Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24

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Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
2 2017

                                                                                          Industrie- und Handelskammer
                                                                                         für Essen, Mülheim an der Ruhr,
                                                                                                    Oberhausen zu Essen

                                                                                             www.essen.ihk24.de

D A S W I r t S c h A f t S m A g A z I n F Ü R M Ü L H E I M A N D E R R U H R, E S S E N U N D O B E R H A U S E N

Grüne Schlüsselindustrie
Saubere Ideen
für die Umwelt
Ankommen leicht gemacht
Neues Welcome- und ServiceCenter

Webshops
Datenschutzrecht für Online-Händler

Ausbildungsmarkt im Wandel
Erstmals unter 10.000 Auszubildende
Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
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Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
EDITORIAL

Investitionsoffensive starten
V    or wenigen Tagen hat sich der nordrhein-westfä-
     lische Landtag in einer Anhörung mit der Frage
beschäftigt, wie die Investitionsfähigkeit der Kommu-
                                                        Dies kann nicht mit einem weiteren Anziehen der Steuerschraube
                                                        bei der Gewerbe- und Grundsteuer erreicht werden. Vielmehr
                                                        liegt die Lösung bei einer Neugestaltung des Finanzausgleich-
nen gestärkt werden kann. Dabei ist das Problem ein     systems des Landes NRW. Zurzeit beträgt der Anteil der Städte
bundesweites: Eine im Oktober 2015 veröffentlichte      am Aufkommen von Einkommensteuer, Körperschafts- und Um-
Studie des DIW Berlin hat aufgezeigt, dass sich die     satzsteuer 23 Prozent. Eine Anhebung auf ein Niveau von 28,5
kommunale Investitionstätigkeit seit 1991 etwa hal-     Prozent (wie es bis 1985 gültig war) würde nachhaltig die Inves-
biert hat. Seit der Jahrtausendwende reichen die kom-   titionsfähigkeit der Gemeinden stärken.
munalen Investitionen noch nicht einmal mehr aus,           In diesem Zusammenhang interessant sind Ergebnisse einer
um die bestehende Infrastruktur zu erhalten bzw. zu     DIHK-Befragung. Danach würde eine Verbesserung der Verkehrs-
modernisieren. Man fährt sozusagen „auf Verschleiß“.    infrastruktur jedes fünfte Unternehmen zu eigenen Investitionen
   Bundesdurchschnittlich wurden im Jahr 2013 je        veranlassen, bei einer Optimierung der Breitbandversorgung ist
Einwohner 270 Euro investiert, die meisten NRW-         es sogar jedes vierte. Die enorme Multiplikatorwirkung öffentli-
Gemeinden fielen hier deutlich zurück. So lag der       cher Investitionen wird übrigens deutlich, wenn man sich das
Wert in Essen bei 158 Euro, in Mülheim an der Ruhr      Verhältnis sämtlicher privater wie öffentlicher Investitionen
immerhin bei 267 Euro und in Oberhausen gar nur         (Bund, Länder, Gemeinden) ansieht: 90 Prozent aller investierten
bei 99 Euro. Insgesamt müssten die NRW-Kommunen         Mittel entfallen auf die private Wirtschaft – ein Hebel, den es zu
allerdings jährlich etwa 5,6 Mrd. Euro mehr investie-   nutzen gilt!
ren, um pro Einwohner ein vergleichbares Investi-           Wenn es gleichzeitig noch gelingt, Planungs- und Genehmi-
tionsniveau wie Bayern zu erreichen. Die Gemeinden      gungsverfahren zu entbürokratisieren und der Wirtschaft aus-
an Rhein und Ruhr sind aber vielfach drastisch unter-   reichende Flächenkapazitäten zur Verfügung zu stellen, schaffen
finanziert. Hier muss der Hebel angesetzt werden.       wir ausgezeichnete Voraussetzungen für zukünftiges Wachstum.

                       Jutta Kruft-Lohrengel                                Dr. Gerald Püchel
                       Präsidentin                                          Hauptgeschäftsführer

                                                                                                                MEO 2/2017   3
Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
INHALT

          Titelthema
    6 Grüne Schlüsselindustrie

          Saubere Ideen
          für die Umwelt

                                                                                                                                               Foto: Robert Kneschke - Fotolia.com
                                                                                          38/39 Schwerpunktthema
                                                                                                „Menschen befähigen –
                                                                                                Wirtschaft stärken“
                                                      Foto: Sergey Nivens - Fotolia.com

    3 Editorial                           30 Neues aus Berlin und Brüssel                              36 Webshops
    ______                                                                                                Datenschutzrecht für
                                          31 IHK-Aktuell                                                  Online-Händler
    5 Impressum                           ______
    ______                                                                                             38 Teilqualifikation
                                              Innovationsbotschafter                                      Chancen nutzen
         Titelthema                       32 SHS Plus GmbH
    6    Grüne Schlüsselindustrie            Innovativ von Anfang an                                   39 DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer
       Saubere Ideen für die Umwelt       ______                                                          „Menschen befähigen –
    ______                                                                                                Wirtschaft stärken“
                                             Thema
    18 Region                             34 IHK ist Partner des neuen                                 40 Neue Workshopreihe
    ______                                    Welcome- und ServiceCenters                                 „Digitaler Dienstag“
                                              Ankommen leicht gemacht
       Praxis                                                                                          41 Google ändert seinen Suchindex
    24 Verbraucherpreisindizes                                                                            Was Unternehmer wissen sollten

    28 Angebote für
       Existenzgründer und
       Jungunternehmer

    29 Existenzgründer- und
       Nachfolgebörse

                               40 Neue Workshopreihe
                                                                                                                                               Foto: Maksim Pasko - Fotolia.com

                                   „Digitaler Dienstag“

4   MEO 2/2017
Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
IMPRESSUM

                                                                                                                 Herausgeber
                                                                                                                 Industrie- und Handelskammer für Essen,
                                                                                                                  Mülheim an der Ruhr, Oberhausen zu Essen,
                                                                                                                  45117 Essen
                                                                                                                   Haus- und Lieferanschrift
                                                                                                                   Am Waldthausenpark 2 • 45127 Essen
                                                                                                                    Fon 0201 1892-0 • Fax 0201 1892-173

                                                                    Foto: Andrey Burmakin - Fotolia.com
                                                                                                                    www.essen.ihk24.de
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                                                                                                                      Redaktion
                                                                                                                      Dr. jur. Gerald Püchel (verant.)
                                                                                                                      Dipl.-Des. Gabriele Pelz
                                                                                                                       Fon 0201 1892-214
                                                                                                                       Anja Matthies M.A.
       44 meo im Gespräch mit den Mediatoren                                                                           E-Mail: meo@essen.ihk.de

          Ingo Aulbach und Dr. Winfried Grieger                                                                         Verlag, Gestaltung und Druck
          Wie geht Mediation?                                                                                           commedia GmbH • Olbrichstraße 2
                                                                                                                        45138 Essen • Fon 0201 879 57-0
                                                                                                                        Anzeigenservice
                                                                                                                        Aschendorff Verlag GmbH & Co.KG
42 Jan-Philipp Reinicke                     48 Sichern Sie selbst Ihren
                                                                                                                        Media Sales
   Wirtschaftsjunioren Essen mit               Fachkräftenachwuchs
                                                                                                                        An der Hansalinie 1 • 48163 Münster
   neuem Vorsitzenden
                                                                                                                        Anzeigen: Herbert Eick (verant.)
                                                 Verlagssonderveröffentlichung                                          Anzeigenberatung und -verkauf:
43 Marketingpreis Tacken 2017                    „Personaldienstleister“                                                Fon 0251 690-4794
                                            50 Daten und Fakten zur Zeitarbeit                                          Fax 0251 690 804 801
44 meo im Gespräch mit den                     Wussten Sie schon, dass …                                                E-Mail: zeitschriften@aschendorff.de
    Mediatoren Ingo Aulbach und
    Dr. Winfried Grieger                    52 Die Digitalisierung und ihre Heraus-                                    Bezugspreis
   Wie geht Mediation?                           forderungen für den Arbeitsmarkt                                      2,50 Euro monatlich
                                               „Die Reaktionsgeschwindigkeit auf                                       25,00 Euro Jahresabonnement
______
                                               technische Entwicklungen wird                                           Vertrieb
    Verlagssonderveröffentlichung              unseren Erfolg ausmachen!“                                             commedia GmbH
    „Ausbildung in der MEO-Region“          ______                                                                    Eva Lupp
46 2016 erstmals unter                                                                                               Fon 0201 87957-0
    10.000 Ausbildungsverhältnisse          55 Personalien/Bekanntmachungen                                          E-Mail: office@commedia.de
    Der Ausbildungsmarkt wandelt sich       ______
                                                                                                                    Erscheinungstermin
47 1. Deutscher Ausbildungsleiter-          58 Kultur                                                               Jeweils zum Monatsbeginn
    kongress                                                                                                      Auflage
    Die duale Ausbildung geht                                                                                     47.474 (Druckauflage 4. Quartal 2016)
    in Führung
                                                                                                                  Nachdruck in Wort und Bild ist nur mit
48 Flüchtlinge ausbilden                                                                                          Genehmigung der Redaktion gestattet. Alle
   Betriebliches Engagement läuft an                                                                             Nachrichten werden nach bestem Wissen,
                                                                                                                jedoch ohne Gewähr veröffentlicht. MEO ist
                                                                                                               das öffentliche Organ der IHK zu Essen und
                                                                                                              wird den beitragspflichtigen IHK-Unternehmen
                                                                                                             im Rahmen ihrer Mitgliedschaft ohne beson-
                                                                                                            deres Entgelt geliefert.
Beilagenhinweis: Fast Rent                                                                                 Titelfoto: Sergey Nivens - Fotolia.com
                 Wir bitten um freundliche Beachtung.                                                     Fotos Editorial und der IHK-Ansprechpartner:
                                                                                                          Mike Henning

                                                                                                                                                         MEO 2/2017   5
Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
TITELTHEMA

                          Grüne Schlüsselindustrie

                         Saubere Ideen
                    für die Umwelt
                    Die Umweltwirtschaft schafft nicht nur Innovationen, sondern auch
                    zukunftsorientierte Arbeitsplätze. Sie sichert internationale Wettbewerbs-
                    fähigkeit und nachhaltige Perspektiven für NRW: So steht es im Masterplan
                    „Land der Umweltwirtschaft“, den Umweltminister Johannes Remmel
                    Anfang Februar vorstellen wird. Die bundesweite Markt- und Technologie-
                    führerschaft soll nun mit 100 Einzelmaßnahmen global ausgebaut werden.
                    Zur positiven Entwicklung der vergangenen Jahre hat die MEO-Region
                    maßgeblich beigetragen – mit Investitionen in erneuerbare Energien und
                    zusätzlicher Beschäftigung in den Kernbereichen Wasserwirtschaft sowie
                    Umwelt und Recycling.

                                                                                                 Foto: Sergey Nivens - Fotolia.com

6   MEO 2/2017
Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
TITELTHEMA: UMWELTWIRTSCHAFT

63,9           Milliarden Euro Umsatz werden im „Leitmarkt Res-
               sourceneffizienz“ an der Ruhr generiert, mit deutlich
positiver Tendenz, wie es im Wirtschaftsbericht Ruhr 2015 heißt.
Anstelle von Rohstoffgewinnung und -bearbeitung rücken in
jüngster Zeit ressourcenschonende Verfahren, Produkte und Tech-
nologien, wirtschaftliche Aktivitäten zur Energieerzeugung und
-gewinnung sowie das Beseitigen und Vermeiden von Umwelt-
schäden in den Fokus. Das NRW-Umweltministerium bescheinigt
der Metropole Ruhr eine führende Rolle: Mit 97.000 Erwerbstä-
tigen sei die Beschäftigungsquote in der Umweltwirtschaft sowohl
im Landes- als auch im Bundesvergleich überdurchschnittlich
hoch. Die MEO-Redaktion wollte wissen, wie die grüne Schlüs-
selindustrie in Mülheim, Essen und Oberhausen aufgestellt ist,
und hat drei Unternehmen besucht.

                                                                        MEO 2/2017   7
Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
TITELTHEMA

Foto: Herbert Schaar, commedia GmbH

                                                                                                                                Dieses mobile „Mini-Wasserwerk“ ist in
                                                                                                                                einen Seecontainer integriert, so dass es
                                                                                                                                problemlos zum Einsatzort transportiert
                                                                                                                                werden kann. Martin Cornelsen und sein
                                                                                                                                Team haben es entwickelt und gebaut.

                                             Generalisten rund ums Wasser                               von Preussag auf Logistik und Touristik abzeichnete, wagte
                                            „Umwelttechnologie ist ein harter Markt; hier wachsen       Martin Cornelsen den Schritt nach vorn und verhandelte erfolg-
                                            die Bäume nicht in den Himmel“, dämpft der Essener          reich die Übernahme des von ihm geleiteten Teilbetriebs „Nieder-
                                            Unternehmer Martin Cornelsen allzu hohe Erwartun-           lassung Umwelttechnik“ inklusive der Kollegen. Im Oktober 2001
                                            gen. Und das, obwohl er mit seiner Kompetenz für            ging die Cornelsen Umwelttechnologie GmbH mit 15 Mitarbeitern
                                            sauberes Wasser bereits in der internationalen Liga         an den Start; heute sind es 25 am Standort Essen und weitere 20
                                            spielt. Doch ohne Forschung und Entwicklung keine           in der 2004 eröffneten Filiale in Bristol/England.
                                            Innovation und ohne Innovation kein Fortschritt.               „Wir sind Generalisten“, sagt Martin Cornelsen. „Problemlöser
                                            Kleine und mittelständische Unternehmen sollten sich        mit einem hohen Qualitätsanspruch.“ Als zertifiziertes Unterneh-
                                            daher trauen, für Forschungsprojekte mit Hochschulen        men arbeiten die Essener Umwelttechnologen für Trinkwasser-
                                            oder Forschungseinrichtungen zu kooperieren und             versorger: Sie optimieren deren Wasserwerksanlagen, warten
                                            öffentliche Fördermittel zu beantragen. Dass das            diese, halten sie instand und bauen bei Bedarf neue. Der zweite
                                            Land die Umweltwirtschaft in der jüngsten Zeit als          Geschäftsbereich ist die Grundwassersanierung. Wo auch immer
                                            Innovationstreiber und Motor der wirtschaftlichen           industriell oder gewerblich erzeugte Abwässer anfallen, die nicht
                                            Entwicklung betrachtet, freut den Geschäftsführer und       ohne besondere Aufbereitung in kommunale Anlagen eingeleitet
                                            Inhaber der Cornelsen Umwelttechnologie GmbH.               werden dürfen, und wo auch immer Altlasten oder Umweltka-
                                               Schon als Schüler war ihm klar, dass er „irgendwas       tastrophen das Grundwasser verunreinigen, entwickeln die Inge-
                                            mit Umweltschutz“ machen wollte. Der gebürtige              nieure Verfahren, um die gesundheitsschädlichen Stoffe heraus-
                                            Niedersachse entschied sich für den Studiengang Was-        zufiltern. In der firmeneigenen Werkshalle bauen Schweißer und
                                            serwirtschaft als Vertiefungsfach im Bauingenieur-          Monteure die nach den Entwürfen der Kollegen konstruierten
                                            wesen. Das Thema Wasser hat ihn fortan nicht mehr           Anlagen zusammen. Die Aufgabenstellung des Kunden bestimmt
                                            losgelassen und eher zufällig „in die Industrie gespült“.   das Produkt.
                                            Ein freiwilliges Praxissemester im Wasserforschungs-           „Forschung und Entwicklung üben auf mich seit jeher eine
                                            zentrum Wiesbaden führte den Studenten nach Darm-           starke Faszination aus. Doch im Tagesgeschäft bleibt nicht ge-
                                            stadt zu Preussag; dort schrieb er seine Diplomarbeit       nug Zeit dafür“, bedauert Cornelsen. Deshalb ging er vor zwölf
                                            über die Kernkompetenz seines heutigen Unterneh-            Jahren eine Kooperation mit dem Fraunhofer Institut UMSICHT
                                            mens: Grundwassersanierung. Der junge Ingenieur             in Oberhausen ein. „Aktuell arbeiten wir an drei Forschungspro-
                                            blieb und landete nach mehreren Stationen im An-            jekten; bei einem sind wir die geistigen Väter.“ Der Ansatzpunkt
                                            lagenbau bei der konzerneigenen Wasser- und Rohr-           war auch hier ein konkretes Problem: Auf einer Ackerfläche im
                                            technik-Gruppe in Essen. Als sich die Verlagerung           Hochsauerlandkreis war ein Biosubstrat untergepflügt worden,

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Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
TITELTHEMA: UMWELTWIRTSCHAFT

                                                                                                   Foto: Studio Romantic - Fotolia.com
                                das mit perfluorierten Tensiden (PFT) kontaminiert war. „PFT
                                sind unkaputtbar; sie lagern sich im menschlichen Körper an“,
                                erklärt der Ingenieur. „Daher sollte man vermeiden, sie in die
                                Umwelt einzuleiten.“ Dass es immer noch kein Gesetz gibt,
                                das den Einsatz von PFT regelt und Grenzwerte definiert, kann
                                Martin Cornelsen nicht verstehen – nach allem, was man heute
                                über den Stoff weiß. Als er 2005 vom Umweltamt des Hochsau-
                                erlandkreises angesprochen wurde, ob sein Team das Problem
                                lösen und das belastete Grundwasser reinigen könne, kannte
                                er PFT noch nicht. „Ich habe mich eine Woche mit meinen Inge-                                       Klimatisierung ist für den Gebäudeschutz eines Schwimmbads unverzichtbar.
                                nieuren eingeschlossen, den Stoff analysiert und ein Verfahren
                                entwickelt, um ihn auf mechanischem Wege über Flockung,
                                Fällung und Filtration herauszulösen.“ Der Auftrag für den Bau                                      Pioniere der Klimatechnik
                                der Anlage, die heute noch in Brilon-Scharfenberg läuft, kam                                        Ein gutes Raumklima entscheidet darüber, ob Men-
                                prompt. Um aus der Einzellösung ein kostenoptimiertes Verfahren                                     schen sich an ihrem Arbeitsplatz, beim Einkauf oder
                                zu entwickeln, setzten sich die Ingenieure von Cornelsen mit                                        bei Freizeitaktivitäten wohlfühlen. Wo ein natürlicher
                                den Chemikern von Fraunhofer UMSICHT zusammen. Geför-                                               Luftaustausch nicht möglich ist, sind die Anforderun-
                                dert wurde das Projekt namens „PerfluorAd“ durch das Bun-                                           gen an die Klimatisierung komplex: In der Fabrikhalle
                                desministerium für Wirtschaft und Technologie. 2015 haben                                           müssen womöglich Schadstoffe aus der Luft gefiltert
                                seine Väter das patentierte Verfahren auf den Markt gebracht.                                       werden, die bei Arbeitsprozessen entstehen. Opernbe-
                                An Einsatzgebieten mangelt es nicht: Immer noch werden bei                                          sucher wollen Frischluftzufuhr ohne störende Neben-
                                Bränden PFT-haltige Löschmittel eingesetzt, da sie effektiver                                       geräusche. Im Operationssaal ist absolute Keimfreiheit
                                sind als schadstofffreie Alternativen, und immer noch kommt es                                      gefordert. In der Schwimmhalle gilt es, die Raumluft
                                bei Verchromungsprozessen zu PFT-Emissionen.                                                        zu entfeuchten und somit den Gebäudeschutz zu
                                   Um Verunreinigungen schnell und vor Ort bekämpfen zu                                             gewährleisten. Pinguine im Zoo mögen es hingegen
                                können, bieten die Essener Umwelttechnologen mobile Anlagen                                         arktisch kalt. Für all diese individuellen Bedürfnisse
                                an, die in genormte Seecontainer eingebaut sind. Ferner liefern                                     schafft die Menerga GmbH mit Sitz in Mülheim das
                                sie Betriebsmittel und Chemikalien zur Wasserreinigung und                                          richtige Klima – und das bei minimalem Einsatz von
                                bauen diese auf Wunsch bei ihren Kunden ein. Die Vorgaben des                                       Energie.
                                Wasserhaushaltsgesetzes dabei streng zu beachten, ist für Martin                                       Innovationen schaffen und dabei die Umwelt
                                Cornelsen und sein Team nicht nur Pflicht, sondern Verpflichtung                                    schützen und Energie sparen: Aus diesem Antrieb
                                – der Umwelt zuliebe. Der Unternehmensgründer nimmt seine                                           gründete eine kleine Gruppe findiger Ingenieure 1980
                                Leidenschaft für Wasser auch mit in den Urlaub, den er gerne an                                     ein Unternehmen mit eigener Produktion. „Die Lösun-
                                der Nordsee verbringt. In seinem Büro gibt es Wasser in Flaschen                                    gen waren schon immer ihrer Zeit voraus“, sagt
                                nur für Gäste; Cornelsen selbst schwört auf Leitungswasser: „Die                                    Geschäftsführer Frank Ernst rückblickend. Mit intel-
                                Qualität ist hervorragend. Unser Trinkwasser ist das am besten                                      ligenter Schwimmbadtechnik fing alles an und noch
                                überwachte Lebensmittel von allen.“                                                                 heute macht dieser Bereich ein Drittel des Gesamtge-
                                                                                                                                    schäfts aus. Mit ihrer Entwicklung der regenerativen
                                                                                                                                    Wärmerückgewinnung setzten die Mülheimer Unter-
                                Moderne Verfahren garantieren höchste Trinkwasser-Qualität.                                         nehmer einen Meilenstein: Diese erfüllte schon 1985
                                                                                                                                    jene energetischen Richtlinien, die erst ab 2018 für
                                                                                                                                    Raumlufttechnik-Geräte gelten sollen. „Unsere Pro-
                                                                                                                                    dukte haben in den vergangenen Jahren 15 bis 20
                                                                                                                                    Prozent mehr CO2 eingespart als die unserer Wett-
                                                                                                                                    bewerber“, berichtet Frank Ernst.
                                                                                                                                       Trotz laufender Innovationen erlebte Menerga vor
                                                                                                                                    einigen Jahren eine schwere Krise, die 2013 durch den
                                                                                                                                    Verkauf an die skandinavische Systemair-Gruppe ab-
                                                                                                                                    gewendet wurde. Es folgten umfangreiche Maßnahmen
                                                                                                                                    zur Restrukturierung und Positionierung im Wettbe-
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                                                                                                                                    werb; vor allem arbeitete man intensiv an Service und
                                                                                                                                    Qualität. Mit Erfolg: Das Mülheimer Unternehmen be-
                                                                                                                                    findet sich unter den fünf namhaften Herstellern von
                                                                                                                                    raumlufttechnischen Geräten in Europa. Wo andere
                                                                                                                                    mit niedrigen Preisen werben, setzt man an der Ruhr
                                                                                                                                    auf hohe Qualitätsstandards: Jede Anlage wird vor

                                                                                                                                                                                                        MEO 2/2017   9
Saubere Ideen für die Umwelt - Grüne Schlüsselindustrie - IHK24
TITELTHEMA

                   Auslieferung an den Kunden im Probelauf getestet.                      Erdverbundene Umweltexperten
                   Ferner werden alle Geräte mit einer selbst gefertigten                 Das Familienunternehmen Nottenkämper darf man getrost
                   Mess-, Steuerungs- und Regeltechnik ausgestattet.                      als bodenständig bezeichnen. Eine gewisse Erdverbundenheit
                      Auch als Teil der skandinavischen Gruppe wird                       zieht sich durch die Firmengeschichte: Vor 100 Jahren spielte
                   Menerga dauerhaft im Raum Mülheim bleiben.                             der Transport von Sand und Kies am Firmensitz in Oberhau-
                   Hier arbeiten 315 Mitarbeiter, darunter 24 Auszu-                      sen die Hauptrolle; heute liegt der Fokus auf der Gewinnung
                   bildende, in Verwaltung und Produktion; weitere 100                    und Vermarktung von Ton. Tonreiche Böden gibt es aber nicht
                   sind bundesweit an verschiedenen Orten im Vertrieb                     in Oberhausen, sondern im Gartroper Busch; deshalb ist die
                   und im technischen Service tätig. Die Nähe zwischen                    Zentrale des heutigen 40 Mitarbeiter starken Unternehmens-
                   Entwicklung und Konstruktion, Produktion und Ver-                      verbundes Ende 2015 nach Hünxe gezogen. Durch die Ober-
                   waltung ist unverzichtbar, um rund 1.200 Anlagen                       hausener Vogesenstraße, wo die Firmengeschichte begann,
                   pro Jahr individuell nach Kundenbedarf zu fertigen.                    rollen heute keine mit Sand und Kies beladenen Fuhrwerke
                   Manche sind so klein, dass sie in einen Transporter                    mehr, sondern bullige Absetzkipper in dezentem Grün. Der
                   passen, anderen wiederum füllen zwei Lkw-Ladungen.                     ehemalige Hauptsitz hat sich in einen Containerdienst verwan-
                   Das Kerngeschäft macht das Unternehmen auf dem                         delt, dessen Kompetenz seit 40 Jahren in der vorschriftsge-
                   europäischen Markt, auf dem es seine Technologie-                      mäßen und umweltgerechten Entsorgung unterschiedlicher
                   führerschaft verteidigt, aber auch international ist                   gewerblicher und privater Abfälle liegt. Für all die Dinge, die
                   es mit einigen Projekten aktiv.                                        Haushalte, Unternehmen und Industriebetriebe loswerden
                      „Für die Zukunft haben wir noch viel in der Pipe-                   möchten – zum Beispiel Sperrmüll und Gartenabfälle, Bau-
                   line“, verrät Frank Ernst. Auf der europäischen Leit-                  schutt, Asbestprodukte oder Elektroschrott –, stellen die Notten-
                   messe ISH im März wird Menerga ein neues Gerät                         kämper Umweltdienste ihre Container beim Kunden auf,
                   vorstellen, das ohne Kältekompressionsanlage kühlen                    holen die voll beladenen grünen Müllschlucker wieder ab
                   kann; schlicht und einfach mit Kaltwasser. Wie das                     und bringen die Abfälle zu den jeweils geeigneten Entsorgungs-
                   geht? Der Kima-Experte lächelt – und schweigt.                         betrieben.

     „Im Unterschied zu unseren Wettbewerbern sind wir kein Nur-Produzent, sondern eine Mischung aus Geräte- und Anlagenbauer“, erklärt Menerga-Geschäftsführer Frank Ernst.

                                                                                                                                                                          Foto: Herbert Schaar, commedia GmbH

10    MEO 2/2017
TITELTHEMA: UMWELTWIRTSCHAFT
Foto: Herbert Schaar, commedia GmbH

                                      Gruppenbild auf dem Betriebshof der Nottenkämper Umweltdienste mit den beiden Familienmitgliedern Pia (mit hellem Blazer) und Bernhard Nottenkämper (rechts).

                                  Ein Betriebshof mitten im Wohngebiet? „Früher gab es die                         Bauschutt, Schlacken und Asche. Diese mineralischen
                               Wohnsiedlung nicht“, erinnert sich Bernhard Nottenkämper,                           Stoffe werden in riesige Gruben gefüllt, die beim Ab-
                               Enkel des Gründers und einer der drei Geschäftsführer der Um-                       bau von Ton im Gartroper Busch und auf dem neu
                               weltdienst-Sparte. „Es ist erst später rund um das Firmengelände                    erschlossenen Gelände „Eichenallee“ in unmittelbarer
                               gewachsen.“ Eine Expansion ist hier ausgeschlossen, doch der                        Nähe der Firmenzentrale entstehen. Seit Beginn der
                               Standort wird bleiben, „nicht nur wegen der Jungs, die schon                        1980er-Jahre widmet sich die Muttergesellschaft
                               seit vielen Jahren zuverlässig für uns arbeiten“, wie die Urenkelin                 Hermann Nottenkämper GmbH & Co. KG dem Roh-
                               des Gründers, Pia Nottenkämper, lobt. Die Umweltdienste sind                        stoff Ton. Das hochwertige Material eignet sich
                               in der dicht besiedelten MEO-Region weiterhin gefragt. Nur selten                   hervorragend zum Abdichten: Es hält das Wasser
                               stapeln sich mehrere Container auf dem Betriebshof, die meisten                     im Hafenbecken, schützt Deiche vor der Flut und
                               verrichten vor Ort beim Kunden ihre Dienste.                                        dichtet Deponien ab, so dass keine schädlichen Sub-
                                  Manchmal fahren die grünen Lastwagen weder zum Kunden                            stanzen ins Grundwasser gelangen können.
                               noch zum Oberhausener Betriebshof, sondern weiter in nördlicher                        In den von Nottenkämper erschlossenen Abbau-
                               Richtung nach Hünxe. Dorthin transportieren sie Bodenaushub,                        gebieten wird die natürliche Tonbarriere zum Ab-
                                                                                                                   dichten genutzt. Allerdings dürfen die Gruben im
                               Bei größeren Baumaßnahmen fallen etliche Container Bauschutt an.
                                                                                                                   Gartroper Busch und in der Eichenallee ohnehin nur
                                                                                                                   mit gering belasteten Abfällen verfüllt werden. Die
                                                                                                                   Umweltauflagen sind hoch – zu Recht, wenn man
                                                                                                                   sieht, in welch idyllischer Landschaft die Austonung
                                                                                                                   betrieben wird. Das Gesicht des Naturparks Hohe
                                                                                                                   Mark als Landschaftsraum mit einer Vielzahl von
                                                                                                                   Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, ist ein wichti-
                                                                                                                   ges Anliegen des Unternehmens. Die Abbau- und De-
                                                                                                                   ponieflächen werden im Anschluss an die Bewirt-
                                                                                                                   schaftung rekultiviert und hochwertig mit heimischen
                                                                                                                   Baumarten aufgeforstet. Im Gartroper Busch ist dies
Foto: fefufoto - Fotolia.com

                                                                                                                   so gut gelungen, dass sich hier schon vor geraumer
                                                                                                                   Zeit der Uhu niedergelassen hat. n
                                                                                                                                           Martina Biederbeck, commedia GmbH

                                                                                                                                                                                      MEO 2/2017      11
TITELTHEMA

                                                                                                                                                       Foto: Johannes Kassenberg
                                                 Nicht nur aus der Vogelperspektive betrachtet trägt Essen den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ zu Recht.

     20.000 grüne Jobs bis 2025
     Grüne Hauptstadt setzt sich klare Ziele in Sachen Umweltwirtschaft

     Die Europäische Kommission zeichnet seit dem Jahr 2010 jährlich
                                                                                     G    anz oben auf der Liste steht bei den europäischen
                                                                                          Entscheidern die nachhaltige Entwicklung und
     eine europäische Großstadt als „Grüne Hauptstadt Europas“ aus.                  Einhaltung der Umweltziele. In diesem Jahr ist Essen
                                                                                     nach der Kulturhauptstadt RUHR.2010 nun auch
     Voraussetzung für den Titel ist, „Umweltschutz und wirtschaft-                  Grüne Hauptstadt Europas und damit die einzige eu-
                                                                                     ropäische Stadt, die beide Titel tragen darf. Die Euro-
     liches Wachstum in besonderer Weise zu einer hervorragenden                     päische Kommission begründete die Entscheidung vor
                                                                                     allem mit der Vorbildfunktion der Ruhrmetropole,
     Lebensqualität zu verbinden“. Dafür prüft die Jury, bestehend aus               die den Strukturwandel von einer Kohle- und Stahl-
                                                                                     stadt zur grünsten Stadt in Nordrhein-Westfalen
     Vertreterinnen und Vertretern der Europäischen Kommission, der                  (NRW) vollzogen hat. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz
                                                                                     sei Essen beispielgebend für das Ruhrgebiet und da-
     Europäischen Umweltagentur und führender Umweltorganisa-                        rüber hinaus für viele europäische Städte. Besonderes
                                                                                     Augenmerk liegt dabei auf der Emscher-Renaturie-
     tionen, die Maßnahmen, die unter anderem zur Verbesserung der                   rung, dem Rückbau des ehemals „dreckigsten Flusses
                                                                                     Deutschlands‘. Die zwölf Themenfelder der Bewer-
     Luft- und Wasserqualität, zum Natur- und Artenschutz und zur                    bung um den Titel Grüne Hauptstadt Europas konnten
                                                                                     allein schon mit diesem Projekt vermittelt werden:
     Bekämpfung des Klimawandels ergriffen werden.                                   Klimawandel, Nahverkehr, Städtische Grünflächen,
                                                                                     Biodiversität, Luftqualität, Akustische Umgebung,
                                                                                     Abfallmanagement, (Ab)Wasserwirtschaft, Ökoinno-
                                                                                     vationen, Energieeffizienz und Umweltmanagement.

12   MEO 2/2017
TITELTHEMA: UMWELTWIRTSCHAFT

                                                                    Foto: Rupert Oberhäuser /GHE
Die Renaturierung der Emscher ist eines der größten Infrastruk-
turprojekte Europas. Seit 1992 baut die Emschergenossenschaft
insgesamt 400 Kilometer unterirdische Abwasserkanäle, die den
Fluss und seine Nebenläufe vom Abwasser befreien. Rückhalte-
becken werden zu landschaftsarchitektonischen Aushängeschil-
dern, in denen sich auch seltene Pflanzen- und Tierarten wieder
angesiedelt haben.
   Die Stadt Essen startet mit dem Grüne Hauptstadt-Jahr 2017
in eine grüne Dekade: Der Emscher-Umbau wird 2020 abge-
schlossen sein, im Jahr 2022 findet die Ergebnispräsentation der
KlimaExpo.NRW statt und 2027 wird die Internationale Garten-
bauausstellung in der Region ausgerichtet. Zukunftsmusik?
Nicht für die Grüne Hauptstadt, die sich klare Ziele weit über
2017 hinaus gesetzt hat. So sollen bis 2025 möglichst 20.000
Jobs in Essen „grün“ sein, sich also mit Umweltschutz befassen.
Der Anteil des Autoverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen soll                                  Wasser bedeutet Lebensqualität – hier im Neubaugebiet Niederfeldsee
                                                                                             in Essen-Altendorf.
weiter massiv reduziert werden, von heute 50 Prozent auf nur
noch 25 Prozent im Jahr 2035. CO2 soll bis 2020 zu 40 Prozent
eingespart werden, bis zum Jahr 2050 sogar zu 95 Prozent.
   Wenn das eine Stadt schaffen kann, dann Essen. Davon ist                                     Im Jahr der Grünen Hauptstadt wird Essen weitere
Dr. Erich Bauch von der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft                            auswärtige Interessierte locken, allein schon mit zahl-
(EWG), verantwortlich für den Bereich Energie-, Wasser- und                                  reichen Fachtagungen und Kongressen. Wie beispiels-
Umweltwirtschaft, überzeugt. Insgesamt nehme zunächst Deutsch-                               weise die „fairventure-Konferenz“, ein Projekt des
land eine Vorreiterrolle in diesem Prozess ein, vor allem bei der                            „Natur, Mensch, Wirtschaft e. V.“ oder die internatio-
Umstellung auf erneuerbare Energien und in den Anforderun-                                   nale Tagung „Twin Cities – Stadt im Klimawandel“.
gen an eine energieeffiziente Industrie. Im Weiteren genießen                                Dazu sind Partnerstädte aller Ruhrgebietskommunen
gerade Essener Unternehmen einen hervorragenden Ruf und seien                                eingeladen, gemeinsam auf Zollverein zu diskutieren.
in vielen (Umwelt-)Bereichen weltweit führend. Dies liege an der                             Veranstalter sind der Regionalverband Ruhr (RVR),
Geschichte der ehemaligen Industrie- und heutigen Dienstleis-                                die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 und die
tungsstadt. Traditionell mussten schon vor 100 Jahren effizien-                              KlimaExpo.NRW. Wer nicht weit reisen will, sich
te und nachhaltige Lösungen gefunden werden. So wurden                                       aber dennoch umwelttechnisch weiterbilden möchte,
beispielsweise industrielle Abwässer abgeleitet, um die Hygiene                              wird sich zudem über die Kurse der Volkshoch-
zu wahren und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.                                 schule Essen freuen. Auf dem Programm stehen unter
Heute werden die Umweltvorschriften in den allermeisten Ländern                              anderem „Zukunftsgerecht wirtschaften“, „Gärtnern
verschärft und das Know-how der Essener Unternehmen ist ge-                                  in der Stadt“, „Shareeconomy“ oder „Nachhaltige
fragter denn je.                                                                             Nachbarschaft“.
   Die Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 will außerdem                                      500.000 Besucher werden in 2017 erwartet und
den Blick auf neue Berufe, die mit dem Wandel einhergehen,                                   damit eine merkbare Imageaufwertung der Stadt und
lenken. Der Solarteur beispielsweise befasst sich als Experte für                            Region. Schließlich will man sie auch einer großen
erneuerbare Energien mit Fotovoltaik, Wärmepumpen oder Solar-                                Öffentlichkeit präsentieren, die Grüne Hauptstadt
thermie und ist auch handwerklich ein Multitalent. Der Abfall-                               zwischen Emscher und Ruhr. „Wir wollen allen Bür-
designer, von der Tageszeitung Rheinische Post übrigens 2014                                 gerinnen und Bürgern unserer Stadt sowie allen
noch als einer der „sieben völlig irren Jobs der Zukunft“ auf-                               Gästen, die zu uns kommen, Lust machen auf die
gelistet, beschäftigt sich mit Produktionsprozessen, um die                                  Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017 und Essen
Entstehung unnützer Nebenprodukte zu vermeiden. Auch die                                     regional und international in den grünen Fokus
Ausbildung in traditionellen Berufen, die sich mit Nachhaltig-                               rücken“, so Simone Raskob, Umwelt- und Baude-
keit befassen, ist in Essen mustergültig. So ist, um ein Beispiel                            zernentin der Stadt Essen und Projektleiterin der Grü-
stellvertretend für viele andere zu nennen, die Kraftwerksschule                             nen Hauptstadt Europas – Essen 2017. n
Essen e.V. Vermittler von Wissen in allen technischen Bereichen
der Kraftwerkstechnik und Ausbildungsstätte für Energiewirt-                                 Weitere Informationen – auch zu den mehr als 300
schaft. Kraftwerksbetreiber aus der ganzen Welt schicken ihre                                Aktionen, die im Grünen Hauptstadt-Jahr 2017 ge-
Fachkräfte zur Aus- und Weiterbildung nach Essen.                                            plant sind – finden Sie unter: www.essengreen.capital

                                                                                                                                                                   MEO 2/2017   13
TITELTHEMA

                                                                                                                                       Fotonachweis: Andreas Fritsche
                    Emscherumbau
     Die Wiederbelebung                                                         Von der Köttelbecke zum Naherholungsraum: Die Emscher

         einer Flusslandschaft
                                                                                      hat sich in den letzten Jahren zusehends verändert.

     1961 formulierte Willy Brandt seine Vision von einem blauen
                                                                        V    or knapp 25 Jahren haben sich einige Visionäre
                                                                             der Region einer Mammutaufgabe gestellt: Sie
     Himmel über der Ruhr. 30 Jahre später wurde dies mit der           fassten den mutigen Entschluss, ein ganzes Flusssys-
                                                                        tem inmitten eines dicht besiedelten Ballungsraums
     Nordwanderung des Bergbaus Realität und schuf damit die            komplett umzugestalten – ja, wiederzubeleben. Die
                                                                        Emscher und ihre Nebenläufe, über 100 Jahre lang
     Voraussetzung für die Verwirklichung einer neuen Vision:           zu offenen Schmutzwasserläufen degradiert und als
                                                                        Kloaken gebraucht, sollten wieder leben und atmen.
     Dieses Mal sollte der blaue Himmel über der Ruhr in die            Dieses beispiellose Generationenprojekt ist ohne Zwei-
                                                                        fel eine der größten ingenieurtechnischen, städtebau-
     bislang „schwatte“ Emscher fallen und das geschundene              lichen und ökologischen Herausforderungen weltweit.
                                                                            Die technische Emscher hat das Überleben der
     Gewässer sowie seine Nebenläufe zu neuem Leben erwecken.           Menschen in der Region gesichert, unsere neue Em-
                                                                        scher ist die Grundlage für das Aufleben der Region
     Heute, wiederum fast drei Jahrzehnte später, steht auch diese      in ökologischer, städtebaulicher, sozialer, kultureller
                                                                        und auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Diese neue Vi-
     Vision kurz vor ihrer Fertigstellung. Der blaue Fluss mit grünen   sion für das Emscherland und den Mitmach-Fluss
                                                                        wollen wir gemeinsam mit der Region angehen. Be-
     Ufern ist etwa am Borbecker Mühlenbach in Essen sowie am           sonders freuen wir uns, dass unser Emscher-Umbau
                                                                        ein wesentlicher Bestandteil bei der letztlich erfolg-
     Läppkes Mühlenbach in Oberhausen längst Realität.                  reichen Bewerbung der Stadt Essen um den Titel
                                                                        „Grüne Hauptstadt Europas 2017“ war.

14   MEO 2/2017
TITELTHEMA: UMWELTWIRTSCHAFT

                                                         turierte Läppkes Mühlenbach südlich des ehemaligen Güterbahn-
                                                         hofes in Osterfeld sichtbar. Auf dem Gelände des alten Bahnhofes
                                                         haben wir aktuell die neue Trasse für den künftig offen fließenden
                                                         Läppkes Mühlenbach modelliert.
                                                             Ebenfalls begonnen haben im vergangenen Jahr auch die
Essen                                                    Arbeiten für das Pumpwerk Oberhausen im Holtener Bruch in
In Essen fließen rund zwei Drittel des Abwassers in      Biefang. Ähnlich wie beim Läppkes Mühlenbach wird auch hier
die Emscher: Zum Emscher-System zählen u. a. neben       der ökologische Umbau der Emscher einen ganz erheblichen
der Emscher selbst die Berne, der Borbecker Mühlen-      städtebaulichen Mehrwert bieten. Im Holtener Bruch soll in den
bach, der Schwarzbach, der Stoppenberger Bach, der       kommenden Jahren, wenn die Emscher erst einmal abwasserfrei
Schurenbach und der Katernberger Bach. Äußerst           ist, eine neue idyllische Auenlandschaft für das Gewässer ent-
positive Ergebnisse des Emscher-Umbaus sind heute        stehen.
bereits am Borbecker Mühlenbach südlich der A40              In Oberhausen planen wir Investitionen in Höhe von 567
sowie am Schurenbach nördlich der A42 sichtbar.          Millionen Euro. Davon wurden bislang rund 302 Millionen
Kaum etwas erinnert heute noch an das einstige           Euro eingebracht. Von 31 Kilometern an neuen Abwasserkanä-
Schicksal der beiden Bäche als „Köttelbecken“.           len wurden 15 Kilometer fertig gestellt, von 22 Kilometern an
   Die Berne befindet sich ganz aktuell noch im Um-      Gewässerläufen wurden 3 Kilometer renaturiert. Im Rahmen des
bau. Wir erstellen gerade den unterirdischen Abwas-      Emscher-Umbaus sind zudem bis heute rund 7 Kilometer an
serkanal parallel zum Gewässer – die Voraussetzung       neuen Wegen entstanden.
für die spätere Renaturierung. Auch am Katernberger
Bach laufen zurzeit Arbeiten für den Abwasserkanal,      Mülheim an der Ruhr
um das Gewässer vom Schmutz befreien zu können.          Man mag es kaum glauben, aber sogar die Ruhrstadt Mülheim
Am Katernberger Bach setzen wir zudem in einem           entwässert teilweise in das Emscher-System. So setzt die Em-
Pilotprojekt auf die Beteiligung der Bürger, die im      schergenossenschaft im Rahmen des Emscher-Umbaus auch
Vorfeld nach ihren Wünschen und Anregungen ge-           Projekte in Mülheim an der Ruhr um: unter anderem den Bau
fragt wurden.                                            eines neuen unterirdischen Regenüberlaufbeckens am Frohn-
   In Essen planen wir im Rahmen des Emscher-Um-         hauser Weg, die Verlegung eines neuen Abwasserkanals parallel
baus Investitionen in Höhe von 615 Millionen Euro.       zum Borbecker Mühlenbach sowie dessen ökologische Verbesse-
Davon wurden bislang rund 228 Millionen Euro ein-        rung in den kommenden Jahren. Im Rahmen des Emscher-Um-
gebracht. Von 45 Kilometern an neuen Abwasser-           baus investiert die Emschergenossenschaft in Mülheim 18 Mil-
kanälen wurden bereits 19 Kilometer fertig gestellt,     lionen Euro.
von 35 Kilometern an Gewässerläufen wurden bereits
6 Kilometer renaturiert.                                 Schlussphase
   Zu Beginn des Emscher-Umbaus noch gar nicht           Unser Generationenprojekt befindet sich heute bereits auf der
mit eingeplant, mittlerweile jedoch ein erheblicher      Zielgeraden! Bis 2020/2021 wird die Emscher weitestgehend
Mehrwert-Faktor: der Bau neuer Radwegeverbindun-         abwasserfrei sein. Und noch mehr als das: Da, wo immer mög-
gen zur besseren Erlebbarkeit des neuen Emscherlan-      lich, sind die Gewässer bereits den Menschen und der Natur
des. In Essen sind im Rahmen des Emscher-Umbaus          zurückgegeben. All dies wird nach jetzigen Erkenntnissen einen
bis heute rund 14 Kilometer an neuen Wegen ent-          Gesamtaufwand von prognostizierten 5,266 Milliarden Euro
standen.                                                 haben und einen Zeitraum von 30 Jahren umfassen.
                                                            Die Entwicklung unserer Emscher ist damit jedoch nicht zu
Oberhausen                                               Ende, sondern läutet vielmehr den Beginn einer neuen Ära für
Nicht anders sieht es in Oberhausen aus: Zum Em-         die ganze Region ein. Mit der neuen Emscher haben wir die
scher-System zählen hier neben der Emscher selbst        Voraussetzungen für die integrale Planung von Stadt, Land und
u. a. der Läppkes Mühlenbach und der Hauptkanal          Wasserwirtschaft geschaffen. Nur so lässt sich den zahlreichen
Sterkrade. Aktuell laufen die Bauarbeiten für den rund   Herausforderungen wie demographischer Wandel, klimatische
10 Kilometer langen Abwasserkanal Emscher von            Veränderungen etc. begegnen. n
Bottrop nach OB-Holten. Zudem ist bereits der rena-           Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft

                                                                                                                                 MEO 2/2017   15
TITELTHEMA

                                                                                                                                               Foto:
                                                                                                                                          Fraunhofer
                                                                                                                                           UMSICHT
                  BauCycle
                                                                                                                   Nur fünf Prozent des Bauschutts

                  Innovativer Lösungsansatz
                                                                                                                  gelangt als hochwertiges Produkt
                                                                                                                       zurück in die Bauwirtschaft.

                  für Baustoffrecycling
     Rund fünf Millionen Tonnen feinkörniger Bauschutt fallen jährlich in Deutschland an. Bisher wird diese
     Feinfraktion auf Deponien entsorgt und zum Teil im Bereich Straßen- und Deponiebau als Untergrund
     wieder eingesetzt. Um die im Beton verwendeten wertvollen Rohstoffe wie Sand oder Kies wiederzugewinnen
     und sie in den Produktionskreislauf zurückführen zu können, haben sich vier Fraunhofer-Institute – u. a.
     Fraunhofer UMSICHT aus Oberhausen – zum Ziel gesetzt, eine innovative Verwertung für feinkörnigen
     Bauabbruch zu realisieren. Dazu wurde das Projekt „BauCycle“ ins Leben gerufen. Die Forscher behandeln
     dabei die gesamte Wertschöpfungskette – von innovativen optischen Sortierverfahren über logistische
     Netzwerke bis hin zur Entwicklung hochwertiger Baustoffe. Diese stoffliche Wiederverwendung von Bau-
     abbruch soll Primärrohstoffe nachhaltig schonen und einer Verknappung von Deponieraum entgegenwirken.

                  D    ie Baubranche gehört in Deutschland zu den res-
                       sourcenintensivsten Wirtschaftssektoren. Jährlich
                  setzt sie rund 600 Millionen Tonnen an mineralischen
                                                                           noch nicht wieder nutzbaren Feinfraktionen (kleiner zwei Milli-
                                                                           meter) mineralischer Bauabfälle neue und wirtschaftlich attraktive
                                                                           Verwertungsoptionen zu entwickeln. Aufgrund der stofflichen
                  Baurohstoffen ein. Der bundesweite Gesamtbestand         Heterogenität sowie technischer und sicherheitsseitiger Heraus-
                  an Bauwerken ist mit rund 100 Milliarden Tonnen          forderungen dieses Stoffstroms sind Aufbereitungstechniken,
                  inzwischen ein bedeutendes Rohstofflager, dessen         Logistikkonzepte und Produktinnovationen erforderlich, die deut-
                  Bestandteile nach Nutzungsende über ein gezieltes        lich über den heutigen Stand hinausgehen.
                  Recycling wieder dem Stoffkreislauf zugeführt werden        BauCycle unterstützt die Fraunhofer-Strategien „Produzie-
                  könnten. Das Fraunhofer-interne Forschungsprojekt        ren in Kreisläufen“ und „Energie- und Ressourceneffizienz“ mit
                  „BauCycle“ hat sich als Ziel gesetzt, für die heute      dem Ziel, aus einer heutigen „Problemfraktion“ in Zukunft einen

16   MEO 2/2017
TITELTHEMA: UMWELTWIRTSCHAFT

                                         Bauschutt sorgt für Ruhe: Poröse
                                    mineralische Materialien sind gepresst
                                     zu Platten bestens als Schallabsorber
                                            in Lärmschutzwällen geeignet.

                                                                                                                                                 Foto: focus finder- Fotolia.com
echten Wertstoff zu generieren. An Aktualität gewinnt das Projekt
zudem durch die geplante neue Mantelverordnung des Bun-
desministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor-
sicherheit (BMUB), die den Einsatz von mineralischen Ersatz-
baustoffen in technischen Bauwerken regeln soll. Danach dürfen
die bisher im Straßen- und Deponiebau verwendeten Materialien
nicht mehr genutzt werden, wodurch der Bedarf an neuen Ver-
wertungswegen steigt.

Vier Fraunhofer-Institute für einen                                          Branchenübergreifende Vermarktung
umfassenden Lösungsansatz                                                    Sobald die Lösung für feinkörniges Material aus dem
Die Fraunhofer-Institute für Bauphysik IBP, für Materialfluss und            Baubereich gefunden ist, kann diese im Anschluss
Logistik IML, für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung                 auf ähnliche Fraktionen aus anderen Branchen über-
IOSB und für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT                tragen werden. In nahezu allen mechanischen Aufbe-
bündeln ihre Kompetenzen, um eine ganzheitliche technologi-                  reitungsanlagen fallen Feinfraktionen an, zum Beispiel
sche wie auch logistische Lösung für die Kreislaufwirtschaft im              im Glasrecycling, der Bergbauindustrie, als Rückstände
Bauwesen zu entwickeln. Hierzu arbeitet ein hochqualifiziertes               aus thermischen Prozessen der Eisenverhüttung oder
Forscherteam an einem neuartigen opto-pneumatischen Sortier-                 Gießereirückstände. Die Aufbereitung, Sortierung und
verfahren für Feinfraktionen, welches neben Farb- und Hellig-                Anwendung von feinen Materialien bietet also ein
keitserkennung auch chemische Unterschiede in den Partikeln                  bislang nicht erschlossenes Potenzial für die drei iden-
detektieren kann. Somit können bauschuttrelevante Attribute                  tifizierten Geschäftsfelder.
wie beispielsweise „sulfatisch“ oder „silikatisch“ erfasst und nach
diesen Kriterien sortiert werden. Ein optimales Sortierergebnis              Hintergrundinformationen
resultiert in der selektiven Abtrennung von Gipspartikeln aus                Die vier Fraunhofer-Institute bündeln ihre Kompe-
dem Bauschutt. Für die Wiederverwertbarkeit der Betonfraktion                tenzen für drei Jahre, um mit einem Budget von 3,3
stellt der Gipsgehalt ein entscheidendes Kriterium dar.                      Millionen Euro die erfolgreiche Umsetzung der Ziele
    Für die nach der Sortierung vorliegenden Fraktionen werden               bis zum Jahresende 2018 zu realisieren.
verschiedene Ansätze zur Herstellung von Bauteilen erarbeitet,                  Das Fraunhofer IBP zeigt sich verantwortlich
um die möglichen Recyclingwege und Verwertungspotenziale                     für die Verwertung des sortierten Bauschutts. Dabei
darzustellen und die Realisierbarkeit nachzuweisen. Neben der                sollen neben klassischen Betonanwendungen auch
Nutzung als Zementrohstoff sollen auch Granulate für den Einsatz             funktionale Bauteile, wie Schallschutzelemente sowie
in akustisch aktiven Bauteilen hergestellt werden. Dies sind Bau-            zementfreie Bindemittel entwickelt werden.
teile, die aufgrund ihrer Mikro- und Makrostruktur in der Lage                  Das Fraunhofer IML, hat die nötige Kompetenz,
sind, Schall zu absorbieren und somit im Bereich Lärmschutz                  sämtliche Analysen und Simulationen durchzuführen,
eingesetzt werden. Der zukünftige Markt für Recyclingmaterialien             welche eine funktionierende Marktplattform erfordern.
und Bauteile ist groß: Beispielsweise sind poröse mineralische               Dabei muss neben dem Materialaufkommen und dem
Platten prädestiniert für Schallabsorber in Lärmschutzwänden                 Materialbedarf auch die regionale Verfügbarkeit be-
und -bauteilen. 2013 wurden 117.000 Quadratmeter Lärmschutz-                 rücksichtigt werden.
wände an Straßen und rund 62 Kilometer an Schienen errichtet.                   Das Fraunhofer IOSB entwickelt im Laufe des
Des Weiteren arbeiten die Wissenschaftler an der Entwicklung                 Projektes die Sortierung, welche die Realisierung des
zementfreier Bindemittel als Alternative zu den herkömmlich                  Recyclings von feinkörnigem Bauabbruch erst er-
verwendeten Materialien.                                                     möglicht. Dies erfordert das Handling von Material
    Da sich die aus den BauCycle-Prozessen entstehenden Pro-                 kleiner zwei Millimeter sowie die selektive Sortierung
duktwertschöpfungsketten von den bisher im Bausektor vor-                    nach optischen und chemischen Eigenschaften.
handenen Modellen deutlich unterscheiden, wird begleitend eine                  Das Fraunhofer UMSICHT verfügt über die ent-
dynamische Marktplattform entwickelt. Im Sinne einer Rohstoff-               sprechende Erfahrung im Bereich nachhaltigkeits-
börse, die das Angebot von Recyclingfirmen und den Bedarf von                orientierter Bewertung von Ressourcen und Prozessen
Recyclingmaterial verarbeitenden Unternehmen erfasst, unter-                 sowie das technologische Know-how zu einzelnen
stützt sie die Markteinführung der Produkte. BauCycle kombiniert             Werkstoffen. Das Projekt wird zudem von zwei exter-
somit die drei Geschäftsfelder „Produktentwicklung“, „Sortier-               nen Beratern aus Industrie (RWE Power AG) und
technologie“ und „Vermarktung“.                                              Forschung (IAB Weimar) begleitet. n

                                                                                                                                        MEO 2/2017                   17
REGION

                       4. Gründungsforum will Mut machen
                       „Stand up and fight“
                                          „Stand up and fight“ – mit diesem Slogan laden die STARTERCENTER NRW
                                          aus Mülheim, Essen und Oberhausen am 6. März zum 4. Gründungsforum
                                          in der MEO-Region; Veranstaltungsort ist diesmal der Plenarsaal der IHK
                                          zu Essen. Moderatorin Anja Balzer hat sich vorgenommen, ihren Gesprächs-
                                          partnern Ulrike Koberg von „Nuts'n Spicy Pikante Bio-Nusspasten“ aus
                                          Oberhausen, „Sales-Specialist“ Julia Schiminski aus Mülheim und René Sell-
                                          mer von „Emma's Hair Revolution“ viele interessante Geschichten aus den
                                          Anfangszeiten ihrer Unternehmensgründung zu entlocken.
                                             Dabei soll vor allem gezeigt werden, wie die Gründer schwierige Situ-
                                          ationen und Herausforderungen in der Anfangsphase bewältigt haben –
                                          auch und gerade wenn es einmal nicht nach Plan lief. Wie die drei letztend-
                                          lich daraus gestärkt und vielleicht sogar mit veränderten Geschäftsideen
                                          hervorgegangen sind, das soll im Mittelpunkt der Diskussion stehen. Beim
                                          anschließenden Get-together steht dann der persönliche Erfahrungsaustausch
                                          unter den Teilnehmern an erster Stelle.
                                             Anmeldungen sind bis zum 27. Februar möglich bei Christine Lohmann,
                                          IHK zu Essen, Tel.: 0201 1892-221. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Anmel-
                                          dungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt.

                                          Bettenstudio Nolten: Probeliegen mit Ruhrgebietscharme
Fotos: Bettenstudio Nolten

                       Freuen sich über den gelungenen Umbau des Bettenstudios und die Auszeichnung zu „Deutschlands Bettenfachhändler“: Burkhard Nolten und Sohn Christoph.

                                          Eine Galerie mit Stahlgeländer, Kohlezeichnung an der Wand,                  Beleuchtung des Geschäftes wurde komplett erneuert.
                                          daneben Bilder aus dem Stadtarchiv – das Traditionsbettenhaus                Bei der Gestaltung setzt Burkhard Nolten ganz auf
                                          Nolten in Essen hat einen neuen Look. Inhaber Burkhard Nolten                den Charme des Ruhrgebiets – mit Bildern, die an das
                                          investierte 120.000 Euro in den Umbau des nun 460 Quadratmeter               alte Essen erinnern.
                                          großen Geschäfts und wurde dafür Mitte Januar auf der Interna-                  Die Umbaumaßnahmen sollten eigentlich nur
                                          tionalen Heimtextil-Messe in Frankfurt/Main als Bettenfachhänd-              zehn Tage dauern, zogen sich am Ende aber über drei
                                          ler des Jahres 2017 ausgezeichnet.                                           Wochen. Ladenbauer und Beleuchter haben zwar
                                             Das bisher in die Ladenfläche integrierte Rückgratstudio von              länger gebraucht als veranschlagt, aber das Ergebnis
                                          Bruder Norbert Nolten, befindet sich nun im benachbarten La-                 spricht für sich. „Das Kundenfeedback ist bislang sehr
                                          denlokal. „Unsere Kunden sind zu 80 Prozent Menschen, die                    positiv“, freut sich Burkhard Nolten.
                                          Liegeprobleme haben. Also musste es Ziel des Umbaus sein, die                   Den Preis als Deutschlands Bettenfachhändler des
                                          ergonomische Kompetenz und die gesamte Ausstellung noch                      Jahres erhält das Bettenstudio nun zum zweiten Mal
                                          besser darstellen zu können“, erklärt Burkhard Nolten.                       und seit vergangenem Jahr geht das Unternehmen
                                             Helle, großzügige Räume sind entstanden, eine breite Schau-               auf die nächste Generation über: Burkhard Noltens
                                          fensterfront mit Podesten und eine Präsentation auf zwei Ebenen.             Sohn Christoph ist in die Geschäftsführung einge-
                                          Wände wurden neu gesetzt und Raumteiler geschaffen. Auch die                 stiegen. I www.bettenstudio-nolten.de

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REGION

           Stauder-Jahr 2017
           Privatbrauerei feiert 150. Geburtstag
Foto: Stauder

                                                                                                                                                                        Foto: TRIMET Aluminium SE
                                                                                           Viktor Haase vom Umweltministerium NRW nahm das Projekt „Virtuelle Batterie“
                                                                                           kürzlich offiziell in die KlimaExpo.NRW auf. Von Links: Karola Geiß-Netthöfel,
                                                                                           Regionaldirektorin des Regionalverband Ruhr, TRIMET Vorstandsvorsitzender Dr.
                                                                                           Martin Iffert, Viktor Haase und KlimaExpo.NRW-Geschäftsführer Wolfgang Jung.

                                                                                           TRIMET: „Virtuelle Batterie“
                                                                                           wird Teil der KlimaExpo.NRW
           Präsentieren Familien- und Unternehmensgeschichte bei der Veranstaltungsreihe
           „Stauder erzählt Stauder“: Thomas und Ricarda Stauder.

           Die Privatbrauerei Jacob Stauder feiert ihr 150-jähriges Bestehen.              Seit seiner Erfindung im Jahr 1886 basiert der Prozess zur
           Zu diesem außergewöhnlichen Jubiläum veranstaltet das Tradi-                    Aluminiumherstellung auf einer konstanten Energiezufuhr.
           tionsunternehmen aus Altenessen zahlreiche Events verteilt über                 Zudem benötigt die Aluminium-Produktion viel Energie. Mit
           das gesamte Jahr.                                                               dem Projekt „Virtuelle Batterie“ will der Essener Aluminium-
              „Wir identifizieren uns mit unserer Heimat“, sagt Brauereichef               Produzent TRIMET Aluminium SE die Elektrolyseöfen einer
           Dr. Thomas Stauder. „Deshalb wollen wir mit den Menschen aus                    Produktionslinie am Standort Essen als Energiespeicher flexibel
           unserer Region zusammen feiern. Und das nicht nur einmal, son-                  nutzbar machen.
           dern ein ganzes Jahr lang.“ Mit dem eigens entwickelten Jubilä-                     Es entsteht ein riesiger Stromspeicher, der es erleichtert, den
           umsbier „Jacob“ soll der Ur-Ur-Großvater Jacob Stauder gewür-                   unstetig erzeugten Strom aus Erneuerbaren Energien ins Strom-
           digt werden.                                                                    netz zu integrieren und Schwankungen im Netz auszugleichen.
              Neu ist die historische Veranstaltungsreihe „Stauder erzählt                 Die Leistung soll in einem Bereich von plus/minus 25 Prozent
           Stauder“: Dr. Thomas Stauder und seine Frau Ricarda nehmen die                  variiert werden können. Dadurch entsteht eine virtuelle Speicher-
           Teilnehmer dabei mit auf eine Zeitreise. Dabei gewähren die bei-                kapazität von rund 1.120 Megawattstunden, die vergleichbar
           den Einblicke in das umfassende Archiv des Traditions- und Fa-                  ist mit der eines mittelgroßen Pumpspeicher-Kraftwerks.
           milienunternehmens mit teils unveröffentlichten Fotos. Außerdem                     NRW-Umweltminister Johannes Remmel zum Projekt: „Mit
           präsentieren Dr. Thomas und Axel Stauder in exklusiven Braue-                   diesem vorbildlichen Projekt hat TRIMET gezeigt, dass die ener-
           reiführungen, wo und wie ihr Pils gebraut wird. I www.stauder.de                gieintensive Industrie ein wichtiger Partner der Energiewende ist“.

                                   Dortmund Airport
                                                                         Schneller hin. Schneller da.

                 Näher als man denk t. Infos und Buchung unter w w w.dor tmund-airpor t.de

                                                                                                                                                             MEO 2/2017                19
REGION

             OB Ulrich Scholten
     (4. von rechts) überreichte
           Ulf Lennermann die
                       Urkunde.

                                                                                                                                              Foto: SWB/PR-Fotografie Köhring
     SWB als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet
                    Regelmäßig zeichnet das Kuratorium des „Mülheimer         hat uns u. a. mit ihrer familienfreundlichen Personalpolitik und
                    Bündnisses für Familie“ Unternehmen aus, die sich         ihrem betrieblichen Gesundheitsmanagement überzeugt.“
                    in besonderer Weise durch familienfreundliche An-            So bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern u. a. Gleitzeit
                    gebote für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter          oder Vertrauensarbeitszeit, vorübergehende Teilzeit sowie flexible
                    hervorheben und so Vorbildcharakter für andere haben      und individuelle Arbeitszeitregelungen, Angebote zur Haushalts-
                    können und sie zum Nachahmen und Mitmachen                pflege und Kinderbetreuung sowie Beratung und ein betriebli-
                    anregen. Für ihr Engagement bei der Vereinbarkeit         ches Gesundheitsmanagement mit Betriebsarzt, Gesundheitstagen,
                    von Familie und Beruf wurde nun das Wohnungsun-           Betriebssportverein und kostenfreien Sportangeboten
                    ternehmen SWB gewürdigt.                                     „Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung und Anerken-
                       „Mit diesem Prädikat werden Unternehmen aus            nung unserer Aktivitäten, die SWB noch familienfreundlicher
                    unserer Stadt ausgezeichnet, die bereits familien-        zu machen und sehen sie als Ansporn an, uns im Rahmen unserer
                    freundliche Maßnahmen umsetzen oder für die kom-          Möglichkeiten weiterhin für die Vereinbarkeit von Familie und
                    menden Jahre planen“, stellt der Vorsitzende des          Beruf einzusetzen“, betonen Ulf Lennermann, Geschäftsführer
                    Kuratoriums des Mülheimer Bündnisses für Familie,         und Thomas Häbel, Personalleiter der SWB.
                    Oberbürgermeister Ulrich Scholten, fest. „Die SWB         I www.swb-mh.de

     MWB zieht 2019 ins StadtQuartier

                                                                                                                                              Animation: AIP Düsseldorf
     Schloßstraße
                    „Aufgrund unserer starken Expansion in den letzten
                    Jahren, stoßen wir platzseitig an unsere Grenzen“,
                    erläutert Frank Esser, Vorstandsvorsitzender der Mül-
                    heimer Wohnungsbau eG (MWB) den Beweggrund
                    für den Umzug in das StadtQuartier Schloßstraße.
                       „In 2002, als wir den aktuellen Firmensitz bezogen,
                    hatte MWB 27 Mitarbeiter. Jetzt sind es 82! Derzeit
                    müssen sich größtenteils zwei bis drei Mitarbeiter ein
                    Büro teilen. Zudem fehlen uns Pausen- und Bespre-
                    chungsräume“, beschreibt Esser die aktuelle Situation
                    nach starkem Wachstum in allen 5 Geschäftsberei-
                    chen.
                       Im Sommer 2019 will die Genossenschaft in eine
                    neue, rund 3.500 Quadratmeter große Bürofläche zie-
                    hen, die ebenfalls an der Friedrich-Ebert-Straße liegen
                    wird, während die attraktivere Gebäudehälfte zur Ruhr     Animation mit Blick vom Stadthafen auf das StadtQuartier
                    und dem Stadthafen hin fremdvermietet wird.               Schloßstraße; links von der Passage liegt das MWB-Gebäude.
                       Unter anderem ist ein großer multifunktionaler
                    Sitzungsraum eingeplant, der bis zu 100 Personen             17,5 Millionen Euro wird das Unternehmen in dem zum
                    fassen kann. Hier sollen Vertreter-, Mitglieder- und      Rathaus gelegenen Gebäudekörper investieren. Dieser wird eine
                    Belegschaftsversammlungen, aber auch Eigentümer-          Gesamtnutzfläche von 6.335 Quadratmetern haben und über die
                    versammlungen der MWB-Hausverwaltungssparte               Eigennutzung hinaus Flächen für Gastronomie, Gewerbe und
                    stattfinden.                                              Wohnen bieten.

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