sich unser Geschäftsleiter gerade um das OZG und auch die Dienste des Servicecenters Personalwirtschaft der AKDB in das Beantragen von Fördergeldern. Auch die Kommunalwahl ist ein Anspruch. Bei 50 Mitarbeitern in der Kommune, die abgerechnet wichtiges Thema: OK.VOTE beziehen wir aus dem Rechenzentrum. werden müssen, ist es schön, dass dieser Bereich ausgelagert wird. Und schließlich hilft uns das Servicecenter Personalwirtschaft sehr Außerdem haben wir alle am Webinar zu OK.VOTE teilgenommen bei der Abrechnung von 450-Euro-Kräften. Wir haben ja nicht nur und informieren uns dazu ständig, damit alles bestens klappt am Mitarbeiter, die nach TVöD bezahlt werden. 15. März, bei der Kommunalwahl! Michael Funk, Geschäftsleiter der Verwaltungs- gemeinschaft Nordendorf: Genau vor zwei Jahren, auf der letzten Kommu- nale, hatten wir hier den Next-Generation-Vertrag unterzeichnet. Seit eineinhalb Jahren läuft das Outsourcing optimal. Wir profitieren von den Vor- teilen dieses Modells. Mit Betrieb und Betreuung durch die AKDB sind wir mehr als zufrieden: Als Nächstes werden wir alle VG-Mitgliedsgemeinden ins NextGO-Modell führen. Michael Funk mit Thomas Meyer (AKDB, r.) Thomas Lange, Hauptamtsleiter der Gemeinde Bad Wiessee: OK.VOTE, das wir bei der Europawahl getestet hatten, werden wir im Outsourcing einsetzen. Das Programm kann ich nur empfehlen. Auch unsere anderen AKDB-Programme wollen wir ins Outsourcing bringen. Wir arbeiten mit voller Kraft am Informationssicherheits- konzept, das bis zum 1. Januar stehen muss. Dazu berät uns die GKDS. Für die OZG-Umsetzung werden wir einen Mitarbeiter zum Digitalisierungslotsen ausbilden lassen. Er oder sie soll das Projekt Digitalisierung weiter voranbringen. Thomas Lange mit Paul Tobias (AKDB, r.)
16 KUNDEN & LÖSUNGEN Beratungsabteilung DIGITAL.Consulting stellt sich vor. Interview mit Michael Diepold Kommunen stehen vor großen Veränderungen Seit diesem Jahr hat die Stabsstelle Digitalisierung der AKDB ein neues Be- Konkret? ratungsangebot im Portfolio: DIGITAL.Consulting. Das können Kommunen in Eine kleinere Kommune wird wahrscheinlich ganz Deutschland in Anspruch nehmen, die sich optimal für die digitale Trans- erst einmal Basisfachdienste und ein Por- formation rüsten wollen. Wir haben den Leiter Michael Diepold gefragt, war- tal brauchen. Eine größere Stadt, die viel um er diesen Schritt gegangen ist und wie sein Angebot aussieht. Zuzug erlebt – wie München oder Berlin, braucht dagegen mehr Entlastung bei der Sachbearbeitung. Da könnte man sich über- Herr Diepold, brauchen Kommunen sich, wo sie ansetzen sollen, um sich für legen, KI-Lösungen für voll automatisierte tatsächlich Beratung zum Thema die Zukunft aufzustellen. Und jetzt wollen Verwaltungsvorgänge einzusetzen, damit Digitalisierung? wir ihnen helfen, das Projekt Digitalisierung Routinetätigkeiten entfallen. Oder wei- DIEPOLD: Ja. Das ist uns wieder im Oktober strukturiert anzugehen. ter: Größere Städte riskieren heute einen auf der Fachmesse Kommunale aufgefallen: Verkehrsinfarkt. Da ist die Digitalisierung Kommunen brauchen Unterstützung beim Mit welchen Herausforderungen von Mobilitätslösungen indiziert: Wo ist Thema Digitalisierung. Der Grund ist ein- sind Kommunalvertreter auf der ein freier Parkplatz? Wie kann man Staus fach: In den letzten Jahren hat sich sehr viel Kommunale zu Ihnen gekommen? umgehen? getan auf Bundes- und Länderebene. Es gab Das war ganz unterschiedlich: Es gab klei- eine Grundgesetzänderung im Bereich der nere Kommunen, die noch gar keine Vor- Was prädestiniert die Stabsstelle dazu, Informationstechnik. Das Onlinezugangsge- stellung hatten, wie sie sich aufstellen sollen solch eine Dienstleistung anzubieten? setz und die Entscheidung, einen Portalver- und welche Schritte wichtig sind. Andere Wir haben bei der AKDB tiefen Einblick in bund zu realisieren, sind ein Ergebnis dieser hatten schon ein Digitalisierungskonzept die kommunale Welt. Wir haben jeden Tag Entscheidung. 575 Verwaltungs-Dienste aufgestellt und waren irgendwann an ihre erlebt, was den Sachbearbeitern und den müssen bis zum Jahr 2022 online verfüg- Grenzen gestoßen. Für jede haben wir Entscheidern in Kommunen auf den Nägeln bar gemacht werden, das hat den Prozess eine andere Vorgehensweise und andere brennt. Wir haben gesehen, wo mehr Bür- natürlich beschleunigt. Kommunen fragen Lösungen. gernähe erforderlich war und wo Prozesse
KUNDEN & LÖSUNGEN 17 Steht fehlendes Personal in den Kom- munen der Digitalisierung im Weg? Das würde ich so nicht sagen. Ich stelle eher fest, dass es oftmals an einer Figur fehlt, die sich stark macht für das Digitalisierungs- projekt und die sich darum kümmert. Der „Für jede Kommune Ansatz muss sein, dass frühzeitig das Be- wusstsein für digitale Lösungen ausgebildet haben wir andere wird. Die Studierenden der Verwaltungs- Vorgehensweisen verbessert werden konnten. Wir kennen hochschulen müssen schon früh an die Digi auch die ganzen rechtlichen Aspekte, die talisierungsthemen herangeführt werden. und Lösungen.“ hinter Arbeitsprozessen in Kommunen ste- Ich spreche von anderen Lehrplänen, neuen cken. Und da haben wir uns irgendwann Fächern. Wir haben bereits exzellente Ver- gesagt: Wer, wenn nicht wir, kann Unter- waltungsstrukturen und hervorragend aus- stützung leisten? Denn, egal was andere gebildete Verwaltungsexperten. Jetzt muss sagen: Die Kommunalwelt funktioniert doch noch für mehr Agilität gesorgt werden. anders als die Privatwirtschaft. Wo hapert es meist noch bei der Digitalisierungsstrategie? Manche finden von alleine keine Antwort auf die Frage: Wo wollen wir in fünf bis zehn Jahren sein in unserer Verwaltung? Wie sieht unsere Kommune dann aus? Da kann man sich schnell vergaloppieren oder Geld in den Sand setzen, wenn man an den falschen Stellschrauben dreht. Ge- nau da setzt unser Beratungsangebot an. Es geht also erst einmal um eine Bestands- aufnahme, die die Frage beantwortet: Wie digitalisiert bin ich? Kleineren Kommunen bieten wir ein standardisiertes Reifegrad- modell an, einen sogenannten „Check“. Größere Kommunen sind oft komplexer zu erfassen, da muss eine umfassendere Ist-Analyse stattfinden. Das ist die Basis, von der wir ausgehen, um später Impulse zu geben. Unsere Empfehlung kann dann lauten: Erweitert euer Online-Dienste- Angebot oder setzt KI-Lösungen ein. Oder führt zuallererst eine E-Akten-Lösung mit Dokumentenmanagementsystem ein. All- gemein haben wir festgestellt: Je größer die Kommune, desto individueller die Beratung. Das Kernteam der neuen AKDB-Beratungseinheit DIGITAL.Consulting auf der Kommunale: Manfred Neidel, Leiter Michael Diepold und Thomas Schenk (v. l.)
18 KUNDEN & LÖSUNGEN AKDB REPORT 03|2019 Gefahr für öffentliche Verwaltungen Chronik eines Cyberangriffs Es könnte jeden treffen: Trotz strengster und effektivster Firewalls und Cybersecurity-Maßnahmen schlägt der Verschlüsselungstrojaner zu. Meistens öffnet ein Verwaltungsmitarbeiter einen infizierten An- hang. Dann nimmt das Unheil seinen Lauf – eine Zeit lang unbemerkt. Genau das widerfuhr im Juni 2019 einer oberbayerischen Gemeinde. Das Systemhaus LivingData GmbH, ein Tochterunternehmen der AKDB, war sofort an Ort und Stelle. In einer dramatischen Wochenend-Aktion konnten fast alle Daten gerettet werden. Einmal mehr wurde klar: Es ist ein Irrtum zu denken, dass „sowas immer nur den anderen pas- siert“. Die Gefahr ist real. Sensible Bürgerdaten können unwieder- bringlich verloren gehen! 1 Error Mittwoch, 19. Juni 2019: Eine Störungs-Mail geht beim System- und Softwarehaus LivingData ein: In einer oberbayerischen Gemeinde funktio- niert die Sitzungsdienst-Software Session plötzlich nicht. Die Gemeinde hat einen Sys- tembetreuungs-Vertrag mit der LivingData abgeschlossen. Nach gründlicher Kontrolle steht fest: An der Software liegt es nicht. Ein Mitarbeiter der LivingData schaltet sich per Fernwartung auf den PC auf. Er stellt fest: Ein Verschlüsselungstrojaner hat sich über einen Mailanhang Zutritt zum System verschafft. Es werden fünf infizierte PCs gefunden. Die Mitarbeiter der LivingData werden aktiv. Vom 20. bis 28. Juni werden die Systeme bereinigt, der Domain-Controller und die Datenbank wie- derhergestellt. Der Systemingenieur Yakup Celik ist am 27. Juni vor Ort, um die fünf betroffenen PCs neu aufzusetzen. Es scheint noch mal gut gegangen zu sein.
AKDB REPORT 03|2019 KUNDEN & LÖSUNGEN 19 Freitag, 28. Juni 2019: 9:30 Uhr 10:30 Uhr Es wird einer der heißesten Tage des Jahres. El Rafei schaltet sich per Fernwartung auf Das Thermometer zeigt bereits frühmorgens die Systeme des Kunden auf. Ihm ist so- über 20 Grad. Hamed El Rafei, Teamleiter fort klar: Wir haben ein ernstes Problem! Systemingenieure Süd bei der LivingData, Sämtliche Dokumente und Dateien sind ist um diese Uhrzeit schon lange im Büro. Er verschlüsselt. Word-Dokumente, PDFs – sie hat ein Meeting. Plötzlich platzen die Sys- alle tragen statt Dateinamen einen Buchsta- temingenieure Nils Gunia und Markus ben-Nummern-Sonderzeichen-Mix. Ein ein- Friedl in den Raum. Die Kollegen klingen deutiges Zeichen. Auch das Betriebssystem besorgt. Irgendetwas stimmt nicht in der ist massiv geschädigt, ein gewaltiger Scha- 4 Verwaltung der kleinen oberbayerischen Ge- den. Es ist der Domain-Controller betroffen, 11:45 Uhr meinde. Dort scheint es einen zweiten Vor- der Mailserver und – schlimmer noch – der El Rafei ist in der Gemeinde angekommen. fall zu geben. Ein Notebook ist infiziert. Die AKDB-Server. Das heißt Einwohnermelde- Er wird vom Krisenstab empfangen. Der gesamte IT läuft auf einmal viel zu langsam. amt, Finanzwesen, alles ist infiziert. Auf der Bürgermeister gibt ihm völlige Handlungs- Notebook-Oberfläche steht eine Nachricht: und Entscheidungsfreiheit. Er soll tun, was Ihre Daten wurden verschlüsselt (…) nötig ist, um so viele Daten wie möglich zu Sie müssen für die Entschlüsselung in retten. Die Experten der LivingData erklären Bitcoins zahlen. Der Preis richtet sich dem Bürgermeister die Vorgehensweise: Sie nach der Schnelligkeit, mit der Sie uns werden das Netzwerk-Kabel ziehen so- zurückschreiben. El Rafei weiß: Viele wie sämtliche Server und PCs neu for- Opfer zahlen, bekommen ihre Daten aber matieren und einrichten und schauen, trotzdem nicht komplett zurück, denn die wo sich der Trojaner eingeschlichen hat. Ransomware verschlüsselt im Hintergrund Auch sämtliche iPads und Diensthandys alle erreichbaren Dateien und Netzwerklauf- werden ausgeschaltet, da sie ja ebenfalls werke weiter. Er muss sich direkt vor Ort auf den infizierten Mailserver zugreifen. In ein Bild von der Lage machen! El Rafei einem zweiten Schritt werden die Backups springt in seinen Wagen. Gleichzeitig ruft kontrolliert: Es sollen sämtliche Dateien ein- er seinen Mitarbeiter vor Ort, Yakup Celik, zeln einem Screening unterworfen werden. an und bittet ihn, das Vor-Ort-Krisenteam Das sind bei 17 virtuellen Servern jeweils 2 zusammenzurufen: Bürgermeister, Kämme- circa 4.000 Dateien. Aber dann die Überra- rer und Geschäftsleiter. Alle Gemeinde-Mit- schung: Der Backup-Container ist komplett arbeiter sollen vorerst die Arbeit einstellen. korrupt. Das ist der GAU... 3
20 KUNDEN & LÖSUNGEN AKDB REPORT 03|2019 ... El Rafei beschließt, einen anderen Plan zu verfolgen: Er wird sämtliche Backup-Bänder sichten. Die ersten sortiert El Rafei gleich aus, denn er weiß, dass die erste Attacke mindestens zwölf Tage zuvor stattgefunden hat. Es bleiben noch vier Bänder übrig. Er macht das Screening des ersten: korrumpiert. Dann das zweite: auch verseucht. Bei dem dritten wird ihm heiß: Die Daten sind nicht konsistent. 6 17:00 Uhr Es bleibt nur noch ein Tape übrig. Hier Die vier LivingData-Kollegen teilen sich sind die Daten vom 8. bis 10. Juni ge- in zwei Zweierteams auf. Hamed El Rafei speichert. Ihm ist bewusst: Wenn auch und Maximilian Mayr bringen die Server dies kaputt ist, sind sämtliche Daten der wieder ans Laufen. Julia Pappler und Timo Gemeinde verloren. Für immer und un- 15:00 Uhr Siegert formatieren Rechner und Laptops wiederbringlich. Er fängt an, leise zu El Rafei schreibt eine Rundmail an seine komplett neu und binden sie ins Netzwerk beten. Und dann: Das Band ist sauber. zwölf Mitarbeiter. Wer gerade Zeit hat, sol- ein. Es sind 27 an der Zahl. Nur das Note- Insgesamt sind 18 Tage an Daten verloren le bitte alles stehen und liegen lassen und book, das infiziert war, wird nicht angefasst. gegangen. sofort ins Rathaus kommen. Auf freiwilli- Es soll der Kriminalpolizei als Beweismaterial ger Basis. Jetzt geht es darum, sämtliche übergeben werden. Der Bürgermeister ist Server anhand des einen sauberen Tapes mittlerweile nach Hause gegangen, ist aber 5 korrumpiert wiederherzustellen. Er braucht also Ver- in ständigem telefonischen Kontakt. stärkung. Die Kollegen Julia Pappler, Timo Siegert und Maximilian Mayr melden sich 23:00 Uhr sofort zurück. Sie haben Zeit, obwohl es Alle PCs sind neu installiert. Kurz vor 24 Uhr verseucht Freitagnachmittag ist. ist der Fileserver auch wiederhergestellt. Kurz vor Mitternacht ist auch der Mailserver 16:30 Uhr wieder am Netz. Das Rettungsteam trifft ein. Sie sind Kurz nach Mitternacht: Es trifft die erste aus ganz Bayern gekommen – aus Mail ein. Jubel! nicht konsistent Sulzberg bei Kempten, aus Polling bei Mühldorf am Inn, aus München. Krisen- sitzung. Mittlerweile kocht ein Mitarbeiter der Gemeinde Spaghetti für das Interven- 7 tionsteam der LivingData: Nudeln mit Tomatensoße und Parmesankäse.
AKDB REPORT 03|2019 KUNDEN & LÖSUNGEN 21 SAMSTAG, MoNTAG, DiensTAG, 29. Juni 2019: 01. Juli 2019: 02. Juli 2019: 11:00 Uhr 7:20 Uhr 9:25 Uhr El Rafei brieft den Bürgermeister telefonisch Es werden alle Apps und Tools wieder Der Bürgermeister ruft bei LivingData an und rät ihm, eine Anzeige bei der Polizei aufgespielt, die die einzelnen Mitarbeiter und teilt dem Team mit, dass die Polizei zu erstatten. genutzt haben: Adobe, Schnittstellen zu eine heiße Spur hat. Die Staatsanwaltschaft Signatur-Tablets, Scanner, Druckertreiber. will den Schaden beziffern. Wenn man be- 13:00 Uhr Um 18 Uhr ist das Team der LivingData denkt, dass 18 Tage verloren gegangen sind El Rafei trifft mit seinem Team wieder in fertig. und man das mal 27 Clients nimmt, dann der Gemeinde ein. Es wird heute zusätzlich ergibt sich ein Schaden von fast 100.000 durch den Kollegen Tim Seiffert verstärkt. Euro. Wie geht’s jetzt weiter? Bis Ende Jetzt muss der AKDB-Server mit den Fach- JULI September wird das LivingData-Team verfahren wiederhergestellt werden. Erst Montag mehrmals vor Ort kontrollieren, ob alles Sonntag die Software fürs Einwohnermeldewesen OK.EWO, dann die restlichen Programme. Und zwar auf allen 27 PCs. Dabei ist 01 Samst ag 30 in Ordnung ist. Sicher ist sicher. die enge Zusammenarbeit im Team aus- schlaggebend für den Erfolg. Die fünf rufen sich immer wieder zusammen, 29 um sich auszutauschen, wann welcher Freitag Server bereits wiederhergestellt ist. Zusätzlich wird die Firewall installiert und neu konfiguriert. 28 9 10 8 SICHER EINE GUTE LÖSUNG 17:00 Uhr Die LivingData GmbH, hundertprozentige Das Team gönnt sich eine Pause und geht Tochtergesellschaft der AKDB, plant und kurz essen. realisiert seit 1997 als bayernweit führendes 23:30 Uhr System- und Softwarehaus speziell für Kunden Die Arbeit ist fast vollbracht! Am Montag aus dem öffentlichen Bereich individuelle sollen die individuellen Anpassungen ge- Hard-, Software- und IT-Security-Lösungen. macht werden. Viele bayerische Kommunen betreut die Living- Data, wie im geschilderten Fall, über soge nannte Systembetreuungsverträge. Im Next- Generation-Outsourcing-Modell übernehmen Experten der LivingData und der AKDB sogar den kompletten IT-Betrieb.
22 KUNDEN & LÖSUNGEN AKDB REPORT 03|2019 Angespannte Bedrohungslage Kommunen im Visier von Cyberkriminellen Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) beobachtet seit einiger Zeit, dass Kriminelle mit der Schadsoftware Emotet erhebliche Schäden verursachen. Und zwar nicht nur in Unternehmen, sondern zunehmend auch in Verwaltungen. Warum ist das so? Und was kann man dagegen tun? Wir haben Miklos Csizmadia, den Informationssicherheitsbeauftragten der AKDB, gefragt. Herr Csizmadia, die jüngsten zu 22 Prozent persönliche Daten. Die Lage Ransomware-Attacken sind ist also besorgniserregend. Die Angriffe ka- besonders tückisch. Warum? men zu einem Drittel über fingierte E-Mails CSIZMADIA: Weil sie extrem schwer zu interner Mitarbeiter. Tatsächlich werden nur erkennen sind. Die E-Mails kommen näm- etwas über die Hälfte der Cyberangriffe lich nicht mehr von Fremden, sondern im- durch traditionelles Hacking ausgeübt. mer öfter von Kollegen. Oder gleich vom Ein Drittel geschieht mittlerweile Chef. Gerade in diesen Tagen haben auch durch Social Engineering, also wir intern solch eine E-Mail abgefangen. durch Manipulation und Dort wies scheinbar unser Vorstand einen Täuschung. Das Opfer Mitarbeiter an, 35.000 Euro zu überwei- glaubt, etwas Richtiges sen. Besonders gefährlich ist, dass diese zu tun, indem es seine E-Mails sich oft nahtlos in eine vorange- Daten preisgibt – etwa gangene Mail-Konversation einfügen. Cy- Passwörter oder Kontodaten. Warum berkriminelle können sich nämlich in den neuerdings auch öffentliche Verwaltungen E-Mail-Verkehr einhacken und Konversati- attackiert werden? Ich glaube, der Auf- „Sie imitieren onen abfangen. Sie imitieren sogar intern merksamkeitswert ist extrem hoch, wenn gebräuchliche Signaturen. es sich um sensible Bürgerdaten handelt. sogar intern Da hoffen Kriminelle auf schnelle gebräuchliche Verstecken sich Trojaner nur in Zahlung. Anhängen? Signaturen.“ Nicht nur. Es sind natürlich größtenteils An- hänge – wie Bilddateien oder PDFs –, aber auch Links oder Word-Dateien mit Makros. Man sollte zum Beispiel stutzig werden, wenn Word-Dokumente im alten doc-For- mat ankommen, statt im docx-Format. Stimmt es, dass vermehrt der „Unser Vorstand öffentliche Dienst angegriffen wird? Und warum? wies scheinbar einen Tatsächlich ist das so. Eine aktuelle Studie Mitarbeiter an, 35.000 von VERIZON zeigt, dass es von 2015 bis 2018 eine hundertprozentige Steigerungs- Euro zu überweisen.“ quote von Angriffen im Public Sector gab. Dabei wurden zu 68 Prozent interne Daten abgegriffen, zum Beispiel Finanzdaten. Und
AKDB REPORT 03|2019 KUNDEN & LÖSUNGEN 23 Wieso können Cyberkriminelle so So ist im Schadensfall der Datenverlust klei- leicht an E-Mail-Daten aus der ner (siehe auch die Chronik einer Cyberatta- öffentlichen Verwaltung gelangen? cke auf den Seiten 18 ff.). Sie stehen oft öffentlich auf der Website der Kommunalverwaltungen – das ist ja Wenn das alles die Kapazitäten übersteigt, auch ein nützlicher Dienst am Bürger, wenn dann kann man als Kommune den komplet- er weiß, an wen er sich wenden soll. Es ten IT-Betrieb auch outsourcen. Zum Beispiel werden auch diverse Suchmaschinen und ins AKDB-Rechenzentrum. Back-up und Re- Social-Media-Kanäle zur Informationsbe- covery übernimmt dann die AKDB. Ebenso schaffung verwendet. Diese Lücke nutzen den regelmäßigen Austausch von Hard- Kriminelle aus. ware. Last, but not least ist unser Rechen- zentrum regelmäßigen strengsten Audits Wer sind die Täter überhaupt? unterworfen. Es ist BSI-zertifiziert. Und wir Es sind meistens keine Einzelpersonen, die führen natürlich auch interne Audits durch. auf schnelles Geld aus sind. Hinter Ransom- Es wird nach Schwachstellen gesucht, Pro- ware-Attacken stecken größere Organisa- zesse werden aktualisiert und sogar unsere tionen. Oft betreiben sie sogar eigene Re- System-Administratoren werden überprüft: chenzentren. Vielleicht erinnern Sie sich: Wer darf welche Operationen durchführen? Im September hob das rheinland-pfälzische Wer hat Zugang zu welchen Daten? Etc. Im Landeskriminalamt ein Rechenzentrum aus, Übrigen stellen wir gerade ein Informations- das in einem alten Bunker in Traben-Trar- sicherheitskonzept auf die Beine, das unsere bach an der Mosel betrieben wurde. Von Prozesse beschreibt. Bei Bedarf stellen wir es hier wurden offenbar unter anderem auch interessierten Kommunen zur Verfügung, Cyberangriffe gestartet. Man kann ja mitt- damit sie sehen, wie umfassend wir uns um lerweile bei solchen kriminellen Rechenzen- die Sicherheit ihrer Daten kümmern, wenn trumsbetreibern problemlos E-Mail-Trojaner sie unsere Software und Rechenzentrums- oder Spams bestellen. leistungen nutzen. Obendrein haben wir die aktuelle Bedrohungslage sehr genau im Was können Kommunen denn Blick und arbeiten diesbezüglich eng mit tun, um sich zu schützen? dem Bayerischen Landesamt für Sicherheit „Die E-Mails Hundertprozentige Sicher- in der Informationstechnik (LSI) zusammen. heit gibt es nicht. Cyber- kommen nämlich kriminelle finden immer Herr Csizmadia, was tun, wenn es einen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nicht mehr von wieder neue Schlupflöcher in der IT-Sicherheit. Aber selbstver- dann doch erwischt? Fremden, sondern ständlich ist die Sensibilisierung Auf keinen Fall sollte man das Lösegeld zah- von Mitarbeitern das A und O. Und len! Damit öffnen wir den Cyberkriminellen immer öfter von es hilft, wenn Soft- und Hardware immer Tür und Tor. Nach einer Zahlung ist keines- Kollegen.“ auf dem neuesten Stand sind, wenn alle Si- cherheits-Updates regelmäßig aufge- falls sichergestellt, dass man die Entschlüs- selungs-Keys auch bekommt. Man sollte spielt werden und wenn jeden sofort bei der Polizei Anzeige erstatten. Tag Back-ups der Daten Und selbstverständlich sollten Kommunen gemacht werden. sich rechtzeitig um die Einrichtung eines dauerhaften Informationssicherheits-Ma- „Man kann ja mittler- nagementsystems kümmern. Am 1. Januar 2020 soll es ja stehen! weile bei kriminellen Rechenzentrumsbetreibern problemlos E-Mail-Trojaner oder Spams bestellen.“ „Auf keinen Fall sollte man das Lösegeld Weitere Informationen zum Thema unter zahlen!“ lsi.bayern.de
24 RECHT & VERWALTUNG AKDB REPORT 03|2019 Turnhallen-Urteil führt zu neuer Regelung Wer hat Angst vor Paragraf 2b? Streng genommen sind Kommunen Turnhalle zu 60 Prozent hoheitlich genutzt seit Januar 2016 verpflichtet, eine Um- wird – etwa für den Schulsport. Und zu 40 satzsteuer abzuführen, wenn sie pri- Prozent privatwirtschaftlich – also an einen vatwirtschaftlich tätig sind – und im Verein vermietet wird. Um das festzustel- Wettbewerb mit privaten Dritten ste- len, müssen Kommunen ein sogenanntes hen. Aber 98 Prozent haben von der Haushaltsscreening durchführen.“ Und das Option Gebrauch gemacht, die Frist ist eine Menge Arbeit. „Um Kommunen bis 2021 zu verlängern. Kein Wunder: zu entlasten, haben wir bei der AKDB ge- So eine Umstellung ist komplex und meinsam mit dem Bayerischen Landkreistag will gut vorbereitet werden. Mit gut und dem Bayerischen Kommunalen Prü- durchdachten Prozessabläufen – und fungsverband bis April 2019 ein Muster der richtigen Software. eines Haushaltsscreenings erarbeitet. Der Turnhallen-Urteil: E Landkreistag hat es seinen Mitgliedern be- s fing alles ganz harmlos an. Mit dem reits zur Verfügung gestellt. Darin ist der Leistungen, die sogenannten „Sporthallenurteil“ Musterhaushalt eines Landkreises nach von 2011: Eine Gemeinde hatte we- öffentlich-rechtlichen, privatrechtlichen und im Wettbewerb gen des Baus einer Turnhalle beim Finanzamt den Vorsteuerabzug geltend hoheitlichen Dienstleistungen aufgeführt“, so Gaspers. Das Screening soll Kommunen mit Dritten er- gemacht. Die Halle, so die Argumentation, bei grundsätzlichen Fragen helfen: Sollen folgen, sind der wurde ja steuerpflichtig an die Nachbarge- sie gewisse Dienstleistungen weiterhin pri- meinde vermietet. Das Finanzamt lehnte den vatwirtschaftlich anbieten? Oder etwa eine Umsatzsteuer Vorsteuerabzug ab. Der Streitfall landete schließlich beim Bundesfinanzhof. Und der Preiserhöhung vornehmen? Was passiert mit einer Rechnung, die etwa aus Öster- zu unterwerfen. gab der Gemeinde Recht. Eine Entscheidung reich eingeht, auf der keine Mehrwertsteu- Das wirkt sich mit weitreichenden Folgen. Denn sie verän- er ausgewiesen ist? Nach welchem Recht derte das Umsatzsteuerrecht für juristische wird eine Kommune belangt, wenn eine für Kommunen Personen des öffentlichen Rechts grundle- gend. Und stellt Kommunen jetzt vor eine Steuererklärung fehlerhaft ist? „Sie sehen, der Paragraf 2b zieht einen ganzen Ratten- häufig positiv aus. große organisatorische Herausforderung. schwanz an Fragen und Entscheidungen nach sich. Um alle zu beantworten, haben Prozesse definieren – wir extra ein Muster eines Tax-Compliance- Entscheidungen treffen Management-Systems erstellt. Auf dessen „Kommunen müssen jetzt systematisch Basis bieten wir allen interessierten Kom- feststellen, welche Teile des eigenen Haus- munen Beratungsleistungen an.“ Beratung haltsplans umsatzsteuerpflichtig sind und scheint in der Zusammenarbeit zwischen welche nicht. Und welche einer Mischnut- IT-Dienstleistern und Kommunen immer zung unterliegen“, so Manfred Gaspers, mehr ein Schlüsselwort zu werden, und Leiter des Geschäftsfelds Finanzwesen zwar je komplexer die Anforderungen an bei der AKDB. „Es kann ja sein, dass eine die Verwaltung sind.
AKDB REPORT 03|2019 RECHT & VERWALTUNG 25 Hin zu einer zentralen Buchführung Selbstverständlich bedeutet Paragraf 2b auch für die Organisationsstrukturen in der Verwaltung mehr Zeit- und Personal- aufwand. Das gilt besonders für größere Kommunen – ab 10.000 Einwohnern. „Nehmen Sie zum Beispiel Regensburg, wo zurzeit 320 Mitarbeiter in der dezen tralen Buchhaltung im Anordnungsbereich arbeiten. Da werden Rechnungen in Kinder- gärten, Kliniken, im Bauhof und anderswo erfasst und geprüft. In dem Maße, in dem die Anforderungen beim Einbuchen von Rechnungen komplexer werden, ge- hen viele den Weg zu einer zentralen Buchhaltung. Das bedeutet wiede- rum, dass Rechnungslauf und An- ordnungsworkflows sich massiv verändern müssen.“ Kein Wunder, dass Personalabteilungen in Kom- munen gerade dringend Steuerex- perten suchen. Mittlerweile hat der stille Kampf um die besten Köpfe begonnen. „Wir beobachten, dass Kämmereien bei der Suche nach neuen Mitarbeitern sich zunehmend gegenseitig Konkurrenz machen.“ 56 Sonderfälle berücksichtigt Das veränderte Umsatzsteuerrecht hat auch erhebliche Konsequenzen für die Funktions- weise der Finanzsoftware. Nach über 2.000 Personentagen in der Entwicklungsabteilung kann die AKDB mit Stolz behaupten, als ein- ziger Anbieter das gesamte Umsatzsteuer- recht in ihrem Verfahren abzubilden – auch sämtliche Sonderfälle, etwa die Bearbeitung von Auslandsrechnungen. „Wir haben 56 dieser Extrafälle identifiziert und alle in un- gen ein zentraler Dienst in der Angebotspa- seren Buchungsdialogen berücksichtigt“, lette der AKDB. Welche Schritte müssen erklärt Gaspers. Inklusive Plausibilitätsprü- unternommen werden, um die Software ein- fungen. Darüber hinaus hat die AKDB vor zusetzen, wie soll sie konfiguriert werden? Jahren ein Meldecenter eingerichtet. Da- Zu diesen Themen müssen Mitarbeiter aus rüber können Kommunalverwaltungen, der Kämmerei intensiv informiert werden. die Finanzsoftware von der AKDB nutzen, Dass Bewegung in die Sache kommt, be- online ihre Steuererklärung ans Finanzamt merkt Manfred Gaspers seit längerem. „Wir melden. Egal, ob die Software autonom be- registrieren einen Anstieg an Schulungs- und trieben oder aus dem Rechenzentrum be- Webinar-Teilnehmern beim Thema Umsatz- zogen wird. Das Ziel: den Komplettservice steuer.“ Das sieht er als gutes Zeichen. Eine aus einer Hand anzubieten. Sorge bleibt ihm aber: „Ich hoffe nur, dass am Ende, kurz vor 2021, kein hektisches „Bei so vielen Veränderungen und Anpas- Gedränge entsteht.“ Seine Empfehlung an Mehr zum Thema § 2b UStG sungen in der Software“, so Gaspers, „ist Kommunalverwaltungen ist deshalb: Den finden Sie unter die ständige Weiterbildung der kommunalen Stier so früh wie möglich bei den Hörnern www.akdb.de/webinare Mitarbeiter ein Muss.“ Und so sind Schulun- zu packen. Am besten gleich heute. im Bereich Aufzeichnungen
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