Staatliche Universitätsmedizin - Eine Aufgabe für alle Beteiligten - Landesärztekammer ...
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www.laekb.de Brandenburgisches Ärzteblatt 12 | 2021 Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Oktober 2021 Staatliche Universitätsmedizin Eine Aufgabe für alle Beteiligten Seite 5 Foto: @ Alex Habenicht/CDU-Fraktion Brandenburg Prüfgebühren nach Welche Fortbildung passt § 130 Strahlenschutzverordnung zur Praxis und Mitarbeiter/in Seite 8 Seite 8 MB-Barometer LÄKB: Ärztliche Weiterbildung 2021 Spätestens jetzt impfen lassen! Seite 10 Seite 13
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Brandenburgisches Ärzteblatt Offizielles Mitteilungsblatt der Landesärztekammer Brandenburg | 31. Jahrgang | Oktober 2021 12 | 2021 KAMMERINFORMATIONEN / GESUNDHEITSPOLITIK Staatliche Universitätsmedizin – Eine Aufgabe für alle Beteiligten .. . . . . . . . . . . . . 5 Ärztlichen Stellen zur Qualitätssicherung Prüfgebühren nach § 130 der Strahlenschutzverordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Nichtärztliche Praxisassistentin oder Fallbegleitung/agneszwei – Welche Fortbildung passt zur Praxis und Mitarbeiter/in? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Ergebnisse der Mitgliederbefragung „MB-Barometer Ärztliche Weiterbildung 2021“ .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Honorierung – Das finanzielle Aushungern der Vertragsärzteschaft .. . . . . . . . 12 Vierte Welle der Corona-Pandemie – Spätestens jetzt impfen lassen .. . . . . . . 13 Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. Seite 10 BVOU-Ehrenmitgliedschaft für Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz .. . . . . . . . . . . . . . . . 14 AKTUELL STIKO-Empfehlung zu Covid-19-Impfung: Kann ein mRNA-Wirkstoff das Herz schädigen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Anlässlich des Welt-COPD-Tages 2021: BZGA-Material für den Rauchstopp .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Klinikum EvB – Krisenstab nimmt Arbeit wieder auf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg Impfschutz verfliegt nicht nach sechs Monaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 10 Jahre PCT – Palliativmedizin im Bäketal .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 BZgA – Bestmöglich geschützt in der vierten Welle .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Seite 15 KMG Klinikum Luckenwalde Stipendien für sieben Auszubildende der Schule für Gesundheitsberufe . . . 20 Alle Jahre wieder: Die Beitragsanpassung der Privaten Krankenversicherung – Segen oder Fluch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Elektronische Gebrauchsanweisungen für Medizinprodukte Potenziale der Digitalisierung fördern .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 ASB Brandenburg und AWO Brandenburg Weitere Corona-Maßnahmen gefordert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 BVÖGD – Impfpflicht für das Personal in Alten- und Pflegeheimen und in Pflegediensten gefordert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 ARZT UND RECHT Seite 20 Neues BMF-Schreiben Haushaltsnahe Dienstleistungen und Beschäftigungsverhältnisse .. . . . . . . . . . . 25 FORTBILDUNG Akademie für ärztliche Fortbildung Fortbildungsangebote für Ärzte und MFA/MTRA .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 PERSONALIA Wir gratulieren zum Geburtstag im Dezember .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 WEITERE RUBRIKEN Editorial .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Kurse und Fortbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 KVBB informiert .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 LAVG informiert – Einladungs- und Rückmeldewesen zu den Früherkennungsuntersuchungen für Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021 | 3
EDITORIAL Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege, auch in ihrem zweiten Jahr hat die waren die Fortbildungsveranstaltungen Brandenburgischen Ärztinnen und Pandemie Deutschland und Branden- damit allerdings ausdrücklich nicht. Im Ärzte auch in der Politik noch besser burg immer noch fest im Griff. Unab- Gegenteil: Neben den umfangreichen gehört wird und noch mehr Beachtung hängig davon, wo wir unsere Berufs- administrativen Vorbereitungen müs- findet. So wird sich der Kammervor- tätigkeit ausüben, hat dies neben den sen bei Hybridveranstaltungen zusätz- stand beispielsweise dafür einsetzen, Pflegekräften natürlich auch die Ärz- lich die Hygienevorschriften eingehal- an der Landeskrankenhausplanung be- tinnen und Ärzte in besonderem Maße ten und kontrolliert, die Teilnehmer vor teiligt zu werden. Die Erfahrungen mit gefordert. Aufgrund ihres Engage- Ort betreut und für die Technik zudem der Pandemie haben auch hier gezeigt, ments und ihrer Einsatzbereitschaft mindestens ein Mitarbeiter abgestellt welch unmittelbare Auswirkungen die- ist es erneut gelungen, die Versor- werden. Für den technischen Notfall se auf die Versorgung der Brandenbur- gung der Patientinnen und Patienten musste bei Online- oder Hybridveran- gerinnen und Brandenburger hat. Es Dipl.-Med. in Brandenburg auch im Corona Jahr staltungen zusätzlich ein Mitarbeiter ist nicht länger hinnehmbar, dass wir Frank-Ullrich Schulz, 2021 unter schwierigen Bedingungen der IT-Abteilung bereitstehen – bei als Kammer keinerlei Mitspracherecht Foto: Elmar Esser auf dem qualitativ hohen Niveau zu einer solchen Veranstaltung sind also haben, wenn es darum geht, die sta- erhalten, auf das sie ein Recht haben. viele Mitarbeiter der Kammer gefordert. tionäre Versorgung für unser Land zu Dafür gebührt Ihnen, liebe Kolleginnen gestalten. und Kollegen, mein besonders herzli- Darüber, aber auch über die ande- cher Dank! ren Schwerpunkte der Kammerarbeit Und natürlich wollen und werden wir möchten wir Sie künftig noch besser auch daran mitwirken, wenn es jetzt In diesen Dank möchte ich aber auch informieren und hierzu auch innovative darum geht, die neue staatliche Me- die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- Mittel und Wege moderner Öffentlich- dizinerausbildung am neuen Innovati- ter unserer Landesärztekammer aus- keitsarbeit nutzen. Dazu hat der neue onszentrum Universitätsmedizin Cott- drücklich mit einschließen. Denn diese Kammervorstand bereits ein Konzept bus (IUC) zu konkretisieren. Die Zusage haben dafür Sorge getragen, dass die beschlossen. Aktuell arbeiten wir an der Landesregierung hierzu haben wir Kammer die Leistungen für ihre Mit- einer Neugestaltung des Brandenbur- bei einer Informationsveranstaltung im glieder auch unter Pandemie-Kondi- gischen Ärzteblattes. Künftig kommen Brandenburgischen Ärztehaus bereits tionen nicht nur aufrechterhalten hat, unter anderem der Relaunch unserer erhalten. Mehr können Sie in dieser sondern sogar noch ausbauen konnte. Internetseite und die Einführung von Ausgabe ab Seite 5 lesen. Newslettern für die Kammermitglieder Dies gilt etwa für die ärztliche Weiter- hinzu. Es wird also ein ebenso herausfor- bildung. So ist beispielsweise unser Log- derndes wie spannendes Jahr 2022 buch zum Januar 2021 online gegan- Und wir wollen die Position der Bran- werden, auf das ich mich gemeinsam gen. Es wird aktuell von 427 Weiter- denburgischen Ärztinnen und Ärzte mit meinen Kolleginnen und Kollegen bildungsassistenten und 110 Befugten noch offensiver in die gesundheitspo- aus dem Kammervorstand schon jetzt genutzt. Auch in Brandenburg konnten litische Debatte einbringen. Zur Suizid- sehr freue. wir unseren jungen Kolleginnen und hilfe hat unsere Kammerversammlung Kollegen damit ein einfach handhab- ja bereits die Diskussion begonnen Zunächst wünsche ich Ihnen und Ih- bares Instrument bereitstellen, um die und wird diese im Dezember fortset- ren Lieben nun aber eine möglichst Planung ihrer Weiterbildung vorneh- zen. Positionieren wollen wir uns aber besinnliche Vorweihnachtszeit und men und die Dokumentation sowie auch verstärkt in der Debatte um die hoffentlich etwas Ruhe und Entspan- Bewertung von erreichtem Wissens- fortschreitende Ökonomisierung des nung in den sogenannten Tagen zwi- und Erfahrungszuwachs übersichtlich Gesundheitssystems. Denn wir alle ha- schen den Jahren. Möge 2022 für uns erfassen zu können. ben gesehen, dass gerade angesichts alle ein erfolgreiches und gesundes der Erfahrungen in der Pandemie das Jahr werden, das uns die Rückkehr zu Ähnlich positiv ist auch die Entwick- marktwirtschaftliche Wettbewerbs- mehr Normalität gestattet. lung der ärztlichen Fortbildung. Trotz modell im Gesundheitswesen in Fra- der aktuellen Situation konnten wir ge gestellt wird. Daher haben wir uns Mit herzlichen Grüßen 2021 insgesamt 67 Veranstaltungen entschlossen unsere 30 Jahrfeier, die anbieten, die wir – so möglich - teil- am 24.11.2021, also nach Redaktions- weise in Präsenz, teilweise aber auch schluss dieser Ausgabe stattfindet, mit als Videokonferenzen oder als Hybrid- einer Podiumsdiskussion unter ande- veranstaltungen durchgeführt haben. rem zu diesem Thema zu gestalten. Natürlich haben wir damit weniger ■ Ihr Frank-Ullrich Schulz Ärztinnen und Ärzte von Angesicht zu Insgesamt wollen wir dafür Sor- Angesicht erreicht. Weniger aufwendig ge tragen, dass die Stimme der 4 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK STAATLICHE UNIVERSITÄTSMEDIZIN Eine Aufgabe für alle Beteiligten Sehr groß war der Zuspruch geplanten Innovationszentrums Univer- zur evidenzbasierten Medizin. Letztend- zum Gesundheitspolitischen Ar- sitätsmedizin Cottbus (IUC) vor. lich stelle sich insgesamt die Frage, wie beitskreis, der am 2. November lange wir uns in Deutschland noch ein im Brandenburgischen Ärztehaus Disruptive Innovationen solidarisch finanziertes Gesundheitsys- stattfand. Da für die Veranstal- beeinflussen tem leisten könnten, warnte der lang- tung die pandemiebedingten Ab- jährige Vorstandsvorsitzende der Cha- das Gesundheitssystem stands- und Hygieneregen galten, rité Universitätsmedizin Berlin. hatten sich weit mehr Interessen- Einleitend erläuterte Professor Ein- ten angemeldet als tatsächlich für häupl den Anwesenden die Überle- Gesundheitssystemfor- die Präsenz Veranstaltung zuge- gungen die die Expertenkommission scher als Underdogs? lassen werden konnten. zur Grundlage ihrer Planungen für den neuen Studiengang gemacht hatten. Obwohl diese Situation geradezu eine Für die Aufmerksamkeit sorgten so- Das Gesundheitssystem werde aktuell umfangreiche Gesundheitssystemfor- wohl das Thema als auch die Referen- durch eine Vielzahl disruptiver Innova- schung auch und besonders in der ten. Auf Einladung der CDU-Fraktion tionen beeinflusst erklärte der ehemali- Bundesrepublik unverzichtbar mache, im Landtag und der Landesärztekam- ge Vorsitzende des Wissenschaftsrates hätten die entsprechenden Forscher mer Brandenburg stellten nämlich To- und nannte beispielhaft Begriffe wie und Wissenschaftler an zahlreichen bias Dünow, Staatssekretär im Minis- Nachwuchsmangel, Ambulantisierung, Universitäten oft die Position von Un- terium für Wissenschaft, Forschung Arbeitsverdichtung oder Ressourcen- derdogs, so Einhäupl. Am IUC werde und Kultur des Landes Brandenburg, beschränkung. Dies treffe insbesonde- dies ganz anders sein. Die Experten- Prof. Dr. med. Karl Max Einhäupl, Vor- re auch auf die Lausitz zu, in der heute kommission habe zu einem frühen Zeit- sitzender der Expertenkommission, schon viele Kliniken Probleme hätten, punkt ihrer Arbeit untersucht, welche Prof. Dr. med. Michael Schierack, Spre- ökonomisch zu überleben. Hinzu, so medizinischen Forschungsthemen in cher für Gesundheit, Wissenschaft und Einhäupl, kämen Kostentreiber wie die Deutschland nicht ausreichend reprä- Forschung der CDU-Fraktion im Land- Demographie und die mit ihr einherge- sentiert seien. Zudem habe man eva- tag Brandenburg, und Kammerpräsi- hende zunehmende Chronifizierung von luiert, wie ein regionaler struktureller dent Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Krankheiten, die Erhöhung der Innova- Nutzen jenseits von Bildung und medi- die konzeptionellen Schwerpunkte des tionskosten oder der wachsende Druck zinischer Versorgung entstehen könne. Fotos: Alex Habenicht/ CDU-Fraktion Brandenburg Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021 | 5
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Zusammengefasst gehe es darum, wel- che Impulse und Modelle in Deutsch- land gebraucht werden und wie man den Herausforderungen des doppelten Strukturwandels (Industriewandel und Reform der Gesundheitssysteme) be- gegnen könne. Alleinstellungsmerkmale des IUC als Fördervoraussetzungen Daraus ableitend habe man dann fol- gende Alleinstellungsmerkmale entwi- ckelt, die das IUC von Beginn an aus- zeichnen sollten. 1. Gesundheitssystemforschung als do- minierendes Forschungsthema Prof. Dr.-med. 2. Forschung und Lehre digitaler Me- Karl-Max-Einhäupl dien als tragendes Element zukünf- tiger Gesundheitssysteme 3. Reallabor in einer ländlichen Region 4. Strukturwandel als Treiber und Rah- men von Innovation und Kontinuität 5. Fokus auf interdisziplinärer und inter- professioneller Ausbildung medizini- scher Berufe Mit dieser Zusammenstellung habe man auch die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass der Bund das neue In- novationszentrum Universitätsmedizin Cottbus von Anfang an fördern könne. Ohne Bundesmittel keine staatliche Universitätsmedizin Sowohl Einhäupl als auch der Staats- sekretär im Brandenburgischen Wis- senschaftsministerium, Tobias Dünow, Prof. Dr. med. betonten, dass Brandenburg ein ar- Michael Schierack mes Land sei. Ohne die Förderung mit Bundesmitteln wäre daher der Aufbau einer staatlichen Universitätsmedizin Die Universitätsmedizin Ausdrücklich boten Kammerpräsi- überhaupt nicht in Frage gekommen. neu erfinden dent Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Damit, so Dünow, sei auch die Opti- und der KV Vorsitzende MUDr./ČS Pe- on einer „Medizin von der Stange“ gar In diesem Zusammenhang sei es ter Noack dabei auch die Mitwirkung nicht erst möglich gewesen. Neben gut, dass man nicht auf alten Mustern der ärztlichen Körperschaften in Bran- den Mitteln aus der Lausitzförderung aufbaue. „Wir wollen die Universitäts- denburg an. Kammer und KV sollten könne hier auch der Artikel 91 b Grund- medizin in der Lausitz neu erfinden“, spätestens jetzt in die Planungen mit gesetz zum Tragen kommen, wonach erklärte Dünow. „Da ist es sogar hilf- einbezogen werden, damit hier auch Bund und Länder auf Grund von Ver- reich, dass keine alten Strukturen um- die ärztliche Kompetenz. angemessen einbarungen in Fällen überregionaler gebaut werden müssen. Es wird alles berücksichtigt werden könne, betonte Bedeutung bei der Förderung von Wis- Stück für Stück komplett neu etabliert.“ Schulz. Zudem gehe es nicht nur um senschaft, Forschung und Lehre zusam- Das macht den Zeitplan ambitioniert. Forschung und Lehre, sondern um menwirken dürfen. Vereinbarungen, Nach jetzigem Stand soll die Univer- eine neue Gesundheitsversorgung die im Schwerpunkt Hochschulen be- sität 2024 und die Fakultät 2026 ge- auch und besonders in der Fläche, er- treffen, bedürfen der Zustimmung aller gründet werden. Zum Wintersemester gänzte Noack. Mit diesem Vorschlag Länder. Die Kostentragung wird dann 2026/2027 werden dann die ersten stießen sie sowohl bei Professor Ein- in der Vereinbarung geregelt. Studierenden erwartet. häupl, Professor Schierack als auch bei 6 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK die Anwesenden jedoch darüber, dass er zwischenzeitlich ein Gespräch mit der Landeszahnärztekammer geführt hat. „Für die Zukunft ist noch Einiges offen“, erklärte er. „Aber nicht jetzt.“ Dies wird also weiter zu beobachten sein. Informationen aus erster Hand hatte Professor Michael Schierack den Teil- nehmern des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises versprochen. Diese An- kündigung hat die Veranstaltung mehr als eingelöst. ■ Elmar Esser Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Das IUC in Zahlen und Fakten Das Innovationszentrum Uni- Staatssekretär versitätsmedizin Cottbus ist Tobias Dünow als Fakultät der BTU und als Staatsekretär Dünow auf mehr als of- Was wird aus der Hoch- Integrationsmodell von Fakul- fene Ohren. schule für Heilberufe? tät und Klinikum geplant. Mit Studienbeginn 2026/2027 Bei der Entwicklung der ersten Kon- Offen blieb allerdings, wie es mit dem sollen hier 200 Medizinstu- zepte habe man sich seinerzeit bewusst Vorschlag der Landeszahnärztekam- dierende pro Jahrgang aus- dafür entschieden die sogenannten Sta- mer und der Landesapothekerkammer gebildet werden. Für Lehre keholder zunächst außen vor zu lassen, weitergeht, nach dem das IUC in eine und Forschung sind 80 Pro- damit Partikularinteressen keine größe- Hochschule für Heilberufe ausgeweitet re Rolle spielten, so Einhäupl. Jetzt sei werden soll. Dem hatte die Landesärz- fessuren sowie 1.600 neue die Situation aber eine deutlich andere. tekammer in Schreiben an die Landes- Stellen vorgesehen. Insge- Dem stimmte auch Tobias Dünow zu. regierung und in Presseverlautbarun- samt sollen 29.000 m2 neue „Ihre Kompetenz, Ihre Ideen und auch gen zugestimmt. Seit Langem kämpfen Flächen geschaffen werden. Ihre Arbeitszeit brauchen wir jetzt!“ Apotheker und Zahnärzte ebenfalls Das vorgesehene Investiti- erklärte er. Unter dem Strich sollen die dafür, eigene staatliche Studiengänge onsvolumen bis 2038 liegt Menschen durch das innovative Kon- in Brandenburg zu bekommen. Politi- bei 1,9 Mrd. Euro. zept mehr Lust dazu bekommen, in die sche Zustimmung gab es dafür bislang Medizin oder in die Pflege zu gehen. nicht. Professor Einhäupl informierte Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021 | 7
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK ÄRZTLICHEN STELLEN ZUR QUALITÄTSSICHERUNG Prüfgebühren nach § 130 der Strahlenschutzverordnung Auf der Rechtsgrundlage des § zusätzliche Aufgaben der Qualitätssi- Prüfaufwand führte. In der Nuklearme- 128 Heilberufsgesetz vom 28. Ap- cherung, welche die Ärztlichen Stellen dizin ist es vor allem der Einsatz von ril 2003 (GVBl.I/03, [Nr. 07], S. 126, umsetzen müssen. In den Fokus der moderneren Untersuchungsverfahren zuletzt geändert durch Artikel 1 internationalen Gesetzgebung ist die in Kombination mit Hybridbildgebung des Gesetzes vom 9. Februar Überprüfung der Patientendosis ge- (PET/CT, SPECT/CT), welche zu berück- 2021(GVBl.I/21, [Nr. 4]) errichtet rückt, die mit den oben genannten sichtigen sind. zur Durchführung die Landesärz- Gesetzesänderungen in deutsches tekammer Brandenburg die Ärztli- Recht umgesetzt wurden. Damit ein- Auf Grund der oben aufgeführten chen Stellen des Landes Branden- hergehend wird der Einsatz der an Gründe sowie der stetigen Anpassung burg. den Röntgeneinrichtungen vorhande- des Haushaltes der LÄKB mit dem nen Dosisoptimierungsmöglichkeiten Ziel der Kostendeckung, wurde eine Die von der Landesärztekammer nunmehr gesetzlich gefordert und Neu-Kalkulation des Aufwandes der Brandenburg betriebenen Ärztlichen muss durch die Ärztliche Stelle in den Prüftätigkeiten in Verbindung mit der Stellen nehmen die Prüfung der Quali- Prüfumfang aufgenommen werden. Refinanzierung von Aufwendungen tätssicherung nach §130 der Strahlen- Dies betrifft vor allem zur Angiogra- vorgenommen und die Prüfgebühren schutzverordnung vor. phie benutzte Geräte in der Untersu- angepasst. Dabei wurde für ca. sieben chung und Therapie, stationäre und Jahre vorausschauend kalkuliert. Zur Deckung der Aufwendungen der fahrbare Durchleuchtungsgeräte, die Ärztlichen Stellen erhebt die Landes- Computertomographie und die Mam- Die neuen Prüfgebühren werden ab ärztekammer für die Durchführung mographie. In allen vorgenannten dem 01.01.2022 angewendet. Die der Qualitätssicherungsmaßnahmen Bereichen werden durch die Weiter- einzelnen Gebühren finden Sie auf der kostendeckende Gebühren. Die Höhe entwicklung in der Röntgendiagnostik Homepage der ÄSQR, www.aesqr.de. der Gebühr wird durch den Gebüh- zusätzliche Untersuchungsverfahren renrahmen der Gebührenordnung des angeboten, wie z. B. 3-D-Darstellun- Ministeriums für Soziales, Gesundheit, gen und Schnittbildtechniken. Die Un- ■ Dipl. Ing. Carsten Richter Integration und Verbraucherschutz terschiedlichkeit der Verfahren und der Referatsleiter Ärztliche Stellen (MSGIV-GebOMSGIV) festgelegt. daraus resultierenden durchgeführten Überprüfungen durch die Ärztliche Seit der letzten Anpassung der Prüf- Stelle machen eine weitere Differenzie- gebühren vor sieben Jahren haben rung der Prüfgebühren zwischen den sich die Aufgaben der ÄSQR bei der einzelnen Anwendungen notwendig, Qualitätssicherung insbesondere in da sich ein unterschiedlicher Prüfauf- der Röntgendiagnostik aber auch in wand ergibt. der Nuklearmedizin und Strahlenthe- rapie ausgeweitet. Die neuen ge- In der Strahlentherapie wurden in den setzlichen Grundlagen, wie das neue letzten Jahren Spezialtechniken (IGRT, Strahlenschutzgesetz und die neue Stereotaxie) flächendeckend einge- Strahlenschutzverordnung beinhalten führt, was ebenfalls zu einem erhöhten NICHTÄRZTLICHE PRAXISASSISTENTIN ODER FALLBEGLEITUNG/AGNESZWEI – Welche Fortbildung passt zur Praxis und Mitarbeiter/in? Von der Akademie für ärztliche (Im Folgenden wird zur Vereinfachung die beiden Fortbildungen für Praxismit- Fortbildung der Landesärztekam- nur die weibliche Form verwendet, die arbeiterinnen hier kurz vorgestellt. mer Brandenburg werden zwei männlichen Praxismitarbeiter sind aber umfangreiche Fortbildungen für herzlich willkommen). Oft gibt es Fragen, Nichtärztliche Praxismitarbeiter/innen angebo- welchen Nutzen Praxis und Mitarbeiterin Praxisassistentin ten: Nichtärztliche Praxisassis- von der Fortbildung haben und welche tent/in (NäPA) und Fallbegleitung/ Fortbildung zur Praxisorganisation und Die Nichtärztliche Praxisassistentin agneszwei. zur Mitarbeiterin passt. Daher werden darf – nach erfolgreicher Teilnahme an 8 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK der Fortbildung – im Auftrag der Ärz- selbstständig Patienten in der Häuslich- Koordinatorin und Ansprechpartnerin tin/des Arztes alle delegationsfähigen keit betreuen und somit auch allein au- für ihre Patienten wünschen, um so medizinischen Hilfeleistungen bei der ßerhalb der Praxis tätig sein wollen, so- zeitliche Kapazitäten für andere Pati- Versorgung im Rahmen von Hausbe- wie für Praxisinhaber/innen, die gerne enten/innen schaffen zu können. suchen – auch in Pflegeheimen – er- einige Hausbesuche an eine qualifizier- bringen. Sie führt also Leistungen au- te Mitarbeiterin delegieren möchten. Fazit ßerhalb der Praxis aus. Fallbegleitung/agneszwei NäPA und Fallbegleiterin können in Diese Leistungen werden auf Antrag der hausärztlichen und fachärztlichen und nach Prüfung der notwendigen Die Fortbildung zur Fallbegleitung Praxis tätig werden und dort auf Wei- Voraussetzungen der Praxis (in den hat das Ziel, dass die Mitarbeiterin sung beim Praxismanagement, bei letzten vier Quartalen durchschnittlich die Kompetenzen erwirbt, ein indivi- Hausbesuchen oder bei der Einzelfall- 700 Behandlungsfälle je Quartal oder duelles Fall- und Schnittstellenmana betreuung entlasten. Diese zusätzli- durchschnittlich 120 Behandlungsfälle gement aufzubauen, um so die Patien chen Arbeitsaufgaben der fortgebilde- je Quartal bei Patienten, die älter als 75 tenbetreuung zu verbessern, den ten Mitarbeiterinnen erfordern jedoch Jahre sind) sowie der Mitarbeiterin ex- Arzt/die Ärztin zu unterstützen und auch jeweils organisatorische Verände- trabudgetär honoriert (Hausärzte GOP Einsparpotentiale zu realisieren. Die rungen in der Praxis und im Team. 03060 – 03065, GOP 38200, 38205; Fallbegleiterin soll – wenn nötig – die Fachärzte GOP 38200 – 38207). Koordinierung der medizinisch not- Die Akademie für ärztliche Fortbil- wendigen Betreuung übernehmen, dung bietet die Fortbildungen zur Fall- Der Schwerpunkt der 200-stündigen kompetente Ansprechpartnerin und begleiterin von Januar bis Juli 2022 und Fortbildung nach dem Curriculum der Vermittlerin zwischen Ärztin/Arzt und zur NäPA von Mai bis Dezember 2022 Bundesärztekammer liegt auf der Ver- Patient/in sein und durch Aufbau und in Potsdam an. mittlung von medizinischen Inhalten Pflege eines Behandlungs- und Betreu- wie häufigen Krankheitsbildern, geri- ungs-Netzwerkes die Behandlungsket- Weitere Informationen: www.laekb. atrischen Syndromen etc. (Eine Redu- te optimieren. de/MFA/Fortbildung zierung der Stundenzahl ist aufgrund von Berufserfahrung sowie Zusatzqua- Nach erfolgreichem Abschluss der lifikationen individuell möglich). Zur 160-stündigen Fortbildung nach dem ■ Referat Fortbildung Fortbildung gehören zusätzlich noch Bundesärztekammercurriculum „Case 20-Stunden-Notfallmanagement. Management in der ambulanten medi- zinischen Versorgung“ und Erhalt des Die Fortbildung zur Nichtärztlichen agneszwei-Zertifikats der IGIB, verfügen Praxisassistentin (NäPA) können nur die Fallbegleiterinnen über die Voraus- Mitarbeiterinnen absolvieren, die ei- setzung zur Teilnahme an der Verein- nen qualifizierten Berufsabschluss als barung agneszwei. Nur in Brandenburg Medizinische Fachangestellte/Arzthel- wird diese Unterstützungsleistung für ferin oder nach dem Krankenpflege Versicherte der AOK Nordost, BARMER gesetz sowie eine mindestens drei- und Techniker Krankenkasse honoriert. jährige Berufserfahrung in einer Praxis haben. Durch eine Ergänzungsprüfung Voraussetzung zur Teilnahme am Kurs Referat Fortbildung kann eine Versorgungsassistentin in ist eine abgeschlossene Ausbildung als der Landesärztekammer der Hausarztpraxis (VERAH), wenn sie MFA oder in einem anderen medizini- Brandenburg weitere Theoriestunden (VERAH plus schen Fachberuf mit einer einschlägi- Ansprechpartnerin: Kurse) besucht, Berufserfahrung und gen Berufserfahrung von mindestens Yvonne Heinrichsen-Dörfler Hausbesuche nachweist, als NäPA an- drei Jahren. erkannt werden. Diese Fortbildung empfiehlt sich für Telefon: Mitarbeiterinnen, die Interesse am 0331 505605727 Zusammenfassend empfiehlt sich Organisieren und der Verbesserung diese Fortbildung daher für Praxis- von Abläufen in der medizinischen E-Mail: mitarbeiterinnen, die medizinisch in- Versorgungslandschaft haben sowie akademie@laekb.de teressiert sind, gerne auf Delegation für Praxen, die sich eine zusätzliche Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021 | 9
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK ERGEBNISSE DER MITGLIEDERBEFRAGUNG „MB-Barometer Ärztliche Weiterbildung 2021“ Nahezu zwei Drittel der jungen 15 Prozent der Befragten befinden sich Personalmangel und Ärztinnen und Ärzte sind mit ih- seit etwa einem Jahr in der Weiterbil- fehlende Zeit rer derzeitigen Weiterbildung zum dung. Entsprechend gering ist auch der für Weiterbildung Facharzt nicht oder kaum zufrie- Anteil derjenigen, die mit dem nach den. Die unzureichende personel- der neuen WBO vorgesehenen elektro- Besonders erschwert wird die Weiter- le Besetzung in den Kliniken ist nischen Logbuch ihre Leistungen erfas- bildung durch Personalengpässe: 84 ein Hauptgrund für die Probleme. sen: Erst bei 13 Prozent der Befragten Prozent der befragten Mitglieder nen- Auch zeigen sich die Krankenhäu- kommt das E-Logbuch zum Einsatz. nen den Personalmangel an erster Stel- ser wenig offen für Wünsche nach le bei den Rahmenbedingungen, die einer besseren Work-Life-Balance. Die meisten Ärztinnen und Ärzte einer guten Weiterbildung im Wege Dies geht aus der Mitgliederbe- absolvieren ihre Weiterbildung in den stehen. An zweiter Stelle stehen starre fragung „MB-Barometer Ärztli- Fachgebieten Innere Medizin (28 Pro- Einsatz- und Rotationspläne (38 Pro- che Weiterbildung 2021“ hervor, zent, inkl. Schwerpunkte), Anästhesi- zent) und an dritter Stelle unzureichen- an der vom 13. September bis ologie (13 Prozent), Orthopädie und de Kinderbetreuung (19 Prozent). 10. Oktober 2021 insgesamt 3.238 Unfallchirurgie (8 Prozent), Kinder- und in Weiterbildung befindliche Ärz- Jugendmedizin (7 Prozent) und Allge- Die Teilnehmenden konnten in einem tinnen und Ärzte teilgenommen meinmedizin (7 Prozent). Freitextfeld sonstige Gründe ange- haben. ben, die die Weiterbildung besonders Kein strukturierter erschweren. Hier fällt auf, dass häu- Knapp 63 Prozent Weiterbildungsplan, fig die Ökonomisierung der Medizin weibliche Teilnehmer als Faktor genannt wird, der Zeit für wenig Feedback Weiterbildung raubt. Einer der Teilneh- Rund 94 Prozent der Befragten ge- Einige der Fragen in dieser Erhebung menden bringt es so auf den Punkt: hören der Altersklasse von 30 bis wurden bereits bei einer vergleichba- „Im Arbeitsalltag ist keine Zeit für Wei- 40 Jahren an. Knapp 63 Prozent der ren Mitgliederbefragung des Marbur- terbildung eingeplant, der Geschäfts- Teilnehmenden sind weiblich, 37 Pro- ger Bundes im Jahr 2014 gestellt. Im führung ist die Gewinnmaximierung zent männlich. Unter den Befragten Ergebnis ist festzustellen: Es hat sich wichtiger als die Weiterbildung.“ ist jeder Fünfte in Teilzeit beschäftigt, wenig zum Besseren verändert. So davon haben die weitaus meisten werden nach überwiegender Einschät- In einem anderen Freitext-Kommentar (72 Prozent) eine Regelarbeitszeit von zung der Befragten nach wie vor die heißt es: „Es besteht keinerlei Interesse 30 bis 39 Stunden. Zwei Drittel der geforderten Weiterbildungsinhalte von Seiten der Klinik und leider auch Teilnehmenden befinden sich schon während der alltäglichen klinischen Ar- von Seiten der Vorgesetzten, uns weiter- drei Jahre oder länger in der Weiterbil- beit nicht ausreichend vermittelt. Nur zubilden. Wir sind nur Arbeitsdrohnen.“ dung zum Facharzt. Etwa 60 Prozent 15 Prozent der Ärztinnen und Ärzte arbeiten in öffentlichen Krankenhäu- geben an, dass ihnen ein strukturier- Ein Drittel der Befragten sern (kommunale Kliniken: 34 Prozent; ter Weiterbildungsplan ausgehändigt wurde durch Universitätskliniken: 26 Prozent), die wurde; allerdings spielt der Plan dann die Corona-Krise weiter meisten sind in größeren Häusern bei zwei Dritteln dieser Umfrage-Teil- beschäftigt (400 Betten und mehr). nehmer keine Rolle. Auch findet die zurückgeworfen Immerhin 5,5 Prozent der Beteiligten Anleitung in vielen Fällen nicht über- Bei knapp 35 Prozent der Befragten geben an, in einer ambulanten Einrich- wiegend durch Fachärzte, Oberärzte hat sich die planmäßige Weiterbildung tung tätig zu sein. oder Chefärzte statt: Jeder vierte Teil- auch durch die Corona- Pandemie nehmer wird überwiegend durch be- im zurückliegenden Jahr verändert, Für 40 Prozent der Befragten ist noch rufserfahrene Ärztinnen und Ärzte in bei 65 Prozent war das nicht der Fall. die alte Weiterbildungsordnung (WBO) der Weiterbildung angeleitet. Durch den drastischen Rückgang elek- maßgebend, für 30 Prozent die neue. tiver Eingriffe hatten viele junge Ärz- Weitere 30 Prozent können nicht ange- Ein regelmäßiges Feedback durch den tinnen und Ärzte deutlich weniger ben, nach welcher WBO sie ihre Wei- Weiterbilder erhält nur jeder Zehnte, Möglichkeiten zum Erlernen operativer terbildung absolvieren. 45 Prozent wenigstens einmal im Jahr, Fähigkeiten. Ein Großteil musste auf weitere 45 Prozent aber gar nicht. Ent- den Corona- und Intensivstationen Da die neue WBO bisher erst in zwölf sprechend wenig gefördert fühlen sich aushelfen, sodass geplante Rotationen Ärztekammern seit mehr als einem die Ärztinnen und Ärzte von ihrem und auch Fortbildungen ausfielen bzw. Jahr in Kraft ist, werden vermutlich Weiterbilder oder ihrer Weiterbilderin. verschoben werden mussten. Einer der unter den 30 Prozent mit neuer WBO Diesen Befund gab es auch im Jahr Teilnehmer fasst die Corona-Situation auch viele Umsteiger sein. Denn nur 2014 schon. so zusammen: 10 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Foto: Adobe Stock „Schwangere durften nicht mehr Personalengpass ist Rotation schwer zu. Der ohnehin schon seit Jahren zu arbeiten, wurden aber nicht ersetzt. möglich. Man wird mehr da einge- beobachtende Trend zur Anstellung in Kollegen mussten ersatzlos auf die Co- setzt, wo es ‚brennt‘. Das kann dann ambulanten Einrichtungen wird sich al- ronastation, ‚leichte‘ OPs und elektive schon mal im Sinne der Rotation sein, lem Anschein nach fortsetzen: Waren es Eingriffe für Assistenten mussten ver- oft aber wird die Rotation behindert.“ vor sieben Jahren erst etwa ein Drittel schoben werden, die Möglichkeit der der befragten Mitglieder, die nach ihrer eigenen OP-Ausbildung wurde mas- Wunsch nach Weiterbildung im ambulanten Sektor siv reduziert.“ In einem anderen Frei- familienfreundlichen arbeiten wollten, sind es nun schon text-Kommentar wird die Veränderung 41 Prozent. Gut die Hälfte (51 Prozent) Arbeitsbedingungen während der Corona-Krise so beschrie- will weiterhin im Krankenhaus bleiben. ben: „Mehr Dienstplanunregelmäßig- Gerade junge Ärztinnen und Ärzte, Anders als vielfach vermutet, möchten keiten, mehr Personalengpässe, mehr die eine Familie gründen, sind beson- die meisten der Befragten in der Patien- Einspringen, mehr Arbeit – sowohl bei ders auf eine gute Vereinbarkeit von tenversorgung bleiben: Nur vier Prozent den Assistenten als auch bei den OÄ, Beruf und Familie angewiesen. Die denken darüber nach, im nicht-kurativen also weniger Zeit für Weiterbildung.“ Arbeitgeber sind aber zu wenig be- Bereich tätig zu werden. müht, diesen Wünschen nach famili- „Man wird da eingesetzt, enfreundlichen Arbeitsbedingungen Gute Noten wo es ‚brennt‘“ – Rechnung zu tragen. Nur 20 Prozent für die interprofessionelle der Befragten geben an, dass ihr Ar- unzureichende Rotationen Zusammenarbeit beitgeber die Vereinbarkeit von Beruf Probleme mit Rotationen in der Wei- und Familie fördere. Knapp 21 Prozent Eine erfreuliche Nachricht zum terbildung sind nicht allein auf die Be- erklären: „Wir haben einen Kompro- Schluss: Die interprofessionelle Zusam- lastungen in der Corona-Krise zurück- miss für meine persönliche Situation menarbeit mit den Mitarbeiterinnen zuführen – sie treten auch sonst häufig gefunden.“ 39 Prozent wünschen sich und Mitarbeitern aus anderen thera- auf. Rund 51 Prozent der Ärztinnen mehr Flexibilität ihres Arbeitgebers und peutischen Gesundheitsfachberufen und Ärzte haben solche Probleme mit weitere 20 Prozent bekommen in die- wird ganz überwiegend positiv ge- Rotationen, bei 36 Prozent ist das nicht ser Hinsicht gar keine Unterstützung sehen. Jeder Zehnte beurteilt die in- der Fall. „Offizielle Rotationen werden durch den Arbeitgeber. terprofessionelle Zusammenarbeit als immer wieder unterbrochen, weil man „sehr gut“, 45 Prozent beurteilen sie in anderen Bereichen aushelfen muss“, Steigende Bereitschaft, im als „gut“ und 37 Prozent als „befriedi- schreibt einer der Befragten in einem ambulanten Bereich gend“. Nur acht Prozent empfinden die Kommentar. „Gewünschte Rotationen Zusammenarbeit mit der Pflege und tätig zu werden werden wiederholt in Frage gestellt. anderen Gesundheitsfachberufen als In Aussicht gestellte Rotationen kurz- Vor diesem Hintergrund kommt der „schlecht“ oder „sehr schlecht“. fristig widerrufen“, beklagt ein ande- wachsenden Bereitschaft, nach der Wei- rer. Und in einem weiteren Kommen- terbildung in den ambulanten Bereich tar heißt es: „Durch den eklatanten zu wechseln, besondere Bedeutung ■ M. B. Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021 | 11
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK HONORIERUNG Das finanzielle Aushungern der Vertragsärzteschaft Jedes Jahr finden zwischen dem mit Geschäftspartnern zu tun haben, Was machen diese jährlichen „Aus- Spitzenverband Bund der Kran- welche mit Basar-ähnlichem Gebaren hungerungsprozesse“ mit der Vertrags- kenkassen und der Kassenärztli- jenseits jedweder gesamtgesellschaft- ärzteschaft und welche Folgen sind für chen Bundesvereinigung Verhand- lichen Verantwortung diejenige Be- die Versorgung zu befürchten? Wenn lungen zum Orientierungspunkt- rufsgruppe abstrafen wollen, die das wiederkehrende Prozesse der Nichtan- wert der ärztlichen Leistungen Rückgrat in der ambulanten medizi- erkennung von Leistungen, der nicht in der GKV statt .Der Orientie- nischen Versorgung der Bevölkerung ausreichenden Wertschätzung ganzer rungspunktwert, welcher die darstellen. Dies wurde gerade in der Berufsgruppen und dem Beurteilungs- Bepreisung der in Punktwerten Corona-Pandemie wieder eindrucksvoll desaster von Anspruch und Wirklich- dargestellten Leistungselemente unter Beweis gestellt. Über 1 Milliarde keit, die politische und wirtschaftliche der Vertragsärzte bei der Medizi- Patientenkontakte im Jahr und allein Debatte zwischen Krankassen und Ver- nischen Behandlung der Patienten 70.000 Behandlungen pro Tag in Bran- tragsärzteschaft weiter maßgeblich be- darstellt, gilt als die die wesent- denburg sollten Gründe genug sein, stimmen, werden Ärztinnen und Ärzte lichste finanzielle Basisgröße der wenigstens die inflationsbedingten und zunehmend unzufriedener und unter ambulant tätigen Vertragsärztin- Teuerungsratenbedingten Verluste in hohen wirtschaftlichen Druck geraten. nen und Vertragsärzte. den Praxen auszugleichen. Ärztinnen und Ärzte zu- Entwickelt dieser sich nicht oberhalb Daher hatte die KBV als Verhand- nehmend im Stich gelassen der Inflation und der allgemeinen Teu- lungspartner der Vertragsärzte auch erungsrate weiter, kommt es zu Netto- eine Steigerung von 3 Prozent gefor- Dabei wollen sie doch weiterhin eine einkommensverlusten bei den nieder- dert. Der erweiterte Beratungsaus- Medizin anbieten die durch Empathie, gelassenen Ärzten. schuss entschied jedoch eben nur Zuwendung und hohe Qualität ge- 1,25 Prozent zuzulassen und somit die kennzeichnet ist. Dies schließt gerade Unter anderem die ständig steigen- weitere Talfahrt in der Ertragslage der auch den medizinischen Fortschritt ein, den Tendenzen der Lohnentwicklun- Vertragsarztpraxen zu beschleunigen. ohne den die Behandlungserfolge der gen für medizinische Fachangestellte letzten Jahre nicht zu erklären wären. führen weiterhin zu einer seit Jahren Missverhältnis zwischen Ärztinnen und Ärzte in der vertrags- anhaltenden negativen Ertragslage Leistung und Honorar ärztlichen Versorgung sehen sich damit vieler, vor allem gebietsärztlicher Pra- aber zunehmend im Stich gelassen und xen und werden langfristig die Versor- Diese erneute Dissonanz zwischen müssen zwangsläufig Effizienzsteige- gung gefährden. Hatten wir doch im der Honorierung erbrachter medizi- rungen ergreifen, um das wirtschaft- Jahre 2017 einen Anstieg des Orientie- nischer Leistungen und den realen liche Überleben der eigenen Praxis zu rungspunktwertes von nur 0,9 Prozent, Erfordernissen der Betreuung unserer sichern. Schon jetzt erbringen einige 2018 eine Steigerung von 1,18 Prozent Patienten unter den zu Recht gestie- gebietsärztliche Fachgruppen bis zu und nun aktuell eine Steigerung von genen Qualitätsanforderungen – auch 20 Prozent an Leistungen, die nicht re- nur 1,25 Prozent zu verkraften. Dabei vor dem Hintergrund des Demografie finanziert werden. Langfristig wird sich steht in dem für die Vertragsärzteland- Wandels – wirft neue Fragen auf und hier eine Veränderung abzeichnen und schaft zuständigen Bundesmantel- könnte ungewohnte, ja sogar patien- noch mehr Lücken aufreißen. vertrag eindeutig formuliert, dass die tenschädliche Aspekte in der GKV zur wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Folge haben. Werden so Entwicklun- So gibt es auch im Hausärztlichen also nicht zu ändernde Fixkosten für gen zementiert, die eigentlich niemand Sektor bereits Tendenzen, aus wirt- die Praxen ausreichend zu berücksich- wirklich haben möchte? schaftlichen Gründen keine Hausbe- tigen seien. suche mehr anbieten zu können, weil Karl Marx hat in der Kritik zur poli- es sonst die Praxis finanziell gefährdet Kassen ignorieren tischen Ökonomie die These formu- würde. Die Kollegen haben das Gefühl, Kostenentwicklung liert, dass nicht das Bewusstsein das dass Mehrleistungen für Patient und Sein bestimmt, sondern das Sein das Gesellschaft nicht erwünscht sind oder Aber was ist stattdessen gesche- Bewusstsein verändert. Dieser Satz nicht finanziert werden sollen. Hier hen? Während die Inflationsrate 2021 ist nach allgemeiner Lehrmeinung der treffen ärztliches Selbstverständnis und bei über 4 Prozent und der Verbrau- einzige von Karl Marx, der immer noch gesellschaftliche Realität aufeinander cherpreisindex für Energie bei 12,6 gültig ist. Er gilt für alle Gesellschaften mit dem langfristigen Ergebnis, dass Prozent liegt, bietet der Sozialpartner und die dort stattfindenden Prozesse. sich das Bewusstsein bei dem Betrof- Krankenkasse den Ärzten 0 Prozent Im konkreten Fall also auch für die Ver- fenen ändert, da das gesellschaftliche Steigerung an! Spätestens da wird handlungsprozesse zum Orientierungs- Sein so übermächtig die Zustände be- wohl jedem klar, dass wir es eher punktwert der Vertragsärzte. stimmt. 12 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK Zwischenmenschliche Pro- beizustehen und ihn zu begleiten. Soll- Pandemiebekämpfung darstellte. All zesse werden kapitalisiert ten die gesellschaftlichen Rahmenbe- dies wird dazu führen in der Patienten- dingen dies bald nicht mehr zulassen, betreuung nur noch mit den Kriterien Die Kardinalfrage, welche Medizin würden Kolleginnen und Kollegen sich der Notwendigkeit, Wirtschaftlichkeit gesellschaftlich gewollt ist, wird de zurückziehen und sogar noch zeitiger und der Zweckmäßigkeit zu agieren facto nicht beantwortet. Stattdessen ihre Praxen aufgeben, als sie es getan und langfristig einen Neuen Typus Arzt werden komplizierte zwischenmensch- hätten, wenn sie von unseren Sozial- erzeugen. Wir erinnern uns: Das Sein liche Prozesse zum Nachteil unserer partnern, wie Krankenkassen, vielfälti- bestimmt das Bewusstsein. Patientinnen und Patienten kapitali- ge Wertschätzung, Anerkennung und siert. Wenn junge Ärztinnen und Ärzte eine ausreichende Ausfinanzierung Wenn diese prozessualen Gesetzmä- zum Berufseinstieg vermittelt bekom- ihrer Praxistätigkeit zugesprochen be- ßigkeiten nicht wirksam werden sollen, men, dass sie besonders effektiv und kommen hätten. ist ein generelles Umdenken und ein effizient sein müssen, um Rendite zu breiter gesellschaftlicher Diskurs drin- erwirtschaften, werden Patienten zu Umsteuern gend von Nöten. Nur dann kann die Kunden, Ärzte zu Leistungserbringern dringend erforderlich Betreuung unserer Patienten weiterhin und die medizinische Behandlung ein auf hohem Niveau erhalten und fortge- wirtschaftlicher Vorgang mit digitaler Die zu Recht erfolgte millionen- führt werden. Überwachung. schwere Unterstützung der Kranken- häuser und des ÖGD gerade in der Dies wird zwangsläufig Menschen Pandemie erfolgt leider für die rund ■ Dr. Hanjo Pohle verändern. Es wird uns alle vom Grund- 140.000 Vertragsärzte nicht bzw. Vorsitzender Hartmannbund Brandenburg gedanken guter Medizin entfernen – nicht ausreichend – obwohl die ambu- nämlich dem leidenden Menschen lante Versorgung das Rückgrat in der VIERTE WELLE DER CORONA-PANDEMIE Spätestens jetzt impfen lassen Angesichts der aktuell drama- Infizierten und Erkrankten im Lande so Schulz. In diesem Zusammenhang tischen Entwicklung der Pande- aktuell bei geschätzten 10.000 Men- griff der Kammerpräsident auch die mie hat die Landesärztekammer schen. 329 Personen werden in den immer wieder behauptete Gefahr von Brandenburg die Bürgerinnen und Brandenburgischen Kliniken wegen Langzeitschäden Jahre nach der Imp- Bürger im Lande nochmals dazu einer COVID-19-Erkrankung stationär fung auf, die nach übereinstimmender aufgerufen, sich – so noch nicht behandelt. 51 Patienten befinden sich Expertise der Behörden und der medi- geschehen – gegen Covid-19 imp- in intensivmedizinischer Behandlung, zinischen Wissenschaft nicht zu erwar- fen zu lassen. 45 von ihnen müssen beatmet werden. ten sind. „Bis jetzt wurden weltweit Die 7-Tage Inzidenz hat mit 258,0 in 7,34 Mrd. Dosen der zugelassen Co- „Es besteht kein Zweifel daran, dass Brandenburg seit Beginn der Pandemie ronaimpfstoffe verabreicht. 3,15 Mrd. die vollständige Impfung ein guter einen neuen Höchststand erreicht, der Menschen (40,4 Prozent) sind rund um Schutz davor ist, sich mit dem Virus noch über den Werten auf Bundes den Globus bereits vollständig geimpft. zu infizieren und an Covid-19 schwer ebene liegt. In der Vorwoche lag er im Dies alles geschieht unter ständiger zu erkranken“, erklärte Dipl.-Med. Land bei 134,1. Spitzenwerte gibt es Beobachtung unabhängiger Studien Frank-Ullrich Schulz, der Präsident der jedoch nicht bei der Zahl der Geimpf- und mit permanenter Überwachung Landesärztekammer Brandenburg. ten. Hier liegt Brandenburg bei den durch die Arzneimittelbehörden in den Nicht zuletzt: „Damit schützt man vollständig Geimpften unter den Bun- Ländern dieser Erde. Ein solch großes nicht nur sich selbst, sondern auch desländern mit 61,0 Prozent vor Sach- Sicherheitsnetz hat es in der Pande- seine Angehörigen, Kinder, Enkel und sen an vorletzter Stelle. Bundesweit miebekämpfung bislang noch nie ge- Freunde.“ sind dagegen aktuell 67,2 Prozent der geben. Alle Experten sind sich daher Bevölkerung vollständig geimpft. einig: Zugelassene Corona-Impfstoffe Ein Blick auf die aktuellen Daten zeige, sind nicht nur sicher und wirksam, sie dass die vierte Welle der Corona-Pan- Schulz rief die noch Ungeimpften sind schlicht und ergreifend unverzicht- demie auch Brandenburg fest im Griff dringend dazu auf, Kontakt zu ihren bar – auch für die Brandenburgerinnen habe. So hat sich die Zahl der Infi- Ärztinnen und Ärzten zu suchen, um und Brandenburger.“ zierten im Lande nach Mitteilung des sich dort beraten zu lassen. Es sei wich- Gesundheitsministeriums allein inner- tig, dass die Menschen Informationen halb von 24 Stunden um 1.467 erhöht. erhielten, die wissenschaftlich belegt ■ LÄKB Zum Stand 10.11.2021 lag die Zahl der sind und denen sie vertrauen könnten, Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021 | 13
KAMMERINFORMATIONEN/GESUNDHEITSPOLITIK BERUFSVERBAND FÜR ORTHOPÄDIE UND UNFALLCHIRURGIE E. V. BVOU-Ehrenmitgliedschaft für Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Schulz war langjähriges Mitglied des Unfallchirurgie. Von 1991 bis 2018 geschäftsführenden Vorstandes des führte er als niedergelassener Arzt BVOU sowie Vizepräsident des Verban- eine Praxis für Orthopädie in Branden- des. Anlässlich des Jahreskongresses burg an der Havel, in der er seit 2019 erhielt er während des Präsidentendin- als angestellter Arzt weiter tätig ist. Im ners am 25. Oktober aus der Hand des Januar 2017 wurde er zum Präsidenten BVOU-Präsidenten, Dr. Johannes Flech- der Landesärztekammer Brandenburg tenmacher, seine Auszeichnung für gewählt. In diesem Amt wurde er 2021 langjährige Verdienste um den Verband. bestätigt. Schulz: „Ich freue mich sehr über diese Würdigung, denn sie spie- Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz wur- gelt meine langjährigen Tätigkeiten in de 1952 in Frankfurt/Oder geboren. unserem Berufsverband, insbesondere Er studierte Medizin von 1970 bis bei der Interessensvertretung unseres Dr. Johannes Der Berufsverband für Ortho- 1975 in Greifswald, erhielt 1975 sei- Faches im Bereich der Weiterbildung Flechtenmacher, pädie und Unfallchirurgie e. V. ne Approbation sowie im Jahr 1982 wider.“ Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz, (BVOU) hat Dipl.-Med. Frank-Ul- seine Anerkennung als Facharzt für Dr. Burkhard Lembeck lrich Schulz zum Ehrenmitglied Orthopädie und 2009 die Anerken- Foto: © Intercongress ernannt. nung als Facharzt für Orthopädie und ■ E.B. Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Ärztinnen und Ärzte, Altgriechisch „panta rhei“ oder lateinisch „cuncta fluunt“ – alles ist im ständigen Wandel –, so hat bereits der griechische Philosoph Heraklit (um 520 v. Chr. – um 460 v. Chr.) mit weiser Voraussicht den Lauf der Zeit und der Welt charakterisiert. Das Weihnachtsfest steht fest, aber wie wir es feiern, so zeigt es sich momentan im Zeichen der Corona-Pandemie, ist abhängig von den Umständen. Weihnachten wird als Fest der Geburt Christi am 25. Dezember gefeiert und ist neben Ostern und Pfingsten eines der drei wichtigsten Feste im Kirchenjahr. Christen und Nichtchristen freuen sich auf die Festtage und der damit verbundenen religiösen wie auch weltlichen Vielfältigkeit der Gestaltung. Aber auch dieses Weihnachtfest wird vermutlich nicht ganz so unbeschwert verlaufen, wie wir es aus früheren Jahren gewohnt sind. Die Corona-Pandemie hält die Welt immer noch in Atem. Wir alle sehnen uns nach einem „normalen“ Weihnachtsfest mit Familie, Freunden und stimmungsvollen, vorweihnachtlichen Besuchen auf Weihnachtsmärkten. Aber vielleicht lehrt das pandemische Weihnachten uns ja doch etwas für die Zukunft: dass die oft sehr großen Erwartungen an das Weihnachtsfest, diese Gefühls- und Konsumexplosion an einem einzigen Abend und Tag nicht sein müssen. Vielmehr sollte das Gefühl von Geborgenheit und das Gefühl der Herzenswärme wieder im Vordergrund stehen. Unser größter Wunsch zum Weihnachtsfest wird auch in diesem Jahr, sicher der Wunsch nach einem „normalen“ und gesunden Jahr 2022 sein. Wir, der Vorstand der Landesärztekammer Brandenburg sowie die Geschäftsführung, bedanken uns für das große Engagement der ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte und den Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir wünschen Ihnen vor allem Gesundheit und alles Gute und freuen uns auf ein gemeinsames, erfolgreiches Jahr 2022. Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz Dr. jur. Daniel Sobotta Präsident Geschäftsführer 14 | Brandenburgisches Ärzteblatt 12 • 2021
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