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www.umweltundenergie.at UMWELT & energie 03|2018 UMWELT → ENERGIE → KLIMA → NATUR → LEBEN in Niederösterreich → UMWELT & natur © ISTOCK.COM/UROSHPETROVIC, DAONAUAUEN.AT/KOVACS KREISLAUFWIRTSCHAFT Seitens der EU gibt es diesbezüglich ein deutliches Engagement. DONAUCARTOONS Diese Wanderausstellung kann man ab 28. Juni drei Wochen lang im NÖ Landhaus besuchen.
→ INHALT 06 10 → UMWELT & natur 05 Top & Aktuell | Erfolgreicher e-Mobilitätstag in Melk | DIE GARTEN TULLN feiert 10. Geburtstag 06 Naturschutz in der Freizeit | Damit die Natur ihre Erholungsfunktionsleistungen weiterhin erbringen kann, muss die Bevölkerung für den Schutz der biologischen Vielfalt sensibilisiert werden. 18 10 Vielfältiges Ausflugsziel | 105.000 ha außer- gewöhnliche Natur-und Kulturlandschaft am Rande einer Weltstadt – im Biosphärenpark Wienerwald © GOTTWALD-HOFER, BPWW/LAMMERHUBER, KRACHER lässt es sich gut leben. 12 Frei und wild wie eine Wildkatze | So lautet der → ENERGIE & klima Slogan für Kinder und Jugendliche, welche im neuen Wildkatzen Camp des Nationalparks Thayatal unter 23 Kurz & Bündig gebracht sind. 24 Umwelt- und Klimaziele des Bundes | Umwelt & 14 Wasserdrachen | Der nur sehr selten anzutreffende energie sprach darüber mit Elisabeth Köstinger, Donau-Kammmolch ist die kleinste heimische Kamm- Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus. molchart und steht heuer verstärkt im Rampenlicht. 26 Kreislaufwirtschaft lohnt sich | Die ausgebuchte 16 Wie „schmeckt“ eine Gemeinde? | Über 200 Auftaktveranstaltung der Plattform Kreislaufwirtschaft Obst- und Nussarten gibt es mittlerweile im Österreich hat gezeigt, dass nicht nur Bewusstsein öffentlichen Raum der Marktgemeinde Kirchberg für dieses Thema, sondern auch Interesse an der am Wagram. Umsetzung in der Praxis besteht. 17 Spaziergang für alle Sinne | Immer mehr Kinder- 28 Smartphone-Akku | Mit ein paar einfachen An- gärten und Schulen in NÖ setzen auf Naturpädagogik. passungen lässt sich ohne großen Aufwand die Betriebszeit von Handys verlängern. 18 Ein Bild sagt mehr als tausend Worte | Fotografieren für den Naturschutz dient einem hehren Ziel und macht 30 Termine zudem große Freude. 20 Mehr Natur den Flüssen | Unter diesem Motto IMPRESSUM: Herausgeber, Verleger & Medieninhaber: Land Niederösterreich, Gruppe Raumord- läuft derzeit landesweit eine Reihe von bedeutenden nung, Umwelt und Verkehr, Abteilung Umwelt- und Energiewirtschaft, 3109 St. Pölten, Landhaus- platz 1, Tel.: 02742/9005-14227, Fax: DW 10765, E-Mail: post.ru3@noel.gv.at Redaktion: DI Leonore gewässerökologischen Projekten. Mader-Hirt, Mag.a Silvia Osterkorn-Lederer/eNu. Titelfoto: © donauauen.at/Kovacs. Grafische Kon- zeption & Layout: Peter Fleischhacker. Anzeigenvertretung: Mediacontacta Wien, Tel.: 01/5232901. Auflage: 31.500. Herstellung: Druckerei Berger, Horn. Verlags- und Erscheinungsort: St. Pölten. 22 Flussjuwele entdecken und erleben | NÖ Fließ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: Periodisch erscheinendes Informationsblatt in Nieder gewässer weisen eine einzigartige Vielfalt auf. österreich. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mit der Meinung der Redaktion überein stimmen. Für unverlangt eingesendete Artikel wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Beiträge zu überarbeiten und zu kürzen. 2 UMWELT & energie 03|2018
© ISTOCK.COM/MANUEL-F-O/ROMRODINKA 28 38 © GAMERITH, KURTU 32 42 → KLIMA & natur → NATUR & leben 31 Kurz & Bündig 37 Kurz & Bündig 32 Auenwildnis | Das bereits dritte LIFE-Projekt in Folge 38 Köstliche, bunte Kraftpakete | Die heißersehnten, komplettiert die Maßnahmen zum Lebensraum- und schmackhaften Beeren sind ein Fest für alle Sinne. Artenschutz in der UNESCO-Welterberegion Wachau. 42 Wanderausstellung mit Humor | KünstlerInnen aus 34 Nachhaltige Waldbewirtschaftung | Das Projekt zehn Donauländern interpretieren in Cartoons und „GENial – der Wald im Klimawandel – Anpassung Karikaturen den kulturellen, ökologischen, ökonomi- und Schutz durch Bewirtschaftung genetischer schen und sozialen Lebensraum Donau. Ressourcen“ veranschaulicht das aktuell vorhandene Wissen zum → STANDARDS Klimawandel. 44 © ISTOCK.COM/PHOTOMARU/GEORGE733/MEDIAPRODUCTION/DOMNICKY/KOVALEVA_KA eNu Expertise | Stehen Naturschutz & Freizeitnut- 36 Termine zung im Widerspruch? Zeit für Ausflüge ins Naturland NÖ. Altes Wissen bei der Jugend sehr gefragt. 50 Buchtipps 38 Das Österreichische Umweltzeichen für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686 Ferdinand Berger & Söhne GmbH. 3 Unbenannt-1 1 07.07.2009 13:28:58 UMWELT & energie 03|2018
UMWELT & natur → TOP & aktuell Erfolgreicher e-Mobilitätstag in Melk E © DIE GARTEN TULLN, KAUFMANN, NLK/BURCHHART lektro-Mobilität überzeugt. Der Expertinnen und Experten der Energie- und nur umweltfreundlich und leise unterwegs e-Mobilitätstag am Wachauring Umweltagentur NÖ. Die derzeitige Fördersi- sind sondern auch problemlos jede Alltags- in Melk ist jedes Jahr Hotspot der tuation des Bundes sowie 1.000 Euro blau- strecke schaffen“, erläutert LH-Stellvertreter Elektromobilität. Über 8.000 Besu- gelbe Pionierförderung erhöhen den Anreiz, Stephan Pernkopf. Grundvoraussetzung da- cherInnen legten heuer am 26. Mai nach dieser Probefahrt auf ein elektrisch be- für ist eine flächendeckende Versorgung mit bei diesem Großevent der Energie- triebenes Fahrzeug umzusteigen. moderner Ladeinfrastruktur. „Mit über 600 und Umweltagentur NÖ mehr als 3.600 elek- öffentlich zugänglichen Ladestationen und trische Testkilometer zurück! Dafür standen Flächendeckende Ladeinfrastruktur. „Der davon 46 Schnellladestationen in ganz Nie- über 50 verschiede- e-Mobilitätstag am derösterreich können wir bereits ein dichtes ne e-Autos, hunder- Wachauring zeig te Netz an Ladeinfrastruktur gewährleisten“, er- te e-Bikes, e-Scooter ganz eindeutig, dass gänzt LR Petra Bohuslav. Beim Ausbau zählt u. v. m. zum kostenlo- die Niederösterreiche- man auch auf die EVN als starken Partner, sen Testen bereit. Über rinnen und Niederös- die auch beim e-Mobilitätstag die Ladesta- Anschaffung, Betrieb terreicher bereits in tionen zur Verfügung stellte und sich um die und Förderung eines der Welt der Elektro- reibungslosen Ladevorgänge der Testfahr- e-Autos bis hin zu neu- mobilität angekom- zeuge und der e-Autos der BesucherInnen esten Innovationen in- men sind. Sie wissen, kümmerte. ← formierten mehr als 70 LR Bohuslav und LH-Stv. Pernkopf dass elektrisch betrie- Aussteller sowie die beim e-Mobilitätstag bene Fahrzeuge nicht INFO: www.enu.at sich Sobotka heute in seiner Funktion als DIE GARTEN TULLN feiert 10. Geburtstag Präsident von „Natur im Garten“ Internati- E onal. LR Martin Eichtinger, erst seit kurzer uropaweites Vorzeigeprojekt. DIE zentrum sowie in neu angelegte Gärten“, so Zeit „erster Botschafter“ von „Natur im Gar- GARTEN TULLN wurde 2008 entspre- Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei ten“ sowie des Gartenlandes NÖ, möchte chend den Kriterien der Aktion „Na- der Feier anlässlich des zehnten Geburtsta- diese Initiative erfolgreich weiterführen. tur im Garten“ errichtet und hat sich zu ei- ges von DIE GARTEN TULLN im April 2018. „Heute werden landesweit 15.000 Gärten nem Vorzeigeprojekt im Bereich des ökolo- nach ,Natur im Garten‘-Kriterien gepflegt, gischen Gärtnerns entwickelt. Seit 2014 ist Erfolgsgeschichte. Der nunmehrige Nati- es gibt über 100 ,Natur im Garten‘- Gemein- sie außerdem botanischer Garten. Vor zehn onalratspräsident Wolfgang Sobotka, der den, 130 Schaugärten und 250 Gemein- Jahren startete das Projekt mit 42 Gärten, als NÖ Umweltlandesrat mit der Idee „Na- den, die den Beschluss gefasst haben, ihre mittlerweile können sich Gartenbegeisterte tur im Garten“ das gan- Grünflächen pestizidfrei an 65 Gärten im gesamten Areal erfreuen. ze Land begeisterte, zu halten. Unser großes Mit mehr als 2,4 Mio. BesucherInnen und hat ein Netz an Schau- Ziel ist es, die Zahl der einer Wertschöpfung von rd. € 41 Mio. ist gärten sowie „Natur im ,Natur im Garten‘-Ge- die DIE GARTEN TULLN zu einem touristi- Garten“-Gemeinden auf- meinden noch heuer auf schen Magneten für die ganze Region ge- gebaut und mit DIE GAR- die Hälfte aller NÖ Ge- worden. „Wir wollen die Idee der ersten TEN TULLN eine Erfolgs- meinden bzw. in abseh- ökologischen Gartenschau Europas wei- geschichte geschrieben. barer Zeit auf 100 % an- terschreiben und über unsere Landesgren- „Der Garten gibt den zuheben“, so Eichtinger zen hinweg in ganz Europa verbreiten. Auch Menschen so viele Pers- (V.l.n.r.): Geburtstagsfeier mit LR Eich- dazu. ← heuer werden wieder zwei Millionen Euro pektiven und ist ein Ort tinger, Nationalratspräsident Sobotka, investiert, u. a. in ein modernes Besucher- der Selbstfindung“, freut LH Mikl-Leitner, Bgm. Eisenschenk INFO: www.diegartentulln.at UMWELT & energie 03|2018 5
→ UMWELT & natur Naturschutz in der Freizeit Wenn Menschen Zeit im Freien verbringen, um abzuschalten, Sport zu treiben oder einfach nur mal durchzuatmen, nützen sie bei all diesen Aktivitäten die sogenannte Erholungsfunktion der Natur. Damit der Mensch diese kostenlose Leistung weiterhin genießen kann, muss die biologische Vielfalt bewahrt und die Bevölkerung für deren Schutz sensibilisiert werden. 6 UMWELT & energie 03|2018
„NÖ ist das naturräumlich vielfältigste Bundesland Österreichs. Umso mehr freut es mich, dass sich so viele Menschen bei Pflegeeinsätzen im Naturland NÖ engagieren“, bedankt sich LH-Stv. Dr. Stephan Pernkopf. I ntakte Lebensräume. Biologische Naturschutz engagieren möchten, gibt es lei diesbezüglicher Maßnahmen erfolgten, © GOTTWALD-HOFER, MOSER Vielfalt und gesunde Ökosysteme verschiedenste Möglichkeiten – von der würde Mitteleuropa verwalden, d. h. Bäu- sind überlebenswichtig für den Men- Beteiligung an Pflegeeinsätzen oder am me und Sträucher würden andere Pflanzen schen. Saubere Luft, sauberes Was- Schutz der alljährlich im Frühling stattfin- nach und nach verdrängen. Damit gehen ser, gesunde Böden, um Nahrungs- denden Amphibienwanderungen, über das auch Lebensräume für Tiere und Pflanzen mittel zu produzieren, sowie die Ge- Umsetzen einiger Verhaltensregeln im All- verloren. In diesem Fall führt nicht die Ver- winnung natürlicher Bau- und Werk- tag sowie in den eigenen vier Wänden bis siegelung, sondern einfaches „Nichts tun“ stoffe, die Schutzfunktion und vor allem die hin zu Geldspenden. Jeder noch so kleine zu einer Reduktion der Artenvielfalt und Freizeit- und Erholungsfunktion der Natur Beitrag zählt und ist wichtig, um das schö- zum Kulturlandschaftsverlust. ne Naturland NÖ zu Manche Agrarflächen sind heute unwirt- erhalten und Lebens- (Frei-)zeit spenden. Eine Möglichkeit, sich räume für die ver- für den Naturschutz zu engagieren, ist da- schaftlich und laufen Gefahr zu verwalden. schiedensten Tier- her die aktive Mitarbeit bei einem Pflege- und Pflanzenarten einsatz – also das Spenden wertvoller Zeit. sind keine Selbstverständlichkeit. All die- sicherzustellen. Lange wurden entlegene, wenig ertragrei- se sogenannten Ökosystemleistungen er- che, trockene Wiesen von LandwirtInnen bringt die Natur kostenlos, aber keinesfalls Kulturlandschaftsverlust. Natur ist in un- als Hutweiden genutzt. Beim damaligen umsonst für den Menschen. Nicht nur des- seren Breiten zu einem großen Teil das Er- Mechanisierungsgrad mit allgemein hohem halb sind der Schutz der Biodiversität so- gebnis jahrhundertelanger menschlicher Anteil an Handarbeit waren diese Flächen wie der Erhalt wertvoller Lebensräume ein Bewirtschaftung. Die Landschaft, wie sie für unsere Vorfahren immer in Nutzung. besonders bedeutendes Thema. Für alle, heute aussieht, ist somit eine „Kulturland- Bauern und Bäuerinnen pflegten auch die sich gerne aktiv in ihrer Freizeit für den schaft“, die Pflege erfordert. Wenn keiner- entlegene Landschaften. Oft übernahmen → UMWELT & energie 03|2018 7
→ UMWELT & natur Möglichkeiten sich für den Naturschutz aktiv einzusetzen sind u. a. die Mithilfe bei Pflegemaßnahmen oder beim Amphibienschutz. gestattet mit Arbeits- kann sich durch eine Geldspende am Arten- Pflegeeinsätze dienen dem Erhalt von handschuhen, Sägen, schutz beteiligen. Viele Naturschutzorga- Lebensräumen und somit der Artenvielfalt. Astscheren und fes- nisationen bieten beispielsweise die Über- tem Schuhwerk geht’s nahme von Patenschaften für eine Tier- bzw. auch Weidetiere wie Schafe die notwendi- ans Werk – so hält man sich fit und leistet Pflanzenart oder ein ganzes Gebiet an. Auf gen Pflegemaßnahmen. Heute gelten diese gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für den diese Weise kann man beim Nationalpark Flächen als unwirtschaftlich und sind durch Natur- und Artenschutz. Donau-Auen durch einen finanziellen Bei- eine allmähliche Verbuschung stark gefähr- trag das Gelege einer Europäischen Sumpf- det. Pflegeeinsätze dienen dazu, diese ge- Neugierig geworden? Alle Interessenten schildkröte schützen. Der Bärenwald Arbes- rade für seltene Tier- und Pflanzenarten so können bei den zahlreichen Pflegeeinsät- bach, die Eulen- und Greifvogelstation Ha- wichtigen ökologischen Nischen zu bewah- zen in ganz Niederösterreich mitmachen. ringsee oder die Naturparke Geras und Bu- ren. Beispielsweise sind Trockenrasen die Ein Experte oder eine Expertin ist stets vor chenberg bieten ebenfalls die Möglichkeit, bevorzugte Heimat einer großen Vielfalt an Ort, erklärt die Arbeitsschritte und beant- im Rahmen von Patenschaften einen Bei- Pflanzen und Tieren, die auf der Roten Liste wortet Fragen. Termine für Pflegeeinsätze trag zur Deckung der anfallenden Kosten für der bedrohten Arten stehen und somit als findet man regelmäßig im praktischen Ver- Pflege, diverse Anschaffungen, Instandhal- gefährdet oder sogar als vom Aussterben anstaltungskalender auf der Naturland NÖ- tungsarbeiten und Futter zu leisten. bedroht gelten. Website oder auch bei den einzelnen Na- turschutzorganisationen selbst. So bieten Frosch & Krot in Not. Sobald die Tempera- Voller Einsatz im Naturland NÖ. Damit beispielsweise der Naturschutzbund NÖ, turen steigen, machen sich Amphibien auf diese wertvollen Lebensräume nicht verlo- das Biosphä- ren gehen, finden sich Menschen zusam- renpark Wie- Es bedarf auch Geldspenden zur Unterstützung men, um gemeinsam anzupacken. Meis- nerwald Ma- tens handelt es sich um Freiwillige, die sich nagement, die der Arbeit von Naturschutzorganisationen. für die Natur engagieren, indem sie ihre Zeit Nationalparke und Arbeitskraft zur Verfügung stellen. Der Donau-Auen und Thayatal, diverse Natur- den Weg zu ihren Laichgewässern. Diese persönliche Nutzen besteht dabei in der parke oder auch der Verein Lanius regelmä- Wanderungen sind jedoch sehr gefährlich, Freude und Genugtuung, wenn man nach ßig Einsätze an und freuen sich über jede insbesondere durch den Straßenverkehr Abschluss eines Pflegeeinsatzes sieht, was helfende Hand. kommen viele Tiere ums Leben. Bei beson- man gemeinsam geschafft hat. Außerdem ders beliebten Wanderstrecken werden da- gibt es während der Arbeit viel zu entde- Zeitmangel? Wer kennt es nicht – ständiger her vom Naturschutzbund NÖ alljährlich cken und Interessantes über die heimische Stress und verplante Tage? Wem neben Fa- Schutzmaßnahmen ergriffen. An 190 Am- Artenvielfalt zu erfahren, denn alle Arbeits- milie, Arbeit und Hobbies die Zeit zum akti- phibienwanderstrecken wird mit Tunnel- einsätze finden unter Anleitung fachkundi- ven Engagement fehlt, die Natur und deren Leitanlagen oder der Zaun-Kübel-Methode ger Expertinnen und Experten statt. Aus- Schutz aber trotzdem am Herzen liegen, der gearbeitet. Zu deren Betreuung braucht es 8 UMWELT & energie 03|2018
Ein wilder Naturgarten bietet vielen Organismen Unterschlupf, Versteckmöglichkeiten, aber auch Winterquartier. zahlreiche Freiwillige, um die Tiere sicher Organismen Un- Alljährlich braucht es zahlreiche Freiwillige, © SEEHOFER, DIETRICH, OSTERKORN-LEDERER, BURGER über die Straßen zu bringen. Vor allem die terschlupf, Ver- Zaun-Kübel-Methode bietet sowohl Stra- s teck mög lich- die sich für den Amphibienschutz engagieren. ßenmeistereien und Gemeinden als auch keiten, aber auch Privatpersonen oder manchmal ganzen Winterquartier. Der Verzicht auf chemische haufen anlegen. Diese dienen Reptilien als Schulklassen die Möglichkeit, aktiv zu wer- Düngemittel und Pestizide fördert ebenso Sonnenplatz zum Energietanken und sind den. Wichtig ist einerseits Amphibienwan- tierische Mitbewohner im eigenen Garten. gleichzeitig ideale Verstecke. derstrecken zu melden, andererseits aktiv Nisthilfen für verschiedene Vogelarten oder an der Betreuung mitzuwirken. Die Zäune für Fledermäuse sind kostengünstig und re- Naturland NÖ-Website. Informationen zu müssen mehrmals täglich kontrolliert und lativ einfach anzubringen. Wer genügend all den angeführten Möglichkeiten, aber die in den Kübeln befindlichen Amphibien Platz hat, kann ein Biotop mit flachen Ufern auch viele weitere Tipps und Ideen findet über die Straße getragen werden. Alle, die anlegen und damit verschiedenen Tieren man auf der Website der Initiative Naturland sich gerne im kommenden Frühjahr für eine Trink- oder Bademöglichkeit bieten. NÖ. Den praktischen Veranstaltungskalen- „Frosch & Krot in Not“ einsetzen möchten, In fischfreien Gewässern siedeln sich au- der nützen verschiedene Naturschutzor- finden die notwendigen Informationen auf ßerdem gerne Molche, Frösche und Krö- ganisationen zur Ankündigung ihrer Ange der Website von Naturland NÖ. ten an. Eine geeignet bepflanzte Ufer- und bote. Auf diese Weise findet man mit weni- Flachwasserzone schafft ebenfalls zusätzli- gen Klicks geplante Pflegeeinsätze, geführ- Naturschutz daheim – geht das? Ja das che Lebensräume für Kleinstlebewesen. Ein te Wanderungen, Ausflugstipps und um- geht – ganz einfach sogar. Vor allem Gar- Klassiker für die Forcierung der Artenviel- fangreiche Infos über die Fauna und Flora tenbesitzerInnen können kostengünstig falt im Hausgarten ist der Verzicht auf den Niederösterreichs. Machen Sie mit und wer- und mit relativ wenig Aufwand zahlreiche perfekten englischen Rasen. Hingegen ist den Sie aktiv für den Schutz und Erhalt des Maßnahmen auf dem eigenen Grundstück eine Blumenwiese optisch ansprechender Naturlandes NÖ! ← umsetzen. Beispielsweise werden Insekten- und beliebt bei Insekten. Wichtig ist auch, hotels bzw. Insektennisthilfen von diversen Kleintierfallen im Garten und rund ums www.naturland-noe.at Nützlingen gerne angenommen. Aber auch Haus zu eliminieren, u. a. durch das Abde- www.bpww.at ein eigener Komposthaufen kann zum Le- cken von Schächten oder Stiegenabgängen. www.donauauen.at bensraum für verschiedene Tiere werden Wer gernefür Eidechsen und Blindschlei- www.noe-naturschutzbund.at und ist zusätzlich noch ein wertvoller Natur- chen ein Zuhause schaffen möchte, kann www.baerenwald.at dünger. Ein wilder Naturgarten bietet vielen Trockensteinmauern, Totholz- oder Stein- www.naturparke-noe.at UMWELT & energie 03|2018 9
→ UMWELT & natur Vielfältiges Ausflugsziel 105.000 ha außergewöhnliche Natur- und Kulturlandschaft, lichte Buchenwälder, weite Wiesen, Weingärten und eine Weltstadt – der Biosphärenpark Wienerwald (BPWW) ist eine reiche Landschaft, in der es sich gut leben lässt. K limatische Bedingungen. Der schaftliche Regionalentwicklung Kultur- und Naturgenuss sind unglaubliche Artenreichtum desund Bildung, sozusagen „Freiluft- Biosphärenparks Wienerwald labore“, in denen getestet und im BPWW gleichermaßen möglich. liegt unter anderem daran, dass gezeigt wird, dass Naturschutz besondere klimatische Bedin- und menschliche Nutzung einander nicht Lage am Rande einer Millionenstadt dient gungen vorherrschen. Zwischen der Feuch- ausschließen. Um den Biosphärenpark- der Biosphärenpark Wienerwald unzäh- te der nördlichen Alpen und der trockenenZielen gerecht zu werden, gliedert sich der ligen Menschen als wichtiger Erholungs- Wärme des Pannonischen Beckens konn- Biosphärenpark Wienerwald in drei Zonen raum – die Angebote sind genauso vielfäl- ten sich unterschiedliche Wald- und Wie- mit unterschiedlichem Schutzstatus. In tig wie die Landschaften“, weiß Dr. Herbert sentypen und damit vielfältige Lebensräu-den Kernzonen hat die Natur Vorrang und Greisberger, Direktor des Biosphärenparks me entwickeln. Aber nicht nur die Natur wird sich selbst überlassen, die Pflegezo- Wienerwald. Kulturgenuss in den Burgen fasziniert und prägt die Landschaft, auchnen sind erhaltenswerte Offenlandberei- und Schlössern sowie den Stiften in Klos- Bauwerke und Klöster vergangener Ge- che, die gezielt verbessert werden und die terneuburg und Heiligenkreuz ist ebenso nerationen zeigen die jahrhundertelange Entwicklungszone umfasst Siedlungen, In- möglich wie Freizeitgestaltung in Kombi- Besiedelung des Gebietes, wo Natur und dustriegebiete sowie landwirtschaftliche nation mit Naturerlebnis. Musikgenuss bei menschliche Nutzung zusammengehören. Flächen. LandwirtInnen mit Direktvermark- einem Besuch in der Kartause Mauerbach Der Biosphärenpark Wienerwald erstreckt tung, Gastronomie- und Hotelleriebetriebe oder geistliche Lieder, gesungen vom Chor sich über 51 NÖ Gemeinden und sieben arbeiten ebenso im Einklang mit den Bio- der Mönche in den Klöstern, erfreuen die Wiener Gemeindebezirke: Rund 815.000 sphärenpark-Zielen und erklären sich als Gäste ebenfalls. Menschen sind in dieser Region zuhause. Partnerbetriebe bereit, bestimmte Kriteri- en zu erfüllen. Sport und Spaß. Die intakte Natur des Bio- Auszeichnung. Im Jahr 2005 wurde dem sphärenparks bietet Angebote zum Schau- Wienerwald von der UNESCO das inter- Bildung und Leben. Auch nachhaltiges en und Staunen, Wandern, Genießen, Re- nationale Prädikat „Biosphärenpark“ ver- Lernen ist ein wichtiges Ziel im Biosphären- laxen, Biken, Reiten oder Mitmachen. Zahl- liehen. Biosphärenparke sind Modellregi- park Wienerwald. Veranstaltungen aller Art reiche gut ausgeschilderte und beschrie- onen für Naturschutz, nachhaltige, wirt- sowie ein umfangreiches Ausbildungsan- bene Wanderrouten führen durch den Wie- gebot sind Teil nerwald. Die meisten von ihnen sind auch 2005 erhielt der Wienerwald das internationale des Program- für ungeübte GeherInnen geeignet, so zum mes. „Durch Beispiel der Heilige Weg bei Altenmarkt an Prädikat „Biosphärenpark“ von der UNESCO. die besondere der Triesting. Durch die Gemeinde führt die 10 UMWELT & energie 03|2018
Durch die besondere Lage am Rande einer Millionenstadt dient der BPWW unzähligen Menschen als Erholungsraum mit vielfältigen Angeboten. Via Sacra, der wichtigste Pilgerweg von durch den Wald auf die Höllenstein- Die BesucherInnen haben © BPWW/FRIEDRICH, GRAF, BPWW/WOLFF, BPWW/LAMMERHUBER (2) Wien nach Mariazell, vorbei an Hängen mit hütte. unterschiedlichen Waldtypen und entlang einige Grundregeln einzuhalten. imposanter Felslandschaften bis zur Wall- Mountainbiken und Reiten. Im fahrtskirche Hafnerberg. Auf diesem Rund- Biosphärenpark Wienerwald gibt es Stre- Grundregeln sind einzuhalten: weg über Thenneberg können Wanderbe- cken, die Mountainbikern und Wanderbe- n In den Kernzonen darf man ausschließ- geisterte nicht nur der Wanstschrecke be- geisterten gleichermaßen zur Verfügung lich die markierten Wege benützen. gegnen, sondern auch größeren Tieren wie stehen. Diese „Shared Trails“ sind dank ei- n Das Anzünden von Feuer ist nicht er- den Bisons beim Biohof Edibichl. ner gemeinsamen Initiative aller Interes- laubt. sensvertreterInnen mit dem Verein „Wie- n Das Radfahren im Wald ist ausschließ- Gipfel stürmen. Für geübtere Wander- nerWaldTrails“ entstanden. Manche sind für lich auf den markierten Radwegen und fans empfiehlt sich der Weg auf den Peil- AnfängerInnen geeignet, etwa der Laaber Mountainbike-Routen in den angegebenen stein, den einzigen großen Felsenberg im Trail, manche, wie der Wurzel-Trail, sind he- Zeiträumen gestattet. Biosphärenpark Wienerwald. Von seinem rausfordernder. Der Schönstatt-Trail ist nur n Biker überholen SpaziergängerInnen Gipfel bietet sich ein traumhafter Blick über für MBT-Profis zu empfehlen. In Weidling- und ReiterInnen im Schritttempo und ver- die Voralpen bis zum Schneeberg. Die Fel- bach erfreut der Mountainbike-Trailpark die meiden ein lautloses und schnelles Her- sen des Peilsteins sind Lebensraum für Herzen der Gäste und im Trailcenter Hohe- annahen an freilebende Tiere, um sie nicht zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierar- Wand-Wiese können sich die Biker sogar aufzuschrecken. ten, wie der Weiße Mauerpfeffer oder die von einem Lift nach oben ziehen lassen. Im n Das Reiten ist ausschließlich auf den Felsen-Pyramidenschnecke, und sind auch Wienerwald gibt es auch mehrere Reiterhö- markierten Wegen und mit gültigen Reit- Brutplatz für Wanderfalken und Uhus. Im fe, die Urlaub mit Pferden anbieten, außer- plaketten erlaubt. Es besteht ein Reitver- Süden Wiens – am Rande der Föhrenber- dem Reitkurse, Ausritte und Wanderritte auf bot in den Dämmerungsstunden und in der ge – liegt Gießhübl als Ausgangspunkt für dem eigenen oder einem Leihpferd. Nacht. eine Wanderung auf den Höllenstein. Durch n Hunde müssen immer angeleint geführt Fair Play im Wienerwald. Damit die un- die Heide mit ihrer großen Pflanzenvielfalt werden. Hundekot und „Wurfstöckchen“ führt der Weg entlang von Obstbaumalleen terschiedlichen NutzerInnen des Lebens- werden nicht zurückgelassen, sondern ord- raums Wald gut miteinan- nungsgemäß entsorgt. ← Wanderrouten, Mountainbike- und der auskommen, ist gegen- seitige Rücksichtnahme er- www.bpww.at Reitwege – Sport im BPWW ist beliebt. forderlich. Nachstehende www.naturland-noe.at UMWELT & energie 03|2018 11
→ UMWELT & natur Frei und wild wie eine Wildkatze So lautet auch das Motto für Kinder und Jugendliche, die im neuen Wildkatzen Camp des Nationalparks Thayatal untergebracht sind. Seit ihrer Wiederentdeckung im Thayatal steht die Wildkatze hier symbolisch für Wildnis und außergewöhnliche Naturerfahrung. Text: Claudia Waitzbauer Ü bernachtung in der Wildnis. Unternehmung Die Ranger unterstützen die Neugierde, Eigen- „Hey, fertig!“ Ein Jubelschrei wird. Zum an- hallt durch den Nationalpark- deren ist es die initiative und Kreativität der jungen Menschen. wald. Der selbst gebaute Un- außergewöhn- terstand aus Ästen und wahr- liche Natur, die selbst medienverwöhnte Erlebnis Natur interessant und einzigartig, lich mächtigen Baumstämmen – allesamt junge Erwachsene immer wieder in Stau- indem sie zu allen Fragen, die sich aus dem Totholz – bietet einer kleinen Gruppe von nen versetzt: zum Beispiel, wenn vermeint- genauen Schauen, Berühren und Hinein- Jugendlichen Schutz für die heutige Nacht. lich abertausende Glühwürmchen durch denken ergeben, Rede und Antwort stehen. Mit glücklichen Gesichtern lassen sie sich den Wald zu tanzen scheinen und den „Warum liegt hier im Wald so viel Holz her- im Inneren nieder, klopfen sich Blätter aus Weg zur Lagerfeuerstelle weisen oder eine um? Wieso ist Totholz so wichtig für Insek- den Haaren und betrachten zufrieden ihr Rotte von Wildschweinen, unsichtbar in der ten? Wie entfache ich ein Feuer? Wo ist hier Werk. Die Zuschauer der anderen Teams Dunkelheit der Nacht, rund um das Lager eigentlich Norden?“ Treffsicher identifizie- applaudieren. Die Herausforderung war, wandert. ren die Jugendlichen die Löcher in der Bor- rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit ei- ke als Bohrgänge von Käfern und ordnen nen regenfesten Unterschlupf für die Über- Bildungseinrichtung und Unterkunft. eine Spechthöhle aufgrund der Größe und nachtung in der Wildnis im Nationalpark Dazu kommt noch, dass die Nationalpark- der massiven Späne einem Schwarzspecht Thayatal – dort wo die Wildkatze wieder verwaltung ab Juni 2018 auf einer Wiese zu. Zwischendurch diskutieren die Kids, ob „ein und aus geht“ – zu bauen. gleich neben dem Nationalparkwald eine schon einmal jemand eine Wildkatze gese- Bildungseinrichtung und Unterkunft – das hen hat, wie man sie ganz sicher von Haus- Jugendliche sind Wiederholungstäter. Wildkatzen Camp – für abenteuerhungrige katzen unterscheiden kann und wofür Bald- Die Jugendlichen sind schon zum drit- und wissbegierige Kinder und Jugendliche rian in der Wildkatzenforschung eingesetzt ten Mal beim sommerlichen Junior Ranger zur Verfügung stellt. wird. Die beiden Ranger unterstützen bei Camp mit dabei. Von einem „Das kennen alledem die Neugierde, Eigeninitiative und wir doch schon alles!“ sind sie weit ent- Raum für eigene Entdeckungen. Sophie Kreativität, die Kindern und Jugendlichen fernt. Das liegt zum einen an den Natio- und Christoph, die Ranger bei den Streifzü- innewohnen. Dies lässt die jungen Leute nalpark-Rangern, mit denen eine Nacht im gen durch die Wildnis, lassen der Gruppe nicht nur ihre eigene Natur spüren, es för- Wald zu einer spannenden und angstfreien viel Raum zum Entdecken. Sie machen das dert auch eine Naturverbundenheit, die auf echten, eigenen Erfahrungen gegründet ist. Es ist die außergewöhnliche Natur, die selbst medien- Wildnispädagogik. Die beiden Ranger verwöhnte Menschen immer wieder in Staunen versetzt. bauen neben Elementen der klassischen 12 UMWELT & energie 03|2018
Kinder lassen sich intuitiv vom Leben in freier Natur begeistern. Naturerfahrung „Wildnispädagogik“ in die ßen Natio- Heimlich zurückgekehrt, fast nie zu sehen, © NP THAYATAL/BARTL (2), NP THAYATAL Camp-Woche ein. Kinder lassen sich intu- nalpark s, itiv vom Leben in freier Natur begeistern,der sich durchstreift die Wildkatze hier wieder die Wälder. gleichgültig, ob es darum geht, ein Feuer entlang der ohne Streichhölzer zu entzünden, einen Thaya auf 25 Flusskilometern erstreckt und Mag. Claudia Waitzbauer, Nationalpark Thayatal, Unterschlupf zu bauen oder der Fährte ei- auf der angrenzenden tschechischen Sei- Bereich Umweltbildung und Schulen nes Tieres zu folgen. Außerdem finden ge- te in den Národnίpark Podyjί übergeht. Die rade in der Wildnis gruppendynamische Junior Ranger starten direkt beim National- Prozesse und Grenzerfahrungen statt, wo parkhaus, schon bald endet der ehemali- Das neue Wildkatzen Camp vor allem Jugendliche am intensivsten ler-ge Pfad im Wald, das Gelände wird immer nen und neue Fähigkeiten entdecken. Dies unwegsamer. Der Weg zur Wildnis begann im NP Thayatal reicht etwa von der Eigenverantwortung hier am 1. Jänner 2000 mit der Gründung Seit Juni 2018 tummeln sich die ersten für das Lagerfeuer über die Organisation des Nationalparks Thayatal. Wildnis – das Schulklassen im neuen Wildkatzen Camp, im Team bei der Planung, Arbeitsteilung ist ein Wort, welches in unserer rationalen das mit Unterstützung des BM für Nachhal- und gemeinsamen Umsetzung beim Un- Welt viele Gefühle auslöst und Sehnsucht tigkeit und Tourismus sowie dem Land NÖ terstandbau – alles Kompetenzen im Sinne nach unberührter Natur weckt. Wildnis ist errichtet werden konnte. Das Interesse ist einer Bildung für nachhaltige Entwicklung nicht ein bestimmtes, vertrautes Land- groß, denn erstmals ist damit eine Nächti- – bis hin zu wahren existenziellen Erfah- schaftsbild, sondern steckt voll unabwäg- gung in einer komfortablen Unterkunft direkt rungen beim Durchwandern eines Waldes barer Dynamik. Und genau diese natürli- im Nationalpark möglich. Die unvergess- abseits der Wege in hohen Brennnesseln, chen Prozesse werden für die Jugendlichen lichen Projekttage vereinen spannende stacheligen Brombeeren und mit lästigen hier erleb- und erfahrbar: Sie klettern über Entdeckungsreisen durch die Wildnis des Kriebelmücken oder beim Übernachten im vermodernde Baumriesen, entdecken Zun- Nationalparks unter fachkundiger Leitung stockfinsteren Wald. derschwamm und Igelstachelbart, strei- eines Rangers mit stärkenden Erlebnissen chen über moosbewachsene Felsen, lau- für die Klassengemeinschaft und natürlich Der Weg zur Wildnis. Spannend ist auch schen dem Hämmern der Spechte und viel Spiel & Spaß! Für die Sommermonate ist der Ausflug der Jugendlichen in die nahe- warten darauf, eine Wildkatze zu erspä- das Camp bereits fast ausgebucht. Buchun- zu unberührten Bereiche des 1.360 ha gro- hen: Man sieht sie fast nie, hört sie kaum. gen für Herbst 2018 und das Jahr 2019 sind Und doch ist sie heim- jederzeit möglich. ← In der Wildnis finden gruppendynamische lich zurückgekehrt und durchstreift wieder die INFO: www.np-thayatal.at Prozesse und Grenzerfahrungen statt. Wälder. ← UMWELT & energie 03|2018 13
→ UMWELT & natur Wasserdrachen Rare, aber faszinierende Gesellen Der Donau-Kammmolch ist die kleinste heimische Kammmolchart und nur sehr selten anzutreffen. In diesem Jahr steht der kleine Wasserdrache jedoch verstärkt im Rampenlicht. K lein, aber oho. Molche gehö- Männchen in der Paarungszeit ein silbriges gar ganze Donau-Kammmolchpopulatio- ren ebenso wie Salamander, Frö- Längsband am Schwanz und einen gezack- nen auslöschen. Straßen zerschneiden die sche, Unken und Kröten zu den ten Kamm. Dadurch unterscheiden sie sich Lebensräume der Molche und stellen eine Amphibien. Die deutsche Be- deutlich vom Weib- zeichnung für diese Tierklasse chen. An Land sind In NÖ kommen die Wasserdrachen noch ist Lurche. In Österreich gibt es verschie- die Tiere sehr unauf- dene Molcharten: den Berg- oder Alpen- fällig und erscheinen in den March-Thaya- und Donau-Auen vor. molch, den Teichmolch – der in so man- schwarz. chem Biotop in heimischen Gärten durchs Gefahr für die Tiere bei ihren Wanderun- Wasser gleitet – und den Kammmolch. Zu Lebensraum und Gefährdung. Kammmol- gen dar. Aktuell kommt auch noch ein ge- den Kammmolchen zählen der Nördliche che beginnen ihr Dasein im Wasser, wech- sundheitliches Problem dazu: Eine einge- Kammmolch (Triturus cristatus), der Alpen-seln danach auf Lungenatmung und kön- schleppte Hautpilzkrankheit setzt den klei- Kammmolch (Triturus carnifex) und der Do- nen auch an Land leben. Molche verbrin- nen Wasserdrachen zu. nau-Kammmolch (Triturus dobrogicus). Die gen den Großteil des Jahres im Wasser bzw. Kammmolche werden gerne auch Wasser- in der Nähe von Gewässern – im späten Balz und Hochzeit. In Niederösterreich drachen genannt, da die männlichen Tiere Herbst wandern sie zu geeigneten frostsi- kommen die „Mini-Dinosaurier“ noch in in der Paarungszeit mit einem beeindru- cheren Überwinterungsplätzen, beispiels- den March-Thaya-Auen und den Donau- ckenden Rückenkamm den Damen impo- weise Kleintierhöhlen, Holzstapel oder Auen vor. Ein besonderes Merkmal der nieren. Der Donau-Kammmolch ist mit ei- Bodenritzen. Diese Wanderungen zu den Kammmolche ist, dass die Männchen wäh- Winterquartieren bzw. im Frühling zu den rend der Paarungszeit einen wunderschön ner Größe von bis zu 16 cm die kleinste der heimischen Kammmolcharten. Laichgewässern sind für die Amphibien ausgebildeten Kamm auf dem Rücken tra- wirklich gefährlich, denn sie können dabei gen und mit akrobatischen Tänzen um die Männlein und Weiblein. Donau-Kamm- überfahren werden. Auch ihr Lebensraum Gunst der Weibchen buhlen. Dabei gehen molche sind an der Oberseite dunkel grau- schrumpft ständig. Sie brauchen Feucht- sie sogar in den Handstand und fächern braun bis tiefschwarz, die Bauchseite ist biotope mit sonnigen, pflanzenreichen und den Molchdamen Duftstoffe zu. Zwei bis hingegen dottergelb bis orangerot mit fischfreien Gewässern. Oft werden Feucht- drei Wochen nach der Paarung beginnen schwarzen Flecken. Außerdem haben die gebiete aber trockengelegt, Flüsse begra- die Weibchen damit, 200 bis 400 Eier ein- digt oder Augebiete verändern zeln in die Blätter von Wasserpflanzen ein- Alle heimischen Amphibien sich, sodass sie nicht mehr regel- zurollen. Etwa 15 Tage später schlüpfen da- mäßig überschwemmt werden. raus die Mini-Larven, die sich dann zu klei- zählen zu den bedrohten Tierarten. (Ausgesetzte) Fische können so- nen Molchen entwickeln. 14 UMWELT & energie 03|2018
Ein besonderes Merkmal des Kammmolches ist der wunderschöne Kamm am Rücken des Männchens während der Paarungszeit. Nahrung. Molche fressen fast alles, was ckelt. Sie widmet sich dieser liebenswerten setzen sich für den kleinen Wasserdrachen © BAUMGARTNER, NÜSKEN, HILL-KLEPSCH sie erwischen können. Sie sind nicht wähle- Amphibienart, ihrer Biologie, ihren Bedürf- ein – neben interessanten Veranstaltungen risch, egal ob Mücken- oder Eintagsfliegen- nissen, Gefährdungsfaktoren und Schutz- und Exkursionen kann bei beiden Orgaisa- larven, andere Insekten, Egel, Wasserflöhe maßnahmen. Zum Einsatz kommen an- tionen ein toller Kammmolch-Bastelbogen oder Wasserschnecken. Sogar Larven und schauliche Tafeln und interaktive Stationen bestellt werden. ← die Eier anderer Amphibien dienen ihnen für Kinder. Filme und Hörbeispiele zu wei- als Nahrung. Molche haben im Wasser eine teren Amphibien sind ebenfalls in der Aus- www.naturland-noe.at besondere Technik bei der Futteraufnahme: stellung im schlossORTH Nationalpark-Zen- www.donauauen.at das Saugschnappen. Sie reißen das Maul trum zu entdecken. Neben dem Wasserdra- www.auring.at auf und schon landet die Beute im Rachen. chen wird auch An Land fangen die Molche ihre Nahrung, auf eine Frosch- Eine Sonderausstellung im schlossORTH NP- die meist aus Spinnen, Asseln oder Wür- lurchart der Do- mern besteht, einfach durch Zuschnappen. nau-Auen, die Zentrum widmet sich dem Donau-Kammmolch. Rotbauchunke, Winterstarre. Im Winter verfallen Amphi Bezug genommen. Es gilt, die Gemeinsam- bien in eine Starre, das heißt sie nehmen in keiten und Unterschiede der beiden Au-Ver- Donau-Kammmolch dieser Zeit keine Nahrung auf und die Stoff- treter zu entdecken. „Live“ zu erleben und zu wechselvorgänge verlangsamen sich. Wäh- beobachten sind sie anschließend in einem Größe: 11 – 16 cm – kleiner Kammmolch renddessen können sich die Tiere kaum be- Terrarium im Turnierhof. Nicht zuletzt be- Beschreibung: schlank, kurze, zarte Beine, wegen. Wenn es zu kalt wird, steigt die Ge- kommt man in der Ausstellung auch Hinwei- dunkle (braune bis schwarze) Oberseite mit fahr, dass die Tiere den Winter nicht über- se, wie man sich für den Donau-Kammmolch schwarzen Flecken, die Unterseite ist leuch- leben. und seine Verwandten einsetzen kann. tend orange mit schwarzen Flecken Männchen: silbriges Längsband am Schwanz, Sonderausstellung im Nationalpark. Der Give-Aways. Im Rahmen der Initiative Na- während der Balz Kamm am Rücken und tierische Hauptakteur des Jahres im Nati- turland NÖ entstanden in den letzten Mona- hoher Schwanzsaum onalpark Donau-Auen heißt ebenfalls Do- ten einige Druckwerke: Artenposter – eines Weibchen: haben keinen Kamm nau-Kammmolch. Mit den ExpertInnen DI davon zeigt die heimischen Amphibien & Verhalten bei Gefahr: Schreckstellung – ein- Ute Nüsken vom Verein Auring sowie Johan- Reptilien –, praktische Bestimmungshilfen gerollter Schwanz und zur Seite gekrümmter nes Hill und Mag. Rudolf Klepsch von der sowie das coole Natur-Action-Heft für Kin- Körper Österreichischen Gesellschaft für Herpeto- der, durch das der Donau-Kammmolch Don Nahrung: Insekten und ihre Larven, logie wurde eine ansprechende Präsentati- Molchi führt. Auch der Verein AURING und Schnecken, Kaulquappen, Würmer ← on rund um den Donau-Kammmolch entwi- die Österreichische Naturschutzjugend (önj) UMWELT & energie 03|2018 15
→ UMWELT & natur Wie „schmeckt“ eine Gemeinde? In der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram findet man auf diese Frage viele Antworten. Über 200 Obst- und Nussarten gibt es mittlerweile im öffentlichen Raum in der ersten Essbaren Gemeinde Niederösterreichs. Text: Hannes Höller Z u Hause im Obstgarten. Im Juni 1.000 essbare Bäume und Sträucher wur- wurde. Es freut mich, dass es einerseits so © TATSCHL schmeckt Kirchberg am Wagram den seit den Anfängen der 2000er-Jahre gut ankommt und andererseits generations- nach Nankingkirschen, im Juli in der Klimabündnis-Gemeinde gepflanzt. übergreifend so viele aus der Gemeinde – eher nach Marille und im Spät- Der Kirchenweg am Müllergraben ist son- im wahrsten Sinn des Wortes – mitmachen herbst nach Asperl. Wenn Initiator nig und gut belüftet. Daher wurden dort auf und mitnaschen.“ Wichtig ist für Tatschl ein Mag. (FH) Siegfried Tatschl seine Gemeinde hohe Luftfeuchtigkeit und Pilzerkrankung weiterer Aspekt: „Obst ist ein ideales Mit- beschreibt, dann läuft einem das Wasser im empfindliche Pflanzen gepflanzt. Der Wein tel, um ins Gespräch zu kommen. Es fällt so Mund zusammen. Vor 14 Jahren hat Kirch- gedeiht hier besonders gut, ebenso die Per- viel leichter, über Themen wie den Klima- berg am Wagram begonnen, den öffentli- coche – Marille mit Pfirsich gekreuzt – oder wandel und unseren Ressourcenverbrauch chen Raum schrittweise in einen Obstgar- die Amerikanische Strauchkirsche, die hier zu reden.“ ten zu verwandeln. Die ersten Pflanzungen erstmals in Österreich ausgepflanzt wurde. wurde im Kindergarten durchgeführt, da- Warme, sonnige und geschützte Bereiche Über 200 Tafeln informieren. Und was wie der Innenhof des sind eigentlich seine Lieblingssorten? Darauf In den letzten 14 Jahren wurden über 1.000 ehemaligen Gerichts- antwortet Tatschl: „Bei 200 verschiedenen gebäudes oder der Sorten fällt die Wahl nicht leicht. Der Sie- essbare Bäume und Sträucher gepflanzt. Kindergarten sind der benschläfer1 und der Granatapfel würde ich ideale Platz für Gra- sagen.“ Wer mit dem Siebenschläfer nichts nach folgte der Schulhof. Die Anlage des Al- natäpfel. Verschiedene Sorten aus Südtirol, anfangen kann, sollte einfach Niederöster- chemistenparks 2007 als generationsüber- der Provence oder Usbekistan werden hier reichs erste Essbare Gemeinde besuchen. greifendem Treffpunkt war ein weiterer Mei- auf Winterhärte und Ertrag getestet. Im Kin- Auf über 200 Tafeln wird jede vorhandene lenstein. 2013 fasste der Gemeinderat den dergarten reifte hier der erste Granatapfel Obst- oder Nussart mit Bild, Herkunftsanga- Beschluss, erste Essbare Gemeinde in Nie- der Sorte Provence. be, Pflegetipps, Erntezeit und Verwendungs- derösterreich zu werden. Zwei Jahre später möglichkeit beschrieben. Auf einer Weltkar- gab es den dritten Preis beim European Eco- Generationsübergreifendes Projekt. Über te wird zudem die Herkunft gezeigt. ← logical Garden Award. die Jahre ist Kirchberg zu einem beliebten Ausflugsort geworden. Gemeinden und Mag. Hannes Höller, MA, Klimabündnis Österreich, Die Grundidee war recht simpel. „Wir woll- Städte holen sich hier Anregungen. Dem- Medien- & Öffentlichkeitsarbeit ten Bewusstsein dafür schaffen, was rund entsprechend stolz ist auch Bürgermeister 1 www.obstgarten.biz/info-thek/siebenschlaefer.html um uns herum alles wächst und dass sehr Ing. Wolfgang Benedikt auf diese Initiati- vieles davon essbar ist“, so Tatschl. Über ve: „Es ist beachtlich, was hier geschaffen www.kirchberg-wagram.at 16 UMWELT & energie 03|2018
Spaziergang für alle Sinne Wann waren Sie das letzte Mal im Wald? Oder wann haben Sie das letzte Mal auf einer Wiese in Ihrer Heimatgemeinde genauer hingeschaut, was denn da so alles wächst? Immer mehr Kindergärten und Schulen in Niederösterreich setzen auf Naturpädagogik. Text: Hannes Höller F ehlendes Wissen über Natur. „Kin- der Wald auch Nahrung, davon waren nur Sie lernen auch, wie sie einen Kräutersaft © KIGA !BIKU VILLA ST. PÖLTEN der haben den Kontakt zur Natur 6,1 % der Stadtkinder überzeugt.“ oder Kräutersalz selbst machen können. verloren“, titelte die Tageszeitung „der Standard“ und brachte Beispie- Naturpädagogische Angebote. In Nieder- Natur zum Kosten. „Wir verbinden dabei le dazu aus Deutschland und Öster- österreich bietet das Klimabündnis Work- Naturspiele mit Übungen zur Sinneswahr- reich. Im Rahmen des „Jugendreport Natur“ shops, in denen Kindern die Natur vor ih- nehmung und gruppendynamischen Spie- in Nordrhein-Westfalen wurden Schülerin- rer eigenen Haustüre wieder näher gebracht len“, umreißt Barth die Elemente dieses nen und Schüler nach drei essbaren Früch- werden soll. „Wir öffnen Handlungsräu- Workshops. Die Kinder entdecken den Le- ten, die hierzulande im Wald oder am Wald- me und gestalten das Naturerlebnis spie- bensraum Wald mit allen Sinnen und verste- rand wachsen, befragt. Nur zwölf Prozent lerisch, sinnlich und in praktischer Anwen- hen auf spielerische Weise Zusammenhän- lösten die Aufgabe richtig. Am häufigsten dung, gemeinsam mit den Kindern“, erläu- ge in Ökosystemen. Gezeigt wird auch, wie wurden Brombeeren, Himbeeren, Blaubee- tert DI Christiane Barth vom Klimabündnis der Wald zu einem einzigen großen Spiel- platz werden kann. Aus kleinen und größe- Die Wildkräuter-Werkstätte und der Waldausgang zählen ren Stöckchen und Steinen wird mit natür- lichen Materialien eine Waldkugelbahn ge- zu den naturpädagogischen Angeboten des Klimabündnis. baut. Beim Waldausgang gibt es die Natur zum Kosten. Auf dem Speiseplan stehen ren genannt. Unter den falschen Antworten Niederösterreich. Die Wildkräuter-Werkstät- beispielsweise der von GärtnerInnen oft als dominierten zwar heimische Früchte wie Äp- te ist ein „Spaziergang für alle Sinne“ – und lästiges Unkraut bezeichnete Giersch sowie fel und Birnen, genannt wurden aber auch das gleich in der Nähe. Mit der Kräutersuche junge Buchenblätter. Dieser Workshop kann Bananen, Mangos und Ananas. Auch in Ös- kann im Garten des Kindergartens sowie der von Kindergärten, Schulen oder Horten ge- terreich ist dieser Trend feststellbar. „Wir ha- Schule oder auf einer der benachbarten Wie- bucht werden. ← ben 381 Kinder zwischen acht und zehn Jah- sen losgelegt werden. Die Wildkräuter-Werk- ren zum Thema Wald, Bäume und Jagd be- stätte beginnt mit einem Bewegungsspiel. INFO & BUCHUNG: Klimabündnis NÖ, DI Christiane fragt“, wird Univ. Prof. Dr. Ulrike Pröbstl-Hai- Gemeinsam werden die wichtigsten Wiesen- Barth, christiane.barth@klimabuendnis.at der von der Universität für Bodenkultur Wien kräuter, der Pflanzenaufbau sowie der Jah- zitiert. „Die befragten Kinder aus ländlichen reszeitenverlauf entdeckt und besprochen. Mag. Hannes Höller, MA, Klimabündnis Österreich, Medien- & Öffentlichkeitsarbeit Räumen hatten durchwegs bessere Kennt- Danach werden Kräuterprodukte selbst her- nisse zu Bäumen als die Stadtkinder aus gestellt und verkostet. Die Kinder räuchern, Innsbruck. Für 25,9 % der Landkinder liefert kochen eine Kräutersuppe oder einen Tee. niederoesterreich.klimabuendnis.at UMWELT & energie 03|2018 17
→ UMWELT & natur Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Fotografieren für den Naturschutz dient einem hehren Ziel und macht zudem große Freude. NaturfotografInnen lichten gefährdete Tiere und Pflanzen ab und wecken damit öffentliche Aufmerksamkeit für notwendige Schutzbemühungen. Text: Barbara Grabner M it der Kamera durch Feld cken und abzulichten. Die leiden- „Mitunter ist es der Zufall, und Flur. Ein Bericht über schaftliche Wanderin ließ sich in der Artenschutzprojekte oder Pension zur Instruktorin für Exkur- der ein schönes Motiv beschert.“ eine Ankündigung von na- sionen ausbilden. „Mit dem Älter- turkundlichen Veranstaltun- werden wurde das Wandern eher das Mit- Kleibern eindringt – trotz heftigem Gezeter gen kommen ohne attraktives Fotomaterial tel zum Zweck, im Vordergrund steht immer der Vogeleltern. Eine Kamera muss für Ma- nicht aus. Für die moderne Naturschutzar- mehr das Beobachten. Je mehr ich fotogra- ria Zacherl leicht, einfach und schnell zu be- beit ist es wiederum aus dokumentarischen fierte, desto mehr stellte ich fest, dass ich dienen sein. Gründen unerlässlich, über exzellente Auf- viel zu wenig kenne von dem, was ich sehe.“ nahmen von Fauna, Flora und Biotopen zu Daher ging sie bei Exkursionen des Natur- Fotografieren zur Dokumentation. Vor verfügen. Wenig überraschend, dass viele schutzbundes mit, entdeckte die Plattform über 40 Jahren begann Hans-Martin Berg Fachleute oft mit einer Kamera in Feld und naturbeoachtung.at und andere Beobach- mit der Feldornithologie und „alsbald ent- Flur unterwegs sind und engagierte Vereins- tungsforen, wo sie sich bald sehr rege be- stand der Wunsch, bestimmte Beobach- mitglieder Websites und Magazine, Folder teiligte. Mit dem Zugewinn von zunächst tungen mit Aufnahmen zu illustrieren, um und Broschüren mit originellen Aufnahmen sporadischen Kenntnissen wuchs ihr Wis- Veränderungen der Lebensräume und der versorgen. Was braucht es, um zu einem sen, wie man fotografieren sollte, damit die Landschaft zu dokumentieren.“ Das legen- guten Bild zu kommen? Was ändert sich spezifische Art bestimmbar ist. „Durch das däre „Novoflex“ war nach einigem Sparen über den Blick durch die Kamera? Einige genaue Schauen auf fotografische Details sein erstes Teleobjektiv. Mit den Möglich- Personen, die wiederholt Fotos für UMWELT wurde mir die ganze Vielfalt und Schönheit keiten der Digitalfotografie und längeren & energie bereitgestellt haben, verraten erst so richtig bewusst.“ Immer stärker ist Brennweiten gelang es ihm später, ganz uns, was sie motiviert und wie sie vorgehen. sie bemüht, seltene Heuschrecken, Hum- passable Vogelfotos anzufertigen. „Erfor- meln, Vögel, Falter aufzuspüren und in Da- dert das Vogelbeobachten schon viel Zeit, Im Fokus steht die Beobachtung. Mehr- tenbanken einzutragen. Besonders zufrie- gilt das ebenso für gute Fotografien. Beides mals die Woche geht Maria Zacherl in die den ist sie mit einer Bilderserie, wo eine Äs- unter einen Hut zu bringen gelingt selten freie Natur, um Ungewöhnliches zu entde- kulapnatter in einen Nistkasten mit jungen und man muss sich entscheiden. Als Orni- thologe steht für mich die Felderhebung im „Durch das genaue Schauen auf fotografische Details wurde Vordergrund. Wenn eines meiner Vogelbil- der dennoch Gefallen findet, freut mich das mir die Vielfalt und Schönheit erst so richtig bewusst.“ natürlich.“ 18 UMWELT & energie 03|2018
Hans-Martin Berg Josef Stefan Kurt Kracher Maria Zacherl Details erkennbar machen. „Faszinierend ner Nikon ist für ihn wesentlich „Gute Aufnahmen benötigen eine © KRACHER (3), SUANJAK, STEFAN, ZACHERL ist, dass man nicht nur einen seltenen Ar- erfüllender als mit einem Ge- tennachweis belegen kann, sondern erst die wehr, obwohl um ein Vielfaches gewisse Vorarbeit und viel Geduld.“ Fotos Details erkennen lassen, die präzise- schwieriger: „Der Jäger kann zu re Bestimmungen erlauben. Man kann Al- Zeiten schießen, wo der Fotograf mangels gen eine gewisse Vorarbeit und viel Geduld. ter, Geschlecht, Mauserzustand oder ähn- Tageslicht noch nicht, oder schon nicht Daher eignet sich die Fotografie hervorra- lich aussehende Individuen einer Art un- mehr fotografieren kann. Dazu kommt noch, gend dafür, sich eine Auszeit aus dem hek- terscheiden, was bei einer Bestimmung im dass man relativ nahe an seine Objekte he- tischen Alltag zu nehmen.“ Stefan hat ver- Feld nicht immer gleich möglich ist. Manch- rankommen muss.“ Die Donau-Auen sind waiste Füchslein im Wald betreut und foto- mal gelingt sogar das Ablesen von wissen- sein Lieblingsrevier. „Schilf bietet für man- grafiert. „Ich möchte den Betrachtern mei- schaftlichen Vogelringen.“ Zuweilen packt che Wildarten die optimale Deckung. Kaum ner Bilder die Faszination der Tierwelt zu- Berg doch das Verlangen, einen seiner Lieb- entdecke ich ein Tier im Schilf, wird es auch gänglich machen und sie für deren Schutz- lingsvögel gut vor die Linse zu bekommen. schon wieder von ihm verschluckt und so- bedürftigkeit sensibilisieren.“ Die Aufnahme eines jungen Brachpiepers, mit unsichtbar. Es bleiben mir oft nur weni- wo Berg im Auto versteckt bei 40 °C Außen- ge Sekunden, um ein gutes Foto zu schie- Rücksichtnahme auf die Natur. Neben temperatur ausharren musste, war in der ßen.“ Seine Fotos vom Feldhamster illust- Beherrschung der Kameratechnik sollte Tat hart erkämpft. „Mitunter ist es der Zufall,rierten ein Schutzprojekt des Naturschutz- man Lebensraum und Verhaltensweise der der ein schönes Motiv beschert. Einmal ist bund NÖ, das somit eine große Breitenwir- Tiere kennen bzw. mitunter Erfindungsgeist mir beim Vogelbeobachten ein Mauswiesel kung erzielte. beweisen, um das gewünschte Motiv zu er- direkt vor die Füße gelaufen und ich foto- wischen. Die „Fotopirsch“ darf jedoch nie- grafierte es rasch. Dass beim Fotografieren Bekannt durch reizende Ziesel-Fotos. Er mals auf Kosten der Geschöpfe verwirklicht das Wohl des lebenden Objekts immer im wohnt im westlichen Weinviertel und ist werden. ← Vordergrund steht, ist eine Selbstverständ- ein mehrfach preisgekrönter Fotograf, u. a. lichkeit“, betont Hans-Martin Berg, der die BBC Wildlife photographer of the Year 2004. Mag.a Barbara Grabner, Naturschutzbund NÖ Vogelsammlung im Naturhistorischen Mu- Weithin bekannt und hundertfach publiziert seum Wien als Sammlungsmanager betreut sind seine reizenden Ziesel-Fotos. Josef Ste- und im Vorstand von BirdLife Österreich ist. fan aus Ziersdorf hat als Jugendlicher seine Fotografieren erste Spiegelreflexkamera erworben: „Mei- Lieblingsrevier Donau-Auen. Auch Kurt ne Qualitätsansprüche waren zu Beginn für den Artenschutz Kracher aus Groß Enzersdorf gelingen meis- nicht sehr hoch gesteckt, ich wollte ganz Tag für Tag gibt es neue Fundmeldungen mit terhafte Tierfotos, allerdings ist Fotografie- einfach so viel Zeit wie möglich in der Natur Fotobelegen auf www.naturbeobachtung.at ren sein Brotberuf. Der „Schuss“ mit sei- verbringen. Im Laufe der Zeit wurden Blick- und www.ornitho.at. Alle können mitmachen! winkel und Ausrüstung Zehn Verhaltensregeln für verantwortungsbe- Die „Fotopirsch“ darf niemals auf Kosten optimiert und dadurch die wusste NaturfotografInnen findet man unter Ergebnisse immer besser. www.tierundnatur.de/foto-reg.htm ← der Geschöpfe verwirklicht werden. Gute Aufnahmen benöti- UMWELT & energie 03|2018 19
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