UMWELT & energie - NetTeam Internet-Lösungen

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UMWELT & energie - NetTeam Internet-Lösungen
www.umweltundenergie.at

                                                UMWELT & energie
                                                    03|2018 UMWELT → ENERGIE → KLIMA → NATUR → LEBEN in Niederösterreich

→ UMWELT &  natur
 © ISTOCK.COM/UROSHPETROVIC, DAONAUAUEN.AT/KOVACS

                                                                                                                                 KREISLAUFWIRTSCHAFT
                                                                                                                                          Seitens der EU gibt es
                                                                                                                       diesbezüglich ein deutliches Engagement.

                                                                                                                                         DONAUCARTOONS
                                                                                                                   Diese Wanderausstellung kann man ab 28. Juni
                                                                                                                     drei Wochen lang im NÖ Landhaus besuchen.
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→ INHALT

                                              06

                                                                                                                                                                                                   10

                                              → UMWELT & natur
                                              05   Top & Aktuell | Erfolgreicher e-Mobilitätstag in Melk |
                                                   DIE GARTEN TULLN feiert 10. Geburtstag

                                              06   Naturschutz in der Freizeit | Damit die Natur ihre
                                                   ­Erholungsfunktionsleistungen weiterhin erbringen
                                                    kann, muss die Bevölkerung für den Schutz der
                                                    biolo­gischen Vielfalt sensibilisiert werden.
                                                                                                                                                                                                   18
                                              10   Vielfältiges Ausflugsziel | 105.000 ha außer-
                                                   gewöhnliche Natur-und Kulturlandschaft am Rande
                                                   einer ­Weltstadt – im Biosphärenpark Wienerwald
© GOTTWALD-HOFER, BPWW/LAMMERHUBER, KRACHER

                                                   lässt es sich gut leben.

                                              12   Frei und wild wie eine Wildkatze | So lautet der          → ENERGIE & klima
                                                   Slogan für Kinder und Jugendliche, welche im neuen
                                                   Wildkatzen Camp des Nationalparks Thayatal unter­         23       Kurz & Bündig
                                                   gebracht sind.
                                                                                                             24       Umwelt- und Klimaziele des Bundes | Umwelt &
                                              14   Wasserdrachen | Der nur sehr selten anzutreffende                  energie sprach darüber mit Elisabeth Köstinger,
                                                   Donau-Kammmolch ist die kleinste heimische Kamm-                   Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus.
                                                   molchart und steht heuer verstärkt im Rampenlicht.
                                                                                                             26       Kreislaufwirtschaft lohnt sich | Die ausgebuchte
                                              16    Wie „schmeckt“ eine Gemeinde? | Über 200                          Auftaktveranstaltung der Plattform Kreislaufwirtschaft
                                                   Obst- und Nussarten gibt es mittlerweile im                        Österreich hat gezeigt, dass nicht nur Bewusstsein
                                                   ­öffentlichen Raum der Marktgemeinde Kirchberg                     für dieses Thema, sondern auch Interesse an der
                                                    am Wagram.                                                        Umsetzung in der Praxis besteht.

                                              17   Spaziergang für alle Sinne | Immer mehr Kinder-           28       Smartphone-Akku | Mit ein paar einfachen An-
                                                   gärten und Schulen in NÖ setzen auf Naturpädagogik.                passungen lässt sich ohne großen Aufwand die
                                                                                                                      Betriebszeit von Handys verlängern.
                                              18   Ein Bild sagt mehr als tausend Worte | Fotografieren
                                                   für den Naturschutz dient einem hehren Ziel und macht     30       Termine
                                                   zudem große Freude.

                                              20   Mehr Natur den Flüssen | Unter diesem Motto
                                                                                                             IMPRESSUM: Herausgeber, Verleger & Medieninhaber: Land Niederösterreich, Gruppe Raumord-
                                                   läuft derzeit landesweit eine Reihe von bedeutenden       nung, Umwelt und Verkehr, Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft, 3109 St. Pölten, Landhaus-
                                                                                                             platz 1, Tel.: 02742/9005-14227, Fax: DW 10765, E-Mail: post.ru3@noel.gv.at Redaktion: DI Leonore
                                                   gewässerökologischen Projekten.                           Mader-Hirt, Mag.a Silvia Osterkorn-Lederer/eNu. Titel­foto: © donauauen.at/Kovacs. Grafische Kon-
                                                                                                             zep­tion & Layout: Peter Fleischhacker. ­Anzeigenvertretung: Media­contacta Wien, Tel.: 01/5232901.
                                                                                                             Auflage: 31.500. Herstellung: Druckerei Berger, Horn. Verlags- und Erscheinungsort: St. Pölten.­
                                              22   Flussjuwele entdecken und erleben | NÖ Fließ­             Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Periodisch erscheinendes Informations­blatt in Nieder­
                                                   gewässer weisen eine einzigartige Vielfalt auf.           österreich. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der ­Redaktion überein­
                                                                                                             stimmen. Für unverlangt eingesendete Artikel wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält
                                                                                                             sich das Recht vor, Beiträge zu überarbeiten und zu kürzen.

                                              2 UMWELT & energie 03|2018
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© ISTOCK.COM/MANUEL-F-O/ROMRODINKA
                                                  28                                                                                                                                                                                                            38

                                                                                                                                                                                © GAMERITH, KURTU

32                                                                                                                                                                                                                                                               42

→ KLIMA & natur                                                                                                                                                            → NATUR & leben
31   Kurz & Bündig                                                                                                                                                         37                       Kurz & Bündig

32   Auenwildnis | Das bereits dritte LIFE-Projekt in Folge                                                                                                                38                       Köstliche, bunte Kraftpakete | Die heißersehnten,
     komplettiert die Maßnahmen zum Lebensraum- und                                                                                                                                                 schmackhaften Beeren sind ein Fest für alle Sinne.
     Artenschutz in der UNESCO-Welterberegion Wachau.
                                                                                                                                                                           42                       Wanderausstellung mit Humor | KünstlerInnen aus
34   Nachhaltige Waldbewirtschaftung | Das Projekt                                                                                                                                                  zehn Donauländern interpretieren in Cartoons und
     „GENial – der Wald im Klimawandel – Anpassung                                                                                                                                                  ­Karikaturen den kulturellen, ökologischen, ökonomi-
     und Schutz durch Bewirtschaftung genetischer                                                                                                                                                    schen und sozialen Lebensraum Donau.
     Ressourcen“ veranschaulicht das aktuell
     vorhandene Wissen zum                                                                                                                                                    → STANDARDS
     Klimawandel.
                                                                                                                                                                           44
                                                                                                   © ISTOCK.COM/PHOTOMARU/GEORGE733/MEDIAPRODUCTION/DOMNICKY/KOVALEVA_KA

                                                                                                                                                                                                    eNu Expertise | Stehen Naturschutz & Freizeitnut-
36   Termine                                                                                                                                                                                        zung im Widerspruch? Zeit für Ausflüge ins Naturland
                                                                                                                                                                                                    NÖ. Altes Wissen bei der Jugend sehr gefragt.

                                                                                                                                                                           50                       Buchtipps

                                                  38
                                                                                                                                                                                                                                        Das Österreichische Umweltzeichen
                                                                                                                                                                                                                                        für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686
                                                                                                                                                                                                                                        Ferdinand Berger & Söhne GmbH.

                                                                                                                                                                                                                                                                        3
                                                                                                                                                                                                                       Unbenannt-1 1                                     07.07.2009 13:28:58

                                                                                                                                                                                                                                UMWELT & energie 03|2018
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  Erfolgreicher e-Mobilitätstag in Melk

 E

                                                                                                                                                 © DIE GARTEN TULLN, KAUFMANN, NLK/BURCHHART
             lektro-Mobilität überzeugt. Der Expertinnen und Experten der Energie- und          nur umweltfreundlich und leise unterwegs
             e-Mobilitätstag am Wachauring Umweltagentur NÖ. Die derzeitige Fördersi-           sind sondern auch problemlos jede Alltags-
             in Melk ist jedes Jahr Hotspot der tuation des Bundes sowie 1.000 Euro blau-       strecke schaffen“, erläutert LH-Stellvertreter
             Elektromobilität. Über 8.000 Besu- gelbe Pionierförderung erhöhen den Anreiz,      Stephan Pernkopf. Grundvoraussetzung da-
             cherInnen legten heuer am 26. Mai nach dieser Probefahrt auf ein elektrisch be-    für ist eine flächendeckende Versorgung mit
             bei diesem Großevent der Energie- triebenes Fahrzeug umzusteigen.                  moderner Ladeinfrastruktur. „Mit über 600
  und Umweltagentur NÖ mehr als 3.600 elek-                                                     öffentlich zugänglichen Ladestationen und
  trische Testkilometer zurück! Dafür standen Flächendeckende Ladeinfrastruktur. „Der           davon 46 Schnellladestationen in ganz Nie-
  über 50 verschiede-                                               e-Mobilitätstag am          derösterreich können wir bereits ein dichtes
  ne e-Autos, hunder-                                               Wachauring zeig te          Netz an Ladeinfrastruktur gewährleisten“, er-
  te e-Bikes, e-Scooter                                             ganz eindeutig, dass        gänzt LR Petra Bohuslav. Beim Ausbau zählt
  u. v. m. zum kostenlo-                                            die Niederösterreiche-      man auch auf die EVN als starken Partner,
  sen Testen bereit. Über                                           rinnen und Niederös-        die auch beim e-Mobilitätstag die Ladesta-
  Anschaffung, Betrieb                                              terreicher bereits in       tionen zur Verfügung stellte und sich um die
  und Förderung eines                                               der Welt der Elektro-       reibungslosen Ladevorgänge der Testfahr-
  e-Autos bis hin zu neu-                                           mobilität angekom-          zeuge und der e-Autos der BesucherInnen
  esten Innovationen in-                                            men sind. Sie wissen,       kümmerte. ←
  formierten mehr als 70 LR Bohuslav und LH-Stv. Pernkopf           dass elektrisch betrie-
  Aussteller sowie die beim e-Mobilitätstag                         bene Fahrzeuge nicht        INFO: www.enu.at

                                                                                                sich Sobotka heute in seiner Funktion als
  DIE GARTEN TULLN feiert 10. Geburtstag                                                        Präsident von „Natur im Garten“ Internati-

  E
                                                                                                onal. LR Martin Eichtinger, erst seit kurzer
       uropaweites Vorzeigeprojekt. DIE          zentrum sowie in neu angelegte Gärten“, so Zeit „erster Botschafter“ von „Natur im Gar-
       GARTEN TULLN wurde 2008 entspre-          Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei ten“ sowie des Gartenlandes NÖ, möchte
       chend den Kriterien der Aktion „Na-       der Feier anlässlich des zehnten Geburtsta- diese Initiative erfolgreich weiterführen.
  tur im Garten“ errichtet und hat sich zu ei-   ges von DIE GARTEN TULLN im April 2018.        „Heute werden landesweit 15.000 Gärten
  nem Vorzeigeprojekt im Bereich des ökolo-                                                     nach ,Natur im Garten‘-Kriterien gepflegt,
  gischen Gärtnerns entwickelt. Seit 2014 ist    Erfolgsgeschichte. Der nunmehrige Nati- es gibt über 100 ,Natur im Garten‘- Gemein-
  sie außerdem botanischer Garten. Vor zehn      onalratspräsident Wolfgang Sobotka, der den, 130 Schaugärten und 250 Gemein-
  Jahren startete das Projekt mit 42 Gärten,     als NÖ Umweltlandesrat mit der Idee „Na- den, die den Beschluss gefasst haben, ihre
  mittlerweile können sich Gartenbegeisterte     tur im Garten“ das gan-                                           Grünflächen pestizidfrei
  an 65 Gärten im gesamten Areal erfreuen.       ze Land begeisterte,                                              zu halten. Unser großes
  Mit mehr als 2,4 Mio. BesucherInnen und        hat ein Netz an Schau-                                            Ziel ist es, die Zahl der
  einer Wertschöpfung von rd. € 41 Mio. ist      gärten sowie „Natur im                                            ,Natur im Garten‘-Ge-
  die DIE GARTEN TULLN zu einem touristi-        Garten“-Gemeinden auf-                                            meinden noch heuer auf
  schen Magneten für die ganze Region ge-        gebaut und mit DIE GAR-                                           die Hälfte aller NÖ Ge-
  worden. „Wir wollen die Idee der ersten        TEN TULLN eine Erfolgs-                                           meinden bzw. in abseh-
  ökologischen Gartenschau Europas wei-          geschichte geschrieben.                                           barer Zeit auf 100 % an-
  terschreiben und über unsere Landesgren-       „Der Garten gibt den                                              zuheben“, so Eichtinger
  zen hinweg in ganz Europa verbreiten. Auch     Menschen so viele Pers- (V.l.n.r.): Geburtstagsfeier mit LR Eich- dazu. ←
  heuer werden wieder zwei Millionen Euro        pektiven und ist ein Ort tinger, Nationalratspräsident Sobotka,
  investiert, u. a. in ein modernes Besucher-    der Selbstfindung“, freut LH Mikl-Leitner, Bgm. Eisenschenk       INFO: www.diegartentulln.at

                                                                                                             UMWELT & energie 03|2018       5
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               Naturschutz         in der Freizeit
         Wenn Menschen Zeit im Freien verbringen, um abzuschalten, Sport zu treiben
            oder einfach nur mal durchzuatmen, nützen sie bei all diesen Aktivitäten
 die sogenannte Erholungsfunktion der Natur. Damit der Mensch diese kostenlose Leistung
                 weiterhin genießen kann, muss die biologische Vielfalt bewahrt
                    und die Bevölkerung für deren Schutz sensibilisiert werden.

6 UMWELT & energie 03|2018
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„NÖ ist das naturräumlich viel­fältigste
    Bundesland Österreichs. Umso mehr
          freut es mich, dass sich so viele­
        ­Menschen bei Pflegeeinsätzen im
     ­Naturland NÖ engagieren“, bedankt
       sich LH-Stv. Dr. Stephan Pernkopf.

I
       ntakte Lebensräume. Biologische         Naturschutz engagieren möchten, gibt es        lei diesbezüglicher Maßnahmen erfolgten,

                                                                                                                                              © GOTTWALD-HOFER, MOSER
       Vielfalt und gesunde Ökosysteme         verschiedenste Möglichkeiten – von der         würde Mitteleuropa verwalden, d. h. Bäu-
       sind überlebenswichtig für den Men-     Beteiligung an Pflegeeinsätzen oder am         me und Sträucher würden andere Pflanzen
       schen. Saubere Luft, sauberes Was-      Schutz der alljährlich im Frühling stattfin-   nach und nach verdrängen. Damit gehen
       ser, gesunde Böden, um Nahrungs-        denden Amphibienwanderungen, über das          auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen
       mittel zu produzieren, sowie die Ge-    Umsetzen einiger Verhaltensregeln im All-      verloren. In diesem Fall führt nicht die Ver-
       winnung natürlicher Bau- und Werk-      tag sowie in den eigenen vier Wänden bis       siegelung, sondern einfaches „Nichts tun“
stoffe, die Schutzfunktion und vor allem die   hin zu Geldspenden. Jeder noch so kleine       zu einer Reduktion der Artenvielfalt und
Freizeit- und Erholungsfunktion der Natur      Beitrag zählt und ist wichtig, um das schö-    zum Kulturlandschaftsverlust.
                                                                     ne Naturland NÖ zu
 Manche Agrarflächen sind heute unwirt-                              erhalten und Lebens-     (Frei-)zeit spenden. Eine Möglichkeit, sich
                                                                     räume für die ver-       für den Naturschutz zu engagieren, ist da-
 schaftlich und laufen Gefahr zu verwalden. schiedensten Tier-                                her die aktive Mitarbeit bei einem Pflege-
                                                                     und Pflanzenarten        einsatz – also das Spenden wertvoller Zeit.
sind keine Selbstverständlichkeit. All die- ­sicherzustellen.                                 Lange wurden entlegene, wenig ertragrei-
se sogenannten Ökosystemleistungen er-                                                        che, trockene Wiesen von LandwirtInnen
bringt die Natur kostenlos, aber keinesfalls Kulturlandschaftsverlust. Natur ist in un-       als Hutweiden genutzt. Beim damaligen
umsonst für den Menschen. Nicht nur des- seren Breiten zu einem großen Teil das Er-           Mechanisierungsgrad mit allgemein hohem
halb sind der Schutz der Biodiversität so- gebnis jahrhundertelanger menschlicher             Anteil an Handarbeit waren diese Flächen
wie der Erhalt wertvoller Lebensräume ein Bewirtschaftung. Die Landschaft, wie sie            für unsere Vorfahren immer in Nutzung.
besonders bedeutendes Thema. Für alle, heute aussieht, ist somit eine „Kulturland-            Bauern und Bäuerinnen pflegten auch
die sich gerne aktiv in ihrer Freizeit für den schaft“, die Pflege erfordert. Wenn keiner-    entlegene Landschaften. Oft übernahmen →

                                                                                                          UMWELT & energie 03|2018       7
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Möglichkeiten sich für den Naturschutz aktiv einzusetzen sind u. a. die Mithilfe bei Pflegemaßnahmen oder beim Amphibienschutz.

                                                                   gestattet mit Arbeits- kann sich durch eine Geldspende am Arten-
Pflegeeinsätze dienen dem Erhalt von
                                                                   handschuhen, Sägen, schutz beteiligen. Viele Naturschutzorga-
 Lebensräumen und somit der Artenvielfalt. Astscheren und fes- nisationen bieten beispielsweise die Über-
                                                                   tem Schuhwerk geht’s nahme von Patenschaften für eine Tier- bzw.
auch Weidetiere wie Schafe die notwendi- ans Werk – so hält man sich fit und leistet Pflanzenart oder ein ganzes Gebiet an. Auf
gen Pflegemaßnahmen. Heute gelten diese gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für den diese Weise kann man beim Nationalpark
Flächen als unwirtschaftlich und sind durch Natur- und Artenschutz.                        Donau-Auen durch einen finanziellen Bei-
eine allmähliche Verbuschung stark gefähr-                                                 trag das Gelege einer Europäischen Sumpf-
det. Pflegeeinsätze dienen dazu, diese ge- Neugierig geworden? Alle Interessenten schildkröte schützen. Der Bärenwald Arbes-
rade für seltene Tier- und Pflanzenarten so können bei den zahlreichen Pflegeeinsät- bach, die Eulen- und Greifvogelstation Ha-
wichtigen ökologischen Nischen zu bewah- zen in ganz Niederösterreich mitmachen. ringsee oder die Naturparke Geras und Bu-
ren. Beispielsweise sind Trockenrasen die Ein Experte oder eine Expertin ist stets vor chenberg bieten ebenfalls die Möglichkeit,
bevorzugte Heimat einer großen Vielfalt an Ort, erklärt die Arbeitsschritte und beant- im Rahmen von Patenschaften einen Bei-
Pflanzen und Tieren, die auf der Roten Liste wortet Fragen. Termine für Pflegeeinsätze trag zur Deckung der anfallenden Kosten für
der bedrohten Arten stehen und somit als findet man regelmäßig im praktischen Ver- Pflege, diverse Anschaffungen, Instandhal-
gefährdet oder sogar als vom Aussterben anstaltungskalender auf der Naturland NÖ- tungsarbeiten und Futter zu leisten.
bedroht gelten.                               Website oder auch bei den einzelnen Na-
                                              turschutzorganisationen selbst. So bieten Frosch & Krot in Not. Sobald die Tempera-
Voller Einsatz im Naturland NÖ. Damit beispielsweise der Naturschutzbund NÖ, turen steigen, machen sich Amphibien auf
diese wertvollen Lebensräume nicht verlo- das Biosphä-
ren gehen, finden sich Menschen zusam- renpark Wie-               Es bedarf auch Geldspenden zur Unterstützung
men, um gemeinsam anzupacken. Meis- nerwald Ma-
tens handelt es sich um Freiwillige, die sich nagement, die             der Arbeit von Naturschutzorganisationen.
für die Natur engagieren, indem sie ihre Zeit Nationalparke
und Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Der Donau-Auen und Thayatal, diverse Natur- den Weg zu ihren Laichgewässern. Diese
persönliche Nutzen besteht dabei in der parke oder auch der Verein Lanius regelmä- Wanderungen sind jedoch sehr gefährlich,
Freude und Genugtuung, wenn man nach ßig Einsätze an und freuen sich über jede insbesondere durch den Straßenverkehr
Abschluss eines Pflegeeinsatzes sieht, was helfende Hand.                                  kommen viele Tiere ums Leben. Bei beson-
man gemeinsam geschafft hat. Außerdem                                                      ders beliebten Wanderstrecken werden da-
gibt es während der Arbeit viel zu entde- Zeitmangel? Wer kennt es nicht – ständiger her vom Naturschutzbund NÖ alljährlich
cken und Interessantes über die heimische Stress und verplante Tage? Wem neben Fa- Schutzmaßnahmen ergriffen. An 190 Am-
Artenvielfalt zu erfahren, denn alle Arbeits- milie, Arbeit und Hobbies die Zeit zum akti- phibienwanderstrecken wird mit Tunnel-
einsätze finden unter Anleitung fachkundi- ven Engagement fehlt, die Natur und deren Leitanlagen oder der Zaun-Kübel-Methode
ger Expertinnen und Experten statt. Aus- Schutz aber trotzdem am Herzen liegen, der gearbeitet. Zu deren Betreuung braucht es

8 UMWELT & energie 03|2018
UMWELT & energie - NetTeam Internet-Lösungen
Ein wilder Naturgarten bietet vielen Organismen Unterschlupf, Versteckmöglichkeiten, aber auch Winterquartier.

zahlreiche Freiwillige, um die Tiere sicher        Organismen Un-
                                                                            Alljährlich braucht es zahlreiche Freiwillige,

                                                                                                                                                © SEEHOFER, DIETRICH, OSTERKORN-LEDERER, BURGER
über die Straßen zu bringen. Vor allem die         terschlupf, Ver-
Zaun-Kübel-Methode bietet sowohl Stra-             s teck mög lich-       die sich für den Amphibienschutz engagieren.
ßenmeistereien und Gemeinden als auch              keiten, aber auch
Privatpersonen oder manchmal ganzen                Winterquartier. Der Verzicht auf chemische haufen anlegen. Diese dienen Repti­lien als
Schulklassen die Möglichkeit, aktiv zu wer-        Düngemittel und Pestizide fördert ebenso Sonnenplatz zum Energietanken und sind
den. Wichtig ist einerseits Amphibienwan-          tierische Mitbewohner im eigenen Garten. gleichzeitig ideale Verstecke.
derstrecken zu melden, andererseits aktiv          Nisthilfen für verschiedene Vogelarten oder
an der Betreuung mitzuwirken. Die Zäune            für Fledermäuse sind kostengünstig und re- Naturland NÖ-Website. Informationen zu
müssen mehrmals täglich kontrolliert und           lativ einfach anzubringen. Wer genügend all den angeführten Möglichkeiten, aber
die in den Kübeln befindlichen Amphibien­          Platz hat, kann ein Biotop mit flachen Ufern auch viele weitere Tipps und Ideen findet
über die Straße getragen werden. Alle, die         anlegen und damit verschiedenen Tieren man auf der Website der Initiative Naturland
sich gerne im kommenden Frühjahr für               eine Trink- oder Bademöglichkeit bieten. NÖ. Den praktischen Veranstaltungskalen-
„Frosch & Krot in Not“ einsetzen möchten,          In fischfreien Gewässern siedeln sich au- der nützen verschiedene Naturschutzor-
finden die notwendigen Informationen auf           ßerdem gerne Molche, Frösche und Krö- ganisationen zur Ankündigung ihrer Ange­
der Website von Naturland NÖ.                      ten an. Eine geeignet bepflanzte Ufer- und bote. Auf diese Weise findet man mit weni-
                                                   Flachwasserzone schafft ebenfalls zusätzli- gen Klicks geplante Pflegeeinsätze, geführ-
Naturschutz daheim – geht das? Ja das              che Lebensräume für Kleinstlebewesen. Ein te Wanderungen, Ausflugstipps und um-
geht – ganz einfach sogar. Vor allem Gar-          Klassiker für die Forcierung der Artenviel- fangreiche Infos über die Fauna und Flora
tenbesitzerInnen können kostengünstig              falt im Hausgarten ist der Verzicht auf den Nieder­österreichs. Machen Sie mit und wer-
und mit relativ wenig Aufwand zahlreiche           perfekten englischen Rasen. Hingegen ist den Sie aktiv für den Schutz und Erhalt des
Maßnahmen auf dem eigenen Grundstück               eine Blumenwiese optisch ansprechender Naturlandes NÖ! ←
umsetzen. Beispielsweise werden Insekten-          und beliebt bei Insekten. Wichtig ist auch,
hotels bzw. Insektennisthilfen von diversen        Kleintierfallen im Garten und rund ums www.naturland-noe.at
Nützlingen gerne angenommen. Aber auch             Haus zu eliminieren, u. a. durch das Abde- www.bpww.at
ein eigener Komposthaufen kann zum Le-             cken von Schächten oder Stiegenabgängen. www.donauauen.at
bensraum für verschiedene Tiere werden             Wer gerne­für Eidechsen und Blindschlei- www.noe-naturschutzbund.at
und ist zusätzlich noch ein wertvoller Natur-      chen ein Zuhause schaffen möchte, kann www.baerenwald.at
dünger. Ein wilder Naturgarten bietet vielen       Trockensteinmauern, Totholz- oder Stein- www.naturparke-noe.at

                                                                                                                 UMWELT & energie 03|2018   9
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→ UMWELT & natur

Vielfältiges
Ausflugsziel
105.000 ha außergewöhnliche Natur- und Kulturlandschaft, lichte Buchenwälder,
weite Wiesen, Weingärten und eine Weltstadt – der Biosphärenpark Wienerwald (BPWW)
ist eine reiche Landschaft, in der es sich gut leben lässt.

K
           limatische Bedingungen. Der   schaftliche Regionalentwicklung
                                                                                        Kultur- und Naturgenuss sind
           unglaubliche Artenreichtum desund Bildung, sozusagen „Freiluft-
           Biosphärenparks Wienerwald    labore“, in denen getestet und          im BPWW gleichermaßen möglich.
           liegt unter anderem daran, dass
                                         gezeigt wird, dass Naturschutz
           besondere klimatische Bedin-  und menschliche Nutzung einander nicht Lage am Rande einer Millionenstadt dient
gungen vorherrschen. Zwischen der Feuch- ausschließen. Um den Biosphärenpark- der Biosphärenpark Wienerwald unzäh-
te der nördlichen Alpen und der trockenenZielen gerecht zu werden, gliedert sich der ligen Menschen als wichtiger Erholungs-
Wärme des Pannonischen Beckens konn-     Biosphärenpark Wienerwald in drei Zonen raum – die Angebote sind genauso vielfäl-
ten sich unterschiedliche Wald- und Wie- mit unterschiedlichem Schutzstatus. In tig wie die Landschaften“, weiß Dr. Herbert
sentypen und damit vielfältige Lebensräu-den Kernzonen hat die Natur Vorrang und Greisberger, Direktor des Biosphärenparks
me entwickeln. Aber nicht nur die Natur  wird sich selbst überlassen, die Pflegezo- Wienerwald. Kulturgenuss in den Burgen
fasziniert und prägt die Landschaft, auchnen sind erhaltenswerte Offenlandberei- und Schlössern sowie den Stiften in Klos-
Bauwerke und Klöster vergangener Ge-     che, die gezielt verbessert werden und die terneuburg und Heiligenkreuz ist ebenso
nerationen zeigen die jahrhundertelange  Entwicklungszone umfasst Siedlungen, In- möglich wie Freizeitgestaltung in Kombi-
Besiedelung des Gebietes, wo Natur und   dustriegebiete sowie landwirtschaftliche nation mit Naturerlebnis. Musikgenuss bei
menschliche Nutzung zusammengehören.     Flächen. LandwirtInnen mit Direktvermark- einem Besuch in der Kartause Mauerbach
Der Biosphärenpark Wienerwald erstreckt  tung, Gastronomie- und Hotelleriebetriebe oder geistliche Lieder, gesungen vom Chor
sich über 51 NÖ Gemeinden und sieben     arbeiten ebenso im Einklang mit den Bio- der Mönche in den Klöstern, erfreuen die
Wiener Gemeindebezirke: Rund 815.000     sphärenpark-Zielen und erklären sich als Gäste ebenfalls.
Menschen sind in dieser Region zuhause.  Partnerbetriebe bereit, bestimmte Kriteri-
                                         en zu erfüllen.                                Sport und Spaß. Die intakte Natur des Bio-
Auszeichnung. Im Jahr 2005 wurde dem                                                    sphärenparks bietet Angebote zum Schau-
Wienerwald von der UNESCO das inter- Bildung und Leben. Auch nachhaltiges en und Staunen, Wandern, Genießen, Re-
nationale Prädikat „Biosphärenpark“ ver- Lernen ist ein wichtiges Ziel im Biosphären- laxen, Biken, Reiten oder Mitmachen. Zahl-
liehen. Biosphärenparke sind Modellregi- park Wienerwald. Veranstaltungen aller Art reiche gut ausgeschilderte und beschrie-
onen für Naturschutz, nachhaltige, wirt- sowie ein umfangreiches Ausbildungsan- bene Wanderrouten führen durch den Wie-
                                                                        gebot sind Teil nerwald. Die meisten von ihnen sind auch
 2005 erhielt der Wienerwald das internationale des Program- für ungeübte GeherInnen geeignet, so zum
                                                                        mes. „Durch Beispiel der Heilige Weg bei Altenmarkt an
 Prädikat „Biosphärenpark“ von der UNESCO.                              die besondere der Triesting. Durch die Gemeinde führt die

10 UMWELT & energie 03|2018
Durch die besondere Lage am Rande einer Millionenstadt dient der BPWW unzähligen Menschen als Erholungsraum mit vielfältigen Angeboten.

Via Sacra, der wichtigste Pilgerweg von          durch den Wald auf die Höllenstein-
                                                                                                         Die BesucherInnen haben

                                                                                                                                                © BPWW/FRIEDRICH, GRAF, BPWW/WOLFF, BPWW/LAMMERHUBER (2)
Wien nach Mariazell, vorbei an Hängen mit        hütte.
unterschiedlichen Waldtypen und entlang                                                       einige Grundregeln einzuhalten.
imposanter Felslandschaften bis zur Wall-        Mountainbiken und Reiten. Im
fahrtskirche Hafnerberg. Auf diesem Rund-        Bios­phärenpark Wienerwald gibt es Stre-          Grundregeln sind einzuhalten:
weg über Thenneberg können Wanderbe-             cken, die Mountainbikern und Wanderbe-            n In den Kernzonen darf man ausschließ-
geisterte nicht nur der Wanstschrecke be-        geisterten gleichermaßen zur Verfügung            lich die markierten Wege benützen.
gegnen, sondern auch größeren Tieren wie         stehen. Diese „Shared Trails“ sind dank ei-       n Das Anzünden von Feuer ist nicht er-
den Bisons beim Biohof Edibichl.                 ner gemeinsamen Initiative aller Interes-         laubt.
                                                 sensvertreterInnen mit dem Verein „Wie-           n Das Radfahren im Wald ist ausschließ-
Gipfel stürmen. Für geübtere Wander-             nerWaldTrails“ entstanden. Manche sind für        lich auf den markierten Radwegen und
fans empfiehlt sich der Weg auf den Peil-        AnfängerInnen geeignet, etwa der Laaber           Mountainbike-Routen in den angegebenen
stein, den einzigen großen Felsenberg im         Trail, manche, wie der Wurzel-Trail, sind he-     Zeiträumen gestattet.
Biosphärenpark Wienerwald. Von seinem            rausfordernder. Der Schönstatt-Trail ist nur      n Biker überholen SpaziergängerInnen
Gipfel bietet sich ein traumhafter Blick über    für MBT-Profis zu empfehlen. In Weidling-         und ReiterInnen im Schritttempo und ver-
die Voralpen bis zum Schneeberg. Die Fel-        bach erfreut der Mountainbike-Trailpark die       meiden ein lautloses und schnelles Her-
sen des Peilsteins sind Lebensraum für           Herzen der Gäste und im Trailcenter Hohe-         annahen an freilebende Tiere, um sie nicht
zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierar-         Wand-Wiese können sich die Biker sogar            aufzuschrecken.
ten, wie der Weiße Mauerpfeffer oder die         von einem Lift nach oben ziehen lassen. Im        n Das Reiten ist ausschließlich auf den
Felsen-Pyramidenschnecke, und sind auch          Wienerwald gibt es auch mehrere Reiterhö-         markierten Wegen und mit gültigen Reit-
Brutplatz für Wanderfalken und Uhus. Im          fe, die Urlaub mit Pferden anbieten, außer-       plaketten erlaubt. Es besteht ein Reitver-
Süden Wiens – am Rande der Föhrenber-            dem Reitkurse, Ausritte und Wanderritte auf       bot in den Dämmerungsstunden und in der
ge – liegt Gießhübl als Ausgangspunkt für        dem eigenen oder einem Leihpferd.                 Nacht.
eine Wanderung auf den Höllenstein. Durch                                                          n Hunde müssen immer angeleint geführt
                             Fair Play im Wienerwald. Damit die un-
die Heide mit ihrer großen Pflanzenvielfalt                                                        werden. Hundekot und „Wurfstöckchen“
führt der Weg entlang von Obstbaumalleen
                             terschiedlichen NutzerInnen des Lebens-                               werden nicht zurückgelassen, sondern ord-
                                            raums Wald gut miteinan-                               nungsgemäß entsorgt. ←
Wanderrouten, Mountainbike- und             der auskommen, ist gegen-
                                            seitige Rücksichtnahme er-                             www.bpww.at
Reitwege – Sport im BPWW ist beliebt. forderlich. Nachstehende                                     www.naturland-noe.at

                                                                                                               UMWELT & energie 03|2018   11
→ UMWELT & natur

                                      Frei und wild
                                                                               wie eine Wildkatze
                                     So lautet auch das Motto für Kinder und Jugendliche, die im neuen
                        Wildkatzen Camp des Nationalparks Thayatal untergebracht sind. Seit ihrer
                                    Wiederentdeckung im Thayatal steht die Wildkatze hier symbolisch
                               für Wildnis und außergewöhnliche Naturerfahrung. Text: Claudia Waitzbauer

Ü
            bernachtung in der Wildnis.       Unternehmung
                                                                    Die Ranger unterstützen die Neugierde, Eigen-
            „Hey, fertig!“ Ein Jubelschrei    wird. Zum an-
            hallt durch den Nationalpark-     deren ist es die    initiative und Kreativität der jungen Menschen.
            wald. Der selbst gebaute Un-      außergewöhn-
            terstand aus Ästen und wahr-      liche Natur, die selbst medienverwöhnte Erlebnis Natur interessant und einzigartig,
lich mächtigen Baumstämmen – allesamt         junge Erwachsene immer wieder in Stau- indem sie zu allen Fragen, die sich aus dem
Totholz – bietet einer kleinen Gruppe von     nen versetzt: zum Beispiel, wenn vermeint- genauen Schauen, Berühren und Hinein-
Jugendlichen Schutz für die heutige Nacht.    lich abertausende Glühwürmchen durch denken ergeben, Rede und Antwort stehen.
Mit glücklichen Gesichtern lassen sie sich    den Wald zu tanzen scheinen und den „Warum liegt hier im Wald so viel Holz her-
im Inneren nieder, klopfen sich Blätter aus   Weg zur Lagerfeuerstelle weisen oder eine um? Wieso ist Totholz so wichtig für Insek-
den Haaren und betrachten zufrieden ihr       Rotte von Wildschweinen, unsichtbar in der ten? Wie entfache ich ein Feuer? Wo ist hier
Werk. Die Zuschauer der anderen Teams         Dunkelheit der Nacht, rund um das Lager eigentlich Norden?“ Treffsicher identifizie-
applaudieren. Die Herausforderung war,        wandert.                                    ren die Jugendlichen die Löcher in der Bor-
rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit ei-                                               ke als Bohrgänge von Käfern und ordnen
nen regenfesten Unterschlupf für die Über-    Bildungseinrichtung und Unterkunft. eine Spechthöhle aufgrund der Größe und
nachtung in der Wildnis im Nationalpark       Dazu kommt noch, dass die Nationalpark- der massiven Späne einem Schwarzspecht
Thayatal – dort wo die Wildkatze wieder       verwaltung ab Juni 2018 auf einer Wiese zu. Zwischendurch diskutieren die Kids, ob
„ein und aus geht“ – zu bauen.                gleich neben dem Nationalparkwald eine schon einmal jemand eine Wildkatze gese-
                                              Bildungseinrichtung und Unterkunft – das hen hat, wie man sie ganz sicher von Haus-
Jugendliche sind Wiederholungstäter.          Wildkatzen Camp – für abenteuerhungrige katzen unterscheiden kann und wofür Bald-
Die Jugendlichen sind schon zum drit-         und wissbegierige Kinder und Jugendliche rian in der Wildkatzenforschung eingesetzt
ten Mal beim sommerlichen Junior Ranger       zur Verfügung stellt.                       wird. Die beiden Ranger unterstützen bei
Camp mit dabei. Von einem „Das kennen                                                     alledem die Neugierde, Eigeninitiative und
wir doch schon alles!“ sind sie weit ent-     Raum für eigene Entdeckungen. Sophie Kreativität, die Kindern und Jugendlichen
fernt. Das liegt zum einen an den Natio-      und Christoph, die Ranger bei den Streifzü- innewohnen. Dies lässt die jungen Leute
nalpark-Rangern, mit denen eine Nacht im      gen durch die Wildnis, lassen der Gruppe nicht nur ihre eigene Natur spüren, es för-
Wald zu einer spannenden und angstfreien      viel Raum zum Entdecken. Sie machen das dert auch eine Naturverbundenheit, die auf
                                                                                          echten, eigenen Erfahrungen gegründet ist.
Es ist die außergewöhnliche Natur, die selbst medien-
                                                                                          Wildnispädagogik. Die beiden Ranger
verwöhnte Menschen immer wieder in Staunen versetzt.                                      bauen neben Elementen der klassischen

12 UMWELT & energie 03|2018
Kinder lassen sich intuitiv vom Leben in freier Natur begeistern.

Naturerfahrung „Wildnispädagogik“ in die  ßen Natio-
                                                                     Heimlich zurückgekehrt, fast nie zu sehen,

                                                                                                                                       © NP THAYATAL/BARTL (2), NP THAYATAL
Camp-Woche ein. Kinder lassen sich intu-  nalpark s,
itiv vom Leben in freier Natur begeistern,der sich         durchstreift die Wildkatze hier wieder die Wälder.
gleichgültig, ob es darum geht, ein Feuer entlang der
ohne Streichhölzer zu entzünden, einen    Thaya auf 25 Flusskilometern erstreckt und Mag. Claudia Waitzbauer, Nationalpark Thayatal,
Unterschlupf zu bauen oder der Fährte ei- auf der angrenzenden tschechischen Sei- Bereich Umweltbildung und Schulen
nes Tieres zu folgen. Außerdem finden ge- te in den Národnίpark Podyjί übergeht. Die
rade in der Wildnis gruppendynamische     Junior Ranger starten direkt beim National-
Prozesse und Grenzerfahrungen statt, wo   parkhaus, schon bald endet der ehemali-      Das neue Wildkatzen Camp
vor allem Jugendliche am intensivsten ler-ge Pfad im Wald, das Gelände wird immer
nen und neue Fähigkeiten entdecken. Dies  unwegsamer. Der Weg zur Wildnis begann
                                                                                       im NP Thayatal
reicht etwa von der Eigenverantwortung    hier am 1. Jänner 2000 mit der Gründung      Seit Juni 2018 tummeln sich die ersten
für das Lagerfeuer über die Organisation  des Nationalparks Thayatal. Wildnis – das    Schulklassen im neuen Wildkatzen Camp,
im Team bei der Planung, Arbeitsteilung   ist ein Wort, welches in unserer rationalen  das mit Unterstützung des BM für Nachhal-
und gemeinsamen Umsetzung beim Un-        Welt viele Gefühle auslöst und Sehnsucht     tigkeit und Tourismus sowie dem Land NÖ
terstandbau – alles Kompetenzen im Sinne  nach unberührter Natur weckt. Wildnis ist    errichtet werden konnte. Das Interesse ist
einer Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht ein bestimmtes, vertrautes Land-       groß, denn erstmals ist damit eine Nächti-
– bis hin zu wahren existenziellen Erfah- schaftsbild, sondern steckt voll unabwäg-    gung in einer komfortablen Unterkunft direkt
rungen beim Durchwandern eines Waldes     barer Dynamik. Und genau diese natürli-      im Nationalpark möglich. Die unvergess-
abseits der Wege in hohen Brennnesseln,   chen Prozesse werden für die Jugendlichen    lichen Projekttage vereinen spannende
stacheligen Brombeeren und mit lästigen   hier erleb- und erfahrbar: Sie klettern über Entdeckungsreisen durch die Wildnis des
Kriebelmücken oder beim Übernachten im    vermodernde Baumriesen, entdecken Zun-       Nationalparks unter fachkundiger Leitung
stockfinsteren Wald.                      derschwamm und Igelstachelbart, strei-       eines Rangers mit stärkenden Erlebnissen
                                          chen über moosbewachsene Felsen, lau-        für die Klassengemeinschaft und natürlich
Der Weg zur Wildnis. Spannend ist auch schen dem Hämmern der Spechte und               viel Spiel & Spaß! Für die Sommermonate ist
der Ausflug der Jugendlichen in die nahe- warten darauf, eine Wildkatze zu erspä-      das Camp bereits fast ausgebucht. Buchun-
zu unberührten Bereiche des 1.360 ha gro- hen: Man sieht sie fast nie, hört sie kaum.  gen für Herbst 2018 und das Jahr 2019 sind
                                                              Und doch ist sie heim-   jederzeit möglich. ←
 In der Wildnis finden gruppendynamische lich zurückgekehrt und
                                                              durchstreift wieder die  INFO: www.np-thayatal.at
 Prozesse und Grenzerfahrungen statt.                         Wälder. ←

                                                                                                    UMWELT & energie 03|2018     13
→ UMWELT & natur

                       Wasserdrachen
                                      Rare, aber faszinierende Gesellen
          Der Donau-Kammmolch ist die kleinste heimische Kammmolchart und nur sehr selten
 anzutreffen. In diesem Jahr steht der kleine Wasserdrache jedoch verstärkt im Rampenlicht.

K
          lein, aber oho. Molche gehö-    Männchen in der Paarungszeit ein silbriges gar ganze Donau-Kammmolchpopulatio-
          ren ebenso wie Salamander, Frö- Längsband am Schwanz und einen gezack- nen auslöschen. Straßen zerschneiden die
          sche, Unken und Kröten zu den   ten Kamm. Dadurch unterscheiden sie sich Lebensräume der Molche und stellen eine
          Amphibien. Die deutsche Be-     deutlich vom Weib-
          zeichnung für diese Tierklasse  chen. An Land sind             In NÖ kommen die Wasserdrachen noch
ist Lurche. In Österreich gibt es verschie-
                                          die Tiere sehr unauf-
dene Molcharten: den Berg- oder Alpen-    fällig und erscheinen       in den March-Thaya- und Donau-Auen vor.
molch, den Teichmolch – der in so man-    schwarz.
chem Biotop in heimischen Gärten durchs                                                Gefahr für die Tiere bei ihren Wanderun-
Wasser gleitet – und den Kammmolch. Zu    Lebensraum und Gefährdung. Kammmol- gen dar. Aktuell kommt auch noch ein ge-
den Kammmolchen zählen der Nördliche      che beginnen ihr Dasein im Wasser, wech- sundheitliches Problem dazu: Eine einge-
Kammmolch (Triturus cristatus), der Alpen-seln danach auf Lungenatmung und kön- schleppte Hautpilzkrankheit setzt den klei-
Kammmolch (Triturus carnifex) und der Do- nen auch an Land leben. Molche verbrin- nen Wasserdrachen zu.
nau-Kammmolch (Triturus dobrogicus). Die  gen den Großteil des Jahres im Wasser bzw.
Kammmolche werden gerne auch Wasser-      in der Nähe von Gewässern – im späten Balz und Hochzeit. In Niederösterreich
drachen genannt, da die männlichen Tiere  Herbst wandern sie zu geeigneten frostsi- kommen die „Mini-Dinosaurier“ noch in
in der Paarungszeit mit einem beeindru-   cheren Überwinterungsplätzen, beispiels- den March-Thaya-Auen und den Donau-
ckenden Rückenkamm den Damen impo-        weise Kleintierhöhlen, Holzstapel oder Auen vor. Ein besonderes Merkmal der
nieren. Der Donau-Kammmolch ist mit ei-   Bodenritzen. Diese Wanderungen zu den Kammmolche ist, dass die Männchen wäh-
                                          Winterquartieren bzw. im Frühling zu den rend der Paarungszeit einen wunderschön
ner Größe von bis zu 16 cm die kleinste der
heimischen Kammmolcharten.                Laichgewässern sind für die Amphibien ausgebildeten Kamm auf dem Rücken tra-
                                          wirklich gefährlich, denn sie können dabei gen und mit akrobatischen Tänzen um die
Männlein und Weiblein. Donau-Kamm- überfahren werden. Auch ihr Lebensraum Gunst der Weibchen buhlen. Dabei gehen
molche sind an der Oberseite dunkel grau- schrumpft ständig. Sie brauchen Feucht- sie sogar in den Handstand und fächern
braun bis tiefschwarz, die Bauchseite ist biotope mit sonnigen, pflanzenreichen und den Molchdamen Duftstoffe zu. Zwei bis
hingegen dottergelb bis orangerot mit fischfreien Gewässern. Oft werden Feucht- drei Wochen nach der Paarung beginnen
schwarzen Flecken. Außerdem haben die gebiete aber trockengelegt, Flüsse begra- die Weibchen damit, 200 bis 400 Eier ein-
                                                    digt oder Augebiete verändern zeln in die Blätter von Wasserpflanzen ein-
 Alle heimischen Amphibien                          sich, sodass sie nicht mehr regel- zurollen. Etwa 15 Tage später schlüpfen da-
                                                    mäßig überschwemmt werden. raus die Mini-Larven, die sich dann zu klei-
 zählen zu den bedrohten Tierarten. (Ausgesetzte) Fische können so- nen Molchen entwickeln.

14 UMWELT & energie 03|2018
Ein besonderes Merkmal des Kammmolches ist der wunderschöne Kamm am Rücken des Männchens während der Paarungszeit.

Nahrung. Molche fressen fast alles, was        ckelt. Sie widmet sich dieser liebenswerten setzen sich für den kleinen Wasserdrachen

                                                                                                                                          © BAUMGARTNER, NÜSKEN, HILL-KLEPSCH
sie erwischen können. Sie sind nicht wähle-    Amphibienart, ihrer Biologie, ihren Bedürf- ein – neben interessanten Veranstaltungen
risch, egal ob Mücken- oder Eintagsfliegen-    nissen, Gefährdungsfaktoren und Schutz- und Exkursionen kann bei beiden Orgaisa-
larven, andere Insekten, Egel, Wasserflöhe     maßnahmen. Zum Einsatz kommen an- tionen ein toller Kammmolch-Bastelbogen
oder Wasserschnecken. Sogar Larven und         schauliche Tafeln und interaktive Stationen bestellt werden. ←
die Eier anderer Amphibien dienen ihnen        für Kinder. Filme und Hörbeispiele zu wei-
als Nahrung. Molche haben im Wasser eine       teren Amphibien sind ebenfalls in der Aus- www.naturland-noe.at
besondere Technik bei der Futteraufnahme:      stellung im schloss­ORTH Nationalpark-Zen- www.donauauen.at
das Saugschnappen. Sie reißen das Maul         trum zu entdecken. Neben dem Wasserdra- www.auring.at
auf und schon landet die Beute im Rachen.      chen wird auch
An Land fangen die Molche ihre Nahrung,        auf eine Frosch-         Eine Sonderausstellung im schlossORTH NP-
die meist aus Spinnen, Asseln oder Wür-        lurchart der Do-
mern besteht, einfach durch Zuschnappen.       nau-Auen, die         Zentrum widmet sich dem Donau-Kammmolch.
                                               Rotbauch­unke,
Winterstarre. Im Winter verfallen Amphi­       Bezug genommen. Es gilt, die Gemeinsam-
bien in eine Starre, das heißt sie nehmen in   keiten und Unterschiede der beiden Au-Ver-
                                                                                              Donau-Kammmolch
dieser Zeit keine Nahrung auf und die Stoff-   treter zu entdecken. „Live“ zu erleben und zu
wechselvorgänge verlangsamen sich. Wäh-        beobachten sind sie anschließend in einem      Größe: 11 – 16 cm – kleiner Kammmolch
renddessen können sich die Tiere kaum be-      Terrarium im Turnierhof. Nicht zuletzt be-     Beschreibung: schlank, kurze, zarte Beine,
wegen. Wenn es zu kalt wird, steigt die Ge-    kommt man in der Ausstellung auch Hinwei-      dunkle (braune bis schwarze) Oberseite mit
fahr, dass die Tiere den Winter nicht über-    se, wie man sich für den Donau-Kammmolch       schwarzen Flecken, die Unterseite ist leuch-
leben.                                         und seine Verwandten einsetzen kann.           tend orange mit schwarzen Flecken
                                                                                              Männchen: silbriges Längsband am Schwanz,
Sonderausstellung im Nationalpark. Der         Give-Aways. Im Rahmen der Initiative Na-       während der Balz Kamm am Rücken und
tierische Hauptakteur des Jahres im Nati-      turland NÖ entstanden in den letzten Mona-     hoher Schwanzsaum
onalpark Donau-Auen heißt ebenfalls Do-        ten einige Druckwerke: Artenposter – eines     Weibchen: haben keinen Kamm
nau-Kammmolch. Mit den ExpertInnen DI          davon zeigt die heimischen Amphibien &         Verhalten bei Gefahr: Schreckstellung – ein-
Ute Nüsken vom Verein Auring sowie Johan-      Reptilien –, praktische Bestimmungshilfen      gerollter Schwanz und zur Seite gekrümmter
nes Hill und Mag. Rudolf Klepsch von der       sowie das coole Natur-Action-Heft für Kin-     Körper
Österreichischen Gesellschaft für Herpeto-     der, durch das der Donau-Kammmolch Don         Nahrung: Insekten und ihre Larven,
logie wurde eine ansprechende Präsentati-      Molchi führt. Auch der Verein AURING und       Schnecken, Kaulquappen, Würmer ←
on rund um den Donau-Kammmolch entwi-          die Österreichische Naturschutzjugend (önj)

                                                                                                        UMWELT & energie 03|2018     15
→ UMWELT & natur

                                     Wie „schmeckt“
                                                           eine Gemeinde?
                               In der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram findet man
                auf diese Frage viele Antworten. Über 200 Obst- und Nussarten gibt es mittlerweile im
                öffentlichen Raum in der ersten Essbaren Gemeinde Niederösterreichs. Text: Hannes Höller

            Z
                      u Hause im Obstgarten. Im Juni     1.000 essbare Bäume und Sträucher wur-         wurde. Es freut mich, dass es einerseits so
© TATSCHL

                      schmeckt Kirchberg am Wagram       den seit den Anfängen der 2000er-Jahre         gut ankommt und andererseits generations-
                      nach Nankingkirschen, im Juli      in der Klimabündnis-Gemeinde gepflanzt.        übergreifend so viele aus der Gemeinde –
                      eher nach Marille und im Spät-     Der Kirchenweg am Müllergraben ist son-        im wahrsten Sinn des Wortes – mitmachen
                      herbst nach Asperl. Wenn Initiator nig und gut belüftet. Daher wurden dort auf    und mitnaschen.“ Wichtig ist für Tatschl ein
            Mag. (FH) Siegfried Tatschl seine Gemeinde   hohe Luftfeuchtigkeit und Pilzerkrankung       weiterer Aspekt: „Obst ist ein ideales Mit-
            beschreibt, dann läuft einem das Wasser im   empfindliche Pflanzen gepflanzt. Der Wein      tel, um ins Gespräch zu kommen. Es fällt so
            Mund zusammen. Vor 14 Jahren hat Kirch-      gedeiht hier besonders gut, ebenso die Per-    viel leichter, über Themen wie den Klima-
            berg am Wagram begonnen, den öffentli-       coche – Marille mit Pfirsich gekreuzt – oder   wandel und unseren Ressourcenverbrauch
            chen Raum schrittweise in einen Obstgar-     die Amerikanische Strauchkirsche, die hier     zu reden.“
            ten zu verwandeln. Die ersten Pflanzungen    erstmals in Österreich ausgepflanzt wurde.
            wurde im Kindergarten durchgeführt, da-      Warme, sonnige und geschützte Bereiche         Über 200 Tafeln informieren. Und was
                                                                               wie der Innenhof des     sind eigentlich seine Lieblingssorten? Darauf
             In den letzten 14 Jahren wurden über 1.000 ehemaligen Gerichts-                            antwortet Tatschl: „Bei 200 verschiedenen
                                                                               gebäudes oder der        Sorten fällt die Wahl nicht leicht. Der Sie-
             essbare Bäume und Sträucher gepflanzt.                            Kindergarten sind der    benschläfer1 und der Granatapfel würde ich
                                                                               ideale Platz für Gra-    sagen.“ Wer mit dem Siebenschläfer nichts
            nach folgte der Schulhof. Die Anlage des Al- natäpfel. Verschiedene Sorten aus Südtirol,    anfangen kann, sollte einfach Niederöster-
            chemistenparks 2007 als generationsüber- der Provence oder Usbekistan werden hier           reichs erste Essbare Gemeinde besuchen.
            greifendem Treffpunkt war ein weiterer Mei- auf Winterhärte und Ertrag getestet. Im Kin-    Auf über 200 Tafeln wird jede vorhandene
            lenstein. 2013 fasste der Gemeinderat den dergarten reifte hier der erste Granatapfel       Obst- oder Nussart mit Bild, Herkunftsanga-
            Beschluss, erste Essbare Gemeinde in Nie- der Sorte Provence.                               be, Pflegetipps, Erntezeit und Verwendungs-
            derösterreich zu werden. Zwei Jahre später                                                  möglichkeit beschrieben. Auf einer Weltkar-
            gab es den dritten Preis beim European Eco- Generationsübergreifendes Projekt. Über         te wird zudem die Herkunft gezeigt. ←
            logical Garden Award.                        die Jahre ist Kirchberg zu einem beliebten
                                                         Ausflugsort geworden. Gemeinden und            Mag. Hannes Höller, MA, Klimabündnis Österreich,
            Die Grundidee war recht simpel. „Wir woll- Städte holen sich hier Anregungen. Dem-          Medien- & Öffentlichkeitsarbeit
            ten Bewusstsein dafür schaffen, was rund entsprechend stolz ist auch Bürgermeister          1 www.obstgarten.biz/info-thek/siebenschlaefer.html
            um uns herum alles wächst und dass sehr Ing. Wolfgang Benedikt auf diese Initiati-
            vieles davon essbar ist“, so Tatschl. Über ve: „Es ist beachtlich, was hier geschaffen      www.kirchberg-wagram.at

            16 UMWELT & energie 03|2018
Spaziergang
                                                     für alle Sinne
Wann waren Sie das letzte Mal im Wald? Oder wann haben Sie das letzte Mal auf einer Wiese
 in Ihrer Heimatgemeinde genauer hingeschaut, was denn da so alles wächst? Immer mehr
 Kindergärten und Schulen in Niederösterreich setzen auf Naturpädagogik. Text: Hannes Höller

F
        ehlendes Wissen über Natur. „Kin-          der Wald auch Nahrung, davon waren nur          Sie lernen auch, wie sie einen Kräutersaft

                                                                                                                                                      © KIGA !BIKU VILLA ST. PÖLTEN
        der haben den Kontakt zur Natur            6,1 % der Stadtkinder überzeugt.“               oder Kräutersalz selbst machen können.
        verloren“, titelte die Tageszeitung
        „der Standard“ und brachte Beispie-        Naturpädagogische Angebote. In Nieder-          Natur zum Kosten. „Wir verbinden dabei
        le dazu aus Deutschland und Öster-         österreich bietet das Klimabündnis Work-        Naturspiele mit Übungen zur Sinneswahr-
reich. Im Rahmen des „Jugendreport Natur“          shops, in denen Kindern die Natur vor ih-       nehmung und gruppendynamischen Spie-
in Nordrhein-Westfalen wurden Schülerin-           rer eigenen Haustüre wieder näher gebracht      len“, umreißt Barth die Elemente dieses
nen und Schüler nach drei essbaren Früch-          werden soll. „Wir öffnen Handlungsräu-          Workshops. Die Kinder entdecken den Le-
ten, die hierzulande im Wald oder am Wald-         me und gestalten das Naturerlebnis spie-        bensraum Wald mit allen Sinnen und verste-
rand wachsen, befragt. Nur zwölf Prozent           lerisch, sinnlich und in praktischer Anwen-     hen auf spielerische Weise Zusammenhän-
lösten die Aufgabe richtig. Am häufigsten          dung, gemeinsam mit den Kindern“, erläu-        ge in Ökosystemen. Gezeigt wird auch, wie
wurden Brombeeren, Himbeeren, Blaubee-             tert DI Christiane Barth vom Klimabündnis       der Wald zu einem einzigen großen Spiel-
                                                                                                   platz werden kann. Aus kleinen und größe-
Die Wildkräuter-Werkstätte und der Waldausgang zählen                                              ren Stöckchen und Steinen wird mit natür-
                                                                                                   lichen Materialien eine Waldkugelbahn ge-
zu den naturpädagogischen Angeboten des Klimabündnis.                                              baut. Beim Waldausgang gibt es die Natur
                                                                                                   zum Kosten. Auf dem Speiseplan stehen
ren genannt. Unter den falschen Antworten          Niederösterreich. Die Wildkräuter-Werkstät-     beispielsweise der von GärtnerInnen oft als
dominierten zwar heimische Früchte wie Äp-         te ist ein „Spaziergang für alle Sinne“ – und   lästiges Unkraut bezeichnete Giersch sowie
fel und Birnen, genannt wurden aber auch           das gleich in der Nähe. Mit der Kräutersuche    junge Buchenblätter. Dieser Workshop kann
Bananen, Mangos und Ananas. Auch in Ös-            kann im Garten des Kindergartens sowie der      von Kindergärten, Schulen oder Horten ge-
terreich ist dieser Trend feststellbar. „Wir ha-   Schule oder auf einer der benachbarten Wie-     bucht werden. ←
ben 381 Kinder zwischen acht und zehn Jah-         sen losgelegt werden. Die Wildkräuter-Werk-
ren zum Thema Wald, Bäume und Jagd be-             stätte beginnt mit einem Bewegungsspiel.        INFO & BUCHUNG: Klimabündnis NÖ, DI Christiane
fragt“, wird Univ. Prof. Dr. Ulrike Pröbstl-Hai-   Gemeinsam werden die wichtigsten Wiesen-        Barth, christiane.barth@klimabuendnis.at
der von der Universität für Bodenkultur Wien       kräuter, der Pflanzenaufbau sowie der Jah-
zitiert. „Die befragten Kinder aus ländlichen      reszeitenverlauf entdeckt und besprochen.       Mag. Hannes Höller, MA, Klimabündnis Österreich,
                                                                                                   Medien- & Öffentlichkeitsarbeit
Räumen hatten durchwegs bessere Kennt-             Danach werden Kräuterprodukte selbst her-
nisse zu Bäumen als die Stadtkinder aus            gestellt und verkostet. Die Kinder räuchern,
Innsbruck. Für 25,9 % der Landkinder liefert       kochen eine Kräutersuppe oder einen Tee.        niederoesterreich.klimabuendnis.at

                                                                                                               UMWELT & energie 03|2018          17
→ UMWELT & natur

                                                                                                Ein Bild
                                                   sagt mehr als tausend Worte.
  Fotografieren für den Naturschutz dient einem hehren Ziel und macht zudem große Freude.
                   NaturfotografInnen lichten gefährdete Tiere und Pflanzen ab und wecken damit
               öffentliche Aufmerksamkeit für notwendige Schutzbemühungen. Text: Barbara Grabner

M
                it der Kamera durch Feld       cken und abzulichten. Die leiden-
                                                                                                   „Mitunter ist es der Zufall,
                und Flur. Ein Bericht über     schaftliche Wanderin ließ sich in der
                Artenschutzprojekte oder       Pension zur Instruktorin für Exkur-        der   ein schönes Motiv beschert.“
                eine Ankündigung von na-       sionen ausbilden. „Mit dem Älter-
                turkundlichen Veranstaltun-    werden wurde das Wandern eher das Mit-           Kleibern eindringt – trotz heftigem Gezeter
gen kommen ohne attraktives Fotomaterial       tel zum Zweck, im Vordergrund steht immer        der Vogeleltern. Eine Kamera muss für Ma-
nicht aus. Für die moderne Naturschutzar-      mehr das Beobachten. Je mehr ich fotogra-        ria Zacherl leicht, einfach und schnell zu be-
beit ist es wiederum aus dokumentarischen      fierte, desto mehr stellte ich fest, dass ich    dienen sein.
Gründen unerlässlich, über exzellente Auf-     viel zu wenig kenne von dem, was ich sehe.“
nahmen von Fauna, Flora und Biotopen zu        Daher ging sie bei Exkursionen des Natur-        Fotografieren zur Dokumentation. Vor
verfügen. Wenig überraschend, dass viele       schutzbundes mit, entdeckte die Plattform        über 40 Jahren begann Hans-Martin Berg
Fachleute oft mit einer Kamera in Feld und     naturbeoachtung.at und andere Beobach-           mit der Feldornithologie und „alsbald ent-
Flur unterwegs sind und engagierte Vereins-    tungsforen, wo sie sich bald sehr rege be-       stand der Wunsch, bestimmte Beobach-
mitglieder Websites und Magazine, Folder       teiligte. Mit dem Zugewinn von zunächst          tungen mit Aufnahmen zu illustrieren, um
und Broschüren mit originellen Aufnahmen       sporadischen Kenntnissen wuchs ihr Wis-          Veränderungen der Lebensräume und der
versorgen. Was braucht es, um zu einem         sen, wie man fotografieren sollte, damit die     Landschaft zu dokumentieren.“ Das legen-
guten Bild zu kommen? Was ändert sich          spezifische Art bestimmbar ist. „Durch das       däre „Novoflex“ war nach einigem Sparen
über den Blick durch die Kamera? Einige        genaue Schauen auf fotografische Details         sein erstes Teleobjektiv. Mit den Möglich-
Personen, die wiederholt Fotos für UMWELT      wurde mir die ganze Vielfalt und Schönheit       keiten der Digitalfotografie und längeren
& energie bereitgestellt haben, verraten       erst so richtig bewusst.“ Immer stärker ist      Brennweiten gelang es ihm später, ganz
uns, was sie motiviert und wie sie vorgehen.   sie bemüht, seltene Heuschrecken, Hum-           passable Vogelfotos anzufertigen. „Erfor-
                                               meln, Vögel, Falter aufzuspüren und in Da-       dert das Vogelbeobachten schon viel Zeit,
Im Fokus steht die Beobachtung. Mehr-          tenbanken einzutragen. Besonders zufrie-         gilt das ebenso für gute Fotografien. Beides
mals die Woche geht Maria Zacherl in die       den ist sie mit einer Bilderserie, wo eine Äs-   unter einen Hut zu bringen gelingt selten
freie Natur, um Ungewöhnliches zu entde-       kulapnatter in einen Nistkasten mit jungen       und man muss sich entscheiden. Als Orni-
                                                                                                thologe steht für mich die Felderhebung im
„Durch das genaue Schauen auf fotografische Details wurde                                       Vordergrund. Wenn eines meiner Vogelbil-
                                                                                                der dennoch Gefallen findet, freut mich das
mir die Vielfalt und Schönheit erst so richtig bewusst.“                                        natürlich.“

18 UMWELT & energie 03|2018
Hans-Martin Berg           Josef Stefan

                                                                                          Kurt Kracher               Maria Zacherl

Details erkennbar machen. „Faszinierend        ner Nikon ist für ihn wesentlich
                                                                                         „Gute Aufnahmen benötigen eine

                                                                                                                                             © KRACHER (3), SUANJAK, STEFAN, ZACHERL
ist, dass man nicht nur einen seltenen Ar-     erfüllender als mit einem Ge-
tennachweis belegen kann, sondern erst die     wehr, obwohl um ein Vielfaches         gewisse Vorarbeit und viel Geduld.“
Fotos Details erkennen lassen, die präzise-    schwieriger: „Der Jäger kann zu
re Bestimmungen erlauben. Man kann Al-         Zeiten schießen, wo der Fotograf mangels gen eine gewisse Vorarbeit und viel Geduld.
ter, Geschlecht, Mauserzustand oder ähn-       Tageslicht noch nicht, oder schon nicht Daher eignet sich die Fotografie hervorra-
lich aussehende Individuen einer Art un-       mehr fotografieren kann. Dazu kommt noch, gend dafür, sich eine Auszeit aus dem hek-
terscheiden, was bei einer Bestimmung im       dass man relativ nahe an seine Objekte he- tischen Alltag zu nehmen.“ Stefan hat ver-
Feld nicht immer gleich möglich ist. Manch-    rankommen muss.“ Die Donau-Auen sind waiste Füchslein im Wald betreut und foto-
mal gelingt sogar das Ablesen von wissen-      sein Lieblingsrevier. „Schilf bietet für man- grafiert. „Ich möchte den Betrachtern mei-
schaftlichen Vogelringen.“ Zuweilen packt      che Wildarten die optimale Deckung. Kaum ner Bilder die Faszination der Tierwelt zu-
Berg doch das Verlangen, einen seiner Lieb-    entdecke ich ein Tier im Schilf, wird es auch gänglich machen und sie für deren Schutz-
lingsvögel gut vor die Linse zu bekommen.      schon wieder von ihm verschluckt und so- bedürftigkeit sensibilisieren.“
Die Aufnahme eines jungen Brachpiepers,        mit unsichtbar. Es bleiben mir oft nur weni-
wo Berg im Auto versteckt bei 40 °C Außen-     ge Sekunden, um ein gutes Foto zu schie- Rücksichtnahme auf die Natur. Neben
temperatur ausharren musste, war in der        ßen.“ Seine Fotos vom Feldhamster illust- Beherrschung der Kameratechnik sollte
Tat hart erkämpft. „Mitunter ist es der Zufall,rierten ein Schutzprojekt des Naturschutz- man Lebensraum und Verhaltensweise der
der ein schönes Motiv beschert. Einmal ist     bund NÖ, das somit eine große Breitenwir- Tiere kennen bzw. mitunter Erfindungsgeist
mir beim Vogelbeobachten ein Mauswiesel        kung erzielte.                                beweisen, um das gewünschte Motiv zu er-
direkt vor die Füße gelaufen und ich foto-                                                   wischen. Die „Fotopirsch“ darf jedoch nie-
grafierte es rasch. Dass beim Fotografieren    Bekannt durch reizende Ziesel-Fotos. Er mals auf Kosten der Geschöpfe verwirklicht
das Wohl des lebenden Objekts immer im         wohnt im westlichen Weinviertel und ist werden. ←
Vordergrund steht, ist eine Selbstverständ-    ein mehrfach preisgekrönter Fotograf, u. a.
lichkeit“, betont Hans-Martin Berg, der die    BBC Wildlife photographer of the Year 2004. Mag.a Barbara Grabner, Naturschutzbund NÖ
Vogelsammlung im Naturhistorischen Mu-         Weithin bekannt und hundertfach publiziert
seum Wien als Sammlungsmanager betreut         sind seine reizenden Ziesel-Fotos. Josef Ste-
und im Vorstand von BirdLife Österreich ist.   fan aus Ziersdorf hat als Jugendlicher seine    Fotografieren
                                               erste Spiegelreflexkamera erworben: „Mei-
Lieblingsrevier Donau-Auen. Auch Kurt ne Qualitätsansprüche waren zu Beginn
                                                                                               für den Artenschutz
Kracher aus Groß Enzersdorf gelingen meis- nicht sehr hoch gesteckt, ich wollte ganz           Tag für Tag gibt es neue Fundmeldungen mit
terhafte Tierfotos, allerdings ist Fotografie- einfach so viel Zeit wie möglich in der Natur   Fotobelegen auf www.naturbeobachtung.at
ren sein Brotberuf. Der „Schuss“ mit sei- verbringen. Im Laufe der Zeit wurden Blick-          und www.ornitho.at. Alle können mitmachen!
                                                                  winkel und Ausrüstung        Zehn Verhaltensregeln für verantwortungsbe-
 Die „Fotopirsch“ darf niemals auf Kosten optimiert und dadurch die                            wusste NaturfotografInnen findet man unter
                                                                  Ergebnisse immer besser.     www.tierundnatur.de/foto-reg.htm ←
 der Geschöpfe verwirklicht werden.                               Gute Aufnahmen benöti-

                                                                                                         UMWELT & energie 03|2018     19
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