Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018

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Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
Das Magazin von armasuisse                No. 02 Dezember 2018

Schweizer Robotik
Katastrophenhilfe der Zukunft
S. 16

Ausserdienststellung von Infrastrukturen
S. 30

Verjüngungskur für die Schweizer Marine
S. 06

                                               Das armafolio als
                                                E-Mag im Apple
                                                 App Store und
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Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
EDITORIAL
                      Nachhaltig auch am Ende                               La durabilité jusqu’au bout
                      des Lebenswegs                                        du cycle de vie

                       Liebe Leserinnen, liebe Leser                        Chères lectrices, chers lecteurs,
                       armasuisse Immobilien ist für das Management         armasuisse Immobilier est responsable de la
                       von rund 24 000 Hektaren Land sowie 8 000 Ge­        gestion d’environ 24 000 hectares de terrain
                       bäuden und Anlagen verantwortlich. Die Nach­         ainsi que de 8 000 bâtiments et installations.
                       haltigkeit über den ganzen Lebensweg spielt          Dans ce contexte, la durabilité tout au long du
                       dabei eine wichtige Rolle. Damit sind nicht nur      cycle de vie joue un rôle important. Il ne s’agit
                       energieeffiziente Neubauten gemeint, sondern         pas seulement de construire de nouveaux bâ­
                       auch der Umgang mit dem Land und den In­             timents à haut rendement énergétique, mais
                       frastrukturen, die von der militärischen Seite       aussi de gérer les terrains et les bâtiments qui,
                       nicht mehr benötigt und dem sogenannten              n’ayant plus d’utilité militaire, sont affectés à ce
                       Dispositionsbestand zugeordnet werden. Am            qu’on appelle le parc à disposition. À la fin du
                       Ende des Lebenswegs müssen nochmals wich­            cycle de vie, de nouvelles décisions importantes
                       tige Entscheide getroffen werden. Ziel ist es, die   doivent être prises. L’objectif est de réduire au
                       Kosten für den Dispositionsbestand möglichst         minimum et le plus rapidement possible les
                       rasch zu minimieren. Marktfähige Immobilien          coûts liés au parc à disposition. Les biens im­
                       werden renditeorientiert gepflegt, entwickelt        mobiliers commercialisables sont entretenus,
                       und veräussert, nicht marktfähige Immobilien         développés et vendus de façon à multiplier le
                       stillgelegt und wo sinnvoll rückgebaut. Langfris­    rendement tandis que les biens immobiliers
                       tig sollen mit jährlich wiederkehrenden Erlösen      non commercialisables sont désaffectés, voire
Martin Stocker         aus Baurechtzinsen die Kosten des Dispositions­      démolis. À long terme, les recettes annuelles
                       bestands nachhaltig gedeckt werden und eine          issues des rentes du droit de superficie doivent
                       strategische Landreserve erhalten bleiben.           permettre de couvrir les frais du parc à dispo­
                       Um diese schwierige Aufgabe langfristig und          sition et de conserver une réserve de terrain
                       vor allem auch wirtschaftlich zu meistern, sind      stratégique. Pour que cette mission difficile soit
                       verschiedene Rahmenbedingungen zu beachten.          réalisable et surtout économique à long terme,
                       Dabei spielen die Rechtskonformität, Umwelt­         différentes conditions-cadres doivent être prises
                      anliegen wie auch die Verantwortung aus der           en compte. Dans ce contexte, la conformité lé­
                      Eigentümerhaftung eine grosse Rolle. Unser Be­        gale, les aspects environnementaux ainsi que
                      streben ist es aber auch, mit einer transparenten     la responsabilité du propriétaire jouent un rôle
                      Informationspolitik eine aktive Zusammenarbeit        important. Nous nous efforçons également de
                      mit den Kantonen und Gemeinden zu pflegen;            collaborer activement avec les cantons et les
                      dies insbesondere im Hinblick auf sinnvolle, zi­      communes en entretenant une politique d’infor­
                      vile Nachnutzungen.                                   mation transparente, ceci notamment en vue de
                      Sie sehen, nicht nur die Planung, der Bau und         nouvelles affectations civiles pertinentes.
                      der Betrieb von Immobilien sind anspruchs­            Vous voyez que si la planification, la construc­
                      voll, sondern auch der Umgang am Ende des             tion et l’exploitation des biens immobiliers sont
                      ­Lebenswegs.                                          complexes, leur gestion en fin de cycle de vie
                       Im Rahmen der Armeebotschaft 2018 hat das            l’est aussi.
                       Parlament nebst dem ordentlichen Immobilien­         Dans le cadre du message sur l’armée 2018, le
                       programm VBS auch der Ausserdienststellung           parlement a approuvé le programme immobilier
                       der Festungsartillerie zugestimmt. Wie wir diese     ordinaire du DDPS, de même que la mise hors
                       interessante Aufgabe anpacken, können Sie in         service de l’artillerie de forteresse. Découvrez
                       dieser Ausgabe des armafolios nachlesen.             dans le présent numéro d’armafolio comment
                                                                            nous nous acquittons de cette tâche intéres­
                      Martin Stocker                                        sante.
                      Leiter Kompetenzbereich Immobilien
                                                                            Martin Stocker
                                                                            Chef du domaine de compétences Immobilier

2   armafolio 02/18
Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
INHALT
S. 06                                                    S. 16                                                          S. 30

Verjüngungskur                                           Schweizer Robotik                                              Ausserdienststellung
für die Schweizer Marine                                                                                                von Infrastrukturen

Ziemlich genau 40 Jahre haben die Patrouillenboote       Künftig dürften vermehrt Roboter zum Einsatz kommen,           Seit Ende des Kalten Kriegs baut das VBS militärisch
der Schweizer Armee auf dem Kiel. In den nächsten        mit deren Hilfe Ersthelfer unterstützt und geschützt wer­      überzählige Infrastrukturen nachhaltig ab. Davon be­
Jahren sollen diese elf Boote vom Typ P80 (Patrouil­     den. Vor allem soll es möglich werden, den Opfern von          troffen sind in den nächsten Jahren auch 120 Anlagen
lenboot 80) durch den neuen Typ P16 (Patrouillenboot     Katastrophen schneller zu helfen. Dazu hat das VBS             der Festungsartillerie. Wer nun denkt, das Symbol für
16) ersetzt werden. Seit rund fünf Jahren arbeitet ein   ein Forschungsinstrument lanciert. Ziel ist es, die An­        die wehrhafte Schweiz werde verschlossen und dem
Projektteam, gebildet von armasuisse Mitarbeitenden      wendungstauglichkeit von Robotern in der Katastro­             Verfall preisgegeben, irrt sich: Für diese Anlagen wird
und Angehörigen der Armee, an diesem Vorhaben.           phenhilfe beurteilen zu können.                                wo möglich, zusammen mit den Kantonen und Ge­
                                                                                                                        meinden eine zivile Nachnutzung angestrebt, so dass
                                                                                                                        sie den kommenden Generationen erhalten bleiben.

armasuisse                                               Immobilien                                                     Luftfahrtsysteme
Diverses                                                 Zentrum Luftfahrtsysteme Emmen                                 Projekt «Neues Kampfflugzeug»
S. 04                                                    S. 26                                                          S. 10

Beschaffungshistorie                                     Eichen-Allee in Frauenfeld                                     Fox Three
S. 36                                                    S. 28                                                          S. 13

Meinung                                                  Ausserdienststellung
S. 39                                                    S. 30

Landsysteme                                              Wissenschaft und Technologie                                   Ressourcen und Support
Patrouillenboot                                          Schweizer Robotik                                              Einblick in den Alltag von Peter Jenni
S. 06                                                    S. 16                                                          S. 22

                                                         Cyber-Defence Campus                                           Geschäftsverwaltung
                                                         S. 24                                                          S. 32

                                                         IMPRESSUM
                                                         Herausgeber: armasuisse Kasernenstrasse 19 3003 Bern | Redaktion: Tel. 058 464 62 47, Fax 058 464 59 76, info@armasuisse.ch
                                                         Realisation und Design: by the way communications AG | Bildernachweis: Wo nicht anders vermerkt: Quelle VBS | Druck:
                                                         Druckerei AG Suhr | Auflage: 2 500 Exemplare | Nachdruck: Nur mit Genehmigung der Redaktion | Redaktionsschluss:
                                                         Ausgabe Nr. 1/2019, 25, April 2019
                                                         Titelbild: Getarnter Geschützturm der Festung Magletsch.
                                                                                                                                                                   armafolio 02/18   3
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                        IMMOBILIEN                                                            PUBLIKATION

Die Kaserne Jassbach
ist «Minergie-P-ECO»
zertifiziert
            Die Kaserne auf dem Waffenplatz Jassbach
            erhält gute Noten! Die MINERGIE Zertifizie­
            rungsstelle des Kantons Bern zeichnet den
            Neubau mit dem Minergie-P-ECO Zertifikat
            aus; eine Auszeichnung für Niedrigstener­
            gie-Bauten, die hohe Ansprüche an Qualität,
            Komfort, Bauökologie und Energie erfüllen.

            armasuisse Immobilien nimmt ihre Vor­
            bildfunktion im Energiebereich wahr und
            berücksichtigt bei der Wahl der Bauweise
            sowohl gesellschaftliche, wirtschaftliche wie
            auch ökologische Aspekte ausgewogen.

            Weitere Informationen:
            www.armasuisse.ch/nachhaltigkeit                Buch «Moore der Schweiz»
                                                                             Das Buch «Moore der Schweiz» ist im September 2018 im Verlag
                                                                             Paul Haupt erschienen und enthält unter anderem ein Kapitel zur
                                                                             Moorlandschaft auf dem Schiessplatz Glaubenberg. Die Autoren
                                                                             dieses Buches, vier Mitarbeitende der Eidgenössischen For­
                                                                             schungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), stellen der
                          A PROPOS                                           Armee und den landwirtschaftlichen Pächtern ein gutes Zeugnis
                                                                             aus. Schutz und Nutzung des Areals, basierend auf dem Programm
                                                                             «Natur Landschaft Armee (NLA)», wurden gut aufeinander abge­
Grundsätze                                                                   stimmt und haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten wesent­
                                                                             lich dazu beigetragen, dass sich die Qualität der Moore ausserhalb
der Rüstungspolitik                                                          des Waldes verbessert hat. Die Armee wird die Nutzung des
                                                                             20 km2 grossen Schiessplatzes Glaubenberg ab 2020 mit Ausnah­
                                                            Weitere Bilder
                                                              aus dem        me des Fliegerschiessplatzes Wasserfallen aufgeben, armasuisse
            Der Bundesrat hat am 24. Oktober 2018 die
                                                            Buch finden      Immobilien beabsichtigt aber weiterhin Eigentümerin zu bleiben.
            aktualisierten Grundsätze für die Rüstungs­        Sie im
                                                                             Für die Steuerung von Schutz und Nutzung des nicht mehr militä­
            politik verabschiedet, welche am 1. Januar       armafolio
                                                              E-Mag.         risch genutzten Bereichs sind künftig das Bundesamt für Umwelt
            2019 in Kraft treten. Damit will der Bundes­
                                                                             sowie die Standortkantone Obwalden und Luzern zuständig.
            rat sicherstellen, dass die Armee und weitere
            Institutionen staatlicher Sicherheit des
            Bundes rechtzeitig, nach wirtschaftlichen
            Prinzipien und auf transparente Weise mit
            der nötigen Ausrüstung und Bewaffnung
            und den erforderlichen Dienstleistungen
            versehen werden. Die Rüstungspolitik hält
            unter anderem den Umgang mit der sicher­
            heitsrelevanten Technologie- und Industrie­
            basis fest. Ferner bildet die Rüstungspolitik
            die Grundlage für Offset-Geschäfte bei
            Rüstungs­beschaffungen im Ausland. So
            müssen 100 Prozent des jeweiligen Kauf­
            preises in der Schweiz kompensiert werden.
            Gleichzeitig wird den Schweizer Unterneh­
            men der Zugang zu relevantem Know-how
            und zu Märkten geöffnet.

4   armafolio 02/18
Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
VERANSTALTUNG
                                                                                                                                                                                           DIVERSES |

                                                                                                                                                                            IMMOBILIEN

                                                                                                                                                  Watt d'Or 2019: armasuisse
                                                                                                                                                  Immobilien reicht Projekt ein
                                                                                                                                                  armasuisse Immobilien nimmt mit dem Projekt «Integration
                                                                                                                                                  von Stromproduktionsanlagen in die Bilanzgruppe VBS» am
                                                                                                                                                  Watt d'Or teil, dem Gütesiegel für Energieexzellenz, das vom
                                                                                                                                                  Bundesamt für Energie verliehen wird. Sie zeigt damit ihre
Industrieorientierung 2018: Rahmenbedingungen                                                                                                     Innovationskraft auf und unterstreicht die Vorbildbildfunktion
gestalten – heute und in Zukunft                                                                                                                  des VBS im Energiebereich.

armauisse führte auch diesen Herbst die traditionelle Industrieorientierung                                                                       Die Produktion erneuerbarer Energien fällt je nach Witterung
durch – dieses Mal zum Thema «Rahmenbedingungen gestalten». Rund                                                                                  und Jahreszeit unterschiedlich aus. So kann es sein, dass die
240 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Armee und Verwaltung folgten der                                                                          örtliche Stromproduktion den Eigenbedarf punktuell über­
Einladung von Rüstungschef Martin Sonderegger und trafen sich am 8. Novem­                                                                        steigt. Da das VBS den selbst produzierten Strom von Gesetzes
ber 2018 in der Mannschaftskaserne in Bern. Passend zum diesjährigen Thema                                                                        wegen nicht am Markt verkaufen darf, ging dieser bis anhin
wurde die am 24. Oktober verabschiedete Revision der Rüstungspolitik thema­                                                                       verloren. Die unbefriedigende Situation führte zur innovativen
tisiert. Diese enthält Neuerungen wie etwa die Ausführungen zum Umgang                                                                            Idee, die überschüssige Energie in eine
des Bundes mit der Sicherheitsrelevanten Technologie- und Industriebasis. Ziel                                                                    sogenannte Bilanzgruppe zu integrieren.
derselben ist es, in der Schweiz das minimal erforderliche Technologiewissen                                                                      Dies vergünstigt die Strombeschaffung
sowie die benötigten Industriefähigkeiten und -kapazitäten bereitzuhalten,                                                                        und macht ein aktives Steuern und
um die Einsatzfähigkeit der Armee auch in Krisensituationen zu gewährleisten.                                                                     Überwachen der Produktionsanlagen
Mit dem Chef der Armee, Korpskommandant Philippe Rebord, und Botschafter                                                                          möglich. Ein zusätzliches Plus: Der Anteil     Mehr Infos gibt’s
Erwin Bollinger, Leiter Leistungsbereich Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen SECO,                                                                  an erneuerbaren Energien beim VBS                 in der inter­
                                                                                                                                                                                                  aktiven Grafik
konnte armasuisse zwei erfahrene Persönlichkeiten als Referenten gewinnen.                                                                        steigt kontinuierlich.                           im armafolio
Sie gingen auf zukünftige Investitionsplanungen sowie auf Herausforderungen                                                                                                                             E-Mag.
bei Rüstungs­exporten in einem schwierigen politischen Umfeld ein.                                                                                Weitere Informationen: www.wattdor.ch

                                                                      A PROPOS                                                                                            VERANSTALTUNG

Dienstgipfelhöhe fliegender Systeme
Die Dienstgipfelhöhe ist die grösste Höhe, in der ein Luftfahrzeug noch gesteuert
werden kann. Dieser Wert ist jedoch nur unter bestimmten Bedingungen erreichbar
(Temperatur, Konfiguration, Gewicht) und hat operationell kaum eine Bedeutung.
                                                          Dienstgipfelhöhe fliegender Systeme
                     30000

                     25000                                                                                                                        Tag der offenen Baustelle
                     20000
                                                                                                                                                  am Guisanplatz 1
   Höhe (in Meter)

                     15000
                                                                                                                                                  Das Bundesamt für Bauten und Logistik BBL öffnete am
                                                                                                                                                  8. September 2018 die Tore für die Nachbarschaft des Verwal­
                     10000                                                                                                                        tungszentrums Guisanplatz 1. Die Anwohnerinnen und Anwoh­
                                                                                                                                                  ner durften einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich zu
                      5000                                                                                                                        Architektur, Bau und Technik des bisher grössten Bauprojektes
                                                                                                                                                  des Bundes informieren. Ausserdem lieferten das fedpol
                         0
                                                                                                                                   Dufourspitze
                                                                                                                                                  (Bundesamt für Polizei), armasuisse (Bundesamt für Rüstung),
                                             F/A-18      F-5 Tiger
                                                                                                                                                  die BA (Bundesanwaltschaft) und das BABS (Bundesamt für
                                             Hornet
                                                                      Citation
                                                                       Excel             Twin Otter
                                                                                                      Super Puma           ADS95
                                                                                                                                                  Bevölkerungsschutz) spannende Informationen
                             Wetterballon                                                 DHC-6                    DA-42
                                                                                 ADS15                                                            über ihren Betrieb und ihre Tätigkeiten.
                                                                                                        EC-635
                                            Falcon 900

                                                                                           PC-6
                                                                                                                                                  Der Tag der offenen Baustelle fand grossen
                                                                                 PC-12
                                                                                                                                                  Anklang – rund 520 interessierte Besucherinnen      Weitere Bilder
                                                                                           PC-9                                                   und Besucher kamen vorbei, besichtigten              finden Sie
                                                                                                                                                                                                      im armafolio
                                                                                                                                                  die neuen Räumlichkeiten und wollten «ihre             E-Mag.
                                                                                           PC-7
                                                                                                                                                  neuen Nachbarn» kennenlernen.

                                                                                                                                                                                                 armafolio 02/18   5
                                                                                          PC-21
Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
| Patrouillenboot 16 | LANDSYSTEME

Verjüngungskur
für die Schweizer Marine
                         Ziemlich genau 40 Jahre haben die Patrouillenboote der Schweizer Armee auf
                         dem Kiel. In den nächsten Jahren sollen diese elf Boote vom Typ P 80
                         (Patrouillenboot 80) durch den neuen Typ P 16 (Patrouillenboot 16) ersetzt
                         werden. 14 neue, grössere Schiffe einer finnischen Firma werden zum Teil in
                         der Schweiz gebaut.
                         Text: Fahrettin Calislar und Jacqueline Stampfli

6 armafolio 02/18
Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
LANDSYSTEME | Patrouillenboot 16 |

Die vier Generationen von Patrouillenbooten der Schweizer Armee vereint auf dem Vierwaldstättersee
v.l.n.r. Patr Boot URI, P 41, P 80 und P 16.

«Ein starkes             Die Schweizer Armee erneuert ihre Flotte. In den nächsten
Projektteam, ein         Monaten werden insgesamt 14 neue Patrouillenboote in
                         Dienst genommen. armasuisse erhielt den Projektauftrag für
Unternehmer,
                         die Evaluation und Beschaffung im Februar 2015. Es wurden
der gewillt war,         fünf internationale Firmen zur Einreichung von Offerten
unternehmeri­            eingeladen. Bald kristallisierte sich das Angebot einer fin­
sche Risiken zu          nischen Firma als potentieller Lieferant heraus. Projektleiter
tragen, sowie            von armasuisse und Kader des Lehrverbands Genie/Rettung/
                         ABC reisten im Sommer 2015 nach Finnland, um ein bauglei­
eng einbezogene
                         ches Boot zu testen. Aus diesen Erfahrungen entstand das
Truppen- und             Konzept Patrouillenboot 16.
LBA-Vertreter            Das neue Boot besteht aus einer Schale und Aufbauten,
seit dem Beginn          welche die Herstellerin auch in anderen Typen einsetzt. 2016     Arbeitsplatz des Bordschützen – Fire Control Unit
                                                                                          für die ­Waffenstation RWS PROTECTOR M151.
des Vorhabens            wurde ein Musterboot ausgiebig auf den Schweizer Seen ge­
                         testet. Im Februar 2018 wurde das Nullserienboot geliefert.
zeichnen dieses
erfolgreiche             Eine angemessene Lösung
Projekt aus.»            «Wir haben das Boot für truppentauglich befunden», so
                         das Fazit seitens Lehrverband Genie/Rettung/ABC. «Es liegt
Gerhard Wyttenbach,      gut im Wasser und lässt sich problemlos navigieren.» Die
Projektleiter            Motorsteuerung und die ganze Schiffstechnik samt Radar
                         entsprechen dem neuesten Stand der Technik. Neu konzi­
                         piert ist auch die Waffenstation. Während die alten Boote
                         am Bug und am Heck mit je einem Maschinengewehr 64
                         Kaliber 12,7mm ausgerüstet waren, welche manuell von
                         den Bordschützen bedient werden mussten, verfügt das
                         neue Patrouillenboot 16 über eine bereits vom ­geschützten
                                                                                          Der Radarist bedient die moderne Radaranlage.

                                                                                                                                              armafolio 02/18   7
Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
| Patrouillenboot 16 | LANDSYSTEME

Feuer frei! Einsatz der Waffenstation auf dem P 16 in voller Fahrt.

Mannschaftstransporter (GMTF) bekannte, fernbedienba­                 Erstmals offent­
re und stabilisierte Waffenstation. Die neuen Boote sind              lich zu sehen
mit 13,5 Metern deutlich länger und etwas breiter als die             gibt es die neu­
alten Patrouillenboote 80. Und sie bieten viel mehr Platz:
                                                                      en Patrouillen­
Es gibt statt wie bisher drei neu fünf Arbeitsplätze: für
den Steuermann, Navigator/Radarist, Kommandant, Fun­
                                                                      boote inklusive
ker und Schützen. Schlafplätze und eine kleine Kombüse                Transportsystem
gewährleisten einen 24-Stunden-Betrieb, welcher mehr­                 an der Messe
tägige Einsätze ermöglicht. Die Schiffe werden für Über­              SwissNautic
wachungstätigkeiten, Aufklärung, Patrouillenfahrten und
                                                                      vom 20. bis 24.
Personenrettungen eingesetzt. Sie schaffen eine Höchst­
geschwindigkeit von mindestens 65 Stundenkilometern.
                                                                      Februar 2019 in
Die neuen Boote sind für ihre Haupteinsatzgebiete, die                der Bern Expo.
Grenzseen und den Rhein, bestens geeignet.

Grünes Licht im Sommer 2018
Die Motorbootkompanie 10 erhält zehn der insgesamt 14
Boote. Um diese innert kurzer Zeit von einem Standort
zum anderen verschieben zu können, werden zehn Sat­
teltiefbettanhänger mit einem speziellen Auflagesystem                                   Auf dem Steuerhaus aufgebaute Waffenstation.
beschafft. Drei Boote stehen für die Ausbildung und als
Umlaufreserve zur Verfügung. Die Luftwaffe benützt ein
Boot für das Überlebenstraining der Piloten im Wasser im
Fall eines Absturzes. Sie hat das Musterboot bereits diesen
Sommer für die Trainings eingesetzt.

Der Bau der Boote hat begonnen
Bis Anfang 2021 soll die Erneuerung der kleinen Flotte auf den
Schweizer Seen abgeschlossen sein. Das Rüstungsprogramm
(inklusive Logistik und Infrastrukturinvestitionen) sieht für die
Beschaffung ein Volumen von 49 Millionen Franken vor. Nach
der erfolgreichen Verifikation und Erklärung der Truppentaug­
                                                                                         Blick ins Steuerhaus mit den Arbeitsplätzen (v.l.n.r.)
                                                                                         des Kommandanten, des Navigators, des Schiffführers und
                                                                                         des Bordschützen (Musterboot).
8   armafolio 02/18
Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
LANDSYSTEME | Patrouillenboot 16 |

lichkeit konnte im Juli 2018 die Serie beauftragt werden. Die     Schweizer Armee inklusive Transportsystem an der Messe
Produktion der ersten neuen Boote hat sofort danach begon­        SwissNautic vom 20. bis 24. Februar 2019 in der Bern Expo.
nen. Sechs Boote werden durch den Generalunternehmer Ma­          Im Sommer 2019 werden die ersten Schiffe getauft und der
rine Alutech Oy Ab aus Finnland montiert und in der Schweiz       Truppe übergeben. Die ersten Boote werden sogleich für die
fertig ausgerüstet. Acht Boote entstehen in Luzern, bei der       Rekrutenschule der Bootsschützen eingesetzt. Im November
Werft Shiptec AG, aus einer angelieferten Schale. Pro Boot        2019 kann ein Zug der Motorbootkompanie mit ihnen seinen
wird eine Bauzeit von drei Monaten veranschlagt. Erstmals         Wiederholungskurs absolvieren.
öffentlich zu sehen gibt es die neuen Patrouillenboote der

                                                                  Der Vorgänger P 80 wird vom neuen Modell P 16 überholt und in naher Zukunft abgelöst.

 WARUM BRAUCHT DIE SCHWEIZ BOOTE?
 Wie am Boden und im Luftraum muss die Schweiz in der Lage
 sein, ihre Rechte auf Grenz- und Binnengewässern durchsetzen
 zu können. Gegenwärtig verfügt die Armee über elf Patrouillen­
 boote, die zwischen den Rekrutenschulen und Wiederholungs­
 kursen leihweise an das Grenzwachtkorps (GWK) abgegeben
 werden. Das GWK setzt diese für den Grenzpolizei- und Zoll­
 dienst ein. Die Schweizer Armee überwacht die Grenzgewässer,
 um zu verhindern, dass diese zum Schaden des Landes benützt
 werden können. Ausserdem unterstützt die Motorbootkompa­
 nie die anderen Truppenverbände und hilft bei Seerettungen
 aktiv mit. Aufgrund des Alters der im Jahr 1982 eingeführten
 Boote, sollen sie in den verdienten Ruhestand geschickt und
 durch das neue Patrouillenboot 16 ersetzt werden, damit auch
 in Zukunft der Schutz auf unseren Gewässern gewährleistet ist.

                                                                                                                                      Weitere Bilder
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                                                                                                                                       E-Mag im
                                                                                                                                       Apple App
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             armasuisse beschafft für die Schweizer Armee 14 neue Patrouillenboote für den Einsatz
             auf den Grenzseen und dem Rhein.
                                                                                                                                          armafolio 02/18   9
Schweizer Robotik Katastrophenhilfe der Zukunft - S. 16 - Das Magazin von armasuisse / No. 02 Dezember 2018
| Projekt «Neues Kampfflugzeug» | LUFTFAHRTSYSTEME

                                                                                                         ANGABEN ZUR PERSON
                                                                                                         Darko Savic (40) ist diplomierter Ingenieur FH
                                                                                                         in Maschinentechnik, hat ein MAS FH in Projekt­
                                                                                                         management abgeschlossen und ist IPMA Level
                                                                                                         B zertifiziert. Nach Stationen als Mechaniker,
                                                                                                         Konstrukteur, Systemingenieur und Projektleiter
                                                                                                         in Schweizer Aviatik-Unternehmen ist er 2009
                                                                                                         in die armasuisse eingetreten. Von 2009 – 2014
                                                                                                         arbeitete er in der Funktion als Teilprojektleiter
                                                                                                         Produktsupport im Projekt Tiger-Teilersatz mit.
                                                                                                         Daneben führte er Projekte im Bereich F-5 sowie
                                                                                                         im Bereich der Piloten- und Fallschirmaufklärer­
                                                                                                         ausrüstung. Von 2014 – 2017 führte er in der
                                                                                                         Funktion als Projektleiter die Nutzungsdauer­
                                                                                                         verlängerung der F/A-18. Seit 2018 ist er Leiter
                                                                                                         des Projekts «Neues Kampfflugzeug».

«Das Vertrauen ineinander und
die Kommunikation untereinander
sind ausgesprochen wichtig.»
Darko Savic ist seit 2009 bei armasuisse im Kompetenzbereich Luftfahrtsysteme tätig.
Seit 2018 führt er das Projekt «Neues Kampfflugzeug». Im armafolio gibt er Einblick in
das grösste Beschaffungsprojekt des VBS aller Zeiten.
Interview mit Darko Savic geführt von Nadine Schröder

                            Das von Darko Savic geführte Projekt «Neues Kampfflug­         mit der bodengestützten Luftverteidigung Kampfflugzeuge
                            zeug» (NKF) gehört in den Kompetenzbereich Luftfahrtsys­       wie die F/A-18. Die F/A-18 erreichen aber in absehbarer Zeit
                            teme. Es ist das grösste der vier Projekte, die dem Programm   ihr Nutzungsende. Eine Verlängerung der Nutzungsdauer
                            Air2030 angehören.                                             über 2030 hinaus wäre technisch und finanziell zu aufwän­
                                                                                           dig und riskant. Die F-5 Tiger sind seit 40 Jahren im Dienst
                            Darko Savic, warum braucht die Schweiz ein neues               und im Luftkampf gegen einen modernen Gegner chancen­
                            Kampfflugzeug?                                                 los. Ebenfalls zu betonen ist, dass die Luftwaffe im Bereich
                            Zu den Aufträgen der Luftwaffe zählen die Wahrung der          der bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite
                            Lufthoheit und der Schutz des Luftraums in jeder Lage. Ge­     seit der Ausserdienststellung der BL-64 Bloodhound im Jahr
                            genwärtig benötigt sie für die Auftragserfüllung zusammen      1999 eine Lücke aufweist.

10   armafolio 02/18
LUFTFAHRTSYSTEME | Projekt «Neues Kampfflugzeug» |

Wie ist das Projekt «Neues Kampfflugzeug» aufgebaut?
Das Projekt besteht aus mehreren Teilprojekten. Dazu ge­
hören zum Beispiel die Teilprojekte Anwendervertreter,                                                                                                             Das Programm Air2030 hat den Schutz des Schweizer Luftraums
                                                                                                                                                                   über das Jahr 2030 hinaus zum Ziel. Dies soll, nebst dem neuen
Technik, Erprobung, Produktsupport, Qualität und Kom­
                                                                                                                                                                   Kampfflugzeug, mit der Beschaffung eines bodengestützten
merz. Der Anwendervertreter, in unserem Fall die Luft­                                                                                                             Luftverteidigungssystems grösserer Reichweite (Bodluv) und
waffe, hat die Anforderungen an das neue Kampfflugzeug                                                                                                             der Erneuerung der Führungs- und Einsatzzentrale (C2Air)
festgelegt, woraus die Technik in Zusammenarbeit mit                                                                                                               sowie dem Teilersatz des Radarsystems (Florako) geschehen.
dem Projektteam die technischen Anforderungen abge­                                                                                                                Für die Beschaffung des neuen Kampfflugzeuges und des bo­
                                                                                                                                                                   dengestützten Luftverteidigungssystems hat der Bundesrat
leitet hat. Die Technik stellt damit die Abstimmung mit
                                                                                                                                                                   dem VBS ein Kostendach von maximal acht Milliarden Franken
den vielfältigen Schnittstellen sicher. Die Anforderungen                                                                                                          zugesprochen.
wurden übrigens mit Hilfe der Methode «Requirements
Engineering V» erhoben – eine Methode zur Anforderungs­
erhebung bei komplexen Systemen. Die Anforderungen
                                                                                                        Zweck der
haben wir anschliessend mit einem entsprechenden IT Tool                                                                                                     Hilfe des Rechtsdiensts die Rechtskonformität der Verträge
modelliert. Das Erprobungsteam, ein Team aus Vertretern
                                                                                                        Evaluation ist                                       sicher. Ein vielfältiges Aufgabenspektrum also, welches
der verschiedenen VBS Organisationseinheiten und von                                                    es, objektive                                        eine gute Teamarbeit erfordert.
armasuisse Flugerprobung in Emmen geleitet, führt die                                                   Entscheidungs­
Erprobung durch und validiert die von den NKF-Kandidaten                                                grundlagen zu                                        Die Anforderungen an das neue Kampfflugzeug und die
spezifizierten Daten. Zu einem späteren Zeitpunkt nimmt                                                                                                      neue bodengestützte Luftverteidigung grösserer Reich­
                                                                                                        erarbeiten und
sie die Flugzeuge in Zusammenarbeit mit den Bereichen                                                                                                        weite sind festgelegt, die Offertanfragen an die Herstel­
Qualität und Technik ab. Dies mit dem Ziel das System für
                                                                                                        dem Bundesrat                                        lerländer sind übergeben. Wie geht es nun weiter?
den Betrieb zuzulassen. Weiter haben wir den Produktsup­                                                Ende 2020 das                                        Zweck der Evaluation ist es, objektive Entscheidungsgrund­
port, der die Unterstützung des Waffensystems sicherstellt,                                             für die Schweiz                                      lagen zu erarbeiten und dem Bundesrat Ende 2020 das
z.B. dessen Instandhaltung. Er ist dafür besorgt, dass das                                              am besten                                            für die Schweiz am besten geeignete Kampfflugzeug zur
Waffensystem während der Nutzungsphase, für die der                                                                                                          Typenwahl zu beantragen. Wir erwarten die Offerten von
                                                                                                        geeignete
Systemmanager der Logistikbasis der Armee verantwort­                                                                                                        den NKF-Kandidaten bis Ende Januar 2019. Aktuell haben
lich sein wird, betrieben werden kann. Der Kommerz ist
                                                                                                        Kampfflugzeug                                        die Kandidaten die Möglichkeit, uns – auf einem syste­
verantwortlich für die kommerziellen Aspekte des Projekts,                                              zur Typenwahl                                        matischen Prozess basierend – laufend Fragen zu unserer
darunter die Vertragsverhandlungen. Ferner stellt er mit                                                zu beantragen.                                       Offertanfrage zu stellen. Dazu gehören auch zwei Meetings

                                                                                                                   PL

                                                                                                                                                  Kommunikations-
                                                                                              PM Grundlagen             Industriebeteiligung
                                                                                                                                                  verantwortliche/r

                                                                                                  Projekt-                                          Technologie-
                                                                                                                           Sup port R+S
                                                                                               unterstützung                                      verantwortliche/r

                                TPL               TPL                       TPL                     TPL                       TPL                       TPL                       TPL             Systemportfolio-
                               LWM           Produktsupport               Technik                Erprobung              Anwendervertreter             Kommerz                   Qualität              manager

                                                                                                                                                                                                        TPL
                           LWM Flugzeug         PS Flugzeug              T Flugzeug              E Flugzeug                 AV Flugzeug               K Flugzeug               Q Flugzeug
                                                                                                                                                                                                     Immobilien
                                                                                                                                                                                                - TPL T
                                                                                                                                                                                                - TPL Waffen
  TP Waffen

               TPL                                                                                                                                                                              - TPL GBTS
                            LWM Waffen          PS Waffen                T Waffen                 E Waffen                   AV Waffen                 K Waffen                 Q Waffen
              Waffen                                                                                                                                                                            - TPL MSS
                                                                                                                                                                                                - TPL Produktsupport
                                                                                                                                                                                                - Sicherheit (ISDS-V)
  TP GBTS

                                                                                                                                                                                               Arbeitsteam Immobilien
               TPL
                            LWM GBTS             PS GBTS                   T GBTS                  E GBTS                     AV GBTS                   K GBTS                   Q GBTS
              GBTS
  TP MSS

               TPL                                                                                                                                                                                       TPL
                             LWM MSS              PS MSS                   T MSS                   E MSS                       AV MSS                   K MSS                    Q MSS
               MSS                                                                                                                                                                                       IKT
                                                                                                                                                                                                - TPL T
                       Arbeitsteam LWM                                                     Arbeitsteam Erprobung                                                        Arbeitsteam Qualität    - TPL Waffen
                                                                                                                                                                                                - TPL GBTS
                                            C Betrieb / Technik      C Betrieb / Technik                                       Ei nsatz              Rechtsdienst
                                                                                                                                                                                                - TPL MSS
                                                                                                                                                                                                - TPL Produktsupport
                                                                                                                                                                                                - Sicherheit (ISDS-V)
                                                                                                                                                                                               Arbeitsteam IKT
                                                 TPL LWM            Zulassungsingenieur                                   C Erprobung OEE          Transport und Zoll

                                          Arbeitsteam
                                          Produktsupport              Fachtechnische
                                                                         Berater                                         C Betrieb / Technik             Fin V
                                                                         ar KB LU

                                                                  Arbeitsteam Technik                                                           Arbeitsteam Kommerz

                                                                                                                             Ausbildung

                                                                                                                          Sicherheit (ISDS-V)

                                                                                                                                  SC

                                                                                                                    Arbeitsteam
                                                                                                                    Anwendervertreter

Das Organigramm zeigt die vielen Schnittstellen im Projektteam NKF auf.

                                                                                                                                                                                                                        armafolio 02/18   11
| Projekt «Neues Kampfflugzeug» | LUFTFAHRTSYSTEME

von insgesamt drei Tagen pro Kandidat in der Schweiz, an                                      In naher Zukunft steht uns dann die Auswertung der dazu­
denen wir dessen Fragen beantworten. Die Fragen und                                           gehörigen Antworten bevor. Parallel dazu verlaufen die
Antworten werden, sofern diese kandidatenunabhängig                                           Erprobungen, wie die Flug- und Bodenerprobungen. Ein
sind, allen Kandidaten zugänglich gemacht. Damit wollen                                       strukturiertes und regelkonformes Arbeiten ist das A und O
wir sicherstellen, dass wir vergleichbare Offerten erhalten.             Zwei Videos          für die erfolgreiche Durchführung der Evaluation.
Parallel dazu sind wir daran, die im ersten Halbjahr 2019              zum NKF sehen
                                                                       Sie im armafolio
geplanten Erprobungen vorzubereiten, darunter die Flug-                     E-Mag.
                                                                                              Welche Erkenntnisse ziehen Sie aus der bisherigen
und Bodenerprobung, die im Frühling 2019 in Payerne                                           Zusammenarbeit im Projektteam NKF?
stattfindet.                                                                                  Hier möchte ich zwei Beispiele aufführen. Erstens haben wir
                                                                                              im Team sehr viel Zeit in die Ausgestaltung der Evaluations­
Das Projektteam NKF besteht aus Mitarbeitenden, die                                           methodik investiert. Das zahlt sich jetzt aus. Die bisherigen
in unterschiedlichen Organisationseinheiten des VBS                                           Erfahrungen zeigen, dass diese robust und konsistent ist.
tätig sind. Warum ist das nötig?                                                              Zweitens konnten wir bereits fundierte Ergebnisse erarbei­
Es handelt sich um ein Grossprojekt, das über sehr viele                                      ten, indem wir im Rahmen der Initialisierungsphase organi­
verschiedene physische, prozessuale und organisatorische                                      sationsübergreifend zusammengearbeitet haben. Etwa die
Schnittstellen miteinander verknüpft ist. Dies über mehrere                                   Zusammenarbeit zwischen der Verteidigung und armasuisse
Organisationseinheiten des VBS hinweg. Allein an der Er­                                      bei der Anforderungserhebung war im Hinblick auf den Auf­
probung sind bis zu 70 Personen involviert. Die Umsetzung                                     bau eines gegenseitigen Verständnisses essentiell. So haben
eines Grossprojektes wie diesem ohne ein funktionierendes          Ein strukturiertes         wir als armasuisse die Anforderungserhebung der Verteidi­
Projektteam ist undenkbar. Oder stellen Sie sich vor, das          und regelkonfor­           gung begleitet. Umgekehrt tat sie dies bei der Formulierung
neue Kampfflugzeug wird angeliefert und kann aufgrund              mes Arbeiten ist           der technischen Anforderungen durch armasuisse.
von fehlenden Schnittstellen nicht ab der Kaverne betrieben
                                                                   das A und O für
werden! Oder das Instandhaltungsteam wurde ungenügend                                         Gibt es einen Unterschied zu anderen Projektteams, in
ausgebildet und weiss nicht, wie es mit einem Defekt am
                                                                   die erfolgreiche           denen Sie bisher mitgewirkt haben?
Kampfflugzeug umgehen muss! Es ist eminent wichtig, dass           Durchführung               Ich würde lieber auf die Gemeinsamkeiten eingehen; es
sämtliche involvierten Partner frühzeitig und eng im Projekt       der Evaluation.            erscheint mir wichtig zu erwähnen, dass ich stets in top­
eingebunden sind.                                                                             motivierten Teams mitarbeiten durfte, die alle dasselbe Ziel
                                                                                              vor Augen hatten bzw. unaufhaltsam darauf hingearbeitet
Welche Herausforderungen haben Sie bisher gemeistert                                          haben. Wenn ich schon einen Unterschied nennen muss,
und welche erwarten Sie noch?                                                                 dann jenen, dass das Programm Air2030 sehr grosses öf­
Eine der bisher grössten und zugleich spannendsten Her­                                       fentliches Interesse hervorruft. Dies hat zur Folge, dass man
ausforderungen war klar die Ausarbeitung der Anforderun­                                      jederzeit für Auskünfte erreichbar sein muss. Das Vertrauen
gen bzw. eines damit verbundenen Fragenkatalogs (Data                                         ineinander und die Kommunikation untereinander ist aus­
Request). Er enthält rund 2000 Fragen und ist ein Teil der                                    gesprochen wichtig. Auch der Wissenstransfer ist von hoher
Offertanfrage. Den Katalog haben wir mit allen im Projekt in­                                 Bedeutung, damit das Know-how auf mehreren Schultern
volvierten Partnern entwickelt. Als positiver «Nebeneffekt»                                   verteilt ist und wir bei Abwesenheiten oder in hektischen
bot diese Aktivität die Gelegenheit, sich im neu zusammen­                                    Zeiten Spitzen brechen können. Gleichzeitig dürfen wir nicht
gestellten Projektteam gegenseitig näher kennenzulernen.                                      aus den Augen verlieren, dass wir uns in einem höchst sen­
                                                                                              sitiven Umfeld bewegen und wir es mit ebenso sensitiven
                                                                                              Daten zu tun haben. Die Datensicherheit ist uns sehr wichtig.
                                                                                              Die Anforderungen an das Projektteam in diesem Bereich
                                                                                              sind ausgesprochen hoch.

                                                                                              Und wie erkennen Sie, dass all diese Massnahmen
                                                                                              fruchten – also, dass das Projektteam funktioniert?
                                                                                              Ich denke, das zeigt sich darin, dass keine Mitarbeiterin/
                                                                                              kein Mitarbeiter – egal in welcher Funktion – zögert, ihre/
                                                                                              seine Meinung kund zu tun. Jede und jeder kann und soll
                                                                                              ihre/seine Anliegen offen darlegen. Wir wollen eine Vertrau­
                                                                                              ensbasis schaffen, so dass alle Beteiligten ein gegenseitiges
                                                                                              Verständnis aufbauen und auch gute Kompromisse gefun­
                                                                                              den werden können.

                                                                                              Kommen wir zur letzten Frage: Was bedeutet Ihnen
                                                                                              persönlich das Projekt NKF?
                                                                                              Die Bedeutung für mich persönlich ist nicht relevant. Es ist
                                                                                              viel mehr die Arbeit im Projektteam, die ausschlaggebend
                                                                                              ist. Das Team ist sehr erfahren, alle Beteiligten sind topmoti­
                                                                                              viert und ziehen am gleichen Strick und was noch wichtiger
                                                                                              ist, in dieselbe Richtung! Das macht mir sehr viel Freude.
Die F/A-18 erreichen in absehbarer Zeit ihr Nutzungsende. Die F-5 Tiger sind seit 40 Jahren
im Dienst und im Luftkampf gegen einen modernen Gegner chancenlos.
12   armafolio 02/18
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Fox Three *
Die Bewaffnung der F/A-18 Hornet Kampfflugzeuge besteht aus einer
Bordkanone sowie zwei verschiedenen Luft-Luft-Lenkwaffen unter­
schiedlicher Reichweite, Suchkopf und Einsatzart. Während in der
Schweiz das Schiessen mit der Bordkanone zum Beispiel auf der Axalp
trainiert werden kann, ist der Abschuss von Luft-Luft-Lenkwaffen
aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Für solche Einsätze muss ins
Ausland ausgewichen werden.
Text: Kaj-Gunnar Sievert

* Funkspruch Pilot: Abschuss der Lenkwaffe

Schweizer F/A-18 über Nordschweden.

Einem Hornet-Piloten stehen im Luftkampf drei verschiedene      Schiesstests nötig. Auf Grund dieser Anforderungen sind nur
Waffenoptionen zur Verfügung. Neben den unterschiedlichen       wenige solche Flugversuchsgelände in den USA und in Europa
Reichweiten dieser Optionen gibt es noch andere Faktoren,       verfügbar. Die vorhandenen Testgelände werden auch von
die für den Piloten bei der Wahl eine Rolle spielen. Während    ausländischen Luftwaffen benutzt. Eine dieser Anlagen be­
die 20mm-M61A1 Gatling-Bordkanone für kurze Distanzen im        findet sich in Schweden. Vom 17. September bis 12. Oktober
klassischen Kurvenkampf – auch Dogfight genannt – eingesetzt    2018 führte ein gemischtes Team aus Spezialisten der Schwei­
wird, kommen die Infrarot-Lenkwaffe AIM-9X Sidewinder für       zer Luftwaffe, der RUAG Aerospace und der armasuisse unter
kurze und die Luft-Luft-Radarlenkwaffen AIM-120C-7 AMRAAM       letzterer Leitung das Verifikationsschiessen für die mit dem
für mittlere Entfernungen zum Einsatz. Um diese modernen        Rüstungsprogramm 2011 beschafften Lenkwaffen vom Typ
Luft-Luft-Lenkwaffen testen zu können, sind daher sehr grosse   AIM-120 C-7 AMRAAM durch. Solche Verifikationskampagnen
Schiessplätze und weiträumige Sicherheitszonen sowie mo­        sind nicht neu, so fand zum Beispiel die letzte Kampagne 2007
derne Messmittel für die Überwachung und Auswertung der         in den USA statt.

                                                                                                                        armafolio 02/18   13
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                                                                                                      Am 20. September 2018 landeten
                                                                                                      die beiden F/A-18 Hornet der
                                                                                                      Schweizer Luftwaffe von Emmen
                                                                                                      kommend in Schweden. Für den
                                                                                                      Überflug waren die beiden Jets
                                                                                                      zusätzlich mit einem Centertank
                                                                                                      und je einem Flügeltank ausge­
                                                                                                      rüstet. Jeder dieser Tanks hat
                                                                                                      ein Fassungsvermögen von 2230
                                                                                                      Pfund (rund 1300 Liter Treibstoff).
                                                                                                      Während die einsitzige F/A-18C
                                                                                                      (J-5001) als Trägerflugzeug für den
                                                                                                      Abschuss der Luft-Luft-Lenkwaffen
                                                                                                      vorgesehen war, diente die zweisit­
                                                                                                      zige F/A-18D (J-5233) als «Chase»,
                                                                                                      als Begleitflugzeug.

                                                                                                                       Die J-5001 vor
                                                                                                                       dem Einsatz. Die
                                                                                                                       instrumentierte
                                                                                                                       AIM-120C-7 ist
                                                                                                                       unter dem linken
                                                                                                                       Flügel an einem
                                                                                                                       Werfer montiert.

     Flugversuche mit dem Abschuss von Luft-Luft-Lenkwaffen sind
     komplexe Missionen und erfordern eine minutiöse Vorbe­                  Spezialisten der
     reitung. Der Grund ist einfach: Sowohl die Versuchsführung              Luftwaffe und von
     am Boden als auch der Pilot in der Luft haben genau einen               RUAG Aerospace
     Versuch. Deshalb muss alles stimmen. Im Briefing zur Mission            waren in Schweden
     kommen deshalb alle Involvierten zusammen und besprechen                dabei und massgeb­
     den Ablauf im Detail. Nur das Zusammenspiel aller Beteiligten           lich am Erfolg der
     ermöglicht eine umfassende Auswertung und letztlich die                 Verifikationsflüge
     Verifikation.                                                           beteiligt.

                                                                                                  Die J-5001 startet vom Flugplatz bei
                                                                                                  Vidsel und wird kurz darauf auf die Vid­
     Die F/A-18C J-5001 ist bereit. Die                                                           sel Test Range abdrehen. Die im nörd­
     Lenkwaffe ist unter dem linken Flügel          Das zweisitzige Begleitflugzeug (J-5233)      lichen Schweden gelegene Testanlage
     gut erkennbar. Ein F/A-18 der Schweizer        steht bereit. Es wird in einer engen          bietet auf Grund ihrer Grösse von mehr
     Luftwaffe kann je nach Konfiguration           Formation – links vom Trägerflugzeug          als 20 000 km² gesperrtem Luftraum
     und Auftrag an sechs Aussenstationen           der AMRAAM versetzt – den Abschuss            sehr gute Rahmenbedingungen für
     bis zu zehn AMRAAM mitführen.                  für die Auswertung dokumentieren.             Tests von unterschiedlichen Waffen.

14    armafolio 02/18
LUFTFAHRTSYSTEME | Fox Three |

                                                 Fox Three – Der Pilot hat eben den
                                                 Trigger gedrückt und der gezündete
                                                 Raketenmotor beschleunigt die Lenk­
                                                 waffe. Zuvor hat der Pilot sein Bordra­
                                                 dar auf das fliegende Ziel aufgeschal­
                                                 tet. Bei den Luft-Luft-Zielen handelt es
                                                 sich um die BQM-167 sowie die etwa
                                                 halb so grosse MQM-178 (Firejet) der             Sekundenbruchteile nach dem Abschuss
                                                 Firma Kratos. Beide Typen sind wie­              der AIM-120C-7 AMRAAM. Die Lenkwaffe
                                                 derverwendbare, turbojetgetriebene               hat sich vom Werfer unter der linken
Die J-5001 über den Weiten der Vidsel            Zieldrohnen.                                     Tragfläche gelöst und beschleunigt
Test Range. Die Testanlage wird von                                                               innerhalb weniger Sekunden auf rund
der Försvarets materielverk, kurz FMV,                                                            vierfache Schallgeschwindigkeit. Wäh­
betrieben. Sie ist eine schwedische Re­                                                           rend der Kampagnen wurden zwei Lenk­
gierungsorganisation und verantwortlich                                                           waffen des Typs AIM-120-7 AMRAAM auf
für die Beschaffung von Rüstungsgütern                                                            fliegende Ziele (Drohnen) abgeschossen
für die Schwedischen Streitkräfte. Das Ge­                                                        und der Flug sowie der Einsatz anschlies­
lände steht auch ausländischen Staaten                                                            send ausgewertet. Für diese Auswertung
zur Verfügung. Die Schweizer Luftwaffe                                                            wurden die Sprengstoff-Einheiten der
konnte in den vergangenen Jahrzehnten                                                             eingesetzten Lenkwaffen durch eine
schon mehrfach die Anlage in Vidsel für                                                           Instrumentierungseinheit ersetzt. Die
ihre Trainings- und Versuchskampagnen                                                             Missionen, respektive die Szenarien,
nutzen.                                                                                           waren unterschiedlich.

                                                                                                  Die einsitze F/A-18C J-5001 unterschei­
                                                                                                  det sich von den anderen F/A-18C der
                                                                                                  Luftwaffe dadurch, dass sie einige zusätz­
                                                                                                  liche Instrumente für die Aufzeichnung
                                                                                                  von Test- und Versuchsflügen enthält.
                                                 Gratulation nach dem Einsatz. Dem                Stilisierte Lenkwaffen und Drohnen-Icons
                                                 armasuisse Testpiloten Roger «Rodge»             auf der linken Seite des Cockpits zeigen
Daumen hoch! Alles hat perfekt ge­               Mathys wird der Shooter Badge durch              einen Teil der Palmarès der Maschine.
klappt. Das Verifikationsschiessen mit           Adrien Steiger, Chef des LW Maintenan­           Die erste 2018 in Schweden abgeschos­
der Lenkwaffe war erfolgreich.                   ce Teams, überreicht.                            sene Lenkwaffe ist bereits festgehalten.

Die AIM-120C-7 AMRAAM (Advanced Medium Range Air-to-Air
Missile) ist ein Radar-Luft-Luft-Lenkwaffen Modell der neuesten
Generation. Sie ist für die Bewaffnung des Kampfflugzeugs F/A-18
der Schweizer Luftwaffe bestimmt. Sie ersetzt teilweise das mit
dem Rüstungsprogramm 1992 (RP92) beschaffte Vorgängermodell
AIM-120B. Die Lenkwaffe wird primär auf Distanzen ausserhalb
des Sichtbereichs eingesetzt und ist bei jeder Wetterlage fähig,
das Ziel zu bekämpfen. Sie verfügt über einen Datenlink zum Trä­
gerflugzeug F/A-18 für die Zieleinweisung in der ersten Flugphase
sowie über ein eigenes Radar, den sogenannten Suchkopf, zur
selbstständigen Erfassung, respektive Verfolgung des Ziels in der
Endflugphase. Die neue Radar-Lenkwaffe der Schweizer Luftwaf­             Gruppenbild mit Hornissen: Das gemischte Verifikationsteam
fe ist in grosser Anzahl bei den US-Streitkräften und weiteren            aus Vertretern der RUAG Aerospace, der Schweizer Luftwaffe,
Luftwaffen eingeführt. Im Rahmen des Rüstungsprogramms 2011               des Lenkwaffen-Herstellers Raytheon, der US Air Force sowie der
wurden 180 Millionen Schweizer Franken genehmigt.                         armasuisse nach dem erfolgreichen Abschluss der Kampagne.

                                                                                                                                armafolio 02/18   15
| Schweizer Robotik im Einsatz | WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE

Protoptyp eines vierbeinigen Roboters der ETH Zürich bei der simulierten Personensuche.

Schweizer Robotik im Einsatz für
die Katastrophenhilfe der Zukunft
Künftig dürften vermehrt Roboter zum Einsatz kommen, mit deren Hilfe Ersthelfer unter­
stützt und geschützt werden. Vor allem soll es möglich werden, den Opfern von
Katastrophen schneller zu helfen. Dazu hat das VBS ein Forschungsinstrument initialisiert.
Ziel ist es, die Anwendungstauglichkeit von Robotern in der Katastrophenhilfe beurteilen
zu können.
Text: Patrizia Zwygart, Dr. Markus Höpflinger

16   armafolio 02/18
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE | Schweizer Robotik im Einsatz |

                                                                         INTERVIEW MIT DEM KOMMANDANT
                                                                         LEHRVERBAND GENIE/RETTUNG/ABC,
                                                                         BRIGADIER STEFAN CHRISTEN

                                                                         WIE HABEN SIE DEN ANLASS ERLEBT?
                                                                         Mein Feedback fällt sehr positiv aus. Es gelang, mit ARCHE einen Anlass zu
                                                                         schaffen, der von den verschiedenen teilnehmenden Parteien als gewinnbrin­
                                                                         gend angesehen wurde. Beispielsweise profitierten die Forschungspartner
                                                                         stark von unserer militärischen Infrastruktur und Expertise, während wir
                                                                         Einblick in den aktuellen Stand der Robotik-Forschung erhielten. Ganz speziell
                                                                         freut mich, dass die zivilen Forscher die Unterstützung des LVb G/Rttg/ABC
                                                                         als sehr wertvoll und die Schweizer Armee als hilfsbereit und dynamisch
                                                                         wahrgenommen haben.

                                                                         WO SEHEN SIE DEN NUTZEN FÜR DEN LVB G/RTTG/ABC?
                                                                         Durch den Anlass erhielten wir die Möglichkeit zu sehen, wozu die heutigen
                                                                         Roboter der Schweizer Forschung in der Lage sind und wie uns Robotik in
                                                                         Zukunft im Bereich der Katastrophenhilfe unterstützen könnte. Die reali­
                                                                         tätsnahe Umgebung an ARCHE vereinfachte es, Stärken und Schwächen der
                                                                         aktuellen Technologie aufzudecken und erlaubte uns, die Entwicklung besser
                                                                         abzuschätzen.

                                                                         SEHEN SIE WEITERES POTENTIAL IN ARCHE?
                                                                         Durch eine längerfristige Zusammenarbeit des Lehrverbands mit dem SDRZ er­
                                                                         warten wir eine gegenseitige, positive Beeinflussung. Die Forschungspartner
                                                                         des SDRZ erhalten durch uns Einblicke in die Herausforderungen der echten
                                                                         Anwendungen und können so ihre Entwicklung anpassen. Wir bekommen
                                                                         die Möglichkeit, Resultate der Spitzenforschung Schweiz in ausgewählten
                                                                         Anwendungsszenarien zu testen und uns auf die Zukunft vorzubereiten. Da­
                                                                         her sehen wir das Potential von ARCHE als gross an. Wir beabsichtigen eine
                                                                         regelmässige Durchführung und planen zurzeit die Fortsetzung.

                                                                                     in­­überfluteten oder brennenden Gebäudeteilen und in
                                                                                     Grossbrandumgebungen testen lässt.
                                                                                     Angehörige des Lehrverbands Genie/Rettung/ABC (LVb
                                                                                     G/Rttg/ABC) begleiteten die Tests in den simulierten
                                                                  Sehen Sie          ­Katastrophenszenarien, erklärten ihre Vorgehensweise und
                                                                    sich im           diskutierten, wie Roboter sie bei ihrer Arbeit in Zukunft
                                                                  armafolio
                                                                  E-Mag das           unterstützen könnten.
ARCHE (Advanced Robotic Capabilities for Hazardous Environ­       Video an.           Diese aussergewöhnliche Gelegenheit nutzten Forschungs­
ments) widmete sich eine ganze Woche lang den brennenden                              partner des SDRZ, wie die beiden ETHs, verschiedene
Fragen zur Beurteilung des Technologiereifegrades und der                             Schweizer Universitäten und Fachhochschulen sowie die
Anwendungstauglichkeit von Robotik für die Katastrophenhil­                           Industrie im Juli 2018. Das Übungsdorf der Schweizer Armee
fe. Das Schweizer Drohnen- und Robotik-Zentrum (SDRZ) des                             in Wangen an der Aare bot dabei die perfekte Kulisse.
VBS hatte zusammen mit dem Lehrverband Genie/Rettung/         ARCHE widmete
ABC der Schweizer Armee und der ETH Zürich die Forschungs­    sich eine ganze        Informationsveranstaltung
woche lanciert. Sie wurde mit Unterstützung des nationalen                           Während eines Tages hatten weitere Angehörige der
                                                              Woche lang
Forschungsschwerpunkts «NCCR Robotics» durchgeführt.                                 Schweizer Armee sowie Vertreter von zivilen Behörden und
                                                              den brennen­           Organisationen für Rettung und Sicherheit die Gelegenheit,
Netzwerk und Forschungswoche                                  den Fragen zu          die Aktivitäten zu besichtigen. So nahmen unter anderem
Wie findet man heraus, wie der aktuelle Stand der weltweit    Beurteilung der        Fachleute der Rega, von Schutz & Rettung Zürich, REDOG
anerkannten Schweizer Forschung im Bereich der Robotik        Anwendungs­            oder von der Alpinen Rettung Schweiz sowie von verschie­
ist und ob sich deren Resultate für den Einsatz in der Ka­                           denen Polizei- oder Feuerwehreinheiten teil.
                                                              tauglichkeit von
tastrophenhilfe tatsächlich eignen? Indem man führende                               Wer beobachtete, wie sich eine Drohne kurzerhand zusam­
Schweizer Akteure mit ihren Demonstratoren auf ein Testge­
                                                              Robotik in der         menfaltet, um selbständig durch eine kleine Öffnung in ein
lände der Armee einlädt und sie eine Woche lang ihre flie­    Katastrophen­          Gebäude zu fliegen, oder wie sich ein wurmartiges Gerät
genden, fahrenden und laufenden Roboter in ­Hausruinen,       hilfe.                 zur Personensuche durch enge Zugänge zwängt, der kam

                                                                                                                                        armafolio 02/18   17
| Schweizer Robotik im Einsatz | WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE

 DR. MARKUS HÖPFLINGER
 LEITER SDRZ UND FORSCHUNGSPROGRAMMLEITER
 «UNBEMANNTE SYSTEME/ROBOTIK», ARMASUISSE W+T

 «Mobile Roboter und intelligente Werkzeuge bieten neuartige Möglichkeiten zum Schutz
 und zur Entlastung von Rettungssoldaten. Sie können zukünftig den Menschen bei diversen
 Anwendungen im Bereich der Katastrophenhilfe unterstützen und die Effizienz und Effekti­
 vität erhöhen. Roboter sind grundsätzlich prädestiniert für Einsätze in menschenfeindlicher
 und gefährlicher Umgebung.»

                           aus dem Staunen nicht heraus. Spätestens wenn man als
                           Gast selber in ein abgesetztes Cockpit steigen und einen
                           unbemannten Schreitbagger im viele Kilometer entfernten             Weltweit erst­
                           Zürich fernsteuern oder die Beweglichkeit des Laufroboters          malig wurde die
                           «ANYmal» aus nächster Nähe beobachten kann, ist man
                                                                                               Fernsteuerung
                           vom vom Potential der Schweizer Robotikforschung für die
                           Katastrophenhilfe überzeugt.
                                                                                               einer teil­
                           Für wertvolle Hintergrundinformationen über den aktuel­             automatisierten
                           len Stand der Forschung, Limitationen und bevorstehende             Schreitmaschine
                           Herausforderungen sorgten über den ganzen Tag verteilt              von ca. 12 t
                           spannende Vorträge. Renommierte Wissenschaftler teilten
                                                                                               Gewicht über
                           ihr Wissen über laufende, fahrende, fliegende und schwim­
                           mende Roboter und nahmen Bezug zu deren Einsatz für die
                                                                                               eine Distanz
                           Katastrophenhilfe. Neben Präsentationen mit technischem             von etwa 70 km
                           Fokus wurde auch das wichtige Thema «Ethik und Robotik»             demonstriert.
                           angesprochen.

                           Beispiel 1: Ferngesteuerte Operation
                           eines Schreitbaggers
                           Weltweit erstmalig wurde die Fernsteuerung einer teilau­
                           tomatisierten Schreitmaschine von ca. 12 t Gewicht über
                           eine Distanz von etwa 70 km demonstriert. Der Roboter
                           dient dabei als hochmobile Plattform zum Mitführen von              Als Strahlungsquelle dienten handelsübliche Schweiss-Elek­
                           verschiedenen Nutzlasten und Anbaugeräten, wie zum Bei­             troden mit Thoriumzusatz, welche dank eines neuartigen
Für wertvolle
                           spiel Löffel, Greifer, Bohrer, Scheren oder Fräser.                 Sensor-Prototypen eines Schweizer Industriepartners detek­
Hintergrund­               Mögliche Anwendungen könnten das Bewegen von schwe­                 tiert werden konnten.
informationen              ren Trümmern, das Stützen von Strukturen aber auch das
über den aktu­             Feinhandling von empfindlichen Objekten beinhalten. Das             Beispiel 3: Robotischer «Wurm»
ellen Stand der            Forschungsprojekt soll unter anderem zeigen, wie sich               Ein ETH-Forschungsteam führte das auf Initialisierung des
                           solche ferngesteuerte Maschinen zur unbemannten Be­                 SDRZ entwickelte «intelligente» Werkzeug zur Unterstüt­
Forschung, der
                           seitigung von Munitionsrückständen aus Trümmerlagen                 zung von Ersthelfern bei der Versorgung und Bergung von
Limitationen               einsetzen lassen.                                                   Verschütteten vor. Der Demonstrator verfügt über elasti­
und bevorste­                                                                                  sche Segmente, welche in alle Richtungen bewegt werden
henden Heraus­             Beispiel 2: Strahlungsmessung                                       können. Zur Fortbewegung sind die Segmente mit einem
forderungen                Zur Untersuchung der Möglichkeiten des Einsatzes von klei­          Modul verbunden, das rundherum mit Raupen ausgestat­
                           nen Drohnen für die Detektion von radioaktiven Strahlungs­          tet ist. Dank moderner, additiver Fertigungsmethoden und
sorgten über
                           quellen und zur Vermessung der Umgebung initiierte das              neuartiger Materialien konnten wesentliche Teile des Robo­
den ganzen Tag             SDRZ im 2017 eine Forschungsstudie.                                 ters aus einem Stück gefertigt und der Roboter innerhalb
verteilt span­             An ARCHE zeigten die Forschenden die ersten Resultate der           von nur neun Monaten von der Idee bis zum Demonstrator
nende Vorträge.            Studie: Die Erstellung eines Strahlungskatasters aus der Luft.      umgesetzt werden.

18   armafolio 02/18
WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE | Schweizer Robotik im Einsatz |

                                                                                                                            Robotischer Wurm
                                                                                                                            beim Erkunden der
                                                                                                                            Umgebung.

v.l.n.r. Dr. Thomas Rothacher, Leiter armasuisse                                                                            Fernsteuerbare Mehrzweck­
W+T, Divisionär Claude Meier, Chef Armeestab,                                                                               maschine mit automati­
Divisionär Melchor Stoller, Mil Berater Chef VBS,                                                                           siertem Unterwagen zur
Brigadier Marco Schmidlin, Chef Armeeplanung,                                                                               Untersuchung verschiedener
Martin Sonderegger, Rüstungschef und Dr. Mark                                                                               Anwendungen im Bereich
Höpflinger, Leiter SDRZ bei einer Demonstration                                                                             der Katastrophenhilfe.
des Raupenfahrzeugs GARM II.

Solche wurmähnlichen Roboter könnten in Zukunft bei­
spielsweise in Trümmerlagen eingesetzt werden, um Erst­
helfer bei der Lokalisierung von Verschütteten, aber auch
bei der Versorgung mit Wasser oder Atemluft zu unter­
stützen.

               POTENTIELLE EINSATZGEBIETE DER SCHWEIZER ROBOTIK
               Das Spektrum für den Einsatz von Robotik in der Katastro­
               phenhilfe ist beeindruckend. Es ist möglich, dass Roboter
               den Menschen in Zukunft unterstützen, beispielsweise bei
               Brandbekämpfung, bei der Personensuche, beim Freilegen
               von Eindringpunkten, bei der Detektion und Beseitigung von                                                   Kleine Drohne mit
               chemischen, biologischen oder radioaktiven Gefahrenquellen,                                                  einem Detektor-
               bei der Versorgung oder Bergung von Verschütteten. Roboter                                                   Prototypen für
               können aber auch allgemein zur Verbesserung des Lagebildes                                                   radioaktive Strahlung
               oder als Kommunikations-Hilfsmittel dienen.                                                                  beim Flug über der
                                                                                                                            Strahlungsquelle.

                                                                                                                                   armafolio 02/18   19
KOMPENSATIONSGESCH
Kompensationsgeschäfte (Offset)
Wenn die Schweiz Rüstungsgüter im Ausland beschafft, wird der ausländische Hersteller in aller Regel verpflichtet, die Vertragssumme zu 100% durch
wirtschaftliche Beteiligung der schweizerischen Industrie auszugleichen. Für solche Geschäfte werden die Begriffe Kompensationsgeschäfte, Offset oder
Industriebeteiligungen verwendet. Weiter wird zwischen direkten und indirekten Kompensationsgeschäften unterschieden:

Direkt                                                                             Indirekt
Unter direkter Industriebeteiligung werden primär Geschäfte                        Indirekte Industriebeteiligung bezieht sich nicht direkt auf die
verstanden, die direkt mit der betreffenden Rüstungsbeschaffung                    betreffende Rüstungsbeschaffung bzw. auf das zu beschaffende
respektive mit dem zu beschaffenden Rüstungsgut in Verbindung                      Rüstungsgut. Die betreffenden Hersteller verpflichten sich, in
stehen. Schweizer Firmen werden hier direkt an der Herstellung                     ausgewählten Industriebranchen Güter oder Dienstleistungen von
des Produktes beteiligt.                                                           Schweizer Firmen einzukaufen, respektive ihnen zusätzliche Auf-
                                                                                   träge zu verschaffen.

Prozess
Die Abwicklung von Kompensationsgeschäften im Rahmen des Beschaffungsprozesses ist in fünf Phasen unterteilt:

 Konzeption                             Vertragsentwurf                      Vorbereitung                             Umsetzung

 • Analyse der Beschaffung              • Vorbereitung Beschaf-              • Verhandlung Beschaf-                   • Der Generalunterneh-
 • Erfüllung der Kriterien                fungs- und Offset-Ver-               fungs- und Offset-Ver-                   mer erteilt Schweizer
                                          trag                                 trag                                     Unternehmungen
 • Erste Vorgaben (Offset-                                                                                              Aufträge und erbringt
   konzept/Reporting)                   • Evaluation der Angebo-             • Evaluation der Angebo-
                                          te der Anbieter                      te der Firmen                            Nachweis über Durch-
 • Weitergabe an Unter-                                                                                                 führung und Umfang
   nehmer bzw. Industrie-               • Festlegung des Umfangs                                                        von Offset-Geschäften
   partner                                von direkten und indi-
                                          rekten Kompensations-                                                       • Operatives Controlling
                                          geschäften                                                                    von armasuisse und
                                                                                                                        Offset-Büro Bern

                                                                                    armasuisse
                                                                                                                                      Offset-Büro

Regionale Verteilung                                           Anteil STIB                                                      Industrieberei
Es wird eine regionale Verteilung in den drei Sprachre-        Technologien der Sicherheitsrelevanten Technologie-              Für die Kompensationsgesch
gionen der Schweiz angestrebt:                                 und Industriebasis (STIB) werden aufgelistet und von             Güter und Dienstleistungen,
                                                               armasuisse bestimmt.                                             folgender Bereiche der schw
                                                                                                                                in Frage:

                                                                                   60%
                                                               der gesamten Offset-Verpflichtung müssen mit der
                                                               sicherheitsrelevanten Technologie- und Industriebasis              Maschinen                 Met

                             65%                               Schweiz (STIB) realisiert werden. Darin enthalten ist
                                                               auch der direkte Offset.

     30%
                                5%
                                                                                                                                     Optik                  Uhr

                                                                                                                                  Gummi und             Chem
65 Prozent in der deutschsprachigen, 30 Prozent in der                                                                              Plastik
französischsprachigen und 5 Prozent in der italienisch-
sprachigen Schweiz.

                                                                                                                                             Informatik /
                                                                                                                                               Software
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