Senioren post wetzlar - Herausgeber: Der Magistrat der Stadt Wetzlar Mai / Juni 2022 Ausgabe 228
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senioren Mai / Juni 2022 Ausgabe 228 post Herausgeber: Der Magistrat der Stadt Wetzlar wetzlar Hessentag 2012 Frottage von Valentin Gerstberger
SENIORENPOST WETZLAR Ausgabe Nr. 228 Mai / Juni 2022 Nächste Ausgabe voraussichtlich Anfang Juli 2022 Inhaltsverzeichnis Seite Seite Liebe Leserin, lieber Leser.........................4 Wissenswert - Spargel, ein feines Gemüse................... 22.23 Aus der Stadtgeschichte - Künstlerische Erinnerung Unser Ausflugstipp an den Hessentag 2012................................5 - Renoir-Ausstellung in Frankfurt/Main.....24 - Liebe, Leid und Religion.........................6,7 Büchertipp Reisen - Die Brennnessel........................................25 - Bei den grauen Riesen.............................. 8,9 Seniorenpolitik Zeitgeschehen - Digitalisierung und Alter..........................26 - „Alter Friedhof“ – ein Vogelparadies... 14,15 - Filmprojekte Migration und Alter.............27 - Nicht alt...................................................... 15 Unser Preisrätsel ......................................28 Unterhaltung - Walter von der Vogelweide................... 16,17 Wer hat gewonnen?...................................29 - Obdachlos? Ausgebombt................. 18,19,20 Impressum ................................................30 Aus den Museen - Der Bartmannkrug..................................... 21 Informationsseiten ........................... I - VIII Redaktionsschluss für die Ausgabe 229 ist der 27.05.2022 3 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 3
Liebe Leserin, sagt ein Mensch gern: Meine Mutter hatte nichts lieber Leser, als Liebe, das Beste in mir, ich habe es von ihr! Im Garten, auf der Veranda wagen sich nun Leben ist nicht genug, wärmeliebende Pflanzen wieder ans Licht. sagte der Schmetterling, Eine davon ist die „mentha piperita“ mit Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume frischem, belebenden Duft. Einige duftende muß man auch haben! Rosenblätter und Minze in einer Glaskanne mit Hans Christian Andersen siedendem Wasser übergießen: optisch und geschmacklich ein besonderer Genuß! Mai und Juni sind Reisemonate und das Beste, Liebe LeserInnen, das Redaktionsteam bittet um was man vom Reisen mitbringt, ist eine heile Haut, interessante Beiträge für die sagt ein persisches Sprichwort. Wetzlarer Seniorenpost! Scheuen Sie sich nicht Goethe, der für seine Reiselust bekannt war, aus (fast) allen Lebensbereichen zu berichten, schwärmte: „Reisen ist schön, aber nicht ankom- wir freuen uns sehr darauf! men!“ Ein Tipp für Zuhausgebliebene: Machen Sie nach Erquickliche Reisen und einem Regenschauer einen Aromaspaziergang ein Hoch auf die neue Rosensaison! im Wald und gönnen Sie Ihren Lungen in tiefen Gunhild Deis-Wiese Zügen Sauerstoff mit Waldaroma! Die feuchte Erde und Pflanzen verströmen einen intensiven Geruch, der uns die Erneuerung des Lebens Maienzeit förmlich spüren läßt. Alles neu macht der Mai! Es gibt im Mai und Juni ein tief verwurzeltes Maienzeit bannet Leid! Bedürfnis nach einem Sonnenbad, nach dem Fröhlichkeit ist gebreit über Berg und Tal warmen, goldenen Lichte der Sonne. In deren und grüne Auen. Urlicht unzählige Geheimnisse schlummern. Man An dem Rain Blümelein, groß und klein, weiß immer noch wenig über die Art der Sonnen- neu erschein‘ weiße, rote, gelbe und die bescheinung unserer Pflanzenwelt blauen. und wie diese dann als lebendige Nahrung zu uns Rings im Gras sind hoch sie kommt. Einiges weiß man über die aufgesprungen. Wirkung der Sonne auf unsere Haut, die In dem Wald mannigfalt Sang erschallt, Beeinflussung der Gemütslage, das körperei- daß es hallt: wahrlich besser ward er nie gene Immunsystem und geistige Fähigkeiten. besungen. Eine sachkundige Lichttherapie kann positiv bei Altersdepressionen wirken! Nutzen Sie Alles Leid bannet weit Maienzeit! die kräftige Sonne für sinnvolle, nicht so Schürz dein Kleid, junge Maid, jetzt flink lange Sonnenbäder bei geschütztem Kopf, zum frohen Reihen! auch über Mittag. Band und Kranz, Perlenglanz, Und im allgemeinen: Freundliche, angstfreie schmück dich ganz für den Tanz hold und Beziehungen fördern Lebensglück und heiter in dem jungen Maien! Daseinsfreude. Die Bewältigung von Leiden im Hell ertönt das Klingen der Schalmeien Guten ist möglich. Liebe und Mitgefühl durch den Wald, daß es hallt tausendfalt. bilden für alle eine wohltuende, würdige Jung und alt schwingt sich heut im Lebensstrategie. flinken, frohen Reigen! Der Muttertag ist nahe, und man sieht Kinder in blühenden Wiesen Blumen pflücken. Reigenlied von einem Nachahmer des Ein Kind ohne Mutter ist wie eine Blume ohne Minnesängers Neidhart von Reuenthal Regen, sagt ein indisches Sprichwort. Und oft (um 1180 – 1240) 4 seniorenpost wetzlar 228
Aus der Stadtgeschichte Künstlerische Erinnerung an den Hessentag 2012 ist im Wesentlichen das Originallogo des Hessen- tages, ergänzt durch zusätzliche Informationen. Das Motiv hat die Grafikerin Christine Schusser von der Wetzlarer Werbeagentur Grips-Design entworfen. „Manche können sich noch an das beliebte Kinderspiel erinnern: Sie legen ein Stück Papier auf eine Geldmünze und rubbeln mit einem Bunt- oder Bleistift solange drüber, bis auf dem Papier das Bild der Münze erscheint“, so Valentin Gerstberger. Das ist das Prinzip. Nur mit dem Unterschied, dass er statt der Münze die Hessentagsplakette nicht unter Papier, sondern unter seine Leinwand gelegt hat. „Statt mit Stiften male ich darauf mit Pinsel und Farben“, erklärt er. Dabei hat er sich eng an die Farben des Logos angelehnt, diese aber in künstlerischer Freiheit etwas abgewandelt. Das Hessentagsbild weist auf die Vielfalt der Stadt Die Hessentagsplakette im Rathaus im Grünen hin. Zum Beispiel auf das historische Zentrum mit Altstadt und Dom. Es erinnert ferner Genau zehn Jahre ist es her, dass der Hessentag an das Wirken des jungen Goethe, der hier durch über eine Millionen Besucher in die Goethe – und die Begegnung mit Lotte zu seinem Weltroman Optikstadt gelockt hat. Eine bronzene Plakette im „Die Leiden des jungen Werther“ inspiriert wur- Rathaus erinnert an dieses Ereignis und würdigt de. Die Leica-Kamera weist auf die Erfindung sowohl die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer als der Kleinbildfotografie hin und ist zugleich ein auch die Sponsoren, die entscheidend zum Erfolg Symbol für die Bedeutung der optisch- feinme- des Hessenfestes beigetragen haben. chanischen Industrie in Wetzlar. Viele Menschen Das Bild zum Hessentag auf der Titelseite der ak- entdecken Wetzlar auf ihrer Bootstour durch das tuellen „Seniorenpost“-Ausgabe hat der Wetzlarer reizvolle Lahntal. Und die tanzenden Menschen Künstler Valentin Gerstberger geschaffen. Mittels symbolisieren das unbeschwerte Feiern des der von ihm selbst entwickelten Frottage-Technik Hessentages. Ganz nach dem Motto „kulturell, hat er die Hessentagsplakette „abgedruckt“. Es lebendig, bunt“. Ministerpräsident Bouffier auf dem Hessentag in Wetzlar 2012 5 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 5
Aus der Stadtgeschichte Liebe, Leid und Religion Eine Gesellschaft beim Kammerrichter einem engen Mitarbeiter des Kammerrichters Der Herr Kammerrichter und Präsident des und Freund des Bräutigams. Die gebotene Heim- Reichskammergerichtes, Graf von Spaur und lichkeit wäre nicht gesichert gewesen durch eine seine Frau hatten eingeladen. Gräfin Theresa Trauung in der Reichsstadt Wetzlar. Deshalb ging Sophie von Spaur geb. Gräfin Stadion war seit man nach Blasbach, das „ausländisch“ war, da es 1754 mit Franz Joseph Spaur Graf von Pflaum nicht auf dem Gebiet der Reichsstadt lag, sondern und Valeur (1725-1797) verheiratet. Sie hatte in der Grafschaft Solms-Hohensolms. 1765 das Unglück, bei einer Schlittenpartie ei- nen Unfall zu erleiden, durch dessen Folge sie Die evangelische Trauung zeitlebens gelähmt war, so dass sie nicht mehr Am Montag vor Pfingsten im Jahre 1781 machte allein zu gehen vermochte. Dennoch nahm sie der Blasbacher Pfarrer Köhler im Trauregister des gern an den gesellschaftlichen Veranstaltungen evangelischen Pfarramtes folgende Eintragung: der Kameralkreise in Wetzlar teil. „Den 28. May ließen sich S. T. der junge Herr Es war ein fröhlicher Abend im Hause das Kam- Graf Hans Pflaum von Spaur, des S. T. Herrn merrichters, mit Musik und heiteren Spielen. Kammerrichters von Wetzlar Herrn Sohn, mit S. Besonders gefiel eine Scharade, bei der der T. der Comtesse Leopoldine Sayn von Wittgen- Sohn der Gastgeber, Graf Johann von Spaur, stein priesterlich copulieren und einsegnen in mit der Comtesse Caroline Leopoldine Sayn Gegenwart meiner Frau und jüngsten Tochter wie von Wittgenstein ein Liebespaar darstellten. Die auch des Kunstmalers oder Zeichenmeisters N. Zuschauer, darunter auch die Eltern der beiden Caude und dessen Frau von Wetzlar. Gott wolle Hauptdarsteller, klatschten eifrig Beifall. sie leiten, regieren und segnen“. Nun waren sie also verheiratet. Ob und wo sie Heimliche Liebe zusammen wohnten, das wissen wir nicht mehr. Sie ahnten freilich nicht, dass ihre Kinder auch im Aber wir wissen, dass das Verhängnis über die wirklichen Leben ein Liebespaar waren. Obwohl Liebenden kam. die beiden, Graf Johann von Spaur und Junggräfin Leopoldine von Wittgenstein, mündig und nach Das Verhängnis den Vorstellungen der Zeit einander ebenbürtig Schon bald nach der Hochzeit verriet der Trau- waren, war ihnen klar, dass eine Ehe problema- zeuge N. Caude das Geheimnis. Auch der tisch wäre. Der Vater des Bräutigams war der ka- Kammergerichts-Prokurator Dr. Häberlein macht tholische Präsident des Reichskammergerichts, bald „ein Geschäft daraus, ein Band zerreißen als solcher vom Kaiser eingesetzt, und die Gräfin zu helfen, das er selbst hatte binden helfen und Leopoldine entstammte der lutherischen Familie wovon er wußte, daß es kirchlich eingesegnet von Wittgenstein. Das konnte nicht gut gehen! war“, schreibt Graf Johann und nennt ihn „den Beide wohnten in Wetzlar, ohne dass heute noch Falschen, der uns verraten hat“. feststellbar wäre, in welcher Funktion Leopoldines Kaum ist die heimliche Trauung bekanntgewor- Vater Graf Heinrich Ernst August in der Reichs- den, da wird der junge Ehemann von seiner Frau stadt tätig war. getrennt, aus Wetzlar gewaltsam entfernt und auf Die Liebenden wurden sich klar, dass ihrem Ziel den alten Familienstammsitz Brixen in Tirol ver- einer ehelichen Verbindung Gefahr drohte. Des- bannt. Mit Mitteln der Fälschung und Täuschung halb wollten sie vollendete Tatsachen schaffen, versucht man, die Liebenden auch innerlich zu ehe die drohenden Schwierigkeiten wirksam wer- trennen. den konnten. Dabei empfanden sie ihre heimliche Anlass zu diesem gewaltsamen Vorgehen war Trauung zwar als etwas Außergewöhnliches, aber die Tatsache der evangelischen Trauung des nicht als etwas Unrechtes. Sie berieten sich mit Paares, obwohl die Familie Spaur katholisch war. dem Kammergerichts-Prokurator Dr. Häberlein, Die evangelische Trauung wurde als ketzerisch 6 seniorenpost wetzlar 228
Aus der Stadtgeschichte empfunden und die Ehe keins habe) liebtest. Die schließlich annulliert. Deinigen sind mir ebenso Gräfin Karoline Leopoldine bekannt, und nicht Geld, zu Wittgenstein heiratete nicht Hoffnungen, son- vier Jahre später (1785) dern Dein gutes Herz, den bayerischen Gene- Dein unaussprechliches ralleutnant Ludwig Ernst Gemüth, Deine vortreff- von Schönberg-Rochsburg, lichen Eigenschaften und Graf und Herr zu Glauchau die Übereinstimmung un- und Waldenburg und starb serer Denkungsart; diese als dessen Gattin 1809 zu sind es, die mich an Dich Lichtenstein. gezogen haben und noch fesseln, freilich wäre es Ein empfindsamer Brief besser, wenn ich eine ge- Mit Hilfe einer Tante der wisse, nur geringe Versor- jungen Frau konnte das gung hätte. Diese bei dem unglückliche Paar noch eine Kaiser zu erhalten, wie Weile in Verbindung bleiben. Du mir jüngst geschrieben Aus einem Brief des jungen hast, ist schwer, da er alles Mannes, geschrieben in der zu vermindern sucht. Mein Zeit der Empfindsamkeit, Wunsch wäre, bei Holland geben wir hier ein Beispiel: Kirche in Blasbach oder den Russen Dien- „Liebste, beste Seele! ste zu nehmen, zu diesen Den 4. December 1781 könntest Du mir wohl, wie ich glaube, durch Deine Deine verehrungswürdigen letzten Handzeilen Freunde verhelfen, da Du gleichsam mit beiden habe ich mit vieler Wonne und unaussprech- Häusern verwandt bist. lichem Vergnügen erhalten, und thut es mir leid, Diesen Brief schicke ich Dir durch die liebe Tante, daß ich Deinen vorletzten Brief gar nicht einmal weil ich keinen sicheren Weg weiß, damit sie mir gesehen habe, weil er von meinem Vater auf- nicht aufgefangen werden. Ich glaube und hoffe, gefangen worden, worauf mir dieser einen sehr daß diese Menschenfreundin ihre Gesinnungen drohenden Brief zugeschickt hat, in welchem gegen uns, die wir jetzt so unglücklich sind, nicht stand, daß Du geschrieben hättest, ich sollte bei wird geändert haben .Mein Brief an sie wird auch dem Kaiser klagen, welches ich mir niemals vor- schon so eingerichtet sein, daß er Rührung zu- stellen konnte; ja sogar meine zwei Brüder und wege bringt. Deine Briefe schicke auch an sie mit Kronenberg haben mir auch fürchterliche Briefe meiner Adresse, damit sie mir selbige schicken zugesendet, in welchen sie mich Vatermörder kann; aber nicht durch die Wetzlarer Post, son- nennen; und Gott weiß, daß ich nichts als meine dern durch einen Boten. Pflicht thue... Nun, Beste, lebe wohl! Ich wiederhole nochmals Ich betheuere bei meinem Gott, der mein Herz bei Gott auf das feierlichste, was ich gesagt habe und meine Nieren prüft, daß ich Dir ewig treu und noch sagen könnte. Ich küsse Dich tausend- verbleibe, und meine Gesinnungen niemals mal auch abwesend. Bete zu Gott um einen glück- geändert habe, noch ändern werde, und dieses lichen Ausgang, und sei versichert, beste, liebste kannst Du Deinem Vater mit Zusicherung meines Caroline, einzige Wonne meines Lebens, daß ich Respects, und Deinen übrigen Verwandten gera- stets meine Pflicht beobachten und unaufhörlich dezu melden... bis in den Tod sein werde. Dein ewig treuer, und Meine Umstände sind Dir zu genau bekannt, als wenn ich mich einst in Deine Arme werde werfen daß ich so thöricht hätte sein können, zu glau- können, unaussprechlich glücklicher Hans“. ben, daß Du mich wegen des Geldes (da ich Herta Virnich 7 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 7
Reisen Bei den grauen Riesen größer als die indischen Artgenossen. Beim Ele- fanten haben sich die Stoßzähne aus den oberen Schneidezähnen entwickelt. Alle Elefanten sind mit einem Rüssel ausgestattet. Dieser ist ein einziges Muskelpaket, das sich durch die Verwachsung zwischen Oberlippe und Nase entwickelt hat und besteht aus mehr als 40.000 Mus- keln. Dieser Rüssel ist ein universell einsetzbares Instrument und schenkt dem Elefanten den am besten entwickelten Geruchssinn aller Säugetiere Die Elefanten ziehen in „Familien“ durch den Busch, immer geführt von einer erfahrenen alten Elefanten- kuh (Matriarchat) und sind fast den ganzen Tag beim Fressen. Als Nahrung dienen Gräser, Blätter, welche trotz Dornen mit dem Rüssel von Ästen abgeklaubt werden, oder auch andere Pflanzen und Rinden. Ein erwachsener Elefant frisst 14-20 Stunden am Tag Afrikanischer Elefant bis zu 250 Kg Nahrung. Dabei werden die Backen- Auf meinen vielen Reisen in das südliche Afrika zähne bei dem großen Vegetarier extrem abgenutzt. hat es mich immer wieder zu den grauen Riesen Diese können aber bis zu 6-mal nachwachsen. In gezogen. Im „Ostkap“ des südlichen Afrikas liegt die einem Tierpark oder Zoo ist dies bei angepasster Stadt Port Elizabeth, die von den Einwohnern des Fütterung kein Problem, jedoch in freier Wildbahn ständigen Windes wegen auch gerne als „Windy verhungern sehr alte Tiere, weil sie keine Backen- City“ bezeichnet wird. Etwa 70 km entfernt befindet zähne zur Nahrungsverkleinerung mehr haben. sich der Addo-Elefanten-Nationalpark. Elefanten können 60-70 Jahre alt werden. 1931 wurde dieser Park gegründet, um die letzten Diese Familien sind unterschiedlich groß und 11 Kap-Elefanten vor der Ausrottung zu bewahren. bestehen mit Ausnahme der männlichen Kälber Nicht nur grausame Wilderer, sondern auch schieß- ausschließlich aus weiblichen Tieren. Die Leitkuh wütige reiche Ausländer haben wegen des Elfen- gibt durch ihre Erfahrung vor, welches Wasserloch beins Jagd auf diese großartigen Tiere gemacht. angesteuert wird, ist in Gefahr immer die erste in Jetzt, als größter Nationalpark im Ostkap hat sich der Gruppe, warnt vor Gefahr und geht bei den die Population erholt und dürfte bei ca. 600 Ele- Wanderungen voran. fanten liegen. Der Park wurde ständig erfolgreich Am früher Morgen und in den Abendstunden zie- vergrößert, ist inzwischen der drittgrößte Park in hen die Tiere zu den Wasserlöchern. Natürlich wird Südafrika und bietet wieder den „Big 5“ eine Heimat. eine Elefantenfamilie niemals warten, es gibt eine „Big 5“, die „Großen Fünf“ ist eine Bezeichnung der von Natur aus vorgegebene Rangfolge unter den früheren Großwildjäger für die fünf Tierarten, welche Tieren: Die Elefanten dürfen zuerst trinken, erst am schwierigsten zu erledigen waren. Dies sind danach folgen Kaffernbüffel, Zebras, Antilopen und Elefant, Nashorn, Kaffernbüffel, Löwe und Leopard. anschließend die Warzenschweine. Letztere halten Heute erstreckt sich der Addo bis zum Indischen sich nicht immer ganz an die Regel, sind verwegen Ozean, und neben den großen Landsäugetieren und mutig und trinken oft am anderen Ende des können nun auch der Wal und der Weiße Hai be- Wasserlochs gleichzeitig mit den Elefanten. Es obachtet werden. Addo ist damit der weltweit einzige erfolgt dafür ein empörtes Rüsselschlagen, Grol- Park mit den „Big-Seven“. len und Ohrenwackeln der grauen Riesen. In aller Der Afrikanische Elefant hat im Gegensatz zum Regel gibt es aber keinen handgreiflichen Streit. Es Indischen Elefanten viel größere Ohren (in Form wird nicht nur Wasser getankt, sondern es werden vom Kontinent Afrika!), die Elefantenkuh hat auch auch untereinander die sozialen Kontakte gefestigt. Stoßzähne und die Afrikanischen Elefanten sind Elefanten baden sehr gerne, danach bewerfen sie 8 seniorenpost wetzlar 228
Reisen sich mit Staub, um die empfindliche Haut vor Para- siten und vor den Sonnenstrahlen zu schützen. Die fälschlich als Dickhäuter bezeichneten Rüsseltiere haben keine dicke, sondern eine sehr empfindliche Haut. Elefanten sind sehr soziale und mitteilungsbedürf- tige Tiere. Zur Kommunikation verwenden Elefanten innerhalb der eigenen aber auch zu anderen Fami- lien mehrere Kommunikationswege. Das können Gerüche der Ausscheidungen und Sekrete sein, mit denen eine Elefantenkuh Fruchtbarkeit anzeigt. Das Abtasten mit dem Rüssel stärkt soziale Bindungen und tröstet. Die Laute in einem sehr niedrigen, für Menschen nicht wahrnehmbaren Frequenzbereich können über weite Strecken über die stämmigen Elefantenbeine wahrgenommen werden. Es gibt keine feste Paarungszeit, die Kühe bekom- men bis zu ihrem 40 Lebensjahr alle drei Monate Nachts hört der Gast Elefanten ums Zelt schleichen ihren Östrus, das heißt sie sind paarungsbereit und ist gekennzeichnet durch eine hohe Aggressivität werden dann von den Bullen besucht. Vorausset- gegenüber anderen männlichen Elefanten. zung ist aber, dass die Kühe genug Nahrung finden. Rund um den Addo Elefantenpark finden sich Un- Nach gut 22 Monaten Tragezeit gebiert eine gesun- terkünfte in allen Preislagen, von dem B&B über de Elefantenkuh, umringt von anderen erwachse- eine Lodge oder ein Ressort mit im Park liegenden nen Kühen, in aller Regel ein Jungtier. Durch diese Zelten, jeweils mit Dusche und WC ausgestattet. Wand von Beinen wagt sich auch kein Löwenrudel Nachts hört der Gast die grauen Riesen um das anzugreifen. Die weiblichen Kälber werden bis zu Zelt herum wandern und am frühen Morgen liegen Ihrem Tod in der Familie bleiben. Nach vier Jahren oft die Spuren der großen Nahrungsaufnahme vor ist die Elefantenkuh wieder für eine neue Tragzeit dem Zelt. Wer einen Mietwagen hat, kann auf den bereit. engen Straßen den Addo Park selber erkunden. Während der Nacht und in den heißen Mittagstun- Der Park ist zu großen Teilen dicht mit Büschen den liegen die Kälber sicher unter den Elefanten- und kleineren Bäumen bewachsen, und natürlich kühen, um sich im Schatten von den langen Wan- finden die Tiere hier Deckung und Sicherheit. Ein derungen auszuruhen. Es kommt auch vor, dass Gamedrive oder eine Ausfahrt in einem höheren Kälber, die ohne die Fürsorge ihrer eigenen Familie Safari-Jeep lässt deutlich mehr Tiere entdecken, verloren sind, von einer „fremden“ Elefantenkuh bietet Schutz vor der heißen Sonnenbestrahlung angenommen werden. Ein junges weibliches Kalb und auch das besondere Safari Feeling kommt in wird lebenslang in der Familie bleiben. einem offenen Jeep mit einem Ranger weit mehr Den jungen männlichen Elefanten wird nach Ein- auf als in einem Omnibus oder einem Privat-PKW. setzen der Geschlechtsreife der Stuhl vor die Tür Der Ranger und Fahrer weiß auch am besten, gesetzt und diese müssen dann oftmals in soge- wann und wie man einem Elefantenbullen von 4 nannten Bachelor Groups (Gruppe junger Elefan- Meter Schulterhöhe aus dem Weg fährt oder sich tenbullen) in weiterer Entfernung groß werden. Sie bei einer plötzlich im Gras liegenden Löwenfamilie lernen durch oftmals harmlose Raufereien und verhält. Aus dem Krüger Park wurden einige der Imponiergehabe untereinander sich zu verhalten großen Elefantenbullen in den Park gebracht, um und finden so ihren Platz in der Hierarchie. Diese die Blutlinien aufzufrischen. Die Ranger sind alle Bachelor Gruppen leben meist in Entfernung zu über Funk untereinander verbunden, und wenn ausgewachsenen Bullen. Ältere Bullen sind Einzel- zum Beispiel eine Löwenfamilie oder ein Nashorn gänger und nähern sich nur einmal im Jahr in der entdeckt wird, finden sich in wenigen Minuten viele „Musts“, dem Anstieg ihrer Hormone, den Elefan- Fahrzeuge ein. tenkühen, die aufnahmebereit sind. Der Zustand Thomas Moser 9 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 9
Zeitgeschehen Aus der Ukraine Unser Leser Siegfried Bogdanski hat im März, in der dritten Woche des Ukraine-Krieges, einige Zitate aus seinem ukrainischen Freundeskreis auf Facebook zu- sammengetragen. Er schreibt dazu: Da ich selbst weder Ukrainisch noch Russisch spreche, habe ich die Texte mit Hilfe eines Übersetzungspro- gramms frei übertragen (und teilweise gekürzt und re- digiert). Keine tiefschürfenden Analysen, sondern ganz Persönliches. Es gibt alles, Verzweiflung, Zuversicht, Trauer, Fürsorge, Zuspruch, Aufmunterung, Kampfgeist, Überlebenswillen, Dankbarkeit. Gewöhnung an das Grauen dass wir keine Faschisten und Nazis sind und Julia schreibt: dass wir keine Militärjunta haben. Es herrscht immer noch Krieg in unserem Land. Ich weiß nicht, wie man das mit den so genannten Immer öfter hören wir, dass die Möglichkeit be- Volksrepubliken Donezk und Luhansk erklären steht, dass sich das noch Monate hinzieht. Die soll, wenn sie nicht zuhören wollen. Welt fängt langsam an, wieder ihre Geschäfte Es ist, du weißt schon, wie wenn du ein Kind bist zu machen, Flaggen der Unterstützung auf und jemand dich für etwas beschuldigt, das du Facebook verschwinden. Hier und da weigern nicht getan hast, aber niemand dir glaubt. sich Länder wegen ihrer eigenen Ängste, uns zu Ich schreibe diesen Beitrag [im Original erheblich unterstützen. Aber in der Ukraine sterben immer länger] jetzt seit zwei Tagen und kann kein Ende mehr Menschen. finden. Ich weine jeden Tag über die Nachrichten. Ich ersticke vor Tränen und Machtlosigkeit. Hier stirbt ein weiteres Kind in den Armen untröst- In der Stadt, wo es heute ruhig war, heulen jetzt licher Eltern. (Wie schrecklich es überhaupt ist, die Sirenen. „ein weiteres Kind“ zu schreiben.) Und der Flughafen wurde bombardiert. Hier bleiben die Kinder als Waisen zurück, denn das Auto mit ihrer Familie wurde bei der Eva- Mobilmachung kuierung beschossen. Und viele Autos wurden Alexey hat sich gleich zu Beginn des Krieges zum beschossen, wo niemand überlebt hat. Militärdienst gemeldet. Er schreibt: Wir alle kennen jemanden, der in diesem sinn- Viele Menschen bitten in den militärischen Regis- losen Krieg gestorben ist, der geliebte Menschen trierungsbüros um Anstellung. verloren hat, dessen Haus zerstört wurde, der Alte und Jugendliche, Männer und Frauen, Ge- fliehen musste, alles zurücklassen musste, wofür sunde und Kranke. er oder sie lebte. Natürlich werden es mit jedem Kriegstag weniger, Ich weiß nicht, wie ich den Menschen erklären denn die meisten, die es wollten, sind bereits in soll, dass in meinem Land menschliches Leben den Reihen der Armee. geschätzt wird, dass wir in meinem Land keine Menschen, die wir nicht für den Dienst mit der Häuser, Schulen, Krankenhäuser und Entbin- Waffe aufnehmen dürfen, werden gebeten, sich dungskliniken beschießen würden. anderweitig nützlich zu machen, Schützengräben Ich weiß nicht, wie ich den Leuten erklären soll, auszuheben, Munition zu liefern. 10 seniorenpost wetzlar 228
Zeitgeschehen Erfahrene Männer mit Kampferfahrung, die älter Bleiben oder Flucht als das Militäralter sind, beteuern, dass sie nicht Marina schreibt: untätig herumsitzen und darauf warten können, Einer meiner belgischen Kollegen hat mich ge- dass der Feind in ihr Haus kommt. fragt, warum meine Familie nicht aus der Ukraine Schade, dass wir nicht alle nehmen können. weggezogen ist. Wollen sie nicht? Was ist das Problem, einfach wegzugehen? Stolze Ukrainerin mit russischer Sprache Meine lieben belgischen Freunde, ihr wisst nicht, Elena schreibt: wie dramatisch die Situation jetzt ist. Meine Muttersprache ist Russisch (meine ganze Die Leute sind nach einer langen Reise von 4-5 Familie spricht russisch), einer meiner Ausbilder Tagen so erschöpft. Einige von ihnen fallen hin. ist Lehrer für russische Sprache und Literatur, Ich weiß, dass es Bekannten von mir passiert mein Lieblingsschmöker war Doktor Schiwago ist. Und wir reden jetzt über junge und gesunde von Boris Pasternak, ich liebte viele russische Menschen. Schriftsteller und Intellektuelle. Fragt einmal nach alten und kranken Menschen. Nach den aggressiven Aktionen der Russen Sie bleiben in der ukrainischen Stadt und werden im Jahr 2014, die die Krim, den Donbass und bombardiert. Weil sie wissen, sie werden diese Luhansk besetzten, nach ihren schrecklichen und Reise nicht überleben, von ihrer Heimat weg zu terroristischen Aktionen gegenüber allen Ukrai- gehen ins Nirgendwo. nern und Krim-Tataren, die in dieser Region leben, Es ist eine unglaubliche Tragödie in meinem Land. und nach dem 24. Februar 2022 beginnt der un- menschliche, terroristische Krieg von Russland Aufruf zur moralischen Unterstützung in der Ukraine, Natalia aus Lwiw, Westukraine, schreibt mir auf und nach so vielen Toten, Leiden, Trauer, Rui- Deutsch: nen, die russische Terroristen über unser Land Was ich noch sagen wollte. Lieber Siegfried - gebracht haben, deine Worte über unsere katastrophale Situation empfinde ich Ekel für alles, was die Russen hier - sie gibt es nicht! Keine Katastrophe! Bitte, glaub! erschaffen. Sei nicht verzweifelt! Du bist nicht hilflos. Deine Ich unterscheide mich immer mehr von Russen. eindeutige Position - das ist deine Investition! Wir haben hier nichts gemeinsam. In deinen Gedanken und Messages soll starke Ich bin Ukrainerin, und ich bin stolz darauf! Sicherheit bleiben, dass wir gewinnen! Anders geht nicht. Auch deinen Freunden verbreite solche Stimmung - es ist wichtig für uns! Wir werden spüren solche Unterstützung! 11 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 11
Zeitgeschehen 12 seniorenpost wetzlar 228
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Zeitgeschehen Das Interview wurde geführt von Klaus Petry 13 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 13
Aus der Natur „Alter Friedhof“ - ein Vogelparadies voller Leben Ermutigung zu einem Vogelstimmen-Rundgang Ein ganz beson- gewicht. Unser Spaziergang ist eine „Vogelstim- deres Refugium für men-Wanderung“, bei der auch ältere und etwas unsere heimische gehbehinderte Menschen ganz sicher zu schönen Vogelwelt ist in Beobachtungen kommen werden. Die vielen Ruhe- Wetzlar ohne Zwei- bänke erleichtern uns das Schauen und Horchen fel der „Alte Fried- noch zusätzlich. Die hier lebenden Vögel sind an die hof“. Hier schei- Menschen gewöhnt und geben sich deshalb nicht nen sich selbst so scheu, wie die Vögel im Wald, und man hat sie die inzwischen hier alle relativ dicht beieinander. Auf einem Rund- selteneren Vögel gang durch den ganzen Friedhof, gewissermaßen wie Dompfaff, von Bank zu Bank, besucht man automatisch alle Dompfaff Kirschkernbeißer, unterschiedlichen Bereiche mit immer anderen Schwanzmeise und Vogelarten. Durch Baumalleen, vorbei an gepfleg- Tauerschnäpper noch richtig wohlzufühlen. Im ten Gräbern, gelangen wir in buschige Zonen, und Frühjahr wird uns hier wie kaum noch anderswo schließlich führt uns unser Rundgang sogar durch einvielstimmiges Vogelkonzert geboten. Die kleinen ein waldähnliches Gelände, dicht bewachsen mit Gesangskünstler führen sich auf, als wolle jeder einem geschlossenen Blätterdach, fast wie im alle anderen übertrumpfen. Uns kann das natürlich Urwald. nur recht sein, denn es hört sich im wahrsten Sinne Das stille Verharren des Wortes berauschend schön an. So werden wir und Lauschen an den schon gleich am Eingangstor zum „Vogelparadies“ verschiedenen Stel- empfangen. Bei diesem Stimmengewirr fällt es uns len offenbart uns die schwer, zwischen den einzelnen Gesängen und ganze Fülle unserer Rufen zu unterscheiden, denn es sind immerhin städtischen Vogelwelt. dreißig bis vierzig Vogelarten, die wir hier an einem Hier sucht ein Rot- Vormittag antreffen können. Aber wir haben ja genü- kehlchen auf dem Zaunkönig gend Zeit und Muße mitgebracht, um allen kleinen Weg nach Räup- Künstlern gerecht zu werden. chen für seinen hungrigen Nachwuchs, da schmet- Hilfreich ist es natürlich, wenn wir ein kleines Bestim- tert ein Voge lautstark und mit nicht enden wollender mungsbuch und ein Fernglas dabei haben. Auch Energie sein Lied hinaus in die Welt. Schauen wir ist es vorteilhaft, diese kleine Exkursion nicht allein in seine Richtung, stellen wir erstaunt fest, dass durchzuführen, denn vier Ohren hören bekanntlich einer unserer kleinsten Vögel, nämlich der quirlige mehr als zwei. Naturinteressierten Menschen bietet Zaunkönig, der Urheber dieser alles übertönenden sich auf diesem schönen Friedhof die nicht mehr Gesangseinlage ist. Er will ja nicht überhört werden so alltägliche Gelegenheit sich an vielen schönen von seiner Angebeteten, und Zeit verlieren darf er Begegnungen mit unseren gefiederten Freun- auch nicht mit der Familiengründung. Ungeduldig den zu erfreu- dreht und wendet er sich während seiner Gesangs- en. Das ist für vorführung, hüpft mal hier und mal dort hin und führt uns Menschen sich dabei auf wie der Herr Wichtig des Friedhofs, wohltuend und halt wie ein kleiner König. Viel ruhiger lässt es da entspannend, es schon der Dompfaff angehen, der gerade in einen sorgt fürschöne Busch fliegt und uns von dort seine rot leuchtende Gedanken und Brust präsentiert. Mit seiner schwarzen Kappe und bringt uns auch den schwarzen Flügel- und Schwanzfedern macht seelisch spür- er seinem Namen alle Ehre. Sein bescheidener, fast Kernbeißer bar ins Gleich- schüchterner Gesang passt so gar nicht zu seinem 14 seniorenpost wetzlar 228
Wetzlar aktuell imposanten Äußeren, haft im Garten begegnet. Es ist die unauffällige He- damit ist er also das ckenbraunelle, die hier irgendwo in Bodennähe ihr genaue Gegenteil Nest verlassen hat, um ihren Hunger zu stillen. Die vom „wichtigen“ Zaun- Räupchen sind jetzt im Frühjahr schnell gefunden, könig. und schon huscht sie wieder zurück durch die He- Plötzlich raunzt uns cke. Das Männchen hören wir vielleicht hoch oben ein aufgeregter Gesel- im Baum sein bescheidenes Liedchen vortragen. le über uns im Geäst Aber auch unsere allbekannte Amsel verwöhnt uns sitzend an, so dass wir mit ihren wohltönenden Strophen, laut und melo- uns sogar ein wenig disch wie immer. Sie können wir gut heraushören. erschrecken. Es ist Unser „Alter Friedhof“ bietet den Vögeln mit seinen Amsel das Eichhörnchen, herrlichen alten Bäumen, den verschiedensten das sich um seinen Nachwuchs im Kobel oben im Hecken und Sträuchern beste Lebens- und Brut- Baum sorgt und auf keinen Fall möchte, dass wir bedingungen. Durch die vielen von fürsorglicher ihm zu nahe kommen. Als ob wir gerade vorhätten, Hand aufgehängten Vogelhäuschen werden die als nächstes auf den Baum zu steigen... natürlichen Nistmöglichkeiten für die verschieden- Natürlich gehen wir schnell weiter und werden von artigen Höhlenbrüter wie Blau- und Kohlmeisen einem meisterlichen Gesang überrascht, recht laut sowie Gartenrotschwänzen und sogar Dohlen und wunderschön anzuhören. Das ist die Mönchs- noch sinnvoll ergänzt. grasmücke, die glücklicherweise noch sehr regel- Aber die Vögel fühlen sich hier auch deshalb so mäßig in allen Wetzlarer Parks zu erleben ist. Sie wohl, weil es auf Friedhöfen nicht die laute Hek- gilt nach der Nachtigall als die beste Sängerin in tik und die sonstigen stö- unserer heimischen Vogelwelt. renden Einflüsse der Stadt Ein Weidenlaubsänger mischt über uns - vom gibt. Diese sprichwörtliche Blätterdach verdeckt - hörbar mit. Seine immer Friedhofsruhe zieht die Vö- wieder ertönende Gesangstrophe besteht nur aus gel magisch an, das kann einem schlichten „Zilp-zalp-zilp-zalp“, womit er uns man so auf allen größeren dann auch gleich seinen volkstümlichen Namen natürlich gestalteten Fried- verrät - Zilpzalp. Unser nach oben gewandter Blick höfen im Lande beobach- fällt zufällig auf die brütende Ringeltaube, die gut ten, bei uns natürlich vor getarnt im Astwerk auf ihrem umfangreichen Nest allem auch noch auf dem sitzt. Wahrscheinlich sehen wir nur ihren Kopf, aber „Neuen Friedhof“. Für uns Rotkehlchen ganz sicher hat sie selbst uns schon die ganze Zeit Menschen und unsere ver- über im Auge gehabt. Man kann ja nicht vorsichtig storbenen Lieben ist es seit jeher ein unbedingtes genug sein. Bedürfnis, dass es auf dem Friedhof ruhig und fried- Zwischendurch erfreuen wir uns an den neu be- voll zugeht. Diese Friedhofsruhe ist uns allen sehr lebten wunderbaren Kaskaden. Das beruhigende wichtig. Allein unsere Vögel dürfen, ja, sollen diese Plätschern und harmonische Fließen des Wassers Ruhe mit ihrem herzerfrischenden Gezwitscher vermischt sich mit dem vielkehligen Gesang des beleben, damit auf dem Friedhof keine Totenstil- Vogelchores. Hier bleiben wir etwas länger sitzen le herrscht...Und wenn sich am Schluss unseres und träumen und lauschen. Da sehen wir plötzlich Vogelstimmen-Rundgangs das Bedauern darüber einen rotkehlchengroß- einschleicht, dass er leider schon zu Ende ist, kann en Vogel dicht über dem man sich schnell damit trösten, dass unsere Fried- Boden entlanghuschen, höfe ja ganzjährig geöffnet sind. Und eines kann er ist leicht mit einem ich versprechen: Jeder weitere Rundgang führt zu Spatz zu verwechseln. ganz neuen Beobachtungen und Erlebnissen. Kein Den Vogel kennen wir Tag verläuft wie der andere. Das ist glücklicherweise vermutlich nicht, obwohl ganz anders, als wenn wir uns eine Wiederholung er uns auch immer wie- im Fernsehen ansehen. Da ändert sich nichts. der mal fast schemen- Peter-Jörg Albrecht Gartenrotschwanz 15 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 15
Unterhaltung Walter von der Vogelweide und seine Liebe zu den Vögeln Der Hohenstaufe Friedrich II. beschenkte ihn mit einem Lehen. Darüber freute er sich so, dass er ein Lied verfasste: „Ich hab ein Lehn erhalten, all Welt ich hab mein Lehn!“ In zahlreichen Liedern offenbart er inniges, religi- öses Empfinden. Er schwärmt von der Natur, der Liebe und der Schönheit der deutschen Lande. Auch die Politik blieb in seinen Liedern nicht verschont. Wie Goethe war er dem Echten und Wahren zugetan. Seine besondere Liebe galt den Vögeln. Auch in dem bekannten Liebesgedicht „Unter der Linde“ spielt ein kleines Vögelein eine Rolle. Es erzählt von dem Bett, das er für seine Liebste unter einer Linde aus Blumen bereitet hat. Keiner hat die Liebenden dort gesehen, nur ein kleines Vögelein, das aber ihr Geheimnis Nach getaner Arbeit sitze ich gerne vor meiner getreulich bewahren würde. 1227 starb Walter Gartenhütte und schaue den Vögeln zu. Lustig von der Vogelweide in Würzburg. Als alter Mann hüpfen sie in den Zweigen der Obstbäume umher, hatte er sich dort in ein Kloster zurückgezogen, picken nach Insekten und bringen die gefundene das zu Füßen des Münsters und seiner mächtigen Beute eifrig in ihren Schnäbeln zu den wartenden Türme lag. Die Mönche haben den berühmten Jungen im Nest. Wenn dann gegen Abend die Mann bis zum Tod dort liebevoll gepflegt. Vom Schatten immer länger werden, stellen sie ihre Fenster seiner Zelle aus sah man auf eine alte Arbeit ein und singen aus vollen Kehlen ihr Abend- Linde, die im Klostergarten stand. Vor diesem lied. Ich lausche andächtig diesen wunderbaren Fenster soll Walter oft in einem Lehnstuhl geses- Melodien und lasse dabei meine Gedanken zie- sen und die vielen Vögel im Baum beobachtet hen. Vor nicht langer Zeit saß ich noch zusammen haben. In diesem Lehnstuhl fanden die Mönche mit meinem Mann hier und wir lauschten gemein- den berühmten Mann tot, mit einem Lächeln auf sam. Wehmütig, aber auch dankbar und glücklich dem friedlichen Antlitz. Auf dem Pult lag ein Blatt, für die lange Zeit, die uns zusammen geschenkt das der Verstorbene war, bleibe ich sitzen, bis der letzte Vogel seinen mit seiner akkuraten Gesang einstellt und in sein Nest huscht. Es gibt Handschrift verfasst viele Menschen, die den Gesang der Vögel lieben, hatte: „Dem ehrwür- darunter nicht wenige Musiker, die diese lieblichen digen Abt und allen Gesänge in ihre Kompositionen einfließen ließen. Mönchen und Brü- Einer davon war Walter von der Vogelweide. Er dern sage ich meinen war der größte lyrische Dichter des Mittelalters. innigsten Dank für Mutmaßlich wurde er in Südtirol gegen Ende des den gottgesegneten 12. Jahrhunderts geboren. Genaueres ist darü- Lebensabend, den ber nicht bekannt. Er war der Sohn verarmter sie mir bereitet ha- Adeliger, führte ein Wanderleben und ernährte ben. Als geringes Zei- sich von seiner Kunst. Am liebsten weilte er zu chen meiner Dank- Eisenach am Hofe des Landgrafen Hermann. Dort barkeit vermache ich war er ein gern gesehener und geschätzter Gast. dem Kloster alles 16 seniorenpost wetzlar 228
Unterhaltung Gold und die Juwelen, die mir im Laufe meines die Vögel bereitstellten. Diese sollen sich bedankt Lebens für meine Sangeslust gegeben worden haben, indem sie aus voller Brust und in allen sind und in der eigenen Truhe liegen. Noch eine Tonarten „Vogelweid“ schmetterten. Schuld habe ich abzutragen an die Chorknaben Als dann eine schwere Zeit mit einer großen des Himmels, die Vögel, die meine Lehrmeister Hungersnot die Würzburger Bevölkerung plagte, mein ganzes Leben hindurch gewesen sind. Für beschlossen die Mönche, Brot für die Darbenden den Unterricht, den sie mir gegeben, sollen sie aus den eigentlich für die Vögel vorgesehenen täglich um die Mittagszeit unter der großen Lin- Vorräten, zu backen. de am Kirchentor auf meinem Grabe gefüttert werden. Die alte Linde ist verschwunden. Aber neue Bäume bieten den Vögeln im Klostergarten Die Mönche bereiteten ihrem Gönner ein Grabmal Lebensraum. Einige Mönche behaupten noch im Kreuzgang des Neumünsters in Würzburg. Zur heute würden die sich dort tummelnden Vögeln Mittagstunde kamen die Chorknaben mit Schalen während ihres Gesanges den Namen „Vogelweid“ voller Körner, die sie getreulich unter der Linde für zuzwitschern. Gisela Ute Freisinger Unter der Linde, Under der linden auf der Wiese, an der heide, dort wo das Bett von uns zweien war, da könnt ihr sehen, dâ unser zweier bette was, liebevoll gebrochen, Blumen und Gras. Dâ muget ir vinden Vor einem Wald in einem Tal, tandaradei, schône beide sang schön die Nachtigall. gebrochen bluomen unde gras. Daß er mit mir schlief, wüßte das jemand Vor dem walde in einem tal, (nein bei Gott!), dann schämte ich mich. Was er mit mir tat, tandaradei, niemand jemals soll das wissen außer ihm und mir. schône sanc diu nahtegal. Und jenem kleinen Vogel: tandaradei, Walter von der Vogelweide der wird sicherlich verschwiegen sein. 17 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 17
Unterhaltung Obdachlos? Ausgebombt! Wir Kinder wuchsen heran ohne recht zu verste- Mir war, als wäre ich soeben aus einem tiefen hen, was das bedeutete. Mit bedingungsloser Traum erwacht. Liebe wurden wir von unseren Müttern umsorgt im Glauben, dass uns nichts fehlt. Was gehörte Um mich herum war alles anders, aber nicht zu dieser Liebe dazu? Der Vater? Ja, wir hatten fremd. Ich hatte ein seltsames Gefühl in mir. Was Väter, die aber für uns Kinder meist abwesend war geschehen? Langsam fand ich mich zurecht. waren; unerreichbar, irgendwo waren sie, weit Aber, wie war ich hierhergekommen? Ich befand weg zu Kampfeinsätzen an der Front. Für die mich im Wohnzimmer meiner Oma auf der Hohl, Mütter und Kinder hörte sich das sehr bedrohlich allein im Zimmer, in einem der fremden Betten. an und war immer mit Angst verbunden. Freude Merkwürdig! Mit meinem Bett waren es fünf Mes- kam auf, wenn Vater für einige Tage in Urlaub von singbetten im Zimmer. Im Nebenraum hörte ich der Front heimkam. einige Stimmen von bekannten Menschen, die undeutlich durcheinander sprachen. Ich verstand Meine Tante erzählte mir von einer Freude, die nichts. Es klang traurig, weinerlich…. Plötzlich das ganze Haus mit der Musik meines Vaters ging die Tür auf, meine Oma nahm mich wortlos erklingen ließ. Seine Querflöte lag immer wohl- auf den Arm und trug mich in die große Wohnkü- verwahrt auf dem Vertiko im ersten Stock des che, wo meine Familie am Tisch saß. Ich erblickte Hauses. Wie ein Heiligtum wurde sie behandelt. meinen Cousin, mein einziger Spielkamerad. Keiner von uns Kindern wagte sie zu berühren. Meine Welt war vorerst in Ordnung. Die Erwach- Als Mozartverehrer wusste mein Vater, dass die senen waren ganz still. Meine Oma sprach das Familie und ganz besonders meine Großtante Tischgebet und dankte, dass wir uns alle wieder begeistert warteten auf seine Darbietung der ‚lebend‘ zusammenfanden und gemeinsam aßen. Serenade Nr. 13 „Eine kleine Nachtmusik“ u. a.! Für unsere Väter und die vielen unbekannten Sol- Musik beflügelte die Familie im wahrsten Sinne daten, die irgendwo weit weg an der Front waren, des Wortes. Die Alltagssorgen verschwanden wurden jeden Abend die weißen Haushaltsker- während der Anwesenheit des Vaters. Mit der zen im abgedunkelten Haus angezündet. Meine Genialität seines Musikerherzes verstand er trotz Großtante sprach andächtig von der Hoffnung, der Widrigkeiten des Krieges, die Hoffnung auf die wir nicht verlieren dürften. Nach dem Essen das baldige Ende des Krieges zu hinterlassen. sangen wir, wie immer, gemeinsam „Nun danket Der nächste Soldatentransport an die Front nahm Alle Gott“! Auch wir Kinder sangen alle Strophen ihn wieder mit. In den letzten Feldpostbriefen las auswendig mit. Die Stimmung der Erwachsenen ich tatsächlich, dass die Soldaten an der Front empfand ich sehr gedämpft. Sie waren ruhiger, fest an ein baldiges Ende des unseligen Krieges in sich gekehrt. Mein Cousin und ich gingen glaubten, sobald der „Tommy“ besiegt sein würde, schlafen. Ziemlich seltsam war es, dass wir alle so die Propaganda! gemeinsam in einem Zimmer schliefen. Was das zu bedeuten hatte, erfuhr ich nur allmählich. Mei- Die Mütter blieben mit ihren ungewissen Zukunft- ne kindliche Neugier half mir dabei. Von unseren sängsten zurück. Der Krieg tobte weiter. Wir Kin- Müttern schnappte ich einzelne Worte auf. Es der hatten uns längst gewöhnt an dieses Leben, waren Worte, womit ich wenig anfangen konnte da wir kein anderes kannten. Tag täglich über- und ich verstand sie auch nicht. raschten uns im Haus Schreckensnachrichten über Todesfälle, Sirenengeheul, Bombenalarm Wir Kinder hatten nichts mitbekommen! Unsere und die Hast in den Bunker. Und irgendwann ka- Mütter schleppten uns meist übermüdet nach men wir nicht mehr in unser Haus zurück! Etwas dem Sirenengeheul „Entwarnung“ heim. Bevor es musste passiert sein. Ich kann mich noch sehr nun heim ging erreichte die Familie die Mitteilung gut erinnern! „ausgebombt“!! Viele Häuser wurden von den 18 seniorenpost wetzlar 228
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Unterhaltung schrecklichen Bomben getroffen. In der ganzen Mutter. Dies geschah auch an diesem Morgen, Stadt herrschten chaotische Zustände! Wetzlar weil die Straße von fremden Männern in Mas- versank in Trümmern! Der 21. November 1944 kerade versperrt wurde. Aha, die Neuigkeit! Es brachte unermessliches Leid in viele Wetzlarer wurde bekannt, dass der Krieg beendet war. Diese Familien. Wir wurden obdachlos in unserer ge- fremden Männer waren amerikanische Soldaten liebten Heimatstadt Wetzlar. So landeten wir alle in ihrer Uniform. Die Erwachsenen sprachen von bei Oma und Opa. Die Erwachsenen wirkten den „Befreiern“. Eine interessante Zeit. ratlos und eine unendliche Traurigkeit begleitete uns jeden Tag. Es war wirklich abenteuerlich inzwischen gewor- den. Das nächste Ereignis ließ nicht lange auf sich Unser kindliches Leben ging weiter! warten. Es war schwer für uns Kinder zu begrei- Wir waren jetzt in einer anderen Umgebung; nicht fen: Unsere Mütter bekamen von der „Wohlfahrt“ fremd bei unserer Oma, die uns abends mit Trä- Betten aus bestem Tannenholz. Eine andere nen in den Augen fest an sich drückte, bevor wir Bleibe wurde uns zugewiesen. Das war nicht müde einschliefen. Der Bombenalarm war nicht einfach. Wer wollte uns haben als „Ausgebomb- mehr so häufig. Sirenengeheul ließ langsam nach te“ und „Obdachlose“ in unserer Heimatstadt? und wir mussten weniger bei Nacht das Haus Meine Tante und mein Cousin fanden für kurze verlassen. Die Mütter saßen abwechselnd in der Zeit einen Schlafplatz bei einer lieben Freundin Nacht stets unruhig am Volksempfänger, um ver- vor dem Torbogen. botenerweise Nachrichten abzuhören. Aber dann bot sich für sie die Möglichkeit in der Tagsüber befanden wir uns weiterhin in Sichtweite Wigandstraße bei dem legendären, großherzigen und Bewachung unserer Mütter. Bisher hatten wir Diakon Rauer und seiner Familie in einer Man- einen Garten. Unser jetziges Spielparadies wurde sarde unterzukommen. In dieser Umgebung zu die Römerstraße und war wesentlich interes- leben war ein großer Gewinn in dieser schweren santer. Hier fanden wir eine große Anzahl neuer Zeit. Familie Rauer kam ihrer christlichen Näch- Freunde und einer Freundin, die uns in Spiele stenliebe voll und ganz nach. Alle Bewohner des einweihten, die uns bisher unbekannt waren. Hauses und die Nachbarn konnte Herr Rauer auf seine besondere Art ermuntern. Es wurde Unsere Spiellust allerdings wurde unangenehm wieder mit anderen Leuten zusammengesessen, eingeengt. Wir entdeckten Straßensperren, die gemeinsam gesungen und meine Tante und mein von fremden Männern bewacht wurden und Cousin in die fröhliche Rauer - Familienrunde mit das Verlassen der Wohnstraße nicht zuließen. deren drei Töchtern aufgenommen. Die unbe- Irgendwie bemerkte ich eine Veränderung. Die heizte Mansarde zum Schlafen war damals üblich. Erwachsenen um uns herum sprachen jetzt wie- Meine Mutter und ich als „Ausgebombte“ erlebten der mehr untereinander. Es musste sich einiges ein großes Fiasko mit der Unterbringung. Unsere Schwerwiegende ereignet haben. Aber was? Hausleute wollten uns nicht haben. Sie lehnten Wir durften nur bis zum Straßenende laufen und uns ab und schikanierten uns, wie das meine wieder zurück. Es ging auch nicht weiter. Mutter ausdrückte. Meine energische Mutter ließ sich nichts gefallen. Sie musste als Mittel- und Sollten die Straßensperren für die Erwachsenen Obdachlose zum „Amt“, das ihr missfiel und den Gesprächsstoff liefern? Ich war schon immer schimpfte heftig über die Behandlung der vom neugierig. Das musste ich in Erfahrung bringen. Krieg geschädigten Frauen mit ihren Kindern. So Mein Cousin war nicht so forsch wie ich. Wenn ihm gelang es ihr beim Wohnungsamt, dass wir in die etwas seltsam vorkam, rannte er zurück zu seiner Frankenstraße bei einem „Leitzianer“ einziehen 19 seniorenpost wetzlar 228 seniorenpost wetzlar 228 19
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