So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund

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So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
2018

                                                                                                                    2
D A S M A G A Z I N F Ü R M I T G L I E D E R D E R M E D I V E R B Ü N D E • W W W. M E D I - V E R B U N D. D E

So schützen Sie sich
vor Cyberangriffen

Eröffnung
Das zweite MEDI-MVZ nimmt seine Arbeit auf

EU-Vorgabe
Die neue Datenschutzrichtlinie gilt auch für Praxen

Erfolgsgeschichte
Die Psychotherapieverträge im Südwesten bleiben attraktiv
So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
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So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
EDITORIAL

Bei uns ist die Cyberkriminalität
ein Thema!

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Hacker machen vor Arztpraxen nicht halt – das haben     der Fläche funktionieren. Sie sollen ein System für
auch einige unserer Mitglieder schmerzhaft zu spüren    Ihren Praxisalltag haben, das anwenderfreundlich ist
bekommen. Dass solche Erfahrungen die Digitalisie­      und mit möglichst wenig Aufwand und Kosten sicher
rungsdebatte befeuern, ist klar. Deswegen stehen        funktioniert. Dabei berücksichtigen wir selbstver­
viele Ärztinnen und Ärzte der IT­Vernetzung und         ständlich alle erforderlichen Sicherheitsstandards
­Kommunikation nach wie vor skeptisch gegenüber         und die Datenschutzvorgaben.
oder verweigern sie sogar. „Das gute alte Telefon,         Wir müssen bei der Digitalisierung nicht jeden
Briefe und Faxe müssen reichen, elektronische Daten     Unsinn mitmachen. Aber wir müssen unsere Kommu­
schaffen nur Probleme“, lauten die Argumente der        nikation dringend modernisieren und weiterentwi­
Digitalisierungsgegner.                                 ckeln, ohne dabei Hackern zum Opfer zu fallen.
   Trotz aller Ängste und Bedenken ist die Digitali­       Damit Sie und Ihre Teams die Risiken und Kon­
sierung in den Praxen nicht mehr aufzuhalten. Wie       sequenzen für Ihre Praxis erkennen, ist das Thema
auch, wo sie für immer mehr Menschen zum Leben          Cyberkriminalität der Schwerpunkt dieser Ausgabe.
dazugehört? Smartphones, Tablets oder Gadgets ge­       Informieren Sie sich, sensibilisieren Sie Ihre Mitarbei­
hören heutzutage bei Jung und Alt zum Alltag. Und       terinnen und sorgen Sie für eine sichere Arbeits­
die Politik unterstützt diese Entwicklung!              umgebung – es lohnt sich!
   Damit wir nicht von irgendwelchen branchen­
fremden Technologieherstellern Systeme übergestülpt
bekommen, die weniger unseren Praxen und mehr           Es grüßt Sie herzlich Ihr
den Herstellern nutzen, entwickeln wir bei MEDI ei­
gene, praxisfreundliche Konzepte. Das werden keine
Insellösungen, sondern einheitliche Standards, die in

                                                        Dr. Werner Baumgärtner
                                                        Vorstandsvorsitzender

                                         3
So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
INHALT

                                        DIALOG

                                   6    »Unsinnige Einmischungen und Ankündigungen«

                                        AUS BADEN-WÜRTTEMBERG

                                    8   MEDI baut digitale Vernetzung der Praxen konsequent aus
                                   10   Datenschützer antwortete lange nicht
                                   10   Ärztenetz Hockenheim: Aufbruch in die digitale Ära

                                   12   Schnell, flexibel und zukunftsfest
                                        Im April hat das zweite MVZ nach dem MEDI-Konzept
                                        »Arztpraxen 2020« eröffnet und ist für die dortige Gemeinde mehr
                                        als nur eine Kooperationsgemeinschaft von Allgemeinmedizinern.
 TITELTHEMA
                                        Am Standort des Versorgungszentrums sind auch eine Apotheke
                                        und eine Bankfiliale mit an Bord.

 AUS RHEINLAND-PFALZ
                                   16   Mit dem MEDI-Praxisbedarf alles im Haus
 So geht unkomplizierte
 IT-Sicherheit in der Praxis

 32                                     HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

                                   18   TK-Vertrag:
                                        Teilnehmerzahlen steigen weiter und weiter
                                   19   Wer kann teilnehmen?
 PRAXISMANAGEMENT                  20   FRAG EN ZU D EN SEL EK TIVV ERTRÄG EN
                                        Welche Kassen bieten Psychotherapieverträge an
 Social Engineering könnte auch
                                        und wie unterscheiden sich diese voneinander?
 Ihre Praxis treffen!
                                   22   Darmkrebsvorsorge: neue Studie gestartet

 46                                23
                                   24
                                        Nun wird auch die Ortho-EFA® vergütet
                                        »Wir haben da etwas für Sie ...«
                                   26   »BKK.Mein Hausarzt« punktet mit
                                        speziellem Adipositas-Modul
 So schützen Sie Ihre Praxis
                                   28   Erstes PJmobil rollt im Ländle

 48
 N AC HGEF RAGT BEI
 D R . BE NJA MIN KHA N DU RA NI

 »Denken Sie nie
 ›mich trifft das nicht‹!«

 49
                                        4
So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
INHALT

                                                                         IMPRESSUM
     AUS BERLIN
30   Messer folgt auf Lohaus

                                                                         Herausgeber:
                                                                         MEDI Baden-Württemberg e.V.
     AUS RHEINLAND-PFALZ
                                                                         Industriestraße 2, 70565 Stuttgart
34   MEDI-Ärzte initiieren neue Verbundweiterbildung
                                                                         E-Mail: info@medi-verbund.de
                                                                         Tel.: 0711 806079-0, Fax: -623
                                                                         www.medi-verbund.de
     GESUNDHEITSPOLITIK
35   EU-Datenschutz-Grundverordnung: Das kommt auf die Praxen zu
                                                                         Redaktion: Angelina Schütz
37   N AC HGEFR AGT BEI C A RSTEN Z IERA U
                                                                         Verantwortlich i. S. d. P.:
     »Alle MEDI-Angebote berücksichtigen die DSGVO«
                                                                         Dr. med. Werner Baumgärtner

                                                                         Design: Heinz P. Fothen
     ARZT & RECHT

38   Praxisassistenten – was ist möglich?                                Druck: W. Kohlhammer Druckerei
41   jameda muss Daten von Ärztin löschen                                GmbH & Co. Stuttgart
42   A SS. JU R . IVO NA BÜ TTNE R-K RÖ BE R
     BE AN TWO RTET IHR E REC HTSF RAGEN                                 Erscheinungsweise vierteljährlich.
     • Können Mitarbeiter die Annahme                                    Nachdruck nur mit Genehmigung
       meiner ordentlichen Kündigung verweigern?                         des Herausgebers.
     • Was passiert mit dem Urlaubsanspruch
       der MFA bei einer Praxisübernahme?                                Die nächste MEDITIMES
                                                                         erscheint im Juli 2018.
                                                                         Anzeigenschluss ist

     MENSCHEN BEI MEDI                                                   der 14. Mai 2018.

44   Dr. Gunver Werringloer
     Fachärztin für Allgemeinmedizin, Herrenberg

     PRAXISMANAGEMENT

50   V ERA N STALTUN GEN , FO RTBIL D UN GEN UN D WOR KSHO P S

52   Man kann gar nicht früh genug investieren!
     Manche Praxisinhaber realisieren den Wert ihrer Arbeitsfähigkeit
     erst dann, wenn sie durch einen Unfall oder eine Krankheit ein-
     geschränkt sind. Ein großer Fehler! Viele wissen auch nicht, dass
     bei der Risikoprüfung bereits seit 2009 neue Bestimmungen gelten.

54   F ÜR S IE GE LE SEN
     Die Digitale Transformation im Gesundheitswesen
     Transformation, Innovation, Disruption

                                                                5
So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
Foto: Maks Richter

                     »Unsinnige Einmischungen und Ankündigungen«
                     Nach zähem Ringen hat sich die große Koalition nun doch                 MEDITIMES: Worum geht es dabei genau?

                     noch gefunden. Der neue Gesundheitsminister, Jens Spahn,
                                                                                             Baumgärtner: Mit dem Geld der KV­Mitglieder, also
                     steht auch fest und die Ärzteschaft wartet gespannt darauf,             unserer Kolleginnen und Kollegen, sollen beispiels­
                                                                                             weise medizinische Versorgungszentren, MVZs, ge­
                     was ihr der frische Wind aus der CDU bringen wird. Angelina
                                                                                             gründet werden. Sollten diese Einrichtungen rote
                     Schütz sprach mit MEDI-Chef Dr. Werner Baumgärtner da-                  Zahlen schreiben, bezahlen das die niedergelasse­
                                                                                             nen Kolleginnen und Kollegen. Oder konkret gespro­
                     rüber, was eine weitere Legislatur von Schwarz-Rot für MEDI
                                                                                             chen: Wenn die KV 100 dieser Versorgungszentren, nach
                     und die Niedergelassenen bedeutet.                                      Aufforderungen aus den Gemeinden oder dem Sozial­
                                                                                             ministerium, betreiben müsste, wären darunter natür­
                                                                                             lich auch MVZs, die anderen niedergelassenen Praxen
                                                                                             Konkurrenz machen würden. Unsere Kolleginnen und
                                                                                             Kollegen würden also ihre eigene Konkurrenz finanzie­
                                      MEDITIMES: Herr Dr. Baumgärtner, wie zufrieden         ren und müssten für deren Verluste aufkommen!
                                      sind Sie mit dem Koalitionsvertrag?                       Aber das wirklich Unglaubliche daran ist, dass Teile
                                                                                             der KVen diesen Unsinn eingefordert haben! Wie
                                      Baumgärtner: Ehrlich gesagt überhaupt nicht. Er ist    sagte schon der Lyriker Brecht: Nur die dümmsten
                                      ein Mix aus Ankündigungen und unsinnigen Einmi­        Kälber wählen ihre Schlächter selber.
                                      schungen in die Selbstverwaltungen der Ärzte und der
                                      Krankenkassen. Es fehlen die von uns so dringend er­   MEDITIMES: Wie geht MEDI damit um?
                                      warteten Anreize für Facharztverträge außerhalb des
                                      KV­Systems – stattdessen sollen die Kassenärztlichen   Baumgärtner: Wir können zunächst nur abwarten,
                                      Vereinigungen Eigeneinrichtungen gründen und be­       was letztlich wirklich eintritt. Das ganze Thema ist ja
                                      treiben dürfen.                                        auch juristisch ausgesprochen fragwürdig.

                                                                              6
So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
DIALOG

                                                                » Die KVen schicken ihre eigenen
                                                              Mitglieder in Konkurrenz zueinander «

MEDITIMES: Sie erwähnten bereits, dass die Fach­          Baumgärtner: Bisher haben wir außer schönen Wor­
arztverträge im Koalitionsvertrag nicht vorkommen –       ten keinerlei Unterstützung aus der Politik für unsere
warum scheut sich die Politik, dieses Thema voran­        Projekte erhalten. Darüber hinaus hat uns unser Lan­
zutreiben, obwohl sie gleichzeitig mehr Wettbewerb        desdatenschützer bei unserer Heilbronner Vernetzung
im Gesundheitswesen fordert?                              monatelang hingehalten und dadurch wichtige
                                                          Prozesse behindert. Es wäre wirklich schön, wenn
Baumgärtner: Offensichtlich ist es der SPD gelungen,      sich das unter der neuen Bundesregierung ändern
mit den Themen Bürgerversicherung, einheitliche           würde. Im Prinzip müssen wir uns aber selbst helfen
Gebührenordnung und Terminservicestellen das Zeit­        – und das können wir glücklicherweise ziemlich gut.
kontingent bei den Verhandlungen so auszuschöpfen,
dass andere Bereiche unter den Tisch gefallen sind.       MEDITIMES: Zum Schluss noch die Frage, wie der
                                                          aktuelle Stand der Dinge in Sachen neue GOÄ ist.
MEDITIMES: Hätte der neue Gesundheitsminister Jens
Spahn Ihrer Einschätzung nach ein offenes Ohr für         Baumgärtner: Dank des Hartmannbunds­Vorsitzen­
Selektivverträge?                                         den Dr. Klaus Reinhard, der bei diesem Thema das
                                                          verantwortliche Vorstandsmitglied der Bundesärzte­
Baumgärtner: Ich meine ja. Als konservativer CDU­Poli­    kammer ist, ist die GOÄ auf dem richtigen Weg. Alle
tiker kann er mit dem Thema Wettbewerb umgehen.           Schritte wurden mit den großen Ärzteverbänden ab­
                                                          gesprochen und der Zeitrahmen wird eingehalten.
MEDITIMES: Spahn ist für Sie ja kein Unbekannter –           Inzwischen liegt eine Struktur mit rund 5.000
was darf die Ärzteschaft von ihm erwarten?                Positionen und 1.000 Zusatzziffern vor, die jedoch
                                                          noch nicht mit Honorarbeträgen hinterlegt wurden.
Baumgärtner: Ich kenne Jens Spahn aus verschiede­         Ich bin der Meinung, dass die Bundesärztekammer
nen Veranstaltungen, Treffen und Gesprächen. Er kennt     diesen Entwurf Minister Spahn vorlegen sollte. Damit
sich aus im Haifischbecken Gesundheitswesen und           würde sich aus meiner Sicht die GOÄ für die im
hat ein Grundverständnis für die Sorgen der Nieder­       Koalitionsvertrag angekündigte Kommission erledi­
gelassenen. Ob er auch für das gegliederte System aus     gen. Das würde Zeit und Geld sparen.
gesetzlicher und privater Krankenversicherung ein­
tritt, kann ich nicht beantworten, weil er die einheit­   MEDITIMES: Herr Dr. Baumgärtner, vielen Dank für
liche Gebührenordnung aktuell interessant findet. Ich     das Gespräch.
selbst sehe sie als Weg in die Absenkung des Behand­
lungsniveaus für alle Versicherten in Deutschland an.                                           Mehr zu dem Thema im
                                                                                                auf www.medi-verbund.de
MEDITIMES: Spahn gilt auch als Digitalisierungsver­
fechter und spricht sich für Big Data aus, also für die
Zusammenführung großer Datenmengen zum Nutzen
der Patienten. Erhoffen Sie sich von ihm mehr Unter­
stützung für die MEDI­Vernetzungsprojekte?

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So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
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                MEDI baut digitale Vernetzung
                der Praxen konsequent aus                                                  Zug vorangetrieben. Dort ist eine Netzakte eingeführt
                                                                                           worden, über die Briefe sowie Labor­, Verordnungs­
                                                                                           und Diagnosedaten zwischen den beteiligten Haus­
                Während die Politik mit Desinteresse reagiert, schafft der                 und Fachärzten ausgetauscht werden.

                MEDI Verbund in Pilotprojekten die Infrastruktur für die
                                                                                           Schnittstellen von Ärzten definiert
                digitale Vernetzung niedergelassener Ärzte. Diese Innova-                  Weitere Module, die zur Verfügung stehen, sind ein
                                                                                           Medikationsplan und das Terminmanagement. Ent­
                tionsstrategie dient der Zukunftssicherung der Praxen.
                                                                                           scheidend sei dabei, dass die Schnittstellen zwischen
                                                                                           den Behandlungsebenen von Ärzten geregelt und
                                                                                           definiert würden, sagt Baumgärtner.
                                                                                              Teilnehmende Ärzte, die von den verschiedenen
                                 MEDI setzt auf weitere Vernetzungsprojekte, bei denen     IT­Modulen zumindest eines in einem Quartal nutzen,
                                 der digitalisierte Austausch von Patienteninformati­      erhalten pauschal 150 Euro. Jeder Datenaustausch,
                                 onen erprobt wird. „Die Entscheidungen der vergan­        den sie generieren, wird mit 5 Euro vergütet, berich­
                                 genen Bundesregierung haben uns weder behindert           tet Ass.­jur. Frank Hofmann, Vorstand der MEDIVER­
                                 noch gefördert“, sagt Dr. Werner Baumgärtner, Vor­        BUND AG. „Wir müssen den beteiligten Praxen An­
                                 sitzender von MEDI Baden­Württemberg. „Wir gehen          reize geben, weil der Einstieg in die Vernetzung zu­
                                 unseren Weg weiter.“                                      nächst definitiv einen Mehraufwand darstellt“, erläu­
                                    Dabei sei MEDI allerdings bisher weder vom Land        tert Baumgärtner.
                                 noch im Rahmen des Innovationsfonds mit För­                 Allerdings sähen die Kollegen auch den medizini­
                                 dermitteln bedacht worden. Und im E­Health­Gesetz         schen Mehrwert der Netzakte, betont der MEDI­Vor­
                                 sei eine umfassende Schnittstelle für den Datenaus­       sitzende. Insbesondere Fachärzte könnten auf diese
                                 tausch, die alle Anbieter verpflichtet, nicht definiert   Weise nachvollziehen, welche Kollegen ein Patient
                                 worden.                                                   zuvor aufgesucht hat und welche Befunde bereits
                                    Konsequenz für MEDI: Niedergelassene Ärzte müs­        existieren. Viele Kollegen würden für den Einstieg in
                                 sen diesen Prozess selbst aktiv gestalten. Beim Pilot­    die Digitalisierung gerne „einen Schalter umlegen“.
                                 projekt in Heilbronn, das MEDI in Kooperation mit         Tatsächlich könnten sie zunächst nur einen Teil ihrer
                                 der AOK Baden­Württemberg und der Audi BKK auf­           Patienten in das Netz einbringen – nämlich die der
                                 gelegt hat, wird unterdessen die Vernetzung Zug um        beiden kooperierenden Kassen.

                                                                           8
So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
AUS BADEN-WÜRTTEMBERG

Radiologiepraxis steigt mit ein
Im nächsten Schritt soll eine radiologische Praxis in        »Es wird keinen Automatismus
das Heilbronner Netz eingebunden werden. Ganz
einfach deshalb, weil Radiologiepraxen am meisten
                                                                      geben, welches Krankenhaus
Einzelbefunde versenden. „Radiologische Befunde                 in das Netz hineingenommen wird«
sind in einer Netzakte für jeden Kollegen interes­
sant“, sagt Baumgärtner. Zurzeit wird noch an der
Softwarelösung gearbeitet, diese unterstützt die
MEDIVERBUND AG finanziell.
   Doch damit soll nicht Schluss sein. Vereinbart ist
mit den beiden Kassen, dass bis Ende des Jahres
auch ein Pflegeheim, eine Notfalleinrichtung in Heil­       Auch im AOK­Hausarzt­ und Facharztprogramm
bronn sowie ein Krankenhaus in das Netz integriert       in Baden­Württemberg ist eine technische Vernetzung
werden, berichtet Hofmann. Für Baumgärtner ist völlig    vorgesehen, die die Kommunikation zwischen allen
klar, dass dieses Vorhaben hochsensibel ist und auch     Beteiligten ermöglicht. Im Pflichtenheft steht zum Bei­
eine politische Dimension hat. „Es wird keinen Auto­     spiel ein elektronischer Arztbrief. Dabei würden Pro­
matismus geben, welches Krankenhaus hineinge­            jekte von MEDI, wo immer sie ausgerollt werden, im­
nommen wird, das geht nur mit einem Mindestmaß           mer andockbar sein an die Telematikinfrastruktur.
an Vertrauen“, erläutert er. Der Impuls zur Vernetzung   „Wir schaffen keine Inselprojekte“, versichert Hofmann.
werde immer von den niedergelassenen Ärzten defi­
niert, versicherte Baumgärtner.                                     Nachdruck aus der „Ärzte Zeitung“ vom 26. 02.18   Fortsetzung >>>

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So schützen Sie sich vor Cyberangriffen - Eröffnung - MEDI Verbund
AUS BADEN-WÜRTTEMBERG

Fortsetzung
MEDI baut digitale Vernetzung
der Praxen konsequent aus

                  Datenschützer antwortete lange nicht
                  MEDI will datenschutzkonform arbeiten. Doch im               Der MEDIVERBUND habe binnen weniger Tage die
                  Heilbronner Projekt stand eine Antwort des Daten­         geforderten Korrekturen vorgelegt und im September
                  schützers monatelang aus. Der Verbund plant bei           an den Landesdatenschützer gesandt, berichtet
                  seinen Vernetzungsprojekten die Belange des Daten­        Hofmann. Doch auch fünf Monate später stand eine
                  schutzes von Anfang an. So ist es auch beim Ver­          Reaktion – und erst recht eine formelle Genehmigung
                  netzungsprojekt in Heilbronn gewesen. „Die Technik        – dieser Institution aus. Der MEDIVERBUND zeigt
                  wurde vom härtesten Datenschützer der Republik,           sich irritiert über dieses Geschäftsgebaren, arbeitet
                  vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz            jedoch mit der vorhandenen Patiententeilnahmeer­
                  Schleswig­Holstein (ULD), geprüft“, berichtet Frank       klärung weiter. „Wir wollen uns nicht ausbremsen
                  Hofmann, Vorstand der MEDIVERBUND AG.                     lassen“, sagt Hofmann.
                     Von dort habe man auch grünes Licht bekommen              Auch MEDI­Chef Dr. Werner Baumgärtner reagiert
                  – bis sich im Spätsommer 2017 der Landesdatenschutz­      mit Unverständnis. „Wo wir datenschutztechnisch
                  beauftragte Baden­Württemberg gemeldet habe. Er           noch Luft nach oben haben, das ist die Kommunika­
                  forderte Nachbesserungen bei der Patiententeilnahme­      tion via Fax, wie sie bisher in Praxen stattfindet.“ Die
                  erklärung. Darin solle die Vernetzung, die durch die      Daten, die in die Netzakte eingespeist würden, lägen
                  Software ViViAN (Virtuelle Vernetzung im Arztnetz)        alle auf Servern der KV oder der Krankenkassen. „Wir
                  geschaffen wird, präziser beschrieben werden.             machen nichts über die Datenspeicherung hinaus,
                                                                            die ohnehin schon stattfindet.“                       äz

Ärztenetz Hockenheim:
Aufbruch in die digitale Ära                                                in den vergangenen Jahren ihre Zusammenarbeit
                                                                            stetig intensiviert, berichtet Eckstein. „Da taugt das
                                                                            Fax als Arbeitsgrundlage nicht mehr“, sagt er. Kern­
Der MEDI Verbund strebt bei der digitalen Vernetzung von                    idee sei damals wie heute, dass durch das Netz eine
                                                                            Struktur etabliert wird, „die dem neuen Gesund­
der Insel in die Fläche. Daher macht sich auch das Ärztenetz
                                                                            heitsmarkt standhält“.
Hockenheim auf den Weg – ohne Krankenkasse als Partner.                        Schon seit 2010 hätten die Kollegen technische
                                                                            Lösungen für den digitalen Austausch untereinander
                                                                            gesucht, berichtet der Internist. Überzeugt habe sie erst
                                                                            die Software ViViAN (Virtuelle Vernetzung im Arztnetz),
                  Beim Pilotprojekt Heilbronn will es MEDI nicht belas­     die eine sichere Datenübertragung vom eigenen
                  sen. Das Ärztenetz Hockenheim mit rund 60 Ärzten          Praxiscomputer auf den eines Kollegen ermöglicht –
                  geht den Schritt in die digitale Vernetzung. Vorsitzen­   unabhängig von der Praxis­IT.
                  der des Verbunds ist der Internist Dr. Michael Eckstein      Geholfen hat dem Ärztenetz Hockenheim eine
                  aus Reilingen, der auch stellvertretender Landesvor­      Förderung durch die KV Baden­Württemberg in Höhe
                  sitzender von MEDI Baden­Württemberg ist. Die Kolle­      von 210.000 Euro. Dass anderweitige Förderung aus­
                  gen in dem seit zwölf Jahren bestehenden Netz hätten      geblieben ist, ärgert Eckstein: „Wir sichern hier die

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Foto: Silicya Roth
Versorgung der Zukunft.“ Doch in der Politik würden
die Probleme nicht erkannt – weder die Folgen der
älter werdenden niedergelassenen Ärzteschaft, noch
die Konsequenzen der wachsenden Morbidität bei
den Patienten.

Kooperation im Ärztenetz
„Wir sehen schon heute, dass die Versorgung in                                                                                                           genau beobachten, kündigt
einzelnen Regionen immer schwieriger wird“, sagt                                                                                                         Eckstein an. Da als Partner kei­
Eckstein. Kollegen würden in ihrer unmittelbaren                                                                                                         ne Krankenkasse mit im Boot
Umgebung erleben, wie schwer die Praxisabgabe ist                                                                                                        ist, sei die Selbstständigkeit im
oder dass Praxen durch Kliniken aufgekauft worden                                                                                                        Hockenheimer Netz sicher grö­                                                                                                               Das Fax als Grundlage
sind. Die Kooperation im Ärztenetz sei darauf die                                                                                                        ßer als beim Piloten in Heilbronn, erläutert Eckstein.                                                                                      für den Austausch
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     zwischen Praxen
richtige Antwort.                                                                                                                                               Außer der KV ist der MEDI Verbund ein zentraler
                                                                                                                                                                                                                                                                                                     hat ausgedient,
   Ohne Unterstützung durch die KV hätte jeder                                                                                                           Partner in Hockenheim, sagt MEDI­Chef Baumgärtner                                                                                           so Michael Eckstein.
Kollege im Netz 3.000 bis 4.000 Euro selbst in die                                                                                                       und ergänzt: „Wir managen das ganze Projekt, ohne
Hand nehmen müssen. Nun habe man im Netz ein                                                                                                             dass wir Geld dafür nehmen.“
Stufenmodell entwickelt, um die Fördergelder der KV                                                                                                                       Nachdruck aus der „Ärzte Zeitung“ vom 26. 02.18
gerecht zu verteilen, berichtet der Netzvorsitzende.                                                                                                                                                                                           Aus layouttechnischen Gründen
   Das Netz in Hockenheim werde die Erfahrungen,                                                                                                                                wurden die Zwischenüberschriften angepasst
die im Pilotprojekt in Heilbronn gemacht werden,

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                                                                                                                                                                                                                                                                             www.medi-verbund.de
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                                                                                                                                                                                                                  Mittwoch, Donnerstag
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                                                                                                                                                                                       Fax (0 12 34) 56 78 99     16:00 – 18:00 Uhr

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                                         Musterstr. 1                                                                                                                               info@dr-mustermann.de         Freitag
                                     12345 Musterstadt                                                                                                                                   www.musterarzt.de        8:00 - 11:00 Uhr
                                   Tel. (0 12 34) 56 78 90                              Dr. med. Max Musterarzt                   Musterstr. 1
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                                                                                                                                                   nur
                                                                                                                                                                                                   Ihr nächster Termin:

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                                                                                                                         Fax (0 12 34) 56 78 99

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                            Montag, Dienstag,    16:00 – 18:00 Uhr
                            Donnerstag

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                                                                                                                                                                                                                                                   12345 Musterstadt
                                                                                                                                                                                                                                                 Tel. (0 12 34) 56 78 90
                                                                                                                                                                                                                                                 Fax (0 12 34) 56 78 99
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                                                                       Fax (0 12 34) 56 78 99                                                                                             Allgemeinmedizin, Allergologie                            Montag - Freitag
                                                                        info@musterarzt.de                                                                                                                                                         08:00 - 13:00 Uhr
                                                                                                                                                                                                                                              Montag, Dienstag, Donnerstag
                                                                        www.musterarzt.de
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                        Dr. med. Max Musterarzt                              Sprechzeiten                                                                                                                              Ihr nächster Termin:
                        Allgemeinmedizin, Allergologie               Mo - Fr     08:00 – 13:00 Uhr
                                                                     Mo, Di, Do 16:00 – 18:00 Uhr                                                                                    Datum                                      Uhrzeit

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                                                                                                                                                                   11
Foto: Eberhard Wagner
                                                                                                Freuen sich auf die Arbeit
                                                                                                im neuen MVZ Baiersbronn:

Schnell, flexibel und zukunftsfest                                                              Hans-Jörg Schaible (links)
                                                                                                mit Wolfgang Fink und
                                                                                                Horst Richter (vorne).

Nicht einmal ein Jahr ist seit den ersten Planungen für das               hängt hat. So ist es zumindest Dr. Horst Richter aus
                                                                          Lützenhardt ergangen. Er hatte seine Hausarztpraxis
MEDI-MVZ in Baiersbronn bis zu dessen Eröffnung vergan-
                                                                          2014 an eine junge Kollegin abgegeben, die ihn zu­
gen. Das Projekt ist nun sogar weit mehr als eine moderne                 vor neun Monate in seiner Praxis begleitet hatte.
                                                                             Sie hatte einen langfristigen Mietvertrag für die
hausärztliche Praxis: Dank der Integration einer Apotheke
                                                                          Praxisräume abgeschlossen, alles schien in bester
und einer kleinen Bankfiliale fungiert sie als ein kleines Nah-            Ordnung. Doch dann warf die Ärztin zum 1. November
                                                                          2017 überraschend das Handtuch, schloss die Praxis
versorgungszentrum – und geht vom ersten Tag an mit einer
                                                                          und verschwand – zum Entsetzen des altgedienten
Zweigpraxis in Lützenhardt an den Start.                                  Hausarztes, seines früheren Patientenstamms und
                                                                          der Gemeinde Lützenhardt.

                                                                          Kein Hausarzt in Sicht
                  In den kommenden Jahren werden sich voraussicht­        Richter sorgte sich um die ärztliche Versorgung der
                  lich 500 Hausarztpraxen in Baden­Württemberg nicht      Menschen vor Ort, die Gemeinde Lützenhardt fürch­
                  nachbesetzen lassen. Davon geht die Kassenärztliche     tete darüber hinaus auch um ihren Status als Luft­
                  Vereinigung im Ländle aus. In kleinen Gemeinden         kurort, der vom Erhalt der Hausarztpraxis abhängt.
                  ohne nennenswerte Infrastruktur ist es mittlerweile     Rosemarie Richter, die Ehefrau des ehemaligen
                  nahezu unmöglich geworden, einen Nachfolger für         Hausarztes, erzählt: „Das Waldachtal ist eine große
                  eine klassische hausärztliche Praxis zu finden.         Gemeinde mit vielen kleineren Teilorten, einer davon
                     Und selbst wer seine Praxis erfolgreich in jüngere   ist Lützenhardt. Mit Ausnahme von Salzstetten gibt es
                  Hände übergibt, kann nicht sicher sein, dass er den     in diesen Teilorten keinen Arzt und nicht einmal eine
                  weißen Kittel wirklich dauerhaft an den Nagel ge­       Busverbindung, dafür aber viele alte Leute.“

                                                          12
AUS BADEN-WÜRTTEMBERG

   Das Ehepaar telefonierte sich die Finger wund,        kleiner Rentner­Minijob. Im Juni wird Hausarzt Richter
warb um Unterstützung bei der KVBW, in der Politik       72 Jahre alt, seine Frau ist 70. „Wir fühlen uns aber
und im Kollegenkreis. Doch es fand sich niemand,         wie 50“, erklärt Rosemarie Richter.
der in Lützenhardt eine Zweigpraxis eröffnen moch­          Sie ist Feuer und Flamme für das neue Konzept:
te. Horst Richter war kurz davor, seine ehemalige        „In so einem MVZ können sich die Ärzte auf ihre ei­
Praxis selbst wieder zu übernehmen, doch seine Frau      gentliche Arbeit konzentrieren, die Verwaltung erle­
war skeptisch: „Wenn er die Praxis selbst wieder         digt das MVZ­Management. Ich finde das super, das
übernimmt, müssen wir uns in ein paar Jahren er­         ist die Zukunft.“
neut um die Nachfolge kümmern, dann geht das al­
les wieder von vorn los!“                                »Unser Konzept geht auf«
                                                         Auch der neue Chef freut sich über die Entwicklung:
Neue Perspektive dank MEDI                               „Sie zeigt, dass unser Konzept aufgeht, wonach ältere
Rosemarie Richter ermittelte auf eigene Faust und        Ärzte ihre Praxis an ein MVZ abgeben, aber erst ein­
wurde Anfang dieses Jahres auf den Service der           mal noch weiter als Angestellte dort arbeiten“, findet
MEDIVERBUND AG aufmerksam. Sie nahm Kontakt              Schaible.
mit Wolfgang Fink auf, der zum damaligen Zeitpunkt          Er persönlich findet es spannend, mit der Zweig­
die Gründung der „Ärzte am Reichenbach – MEDI­           praxis in Lützenhardt den Raum und das Einzugsgebiet
MVZ GmbH“ in einem Teilort des 20 Kilometer ent­         gegenüber seiner bisherigen Praxis zu erweitern.
fernten Baiersbronn vorantrieb.                          „Und Kollege Richter ist ein alter Hase, von dem ich
   Kurz darauf besichtigten Fink und der ärztliche       sicher noch einiges lernen kann, selbst wenn ich nun
Leiter des Baiersbronner MVZ, Hans­Jörg Schaible,        offiziell sein Chef bin.“
die Hausarztpraxis in Lützenhardt. „Sie waren begeis­       Von den ersten Gesprächen zur Planung bis zum
tert und wenige Tage nach meiner ersten E­Mail hat­      Start ist nicht einmal ein Jahr vergangen. In dieser
ten wir die Zusammenarbeit schon per Handschlag          Zeit haben die Beteiligten eine Betreibergesellschaft
besiegelt“, erzählt Richter. Die Hausarztpraxis wird     gegründet, eine weitere Ärztin in Weiterbildung auf­
seit April als Zweigpraxis des Baiersbronner MVZ ge­     getan, neue Räumlichkeiten gefunden und den Um­
führt, ihr Mann arbeitet dort als angestellter Arzt      bau der Immobilie vorangetrieben.
und wird einmal wöchentlich von seinem Kollegen             Bei dem Gebäude handelt es sich um die ehema­
Schaible unterstützt, der auch hier die ärztliche        lige Filiale der örtlichen Volksbank, die dem Geld­
Leitung übernimmt.                                       institut zu groß geworden war. Das Gebäude wurde
                                                         komplett entkernt. MEDI­Projektleiter Fink erzählt:
Verwaltung in jüngerer Hand                              „Wir haben neue Wände gezogen, moderne Sanitär­
„Für mich ist das ein Glücksfall“, sagt Horst Richter,   bereiche eingebaut und zusätzlich ein ausgewiese­
„ich muss mich nicht um die Verwaltung der Praxis        nes MFA­Zimmer für delegierbare Untersuchungen
kümmern, sondern kann mich ganz darauf konzen­           und Leistungen geschaffen.“
trieren, den Betrieb wieder ins Laufen zu bringen.“
   Berührungsängste mit dem deutlich jüngeren            Die neuen Räumlichkeiten
Hans­Jörg Schaible, der seit April sein Vorgesetzter     passen zur Umgebung
ist, hat er nicht: „Es muss schließlich eine klare ge­   Bei der Beschreibung der Innenausstattung gerät
meinsame Linie zwischen den Praxen geben, dafür          Fink ins Schwärmen: „In jedem Sprechzimmer, das
ist ein ärztlicher Leiter da. Doch ansonsten bin ich     die insgesamt sechs Ärztinnen und Ärzte im MVZ
kein Angestellter, der auf die Uhr schaut und pünkt­     Baiersbronn nutzen, gibt es einen Schreibtisch aus
lich Feierabend macht, ich führe die Praxis schon        heimischen Hölzern unterschiedlicher Obstbaum­
weiter wie meine eigene – nur dass sie jetzt halt je­    arten. Und im Wartezimmer richten wir eine tolle
mand anderem gehört.“                                    Kinderspielecke mit einem Klettergerüst aus Holz
   Vormittags vier Stunden Sprechstunde, dazu            ein. Das alles passt auch optisch in den Schwarzwald.“
Sprechzeiten an drei Nachmittagen pro Woche und             Das MVZ kommt also nicht in modern­unter­
natürlich Hausbesuche – das ist weit mehr als ein        kühltem Design daher, sondern trägt die persönliche      Fortsetzung >>>

                                                               13
AUS BADEN-WÜRTTEMBERG

Fortsetzung                                                                    Erdgeschosses für eine verkleinerte Filiale nutzt.
Schnell, flexibel und zukunftsfest                                             „Sonst wäre die Bankfiliale im Ort sicherlich dauer­
                                                                               haft geschlossen worden“, meint Fink. „Wir haben
                                                                               hier also ein Konzept umgesetzt, dank dem alles er­
                                                                               halten bleibt, was in einem kleinen Teilort an
                                                                               Nahversorgung insbesondere für ältere Menschen
                      Handschrift der Menschen, die darin arbeiten sollen.     notwendig ist.“
                      Dass die sich auf die schönen Aspekte der Gründung           Auch die Ärzte, die am MVZ Baiersbronn beteiligt
                      wie die Auswahl der Möbel, Bodenfliesen und Wand­        sind, sind begeistert von dem Konzept – und von der
                      farben konzentrieren konnten, liegt vor allem am         angeschlossenen Zweigpraxis im Nachbarort. So er­
                      professionellen Management durch die MEDIVER­            klärt Dr. Wolfgang von Meißner, einer der Gesellschaf­
                      BUND AG.                                                 ter: „Wenn das gut funktioniert, sollten wir überlegen,
                         Die wiederum hat ein gutes Händchen bei der           ob wir nicht noch weitere Praxen in der Region
                      Auswahl ihrer Partner bewiesen. Wolfgang Fink er­        Freudenstadt in unser MVZ integrieren.“
                      zählt: „Die Volksbank als Vermieter des Gebäudes
                      beauftragte als Generalunternehmer eine Firma, die       Ideen für weitere Beschäftigungsverhältnisse
                      sich auf den Umbau von Bankfilialen spezialisiert hat.   In einer Einrichtung dieser Größenordnung könne
                      Mit unseren Räumlichkeiten klappte das alles wie am      man auch hervorragend Ärztinnen und Ärzte in
                      Schnürchen.“                                             Weiterbildung auf die Arbeit in der Niederlassung
                                                                               vorbereiten. Diese könnten erst einmal als angestellte
                      Apotheke mit an Bord                                     MVZ­Ärzte arbeiten, bis der Senior endgültig aus­
                      Ein paar Wochen später nimmt auch die Apotheke,          steigt.
                      die sich im Erdgeschoss eingemietet hat, ihren               „Das System ist flexibel genug, als dass man eine
                      Betrieb auf. Ebenso die Volksbank, die einen Teil des    Zweigpraxis nach einer solchen ‚Probezeit’ auch wie­
                                                                               der in eine eigenständige Einzel­ oder Gemeinschafts­
                                                                               praxis ausgründen kann“, findet von Meißner.
                                                                               Allerdings erfordert die Arbeit eines MVZ mit mehre­
                                                                               ren Standorten zwingend ein schlüssiges EDV­
       Modernes EDV-Konzept                                                    Konzept (siehe Kasten).

       nach neuesten Standards                                                     Auch hier hat sich ein branchenfremder Dienst­
                                                                               leister bewährt. Die beauftragte Firma hatte mit dem
                                                                               Gesundheitswesen bis dato gar nichts zu tun, son­
       Alle Daten des Baiersbronner MVZ werden zentral auf einem               dern war in erster Linie im Gastronomiebereich aktiv.
       sicheren Server gespeichert, auf den die Mitarbeiter unab­              Für MEDI­Mann Fink kein Problem: „Im Gegenteil, es
       hängig von ihrem jeweiligen Standort auch in den Zweig­                 zahlt sich aus, mit Leuten zu arbeiten, die über den
       praxen zugreifen können. Hierfür loggen sie sich mit einer              Tellerrand hinausschauen!“
       Smartcard ein. Sobald diese Karte entfernt wird, ist die Ver­               Für ihn ist das MVZ Baiersbronn – nicht zuletzt
       bindung unterbrochen und es besteht sofort kein Zugriff                 wegen der schnellen Integration der ersten Zweig­
       mehr auf die Serverdaten.                                               praxis – ein Vorzeigemodell, mit dem er für die
          Das EDV­System ermöglicht es allen Mitarbeitern des MVZ,             Sicherung der medizinischen Versorgung im ländli­
       ohne großen Mehraufwand jederzeit nachzuvollziehen, wer                 chen Raum durch MVZ wirbt. „Mit diesem Modell
       wann wo welchen Eintrag gemacht hat. Dank der Skalier­                  kann es gelingen, alte Familienpraxen binnen kurzer
       barkeit des EDV­Systems ist eine Erweiterung um weitere                 Zeit in MVZ umzuwandeln, in denen der alte Praxis­
       Standorte jederzeit möglich. Natürlich bildet das System auch           inhaber und junge Nachwuchsärzte gemeinsam ar­
       die Anforderungen der künftig geltenden EU­Datenschutz­                 beiten.“
       Grundverordnung ab.                                                                                                  Antje Thiel
                                                                   at

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AUS BADEN-WÜRTTEMBERG

Mit dem MEDI-Praxisbedarf alles im Haus
Scheren, Handschuhe oder Autoklaven – 10.000 Artikel hat die MEDIVERBUND Praxisbedarf GmbH im
Programm. 2013 gegründet, verschickt sie im Monat rund 4.500 Produkte ins Ländle. Zwei Praxismitar-
beiterinnen und ein MEDI-Arzt berichten, warum sie ihren Praxisbedarf am liebsten dort bestellen.

                 Ob per Telefon, E­Mail oder online über die „Fast­         Der vierteljährliche Bestellturnus der beiden Pra­
                 order“­Option bestellt wird, variiert von Praxis zu     xen ist aber nicht auf eine lange Lieferfrist zurückzu­
                 Praxis. Mit aktuell 1.688 Kunden kommt eine Menge       führen, sondern schlicht dem organisatorischen Ab­
                 an Bestellungen zusammen.                               lauf geschuldet, den die Ärzte mit ihren Teams für
                    „Wir hatten in den letzten fünf Jahren nie ein       sich gefunden haben. Hinzu kommt, dass bei einer
                 Problem mit unserer Bestellung“, bestätigt Dr. Mat­     Großbestellung ab 50 Euro Warenwert die Versand­
                 thias Vogel den reibungslosen Ablauf. Der Allgemein­    kosten entfallen und die Praxen auch mal von Men­
                 arzt in Neunkirchen kümmert sich sogar höchstpersön­    genrabatten profitieren.
                 lich um den Praxisbedarf. Seine beiden MFAs sammeln
                 zwar die Daten und haben den Überblick, aber auch       Online-Bestellung nutzen
                 bei ihm hängt eine Notiz mit „zu bestellen“. Das ist    In Offenburg wird nach Bedarf geordert. In der Praxis
                 auch nötig, denn die Praxis ordert einmal im Quartal    von Orthopäde Dr. Oliver Niemeyer sind unregelmä­
                 große Mengen. Im Schnitt landen acht Artikel auf der    ßige Bestellungen an der Tagesordnung. Zwischen zehn
                 Bestellliste, die per Fax geschickt wird.               und 15 Artikel bestellt die MFA Luisa Vogt über das
                    In der Praxis von Dr. Christoph Kaltenmaier in       Online­Programm „Fastorder“. Das klappe einwand­
                 Aglasterhausen ist der Vorgang ähnlich. Mit dem ein­    frei und garantiert schnell. „Ich habe kurzfristig auch
                 zigen Unterschied, dass dort die MFA Silvia Sautner     schon am Telefon bestellt und am nächsten Tag war
                 für das Bestellwesen verantwortlich ist. Ihre Excel­    alles da“, zeigt sich die MFA überrascht von der guten
                 Tabelle enthält 24 Positionen – von Handschuhen bis     Organisation.
                 zu elastischen Binden. Die Rechnungen betragen zwi­        Dass die Lieferungen immer schnell und vollstän­
                 schen 300 und 500 Euro pro Auftrag.                     dig ankommen, ist bei allen drei Praxen zu hören.
                    Damit liegt die Praxis Kaltenmaier über dem Durch­   Einzelne spezifische Artikel, wie etwa ein Röntgenfilm,
                 schnitt aller Bestellungen beim MEDIVERBUND – der       gibt es beim MEDI­Praxisbedarf nicht. Diese kauft die
                 liegt nämlich bei 120 Euro.

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AUS BADEN-WÜRTTEMBERG

Praxis Kaltenmaier direkt beim Hersteller, wie es
auch der MEDI­Praxisbedarf empfehlen würde.
   Aufmerksam geworden auf den Praxisbedarf ist
Vogel gleich nach der Gründung. Als langjähriger
MEDI­Arzt war für ihn sofort klar, dass er seine Artikel
beim Verbund bestellt. Seit knapp fünf Jahren ist er
nun Kunde und sieht keine Gründe, etwas daran zu
ändern. Die beiden anderen Praxen verglichen andere
Anbieter auf ihr Preis­Leistungs­Verhältnis. Sie kamen
zu dem Urteil, dass durch die fairen Katalogpreise
aufgrund der Mitgliedschaft sowie zwei Prozent Skonto
bei Teilnahme am SEPA­Lastschriftverfahren ein Wech­                                                               Das Team der Praxis
sel zum MEDIVERBUND die richtige Wahl war.                                                                         Niemeyer schätzt den
                                                                                                                   Fastorder-Service
                                                           Mitarbeiterinnen, deckt die MEDI Praxisbedarf GmbH
                                                                                                                   beim MEDI-Praxisbedarf.
Entlastung im Praxisalltag                                 alle gängigen Standardprodukte ab. Das entlastet und
Wenig Interesse besteht bisher an den Monatsan­            erlaubt ihnen, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
geboten. Sie waren für alle drei Praxen nicht aus­                                                Michael Sudahl
schlaggebend für eine Bestellung. „Wenn das Monats­
angebot in unserem Bestellmonat interessant ist,
profitieren wir natürlich gerne davon“, präzisiert             Mehr zu dem Thema im
Sautner. Geht es nach den drei Ärzten und ihren                auf www.medi-verbund.de

                                                                17
HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

                                                                                                   Foto: Fotolia
TK-Vertrag: Teilnehmerzahlen
steigen weiter und weiter
Vor einem Jahr startete im Südwesten die „besondere psychotherapeutische Versor-
gung“, die zwischen der Techniker Krankenkasse (TK) und MEDI Baden-Württemberg
vereinbart wurde. Heute nehmen 550 Ärzte und Psychotherapeuten und fast 5.500
TK-Versicherte an dem Vertrag teil, der nach § 140a SGB V geschlossen wurde. Die
Teilnahme ist für alle Beteiligten freiwillig.

                                                              „Diese Zahlen belegen, dass es richtig war, unseren
                                                              Versicherten, den Ärzten und Psychotherapeuten
                                                              eine Alternative zur Regelversorgung anzubieten“,
                                                              freut sich Andreas Vogt, Leiter der TK­Landesvertre­
                                                              tung Baden­Württemberg, und fügt hinzu: „Da die
                                                              teilnehmenden Ärzte und Therapeuten im ganzen
                                                              Land gut verteilt sind, müssen unsere Versicherten
                                                              keine langen Anfahrtswege in Kauf nehmen.“
                                                                 Der Vertrag sieht vor, dass der Erstkontakt nach
                                                              Möglichkeit innerhalb von zwei Wochen nach der An­
                                                              meldung und in dringenden Fällen sogar innerhalb
                            Da landesweit genügend Ärzte      von drei Tagen erfolgt. „Deswegen müssen die
                            und Therapeuten eingeschrieben    teilnehmenden Ärzte und Psychotherapeuten von
                            sind, haben die Versicherten
                                                              Montag bis Freitag mindestens 20 Stunden erreichbar
                            keine langen Anfahrtswege,
                            betont Andreas Vogt. (Foto: TK)   sein und für berufstätige Patienten auch Abendter­
                                                              mine nach Absprache vereinbaren“, erklärt Vogt.

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HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

Auch die Versicherten zeigen
großes Interesse
„Unsere Patienten interessieren sich sehr für den                Wer kann teilnehmen?
Vertrag“, bilanziert Dipl.­Psych. Rolf Wachendorf, Mit­
glied des geschäftsführenden Vorstands von MEDI                  Teilnahmeberechtigt sind insbesondere neben psy­
Baden­Württemberg. „Sie schätzen den schnellen                   chologischen Psychotherapeuten und Psychothera­
und unkomplizierten Behandlungszugang und dass                   peuten für Kinder und Jugendliche – wenn sie die
die Folgesitzungen, im Gegensatz zur Regelversor­                PT­Genehmigung haben – auch Fachärzte für Neuro­
gung, ohne Wartezeiten erfolgen.“ Darüber hinaus                 logie, Nervenheilkunde, Psychiatrie und Psychothera­
kommt der Vertrag mit weniger Bürokratie als die                 pie, psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
Regelversorgung aus. „Zuspruch bei den Kolleginnen               psychotherapeutische Medizin sowie Kinder­ und Ju­
und Kollegen findet auch die problemlose Ab­                     gendpsychiatrie und ­psychotherapie. Außerdem kön­
rechnungsform. Selbst nach einem Jahr kommen                     nen sich Vertragsärzte bewerben, die gemäß den
immer noch neue Teilnehmerpraxen dazu“, freut                    Bedarfsplanungsrichtlinien ausschließlich psycho­
sich Wachendorf.                                                 therapeutisch tätig sind.
   Diese Erfahrung macht auch der MEDI­Vor­
standsvorsitzende Dr. Werner Baumgärtner. Darüber
hinaus weist er auf einen wichtigen Service für           medi­arztsuche.de zeigt die Postleitzahlenumkreis­
Vertragsteilnehmer hin: „Wer einen eingeschriebenen       suche den gewünschten Mediziner und Therapeuten
Psychotherapeuten oder Arzt in seiner Nähe sucht,         an.
findet ihn online über unsere Arztsuche.“ Auf www.                                             Angelina Schütz
HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

FRAGEN ZU DEN SELEKTIVVERTRÄGEN

Welche Kassen bieten Psychotherapieverträge an
und wie unterscheiden sich diese voneinander?

     +    Psychotherapeuten und psychotherapeutisch
          tätige Mediziner in Baden­Württemberg kön­
          nen an drei landesweiten Psychotherapiever­
          trägen teilnehmen.
             Vorreiter auf diesem Gebiet waren die AOK
                                                             Förderung der akuten Versorgung
                                                             Die Psychotherapieverträge stimmen in ihrer
                                                             Versorgungsstruktur überein. Dort wird insbe­
                                                             sondere die akute Versorgung gefördert und
                                                             das aufwendige Antrags­ und Gutachterverfah­
          Baden­Württemberg und die Bosch BKK: Sie           ren entfällt.
          haben bereits 2012 ihren bundesweit ersten             Bei allen drei Vertragstypen berücksichtigt
          PNP­Vertrag gestartet. Die Abkürzung „PNP“         der MEDIVERBUND immer die spezifischen Be­
          steht für die Facharztbereiche Psychiatrie,        sonderheiten der jeweiligen Krankenkassen bei
          Neurologie und Psychotherapie. Am Modul            der Weiterentwicklung und der Honoraranpas­
          Psychotherapie nehmen derzeit über 600 Ärzte       sung. Dadurch unterscheiden sich die einzel­
          und Psychotherapeuten teil.                        nen Verträge im Detail auch voneinander. Wie
             2016 startete der landesweite Psychothera­      genau, zeigt die Tabelle auf der nebenstehen­
          pievertrag mit der DAK­Gesundheit, 2017 folgte     den Seite.
          der Abschluss des Vertrags mit der Techniker                                                 cc/as
          Krankenkasse (TK). An diesen beiden Verträgen
          nehmen aktuell jeweils rund 550 Ärzte und
          Therapeuten teil.                                                                 Fortsetzung >>>

                                                  Wir beantworten
                                                  gerne Ihre Fragen:
                                                  Christina Cyppel, Jasmin Ritter
                                                  und Wolfgang Fechter

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HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

Krankenkasse                  AOK BW/Bosch BKK                 DAK-Gesundheit                  TK
Fachgebiet                    Psychotherapie/Neurologie/       Psychotherapie                  Psychotherapie
                              Psychiatrie

Anbindung an die HZV                         X                                 –                               –

Bei Einschreibung             Bindung an Facharztebene         Bindung an Praxis               Bindung an Praxis

Abrechenbarkeit der           Bei SANE: gesamtes Quartal,      Alle Leistungen des gesamten    Leistungen ab dem Datum
Leistungen nach               auch Leistungen vor der Ein­     Quartals, auch Leistungen vor   des Ausdrucks der
Einschreibung der             schreibung oder Abrechnung       der Einschreibung               Teilnahmeerklärung
Patienten                     über die KVBW bis zur gülti­
                              gen Teilnahme des Patienten

Überweisungspflicht/
                                             X                                 –                               –
Berichtspflicht

ICD­Liste                                    X                                 –                               X

Abrechnungssoftware           Zusätzliches Modul im            VisioContract                   VisioContract
                              Praxisverwaltungssystem

Übermittlung der Teilnahme­   Elektronisch, zusätzliche        Elektronisch und postalisch     Elektronisch
erklärung für Patienten       Eingabe eines Codes

Info­Ziffer GDK               Therapiezyklus mit PTE3          Therapiezyklus mit PTE1         Therapiezyklus mit PTE1
                              fortführen                       neu beginnen,                   neu beginnen,
                                                               Neustart der PTE6/PTE7          Neustart der PTE6/PTE7

Info­Ziffer URT                             –                                  X                               X

Nach Therapieabschluss        Bleibt der Patient im            Wird der Patient                Wird der Patient
                              Facharztprogramm                 ausgeschrieben                  ausgeschrieben

Mindestmenge PTE1             40                               Keine                           Keine

Traumaziffer PTE3TR           150 Einheiten abrechenbar        40 Einheiten abrechenbar        40 Einheiten bei TP,
                                                                                               20 Einheiten bei VT
                                                                                               abrechenbar

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HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

                                                                                                                Foto: Fotolia
Neue Studie gestartet
Motiviert die Zusendung des neuen immunologischen                         auf die Altersklasse 50 bis 54 ausgedehnt und der
                                                                          Nutzen einer Koloskopie bereits in diesem Alter durch
Stuhlbluttests noch mehr Menschen als bisher zur Darm-
                                                                          eine große gemeinsame Interventionsstudie von DKFZ
krebsvorsorge? Belegen soll das eine im Südwesten ge-                     und den Vertragspartnern an rund 85.000 Versicher­
                                                                          ten eindrucksvoll belegt. 1*
startete randomisierte Studie mit rund 18.000 Versicherten
zwischen 50 und 54 Jahren im AOK-Hausarztprogramm.                        Pilotstudien mit guten Ergebnissen
                                                                          „Unsere Versicherten im Haus­ und Facharztpro­
                                                                          gramm profitieren schon seit Jahren von den Einla­
                                                                          dungsverfahren zur kostenlosen Darmspiegelung“,
                 Initiatoren sind die Vertragspartner der Hausarzt­ und   betont der Vorstandschef der AOK Baden­Württem­
                 Facharztverträge in Kooperation mit dem Deutschen        berg, Dr. Christopher Hermann. Deren Effektivität
                 Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Die         wollen die Vertragspartner noch weiter verbessern.
                 Ergebnisse werden 2019 erwartet.                             Pilotstudien aus den Niederlanden 2* und dem
                     Gesetzlich Versicherte haben ab dem 50. Ge­          Saarland 3* zeigen, dass das durch den gleichzeitigen
                 burtstag jährlich Anrecht auf einen Stuhlbluttest und    Versand von Einladungsschreiben und Stuhlbluttest
                 ab dem vollendeten 55. Lebensjahr auf eine Vorsor­       möglich ist. Mit der neuen, Ende 2017 gestarteten
                 gekoloskopie (VSK). In Baden­Württemberg wird für        randomisierten Studie wird die Wirkung von drei
                 55­ bis 59­Jährige bereits seit Start des Facharztver­   Einladungsoptionen überprüft, wobei der 2016 neu
                 trags Gastroenterologie im Jahr 2011 auf freiwilliger    ins Krebsfrüherkennungsprogramm aufgenommene
                 Basis unter dem Motto „Darm­Check“ ein persön­           „fäkale immunchemische Test“ (FIT) verwendet wird.
                 liches Einladungsverfahren zu einer Darmspiegelung           Er hat den bisher in Arztpraxen genutzten und
                 praktiziert.                                             ausgewerteten Guajakbasierten Stuhlbluttest abge­
                     Im Vergleich zur Regelversorgung verdoppelte dies
                                                                          1* Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 94–100. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0094
                 die Inanspruchnahme der VSK im Durchschnitt der
                                                                          2* Am J Gastroenterol 2014; 109:1257–1264. DOI: 10.1038/ajg.2014.168
                 letzten Jahre. 2014 wurde das Einladungsverfahren        3* Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 87–93. DOI: 10.3238/arztebl.2017.0087

                                                         22
HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

löst, der weniger sensitiv und deutlich aufwendiger               tiv/negativ) werden derzeit über das DKFZ ermittelt
durchzuführen ist und zudem nur wenig verwendet                   und direkt an den Versicherten sowie parallel, je
wurde. Ein Drittel der Teilnehmer erhielt per Post ein            nach Wahl, auch an dessen behandelnden Arzt im
Anschreiben mit beigefügtem Stuhlbluttest, die zweite             Hausarztprogramm gemeldet. Bei positivem Befund
Gruppe zusätzlich zum Anschreiben eine niederschwel­              wird eine Besprechung mit dem Hausarzt zur Mög­
lige Test­Bestellmöglichkeit (Post, Online, Fax) und              lichkeit einer koloskopischen Abklärung empfohlen.
das letzte Drittel wurde zur unmittelbaren Durch­                    „Es ist ein großer Vorteil, dass wir in den Selektiv­
führung einer VSK eingeladen. Jeweils die Hälfte der              verträgen die Bereitschaft und notwendige Flexibili­
beiden ersten Gruppen erhielt zudem ein Erinne­                   tät haben, um die Darmkrebsfrüherkennung fundiert
rungsschreiben.                                                   weiterentwickeln zu können“, sagt der bng­Vorsit­
                                                                  zende in Baden­Württemberg und MEDI­Sprecher
Auswertung über das DKFZ                                          Prof. Leopold Ludwig. „Und wir sind froh, dass die
Primärer Endpunkt der Studie ist die Inanspruch­                  wissenschaftliche Begleitung der Studie wiederum

                                                                                                                                      Foto: Bosch BKK
nahme der Stuhlbluttests nach erfolgtem Anschrei­                 Prof. Hermann Brenner vom DKFZ aus Heidelberg
ben. Sekundäre Endpunkte sind unter anderem die                   obliegt, der auf diesem Gebiet über eine ausgewie­
Koloskopieraten nach positivem und negativem Test                 sene Expertise verfügt.“
sowie die Rate neu entdeckter fortgeschrittener                                                                        eb
Adenome und Karzinome. Die Testergebnisse (posi­

                                                                             Nun wird auch die
                                                                             Ortho-EFA® vergütet

                                                                                 Dabei hängen die Zuschläge immer davon ab, wel­
                                                                             chen Tätigkeitsumfang die EFA® im konkreten Fall hat.
                                                                             Demnach gilt folgende Einteilung:
                                                                             • bei 100­%­Tätigkeit (mind. 38,5 Std. pro Woche)
 Foto: Fotolia

                                                                               bis zu 200 Zuschläge im Quartal
                                                                             • bei 75­%­Tätigkeit (mind. 28 Std. pro Woche)
                                                                               bis zu 150 Zuschläge im Quartal
                                                                             • bei 50­%­Tätigkeit (mind. 19 Std. pro Woche)
                 Seit Beginn dieses Jahres bekommen Ärzte, die am              bis zu 100 Zuschläge im Quartal
                 Orthopädievertrag der AOK Baden­Württemberg und
                 der Bosch BKK teilnehmen und eine bis Ende 2017             Die Vertragspartner haben sich auf diese Differenzie­
                 ausgebildete Entlastungsassistentin in der Facharzt­        rung in Anbetracht der Fallwerthöhe, der Anzahl der
                 praxis   (EFA®)   beschäftigen, auf bis zu 200 Beratungs­   Fälle insgesamt und unter Berücksichtigung der ein­
                 pauschalen (BP2A, BP2B, BP3, BP4 oder BP5) den              zelnen Praxisfallzahlen im Orthopädiemodul geeinigt.
                 Qualitätszuschlag Q8 in Höhe von 5 Euro gezahlt.                                                             kb/as

                                                                       23
HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

                                                                                           Im Vergleich zur Regelversorgung verbessert sich mit
                                                                                           den Facharztverträgen einiges für die Patienten. Ein­
                                                                                           geschriebene Versicherte benötigen keine Termin­
                                                                                           servicestellen, sie erhalten ihren Termin stressfrei.
                                                                                           Gerade für Patienten mit psychischen Problemen ist
                                                                                           es eine wichtige Erleichterung, wenn sie nicht mehr
                                                                                           monatelang auf eine Behandlung warten müssen,
                                                                                           sondern kurzfristig eine ambulante Therapie starten
                                                                                           können.
                                                                                               Zahlen verdeutlichen die Problematik: Nach
                                                                                           Angaben des Deutschen Ärzteblatts rechnet die KBV
                                                                                           für das Jahr 2017 mit bundesweit 190.000 vermittel­
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                                                                                           ten Terminen. Dabei entfallen seit dem 2. Quartal
                                                                                           rund 40 Prozent auf den Bereich Psychotherapie, der
                                                                                           seit April letzten Jahres in die Vermittlung der Termin­
                                                                                           servicestellen aufgenommen wurde.
                »Wir haben da etwas für Sie...«                                                Die Zusammenarbeit von Haus­ und Fachärzten
                                                                                           ist in den Verträgen Regeln unterworfen. Auch wenn
                                                                                           bei der Umsetzung noch nicht alles reibungslos läuft
                Wie legen MFAs Patienten die Pluspunkte von Facharzt-                      – eine gut abgestimmte Kooperation mit der nötigen
                                                                                           gegenseitigen Information ist im Interesse aller
                verträgen nahe, ohne dabei wie Verkäufer rüberzukom-
                                                                                           Beteiligten.
                men? Indem sie die Vorteile darstellen: die schnellere                         Ein Schwerpunkt der Facharztverträge ist die Moti­
                                                                                           vation zu gesundheitsförderndem Verhalten. Dazu
                Terminvergabe zum Beispiel, die kompetente Betreuung
                                                                                           sind Arzt­Patienten­Gespräche und Schulungen vor­
                durch eine   EFA®    oder zusätzliche Leistungen.                          gesehen.
                                                                                                                                      Ruth Auschra

                  Schlechte Argumente             Begründung
                  »Mein Chef verdient             Richtig ist, dass die Praxen von der unbudgetierten und damit kalkulierbaren
                  mehr Geld, wenn Sie             Bezahlung der medizinischen Leistungen profitieren. Das nützt auch dem
                  am Vertrag teilnehmen.«         Patienten, der weiterhin auf „seinen“ Arzt zählen kann, und den MFAs, die
                                                  einen sicheren Arbeitsplatz haben.

                  »Wir müssen Ihnen diesen        Damit macht man niemanden neugierig. Besser ist es, im Team die Vorteile des
                  Vertrag neuerdings anbieten.«   jeweiligen Vertrags darzustellen und darauf hinzuweisen, etwa: „Dieser Vertrag ist
                                                  ganz neu, darum sprechen wir im Augenblick auch alle passenden Patienten da­
                                                  rauf an, es gibt da nämlich echte Vorteile, zum Beispiel ...“

                  »Sie müssen unterschreiben,     Das ist so nicht richtig. Die Verträge sind ein freiwilliges Angebot mit Vorteilen für
                  wenn Sie ... wollen.«           die Patienten. Richtig wäre: „Wenn Sie am Vertrag teilnehmen möchten, brauchen
                                                  wir Ihre Unterschrift, um Sie bei Ihrer Kasse anzumelden.“

                                                                         24
HAUSARZT- UND FACHARZTVERTRÄGE

  Das sind die Vorteile für Patienten

• Sie bekommen schneller einen Termin beim        • Sie sparen sich in der Regel die Zuzahlung
  Facharzt, in der Regel zwischen 2 und 4 Wo­       bei rabattierten Medikamenten, die Ihnen
  chen. Sollten Sie dringend psychotherapeuti­      Ihr Facharzt verordnet. Das sind immerhin
  sche Betreuung benötigen, bemühen wir uns         mehr als 50 Prozent der Verordnungen!
  um einen Erstkontakt innerhalb weniger Tage.    • Es gibt zusätzliche kostenlose Leistungen,
• Auch in der Praxis würden Sie in der Regel        wie zum Beispiel die Vorsorgekoloskopie ab
  nicht länger als 30 Minuten warten.               50 oder neue Verfahren in der Psychothe­
• Bei den Facharztverträgen spielen wir Medi­       rapie, die gesetzlich Versicherte sonst nicht
  zinischen Fachangestellten eine wichtigere        kostenfrei bekommen.
  Rolle. Wir bilden uns zur „Entlastungsassis­    • Die Behandlungen von Haus­ und Facharzt
  tentin in der Facharztpraxis“ weiter und kön­     sind perfekt aufeinander abgestimmt. Das
  nen dadurch den Arzt besser unterstützen          erspart Ihnen doppelte Untersuchungen, un­
  und Sie besser betreuen.                          nötige Krankenhauseinweisungen und sorgt
• Dieser Vertrag ermöglicht es dem Arzt, sich       für einen besseren Informationsfluss.
  mehr Zeit für Sie zu nehmen. Mit Ihrer
  Teilnahme können Sie selbst etwas dazu
  beitragen, dass Sie mehr von Ihrem Arzt­
  besuch haben.

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