Schritt für Schritt Alliance hauseigene - Tüüfner Poscht
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Die Dorfzeitung von Teufen Tüüfner Poscht September 2020 25. Jahrgang | Nr. 7 Der vom Teufner Daniel Schmidli organisierte Event «Vom See zum Berg» war etwas für Wander-Fans. Foto: tiz Schritt für Schritt Alliance hauseigene Atelierarbeiten Unteres Gremm: ODT: Keine Abstimmung Lea Inauen: Sie arbeitet Nächster Versuch und ein Rechtsstreit mit Fleisch Seite 7 Seiten 8 - 11 Seite 31 Marktgasse 7 St.Gallen Tel. 071 222 20 67 Täglich online: www.gut-goldschmied.ch www.tposcht.ch
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GRÜEZI 3 Boom, Boom, Boom! Liebe Leserinnen und Leser er der Feiernden. Auch die Logistik. Strom, Transport, Getränke, Nahrung. So ein Outdoor-Rave ist gar nicht so Der Bass war erstaunlich laut. Und schnell. Er gehört einfach zu realisieren. Und schnell muss es auch gehen, eindeutig zu elektronischer Musik. Aber die Kadenz man ist ja vom Wetter abhängig. der Beats schien viel zu hoch. Die Ton-Schläge hämmer- ten mit schätzungsweise 160 BPM (beats per minute) Über Musik-Geschmack lässt sich streiten. Aber egal, durch den abendlichen Wald. Eine spätere Google-Su- was man gerne hört: Man sollte es definitiv nicht wäh- che wird mich darüber aufklären, dass sich dieser Mu- rend Stunden in voller Lautstärke im Wald abspielen. sikstil «Hardcore» nennt. Eine extreme Form von Tech- Trotzdem kam ich nicht umhin, das Organisationsta- no, die sich durch eine «harte, verzerrte Bassdrum» lent und die Dreistigkeit der Hardcore-Truppe zu be- auszeichnet. Ob schneller oder langsamer Bass: Das wundern. Stellen Sie sich vor, was sie alles erreichen Ganze wirkte schrecklich fehl am Platz. In diesem Wald könnte, wenn sie diese Energie für andere Projekte ein- im Brandtobel ist es sonst auch tagsüber ruhig. Kurz setzen würde? Aber das gilt nicht nur für Techno-Fans. vor Mitternacht hört man hier normalerweise höchs- Auch ich nutze meine Zeit längst nicht immer für die tens die seltsamen Rufe der Füchse, das Plätschern des sinnvollsten Tätigkeiten. Natürlich: Sich ab und zu et- Bachs oder den Wind. was treiben zu lassen ist wichtig. Trotzdem beschloss ich, die 160 BPM gleich als Putz-Soundtrack zu nutzen. Es war ein heisser Tag gewesen. Ich liess die kühle Die Küche wurde erstaunlich sauber. Nachtluft durch die offenen Fenster hereinströmen. Mit ihr kam auch der stoische Bass bis ins Schlafzimmer. Ich wünsche spannende Lektüre Ich begann über diese vermutlich illegale Party zu sin- und ruhige Nächte nieren. Wie laut muss die Musik wohl direkt bei den Bo- xen sein? Wie organisiert man so etwas überhaupt? Auf welcher Lichtung wird gefeiert? Und schreitet vielleicht irgendwann die Polizei ein? Auf die letzte Frage erhielt ich am nächsten Morgen wenigstens eine Teil-Antwort. Der Bass war noch da. Zum letzten Mal hörte ich ihn um 10 Uhr morgens. Beeindruckend. Nicht nur die Ausdau- timo.zuest@tposcht.ch SEITE VIER AMTLICH GRATULATIONEN 38 – 41 Jo weleweg 4 Ortsdurchfahrt 25 SPORT Baugesuche 27 IM BILD 15 Jahre Sportlerschule 43 Der erste Schultag 5 Handball für die Jüngsten 45 HISTORISCHES Das frühe Teufen aus der Luft 28 – 29 AKTUELL JUGEND 46 Neuer Versuch beim Unteren Gremm 7 TÜÜFNER CHOPF DER MONAT Das Neuste in Sachen ODT 8 – 11 Lea Inauen 31 Erbe des «Zuckerbolle Sepp» 47 AR mit nur vier Gemeinden? 12 «Baradies» ist wieder offen 49 Unterwegs mit der Spitex 13 GEWERBE Spar unter neuer Leitung 33 Ein hartes Jahr als «Eventler» 49 Berufswahl im Corona-Jahr 14 Neues Yoga-Studio 33 Neuer Rüstwagen für die Feuerwehr 50 Vorbereitung auf die SwissSkills 15 A. Lehmann neu in Teufen 51 Sie filtern Gesundheits-News 17 ALLERLEI 34 Das System Berit 52 Grossprojekt in Herisau 19 RÄTSEL 35 AUSBLICK 53 – 55 NÄHER DRAN KIRCHEN 36 – 37 Wanderevent für Hartgesottene 20 – 21 DIE LETZTE GEDENKEN 38 Ein junger Wanderer, ein junger Fotograf AUF EIN WORT und ein neuer Bahnhof 56 Reto Altherr über den Politik-Herbst 22 – 23 TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
JO WELEWEG 4 Liebe Redaktion In den letzten Wochen waren viele Tüüf- es heuer seit 50 Jahren. Die Jubiläumsfeier Es stimmt nicht, dass zur Reduktion des nerinnen und Tüüfner in den Ferien und findet in der Verlängerung statt, nämlich Gästeansturms Entenflöhe aus dem Sämti- haben weder gehört noch gesehen oder gele- 2025. Der 3. Tabellenplatz in der 3. Liga war sersee ausgesetzt wurden. sen, was in Teufen während dieser Zeit alles die beste Platzierung des FC Teufen in den passiert ist. Ich fasse deshalb das Wichtigste letzten fünf Jahrzehnten. Zur Bezeichnung zusammen: Fussballerdorf hat er nicht so viel beigetra- Die Feuerwehr von Teufen, Bühler und Gais gen. hat einen neuen Rüstwagen mit allen wich- tigen Einsatzwerkzeugen. Seine Daten: 7,5 Der Tüüfner Gemeinderat hat letztmals am m lang, 3,2 m hoch, 12 Tonnen schwer und 30. Juni und dann wieder am 11. August Das Hin und Her um die Tüüfner Dorfdurch- rund eine halbe Million Franken teuer. Bei getagt. Er hat also während sechs Wochen fahrt nimmt seinen Lauf. Die Abstimmung den politischen Baustellen von Teufen kann nicht entschieden und geführt. Und nie- über die Doppelspur wurde abgesagt, weil er allerdings nicht eingesetzt werden. mand hat’s gemerkt. Auch der Bundesrat eben nur die Doppelspur 2035 den direkten war in den Ferien. Die Bundespräsidentin Zugsanschluss in St.Gallen garantieren musste fast täglich erklären, dass der Bun- kann. Nach der einmonatigen Leserbriefpau- Ihr desrat subito und jederzeit zusammenkom- se in der Tüüfner Poscht ist jetzt wieder mit Pöschtler Priisig men und beschliessen könnte. einem Re-Start zu rechnen. Die Glosse: Teufen wird oft als Fussballerdorf bezeich- Die Badi Teufen hatte diesen Sommer gros- Pöschtler Priisig ist ein aufmerksamer Leser net (Gross, Saibene, Winkler, Labhart, sen Zulauf. Aufgrund des Schutzkonzepts der Tüüfner Poscht. Er macht sich so seine Montandon usw.). Teufen hat auch einen ei- durften sich allerdings nicht mehr als 600 Gedanken und teilt sie der Redaktion mit – genen Fussballclub, den FC Teufen. Den gibt Gäste gleichzeitig in der Badi aufhalten. immer mit einem Augenzwinkern. Die Reifeprüfung XX Prominenten in den Mund gelegt: Thomas Lüchinger war ursprünglich Lehrer für bildnerisches Gestalten, XX Dozent an der Zürcher Hochschule für Gestaltung und Kunst und an der «Seit Jahrzehnten sucht Teufen eine Pädagogischen Hochschule Lösung für seine Verkehrsprobleme. St.Gallen. Seit über 20 Diese Suche nach dem richtigen Weg Jahren ist er Autor und könnte mein neuer Film werden mit freischaffender Filmema- dem Titel: ’ Die Reifeprüfung – für De- cher. Zu seinen Werken mokratie, Mobilität und Dorfkultur’» gehören «Johle und Wer- XX che», «Guets Neus» und «Being There – Da sein». Sein jüngster Film «Paths of Life» (siehe Foto von Aufnahmen in Island), ein Film über die Bewältigung von Krisen, hatte anfangs Jahr Premiere. Thomas Lüchinger wohnt in der Lustmühle. Foto: zVg
IM BILD 5 Schulstart im Corona-Jahr Egal, ob erster Kindergartentag oder erster das Kind in die Schule oder den Kindergar- Schultag, die Aufregung war bei den Kindern ten begleiten. Weder Grosseltern noch Götti am 10. August gross. Die meisten freuen sich und Gottis sind mit dabei. Genügend Erinne- auf den neuen Lebensabschnitt. Mit ihnen rungsfotos wurden trotzdem gemacht. Für die freuen sich auch die Eltern. Aufgrund der TP war Alexandra Grüter-Axthammer mit der aktuellen Situation durfte nur ein Elternteil Kamera dabei. TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
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AKTUELL 7 Der Weg ist das Ziel Der 10. Februar des vergangenen Jahres war ein schwarzer Tag für den Immobili- enentwickler «Mettler2Invest». Damals sagte Teufen Nein zum Gestaltungs- plan Unteres Gremm. Aufgeben war aber nie eine Option. Wie weit ist man inzwischen? Die TP hat bei Projektleiter Roland Ebneter nachgefragt. Herr Ebneter, als ich das letzte Mal in Ihrem Büro zu Besuch war, sprachen wir über die Ab- lehnung des Gestaltungsplans Unteres Gremm. Haben Sie die Arbeit wieder aufgenommen? Schon bald darauf. Unser erster Schritt war es, mit den Gegnern des Projekts an einen Tisch zu sitzen und die kritisierten Punkte zu besprechen. Was war das Ergebnis? Uns wurde klar, dass wir für dieses Ge- Thürerpark aus 200 Metern Höhe. «Mettler2Invest» wagt einen nächsten Versuch Foto: Louis Stalder; LSD Fotodesign biet ein anderes Vorgehen wählen müssen. Ist doch einer der Knackpunkte der Verbin- … die Energie, ja. Dafür haben wir mehre- setzung, es weiter zu verfolgen. Wir luden sie dungsweg hoch zum AWG. re Lösungen geprüft. Da die von uns favori- deshalb zu einer erneuten Besprechung ein, sierten Erdsonden aufgrund der geologischen um ihnen das neue Konzept vorzustellen. Und Da ging es um die Rollstuhlgängigkeit. Verhältnisse nicht in Frage kommen, wand- ich kann sagen: Sie waren soweit zufrieden. Genau. Das Problem: So wie die Gebäude ten wir uns nochmals an die Gemeinde. Und arrangiert waren, konnte kein Weg geplant mittlerweile ist klar, dass die Schnitzelanlage Wie weit seid ihr denn inzwischen? werden, der flach genug war. Also fingen wir im AWG erweitert werden kann. Ein Ingeni- Das Konzept – das in enger Zusammen- mit neuem Architekturbüro und Verkehrs- eurbüro hat bestätigt, dass die nötige Kapazi- arbeit mit dem FAOT erarbeitet wurde – war planer noch einmal auf der grünen Wiese an. tätserweiterung möglich ist. bereits in der Planungskommission. Wir ar- Der erste Auftrag lautete: Zeichnet Wegvari- beiten nun daran, deren Vorschläge und An- anten mit weniger als 6 Prozent Neigung ein. Die zentrale Lage hat Vor- und Nachteile. Einer passungswünsche umzusetzen. Der nächste der Nachteile ist die Verkehrssituation. Schritt ist die Ausarbeitung des Gestaltungs- Also erst der Weg, dann die Gebäude? Die Zu- und Wegfahrten sind eine echte plans. Wir hoffen, ihn bis Ende Jahr fertigstel- Das ist in der Tat unkonventionell. Aber für Herausforderung. Aber wir glauben, dass wir len zu können. Dann werden wir selbstver- diese spezielle Situation war es die richtige auch hier eine Verbesserung erreicht haben. ständlich auch wieder kommunizieren. Vorgehensweise. Die nächste Herausforde- Es sind weiterhin drei Tiefgaragen geplant. rung bestand darin, die Gebäude sinnvoll auf Neu führen die Zu- und Wegfahrten vor allem Ganz schön viel Arbeit für eine Überbauung. dem Gebiet und um den Weg zu platzieren. über den Postplatz. Die Gremmstrasse soll als Lohnt sich das denn noch? Zufahrt für Besucher- und Notfahrzeuge die- Unsere Erfahrung mit Immobilien in Teu- Der erste Gestaltungsplan sah neun Gebäude nen. Die obersten drei Gebäude werden über fen zeigt, dass hier qualitativ hochwertiger in drei Reihen vor. Was ist jetzt angedacht? die Krankenhausstrasse erschlossen. Wohnraum nach wie vor gesucht ist. Ausser- Anzahl der Gebäude, Geschossigkeit und dem haben wir bereits so viel Herzblut, Zeit damit Wohnangebot bleiben gleich. Uns war Das bedeutet auch: Der Kreisel muss kommen. und Geld investiert, dass wir etwas wirklich es auch wichtig, die ursprüngliche Körnigkeit Wir gehen davon aus, dass die Gemeinde Schönes realisieren wollen. sprich Verteilung nicht ganz zu verlieren. Um den Gestaltungsplan an den Kreisel binden das zu erreichen, mussten die Formen der wird, ja. Anders gesagt: Wenn die Überbau- Anders gesagt: Machen Sie alles richtig, haben Häuser teilweise etwas angepasst werden. ung fertig ist, muss auch der Kreisel fertig Sie Gemeinde und ehemalige Gegnerschaft im Einige sind jetzt eher länglich statt quadra- sein. Boot. Hat man Ihnen die Baum-Geschichte mitt- tisch. Das Gesamtbild der Überbauung wirkt lerweile verziehen? auf den ersten Blick ähnlich wie beim ersten Das klingt alles ziemlich vielversprechend. Ich hoffe es. Ich weiss aber, dass wir nun Gestaltungsplan. Aber durfte die ehemalige Opposition die Pläne einen wirklich guten Kompromiss gefunden schon begutachten? haben. Und ich glaube, dass auch Teufen ein Das Weg-Problem wäre also gelöst. Aber es gab Dass die ehemaligen Gegner das Projekt Interesse daran hat, dass dieses Gebiet sinn- noch andere Kritikpunkte, zum Beispiel … für gut befinden, war für uns eine Voraus- voll entwickelt wird. tiz TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
ODT 8 AB-Direktor Thomas Baumgartner erklärt die Herausforderungen der Fahrplan-Planung. Foto: tiz Keine Abstimmung, kein Tunnel Timo Züst verpassen die Anschlusszüge. Bereits heu- ist das unmöglich. Grund dafür ist das neue te ist die Situation nicht ideal – das zeigt Schweizer Fahrplan-Angebotskonzept 2035. Kanton, Appenzeller Bahnen und auch die Interpellation von Kantonsrat Gemeinde Teufen luden Mitte Mo- Matthias Tischhauser (FDP/Gais). Keine Abstimmung nat zur Medienkonferenz. Das Thema: Der Tonfall hat sich geändert. Bisher war Ortsdurchfahrt Teufen. So weit, so üb- Der AB-Direktor bestreitet die Probleme Regierungsrat Dölf Biasotto (Vorsteher Dep. lich. Eher überraschend war der Inhalt nicht. Denn auch in naher Zukunft können Bau und Volkswirtschaft) beim Thema ODT in der Information: Ein Tunnel ist (fast) die AB die Reiseverbindungen jeweils nur Teufen stets kooperativ aufgetreten und hat- definitiv vom Tisch. Und die Abstim- in eine Richtung garantieren. Das bedeutet: te sich für einen basisdemokratischen Weg mung vom 27. September ist abgesagt. Am Morgen sollen die Pendler die Züge nach ausgesprochen. Anders heute. «Wir müssen verantwortungsbewusst handeln.» In diesem «Wir rechnen in Sekunden, nicht in Mi- Fall bedeutet das: Die AB und der Kanton nuten.» Auf dem Bildschirm an der Wand «Wir müssen verantwortungs- verlangen von der Gemeinde Teufen, die ge- des Teufner Ratssaals erscheint ein unge- plante Abstimmung vom 27. September über wohntes Liniendiagramm. Thomas Baum- bewusst handeln» den Projektierungskredit für einen Tunnel gartner, Direktor der Appenzeller Bahnen und die Doppelspur (konsultativ) abzusagen. (AB), will damit die Herausforderungen der Regierungsrat Dölf Biasotto Die Legitimation dafür liefert die Tatsache, Fahrplansicherheit aufzeigen. Konkreter: dass der Kanton Hauptbesteller der Regional- Er erklärt den Medienvertretern, warum verkehrsleistungen der AB ist. «Wie Sie sich die AB ohne eine Doppelspur in Teufen die Zürich erwischen, am Abend die Verbindun- denken können, ist uns diese Entscheidung nötigen Anschlüsse in St.Gallen nicht rea- gen ins Appenzellerland. «Unser Ziel muss es nicht leichtgefallen. Aber wir dürfen Teufen lisieren können. «Die Fahrzeit mit Doppel- aber sein, beide Fahrtrichtungen identisch nicht über etwas abstimmen lassen, das nicht spur beträgt 29 Minuten. Mit einem ein- gestalten zu können.» Längerfristig sollen umsetzbar ist.» Auslöser dieser ungewohn- spurigen Tunnel verlängert sie sich auf 34 die Anschlüsse an das Normalspurnetz so- ten Vorgehensweise ist das Angebotskonzept Minuten. Und wir können nur am Bahnhof gar halbstündlich sichergestellt werden. Nun 2035. Es löst seinen Namensvetter mit der En- Teufen kreuzen.» Die Folge: Die Passagiere zeigt sich aber: Ohne Doppelspur in Teufen dung «2025» als Planungsinstrument für den TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
ODT 9 Schweizer Schienenverkehr ab. Das für die tragt», sagt Dölf Biasotto. Dieses Konzept fällt werden, die die AB in Auftrag gegeben AB entscheidende Dokument des Konzepts bildet die Grundlage für den Entscheid, die hat. Dabei wird die Fahrplan-Planung noch wurde am 30. März 2020 publik. Es enthält Teufner Abstimmung zu stoppen. Noch wird einmal intensiv geprüft, um Fehler zu ver- die Ankunfts- und Abfahrtszeiten des Fern- das Doppelspur-Projekt aber nicht beim Bun- hindern. Über die Ergebnisse wird voraus- verkehrs und der wichtigsten S-Bahnen. Für desamt für Verkehr (BAV) eingereicht. Man sichtlich Anfang 2021 informiert. Treten da- die AB sind zwei Fahrplanwechsel entschei- will erst auf Nummer sicher gehen. bei keine massiven Fehler zutage, wird das dend: Dezember 2020 und 2034. «Unser Doppelspur-Projekt eingereicht. Und Thomas Ziel ist es, ab 2035 die halbstündlichen An- Definitive Entscheidung Anfang 2021 Baumgartner erwartet keine Überraschun- schlüsse an die Züge von und nach Zürich «Das Edikt hätte gestern freigegeben werden gen: «Sonst hätten wir die heute kommuni- anbieten zu können», sagt AB-Direktor Tho- sollen. Es war in der Druckerei bereits ange- zierten, drastischen Schritte gar nicht erst mas Baumgartner. Möglich sei das aber nur meldet.» Auch Gemeindepräsident Reto Alt- unternommen.» mit einer Teufner Doppelspur-Lösung. Der herr wurde überrascht. In der ersten Sitzung Grund: Die Züge sind schneller und können nach den Ferien beschäftigte sich der Ge- flexibler kreuzen. «So müssen sie in St.Gal- meinderat statt mit der 3. Lesung des Edikts len nicht sofort los, wenn der von Teufen an- mit dem Schreiben des Kantons, das ihm die «Sie können sich die Gemüts- kommt und umgekehrt muss der in Teufen Durchführung der Abstimmung untersagt. lage des Rats vorstellen. Wir auch nicht warten.» Keine aufbauenden Neuigkeiten: «Sie können haben alles versucht, die fest- sich die Gemütslage des Rats vorstellen. Wir Diese Verbindungen bzw. die Fahrplansi- haben alles versucht, die festgefahrene Situa- gefahrene Situation zu lösen cherheit der Appenzeller Bahnen gewichten tion zu lösen und hätten dem Stimmvolk nur und hätten dem Stimmvolk nur Appenzell Ausser- sowie Innerrhoden und zu gerne den Projektierungskredit unterbrei- St.Gallen höher als die Lokalinteressen von tet.» Nun bleibt der Gemeinde nichts anderes zu gerne den Projektierungs- Teufen. «Deshalb haben die Kantone die AB übrig, als die neue Realität zu akzeptieren. kredit unterbreitet.» mit der Ausarbeitung eines Fahrplan-Ent- Und dazu gehört: Eine Tunnellösung ist vor- wicklungskonzepts mit Ausrichtung auf das erst vom Tisch. Der definitive Entscheid soll Gemeindepräsident Reto Altherr neue Angebotskonzept 2035 der SBB beauf- aufgrund einer weiterführenden Studie ge- Nachgefragt bei Thomas Baumgartner Herr Baumgartner, lassen Sie mich ketzerisch Wir konnten erst wirklich planen, als wir die Gehen wir davon aus, die Studie wird Ihre sein: Ist Ihnen der Kragen geplatzt? Ankunfts- und Abfahrtszeiten hatten. Davor Einschätzung bestätigen und Sie reichen im Ich bin grundsätzlich ein geduldiger waren wir «blind». Die Folge war, dass wir kommenden Jahr das Doppelspur-Projekt ein. Mensch. Aber wenn ich die Argumentationen dem Kanton Mitte Juni unsere Erkenntnisse Wann wird gebaut? der Tunnelbefürworter in den letzten Mo- schicken konnten. Ich vermute, das Verfahren wird relativ naten verfolgt habe, musste ich manchmal lange dauern. Ich rechne nach wie vor mit schon die Stirn runzeln. Teilweise werden Lassen Sie mich noch einmal nachhaken: Sie vielen Einsprachen. Sie werden das Projekt übergeordnete Probleme und Realitäten ein- wussten aber schon länger, dass eine Doppel- zwar nicht verhindern, dessen Umsetzung fach komplett ignoriert. Aber ich habe schon spur mehr Sicherheit bringt als ein Tunnel. Und aber verzögern können. immer gesagt: Die Hauptfrage bei einem Tun- Fahrplanänderungen gibt es immer wieder. nel ist die Finanzierung und … Warum also nicht von Anfang an dieser Weg? Könnte es sein, dass für diese Zeit doch noch Das stimmt, die Doppelspur gibt uns mehr Sicherungsmassnahmen nötig werden? … und Sie haben auch immer gesagt, dass Sie Sicherheit. Aber weder wir von der AB noch Ich hoffe es nicht. Diese weiteren Bau- mit der Doppelspur eine grössere Fahrplansi- der Kanton sind erpicht darauf, Teufen etwas arbeiten möchte ich der Teufner Bevölkerung cherheit haben. auf zu diktieren, das nicht unbedingt nötig ist. wirklich nicht auch noch zumuten. Aber dafür Richtig. Das war jeweils meine zweite Wir haben deshalb gewartet, bis wir sicher sind wir natürlich auch auf die Unterstützung Kernbotschaft. waren, dass es ohne Doppelspur nicht geht. des Projekts Doppelspur angewiesen. Wird es ewig mit Einsprachen torpediert, müssen wir Nun, Sie sagten, das entscheidende Dokument Und der Kanton war sofort im Boot? vielleicht doch noch nachrüsten. des Angebotskonzepts 2035 sei Ende März er- Ja. Es war allen Beteiligten schnell klar, schienen. Warum erfolgt dieser Schritt erst dass eine Einspurbahn in Teufen keine Zu- Noch kurz zu Corona: Wie stark gingen die Pas- jetzt? kunftslösung ist. Das gilt auch für St.Gallen sagierzahlen zurück? Wir konnten mit unserer Angebots- bzw. und Appenzell Innerrhoden. Mit einem Tun- Wir sind stark gestartet. Im Januar lagen Fahrplanplanung erst im Frühling 2020 be- nelbau fixiert man die Streckenführung de die Zahlen noch deutlich über dem Vorjahr. ginnen. Das Konzept 2035 hätte eigentlich facto auf 100 Jahre. Und wir hätten die An- Dann kam aber der Einbruch. Inklusive Juli viel früher fertig sein müssen. Diese Ver- schlüsse bereits im Jahr 2035 nicht mehr si- liegen die Zahlen bisher rund 29 Prozent un- spätung hat sich auch auf uns ausgewirkt. cherstellen können. ter dem Vorjahr. TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
IG Tüüfner Engpass Landhausstrasse 4 9053 Teufen info@teufen-engpass.ch www.teufen-engpass.ch Teufen muss sich zur Doppelspur äussern können Es klingt wie ein Streich aus den Erzählungen der Schildbürger: nen. Stattdessen versteckt sich der Gemeinderat als willfähri- Wenige Wochen vor dem Urnengang wurde die Abstimmung ger Erfüllungsgehilfe hinter dem Regierungsrat und der Bahn- über den Projektierungskredit für einen Bahntunnel in Teufen direktion. kurzerhand abgesagt. Die IG Tüüfner Engpass erachtet es aber weiterhin als ihre Der Gemeinderat Teufen hatte im Frühjahr bereits die 799 be- Aufgabe, für die Interessen eines lebenswerten Dorfes ein- glaubigten Unterschriften eingereichte Initiative, die eine Ab- zustehen. Die gewaltige Unterstützung der Initiative für eine stimmung über die Doppelspur der Appenzeller Bahnen im Abstimmung über eine Doppelspur ist weiterhin als Auftrag zu Dorfkern verlangte, mit fadenscheinigen Gründen für ungültig verstehen. Der Rekurs gegen die Ungültigkeitserklärung dieser erklärt. Nun hebelt der Gemeinderat mit seinem Präsidenten an Initiative ist seit Monaten beim Regierungsrat hängig. Sollte die der Spitze ein zweites Mal die Demokratie aus und entmündigt Regierung (die in dieser Frage erklärtermassen Partei zuguns- die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in einer Frage, die für ten einer Doppelspur ist) den Rekurs abweisen, wird die IG den die Zukunft Teufens existenziell ist. Damit stösst der Gemein- Gang ans Obergericht antreten. Es ist nach wie vor ein prioritä- derat sogar erklärte Befürworter der Doppelspur vor den Kopf, res Ziel der IG Tüüfner Engpass, dass sich die Bevölkerung zu die eine politische Legitimierung ihrer Lösung bevorzugt hätten. der Verschandelung des Dorfkerns äussern kann. Die IG Tüüfner Engpass ist verärgert über diesen erneuten Af- front und auch enttäuscht, wie duckmäuserisch der Gemeinde- IG will Herausgabe des Fahrplankonzepts rat die Absage begründet. Tatsächlich verlangten der Kanton Die jetzige Absage der Abstimmung über den Projektierungs- Appenzell Ausserrhoden und die Appenzeller Bahnen plötzlich kredit für einen Tunnel von Bahnhof Teufen bis Stofel wird mit ultimativ die Umsetzung der Doppelspur-Lösung, weil nur so der Fahrplanstabilität und mit halbstündlichen Anschlüssen an die Anschlüsse an den Fernverkehr in St. Gallen sichergestellt den Fernverkehr ab dem Jahr 2035 begründet. Das zugrunde- werden könnten. Deshalb könne nun über die Tunnel-Variante liegende Fahrplankonzept ist der Öffentlichkeit allerdings nicht gar nicht abgestimmt werden. zugänglich. Mehr noch: Gemäss dem Direktor der Appenzeller Bahnen muss dieses Konzept erst noch mit Zusatzabklärungen Gemeinderat könnte sich wehren und einer zusätzlichen Studie überprüft werden. Die Erfahrun- Der Gemeinderat hat sich weder bemüht, diese Begründung zu gen mit der Durchmesserlinie, die bessere Anschlüsse bringen verifizieren – dafür hätte er mit einer blossen Verschiebung der sollte, die es nun nicht gibt, lassen grüssen! Abstimmung Zeit gewinnen können –, noch ist er seiner Auf- Die Aussagekraft des jetzigen Fahrplankonzepts ist also mit gabe nachgekommen, seinen Handlungsspielraum zugunsten Vorsicht zu geniessen – zur Entmündigung eines ganzen Dor- der Teufner Bevölkerung auszuloten. Würde man das Eisen- fes reicht es aber offenbar schon. Die IG Tüüfner Engpass ver- bahngesetz, das pauschal als Rechtfertigung für das Diktat von langt die Herausgabe dieses Konzepts, damit die Sachverhal- oben herangezogen wird, tatsächlich lesen, sähe man: Es gibt te mit einem unabhängigen Verkehrsingenieur seriös geprüft für Teufen durchaus Möglichkeiten, sich zu wehren. Explizit ist werden können. Diese Einsicht muss gestützt auf das Gesetz etwa erwähnt, dass eine betroffene Gemeinde mit einer Ein- über Information und Akteneinsicht des Kantons gewährt wer- sprache gegen ein Streckenführungsprojekt ihre Interessen den. In einem vergleichbaren Fall hat das Verwaltungsgericht wahren kann. Die Gemeinde kann auch eine Alternativlösung des Kantons Zürich 2018 entschieden, dass dem Quartierver- einbringen, müsste allenfalls dann aber die Kostendifferenz tra- ein Wipkingen der Netzplan der Zürcher S-Bahn ausgehändigt gen. werden muss. SBB und Bundesamt für Verkehr hatten dies zu- Der Gemeinderat Teufen macht das exakte Gegenteil: Er will vor verweigert. um jeden Preis verhindern, dass sich der Volkswille manifes- Zu prüfen ist insbesondere, ob tatsächlich ein signifikanter Zeit- tieren kann und der grosse Unmut über die geplante Verschan- verlust entsteht, wenn die Züge der AB statt zusammen mit delung des Dorfkerns zu einem konkreten politischen Auftrag Autos, Lastwagen, Velos und Fussgängern durch das Dorf- wird. Nachdem sich auch der Gewerbeverein für den Tunnel- zentrum zuckeln im Wechselverkehr den kurzen einspurigen Kredit ausgesprochen hat, glaubt der Gemeinderat wohl nicht Bahntunnel befahren. mehr daran, dass er die Abstimmung noch hätte gewinnen kön- TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
ODT 11 IG sieht keinen Engpass Nachdem Kanton und Appenzeller Bahnen bekanntgaben (Seite 8), dass die Abstimmung vom 27. September nicht durchgeführt werden darf, meldet sich die IG Tüüfner Engpass zu Wort. Sie will ihrem Kurs treu bleiben. «Natürlich geben wir nicht auf. Das sind wir unseren Mitgliedern und den Unterzeich- nenden der Petition und der Initiative schul- dig», sagt Felix Gmünder. Der Sprecher der IG Tüüfner Engpass klingt so überzeugt wie immer. Daran hat auch die deutlich konse- quentere Herangehensweise von Kanton und Appenzeller Bahnen (AB) nichts geändert. «Wir halten an unserer Initiative fest und prüfen weitere Massnahmen. Eine davon ist, dass wir die Herausgabe des Fahrplankon- zepts fordern.» Dieses Konzept der AB basiert auf dem Angebotsausbau 2035 des ÖV in der Schweiz. Und es ist das Kernargument für die Absage der Abstimmung vom 27. September. Denn laut AB-Direktor Thomas Baumgartner Die IG Tüüfner Engpass will weiter für eine Volksabstimmung kämpfen. Foto: tiz können die AB die wichtigen, halbstünd- erster Linie ihre Interessen und nicht die des wären deutlich höher.» Aber auch wenn der- Kantons oder der Bahn wahrnehmen. Das tut zeit nur von Tunnel oder Doppelspur die Rede sie nicht», sagt Felix Gmünder auf Anfrage. ist: Die IG schliesst die Prüfung einer dritten «Vielleicht liesse sich ja eine Für ihn und seine Mitstreiter steht deshalb Alternative nicht kategorisch aus. «Vielleicht andere Kreuzungsstelle reali- fest: Sie wollen den eingeschlagenen Weg liesse sich ja eine andere Kreuzungsstelle sieren?» weiterverfolgen. Das bedeutet: Einerseits realisieren? Das sind derzeit nur Gedanken- werden sie ihre vom Gemeinderat für ungül- spiele, aber wir sind der Meinung, man muss tig erklärte Initiative ans Obergericht weiter- alles prüfen, bevor man das Dorf dermassen Felix Gmünder, Sprecher IG Tüüfner Engpass ziehen, falls der Regierungsrat die hängige verbaut. Das wäre aber eigentlich eine Aufga- Beschwerde nicht gutheisst. Aber auch ande- be für die Gemeinde.» lichen IC-Anschlüsse in St.Gallen spätestens re Ansätze werden im Vorstand diskutiert. ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2034 Klar ist: Die IG Tüüfner Engpass wird sich nur mit einer Teufner Doppelspur sicherstel- Eine dritte Variante? mit allen rechtlichen Mitteln gegen die Rea- len. «Das glauben wir schlicht nicht. Warum «Zuerst werden wir das Fahrplankonzept prü- lisierung der Doppelspur wehren. «Wird das sollte das dann plötzlich nicht mehr möglich fen. Anschliessend fällen wir den Entscheid Projekt im nächsten Jahr eingereicht, ohne sein?», sagt Felix Gmünder. über das weitere Vorgehen», so Gmünder. Der dass Teufen darüber hat abstimmen können, Brief mit der Bitte um Herausgabe des Kon- werden wir Einsprache machen. Und diese Kritik am Gemeinderat zepts ging Mitte Monat an die Projektoberlei- auch weiterziehen.» tiz In ihrer Medienmitteilung gibt sich die IG tung (AB, Kanton, Gemeinde). Die Antwort ist kämpferisch. Und sie äussert Kritik. Ein Aus- noch ausstehend. Die IG plant, das Konzept zug: «Die IG Tüüfner Engpass ist verärgert von einem unabhängigen Verkehrsingenieur Beschwerde ist hängig über diesen erneuten Affront und enttäuscht, unter die Lupe nehmen zu lassen. «Wir kön- Die IG Tüüfner Engpass hat gegen die Nichtgültig- wie duckmäuserisch der Gemeinderat die nen uns einfach nicht vorstellen, dass ein Tun- keitserklärung ihrer Initiative durch den Gemein- Absage begründet.» Auch die Legitimation nel so eine grosse Verspätung verursacht.» Je derat Beschwerde eingereicht. Diese ist derzeit über das Eisenbahngesetz – es schreibt vor, nach Resultat kommen für die IG verschie- beim Regierungsrat hängig. Laut Regierungsrat dass nur Bahnunternehmen ein Projekt ein- dene Vorgehensweisen in Frage. Eine davon Dölf Biasotto wird diese Beschwerde unabhängig reichen können – hinterfragt die IG. «Der Ge- wäre die Lancierung einer zweiten Initiative, von den kürzlich kommunizierten Entscheidungen meinderat hat gemäss Eisenbahngesetz sehr die die Realisierung eines einspurigen Tun- behandelt. Als Vorsteher des Departements Bau wohl einen Handlungsspielraum. Es besteht nels fordert. «Der Fokus liegt auf einem ein- und Volkswirtschaft trat er diesbezüglich aber in ein öffentliches Interesse an einer alternati- spurigen Tunnel. Für einen doppelspurigen den Ausstand. ven Linienführung. Die Gemeinde muss in wäre noch vieles zu prüfen und die Kosten TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
RUBRIK 12 Gemeinde Mittelland? Der Ausserrhoder Regierungsrat hat Ende August eine kleine Bombe platzen lassen. Als Gegenvorschlag zur Volksin- itiative «Starke Ausserrhoder Gemein- den» hat er drei Vorschläge bzw. Vari- anten in die Vernehmlassung geschickt. Dabei favorisiert die Exekutive selbst die radikalste: Die Reduktion von 20 auf vier Gemeinden. Was würde das für Teufen bedeuten? Der Gemeindepräsi- dent antwortet. Herr Altherr, hat Sie der Vorschlag der Regie- rung überrascht? Dass die Exekutive einen Gegenvorschlag macht, nicht, den hatte der Kantonsrat ja ver- langt. Aber der Inhalt der Vernehmlassung war dann doch etwas unerwartet. Insbeson- dere die Tatsache, dass die Regierung die Ist Teufen vielleicht irgendwann Teil der Gemeinde «Mittelland»? Foto: Louis Stalder; LSD Fotodesign radikalste Variante mit vier Gemeinden klar favorisiert. Ich vermute, als Präsident der «reichsten» Ge- Bühler und Trogen unterstützen. Aber das ist meinde haben Sie in dieser Diskussion in der nichts Neues. Die gleiche Aufgabe erfüllt heu- Der Regierungsrat hat drei Varianten in die Konferenz eine herausfordernde Rolle. te bereits der Finanzausgleich. Und dieser Vernehmlassung geschickt. Welche favorisie- Natürlich sind die finanziellen Faktoren wird ja sowieso angepasst. ren Sie? wichtig. Aber bei der Frage nach einer Fusion Entscheidend ist für mich die Umsetzbar- geht es auch um andere Fragen. Aber auch wenn aus 20 wirklich 4 Gemeinden keit in vernünftigem Zeitraum. Dazu muss würden: Auf den Finanzausgleich können wir der Nutzen allfälliger Fusionen von breiten Strukturelle? wohl trotzdem nicht verzichten. Das Ungleich- Bevölkerungskreisen getragen werden. Dies Ganz klar, ja. Aber ich denke insbesonde- gewicht zwischen der Gemeinde «Mittelland» meine persönliche Meinung. Die Gemeinde- re an personelle Situationen. Wenn eine Ge- und «Hinterland» wäre viel zu gross. präsidienkonferenz wie auch der Gemeinde- meinde nicht mehr genug Leute für ihre Ver- Mit Blick auf die heutige Situation kann rat Teufen wird sich mit den Fragen intensiv waltung oder politischen Ämter findet, wird ich mir das auch nicht vorstellen. Ich vermu- befassen und Stellung nehmen. Dieser Mei- es schwierig. Und das ist insbesondere bei te, ein ausgleichendes Instrument müsste es nungsbildung möchte ich nicht vorgreifen. kleinen Gemeinden immer häufiger der Fall. auch in Zukunft geben. Mit diesem Gegenvorschlag vollzieht der Re- Woran liegt das? Als Teufner Gemeindepräsident würde man es gierungsrat einen Paradigmenwechsel. Bisher Einerseits schlicht an der Grösse der Ge- Ihnen nicht übelnehmen, wenn Sie von solchen hiess es immer, Fusionen müssten von der Ba- meinde. Aber der Hauptgrund sind wohl die Fusions-Gedanken nichts wissen wollten. So sis, also von den betroffenen Gemeinden aus veränderten Aufgaben. Nehmen wir den Ge- klingt es aber nicht. kommen. meindeschreiber als Beispiel. Je kleiner die Es liegt auf der Hand, dass in den nächsten Das sehe ich auch so. Aber es ist natürlich Gemeinde, desto mehr ist er «Generalist». Sol- Jahren Veränderungen wahrscheinlich sind. das gute Recht einer Exekutive, so einen Vor- che Generalisten sind sowieso immer schwie- Wir müssen unsere kantonalen Strukturen schlag zu machen. Insbesondere als Reaktion riger zu finden. Und zudem wird von einem grundlegend überdenken. Solchen Diskussio- auf eine Volksinitiative. Gemeindeschreiber heute viel mehr Experti- nen dürfen wir uns nicht verschliessen, auch se gefordert als früher. In allen Bereichen. Da wenn aus Sicht der Gemeinde Teufen aktu- Sie fühlen sich als Gemeindepräsident also haben es grössere Gemeinden einfacher, hier ell kein Handlungsbedarf besteht. Teufen nicht bevormundet? sind die Aufgaben bereits wieder aufgeteilt. ist hervorragend positioniert – im aktuellen Überhaupt nicht (lacht). Das ist zwar ein Weltwocheranking 2019 werden wir als at- sehr konkreter Vorschlag, der theoretisch Das klingt einleuchtend. Trotzdem: Die finanzi- traktivste Gemeinde der Ostschweiz geführt mittelfristig vor das Volk kommen könnte. elle Komponente bleibt ein entscheidender Fak- – und wir wollen attraktiv bleiben. Teufen Aber die Diskussion ist jetzt erst lanciert. tor. In einer Gemeinde «Mittelland» wäre klar, ist finanziell die stärkste Gemeinde im Kan- Sowohl die Gemeindepräsidentenkonferenz, wer am meisten Kapital in die Ehe mitbringt … ton und darf nicht geschwächt werden. Eine der Kantonsrat, die einzelnen Gemeinderä- In einer solchen, hypothetischen Gemein- Schwächung von Teufen schadet dem ganzen te als auch das Volk werden sich noch dazu de würden Teufen, Speicher und Gais die Kanton. Entsprechend bringen wir uns in die äussern. finanziell etwas schwächeren Gemeinden Diskussion ein. tiz TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
AKTUELL 13 Nichts für Feiglinge Einen Einblick von der Front gewin- nen. Das war das Ziel von Hanspeter Michel. Der Geschäftsführer der Drogerie Michel ist seit etwas mehr als einem Jahr Vorstandsmitglied der Spitex Rotbachtal. Im August begleitete er Pfle- gefachmann Oliver Marmilich auf einer Tour – und erlebte den Spitex-Alltag hautnah. Der Tag beginnt für Oliver Marmilich im Büro. Um 7 Uhr startet er mit den Vorbereitungsar- beiten seiner Route. «Das ist eine essenzielle Aufgabe. Da ich nicht jeden Tag die gleichen Kunden habe, muss ich wissen, was beim letzten Besuch gemacht worden ist bzw. was heute zu tun ist.» Dabei hilft dem Spitex-Team ein vernetztes, digitales Planungstool. Ver- lässt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter einen Kunden, erfasst er oder sie sofort die er- brachten Leistungen und alle nötigen Bemer- kungen. Zehn Minuten später ist der Eintrag Besucher und Vorstandsmitglied Hanspeter Michel (links) mit Pflegefachmann Oliver Marmilich. Foto: tiz für das ganze Team sichtbar. «Das hat mich schon beeindruckt. Man ist perfekt vernetzt aber auch keine langweilige: «Ich bin seit Der Vormittag mit der Spitex hat Hanspeter – und alles ohne Papierkrieg», sagt Hanspeter zehn Jahren bei der Spitex Rotbachtal und Michel Stoff zum Nachdenken hinterlassen. Michel. Er begleitet Oliver Marmilich an die- ich mache meinen Job nach wie vor mit Be- «Bei diesen Besuchen tritt eine Gesellschafts- sem Montagmorgen. Die Idee dafür stammt geisterung. Er ist abwechslungsreich und schicht in den Vordergrund, die man sonst vom Vorstandsmitglied selbst. «Im Vorstand spannend. Und gut organisiert», sagt Oliver sehr selten sieht. Und es zeigt, dass Alter und besprechen wir hauptsächlich strategische Marmilich. Denn anders als im Spital kann Gebrechen nach wie vor ein Tabuthema sind.» Themen und Zahlen. Ich wollte aber auch ein sich ein Mitarbeiter der Spitex zwischen den Ein Fehler, findet Michel. Denn unsere Bevöl- Gespür für die Front-Arbeit bekommen.» Kundinnen und Kunden eine kurze Auszeit kerung wird immer älter. Wir leben länger gönnen. «Im Auto fahre ich nach den Besu- und sind auch länger alt. «Wir sollten besser Eine Gratwanderung chen jeweils runter und bereite mich auf den hinschauen und die Arbeit der Spitex mehr Zwischen 8 und 12 Uhr besuchen die beiden nächsten Termin vor. So kann ich eins nach wertschätzen. Denn ohne sie wären viele die- an diesem Morgen 9 Kundinnen und Kunden. dem anderen erledigen.» ser Menschen allein.» tiz Die meisten erbrachten Leistungen gehören in die Kategorie der Behandlungspflege. Der Unsichtbare Alte Fachmann erklärt: «Das sind beispielsweise Die Diskussion um die Attraktivität des Spitex und Corona Blutdruck-Messungen, eine Blutentnahme Pflegeberufs, die in den vergangenen Co- Die Corona-Pandemie hat auch die Spitex vor oder eine Wundbehandlung.» Diese Termine rona-Monaten an Fahrt aufgenommen hat, Herausforderungen gestellt – und tut das nach wie dauern üblicherweise etwas weniger lange ging auch an ihm nicht spurlos vorbei. «Ich vor. «Wir haben uns natürlich von Anfang an strikte als eine Ganzkörperpflege oder ein Pallia- bin der Meinung, dass die Entlöhnung im an die BAG-Vorschriften gehalten», sagt Geschäfts- tiv-Einsatz. «Liegt ein Kunde im Sterben, ist Zusammenhang mit der allgemeinen Zu- führer Roman John. Dazu gehören die Abstands- unsere Aufgabe natürlich viel komplexer. friedenheit nicht überbewertet werden darf. Regeln, aber auch eine Maskenpflicht für die Oft kommt dann auch die Beratung der An- Bei Pflegenden in einer Notfall- oder Inten- Mitarbeitenden während eines Kunden-Besuchs. gehörigen dazu.» Anders gesagt: Viereinhalb sivstation, die unter Dauerbelastung stehen «Und fühlt sich ein Kunde krank, muss er auch eine Stunden, neun Kunden, neun Schicksale, und ständig schwierige Entscheidungen fäl- Maske tragen.» Zwar ist die erste Welle mittler- neun Aufgaben, neun Menschen. Hanspe- len müssen, sind Lohndiskussionen jedoch weile überstanden und bei der Spitex Rotbachtal ter Michel ist von der Vielfältigkeit und der nachvollziehbar.» Einen Wunsch hat er aber gab es bisher keinen Corona-Fall – trotzdem werden herausfordernden Mischung beeindruckt: trotzdem: Die gesellschaftliche Wahrneh- die Massnahmen weiter konsequent verfolgt. «Das «Für diesen Job braucht man nicht nur sehr mung des Berufs müsse sich ändern. Und ist für mein Team nicht einfach. Die Arbeit mit der viel Empathie und Sozialkompetenz. Man das tue sie auch: «Ich glaube, die Gesell- Maske ist deutlich strenger. Aber wir wissen um muss auch sehr professionell sein und sich schaft ist sich mittlerweile bewusst, dass der unsere Verantwortung und halten uns entsprechend in Minuten auf eine komplett neue Situation Pflegeberuf an Attraktivität gewonnen hat daran.» einstellen können.» Keine einfache Aufgabe, und eine sichere Berufswahl ist.» TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
AKTUELL 14 Berufswahl in Corona-Zeiten Alexandra Grüter-Axthammer In vielen Betrieben herrscht auf- grund der Corona-Krise Ausnahme- zustand. Auch der Bewerbungsprozess hat sich verändert und ganz generell werden Lehrverträge immer früher abgeschlossen. Für viele Heranwach- sende vielleicht zu früh, denn der Berufswahlprozess und die Entwick- lung der Persönlichkeit brauchen Zeit. Gibt es weiterhin genügend Lehrstellen und worauf müssen sich Schulabgänger und Eltern gefasst machen? Sekundar- schulleiter Urs Schöni gibt Antwort. Herr Schöni, die Berufswahl oder der Ent- scheid für eine weiterführende Schule ist fester Urs Schöni, Schulleiter der Sekundarschule Teufen, gibt Auskunft. Foto: Archiv Bestandteil des Unterrichts. Wie sah der zeitli- che Ablauf bisher etwa aus? spielt auch die Persönlichkeitsentwicklung Was passiert mit den Jugendlichen, die auch Bisher lag der Schwerpunkt des Berufs- eine grosse Rolle. Wir sehen auch, dass es am Ende der dritten Sek noch keine geeignete wahlprozesses in der zweiten Sek. Jeweils Jugendliche gibt, die in der zweiten Sek noch Lehrstelle gefunden haben? im März während der Kantiprüfungen und gar nicht wissen, in welche Richtung es gehen Die wichtigste Institution ist das Brücken- im Mai war eine Woche für Schnupperleh- soll. Der Druck steigt, für Eltern und Jugend- angebot in Herisau, in welchem die Jugendli- ren eingeplant. Im letzten Schuljahr konnten liche, wenn die Berufswahl bei einigen so chen zwei Tage die Schule besuchen und drei diese Schnupperwochen wegen der CO- früh stattfindet. Ausserdem kommt es immer Tage in einem Betrieb ein Praktikum absol- VID-19-Krise nicht durchgeführt werden. So häufiger zu Lehrabbrüchen. Das kann auch vieren. Auch sind Sprachaufenthalte möglich. organisierten die Jugendlichen individuelle mit der frühen Entscheidung zu tun haben. Das sind alles sehr gute Anschlusslösungen Termine. Mehr individuelle Schnuppertage Das ist aber meine persönliche Einschätzung. und geben den Jugendlichen, die noch etwas und Wochen werden wohl auch künftig für Die Jugendlichen sind häufig noch nicht be- mehr Zeit benötigen, die Gelegenheit, noch- die Berufswahl nötig sein. reit für diese Entscheidung. Die Realität zeigt mals in den Prozess der Berufswahl und der aber, dass die Lehrbetriebe die Verträge zu- Persönlichkeitsentwicklung einzutauchen. Es gab früher eine Empfehlung für die Lehrbe- nehmend früher abschliessen, da müssen wir triebe, Lehrverträge jeweils nicht vor dem 1. No- uns auch anpassen. Gab es diesen Sommer mehr Jugendliche als vember abzuschliessen. Ist das noch aktuell? sonst, die gerne eine Berufslehre gestartet hät- Was bedeutet das konkret? ten, das aber nicht konnten? Auch wir müssen den Jugendlichen zum Nein, bei den meisten Schulabgängern war Beispiel schon früher die Möglichkeit geben, bereits alles aufgegleist und es gab keinen «Lehrverträge werden bereits Schnuppertage absolvieren zu können. merklichen Unterschied. Die Lehrstellensi- im Sommer abgeschlossen.» tuation in Appenzell Ausserhoden ist zudem Was beinhaltet der Berufswahlprozess? sehr gut und im Moment kommen die «klei- In der ersten Sekundarklasse liegt das nen Jahrgänge», also weniger Schüler, aus der Das ist schon lange nicht mehr so. Lehr- Augenmerk auf der Persönlichkeitsbildung. Schule. verträge werden bereits in den Sommerferien Zudem bieten wir in Zusammenarbeit mit abgeschlossen. Aktuell kann ich sagen, dass dem Gewerbeverein einen Gewerbepar- Welches sind im Moment eigentlich die «Traum- bereits einige Schüler, die jetzt mit der dritten cours an. Da lernen die Jugendlichen das berufe» der Jugendlichen? Sek gestartet haben, den Lehrvertrag in den lokale Gewerbe kennen. In der zweiten Kaufmännische Berufe sind sicher sehr Sommerferien unterzeichnet haben. Sekundarklasse starten wir mit einer Be- beliebt, auch Konstrukteur und Informa- rufswahlwoche. Es findet ausserdem in Zu- tik sind gefragt bei den Jugendlichen. Dann Es klingt, als sähen Sie nicht nur Vorteile darin, sammenarbeit mit der kantonalen Berufsbe- kommt es aber je nach Jahrgang und Her- wenn die Jugendlichen frühzeitig eine Lehrstel- ratung ein Elternabend statt. In dieser Zeit kunft der Jugendlichen zu Verschiebungen. le haben. werden die weiteren Schritte vorbereitet, Auch schon hatten wir in einem Jahrgang Wir sind mit dieser Entwicklung nicht sehr die dann im Verlaufe des Jahres stattfinden. mehrere Jugendliche, die Landschaftsgärt- glücklich. Schüler können den Berufswahl- Wenn dann die Schnuppertage starten, wer- ner lernten. So generell kann diese Frage prozess nicht vollständig durchlaufen, dabei den die Wege individueller. nicht beantwortet werden. TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
AKTUELL 15 Der Weg nach Shanghai führt über Lausanne Alexandra Grüter-Axthammer Junge Berufsleute aus 60 verschiedenen Berufen messen sich im Herbst 2020 an den SwissSkills Championships. Die Bestplatzierten qualifizieren sich für die WorldSkills 2021 in Shanghai in China. Der angehende Konstrukteur Andrin Sutter aus Teufen ist einer der Teilnehmer. Er ist im vierten Lehrjahr bei Bühler in Uzwil. Sich mit Berufs- leuten zu vergleichen und zu messen, reizt ihn. Die SwissSkills sind Berufsmeisterschaften für nicht akademische Berufe aus den Bran- chen Handwerk, Industrie und Dienstleis- tung. Sie finden dieses Jahr aufgrund der Co- rona-Pandemie nicht wie geplant zentral in Bern, sondern dezentral statt. Die Konstruk- teure, welche dem Verband Swissmem (Ver- band der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Der 19-jährige Andrin Sutter hat sich für die SwissSkills qualifiziert. Foto: Alexandra Grüter-Axthammer Metallindustrie sowie verwandter techno- logieorientierter Branchen) angeschlossen er auch für die SwissSkills. Mit Begeisterung Technik aussteigt.» Das könne immer mal sind, treffen sich für die SwissSkills vom 9. zeigt er, wie ein Maschinenteil konstruiert passieren. Die Dinge, die eben nicht passie- bis 11. September in Lausanne. Der 19-jähri- wird und wie eine Aufgabe möglicherweise ren sollten. ge Andrin Sutter hat die Vorselektion bestan- aussehen könnte. Er dreht das bereits fertig Die Besten ihres Berufes qualifizieren sich den, in seinem Beruf gab es 49 Teilnehmen- konstruierte Teil auf dem Bildschirm in alle für die WorldSkills 2021 in Shanghai. «Sich de, drei davon waren Frauen. Qualifiziert für Richtungen, schneidet es virtuell auseinan- mit Konstrukteuren aus der ganzen Welt die SwissSkills haben sich eine Frau und elf der und fügt es wieder zusammen. Die erstell- vergleichen und sehen, wie sie arbeiten, das Männer. Vier von ihnen sind Lernende bei te Animation zeigt das Maschinenteil bei der wäre schon cool», sagt Andrin Sutter. Doch Bühler Uzwil. Arbeit. Genau wisse man natürlich nicht, was er macht sich keine Illusion, denn bei den kommen werde. Jedoch gebe es eine Auswahl Konstrukteuren hätten Berufskollegen aus Es sei die spezielle Atmosphäre gewesen, an Aufgabentypen, die jeweils gestellt wer- Asien, insbesondere aus China, die Nase ganz die er selbst als Zuschauer bei einem frühe- den. So gut es geht, trainiert Andrin Sutter vorne. «In Asien wird richtig intensiv für den diese Konstruktionen und Modelle. Je mehr Wettkampf trainiert. Man sagte uns, die jun- Erfahrung er sich aneignet, umso grösser gen Leute würden dort für die WorldSkills sind seine Chancen im Wettkampf. getrimmt. Es ist eine andere Art zu arbeiten. «Wir sind eher praktisch orien- Wir lernen mehr über die praktische Erfah- tiert. In China wird auswendig Kein Sieg in Shanghai für die Schweiz rung. In China wird auswendig gelernt.» Aber gelernt.» Die vier Tage in Lausanne seien gemäss dem das sei ja auch spannend, zu sehen, wie in erhaltenen Programm straff durchorgani- anderen Ländern gearbeitet werde und wie siert. Auch die Zeit für die gestellten Aufga- die Menschen sind. Für die Schweizer liege ren Wettbewerb erlebte. Dies habe ihn dazu ben werde knapp sein, weiss Andrin Sutter bestenfalls ein Platz auf dem Podest drin – der bewogen, dieses Jahr teilzunehmen. Er ist von seinem Ausbildner. So knapp, dass die Sieg bleibe wohl weiterhin bei den Asiaten. bereits im letzten Ausbildungsjahr und be- Aufgaben nicht fertiggestellt werden kön- geistert von der Arbeit mit dem CAD und nen. «Das Modell muss nicht perfekt sein.» Der Einblick in die Arbeitswelt in einem frem- dem Konstruieren. In den ersten beiden Auch werde der Weg zum Resultat nicht be- den Land reizt Andrin Sutter. Eigentlich woll- Ausbildungsjahren lernten die Berufsleute wertet, da die Berufsleute mit unterschiedli- te er für seinen Lehrbetrieb einige Monate die Grundlagen des Zeichnens. «Mit Bleistift chen CADs arbeiten. Es dürfe weder geredet nach China reisen. Alle Formalitäten waren und auf Papier zeichneten wir die Teile und werden während der Arbeit, noch dürfe man erledigt und Ende September wäre er abgeflo- Konstruktionen von Grund auf.» Mittlerweile das Internet benutzen. Er wirkt gelassen und gen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde zeichnet er alles mittels CAD auf dem Compu- nimmt es sportlich. Was ihn aus der Ruhe der Auslandeinsatz nun aber abgesagt. So ter. Für die Schule und zu Hause hat er einen bringen könnte? «Wenn das CAD abstürzt konzentriert er sich ganz auf die bevorstehen- Laptop erhalten vom Betrieb. Darauf trainiert oder ein Befehl nicht funktioniert, wenn die den SwissSkills in Lausanne. TÜÜFNER POSCHT 7 | 2020
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