Rosige Aussichten Windkraft startet international durch

Die Seite wird erstellt Melina Greiner
 
WEITER LESEN
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Nr. 31 – Dezember 2003

I n t e re s s e n g e m e i n s c h a f t W i n d k ra f t Ö s t e r re i c h

Rosige Aussichten
Windkraft startet international durch

78,1% Ökostrom bis 2010
Der ultimative Ökoschmäh des Jahrzehnts

CO2-Emissionen
Der Handel mit der Umweltverschmutzung

                Wild im Wind
                Die Kinder-Beilage zum Herausnehmen
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Editorial                                               IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at   E-mail: igw@igwindkraft.at

                                                   In Monopolstellung
                                                   ist´s gut munkeln
                                                   Wegen angeblicher formaler Fehler im Prozedere werden Vergütungen
                                                   nicht an Windkraftbetreiber ausgezahlt. Bleibt nur der Klagsweg, und
                                                   die Anwaltshonorare der E-Wirtschaft zahlen die Endverbraucher.

        Wieder ist es Weihnachten und               Die Liberalisierung der Energie-          um zu dem Geld zu kommen, das ihnen
man kann auf ein weiteres Jahr zurück-      märkte machte endlich mit der Monopol-            laut Ökostromgesetz eindeutig zusteht. Es
blicken. Wir von der Windkraft können       stellung der Energieversorgungsunterneh-          ist unerhört, dass der Formalismus und die
das heuer mit besonders großem Staunen      men (EVU) Schluss, nicht jedoch im Be-            Sturheit von Unternehmen, die im Bereich
tun: 2003 ist ein Rekordjahr geworden.      reich Netzbetrieb. Dieser stellt nämlich ein      Netzbetrieb in Monopolstellung tätig sind,
Bis Ende des Jahres wurden in Öster-        natürliches Monopol dar. Hier können die          zu Lasten der Ökoerzeuger gehen, die auf
reich etwa 250 MW Windkraft neu er-         alten EVUs weiterhin ihre Machtstellung           diese Monopolisten angewiesen sind. Die
richtet. Damit werden wir die 400-MW-       ausspielen, wie die anhaltenden Streitigkei-      Borniertheit der Verbund APG AG im be-
Grenze erreichen. Eine viertel Million      ten um die Auszahlung der Einspeisever-           sonderen sucht ihresgleichen, bekommt
Haushalte werden jetzt mit sauberem         gütung an Windparkbetreiber beweisen.             diese doch alle Aufwendungen, die ihr aus
Windstrom versorgt.                                 Das Ökostromgesetz hat die zentra-        dem Ökostromgesetz erwachsen, ersetzt.
        Wer hätte das gedacht: Nur weni-    le Aufgabe von Abnahme und Vergütung
ge Jahre ist es her, dass man noch strei-   der Ökoenergie einem neuen Akteur zu-             Endverbraucher zahlen die Streitkosten
ten musste, ob es in Österreich überhaupt   gewiesen: dem sogenannten Ökobilanz-                      Die Monopolunternehmen haben
Wind gibt. Vor zwei Jahren um diese         gruppenverantwortlichen (Öko-BGV). Für            aber auch nichts zu verlieren, wenn sie
Zeit waren es einige Bundesländer, die      die Regelzone Ost (Österreich ohne Tirol          nicht sofort auszahlen und dann später zur
uns mit katastrophalen Entwürfen für        und Vorarlberg) nimmt diese Aufgabe der           Zahlung verurteilt werden. Die Streitkosten
neue Einspeisetarife das Leben schwer       Netzbetreiber Verbund APG AG wahr.                werden dann höchstwahrscheinlich wieder
machten, und vor einem Jahr war die                                                           auf die Kosten der Netzbetreiber oder des
heftige Diskussion um die österreich-       Formalismus und Sturheit herrschen                Öko-BGV angerechnet werden. Am Ende
weiten Einspeisetarife gerade erst im                Zwischen dem Öko-BGV Verbund             zahlen die Endverbraucher über die Netz-
Abklingen. Aber auch noch zu Jahres-        APG AG und der EVN AG als regionalem              nutzungsentgelte die teuren Honorarnoten
anfang hätte sich niemand so recht träu-    Netzbetreiber ist es im Sommer wegen der          der Rechtsberater unserer E-Wirtschaft.
men lassen, dass 2003 satte 300 Mio.        Aufnahme von Windkraftanlagen in die              Wenn der Verbund verliert, sogar unter
Euro in die heimische Windkraft in-         Ökobilanzgruppe zu Problemen bei der              dem Titel Ökostromkosten. Hier hätte die
vestiert werden würden.                     Übermittlung der Inbetriebnahmedaten              Regulierungsbehörde E-Control ein breites
        So schön das alles auch ist: Der    von Windparks gekommen. Bei der Inbe-             Betätigungsfeld. Da Regulator Boltz sich
Stromverbrauch wächst derzeit leider        triebnahme ist ein gewisses internes Pro-         jedoch über jedes Hindernis, das auf dem
noch immer schneller, als wir mit dem       zedere zwischen EVN AG und Verbund                steinigen Weg der Ökostromerzeuger liegt,
Zubau von Erneuerbaren Energien nach-       APG AG einzuhalten, und dabei sind                zu freuen scheint, darf man sich von ihm
kommen. Wie seltsam und realitätsfremd      angeblich Störungen aufgetreten. Einer            wenig erwarten.
klingen da die dauernden Angriffe von       wartete auf das Tätigwerden des anderen.                  Für die Zukunft ist daher allen
Seiten der Wirtschaft und der E-Control,    Wer auch immer recht hat, Fazit ist, dass         Ökoerzeugern zu raten, sehr genau zu
dass die Erneuerbaren Energien und          die Verbund APG AG sich in einigen                überprüfen, ob die notwendigen Meldun-
speziell die Windkraft über das Ziel        Fällen weigerte, Vergütungen auszuzahlen.         gen betreffend Inbetriebnahme an die APG
hinausschießen. Dies ist nur möglich,       Die Schadensumme bewegt sich in sechs-            erfolgen. Man muss sich selbst um sein
wenn man europarechtliche Verpflich-        stelliger Höhe. Obwohl ein Kompromiss             Recht kümmern, denn die in Jahrzehnten
tungen wie das 78,1%-Ziel eigenwillig       bei einem Schlichtungsverfahren in der            aufgebaute Ignoranz der Monopolisten
interpretiert und die Öffentlichkeit        E-Control im Raum stand, siegte der               kann (und will) nicht von einem auf den
missverständlich informiert.                Justament-Standpunkt.                             anderen Tag abgelegt werden. Und bevor
        Dass wir das Ziel einer 100%-                Die Ökoerzeuger sind nun auf den         man von Boltz in Sachen Ökoenergie
Versorgung aus Erneuerbarer Energie         ordentlichen Rechtsweg angewiesen. Teure          etwas erhofft, ist es gescheiter, man
trotzdem weiter verfolgen, beweisen wir     und langwierige Verfahren sind notwendig,         wendet sich an das Christkind.
mit einigen Artikeln in dieser Ausgabe,
die beweisen, dass der nachhaltige Um-
bau der Energiesysteme möglich ist.
Denn eines zeigt uns das abgelaufene         Aktuelle Termine und Links zu weiteren Terminen finden Sie
Jahr: Unsere Visionen sind bisher zwar       auf unserer Website www.igwindkraft.at im Menü Home/Termine.
oft belächelt, aber von der Realität noch
immer übertroffen worden. In diesem
Sinne wünscht die IG Windkraft eine         Impressum
gesegnete Weihnachtszeit und ein            Windenergie Nr. 31 – Dezember 2003                Tel: 02742/21955, Fax: 02742/21955-5
frohes neues Jahr!                          Erscheinungsort und Verlagspostamt:               Redaktion: Mag. Stefan Hantsch,
                                            3100 St. Pölten; Aufgabepostämter:                Dr. Ursula Nährer, Mag. Gerhard Scholz
                                            1000, 1060, 1090, 1150 Wien; P.b.b.               Layout: Pepi Horak
                                            Medieninhaber und Herausgeber:                    Produktion: Mag. Gerhard Scholz
Stefan Hantsch                              Interessengemeinschaft Windkraft,                 Druck: Druckerei Walla, 1050 Wien
Geschäftsführer der IG Windkraft            3100 St. Pölten, Wienerstraße 22,                 DVR: 075658
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
International                                             IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at   E-mail: igw@igwindkraft.at

               Weltweit rosige Aussichten
               für die Windkraft
               Der weltweite Boom der Windkraft eröffnet der Branche neue Dimensionen. Die Windparkgrößen nehmen zu,
               zahlreiche Offshore-Projekte und riesige Windparks mit bis zu 225 MW pro Park sind in Planung. Da ist es klar,
               dass auch neue Hersteller versuchen, sich in diesem Markt zu etablieren.

               Mit über 200 MW gab es          inzwischen sieben neue Offshore-Gebiete           Vestas bereits über eigene Fertigungsstätten
2002 in den Niederlanden ein neues Re-         in der Ostsee ausgewiesen (Stora Mittel-          in Australien. Die Australian Wind Energy
kordjahr, wenngleich mit Lagerwey der          grunden, Groves Flak, Lilla Mittelgrunden,        Association geht kurzfristig von einem
letzte heimische „Traditionshersteller“        Södra Midsjöbanken, Norra Midsjöbanken,           jährlichen Zubau von 150 bis 350 MW aus.
Konkurs angemeldet hat. Als junges Unter-      Hoburgs Bank und Finngrunden), die je-            Schwierigkeiten gibt es geografisch bedingt
nehmen versucht Zephyr, sich durch den         weils mit mindestens 2-MW-Maschinen               beim Netzanschluss: Entfernungen von 40
Lizenz-Verkauf einer 2-MW-Maschine an          bestückt werden sollen. Trotz des verhal-         bis 80 Kilometer zum nächsten Netzanbin-
andere Hersteller eine akzeptierte Position    tenen Wachstums an Land gehen die Pro-            dungspunkt sind keine Seltenheit.
zu verschaffen. Staatliches Ziel ist es, bis   gnosen ab nächstem Jahr von jährlich
2010 an Land wie auf See jeweils 1.500         200 bis 300 MW aus.                               Indien größter Windmarkt Asiens
MW Windleistung zu installieren. Insbe-                Als neuer EU-Staat ab 2004 ist                    Indien stellt mit insgesamt rund
sondere durch zwei Offshore-Projekte in        Polen mit seiner 500 Kilometer langen Ost-        1.800 MW Windleistung den größten
der Nordsee (Q7-Windpark und Windpark          seeküste ein interessanter Markt. Dänische        Windmarkt Asiens dar. Der heimische
Egmond aan Zee) mit jeweils über 100           und deutsche Projektierungsfirmen sind            Anlagenhersteller Suzlon aus Bombay hat
MW dürfte die Neuleistung in den kom-          bereits mit Niederlassungen aktiv: Mit dem        inzwischen zum Sprung über die Ozeane
menden Jahren bei jährlich über 200 MW         neuen 30-MW-Windpark Zagorze hat der              angesetzt und Niederlassungen in den USA
und damit mehr als 20 Prozent liegen.          dänische Energieversorger Elsam in diesem         und Deutschland gegründet. Bis 2005 soll
                                               Jahr die bisher installierte Windleistung         die installierte Kapazität in Indien um
Großes Offshore-Potenzial vor den              (27 MW) mehr als verdoppelt. Ob ein Zu-           1.250 MW anwachsen und dann nach staat-
europäischen Küsten                            bau von jährlich 100 MW und mehr er-              licher Planung insgesamt 3.000 MW betra-
          Nachdem das Ausschreibungs-          reicht wird, hängt von der Strompreisge-          gen. Projektfirmen erwarten für die näch-
system NFFO zu keinem Wachstum der             staltung (derzeit völlig frei) und eventuel-      sten Jahre eine kontinuierliche jährliche
Windkraft geführt hat, versucht die briti-     len „Regenerativstrom-Verpflichtungen“            Zuwachsrate von rund 400 bis 500 MW.
sche Regierung die Erneuerbaren mittels        für die staatlichen Energieversorger ab.                  In Japan wird der Windenergie
eines Zertifikatesystems zu forcieren. Kürz-                                                     ebenfalls ein größeres Wachstum von
lich sind die Energieversorger in Großbri-     Jährlich 2.500 MW Wachstum außer-                 200 bis 300 MW prognostiziert. Motor
tannien verpflichtet worden, ab heuer min-     halb Europas erwartet                             der Entwicklung ist die Verpflichtung der
destens drei Prozent und ab 2010 minde-                 Experten rechnen in Zukunft mit          Energieversorger aus diesem Jahr, ihren
stens zehn Prozent des verkauften Stroms       jährlich rund 2.500 MW neuer Windlei-             Stromanteil aus regenerativen Energie-
aus regenerativen Energiequellen zu gewin-     stung außerhalb Europas, wobei die mei-           quellen bis 2010 von derzeit 0,3 Prozent
nen (Renewables Obligation). Wird die          sten neuen Windparks in den USA, Indien,          auf 1,3 Prozent zu erhöhen. Bislang wur-
Marge unterschritten, droht eine Strafge-      Japan und Australien entstehen.                   den jährlich mehr als 100 MW neu instal-
bühr von drei Penny (0,03 GBP) pro feh-                 In Australien befinden sich derzeit      liert. Hersteller wie Bonus, REpower
lender Kilowattstunde. Die britische Wind-     Windparks mit rund 4.000 MW Windlei-              oder DeWind haben entsprechende
energie-Vereinigung BWEA geht deshalb          stung in Planung. Heuer wird sich die in-         Joint-ventures abgeschlossen.
von jährlich über 500 neuen MW aus. Sig-       stallierte Leistung von 104 MW (Jahres-                   Die weltweiten Windenergiemärkte
nifikant für den Windmarkt Großbritannien      ende 2002) fast verdoppeln: Geplant sind          sind Thema der internationalen Fachmesse
sind neben einem großen Offshore-Poten-        zwei Großprojekte mit NEG Micon-                  WindEnergy 2004 (11. bis 14. Mai 2004) in
zial in der Nordsee, das die Regierung in      Maschinen in den Bundesstaaten South              Hamburg. Dort werden in speziellen Län-
einem Umfang von 4.000 bis 6.000 MW            Australia und Victoria. 2004 sollen zwei          derforen die wichtigsten Windmärkte welt-
nutzen möchte, auch die hohen Windge-          weitere Projekte auf Tasmanien und im             weit mit ihren politischen und wirtschaft-
schwindigkeiten an der Festlandküste.          Bundesstaat South Australia folgen. Dazu          lichen Rahmenbedingungen vorgestellt.
         Die schwedische Regierung hat         verfügen die Hersteller NEG Micon und             Web-Tipp: www.windenergy-hamburg.de

                                                                                                                                                    03
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Aktuelles                                                             IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at   E-mail: igw@igwindkraft.at

                  Ökostromanteil 78,1% bis 2010:
                  Der Ökoschmäh des Jahrzehnts
                  78,1% soll der Ökostromanteil 2010 in Österreich betragen, das bedeutet ein Plus von 8% im Vergleich zu 1997.
                  Dies behaupten zumindest Regierung und E-Control vollmundig in der Öffentlichkeit. In Wirklichkeit arbeiten
                  alle Verantwortlichen jedoch konsequent daran, dass der Ökostromanteil um 9% auf 61% fällt.

                Wer sich mit Erneuerbaren                mit knapp 70% einen Spitzenplatz inne.                  Vorsicht Kleingedrucktes!
Energien beschäftigt, kennt auch eine für                78,1%: So tönt es aus aller Munde, sei es                       Wie es Prozentanteile so an sich
Österreich fast magische Zahl: 78,1%.                    im Regierungsprogramm, dem zufolge                      haben, ist immer zu achten, worauf sie
Soviel soll laut EU-Erneuerbare-Energien-                dieser Wert schon 2008 erreicht werden                  sich beziehen! Und beim Ökostromanteil
Richtlinie der Anteil Erneuerbarer Energi-               soll, oder im aktuellen Folder der E-Con-               wird durch den stark steigenden Strom-
en (inklusive Großwasserkraft) im Jahr                   trol über Ökostrom. Auch die Industriel-                verbrauch immer tiefer in die Taschen-
2010 am österreichischen Stromaufkom-                    lenvereinigung verwendet gern die 78,1%,                spieler-Trickkiste gegriffen: Laut einer
men ausmachen. Dazu hat sich die öster-                  um die aus ihrer Sicht absurde Situation                an die Richtlinie angefügten Fußnote be-
reichische Bundesregierung 2001 ver-                     anzuprangern, dass man trotz Spitzenplatz               trachtet die Regierung die 78,1% dann
pflichtet. Ein sehr ehrgeiziges Ziel könnte              bei den Erneuerbaren deren Anteil weiter                als realistisch, wenn 2010 der Stromver-
man meinen! Schon jetzt hat Österreich                   ausbauen möchte.                                        brauch 56,1 Milliarden kWh (= Terawatt-
                                                                                                                 stunden [TWh]) ausmacht. Diese Zahl
                                                                                                                 von 56,1 TWh stammt aus einem Energie-
                                                                                                                 spar-Szenario einer EU-Studie und ent-
                                                                                                                 spricht in etwa dem tatsächlichen
                                                                                                                 Stromverbrauch von 1997.
                                                                                                                         Um 2010 wieder einen derart
                                                                                                                 niedrigen Stromverbrauch zu erreichen
                                                                                                                 (2002 betrug er immerhin 62 TWh),
                                                                                                                 wären deutliche Anstrengungen im
                                                                                                                 Energiesparbereich nötig.
                                                                                                                         Die Absichtserklärung der Regie-
                                                                                                                 rung in der EU-RL, den Stromverbrauch
                                                                                                                 bis 2010 auf dem Stand von 1997 einzu-
                                                                                                                 frieren, konnte vorerst als legitim verstan-
                                                                                                                 den werden und verdiente Respekt. Zwei
                                                                                                                 Jahre nach Inkrafttreten der Richtlinie
                                                                                                                 steigt der Stromverbrauch aber weiter
                                                                                                                 deutlich mit mehr als 2% pro Jahr an –
                                                                                                                 ohne dass die Regierung Maßnahmen
                                                                                                                 ergreift.
Grafik 1: Statt wie von der Regierung angekündigt, wird der Anteil Erneuerbarer Energie an der Stromauf-
bringung in Österreich nicht von 70% im Jahr 1997 auf 78,1% im Jahr 2010 steigen, sondern bis dahin sogar
                                                                                                                 Erneuerbaren Energien werden der
auf 61% sinken. Trotzdem wird beim Stromverbrauch nicht gebremst, sehr wohl aber beim Ausbau der Öko-            Realität nicht angepasst
energien (Grafik IG Windkraft).                                                                                           Was Ökoenergie-Allianz (vertreten
                                                                                                                 durch Biomasseverband, Bundesverband
                                                                                                                 Photovoltaik, IG Windkraft und Klein-
                                                                                                                 wasserkraftverband ÖVFK) und WWF in
                                                                                                                 einer Pressekonferenz am 2. Oktober zu
                                                                                                                 einem Aufschrei veranlasste, ist aber nicht
                                                                                                                 nur das Fehlen von konsequenten Energie-
                                                                                                                 sparmaßnahmen, um auf den Zielwert des
                                                                                                                 Stromverbrauches von 56,1 TWh im Jahr
                                                                                                                 2010 zu kommen. „Was uns besonders
                                                                                                                 stört, ist, dass es dem Wirtschaftsmini-
                                                                                                                 sterium anscheinend völlig egal ist, ob der
                                                                                                                 Zielwert von 56,1 TWh beim Stromver-
                                                                                                                 brauch erreicht oder weit überschritten
                                                                                                                 wird. Was hier an Konsequenz fehlt, will

                                                                                                                   Die Botschaft
                                                                                                                   Bei einem Stromverbrauch von 71,9
                                                                                                                   Mrd. kWh im Jahr 2010 sind 56,1 Mrd.
                                                                                                                   kWh Strom aus Erneuerbarer Energie
Grafik 2: Obwohl der Stromverbrauch ständig steigt und bis 2010 auf 71,9 TWh geklettert sein wird, legen Wirt-
schaftsministerium und E-Control ihrer Berechnung des Ökostromziels weiterhin nur den Gesamtverbrauch von          notwendig, um das Ökostromziel von
56,1 TWh aus dem Jahr 1997 zu Grunde. Dann freilich würden auch die 43,8 TWh aus Erneuerbaren Energien             78,1% zu erreichen.
zur Verwirklichung des 78,1%-Zieles reichen (Grafik IG Windkraft).
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Aktuelles                                                                IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at      E-mail: igw@igwindkraft.at

Beim Prozentrechnen gefehlt: Schon in der Unterstufe lernt man, dass sich bei einer Prozentrechnung auch das Ergebnis erhöht, wenn der Basiswert steigt.
Das Wirtschaftsministerium rechnet anders. Obwohl die Basis, also der tatsächliche Stromverbrauch, ständig steigt und bis 2010 real 71,9 Mrd. kWh erreicht haben wird,
rechnet man dort weiterhin mit den 56,1 TWh aus dem Jahr 1997. Denn schließlich will die Regierung 2010 die Erreichung des 78,1% -Zieles feiern können.

man offensichtlich allein bei den Erneuer-                 Klimaschutz läuft aus dem Ruder                          Klare Forderungen am Tisch
baren Energien einhalten. Statt auch die                           Stefan Moidl, Klima- und Energie-                        Die Ökoenergie-Allianz sowie
absoluten Ausbauziele für die Erneuerba-                   experte des WWF Österreich, ist ebenfalls                der WWF fordern, dass die Ziele im Öko-
ren an den tatsächlichen Stromverbrauch                    verärgert: „Die Potenziale für den Öko-                  stromgesetz derart angepasst werden,
anzupassen, um die Quote von 78,1%                         stromausbau in Österreich sind vorhanden.                dass 2010 auch wirklich 78,1% vom
auch bei gestiegenem Stromverbrauch zu                     Wir können auch ohne Taschenspieler-                     tatsächlichen Stromverbrauch erreicht
erreichen, wird hier wie ein Haftelmacher                  tricks das EU-Ziel erreichen. Dazu brau-                 werden. Außerdem müssen langfristige
darauf geachtet, dass es 2010 keine Kilo-                  chen wir erstens Ausbauziele für Wind,                   Vorgaben betreffend Stromverbrauch
wattstunde sauberen Strom mehr gibt als                    Biomasse, Biogas und Solarenergie. Zwei-                 sowie Ökostrom-Anteil entwickelt wer-
der ursprünglich notwendige Wert von                       tens muss die Regierung ambitionierte                    den. Bis zum Jahre 2010 sollen 49 TWh
43,8 TWh erfordert“, ist Stefan Hantsch                    Stromsparprogramme planen,                               aus erneuerbaren Energiequellen kom-
von der IG Windkraft empört.                               entscheiden und umsetzen.“                               men, das sind 5 TWh mehr als derzeit
        Der springende Punkt dabei ist:                            Dr. Heinz Kopetz, Präsident des                  geplant. Danach soll bei gleichzeitiger
Bei dem von der E-Control prognostizier-                   Biomasse-Verbands, präzisiert: „Wenn der                 Eindämmung des Stromverbrauchzu-
ten Stromverbrauchszuwachs auf 71,9                        Ökostrom-Anteil auf 61% fällt, dann läuft                wachses der Ökostromanteil kontinuier-
TWh bis 2010 sind 43,8 TWh keine 78,1%                     beim Klimaschutz endgültig alles aus dem                 lich ausgebaut werden. Ein Erneuerbare-
mehr, sondern nur noch magere 61%.                         Ruder. Die Treibhausgasemissionen der                    Energie-Anteil von 90 bis 100% wird bis
        „Wenn E-Control und Wirtschafts-                   Energiewirtschaft liegen 2001 um 9,4%                    zum Jahr 2020 für realistisch angesehen.
ministerium so weiter machen, wird das                     höher als 1990. Bei einem weiteren Strom-                Erster wichtiger Schritt in diese Richtung
78,1%-Ziel zum größten Ökoschmäh                           verbrauchzuwachs wie bisher droht 2010                   wäre auf jeden Fall die Aufhebung der
des Jahrzehnts“, fasst Stefan Hantsch                      eine weitere Zunahme auf 19 Mio. Ton-                    Deckelungen im Ökostromgesetz wie
die Kritik von Ökoenergie-Allianz und                      nen, der nationale Klimaplan erlaubt                     zum Beispiel des 15-MW-Deckels für
WWF zusammen.                                              hingegen nur 12,4 Mio. Tonnen.“                          Photovoltaik.

Ökoenergieallianz und WWF machten bei einer Pressekonferenz gegen den Ökoschmäh des Jahrzehnts ihren                Obwohl der steigende Verbrauch fossiler Energieträger
Unmut kund: „Die Regierung tut nichts gegen den rasant steigenden Stromverbrauch, bei den Erneuerbaren              das angestrebte Ökostromziel unmöglich macht, setzen
Energien will sie aber deckeln!“ v.l.n.r.: Stefan Moidl (WWF), Stefan Hantsch (IG Windkraft), Heinz Kopetz (Bio-    die Energieverantwortlichen auf dieses Auslaufmodell
masseverband), Peter Schubert (Kleinwasserkraftverband), Bernd Rumplmayr (Bundesverband Photovoltaik).              statt auf Erneuerbare Energien (Fotos: IG Windkraft).
                                                                                                                                                                            05
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Aktuelles                                                IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at      E-mail: igw@igwindkraft.at

               EU-Emissionshandelsrichtlinie:
               Handelbare Umweltverschmutzung
               Ende Oktober ist die EU-Emissionshandelsrichtlinie in Kraft getreten, die Gegenstand heftiger Lobby-
               Bemühungen der europäischen Industrie und Energiewirtschaft war. Endlich ein wirksames Instrument zur
               kosteneffizienten Treibhausgase-Reduktion? Oder ein komplexes Ungetüm, dass sich als Papiertiger entpuppt?

                Ursprünglich war die EU-       Unternehmen nicht genauso viele Zerti-           eine solche sei weder im europaweiten
Emissionshandelsrichtlinie als Instrument      fikate bekommen, wie sie benötigen wür-          und schon gar nicht im weltweiten Rah-
gedacht, mit der die EU ihre Kyoto-Ver-        den, sondern etwas weniger. So werden            men möglich. Dass die Zertifikate groß-
pflichtung erfüllen wollte, nun wurde sie      sie motiviert, entweder durch technologi-        teils kostenlos zugeteilt werden, sehen sie
aber unabhängig von Kyoto erlassen. Die        sche Verbesserungen den überschüssigen           als Affront: Die Unternehmen bekommen
Verpflichtungen gelten also unabhängig         Anteil an Emissionen zu reduzieren oder          die Rechte zur Umweltzerstörung auch
davon, ob das Kyoto-Protokoll von genü-        im selben Ausmaß von anderen Unterneh-           noch umsonst!
gend Staaten ratifiziert wird oder nicht.      men Zertifikate zu erwerben. Als Sanktion                Überhaupt ist die Zuteilung der
Unternehmen der Energiebranche sowie           wegen Emissionsüberschreitung sieht die          Zertifikate (und somit Berechtigungen zur
verschiedene Industriezweige wie zum           Richtlinie für den Zeitraum 2005/ 2008           Emission) eine delikate Frage. Dabei muss
Beispiel Metall-, Papier- oder Zellstoff-      einen Betrag von 40 Euro, für 2008/ 2012         abgewogen werden, wie effizient die Un-
industrie werden ab 1. Jänner 2005 ver-        dann 100 Euro pro Tonne Treibhausgase            ternehmen schon jetzt arbeiten (und nach
pflichtet, ihre Emissionen unter einen         vor. Zusätzlich dazu müssen entsprechen-         eigenen Angaben arbeiten sie natürlich
behördlich festgelegten Wert (Cap) zu          de Zertifikate jedoch im Folgejahr nachge-       schon sehr effizient!) und wie viel Reduk-
senken. Die Richtlinie unterscheidet zwei      wiesen werden, das heißt: Bei Nichterfül-        tion man ihnen noch abverlangen kann.
Handelszeiträume: Zuerst einen Dreijah-        lung kann man sich nicht durch Bezahlung         Andere Umweltorganisationen wiederum
reszeitraum von 2005 bis 2008, dann            der Sanktionssumme freikaufen, weshalb           begrüßen die Richtlinie. Wenigstens sei
einen Fünfjahreszeitraum von 2008 bis          Experten auch damit rechnen, dass die            ein erster realer Schritt gesetzt und es
2012. Dieser zweite Zeitraum fällt auch        Unternehmen sich die Zertifikate recht-          gebe nun festgeschriebene Prozeduren.
mit dem internationalen Emissionshandel,       zeitig beschaffen werden.
wie ihn das Kyoto-Protokoll vorsieht,                                                           Umweltministerium hält den Handel
zusammen.                                      Umweltorganisationen kritisieren                 für ein gutes Instrument
                                               praktische Undurchführbarkeit                            Im Umweltministerium sieht man
Emissionsausmaß zugeteilt                              An der Emissionshandelsrichtlinie        im Emissionshandel ein gutes Instrument
        Den betroffenen Anlagen wird ein       scheiden sich die Geister. Von manchen           für den höchst notwendigen Klimaschutz.
bestimmtes Ausmaß an Treibhausgasemis-         Umweltschutzorganisationen kommt der             Die Erlassung eines Emissionshandels-
sionen zugeteilt, das sie emittieren dürfen.   Vorwurf, dass sich die europäische Indu-         gesetzes steht vor der Tür. Zentrale Frage
Dies geschieht in Form von (Verschmut-         strie damit ein besonders komplexes              dabei ist die Zuteilung der Zertifikate.
zungs-)Zertifikaten. Vorerst wird nur Koh-     System erdacht hat, von dem sie hofft,
                                                                                                                                                   "
lendioxid (CO2) erfasst. Die Mitgliedstaa-     dass es niemals funktionieren wird. Kriti-       Die EU-Zertifikate erlauben es, ein bestimmtes
ten legen in einem nationalen Zuteilungs-      ker sprechen dem Emissionshandel schon           Ausmaß an Treibhausgasen zu emittieren. Da diese
plan fest, wie viele Zertifikate sie an die    ganz grundsätzlich jede Funktionsfähig-          Zertifikate kostenlos zugeteilt werden, erhalten die
                                                                                                Unternehmen das Recht auf Umweltverschmutzung
Unternehmen vergeben. Dabei ist sinn-          keit ab. Der Handel stehe und falle mit          auch noch, ohne dafür bezahlen zu müssen
vollerweise darauf zu achten, dass die         einer wirksamen Emissionskontrolle,              (Foto: NEG Micon).
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Aktuelles                                               IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at      E-mail: igw@igwindkraft.at

200 Firmenstandorte sind von der Richtli-      einem anderen Industriestaat, bei CDM           ca. 0,025 Cent), was tendenziell noch an-
nie betroffen. Der WWF kritisiert jedoch,      in einem Entwicklungsland. Vor kurzem           steigen wird. In Frage kommt nicht nur
dass der Entwurf bereits vor der offiziel-     präsentierte das Umweltministerium daher        ein Verkauf an die Republik Österreich im
len Begutachtung an Industrie und E-Wirt-      ein bis 2006 mit 72 Mio. Euro dotiertes         Rahmen des oben genannten Programms.
schaft zur Überarbeitung weiter geleitet       JI-CDM Programm. Dafür gab es heftige           Auch andere Staaten wie die Niederlande,
wurde, und befürchtet, dass so keine be-       Kritik von Umwelt-NGOs, die darauf              Dänemark, Spanien oder Schweden haben
sonders ambitionierten Ziele gesetzt wer-      beharren, dass Österreich seine Klima-          bereits entsprechende Programme laufen.
den. E-Wirtschaft und Industrie sind laut      schutzverpflichtung vor Ort, z. B. mittels      Die KWI arbeitet derzeit an der Entwick-
WWF zusammen für rund 40 Prozent der           Einsatz erneuerbarer Energien, erfüllen         lung von insgesamt sieben Windparks mit
österreichischen Treibhausgasemissionen        muss.                                           einer Gesamtleistung von insgesamt ca.
verantwortlich, allein die E-Wirtschaft                Die flexiblen Mechanismen JI und        50 MW in der Slowakei als JI-Projekt.
hatte zwischen 2000 und 2001 einen Zu-         CDM werden über kurz oder lang mit dem          Die Windparks werden gebündelt und
wachs von 17 Prozent bei den CO2-Emis-         EU-Emissionshandel verknüpft werden, so         als Gesamtprojekt vorbereitet. Auch in
sionen zu verzeichnen. Statt auf einen ver-    will es ein Vorschlag der EU-Kommission         Marokko und in China hat die KWI
stärkten Einsatz von erneuerbaren Ener-        für eine sogenannte Linking-Richtlinie.         Projekte in der Pipeline.
gien zu setzen, hat die E-Wirtschaft da-       Damit können klimarelevante Projekte,
gegen in den letzten fünf Jahren ihren         die außerhalb der EU durchgeführt wer-          Viel Luft um Nichts?
Kohleeinsatz verdoppelt.                       den, als Guthaben für Berechtigungen in                 Eine Moral aus der Geschicht´ aus-
        Umweltminister Pröll hält – zu-        das Emissionshandelssystem eingerechnet         zumachen scheint überaus schwierig. Nur
mindest in verschiedenen Wortmeldungen         werden. Darüber sind die Umweltschutz-          an der tatsächlichen Treibhausgase-Ent-
– am Kyoto-Ziel für Österreich entschie-       organisationen nicht erfreut, da es damit       wicklung in den nächsten Jahren wird man
den fest. Das Kyotoprotokoll (das unab-        möglich wird, Emissionsminderungen              erkennen, ob sich der Emissionshandel als
hängig von der EU-Emissionshandels-            innerhalb der EU einfach durch Projekte         „mission impossible“ erwiesen hat. Große
richtlinie besteht) erfordert für Österreich   außerhalb zu ersetzen. Die Kommission           Namen der Windbranche halten jedenfalls
eine Reduktion von 13% CO2 bis 2008/           tröstet damit, dass es Obergrenzen geben        ein wesentlich einfacheres Modell für
2012 im Vergleich zur Basis 1990. Eine         wird. Man wird also nur einen Teil des          wesentlich zielführender. „Man muss ein-
Zwischenbilanz 2001 ergibt aber, dass          Kyoto-Ziels mittels JI und CDM erfüllen         fach einen fixen Preis festlegen, wie viel
wir kein Minus von 13% sondern ein Plus        können.                                         die Emission einer Tonne CO2 kostet“,
von 9,6% verzeichnen. Das bedeutet, dass                                                       appellierte Enercon-Chef Aloys Wobben
Österreich 17 Mio. Tonnen CO2 einsparen        Bringt das Kyoto-Protokoll Chancen              auf der Europäischen Windenergiekonfe-
muss. Ein Viertel des österreichischen         für Windkraftprojekte?                          renz im Sommer und fügte hinzu: „Dann
Emissionsreduktionsziels soll nach Vor-                Manfred Stockmayer von der              muss man nicht mit diesen Zertifikaten
stellungen des Umweltministers aber mit-       St.Pöltner Firma KWI ist der Ansicht, dass      herumjonglieren.“
tels sogenannter flexibler Mechanismen         Windprojekte eine wesentliche Rolle bei
wie Joint-Implementation und Clean-            JI- und CDM-Projekten spielen werden.
Development-Mechanism (JI / CDM)               In Frage kommen Projekte ab 10 MW, die
erreicht werden.                               auch ohne JI/ CDM-Teilnahme nahe an
                                               der Wirtschaftlichkeit sein sollten. Rund
Länderübergreifende Anrechnungen               10% der Investitionskosten könnte man           E-Wirtschaft und Industrie sind laut WWF in Öster-
        Mechanismen wie JI und CDM             ganz grob gesprochen mit dem Verkauf            reich für rund 40% der Treibhausgas- Emissionen
ermöglichen, dass Klimaschutzprojekte im       von CO2-Zertifikaten lukrieren. Auf dem         verantwortlich. Statt jedoch verstärkt auf Erneuer-
                                                                                               bare Energien zu setzen, hat die E- Wirtschaft in den
Ausland auf den österreichischen Zielwert      Kyoto CO2-Zertifikatsmarkt werden der-
                                                                                               letzten fünf Jahren ihren Kohleeinsatz verdoppelt
angerechnet werden können. Bei JI han-         zeit Zertifikate um 5 Euro pro Tonne CO2        und 2001 gegenüber dem Vorjahr 17% mehr CO2
delt es sich um Emissionsreduktion in          gehandelt (umgerechnet auf die kWh              ausgestoßen (Foto: Archiv).
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Rosige Aussichten Windkraft startet international durch
Energiewirtschaft                                         IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at     E-mail: igw@igwindkraft.at

               Wer nachhaltig Strom erzeugen
               will, braucht Windkraft
               Um eine verlässliche, nachhaltige und ökonomische Energieversorgung sicher zu stellen, muss von über-
               holten Modellen abgegangen werden, argumentiert der deutsche Physiker und Wirtschaftswissenschaftler
               Marcel Krämer. Das von ihm entwickelte Modell zeigt, dass bis zu einem vollständigen Umstieg auf ein
               nachhaltiges Energiesystem gerade wegen der Windkraft die Kosten nicht steigen.

                 Über die künftige Struktur     Anlagen praktisch nicht geeignet, kurz-           merstrukturen angepasst werden konnte.
der Stromversorgung in Deutschland wird         fristige Leistungssprünge zu vollziehen.                  Der umgekehrte Weg – die Anpas-
„der Markt“ allein nicht entscheiden kön-                Für die so genannte Mittellast, das      sung der Verbrauchsstrukturen an die Er-
nen, um ein verlässliches, nachhaltiges, aber   ist die Nachfrage, die sich alltäglich durch      zeugung – fand zum Beispiel durch die
auch ökonomisches System zu gewährlei-          den am Morgen steigenden und am Abend             von den Energieversorgungsunternehmen
sten. Stattdessen sollte – auch aufgrund        wieder sinkenden Bedarf auszeichnet, sind         forcierte Verbreitung der strombetriebenen
der absehbaren Entwicklung bezüglich der        typischerweise Steinkohlekraftwerke vor-          Nachtspeicherheizöfen statt.
Erzeugungskapazitäten – schon jetzt die         gesehen, die bauartbedingt kürzere Anfahr-                Darüber hinaus nahm die Politik
Diskussion über die Stromversorgung der         und Reaktionszeiten haben. Zudem kann             durch die Genehmigung und Durchsetzung
Zukunft geführt werden. Denn: Es werden         ein wirtschaftlich konkurrenzfähiger Be-          der Kraftwerksstandorte erheblichen Ein-
letztlich politische Entscheidungen sein, die   trieb schon mit 4.000 Volllaststunden er-         fluss auf die heute existierende Struktur der
die Richtung der Entwicklung vorgeben.          reicht werden.                                    Stromerzeugung. Das „historisch gewach-
                                                         Die so genannte Spitzenlast, die         sene System“ basiert also auf Entscheidun-
Die alte, unflexible Struktur                   Nachfragespitze, die an Werktagen übli-           gen, die Politik und Energieunternehmen in
        Die Struktur der Stromerzeugung         cherweise zu den Mittagsstunden, im Win-          den 60er und 70er Jahren des letzten Jahr-
mit der Unterscheidung in „Grund-, Mittel-      ter auch in den Abendstunden auftritt, wird       hunderts als angebracht und sinnvoll erach-
und Spitzenlast“ entstand aus der Erkennt-      im Wesentlichen durch schnelle Gaskraft-          tet haben. Damals war von Liberalisierung
nis, dass der Verlauf der Stromnachfrage        werke abgedeckt. Diese Anlagen zeichnen           oder Klimaschutz jedoch nicht einmal an-
vergleichsweise regelmäßig und gut pro-         sich neben der guten Steuerbarkeit durch          satzweise die Rede. Die heutigen Rahmen-
gnostizierbar ist – insbesondere, wenn es       vergleichsweise geringe Investitionskosten        bedingungen haben sich nun grundlegend
sich um große Gebiete mit vielen Verbrau-       aus, wodurch auch weniger als 2.000 Voll-         geändert.
chern handelt. Dann konnte der Bedarf in        laststunden einen Betrieb wirtschaftlich
die drei Bereiche eingeteilt werden. Für        konkurrenzfähig machen können.                    Windkraft passt nicht ins System
jeden dieser Bereiche wurden angepasste                                                                   Nach Ansicht der Netzbetreiber
Erzeugungskapazitäten entwickelt. Der           Politische Entscheidungen                         steigen die Kosten des Netzbetriebs ins-
permanente Strombedarf, die so genannte                  Eine solche Aufteilung mit fest zu-      besondere aufgrund der gestiegenen Ein-
Grundlast, wird so zum Beispiel durch           geordneten Kraftwerkstypen für bestimmte          speisung fluktuierender Windenergie, was
Atomkraftwerke und Braunkohlekraftwer-          Zwecke basiert auf der Annahme fester             einen erhöhten Anteil so genannter Regel-
ke abgedeckt. Diese Kraftwerkstypen sind        Strukturen, die sich (auch zukünftig) nicht       energie erfordere, die aufgrund ihrer kurz-
für hohe Volllaststundenzahlen, üblicher-       ändern. Für den Bau der kapitalintensiven         fristigen Verfügbarkeit ein Mehrfaches an
weise zwischen 7.000 und 8.000, ausge-          „Grundlastkraftwerke“ waren energiepoli-          Kosten verursacht.
legt. Damit sind auch zwei charakteristi-       tisch sichere Rahmenbedingungen notwen-                   An dieser Stelle zeigt sich deutlich,
sche Merkmale festgelegt: Zum einen ist         dig, in denen klar sein würde, dass die er-       wie die Denkweise der im Energiesektor
aufgrund der hohen Investitionskosten           bauten Anlagen auch die projektierte Voll-        Verantwortlichen sich weiterhin an dem
der Anlagen der im Vergleich zu anderen         laststundenzahl erreichen. Dies war inso-         oben beschriebenen Modell des vergange-
Kraftwerkstypen wirtschaftlich konkurrenz-      fern gegeben, da es durch die Gebietsmo-          nen Jahrhunderts orientiert: Aufgrund der
fähige Betrieb erst bei hoher Auslastung        nopole keine anderen Stromerzeuger gab,           unflexiblen Struktur der derzeitigen Erzeu-
gegeben und zum zweiten sind solche             und so die Erzeugung den festen Abneh-            gung mit ihrem hohen Anteil an Braun-
                                                                                                  kohle- und Atomstrom passt die fluktu-
                                                                                                  ierende Erzeugung aus Windenergie nicht
                                                                                                  ins System, denn durch deren weiter wach-
                                                                                                  senden Anteil müssten gegebenenfalls
                                                                                                  bald auch die „Grundlastkraftwerke“ in
                                                                                                  ihrem Betrieb eingeschränkt werden, was
                                                                                                  diese im Endeffekt unwirtschaftlich werden
                                                                                                  ließe. Deshalb kann ein weiterer Ausbau
                                                                                                  der Windenergie nicht im Sinn der Be-
                                                                                                  treiber konventioneller Kraftwerke sein.

                                                                                                  Werden die Klimaschutzziele als Rahmenbedin-
                                                                                                  gungen vorgegeben, dann zeigt sich, dass die Ge-
                                                                                                  samtkosten der Stromerzeugung durch den Einsatz
                                                                                                  von Windenergie nicht steigen, wie von vielen
                                                                                                  Bewahrern der alten Stromerzeugungsstruktur
                                                                                                  behauptet wird, sondern unter marktwirtschaftlichen
                                                                                                  Voraussetzungen auf gleichem Niveau bleiben
                                                                                                  (Foto: IG Windkraft).
Energiewirtschaft                                        IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at   E-mail: igw@igwindkraft.at

Die Chance zur Erneuerung                     Eigenschaften der Windenergie (fluktu-            Die Untersuchungsergebnisse widerlegen
        Nun müssen aber bis 2020 mehr als     ierende und eingeschränkt vorhersagbare           diese Befürchtungen. Im Gegenteil: Wer-
50 GW Erzeugungskapazität in Deutsch-         Stromerzeugung) wurden explizit berück-           den die Klimaschutzziele als harte Rand-
land altersbedingt oder wegen dem be-         sichtigt. Das im Rahmen der Untersuchung          bedingung vorgegeben, zeigt sich, dass
schlossenen Atomausstieg ersetzt werden.      entwickelte Modell „WEsER“ (Wind                  die Gesamtkosten der Stromerzeugung
Diese Notwendigkeit zur Erneuerung könn-      Energy substitutes conventional Electricity       auch unter marktwirtschaftlichen Voraus-
te nun dazu genutzt werden, den begonne-      Resources) errechnet unter Vorgabe der            setzungen das gleiche Niveau erreichen.
nen Weg, die Stromerzeugung in Deutsch-       Rahmenbedingungen (u.a. CO2-Minde-                Es spricht also unter volkswirtschaftlichen
land zu einem nachhaltigen System zu ent-     rungsziele, Restbestände vorhandener              Gesichtspunkten nur wenig für einen libe-
wickeln, fortzusetzen. Dies hieße auch, die   Erzeugungskapazitäten und typischer               ralisierten Energiemarkt – falls die zu er-
CO2-Minderungsziele ernst zu nehmen und       Einspeiseverlauf der Windkraftanlagen             reichenden Ziele klar und vorgegeben sind.
somit bis 2020 die Emissionen (auch) im       sowie repräsentative Lastkurve) den                        Eindeutig sind die Ergebnisse auch
Energiesektor um 40% gegenüber 1990 zu        unter Kostengesichtspunkten optimal               hinsichtlich der optimalen Kraftwerkspark-
reduzieren. Dies kann nur mit der intensi-    zusammengesetzten Kraftwerkspark.                 struktur: Statt Braunkohle- und Atomkraft-
ven Nutzung der regenerativen Energien                                                          werken, deren Anteil zur Stromerzeugung
gelingen, dabei spielt die Windenergie und    Keine Mehrkosten durch Windkraft                  in 2020 gering bliebe, wäre ein großer An-
besonders die Offshore-Windenergie eine               Die Untersuchungsergebnisse zei-          teil schnell reagierender Gaskraftwerke zur
herausragende Rolle.                          gen, dass die Kosten der Stromerzeugung           Kompensation der fluktuierenden Erzeu-
                                              im Jahre 2020 nicht trotz, sondern gerade         gung aus Windenergie notwendig. Interes-
Der optimale Energiemix                       wegen der Windenergienutzung auf etwa             santerweise weist das Untersuchungsergeb-
        Die Anfang des Jahres vom Autor       dem gleichen Niveau wie 2000 verharren.           nis aber trotz der Klimaschutzziele auch
vorgelegte „Modellanalyse zur Optimie-        Im direkten Vergleich zur Erreichung der          noch einen erheblichen Anteil an Stromer-
rung der Stromerzeugung bei hoher Ein-        Klimaschutzziele zeigt sich die Nutzung           zeugung aus Steinkohle auf. Das CO2-Min-
speisung von Windenergie“ untersuchte         der Windkraftanlagen als der kostengün-           derungsziel von 40% kann aber trotzdem
die gesamtwirtschaftlichen Kosten der zu-     stigste Ansatz. Dabei steigt die Leistung         wegen der praktisch emissionslosen Erzeu-
künftigen Stromerzeugung unter Berück-        der installierten Windkraftanlagen, von           gung aus Windenergie erreicht werden.
sichtigung der zurückliegenden und zu er-     denen mehr als die Hälfte als Offshore-
wartenden Entwicklung des Ausbaus der         Anlagen erwartet werden, auf über 40 GW.
Windenergienutzung. Im Unterschied zu                 Große Bedeutung kommt auch der              Web-Tipp: www.weser-modell.de
bisherigen Ansätzen zur Beurteilung der       im EEG festgeschriebenen vorrangigen Ab-            Quelle: Gekürzter Artikel aus der
deutschen energiewirtschaftlichen Entwick-    nahme des regenerativ erzeugten Stroms              Frankfurter Rundschau online
lung erfolgte keine Fortschreibung des        zu. Führt diese „planwirtschaftliche“ Maß-          Autor: Marcel Krämer
Status quo, sondern die charakteristischen    nahme nicht zu erheblichen Mehrkosten?

Ja,  ich möchte die energiepolitische Arbeit der IG Windkraft
unterstützen und erkläre hiermit meinen Beitritt zum Verein.

Titel, Vorname, Zuname                                           Beruf

Organisation, Firma (bei Firmenmitgliedern)

PLZ, Straße, Ort

Tel, Fax, E-Mail
Ich wähle folgende Mitgliedschaft:            Die Mitgliedschaft beinhaltet die Vereinszeitschrift Windenergie (4x jährlich)
# Personenmitgliedschaft (30 €)               und Windenergie-Intern (ca. 4x jährlich Kurznews).
# Personenmitgliedschaft                      Zusätzlich bieten wir unseren Mitgliedern stark vergünstigte Abos von internationalen
    IGW Oberösterreich (30 €)                 Windenergiemagazinen (Aboinformationen und unverbindliche Probeexemplare
# Studentenmitgliedschaft (15 €)              nach der Anmeldung):
# Firmenmitgliedschaft:                       ● Neue Energie, Monatsmagazin des deutschen Bundesverbandes

                                                Windenergie (inkl. Anlagenmarkt-Übersicht) (50 €)
    Mindestbetrag 150 €;                      ● Erneuerbare Energien, deutsche Monats-Fachzeitschrift für Wind-

    für WK-Betreiberfirmen:                     und Sonnenenergie (inkl. Anlagenmarkt-Übersicht) (45 €)
    0,25 € / kW pro Jahr;                     ● Wind Directions, Magazin des Europäischen Windenergieverbandes EWEA,

    1 € / kW 1x bei Neuinstallation             6x jährlich, in Englisch (23 €)
# IGW Firmenbeiratsmitgliedschaft             Anmeldung bitte einsenden oder faxen an: IG Windkraft, Wienerstr. 22,
    (Sockelbetrag 600 € excl. MwSt.)          3100 St.Pölten, Tel.: 02742 / 21955, Fax: 02742 / 21955-5

Ort, Datum, Unterschrift
Betreiberporträt                                             IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at   E-mail: igw@igwindkraft.at

              Die WEB AG kehrt wieder heim
              nach Mitteleuropa
              Die Waldviertler WEB hat eine überraschende strategische Entscheidung getroffen und ihre spanische
              Tochterfirma Luz de Viento verkauft. Mit den frei gewordenen Kapazitäten will sich die WEB nun
              neben ihren Stammmärkten Österreich und Deutschland verstärkt in Tschechien engagieren.

                 Es war ein schöner Ausflug   Ein Ende ohne Schrecken                               konnten eine höhere Summe erlösen als
ins südspanische Andalusien. Zwei Jahre               Diese verschlechterten Rahmenbe-              uns das Andalusien-Engagement seit unse-
ist es her, dass die Waldviertler WEB die     dingungen gaben für die WEB den Aus-                  rem Start im Jänner 2002 gekostet hat.“
spanische Projektierungsgesellschaft „Luz     schlag, ihre spanische Tochterfirma an die
de Viento“ als 100%-Tochtergesellschaft       „Eolica Navarra“, einen der wenigen pri-              Budweiser statt San Miguel
in die damals neu gegründete WEB AG           vaten Windstromproduzenten Spaniens, zu                        Mit den gewonnenen Ressourcen
übernommen hat. Nun hat eine finanztech-      verkaufen und sich aus Spanien zu verab-              will sich die WEB nun wieder verstärkt in
nische Neuregelung des spanischen Ge-         schieden. 80 MW Leistung an vier ver-                 Mitteleuropa engagieren. Schon Anfang
setzgebers die Rahmenbedingungen vor          schiedenen Standorten waren in Planung,               2002 hatte sie ihre Fühler ins benachbarte
allem für kleinere Windkraft-Investoren       dafür hätte die WEB prompt 1,6 Mio.                   Tschechien ausgestreckt und in Brünn das
entscheidend verschlechtert. „Für den         Euro bereitstellen müssen. „Die Bindung               100%-Tochterunternehmen „Vetrna ener-
Netzzugang müssen Betreiber seit neue-        einer so großen Summe auf unbestimmte                 gie“ gegründet. Ein Dutzend potenzieller
stem erhebliche Bankgarantien aufbrin-        Dauer wäre nicht ohne Auswirkungen für                Windstandorte mit einem Gesamtvolumen
gen. Wir hätten kurzfristig für alle vier     unsere Unternehmensentwicklung geblie-                von 140 MW wurden seitdem projektiert.
projektierten Standorte 20 Euro pro be-       ben“, resümiert Vorstandsvorsitzender                 Vor Ort beschäftigt die WEB zwei Mitar-
antragter Kilowatt Anschlussleistung hin-     Andreas Dangl und betont: „Wir scheiden               beiterinnen und kooperiert mit tschechi-
terlegen müssen“, erklärt WEB-Finanz-         aus Spanien mit einem lachenden und                   schen Partnern aus der Windszene und mit
vorstand Andreas Pasielak.                    einem weinenden Auge. Vor dem Hinter-                 österreichischen Unternehmen, die am
                                              grund der neuen Rahmenbedingungen in                  Immobiliensektor tätig sind.
                                              Andalusien sind die 1,6 Mio. Euro in                           Die strategische Entscheidung,
                                              unseren aktuellen Projekten in Österreich             nach Tschechien zu gehen, war nicht nur
                                              und Deutschland derzeit lukrativer ange-              durch die geographische Nähe zum Nach-
                                              legt. Das war ausschlaggebend für unsere              barn bedingt, sondern auch durch eine viel
                                              rasche Entscheidung.“                                 versprechende Verbesserung der Rahmen-
                                                      Und laut Andreas Pasielak kehrt               bedingungen für die Nutzung Erneuerba-
                                              die WEB dem spanischen Markt ohnehin                  rer Energieträger in Tschechien: 9,1 Cent
                                              mit schwarzen Zahlen den Rücken: „Wir                 pro Kilowattstunde werden bei der Ein-
                                                                                                    speisung ins öffentliche Netz vergütet. Es
                                                                                                    gilt allerdings, auch den Nachteil im Auge
                                              Die WEB-Leute blicken zwar etwas wehmütig auf
                                              den Ausflug nach Spanien zurück, unterm Strich
                                                                                                    zu behalten: Dieser Tarif wird – anders als
                                              steigt die WEB jedoch mit einem klaren Ertragsplus    in Österreich oder Deutschland – nicht für
                                              aus. Die spanischen Windfirmen bleiben damit          eine bestimmte Zeit garantiert. Allerdings
                                              weiterhin am liebsten unter sich (Foto: WEB).         erwartet man sich bei WEB, dass ein
                                                                                                                                                 "
Betreiberporträt                                        IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at     E-mail: igw@igwindkraft.at

solcher Zeitrahmen von dem in Vorberei-       einer viermonatigen Bauzeit die Aufstel-
tung befindlichen neuen Einspeisegesetz       lungsarbeiten für neun Vestas V80 mit
festgelegt wird. Kommt eine derartige         2 MW Nennleistung abgeschlossen. Be-
zeitliche Garantie und wird an der Tarif-     treiber ist die Neuhof I GmbH, an der
schraube nicht allzu stark in die „falsche“   die WEB mit 55,55% und die Ökowind
Richtung gedreht, könnte Tschechien ein       GmbH mit 44,45% beteiligt sind.
Boom bei der Windstromerzeugung be-                   Der Standort mit überdurchschnitt-
vorstehen.                                    lichen Windgeschwindigkeiten verspricht
        „Der Wind kennt keine Grenze und      eine Jahresproduktion der fünf in WEB-
die Idee, stärker auf regenerative Energien   Eigentum stehenden Maschinen von
zu setzen, ist auch in Tschechien reif“,      26.250 MWh. Und Andreas Dangl blickt
meint Andreas Dangl. Die bisherigen An-       schon wieder nach vorn: „Hält die Pro-
sätze der tschechischen Regierung deutet      gnose, dann wird der Windpark Neuhof
Dangl als positives Signal und gibt die       der bisher effizienteste Windpark der
Richtung vor: „Wenn die Gesetzesnovelle       WEB.“
entspricht, werden wir diese Einladung                Dabei war die Umsetzung dieses
nicht ausschlagen und spätestens ab 2005      Projekts alles andere als einfach, fehlte
den ersten WEB-Strom in die tschechi-         doch die Möglichkeit eines Netzanschlus-
schen Netze einspeisen.“                      ses. Und wie es Andreas Pasielak kurz
                                              fasst: „Im Burgenland geht ohne die
Weiterhin schnelles Wachstum auf              BEWAG gar nichts.“ Zum Glück konnten
gewohntem Terrain                             die Projektpartner Ökowind und WEB
        Die im Sommer dieses Jahres ab-       durch Projekt-Knowhow und wechsel-
geschlossene 5. Kapitalerhöhung hat zu-       seitige Stärken mit der BEWAG eine er-
sätzliches Eigenkapital von 12,5 Mio.         freuliche Lösung erzielen. Die BEWAG
Euro in die Kassa fließen lassen. „Wir        plante nämlich am benachbarten Standort
haben 844 neue Aktionäre mit unserer          Neudorf selbst 22 Windkraftanlagen, für
Windbegeisterung anstecken können und         die sie ein Umspannwerk errichtete, das
verzeichnen damit in Summe schon 1.665        nun beide Windparks an das Leitungsnetz
Windmüller und -müllerinnen, die sich an      anschließt.
unserer Windernte wirtschaftlich beteili-
gen“, freut sich „Finanzminister“ Andreas     Neue Chancen im Repowering
Pasielak. Damit hat die WEB auch ihren                Parallel zu den burgenländischen
Charakter als Bürgerbeteiligungsunter-        Aktivitäten laufen mit Hochdruck die
nehmen mit überregionalem Streubesitz         Bauarbeiten an zwei WEB-Standorten im
gewahrt und die Gesamtzahl der Aktio-         Osten Deutschlands: Neun Windkraft-
näre innerhalb weniger Monate mehr            werke drehen sich für die WEB bereits in
als verdoppelt.                               Wörbzig, einem Marktflecken zwischen
        Aber Andreas Pasielak kennt vor       Magdeburg und Halle. Bis Ende Dezem-
allem seine Stammklientel: „Wir haben         ber gehen drei weitere 1,65-MW-Anlagen
unsere alten Anleger nicht enttäuscht. Da-    ans Netz. Der absolut größte Windpark
her haben sich diese auch wieder kräftig      der WEB wird allerdings in Altentreptow,
eingedeckt und bereits 64% der neu auf-       80 Kilometer südöstlich von Rostock,
gelegten WEB-Aktien während der drei-         stehen. Noch im Dezember werden dort
monatigen Bezugsrechtsfrist gezeichnet.“      15 Vestas V80 mit je 2 MW ihre Produk-
Deshalb werden auch im „Traderoom“,           tion aufnehmen. „Ein Quantensprung für
der im Mai diesen Jahres neu eingerich-       unser Unternehmen“, freut sich Andreas
teten Plattform für den Handel mit WEB-       Dangl: „Wer einen Windpark dieser Größe
Aktien, nur geringe Stückmengen ange-         realisiert, wird auch auf dem deutschen
boten. Pasielak weiß: „Wer jetzt eine         Markt ernst genommen. Unserer Firma
WEB-Aktie besitzt, will sie in der Regel      steht in den nächsten Wochen der größte
auch behalten.“                               Wachstumsschritt ihrer Unternehmens-
                                              geschichte bevor.“
Blaufränkischer statt Rioja                           Im Vergleich mit anderen priva-
        Auch was die installierten Anla-      ten Betreibern liegt die WEB auch in
gen betrifft steht die WEB nun vor ihrem      Deutschland im Vorderfeld. Obwohl mitt-
größten Wachstumschritt. Dabei spielt         lerweile das Potenzial für neue Projekte
die magische Zahl 23 eine tragende Rolle.     vom Flächenangebot her begrenzt ist,
Zur Zeit rotieren 23 Windräder in Öster-      sieht Andreas Pasielak nach wie vor gute
reich und weitere 23 in Deutschland.          Chancen: „In Deutschland wird es in
Und bis zum Jahreswechsel bringt die          den nächsten Jahren verstärkt um den
WEB weitere 23 Anlagen ans Netz. Bei          Repowering-Markt gehen. Alte Windräder
der installierten Nennleistung wächst         mit 600 kW werden zu ersetzen sein.
                                                                                                Im burgenländischen Neuhof laufen 5 von 9 Vestas
die WEB damit von 48,8 MW um 92%              Leistungsfähigere MW-Maschinen mit
                                                                                                V80–2,0 MW auf Rechnung der WEB. Der Standort
auf 93,8 MW.                                  größeren Nabenhöhen und Rotorflächen              mit überdurchschnittlichen Windgeschwindigkeiten
        Im nordburgenländischen Neuhof        werden dann an diesen Standorten eine             verspricht der bisher effizienteste Windpark der
(Gemeinde Parndorf) wurden gerade nach        noch effizientere Windernte einbringen.“          WEB zu werden (Foto: WEB).
                                                                                                                                                    13
Herstellerporträt                                         IGW im Internet: http://www.igwindkraft.at     E-mail: igw@igwindkraft.at

               REpower schaut über die
               Grenzen Deutschlands
               Die Zusammenführung mehrerer auf Windenergie spezialisierter Einzelfirmen mündete im Jahr 2000 in die
               REpower Systems-Gruppe, die seit 2002 als AG börsennotiert ist. In REpower sind die Kompetenzen
               Entwicklung, Lizenzierung, Produktion und Vertrieb von Windkraftanlagen zusammengefasst.

                Schon von weitem weisen        Windenergienutzung in Deutschland zäh-            Die Bündelung aller Kräfte
uns die drei unterschiedlich großen Wind-      len: Klaus-Detlef Wulf und Hugo Denker.                   Die im Lauf der 1990er Jahre auch
räder den Weg. Direkt an der Hafenmün-         Bereits 1991 erfolgte die Gründung der            in der Windenergiebranche erfolgte Markt-
dung von Husum liegt das Werksgelände          Jacobs Energie GmbH in Husum als eigen-           konzentration hatte auch den Herren Den-
von REpower. Hier befanden sich vor eini-      ständiger Windenergieanlagenhersteller, der       ker und Wulf zu denken gegeben. Kleine
gen Jahren noch die alten Husumer Schiffs-     1994 die erste selbstentwickelte 500kW-           Anbieter fielen weg oder wurden übernom-
werften, heute werden hier moderne Wind-       Anlage vorstellte. In den Jahren darauf           men, die Big Players blieben über und teil-
kraftanlagen hergestellt. Bei unserem Be-      wurden in rascher Folge weitere Firmen            ten sich den Kuchen. So reifte die strate-
such werden wir von Vertriebsleiter Jürgen     positioniert, die durch wechselseitige Auf-       gische Entscheidung, die vorhandenen Ein-
Millhoff und seinem Mitarbeiter Paul           träge und Lizenzvereinbarungen miteinan-          zelkräfte zu bündeln und sich, wie man
Schokal, der im Vertrieb für Österreich        der dicht verflochten waren und die Ent-          heutzutage sagt, am Markt neu aufzustel-
zuständig ist, gastfreundlich empfangen.       wicklung, Produktion und Aufstellung              len. Das Jahr 2000 wurde dann zu dem
                                               von Windkraftanlagen bis 1 MW zügig               der großen Weichenstellung.
Silicon Harbour der Windkraft                  vorantrieben.                                             Fünf eigenständige GmbHs (Jacobs,
        In Nordfriesland gehen die Uhren               Ende 1998 errichtete Jacobs den           pro + pro Energiesysteme, BWU-Branden-
anders. Man nimmt sich viel Zeit für den       Prototyp der MD 70 mit einer Nennlei-             burgische Wind- und Umwelttechnologien,
Besuch. Wir erhalten kompetente und der-       stung von 1,5 MW und einem Rotordurch-            BWU-Anlagenfertigung und -service,
art umfangreiche Informationen, dass wir       messer von 70 m. (In der Typenbezeich-            Denker & Wulf) wurden in der REpower
damit ein ganzes Heft füllen könnten. Jür-     nung tauchte dabei zum ersten Mal der             Systems-Gruppe zusammengeführt, die
gen Millhoff, exquisiter Kenner nicht nur      Hinweis auf die Leistung in römischen             sich Ende 2000 als AG konstituierte und
der deutschen Windszene, der schon bei         Ziffern auf: MD = 1.500 kW. Die damit             schließlich 2002 an die Börse ging. Die
einigen Windenergiefirmen Erfahrung ge-        verbundene Zahl benennt immer den                 beiden Firmengründer und Gesellschafter
sammelt hat, ist kein gebürtiger Nordfriese,   jeweiligen Rotordurchmesser.) Diesem              sind auch heute noch an Bord: Klaus-
mittlerweile dort aber heimisch geworden:      Ereignis ging eine freidenkerische Mana-          Detlef Wulf ist mittlerweile Vorsitzender
„Husum ist ja geradezu das Silicon Valley      gemententscheidung voraus, durch welche           des Aufsichtsrates der REpower Systems
oder der Silicon Harbour der deutschen         drei Experten für Windkraftanlagen zwei           AG, während Hugo Denker im Vorstand
Windindustrie. Husum hat 21.000 Einwoh-        Jahre lang für das Projekt freigestellt wur-      für die Bereiche Produktion und Vertrieb
ner, und mit REpower, Vestas und Micon         den, eine 1,5-MW-Anlage zu entwickeln.            verantwortlich zeichnet.
allein 1.000 Arbeitsplätze in der Windbran-    In der Folge ging die MD 70 sowie die                     In REpower sind die Kompetenzen
che. Von der Umwegrentabilität unserer         Variante MD 77 für windschwächere                 Entwicklung, Lizenzierung, Produktion und
Windmesse ganz zu schweigen.“                  Standorte in Serie. Diese MD-Anlage               Vertrieb von Windkraftanlagen zusammen-
                                               wurde seither innerhalb und außerhalb             gefasst. Die neugegründete Denker & Wulf
Serienfertigung und Lizenzen                   Deutschlands auch vielfach in Lizenz              AG, an der REpower einen 84,1%-Anteil
        Die jetzige REpower Systems AG         gefertigt, so dass sie laut Herstelleran-         hält, betätigt sich hingegen als Projektent-
hat eine lange Geschichte. Dahinter stehen     gaben unter allen Anlagentypen einen              wickler mit einem Leistungsspektrum von
zwei Männer, die zu den Pionieren der          Weltmarktanteil von 10% erreicht hat.             der Standortakquisition und der planeri-
                                                                                                 schen Betreuung über die Projektfinan-
                                                                                                 zierung bis hin zur Errichtung des Ge-
                                                                                                 samtprojektes.
                                                                                                         Die Produktion teilt sich zwei zu
                                                                                                 einem Drittel auf die Standorte Husum und
                                                                                                 Trampe auf. Die Hafenstadt Husum bietet
                                                                                                 mit ihrer geografisch günstigen Lage an
                                                                                                 der Nordsee beste Voraussetzungen für die
                                                                                                 Erschließung des zukunftsträchtigen Off-
                                                                                                 shore-Marktes und vom nordöstlich von
                                                                                                 Berlin gelegenen Trampe tut sich der Weg
                                                                                                 zu den Hoffnungsmärkten im osteuro-
                                                                                                 päischen Raum auf.

                                                                                                  Auf dem Gelände der ehemaligen Husumer Schiffs-
                                                                                                  werft, direkt an der Hafenmündung in die Nordsee,
                                                                                                  liegt einer der beiden Produktionsstandorte der
                                                                                                  REpower AG. Von hier aus soll auch der zukunfts-
                                                                                                  trächtige Offshore-Markt erschlossen werden
                                                                                                  (alle Fotos: REpower).
Sie können auch lesen