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profil Das Magazin für das Lehren und Lernen 3/2017 Aspekte des Wissens Was gilt Was lockt Was bleibt Nachhaltiges Lernen Eine Brücke führt Schatztruhe des als Ziel zu Sozialkompetenz Könnens und Wissens Ohne Sinn-haftigkeit Wie Schülerinnen und Im Portfolio dokumentie- kann nachhaltiges Schüler lernen, Konflikte ren Schülerinnen und Lernen nicht gelingen. zu lösen. Schüler ihre Stärken.
Let zt e Plätz siche e r n! Zibelemärit-Tagung 2017 Montag, 27. November Schulverlag plus AG, Bern 9.15 – 16 Uhr Was bleibt von der Schule? Unabhängig von jeglichem Lehrplan: Schule Anschliessend stehen den Teilnehmenden folgende sollte nachhaltig wirksam sein. Sie sollte dafür Workshops rund um Aspekte, die nachhaltige Lernerfolge sorgen, dass Gelerntes als langfristig nutzbare fördern, zur Auswahl: Kompetenzen zur Verfügung steht. Sie muss W1 Wie Portfolio-Arbeit wirkt geeignete Bedingungen schaffen, damit Lern W2 Produktorientiert unterrichten und beurteilen inhalte als sinnvoll und damit als behaltenswert W3 Orientierende Rückmeldungen effizient von erlebt werden. Schafft sie das? Wenn ja, warum Lernenden einholen und wie? Wenn nein, weshalb nicht? W4 Mit «Feu sacré» Grauzonen bunt färben W5 Mit und an der Schulkultur arbeiten Diesen Fragen wird die jährliche Schulverlag-plus-Tagung mit folgendem Programm nachgehen: Wilhelm Buschs gestrenger Lehrer Lämpel und die Podiumsdiskussion «Wie muss Schule sein, damit etwas Das Hauptreferat unter dem Titel bleibt?» mit dem Hauptreferenten und den Workshop- «Sind wir mit der aktuellen Schul Leitenden schliessen die Zibelemärit-Tagung 2017 ab. entwicklung auf dem Weg zu höherer Nachhaltigkeit?» Sichern Sie sich noch einen der letzten Plätze. von Andreas Müller, Leiter des Instituts Beatenberg, Melden Sie sich bitte mit Workshop-Wunsch per wird die Tagung einleiten. E-Mail an: werbung@schulverlag.ch
2 3 Die alten Römer waren sich da noch sicher: Wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben. Und heute? Da be- fragen wir doch am besten drei «Spezialisten», die diese Grundfrage beantworten können. Der Harmoniebedürftige weiss: «Natürlich lernen wir für beides, Schule und Leben schliessen sich keineswegs aus.» Aber wer fragt uns nach der Schule je, warum welches Verb den Akkusativ verlangt? Peter Uhr Und wie ist es mit den sogenannten innermathematischen Themen? Der Humanist wiederum sieht diesbezüglich glasklar: «Es gibt sinnvollerweise einen kulturell verankerten Non scholae sed vitae …? Kanon von Wissensinhalten, die es auch für die Zukunft zu bewahren gilt.» Wer würde dem widersprechen wollen? Aber wenn wir die lehrplangebundenen oder freien Inhalte mit der Frage «Was bleibt von alledem?» verbin- den, dann werden wir bezüglich nachhal- tiger Lernerfolge wohl etwas bescheiden werden. Denn da greift der Hirnforscher Aber wer fragt uns ein: «Es bleibt, was emotional – positiv nach der Schule je… oder negativ – aufgeladen ist: Also die Top-Noten oder das Versagen, eine unverdaute Ungerech- tigkeit, die Prüfungsangst, die Begeisterung der Lehrerin …». Ist es also das, was wir aus der Schulzeit ins weitere Leben übernehmen? profil 3/17 © Schulverlag plus AG
Inhalt Ich weiss es! Was bleibt? Nachhaltiges Lernen als 7 Ziel 8 6 Ein Text von Peter Bichsel über den Umgang mit Meinungen. Ohne Emotionen – ohne Sinn-haftigkeit – kann nachhaltiges Lernen nicht wirklich gelingen. Mit gemeinsamen Zielvorstellungen Schule nachhaltig gestalten Wie die Kinder spielerisch lernen, Konflikte zu lösen. 16 Spurensuche in Klassenzimmern Lieber bunte und informative Wände, die ablenken, oder karge und leere? 20 Das Portfolio Schatztruhe des Könnens und Wissens 22 Die Kinder lernen, ihre Stärken aufzuschreiben und den anderen zu präsentieren.
4 26 5 Mein Lernatelier – meine Welt Die ersten Erfahrungen mit der Wahrscheinlichkeit – der letzte Teil. Einblicke in den Unterricht von Jakob – zuhause, in den eigenen vier «Blinde Kuh» – Wänden. (k)ein Kinderspiel 31 Die Suchmaschine für eine gezielte und altersgerechte Suche im Internet für Kinder. 34 Impressum profil Magazin für das Lehren und Lernen Nr. 3/17, November 2017 erscheint dreimal jährlich im Schulverlag plus Herausgeberin Was vom Schulverlag plus AG Belpstrasse 48, Postfach 366 3000 Bern 14 Telefon +41 58 268 14 14 Beurteilen bleibt www.schulverlag.ch Redaktion Verena Eidenbenz, Therese Grossmann, Hansruedi Hediger, Werner Jundt, 38 Peter Uhr, Iwan Raschle (Produzent) Damit nicht nur Schulnoten und Herstellung Papierstücke im Gedächtnis bleiben. Konzeption und Gestaltung: raschle & partner GmbH Korrektorat: www.sprachfest.ch Lithos: Lithwork Phoenix AG Druck: Vogt-Schild Druck AG Korrigendum Informationen für Inserentinnen und Inserenten: profil-online.ch/anzeigen Profil 2/17 Rubriken Bilder Copyrightangaben neben den Bildern. Bilder ohne Copyrightvermerk wurden der Redaktion zur Verfügung gestellt. Titelblatt: Iwan Raschle 46 Kids – Mein erster Schultag Dieses Magazin kann gratis abonniert Ergänzung zum Beitrag werden unter: «Feuer und Flamme sein» Der Interviewpartner Etienne Bütikofer ist 47 mein & aber www.profil-online.ch © Schulverlag plus AG, November 2017 Dozent an der PH Bern. Weitere Informatio- nen zu seinen Aktivitäten finden Sie hier: www.buerofuerbildungsfragen.ch/ 51 Rätsel – Was Tiere so an sich haben etienne.htm profil 3/17 © Schulverlag plus AG
Individualisierende Gemeinschaftsschule Demokratie und Menschenrechte leben und lernen. 12 Impulse Die Individualisierende Gemeinschaftsschule, wie sie im Buch «Altersdurchmischtes Lernen» (AdL) von Edwin Achermann und Heidi Gehrig (2011) beschrieben wurde, ist eine Schule für alle, mit allen und von allen. Sie ist ein Erfahrungs- und Lernfeld für den Aufbau von Kompetenzen, welche die Kinder und Jugendlichen brauchen, um ihr Lernen und Leben individuell und in Gemeinschaften erfolgreich gestalten zu können. In der neuen Publikation von Heidi Gehrig (PHSG) werden für das individuelle Lernen und für das Lernen in Gemeinschaften die zwei Grundprinzipien «Anerkennung» und «Beteiligung» fokussiert. Sie liegen sowohl den Menschen-/Kinderrechten wie dem Zusammen- leben in der Demokratie zugrunde und prägen das Lernen und das Zusammenleben in der Schule. Die ehemalige Schulleiterin der Allee-Schule (Prisma) in Wil begleitet seit Aufbau der Impulse Jahren Schulen, die AdL und Demokratie leben und lernen, im Rahmen der Zwei Zitate leiten in das Thema ein. Sie decken unterschiedliche Perspekti Individualisierenden Gemeinschaftsschule umsetzen. Diese Erfahrungen, ven ab, sind entweder praxisnah oder wissenschaftsbezogen. Anschlies- ergänzt durch diejenigen von Thomas Kirchschläger (PHLU) im Bereich der send werden unter dem Titel «Darum geht es» die Kernüberlegungen Umsetzung von Kinder- und Menschenrechten, bilden die Basis der neuen zusammengefasst. Es folgen 2– 3 kurze Einblicke in Publikationen, die Publikation. In 12 Impulsen werden bewährte Instrumente und Einblicke den Schulteams und Lehrpersonen die Möglichkeit geben, im Austausch in sieben Kontaktschulen vorgestellt. mit Eltern, Behörden und mit dem schulischen Umfeld auf theoretische Hintergründe und wissenschaftliche Erkenntnisse zurückzugreifen. SCHWEIZER WELTATLAS Die 12 Impulse laden Lehrpersonen aller Stufen und Schulen mit Jahr- Gelebte Demokratie kann nicht immer geplant werden, wie die Beispiele Deutschschweizer gangs- oder Mehrklassen dazu ein, sich auf den Weg zu einer demokra- unter «Zugefallenes aus dem Schulalltag» zeigen. Die «Beispiele aus Sprachausgabe tiefördernden Individualisierenden Gemeinschaftsschule zu begeben bzw. der Praxis» stammen aus dem Unterricht der Autorin, aus deren Tätigkeit schulverlag.ch/83093 51.00 bestehende Elemente der Unterrichts- und Schulentwicklung zu erweitern als Schulberaterin oder aus den Kontaktschulen. Den Abschluss machen (63.80) und zu einem Ganzen zusammenzufügen. Leitfragen als Ausgangspunkt für schulinterne Diskussionen. Zwölf Impulse Illustriert wird das ganze Buch mit Praxisbeispielen, die zeigen, wie Kin- 1 Individuum und Gemeinschaft respektieren und stärken der und Jugendliche in der Individualisierenden Gemeinschaftsschule zu 2 Demokratie und Menschenrechte leben und lernen Wort kommen. 3 Anerkennung leben und lernen 4 Beteiligung leben und lernen Durch die Verbindung von Grundlagen und Praxisbeispielen liefert die Pu- 5 Über Menschenbilder und Haltungen im Dialog bleiben blikation vielfältige Anregungen für die Aus- und Weiterbildung von Lehr- 6 Schule öffnen und als Teil der demokratischen personen, welche die individuelle und gemeinschaftsorientierte Dimension Gesellschaft gestalten von Lernen und Leben in der Schule zusammendenken und verbinden. 7 Rahmenbedingungen kennen und Freiräume nutzen 8 Das Lehr-/Lern- und Rollenverständnis der Lehrpersonen Individualisierende Gemeinschaftsschule klären Demokratie und Menschenrechte leben und lernen. 12 Impulse 9 Strukturen verändern 1. Auflage 2018, 160 Seiten, A4, 10 Bausteine für Unterricht und Zusammenleben nutzen farbig illustriert, broschiert; 11 Individuell und kooperativ lernen Nutzungslizenz 12 Schulen demokratiepädagogisch entwickeln schulverlag.ch/88588 48.00 erscheint im Mai 2018 DaZ unterrichten Ein Handbuch zur Förderung von Deutsch als Zweitsprache IMPULSE ZUR UNTERRICHTSENTWICKLUNG Heidi Gehrig Individualisierende Gemeinschaftsschule Demokratie und Menschenrechte leben und lernen. 12 Impulse
6 7 Ich weiss es! Über den Umgang mit Meinungen. Von Peter Bichsel. Es ist sehr laut in der Beiz, die Männer am run Bereits werden die ersten Wetten angeboten, nie gehört. Er selbst hat mit der Schule keine den Tisch schreien sich an. Ein Fremder oder sozusagen in jeder Höhe – denn jeder hat auch besonders guten Erfahrungen gemacht, wie ei Fremdsprachiger müsste annehmen, dass sie die Pflicht, es nicht nur zu wissen, sondern nige seiner Kollegen auch . Er war in der Schule sich streiten, dass sie etwa politisch anderer auch an sein Wissen zu glauben. Der Streit um nicht jener, der es wusste – das wäre nicht Meinung wären, dass sie etwa für die Armee das Wissen des Todestages wird augenblick schlimm, aber er hat in der Schule nichts ande oder gegen die Armee wären, für das Geld lich zum Glaubensstreit. Wer jetzt ein anderes res gelernt, als dass es nur ums Besserwissen waschen, für eine Partei oder gegen eine Partei. Datum im Kopf hat, der gehört bereits einer geht. Nicht jener, der sich für Morgarten inte Aber der Fremde würde sich täuschen, sie strei anderen Kirche an, einer anderen Sekte, einer ressiert, war der gute Schüler – nur jener, der ten nicht, sie diskutieren auch nicht, sie inte anderen Partei. Mein Vorschlag, man könnte Morgarten wusste. Vielleicht hat das der Lehrer ressieren sich eigentlich auch für nichts, und ja nachfragen, wie die Serviertochter geheissen gar nicht so gemeint, aber jener, der nie etwas was für einen Fremdsprachigen äusserst enga habe, wann Emil gestorben sei, gilt hier als lä wusste, hatte nichts anderes gelernt in der giert klingen müsste, das ist nichts anderes als cherlich und wird überhört. Schule, als dass es nur ums Besserwissen gehe. das alltägliche Spiel hier am Tisch. Es geht hier nicht um das Wissen, es geht Nun ist er erwachsen, und auch er möchte ab Es beginnt mit der Frage. «Weisst du über hier nur um das Besserwissen, darum, dass es und zu ein Sieger sein. Nun weiss er Dinge, die haupt …» oder mit der Beschimpfung: «Du weisst nur einer weiss, dass nur ein einziger gewinnen niemand sonst weiss – z. B. wie die Serviertoch ja nicht einmal …» Der eine sagt also: «Du weisst kann. Ein Interesse am Namen der Serviertoch ter hiess, oder wer 1962 Schweizer Meister war. ja nicht einmal, wie die Serviertochter damals ter, am Todestag von Emil gibt es hier nicht, es Und wenn jemand fragt, wer war es denn 1963, im ‹Rössli› hiess», und der andere sagt: «Doch, geht nur um den Sieg, nur darum, der Gescheite dann sagt er so wie sein ehemaliger Lehrer: das weiss ich.» – «Also sag es doch, wenn du es zu sein. Und ein Gescheiter ist hier einer, der «Darum geht es jetzt nicht. » Sie nennen das eine weisst.» Nein, Anita hat sie nicht geheissen, alles weiss. Mich macht das furchtbar traurig, Diskussion, dieses klägliche alltägliche Quiz. Trudi auch nicht, das war die andere. Und nun und wenig macht mich so hilflos, wie dieser Und dann kommt vielleicht mal einer auf wird es plötzlich zum harten Wettbewerb – wer unsinnige Streit um irgendein unnötiges W issen. die Idee, hier über eine Initiative zu diskutieren, es weiss, der ist gescheit – und wer es nicht Aber die Szene erinnert mich an etwas – an über das Problem der Drogen, über Flüchtlings weiss, der ist dumm. Man erzählt sich nicht die Schule; auch da fragte der Lehrer: «Wer fragen. Aber er wird auch mit solchen Fragen etwa Geschichten von der Serviertochter, man weiss es», und einer wusste es und war der nur auf diesen «lch-weiss-es»-Wettbewerb stos spricht nicht davon, wie sie war, was für Eigen Sieger. Es kommt auch vor, dass das Spiel in der sen. Denn Diskussion heisst hier ausschliess schaften sie hatte, wie lustig sie sein konnte. Es Beiz mit Schulwissen ausgetragen wird: «Du lich und nur: «Ich weiss es.» Deshalb werden geht weder um eine Geschichte noch um eine weißt nicht einmal, wann die Schlacht bei Mor grosse politische Fragen zu Glaubenskriegen – Erinnerung, es geht nur darum, ob man weiss, garten war», aber der Fremde würde sich täu aus dem einzigen Grund, weil schon die Frage wie sie hiess. schen, wenn er glaubte, der Frager interessiere nach dem Namen der Serviertochter zum «Ich weiss genau, wann der Emil gestorben sich für Schweizergeschichte. Glaubenskrieg wird. Wer es weiss, der hat ge ist», sagt der eine und nennt ein Datum. «Nein, Er kennt nur dieses Datum (1315), und das wonnen. Und für die kommenden Sieger gibt es das muss länger her sein», sagt der andere, und kennt er nur, um einmal auch gewinnen zu kön keinen Anlass, die Verlierer anzuhören. Das schon wird es laut am Tisch, und es geht nicht nen. Und wenn ich versuchen würde, ihm von war schon in der Schule so, die richtige Antwort um den armen Emil, der wohl gerne älter gewor Morgarten zu erzählen, dann würde er mich bedeutete Sieg. den wäre und den alle hier gern hatten – es geht wohl entgeistert anstarren, denn davon, dass Ob Demokratie unter diesen (schulischen) nur um das Datum. man sich dafür interessieren könnte, hat er noch Bedingungen machbar ist? ■ profil 3/17 © Schulverlag plus AG
Was bleibt? Nachhaltiges Lernen als Ziel Ohne Emotionen – ohne Sinn-haftigkeit – kann nachhaltiges Lernen nicht wirklich gelingen. Von Willi Stadelmann. Der Lehrende kann dem Lernenden das Verstehen lange Zeit andauern, bestehen, nachwirken Dies in der Erkenntnis, dass nachhaltiges nicht abnehmen oder vormachen. Wirkliches oder sein kann bzw. sein soll, nachdem es ge Lernen ohne «Sinn-haftigkeit» kaum möglich Verstehen ist ein Akt, den jeder Lernende selbst vollziehen muss. baut, begonnen, in Bewegung versetzt wurde. ist. Martin Wagenschein Es geht also eigentlich immer um Entwicklun gen, die sowohl auf die Gegenwart als auch auf Lernforschung und kognitive Nachhaltiges Lernen die Zukunft ausgerichtet sind. In der Bildungs Neuropsychologie Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der sich in den literatur bezieht sich Nachhaltigkeit des Ler Resultate aus den Neurowissenschaften (insbe letzten Jahrzehnten in verschiedenen Zusam nens meist auch darauf, ob das, was gelernt sondere aus der kognitiven Neuropsychologie) menhängen verbreitet hat wie kaum ein ande wurde, von den Lernenden in die Praxis trans tragen immer mehr zum Verständnis von Ler rer. Was bedeutet Nachhaltigkeit? Vor allem: feriert werden kann und dadurch die Hand nen bei, das steht ausser Zweifel. Aber: Ver Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Lernen lungskompetenz des Lernenden erweitert. schiedene Publikationen gehen in die Richtung, und Bildung? Somit auch, ob die Dauerhaftigkeit der Lern oft unabhängig von Erkenntnissen aus der Der Begriff kommt vom Verb nachhalten resultate im Hinblick auf ihre Bedeutung für Psychologie und Pädagogik und ohne Kennt mit der Bedeutung: längere Zeit andauern oder zukünftig zu bewältigende Probleme eine nisse der Schulpraxis, Unterrichtsrezepte zu bleiben. In der Literatur wird die erstmalige Rolle spielen kann. Der Begriff der Kompetenz, verbreiten, die zu überzogenen Erwartungen Verwendung des Begriffs «Nachhaltigkeit» auf der im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21 und zu Mythen («Neuromythen«) führen kön 1713 datiert, im Werk «Silvicultura oecono kontrovers diskutiert wird, steht in engem po nen. «Neurodidaktik« wird oft mit dem Verspre mica» des Oberberghauptmanns Hans Carl von sitivem Zusammenhang mit nachhaltigem Ler chen verbunden, dass im Unterricht Carlowitz. Er führte im Zusammenhang mit nen. Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler Forstwirtschaft aus, in einem Wald solle nur (Vgl. auch https://de.wikipedia.org/w/index.php? aufgrund von Erkenntnissen der kognitiven title=Nachhaltigkeit&oldid=167679918). so viel abgeholzt werden, wie der Wald in ab Neuropsychologie klar verbessert werden kön sehbarer Zeit auf natürliche Weise regenerie Im Folgenden werden zuerst grundlegende nen. Hier ist Vorsicht am Platz. Wir müssen zur ren könne. Es ging also um den langfristigen Betrachtungen zum Themenbereich «Lernen, Kenntnis nehmen, dass Forschungsresultate Erhalt eines dynamischen Natursystems. Seit Begabung, Intelligenz» angestellt, als Grund aus den Neurowissenschaften, so interessant dieser Zeit wird Nachhaltigkeit auch in ver lage für das Verständnis von Nachhaltigkeit sie auch für das Verstehen des Gehirns sind, schiedenen anderen Zusammenhängen ver des Lernens, um dann auf die Frage der «Sinn nicht einfach als Rezepte und quasi als «Heils wendet; immer mit der Bedeutung, dass etwas haftigkeit» von Lernen eingehen zu können. botschaften« auf Schule und Unterricht über Dieser Text enthält Textbausteine aus früheren Publikationen des Autors.
8 9 tragen werden können. Genau betrachtet hat tion, eine Auswahl, die letztlich für das Indivi die kognitive Neuropsychologie zum Thema duum zu Sinn führt. Informationen sind Lernen und auch zur Nachhaltigkeit von Ler lediglich Rohmaterialien, aus denen bedeu nen nichts Neues hervorgebracht, das wir nicht tungsvolles, sinnmachendes, handlungsrele schon wussten. Sie kann jedoch bisherige Er vantes Wissen und Verhalten entstehen kann. kenntnisse oft besser (auch experimentell) Es geht nicht ausschliesslich um eine Akkumu belegen und veranschaulichen; das ist sicher lierung von Fakten, sondern um das Schaffen ein Fortschritt. Es zeigt sich nach wie vor, dass von Handlungsfähigkeit, ausgerichtet auf das Lernen und Unterricht zu komplexe Prozesse Verstehen von Ursachen und Zusammenhän sind, als Rezepte für garantierten Erfolg, für gen und auf die Fähigkeit, sich selbst und die garantierte Nachhaltigkeit ausgestellt werden Vorgänge in der Umwelt reflektieren zu können. könnten. Eine grosse Wissenslücke liegt vor Prof. Dr. Willi Stadelmann Autoren, die sich mit Veränderungen unserer allem darin, dass auch mithilfe der kognitiven Naturwissenschaftler und Pädagoge. Lebensbedingungen befassen, betonen, dass Neuropsychologie bis heute nicht annähernd Ehemaliger Direktor der Pädagogischen diese nur durch eine zunehmend rasche Verän geklärt werden konnte, wie aus Mustern von Hochschule Zentralschweiz. Wissenschaftli- derung, Weiterentwicklung der persönlichen Signalen im Gehirn, die man messen kann, und cher Beirat des Österreichischen Zentrums Fähigkeiten im Bereich «Lernen» zu bewältigen für Begabtenförderung und Begabungsfor- aus Aktivitäten in Hirnregionen, die man bild sind. Da wir nicht wissen, wie die Welt in 30 schung özbf. Mitglied des International Panel gebend darstellen kann, im Menschen Be oder 50 Jahren aussehen wird, welche Prob of Experts for Gifted Education. Mitglied des wusstsein entsteht. Wie entstehen aus Signa leme uns dann beschäftigen werden, können Stiftungsrats und Hochschulrats der KPH len, die von Sinnesorganen ins Gehirn kommen, Wien-Krems. Wissenschaftlicher Beirat der wir auch nicht sagen oder «vorauslernen», was innere Bilder, Geruch, Geschmack, Töne, Vor Pädagogischen Hochschule Oberösterreich wir in 30 oder 50 Jahren wissen oder können stellungen, Gedanken, Emotionen? Das Phäno PHOÖ, Linz. müssen. Es kommt also, wie bereits erwähnt, men Bewusstsein ist bisher unzugänglich; und heute nicht darauf an, primär oder gar aus Behauptungen, man könne mit bildgebenden schliesslich Fakten zu lernen und abzuspei Verfahren den Menschen beim Lernen und Den denn je. Eine unglaubliche Anzahl von Infor chern, sondern das Lernen von Fakten intensiv ken zuschauen, sind stark übertrieben. Immer mationen und Eindrücken stimulieren zum in den Dienst des Lernens von Lernstrategien mehr zeigt sich, dass erweiterte Erkenntnisse Lernen, können aber allenfalls auch zu Über und Kompetenzen zu stellen. Eigentlich sollten über Lernen, Begabung, Intelligenz, Didaktik nur sättigung und Resignation führen. Natürlich wir zukunftsgerichtet nicht von «Wissens in Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen werden nicht alle diese Informationen aktiv gesellschaft», sondern von «Lerngesellschaft» Wissenschafts-Disziplinen (kognitive Neuropsy aufgenommen und verarbeitet; der grösste Teil sprechen. Lernen steht im Zentrum aller chologie, Psychologie, Pädagogik, Bildungs- und findet offensichtlich nicht Zugang zu unserem menschlichen Tätigkeiten. Und das wird im Schulforschung) erschliessbar sind. Und dann Bewusstsein. Der Nutzen von Information und mer wichtiger, auch im Zeitalter der Digitalisie müssen sie in der Unterrichtspraxis angewen Stimulation für den Menschen liegt klar nicht rung. det werden können und sich als wirksam in ihrer Menge, sondern in ihrer Bedeutung, erweisen. Die im Folgenden erläuterten Er ihrer Wirkung. Das gilt in hohem Masse für Vererbung und Lernen kenntnisse aus der kognitiven Neuropsycho «Unterrichts-Stoff» in der Schule. Und in beson Warum haben Menschen unterschiedliche kog logie sind also unter diesen Prämissen zu derem Masse für die Nutzung von elektroni nitive Leistungsfähigkeiten? Wir können heute verstehen. schen Medien. Es geht um die für ein aufgrund von gut gesichertem Wissen davon Lernen ist ein facettenreicher Begriff, ein Individuum «richtige» Auswahl von Informa ausgehen, dass Erbmerkmale («Gene») die kog Sammelbegriff für Prozesse, die im Menschen auf der physischen und psychischen Ebene koordiniert ablaufen mit dem ursprünglichen Ziel, den Lebewesen zu ermöglichen, «die in ihrem jeweiligen Lebensumfeld gestellten An forderungen zunehmend besser zu bewälti gen.» «Eine bestimmte Sache kann auch nur dann gelernt werden, wenn die Umwelt, in der Eigentlich sollten wir zukunfts das Individuum lebt, einerseits entsprechende Anforderungen stellt und andererseits Gelegen gerichtet nicht von «Wissens heit zum Lernen bietet.» (Neubauer und Stern 2007). gesellschaft», sondern von «Lerngesellschaft» sprechen. Anforderungen der Umwelt an die Men schen sind heute zahlreicher und vielfältiger profil 3/17 © Schulverlag plus AG
Der Nutzen von Information und Stimula tion für den Menschen liegt klar nicht in ihrer Menge, sondern in ihrer Bedeutung, ihrer Wirkung. nitive Entwicklung nicht allein, automatisch langt verschlüsselt, «kodiert» ins Gehirn in Das Gehirn verändert sich beim bestimmen. Es braucht unabdingbar Umwelt Form von elektrischen Impulsmustern. Dort Lernen: Plastizität einflüsse, Stimulationen, die die Wirkung der werden die kodierten Signale interpretiert («in Gut abgesicherte Forschungsresultate aus den Erbmerkmale auf die kognitive Entwicklung, Bewusstsein umgewandelt»). Das Nerven Neurowissenschaften belegen, dass Lernpro die mit Hirnentwicklung einhergeht, erst recht system hat ohne Sinnessystem (Sinnesorgane) zesse nur möglich sind, weil sich das Gehirn ermöglichen. Für eine optimale Hirnentwick keine Information, weder über den eigenen ein Leben lang entwickeln, verändern kann. lung braucht es beides: Anlage und Stimula Zustand noch über Umweltreize. Die Nerven Lernen und Hirnentwicklung sind miteinander tion. Nichts geht von selbst, quasi programmiert. zellen (Neuronen) und Neuronalen Netzwerke gekoppelt. Informationsübertragungen werden Es gibt keinen Automatismus, zum Beispiel in sind nicht selbst die Information, sondern nur durch Veränderungen an Synapsen (Kontakt Form eines Algorithmus, zwischen Erbanlagen Träger der Information. Ein vom Sinnessystem stellen im neuronalen Netzwerk) verbessert. und kognitiver Entwicklung. Stimulation, ins abgeschnittenes neuronales Netz kann nicht Neue Synapsen können gebildet werden, was besondere durch soziale Prozesse, fördert und aus sich selbst Information erzeugen. Es gibt zu neuen Verknüpfungen, zur Erweiterung des steuert die Genexpression. Umwelteinflüsse keine Information ohne individuelle Interpre Netzwerks führt. So können Gehirnteile durch beeinflussen gar die Erbmerkmale (Epigenetik), tation. Die Neurowissenschaften bestätigen Lernen wachsen; parallel dazu können aber sodass auch diese nicht konstant in ihrer Wir also, was wir aus der Psychologie schon lange auch Vernetzungsteile, die nicht gebraucht kung bleiben. Erbmerkmale und Umwelt beein wissen, dass wir die Welt nie so «wahr» neh werden, abgebaut werden. Lernen prägt Struk flussen sich gegenseitig ein Leben lang. Heute men können, wie sie real existiert. Wir erleben turen des Gehirns: Das Gehirn ist plastisch. ist klar, dass es kein «Begabungs-Gen» oder sie im Rahmen der Qualität und der Möglich Plastizität ist die Voraussetzung für Lernen. «Intelligenz-Gen» gibt. Die Wechselwirkungen keiten unserer Sinnesorgane sowie der Fähig Dazu kommt, dass die Geschwindigkeit der sind hoch komplex. Der Einfluss von Familie, keit unseres Gehirns, Signale zu interpretieren. Informationsübertragung durch Lernen gestei Peer Group und Schule ist also viel grösser, als Daraus folgt, dass Wahrnehmung nur möglich gert werden kann. Gehirnareale entwickeln viele Eltern und Lehrpersonen meinen. Die ist mithilfe des Gedächtnisses, das die Fähig sich, wenn sie stimuliert werden; Veränderun Förderung der Kinder von Geburt an (Frühför keit eröffnet, Neues mit Vergangenem zu ver gen im Gehirn erfolgen erstaunlich schnell, vor derung, nicht Frühstressung!) ist Grundlage gleichen. Lernen ist auf Gedächtnis angewiesen. allem in der Kindheit. Es sei erwähnt, dass für die Entwicklung von Begabung und Intelli Sowohl Gedächtnis als auch Wahrnehmung schon lange vor der Geburt das Gehirn durch genz. Dies legt eine enge Zusammenarbeit zwi sind mit Lernen verbunden. Stets vergleichen Umwelteinflüsse mitgeformt wird. Aber auch schen Eltern und Lehrpersonen nahe mit dem wir mit unserem Gehirn Neues mit der bishe erwachsene Gehirne bleiben grundsätzlich Ziel der optimalen kognitiven Entwicklung der rigen Erfahrung, mit bisherigem Wissen und flexibel; die Plastizität geht jedoch mit zuneh Kinder. Eltern (Familie und Peer Group, in der bisherigen Fähigkeiten und Fertigkeiten. mendem Alter zurück, sodass ältere Menschen das Kind aufwächst) und Schule tragen ge Wahrnehmung beeinflusst künftige Wahrneh oft länger brauchen, mehr Energie aufwenden meinsam eine enorme Verantwortung für die mung; die Wahrnehmungsfähigkeit ist nicht müssen, um etwas Neues zu lernen und eine kognitive Entwicklung der Kinder und damit von Geburt an entwickelt, sie wird durch ste gewisse Virtuosität auf dem entsprechenden für ihre Fähigkeit, nachhaltig lernen zu kön tige Stimulation und aktive Beobachtung ge Lerngebiet zu erreichen. Sie können aber viel nen. Nachhaltiges Lernen ist ein Produkt der schult, entwickelt und verfeinert. Daraus der abnehmenden Plastizität durch ihre Er gesamten Lernbiografie. können wir ermessen, wie wichtig für erfolg fahrungen, durch ihr Wissen, durch ihre Lern reiches, nachhaltiges Lernen die bisherige strategien kompensieren. Ohne in einen Wahrnehmung als eine Grundlage Lernbiografie des Individuums, sein Vorwissen «Frühförderungs-Wahn» zu verfallen, müssen für Lernen und Vorkönnen sind. Und wie wichtig der Zu wir zur Kenntnis nehmen, dass gewisse Fähig Von unseren Sinnesorganen her kommen, wie gang zur Erkenntnis über die Phänomene, über keiten und Fertigkeiten früh gelernt und ein bereits erwähnt, weder Bilder noch Gerüche die Sinneserfahrung ist. geübt werden müssen, damit sie ein Leben lang noch Töne noch sonst direkte «reale» Gegeben erfolgreich praktiziert werden können. Gut heiten ins Gehirn. Alles Aufgenommene ge untersucht sind diesbezüglich das Lernen von
10 11 Musikinstrumenten, von Sprachen und von Was heisst Wissen «vermitteln» und wurden, sondern wir beziehen beim Abruf in Bewegung (Feinmotorik). Wichtig ist, dass Ver Wissen «erinnern»? zwischen angesammeltes zusätzliches Wissen änderungen des Gehirns durch Üben und Wie Wissen und Verhalten werden im Gehirn nicht mit ein und rufen Information entsprechend derholen aufrechterhalten werden müssen; als Ganzes, sozusagen in fest umrissenen unserer momentanen, zum Zeitpunkt des Ab auch dies zeigt sich beispielhaft in der Musik Schubladen abgelegt. Die Speicherung im Ge rufs vorherrschenden Gemütslage ab.» Jede beim Instrumentalspiel, beim Sprachenlernen hirn erfolgt netzwerkartig verteilt. Bevorzugt Erinnerung zieht eine Neueinspeicherung und bei der Entwicklung der Feinmotorik. Das abgelegt werden offenbar individuell besonders nach sich, «wodurch die erneut eingespei Gehirn folgt dem Grundsatz «Use it or lose it». beeindruckende, emotional begleitete «Eck cherte ‹alte› Information zwar einerseits gefes Verbindungen zwischen Neuronen, die oft zu werte», «Ankerpunkte» des Wissens und Verhal tigt wird, andererseits aber auch modifiziert an sammen aktiv sind, werden gestärkt und blei tens, und zwar je nach Qualität an verschiedenen gegenwärtige Gegebenheiten angepasst wird» ben erhalten: «Neurons wire together if they Orten: Farbeindrücke an anderen Stellen als (Markowitsch 2002). Erinnertes ist nicht iden fire together». Das ist eine neuropsychologi Eindrücke über Form und Materialbeschaffen tisch mit dem Gespeicherten und des bei der sche Grundlage von assoziativem Lernen. heit oder als Gerüche oder als Töne. Beim Erin Speicherung Erlebten. Erinnern bedeutet neu «Nicht gebrauchte» Vernetzungen werden abge nern und Reproduzieren setzt das Gehirn das interpretieren; Erinnerungen entwickeln sich baut, vor allem bis zur Pubertät («pruning»). Gelernte aus den abgelegten Eckwerten wieder im Rahmen des weiteren Lernens. Diese Tatsa Das Gehirn ist das Resultat seiner Benut neu zusammen. che relativiert unseren Zugang zur «wahren» zung. Lebenslanges Lernen setzt lebenslange Die Vorstellung, Lehrpersonen könnten Welt noch mehr; und macht soziale Kommuni Aktivitäten voraus; anregungsarme Umgebun den Schülerinnen und Schülern Wissen vermit kation und soziales Lernen so wichtig. gen sind schlecht für die Entwicklung und Er teln, weitergeben, sodass sie es nachher «besit haltung der Lernfähigkeit. zen», muss revidiert werden. Bedeutung, «Sinnvolles» Lernen als Vorausset Jeder Lernprozess schafft Grundlagen für Wissen, Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Fertig zung für Nachhaltigkeit? weiterführende Lernprozesse. Nicht nur Wis keiten können nicht von der Lehrperson auf Immer wieder, seit über Lernen nachgedacht sen wird gelernt, sondern es entstehen gleich die Schülerinnen und Schüler übertragen wer und publiziert wird, wird in Studien über nach zeitig neue Potenziale und Lernstrategien für den. Die Bedeutung dessen, was sie vermitteln haltiges Lernen darauf aufmerksam gemacht, weiterführendes Lernen. Neue Strukturen will, wird ausschliesslich im Gehirn der Ler dass dies nur unter der Voraussetzung der An werden auf bisherigen aufgebaut. Dies sind nenden individuell interpretiert und erzeugt. eignung «innerer» Erfahrungen gelingen weitere Belege für Erkenntnisse, die wir be Lernende konstruieren ihre Welt selbst. Wis könne. Mit anderen Worten, dass nachhaltiges reits aus der Psychologie und Pädagogik ken sen und Verhalten werden nicht passiv erwor Lernen ohne «emotionales Lernen» nicht wirk nen: Das Vorwissen und Vorkönnen, die ben, sondern in jedem Individuum aktiv lich gelingen könne. Die kognitive Neuropsy bisherige Lernbiografie von Lernenden spielen konstruiert. Lehrpersonen haben keinen direk chologie bestätigt diese jahrhundertealte für ihr weiteres Lernen eine entscheidende ten Zugriff auf das Lernen der Schülerinnen Erfahrung, dass die Art und Tiefe des Lernens, Rolle. und Schüler; sie können «nur» Umgebungen also der Einspeicherung im Gehirn und die Durch Lernen entsteht zunehmend Indivi schaffen, Unterlagen bereitstellen, emotionelle Fähigkeit des Erinnerns (bzw. die Resistenz dualität, weil sich die Gehirne der Menschen im Zugänge ermöglichen, stimulieren, alles mit gegen das Vergessen) sehr wesentlich vom emo Einklang mit ihrer einzigartigen Biografie ent dem Ziel, dass Schülerinnen und Schüler selbst tionalen Zustand während des Lernens und wickeln. Gehirne unterscheiden sich in ihren aktiv werden und individuell ihr Wissen und zum Zeitpunkt des Abrufens (Erinnerns) be Strukturen wie Fingerabdrücke. Wenn also in Verhalten konstruieren. stimmt werden. Mit der Emotionalität ist einer Schulklasse 25 Schülerinnen und Schüler Erinnern und Reproduzieren bedeutet im «Sinn-haftigkeit» eng verbunden: Was löst das, sitzen, bringen alle ihre individuelle Lernbiogra mer Neu-Interpretieren. «Erinnerungen wer was ich lerne, bei mir aus? Ist es wichtig für fie, ihre individuelle Hirnstruktur mit. Bereits den nicht so abgerufen, wie sie eingespeichert mich? Hilft es mir, meine Probleme zu analy diese Erkenntnis macht klar, dass Gruppen von Schülerinnen und Schülern, egal wie und wie oft sie durch Selektion gebildet wurden, immer heterogen sind. Homogene Klassen gibt es nicht. Das Gehirn ist das Resultat Heterogenität von Gruppen ist natürlich. Schülerinnen und Schüler sind Individuen, Unikate, die nicht alle gleich gefördert werden können. Nachhaltigkeit bezieht sich immer auf Lernprozesse eines Individuums. Individuali seiner Benutzung. Lebens sierung des Unterrichts ist unabdingbar für spezifische Förderung und damit für die Nach langes Lernen setzt lebens lange Aktivitäten voraus. haltigkeit des Lernens jeder einzelnen Schüle rin, jedes einzelnen Schülers. profil 3/17 © Schulverlag plus AG
sieren und zu lösen? Ist das Gelernte Teil von lohnt sich, sie im Zusammenhang mit Nachhal durchlässig für Erfahrungen und «Lern mir oder nur ein Anhängsel, das mit mir nichts tigkeit wieder einmal zur Kenntnis zu nehmen. stoff», die mit den Emotionen der Lernenden zu tun hat? Liefert das Gelernte einen Beitrag, Die folgende zum Teil sehr kurze Zusammenfas übereinstimmen, die also nicht auf die Welt zu verstehen? Hat das Gelernte Ein sung in vier Punkten ist exemplarisch, erhebt Indifferenz oder Ablehnung treffen. fluss auf mein Denken und Handeln? keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wichtige Faktoren für die Gedächtnisleis «Sinn» ist ein mehrdeutiger Begriff; er be tung sind ein intensives, möglichst deutet etymologisch sowohl «mit den Sinnen Nach heutiger Erkenntnis steht über allem die positives Gefühl beim Lernprozess und ein wahrnehmen» als auch: reisen, streben, gehen, emotionale Komponente der Lernprozesse. hoher Grad an individueller Bedeutsamkeit fahren, einer Richtung nachgehen, begehren des «Lernstoffs». Das bedeutet auch, dass (also «sinnen» als Prozess.) Er bedeutet aber ›› Emotionen (unter diesem Begriff werden Lerninhalte, die mit der momentanen auch fühlen, innere Wahrnehmung; Verstand oft «Emotion» und «Gefühl» synonym Lebenswirklichkeit der Kinder und im Gegensatz zu Unverstand, Unsinn, Torheit. bezeichnet) sind für den Erfolg von Jugendlichen in positivem Zusammenhang Sinnvoll kann aber auch die Bedeutung von Lernprozessen von ausschlaggebender stehen, besser emotionalisierbar, damit gehaltvoll haben. «Sinnig» wird auch gebraucht Bedeutung. «Lernen ist eine geistige besser lernbar und nachhaltiger sind. für empfänglich, gedankenreich, kunstreich … Liebesaffäre» schrieb vor vielen Jahren Dabei sind Eltern und Lehrpersonen als «Sinn-volles» Lernen ist also etwas hoch Indivi Heinz von Foerster. Die Psychologie hat Bezugspersonen wichtig. Die Person, von duelles. Was für ein Individuum «Sinn» macht, schon vor langer Zeit geklärt, dass welcher die Schülerin/der Schüler etwas ist Teil seiner Persönlichkeit und nicht zuletzt Menschen danach streben, Ereignisse lernen soll, muss als bedeutsam erlebt von der eigenen Biografie abhängig. «Sinn» ist herbeizuführen und vor allem aufmerksam werden. Eine emotionale Beziehung zu nicht von Geburt an im Menschen verankert. zu beachten, die sie zu individuell positiven Lehrenden und Erziehenden ist von grosser «Sinn kann nicht gegeben, sondern muss gefun Gefühlszuständen führen, und solche zu Wichtigkeit. Schon lange vor den Untersu den werden» sagte Viktor E. Frankl bereits vor vermeiden, die von individuell negativen chungsresultaten von John Hattie («Lernen 20 Jahren. Auch betreffend «Sinn» sind Men Gefühlszuständen begleitet sind. Man sichtbar machen» 2013) war klar, dass schen Unikate und Schulklassen hoch hetero spricht von «Affektoptimierung». Das heisst: Lehrerinnen und Lehrer insbesondere mit gene Gebilde. Jeder Mensch strebt danach, dass es ihm ihrer Person wirken. Sie sollten, wenn Diese Tatsachen machen Aussagen über maximal gut geht; dass er Freude und Lust immer möglich, Schülerinnen und Schüler «sinn-volles» Lernen (und Lehren) schwierig. Es erlebt, Wertschätzung erfahren kann, «emotional infizieren» können durch: gibt keine Rezepte, die garantiert zu «sinn-vol optimistisch in die Zukunft sieht, Schmer Begeisterungsfähigkeit («Begeisterung ist lem» Lernen und zur Nachhaltigkeit von Ler zen vermeidet, nicht furchtsam, ängstlich, Dünger für das Gehirn!» sagt die Schweizer nen führen. «Sinn» als Katalysator für Lernen depressiv, verzweifelt oder traurig sein Begabungsforscherin Margrit Stamm), und Verhalten ist ein Prozess, ein Weg, der sich muss; er seinen Selbstwert erhöhen bzw. Wertschätzung, Fürsorge, Empathie, im Laufe des Lebens verändert. sein Selbstwertgefühl schützen kann. Also: fachliche Kompetenz. Lehrerinnen und «Appetenz» (Streben nach Positivem) kämpft Lehrer aller Stufen können wohl durch Beiträge zu «sinn-vollem», nach gegen «Aversion» (Vermeiden von Negati Bildschirme und Programme in ihrer haltigem Lernen vem). Das spielt beim Lernen eine funda Tätigkeit ergänzt und unterstützt, niemals Trotzdem gibt es Beiträge zu «sinn-vollem» Ler mentale Rolle. Die Emotionen von aber ersetzt werden. Lehren und Lernen nen und Lehren, die die Wahrscheinlichkeit er Lernenden wirken bei der Informationsauf sind soziale Prozesse. Bezugspersonen höhen, Lernprozesse nachhaltiger zu gestalten. nahme und Informationsverarbeitung als spielen deshalb eine grosse Rolle, insbeson Diese Beiträge sind keineswegs neu; aber es eine Art selektiver Filter. Der Filter ist dere im Zeitalter der Bildschirme. ›› Mindestens teilweises Abrücken von der »45-Minuten-Lektionen-Hack maschine» Die Zerstückelung des Unterrichts in Lektionen hat für das Verständnis des «Stoffs», für das Lernen von Zusammen Nach heutiger Erkenntnis hängen, für das intensive Eintauchen in Wissensgebiete (Zeit zum Reflektieren, steht über allem die emotio Nachdenken, Verbinden mit bereits Gelerntem und Erfahrenem, Nachfragen nale Komponente der Lern und Nachforschen) grosse Nachteile. Und: Wie soll sich eine Schülerin/ein Schüler mit prozesse. der Lehrerin/dem Lehrer identifizieren, sich «emotional infizieren» lassen, wenn es nach
12 13 45 Minuten vorbei ist und dann ein ganz anderes Schulfach folgt, in der Sekundar stufe I und II gar eine andere Lehrperson Wissen und Verstehen vor der Klasse steht? Kurz zusammenge fasst, besteht die Problematik der Zerstü ckelung des Unterrichts aus Sicht der Schülerinnen und Schüler in folgenden Punkten: Zu wenig Zeit für das Eintauchen sollten während des ganzen in die Materie, in den «Unterrichtsstoff»; zu wenig Gelegenheit zur sozialen Interaktion Lebens «Sinn-stiftend» sein. mit den Lehrpersonen und den Mitschüle rinnen und Mitschülern; zu wenig eigene Beiträge in Sinne von «Selbst-Tun»; zu wenig Gelegenheit, Zusammenhänge zu erkennen; zu wenig Zeit zur Reflexion. Fähigkeiten nutzt; dabei auf vorhandenes wert einnehmen wie die (nach wie vor wichtige) Für eine Verbesserung der Nachhaltigkeit Wissen zugreift und sich benötigtes Wissen Vermittlung von Fakten-Wissen (»kristalline» sind längere Zeitsequenzen (Doppel- oder verschafft; die zentralen Zusammenhänge Intelligenz). Mehrfachlektionen, Themen-Halbtage …) von eines Lerngebietes oder eines Fachbereiches Der Bildungskanon muss also gerade im guter Wirkung. Längere Zeitgefässe machen verstanden hat; angemessene Lösungswege digitalen Zeitalter eine Veränderung erfahren; allerdings Methodenvielfalt des Unterrichts wählt; bei ihren oder seinen Handlungen insbesondere «die Beherrschung von Kultur unentbehrlich. auf verfügbare Fertigkeiten zurückgreift; techniken, die von den neuen Medien ge ›› Berücksichtigung von Vorwissen und ihre oder seine gesammelten Erfahrungen braucht werden», und die Fähigkeit der Vorverhalten der Schülerinnen und in ihre oder seine Handlungen mit Schülerinnen und Schüler, «das Wertvolle vom Schüler einbezieht. (Criblez, Oelkers, Reusser et al. Nutzlosen» unterscheiden zu können, im «Da Wie bereits erwähnt, kann Neues nur 2009). tenmüll» Wesentliches zu finden und zu verin gelernt, verstanden und angewandt werden, Das Ziel der Kompetenzorientierung des nerlichen, muss schwerpunktmässig ein wenn es an bisher Gelernte und Verstande Lehrplans 21 folgt dieser Definition von Unterrichtsziel werden. (vgl. Wolfgang nem andocken kann. «Lücken» verhindern Kompetenz. Kompetenzorientierung ist für Frühwald in Profil 1/2017 S, 10ff.) ■ weiteres Lernen und sind demotivierend. die Nachhaltigkeit von Lernen unabdingbar. Gelerntes muss als «Sprungbrett» für neues Alles Flexible und Fliessende neigt zu Wachstum; Alles Erstarrte und Blockierte verkümmert und Lernen wirken können. Gelerntes sollte Fazit: stirbt. immer wieder in neuen Zusammenhängen Lernen, das nachhaltig sein soll, darf sich nicht Lao Tse angewendet werden können. Lernen und auf fixes, unveränderliches, isoliertes, akku «abhaken» im Sinne von «das haben wir mulierbares Wissen beschränken. Nachhaltig gehabt, und wir brauchen es ein Leben lang keit bedeutet in Bezug auf Lernen insbesondere: nicht mehr» wirkt nicht «sinn-voll», nicht Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Verhaltens nachhaltig. weisen erarbeiten, die als Grundlage für wei ›› Kompetenzorientierung tere Lernprozesse dienen können. Auf der Kompetenz wird in der wissenschaftlichen Basis von bisher Gelerntem müssen lebenslang Literatur wie folgt umschrieben: weitere Entwicklungen möglich sein. Wissen «Unter dem Begriff der Kompetenz kann in und Verstehen ändern sich ein Leben lang und einem ganzheitlichen Sinn die Fähig- oder sollten während des ganzen Lebens «sinn-stif Fertigkeit verstanden werden, komplexe tend» sein. Lernen muss so angelegt sein, dass Anforderungen und Aufgaben in einem es für die Zukunft ergebnisoffen ist. Wissen, konkreten Kontext erfolgreich zu bewälti allein als Anhäufung, als unveränderlicher gen, indem man Ressourcen mobilisiert.» Besitz, wirkt nicht nachhaltig. Das Angehäufte Unter Ressourcen wird verstanden: Wissen, läuft Gefahr, schnell überholt und irrelevant Techniken, Verfahrensweisen, Denk- und zu werden. Problemlöse-Strategien, Empathie, Kommu Nachhaltiges Lehren sollte also darauf aus nikationsfähigkeit, persönliches Netzwerk … gerichtet werden, dass Lernfähigkeiten, Lern Eine Schülerin/ein Schüler verfügt also strategien, Reflexionen über das Gelernte (man über Kompetenz, wenn sie oder er zur spricht etwa auch von »fluider Intelligenz») und Bewältigung einer Situation vorhandene Kompetenzen einen ebenso wichtigen Stellen profil 3/17 © Schulverlag plus AG
v Fachtagung WAH Die erste Fachtagung WAH des Schulverlags plus vom 2. September bot Anregungen und Impulse zum Thema «Denk- und Verstehensprozesse durch kompetenzfördernde Aufgabensets unterstützen». Ein Rückblick von Christian Graf. Das Interesse war gross: Über 90 Personen hatten sich zur ersten ausdrücken) zu kennen und zu hinterfragen. «Lehrpersonen sollen in Fachtagung im Zusammenhang mit der Entwicklung des interkantona- Bezug auf das Lehren selbst zu Lernenden werden.» len Lehrmittels «Wirtschaft-Arbeit-Haushalt» des Schulverlags plus an- gemeldet. Zwei Hauptreferate und sechs Impulse zum Tagungsthema Im zweiten Referat erläuterte Claudia Wespi, Ko-Autorin des WAH-Lehr- verknüpften Theorie und Praxis rund um aktivierende kompetenzför- mittels, wie Lehrpersonen durch Aufgaben Denk- und Verstehenspro- dernde Aufgabestellungen. Marco Adamina von der PH Bern zeigte in zesse der Schülerinnen und Schüler unterstützen können. Dabei ist die seinem Referat anhand von Beispielen auf, wie zentral es für die Gestal- einzelne Aufgabe immer als Teil eines Lernprozesses zu sehen und ent- tung des Lernprozesses ist, die Vorstellungen der Schülerinnen und sprechend auszugestalten. Schüler (Präkonzepte) zu kennen. Wie unterschiedlich diese sein kön- Kompetenzfördernder Unterricht nen, zeigte der Referent an Beispielen zur Produktionskette eines Zwischen Erstkontakt mit einer Situation und der kompetenten T-Shirts. selbstständigen Bewältigung einer anforderungsreichen Situation Die Konsequenzen für die Gestaltung des Unterrichtes fasste der Refe- braucht es ein Set von Aufgaben, das die richtigen Impulse für rent in zwei Kernsätzen zusammen: einen erfolgreichen Kompetenzaufbau setzt. • «Der Unterricht muss so aufgebaut sein und durchgeführt werden, dass fortschreitendes Lernen mit Bezug zum bis herigen Wissen, Können und zu bisherigen Erfahrungen ermöglicht wird und von den Lernenden erreicht werden kann.» • « Der Unterricht sollte die Schüler und Schülerinnen erfahren lassen, dass sie durch ihr Lernen ihr Wissen und Können Stück für Stück erweitern und vertiefen.» Lehrpersonen können durch die Beachtung von zwei Aspekten von angeregte Pausengesprä che kompetenzfördernden Aufgaben den Lernprozess unterstützen: Kogni tive Aktivierung fördern und inhaltliche Struktur anbieten. In den Impulsen gaben sechs Lehrpersonen und Fachdidaktikerinnen Kognitive Anregung Einblick in ihre Arbeit und fokussierten dabei die Schwerpunkte der KA 1: Vorhandene Vorstellungen erschliessen beiden Referate. Die engagierten Diskussionen und die Tagungsrück- KA 2: Kognitive Konflikte auslösen KA 3: Vorstellungen aufbauen bzw. weiterentwickeln meldungen bewiesen, dass die Impulse die Anwesenden gleichzeitig KA 4: Anwendung von Konzepten ermöglichen «abholen» und «aktivieren» konnten. KA 5: Austausch über Vorstellungen und Konzepte anregen KA 6: Über Lerninhalte und -wege nachdenken Die 2. WAH-Fachtagung findet am 1. September 2018 statt. KA 7: Herausfordernde Aufgaben stellen Hätten Sie das erwartet? Inhaltliche Strukturierung In seinem Impuls stellte Livio Blättler die Ergebnisse seiner Erhe- IS 1: Sequenzieren IS 2: Zielklarheit schaffen bung zu den Alltagsvorstellungen von Jugendlichen aus der Sekun- IS 3: Auf sprachliche Klarheit achten darstufe 1 zum Produktionsprozess, zur Preisbildung sowie zum IS 4: Hervorheben Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage vor. IS 5: Zusammenfassen Während das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage für die IS 6: Veranschaulichen Lernenden mehrheitlich ein verständliches und somit nachvollzieh- IS 7: Modellieren bares Konzept ist, die Jugendlichen differenzierte Vorstellungen zu In der Antwort auf eine Frage aus dem Publikum betonte der Refe- den Einflüssen auf steigende und sinkende Preise haben, zeigten rent, wie wichtig es auch für Lehrpersonen ist, die eigenen Vorstel- sich in der Erhebung bezüglich Herstellungsprozess von Produkten lungen (z. B. im Kindergarten können Kinder ihre Vorstellungen nicht diffuse oder falsche Vorstellungen.
von Lernprozessen mittels Aufgaben im Unterricht er- lungsweisen an einer konkreten Situation explorieren leichtern. und hinterfragen. Im nachfolgenden Lernprozess erar- beiten die Lernenden schrittweise die nötigen Kompeten- Der Lernprozess im Fokus – ein Modell für Aufgabensets zen und üben bzw. vertiefen diese, um am Ende der Un- In der Grafik (Abb. 11) wird schematisch dargestellt, dass ter r ichtssequenz d ie bereits geler nte der Unterricht Teil der Lebenswelt der Schülerinnen und Anforderungssituation bewältigen, also die erlernten Schüler ist. Sie bringen ihre individuellen Kompetenzen Kompetenzen anwenden und auf ähnliche Situationen mit in den Unterricht, nutzten und verändern sie mittels übertragen zu können. qualitätsvoller Lernaufgaben, um im Anschluss an den Unterricht mit erweiterten Kompetenzen im Alltag Per- Das an der Fachtagung vorgestellte Modell zur Entwicklung kompe- formanz zeigen zu können. tenzfördernder Aufgabensets (detailliert beschrieben in Lernwelten NMG, Ausgabe 2017) bildet die Basis für das künftige Lehrmittel WAH. Lebenswelt Individuelle Kompetenz Problem/Phänomen aus der Lebenswelt Unterricht Konfrontationsaufgaben Eigene Konzepte und Handlungsweisen an einer konkreten Situation prüfen und hinterfragen Erarbeitungsaufgaben Übungs- und Vertiefungsaufgaben Facetten neuer Konzepte und Facetten neuer Konzepte und Handlungs- Handlungsweisen kennenlernen weisen trainieren und erweitern Syntheseaufgaben Erlernte Konzepte und Handlungsweisen in der schon bekannten Situation anwenden Transferaufgaben Erlernte Konzepte und Handlungsweisen auf eine neue Situation transferieren erlernte Kompetenz nutzbar machen Performanz im Alltag Abb. 11: Modell kompetenzfördernder Aufgabensets in Anlehnung an Wilhelm et al. (2016) Die Einbindung des «Tiptopf» im künftigen WAH-Lehrmittel Das neue Lehrmittel «Das WAH-Buch» für den 3. Zyklus (erscheint auf Schuljahr 2019/20) deckt den gesamten WAH-Lehrplan ab. Somit ist auch die Kompetenzentwicklung im Bereich Nahrungszubereitung im Lehrmittel integriert. Die Informationen und Rezepte des «Tiptopf» (Printausgabe von 2008) bilden weiterhin die Grundlage des Unterrichtes und werden in «Das WAH-Buch» integriert und ergänzt. Dies geschieht auf vielfältige Weise: ■■ Kompetenzfördernde Aufgaben im Bereich der Nahrungszubereitung beziehen Rezepte des Tiptopfs ein. ■■ Im filRouge finden Lehrpersonen die Lernmaterialien für die Nahrungszubereitung. ■■ Die bisher auf der Mediendatenbank greifbaren Zusatzelemente zum «Tiptopf» werden aktualisiert und in den digitalen Kommentar integriert. Neu ab Schuljahr 2019/20: Digitale Unterstützung für Lernende in der Nahrungszubereitung Gerade zu Beginn der Nahrungszubereitung (Basisphase) brauchen viele Lernende eine intensive Begleitung der Lehrpersonen. Hier soll ein im Rahmen des «WAH-Buches» entwickeltes digitales Angebot unterstützen: Die Lernenden erhalten Hilfe bei der Zubereitung von Rezepten durch Schritt-für-Schritt-Anleitungen in Bildfolgen und Videos. Die Auswahl der Rezepte fördert Basiskompetenzen der Nahrungszubereitung gemäss Lehrplan und selbstständiges Arbeiten der Lernenden. Grundlage für das digitale Angebot zur Nahrungszubereitung sind Rezepte aus dem «Tiptopf», ergänzt mit solchen aus dem «Greentopf». Informationen zu den WAH-Projekten des Schulverlags plus finden Sie unter www.schulverlag.ch/wah.
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