Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020

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Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
129. Jahrgang
                        Heft 1
                                 Sektion Tübingen
                   März 2020     des Deutschen Alpenvereins
www.dav-tuebingen.de
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Über Geld sprechen
ist einfach.

                         Weil die Sparkasse
                         nah ist und auf Geld-
                         fragen die richtigen
                         Antworten hat.

                                 Wenn‘s um Geld geht

  www.ksk-tuebingen.de
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Liebe Bergfreundinnen und Bergfreunde,
                                                 das aktuelle Tourenjahr der Sektion ist derzeit
                                                 vor allem mit den Winter- und Kletterangeboten
                                                 voll im Gange, das Interesse an den angebotenen
                                                 Touren und Kursen ist überwältigend. Trotz des
                                                 sehr reichhaltigen Angebotes waren manche Tou-
                                                 ren oder Veranstaltungen bereits nach wenigen
                                                 Minuten ausgebucht. Durch organisatorische und
                                                 technische Maßnahmen konnten wir eine Über-
                                                 lastung der Server verhindern. Bitte bedenkt: Oft
                                                 sind die Chancen auf der Warteliste gar nicht so
                                                 schlecht, doch noch an der gewünschten Veran-
                                                 staltung teilnehmen zu können, da kurzfristige
                                                 Rücktritte von Teilnehmer*innen keine Seltenheit
                                                 sind.
                                                 Zwischen den Württembergischen Sportbund (WLSB) und den DAV Sektionen in
                                                 Baden-Württemberg ergaben sich Ende 2019 gravierende Veränderungen. Bis
                                                 dato wurde dem WLSB die Mitglieder der „Sportabteilung“ unserer Sektion gemel-
Nachrichten der Sektion Tübingen
                                                 det. Wer waren die Mitglieder in der Sportabteilung laut unserer Satzung §13? Es
des Deutschen Alpenvereins                       waren alle „Aktiven“ wie Teilnehmer*innen am Tourenprogramm, in den Gruppen,
129. Jg., Heft 1/2020                            die Übungsleiter*innen usw.
Herausgeber: Sektion Tübingen,
1. Vorsitzender: Dieter Porsche                  Diese über Jahrzehnte bestehende Vereinbarung mit dem DAV wurde vom WLSB
BG Hechingen, 1. Vorsitzender: Walter Müller     im letzten Herbst zum 31.12.2019 aufgekündigt. Zukünftig ist eine Mitgliedschaft
Geschäftsstelle der Sektion Tübingen             im Sportbund nur noch bei Meldung aller Mitglieder einer Sektion möglich. Der Vor-
Anschrift (Herausgeber und Redaktion)
                                                 stand musste daher über die weitere Mitgliedschaft im WLSB entscheiden und hat
Kornhausstraße 21, 72070 Tübingen
Tel.: 07071 23451, Fax: 07071 252295             sich für eine Vollmeldung aller Mitglieder der Sektion ausgesprochen.
Geschäftsführer: Matthias Lustig
Leiterin der Geschäftsstelle: Bärbel Morawietz   Die finanzielle Zusatzbelastung für die Sektion hält sich dabei aber in Grenzen, weil
Mitarbeiterin der Geschäftsstelle: Bärbel Frey   der WLSB-Beitrag pro Mitglied in Verhandlungen zwischen dem DAV Landesver-
E-Mail: info@dav-tuebingen.de
Internet: www.dav-tuebingen.de                   band Baden-Württemberg und dem WLSB um fast 80% reduziert werden konnte.
Öffnungszeiten:                                   Diese Senkung wurde durch den Wegfall der Beitragsrückflüsse an den DAV Lan-
Di/Fr         10:00 – 11:30 Uhr                  desverband und der Sportversicherungsbeiträge ermöglicht.
Di/Do         17:00 – 19:00 Uhr
Sa            11:30 – 13:00 Uhr
                                                 Die Fortsetzung der Mitgliedschaft im WLSB ist für die Sektion und ihre Mitglieder
Bibliothek Do 17:00 – 19:00 Uhr
Vereinsheim: Krumme Brücke
                                                 ein wichtiger Faktor. Sie ist die Voraussetzung für die Teilnahme der Aktiven am
Kornhausstr. 21, 72070 Tübingen                  Wettkampfsport und an den Aus- und Fortbildungsangeboten des DAV Landes-
                                                 verbandes. Auch die Zuschüsse für die Trainer*innen sowie die Fördergelder für
Bankverbindung:
IBAN: DE18 6415 0020 0000 0472 52                Kletteranlagen durch den WLSB und die kommunale Förderung bleiben damit im
BIC: SOLADES1TUB                                 vollen Umfang erhalten.
Redaktion/Layout/Druck:
Redaktionsteam:                                  Sportpolitisch gewinnt sowohl der DAV Landesverband – der damit drittgrößter
Redaktion@dav-tuebingen.de                       Sportfachverband in Württemberg ist – sowie die Sektion an Bedeutung. Die Fra-
Anzeigenleitung: Bärbel Morawietz
Herstellung: Druckerei Maier, Rottenburg
                                                 ge ist, bedeutet das einen Identitätsverlust der Sektion als Bergsteigerverein?
Erscheinungsweise: vierteljährlich,              Nach 150 Jahren bezeichnet sich der Deutsche Alpenverein weiterhin als größter
das Heft 2/2020 erscheint im Juni 2020
Redaktionsschluss für Heft 2/2020:               Bergsteigerverein der Welt. Allerdings sind die Tätigkeitsfelder des DAV und seiner
31. März 2020                                    Sektionen vielschichtig und breit gefächert. Der DAV ist nicht nur Bergsteigerver-
Bezugspreis: 1 Euro/Ausgabe, im Mitglieds-
beitrag enthalten.
                                                 ein sondern auch Naturschutzverband – in Baden-Württemberg sogar der größte
                                                 staatlich anerkannte Naturschutzverband –, sowie Wanderverein, Kulturverein und
Manuskripte werden gern entgegengenom-           obendrein Sportverein.
men. Mit der Einsendung gibt der Verfasser
die Zustimmung zur Veröffentlichung und
zur redaktionellen Bearbeitung. Artikel, die
                                                 Das DAV Boulderzentrum hat sich in den letzten Jahren zu einem zentralen Treff-
mit Namen gekennzeichnet sind, geben nicht       punkt für Jung und Alt etabliert. Auch dadurch hat es keinen Identitätsverlust der
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.      Sektion gegeben. Im Gegenteil: Es konnten damit viele neue Mitglieder gewonnen
Die Nachrichten und alle darin enthaltenen
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.     werden.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
schriftlicher Genehmigung durch den Verein.                                                    Euer Dieter Porsche, 1. Vorsitzender
Titelbild: Auf der Hochtour im Mont-Blanc-
Gebiet. Bild von Johannes Schwenck

          ID-Nr. 1982524

                                                                                                                                   1
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Auf der Loipe ins Fextal beim Winterspaß im Engadin.
Bild: Hans Reibold
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Tourenberichte
                           Skitourenhochkurs für Fortgeschrittene                   6
                           Basis-Eiskurs Wiesbadener Hütte                          8
                           Wanderwoche im Val de Camp                              13
                           Winterbiwak im Bregenzer Wald                           17
                           Wanderung zum „Märchensee” bei Wendelsheim              20
                           Auf den Spuren der Walser vom Wallis ins Tessin         22
                           Drei-Täler-Wanderung oder auf den Spuren der Muri-Mönche 27
                           Sportkletterausflug Hochschwarzwald                      28
                           Basiskurs Hochtouren im Montafon                        30
                           Botanische Exkursionen im Lechtaler Bergfrühling        34
                           Sentiero Alpino Calanca                                 38
                           GTA – Grande Traversata delle Alpi, Etappe 1–10         41
                           Jubiläumstour Tübinger Hütte                            44
                           Bouldern im Wasserwald in den Nordvogesen               46
                           Klettertag am Rossfeld                                  47
                           Mairatalweg – Percorsi Occitani                         48
                           Dolomiten-Sahneschnitten...                             52
                           Hochtour auf den Piz Morteratsch und Piz Tschierva      54
                           Aventura Anden – Partnerschaft zwischen JDAV und CAWAY 56
                           Winterfelsen – Teil 2                                   58

                      Interessantes aus Verein und
                      Geschäftsstelle
                           Einladung zu zwei Mitgliederversammlungen
                           der DAV Sektion Tübingen                                 4
                           DAV-Weihnachtsmarktstand                                11
                           Aktion Cleanup Day der JuMa                             12
                           Spender 2019                                            18
                           Geburtstage 1.+2. Quartal 2020                          19
                           Unsere Sektionspartner                                  24
                           Mit Bus und Bahn in die Berge                           26
                           Wir gedenken unserer Verstorbenen                       37
                           Kletter- und Boulderprogramm für den Sommer             42
                           Jugendreferat der Tübinger JDAV                         50
                           Fridays For Future in Tübingen                          51
                           „querbeet” – Infos aus dem Referat „Natur und Umwelt”   60

Bild: DieterPorsche                                                                 3
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Einladungen zu zwei Mitgliederversammlungen
der DAV Sektion Tübingen

Liebe Mitglieder der DAV Sektion Tübingen,
ihr findet auf dieser Seite gleich zwei Einladungen zu Mit-   Herzliche Einladung
gliederversammlungen, die in relativ kurzem Abstand zu       zur außerordentlichen Mitglieder-
einander stattfinden.                                         versammlung
Der Grund liegt darin, dass der Vorstand der Sektion vor     der DAV Sektion Tübingen
etwa einem Jahr beschlossen hat, den Verkauf von Haus
Matschwitz zu prüfen und anzugehen. Wir bitten euch                                Fr., 13. M
                                                                                              ärz 2020
                                                                                   Uhlands             , 19 Uhr
jetzt in einer zusätzlichen außerordentlichen Mitglieder-                                   aal Kino
                                                                                   Wilhelms          Museum
versammlung um die Zustimmung zum Verkauf von Haus           Tagesordnungs-                 traße 3
                                                                                  72070 T
Matschwitz an die illwerke vkw AG für 6,43 Mio. €.           punkte:                       ü bingen
In den letzten 7 Jahren hat die Sektion Tübingen ca.                  1. Begrüßung
6,5 Mio. € in Bauprojekte im Montafon und in Tübingen                  2. Informationen über Verkauf Haus
investiert. Auf Grund der Zahlungsverpflichtungen im Zu-                   Matschwitz
sammenhang mit dem Kapitaldienst für die Finanzierun-                  3. Fragen und Austausch
gen waren die vergangenen Jahre finanziell angespannt
                                                                       4. Beschluss über Verkauf Haus
und eine adäquate Rücklagenbildung für zukünftig not-
                                                                          Matschwitz
wendige Erhaltungsmaßnahmen kaum möglich. Nicht
zuletzt deswegen entwickelte sich im Vorstand die Idee,                5. Anträge
Haus Matschwitz zu verkaufen und damit einen Großteil                  6. Verschiedenes
der Schulden abzubauen und finanzielle Spielräume für
zukünftige Vereinsaktivitäten zu schaffen. Aber auch wei-     Weitere Details zur Mitgliederversammlung sind
tere Gründe sprechen aus Vorstandssicht für den Verkauf:     seit 19.02.2020 auf der Homepage der Sektion
                                                             Tübingen unter www.dav-tuebingen.de einzusehen.
Ŀ;į7ĬĒĮĪďēıĮ7į*ı9Ē7đĮ;59Ē7
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Im Sommer, als die Vorarbeiten soweit waren, dass Kon-
takt mit möglichen Interessenten aufgenommen werden
konnte, wurden der Beirat und weitere Gruppierungen
des Vereins über das Vorhaben informiert.
In den letzten Monaten gab es mehrere Gespräche mit
potenziellen Interessenten in unterschiedlicher Vertiefung
und wir haben uns jetzt mit einem Partner über die Eck-
punkte eines Kaufvertrages geeinigt.
Die illwerke sind bereit, Haus Matschwitz für 6,43 Mio.
Euro von der Sektion zu kaufen. Der Kaufvertrag liegt seit
Ende Januar als Entwurf vor und wird im Laufe des Feb-
ruars von beiden Parteien geprüft.
Wir sind der Meinung, dass wir als Sektion damit für
Haus Matschwitz einen sehr guten Preis erzielen. So hat
sich auch der große Aufwand der Sanierung von Haus
Matschwitz für die Sektion absolut gelohnt.
Wenn wir nun die finanziellen Verpflichtungen berücksich-
tigen, die mit Haus Matschwitz und dessen Verkauf in
Zusammenhang stehen – z.B. Entschuldung, Rückzah-
lung von Zuschüssen, Steuern – bleiben dem Verein ca.
3,5 Mio. Euro als Erlös.
Ein für uns alle wichtiges ema ist die weitere Zukunft       Herzliche Einladung
von omas Amann als Pächter von Haus Matschwitz.              zur Mitgliederversammlung
Auch in den Gesprächen mit den illwerken wurde das von        der DAV Sektion Tübingen
unserer Seite thematisiert. Die illwerke stehen einer Fort-
führung des Pachtverhältnisses mit omas Amann über                                    Fr., 08. M
                                                                                                  ai 2020,
den bestehenden Pachtzeitraum hinaus positiv gegen-                                    B12, Bis             19 Uhr
                                                                                                 marckst
                                                                                      in der Tu           raße 14
über. Es wurde eine Zusatzvereinbarung zum Kaufvertrag                                          rn- und S         2
                                                                                     der Präv             porthalle
entwickelt, die diese feste Absicht auch schriftlich fixiert                                    entionss
                                                                                     Tübingen           portgrup
und die von allen drei Parteien unterschrieben werden soll.   Tagesordnungs-                                      pe
                                                              punkte:
Wenn die Mitgliederversammlung den Verkauf beschließt,
                                                                       1. Begrüßung
wird der Aufsichtsrat der illwerke Ende März über den
Kauf abstimmen.                                                         2. Geschäftsberichte
                                                                        3. Jahresrechnung 2019
Parallel zur Vorbereitung des Verkaufs hat auch die Ideen-
entwicklung und Meinungsbildung zur Verwendung des                      4. Entlastung des Sektionsvorstandes
Erlöses aus dem Verkauf begonnen. Mitte Februar fand
                                                                        Pause und Imbiss mit Infoständen aus
ein erster Workshop dazu mit interessierten Aktiven der
                                                                        den Referaten
Sektion statt (Die Ergebnisse lagen zur Drucklegung noch
nicht vor). Wir möchten – ein positiver Verkaufsbeschluss               5. Satzungsänderung: Auflösung der
vorausgesetzt – diese Überlegungen gerne mit euch im                       Fachsportabteilung Alpinistik und
Anschluss an die außerordentliche Mitgliederversamm-                       kleinere Anpassungen
lung teilen und vertiefen.
                                                                        6. Mitgliedsbeitragsanpassung
Viele Grüße                                                             7. Voranschlag 2020
Der Vorstand der Sektion                                                8. Anträge
                                                                        9. Verschiedenes

                                                              Weitere Details zur Mitgliederversammlung, wie
                                                              bspw. die Synopse der Satzungsänderung sind
                                                              spätestens am 16.04.2020 auf der Homepage der
                                                              Sektion Tübingen unter www.dav-tuebingen.de ein-
                                                              zusehen. Wer hierauf keinen Zugriff haben sollte,
                                                              aber Interesse an den Unterlagen hat, setzt sich
                                                              bitte mit der Geschäftsstelle direkt in Verbindung.
                                                              Anträge sind bis zum 24.04.2020 schriftlich an die
                                                              Geschäftsstelle zu richten.
                                                                                Dieter Porsche, 1. Vorsitzender

                                                                                                                    5
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Skitourenhochkurs
                                                                   für Fortgeschrittene

                                        geschritten“ im Mont-Blanc-Gebiet            unsere Sauerstoonzentration in der
„Die gute oder die schlechte Nach-      nahe Chamonix saßen wir lange über           Fingerspitze. „82% O2, da würde man
richt zuerst?“, fragt Elke in die       Karten und Führer gebeugt. Da es             im Krankenhaus schon über Sauer-
Runde. „Die gute!“, rufe ich begeis-    keine geführte Ausfahrt, sondern ein         stoffzufuhr nachdenken, aber wir sind
tert und Elke erzählt: „Wir können      Kurs war, legten Elke, Oli und omas         ja gerade auf 3.500 m, da ist das ganz
uns den Aufstieg am ersten Tag          stets viel Wert darauf, dass wir ler-        normal“, erklärt uns Elke am nächsten
zum Refuge d‘Argentière etwas           nen, wie man eine gute Tourenpla-            Tag. „Und wer von euch seinen Ruhe-
erleichtern. Auf der Karte habe ich     nung macht. So waren auch wir es,            puls kennt, merkt jetzt auch, dass
gesehen, dass wir ein Stück davon       die schließlich feststellten, dass die       dieser erhöht ist. Wir akklimatisieren
mit der Seilbahn fahren können.“        geplante Ankunft auf der Hütte um            uns.“
„Cool! Und die schlechte?“ „Diese       14 Uhr minus Aufstiegszeit und Tech-
Seilbahn ist letzte Saison abge-                                                     Drei Nächte bleiben wir im Refuge
                                        nikpausen, minus 6 h Autofahrt eben          d’Argentière. Morgens stehen wir früh
brannt…“.                               Abfahrt um 2 Uhr nachts ergibt.              auf, frühstücken Cornflakes mit Milch-
                                        Die Hütten sind einfach hier oben.           pulver und Brot. Dann geht’s los auf
Mit großen Augen und gleichmäßigem      Groß und modern gebaut, aber auch            Tour bis zum Mittag, und nachmittags
Atem stiefeln wir langsam den weiten    kalt und zweckmäßig. Sie werden mit          folgt eine Technikeinheit oder Übung.
Gletscherflächen auf über 2.500 m        dem Helikopter versorgt, fließendes           Am ersten Tag üben wir die Spalten-
Höhe entgegen. Immer wieder gleitet     Wasser gibt es nur selten. So waschen        bergung. Nachdem wir eine geeignete
der Blick zurück ins Tal, das langsam   wir unsere vom Aufstieg heißen Gesi-         Stelle gefunden und eine Hintersiche-
unter einer Wolkendecke verschwin-      chter im Schnee und fallen am Abend          rung gebaut haben, hüpft Oli mutig
det, und dann gleich wieder nach        des ersten Tages erschöpft in unser          über die Kante. Was für ein Erlebnis,
vorne auf die spitzen, dunklen Fels-    Lager. Beim Einschlafen spüre ich            die Gefahrensituation so nachzustel-
zacken. „Wahnsinn!“, sage ich als wir   mein Herz pochen. Von 341 m auf              len. Ein bisschen aufgeregt sind wir,
eine Fotopause einlegen. „Wenn wir      2.771 m an nur einem Tag, da hat             aber kurze Zeit später atmen wir
dieses Foto später jemandem zeigen,     der Körper was zu schaffen, oder ist          durch, als Oli wieder neben uns steht.
könnten wir genauso gut behaupten,      es die Aufregung der bevorstehenden
                                                                                     Am nächsten Tag befestigen wir am
wir waren in Patagonien.“               Tage?
                                                                                     Grat oben ein Seil und üben nachein-
Der Wecker hatte mitten in der Nacht    Elke ist Ärztin und auch in ihrer Freizeit   ander uns abzuseilen und am Seil mit
geklingelt. Abfahrt in Tübingen um      voller Begeisterung für die Physiologie      Pickel und Steigeisen wieder hoch-
2 Uhr nachts – was haben wir uns        des Körpers. Ein bisschen schmunzeln         zukommen. Unsere Tourenführer er-
nur dabei gedacht? Bei der Touren-      müssen wir schon, als sie einen Puls-        klären uns genau, worauf man achten
planung für den ersten Tag unseres      oxymeter aus dem Rucksack zieht,             muss und wie man kraftsparend hoch-
Abenteuers „Skihochtourenkurs fort-     und messen einer nach dem anderen            kommt.

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Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
ist eine große, sehr moderne Hütte.       Der nächste Tag ist schon unser letz-
                                         Leider gab es Probleme mit den Sani-      ter. Zum Glück ist Stefan wieder fit
                                         täranlagen, da blieb uns nichts ande-     genug für die Abfahrt, die uns von
                                         res übrig, als aufs Winterraumplums-      über 3.000 m wieder zurück ins Tal
                                         klo zu gehen … wieder um eine             bringt. Zurück in den Frühling, der
                                         Erfahrung reicher. Vielleicht war es      Mitte April schon voll zugange ist.
                                         das, was Stefan aus den Latschen          Als wir im Auto sitzen, ist es schwer
                                         gehauen hat, jedenfalls muss er am        vorstellbar, dass wir wenige Stunden
                                         nächsten Tag im Bett bleiben, und wir     zuvor noch 2.000 m höher in einer
                                         ziehen ohne ihn weiter. Über den Grat     komplett anderen Welt waren. Dass
                                         rüber in die Schweiz und unserem          uns eben noch kalte Gletscherluft um
                                         Höhepunkt entgegen, der Aiguille du       die Nasen wehte, und sich endlose
                                         Tour. Ich bin froh, dass wir an den Ta-   weiße Weiten in den Gläsern unserer
                                         gen zuvor Technikübungen gemacht          Sonnenbrillen spiegelten. Mit einem
                                         haben, denn nun kommt alles zum           fetten Grinsen drehen wir die Köpfe
                                         Einsatz. Wir lassen unsere Ski un-        nochmals, bevor der Gletscher hinter
                                         term Gipfel zurück und arbeiten uns       der nächsten Kurve verschwindet.
                                         mit Pickel, Steigeisen und Seil hoch.     Und selbst dann hört das Grinsen
                                         Der Ausblick raubt einem den Atem:        nicht auf, aus unseren Köpfen werden
                                         gigantische Gletscherweiten, Fels-        diese Bilder nicht verschwinden. „Was
                                         zacken, in denen sich Wolkenfetzen        für ein unglaubliches Erlebnis!“, denke
                                         verhängen, die tief stehende Sonne.       ich noch, bevor mir schon die Augen
                                         Es ist wunderschön! Abends im Lager       zufallen.
                                         falle ich erschöpft in mein Bett, aber                      Text: Victoria Eiperle
                                         wenn ich die Augen schließe, sehe ich                Fotos: Johannes Schwenck,
                                         weiße Berge.                                      Marek Maier und omas Hess
Am Morgen des nächsten Tags pa-
cken wir unsere Rucksäcke bis oben
voll, heute wollen wir ins nächste Tal
zum Refuge Albert weiterziehen und
müssen alles Gepäck mitnehmen.
Ziemlich schwer die ganze Ausrüs-
tung. Aber wir gehen langsam und
stetig und beim Anblick der ersten
Felszacken und Gletscher ist das Ge-
wicht vergessen. Das Refuge Albert

                                                                                                                         7
Sektion Tübingen des Deutschen Alpenvereins - Jahrgang Heft 1 März 2020
Basis-Eiskurs Wiesbadener Hütte

               Auf den toten Mann ist Verlass. Ist er   sicheren Stehplatz zu verschaffen.
               erst einmal perfekt vergraben, reißt     Das gehört sicher zu den verblüffends-
               ihn so schnell nichts mehr aus dem       ten Erkenntnissen, die wir neun Teil-
               Schnee. Beeindruckend einfach und        nehmer des Basis-Eiskurses mit nach
               beeindruckend wirkungsvoll. Eispickel,   Hause genommen haben. Darüber
               Eisschraube, Karabiner und Bandschlin-   hinaus haben wir vier großartige Tage
               gen reichen also aus, um sich auch       in Firn, Felsen und Eis mit einigem
               noch an der steilsten Eisflanke einen     Nervenkitzel und einem wunderbaren
                                                        Team bestehend aus Frank Diether,
                                                        omas Hess und Bärbel Blaum er-
                                                        lebt.
                                                        Begonnen hat alles um fünf Uhr mor-
                                                        gens am Sportinstitut in Tübingen.
                                                        Während die Unistadt in der glühen-
                                                        den Sommerhitze vor sich hin brütete,
                                                        wanderten wir in der frischen Bergluft
                                                        am Silvretta-Stausee entlang hinauf
                                                        zur Wiesbadener Hütte. Eindeutig das
                                                        bessere Los hatten wir da gezogen.

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Der erste Tag: Nach einiger Überwin-     ter unvermutet da und hüllte die Welt
dung ein Mordsspaß beim kontrollier-     in weißen Nebel. Jetzt musste alles
ten Fallen in den Firn. Die Mutigsten    schnell gehen. Zwei Seillängen hinab
stürzten sich sehr schnell mit Kraft     über die steile Eisflanke, die Hand
kopfüber den Hang hinab, um wenig        am Seil, Schritt für Schritt in den Ab-
später Kopf nach oben in Liegestütz-     grund. Es blitzte und donnerte. Wind
haltung gekonnt abzubremsen. Schnell     wehte uns Graupelkörner ins Gesicht.
gelernt und hoffentlich nie wieder        Unser souveräner Trainer omas
vergessen. Auch den toten Mann           blieb ruhig. Kein Grund zur Panik
haben wir gleich am ersten Tag ken-      also, einfach immer weiter absteigen,
nengelernt. Und wir wissen nun auch,     Standplatz bauen, weiter absteigen,
dass man ihn eigentlich aus psycholo-    Seilschaft bilden, weiter laufen. Als die
gischen Gründen nicht mehr so nennt,     gefährlichste Stelle vorüber war, bes-
sondern T-Anker dazu sagt.               serte sich das Wetter. Der Rückweg
                                         zur Hütte war für unsere Seilschaft
Der Eispickel im Firnhang, riesige
                                         kein Problem mehr.
Wolkengebilde am Himmel: Vom ers-
ten Tag an zauberte die instabile Wet-   Anders sah es allerdings für die zwei
terlage eine riesige Wolkenformation     weiteren Seilschaften aus, die das Sig-
nach der anderen, fast wie im Lehr-      nalhorn bestiegen. Das Wetter holte
buch für alpines Wetter. Immer wie-      sie in noch gefährlicherer Lage ein. Ge-
der zwang es uns aber, den Rückzug       fühlt 20 Sekunden seien sie auf dem
anzutreten. Am ersten Tag hatten wir     Gipfel gewesen, berichteten abends
immerhin noch Zeit, das geplante Pro-    Frank Diether und Bärbel Blaum. An
gramm abzuschließen.                     Abstieg war nicht zu denken, das
                                         Gewitter erwischte sie voll oben am
Steigeisen-Handball auf dem Eis –
                                         Grat. Eine Stunde lang harrten die
Franks großartige Idee am zweiten
                                         zwei Seilschaften sitzend aus, bevor
Tag ließ uns schnell vergessen, auf
                                         auch sie endlich die Wetterverbesse-
welchem Gelände wir uns eigentlich
                                         rung für den Abstieg nutzen konnten.
bewegten. Aus den ersten zögerli-
                                         Am Ende waren wir wieder alle auf der
chen Schritten wurden so spielerisch
                                         Hütte zusammen, aufgewühlt vom
sichere Schritte auf dem Gletschereis.
                                         Erlebten und erschöpft von der Tour.
Im anschließenden Parcour, den un-
                                         Viel gelernt haben daraus alle, die Teil-
sere Teamleiter für uns aufgebaut hat-
                                         nehmer und die Ausbildungsleiter.
ten, standen wir zum ersten Mal nur
auf den vorderen Steigeisen-Zacken       Die Selbstrettung aus der Gletscher-
im Hang und hieben den Pickel ins Eis.   spalte konnten wir nur noch an der
Wir haben uns abgeseilt, einen Stand-    Hütte üben, denn am vierten Tag
platz mit Eisschrauben gebaut und im-    regnete es ohne Unterlass. Und
mer wieder mit plumpen Handschuh-        dann war es auch schon Zeit abzu-
Fingern Prusikknoten geknüpft, so        steigen.
wie wir es bei Frank schon im Vorfeld
des Kurses gelernt hatten. Aber auch       Wir verließen die Berge
an diesem Tag zwang uns das Wetter        anders als wir gekommen
zum Rückzug. Für die lose Rolle blieb    waren. Um viele wertvolle
uns nur noch ganz kurz Zeit.             Erfahrungen reicher, selbst-
                                         bewusster im Umgang mit
  Gewitter, das wissen wir                     Schnee und Eis.
nun, sind die größte Gefahr
  im Gebirge. Wir haben es               Zu verdanken haben wir das unseren
tagsüber praktisch erfahren.             großartigen drei Trainern, die so
                                         perfekt harmonierten, ständig gute
Vor allem aber haben wir es auf un-      Laune verbreiteten, große Sicherheit
serer großen Tour gelernt. Oben auf      gaben und auf alle Fragen eine Ant-
dem Signalhorn und auf einer steilen     wort wussten, aber auch offen und
Flanke im Eis. Nach dem Aufstieg         selbstkritisch mit Fehlern umgingen.
waren wir noch zuversichtlich. Die ge-   Großen Dank dafür an Bärbel, Frank
waltige Wolkenfront schien eine gan-     und omas.
ze Zeitlang unbeweglich in der Ferne
am Himmel zu stehen. Angekündigt                        Text: Irmgard Walderich
war der Wettereinbruch für Stunden                Bilder: Irmgard Walderich und
später. Aber plötzlich war das Gewit-                             omas Hess

                                                                                     9
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10
Der DAV-Weihnachtsmarktstand –
Im „Original-Outfit” ein voller Erfolg!

Beim Tübinger Weihnachtsmarkt am 3. Advent
waren wir zum dritten Mal am Start. Im Erschei-
                                                     An dieser Stelle vielen Dank
nungsbild von unserem ersten Marktstand von
                                                     an alle Helfer und die Projektgruppe!
2017 bescherte diese Aktion den helfenden Mitglie-
dern wieder ein Maximum an Spaß.                     Ein paar restliche Gläser Alpenblütenhonig in der
                                                     „limited DAV-Edition“ und Schlüsselanhänger sind
Der Umsatz stimmte trotz Wetterkapriolen. Unsere
                                                     noch in der Geschäftsstelle erhältlich, solange der
Tübinger Hütte-Nachbarn, die Sennerin Veronika
                                                     Vorrat reicht.
Kartnig von der Alpe Garnera und der Imker Arnold
Märk aus Gaschurn, freuten sich mit uns über den
guten Absatz der leckeren Produkte aus dem Mon-
                                                     Das                                 mit Anke,
tafon. Der Käse war bereits am frühen Sonntag-
                                                     Susanne, Ulrike, Bärbel, omas und Elmar bedankt
nachmittag ausverkauft.
                                                     sich an dieser Stelle auch bei allen, die den Verein
Mit vollem Einsatz unterstützte uns die Projekt-     durch den Kauf unserer angebotenen Produkte
gruppe „Klettersteig an der Tübinger Hütte” tat-     unterstützten.
kräftig beim Weihnachtsmarkt mit ihren kreativen
                                                     Der Erlös von mehreren Tausend Euro fließt dieses
Upcycling-Produkten, nämlich Schlüsselanhängern
                                                     Mal in das Projekt Klettersteiggarten Tübinger Hütte.
und Untersetzern aus dem alten Seil des Kletter-
steiggartens an der Tübinger Hütte.                                           Text und Bilder: Bärbel Frey

Nach dem Markt
ist vor dem Markt!                                   Voraussetzungen für eine Bewerbung:
Für den nächsten Weihnachtsmarkt, der wie im-        Ihr bildet/seid eine Gruppe und habt eine Idee für ein
mer am 3. Advent stattfinden wird, wünschen wir       vereinsinternes Projekt.
uns wieder eine Projektgruppe, die sich einbringen
                                                     Ihr seid bereit, Euer Projekt beim Weihnachtsmarkt zu
möchte.
                                                     präsentieren, z.B. durch Poster, Berichte etc. vorzu-
Bewerbungen müssen rechtzeitig beim WM-Team          stellen. Die Präsentationsart muss in der Bewerbung
eingehen, damit genügend Zeit bleibt zur Auswahl     in groben Zügen vorgestellt werden, d.h. die Idee ist
und Entscheidung, Frist ist der 14.06.2020.          entscheidend. Eine Ausarbeitung kann später erfolgen.

Meldet Euch bei baerbel.frey@dav-tuebingen.de        Ihr seid bereit, als Gruppe am Weihnachtsmarktstand
mit dem Betreff „Weihnachtsmarkt 2020“.               mitzuhelfen beim Aufbau, Verkauf, Abbau etc.

                                                                                                              11
Aktion Cleanup Day der JuMa                                               Am 18. September 2019 trafen sich
                                                                          Mitglieder der JuMa der DAV Sek-
                                                                          tion Tübingen gegen 18 Uhr zu einem
                                                                          vorgezogenen Cleanup Day am B12.
                                                                          Ziel des World Cleanup Days ist es,
                                                                          dass weltweit Menschen freiwillig
                                                                          gemeinsam Müll aufsammeln und auf
                                                                          diese Weise zu einer saubereren Welt
                                                                          beitragen.
                                                                          Bewaffnet mit Mülltüten, Arbeits-
                                                                          handschuhen und Warnwesten galt
                                                                          es daher, in der Gegend um das B12
                                                                          und entlang des Neckarufers Müll
                                                                          einzusammeln und anschließend zu
                                                                          entsorgen. Zwei Stunden und zahl-
                                                                          lose Plastiktüten, Zigarettenstum-
                                                                          mel und Papierfetzen später, traf
                                                                          man sich wieder am B12. Mit den
                                                                          vollen Müllsäcken wurde noch ein ab-
                                                                          schließendes Gruppenbild gemacht.
                                                                          Zur Belohnung gab es für alle dann
                                                                          noch eine leckere Pizza, wobei bereits
                                                                          Pläne für eine größere Aktion im näch-
                                                                          sten Jahr geschmiedet wurden.
                                                                                    Text und Bild: Bianca Layer

                                                                             100 Euro Zuschuss für:
                                                                             E-Bike, E-Roller
                                                                             oder E-Scooter

     Fahrspaß auf zwei Rädern
     Förderprogramm E-Mobilität
     Wir fördern unsere Ökostrom-Kunden beim Kauf eines E-Bikes, E-Rollers oder E-Scooters mit 100 Euro.
     Alle Infos unter www.swtue.de/foerderprogramme

12
Es ist die Natur, die uns antreibt
Wanderwoche im Val de Camp – Puschlav/Schweiz

Das Val da Camp zweigt auf der Südseite des Berninapasses als Seitental
vom Val Poschiavo nach Nordosten ab und liegt abseits der ausgetretenen
Wander- und Bergtouren der Schweiz. Im Zentrum dieses Tales, dort wo Wiesen
und Weiden in Lärchenwälder und Felsblöcke übergehen, steht auf 1985 m
die Rifugio Saoseo. Ruth und Bruno Heiss bewirten dort seit 45 Jahren mit
Liebe und Leidenschaft ihre Gäste. Die Hütte des SAC-Bernina ist Ziel, Mittel-
punkt und Hort der Behaglichkeit für unsere Wanderwoche im Val da Camp.

In diesen südöstlichen Appendix der              bequemen aber dennoch schweißtrei-
Schweiz führt unsere Gruppe von                  benden Anstieg durch das liebliche
sechs Frauen und zwei Männern Iris               Tal zur Saoseohütte. Dort werden wir
Kaun-Huber. Sie hat in den vergange-             bereits von Ruth und Bruno erwartet
nen 30 Jahren für Skitouren im Winter            und sehr herzlich begrüßt. Auf der
und Bergtouren im Sommer unzählige               Sonnenterrasse erholen wir uns bei        Rifugio Saoseo
Male das Tal und die Hütte besucht.              angenehm kühler Bergluft und einem
Beide sind für sie zu einem „Sehn-               erfrischenden Radler von der langen
                                                                                           Nach der Überquerung kleiner Schnee-
suchtsort“ und ein Stück Heimat in               und abwechslungsreichen Anreise.
                                                                                           felder und der Passhöhe machen wir
den Alpen geworden.
                                                                                           Mittagspause in der Rifugio Viola –
                                                 Die Einlauf-Tour am Montag führt
Wir starten am Sonntag, den 30. 06.                                                        auch Mussolini- oder Polenta-Hütte
                                                 von unserer Hütte nach Osten vorbei
frühmorgens. Die meisten von uns ha-                                                       genannt. Ersteres weil Mussolini die
                                                 an nahezu ein Dutzend Seen über den
ben für die Hin- und Rückreise Zug und                                                     Hütte 1930 als Militär-Stützpunkt
                                                 Pass da Val Viola (2.431 m) nach Ita-
Bus gewählt, nur Eva und Michael neh-                                                      bauen ließ, um von hier aus die
                                                 lien zur Rifugio Viola (2.314 m). Be-
men das Auto, da sie nach der Wan-                                                         Schweiz zu erobern. Letzteres wegen
                                                 sonders beeindruckende Zwischen-
derwoche noch weiterreisen wollen.                                                         der leckeren Polenta, die hier mit Gu-
                                                 stationen auf dieser „Seenrunde“ sind:
Nach gut sechs Stunden kommen wir                                                          lasch, Bratwurst, Käse, Wein und Café
Zugfahrer entspannt und beeindruckt              ‡Lagh da Saoseo, der versteckt und      zu einem Preis serviert wird, zu dem
von der grandiosen Berglandschaft                  sehr idyllisch mit kleiner Insel und    wir in der Schweiz gerade mal Brot
und der spektakulären Streckenfüh-                 schönem Blick nach Westen zum           und Käse bekommen würden. In der
rung der Rhätischen Bahn über den                  Ostgipfel des Piz Palü im Wald liegt;   Sonne auf der Terrasse sitzend ge-
Albulapass in Pontresina an. Nach                                                          nießen wir ausgiebig das preiswerte
                                                 ‡Lagh da Scispadus, dessen Wasser-
einem kurzen Aufenthalt geht es mit                                                        kulinarische Angebot. Klüger wäre es
                                                   spiegel aufgrund der noch andau-
dem Bus weiter über den Berninapass                                                        allerdings gewesen, sich früher auf
                                                   ernden Schneeschmelze so hoch
bis Sfazù, dem Ausgangspunkt ins Val                                                       den Heimweg zu machen. Nach unse-
                                                   angestiegen ist, dass Weg als auch
da Camp. Michael und Eva erwarten                                                          rem Aufbruch ziehen sich rasch dunkle
                                                   Wegweiser unter Wasser stehen;
uns schon. Zu Fuß und mit dem Ge-                                                          Wolken am Himmel zusammen und
päck für die nächsten sechs Tage auf             ‡Lagh da Val Viola, der größte dieser   auf den letzten Kilometern zurück zur
dem Rücken schaffen wir am späten                   Seen umgeben von saftigen in voller     Saoseohütte bricht ein Gewitter mit
Nachmittag in gut einer Stunde den                 Blüte stehenden Almwiesen.              Starkregen und Hagel über uns herein.

Lagh da Saoseo, im Hintergrund Piz Varuna und Ostgipfel des Palü                                                              13
Am Dienstag-Morgen ist der Himmel       Palü. Der Weg führt nun immer leicht        Der Rückweg erfolgt auf dem Hinweg.
wieder wolkenlos.                       ansteigend am Hang des Motal ent-           Zurück an unserer Hütte genießen wir
                                        lang und gibt ausreichend Gelegen-          auf der Terrasse die spätnachmittäg-
   Von unserer Hütte aus
                                        heit, die in voller Blüte und großer Fül-   liche Sonne, kühles Radler, Kaffee
 sehen wir im Südwesten                 le am Wegrand stehenden Blumen zu           und leckeren Bündner Kuchen. Zum
 vor dem strahlenden Blau               studieren und zu bestimmen. Iris er-        Abendessen besucht uns Paul Nigg,
  die Pyramide des Motal.               weist sich auch hier als kenntnisreiche     inzwischen 86 Jahre alt, eine Legen-
Auf seiner abgewandten Seite un-        Liebhaberin. Ein wilder, vom Schmelz-       de unter den Schweizer Bergführern,
terhalb der Felswand des Piz dal Teo    wasser stark angeschwollener Ge-            Gründer der Bergsteigerschule von
liegt unser heutiges Ziel, der untere   birgsbach schneidet uns schließlich         Pontresina, „Freigeist“, „Mann der lei-
und obere Lagh dal Teo (2.429 m).       den Weg ab. An ihm entlang arbeiten         sen Töne“. Er und Iris gehen seit 30
Wir gehen zunächst talauswärts berg-    wir uns über Felsblöcke nach oben bis       Jahren zusammen auf Ski- und Hoch-
ab am Bach entlang, dann über eine      zur Staumauer des unteren Lagh dal          touren und sind gute alte Freunde.
Brücke durch Arvenwald und Moor.        Teo. Über die Staumauer gelangen wir        Zur Feier des Tages tischen Ruth und
Nach einem ersten steilen Anstieg       wieder auf den ausgeschilderten Weg,        Bruno Pizzoccherie auf, ein traditio-
erreichen wir eine Hochfläche mit        der uns zum oberen der beiden Seen          nelles Gericht aus dem Veltlin bzw.
Wiesen, Weiden und dem Maiensäß         führt. Dort gönnen wir uns eine Ves-        Puschlav mit Buchweizennudeln, Kar-
Aurafreida. Von hier haben wir beste    perpause in der Sonne und eine Mut-         toffeln, Mangold, Käse und Salbei. Zur
Aussicht nach Norden zur Lagalb und     probe, wer es mit nackten Füßen am          Verdauung gibt es einen von Michael
nach Nordwesten auf die mit Eis und     längsten im eisigen Wasser des noch         mitgebrachten hohenzollerischen Mi-
Schnee bedeckte Ostflanke des Piz        halb zugefrorenen Sees aushält.             rabellenschnaps und einen von Paul
                                                                                    angeregten Abendspaziergang. Be-
                                                                                    scheiden und zurückhaltend stimmt er
                                                                                    uns dabei auf die Tour des nächsten
                                                                                    Tages und eine achtsame Wahrneh-
                                                                                    mung der Natur ein: „Was treibt uns
                                                                                    an im Leben? – Noch bis vor 3–4 Wo-
                                                                                    chen lag hier alles unter einer weißen
                                                                                    Schneedecke.

                                                                                     Jetzt schaut Euch mal an,
                                                                                      wie alles voller Kraft und
                                                                                      Energie ans Licht und ins
                                                                                     Leben drängt. – Es ist also
                                                                                      nicht die monatliche Ge-
                                                                                     haltsabrechnung, es ist die
                                                                                      Natur, die uns antreibt!“
                                                     Wiesen am Lagh da Val Viola

                                                     Am Lagh dal Teo

                                                                                    Aufstieg zum Lagh dal Teo

14
Am Mittwoch übernimmt Paul die Füh-
rung der Tour: Wecken ist um 4:45 Uhr,
Frühstück um 5, Aufbruch zur Cima
di Cardan (2.905 m) um 6 Uhr. Dies-
mal geht es leicht ansteigend nach
Nordwesten durch Lärchen- und Ar-
venwälder an der Alpe Camp vorbei
ins Val Mera. In der unteren lieblichen
Hälfte dieses Seitentals zum Val da
Camp mäandert der sprudelnde Bach
durch saftige, in voller Blumenpracht
stehende Wiesen und Weiden. Weiter
oben wird es steinig und rau: Felsblö-
cke, Geröllhalden und ein mächtiger
Wasserfall bilden den Talschluss am
Pass da Val Mera und im Osten über-
ragt der mächtige Rücken des Corn da
Camp (3.232 m), der Hausberg des Val
da Camp, das Val Mera. Wir durchwan-
dern das Tal bis zur Plan da Val Mera,
verlassen dort den ausgeschilderten        Blick vom Corn da Mürasciola nach Osten über
                                           Alpe Camp, Lagh da Saoseo, Lagh da Viola zum
Weg, der über den Passo di Val Mera        Corno di Dosdè
nach Livigno weiterführt, und steigen
zwischen Alpenrosen und Geröll nach
Westen auf zur Forcula di Cardan           Zeit an diesem Tag die Sonne durch
(2.681 m). Eine Herde Schafe kommt         die Wolken bricht. Auf dem Rückweg
uns neugierig nachgelaufen, hat Mit-       durchs Val Mera werden wir trotz des
leid mit den sich weglos nach oben         frühen Aufbruchs am Morgen aber
arbeitenden Menschen, berät sich mit       doch noch vom nachmittäglichen Ge-
Paul und läuft dann voraus, um uns         witter mit Schauer und Hagel einge-
den Weg zu zeigen. Mit ihrer Unter-        holt. Zurück an unserer Rifugio ist das
stützung und Pauls Führung gelangen        Gewitter bereits weitergezogen. Auf
wir zur Forcula und von dort weiter        der Sonnenterrasse lassen wir den
über den felsigen Rücken und Grat          Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen
                                           und verabschieden uns dankbar und              Lagh da Mürasciola
zum höchsten Punkt der Cima di Car-
dan. Von hier haben wir eine herrliche     voller Eindrücke von Paul, der mit dem
Aussicht nach Westen über den Ber-         Bus zurück nach Pontresina fährt.              Rundumsicht: nach Norden über das
ninapass und das Val Poschiavo zum                                                        tief unter uns liegende Val Mera zum
                                           Der Donnerstag beginnt mit strah-              Corn da Camp, nach Osten zur mar-
Piz Palü und Piz Bernina. Wegen des
                                           lend blauem Himmel. Nach dem                   kanten Spitze des Corno di Dosdè
starken kalten Windes verzichten wir
                                           Frühaufsteher-Intermezzo am Vortag             und über den Pass da Val Viola bis
auf die Mittagspause am Gipfel und
                                           starten wir heute wieder gemütlich             zur Ortlergruppe, im Süden über das
steigen über ausgedehnte Schneefel-
                                           um 9 Uhr. Ziel ist der Corn da Mü-             Val da Camp zum Motal und Piz dal
der und Geröllhalden hinab zum Lagh
                                           rasciola (2.819 m), dessen felsiger            Teo, im Westen über das Val Poschia-
da Roan. Etwas oberhalb des Sees
                                           Rücken stolz im Westen über unserer            vo zum Piz Palü, Piz Varuna und Pizzo
holen wir unsere Mittagspause nach
                                           Hütte und dem Val da Camp thront.              Scalino. Den Rückweg unterbrechen
und haben Glück, dass für eine kurze
                                           Zunächst führt uns der Anstieg – wie           wir am Lagh da Mürasciola für eine
                                           auf unseren Touren bisher üblich –             ausgiebige Mittagspause mit Fußbad
                                           durch Lärchen- und Arvenwald. Ober-            im See. Als dunkle Wolken aufziehen
                                           halb des Waldes verlieren wir den im           setzen wir eilig den Abstieg fort. Von
                                           Gras und niedrigen Gebüsch kaum                oben finden wir den Weg nun besser
                                           noch sichtbaren Weg und folgen den             als beim Aufstieg und erreichen bei
                                           Trampelpfaden der Tiere über schräg            einsetzendem Regen problemlos die
                                           ansteigende Grashalden bis zum Lagh            Alpe Camp. Von der freundlichen Wir-
                                           da Mürasciola. Weiter geht es über             tin erhalten wir ausführlich Informati-
                                           Schneefelder vorbei an Schafen, von            onen über dieses „Ristoro“ am Ende
                                           denen einige im Schnee sitzen und              des Fahrweges im Val da Camp, wär-
                                           die Milch bzw. ihre Euter kühlen. Zu           men uns bei einem Kaffee und warten
                                           dritt – die anderen bleiben aus Vor-           bis der Regen aufhört. Von der Alpe
                                           sicht zurück – klettern wir auf einem          ist es dann nur noch ein kurzes Stück
                                           steil ansteigenden Felsgrat bis zum            auf dem Fahrweg bergab zur Rifugio
                                           Gipfel und genießen die grandiose              Saoseo.
Paul Nigg bespricht sich mit den Schafen

                                                                                                                              15
Für Freitag ist in den Vorhersagen       und dem Val Bernina mit seinen Seen          Zug zurück nach Tübingen, Eva und
das beste Wetter der ganzen Wo-          unter uns im Osten. Den Abstieg              Michael setzen ihren Urlaub mit dem
che angesagt. Da die meisten von         schieben wir so lange hinaus, dass           Auto fort. Dankbar und ein wenig
uns vorher noch nicht im Oberenga-       wir gerade noch rechtzeitig die letzte       traurig nehmen wir herzlich Abschied
din waren, wollen wir den ungetrübt      Seilbahn ins Tal und den anschließen-        von Ruth und Bruno und steigen ein
sonnigen Tag dazu nutzen, unser be-      den Bus nach Sfazù erreichen. Von            letztes Mal durchs Tal hinunter nach
schauliches Tal zu verlassen und den     dort geht es wieder zu Fuß bergauf in        Sfazù. Von dort nehmen wir diesmal
„Festsaal der Alpen“ zu besuchen,        unser Tal. Unsere Hütte erreichen wir        den Bus talabwärts nach Poschiavo.
d.h., über die Diavolezza auf den Munt   kurz vor dem Abendessen. Alle sind           Nach einem kurzen Aufenthalt im
Pers steigen. Von unserer Hütte geht     müde und sehr zufrieden mit dem              malerischen Städtchen fahren wir im
es zunächst zu Fuß bergab bis Sfazù      prachtvollen Tag, aber auch zufrieden,       Bernina-Express entlang der spekta-
(1.622 m), dann mit dem Bus über den     nach dem Ausflug zum touristischen            kulären Weltkulturerbe-Strecke nach
Berninapass zur Talstation der Dia-      „Festsaal der Alpen“ wieder im be-           Norden. Die phantastischen Ausblicke
volezza-Bergbahn (2.093 m) und von       schaulichen Val da Camp und der hei-         aus dem Zug geben sich alle Mühe,
dort wieder zu Fuß über den Lej da       meligen Rifugio Saoseo zu sein.              mit den Eindrücken der vergangenen
Diavolezza und ein paar Schneefelder                                                  Woche zu konkurrieren. Die gemeinsa-
zur Diavolezza-Bergstation (2.978 m).    Der Samstag ist unser Rückreisetag.          me Zeit geht zu Ende, wie sie begann:
Wie in allen Tagen vorher sind wir       Für die meisten geht es mit Bus und          einfach atemberaubend!
auch bei diesem Aufstieg als einzige
am Berg unterwegs. Es ist deshalb
fast ein Schock, auf der Bergstation
in einer Menge kreuz und quer herum-
laufender und für Fotos posierender
Touristen anzukommen. Der Ausblick
ist jedoch atemberaubend. Piz Cam-
brena (3.603 m), Piz Palü (3.905 m),
Bellavista (3.880 m), Piz Bernina
(4.049 m), Piz Morteratsch (3.751 m):

alle diese Pfeiler des Fest-
saals ganz nah vor uns und
 keine Wolke am Himmel!
Nach einer kurzen Trink- und Fotopau-
se steigen wir weiter zum Munt Pers
(3.207 m). Im Vergleich zur Terrasse
der Diavolezza-Bergstation ist es hier
fast leer und ruhig. Wir können uns
kaum sattsehen an dem Panorama
                                           Vor der Rifugio Saoseo,
aus Schnee, Eis und Fels im Westen         im Hintergrund Corn da Camp

                                           Auf der Diavolezza vor den Eisriesen:      Unser aller Dank gilt Iris, die uns mit
                                           Palü, Bellavista, Crast‘ Agüzza, Bernina
                                                                                      viel Begeisterung, persönlicher Ver-
                                                                                      bundenheit und reicher Kenntnis in
                                                                                      das abgelegene Val da Camp, zur Ri-
                                                                                      fugio Saoseo und auf die umliegen-
                                                                                      den Berge führte. Sie hat uns diese
                                                                                      liebenswerte, ursprüngliche Ecke der
                                                                                      Schweiz nahegebracht und ans Herz
                                                                                      gelegt.
                                                                                      Solltet auch ihr dieses Tal besuchen
                                                                                      wollen, nehmt den Zug, kommt im üp-
                                                                                      pig blühenden Frühsommer und lasst
                                                                                      euch ein paar Tage Zeit, um der Natur
                                                                                      in Ruhe und mit Muse nachzuspüren
                                                                                      und Kraft zu sammeln.
                                                                                              Text: Ulrike Alber, Uta Kienle,
                                                                                                  Eva Malek, Marion Simon,
                                                                                         Kirsten Sonnenschein, Knuth Wolf
                                                                                         Fotos: Iris Kaun-Huber, Uta Kienle,
                                                                                                                  Knuth Wolf

                                                                                                                          16
Winterbiwak
im Bregenzer Wald
15.–17.02.2019

In den frühen Morgenstunden ging
es an einem strahlend schönen Frei-
tag mit voll beladenen Autos nach
Schoppernau im hinteren Bregenzer
Wald zum Biwakwochenende. Mit
der Diedamskopfbahn fuhren wir bis
                                          zum Neuhornbachhaus, wo wir uns
zur Mittelstation und machten so
                                          aufwärmen konnten und zu Abend
die ersten Höhenmeter, denn der An-
                                          aßen. Gestärkt ging es zurück zum
marsch zu unserem Biwakplatz war
                                          Bauplatz, und alle gruben im Schein
auch so schon lang genug. Von der
                                          ihrer Stirnlampe noch etwa eine
Mittelstation aus stapften wir auf
                                          Stunde weiter, dann war es geschafft
Schneeschuhen und mit schweren
                                          und alle hatten eine Behausung für
Rucksäcken beladen in etwa einein-
                                          die Nacht.
halb Stunden zum Neuhornbach-
haus, welches unsere Einkehr für die      Aufgeregt ging es in die Schneehöhle,
kommenden Tage sein sollte. Etwa          um die erste Nacht tief unter dem
100 Hm oberhalb der Hütte fanden          Schnee zu überstehen. Nach einer un-
wir eine geeignete Stelle, um unser       ruhigen Nacht mit ein wenig Paranoia
Nachtlager zu bauen. Nachdem der          und einer Außentemperatur von unter
Platz gründlich diskutiert und die        -10°C empfing uns die Morgensonne
Schneetiefe sondiert war – eine ge-       mit ihrer ganzen Kraft. Ein sonniger
eignete Schneewechte konnten wir          Tag stand uns bevor. Der Benzinko-
leider nicht finden –, fingen wir mit un-   cher versorgte uns mit heißem Was-
seren Schaufeln an zu buddeln. Bald       ser für Kaffee und Tee, und nach ei-
sah man nur noch große Schneehügel,       nem ausgiebigen Frühstück mitten im
und wir verschwanden in immer tie-        Schnee setzten wir uns das Ziel, ein
fer werdenden Löchern. Sehr schnell       Iglu zu bauen. Schnell war eine kreis-
konnte jeder von uns spüren, dass         förmige Stelle ausgemessen und sorg-
es ordentlich Kraft benötigt, zuerst      fältig festgetreten. Dann musste ein
einen etwa 150 cm tiefen Schacht zu       Schneesteinbruch angelegt werden,
graben, der zur späteren Höhle führt.     aus dem Schneeblöcke mit Schneesä-
Dann begann die eigentliche Arbeit:       gen geschnitten werden konnten.
eine kleine Höhle so in den Schnee zu     Nachdem der erste Steinkreis stand,
graben, dass man mit mehr als voller      dämmerte es uns allmählich: der          Tag erholt aufzuwachen. Das Wet-
Körperlänge hineinkriechen kann. Man      vorhandene Schnee war nicht fest         ter war herrlich, sodass wir mit den
beachte, dass die Höhe auch zum           genug, und es war schlicht und erg-      Schneeschuhen den Falzer Kopf
Hocken ausreichend sein sollte, vor al-   reifend zu warm. Somit gaben wir un-     (1.968 m) erklommen. Anschließend
lem, wenn Mann nachts mal die Pee-        ser Iglu auf, bauten die Schneehöhlen    gab es eine heitere Rutschpartie auf
Bottle benutzen muss ;) Anschließend      weiter aus und machten uns noch          den Schneeschaufeln hinunter zu un-
wurde die Höhle zu einer Seite verbrei-   an den Bau eines mit Schneeziegeln       serem Camp. Schweren Herzens ver-
tert und eine Liegefläche etwas über       gedeckten Grabens. Selbstverständ-       ließen wir unsere Höhlen, die schon
dem Eingangsniveau ausgeschaufelt.        lich durfte bei den sommerlichen Tem-    von Schaulustigen begutachtet wur-
Die erhöhte Liegeposition hat den         peraturen eine kurze Pause in Form       den. Der Abstieg verlief mal schnell,
Vorteil, dass sich die kalte Luft am      eines Sonnenbads nicht fehlen.           mal bis zum Knie im Tiefschnee. Mit
Boden sammelt und man ein wenig                                                    einem letzten sehnsüchtigen Blick
                                          Nach einem weiteren geselligen
wärmer liegt.                                                                      nach oben stiegen wir in die Autos
                                          Abend auf dem Neuhornbachhaus
                                                                                   und fuhren zurück in Richtung Alltag.
Noch nicht ganz mit dem Ausbau fer-       gingen wir entspannter als zuvor in
tig, liefen wir nach Sonnenuntergang      die Schlafsäcke, um am kommenden            Text und Bilder: Annemarie Sikora

                                                                                                                    17
WIR DANKEN für die SPENDEN in 2019!

Manfred Aberle             Frank Holzapfel        Heiko Pörtner
Moritz Aberle              Michael Huber          Oliver Prochazka-Speidel
Wolfgang Albers            Nucolas Huke           Hans Reibold
Klaus Altmann              Roland Hunger          Carlos Rein
Dirk Anhorn                Max Jackisch           Jon Reinecker
Ludwig Bahmann             Dietrich Jenth         Martin Reusch
Gisela Bauer-Haffter        Karen Johannmeyer      Ulrich Rexhausen
Inge Belzner               Achim Kaltenmark       Helga Ries
Franz Betzmann             Iris Kaun-Huber        Martin Ringger
Manuela Blaha              Ilse Keller            Hugo Ritzkowski
Bärbel Blaum               Albrecht Klinnert      Angelika Rösiger
Tilmann Bopp               Helga Klinnert         Elfriede Röhm
Morris Brodt               Arno Knittel           Julia Röhrle
Tilmann Bopp               Susanne Kolodzie       Johannes Sautter
Jürgen Buckenmaier         Max Kraft              Simon Schiefer
Martin & Beate Burichter   omas Kretzer          Roland Schmid
Claus Clüver               Susanne Küchler        Jörg Schmid
Tobias Deigendesch         Konrad Küpfer          Klaus Schmieder
Inge Deines                Erich Lanka            Günter Schnauder
Markus Deppner             Kurt Lauer             Sebastian Schneckenburger
Frank Diether              Matthias Lehns         Elke Schneider
Christian Dietrich         Andreas Leibinger      Enrico Schneider
Winfried Epple             Carmen Leipp           omas Schuler
Renate Fischer             Eva Leonhardt          Jens Schulze
Sebastian Fleck            Karl Leonhardt         Andrea Schwitalla
Florian Fleißner           Helmut Letzgus         Jürgen Schwitalla
Albrecht Foth              Matthias Lustig        Aaron Simchen
Eberhard Foth              Hans-Michael Maier     Angelika Smulders
Lisbeth Foth               Georg Marckmann        Simon Speidel
Bärbel Frey                Adolf Märkle           Andreas Stahl
Sebastian Frey             Susanne Mammel         Andreas Stahl
Gerhard Fritz              Horst Marquardt        Birgit Stefanek
Hans Fritz-Feil            Fritz Mehl             Marcus Steimle
Philipp Gerhard            Johannes Mezger        Angela Stöck
Rike Gerdes                Bärbel Morawietz       Moritz Stoll
Adelheid Gerster           Lena Morawietz         Sebastian Stumpf
Joachim Glaub              Corinna Mühlhausen     Erich Talmon-Gros
Uwe Gottwald               Heinrich Müller        Ingrid Teufel
Werner Göhring             Richard Müller         Manuel omä
Michael Groh               Marion Müller          Christoph Vischer
Joahnna u. Ernst Grote     Müller-Gerätebau       Paul-Otto Walz
Monika Här                 Monika Nasarek         Irmela Weinmann
Andreas Hartmann           omas Neugebauer       Dieter Weippert
Ralf Heine                 Martina Neugebauer     Moritz Weißenegger
Frank Hemmerling           Rike Neumann           Ruediger Wenz
Ina Hennen                 Udo Neumann            Heinrich Wiedemann
Manuel Herbst              Hans-Günther Nusseck   Eckart Wieland
Dieter Hereth              Harald Pfeiffer         Markus Winter
Martin Herold              Matthias Pfister        Andrea Wirth
omas Hess                 Marit Planeta          Daniel Wolfsturm
Eith Heumüller             Katja Polnik           Dr. Peter Zschocke
Edmund Hirth               Dieter Porsche         Daniel Zuger

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Geburtstage                                                                   Walter Hahn, Altdorf
                                                                              Johanna Herpich, Nürtingen
                                                                              Hans Karch, Mössingen
im 1.+2. Quartal 2020                                                         Jacob Keller, Dußlingen
                                                                              Else Lauer, Dusslingen
                                                                              Reinhart Müller, Ulm
                                                                              Renate Nagel, Kirchentellinsfurt
70. GEBURTSTAG                          Horst Dieter, Tübingen
                                                                              Dr. omas Raiser, Berlin
Wolfgang Ammer, Tübingen                Siegbert Dreher, Hechingen
                                                                              Hedwig Reusch, Tübingen
Angelika Bäuerle-Brugger, Tübingen      Gerhard Engel, Stuttgart
                                                                              Eberhard Schreiner, Tübingen
Dr. Saskia Baur, Pfalzgrafenweiler      Hans-Peter Götz, Reutlingen
                                                                              Renate Stöber, Tübingen
Dr. Wolfgang Blank, Kusterdingen        Friedrich Handel, Metzingen
                                                                              Gerhard Ulmer, Tübingen
Agnes Bodmer, Hechingen                 Dr. Dieter Heck, Karlsruhe
                                                                              Manfred Vogelsang, Wildberg
Ursula Bozler-Janzarik, Tübingen        Dieter Hehr, Reutlingen
Ursula Breuninger, Tübingen             Waltraud Heiner, Tübingen
                                                                              90. GEBURTSTAG
Marianne Deigendesch, Tübingen          Dr. Jörg Hermann, Gauting
                                        Prof. Dr. Herbert Hurka, Osnabrück    Elsbet Clausnizer, Tübingen
Beate Eberle, Tübingen
                                        Peter Kalbfell, Reutlingen            Ilse Franz, Wannweil
Siegfried Ehmann, Ebhausen
                                        Willy Kautt, Kusterdingen             Heinz-Friedrich Gaenslen, Metzingen
Dr. Gerhard Futter, Hechingen
                                        Wolfgang Koppensteiner, Tübingen      Ilse Heckenbach, Tübingen
Ilse Goll, Esslingen
                                        Manfred Kraft, Weil im Schönbuch      Dr. Siegfried Hein, Baiersbronn
Martin Hauser, Tübingen
                                        Anneliese Kress, Wolfach              Dr. Werner Koch, Clausthal-Zellerfeld
Ulrike Heeg, Ammerbuch
                                        Ludwig Kuhn, Rangendingen             Walter Koppenhöfer, Tübingen
Lothar-Gilbert Heidecker, Kirchheim
                                        Dr. Erich Lanka, Berlin               Dr. Albert Mayer, Lingen
Siegfried Henzler, Kusterdingen
                                        Reinhard Mindner, Münsingen           Lise Steinhilber, Ofterdingen
Karin Herzer, Ammerbuch
                                        Irmgard Müller, Pfullingen            Fritz Stiefel, Reutlingen
Renate Junger, Kusterdingen
Eberhard Kemmler, Bodelshausen          Dr. Jörg Rau, Hadamar
Marliese Kemmler, Bodelshausen          Susanne Roessler, Bergisch-Gladbach   95. GEBURTSTAG
Ulrike Kraus, Loßburg                   Dieter Sautter, Ammerbuch
                                                                              Elfriede Walz, Balingen
Fritz Krauss, Tübingen                  Friedrich Schäuble, Tübingen
Dr. Bruno Mey, Kusterdingen             Dr. Ewalt Scherer, LS Huizen
Dr. Wolfgang Pilz, Tübingen             Hans Schmid, Greenbrae
                                        Manfred Schneck, Tübingen
Hans-Jörg Schlaich-Lindel, Tübingen
Eberhard Schmid, Reutlingen             Rolf Vollmer, Tübingen
                                                                              Zum Geburtstag
Ulrich Schnapper, Tübingen              Dr. Erhard Wielandt, Kirchheim        wünschen wir alles Gute,
Reinhard Schulmeister, Kusterdingen     Josef Wittner, Burladingen
Christine von Seebach, Tübingen
                                                                              Gesundheit und noch
                                        85. GEBURTSTAG
Ingrid Staiger, Tübingen
                                        Hermann Diebold, Pliezhausen
                                                                              viele schöne Jahre
Annerose Storz, Ammerbuch
Christa Ullmann, Tübingen               Joachim Dietz, Ostfildern              in der Sektion Tübingen.
Ulrich Wamsler, Schwäbisch-Gmünd        Horst Früh, Tübingen
Hermine Wittner, Hechingen              Karl Gonser, Dußlingen

75. GEBURTSTAG
Ursula Fritz, Tübingen
Klaus Hartmaier, Nehren
Hartmut Haug, Hechingen
Regine Katz, Nagold
Sibylle Kilger, Tübingen
Christa Kleinmann, Hechingen
Prof. Dr. Hans-Ulrich Küpper, München                  MU E &
Volker Neubauer, Tübingen
Karl-Heinz Pache, Tübingen
Heidelinde Prochazka, Tübingen
                                                       BLE GbR
                                                           ING
Reinhard Schweizer, Nürtingen             Die Zimmerei
Lore Steiner, Tübingen
                                          zwischen Alb & Schönbuch
Evmarie Weik, Wildberg
                                                                         .                  .
                                          Musse & Blessing GbR Hinterweilerstr. 43 72810 Gomaringen
80. GEBURTSTAG                            Tel. / Fax: 07072 - 505481  e-mail: musse-blessing@gmx.de
Herbert Benz, Pfullingen
Marieluise Bopp, Rottweil

                                                                                                                      19
Wanderung zum Märchensee bei Wendelsheim
am 13. Juni 2019

In der Mittagssonne erwarten 25
Wanderfreunde/innen am Busbahn-
hof Tübingen, Steig C, den Linienbus
18, der sie nach Wendelsheim bringen
soll. Dort, an der Bushaltestelle Wen-
delsheim Post, beginnt unsere Wan-
derung zum Märchensee und weiter
zur Kirche St. Ursula in Oberndorf.
Wir folgen dem auf der Steinbruch-
straße nicht immer leicht zu findenden
Pilgerzeichen des Martinusweges (Via
Sancti Martini). Das orangene Kreuz
auf rotem Untergrund soll uns bis zur
Kirche St. Ursula in Oberndorf beglei-
ten. Der jetzt noch durch Streuobst-
wiesen führende Weg wird steiler, bis
uns der bewaldete Pfaffenberg mit
einem sehr steilen Anstieg aufnimmt.
Das dann erreichte Schilfsandstein-
plateau mit seiner Aussichtsplatte
gönnt uns nicht nur eine verdiente
erste Rast, sondern schenkt uns auch
einen eindrucksvollen Panoramablick.
                                         begleiten uns. Eingebettet in Fels-          Für Wendelsheim war der Steinbruch
Der Blick schweift vom beginnenden
                                         abbrüche liegt er dann vor uns: der          seit dem 18. Jahrhundert eine wich-
Gäu zum Rammert über das weite
                                         Märchensee. Still, verwunschen, durch        tige Einnahmequelle. Bis zu 35 Be-
Neckartal bis hin zum blauen Band
                                         kleine Wasserlinsen grün eingefärbt.         schäftigte arbeiteten dort. Die Härte
der Schwäbischen Alb. Eine Orientier-
                                         Wie mag er entstanden sein?                  des Steins ergibt das stabile Gerüst
ungstafel hilft, die markanten Berge
                                         Den Namensgebern mögen bei sei-              vieler Gebäude, Kirchen und Brücken.
der Schwäbischen Alb exakt zuzuord-
                                         nem Anblick Märchenerinnerungen              Wegen seiner feinen Körnung beliefer-
nen: Der Roßberg, der Zollern und der
                                         gekommen sein. Auch unserer Fan-             ten die Wendelsheimer sogar Sensen-
Plettenberg, der die Lembergregion
                                         tasie lässt er weiten Spielraum. Für         fabriken in Südtirol. Und auch das
mit ihren zehn Tausendern erahnen
                                         seine Entstehung gibt es natürlich           Hüttenwerk Wasseralfingen bekam
lässt.
                                         auch eine handfeste Erklärung. Stein-        seine Schleifsteine aus Wendelsheim.
Weiter auf schmalerem Pfad atmen                                                      Industriell eingesetzte Schleifsteine
                                         brucharbeiter hatten den Schilfsand-
wir nun den erdigen und modrigen                                                      hatten damals Durchmesser von bis
                                         stein wohl zu tief abgebaut und da-
Duft des Waldes. Moose und Farne                                                      zu 2,30 m.
                                         bei den Quellhorizont des Gipskeuper
                                         angeschnitten, sodass der Steinbruch         Der Weg durch den neuen Steinbruch,
                                         eines Nachts geflutet wurde.                  der 1965 aufgelassen wurde, zeigt,
                                         Der Schilfsandstein entstand vor etwa        wie schnell und vor allem wie arten-
                                         200 Millionen Jahren im Mittleren Keu-       reich die von Menschen aufgege-
                                         per. Flussschüttungen transportierten        bene Kulturlandschaft von der Natur
                                         große Sandmassen in ein riesiges             zurückerobert wird. Quakend macht
                                         Becken, das weite Teile Deutschlands         die Geburtshelferkröte, die hier im
                                         einnahm. Der daraus entstandene              geschützten Gebiet einen ihrer noch
                                         Sandstein eignet sich wegen seiner           wenigen Laichplätze hat, auf sich
                                         Härte als vielfach verwendbarer Werk-        aufmerksam. Der erklärende Natur-
                                         stein. Der Name des Gesteins geht            pfad im neuen Steinbruch führt uns
                                         auf eine falsche Bestimmung der da-          in schütterer Vegetation an weiteren
                                         rin gefundenen Pflanzenreste zurück,          kleinen Tümpeln – Lebensraum für sel-
                                         die nicht Schilf, sondern versteinerte       tene Amphibien – vorbei.
                                         Reste   und Abdrücke
                                           Sylvensteinstausee       von Schachtel-
                                                              beim Abendspaziergang
                                                                                      Auf geschottertem Weg geht es nun
                                         halmen darstellen.                           im dichten Wald einige Kilometer

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