Bambergs größtes unbekanntes Theater - Theater des Staunens - Die Lektüre für Bamberg
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August und September 2021 Die Lektüre für Bamberg Aktuell 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland Kulturell Newcomer Yıldız und Franz Regional Förderkreis goolkids Inklusiver Lauftreff Theater des Staunens Bambergs größtes unbekanntes Theater
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Frank
Bittel
Beruflicher Stillstand nein danke?
Qualifizierungsprofis bringen Beschäftigte
und Arbeitgeber weiter
Die Corona Krise ist keine übliche temporä- ab sofort ein exklusives Dienstleistungs- und
re Krise, bei der die Konjunktur eine Zeit lang Beratungsangebot. Wir haben speziell für die
strauchelt und es dann wieder zusehends beruflichen Herausforderungen von Erwach-
aufwärts geht. Die Pandemie ist vielmehr ein senen ein Team aus unseren besonders erfah-
Markus Katalysator, der den bereits vorher begonne- renen Beratungs- und Qualifizierungsprofis
Götz nen Transformationsprozess beschleunigt. Mit zusammengestellt. Unser neues Beratungsan-
dem technologischen Umbruch bieten sich gebot richtet sich gezielt an Beschäftigte oder
am Arbeitsmarkt zwar vielfach neue Chancen, an Menschen, die den Wiedereinstieg ins Be-
jedoch nimmt der Bedarf an Helfertätigkeiten, rufsleben anstreben. Wichtig dabei ist, es geht
besonders in der Produktion ab. In den Jahren nicht um den Wechsel des Arbeitsplatzes oder
vor der Krise gab es einen regelrechten Boom Arbeitgebers, sondern vielmehr darum, die Fä-
für An- und Ungelernte, der zum Beispiel auch higkeiten und Kompetenzen der einzelnen Per-
Geflüchteten den beruflichen Einstieg erleich- sonen auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes
terte. Diese günstigen Bedingungen ändern auszurichten. Qualifizierungen während des
Ramona
sich gerade rasant. Über die Hälfte aller in der Beschäftigungsverhältnisses werden in Ab-
Heckmann Corona Krise Entlassenen haben keinen Be- sprache mit dem Arbeitgeber durchgeführt.“
rufsabschluss. Betriebe wie Beschäftigte sind
gefordert, wenn sie auch in Zukunft erfolgreich Finanziell können Bildungsmaßnahmen über
wettbewerbsfähig bleiben wollen. Berufliche das Förderprogramm „WEITER.BILDUNG!
Weiterqualifizierungen werden für beide Sei- #Qualifizierungsoffensive“ durch die Ar-
ten oftmals schnell zur Notwendigkeit. beitsagentur gefördert werden.
Viele Menschen starten nach der Schule mit Interessierte Arbeitnehmer und Arbeitgeber
beruflichen Träumen und Perspektiven ins Ar- können sich direkt an die Qualifizierungsprofis
beitsleben und kommen nach Jahren zwangs- Ute Schülein, Markus Götz, Ramona Heckmann
Elmar
Liebner läufig an den Punkt, an dem es nicht mehr und Elmar Liebner für eine Beratung wenden.
weitergeht. Man steht an einem Scheideweg Auch Beratungstermine direkt vor Ort im Be-
und fragt sich, welche Richtung man einschla- trieb sind möglich.
gen soll. Bleibt man in seinem Beruf und kor-
rigiert nur ein wenig den Kurs, z.B. mit einer
Weiterqualifizierung? Oder sattelt man lieber
komplett um und startet eine Ausbildung? Das
Alter spielt dabei mittlerweile kaum eine Rolle. Agentur für Arbeit
Jüngere wie Lebenserfahrene kommen an den
Punkt, darüber nachzudenken, ob sich beruf-
Bamberg – Coburg
Ute lich etwas ändern soll.
Schülein
NEU: Berufsberatung für Erwachsene Telefon: 0951 / 9128 300
Frank Bittel, Leiter der Agenturen für Arbeit (Do. 16 Uhr – 18 Uhr u. n. Vereinbarung)
in Bamberg und Forchheim: „Die Agentur für Email: Bamberg.Beratung@arbeitsagentur.de
Arbeit Bamberg-Coburg bietet in Zusammen- Weitere Infos:
arbeit mit der Agentur für Arbeit Bayreuth- www.arbeitsagentur.de/vor-ort/bamberg-
Hof mit der Berufsberatung im Erwerbsleben coburg/berufsberatung-im-erwerbsleben
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Stadtecho Bamberg
Editorial
06.08.21 – 12.09.21
Liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Ausgabe stellen wir Ihnen Yıldız te und Gegenwart statt. Die VHS-Bamberg
und Franz vor, die seit einem Jahr gemein- Land trägt ihren Teil mit der Veranstaltungs-
sam musizieren. Die beiden lernten sich reihe „Jüdisch sein – gestern und heute“ bei.
unmittelbar vor dem ersten Lockdown bei Wir haben uns mit den Veranstaltern unter-
einer Jamsession kennen. Bedingt durch halten. VERNISSAGE 06.08., 18 UHR
die Corona-Pandemie waren Proben ge-
meinsam nicht möglich, woraufhin sich die Außerdem haben wir die Verantwortlichen GABRIEL VON BETHLEN
beiden kreativ zeigten und zunächst online der Museen am Bamberger Domberg inter-
FEDERICO BRAUNSCHWEIG
miteinander Musik machten. viewt, deren Häuser lange corona-bedingt
auf Besucher verzichten mussten. Schritt für EVA-MARIA NEUBAUER
Im September feiert „Neruda – Marionetten. Schritt öffnen sich nun wieder die musealen EVA NÜßLEIN
Poesie. Musik“ Premiere in der KUFA. Die Pforten und wir können Ihnen einen Über- ANNA STEWARD
Schauspielerinnen und Schauspieler des Fi- blick über die laufenden Ausstellungen in
gurentheaters Theater des Staunens wech- Neuer Residenz, Historischem Museum und
seln in den Stücken zwischen ihren Puppen- Diözesanmuseum geben.
und ihren Menschenrollen hin und her. Das
Theater, das bisher ausschließlich Kinder- David Saam ist bekannt als Radiomoderator
stücke inszenierte, bringt nun erstmals ein und Akkordeonist bei unter anderem Keller-
Erwachsenenstück auf die Bühne. kommando und Boxgalopp. Nun hat er mit Kunstraum Kesselhaus Bamberg
Untere Sandstraße 42
„Samsdooch Alladooch“ sein erstes Hörbuch (Eingang am Leinritt)
Im 1700. Jahr jüdischen Lebens in Deutsch- veröffentlicht. Auf Fränkisch hat er „Eine Wo- 96047 Bamberg
land finden bundesweit unterschiedlichste che voller Samstage“, den Kinderbuchklassi-
Veranstaltungen zum Judentum in Geschich- ker von Paul Maar, eingesprochen. Öffnungszeiten
Freitag 15 – 18 Uhr
Samstag u. Sonntag 11 – 18 Uhr
Viel Spaß beim Lesen und einen schönen Sommer wünscht Ihnen und nach Vereinbarung
die Stadtecho-Redaktion
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Stadtecho Bamberg
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Kapuziner Alkoholfrei Fußball-Initiative
Am Ball bleiben ist alles!
Es war eine turbulente Spiel-Saison: Ein der Marke adidas ausgestattet. „Wir freuen Alle Siegesmannschaften der Kapuziner
anständiges Training war kaum möglich, uns schon sehr die Trikots persönlich an die Alkoholfrei Fußball-Initiative findet ihr unter:
Spiele wurden verschoben oder abgesagt. Teams auszuhändigen“, sagt Metzner. „Zum www.kapuziner-weissbier.de/
Doch allen Hindernissen zum Trotz ist Schluss kann ich noch eine gute Nachricht fussball-initiative-home/sieger-20192021
Kapuziner Weißbier mit der Fußball Initia- verraten: Wir haben so viel positiven Zu-
tive – genauso wie die Fußballmannschaf- spruch für unsere Kapuziner Initiative be- Weitere Infos findet unter
ten – am Ball geblieben. Das Einzige, das kommen, dass wir sie in der nächsten Saison, www.kapuziner-weissbier.de
zum ordentlichen Saisonabschluss noch die bald losgeht fortführen werden!“
fehlt, ist die Prämierung der torstärksten
Mannschaften.
„Die Fußball-Saison 2019/2021 zählt wohl
zu den ungewöhnlichsten. Es war die erste
Runde der Fußball-Initiative und damit eine
sehr aufregende Zeit“, sagt Doreen Metz-
ner, Produktmanagerin von Kapuziner. Stolz
fügt sie hinzu: „Wir haben uns sehr darüber
gefreut, dass sich so viele Mannschaften für
die Teilnahme an unserer Kapuziner Fußball-
Initiative angemeldet und bis zum Schluss
mit viel Herzblut um Tore gekämpft haben.
Insgesamt 700 Mannschaften spielten in der
vergangenen Saison um Freibier und den
Hauptsieg, einen Trikot-Satz von adidas.“
Zur Erinnerung: Seit Beginn der letzten Sai-
son sammelten die Mannschaften mit den
meisten Toren in ihrem Spielkreis und ihrer
Spielklasse wöchentlich jeweils 10 Liter Ka-
puziner Freibier auf ihren Team-Konton. „In
Summe sind knapp 17.000 Liter Kapuziner
Weißbier zusammengekommen“, erklärt
Metzner.
Neben dem Freibier hatten die teilnehmen-
den Teams eine weitere Gewinnchance: Die
Mannschaften mit dem besten Torschnitt
im jeweiligen Spielkreis und Spielklasse
werden nun mit hochwertigen Trikotsätzen
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Stadtecho Bamberg
Inhalt
AKTUELL
Veranstaltungsreihe VHS Bamberg Land:
1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland 6
Förderkreis goolkids: Inklusiver Lauftreff startet wieder 12
Sempft däzu! Florian Herrnleben über FREIEN EINTRITT!!1!1!!! 15
GeBAbbl: Kurzmeldungen aus Bamberg und dem Umland 16
KULTURELL
Musikalische Newcomer: Yıldız und Franz 18
Theater des Staunens: Bambergs größtes unbekanntes Theater 22
Dombergmuseen wieder offen:
Rosen, Scherben und Gewänder im Zeichen der Kunst 26
KULINARISCH
Was hilft gegen Arthrose? Beweglich bis ins hohe Alter 30
PERSÖNLICH
Konstantin Wecker: Reise nach Utopia 32
Das Stadtecho fragt: Victoria Weich antwortet 34
Hörbuch „Samsdooch Alladooch“: Das Sams auf Fränkisch 38
REGIONAL
14. Blues & Jazz Festival:
„Sicherheit und Gesundheit hat oberste Priorität“ 42
BKDR: Kulturverband versus Corona: Stärkung der Kultur 45
BG Litzendorf: „Auf so eine Pandemie war niemand vorbereitet“ 48
SERVICE
Lesen 52
Hören 54
Sehen 56
Lösen 58
Was BAssiert 60
werk EXKLUSIVE
MÖBEL UND
EDITORIAL
IMPRESSUM
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halle EINRICHTUNGEN
AUS EDLEN
HÖLZERN IM
16 WERKSVERKAUF
DER MANUFAKTUR
Abbildung Titelseite:
Patrik Lumma und Therese Frosch vom Theater des Staunens,
Foto: Denis Meyer
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Stadtecho Bamberg
Aktuell
Veranstaltungsreihe VHS Bamberg Land
1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland
2021 ist das 1700. Jahr jüdischen Lebens Frau Becker, Herr Schön, welche Aufga- ist der Textteil in der Wort und Klang-Reihe
in Deutschland. Bundesweit finden un- ben fielen Ihnen bei der Organisation immer wieder anders, nur der musikalische
terschiedlichste Veranstaltungen zum der Veransaltungsreihe „1700 Jahre Jü- Teil bleibt gleich. Fragen sind willkommen,
Judentum in Geschichte und Gegenwart disches Leben in Deutschland“ zu? Austausch gewünscht. Manchmal gibt es
statt. Die VHS-Bamberg Land trägt ihren diesen direkt zwischen den Musikblöcken
Teil mit der Veranstaltungsreihe „Jüdisch Joachim Schön: Ich verstehe meine Ar- und manchmal im Anschluss an den Musik-
sein – gestern und heute“ bei. Mit Vor- beit als Bereitstellung einer Plattform, die Textteil, das handhaben wir den Möglich-
trägen, Führungen und Konzerten sollen es ermöglicht, dass viele Stimmen gehört keiten und Bedürfnissen entsprechend.
jüdische und nichtjüdische Menschen und Räume für menschliche Begegnungen Das Publikum durch das Ansprechen zum
auf Augenhöhe zusammenkommen. Ein geschaffen werden. Ich habe mich mit dem Denken über Formen der Diskriminierung
Unterfangen, das im Sinne des von Autor Thema des jüdischen Lebens in Deutsch- von Minderheiten anzuregen, ist dabei ein
Max Czollek bekannt gemachten, zwi- land zwar sehr beschäftigt - als Mitglied Ziel.
schen den beiden Seiten bestehenden und Teil der christlichen Mehrheitsge-
„Gedächtnistheaters“ aber nicht immer sellschaft habe ich aber nur einen einge- Für die „Begegnungen in Wort und
einfach ist. schränkten Blickwinkel und keine authen- Klang“ haben Sie mit Ihrem Ensemble
tische Sprecherposition dabei. Ich möchte Stücke des Komponisten Salomone Ros-
Joachim Schön, Leiter der VHS-Bamberg daher vor allem Mitgliedern der jüdischen si gewählt. Warum die musikalische Ein-
Land, Rebekka Denz von der Professur Community die Möglichkeit geben, ihre bettung, warum haben Sie dafür diesen
für Judaistik der Universität Bamberg und Stimme einzubringen – auch um einen Dia- Komponisten gewählt?
Maria Becker, Blockflötistin und Absolven- log zwischen jüdischer und nichtjüdischer
tin des Masterstudiengangs „Interreligiöse Seite in Gang zu bringen. Maria Becker: Das liegt erst einmal daran,
Studien“, haben das Jahresprogramm or- dass mein Medium, mich nach außen zu
ganisiert. Die „Begegnungen in Wort und Maria Becker: Mein Augenmerk richtet sich begeben, nicht Worte, sondern die Musik
Klang“ mit Canzonetta Daletta, dem En- mehr auf die Inhalte der Veranstaltungen, ist. Mein Spezialgebiet ist die Musik des
semble von Maria Becker, machen einen an Organisatorischem kommt man dabei frühen 17. Jahrhunderts, deren Vertreter
großen Teil des Programms aus. Im Zent- natürlich nicht vorbei. In erster Linie aber Rossi ist. Sein Gesamtwerk liegt übrigens in
rum dieser Reihe stehen Werke des jüdi- schaue ich als Musikerin und Jüdin auf das der Bamberger Staatsbibliothek.
schen Komponisten Salomone Rossi, sein Programm. Mit der Reihe „Begegnungen
Leben, dazu unterschiedlichste Wortbei- in Wort und Klang“ möchten wir in einer Hat Rossi etwas Sinnbildliches für die
träge zum Thema „Identität“ sowie Dialoge Form nach außen treten, die individuell Veranstaltungsreihe „1700 Jahre Jüdi-
mit dem Publikum. gehalten ist und auf reale Einzel-Begeg- sches Leben in Deutschland“?
nungen von Mensch zu Mensch abzielt.
Wir haben Maria Becker und Joachim Themen, die Juden und Jüdinnen heute Maria Becker: Aus musikwissenschaftli-
Schön zum Gespräch getroffen. beschäftigen, stehen im Vordergrund. So cher Sicht besitzt Rossi ein Alleinstellungs-
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Stadtecho Bamberg
Maria Becker und Joachim Schön, Foto: Sebastian Quenzer merkmal. Er hat es gewagt, mehrstimmige Chormusik für die Synagoge zu schreiben. Das klingt für heutige Ohren nicht aufregend, für die damalige Zeit aber war es ein Novum, es brauchte dazu sogar eine rabbinische Extra-Erlaubnis. Dar- über hinaus dauerte es Jahrhunderte, bis es wieder Kompo- nisten gab, die Synagogalmusik komponierten. Das war aber nicht der Hauptgrund für unsere Entscheidung, ihn in das Pro- gramm aufzunehmen. Für mich ist Rossi ein Grenzgänger zwi- schen den Welten, ein Grenzgänger zwischen dem jüdischen Getto und der christlichen Mehrheitsgesellschaft. Das war es, was ihn für unser Programm interessant gemacht hat. Er leb- te Anfang des 17. Jahrhunderts in Mantua, nahe Mailand. Die Stadt hatte einen Fürstenhof und ein jüdisches Getto. Am Hof arbeitete Rossi als Unterhaltungsmusiker und, davon geht man aus, wohnte im Getto. Täglich wechselte er also täglich zwischen einer jüdischen und einer christlichen Welt. Nach 15-jähriger Tätigkeit am Hofe durfte er das orangene Erken- nungszeichen, das die Juden der Stadt Mantua tragen mussten, ablegen. Die christliche Gesellschaft sagte damit indirekt: „Dich finden wir gut, du gehörst zu uns.“ Was aber mag es bei Rossi ausgelöst haben? Auch wenn es darüber keine Belege gibt: Die- ses Leben muss Auswirkungen auf seine Identität gehabt ha- ben – auf seine Musik auf jeden Fall. Dafür spricht seine Samm-
Diskussion von jüdischen und
christlichen Jugendlichen bei
der „Begegnung in Wort und
Klang“ in Laudenbach,
Foto: Karl-Heinz Stumpf
lung „Die Lieder Salomons“. in den letzten Jahrzehnten in
Rossi ist für mich ein perfekter Bamberg? Da ist immer dieser
Vertreter für die Frage: „Wer bin museale Blick auf das Judentum
ich als Mitglied einer Minder- – es gibt Alltagssachen, die für
heit in einer Mehrheitsgesell- Jüdinnen und Juden viel wich-
schaft?“ Diese Frage nach der tiger sind, anscheinend aber
eigenen Identität stellen sich nicht so interessant für andere.
bis heute Jüdinnen und Juden Mein Jüdischsein macht einen
in ganz Europa. wichtigen Teil meiner Identität
aus – letztendlich geht es aber
Wie sehen die bisherigen Publikumsre- tung dann aber ohne Hilfe von Mitgliedern darum, „zu sein a Mensch“.
aktionen auf die „Begegnungen in Wort der Community nur noch oberflächlich
und Klang“ aus? arbeiten und wären in der Reproduktion
bestimmter Bilder über das Judentum ge- Werden diese Alltäglichkeiten im VHS-
Maria Becker: Die Leute waren neugierig, fangen geblieben. Durch den Kontakt mit Programm genug gewürdigt? Oder sind
erstaunt, hatten Fragen und waren sehr Maria Becker und Rebekka Denz hat sich Sie, Frau Becker, diesbezüglich unzu-
wach. Nach der Veranstaltung in Lauden- die Perspektive dann sehr deutlich gewan- frieden mit der Programmgestaltung?
bach bei Karlstadt, bei der wir auch eine delt. Vielleicht ist das mit „ehrlich“ gemeint.
Podiumsdiskussion mit jüdischen und Man erfährt, was die Menschen wirklich Maria Becker: Ich bin zufrieden mit der
christlichen Jugendlichen hatten, kam ein bewegt und wie groß die Vielfalt des jüdi- Bandbreite des Programms. Auch wenn
Gast, Mitglied der Würzburger jüdischen schen Lebens ist. sie nicht alles widerspiegelt, was noch hät-
Gemeinde, auf uns zu und sagte: Ich habe te sein können. Wir haben das Programm
zum Jubiläumsjahr 1700 Jahre schon viele Maria Becker: Zum jüdischen Leben in sei- nach den Möglichkeiten, die wir in Bam-
Vorträge gehört, aber heute hatte ich zum ner Vielfalt möchte ich aber sagen, dass berg haben, gestaltet. Mir fehlt zum Bei-
ersten Mal das Gefühl, bei einer „ehrlichen das zwar nett klingt, aber auch schwierig spiel die Perspektive von Mitgliedern einer
Veranstaltung“ zu sein. Das zu hören, war ist, weil daraus schnell abgeleitet werden israelischen Community, wie es sie in Berlin
für uns eine große Freude. könnte, dass Jüdinnen und Juden so oder gibt. Andererseits sind wir nicht in Berlin,
so sind. Wenn man sich dem Judentum sondern eben in Bamberg. Hier Veranstal-
Was bedeutete „ehrlich“ in annähern will, sollte man die wirklich un- tungen mit eingeladener jüdischer Vielfalt
diesem Zusammenhang? endliche Weite und vielen Facetten, die zu machen, ginge am Alltag fränkischer Jü-
Bandbreite jüdischen Lebens im Auge dinnen und Juden vorbei. Deren Themen
Joachim Schön: Als wir bei der VHS ange- behalten. Ich habe viel im interreligiösen wollen wir vermitteln. Spannend wird sein,
fangen hatten, die Veranstaltungsreihe zu Dialog gearbeitet und oft Fragen gehört welches Resumee wir am Ende der Veran-
planen, taten wir dies als Menschen, die wie: Stellt doch mal das Pessachfest vor staltungen ziehen können. Was haben wir
sich bisher nur aus der Distanz, ohne per- oder jüdische Hochzeiten, wie wird im Ju- von unseren Absichten umsetzen können?
sönliche Begegnung, mit dem Judentum dentum beerdigt? Das kann man schon Das hängt natürlich sehr davon ab, was
beschäftigt hatten. Ab einem gewissen thematisieren, aber ich frage zurück: Wie uns auf dem Weg so begegnet. Etwas, das
Punkt konnten wir in der Programmgestal- viele rituelle jüdische Hochzeiten gab es ich jetzt schon sagen kann, ist, dass die
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Stadtecho Bamberg
VON FRANKEN
IN DIE NEUE WELT
Jüdische Auswanderer im 19. Jahrhundert
Zusammenarbeit mit Joachim Schön und Community und dem Staat besteht. Da wer-
Rebekka Denz sehr anregend und intensiv den auf der einen Seite Gelder zur Verfü-
war – es gab viel Austausch und darüber gung gestellt, es gibt Veranstaltungen oder
hinaus Begegnungen von Herz zu Herz. Jubiläumsreihen wie diese – das ist gut
so! – auf der anderen Seite aber ist es die
Joachim Schön: Die VHS, als Teil der Bildungs- Gelegenheit für den deutschen Staat,
landschaft, legt generell einen sehr starken sogenannte Wiedergutmachung zu be-
Fokus auf die Geschichte. Entsprechend treiben und es auch öffentlich zu zeigen.
wenig hatten wir beim Thema Judentum Das deutsche Judentum ist trotzdem nicht
die Gegenwart im Auge. Für das Jubiläums- einfach wieder da. Es besteht nicht selten
programm haben wir aber den Anspruch, eine Art Diskrepanz zwischen der Außen-
die Zeiten miteinander zu verbinden. Die darstellung und der tatsächlichen Beschaf-
Themen der Vergangenheit, die beleuch- fenheit.
tet werden müssen, haben wir bereits
im Programm. Aber die Frage nach der Passend zu dieser Diskrepanz liest am
Situation der Leute, die ihr Jüdischsein 24. November der Autor Max Czollek
heute leben möchten, danach, was sie be- aus seinem Text „Desintegriert euch!“.
wegt, was man voneinander lernen kann, Darin prangert er jene Darstellung, be-
kommt jetzt dazu. Ich persönlich wusste ziehungsweise die Rolle der Jüdinnen
wenig von Alltag und Gegenwart dieser und Juden in einem sogenannten „Ge-
Menschen und mir wurde auch erst wäh- dächtnistheater“, das der Staat insze-
rend der Programmzusammenstellung niert, an. Diese Rolle schreibe der jü-
bewusst, wie massiv jüdisches Leben ver- dischen Gemeinde vor, dem Staat und
loren gegangen ist. Natürlich gibt es jetzt den christlichen Deutschen zu bestäti-
wieder kleine Gemeinden. Aber der Verlust gen, wie geläutert und wie nicht mehr
bunten, vielfältigen, liberalen, kulturellen antisemitisch sie sind. Diese Rolle bilde
jüdischen Lebens ist immens. Jüdinnen und Juden also durchaus öf-
fentlich ab, enge diese Abbildung aber
Maria Becker: Verlust lässt sich nicht erset- gleichzeitig ein, da die Zuschreibung
zen, was weg ist, ist weg. Das ist eine Rea- eine äußerliche ist. Wie weit haben Sie
lität, der wir uns stellen müssen. Da nützt diese Gedanken bei der Gestaltung des
auch keine Veranstaltungsreihe, kein Reden Programms der Reihe im Hinterkopf ge-
darüber. Bezüglich des heutigen jüdischen habt?
Lebens in Deutschland möchte ich noch ei-
nen Eindruck anmerken, den viele meiner Maria Becker: Die ganze Zeit hatten wir das
jüdischen Freundinnen und Freunde mit im Auge, deswegen kommt Max Czollek
mir teilen, und zwar dass eine Art Win-Win- auch im November nach Bamberg. Ich
Sonderausstellung im
Situation zwischen der deutsch-jüdischen finde absolut richtig, was er sagt, möchte Levi Strauss Museum Buttenheim
22.07.2020-30.01.2022
www.levi-strauss-museum.de
aber nochmal darauf hinweisen, dass es bei es noch länger mit dem Entfernen und da es wegen eines jüdischen Feiertags ist. Das
dieser Zuweisung zweier Seiten bedarf. Es mussten nicht selten Privatleute das Über- heißt, das Jüdischsein wird formell erlaubt,
ist, wie gesagt, eine Win-Win-Situation. Es malen übernehmen. Als Nazi hätte man es soll aber nicht zu sichtbar praktiziert
gibt auf jüdischer Seite Leute, die davon sich da sehr wohl fühlen können. werden. Aus diesen Beispielen lassen sich
profitieren, und den Staat, der den Vor- tiefsitzende diskriminierende Strukturen
teil davon hat, sagen zu können, alles gut Joachim Schön: Mich schockiert diesbe- und Doppelmoral ablesen.
zu machen. Die jüdische Community ruht züglich auch die Geläufigkeit rechter Sprü-
sich manchmal zu stark darauf aus, und che, die man manchmal hört: „Machst du Die Stadt Bamberg hat die Stelle
erfüllt dafür zu unreflektiert Erwartungen hier den Juden?“ Oder die Erwähnung des eines Antisemitismus-Beauftragten
der Mehrheitsgesellschaft. Darum sagt „inneren Reichsparteitags“. Ich möchte da ausgeschrieben. Was halten Sie davon,
Czollek: Desintegriert euch. niemandem eine entsprechende Gesin- Frau Becker?
nung unterstellen, dramatisch ist es aber
Joachim Schön: Wir haben Czolleks Aus- schon, dass so etwas einfach dahingesagt Maria Becker: Das ist gut, könnte aber
führungen bei der Gestaltung des Pro- wird. auch eine Art Win-Win-Situation sein. Hof-
gramms durchaus Rechnung getragen, fentlich wird es nicht jemand, der das bei
aber in gewisser Weise kreiert man, wenn Maria Becker: Nur kurz ein paar alltägliche gut bezahlter Rente als Zusatz für sein
man ein Programm macht, immer nur ein Einblicke zum Thema: Da gab es ein Kind in Ego macht. Entschuldigung, ich bin etwas
Abbild des Themas. Das Ungleichgewicht Bamberg, das für eine private Schule einen provokant. Soviel ich weiß, ist da aber Be-
ist immer ganz schnell auf christlich-deut- Stolperstein verlegen wollte, aber nicht wegung drin. Die ursprünglich als Ehren-
scher Seite. Darum haben wir versucht, so durfte, weil der Besitzer des Hauses, vor amt ausgeschriebene Stelle soll wohl in
viele und verschiedene jüdische Stimmen dem der Stein hätte eingelassen werden eine bezahlte umgewandelt werden. Das
dabei zu haben wie möglich. sollen, eine Wertminderung beim Wieder- geschieht nach meinen Informationen
verkauf seines Hauses fürchtete. Vielleicht gerade auf Druck von außen. Eine gute
Am 4. Oktober steht ein Online-Vortrag sollte die Verordnung diesbezüglich ge- Entwicklung! Vielleicht hinterlässt das Jubi-
zu Antisemitismus in Franken auf dem ändert werden, dass Genehmigungen von läumsjahr ja auch hier Spuren.
Programm. Wie stark ist Antisemitis- Hausbesitzern nicht mehr eingeholt wer-
mus vor Ort ausgeprägt? den müssen. Ein anderes Beispiel: Für mein Sie kooperieren für die Reihe mit der li-
Studium habe ich religionswissenschaftli- beralen jüdischen Gemeinde Bambergs,
Maria Becker: Ich könnte eine lange Liste che Vorlesungen besucht. Dabei waren an- aber nicht mit der israelitischen Kultus-
von antisemitischen Vorfällen nennen. Vor tisemitische und antijudaistische Sprüche gemeinde Bambergs. Warum nicht?
allem in rechten Kreisen ist dieser natür- wie "…unter den Juden gibt es immer ge-
lich sehr stark ausgeprägt. Der Dritte Weg nug Klugscheißer“ keine Seltenheit. Oder: Maria Becker: Es ist so, dass ich bei dem
ist hier zum Beispiel sehr aktiv. Es gab bis Der Bayerische Staat erlaubt es Jüdinnen Projekt als Einzelperson auftrete und nicht
vor einiger Zeit eine Reihe antisemitischer und Juden, Feiertage zu feiern. Tolle Sa- als Vertreterin einer Gemeinde. Ich bin Mit-
Schmierereien, die, wenn sie verfassungs- che. Wenn ich als Lehrerin den Schulleiter glied in beiden Gemeinden, aber bei der
feindlich waren, zwar von der Stadt über- um einen freien Tag bat, bekam ich immer VHS-Reihe bin ich in erster Linie als Ein-
malt wurden, aber teilweise jahrelang unbezahlten Urlaub bewilligt. Ich wurde zelperson tätig. Gemeinde ist ein anderes
zu sehen gewesen sind. Wieso fällt das aber auch darum gebeten, den Eltern der Thema.
niemandem auf? Waren es keine verfas- Kinder, die ich unterrichtete, nicht zu sa-
sungsfeindlichen Schmierereien, dauerte gen, warum ich fehle, nicht zu sagen, dass
10
Stadtecho BambergDas Programm der Reihe lässt auch ein Joachim Schön: Es stellt sich auch hier das
ausgeprägteres Angebot für Jugendli- Problem, dass leider nur wenige jugendli- 1700 Jahre Jüdisches
che vermissen. che Jüdinnen und Juden in Franken leben. Leben in Deutschland
Und diejenigen Jüdinnen und Juden, die Weitere Informationen
Joachim Schön: Ja, das stimmt. Wir be- für Begegnungen im Jubiläumsjahr bereit- zum Programm:
dauern das. Ein banaler organisatorischer stehen, sind derzeit bundesweit so stark
Grund dafür ist aber, dass die VHS eine Bil- gefragt, dass sie oft einfach keine Zeit ha- www.vhs-bamberg-land.de
dungseinrichtung für Erwachsene ist, die in ben. Aber wir hoffen, im Herbst noch eini-
erster Linie für dieses Publikum agiert. ge sehr interessante Veranstaltungen und
Begegnungsmöglichkeiten durchführen
Maria Becker: Ja, leider ist die Jugend nur zu können.
wenig vertreten. Wir haben Kontakt zu
Schulen aufgenommen, um im Herbst zu-
mindest mehrere Lesungen für Kinder und Text: Sebastian Quenzer
Jugendliche zu machen.
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Stadtecho Bamberg l bamberg · am gabelmann l ScheSSlitz · Oberend 10Teilnehmerinnen und Teilnehmer des
Inklusiven Lauftreffs von goolkids,
Foto: cmoser-fotografie.de/goolkids
Förderkreis goolkids
Inklusiver Lauftreff startet wieder
Nach langer Pause lädt der Förderkreis nungen, noch sein fünfjähriges Jubiläum #machMITtwoch jeden Mittwoch ein Video
goolkids alle Interessierten am 18. Sep- feiern, mussten im Anschluss auch die von auf Instagram zu posten, das Anregungen zu
tember erstmals wieder zum inklusiven goolkids angedachten Aktivitäten ausfallen. Sport und Bewegung bietet.
Lauf-und Rolltreff in Bamberg ein. Einzig das Benefiz-Golfturnier konnte im
Herbst, unter strikten Hygienebedingungen, Wie andernorts kehrt auch bei goolkids
Vor knapp zwei Jahren wurde der Lauftreff ausgetragen werden. nun der Optimismus zurück, eine gewisse
ins Leben gerufen mit dem Ziel, regelmäßig Form der Normalität möge einkehren. Am
stattzufinden. Corona hat allerdings diesen Der Förderkreis reagierte flexibel, rief für mo- 24. Juli wurde der 1. Schnuppertag „Fußball
Versuchen einen Strich durch die Rechnung bil eingeschränkte Mitbürger und Risikopati- inklusiv“ veranstaltet, eine Chance, ein in-
gemacht. enten den Lieferservice „goolkids hilft“ ins klusives und integratives Kennenlernen des
Leben, und verlagerte seinen Schwerpunkt Förderkreises in Selbsterfahrung mit einem
Konnte im Februar vergangenen Jahres der in den vergangenen 15 Monaten auf sport- Kennen-lern-Training und einem inklusiven
MITeinander-Cup, das Turnier für Inklusion liche Aktivitäten, die in Form von virtuellen Fußballturnier zu ermöglichen.
und Integration als ein buntes Fest mit Fuß- Treffen ausgeübt werden konnten. Zum Bei-
ball, Rollstuhlbasketball und vielen Begeg- spiel entstand die Idee, unter dem Motto
12
Stadtecho BambergLauftreff reloaded mit gemütlichem Beisammensein. Der Lauf Cup als kleines, aber feines Turnier, die dem
Und am 18. September darf erstmals in die- soll zeigen, dass es sehr einfach und ohne Sport treiben miteinander dienen, bis hin zur
sem Jahr wieder gelaufen werden, goolkids Leistungsdruck gelingt, vielfältig veranlagte Sportgala als großer Baustein zur finanziel-
lädt zum inklusiven Lauf- und Rolltreff ein. Menschen zusammenzubringen. „Wir wollen len Unterstützung, ist das Paket an Aktionen
„Egal ob Hobbyläufer, Rollstuhlfahrer, Wal- diese neue Form des Lauftreffs nach und nach und Veranstaltungen sukzessive gewachsen.
kingfreunde, Leistungssportler oder Eltern mit anderen Laufgruppen ausbauen und in In Kooperation mit LinaS („Lingen integriert
mit ihren Kindern, Menschen mit und ohne unserer Region etablieren“, so Bartsch weiter. natürlich alle Sportler“) entstand als eigenes
Handicap, alle sind herzlich eingeladen und Es geht an diesem Tag insbesondere darum, Inklusionsprojekt ginaS („goolkids integriert
willkommen, dabei zu sein“, betont Robert allen Menschen zu zeigen, dass es sehr leicht natürlich alle Sportler“), unter dem nun die
Bartsch, der goolkids-Initiator. ist, scheinbare Hürden gemeinsam abzubau- sportlichen Aktivitäten gebündelt sind. Da-
en. Deshalb ist der gemeinsame Ausklang nach entstanden dann viele weitere gute
Alle Bambergerinnen und Bamberger sind auf dem Parkplatz beim Bootshaus genauso Kooperationen, wie beispielsweise mit der
zur Teilnahme aufgerufen, Treffpunkt ist am belebend wie der Lauf selbst. Lebenshilfe Bamberg. Nicht nur im Fußball
Bootshaus im Hain, Beginn um 10 Uhr. „Wir findet bei ginaS Begegnung statt, sondern
laufen alle miteinander, füreinander, neben- Leitfaden für inklusiven Sport unterschiedliche Sportarten, wie Rollstuhl-
einander. Und wer nicht laufen kann oder in Bamberg und der Region basketball, Kinderyoga, IntegraFIT oder
möchte, der darf sich gerne schieben lassen. Angetreten vor ziemlich genau sechs Jahren „TAKT-VOLL – der inklusive Tanztreff“, dienen
Die Strecke beträgt drei entspannte Kilome- mit dem Slogan „Fußball baut Brücken“ und dem Miteinander.
ter, kann aber auch gerne mehrfach gelau- der Intention, sozial benachteiligte Kinder
fen werden“, so Herr Bartsch. zu integrieren und zu unterstützen, stellte „Die Möglichkeiten, Inklusion und Integra-
goolkids über die letzten Jahre hinweg zahl- tion im Sport zu vereinen, sind dabei unbe-
Im Vordergrund stehen der gemeinsame reiche Projekte auf die Beine. Angefangen grenzt und in fast jeder Sportart möglich“,
Spaß, das Rollen und Laufen in der Gruppe vom Menschenkicker über den MITeinander- betont Robert Bartsch. Um allen Interessier-
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13
www.rainer-volk.de
Stadtecho BambergANDREAS
SCHWARZ
Auch Rollstuhlfahrer können beim
Inklusiven Lauftreff mitmachen,
Foto: groart.de/goolkids
IHR BUNDESTAGSABGEORDNETER,
DER SICH UM DIE REGION BAMBERG
UND FORCHHEIM KÜMMERT
SCHWARZ.ROT.GUT
ten, egal welchen Alters und welcher Her- Der Leitfaden ist in der Stadt und im Land-
kunft, einen Überblick zu geben, haben die kreis in gedruckter Form zu finden, als pdf
goolkids-Verantwortlichen in den vergange- – auch zum Vorlesen – unter www.sport-
nen Monaten Sportarten und Sportvereine inklusion.de.
zusammengetragen, in denen barrierefreier
Sport möglich ist, und im Juli als kompakte „Inklusion ist für mich, wenn alle zusammen
Zusammenfassung einen Leitfaden heraus- mitmachen dürfen. Dieses neue Werk soll
gegeben. In dieser Broschüre, die auch ara- mithelfen, inklusive Sportarten mit Men-
bische, persische, kurdische und russische schen und Vereinen zusammen zu bringen“,
Übersetzungen umfasst, sind erstmals alle bringt Robert Bartsch es auf den Punkt.
Sportarten zu finden, die heute schon vorur-
teilsfrei inklusiv möglich sind.
Text: Manuel Werner
Ob „Aikido“, „Blinden-Tischtennis“ oder
„Minigolf“ – der Leitfaden zeigt kom-
pakt das sportliche Angebot und den für
den jeweiligen Sportler passenden Ver-
Lauf-und Rolltreff
ein. goolkids bietet darüber hinaus aber 18. September, ab 10 Uhr
auch die Möglichkeit, Vereine auf dem Treffpunkt: Bootshaus im Hain
Weg zum inklusiven Sport unterstützen. www.ginas.goolkids.de
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Stadtecho BambergSempft däzu!
Florian Herrnleben über
FREIEN EINTRITT!!1!1!!!
Stadtmarketingchefs und puzzelte sich den gestellt. Machen sie eh schon immer. Direkt
Begriff „Schutzgebühr“ zusammen. der nächste Knaller: Obwohl Schorsch Dot-
terweich mit seinen 80 Euro Schutzgebühr ja
Nun ist Schutzgebühr kein wirklich – wie der den Einzelhandel und damit die Wirtschaft
Name vermuten lassen könnte – geschützter in Bamberg nachhaltig stärkt, muss er sich
Begriff. Man erwartet eine Gebühr, die vor auch noch undankbar beschimpfen lassen
Missbrauch schützt, wie bei der Bestellung von so einem engstirnigen alten Anwohner,
eines dicken Versandkataloges. Begründet weil es angeblich sein Parkplatz wäre. Dabei
EINTRITT FREI!11!!1! – Seit Jahren stand kaum mit dem begrenzten Platzangebot wegen ist der doch selbst schuld, wenn er in der In-
ein Slogan mehr für die Eventtradition in Corona. Am Ende reserviert jemand und nenstadt wohnen muss.
der Bamberg Innenstadt. Wenn 100.000 bis kommt nicht. Ihr kennt mich, ich hab immer
1.000.000 Menschen nur wegen des City- größtes Verständnis für alle. Das kann ich Am Maxplatz angekommen, bekommen sie
managers nach Bamberg pilgerten, um die nachvollziehen. 80 Euro in Form von Verzehrgutscheinen.
zur kostenlosen Weltrettung für alle in Gold Cool. Jetzt heißt es ranhalten, denn die Din-
gemantelten Premiumevents zu bestaunen. Unser oft zitierter Schorsch Dotterweich, ger verfallen am Abend, heißt es. Schorsch
Bühne vorne am Maxplatz, Bierbänke davor, heute ein Landkreisbewohner, packt also stellt sich, noch bevor das erste Konzert
und drumherum in der immer exakt selben – so rein beispielshalber – sowohl Frau als richtig losgeht, vier Seidla in den Schädel.
Reihenfolge: Würstelbude, Bierbude, Würst- auch fünfjährigen Sohn und siebenjähri- Die Frau fährt und trinkt Wasser, die Kin-
elbude, Bierbude. Band vom Kumpel vom ge Tochter ins Auto, um die proklamierte der Limo. Nachdem die Kinder schon – die
Dingens spielt, der größte Unterschied zwi- EINTRITT-FREI!1!!1!-Kultur des Bamberger 80 Euro müssen ja weg – nach jeweils zwei
schen all den Events war im Wesentlichen Stadtmarketings zu besuchen. Damit sich Paar Bratwürsten, einer ganzen Pizza und
das Datum. Und sind wir mal ehrlich: Wich- der Trip lohnt, wollen sie direkt zwei Konzer- vier Crêpes das Jammern anfangen, spült
tig ist die Anwesenheit seiner Heiligkeit. – te auf dem Bamberger Maxplatz besuchen. Schorsch sich halt mit noch mal zwei Seid-
Wir hatten uns so an das Konzept gewöhnt, Die kostenlosen Tickets hat er natürlich im la die vier anderen Seidla hinunter. Die Frau
das doch für alle Veranstaltungen auf dem Voraus bereits über den Shop des Stadt- hat keinen Appetit mehr auf die Fressalien
Maxplatz für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt marketings gekauft. 4 Personen a 10 Euro a am Maxplatz. Die Stimmung kippt. Den Kin-
worden zu sein schien. 2 Konzerte. Macht mal entspannte 80 Euro. dern ist schlecht. Die Musik gefällt ihnen gar
Aber man kriegt es ja wieder. Schutzgebühr! nicht. Aber bevor nicht wirklich der letzte
Und nun? „EINTRITT FREI!!!1!!“ fällt!? Das die Zum Glück. Gutschein verbraucht ist, geht hier aber nie-
Königstraße jährlich in großen Lettern auf mand heim. Wer weiß schon, wo das übrige
Bannern überspannende heiligste Credo Also! Auf nach Bamberg! Nachdem sie ihr Geld landet!
wird plötzlich über Bord geworfen? Neee! Auto wieder nicht direkt hinten auf dem
Wegen dieser besseren Grippe? – Nicht für Maxplatz (Frechheit!) abstellen können, und Zum Glück war der EINTRITT FREI!1!!!!
Superklausi. Wo andere (aber die sind ja auch nicht einsehen, warum Parkgebühren
auch nicht ganz so klug) ein Preisschild an nicht bei der Schutzgebühr dabei gewesen
die Ticketbude nageln müssen, kramt unser sein sollen, haben sie sich eben auf einen An- Ihr Florian Herrnleben
Stadtmarketingchef in der Scrabblekiste für wohnerparkplatz im südlichen Inselbereich
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Stadtecho BambergGeBAbbl
Herrnleben sammelt für Seelsorgebereichsmusiker einiger Erftstäd- Mögliche neue Unterkunft für
Erftstädter Opfer der ter Gemeinden, ist nicht nur ein guter Freund das Bamberger Marionetten-
Überflutung Herrnlebens, sondern auch sein Hörspielpro- theater
duzent, musikalischer Kopf seiner Bamberg-
Wer Florian Herrnleben kennt, seine Tex- Das Bamberger Marionettentheater könnte
Basst-Scho-Band und Komponist zweier
te liest oder ihn live auf der Bühne sieht, im Barockflügel des Rathauses Geyerswörth
Sandkerwa-Songs. Als Herrnleben von den
rechnet erstmal nicht mit Verbindungen eine dauerhafte Unterkunft finden
schweren Überschwemmungen erfuhr, ent-
ins hochwassergeschädigte Erftstadt. Doch schloss er spontan, den Erlös seines Buchs
den Ur-Bamberger zieht es sowohl geschäft- Der Gartenflügel von Schloss Geyerswörth
„Kasperlbunt“ für eine Woche lang komplett
lich als auch privat mehrmals im Jahr in den soll der dauerhafte Spielort für das Bamber-
nach Erftstadt zu spenden. Aus „wenn es gut
Rhein-Erft-Kreis. Johannes Speckamp, der ger Marionettentheater werden. In seiner
läuft: ein paar hundert Euro“ sind innerhalb
Sitzung Mitte Juli hat der Kultursenat mit
weniger Tage zum Zeit-
einem positiven Grundsatzbeschluss die
Foto: Pia Nagel punkt des Redaktions-
entscheidenden Weichen gestellt. Die Ver-
schlusses bereits 3.500
waltung ist nun beauftragt, die dauerhafte
Euro geworden. Der
Unterbringung dieser Bamberger Theater-
Sonderverkauf seiner
institution am Geyerswörthplatz intensiv
Bücher ist bereits ab-
zu untersuchen und erste Vorplanungen zu
geschlossen. Wer sich
erstellen.
trotzdem noch für Erft-
stadt engagieren oder
Damit könnte die bisher ungeklärte Stand-
spenden möchte, kann
ortfrage des Marionettentheaters gelöst
dies über Florian Herrn-
sein. Seit seiner Gründung 1986 befindet
leben (fh@herrnleben.
sich das Theater im Staubschen Haus in der
net) noch tun.
Unteren Sandstraße 30. Das Haus muss nun
allerdings komplett saniert werden und soll
Veranstaltungskalender: vhs-bamberg-land.de
Liberale Jüdische Gemeinde
16 Mischkan ha-Tfila Bamberg e.V.
Stadtecho Bamberg
Levi-Strauss-Statue Max Czollek, Foto: Gunter Glücklich Kindertransport, Ruth SchreiberMalteser unterstützen Angehörige mit Ferienangeboten
Urlaub ohne Sorgen um Mutter
oder Vater
Sommerzeit ist Urlaubszeit. Doch für immer mehr Menschen fallen unbeschwerte
zukünftig ausschließlich für Wohnzwecke genutzt werden. Seit Juli Ferien jenseits der Heimat aus: Sie betreuen einen Angehörigen und wissen nicht,
2018 galt die ehemalige Tabakscheune im Nebingerhof als neue wer für ihn kochen soll, wenn sie nicht da sind, oder wer helfen kann, wenn etwas
Spielstätte für das Marionettentheater als gesetzt. passiert. „Urlaub vom Betreuungsalltag ist sehr wichtig, um neue Kraft zu tanken
und nicht Gefahr zu laufen, irgendwann selbst nicht mehr zu können“, sagt Ingrid
Arleth von den Maltesern. Damit Angehörige beruhigt in die Ferien fahren können,
In weiterführenden Gesprächen mit dem Vorstand und der Thea- bieten die Malteser den Menüservice und den Hausnotruf auch zeitlich begrenzt für
terleitung wurde die Idee des mittlerweile leerstehenden Gebäu- die Zeit der Urlaubsreise an.
detraktes des Rathauses Geyerswörth diskutiert und nach einem
Vor-Ort-Termin für hervorragend befunden. Von den Verantwort- Damit reagieren sie auf die zahlreichen Anfragen von pflegenden Angehörigen nach
spezieller Unterstützung in den Sommerferien. „Wir bringen auf Wunsch täglich eine
lichen des Theaters wurde vor allem der Zuschnitt der Räume als warme Mahlzeit in die Wohnung – auch für wenige Wochen oder nur an den Wochen-
sehr vorteilhaft beurteilt. Außerdem verspreche die Lage unmit- enden“, erklärt Ingrid Arleth.
telbar neben der Geyerswörth-Tiefgarage und der Touristinfo eine
gute Wahrnehmung durch Gäste der Stadt. Seelachsfilet, Hähnchenmedaillons oder Kalbsgeschnetzeltes – das macht Appetit auf
das private Restaurant zu Hause. Der Malteser Menüservice ist sozusagen regionaler
Spezialist für „Essen auf Rädern“: frische Zutaten, gekonnte Zubereitung, toller Ge-
Der Barockflügel von Schloss Geyerswörth, schmack und die persönliche Lieferung. Die Kunden haben täglich die Auswahl aus
Foto: Pressestelle Stadt Bamberg, Steffen Schützwohl einer Vielzahl von unterschiedlichsten Gerichten: Hausmannskost nach traditionellen
Rezepten, neue leichte Küche, vegetarische Kost oder Exotisches. Der Menüservice ist
aber mehr als eine technische Versorgungsleistung. „Wir Malteser hören zu, ermuntern
oder sind beim Gang zum Esszimmertisch behilflich“, so Arleth.
Auch ein Hausnotrufgerät kann für die Dauer des Urlaubs angeschlossen werden. „Da-
mit ist die Sicherheit der Angehörigen zu Hause gewährleistet und sichergestellt, dass
im Notfall sofort und kompetent geholfen wird“, sagt Ingrid Arleth. Das Prinzip des
Malteser Hausnotrufes ist einfach: Ein Knopfdruck auf einen kleinen Sender, der zum
Beispiel um das Handgelenk getragen wird, und man hat Sprechkontakt zur Hausnot-
rufzentrale. Die ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr besetzt. Speziell ausgebildete
Mitarbeiter organisieren umgehend die nötige Hilfe. „Der Malteser Vorteil ist, dass sämt-
liche Informationen über den Patienten sowie der Medikamentenplan bei uns gespei-
chert und sofort verfügbar sind“, ergänzt Malteser-Vertriebsleiter Alwin Gebhardt. „Bei
einem medizinischen Einsatz geht somit keine Zeit verloren und eine Fehlmedikation
ist ausgeschlossen!“
Da der Hausnotruf ein anerkanntes Pflegemittel ist, können die Kosten von der Pflege-
kasse übernommen werden. Die Malteser beraten und sind beim Antragstellen behilf-
lich.
Ihre Meinung ist uns wichtig! Bei all unseren Angeboten verfolgen die Malteser nach den Worten von Alwin Gebhardt
Wir freuen uns über Anregungen, Lob und Kritik ein vorrangiges Ziel: „Wir wollen, dass die Menschen im Alter so lange wie möglich
selbstständig und selbstbestimmt zu Hause wohnen können!“
Schreiben oder mailen Sie uns:
Detaillierte Auskünfte zu den Ferienangeboten des Malteser Hilfsdienstes – auch für
Verlagsecho Bamberg e.K. • Hegelstraße 15 • 96052 Bamberg Kurzentschlossene – gibt es unter diesen Telefonnummern: 0951/91780-150 (Menüser-
redaktion@stadtecho-bamberg.de vice) oder -250 (Hausnotruf ). Weitere Informationen finden alle interessierten Senioren
und ihre Angehörigen auch im Internet unter www.malteser-bamberg.de.
Oder liken Sie uns auf Facebook:
www.facebook.com/stadtechobamberg Malteser Hilfsdienst e. V.
Moosstraße 69 • 96050 Bamberg
Telefon: 0951 / 917 800
www.malteser-bamberg.de
ANZEIGESebastian Quenzer
Yıldız und Franz, Foto:
Musikalische Newcomer
Yıldız und Franz
Passen Ukulele und Kontrabass zusam- „Sie ist so klein, kompakt und sehr einfach zu ihre erste echte Ukulele und begann, Cover-
men? Yıldız Aşar und Franz Weis finden spielen“, sagt Yıldız über ihre Faszination am versionen der Popmusik-Geschichte für das
und beweisen: ja. Unter dem Namen Yıldız Instrument, „ihr Klang bringt einfach Freude. Instrument umzuinterpretieren, sie samt Ge-
und Franz machen die beiden seit einem Ich fühle mich relaxed und glücklich, wenn sang einzuspielen und online zu verbreiten.
Jahr zusammen Musik. Ungewöhnlich ist ich spiele.“ Der nächste Schritt, der Sprung auf die echte
es wahrscheinlich nicht, erwähnenswert Da in ihrer Heimatstadt Ukulelen 2010 al- Bühne, gelang in Bamberg. „Nach meinem
aber doch: Das Duo hat sich online gegrün- lerdings noch nicht besonders populär und Abschluss 2017 bin ich für mein Masterstu-
det. Begonnen hat aber alles Anfang 2020 schwer zu beschaffen waren, baute sie sich dium hierher gezogen und habe im Jugend-
bei einer Jamsession im Café Zeis. ihre erste selbst. Der Holzkörper einer Spiel- kulturtreff ImmerHin zum ersten Mal ein So-
zeug-Ukulele, den sie mit abgeschnittenen lokonzert mit meiner Ukulele gegeben.“
Ehe Yıldız Aşar zur Ukulele griff, lernte die im Gitarrensaiten bezog, musste herhalten.
türkischen Trabzon geborene 25-Jährige als „Sie klang nicht gut, aber gut genug zum Neben Coverversionen gehörten damals
Kind klassische Geige. 2010 entdeckte sie die Lernen.“ auch bereits eigene Kompositionen zu ihrem
viersaitige Ukulele durch eine hawaiianische Repertoire. Musik sei für sie wie eine andere
Austauschstudentin und kam seitdem nicht Später, während ihres Studiums der engli- Sprache, ein Ventil zum emotionalen Druck-
mehr davon los. schen Literatur in Istanbul, kaufte Yıldız sich ausgleich. „Jeden Tag spreche ich türkisch,
18
Stadtecho BambergKulturell
englisch und deutsch, aber es ist alles nicht auch die Töne, die ich spiele so aus, aber band spielte ich mich mit meiner E-Gitarre
genug. Etwas fehlt. Nach einem stressigen, Musik ist befreiend für mich. Und sie ist, wie durch die Coversongs der 70er Jahre.“
anstrengenden Tag spiele ich meine Ukulele man bei Yıldız und mir sieht, international
und die Gefühle kommen raus. Sonst würde verbindend.“ Der Umschwung auf den Bass geschah zur
ich explodieren. Es gibt Dinge, die kann ich Zeit der Los Vatos: „Gitarristen gab es in der
nur auf Musik sagen. Sie ist ein Ort, an dem Franz Weis, bekannt aus mehreren Bamber- Band genug, also habe ich den E-Bass über-
ich die Dingen, die mich glücklich oder trau- ger Musikformationen, zum Beispiel Los Va- nommen. Allerdings hat mich der Klang von
rig machen oder mich beschäftigen, reflek- tos und Mainriverpickers, begann im Alter einem Kontrabass auch schon immer faszi-
tieren kann.“ von 12, Gitarre zu spielen. niert. Bei diesem Instrument gefällt mir vor
allem der unverstärkte, warme Klang.“
Für die zweite Hälfte des Duos Yıldız und „Ich bin eigentlich über den Spaß an die
Franz hat die Musik eine ähnliche Bedeu- Musik gekommen“, sagt er, „Noten und Ton- In einer stürmischen Nacht
tung: Ausdrucksmöglichkeit und Befreiung. leitern zu üben, war mir zu langweilig, das Eine Anlaufstelle für musikalische Amateu-
„Ich nehme ein Instrument in die Hand und muss anders gehen. Also habe ich mir die rinnen und Amateure, sich öffentlich musi-
bin vielleicht etwas melancholisch drauf“, wichtigsten Akkorde aufgeschrieben und kalisch einzubringen, ist die Jamsession im
sagt Franz Weis, so der vollständige Name das erste Pop-Lied, das ich spielen konnte Bamberger Café Zeis. In einer Nacht des Ja-
des Kontrabassisten. „Dann fallen vielleicht war „House of the rising sun“. In einer Schul- nuars 2020 war eine solche Session eigent-
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tr. 9
3ÜBER DEN WIPFELN
DES STEIGERWALDES
DEM HIMMEL SO NAH …
1. Augu Foto: Yıldız Aşar
s t:
G roß
Region er
alma lich schon zuende gegangen – beim stür- wenn sich dieser damals fürs erste noch auf
9 - 18 U rkt
hr mischen Regen draußen vor der Tür wollte das Hin- und Herschicken von hauptsächlich
aber noch niemand nachhause gehen. Eini- Pferde- und Katzenfotos beschränkte. Das
Telefon: 09553 989 80102 · Radstein 2, 96157 Ebrach ge Leute nahmen nochmal ihre Instrumente muss nicht schlecht sein, aber irgendwann
Infos, Veranstaltungen und Eintrittspreis unter: zur Hand und spielten ein paar Töne. Dar- fasste sich Franz ein Herz beziehungsweise
www.baumwipfelpfadsteigerwald.de unter Yıldız mit ihrer Ukulele und Franz und eines von Yıldız' Liedern von ihrem Youtube-
sein Kontrabass. Es dauerte nicht lang, ehe Kanal, spielte eine Bassbegleitung dazu ein
sich musikalische Harmonie und dann per- und bestückte den Anhang seiner nächsten
sönliche eingestellt hatte. „Die Ukulele und Email mit der Audiodatei.
der Kontrabass, und Yıldız' Stimme, klangen
zusammen so gut, dass wir entschlossen ha- „Ich war ganz überrascht, wie gut das klang“,
ben, uns zu treffen und nochmal zu spielen“, sagt Yıldız. Weitere Zusendungen dieser Art
sagt Franz. Und Yıldız schließt an: „Franz hat folgten und das Duo gab sich online über
mir erzählt, dass er vor 40 Jahren mit dem tausende Kilometer Entfernung eine Form.
Motorrad durch die Türkei gereist ist. Wir ha- „Als ich zwei Monate später wieder in Bam-
ben geredet und er fragte, ob wir zusammen berg war, haben wir angefangen zu proben.“
spielen wollen. Ich fühlte mich geschmei-
chelt, weil er ein toller Musiker ist.“ Natürlicher Sound
Neben Eigenkompositionen von Yıldız Aşar
Das an Ort und Stelle vereinbarte Treffen machen auch heute noch Coverversionen
zum Auskundschaften gemeinsamer musi- das Programm von Yıldız und Franz aus. Die
Der Eintritt ist frei! kalischer Möglichkeiten musste allerdinges beiden interpretieren unter anderem Amy
vorerst verschoben werden. Nach Yıldız' Winehouse, Frank Sinatra, George Ezra, Van-
Rückkehr von einer Kurzreise in die Türkei ce Joy, Dolly Parton oder Michael Jackson für
sollte es losgehen – aber dann kam die Pan- Ukulele und Kontrabass neu. In ihren selbst-
demie und „ich konnte erstmal nicht zurück.“ verfassten Stücken nimmt sich Yıldız The-
Der Kontakt zwischen Yıldız und Franz riss men des Erwachsenwerdens, der Liebe und
deswegen jedoch nicht ab. Per Email hielten des Lebens in der Fremde an. Ihre Textkom-
die beiden den Austausch aufrecht – auch positionen singt sie auf türkisch, englisch
09382 31998-0 info@steigerwald-zentrum.de
Handthal 56, www.steigerwald-zentrum.de
Oberschwarzach 20
Stadtecho Bamberg
Dienstag bis Sonntag: 10 bis 18 Uhrund deutsch – allerdings mit ganz klarer Prä- macht, ist vor allem das Rudimentäre oder
ferenz, welche Sprache für welche Themen Ursprüngliche unseres Klangs und der bei-
in Frage kommt. den Instrumente“, sagt Franz, „unser Sound
ist natürlich.“
„Emotionalere Themen singe ich auf eng-
lisch oder türkisch. Singe ich auf deutsch, Nach coronakompatiblen Frühsommer-Kon-
bin ich ein fünfjähriges Kind und mache nur zerten im Freien und in gutgelüfteten Knei-
glückliche Musik. Auf türkisch und englisch pen präsentierten Yıldız und Franz diesen
bin ich älter und nachdenklicher.“ Sound Ende Juli bei ihrem bisher größten
Auftritt auf der Bühne der KUFA der Bam-
Allerdings stellt sich die Frage: Tiefschür- berger Lebenshilfe. Je nach Möglichkeit des
fende Themen eingebettet in die Töne der Zustandekommens sollen weitere Ukulele-
immer ein wenig ulkig klingende Ukulele Kontrabass-Shows im Stadtgebiet und auf
und des eher behäbigen Basses – kann das Bamberger Festivals folgen. „Wir lassen die
ohne unfreiwillig komisch zu sein gutge- Zukunft auf uns zukommen“, sagt Yıldız, „wir
hen? Ja. Yıldız und Franz machen gerade die nehmen, was die Zeiten hergeben.“
Grenzen im musikalischen Ausdruck, die den
beiden viersaitigen Instrumenten auferlegt
sind, zum Ausgangspunkt der Machart ih- Text: Sebastian Quenzer
rer Stücke. Reduktion kann Voraussetzung
für Ungekünsteltheit sein, die ihrerseits
die emotionale Offen- und Ernsthaftigkeit
Foto: Elke Weis
der Themenwahl glaubhafter macht. „Was
mir an der Konstellation mit Yıldız so Spaß
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21
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